Das BLV

Kultur
11. Mai 2016 I Seite
Mit Percival Musik neu fühlen
Bewegtes Leben
Rocksongs voller Power und einfühlsame Balladen / Akustikkonzert im „Erlesenes“
Von Jenny Neumann an. Kein Wunder, denn sie alle schung aus eigenen Titeln, die den in seinen Bann. Seine leisen
Vegesack – Am vergangenen
Freitag erlebten die Gäste im
„Erlesenes – Das Café im Kito“
magische Musikmomente. Die
Location war bis auf den letzten Stuhl ausverkauft und zog
selbst Besucher aus Hamburg
wurden Teil eines besonderen Konzerts von Rocksänger
Percival. Der gebürtige Texaner lieferte zusammen mit
dem Gitarristen Edin Colic ein
Akustikkonzert mit Liedern
aus seinem aktuellen Album
„stripped songs“ – eine Mi-
Geschichten aus seinem Leben widerspiegeln, und CoverSongs von seinen persönlichen
Idolen wie Bob Dylan, David
Bowie und Prince.
Ob Rock oder Ballade, Percival zog mit seiner rauchigen
Stimme vom ersten Ton an je-
Rocksänger Percival (links) mit seiner musikalischen Ein-Mann-Begleitung: Gitarrist Edin Colic.
FOTO: AHL
Töne trafen die Zuhörer mitten ins Herz. So zum Beispiel
bei dem Lied „Eleanor Rigby“
von Paul Mc Cartney, bei dem
nicht nur der Künstler selbst
zu Tränen gerührt war. Doch
Percival wäre keine Rockröhre,
wenn er die Zuhörer nicht im
nächsten Moment wieder mit
seiner unglaublichen Power in
der Stimme bildhaft fast vom
Stuhl beziehungsweise von der
Couch gerissen hätte. Er selbst
performte teilweise so energisch auf seinem Hocker, das
man dachte, er würde am liebsten tanzend aufspringen – wie
einige Zuschauer ebenfalls.
Den krönenden Abschluss des
Abends lieferte er mit dem legendären Hit „Purple Rain“
von Prince.
Die Location bot eine einzigartige Atmosphäre für dieses
Konzert. Der Zuschauer hatte das Gefühl, Percival sitze
direkt bei ihm zu Hause im
Wohnzimmer und gäbe ein Privatkonzert, zu dem man sich
noch ein paar nette Freunde
mit eingeladen hatte. Für Veranstalter Lutz Hößelbarth war
dieser Auftritt „eine Sternstunde im Erlesenes“.
Die nächsten Monate tourt
Percival weiter durch Deutschland und gibt 2016 insgesamt 50
Konzerte. Auch ein zweites Album folgt noch in diesem Jahr.
Percival im Interview
Von niemandem kontrollierbar, aber von der Musik regiert
Percival ist in Dallas, Texas
geboren und absolvierte dort
die Arts Magnet High School
mit Schulgenossen wie Erykah Badu, Nora Jones, Roy
Hargove und Edie Brickell.
Seine eigenen Lieder sind
rockig und verzeichnen Elemente des Grunge. In Europa
tourte Percival mit verschiedenen Bands und trat im Vorprogramm von Jamiroquai,
Alanis Morissette, Lauryn
Hill, Bryan Adams und Skunk
Anansie auf. Als BackgroundSänger unterstützte Percival
diverse Künstler bei ihren
Studioaufnahmen, TV- und
Liveauftritten sowie ihren
Tourneen.
Das BLV: Was reizt dich
daran, nicht vor wie gewohnt
20 000 Menschen, sondern vor
einem eher kleinen Publikum
wie im „Erlesenes“ zu spielen?
Percival: Es ist so intim. Ich
kann den Menschen in die Gesichter schauen. Und Gesichter
erzählen eine Geschichte – das
bringt mich in die Musik.
Das BLV: Was bedeutet für
dich Musik?
Percival: Es drückt alles aus.
Die Musik macht mit mir, was
sie will. Sie regiert mich und
ich bin nur ein Instrument.
Das BLV: Ist der Percival
von heute noch der von der
Pro7-Fernsehshow „The Voice
of Germany“?
15
Percival: Heute mache ich,
was ich will und keiner kann
mich zu etwas zwingen. Ich
bleibe einfach unkontrollierbar. (lacht)
Das BLV: Wo hast du den
Gitarristen Edin Colic kennen
gelernt?
Percival: Edin habe ich im
Internet spielen sehen und war
begeistert. Eine gute Freundin
hat den Kontakt zwischen uns
hergestellt, und jetzt machen
wir seit einem Jahr gemeinsame Auftritte.
Das BLV: Vielen Dank für
das Gespräch.
Das Interview führte Jenny Eine Stimme voller Gefühl und
Neumann.
FOTO: AHL
Power in einem.
Autor, Sänger und Songwriter Alfred Zech
Von Antje Spitzner
Blumenthal – „Die
Chance
zu
leben
... hab ich spät erkannt“, heißt ein
Song
von
Alfred
Zech. Diesen Titel trägt auch nun
das Buch, das er geschrieben hat und
das 2016 im Tredition
Verlag erschienen ist.
Norddeutsch zurückhaltend hat der Blumenthaler sein Leben
beschrieben,
„von
der Geburt bis zum
Rentenalter“, wie es
auf dem Cover steht.
Was so nüchtern erzählt ist, stellt sich
als ziemlich fesselnd
heraus. Der musisch
begabte Mann mit
Interesse für Buddhismus beschreibt
die Brüche in seiner
Vita, berichtet von
Krankheit und gescheiterten
Beziehungen. Aber auch
Wissen, Witz und
Weisheit hält er dem Alfred
Leser nicht vor. Außerdem gibt das Buch einen
Einblick in seinen beruflichen Werdegang, reißt aber
nur wenig an, wie wichtig
die Musik für ihn ist und
war. Vor seiner Bypass-operation im vergangenen Jahr
habe er immer wieder auf
der Bühne gestanden, derzeit bietet er in Alten- und
Pflegeheimen
deutschen
Schlager und Tanzmusik an.
Neu sind die Lesungen mit
Musik.
„Ein Gitarrenakkord hat
eine bestimmte Farbe“, erklärt Alfred Zech. Gern gibt
er auch eine Probe seines
Könnens – mit ruhiger, angenehmer Stimme. „Ich habe
jahrelang Rockmusik gemacht, beispielsweise waren
wir im ‚Meisenfrei‘“, berichtet er. Bestimmt 1000 Songs
habe er geschrieben, von
denen der Großteil noch in
der Schublade schlummere.
Seine erste Band hat er mit
zwölf gegründet. Er singe
Blues, Rock und Klassik, Bekanntes in Englisch, vor allem Eigenes nur in Deutsch.
„Als ich vor ein paar Jahren begonnen habe, die
FOTO: AS
Zech
Songs nur mit der Gitarre
zu spielen, haben die Leute angefangen, zuzuhören“,
berichtet der 66-Jährige.
Die Texte seien nun anders
wahrgenommen
worden,
konnte er feststellen.
Das Buch „Die Chance zu
leben“ hat er 2009 begonnen
zu schreiben. Der Kick, sich
dahinterzuklemmen,
sei
nach der Operation im vergangenen Jahr gekommen.
Inzwischen ist ein Nachfolgeband angedacht. Des Weiteren wird noch in diesem
Jahr ein Krimi erscheinen,
bei dem Alfred Zech auf sein
bewegtes Leben als gelernter Versicherungskaufmann
und -profiler zurückgegriffen hat.
Das Schreiben und das
Musizieren packe ihn, da sei
er „drin“. „Am liebsten hätte ich ein Holzhaus an der
Nordsee, würde gern dort
mit dem Rauschen des Meeres aufwachen und dann nur
noch schreiben und Musik
machen“, sagt er.
Weitere Infos gibt es unter
www.rockremind.de
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