Sternschuppen-Ausgabe Juni 2014
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Sternschuppen-Ausgabe Juni 2014
1 5001 AARAU Bahnhofstrasse 55 Telefon 062 838 22 22 www.trotteraarau.ch 2 3 INHALTSVERZEICHNIS STERNSCHNUPPEN Ausgabe Juni 2014 IMPRESSUM ……………………………………...…………....... 5 EDITORIAL ………………………….…………………….……... 6 AUS DER AVA …………………………………………......…….. 7 Zum Gedenken an unseren Paul Bachofer Wir denken an unseren verstorbenen Andreas Hofer EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ............... 10 1 - Seit dem Jahr 2000: 26-mal „Menschheit im Glück“ 2 – Im Jahr 1969 – also vor 45 Jahren 3 - Kommen Sie doch gleich mit auf einen Mondspaziergang! AUS DER AVA ......................................................................... 15 Protokoll der 59. Generalversammlung der AVA AVA VERANSTALTUNGEN ..................................................... 22 Aktuelles DIE GROSSEN TELESKOPE DES 3. GRAFEN (Teil 2) ......... 24 Starke Frauen Frühe Astrofotografie Astronomie im Herzen Irlands Die Auferstehung des Riesenteleskops AUS DER AVA .......................................................................... 27 Der Meteorit von Ensisheim AUS DER AVA ......................................................................... 29 Beobachtungen von Gammablitzen mit dem Satelliten RHESSI AUS DER AVA-FACHGRUPPE METEORITEN ....................... 32 Tscheljabinsk in Winterthur SCHLUSSPUNKT .................................................................... 34 4 IMPRESSUM STERNSCHNUPPEN Redaktion und Layout Manfred Koch Sonnhalde 23 5018 Erlinsbach [email protected] Abonnemente und Adressen Fritz Maurer Zopfweg 12 5033 Buchs [email protected] Druck und Verlag Rohr Reprografie Kasinostrasse 25 5000 Aarau PräsidentJonas Schenker Rütiweg 6 5036 Oberentfelden [email protected] Internet AVAwww.sternwarte-schafmatt.ch PC-Konto (Vermerk: Sternschnuppen) 50-16754-7 Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 1. September 2014 5 EDITORIAL Sternschnuppen: Glücks- oder Unglücksboten? Liebe Leserin, lieber Leser Jeden Monat gibt es in den aktuellen Astro-Vorausmeldungen Angaben über Sternschnuppenströme. Heutzutage weiss man, dass es sich hier meist um Rückstände eines Kometen handelt. Da die Kometenbahn die Erdbahn kreuzt, können solch grössere oder kleinere Staubpartikel in die Erdatmosphäre eintreten. Dabei kommt es zu wunderschönen Leuchterscheinungen, die im Volksmund Sternschnuppen genannt werden. Die auslösenden Partikel sind meist winzig klein, können gelegentlich aber auch Faustgrösse aufweisen. (Bei noch grösseren Objekten spricht man jedoch nicht mehr von Sternschnuppen!) Täglich dringt solches Material mit der respektablen Gesamtmasse von etwa 40 Tonnen in die Atmosphäre. Davon können wir indessen bloss einen ganz kleinen Teil gelegentlich als nächtliche Leuchtspuren zu Gesicht bekommen. Wenn man eine solche Leuchterscheinung sieht, wird sie im Volksglauben als Glücksbringerin betrachtet, denn nun „soll“ ein geheim gehaltener Wunsch in Erfüllung gehen. Was aber steckt wohl hinter diesem Wunschdenken? Ein Aberglaube? Woher aber der Aberglaube stammt, der weltweit so viele Menschen beim Anblick einer Sternschnuppe ihre Wünsche gen Himmel richten lässt, vermag niemand zu sagen. Allerdings sind die leuchtenden Erscheinungen nicht in allen Kulturkreisen Glücksbringer. In ländlichen Gegenden der Mongolei gelten Nächte voller Sternschnuppen als „Nächte des Schreckens“. Denn jede Schnuppe steht für einen unmittelbar zuvor Verstorbenen, dessen Seele mit der Lichterscheinung die Erde verlassen hat. Für die Ur-Bevölkerung der Andamanen-Inseln im Indischen Ozean stellen Sternschnuppen ebenfalls eine Bedrohung dar. Sie glaubt, dass Waldgeister ihre Fackeln entzündet haben und jetzt die Menschen jagen, die noch nicht zu Hause sind. Herzlichst, Ihr 6 AUS DER AVA Zum Gedenken an unseren Paul Bachofer (31. Juli 1926 – 10. Januar 2014) von Peter Grimm, Auenstein Paul Bachofer wurde 1926 im Fricktal geboren. Während des Krieges machte er eine Lehre bei der BBC in Baden, etwas später absolvierte er im Winterthurer Technikum den Studiengang „Elektrotechnik“. Von 1951 an arbeitete er bei der damaligen Aarauer Firma Sprecher & Schuh und war bald weltweit für Montagearbeiten und Kundenservice unterwegs. Seine Persönlichkeit und seine Arbeit wurden überall geschätzt und trugen ihm sogar den Übernamen "Mister Sprecher" ein. Obwohl die Firma mehrmals Besitzer und Namen änderte, blieb Paul dem Betrieb bis zu seiner Pensionierung treu. Zeit seines Lebens war er an Natur, Technik und Geschichte interessiert. So trat er dem SAC Aarau bei und 1991 auch der AVA. Seine Tochter Bernadette berichtet, dass er ihr während ihrer Kantizeit auf der Spannort-Hütte begeistert einige Sternbilder gezeigt und es bedauert hat, nicht noch weitere zu kennen. Mit ihm zusammen habe sie sich zudem bis jeweils spät in die Nacht hinein alle Mondlandungen angeschaut. Nach seiner Pensionierung Mitte 1991 blieb ihm endlich Zeit, all seinen Interessen nachzugehen, und so kam er wohl zur AVA. Er schätzte es, dort nicht nur Wissen vermittelt zu bekommen und neue Bekanntschaften zu schliessen, sondern auch praktisch mitarbeiten zu können. Seine Spende für die neue Montierung im Jahr 2007 ist gewiss Beweis dafür, dass ihm die Sternwarte und die AVA am Herzen lagen. Peter Steiner erinnert sich: „Nachdem der Rohbau der Sternwarte fertig war, beteiligte sich Paul mit grossem Engagement an den Installationsarbeiten der haustechnischen Einrichtungen: bei der Überwachung des Aushubs, sodann bei der Verlegung des 600 Meter langen 400-Volt-Speisekabels und des Telefonkabels sowie beim Einbau der mechanischen Einrichtungen. Wir spürten Pauls Liebe und Hingabe zu den Arbeiten in der Sternwarte. Die daraus resultierende Qualität seiner Arbeiten kann der Kenner in der Warte heute noch „lesen“. Durch seine besonnene Art war Paul ein geschätzter Kamerad für alle im Installations-Team“. 7 Nach dem Tod seiner Gattin lebte er allein in seinem Unterentfelder Haus, meisterte aber sein Leben – auch dank der grossen Hilfe seiner 7 Töchter – ganz ausgezeichnet. Im Jahr 2012 erlitt er jedoch verschiedene gesundheitliche Schicksalsschläge, die sein Leben zeichneten. Im Suhrer Altersheim Steinfeld fand er aber wieder Boden unter den Füssen. Er freute sich am Mailkontakt mit AVA-Freunden, und als ich ihn im November 2013 besuchte, zeigte er sich sehr optimistisch. Leider teilte ihm sein Schicksal einen anderen Weg zu: Gegen Ende des letzten Jahres verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand sehr rasch, und am 10. Januar 2014 verliess er diese Welt. Wir denken an unseren verstorbenen Andreas Hofer (4. August 1934 - 26. Januar 2014) von Josef Käser, Erlinsbach Die Jugendjahre erlebte Andreas am schönen Sempachersee. Zusammen mit seiner Frau Emmi hat ihn darauf der Lebensweg nach Erlinsbach geführt. «Ziele nach dem Mond. Selbst wenn du ihn verfehlst, wirst du zwischen den Sternen landen» Dieser Sinnspruch, der auf seiner Todesanzeige zu lesen ist, gibt gewiss einen Hinweis darauf, dass ihn das Geschehen am Firmament besonders interessiert hat. Jedenfalls trifft man ihn schon früh in der Astronomischen Vereinigung Aarau an. In unserem Verein muss er sich wohlgefühlt haben, war er doch sein halbes Leben lang ein aktives Mitglied und an den verschiedenen Veranstaltungen stets zugegen. Als AVA-Kassier stellte er seine Zuverlässigkeit über viele Jahre hinweg auch unserem Verein zur Verfügung. In einem muffigen Keller am Rain in Aarau formte er zusammen mit einem knappen Dutzend weiterer Sternfreunde und unter dem Kommando von Roland Piccard eine runde rohe Glasscheibe zu einem hochpräzisen Parabolspiegel. Nach dem mühevollen „Spiegel-Schleifen“ ging es jeweils noch zum gemütlichen Teil, wo uns Andreas immer wieder mit anregenden Gedanken und Fragestellungen sowohl verblüffte als auch bereicherte. Gerne denke ich an eine Reise zurück, auf der sich Andreas mit unserer AVA-Gruppe als Schiffskapitän auf südfranzösischen Kanälen versuchte. Beim abendlichen Grillieren am Kanalufer lernten wir ihn als humorvollen, geselligen Menschen schätzen und besser kennen. 8 In seinen vielen Jahren als AVA-Mitglied setzte sich Andreas immer wieder für den Verein ein: Beispielweise als Helfer bei diversen Veranstaltungen, beim Bau der Sternwarte oder indem er zusammen mit seiner Frau Emmi - „einfach so“ - mal wieder das Gras vor der Sternwarte mähte. Als langjähriger Demonstrator erklärte er unzähligen Leuten auf der Schafmatt die Sterne mit ihren schwierigen morgenländischen Eigennamen. Weil ihn solch’ Astronomisch-Historisches interessierte, wurde er Mitglied in der Fachgruppe der AVA-Historiker. Auch wenn ihm die Mitarbeit in den letzten Lebensjahren aus gesundheitlichen Gründen immer schwerer fiel, fühlte er sich in dieser Runde wohl und genoss die stattfinden Diskussionen über den gestirnten Himmel und die jeweiligen Vorstellungen der Menschen. Auf der Schlusspunkt-Seite findet sich noch eine Facette von Andreas, die vermutlich vielen Mitgliedern nicht bekannt gewesen ist. Ich denke, er hat die sorgfältig gereimte „Mitteilung“ an den damaligen Sternwarten-Einsatzleiter so geschrieben: Auf seinem geliebten Balkon, die wohlriechende Pfeife im Mund und ein Gläschen Roten vor sich --- sowie ein Lächeln im Gesicht, wenn wieder ein Reim gepasst hat. 9 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 1 - Seit dem Jahr 2000: 26-mal „Menschheit im Glück“ Medienberichte liessen kürzlich aufhorchen, laut denen die Erde seit dem Jahr 2000 mindestens 26-mal von einem grösseren Brocken aus dem Weltraum getroffen worden ist. Entdeckt wurden die „Treffer“ bei Auswertungen von Ergebnissen aus einem weltumspannenden Netz von Atomtest-Sensoren in den vergangenen 14 Jahren. Die erwähnten 26 Explosionen stammen nachweislich nicht von Nuklearwaffen und blieben – bis auf eine, Tscheljabinsk – unbemerkt. Die erwähnten 26 Einschläge sollen je die Sprengkräfte zwischen 1000 und 600'000 Tonnen (1 – 600 Kilotonnen KT) aufgewiesen haben. Der letztjährige Tscheljabinsk-Meteorit hat rund 600 KT erreicht. Das entspricht etwa dem 40-Fachen der Hiroshima-Atombombe. Die meisten Explosionen ereigneten sich in grosser Höhe beim Eindringen in die Erdatmosphäre, weshalb sie auch keine Schäden anrichteten. Und zum Glück auch oft über den Ozeanen. Einzig das Tscheljabinsk-Ereignis gab uns eine „Ernstfall-Kostprobe“. Federführend bei der Veröffentlichung dieser Informationen war die im amerikanischen Seattle beheimatete Stiftung U612. Sie stellt Dokumentationen zur Verfügung, in denen mehr über diese Ereignisse zu finden ist – beispielsweise hier: https://b612foundation.org/list-of-impacts-from-impact-video/ Dass alles gerade jetzt veröffentlicht wird, ist wohl kaum zufällig: Die Stiftung sammelt nämlich Geld für ein privat finanziertes Infrarot-Teleskop. Es soll im Erdorbit stationiert werden, um auf diese Weise potentiell gefährliche Weltraumbrocken so frühzeitig erkennen zu können, dass genügend Zeit für Abwehrmassnahmen bleibt. Der Name der Stiftung – U612 - geht übrigens auf das Buch „Le Petit Prince“ von Antoine de Saint-Exupéry (1900 - 1944) zurück – genauer: auf den Namen des Heimat-Asteroiden der Romanfigur. Im Tagesanzeiger ist eine eindrückliche Weltkarte von globaia.org aufgeschaltet, auf welcher diese 26 „Treffer“ von ihrer Grösse und dem Einschlagsgebiet her zu sehen sind: http://blog.tagesanzeiger.ch/datenblog/index.php/2072/hier-hatte-die-erde-26-malglueck 10 2 – Im Jahr 1969 – also vor 45 Jahren Nicht ganz, doch fast auf den Erscheinungstermin dieser STERNSCHNUPPEN genau, vor 45 Jahren, erfolgte die Landung der ersten Menschen auf dem Mond. Vielleicht haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, das sogar noch selber mitverfolgt, sind – wie der Schreibende – die halbe Nacht über am Fernsehapparat geblieben, um das Ereignis zwar noch nicht richtig farbig, sondern bloss zweifarbig am Bildschirm mitzuverfolgen. Aber wissen Sie, was sonst noch alles im Jahr 1969 Schlagzeilen gemacht hat? Hier eine kurze und nicht vollständige Chronologie solcher Ereignisse: 3. Januar: Das ZDF beginnt mit der Ausstrahlung der Fernsehserie Der Kommissar mit Erik Ode in der Titelrolle. 21. Januar: Nach kurzer Betriebszeit ereignete sich im Waadtländer Reaktor Lucens ein folgenschwerer atomarer Zwischenfall 30. Januar: Die Beatles spielen ihr letztes öffentliches Konzert auf dem Dach der Apple-Studios in der Londoner Savile Row 8. Februar: Über dem mexikanischen Bundesstaat Chihuahua zerplatzt der sogenannte Allende-Meteorit. Eines der vielen niedergehenden Trümmerteile verfehlt nur knapp das Postamt im Ort Pueblito de Allende, der zur Namensgebung führt. 9. Februar: Erstflug des Jumbo-Jets Boeing 747. 11 2. März: Erstflug eines Prototyps des Überschall-Verkehrsflugzeuges Concorde. 28. April: In Frankreich tritt Charles de Gaulle vom Amt des Staatspräsidenten zurück. 17. Mai: Die sowjetische Landesonde Venera 6 erreicht den Planeten Venus und landet darauf. Während 51 Minuten sendet sie Daten zur Erde, ehe sie der Atmosphärendruck zerstört. 20. Juli: Erste bemannte Mondlandung von Apollo 11; die Mannschaft bestand aus Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins. - Collins verblieb im Mondorbit, während Armstrong und Aldrin am 21. Juli 1969 als erste (von später insgesamt 12) Menschen den Mond betraten. – Wer damals nicht dabei sein konnte, findet hier weitere Infos: http://www.spiegel.de/flash/flash-21113.html Neil Armstrong, Michael Collins, Buzz Aldrin (v.l.n.r.) Quelle: Wikipedia Commons 21. Oktober: Willy Brandt wird zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. In diesem Jahr ist weltweit doch wirklich richtig viel los gewesen! Und zum Schluss noch dies – passend zur gegenwärtigen Fussballweltmeisterschaft: 12 19. November: Den wohl am längsten andauernden Beifall für einen Fussball-Treffer produzierte das 1000. Tor (ein Penalty) von Brasiliens Superstar Pelé. Die Menge explodierte in einem einzigen lang anhaltenden Jubelschrei. GOOOOOOOOOL! Im ganzen Land läuteten daraufhin die Kirchenglocken, das Postministerium druckte eine Sonderbriefmarke und die Kinder bekamen einen Tag schulfrei. - «Ganz ehrlich», meinte der König des Fussballs später, «eine Mondlandung ist viel wichtiger als irgendetwas, das sich auf irgendeinem Fussballfeld abspielt.» 3 - Kommen Sie doch gleich mit auf einen Mondspaziergang! SpiegelOnline leitete am 26. April einen Artikel folgendermassen ein: Der Nordpol des Mondes ist ein Sehnsuchtsziel für Raumfahrer: Die Gegend könnte eines Tages einen Aussenposten für Menschen beherbergen. Möchtegern-Astronauten können den Pol schon jetzt erkunden - auf einem Foto-Mosaik von gigantischen Ausmassen. Vorgestellt wird nun das neue eindrückliche Nasa-Bild vom Nordpolgebiet unseres Erdtrabanten. Google-Earth-gleich kann man sich hineinzoomen und auf dem Mond spazieren-sehen. Und hier findet man das zoombare Bild: http://lroc.sese.asu.edu/images/gigapan SpiegelOnline dazu: Gut, dass man in das Foto vom Nordpol hinein- und herauszoomen kann, ohne gleich das ganze Bild auf einmal vor sich zu haben. Denn das wäre eine echte Herausforderung. Das Mosaik des Mond-Nordpols, das die Nasa jetzt veröffentlicht hat, besteht aus 10’581 Einzelbildern, die mit den beiden Engwinkel-Kameras des Lunar Reconnaisance Orbiter (LRO) aufgenommen wurden. 13 4 Jahre dauerte es laut Nasa, bis der Satellit alle Einzelbilder geschossen hatte. Herausgekommen ist eines der grössten Mosaikfotos überhaupt. Die Auflösung des Riesenbildes liegt bei 2 Metern pro Bildpunkt. Die Fläche, die in diesem enormen Detailreichtum zu sehen ist, umfasst 2,54 Millionen Quadratkilometer. Das entspricht in etwa der Grösse von Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Grossbritannien, Österreich, Polen und der Schweiz zusammengenommen. Mit Hilfe der Zoom-Funktion kann man sich entweder einen weiten Überblick verschaffen oder so nahe auf die Mondoberfläche hineinzoomen, dass man beinahe einen virtuellen Spaziergang unternehmen könnte. Was für Laien ein faszinierendes Spielzeug ist, stellt für Raumfahrer ein wertvolles Werkzeug dar. Die Nasa hat den Orbiter 2009 gestartet, um die Mondoberfläche zu kartieren und Messungen an potentiellen zukünftigen Landestellen vorzunehmen. Der Nordpol ist insbesondere für eine mögliche Besiedlung interessant: In der Gegend haben Sonden grosse Eismengen nachgewiesen. Wasser wäre eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine dauerhafte menschliche Präsenz. 14 AVA Protokoll der 59. Generalversammlung der AVA 24. Februar 2014, 19.30 (Apéro) bzw. 20.00 Uhr im Restaurant «Schützen», Aarau Vorsitz: Jonas Schenker Vorstand: Jürg Studerus (Leiter Sternwarte) Fritz Maurer (Kassier) Ueli Rapold (Einsatz-Koordinator) Heiner Sidler (Medienarbeit) Mani Koch (Redaktor STERNSCHNUPPEN) Réka Weber (Leiterin Jugendgruppe Andy Mazoll (Veranstaltungen) Aktuar : Peter Grimm Revisoren: Heinz Blatter (entschuldigt) Hansueli Sommer Anwesende Mitglieder: 31 Mitglieder gem. Präsenzliste (im Anhang) Entschuldigte Mitglieder: Thomas Erzinger, Daniel Frey, Samuel Nyfeler, Kathrin Stocker, Heinz Suter, Herbert Wetter Traktanden 1.Begrüssung und Traktandenliste 2. Protokoll der letzten GV 3.Jahresberichte 4. Jahresrechnung und Revisorenbericht 5. Budget und Festsetzung des Jahresbeitrages 6.Anteilscheine 7.Ehrungen und Anerkennungen 8.Veranstaltungen 2014 9.Verschiedenes und Anträge 1. Begrüssung und Traktandenliste Nach dem vom Verein spendierten Apéro begrüsst der Präsident Jonas Schenker um 20.00 Uhr die Anwesenden. Werner Keller wird als Stimmenzähler gewählt. Die Traktandenliste erfährt keine Veränderungen. Unserer im Jahr 2013/14 Verstorbenen (Hermann Meier, Paul Bachofer und Andreas Hofer) gedenken wir in einer Schweigeminute. 15 2. Protokoll der GV vom 25. Februar 2013 Das Protokoll der letztjährigen GV ist in der STERNSCHNUPPEN-Ausgabe vom Juni 2013 zu finden; es wird von der Versammlung einstimmig genehmigt. Der Präsident dankt Peter Grimm mit einem Präsent für die Aktuariatsarbeit sowie für die monatlichen Sternenhimmel-Artikel in den Blättern der „Nordwestschweiz“. (Übrigens: Die jährlich 4 STERNSCHNUPPEN-AUSGABEN werden entweder in gedruckter Form (schwarzweiss) oder elektronisch (farbig) zugestellt und sind auch auf unserer Homepage www.sternwarte-schafmatt.ch einsehbar. Wer neu die elektronische Fassung als farbiges PDF via E-Mail-Adresse erhalten möchte, soll seine Mailadresse an den Redaktor Mani Koch senden: [email protected] - Mitglieder, die bereits jetzt die elektronische Fassung zugestellt erhalten, müssen sich nicht mehr neu melden). 3. Jahresberichte -Jonas Schenker liest den Bericht des Präsidenten vor. Speziell erwähnt er den Vortrag von Claude Nicollier und bezeichnet ihn als grössten bisherigen Anlass der AVA. Wichtig waren aber auch die gutbesuchten Vorträge, der gelungene Grillanlass der Demonstratorengruppe bei Fritz Maurer und auch der Besuch im Paul Scherrer-Institut. Speziell gratuliert er Werner Keller zur Ernennung als Ehrenmitglied der «Gardiens de la Météorite d’Ensisheim» im Elsass. Neu ist die AVA Mitglied von Dark Sky Switzerland; ebenfalls neu ist die Arbeitsgruppe „Meteorbeobachtung“. -Jürg Studerus verliest den Bericht des Sternwartenleiters und erläutert die Besucher-Statistik 2013. 1043 BesucherInnen haben anlässlich von 67 Führungen unsere Sternwarte genutzt und der Sternwarten-Kasse zu 9633 Franken Einnahmen verholfen. Wir freuen uns über die gelungene Spiegel-Reinigung sowie über die Anschaffung verschiedener Geräte. Nun hat der Verein auch ein leichtes und daher mobiles Kleinteleskop zur Verfügung, das wir bei Beobachtungsabenden zusätzlich einsetzen können. -Die 2013 neu gegründete Jugendgruppe und ihre Aktivitäten stellt die Leiterin, Réka Weber, vor. Da sie wegen einer starken Erkältung ihren Bericht nicht vorlesen kann, übernimmt Heiner Sidler diese Aufgabe. Das neue Kurslokal befindet sich in der Alten Kanti, Aarau. Die Gruppe umfasst 5 Jungmitglieder. -Hans Tschopp informiert über die Aktivitäten der Fachgruppe Astronomie-Geschichte. Er wirbt auch für neue Mitglieder: Interessierte können sich an ihn wenden. 16 -Die Aktivitäten der Fachgruppe Astro-Fotografie stellt Sepp Käser vor. Die Gruppe besteht mittlerweile seit 9 Jahren und hat 19 Mitglieder. Im ablaufenden Vereinsjahr interessierten sich auch aussenstehende Berufsfotografen für unsere Arbeit. Wissensstand und Ausrüstung sind hervorragend; Problembereich ist aber der nicht mehr so dunkle Nachthimmel. -Heiner Sidler informiert über die Tätigkeiten der 2013 gegründeten Fachgruppe Meteoritenkunde. Im kommenden Vereinsjahr übernimmt Werner Keller das Präsidium dieser Gruppe. ie Versammlung nimmt die Jahresberichte einstimmig an. D Der Präsident verdankt den Ressort-Leitern die ausgezeichnete Arbeit im Dienste des Vereins und überreicht ihnen je eine Flasche Wein. (Diese Jahresberichte sind dem Original dieses Protokolls angehängt.) © 2014 M. Koch © 2014 M. Koch Jürg Studerus, Réka Weber, (v.l.n.r.) © 2014 M. Koch © 2014 M. Koch © 2014 M. Koch Hans Tschopp, Sepp Käser, Heiner Sidler (v.l.n.r.) 17 4. Jahresrechnung und Revisorenbericht 2013 Fritz Maurer präsentiert die Vereinsrechnung und die Schlussbilanz 2013. (Für genauere Infos können AVA-Mitglieder beim Kassier nachfragen). Die Rechnung 2013 blieb im normalen Rahmen, allerdings war es nicht ganz einfach, alle Aktivitäten schon im Voraus zu budgetieren. Schön, dass auch der gesellschaftliche Anteil grösser geworden ist - auch wenn dabei mehr (aber vertretbare) Ausgaben entstehen. 2013 ergibt sich eine Vermögensverminderung um Fr. 6170.- bedingt durch den Einbau von zwei zusätzlichen Stahlschränken in der Sternwarte und durch die Anschaffung eines frei aufstellbaren Teleskops. Mitgliederzahl: 6 Austritten stehen 9 Neueintritte gegenüber. Am 1.1.2014 zählt die AVA 120 Mitglieder: 110 Vollmitglieder, 5 Jungmitglieder, 5 Ehrenmitglieder. Hans Roth möchte wissen, wie viel Steuern die AVA eigentlich bezahlen muss. Fritz Maurer: ganze 67 Franken! Die beiden Revisoren Hansueli Sommer und Heinz Blatter haben die Rechnung am 21. 2. 2014 geprüft und den Kassenbestand sowie sämtliche Belege detailliert mit der Rechnung verglichen. Gemäss dem von Hansueli Sommer vorgelesenen Revisorenbericht ist die Rechnung sauber und ordnungsgemäss geführt und gibt zu keinen Beanstandungen Anlass. Er bedankt sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Kassier. Die Revisoren beantragen der Versammlung, die vorliegende Jahresrechnung zu genehmigen und dem Kassier unter bester Verdankung seiner Dienste Décharge zu erteilen. Der Präsident verdankt die Arbeit und überreicht den Revisoren je eine Flasche Wein. Die Jahresrechnung 2014 wird einstimmig angenommen und dem Kassier Décharge erteilt. © 2014 M. Koch © 2014 M. Koch Fritz Maurer, Hansueli Sommer (v.l.n.r.) 18 5. Budget 2014 und Festsetzung des Jahresbeitrages Fritz Maurer stellt das Budget 2014 vor. Die Vereinsbeiträge werden trotz des kleinen Defizits nicht verändert. Die Versammlung heisst das Budget 2014 ohne Diskussion einstimmig gut. Als Dank für seine wertvolle Arbeit als Kassier und mit der Mitglieder-Verwaltung erhält Fritz die traditionelle Flasche Wein. 6. Anteilscheine Unter der Aufsicht von Kassier Fritz Maurer werden wieder 5 Anteilscheine an der Sternwarte Schafmatt zur Rückzahlung ausgelost. Als Glücksfee amtet Melanie Wildi. Gezogen werden die Nummern 31 - 33 - 34 - 44 - 71. Fritz Maurer wird die ausgelosten Anteilscheine im Wert von je Fr. 200.- demnächst auszahlen. 7. Ehrungen und Anerkennungen Der Präsident schlägt der Versammlung Fritz Maurer als Ehrenmitglied vor. Ausschlaggebend sind seine hervorragenden Leistungen im Zusammenhang mit der Wartung der Sternwarte und ihrer Geräte. Als langjähriger Demonstrator ist er zudem immer wieder für Sonder- bzw. „Feuerwehr“-Einsätze zu gewinnen. 1974 trat er in die AVA ein, seit 2005 ist er Vorstandsmitglied. Hier amtet er als äusserst zuverlässiger Kassier und Verwalter der Mitgliederliste. Seien es Arbeitseinsätze, Demonstratoren- oder Fototreffen: Fritz ist immer dabei und bereit, Verantwortung zu übernehmen. Die Versammlung nimmt Fritz mit Akklamation als Ehrenmitglied auf. Er erhält eine schöne Urkunde sowie einen Gutschein für ein Essen für 2 Personen (Helene soll ja auch etwas davon haben, dass Fritz oft für die AVA unterwegs ist...). Gerührt dankt Fritz für diese von ihm nicht erwartete Ehrung. © 2014 M. Koch © 2014 M. Koch 19 Der Präsident verdankt auch das grosse Engagement und die vielen wertvollen Dienstleistungen Einzelner zu Gunsten unseres Vereins. Als Zeichen der Anerkennung ehrt er die folgenden Mitglieder und überreicht ihnen je eine Flasche Wein: - Fabienne Dubler für die Pflege unserer sehr schön gestalteten und von ihr stets aktuell gehaltenen Homepage. - Manfred Koch für Gestaltung und Redaktion der Vereinszeitung STERNSCHNUPPEN sowie als Hoffotograf der AVA. - Peter Steiner für seine Arbeiten an der Gebäudetechnik und den elektrischen Installationen auf der Sternwarte. - Ueli Rapold als Einsatzkoordinator der Demonstratoren auf der Sternwarte. - Hans Roth für das wiederum feine Sternenhimmel-Jahrbuch. - Fredi Bachmann für die stetige Mitarbeit bei der Wetterstation. - Heinz Bühlmann für seine mehrfachen Einsätze bezüglich Unterhalt und Wartungsarbeiten auf der Sternwarte. Zur Wertschätzung ihrer zahlreichen und zuverlässigen Einsätze während des ganzen Jahres erhalten die Demonstratoren jeweils ein Exemplar des Jahrbuchs Der Sternenhimmel gleich nach dessen Erscheinen im Herbst. Der Präsident nennt die Namen aller im Demonstratoren-Team Tätigen. Jürg Studerus meldet sich zu Wort und spricht dem Präsidenten im Namen des Vorstandes und auch der Mitglieder den herzlichen Dank aus für seine grosse Arbeit und die umsichtige Vereinsführung. Er überreicht ihm mit einer launigen kurzen Rede einen Bastelbogen für das Keck-Teleskop sowie eine spezielle und selber mitgebrachte Hawaii-Teleskop-Mütze. © 2014 M. Koch 20 8. Veranstaltungen 2014 Der Präsident stellt den Veranstaltungskalender 2014 vor, soweit dieser schon festgelegt ist. Der aktualisierte Kalender kann jederzeit auf unserer Homepage www.sternwarte-schafmatt.ch eingesehen werden und ebenso im ORION. Zuständig für diesen wichtigen Bereich des Vereins ist Andy Mazoll; der Präsident verdankt seine Arbeit mit einem Präsent. Für die SAG-Delegiertenversammlung vom 3./4. Mai in Bern, bei der die AVA über 3 Stimmen verfügt, stimmt die Versammlung der Vertretung des Vereins durch Jonas Schenker, Othmar von Arx und Fabienne Dubler zu. 9. Verschiedenes und Anträge - Hier sind keine Anträge eingegangen. - Hans Roth: Die SAG sucht einen Präsidenten, denn der gegenwärtige ist bloss „a.i.“. Erwünscht ist nicht primär „ein Astronom“, sondern ein „Manager“. - Die GV 2015 ist auf Montag, den 23. Februar 2015 festgelegt. Schluss der GV: 21.50 Uhr Auenstein, 6. April 2014 Der Präsident:Der Aktuar: Jonas SchenkerPeter Grimm Anhänge beim Original-Protokoll: - Präsenzliste (Original) - Jahresberichte 21 Veranstaltungen der Astronomischen Vereinigung Aarau *************************************************************************** Sonntag, 22. Juni 2014 Sonntag, 20. Juli 2014 Sonntag, 17. August 2014 Thema: Sonnenapéros Beobachtung der Sonnenflecken und Protuberanzen im H-alpha- und im Weisslicht Ort: Sternwarte Schafmatt, Oltingen Beginn: ab 13:30 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 12 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung). ***************************************************************************************** 22 Veranstaltungen der Astronomischen Vereinigung Aarau *************************************************************************** Montag, 20. Oktober 2014: Referent: Werner Keller, Astronomische Vereinigung Aarau Thema: „ASTEROIDEN UND KOMETEN“ (Aus der Sicht eines Meteoritensammlers) M eteoriten kommen aus dem inneren Asteroidengürtel. Dieses Trümmerfeld zwischen Mars und Jupiter kennen wir seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Asteroiden sind Trümmerteile aus der Entstehungszeit des Sonnensystems, die es durch die Gezeitenkräfte von Jupiter nicht geschafft haben, sich zu einem Planeten zu vereinigen. Aber es gibt noch andere „Trümmergürtel“: Weiter draussen im Sonnensystem beispielsweise den Kuiper-Gürtel und ganz aussen die Oort’sche Wolke. Sie ist die Heimat der geheimnisvollen Kometen. Gibt es eigentlich auch die Möglichkeit von Kometeneinschlägen auf der Erde oder gar die Möglichkeit, Kometenmaterial in Form von Meteoriten zu finden? Ort: Beginn: Restaurant Schützen, Aarau (Schachen) 20:00 Uhr ************************************************************************ Bitte vormerken: Mittwoch, 12. November 2014: Referent: Prof. Fritz Gassmann Thema: „Das verflixte Higgs-Teilchen“ Ort: Beginn: Naturama Aarau Mühlbergsaal (gemeinsamer Anlass mit der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft SAG). Apéro 19.30 Uhr, (Beginn Vortrag) 20:00 Uhr 23 DIE GROSSEN TELESKOPE DES 3. GRAFEN (TEIL 2) Instrumentenbau und astronomische Forschung in Irland von 1827 bis 1914 von Heiner Sidler, Safenwil Starke Frauen Mary, Countess of Rosse, die Frau des 3. Grafen, war eine Pionierin auf dem Gebiet der Fotografie. Ihre Aufnahmen sind sehr eindrücklich, denn sie hatte auch eine grosse künstlerische Begabung. Mit ihren fotografischen Arbeiten gab sie einen Einblick in die damalige Welt und dokumentierte Entstehung und Betrieb des Riesen von Parsonstown. So wurden ihre Bilder später zu einer wertvollen Quelle für die Ingenieure, die ihn nachbauten. Mary Rosse benutzte die Werkstätten ihres Mannes aber auch für eigene Arbeiten, wie zum Beispiel für den Entwurf des massiven Eisentors am Eingang zum Schloss. Mary Ward, die Cousine William Parsons, machte sich mit Mikroskopier-Arbeiten und Zeichnungen einen Namen als Wissenschafterin. In Birr verunglückte sie am 31. August 1869 tödlich mit einem dampfgetriebenen Fahrzeug, das die Söhne des 3. Earl selber gebaut hatten. Mary Ward gilt als die erste Verkehrstote in der Geschichte des Automobils. Frühe Astrofotografie Die Entdeckung und Verbreitung von fotografischen Verfahren erfolgte ab ca. 1839 von Daguerre in Frankreich und von Fox Talbot in England. Diese Techniken entwickelten sich rasch weiter, bis sie auch zur Astronomie einen sehr wichtigen Beitrag leisten konnten. Die ersten Mondfotografien waren Bilder nach dem Daguerre-Verfahren; sie wurden im Jahre 1840 von J.W. Draper in New York aufgenommen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es gute Fotografien von Sternhaufen und Nebeln und bereits konnte ein fotografischer Mondatlas veröffentlicht werden. Astrofotografie begründete zusammen mit der Spektroskopie die Astrophysik als Wissenschaft. Auch der 3. Graf experimentierte mit der Daguerreotypie. Nach 1850 versuchte er den Mond mit dem 91cm-Teleskop zu fotografieren und holte sich Rat von seinem Freund W.H. Fox Talbot. 24 Das Fotografieren mit dem 180cm-Teleskop war erwartungsgemäss nicht sehr erfolgreich. Das 91cm-Teleskop erwies sich hingegen als anpassungsfähiger, und nach entsprechenden Modifikationen entstanden einige interessante Fotografien vom Mond, der Milchstrasse und den Nebeln im Sternbild Orion. Astronomie im Herzen Irlands Das Observatorium von Birr bestand aus dem gigantischen Riesen und dem kleineren 91cm-Teleskop. Dem Instrumentarium wurde später ein drittes Teleskop, ein 45cm-Reflektor, hinzugefügt. Der Graf hatte eine sehr grosszügige Lebenseinstellung und dachte nicht an den eigenen Ruhm. Sein Observatorium sollte zum Nutzen aller Wissenschafter und der ganzen astronomischen Welt dienen und sein offenes Haus führte viele Besucher nach Birr. Wann immer möglich wurden Beobachtungen gemacht und die Entdeckungen vollständig veröffentlicht. William Parsons starb im Alter von 67 Jahren; seine Frau und 4 von 11 Kindern überlebten ihn. Nach seinem Tod wurden die Beobachtungen vom 4. Grafen weitergeführt. Bereits als junger Mann nahm dieser aktiv an Beobachtungsprojekten teil; seine Mondzeichnungen sind sehr detailliert. Das Interesse am Mond führte zu ersten Untersuchungen der Mondtemperatur, und dieser Themenkreis stand fortan im Mittelpunkt seiner astronomischen Studien. Der atmosphärelose Mond wird von der Sonne stark erhitzt. Die Wärmemenge ist jedoch mit einem gewöhnlichen Thermometer nicht zu messen. So benutzte der 4. Graf den 91cm-Reflektor, um die Mondstrahlung auf ein Gerät zu fokussieren, das er selbst entworfen und gebaut hatte. Er berechnete damit die maximale Oberflächentemperatur des Mondes mit 247 Grad Fahrenheit (119° C), was der allgemeinen Auffassung der damaligen Zeit zwar widersprach, später im grossen Ganzen jedoch bestätigt wurde. Erst der Erste Weltkrieg brachte die astronomischen Forschungsarbeiten in Birr zum Erliegen. Nach dem Tod des 5. Grafen, der an den Folgen von Kriegswunden starb, und dem Weggang von Otto Boeddicker, dem letzten Beobachter in Birr, ging diese erfolgreiche Ära zu Ende. Die Auferstehung des Riesenteleskops In den Jahren 1996 bis 1998 erfolgte eine komplette Restauration und ein Wiederaufbau des grossen Teleskops mit dem Ziel, trotz neuer Technik dem Zustand vor 150 Jahren so gerecht wie möglich zu werden. Der neue Spiegel wurde nun jedoch nicht mehr aus einer Bronzelegierung gefertigt, sondern man setzte einen Aluminium-Spiegel ein, der nur noch ein Drittel wiegt und nicht mehr korrosionsanfällig ist. Die mechanischen Antriebe sind wieder funktionstüchtig, werden jetzt allerdings mit diskret versteckter Technik hydraulisch und elektrisch betrieben. 25 Eindrücklich ist der Leviathan noch heute, und ein Besuch im Science Centre in Birr Castle Demesne lohnt sich auch wegen der informativen und reich dotierten Ausstellung. © 2013 H. Sidler Das grosse Teleskop nach Instandstellung und Rekonstruktion © 2013 H. Sidler Die Seilwinden werden heute elektrisch betrieben Quellen: Rolf Riekher: Fernrohre und ihre Meister (1990) Volker Witt: Astronomische Reiseziele (2004) Birr Castle Demesne: Texte der Ausstellung Wikipedia: Text zu Mary Ward Link zu den Bildern: http://l.bitcasa.com/vInu10cD Aktuelle Bilder: Heiner Sidler (Oktober 2013) Historische Aufnahmen: Mary, Countess of Rosse Zeichnungen astronomischer Objekte: entstanden zwischen 1848 und 1866 am 183cm-Teleskop 26 AUS DER AVA Der Meteorit von Ensisheim Vortrag von Werner Keller (AVA-Mitglied) vom 5. Mai 2014 von Andreas Mazoll, Strengelbach 1492, am 12. Oktober, erreichte Christoph Kolumbus mit 3 Schiffen die Ostküste von Amerika, genauer gesagt: die Bahamas. Keinen Monat später, am 7. November 1492 ging im Elsass, in der Nähe des Dorfes Ensisheim, ein rund 130 kg schwerer Steinmeteorit nieder. Unter gewaltigem Getöse bohrte er sich in den Ackerboden. Ein Hirtenjunge, der als einziger den Meteoritenfall beobachtete, war wahrscheinlich sehr erstaunt, als praktisch vor seinen Füssen ein Stein einschlug. Sofort eilten zahlreiche Menschen herbei, die die Explosion gehört hatten, und begannen Stücke abzuschlagen, um sie als Glücksbringer und Erinnerung mitzunehmen. Einige kräftige Männer holten den Meteoriten aus seinem Loch, um den "Donnerstein" in die Kirche zu bringen. Dort wurde er in Ketten gelegt und aufgehängt, wie dies bei "Teufelszeug" zu tun war, um weiteres Unheil zu verhindern. Knapp 2 Wochen später traf der damalige König Maximilian I. von Habsburg und spätere römisch-deutsche Kaiser in Ensisheim ein. Er hatte Kunde von dem Fund erhalten, liess den Stein ins Schloss bringen, um dort 2 Stücke abzuschlagen - eines für sich selber sowie eines als Geschenk. Danach liess er den Stein wieder in der Ensisheimer Kirche in Ketten legen und gebot, ihn fortan nicht mehr zu schmälern. Allerdings nutzte dieses Verbot nicht allzu viel, denn in den folgenden Jahren wurden immer wieder Stücke des Meteoriten abgeschlagen. Albrecht Dürer war zur Zeit des Meteoritenfalls in Basel. 1514 fertigte er einen Kupferstich an, auf dem ein explodierender Himmelskörper zu sehen ist. Man geht davon aus, dass Dürer in Basel den Meteoriten gesehen und dieses Ereignis dargestellt hat. Verschiedene berühmte Zeitgenossen besuchten den „Donnerstein“ ebenfalls. Unter anderem auch der Alchemist Paracelsus, der ihn 1528 untersuchte, sowie Johann Wolfgang von Goethe, der in seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ über seinen Besuch in Ensisheim im Jahre 1771 berichtete. 27 300 Jahre verblieb der Stein in der Kirche. Während der Französischen Revolution wurde er zum Schutz nach Colmar gebracht. 10 Jahre später kehrte er nach Ensisheim zurück. Wie zuvor wurde er wieder an Ketten in der Kirche aufgehängt. Nachdem am 6. November 1854 der Kirchturm von Ensisheim eingestürzt war, wurden zuerst die Schule und anschliessend das Gemeindeamt zur neuen Heimat des Meteoriten. Dort befindet sich heute ein diesem Meteoriten gewidmetes Museum, wo er seit einer im Jahre 1984 gegründeten St. Georgs-Bruderschaft des Meteoriten von Ensisheim in ihrer rot-weissen Tracht bewacht wird. Der Meteorit von Ensisheim ist der älteste bezeugte Meteoritenfall Europas, von dem heute noch Material vorhanden ist. Ein kleines Fragment vom Ensisheimer Meteorit aus der privaten Sammlung von Werner Keller 28 STERNWARTE SCHAFMATT Öffnungszeiten Jeden Donnerstag Abend Jeden Freitag Abend Die Sternwarte kann für individuelle Gruppenführungen reserviert werden. Öffentliche Führungen - die Sternwarte ist bei guter Witterung für jedermann und jedefrau geöffnet. Benutzen Sie dazu die Online-Anmeldung auf http://www.sternwarte-schafmatt.ch Bitte beachten Wir empfehlen Ihnen nebst warmer Kleidung (sogar Sommernächte können empfindlich kühl werden) auch eine Taschenlampe mitzubringen. Der Fussweg vom grossen Parkplatz führt via Naturfreundehaus Schafmatt bis zur Sternwarte und ist ausgeschildert, aber nicht beleuchtet. Sommer Winter ab 21:00 Uhr MESZ ab 20:00 Uhr MEZ (Die Öffnungszeiten Sommer/Winter wechseln mit der Umstellung auf die Sommer- bezw.. Winterzeit) Bei zweifelhafter Witterung gibt die Telefon-Nr. 062 298 05 47 jeweils ab 18:00 Uhr Auskunft, ob die Führung stattfindet. Koordinaten (WGS84) Breite: 47.420240° N (47°25‘12,9“) Länge: 7.950819° O (07°57‘03.0“) Höhe: 820 M.ü.M 29 AUS DER AVA Beobachtungen von Gammablitzen mit dem Satelliten RHESSI Vortrag von Dr. Claudia Wigger von Heiner Sidler, Safenwil Auf jedem Stuhl im Saal des Restaurant Schützen sassen interessierte Zuhörer und kein Quadratmeter Platz blieb frei, als Claudia Wigger am 24. März im Rahmen der AVA-Monatsversammlung über ihre Arbeit mit dem Gammastrahlen-Satelliten RHESSI berichtete. Von 2001 bis 2007, während der aktivsten Flugphase des Satelliten, arbeitete sie am PSI (Paul Scherrer Institut in Villigen); heute ist sie Lehrerin für Physik und Mathematik an der Kantonsschule Baden sowie Hausfrau und Mutter. Wir freuen uns, Claudia Wigger zu unserem Mitgliederkreis zählen zu dürfen. Massgebliche Teile, ja sogar knapp die Hälfte des HESSI-Satelliten-Gewichts, wurden in der Schweiz gebaut. Hauptaufgabe ist die Beobachtung von besonders aktiven Zonen auf unserer Sonne. Weil sich mit Gammastrahlen nicht so einfach Bilder im üblichen Sinn erzeugen lassen, sind aufwendige Technik und eine ausgeklügelte Software notwendig. Vereinfacht gesagt, ist das rotierende Teleskoprohr mit verschieden engen Gitterpaaren ständig auf die Sonne gerichtet, und 9 Detektoren hinter der eigentlichen „Röhre“ registrieren die einfallende Gammastrahlung: jene von der Sonne, aber auch Gammastrahlung aus beliebiger Richtung und aus den entferntesten Regionen unseres Universums. Um diesen Nebennutzen zu erreichen, wurden die Sensoren nach aussen bewusst nur wenig abgeschirmt. Claudia Wiggers Aufgabe war die Auswertung der Daten, die der Satellit aus seiner Umlaufbahn auf 580 km Höhe zur Erde sandte. Ihr besonderes Augenmerk galt dabei den Gammablitzen (englisch Gamma Ray Bursts, kurz GRBs). Gammablitze stammen aus den Tiefen des Weltalls, ihre Verteilung am Himmel lässt keine räumliche Ordnung erkennen. Sie dauern typischerweise 10 bis 100 Sekunden und gehören zu den stärksten bekannten Energieausbrüchen im Universum. Nicht ganz einfach war es, die zum Teil schwachen Signale überhaupt zu erkennen und sie den unterschiedlichen Quellen korrekt zuzuordnen. 30 Oft wurden auch Signale von Neutronensternen aus unserer Milchstrasse (Soft Gamma Repeater) aufgefangen - ja die empfindlichen Satelliten-Detektoren registrierten sogar Gammastrahlung von besonders aktiven Gewitterregionen in der Erdatmosphäre. Welche Spannung und Faszination in der Auswertung von vordergründig langweiligen Zahlenreihen liegt, musste Claudia Wigger den Zuhörern nicht erklären. Ihr ganzes Wesen zeigte ihr inneres Feuer und ihre Begeisterung für wissenschaftliche Arbeit. Es blieb der Eindruck zurück: Nichts kann spannender sein, als in der Zahlenwüste echte Berge zu entdecken und diese von Dünen unterscheiden zu können! 31 AUS DER AVA-FACHGRUPPE METEORITEN Tscheljabinsk in Winterthur von Werner Keller, Wohlen Es ist zwar schon wieder eine Weile her, aber es hat für mich eine gewisse Nachhaltigkeit gezeitigt. Auch wenn man meint, das Meiste über ein Thema zu wissen, erstaunt es immer wieder, wie bei Vorträgen anderer Referenten neue Aspekte ans Tageslicht kommen, an die man vorher gar nicht gedacht hat. Im März waren Heiner Sidler und ich in Winterthur beim Vortrag von Rico Mettler „Wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt“. Gleichzeitig waren im Naturmuseum einige Meteoriten, u.a. kleine Fragmente des Tscheljabinsk-Meteoriten ausgestellt. Die Meteoritenausstellung war eher bescheiden, aber die Leute im Museum waren so etwas von nett und freundlich! Der Museumsbesuch hat richtig gut getan! Es ist klar: Wer schon einmal im Naturhistorischen Museum in Wien war, ist hinterher schwer zu befriedigen. Der Vortag hat einige Highlights geboten. Das, was mir aber am besten gefallen hat, waren diese kleinen Schneesäulen mit einem Meteoriten an der Spitze. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Wenn der Meteorit in den tiefen Schnee eintaucht, verdichtet er vor sich den unter ihm liegenden Schnee derart, dass eine ziemlich kompakte Schneesäule entsteht, auf der dann der Meteorit thront. 32 Nun kann man ganz profan den Meteoriten oben abpflücken oder man kann ihn, die spezielle Situation gebührend würdigend, mitsamt seiner Schneesäule vorsichtig ausgraben und eine hübsche Schneelandschaft damit bilden. Das Bild rechts habe ich im Naturmuseum durch die Vitrine gemacht. Qualitativ könnte es besser sein. Aber auch so sind gewisse Eigenheiten des Meteoriten Tscheljabinsk zu erkennen. Klar zu sehen ist, dass es sich um eine Brekzie (ein Trümmergestein) handelt. Die roten Punkte sind uns schon 2013 in Ensisheim aufgefallen, da schienen sie noch röter. Hier aber ist gut zu sehen, dass es sich um Rostflecken des eingeschlossenen Eisens handelt. Die schwarzen Adern sind „Schockvenen“ und zeugen von einem wuchtigen Impaktereignis im Weltall. Durch den Zusammenstoss zweier Asteroiden sind diese z.T. zerborsten, z.T. aufgeschmolzen, wobei die Schmelze sofort in die Risse eingedrungen ist und sich wieder verfestigt hat. Am rechten Rand ganz deutlich zu erkennen ist die Dicke der Schmelzrinde, die beim Durchflug des Meteors durch die Atmosphäre unter enormer Hitzeeinwirkung (bis 5‘000 °C!) entstanden ist. Obwohl diese Schmelzrinde beim Meteoriten Tscheljabinsk relativ ausgeprägt, d.h. dick ist, ist sie auf das Ganze gesehen immer noch sehr dünn. Die ganze Bruchstelle hat einen Querschnitt von geschätzten 30 - 40 mm. Dass Schmelzrinden so dünn sind, hat damit zu tun, dass der Durchflug durch die Atmosphäre bei der enormen Geschwindigkeit des Meteors von 20 - 30 km/s nur sehr kurz währt. Der Tscheljabinsk-Meteorit ist ein nicht sehr stabiler LL5-Chondrit. Das doppelte „L“ steht für „Low Iron“ und „Low Metal“, also wenig Eisen und wenig Metall. Der Gehalt an Gesamteisen (frei und in Verbindungen) liegt bei 19 - 22 %. Freies Nickeleisen gibt es dabei nur 1 - 3 %. Die Herkunft dieses Meteoritenmaterials ist mit den Asteroiden 8 Flora und 433 Eros (Typ S - Asteroiden) assoziiert und die Entstehung der Asteroiden-Bruchstücke wird dem sogenannten Ordovizischen Meteorereignis (engl. Ordovician Meteor Event) vor rund 470 Mio. Jahren zugeschrieben. Solche Fälle von Asteroiden-Zusammenstössen mit einer darauf folgenden vermehrten Meteor-und Meteoritenrate und letztlich einer Häufung bestimmter Meteoritenarten auf der Erde scheint es in der Geschichte des Sonnensystems mehrere gegeben zu haben. [email protected] 33 SCHLUSSPUNKT Hier ist der auf Seite 8 im Nachruf zu Andreas Hofer erwähnte Text von Andreas zu lesen, den uns Sepp Käser zur Verfügung gestellt hat. Ebenso das wunderschöne Sternenbild mit den beiden offenen Sternhaufen h + chi zwischen den Bildern Cassiopeia und Perseus. Lieber Franz! Diesmal bin ich nicht zu spät was dieses E-Mail Dir wohl verrät Der neue Plan, so ich ihn erwarte, erklärt mir den Einsatz auf der Sternenwarte. Franz Wildner macht die Organisation und ist zuständig für die Koordination. Franz möchte bald wissen, wann es mir passt, damit er in Ruhe plant und nicht in Hast. Er kennt aber meinen Lebenswandel, darum ist Planung für uns ein kurzer Handel. Jeden ersten Freitag im Monat bin ich nicht zu haben in der Tat. Da bin ich nämlich in geselliger Runde und führe den Becher froh zum Munde. Hier wird dann viel diskutiert, öfters auch noch gross plagiert. Ist denn die Erde in der Mitte platziert, damit sie ringsum erleuchtet und gewännet wird? Oder hat sie noch den Grössenwahn und bestimmet selber ihre Bahn. Haben die Griechen ihre Götter geliebt und abends dann ihr Geld verspielt? Hat Pythagoras sich sehr gefreut, wenn er sich über das Quadrat gebeugt? Ist denn die Polizei nicht ganz daneben, wenn sie uns eine Busse gegeben? So wird geredet den ganzen Abend, dazwischen die Kehle mit Wein gelabet. Immer lauter wird die Runde und die ganze Beiz vernimmt die Kunde. Drum muss ich Dich um die Absenz erfragen und hoffe Du werdest nicht verzagen. Vielen Dank für Deine Arbeit! Gruss und viele schöne Sternennächte: Andreas 34 Kölliken-Entfelden Telefon 062 737 07 37 www.raiffeisen.ch/koelliken E-Mail: [email protected] 35