Teilübersetzung von Sevenster von Alexandra Penrhyn Lowe und
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Teilübersetzung von Sevenster von Alexandra Penrhyn Lowe und
Sommersemester 2012/2013 Universiteit van Amsterdam Masterscriptie Taalwetenschapen: Vertalen Dozent: Dr. Eric Metz Teilübersetzung von Sevenster von Alexandra Penrhyn Lowe und Analyse dieser Übersetzung Nicole Eder 2. Semester, MA Taalwetenschapen: Vertalen Studentennummer: 6082068 Inhaltsangabe A. Einleitung 1. Ziel dieser Arbeit 2 2. Motivation 3 3. Übersetzungsstrategie 4 B. Hauptteil I. Die Autorin und das Werk 1.1 Die Autorin 8 1.2 Zusammenfassung von Sevenster 9 II. Teilübersetzung von Sevenster 12 III. Analyse der Teilübersetzung 3.1 Kulturspezifische Realia 3.1.1 Eigennamen 60 3.1.2 Andere Realia 64 3.2 Unterschiede in der Sprache 3.2.1 Redewendungen 67 3.2.2 Jugendsprache 70 3.3 Problemfälle 3.3.1 Doppeldeutige Wörter und Humor 72 3.3.2 Anpassung an das Geschlecht im Deutschen 75 C. Zusammenfassung und Fazit 1. Kontaktaufnahme mit der Autorin 77 2. Haltbarkeit von Reiß’ Übersetzungsstrategie für formbetonte Texte 78 Quellenverzeichnis 80 Einleitung 1. Ziel dieser Arbeit „Ist es nicht sonderbar, dass eine wörtliche Übersetzung fast immer eine schlechte ist?“1, urteilte der deutsche Physiker Georg Christoph Lichtenberg bereits im 18. Jahrhundert. Doch auch davor wurde das Thema der wörtlichen im Vergleich zur sinngemäßen Übersetzung natürlich schon erörtert. Bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. schrieb Cicero in seinem Werk De optimo genere oratorum über die wörtliche im Vergleich zur freien Übersetzung2 und im 16. Jahrhundert machte Martin Luther die Bibel für das Volk zugänglich indem er den Text nicht wörtlich, sondern sinngemäß ins Deutsche übertrug3. Auch dazwischen und danach war dieses Thema Gegenstand zahlreicher Diskussionen im Bereich der Übersetzungswissenschaften, zu dem sich unter anderem auch Goethe und Schleiermacher zu Wort meldeten. Eine vollständige Widergabe dieser Diskussion ist jedoch nicht Ziel dieser Arbeit und daher sei hier nur festgehalten, dass diese sich hauptsächlich auf den Grad der sogenannten Äquivalenz zwischen Originaltext und Übersetzung bezog, wobei das Wort oder der Satz als Übersetzungseinheit gesehen wurden. Hierzu mehr in dieser Einleitung, denn zunächst sollen die zwei Ziele der vorliegenden Arbeit besprochen werden: zum einen galt es, eine akzeptable Teilübersetzung eines literarischen Textes, nämlich eines Jugendromans, aus dem Niederländischen ins Deutsche zu erstellen. Der Term ‚akzeptable Übersetzung’ geht auf Gideon Tourys sogenannte ‚Descriptive Translation Studies’ aus dem Jahr 1995 zurück, die besagt, dass ein Übersetzer, der sich bei seiner Arbeit an die bestehenden Normen der Zielsprache und -kultur hält, eine ‚akzeptable Übersetzung’ produziert, während ein Übersetzer, der sich an die Normen der Ausgangssprache und -kultur hält eine ‚adäquate Übersetzung’ produziert4. Hier soll also eine Übersetzung gemacht werden, die sich an die Normen der Zielsprache und -kultur hält, also soll, in Schleiermachers Worten, der Autor zum Leser gebracht werden, was im Folgenden noch näher erläutert werden soll. 1 Georg Christoph Lichtenberg. Zitiert auf: Übersetzung | zitate.de. URL: http://www.zitate.de/kategorie/Übersetzung/. (Stand: 05. Juli 2013, 12.30 Uhr). 2 Vgl. Simone Drücke: Humanistische Laienbildung um 1500: das Übersetzungswerk des rheinischen Humanisten Johann Gottfried. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2001. S. 143. 3 Vgl. Jekatherina Lebedewa: Mit anderen Worten. Auf: Mit anderen Worten – Universität Heidelberg. URL: http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca07-3/wort.html. (Stand: 08. Juli 2013, 17.02 Uhr). 4 Vgl. Gideon Toury: Descriptive translation studies and beyond. Amsterdam, Philadelphia: John Benjamins, 1995. S. 53 – 69, hier S. 56f. 2 Das zweite Ziel dieser Arbeit ist es sodann, die bei der Übersetzung auftretenden Übersetzprobleme anhand dieser Teilübersetzung zu analysieren und zu besprechen, wobei das Augenmerk darauf liegen soll, inwieweit das Textgenre hierauf einen Einfluss hat. Der Text, der übersetzt werden soll, umfasst die ersten 20 Seiten des 2012 erschienenen Young Adult Thrillers Sevenster von Alexandra Penrhyn Lowe. In der Übersetzung wird der Titel zu Siebenstern, in dieser Arbeit wird jedoch der Originaltitel genannt, wenn über den Roman gesprochen wird. Dieses Buch ist dem Fantasy Genre zuzuordnen und ist für Jugendliche ab ca. 14 Jahren gedacht5. Es ist der erste Teil der De laatste wachter Serie, deren zweiter Teil Wolfsbloed voraussichtlich im November 2013 erscheinen wird. Bisher ist noch nicht ganz absehbar, wie viele Teile die Serie haben wird, jedoch wird sicherlich noch mindestens ein dritter Teil erscheinen6. 2. Motivation Die Motivation für die Wahl, einen niederländischen Young Adult Thriller zu übersetzen, ist hauptsächlich eine persönliche. Alexandra Penrhyn Lowe, die Autorin des Buches, ist eine Freundin und es schien mir äußerst interessant zu untersuchen, ob ich es während des Übersetzens notwendig finden würde, auf die Möglichkeit der Autorin Fragen zu stellen, zurückgreifen. Wie Isabelle Vanderschelden in ihrem Essay Authority in Literary Translation: Collaborating with the Author schreibt, haben professionelle Übersetzer literarischer Texte oft die Möglichkeit, den Autor des Werkes für Fragen zu kontaktieren: „It is not unusual nowadays for authors to take an active role in the translation of their work.“7 In diesem Essay diskutiert sie anhand einiger Beispiele, darunter auch Fälle mit einer persönlichen Freundschaft zwischen Autor und Übersetzer, die vielen Facetten einer solchen Zusammenarbeit, vor allem den Aspekt, ob ein Übersetzer an Autorität verliert, wenn er bei seiner Übersetzung die Hilfe des Autors in Anspruch nimmt. Also soll am Ende dieser Arbeit auch festgestellt werden, inwieweit es nötig war, die Hilfe der Autorin bei der Übersetzung 5 Vgl. Altersempfehlung für Sevenster auf bol.com. URL: http://www.bol.com/nl/p/sevenster-1-delaatste-wachter/1001004011858890/. (Stand: 08. Juli 2013, 23.16 Uhr). 6 Vgl. Interview mit Alexandra Penrhyn Lowe, 10. Frage. Li Lefebure: Q & A met Alexandra Penrhyn Lowe. Auf: Young Adults.nl. URL: http://www.young-adults.nl/lezenschrijven/q-en-a/2297-q-a-a-metalexandra-penrhyn-lowe. (Stand: 15. Juli 2013, 11.52 Uhr). 7 Isabelle Vanderschelde: Authority in Literary Translation: Collaborating with the Author. In: Translation Review, 56:1, 1998. S. 22 – 31, hier S. 22. 3 zu beanspruchen und ob dies Konsequenzen für meine Autorität bei der Übersetzung hatte. Auch weiß ich von der Autorin, dass der Herausgeber des Buches, Bruna, daran interessiert ist, Sevenster in andere Sprachen übersetzen zu lassen und die Möglichkeit einer englischen Übersetzung anscheinend bereits untersuchen lässt. Sollte es in der Zukunft zu einer deutschen Übersetzung kommen, schien es mir nützlich, eine kleine Teilübersetzung des Buches vorlegen zu können, um eventuell als Übersetzer in Betracht gezogen zu werden. Eine weitere Motivation für die Wahl dieses Buches war, dass ich ein Fan des Fantasy und Science Fiction Genres bin und einige Leseerfahrung in diesem Bereich habe, einschließlich z.B. der Harry Potter Serie, der Hunger Games Serie oder der Game of Thrones Serie. Letztere ist eher für ein erwachsenes Publikum gedacht, doch die beiden anderen Serien sind sowohl für Erwachsene als auch Jugendliche, und eventuell sogar Kinder, geschrieben und fallen somit ebenso in die Kategorien Young Adult und Fantasy. Meist lese ich diese Serien in der Originalsprache Englisch, doch habe ich eine Anzahl der Harry Potter Bücher sowohl im englischen Original als auch in deutscher, und eines auch in niederländischer Übersetzung, gelesen. Hierbei fiel mir auf, dass einige Dinge wie z.B. die Namen der Figuren in der niederländischen Übersetzung teilweise völlig verändert waren, während sie in der deutschen Übersetzung größtenteils, außer zum Beispiel hinsichtlich der Angleichung der Schreibweise des Namen ‚Hermione’ an das deutsche ‚Hermine’, beibehalten worden waren. Selbst habe ich mit dem Übersetzen von Texten für Jugendliche jedoch bisher keine Erfahrung und es schien mir darum eine interessante Herausforderung zu sein, mich an einer solchen Aufgabe zu versuchen. Ich wollte dabei sehen, inwiefern man als Übersetzer auf Jugendsprache achten muss und inwieweit das Zielpublikum, Jugendliche ab ca. 14 Jahren, beim Übersetzen einen Einfluss auf Dinge wie Wortwahl oder Satzbau und eben auch auf die Übersetzungsmöglichkeiten von z.B. Namen hat. 3. Übersetzungsstrategie Dies lässt also bereits erkennen, dass bei einer Übersetzung natürlich stets auf das Zielpublikum geachtet werden muss. Hierzu bestehen zahlreiche Theorien, wie zum Beispiel die sogenannte Skopostheorie, die von dem deutschen Linguisten Hans 4 Vermeer entwickelt wurde und besagt, dass jede Übersetzung einen bestimmten Skopos, will heißen einen bestimmten Zweck, erfüllt und dass dieser die zu verwendende Übersetzungsstrategie bestimmt. Entscheidend ist hierbei der Übersetzungsauftrag8, der für diese Arbeit natürlich nur in dem Sinne vorliegt, dass hier eine Übersetzung für eine Masterarbeit gemacht werden soll und daher also den Richtlinien für das Schreiben einer solchen Arbeit gefolgt werden muss. Daher habe ich die Texttypologiemethodik von Katharina Reiß, mit der man einen Texttypen und somit auch eine Übersetzungsmethode bestimmen kann, auf Sevenster angewendet und demnach versucht, mich an eine entsprechende Übersetzungsstrategie zu halten. Katharina Reiß, die auch an der Skopostheorie mitgearbeitet hat, ist eine deutsche Linguistin und Übersetzungswissenschaftlerin, die diese Methodik in ihrem 1971 erschienenen Werk Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzungskritik entwickelt. Wie bereits erwähnt, betrachteten Übersetzungswissenschaftler Äquivalenz auf Wortund Satzniveau, doch in ihrer Veröffentlichung plädiert Reiß dafür, Äquivalenz auf Textniveau anzustreben und somit also den gesamten Text als eine Übersetzungseinheit zu betrachten: „Vielmehr muß die Übersetzungsmethode sich ganz dem Texttyp anpassen.“9 Hierfür entwickelte sie also die Texttypologiemethodik, mit der sie Texte in vier verschiedene Typen aufteilt: inhaltsbetont, formbetont, appellbetont und audio-medial10. Auf den audio-medialen und den appellbetonten Texttypen soll nicht näher eingegangen werden, denn diese sind hier nicht zutreffend. Den Unterschied zwischen dem inhalts- und dem formbetonten Texttypen fasst Reiß folgendermaßen zusammen: „Beim inhaltsbetonten Text geht es also um die informationsbezogene, kommunikationswirksame Sachgerechtigkeit der Form, beim formbetonten Text dagegen um die ästhetische, künstlerisch-kreative Sachgerechtigkeit der Form.“11 Als Beispiel für inhaltsbetonte Texte nennt Reiß „Pressenachrichten und –kommentare, Reportagen, [...], Gebrauchsanweisungen, [...], Sachbücher aller Art“12 und über formbetonte Texte sagt sie, dass diese schwieriger zu definieren seien, jedoch „Texte, 8 Vgl. Die Skopostheorie. Auf: Übersetzungswissenschaft-Translatologie. URL: http://www.uebersetzungswissenschaft.de/theorie-skopos.htm. (Stand: 08. Juli 2013, 11.10 Uhr). 9 Katharina Reiß: Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzungskritik. Kategorien und Kriterien für eine sachgerechte Beurteilung von Übersetzungen. München: Max Hueber Verlag, 1971. S. 31. 10 Vgl. Ebd., S. 33f. 11 Ebd., S. 35. 12 Ebd., S. 34. 5 die als Sprach- oder als Dichtkunstwerk bezeichnet werden können“13 sicherlich darunter fielen. Von dieser Definition ausgehend würde man annehmen, dass ein literarischer Roman wie Sevenster zur zweiten Kategorie gehören würde. Daher soll die Übersetzungsmethodik für diese hier näher beleuchtet werden. Während die Methodik für inhaltsbetonte Texte „zielsprachlich orientiert“14 sei, gelte für formbetonte Texte das Gegenteil und diese seien also „ausgangssprachlich bestimmt“15, wobei es bei der Übersetzung eines solchen Textes zum Beispiel durchaus legitim sei, „die in der Ausgangssprache übliche Redensart (bzw. das Sprichwort) in wörtlicher Übertragung und nur, wenn es dann unverständlich und befremdend wirken würde, mit einer in der Zielsprache üblichen Redensart (Sprichwort) wiederzugeben, [...] und eine vom Autor selbst geschaffene Metapher wortwörtlich zu übersetzen.“16 Es scheint, als ob diese Definition also eher dafür plädiert, den Leser zum Autor zu bringen, also eine verfremdende Übersetzung zu produzieren, was im Kontrast zum oben genanntem Ziel steht, in dieser Arbeit eine akzeptable Übersetzung produzieren zu wollen, die sich an den Normen der Zielsprache und -kultur orientiert und den Autor zum Leser bringt. Es sei jedoch daraufhingewiesen, dass eine vom Autor geschaffene Metapher auch in der Ausgangssprache unüblich sein kann und sich nicht an die bestehenden Sprachnormen hält, was heißt, dass der dadurch entstehende verfremdende Effekt also nicht durch den Akt der Übersetzung entsteht, sondern bereits im Originaltext enthalten ist. Der Originaltext bringt in einer solchen Situation also ebenso wenig den Autor zum Leser wie es die Übersetzung eines solchen Textes tun würde. Ob diese Methodik der Übersetzung von formbetonten Texten auch für die Zielgruppe von Sevenster, die wohl auch in Deutschland Jugendliche ab ca. 14 Jahren wären, haltbar ist, soll sich im Laufe der Übersetzung und deren Analyse zeigen. Um die zwei oben genannten Ziele zu erreichen, soll in einem ersten Schritt die Autorin kurz vorgestellt und ihr Werk Sevenster zusammengefasst werden, da nur die ersten 20 Seiten des Buches hier übersetzt worden sind. Hierauf folgt dann die eigentliche Übersetzung, die um des Lesekomforts willen doppelseitig präsentiert wird, wobei jeweils eine Seite des niederländischen 13 Ebd., S. 40. Ebd., S. 37. 15 Ebd., S. 42. 16 Ebd., S. 43f. 14 6 Originaltextes auf der linken und eine Seite der deutschen Übersetzung auf der rechten Seite zu finden ist. Zu diesem Zweck wurde mir das originale Manuskript von Sevenster von der Autorin bereitgestellt. Alle Seitenangaben zu Sevenster entsprechen jedoch der Ausgabe von Bruna. Anschließend wird die Übersetzung, wie oben bereits erläutert, analysiert und besprochen, wobei auf Fußnoten in der Übersetzung verwiesen wird, um Beispiele betrachten zu können. In einem letzten Teil sollen schließlich Schlussfolgerungen bezüglich der Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit der Autorin sowie hinsichtlich der Anwendbarkeit von Reiß’ Übersetzungsmethodik auf formbetonte Texte gezogen werden, sowie einige allgemeine Beobachtungen festgehalten werden. 7 I. Die Autorin und das Werk 1.1 Die Autorin Alexandra Penrhyn Lowe wurde 1974 in Heemskerk geboren und studierte in Groningen Geschichte und Journalistik, woraufhin sie als Redakteurin für das Fernsehen und für verschiedene Zeitschriften arbeitete17. Im Jahr 2006 begann sie als Dialogschreiberin für Het Huis Anubis, eine niederländisch-belgische Mystery Fernsehserie für Jugendliche, zu arbeiten, die von 2006 bis 2009 lief und eine der erfolgreichsten niederländischen Jugendshows überhaupt war. Die Serie war so populär, dass 2008 und 2009 je ein Kinofilm produziert wurde, Filme für die Penrhyn Lowe die Drehbücher mit verfasste. Die niederländische Serie wurde auch nachsynchronisiert und läuft heute in Schweden, Dänemark und Mexiko im Fernsehen. In Deutschland wird die Serie seit 2009 unter dem Titel Das Haus Anubis produziert, wobei dasselbe Haus, dieselben Geschichten und dieselben Figuren verwendet werden, deren Rollen jedoch von deutschen Schauspielern gespielt werden. Diese deutsche Version der Serie läuft außerdem in Österreich und der Schweiz im Fernsehen. Ab 2010 wurde auch noch eine englischsprachige Version mit englischen Schauspielern unter dem Namen House of Anubis produziert, die unter anderem in England, den Vereinigten Staaten, Australien und Russland, doch auch in vielen asiatischen und südamerikanischen Ländern im Fernsehen gezeigt wird und außerdem in den Niederlanden in englischer Sprache mit niederländischen Untertiteln läuft. Daneben umfasst das Het Huis Anubis Imperium auch noch Theatershows, Brett- und Computerspiele, CDs und jede nur erdenkliche Form von Werbeartikeln, wie z.B. Bettwäsche, Rucksäcke oder Geschirr. Auch sind sieben Bücher zur Serie erschienen, die alle von Penrhyn Lowe geschrieben, doch anonym veröffentlicht wurden. Diese Bücher wurden auch ins Deutsche übersetzt und es wurde insgesamt ungefähr eine Million Exemplare davon verkauft18. Sevenster ist somit das erste Buch, das unter ihrem Namen veröffentlicht wurde. Des Weiteren schrieb Penrhyn Lowe die Dialoge für den Film K3 en de Kattenprins der belgischen Mädchenpopgruppe K3, deren Zielgruppe Kinder und Jugendliche sind, und arbeitete mit bei der Entwicklung der niederländischen Fernsehshow VRijland, die für Jugendliche gedacht ist. 17 Für alle Angaben zu Alexandra Penrhyn Lowe, vgl. Alexandra Penrhyn Lowe – A.W. Bruna. URL: http://www.awbruna.nl/web/Auteur/Alexandra-Penrhyn-Lowe.htm. (Stand: 08. Juli 2013, 20.24 Uhr). 18 Vgl. De debutant: Alexandra Penrhyn Lowe. Auf: bol.com. URL: http://weblog.bol.com/article/dedebutant-alexandra-penrhyn-lowe. (Stand: 08. Juli 2013, 21.04 Uhr). 8 Aus dieser Übersicht ihrer bisherigen Werke ist bereits zu erkennen, dass Penrhyn Lowe einige Erfahrung mit dem Verfassen von sowohl Kinder- und Jugendliteratur als auch Literatur aus dem Mystery / Fantasy Genre hat. Dies zeigt sich auch am Erfolg, den ihr Debütroman Sevenster in den Niederlanden hatte: das Buch gewann den ‚Crimezone Young Adult Thriller Award 2012’ für den besten niederländischen Young Adult Thriller 201219 und steht auf der Liste von sogenannten ‚Kerntitels’ für den Jonge Jury Prijs 2014. Titel auf dieser Liste werden von den Organisatoren des Preises besonders hervorgehoben und haben somit eine größere Chance auf einen Sieg20. Außerdem erhält das Buch durchgehend gute Rezensionen und fünf-Sterne Bewertungen, wie z.B. von der Webseite crimezone.nl, die urteilt: „Een ontzettend spannend, goed geschreven boek, dat je in één ruk wil uitlezen.“21 Und auch auf bol.com erhält das Buch fünf Sterne in insgesamt 17 Rezensionen von Lesern, von denen 16 das Buch als ‚spannend’ beschreiben22. Da in dieser Arbeit nur die ersten 20 Seiten des insgesamt 334 Seiten langen Buches übersetzt werden, soll im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Handlungsstränge gegeben werden, wobei es im Rahmen dieser Arbeit leider nicht möglich ist, auf alle Details aus dem Roman einzugehen. 1.2 Zusammenfassung von Sevenster Wie bereits mehrfach erwähnt, handelt es sich bei Sevenster um einen Mystery und Fantasy Roman und dies wird schon in der Eröffnungsszene deutlich. In dieser sind die 14-jährige Protagonistin Eveline Dijkman sowie ihre beste Freundin Cleo auf der Party einer Klassenkameradin, um den Beginn der Sommerferien zu feiern. Während der Party geschehen ein paar seltsame Dinge: erst klopft eine Krähe mit violetten Augen an das Fenster und nachdem Eveline dieses geöffnet hat, setzt sich der Vogel kurz auf ihren Arm. Danach verweigert Eveline während eines Spiels von ‚Wahrheit oder Pflicht’ die Pflicht, einen Klassenkameraden zu küssen und erhält ersatzweise 19 Vgl. ‘Sevenster’ wint Crimezone Young Adult Thriller Award 2012 | De laatste wachter. Auf: Webseite De laatste wachter. URL: http://www.delaatstewachter.nl/site/sevenster-wint-crimezoneyoung-adult-thriller-award-2012/. (Stand: 08. Juli 2013, 22.41 Uhr). 20 Vgl. Martijn Joosse: Kerntitels Jonge Jury Prijs 2014 bekend. Auf: MustReads. URL: http://www.mustreads.nl/kerntitels-jonge-jury-prijs-2014-bekend/. (Stand: 08. Juli 2013, 22.48 Uhr). 21 Svenja van der Tol: Recensie van ‘Sevenster’. Auf: CrimeZone. URL: http://www.crimezone.nl/web/Thriller/9789400502581_Sevenster.htm. (Stand: 08. Juli 2013, 23.07 Uhr). 22 Vgl. Sevenster / 1 de laatste Wachter. Auf: Bol.com. URL: http://www.bol.com/nl/p/sevenster-1-delaatste-wachter/1001004011858890/. (Stand: 08. Juli 2013, 23.16 Uhr). 9 den Auftrag, durch Gläserrücken einen Geist herbeizurufen. Hierauf hat sie erst eine Vision von einem vermissten Jungen und kann danach ihren Finger nicht von dem Glas lösen, welches ohne ihr Zutun die Worte ‚Der Wächter ist wach – komm nach Hause’ buchstabiert (diese Worte sind bereits aus der untenstehenden Übersetzung übernommen, N.E.). Auch erfährt der Leser in der Eröffnungsszene, dass Evelines Eltern vier Jahre zuvor bei einem häuslichen Unfall ums Leben kamen, den Eveline nur knapp überlebte, und dass sie nun bei einer Pflegemutter lebt und keinerlei Erinnerungen an ihr Leben vor dem Unfall hat. Alle diese Informationen sind in dem in dieser Arbeit übersetzten Teil zu finden. Nach dem Erlebnis auf der Party kann Eveline auf einmal Geister und Dämonen sehen und ihre Augen sind violett, wenn sie in einen Spiegel sieht. Im Haus ihrer Pflegemutter findet sie ihre Geburtsurkunde, auf der aber nicht Dijkman, sondern Sevenster (in der Übersetzung Siebenstern – mehr hierzu im Kommentar zur Übersetzung, N.E.) als ihr Nachname registriert ist. Auch findet sie ein Foto ihrer Eltern, auf dem eine Adresse geschrieben steht. Zusammen mit Cleo besucht sie diese Adresse in einem Nachbarsdorf, die sich als ein Friedhof entpuppt auf dessen Grund das Haus ihrer Großeltern steht. Das Haus ist jedoch verlassen und Eveline erfährt, dass ihre Großeltern beide tot sind, wobei ihre Großmutter erst vor kurzem Selbstmord begangen hat. Auf dem Friedhof befreien sie den etwa gleichaltrigen Jungen Daniel, den der Friedhofsaufseher Garon eingesperrt hatte, als Daniel Geister fotografieren wollte. Daniel nimmt Eveline und Cleo mit zu einem großen Bauernhof, wo er mit einer Gruppe anderer Jugendlicher die Sommerferien verbringt, und die beiden beschließen, für ein paar Nächte dort zu bleiben. Während eines Ausritts geht Evelines Pferd durch und sie wird von dem mysteriösen, stummen Jungen Azer gerettet. Als Eveline erneut einen Geist sieht und ihm zu helfen versucht, saugt dies so viel Energie aus ihr, dass sie eine Nahtoderfahrung hat. Während dieser sieht Eveline ihren Großvater, der den Selbstmord seiner Frau anzweifelt und Eveline sagt, dass sie ein sogenannter Wächter sei, eine Gabe die sie von ihm geerbt habe, und dass die Krähe, die sich während der Party in der Eröffnungsszene auf ihren Arm gesetzt hatte, ihr Helfer und Begleiter sei. Außerdem trägt er ihr auf, das Grab des Römers Septimus zu suchen, doch bevor er ihr noch mehr erklären kann, erwacht Eveline aus ihrer Ohnmacht. Auch trifft Eveline Azer wieder, der ihr mit Hilfe einer Vision deutlich macht, dass er sie aus dem brennenden Haus ihrer Eltern rettete, was nicht mit der bisherigen 10 Version übereinstimmt, die sie über den Tod ihrer Eltern und ihr eigenes Überleben gehört hat. Eveline findet außerdem heraus, dass Azer ein Geist ist, der auf eine bestimmte Weise ermordet wurde und darum nicht reden kann. Zusammen mit Cleo und Daniel besucht Eveline eine Kirche, in der sie das Grab von Septimus vermuten. In den römischen Katakomben dieser Kirche haben sie erneut eine Vision: sie sehen, wie ein Nazi während des Zweiten Weltkriegs einen kleinen Jungen opfert, um die Frau von Septimus zu dessen Grab herbeizurufen. Bei einem erneuten Versuch, einem Geist zu helfen, hat Eveline wieder eine Nahtoderfahrung und erfährt von ihrem Großvater, dass es die Aufgabe der Wächter sei, das Geheimnis um das Grab von Septimus zu bewachen, weil Menschen schon seit vielen Jahren versuchen würden, dieses zu finden, wofür sie regelmäßig kleine Jungen opferten. Anscheinend sei in Septimus’ Grab nämlich ein Geheimnis verborgen, das den Finder unsterblich machen würde. Da gerade ein kleiner Junge vermisst wird (Sebastian van Helden, der bereits in dem unten übersetzten Stück genannt wird, N.E.), denkt Eveline, dass er das nächste Opfer werden soll und zusammen mit Cleo und Daniel will sie ihn retten. Sie finden Beweise, dass der Friedhofsauseher Garon Sebastians Entführer ist und folgen ihm zu einem leeren Grab auf dem Friedhof, wo sie erst von Dämonen attackiert und schließlich von Wilfried Langelaar, einem bekannten Archäologen, ertappt werden. Es stellt sich heraus, dass nicht Garon, sondern Langelaar der Täter ist, der in seiner Suche nach Septimus’ Grab mehrere Kinder geopfert hat und am Ende des Romans selbst stirbt. Der erste Teil der Serie endet damit, dass Eveline in Langelaars Büro ein erst ein Jahr altes Foto findet, auf dem Langelaar zusammen mit Evelines Mutter zu sehen ist, und somit weiß, dass ihre Mutter noch lebt. Wie aus dieser Zusammenfassung deutlich wird, spielen Geister und Dämonen eine große Rolle in dem Buch, doch auch Ritualmorde, Kindsentführung und Nahtoderfahrungen tauchen mehrfach auf. Außerdem ist das Romangeschehen oft sehr unheimlich und äußerst spannend und somit offensichtlich nicht für Kinder gedacht. Im Folgenden nun die Übersetzung der ersten 20 Seiten von Sevenster. 11 II. Teilübersetzung von Sevenster Wie bereits in der Einleitung genannt, ist dieser Teil der Arbeit doppelseitig gedruckt, so dass der Originaltext und die Übersetzung jeweils direkt nebeneinander gelegt werden können. Sevenster – De laatste wachter Oké. Dit wordt hem dan: mijn eerste zoen. Eveline deed haar ogen dicht toen Jelle dichterbij kwam. Ze kon zijn warme adem tegen haar gezicht voelen, het rook roze, naar kauwgomballen en haar twijfel groeide: ging ze nou echt voor het eerst zoenen met een jongen op wie ze niet verliefd was en die ook nog eens roze rook? Op het laatste moment besloot ze van niet en schoof achteruit, waardoor Jelle zijn evenwicht verloor en plat op het witte tapijt viel. Klas 2B van het Dekkers College barstte in lachen uit en Jelle kwam met een beteuterd gezicht overeind. De knapste jongen van de klas was niet gewend aan een afwijzing. ‘Durf je niet, of zo?’ zei hij een beetje geïrriteerd. ‘Jawel hoor, maar je stinkt naar kauwgomballen,' zei Eveline bruusk. ‘Ik wil niet zoenen met iemand die naar kauwgomballen ruikt.’ Ze trok haar benen onder zich en sloeg haar armen over elkaar. 'Maar Eef, je hebt dare gezegd,' zei haar vriendin Cleo bestraffend. ‘Dan moet je wel doen wat je opdracht is.’ Iedereen in de kring begon door elkaar te schreeuwen. Dat het tegen de regels van het spelletje in ging: Eveline had zelf dare gezegd – dan had ze maar truth moeten zeggen. En zo erg was het toch niet om met iemand te zoenen die naar kauwgomballen rook? Ze verpeste het spelletje als ze zich niet aan de regels hield. Natuurlijk wist Eveline dat ze met iemand zou moeten zoenen toen ze dare zei, want ze speelden dit spelletje al de hele avond en vanaf het eerste moment hadden haar klasgenoten kleffe monden op elkaar geperst, terwijl Eveline had gehoopt dat de fles haar op miraculeuze wijze zou overslaan. Maar dat was niet gebeurd en de dare was met Jelle zoenen. 12 Siebenstern – Der letzte Wächter Okay. Das wird er also: mein erster Kuss. Eveline schloss ihre Augen als Jelle23 sich ihr näherte. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren, der rosa roch, wie Kaugummikugeln, und ihr Zweifel wuchs: war sie wirklich kurz davor einen Jungen zu küssen in den sie nicht verliebt war und der noch dazu rosa roch? Im letzten Moment entschied sie sich dagegen und rutschte nach hinten weg, wodurch Jelle sein Gleichgewicht verlor und flach auf den weißen Teppich fiel. Die ganze Klasse 8b des Dekkersgymnasiums24 brach in schallendes Gelächter aus und Jelle richtete sich mit einem verdutzten Gesicht auf. Der bestaussehendste Junge der Klasse war nicht an Abfuhren gewohnt. „Traust du dich nicht, oder was?” sagte er leicht verärgert. „Doch, schon. Aber du stinkst nach Kaugummikugeln”, sagte Eveline schroff. „Ich will nicht mit jemandem knutschen der nach Kaugummikugeln riecht.” Sie zog ihre Beine unter sich und verschränkte ihre Arme. „Aber Evi25, du hast ‚Pflicht’26 gesagt”, sagte ihre Freundin Cleo strafend. „Dann musst du deinen Auftrag schon erfüllen.” Alle im Kreis begannen wild durcheinander zu reden. Es sei gegen die Spielregeln: Eveline hätte selbst ‚Pflicht’ gesagt – dann hätte sie eben27 ‚Wahrheit’ sagen müssen. Und so schlimm sei es doch auch wieder nicht mit jemandem zu knutschen der nach Kaugummikugeln roch? Sie würde das Spiel verderben wenn sie sich nicht an die Regeln hielt. Natürlich wusste Eveline in dem Moment, in dem sie ‚Pflicht’ sagte, dass das bedeutete, mit jemandem knutschen zu müssen. Schließlich spielten sie dieses Spiel schon den ganzen Abend lang und vom ersten Moment an hatten ihre Mitschüler klebrige Münder aufeinandergedrückt, während Eveline hoffte, dass die Flasche sie auf wunderbare Weise überspringen würde. Aber das passierte nicht und ihre ‚Pflicht’ war es nun, mit Jelle zu knutschen. 23 s. Punkt 3.1.1 s. Punkt 3.1.2 25 s. Punkt 3.1.1 26 s. Punkt 3.2.2 27 s. Punkt 3.2.2 24 13 En haar beste vriendin Cleo had dat het hardste geroepen, want die wist (als enige) dat Eveline nog nooit had gezoend. Het hele schooljaar hadden ze het er al over gehad, en nu was het zomervakantie en had Eveline nog steeds niet gezoend. Cleo vond dat het hoog tijd werd. Eveline ook, maar toch vervloekte ze zichzelf dat ze geen truth had gezegd. Alleen, niemand had tot nu toe truth gezegd, want niemand had zin om zijn geheimen te delen met de rest van de klas. Als zij thruth had gezegd, dan liep ze het risico om vragen te moeten beantwoorden als: met wie heb je voor het eerst gezoend? (Met niemand, oftewel suf.) Waarom heb je nog nooit gezoend? (Omdat ik voor het eerst wil zoenen met een jongen die ik echt heel leuk vind en die míj leuk vindt, oftewel: romantisch – dus suf). Wat is je grootste wens? (Dat mijn ouders weer leven, maar dan kijkt iedereen naar me alsof ik een in de steek gelaten puppy ben. En anders moet ik zeggen dat ik een keer op een paard wil zitten en keihard in galop wil gaan, maar dat is een kinderachtige meisjeswens. Oftewel: supersuf.) Dare dus. Met Jelle zoenen. Ze wilde helemaal niet met Jelle zoenen, al was hij dan de knapste jongen van de klas met zijn blonde krullen die altijd iets te lang waren zodat hij eruit zag als een surfer. 'We kunnen haar ook een andere opdracht geven,' zei Marieke snel. Zij vond het allang best dat Eveline niet met Jelle wilde zoenen want ze vond Jelle zelf veel te leuk. 'Wie vindt dat Eefje een nieuwe dare moet doen?' riep ze daarna. 'Handen omhoog!' De meesten staken hun handen omhoog. ‘Goed. Je krijgt een nieuwe opdracht,’ zei Marieke. 'Maar zoenen mag niet meer hoor,' zei Eveline snel. 'Jij bepaalt de regels niet,' riep Mariekes beste vriendin Liesbeth. 'Jij ook niet,' kaatste Eveline terug. Marieke gebaarde dat ze beiden stil moesten zijn. 'Jullie beslissen het geen van tweeën. Dit is mijn huis, dus ik bepaal wat je nieuwe opdracht is,' zei ze. 14 Und ihre beste Freundin Cleo hatte das am lautesten gefordert, da sie (als einzige) wusste, dass Eveline noch nie mit jemandem geknutscht hatte. Sie hatten schon das ganze Schuljahr darüber geredet, und nun waren Sommerferien und Eveline hatte immer noch mit niemandem geknutscht. Cleo fand, dass es höchste Zeit dafür sei. Eveline auch, aber trotzdem verfluchte sie sich selbst, dass sie nicht ‚Wahrheit’ gesagt hatte. Es war nur so, dass bisher niemand ‚Wahrheit’ gesagt hatte, da niemand Lust hatte, seine Geheimnisse mit dem Rest der Klasse zu teilen. Hätte sie ‚Wahrheit’ gesagt, wäre sie das Risiko eingegangen, Fragen beantworten zu müssen wie: mit wem hast du zum ersten Mal geknutscht? (Mit niemanden, oder, mit anderen Worten: langweilig.) Warum hast du noch nie geknutscht? (Weil ich beim ersten Mal mit einem Jungen knutschen will, den ich wirklich mag und der mich auch mag, oder, mit anderen Worten: romantisch – also langweilig.) Was ist dein größter Wunsch? (Dass meine Eltern noch am Leben wären, aber dann schauen mich alle an wie einen verlassenen Welpen. Und sonst muss ich sagen, dass ich mal auf einem Pferd sitzen möchte und blitzschnell galoppieren will, aber das ist ein kindischer Mädchenwunsch. Oder, mit anderen Worten: superlangweilig.) ‚Pflicht’ also. Mit Jelle knutschen. Sie wollte überhaupt nicht mit Jelle knutschen, auch wenn er der bestaussehendste Junge der Klasse war, mit seinen blonden Locken, die immer etwas zu lang waren, so dass er wie ein Surfer aussah. „Wir können ihr auch einen anderen Auftrag geben”, sagte Marieke schnell. Es war ihr eigentlich nur recht, dass Eveline nicht mit Jelle knutschen wollte, denn sie fand Jelle selbst viel zu toll. „Wer findet, dass Evi28 eine neue ‚Pflicht’ machen muss?” rief sie dann. „Hände hoch!” Die meisten hoben ihre Hand. „Gut. Du kriegst einen neuen Auftrag”, sagte Marieke. „Aber Knutschen ist nicht noch mal erlaubt”, sagte Eveline schnell. „Du kannst die Regeln nicht bestimmen”, rief Mariekes beste Freundin Liesbeth. „Du auch nicht”, gab Eveline zurück. Marieke machte eine Gebärde, dass sie beide still sein sollten. „Ihr entscheidet das beide nicht. Es ist mein Haus, also bestimme ich, was dein neuer Auftrag wird”, sagte sie. 28 s. Punkt 3.1.1 15 Ze zaten in de speelkelder van Mariekes huis, dus die was de hele avond al de baas aan het spelen. Ze dacht na, terwijl de rest van de klas haar ingespannen aankeek. Door de smalle kelderraampjes kon je in het weinige licht nog net de boomtoppen zien die hard heen en weer schudden door de zomerstorm die om het huis floot. Eveline slikte. Het gefluit van de wind bracht een raar gevoel met zich mee waar ze haar vinger niet helemaal op kon leggen, maar het had iets te maken met de nachtmerrie die ze die nacht had gehad, maar zich niets meer van kon herinneren. Ze keek om zich heen naar de afwachtende gezichten van haar klasgenoten en kreeg het gevoel dat ze dit al eerder had meegemaakt. Straks horen we getik tegen het raam. Ze probeerde de vreemde gedachte die in haar hoofd was opgekomen te negeren, toen ze boven het geluid van de wind uit een zacht getik hoorde. Het is een kraai, dacht Eveline nog voordat ze opkeek. Kippenvel schoot over haar armen toen er inderdaad een zwarte kraai achter het linkerraampje zat die met zijn snavel tegen het raam tikte. De anderen hadden het ook gezien en het was zo vreemd dat de hele groep zenuwachtig begon te lachen. ‘Wat bizar,’ fluisterde Marieke, terwijl de kraai tegen het raam bleef tikken. Eveline had nog steeds kippenvel op haar armen staan toen ze overeind kwam en naar het raam liep. Ze snapte zelf niet zo goed waarom ze het deed; het was alsof ze in een film was terechtgekomen en de kraai haar iets wilde zeggen. ‘Ga je hem binnenlaten?’ riep haar slungelige klasgenoot Jeroen lacherig, maar Eveline antwoordde niet. Ze moest op haar tenen staan om de vogel goed te kunnen zien. Toen ze hem aankeek, hield hij op met tikken en kraste hij naar haar. Indringend, alsof hij haar iets wilde vertellen. Het was een beetje griezelig, maar Evelines nieuwsgierigheid won. Ze perste haar neus tegen het glas en staarde. De vogel staarde terug en weer had Eveline het gevoel dat ze dit al eerder had meegemaakt, dat ze deze vogel al eerder had gezien en ze reikte onwillekeurig naar het raampje, haalde de hendel over en trok het open. Meteen blies de warme zomerwind in haar gezicht alsof onzichtbare handen haar haren optilden. Stof en kleine dorre blaadjes kwamen mee naar binnen en dwarrelden neer bij haar voeten. 16 Sie waren im Spielkeller von Mariekes Haus, also spielte die sich schon den ganzen Abend lang als Boss auf. Sie überlegte, während der Rest der Klasse sie gespannt ansah. Durch die kleinen Kellerfenster konnte man im fahlen Licht gerade noch die Baumwipfel sehen, die in dem um das Haus pfeifenden Sommersturm heftig hin und her schwankten. Eveline schluckte. Das Pfeifen des Windes gab ihr ein merkwürdiges Gefühl, das sie sich nicht genau erklären konnte, das aber mit dem Albtraum zu tun hatte, den sie letzte Nacht gehabt hatte, an den sie sich aber nicht erinnern konnte. Sie schaute um sich, blickte in die abwartenden Gesichter ihrer Klassenkameraden und bekam das Gefühl, dass sie das hier schon einmal erlebt hatte. Gleich hören wir ein Klopfen am Fenster. Sie versuchte den seltsamen Gedanken, der in ihrem Kopf aufgekommen war, zu ignorieren, als ein leises Klopfen das Geräusch des Windes übertönte. Es ist eine Krähe, dachte Eveline, noch bevor sie aufsah. Gänsehaut überzog ihre Arme als hinter dem linken Fenster tatsächlich eine schwarze Krähe saß, die mit ihrem Schnabel gegen das Fenster pickte. Die anderen hatten sie auch gesehen und die Situation war so seltsam, dass die ganze Gruppe nervös zu lachen begann. „Wie sonderbar “, flüsterte Marieke, während die Krähe weiter gegen das Fenster pickte. Eveline hatte immer noch Gänsehaut an ihren Armen als sie aufstand und zum Fenster ging. Sie wusste selbst nicht so recht warum sie das tat; es war als ob sie in einen Film geraten war und die Krähe ihr etwas sagen wollte. „Willst du sie etwa reinlassen?” rief ihr schlaksiger Mitschüler Jeroen kichernd, aber Eveline antwortete nicht. Sie musste sich auf die29 Zehenspitzen stellen, um den Vogel besser sehen zu können. Als sie ihn anschaute, hörte er mit dem Picken auf und krähte sie an. Eindringlich, als ob er ihr etwas mitteilen wollte. Es war ein bisschen unheimlich, aber Evelines Neugierde siegte. Sie drückte ihre Nase gegen die Scheibe und starrte ihn an. Der Vogel starrte zurück und wieder hatte Eveline das Gefühl, all dies schon einmal erlebt zu haben, diesen Vogel schon einmal gesehen zu haben, und sie griff unwillkürlich zum Fenster, drehte den Griff und zog es auf. Sofort wehte ihr der warme Sommerwind ins Gesicht, als ob unsichtbare Hände ihr durch die Haare fuhren. Staub und welke Blätter flogen mit herein und wirbelten zu ihren Füßen nieder. 29 s. Punkt 3.2 17 ‘Wat doe je?’ hoorde ze iemand achter zich zeggen, maar ook nu weer gaf ze geen antwoord. Ze stak haar hand naar de zwarte kraai uit, die er meteen op ging zitten. Zijn pootjes voelden koud en leerachtig aan en zijn nageltjes krasten over haar blote onderarm. Daarna bracht ze haar arm dichter naar haar gezicht en ze stond nu oog in oog met de zwarte vogel, hij was zo dichtbij dat ze al zijn veren kon tellen en haar eigen silhouet in zijn ogen weerspiegeld zag. Heel rustig boog de vogel zich voorover richting haar gezicht, en hoewel Eveline wist wat er zou gaan komen door haar déjà vu-gevoel, moest ze zich toch inhouden om niet achteruit te deinzen, bang als ze was dat hij haar in haar gezicht zou pikken met die glanzende snavel. Maar hij deed in plaats daarvan iets heel geks: hij wreef als een kat die een kopje geeft met zijn hoofdje over haar gezicht. Eveline deed haar ogen dicht en zijn zwarte veren kietelelden zacht over haar oogleden. Toen hipte hij weer recht en kraste tegen haar. Ze deed haar ogen open en heel even dacht ze dat ze iets geks zag aan de vogel - het leek alsof hij paarse ogen had. Eveline boog zich dichter naar het beest om het beter te zien, maar op dat moment begon hij met zijn vleugels te klapperen en vloog de kraai met wild vleugelgefladder uit het raampje en verdween. Eveline sloot het raam, draaide zich om en zag toen dat de rest haar met grote ogen zat aan te kijken. ‘Dat was raar,’ zei Marieke. ‘Wat deed je nou?’ Ze giechelde zenuwachtig. Eveline voelde zich vreselijk opgelaten en haalde haar schouders op. ‘Gewoon – hij kwam op mijn arm zitten,’ zei ze zo nonchalant mogelijk. ‘Wat gek,’ zei iemand anders. ‘Eef, ben je zo’n vogelfluisteraar?’ ‘Nee, tuurlijk niet,’ mompelde Eveline. Ze gleed met haar blote voeten over het tapijt. Ze wist ook niet precies wat er net was gebeurd. ‘Je bent wel een beetje een rare hoor,’ zei Marieke. Het was niet slecht bedoeld, maar Eveline voelde zich kleiner worden. Ze hoorde wel vaker van mensen dat ze een beetje raar was en dat vond ze niet leuk. 18 „Was machst du?” hörte sie jemand hinter sich sagen, aber auch diesmal gab sie keine Antwort. Sie streckte ihre Hand in Richtung der schwarzen Krähe, die sich sofort darauf setzte. Ihre Füße fühlten sich kalt und lederartig an und ihre Krallen30 kratzten ihren nackten Unterarm. Dann führte sie ihren Arm näher an ihr Gesicht heran, bis sie Auge in Auge mit dem schwarzen Vogel war. Er war so nah, dass sie all seine Federn zählen konnte und sich selbst in seinen Augen widerspiegelte. Ganz ruhig beugte der Vogel sich nach vorne zu ihrem Gesicht hin, und obwohl Eveline dank ihres Déjà-vuGefühls wusste was passieren würde, musste sie sich doch beherrschen, um nicht aus Angst davor, dass er ihr mit seinem glänzenden Schnabel ins Gesicht picken würde, zurückzuweichen. Stattdessen aber tat er etwas sehr Sonderbares: er rieb seinen Kopf an ihrem Gesicht, wie Katzen es tun.31 Eveline schloss ihre Augen und seine schwarzen Federn kitzelten sanft ihre Augenlider. Dann richtete er sich wieder gerade auf und krähte sie an. Sie öffnete ihre Augen und glaubte einen Moment lang, etwas Seltsames an dem Vogel zu sehen – seine Augen schienen violett32 zu sein. Eveline beugte sich näher zu dem Tier hin, um es besser sehen zu können, aber in dem Moment begann es mit den Flügeln zu schlagen und verschwand wild flatternd durch das Fenster. Eveline schloss das Fenster, drehte sich um und merkte erst dann, dass der Rest sie mit großen Augen ansah. „Das war seltsam”, sagte Marieke. „Was hast du gemacht?” Sie kicherte nervös. Eveline schämte sich fürchterlich und zuckte mit den Schultern. „Nichts - sie hat sich auf meinen Arm gesetzt”, sagte sie so gleichgültig wie möglich. „Wie verrückt”, sagte jemand. „Evi, bist du so ein Vogelflüsterer?” „Nein, ’türlich33 nicht”, murmelte Eveline und schlurfte barfuss über den Teppich. Sie wusste selbst auch nicht genau, was gerade passiert war. „Du bist schon ein bisschen komisch”, sagte Marieke. Es war nicht böse gemeint, aber Eveline fühlte wie ihr Selbstvertrauen zusammenschrumpfte. Sie hatte schon öfter von anderen gehört, dass sie ein bisschen komisch sei und das gefiel ihr gar nicht. 30 s. Punkt 3.2 s. Punkt 3.2.1 32 s. Punkt 3.3.1 33 s. Punkt 3.2.2 31 19 Om zichzelf een houding te geven, plofte ze overdreven stoer terug op het tapijt. Gelukkig was het déjà vu-gevoel verdwenen. ‘Ik snap niet dat hij bij jou op je arm ging zitten,’ zei weer iemand anders. ‘Was hij gewond?’ Eveline schudde haar hoofd en kauwde op de punt van haar paardenstaart. Cleo probeerde haar blik te vangen, maar Eveline staarde een beetje nukkig naar haar benen. Ze baalde van zichzelf. Eerst had ze niet met Jelle gezoend en nu was ze ineens weer een ‘rare’ omdat er een vogel op haar arm was gaan zitten… Jeroen floot. ‘Dat was gefreakt man,’ zei hij meer genietend dan geschrokken. Hij was de horrorfreak van hun klas en vooral gek op films waar mensen in stukjes werden gehakt . Zijn motto was ‘hoe bloederiger hoe beter.’ ‘Volgens mij spookt het hier.’ ‘Gatsie,’ zei Marieke, ‘doe niet zo eng.’ ‘Hé, ik weet wel een opdracht voor Eveline,’ zei Jeroen plotseling. Hij boog zijn lange lijf naar Marieke en fluisterde iets in haar oor. Marieke knikte en schraapte vervolgens haar keel. ‘We hebben een nieuwe dare bedacht,’ zei ze met een serieus gezicht. ‘En deze mag je niet weigeren. Dat moet je zweren.’ De rest van de klas ging wat rechterop zitten. Nu werd het interessant. 'Hoe kan ik dat nou zweren als ik helemaal niet weet wat de opdracht is? Straks zeg je dat ik een bank moet beroven, of naakt over straat moet dansen,' zei Eveline zo luchtig mogelijk, maar haar stem sloeg toch een beetje over. ‘Oeh, ben je nu al zenuwachtig?’ vroeg Jeroen. ‘En je weet nog niet eens wat je moet doen!’ 'Ik beloof je dat dat het niet is. Het is niks tegen de wet, of iets met zoenen. Je hebt er alleen lef voor nodig. Heb je dat?' Marieke duwde haar kin uitdagend omhoog. Eveline beet op haar lip. Al haar klasgenoten keken haar aan. Ze kon er niet onderuit. Als ze nu zou weigeren, dan had ze het waarschijnlijk voor eeuwig verbruid bij de rest van de klas. 20 Um ihre Verlegenheit zu überspielen34, ließ sie sich übertrieben cool auf den Teppich fallen. Zum Glück war das Déjà-vu-Gefühl jetzt verschwunden. „Ich kapier nicht, warum sie sich auf deinen Arm gesetzt hat”, sagte einer der anderen. „War sie verletzt?” Eveline schüttelte ihren Kopf und kaute an der Spitze ihres Pferdeschwanzes. Cleo versuchte Blickkontakt mit ihr aufzunehmen, aber Eveline starrte mürrisch auf ihre Beine. Sie hatte von sich selbst die Nase voll. Erst hatte sie nicht mit Jelle geknutscht und jetzt war sie auf einmal wieder ‚komisch’, weil ein Vogel sich auf ihren Arm gesetzt hatte... Jeroen pfiff vor sich hin. „Das war freakig35, Mann”, sagte er eher genießerisch als erschrocken. Er war der Horrorfreak ihrer Klasse und vor allem auf Filme versessen, in denen Menschen in Stücke gehackt werden. Sein Motto war ‚je blutiger, desto besser.’ „Ich denke, dass es hier spukt.” „Bah”, sagte Marieke, „red nicht so gruslig daher.” „He, ich weiß einen Auftrag für Eveline”, sagte Jeroen plötzlich. Er bog seinen langen Körper zu Marieke hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Marieke nickte und räusperte sich. „Wir haben uns eine neue ‚Pflicht’ ausgedacht”, sagte sie mit ernstem Gesicht. „Und diese darfst du nicht verweigern. Das musst du schwören.” Der Rest der Klasse richtete sich auf. Jetzt wurde es spannend. „Wie kann ich das schwören, wenn ich noch gar nicht weiß, was der Auftrag ist? Gleich sagst du noch, dass ich eine Bank überfallen oder nackt auf der Straße tanzen muss”, sagte Eveline so locker wie möglich, aber ihre Stimme überschlug sich trotzdem ein bisschen. „Oh, bist du jetzt schon nervös?” fragte Jeroen. „Dabei weißt du noch nicht mal, was du machen musst!” „Ich verspreche dir, dass es das nicht ist. Es ist nichts gegen das Gesetz, oder was mit Knutschen. Du musst dafür nur Mut haben. Hast du den?” Marieke hob herausfordernd ihr Kinn. Eveline biss sich auf die Unterlippe. All ihre Klassenkameraden sahen sie an. Sie konnte nicht kneifen. Wenn sie sich jetzt weigern würde, hätte sie es sich wahrscheinlich für immer mit dem Rest der Klasse verdorben. 34 35 s. Punkt 3.2.1 s. Punkt 3.2.2 21 ‘Ik durf best,' zei ze uiteindelijk. 'Zweer het!' Eveline legde haar hand op haar hart. 'Ik zweer het.' Marieke klapte in haar handen. 'Mooi!' riep ze en ze kwam overeind. Ze trok een la open van een oud kastje en haalde een doos tevoorschijn waar 'Scrabble' op stond. 'Is haar opdracht een potje Scrabble spelen?' zei Liesbeth beteuterd. 'Nee, sukkel.' Marieke duwde de doos in Liesbeths handen. Ze haalde de fles die ze hadden gebruikt van het dienblad af. 'Je moet de letters hierop leggen. Van A tot Z, in een cirkel.’ Diede gniffelde zachtjes en stootte Mark aan die naast hem zat. ‘Ik weet wat ze moet doen,’ zei hij. Ik ook, dacht Eveline die haar hart richting haar maag voelde zinken. Iedereen keek afwachtend naar hun gastvrouw die Mark een zak waxinelichtjes en een aansteker gaf. 'Zoveel mogelijk neerzetten en aansteken,' commandeerde ze. 'Ik denk dat de opdracht is dat je de kelder moet af laten fikken omdat ze een nieuwe televisie wil,' fluisterde Cleo in Evelines oor. Eveline wist een glimlach op haar gezicht te toveren, maar het gevoel van naderend onheil werd sterker. Ze spiedde naar Jelle die samen met Liesbeth de scrabbleletters op het dienblad legde. Waarom had ze nou geweigerd om met hem te zoenen? Hij was knap en leuk en kon goed voetballen. Prima voor een eerste zoen, toch? Dan was ze er tenminste vanaf geweest. Toen alle kaarsjes aan waren, deed Marieke de rest van de lichten uit. De kelder leek er meteen uit te zien als een onderaardse tombe waar geheime rituelen plaatsvonden. De waxinelichtjes flakkerden door de tocht en grillige schaduwen bewogen op de muren. Iedereen keek gespannen naar Marieke die met een ferme klap een glas op zijn kop in het midden van de cirkel zette. 22 „Klar trau ich mich”, sagte sie schließlich. „Schwöre es!” Eveline legte die Hand auf ihr Herz. „Ich schwöre es.” Marieke klatschte in die Hände. „Super! “ rief sie und stand auf. Sie öffnete die Schublade eines alten Schrankes und zog eine Dose heraus auf der ‚Scrabble’ stand. „Ist ihr Auftrag eine Runde Scrabble spielen?” sagte Liesbeth verdattert. „Nein, du Trottel.”36 Marieke drückte Liesbeth die Dose in die Hand. Sie nahm die Flasche, die sie benutzt hatten, von dem Tablett. „Leg die Buchstaben hier drauf. Von A bis Z, in einem Kreis.” Diede kicherte leise und stupste Mark an, der neben ihm saß. „Ich weiß, was sie tun muss”, sagte er. Ich auch, dachte Eveline, während sie fühlte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte.37 Alle schauten abwartend ihre Gastgeberin an, die Mark eine Packung Teelichter und ein Feuerzeug gab. „Stell so viele wie möglich auf und zünd sie an”, kommandierte sie. „Ich glaube, dein Auftrag ist es, den Keller abbrennen zu lassen, weil sie einen neuen Fernseher haben will”, flüsterte Cleo Eveline ins Ohr. Eveline schaffte es, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, aber das Gefühl eines sich nähernden Unheils wurde stärker. Sie schielte zu Jelle hinüber, der gemeinsam mit Liesbeth die Scrabble Buchstaben auf das Tablett legte. Warum hatte sie sich geweigert, mit ihm zu knutschen? Er sah gut aus, war nett und konnte gut Fußball spielen. Gut genug für einen ersten Kuss, oder? Zumindest hätte sie es dann hinter sich gehabt. Als alle Kerzen brannten, machte Marieke das Licht aus. Der Keller sah sofort wie eine unterirdische Gruft aus, in der geheime Rituale stattfinden. Die Teelichter flackerten im Luftzug der vom Fenster herkam und schemenhafte Schatten tanzten unruhig an den Wänden auf und ab. Alle sahen angespannt zu Marieke hin, die mit einem lauten Knall ein umgedrehtes Glas in die Mitte des Kreises stellte. 36 37 s. Punkt 3.2.2 s. Punkt 3.2.1 23 ‘Eveline Dijkman,' zei ze op geheimzinnige toon. 'Omdat je een opdracht hebt geweigerd bij truth or dare, krijg je een nieuwe opdracht. Je hebt gezworen dat je deze opdracht zal aanvaarden en je opdracht is...' Marieke liet een stilte vallen. Klas 2B zat muisstil te wachten op wat er komen ging. Mark en Diede stootten elkaar al aan in enthousiaste anticipatie. 'Je opdracht is… dat je een geest moet oproepen.' Klonk. Evelines hart landde als een baksteen in haar maag. 'Is dat niet gevaarlijk?' piepte Alma meteen. Haar ronde gezicht was plotseling net zo bleek als haar witte haren. 'Ze heeft het gezworen,' zei Marieke. 'Nou?' Ze gaf het glas een zetje en keek uitdagend naar Eveline. 'Of ben je te laf?' Eveline schudde woordeloos haar hoofd. ‘Eef, je hoeft het niet te doen,’ zei Cleo die zag dat ze het niet leuk vond. ‘Jawel, ze moet het wel doen. Ze heeft het gezworen,’ riep Marieke snel. ‘En anders moet ze maar weg, want dan verpest ze het feestje,’ zei ze halfgemeend. ‘Doe niet zo flauw,’ zei Cleo, maar de anderen vielen haar niet bij. Blijkbaar vond de rest van 2B het ook een soort van terecht dat Eveline weg zou moeten als ze haar tweede dare niet zou doen. Eveline slikte en lachte dapper, maar haar hart klopte als een bezetene. Ze wilde helemaal geen geest proberen op te roepen, vooral niet na dat rare gevoel dat ze net had gehad met die kraai. Maar ook omdat ze het eng vond én omdat haar pleegmoeder Chantal het haar altijd zo’n beetje ‘verboden’ had omdat ze vond dat Eveline ‘te gevoelig’ was. Evelines ouders waren vlak na haar tiende verjaardag door een kapotte kachel in huis gestikt en Eveline had door het ongeluk twee weken in coma gelegen, en kon zich daardoor niets meer herinneren van haar leven daarvoor. 24 „Eveline Dijkman”, sagte sie in einem geheimnisvollen Ton. „Weil du bei ‚Wahrheit oder Pflicht’38 einen Auftrag verweigert hast, kriegst du einen neuen Auftrag. Du hast geschworen, dass du diesen Auftrag annehmen wirst und dein Auftrag ist...” Marieke legte eine Pause ein. Die Klasse 8b wartete mucksmäuschenstill ab, was passieren würde. Mark und Diede stupsten einander in aufgeregter Vorfreude an. „Dein Auftrag ist... dass du einen Geist beschwören musst.” Rums.39 Evelines Herz rutschte ihr in die Hose.40 „Ist das nicht gefährlich?” piepste Alma sofort. Ihr rundliches Gesicht war plötzlich so aschfahl wie ihr hellblondes Haar. „Sie hat es geschworen”, sagte Marieke. „Na?” Sie gab dem Glas einen Stoß und sah Eveline herausfordernd an. „Oder bist du zu feige?” Eveline schüttelte wortlos ihren Kopf. „Evi, du musst das nicht machen”, sagte Cleo, die merkte, dass ihr die ganze Sache nicht gefiel. „Doch, sie muss es schon machen. Sie hat es geschworen”, rief Marieke schnell. „Sonst muss sie halt41 gehen, weil sie dann die Party verdirbt”, sagte sie halbherzig. „Red keinen Blödsinn”, sagte Cleo, aber die anderen stimmten ihr nicht zu. Anscheinend fand der Rest der 8b auch, dass Eveline gehen müsste wenn sie ihre zweite ‚Pflicht’ ebenfalls nicht ausführen würde. Eveline schluckte und lachte tapfer, aber ihr Herz schlug wie wild. Sie wollte wirklich nicht versuchen, einen Geist zu beschwören, und schon gar nicht nach dem seltsamen Gefühl, das sie gerade erst beim Auftauchen der Krähe gehabt hatte. Aber auch, weil sie es gruselig fand und weil ihre Pflegemutter Chantal ihr solche Dinge eigentlich ‚verboten’ hatte, da sie dachte, dass Eveline ‚zu empfindlich’ sei. Evelines Eltern waren kurz nach ihrem zehnten Geburtstag wegen eines defekten Ofens an Rauchvergiftung gestorben und Eveline selbst hatte nach dem Unfall zwei Wochen lang im Koma gelegen, wonach sie sich nicht mehr an ihr Leben vor dem Unfall erinnern konnte. 38 s. Punkt 3.2.2 s. Punkt 3.2.1 40 s. Punkt 3.2.1 41 s. Punkt 3.2.2 39 25 Maar sinds ze bij Chantal woonde, had ze heel vaak nachtmerries (die ze zich als ze wakker werd niet meer kon herinneren). Daarom vond Chantal het niet fijn als Eveline allerlei horrorfilms keek en wilde ze ook niet dat ze dingen deed als geesten oproepen. ‘Je hebt al genoeg nachtmerries. Die moet je niet voeden met dat soort rare spelletjes en enge films.’ 'Ja Chantal.' 'Beloof je het?' 'Oké.' Eveline negeerde haar angst. Ze wilde niet nog een keer weigeren en daarmee de oppersukkel van de klas zijn. Ze dacht niet dat Marieke haar echt zou wegsturen, maar ze had het niet voor niets gezegd: dan was ze in de ogen van heel 2B een enorme lafbek en dat wilde ze niet zijn. Daarom schoof ze op haar knieën naar voren tot ze midden in de kring zat. Het tapijt kriebelde aan haar blote voeten. 'Oké, maar dan mogen jullie zo niet gaan piepen als er een geest aan je haren trekt,' zei ze stoer, waarna een lach door de groep golfde. Marieke nestelde zich tussen Liesbeth en Jelle in en trok haar knieën naar haar kin. 'Dat doen we niet,' zei ze. 'Ga je gang.' 'Wat moet ik precies doen?' 'Je vinger op het glas leggen en een geest uitnodigen,' zei Marieke op een toon alsof ze het elke dag deed. Het kaarslicht weerkaatste tegen het omgekeerde glas. Iedereen keek ingespannen naar Eveline, die haar wijsvinger op het glas wilde leggen. 'Niet je linker! Dat is je duivelshand. Straks roep je een kwade geest op,' siste Marieke. Eveline trok geschrokken haar vinger terug. 'Kun je ook kwade geesten oproepen?' vroeg Alma kleintjes en ze keek alsof het glas in een adder was veranderd. 'Alma! Kijk je nooit naar enge films? Natuurlijk kan dat,' zei Jeroen. Eveline vroeg zich af of haar slungelige klasgenoot nog meer dingen wist over geesten oproepen die zij en Alma niet wisten. Ze legde voorzichtig haar rechterwijsvinger op het glas. 26 Aber seit sie bei Chantal wohnte, hatte sie sehr oft Albträume (an die sie sich nach dem Aufwachen nicht mehr erinnern konnte). Darum gefiel es Chantal nicht, wenn Eveline Horrorfilme schaute und darum wollte sie auch nicht, dass sie an Sachen wie Geisterbeschwörungen teilnahm. „Du hast schon genug Albträume. Die musst du nicht auch noch mit solchen seltsamen Spielen und grusligen Filmen verschlimmern.” „Ja, Chantal.” „Versprichst du mir das?” „Okay.” Eveline ignorierte ihre Angst. Sie wollte nicht noch einen Auftrag verweigern und somit zum Oberspießer42 der Klasse werden. Sie dachte nicht, dass Marieke sie wirklich wegschicken würde, aber die hatte das nicht bloß zum Spaß gesagt: sie wäre in den Augen der ganzen 8b ein hoffnungsloser Feigling und das wollte sie nicht. Darum rutschte sie auf ihren Knien nach vorne bis sie in der Mitte des Kreises saß. „Okay, aber dann dürft ihr nicht jammern wenn euch gleich ein Geist an den Haaren zieht”, sagte sie cool, woraufhin ein Lachen durch die Gruppe ging. Marieke machte es sich zwischen Liesbeth und Jelle bequem und zog ihre Knie unters Kinn. „Werden wir nicht”, sagte sie. „Fang an.” „Was genau muss ich machen?” „Deinen Finger auf das Glas legen und einen Geist einladen”, sagte Marieke in einem Tonfall als ob sie das jeden Tag tun würde. Das Kerzenlicht spiegelte sich in dem umgedrehten Glas wider. Alle sahen angespannt zu Eveline, die ihren Zeigefinger auf das Glas legen wollte. „Nicht den linken! Das ist deine Teufelshand. Sonst rufst du gleich noch versehentlich einen bösen Geist herbei”, zischte Marieke. Eveline zog ihren Finger erschrocken zurück. „Kann man auch böse Geister herbeirufen?” fragte Alma kleinlaut und schaute drein, als ob das Glas sich in eine Schlange verwandelt hätte. „Alma! Schaust du nie Gruselfilme? Natürlich kann man das”, sagte Jeroen. Eveline fragte sich, ob ihr schlaksiger Klassenkamerad noch mehr Dinge über Geisterbeschwörungen wusste, die sie und Alma nicht wussten. Sie legte ihren rechten Zeigefinger vorsichtig auf das Glas. 42 s. Punkt 3.2.2 27 Meteen sidderde er een koud stroompje door haar kuiten. De hele groep leunde naar voren om niets te hoeven missen. 'En nu?' fluisterde Eveline. 'Nu moet je een geest uitnodigen,' fluisterde Marieke terug. Ze had van de gelegenheid gebruikgemaakt en Jelles arm stijf vastgepakt. 'Geest?' Het was doodstil in de kamer. Flakkerden de kaarsen erger of leek dat maar zo? Maar dat kwam natuurlijk door de zomerstorm. 'Nog een keer.' Mariekes stem was niet meer dan een ademtocht. 'Geest? Hallo? Bent u daar?' Iemand giechelde. Iemand zei 'sjj!' De kaarsjes flakkerden nog steeds. Het glas onder Evelines vinger bleef braaf staan. 'Geest?' 'Waaaaaahaaaaow!!!!' Eveline sprong bijna tegen het plafond van de enge gil. 'Doe normaal!' riep Marieke tegen Jeroen en ze gooide een kussen tegen zijn hoofd. 'Nu allemaal jullie mond houden,' zei ze. 'En jij moet je beter concentreren. Doe anders je ogen dicht,' zei ze daarna tegen Eveline. 'En niet te hard op het glas drukken.' 'Want geesten zijn namelijk heel slap,' mompelde Cleo. Liesbeth schoot in de lach, maar klemde snel haar roze geglosste lippen op elkaar toen Marieke haar streng aankeek. Eveline deed haar ogen dicht. 'Geest? Hallo?' Een minuut ging voorbij en er gebeurde nog steeds niets. 'Misschien is hij doof,' giechelde Liesbeth. 'Volgens mij lukt het niet,' zei Eveline die haar ogen weer opendeed. Ze hoopte dat Marieke er nu genoeg van zou hebben en dat ze weer verder zouden gaan met truth or dare. Maar Marieke gaf niet zo snel op: 'Misschien moeten we een bepaalde geest oproepen. Iemand die net is overleden, want die geesten zijn vaak nog niet “over”,' zei ze bijdehand. 28 Sofort spürte sie wie es ihr eiskalt den Rücken herunter lief.43 Die ganze Gruppe lehnte sich nach vorne um nichts zu verpassen. „Und jetzt?” flüsterte Eveline. „Jetzt musst du einen Geist einladen”, flüsterte Marieke zurück. Sie hatte die Gelegenheit genutzt und sich an Jelles Arm festgekrallt. „Geist?” Es war totenstill im Zimmer. Flackerten die Kerzen stärker oder schien es nur so? Natürlich war der Sommersturm schuld daran. „Noch einmal.” Mariekes Stimme war nur mehr ein bloßer Hauch. „Geist? Hallo? Sind Sie da?” Jemand kicherte. Jemand sagte „psst!” Die Kerzen flackerten noch immer. Das Glas unter Evelines Finger blieb brav stehen. „Geist?” „Waaaaaahaaaaow!!!!” Eveline sprang wegen des unheimlichen Schreis beinahe an die Decke. „Lass den Quatsch!” rief Marieke Jeroen zu und warf ihm ein Kissen an den Kopf. „Und jetzt alle mal den Mund halten”, sagte sie. „Und du musst dich mehr konzentrieren. Mach einfach die Augen zu”, sagte sie danach zu Eveline. „Und nicht zu fest auf das Glas drücken.” „Geister sind nämlich sehr schwach”44, murmelte Cleo. Liesbeth brach in Lachen aus, presste ihre rosafarben geglossten Lippen jedoch sofort zusammen als Marieke sie böse ansah. Eveline schloss ihre Augen. „Geist? Hallo?” Eine Minute ging vorbei und noch immer passierte nichts. „Vielleicht ist er taub”, kicherte Liesbeth. „Ich glaube, es funktioniert nicht”, sagte Eveline, die ihre Augen wieder öffnete. Sie hoffte, dass Marieke nun genug hätte und dass sie wieder mit ‚Wahrheit oder Pflicht’ weitermachen würden. Aber Marieke gab nicht so schnell auf: „Vielleicht müssen wir einen bestimmten Geist herbeirufen. Jemand der gerade erst gestorben ist, weil solche Geister oft noch nicht „drüben“ sind”, sagte sie altklug. 43 44 s. Punkt 3.2.1 s. Punkt 3.3.1 29 'Over?' zei Cleo. 'Ja, dat ze naar het licht overgaan. Dat heb je toch wel eens gezien op tv?’ Marieke keek de groep rond. 'Kennen jullie iemand die net dood is?' 'Mijn oma is een maand geleden overleden,' zei Mark, ‘maar die wil je echt niet oproepen. Ze zat altijd chagrijnig in een stoel sigaretten te roken en mijn moeder te commanderen,' zei hij laconiek. Hij leek niet erg verdrietig om de dood van zijn oma. 'Die valt dan af,' besliste Marieke. 'Iemand anders?' 'Mijn zusje Sterre is een halfjaar geleden overleden,' zei Alma. 'Maar ze was nog maar heel klein.' Iedereen zweeg. Om een chagrijnige dode oma kon iedereen nog wel lachen, maar het kleine zusje van Alma? Dat was wel heel zielig. Alma trok met haar mond en lachte toen dapper. 'Laten we Sterre maar niet doen,' zei ze en ze wees naar de letters. 'Ze was pas drie, dus ze kon nog niet lezen.’ 'Mijn oom is laatst overleden,' zei Jelle. 'Hij was vrachtwagenchauffeur en is ergens bij een tankstation dood neergevallen door een hartinfarct. Mijn moeder zei dat hij teveel saucijzenbroodjes had gegeten. En hij rookte ook, maar hij was niet chagrijnig,' vertelde Jelle. 'Ik kon altijd wel met hem lachen. En hij gaf me altijd van die duffe cadeaus. Een asbak uit Oostenrijk – als je hem op zijn kop hield, hoorde je een koe loeien.' 'Laten we zijn geest proberen op te roepen,' zei Marieke snel. 'Vind je dat goed?' Jelle knikte. 'Hij heette Harry,' zei hij. 'Harry Lammers.' 'Oké,' zei Eveline. 'Harry Lammers.' Ze legde haar vinger weer op het glas en deed haar ogen dicht. 'Harry?' zei ze luid. 'Harry Lammers? Ben je daar?' Om haar heen was het zo stil dat ze even dacht dat iedereen plotseling verdwenen was. Zelfs de wind was gaan liggen en ze weerstond de neiging om haar ogen te openen. 'Harry Lammers?' zei ze weer. 'Ben je daar?' 30 „Drüben?” sagte Cleo. „Ja, sie gehen ins Licht rüber. Das hast du doch sicherlich schon mal im Fernsehen gesehen?” Marieke sah sich in der Gruppe um. „Kennt ihr jemanden der vor kurzem gestorben ist?” „Meine Oma ist vor einem Monat gestorben”, sagte Mark, „aber die wollt ihr echt nicht herbeirufen. Sie saß immer schlecht gelaunt in einem Stuhl, rauchte Zigaretten und kommandierte meine Mutter herum”, sagte er lakonisch. Er schien nicht sonderlich traurig über den Tod seiner Oma zu sein. „Die scheidet also aus”, beschloss Marieke. „Jemand anders?” „Meine kleine Schwester Sterre ist vor einem halben Jahr gestorben”, sagte Alma. „Aber sie war noch sehr jung.” Alle schwiegen. Über eine mürrische tote Oma konnten alle noch lachen, aber die kleine Schwester von Alma? Das war schon sehr traurig. Alma verzog den Mund und lachte dann tapfer. „Lasst uns Sterre mal besser nicht nehmen”, sagte sie und zeigte auf die Buchstaben. „Sie war erst drei, also konnte sie noch nicht lesen.” „Mein Onkel ist vor kurzem gestorben”, sagte Jelle. „Er war Lastwagenfahrer und ist wegen einem45 Herzinfarkt bei irgendeiner Tankstelle tot umgefallen. Meine Mutter sagt, dass er zu viele Currywürste46 gegessen hat. Und er rauchte auch, aber er war nicht mürrisch”, erzählte Jelle. „Ich konnte eigentlich immer mit ihm lachen. Und er brachte mir immer so langweilige Geschenke mit. Einen Aschenbecher aus Österreich – wenn man den umdrehte, hörte man eine Kuh muhen.” „Sollen wir versuchen, seinen Geist herbeizurufen”, schlug Marieke eifrig vor. „Fändest du das okay?” Jelle nickte. „Er hieß Harry”, sagte er. „Harry Lammers.” „Okay”, sagte Eveline. „Harry Lammers.” Sie legte ihren Finger wieder auf das Glas und schloss ihre Augen. „Harry?” sagte sie laut. „Harry Lammers? Bist du da?” Um sie herum war es so still, dass sie dachte, die anderen seien alle plötzlich verschwunden. Sogar der Wind hatte sich gelegt und sie widerstand dem Drang ihre Augen zu öffnen. „Harry Lammers?” sagte sie wieder. „Bist du da?” 45 46 s. Punkt 3.2.2 s. Punkt 3.1.2 31 Het glas trilde even. Het was niet meer dan een rimpel in een vijver, maar Eveline voelde meteen weer een ijskoud stroompje door haar kuiten trekken. 'Harry?' Nog een trilling en toen begon het glas heel langzaam te bewegen. 'Zag je dat?' hoorde ze iemand in de groep zeggen. 'Hij gaat naar de J,’ siste Marieke. Eveline opende haar ogen en zag toen ook hoe het glas het scrabbleblokje met de letter J erop aantikte en toen koers zette naar de A. ‘Hij zegt “ja'',’ gilde Marieke enthousiast en ze kneep hard in Jelles arm. 'Het is je oom!' Jelle keek achterdochtig van het glas naar Eveline. 'Dit doe jij toch?' zei hij. Eveline schudde haar hoofd. 'Echt niet. Ik zweer het.' Het glas stond stil bij de A en ze wilde het liefste zo snel mogelijk haar vinger van het glas trekken. 'Ben ik nu klaar?' 'Wacht. Vraag nog iets. Dan weten we zeker of hij het echt is,' riep Marieke. 'Jelle? Vraag hem iets.' Ze rukte hard aan Jelles arm alsof ze probeerde die eraf te breken. 'Eh… oom Harry?' stamelde Jelle. 'Hoe heette uw vrachtwagen?' Nu twijfelde het glas niet meer, maar koerste meteen af op de letter B en daarna naar de E. Het ging zo snel dat Eveline moeite had haar vinger op het glas te houden. 'Betsy,' stamelde Jelle, die opeens bleek om zijn neus zag. 'Dat klopt.' 'Gatver,' zei iemand. 'Kap ermee!' 'Nee, ga door! Vraag hem nog iets,' zei iemand anders. 'Vraag hem of er televisie in de hemel is.' 'Of saucijzenbroodjes,' grapte weer iemand anders. 'Hé! Dit is mijn oom en hij kan je horen,' riep Jelle quasi-beledigd. 'Oom Harry? Sorry, is alles goed met je?' vroeg hij in het luchtledige. ‘Jelle, doe eens normaal, man. Het is allemaal nep,’ zei Mark stoer. 32 Das Glas vibrierte kurz. Es war nicht mehr als ein Rippel auf einem Teich47, aber es lief Eveline sofort wieder kalt den Rücken herunter48. „Harry?” Noch eine Vibration und dann begann das Glas sich sehr langsam zu bewegen. „Hast du das gesehen?” hörte sie jemanden in der Gruppe sagen. „Es bewegt sich zum J”, raunte Marieke. Eveline öffnete ihre Augen und sah dann auch, wie das Glas gegen den Scrabble Stein mit dem Buchstaben J tickte und dann das A ansteuerte. „Er sagt ‚ja’!” schrie Marieke aufgeregt und kniff Jelle hart in den Arm. „Es ist dein Onkel!” Jelle sah Eveline misstrauisch an. „Das warst doch du?” sagte er. Eveline schüttelte ihren Kopf. „Echt nicht. Ich schwöre es.” Das Glas stoppte beim A und sie wollte am liebsten so schnell wie möglich ihren Finger von dem Glas ziehen. „Bin ich jetzt fertig?” „Warte. Frag noch was. Dann wissen wir, ob er es wirklich ist”, rief Marieke. „Jelle? Frag ihn was.” Sie zog hart an Jelles Arm, als ob sie versuchte ihn auszureißen. „Äh... Onkel Harry?” stammelte Jelle. „Wie hieß dein49 Lastwagen?” Nun verharrte das Glas nicht mehr, sondern steuerte sofort auf den Buchstaben B zu und danach auf das E. Es ging so schnell, dass Eveline nur mit Mühe ihren Finger auf dem Glas halten konnte. „Betsy”, stammelte Jelle, der auf einmal ganz blass um die Nase geworden war. „Das stimmt.” „Verdammt”, sagte jemand. „Hört auf damit!” „Nein, mach weiter! Frag ihn noch was”, sagte jemand anders. „Frag ihn, ob es im Himmel Fernsehen gibt.” „Oder Currywurst”, witzelte einer der anderen. „Hey! Das ist mein Onkel und er kann dich hören”, rief Jelle gespielt beleidigt. „Onkel Harry? Sorry, geht es dir gut?” fragte er in die Stille hinein. „Jelle, komm mal wieder runter, Mann. Das ist doch alles nicht echt”, sagte Mark cool. 47 s. Punkt 3.2.1 s. Punkt 3.2.1 49 s. Punkt 3.1.1 48 33 ‘Maar Eef kan toch niet weten van Betsy?’ kaatste Jelle terug. Eveline had nog steeds haar vinger op het glas, maar er gebeurde niks meer. 'Oom Harry is vast in slaap gevallen,' gaapte Marieke. 'Ik vind het saai. Zullen we weer verdergaan met het andere spelletje?' Ze had nog steeds Jelles arm vast en leunde met haar hoofd tegen zijn schouder. 'Stop maar.' ‘Nee, niet stoppen,’ zei Jeroen. ‘Dit is te gek. Het werkt!’ Hij gaf Eveline een zetje. ‘Je bent net als die chick in die serie die contact kan maken met dode mensen en dan een moord op kan lossen.’ Eveline wist niet over welke serie hij het had, maar knikte maar een beetje. ‘Ja! Laten we een moord oplossen,’ riep iemand anders. ‘Ik weet wat,’ zei Marieke. Blijkbaar vond ze het niet meer zo saai. Ze sprong overeind en rukte de deur open. ‘Ik ben zo terug,’ zei ze. De kaarsen flakkerden in de plotselinge tocht van de open deur en de magie van het moment was helemaal verdwenen. Eveline had het glas losgelaten en graaide een handje chips uit een plastic bak. Twee tellen later lag de avondkrant voor haar neus. SEBASTIAAN VAN HELDEN (10) VANNACHT UIT ZIJN BED VERDWENEN stond er in vette zwarte letters op de voorpagina. Daarnaast een foto van een breeduit lachend jochie met donker steil haar. Marieke tikte met een scherp vingertje op de foto. ‘Dit moeten we oplossen,’ zei ze. ‘Hier: De tienjarige Sebastiaan is vannacht verdwenen uit zijn bed. De ouders van het jongetje verklaarden dat hij om acht uur naar zijn kamer was gegaan. Zijn moeder was om tien uur nog bij hem gaan kijken en toen lag hij volgens haar zeggen rustig te slapen. De volgende ochtend was zijn bed leeg. Er zijn geen sporen van braak. De politie sluit niet uit dat Sebastiaan is weggelopen, al zeggen zijn ouders daar geen aanleiding voor was. Wie meer weet over Sebastiaan of iets verdachts heeft gezien in de Welmedestraat te Ankerdam, kan bellen met het onderstaande nummer... 34 „Aber Evi kann doch nicht von Betsy wissen?” gab Jelle zurück. Eveline hatte ihren Finger noch immer auf dem Glas, aber es passierte nichts mehr. „Onkel Harry ist wahrscheinlich eingeschlafen”, gähnte Marieke. „Mir ist langweilig. Sollen wir mit dem anderen Spiel weitermachen?” Sie hielt Jelles Arm noch immer fest und hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt. „Hör mal lieber auf.” „Nein, nicht aufhören”, sagte Jeroen. „Das hier ist echt super. Es funktioniert!” Er stupste Eveline an. „Du bist wie die Eine50 in dieser Serie, die mit toten Menschen Kontakt aufnehmen kann und dann einen Mordfall löst.” Eveline wusste nicht, welche Serie er meinte, nickte aber trotzdem zustimmend. „Ja! Lasst uns einen Mordfall lösen”, rief jemand. „Ich weiß was”, sagte Marieke. Anscheinend fand sie es jetzt nicht mehr langweilig. Sie sprang hoch und zog die Tür auf. „Ich bin gleich zurück”, sagte sie. Die Kerzen flackerten in dem plötzlichen Luftzug von der offenen Tür und die Magie des Moments war völlig dahin. Eveline hatte das Glas losgelassen und nahm sich eine Handvoll Chips aus einer Plastikschüssel. Zwei Sekunden später lag die Abendzeitung vor ihrer Nase. SEBASTIAN51 VAN HELDEN (10) GESTERN NACHT AUS SEINEM BETT VERSCHWUNDEN stand in dicken schwarzen Lettern auf der Titelseite. Daneben war ein Foto von einem fröhlich grinsendem Jungen mit glatten dunklen Haaren. Marieke tippte mit ihrem Finger auf das Foto. „Das hier müssen wir lösen”, sagte sie. „Hier: Der zehnjährige Sebastian ist vergangene Nacht aus seinem Bett verschwunden. Die Eltern des Jungen sagten aus, dass er um acht Uhr in sein Zimmer gegangen war. Seine Mutter hatte um zehn Uhr noch nach ihm gesehen und ihrer Aussage nach schlief er zu diesem Zeitpunkt ruhig. Am nächsten Morgen war sein Bett leer. Es gibt keine Hinweise auf einen Einbruch. Die Polizei schließt nicht aus, dass Sebastian weggelaufen ist, auch wenn seine Eltern sagen, dass es keinen Grund dafür gäbe. Wer mehr über Sebastian weiß oder etwas Verdächtiges in der Welmedestraat in Ankerdam52 bemerkt hat, möge sich bitte unter der folgenden Nummer melden... 50 s. Punkt 3.2.2 s. Punkt 3.1.1 52 s. Punkt 3.1.2 51 35 Zie, dat moeten we doen, contact maken met Sebastiaan en vragen waar hij is. Daar krijg je een vette beloning voor,' zei Marieke triomfantelijk. 'Maarre... moet hij dan niet dood zijn?' zei Cleo. 'Het werkt toch alleen bij geesten?' 'Misschien is hij wel dood,' zei Marieke sensatiebelust. 'Gatver,' zei Alma. 'Dat vind ik akelig.' Liesbeth knikte instemmend. ‘Ik ook. Dat moeten we niet doen.’ 'Je weet het toch niet? Het kan toch?' 'Probeer het dan maar,' zei Cleo die eruitzag alsof ze het allemaal een goede grap vond. Eveline wist niet of zij er nou zo blij mee was. Het rare rotgevoel van daarnet was weer terug. Hij kwam haar zo bekend voor... Maar dat kon helemaal niet, want ze kwam nooit in Ankerdam. Het zat haar niet lekker, er krabbelde iets met een klein nageltje aan de achterkant van haar hersenen en ze had weer het gevoel dat het iets te maken had met de nachtmerrie van de nacht ervoor. 'Hoe pakken we dit aan dan?' vroeg Marieke aan Jeroen die blijkbaar tot geestenexpert van de avond was gebombardeerd. 'Ik denk dat Eveline haar hand op de foto moet houden en haar andere hand op het glas. En de rest hetzelfde,' zei Jeroen. Klinkt als een goed plan,' zei Marieke. Fijn dat je het een goed plan vindt, ik vind het helemaal geen goed plan. Aan de gezichten van de rest te zien vond verder iedereen het een geweldig plan. Eveline twijfelde of ze moest zeggen dat ze allang aan haar tegenprestatie had voldaan, maar ze wilde nu geen spelbreker zijn. Ze legde haar vinger weer op het glas en legde haar andere hand op het papieren gezicht van de tienjarige Sebastiaan van Helden. 'Ogen dicht,' besliste Marieke. Eveline deed braaf haar ogen dicht. Ze voelde niets bijzonders aan het glas. Haar andere hand op de foto leek iets warmer te worden, maar dat was waarschijnlijk haar verbeelding. 'Sebastiaan?' 36 Schau, das müssen wir machen, Kontakt mit Sebastian suchen und fragen wo er ist. Dafür gibt es eine dicke Belohnung”, sagte Marieke triumphierend. „Aber, ehm... muss er dann nicht tot sein?” sagte Cleo. „Es klappt doch nur mit Geistern?” „Vielleicht ist er schon tot”, sagte Marieke sensationslüstern. „Hör auf “, sagte Alma. „Das finde ich furchtbar.” Liesbeth nickte zustimmend. „Ich auch. Das können wir echt nicht machen.” „Du weißt es doch nicht? Es könnte doch sein?” „Versuch es dann mal”, sagte Cleo, die das Ganze als einen Witz zu betrachten schien. Eveline wusste wirklich nicht, ob sie sich darauf einlassen sollte. Das seltsame, ungute Gefühl von vorhin war wieder da. Er kam ihr so bekannt vor... Aber das war nicht möglich, weil sie doch noch nie in Ankerdam gewesen war. Es war ihr nicht wohl bei der ganzen Sache, ein nagender Zweifel regte sich in ihrem Unterbewusstsein und sie hatte wieder das Gefühl, dass das Ganze etwas mit dem Albtraum der letzten Nacht zu tun hatte. „Wie sollen wir es machen?” fragte Marieke Jeroen, der anscheinend zum Geisterexperten des Abends berufen worden war. „Ich denke, dass Eveline ihre Hand auf das Foto legen muss und ihre andere Hand auf das Glas. Und der Rest wie gerade eben”, sagte Jeroen. „Klingt nach einem guten Plan”, sagte Marieke. Schön, dass du es einen guten Plan findest, ich finde es wirklich keinen guten Plan. Von den Gesichtern der anderen war abzulesen, dass sie es alle einen großartigen Plan fanden. Eveline zweifelte ob sie sagen sollte, dass sie ihre neue ‚Pflicht’ schon längst erfüllt hatte, wollte aber kein Spielverderber sein. Sie legte ihren Finger wieder auf das Glas und ihre andere Hand auf das Papiergesicht des zehnjährigen Sebastian van Helden. „Augen zu”, befahl Marieke. Eveline schloss brav ihre Augen. Ihre Hand auf dem Glas fühlte nichts Besonderes. Ihre andere Hand auf dem Foto jedoch schien etwas wärmer zu werden, aber das war wahrscheinlich nur Einbildung. „Sebastian?” 37 'Jaaahaaaaa,' zei iemand vlak bij haar met een dun geestenstemmetje. Daarna klonk het 'Auw,' in Jeroens gewone stem en een 'Ssssst'. Dat was Marieke natuurlijk. 'Sebastiaan?' probeerde Eveline opnieuw. 'Hee, Eef. Je moet ook zijn achternaam zeggen.' Dat was Mark. 'Misschien zijn er meer Sebastiaans.' Eveline spiekte door haar oogharen. O ja. Sebastiaan heette Van Helden van zijn achternaam. ‘Sebastiaan van Helden? Ben je daar?' Een gezicht – een zwart masker met enge ogen erachter – een holle stem: ‘Ik ga hem oproepen en er is niets wat je ertegen kan doen’ – gelach – gehuil van een kind – ik kan niet ademen – geen lucht – geen lucht – Plotseling hoorde ze het krassen van een kraai en toen was het voorbij. Er kwam weer lucht in haar longen, ze deed haar ogen open en in een reflex trok ze haar hand van de foto. 'Zag je iets?' Het duurde even voordat Eveline doorhad dat het Cleo was die dit vroeg. 'Nee, niks,' zei ze snel. Iedereen staarde naar haar. ‘Zag je echt niets?’ drong Marieke aan. ‘Heb je contact gemaakt? Je trok heel erg met je gezicht. Zo.’ Marieke trok haar wenkbrauwen naar elkaar waardoor er een diepe rimpel boven haar ogen kwam. ‘Net alsof je pijn had.’ Eveline lachte kort. ‘Natuurlijk niet. Ik heb hier geen zin meer in,' zei ze nukkig, en ze wilde haar vinger van het glas halen. Mijn vinger gaat niet los. De ijskoude stroom die ze net ook al in haar kuiten had gevoeld, gleed nu naar haar vinger. 'Het lukt niet,' zei ze.’Ik krijg mijn vinger niet los.’ Ze trok nóg harder, maar haar vinger bleef liggen waar hij lag. Ze trok nog harder. Het was zo absurd, dat ze begon te giechelen. ‘Ik krijg mijn vinger echt niet los.’ 'Eveline, je vinger,' zei Marieke en haar stem klonk schel. 'Je hebt je linkerhand gebruikt.' 38 „Jaaahaaaaa”, sagte jemand dicht neben ihr mit einer dünnen Geisterstimme. Danach erklang ein „Aua” in Jeroens normaler Stimme und ein „Pssst”. Das war natürlich Marieke. „Sebastian?” versuchte Eveline es erneut. „Hey, Evi. Du musst auch seinen Nachnamen sagen.” Das war Mark. „Vielleicht gibt es mehrere Sebastians.” Eveline schielte durch ihre halbgeöffneten Wimpern. Oh ja. Sebastian hieß mit Nachnamen van Helden. „Sebastian van Helden? Bist du da?” Ein Gesicht – eine schwarze Maske mit unheimlichen Augen dahinter – eine hohle Stimme: „Ich werde ihn aufrufen und du kannst nichts dagegen tun” – Gelächter – Geheul eines Kindes – ich kann nicht atmen – keine Luft – keine Luft – Plötzlich hörte sie das Krächzen einer Krähe und dann war es vorbei. Luft strömte wieder in ihre Lungen, sie öffnete ihre Augen und zog ihre Hand reflexartig von dem Foto. „Hast du was gesehen?” Es dauerte einen Moment bevor Eveline erkannte, dass es Cleo war die die Frage gestellt hatte. „Nein, nichts”, sagte sie schnell. Alle starrten sie an. „Hast du wirklich nichts gesehen?” drängte Marieke. „Konntest du Kontakt aufnehmen? Du hast dein Gesicht total verzogen. So.” Marieke zog ihre Augenbrauen zusammen, wodurch eine große Falte über ihren Augen entstand. „Als ob du Schmerzen hattest.” Eveline lachte kurz auf. „Natürlich nicht. Ich hab keine Lust mehr”, sagte sie launisch, und wollte ihren Finger von dem Glas ziehen. Ich kriege meinen Finger nicht los. Das Blut gefror ihr in den Adern53. „Es geht nicht”, sagte sie. „Ich kriege meinen Finger nicht los.” Sie zog noch fester, aber ihr Finger blieb am Glas haften. Sie zog noch fester. Es war so absurd, dass sie anfing zu kichern. „Ich kriege meinen Finger wirklich nicht los.” „Eveline, dein Finger”, sagte Marieke und ihre Stimme klang schrill. „Du hast deine linke Hand benutzt!” 53 s. Punkt 3.2.1 39 Eveline had zonder erbij na te denken haar linkervinger op het glas gelegd bij het oproepen van Sebastiaan. En dat glas zette zich nu, met Evelines vinger eraan geplakt, in beweging en koerste richting de letter D. Daarna naar de E, toen naar de W en er was niets wat Eveline eraan kon doen. Alma gilde. Dat was het startsein voor collectieve paniek, want iedereen schoof achteruit, krabbelde ruggelings terug op het tapijt, zo ver mogelijk van het glas vandaan. 'Is dit oom Harry?' vroeg Jelle. ‘Of Sebastiaan?’ De kaarsen vlamden hoog op en een lauwe wind trok langs hun wangen. 'Ik denk het niet,' piepte Marieke. 'Haal je vinger van het glas! We moeten het kapot gooien!' riep Jeroen. A... C.... H... T... E...R. 'Ik zeg toch – ik krijg mijn vinger niet los!' riep Eveline. Cleo begon aan Evelines arm te trekken, zonder resultaat. 'Meehelpen!” riep ze tegen de jongens. Diede en Mark, de twee grootste jongens van de klas, sprongen op en trokken mee. Eveline had het gevoel dat haar arm uit de kom werd getrokken en een golf van misselijkheid spoelde door haar heen. 'Trek aan het glas,' steunde ze. Cleo legde haar handen om het glas heen, maar het glas bleef domweg bewegen, en sleepte Cleo gewoon achter zich aan. I... S... W... A... 'Wat is dit?' gilde Alma hysterisch. Ze stond op en rende naar de kelderdeur. 'Hij zit op slot!' riep ze en ze begon aan de klink te trekken. “Ik wil eruit!' Eveline werd steeds misselijker en de bange gezichten van haar klasgenoten vervaagden, alsof ze zelf in het glas zat en steeds harder ronddraaide. Alleen de letters waren scherp. K. Nog een keer de K. Een E... Een R. Daarna leek het glas te stoppen, maar het was alleen maar een pauze. Sneller dan het licht koerste het naar de K, toen naar de O, en verder, verder, verder, terwijl Eveline erachteraan gesleurd werd als een willoze pop. Uiteindelijk tikte het glas de ‘S’ aan en kwam haar vinger plotseling los. 40 Eveline hatte, ohne darüber nachzudenken, ihren linken Finger auf das Glas gelegt, als sie Sebastian herbeirief. Und das Glas setzte sich nun, mit Evelines Finger fest daran, in Bewegung und steuerte den Buchstaben D an. Danach das E, dann das R und das W und Eveline konnte nichts dagegen tun. Alma schrie auf. Das war das Startsignal für eine allgemeine Panik, alle rutschten schlagartig auf dem Teppich nach hinten, rittlings, nur schnell weg von dem Glas. „Ist das Onkel Harry?” fragte Jelle. „Oder Sebastian?” Die Kerzenflammen loderten hoch auf und ein lauwarmer Wind zog an ihren Wangen vorbei. „Ich glaube nicht”, piepste Marieke. „Nimm deinen Finger vom Glas! Wir müssen es kaputtschmeißen!” rief Jeroen. A... E... C... H... T... E... R.54 „Ich sag doch – ich kriege meinen Finger nicht los!” rief Eveline. Cleo begann an Evelines Arm zu ziehen, jedoch ohne Erfolg. „Mithelfen!” rief sie den Jungen zu. Diede und Mark, die zwei größten Jungen der Klasse, sprangen auf und zogen mit. Eveline hatte das Gefühl, dass ihr gleich der Arm aus dem Gelenk springen würde und eine Welle der Übelkeit überkam sie. „Zieht an dem Glas”, stöhnte sie. Cleo legte ihre Hände um das Glas, aber es bewegte sich einfach weiter und Cleo musste mit. I... S... T... W... A... „Was passiert hier? “ schrie Alma hysterisch. Sie stand auf und rannte zur Kellertür. „Sie ist zugesperrt!” rief sie und begann an der Klinke zu ziehen. „Ich will hier raus!” Eveline wurde immer übler und die verängstigten Gesichter ihrer Mitschüler verschwammen vor ihren Augen, als ob sie selbst in dem Glas sitzen und sich immer schneller drehen würde. Nur die Buchstaben waren klar sichtbar. C. Ein H. Danach schien das Glas zu stoppen, aber es machte nur eine Pause. Mit Lichtgeschwindigkeit steuerte es das K an, danach das O, und weiter, weiter, weiter, während Eveline wie eine willenlose Puppe mitgezogen wurde. Schließlich tickte das Glas das ‚E’ an und plötzlich konnte sie ihren Finger lösen. 54 s. Punkt 3.3.2 41 Eveline donderde achteruit, boven op de twee jongens die nog steeds aan haar arm trokken. Haar elleboog kwam hard tussen Diedes ribben terecht. Ze worstelde om overeind te komen uit de hoop maaiende armen en benen. ‘Het is voorbij!’ riep Marieke opgelucht. Maar op hetzelfde moment doofde een plotselinge windvlaag als een lauwe adem alle waxinelichtjes. Het was aardedonker in de kelder en Eveline voelde hoe de angst haar keel dichtkneep. Ze had het gevoel levend begraven te zijn en kon zich niet meer bewegen. Iemand greep haar arm. 'Eef, ben jij dat?' klonk Cleo's stem kalm in haar oor. Eveline liet zich overeind trekken door Cleo. ‘Ik kan het licht niet vinden,’ klonk Marks stem ergens links van haar. Zijn stem klonk rustig, alsof hij helemaal niet bang was. 'Marieke, waar zit het licht?' riep Cleo. Ook haar stem klonk heel relaxed. Ze trok Eveline mee, maar meteen botste iemand hard tegen hen op. 'Doe even rustig!' riep Cleo. 'Blijf allemaal even staan, oké? Marieke? Waar zit het licht?' 'Naast de deur!' klonk Marieke, een stuk minder rustig dan Cleo en Mark. 'Waar is de deur?' mompelde Cleo. 'Ik zie niks. Alma?' Maar Alma was te veel in paniek om Cleo te horen. ‘Help! ' was het enige wat ze riep. ‘Doe open!' Cleo liet Evelines hand los. 'Blijf hier staan,' zei ze. 'Ik ga het licht aandoen.' Eveline bleef stilstaan en kneep haar ogen stijf dicht. Ze was veel banger dan ze aan zichzelf wilde toegeven. 'Zit het licht links of rechts?' klonk Cleo's stem een paar seconden later. 'Het licht zit rechts! Schiet op!' Marieke klonk alsof ze elk moment kon gaan huilen. 'Marieke?' klonk er gedempt door de deur heen. 'Wat hoor ik toch allemaal? Gaat het wel goed?' Het was Mariekes moeder. 'Doe de deur eens open?' Het licht sprong aan en Eveline deed haar ogen open. Het eerste wat ze zag, was Cleo die Alma bij de deur wegtrok en de sleutel omdraaide. Ze deed de deur open en grijnsde onschuldig naar Mariekes moeder. 'We deden gewoon een spelletje,' smoesde ze snel. 'In het donker. Maar toen konden we het licht niet meer vinden en dat vond Alma een beetje eng.' 42 Eveline fiel nach hinten auf die zwei Jungen, die noch immer an ihrem Arm zerrten. Ihr Ellbogen stieß Diede hart zwischen die Rippen. Sie kämpfte, um sich aus dem Gewirr durcheinanderfliegender Arme und Beine zu befreien. „Es ist vorbei!” rief Marieke erleichtert. Aber im selben Moment löschte ein plötzlicher Windstoß wie ein lauwarmer Atem alle Teelichter. Es war im Keller stockfinster und Eveline spürte wie die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Sie hatte das Gefühl, lebendig begraben zu sein und konnte sich nicht mehr bewegen. Jemand packte sie am Arm. „Evi, bist du das?” drang Cleos gelassene Stimme an ihr Ohr. Eveline ließ sich von Cleo hochziehen. „Ich kann den Lichtschalter nicht finden”, ertönte Marks Stimme irgendwo links von ihr. Seine Stimme klang ruhig, als ob er keine Angst hätte. „Marieke, wo ist der Lichtschalter?” rief Cleo. Auch ihre Stimme klang sehr entspannt. Sie zog Eveline mit sich, doch sofort prallten sie hart mit jemandem zusammen. „Seid mal ganz ruhig!” rief Cleo. „Bleibt alle mal kurz stehen, okay? Marieke? Wo ist der Lichtschalter?” „Neben der Tür!” rief Marieke, bedeutend weniger ruhig als Cleo und Mark. „Wo ist die Tür?” murmelte Cleo. „Ich kann nichts sehen. Alma?” Doch in ihrer Panik konnte Alma Cleo nicht hören. Sie rief nur „Hilfe! Aufmachen!” Cleo ließ Evelines Hand los. „Bleib hier stehen”, sagte sie. „Ich mach das Licht an.” Eveline blieb stocksteif stehen und kniff ihre Augen fest zu. Sie hatte viel mehr Angst als sie sich selbst eingestehen wollte. „Ist der Schalter links oder rechts von der Tür?” ertönte Cleos Stimme ein paar Sekunden später. „Der Schalter ist rechts! Beeil dich!” Marieke klang als ob sie jeden Moment losheulen würde. „Marieke?” ertönte es gedämpft von der anderen Seite der Tür. „Was ist denn da drinnen los? Ist alles okay?” Es war Mariekes Mutter. „Mach mal die Tür auf!” Das Licht ging an und Eveline öffnete ihre Augen. Das erste was sie sah war Cleo, die Alma von der Tür wegzog und den Schlüssel umdrehte. Sie öffnete die Tür und grinste Mariekes Mutter entschuldigend an. „Wir haben nur ein Spiel gespielt”, sagte sie geistesgegenwärtig. „Im Dunkeln. Aber dann konnten wir den Lichtschalter nicht mehr finden und das fand Alma ein bisschen gruslig.” 43 Zonder dat Mariekes moeder het zag, gebaarde ze met haar hand achter haar rug naar de vloer. Eveline begreep wat Cleo bedoelde: ze moesten het dienblad weghalen voordat Mariekes moeder het zag. Ze bedacht zich geen moment en duwde het dienblad met haar voet onder de bank. Mariekes moeder stapte langs Cleo en keek wantrouwend rond. 'Wat voor spelletje zijn jullie aan het doen?' vroeg ze aan haar dochter. Marieke was nog steeds niet helemaal over de schrik heen en begon te stamelen. 'Een... een soort... verstoppertje in het donker.' Mariekes moeders gezicht stond op een ik-geloof-er-niks-van stand. Ze liep verder de kelder in, als een detective op zoek naar bewijs. Alma zat in een stoel met Liesbeth naast haar en snikte een beetje. ‘Ze is geschrokken,’ zei Liesbeth. ‘Alma is bang in het donker.’ Alma’s witblonde hoofd ging instemmend op en neer, maar ze keek Mariekes moeder niet aan. 'Mam, laat nou maar!' zei Marieke geïrriteerd. 'Ze is alleen maar een beetje geschrokken. En je had beloofd dat je hier niet zou komen.' 'Nee, maar als iemand op de deur begint te bonken, dan kom ik natuurlijk wel even kijken,' sputterde haar moeder tegen. Ze draaide aan de gouden hanger om haar nek. 'Je hebt geluk dat je vader dienst heeft, dame, want anders was het feestje over.' 'Maar hij heeft altijd dienst,' sneerde Marieke. 'Dus mogen we?' Mariekes moeder keek schuldig. 'Ik ga al,' zei ze snel. 'Maar geen spelletjes meer in het donker. Straks lopen jullie ergens tegenaan of valt er iemand.' Ze knikten allemaal tegelijkertijd. Marieke keek alsof ze haar moeder de deur uit wilde duwen, maar voordat ze ging, gaf Mariekes moeder haar dochter een snelle kus op haar haren. Nu ze zo dicht bij elkaar stonden, zag Eveline pas hoeveel Marieke op haar moeder leek en Eveline miste haar eigen moeder hierdoor even heel erg. Marieke vond het natuurlijk alleen maar gênant en duwde haar moeder weg. 'Maham!' 'Ik ben al weg,’ zei haar moeder en liep terug naar de deur. 'Jullie hebben nog een uurtje,' zei ze in de deuropening voordat ze de deur achter zich dichtdeed. 44 Ohne dass Mariekes Mutter es sah, deutete sie mit der Hand hinter ihrem Rücken auf den Boden. Eveline verstand, was Cleo meinte: sie sollten das Tablett wegräumen bevor Mariekes Mutter es sah. Sie zögerte keinen Moment und schob das Tablett mit dem Fuß unter das Sofa. Mariekes Mutter lief an Cleo vorbei und sah sich misstrauisch um. „Was spielt ihr denn?” fragte sie ihre Tochter. Marieke hatte sich noch nicht wirklich von ihrem Schrecken erholt und fing zu stammeln an. „Eine... eine Art... Verstecken im Dunkeln.” Das Gesicht von Mariekes Mutter nahm einen ich-glaub-dir-kein-WortAusdruck an. Sie lief weiter in den Raum hinein, wie ein Detektiv auf der Suche nach Beweisen. Alma saß in einem Sessel neben Liesbeth und schluchzte ein wenig. „Sie hat sich erschrocken”, sagte Liesbeth. „Alma fürchtet sich vor dem Dunkeln.” Almas weißblonder Kopf bewegte sich zustimmend auf und nieder, aber sie sah Mariekes Mutter dabei nicht an. „Mama, jetzt lass es doch gut sein!” sagte Marieke genervt. „Sie hat sich nur ein bisschen erschrocken. Und du hattest versprochen, dass du nicht hier rein kommst.” „Nein, aber wenn jemand anfängt an die Tür zu schlagen, dann komm ich natürlich mal zum Nachschauen”, wehrte sich ihre Mutter. Sie drehte an dem goldenen Anhänger, der an einer Kette um ihren Hals hing. „Du hast Glück, dass dein Vater Dienst hat, Fräulein, denn sonst wäre die Party jetzt vorbei.” „Er hat doch immer Dienst”, höhnte Marieke. „Also, können wir wieder?” Mariekes Mutter sah schuldbewusst drein. „Ich geh ja schon”, sagte sie schnell. „Aber keine Spiele im Dunkeln mehr. Sonst stoßt ihr euch gleich noch, oder es fällt jemand hin.” Sie nickten alle gleichzeitig. Marieke sah so aus als ob sie ihre Mutter aus der Tür schieben wollte, aber bevor diese ging, gab sie ihrer Tochter noch schnell einen Kuss auf das Haar. Jetzt wo sie so dicht beieinander standen, sah Eveline erst, wie ähnlich Marieke ihrer Mutter wirklich sah, und einen kurzen Moment lang vermisste sie ihre eigene Mutter schrecklich. Marieke fand es natürlich nur peinlich und stieß ihre Mutter weg. „Mamaaa!” „Ich bin ja schon weg”, sagte ihre Mutter und lief zur Tür zurück. „Ihr habt noch eine Stunde”, sagte sie im Hinausgehen, bevor sie die Türe hinter sich schloss. 45 Ze stonden stilletjes in de kelder naar elkaar te kijken. Alma veegde langs haar neus. 'Ik wil naar huis,' zei ze. 'We moeten het glas kapotgooien,' besliste Marieke. 'Dan kunnen de geesten niks meer.' 'Doe jij dat maar lekker,' bromde Mark. Hij stond met zijn armen over elkaar alsof hij er niks meer mee te maken wilde hebben. Zonder een woord griste Cleo het glas onder de bank vandaan en gooide het hard tegen de muur. De glassplinters sprongen alle kanten op. Alma gaf een gil van schrik en ook Eveline voelde haar hart een sprong maken. 'Wat doe je?' brieste Marieke. 'Het moest toch kapot? Dat zei je zelf,' zei Cleo laconiek. 'Nu is het kapot.' Mariekes mond viel open. Ze keek met een ongelovige blik naar de glasscherven op het tapijt. 'Een keer met de stofzuiger eroverheen en je ziet er niks meer van,' zei Cleo. 'Komen jullie zitten?' Ze plofte op de kussens op het tapijt alsof er niks was gebeurd. De rest volgde haar, sommigen, zoals Alma, met de nodige tegenzin. 'We laten het licht nu wel aan, hè?' zei die. Marieke knikte. Ze was stiller dan net. Jelle ging naast haar zitten en sloeg een arm om haar heen. 'Ik ben nu wel klaar, toch?' vroeg Eveline aan Marieke. Marieke knikte. 'Dit doen we echt niet nog een keer... hoe eng was dit?’ 'Dat was echt te spooky,' zei Liesbeth die aan de andere kant van Jelle ging zitten. In de consternatie had ze over haar lippen geveegd, waardoor er een plakkerige roze lipglossveeg op haar wang zat, maar ze merkte het niet. 'Maar ook wel te gek,' riep Jeroen. ‘Volgens mij heb je echt een geest opgeroepen, Eef.’ ‘Ja – we hebben contact gehad met een echte geest,' zei Marieke dramatisch. 'Was dat oom Harry?' vroeg Liesbeth. ‘Of Sebastiaan?’ 'Volgens mij was die laatste een andere geest,’ zei Marieke wijs. 46 Es herrschte Totenstille im Keller und alle sahen einander an. Alma schniefte. „Ich will nach Hause”, sagte sie. „Wir müssen das Glas kaputtschmeißen”, beschloss Marieke. „Dann können die Geister nichts mehr tun.” „Mach du das mal schön”, brummte Mark. Er hatte die Arme verschränkt, gerade so als ob er mit der ganzen Sache nichts zu tun haben wollte. Wortlos fischte Cleo das Glas unter dem Sofa hervor und warf es hart gegen die Wand. Glassplitter flogen in alle Richtungen. Alma stieß vor Schreck einen Schrei aus und auch Eveline fühlte, wie ihr Herz einen Sprung machte. „Was machst du da?” schnaubte Marieke. „Es musste doch kaputt gemacht werden? Das hast du selbst gesagt”, sagte Cleo lakonisch. „Jetzt ist es kaputt.” Marieke klappte die Kinnlade herunter. Sie sah die Glasscherben auf dem Teppich ungläubig an. „Einmal mit dem Staubsauger drüber und dann ist davon nichts mehr zu sehen”, sagte Cleo. „Setzt ihr euch hin?” Sie ließ sich auf die Kissen auf dem Teppich fallen, als ob nichts passiert wäre. Der Rest folgte ihr, einige, wie Alma, jedoch mit einigem Widerwillen. „Wir lassen das Licht aber jetzt schon an, oder?” sagte diese. Marieke nickte. Sie war stiller als zuvor. Jelle setzte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. „Ich bin doch jetzt wohl fertig, oder?” fragte Eveline Marieke. Marieke nickte. „Das machen wir echt nicht noch mal... wie unheimlich war das denn bitte?” „Es war echt total spooky55“, sagte Liesbeth, die sich an Jelles andere Seite gesetzt hatte. In ihrer Panik hatte sie über ihre Lippen gewischt, wodurch jetzt ein rosa Lipglossfleck auf ihrer Wange war, den sie jedoch nicht bemerkte. „Aber auch total cool”, rief Jeroen. „Ich glaube, dass du wirklich einen Geist herbeigerufen hast, Evi.” „Ja – wir hatten Kontakt mit einem echten Geist”, sagte Marieke dramatisch. „War es Onkel Harry?” fragte Liesbeth. „Oder Sebastian?” „Ich glaube, das am Schluss war ein anderer Geist”, sagte Marieke weise. 55 s. Punkt 3.2.2 47 ‘Wat een onzin,’ zei Mark die ook weer was gaan zitten. ‘Dit was niet echt hoor. Geesten bestaan niet.’ ‘Maar Eveline kreeg haar vinger niet los,’ bracht Liesbeth ertegenin. ‘'Misschien zat er superlijm op haar vinger?' zei Mark op zo'n droge toon dat Cleo in de lach schoot. ‘En de kaarsen dan?’ riep iemand anders. ‘Hoe kan het dat die uitgingen?’ ‘Door de wind natuurlijk,’ zei Mark stoer. ‘Voor de rest is het onzin.’ ‘Ik dacht dat jij hier ook in geloofde,’ zei Jelle. ‘Jij wist er toch allemaal dingen over?’ ‘Alleen maar wat ik in films heb gezien,’ zei Mark. ‘En dat is allemaal onzin,’ zei hij nog een keer. Mark was een jaar ouder dan de rest en een kop groter. Als hij het zo zei, klonk het geruststellend. ‘Maar we zagen toch allemaal dat glas bewegen voordat het licht uitging?’ zei Alma met een stem die een octaaf hoger was en van de zenuwen begon ze te giechelen. Dat werkte zo aanstekelijk dat binnen een seconde heel 2B de slappe lach had. ‘Jij gelooft er misschien niet in,’ zei Jeroen tegen Mark, ‘Maar volgens mij hebben we echt een geest opgeroepen,’ bleef hij volhouden. ‘Want het glas zei iets raars – alleen kon ik niet goed volgen wat het was.’ Hij keek vragend de kring rond. ‘Er stond “de” en daarna een W en een A, en toen ging het te snel om nog te volgen.’ 'Ik weet wat er stond,' zei Bianca zachtjes. Haar wangen kleurden toen iedereen naar haar keek en om zichzelf een houding te geven, duwde ze haar bril wat hoger op haar neus. Het verbaasde Eveline niks dat Bianca dat wist, want ze was de slimste van de klas. Maar dat merkte je alleen als ze proefwerken terugkregen en Bianca weer het hoogste cijfer had, want meestal was ze zo stil dat je bijna vergat dat ze bestond. 'Wat stond er dan?' vroeg Jeroen nieuwsgierig. 48 „Was für ein Unsinn”, sagte Mark, der sich auch wieder hingesetzt hatte. „Das war doch nicht echt. Geister gibt es nicht.” „Aber Eveline kriegte ihren Finger nicht los”, wandte Liesbeth dagegen ein. „Vielleicht hatte sie Sekundenkleber am Finger?” meinte Mark in einem so trockenen Tonfall, dass Cleo in Lachen ausbrach. „Und was ist mit den Kerzen? “ rief jemand. „Wie kann es sein, dass die alle gleichzeitig ausgingen?” „Das war natürlich der Wind”, sagte Mark lässig. „Der Rest ist alles Blödsinn.” „Ich dachte, dass du auch hier dran glaubst”, sagte Jelle. „Du wusstest doch lauter Sachen darüber?” „Nur was ich in Filmen gesehen hab”, sagte Mark. „Und das ist alles Blödsinn”, sagte er noch mal. Mark war ein Jahr älter als der Rest und auch einen Kopf größer. So wie er das sagte, klang es beruhigend. „Aber wir haben doch alle gesehen, wie das Glas sich bewegt hat bevor das Licht ausging?” sagte Alma mit einer Stimme, die eine Oktave höher als normal war und aus Nervosität begann sie zu kichern. Das wirkte so ansteckend, dass die ganze 8b innerhalb einer Sekunde einen Lachanfall bekam. „Du glaubst vielleicht nicht daran”, sagte Jeroen zu Mark, „aber ich glaube, dass wir echt einen Geist herbeigerufen haben”, beharrte er. „Das Glas hat nämlich was Komisches gesagt – nur leider konnte ich nicht gut sehen, was es war.” Er blickte sich fragend im Kreis um. „Da stand „der“ und danach ein W und ein A, und dann war es zu schnell, um ihm zu folgen.” „Ich weiß, was da stand”, sagte Bianca leise. Ihre Wangen erröteten, als alle sie ansahen und um ihre Verlegenheit zu überspielen56, schob sie ihre Brille höher auf ihre Nase. Eveline war nicht überrascht, dass gerade Bianca das wusste, schließlich war sie die Klassenbeste. Aber das war nur zu merken, wenn sie eine Klassenarbeit zurückbekamen und Bianca wieder einmal die beste Note hatte, denn meistens war sie so still, dass man beinahe vergaß, dass es sie überhaupt gab. „Was stand denn da?” fragte Jeroen neugierig. 56 s. Punkt 3.2.1 49 'Ik weet niet of ik het helemaal goed gezien heb, maar volgens mij zeiden de letters “de wachter is wakker” en daarna: “kom naar huis”.’ 'De wachter is wakker – kom naar huis?' herhaalde Marieke. 'Wat betekent dat?' Bianca haalde haar schouders op. 'Weet ik niet.' 'Wat is een wachter?' 'Iemand die wacht?' opperde Jeroen. 'Ja, op de bus. Lekker slim,' schamperde Cleo. 'Is dat iets van je oom?' vroeg ze aan Jelle, maar die schudde zijn hoofd. 'Niet dat ik weet in elk geval,' zei hij. 'De wachter is wakker,' mijmerde Bianca. Haar wangen waren al minder rood. Blijkbaar was ze niet zo verlegen als ze iets had om over na te denken. 'Een wachter is iemand die op wacht staat, toch? Een soort soldaat.’ Er ontstond een hele discussie over of deze ‘Wachter’ inderdaad een soldaat zou zijn en of het een geest was die bijvoorbeeld was gestorven in het huis. Maar Marieke wist niets van de geschiedenis van het huis, niet eens wanneer het gebouwd was, dus laat staan of er ooit een soldaat in was omgekomen. ‘Misschien is hij hier wel neergeschoten. Of opgehangen, of in stukken gehakt en opgegeten,’ zei Jeroen verlekkerd. ‘Dan is het een kwade geest die ons voor de rest van ons leven achtervolgt,' riep hij treiterend tegen de rest. Hij scheen het een grote spannende grap te vinden, maar Alma werd al weer groen om haar neus. 'Niet ons, maar Eveline,' zei Marieke duister. 'Zij heeft de geest opgeroepen. En zij heeft haar linkerwijsvinger gebruikt. Dus zij heeft een kwade geest opgeroepen, een kwade Wachter.' 'Hé!' riep Eveline. ‘Het is jouw huis! Als ik iets heb opgeroepen, dan blijft het lekker hier,' zei ze, veel stoerder dan ze zich voelde. Mark hief zijn armen. ‘Hou toch op,’ zei hij. ‘Geesten bestaan niet. Eveline heeft het glas met haar eigen vinger gestuurd. Dat kan echt wel.’ ‘Maar waarom heeft ze dan “de Wachter is wakker – kom naar huis” geschreven?’ zei Marieke. Ze keek Eveline sceptisch aan. ‘Wat heb jij met een “Wachter”?’ 50 „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig gesehen habe, aber ich glaube, die Buchstaben haben ‚der Wächter ist wach’ und danach: ‚komm nach Hause’ gesagt.” „Der Wächter ist wach – komm nach Hause?” wiederholte Marieke. „Was soll das heißen?” Bianca zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht.” „Dass der Wächter nicht mehr schläft57?” schlug Jeroen vor. „Ach nee... wie klug von dir”, spottete Cleo. „Hat das was mit deinem Onkel zu tun?” fragte sie Jelle, der jedoch seinen Kopf schüttelte. „Jedenfalls nicht dass ich wüsste”, sagte er. „Der Wächter ist wach”, grübelte Bianca. Ihre Wangen waren bereits weniger rot. Anscheinend war sie nicht so verlegen, wenn sie über etwas nachdenken konnte. „Ein Wächter ist jemand der Wache steht, oder? Eine Art Soldat also.” Eine Diskussion brach aus, ob es sich bei diesem ‚Wächter’ tatsächlich um einen Soldaten handelte und ob es ein Geist war, der vielleicht in dem Haus von Mariekes Eltern gestorben war. Aber Marieke wusste nichts über die Geschichte des Hauses, nicht einmal, wann es gebaut worden war und schon gar nicht, ob darin jemals ein Soldat gestorben war. „Vielleicht wurde er hier erschossen. Oder erhängt, oder in Stücke gehackt und aufgegessen”, sagte Jeroen begierig. „Dann ist es ein böser Geist, der uns für den Rest unseres Lebens verfolgen wird”, quälte er die anderen. Er schien das Ganze als einen großen, spannenden Scherz zu betrachten, doch Alma wurde schon wieder blass um die Nase. „Nicht uns, sondern nur Eveline”, sagte Marieke düster. „Sie hat den Geist herbeigerufen. Und sie hat ihren linken Zeigefinger benutzt. Also hat sie einen bösen Geist herbeigerufen, einen bösen Wächter.” „He!” rief Eveline. „Es ist dein Haus! Falls ich etwas herbeigerufen habe, dann bleibt es schön hier”, sagte sie viel lässiger als sie sich fühlte. Mark zog die Schultern hoch. „Hört doch auf”, sagte er. „Geister gibt es nicht. Eveline hat das Glas selbst mit ihrem Finger bewegt. Das kann echt so sein.” „Aber warum hat sie dann ‚der Wächter ist wach – komm nach Hause’ geschrieben?” sagte Marieke. Sie sah Eveline skeptisch an. „Was hast du denn mit einem ‚Wächter’?” 57 s. Punkt 3.3.1 51 ‘Dat is haar nieuwe vriendje, nou goed,’ kapte Cleo Marieke af. ‘Eveline is verliefd op een geest!’ gilde Jeroen meteen. ‘Een kwade geest!’ ‘Hou op,’ beet Cleo hem toe. ‘Of het nou een geest was of niet, we hebben het glas toch kapot gegooid? Dus is er niks aan de hand.’ Ze sprong overeind. ‘Ik zet de muziek aan,' zei ze. 'Ik heb een houten kont van al dat zitten.' Ze deed eerst de discolampen aan en liep daarna naar de versterker. Tien seconden later was de kelder veranderd in een disco en trok Cleo Eveline overeind. 'Kom op!' gilde ze boven de muziek uit tegen de anderen en ze maakte gekke danspasjes gecombineerd met een paar karatemoves. Toen haar klasgenoten niet snel genoeg overeind kwamen naar haar zin, begon ze mensen omhoog te trekken: Marieke, die liever naast Jelle bleef zitten, de verlegen Bianca, Mark die altijd aan de kant bleef staan... Ze danste als een gekke marionet tussen de groepjes door. 'Kom op!' riep ze weer. 'Dansen! Het is het einde van het schooljaar! We hebben vakantie! Het is mooi weer! We kunnen morgen de hele dag bij de Paddenpoel hangen!' Het werkte zo aanstekelijk dat na een paar minuten iedereen zo gek mogelijk stond te dansen op de muziek. Alle gedachten over het glaasje draaien en de rare boodschap vervaagden. 'We hebben vakantie!' gilde Cleo euforisch, en ze pakte Evelines handen en sprong met haar op en neer. Dat was ook zo, dacht Eveline. Ze hadden vakantie. Na de vakantie zouden ze 3B zijn, maar eerst hadden ze zes lange weken vrij, en nog beter: ze had twee van die zes weken het hele huis voor zichzelf, want Chantal zou overmorgen met haar beste vriendin en bingomaatje Maddy op vakantie gaan, op een cruise richting de Canarische Eilanden. En Cleo zou die twee weken bij haar blijven slapen. Als het mooi weer bleef, betekende dat twee weken eten wat ze wilden, de hele dag aan de Paddenpoel hangen, nog bruiner worden dan ze al was en misschien wel met een leuke jongen zoenen die hopelijk miraculeus zou verschijnen. 52 „Das ist ihr neuer Freund, okay”, unterbrach Cleo Marieke. „Eveline ist in einen Geist verliebt!” johlte Jeroen sofort. „In einen bösen Geist!” „Hör auf”, schnappte Cleo. „Egal ob es jetzt wirklich ein Geist war oder nicht, wir haben das Glas doch kaputtgeschmissen? Also ist alles in Butter.” Sie sprang auf. „Ich mach mal Musik an”, sagte sie. „Mir ist vom ganzen Sitzen der Hintern eingeschlafen.” Sie machte erst die Diskolichter an und lief danach zum Verstärker. Zehn Sekunden später hatte der Keller sich in eine Disko verwandelt und Cleo zog Eveline hoch. „Kommt schon!” rief sie den anderen die laute Musik übertönend zu und machte ein paar verrückte Tanzschritte, die sie mit Karatetritten58 mischte. Da ihre Klassenkameraden ihrer Meinung nach nicht schnell genug aufstanden, begann sie, sie der Reihe nach hochzuziehen: Marieke, die lieber neben Jelle sitzen bleiben wollte, die schüchterne Bianca, Mark, der immer am Rand des Geschehens blieb... Sie tanzte wie eine verrückte Marionette zwischen den Gruppen hindurch. „Kommt schon!” rief sie noch mal. „Tanzen! Es ist das Ende des Schuljahrs! Wir haben Ferien! Es ist schönes Wetter! Wir können morgen den ganzen Tag beim Baggersee59 abhängen!” Es wirkte so ansteckend, dass ein paar Minuten später alle ausgelassen am Tanzen waren. Alle Erinnerungen an das Gläserrücken und die seltsame Botschaft verblassten. „Wir haben Ferien!” schrie Cleo euphorisch, packte Eveline fest an den Händen und sprang mit ihr auf und nieder. Das ist auch so, dachte Eveline. Sie hatten Ferien. Nach den Ferien würden sie die 9b sein, aber erst hatten sie sechs lange Wochen frei, und was noch besser war: zwei der sechs Wochen würde sie das Haus ganz für sich alleine haben, denn Chantal sollte übermorgen mit ihrer besten Freundin und Bingokameradin Maddy in den Urlaub fahren, auf eine Kreuzfahrt zu den Kanarischen Inseln. Und Cleo sollte die zwei Wochen bei ihr übernachten. Falls das Wetter schön blieb, hieß das, zwei Wochen lang essen, was sie wollten, den ganzen Tag am Baggersee60 abhängen, noch brauner werden als sie sowieso schon war und vielleicht sogar mit einem netten Jungen knutschen, der hoffentlich auf wunderbare Weise erscheinen würde. 58 s. Punkt 3.2.2 s. Punkt 3.1.2 60 s. Punkt 3.1.2 59 53 Terwijl ze stonden te hopsen in de lichtjes van de discobol en het angstgevoel van het glaasje draaien zo langzamerhand wel was verdwenen, zag Eveline vanuit haar ooghoek de avondkrant op de bank liggen. De foto van de verdwenen Sebastiaan van Helden op de voorpagina bracht meteen de herinnering terug aan het vreemde visioen dat ze had gehad toen ze de foto had aangeraakt. Ze maakte zich los van het rondspringende groepje, schonk een glas cola in en zakte op de bank. Ze spiedde naar de krant en twijfelde of ze de foto nog een keer zou aanraken. Uiteindelijk legde ze haar hand zo nonchalant mogelijk op de het papieren gezicht van Sebastiaan, maar er gebeurde niks. Opgelucht legde ze de krant neer en zakte achterover in de kussens van de bank. Tegenover haar ging de kelderdeur open en kwam een klein meisje met onhandige pasjes de treden af. Ze keek zoekend in het rond, alsof ze iets kwijt was. In haar groene pyjama liep ze naar de bank en bukte zich om eronder te kijken. Eveline was verbaasd. Ze wist niet dat Marieke een klein zusje had. Zou haar moeder wel weten dat ze hier was? Het was al hartstikke laat. 'Wat is er?' vroeg ze. Ze zag nu dat er allemaal verschillende dieren op haar pyjama stonden. 'Kun je niet slapen?' Het kleine meisje schudde haar hoofd. 'Knuffel,' zei ze verdrietig. 'Ben je je knuffel kwijt?' Ze keek zoekend om zich heen. 'Heb je hem hier ergens laten liggen? Zal ik je knuffel voor je zoeken?' Het meisje knikte heftig met haar hoofd. 'Ga je daarna dan lekker slapen?' Het meisje knikte weer en strekte haar handjes naar Eveline uit. Eveline pakte haar handjes even vast, die koud aanvoelden. Ze zocht in de hopsende groep naar Marieke, maar ze zag haar nergens. Lekker, dacht Eveline. Die staat natuurlijk ergens met Jelle te zoenen. En ik kan voor haar kleine zusje zorgen. Ze liet haar handjes los. 'Ik zal zoeken, oké? Blijf jij hier?' Ze liep naar een van de kasten en trok lukraak wat lades open. Uiteindelijk vond ze in de verkleedkist een nogal muf ruikende gele eend. Zijn hals was kaal van de vele keren dat iemand hem zo gedragen had en zijn ene poot was een beetje gerafeld, maar hij was wel lekker zacht. 54 Während sie in dem Licht der Diskokugel herumsprangen und das Angstgefühl vom Gläserrücken allmählich verschwand, sah Eveline aus dem Augenwinkel die auf dem Sofa liegende Abendzeitung. Das Foto des verschwundenen Sebastian van Helden auf der Titelseite brachte sofort die Erinnerung an die seltsame Vision zurück, die sie beim Berühren des Fotos gehabt hatte. Sie löste sich aus dem Kreis der tanzenden Gruppe, schenkte sich ein Glas Cola ein und ließ sich auf das Sofa sinken. Sie guckte die Zeitung an und fragte sich, ob sie das Foto noch einmal berühren sollte. Letzten Endes legte sie ihre Hand so gleichgültig wie möglich auf das Papiergesicht von Sebastian, aber nichts passierte. Erleichtert legte sie die Zeitung wieder hin und ließ sich in die Kissen auf dem Sofa zurückfallen. Ihr gegenüber öffnete sich die Kellertür und ein kleines Mädchen kam mit unsicheren Schrittchen die Treppe herunter. Sie sah sich suchend um, als ob sie etwas verloren hatte. Sie lief in ihrem grünen Schlafanzug zu dem Sofa und bückte sich, um darunter zu sehen. Eveline war überrascht. Sie wusste nicht, dass Marieke eine kleine Schwester hatte. Wusste ihre Mutter, dass sie hier war? Es war schon ziemlich spät. „Was ist los?” fragte sie. Sie konnte jetzt sehen, dass lauter verschiedene Tiere auf dem Schlafanzug zu sehen waren. „Kannst du nicht schlafen?” Das kleine Mädchen schüttelte ihren Kopf. „Kuscheltier”, sagte sie traurig. „Hast du dein Kuscheltier verloren?” Sie sah sich suchend um. „Hast du es hier irgendwo liegen gelassen? Soll ich dein Kuscheltier für dich suchen?” Das Mädchen nickte heftig mit dem Kopf. „Gehst du danach schön ins Bett?” Das Mädchen nickte wieder und hielt Eveline ihre Hände hin. Eveline fasste sie an den Händen, die sich kalt anfühlten. Sie suchte in der hopsenden Gruppe nach Marieke, konnte sie aber nicht finden. Na toll, dachte Eveline, die knutscht wahrscheinlich irgendwo mit Jelle rum. Und ich darf auf ihre kleine Schwester aufpassen. Sie ließ ihre Hände los. „Ich such mal, okay? Bleibst du hier?” Sie lief zu einem der Schränke hin und zog auf gut Glück ein paar Schubladen auf. Schließlich fand sie in einer Verkleidungskiste eine ziemlich muffig riechende gelbe Ente. Ihr Hals war kahl von den vielen Malen, wo jemand sie so getragen hatte und ein Fuß war ein wenig ausgefranst, aber sie fühlte sich schön weich an. 55 Eveline deed de kist dicht en liep naar de bank, maar die was leeg. Ze keek rond, maar zag het meisje nergens meer. ‘Eef?’ Een paar handen draaiden haar om en ze keek recht in het vragende gezicht van Cleo. 'Wat doe je?' 'Een knuffel geven aan...' 'Aan wie?' Cleo keek haar aan alsof ze knotsgek was geworden. 'Aan het zusje van Marieke. Die was hier net.’ Ze wees naar de deur die op een kier stond. ‘Heeft Marieke een zusje?’ Cleo trok aan haar arm. ‘Gaat het wel? Je doet een beetje raar.' Ze trok de groezelige knuffel uit Evelines handen en gooide die met een nonchalant gebaar op de bank. ‘Kom je weer mee dansen?’ ‘Ik kom zo wel,’ zei Eveline en zakte op de bank naast de afgekauwde eend en de Sebastiaan-krant. Haar blik gleed weer naar de foto. Cleo ging naast haar zitten. 'Maak je je zorgen over wat er net is gebeurd?' Eveline zweeg. Haar vriendinnetje pakte haar bij haar arm. ‘Was er wel iets?’ vroeg ze en ze gebaarde naar de krant. 'Nee,' zei Eveline snel. 'Wat zou er moeten zijn? Ik voel me gewoon niet zo lekker... Ik denk dat ik naar huis ga.' 'Dan ga ik mee,' zei Cleo beslist. 'Dat hoeft niet joh, blijf maar hier,' zei Eveline. Ze griste haar jasje uit de stapel jassen in de hoek. Cleo deed hetzelfde. 'Ik ga mee. Punt.' Eveline wist dat het geen zin had om met Cleo in discussie te gaan, want ze was net zo koppig als de Egyptische vrouw naar wie ze was vernoemd. ‘Dag allemaal!' riep Cleo en ze zwaaiden voor de vorm naar de rest van de klas die nog steeds in groepjes bij elkaar klitte en danste. Ze liepen met z'n tweeën de kelder uit. De deur naar de woonkamer stond op een kier, er klonk het gedempte geluid van een televisie. Cleo duwde de deur wat verder open. Mariekes moeder zat op de bank. Ze keek op toen de twee meiden binnenkwamen. 'Gaan jullie al?' vroeg ze. 'Eef voelt zich niet zo lekker,' legde Cleo uit. Eveline had zin om haar vriendin een schop te verkopen. 56 Eveline schloss die Kiste und lief zum Sofa zurück, doch es war leer. Sie sah sich um, konnte das Mädchen aber nirgendwo mehr sehen. „Evi?” Cleo hatte sie an den Schultern gepackt und umgedreht und sie sah nun ihr fragendes Gesicht vor sich. „Was machst du?” „Ein Kuscheltier geben an...” „An wen?” Cleo schaute sie an als ob sie völlig den Verstand verloren hätte. „An Mariekes kleine Schwester. Die war gerade noch hier.” Sie wies zur Tür, die einen Spalt offen stand. „Hat Marieke eine Schwester?” Cleo zog an ihrem Arm. „Ist alles okay? Du benimmst dich ein bisschen komisch.” Sie nahm das schmuddelige Kuscheltier aus Evelines Händen und warf es mit einer gleichgültigen Geste auf das Sofa. „Kommst du wieder mit zum Tanzen?” „Ich komm gleich”, sagte Eveline und ließ sich neben die abgewetzte Ente und die Sebastian-Zeitung auf das Sofa sinken. Ihr Blick glitt wieder zu dem Foto. Cleo setzte sich neben sie. „Machst du dir Sorgen über das was vorhin passiert ist?” Eveline schwieg. Ihre Freundin packte sie am Arm. „Ist doch was passiert?” fragte sie und wies auf die Zeitung. „Nein”, sagte Eveline schnell. „Was hätte passiert sein sollen? Ich fühle mich einfach nicht so gut... Ich glaube, ich gehe nach Hause.” „Dann gehe ich mit”, sagte Cleo entschlossen. „Das ist echt nicht nötig, bleib du ruhig hier”, sagte Eveline. Sie fischte ihre Jacke aus dem Jackenberg in der Ecke. Cleo tat es ihr nach. „Ich gehe mit. Punkt.” Eveline wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit Cleo zu diskutieren, denn sie war genauso dickköpfig wie die Ägypterin nach der sie benannt war. „Tschüß!” rief Cleo und sie winkten der Form halber dem Rest der Klasse zu, der noch immer in Grüppchen zusammenklebte und tanzte. Sie gingen zu zweit aus dem Keller. Die Wohnzimmertür stand einen Spalt offen und das dumpfe Geräusch eines Fernsehers war zu hören. Cleo schob die Tür ein wenig weiter auf. Mariekes Mutter saß auf dem Sofa und sah auf, als die zwei Mädchen hereinkamen. „Geht ihr schon?” fragte sie. „Evi fühlt sich nicht so gut”, erklärte Cleo. Eveline wollte ihrer Freundin einen Tritt verpassen. 57 Wat ging Mariekes moeder dat nou aan? 'Wat is er dan?' vroeg die. 'Moet je iets hebben? Ik kan je nu niet naar huis brengen, maar mijn man komt zo thuis...' 'Nee hoor, dat hoeft niet,' zei Eveline snel. 'Ik vind het wel fijn om een stukje te fietsen.' 'Gaan jullie wel samen?' Cleo knikte. 'Ik slaap bij Eef.' Dat was niet waar – tenminste, ze hadden dat niet afgesproken. Eveline verbaasde zich weer over hoe goed haar vriendinnetje kon liegen. Ze trok Cleo aan haar mouw ten teken dat ze wilde gaan. 'Dag mevrouw,' zei ze. ‘Bedankt voor het gezellige feestje.’ 'Dag dames, doe voorzichtig hè?' zei Mariekes moeder. Eveline liep voor Cleo uit de gang door en trok de voordeur open. De wind was gaan liggen en de avondlucht was fris en een beetje vochtig. 'Waar stonden onze fietsen ook alweer?' Cleo bleef op het tuinpad staan en keek haar onderzoekend aan. 'Weet je zeker dat het goed met je gaat?' vroeg ze. 'Wat heb jij? Ga je dat de hele tijd aan me vragen?' 'Sorry hoor,' zei Cleo geïrriteerd. 'Maar mag ik bezorgd zijn als jij plotseling met een knuffel rondloopt alsof je een kleuter bent?’ Eveline draaide zich om en liep naar haar fiets. 'Er is niks met mij,' zei ze zonder Cleo aan te kijken. Ze trok haar fiets die tegen een boom stond overeind en zag dat Marieke en Jelle iets verderop op een bankje zaten. Jelle had zijn arm nonchalant om Mariekes schouder hangen. Marieke keek op. 'Gaan jullie al weg? Wel bizar wat er gebeurde, hè? Ga je daarom?' 'Nee hoor,' loog Eveline, maar haar stem klonk schril. 'Dankjewel voor alles,' schutterde ze daarna. 'We zien jullie morgen toch wel bij de Paddenpoel?' 'Tuurlijk.' Eveline stapte op haar fiets. Ze wilde graag naar huis en in bed liggen. 'Dag!' riep ze en ze fietste hard weg. 58 Was ging das Mariekes Mutter an? „Was ist denn los?” fragte diese. „Brauchst du etwas? Ich kann dich jetzt nicht nach Hause bringen, aber mein Mann kommt gleich heim...” „Nein, nein, das ist wirklich nicht nötig”, sagte Eveline schnell. „Ich finde es eigentlich ganz angenehm, ein Stück mit dem Fahrrad zu fahren.” „Fahrt ihr bitte zusammen?” Cleo nickte. „Ich übernachte bei Evi.” Das war nicht wahr – zumindest hatten sie das nicht ausgemacht. Eveline staunte erneut darüber, wie gut ihre Freundin lügen konnte. Sie zog Cleo am Ärmel, als Zeichen dafür, dass sie gehen wollte. „Auf Wiedersehen61“, sagte sie. „Danke für die tolle Feier.” „Tschüß Mädels, fahrt bitte vorsichtig!” sagte Mariekes Mutter. Eveline ging Cleo voran durch den Gang und zog die Haustür auf. Der Wind hatte sich gelegt und die Abendluft war frisch und ein wenig feucht. „Wo haben wir unsere Fahrräder denn gleich wieder hingestellt?” Cleo blieb auf dem Gartenweg stehen und sah sie fragend an. „Bist du dir sicher, dass es dir gut geht?” fragte sie. „Was ist los mit dir? Wirst du mich das jetzt die ganze Zeit fragen?” „Entschuldige mal”, sagte Cleo genervt. „Aber soll ich mir vielleicht keine Sorgen machen, wenn du auf einmal mit einem Kuscheltier herumläufst als ob du ein Kleinkind bist?” Eveline drehte sich um und lief zu ihrem Fahrrad. „Mit mir ist gar nichts los”, sagte sie, ohne Cleo dabei anzusehen. Sie zog ihr Fahrrad, das gegen einen Baum gelehnt war, hoch und sah, dass Marieke und Jelle ein Stück weiter auf einer Bank saßen. Jelle hatte seinen Arm ganz lässig um Mariekes Schultern gelegt. Marieke schaute auf. „Geht ihr schon heim? Schon komisch, was vorhin passiert ist, nicht wahr? Geht ihr darum?” „Nein, nein “, log Eveline, aber ihre Stimme klang schrill. „Vielen Dank für alles”, fügte sie wenig überzeugend hinzu. „Wir sehen euch morgen doch wohl beim Baggersee62, oder?” „’Türlich.” Eveline stieg auf ihr Fahrrad. Sie wollte nur noch nach Hause und sich in ihr Bett legen. „Tschüß!” rief sie und fuhr schnell weg. 61 62 s. Punkt 3.1.1 s. Punkt 3.1.2 59 III. Analyse der Teilübersetzung Dieser Analyse sei voran gestellt, dass sie keineswegs allumfassend ist und hier nur einige interessante Beispiele von Übersetzproblemen besprochen werden können. Schließlich sind bei einer Übersetzung so viele sprachliche Faktoren involviert, dass es möglich wäre, eine ganze Arbeit über die Übersetzung eines einzelnen Satzes zu schreiben wenn man diesen unter allen Aspekten analysiert. Im Folgenden sollen Beispiele von kulturspezifischen Realia, sprachlichen Unterschieden zwischen Niederländisch und Deutsch und anderen Problemfällen, die sich bei der Übersetzung stellten, erörtert werden. 3.1 Kulturspezifische Realia 3.1.1 Eigennamen Ein Übersetzproblem, das wohl jeder literarische Übersetzer kennt und bei jeder neuen Übersetzung haben wird, ist das Übersetzen von Eigennamen. Zu diesem Problem gibt es viele humoristische Texte, wie z.B. Instinkers voor de beginnende vertaler: eigennamen von dem niederländischen Übersetzer Frans Denissen. In diesem Text berichtet er von Übersetzern, die sich für eine Übersetzung von Eigennamen entschieden und hierbei Fehler machten, die den Namen für das Zielpublikum nahezu unverständlich machten: „Elke lezer van vertalingen heeft wel eens de wenkbrauwen gefronst wanneer hij een bepaalde eigennaam ontmoette die hij niet meteen kon plaatsen. Of juist wel: die hij meteen kon plaatsen als vertalersfout.“63 Wie in der Einleitung bereits erwähnt, wurden in der deutschen Übersetzung von Harry Potter die Eigennamen der Charaktere, außer einer Rechtschreibangleichung des Namen ‚Hermione’ zu ‚Hermine’, nicht verändert und auch in dieser Übersetzung von Sevenster wurden die Namen, mit drei Ausnahmen die hier besprochen werden sollen, beibehalten, humoristischen Fehlübersetzungen also dementsprechend vorgebeugt. Diese Entscheidung wurde einerseits im Hinblick auf die oben genannte Übersetzstrategie von Reiß genommen, die in der Ausgangssprache übliche Variante in der Übersetzung zu übernehmen, auch wenn diese in der Zielkultur eventuell befremdend wirken könnte. Andererseits wurde sie im Hinblick auf das Zielpublikum genommen, also deutsche Jugendliche ab 14 63 Frans Denissen: Instinkers voor de beginnende vertaler: eigennamen. Auf: Vertaal Verhaal. URL: www.vertaalverhaal.nl (Genaue URL fehlt leider, da momentan an der Webseite gearbeitet wird und sie daher nicht zu erreichen ist. Der Text wurde von Andrea Kluitman, Übersetzerin und Mitarbeiterin von Vertaal Verhaal, an mich geschickt, jedoch ohne Datumangabe.) 60 Jahren. Auch wenn Namen wie Jelle, Diede oder Sterre für Deutsche ungewöhnlich sind und ihnen somit wohl auch nicht direkt deutlich ist, ob es sich bei diesen Figuren um weibliche oder männliche Personen handelt, so ist diese Information doch im Kontext zu finden und Jugendliche, die das Buch lesen, haben sicherlich die Fähigkeit, sich diesen zu erschließen. So z.B. die allererste Szene, in der Jelle sich Eveline zum Kuss nähert (s. Fußnote 23 in der Übersetzung). Ein Leser, der das Buch in den Händen hält, hat höchstwahrscheinlich bereits den Text auf dem Buchumschlag gelesen: „Eveline heeft maar één zorg deze zomer: een echt leuke jongen vinden met wie ze voor het eerst kan zoenen.“64 Somit ist also bereits deutlich, dass es sich bei Jelle höchstwahrscheinlich um eine männliche Person handelt. Sollten sich jedoch trotzdem beim Leser noch Zweifel regen, ob Eveline kurz vor einer homosexuellen Erfahrung steht, so werden diese sofort im nächsten Satz beigelegt, wenn Eveline seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren kann. Das hier verwendete Possessivpronomen löst jeden weiteren Zweifel über Jelles Geschlecht auf und es ist somit hier also nicht notwendig, den Namen dieser Figur zu einem deutlich männlichen zu verändern. Auch bei den anderen für Deutsche ungewöhnlichen Namen wird jeweils aus dem Kontext deutlich, ob es sich bei der Figur um ein Mädchen oder einen Jungen handelt. Wäre das Buch für Kleinkinder, so wäre eine Anpassung der Namen zu erwägen, doch für die Altersgruppe ab 14 Jahren, die wohl genug Lese-, Reise- und Lebenserfahrung haben dürfte, scheint dies aus den hier genannten Gründen unnötig. Und doch sind in der Übersetzung drei Ausnahmen zu finden, bei denen ein Eigenname angepasst wurde. Die erste dieser Ausnahmen ist die Rechtschreibung des Namen ‚Sebastian van Helden’, dessen Vornamen im niederländischen Original ‚Sebastiaan’ geschrieben wird (s. Fußnote 51 in der Übersetzung). Die Rechtschreibung wurde hier an die deutsche angepasst, da die Aussprache von ‚Sebastiaan’ genau dieselbe ist wie die von ‚Sebastian’, doppelte Vokale im Deutschen sehr ungewöhnlich sind und außerdem im Niederländischen beide Schreibweisen bestehen65. Deutsche würden ‚Sebastiaan’ wohl phonetisch aussprechen und die Aussprache wäre somit also ‚Sebastia-an’. Für die Bedeutung 64 Alexandra Penrhyn Lowe: Sevenster. De laatste Wachter boek 1. Utrecht: A.W. Bruna Uitgevers, 2012. Hier zitiert: Buchrückumschlag. 65 Vgl. hierzu z.B. den niederländischen Radsportler Sebastian Langeveld. URL: http://www.seginternational.com/individual/sebastianlangeveld/news. (Stand: 10. Juli 2013, 16.47 Uhr). 61 des Textes wird also nichts verändert, wenn die Schreibweise an ‚Sebastian’ angepasst wird, da sich an dem Namen nicht einmal die Aussprache ändert und die Anpassung Deutschen hilft, den Namen richtig auszusprechen. Außerdem bleibt das fremde Element in der Beibehaltung des Nachnamen ‚van Helden’, welches im Deutschen wohl üblicherweise ‚von Helden’ sein würde, bestehen. Bei einer Anpassung des ‚van’ an ‚von’ würde sich allerdings auch die Konnotation, die man bei dem Namen hat, ändern, denn in Deutschland heißen meist nur Adlige mit Nachnamen ‚von’, während das ‚van’ in den Niederlanden keineswegs auf Adel hindeutet. Da Sebastian van Helden der Junge ist, der entführt wurde, könnte also bei einer Änderung des Namen zu ‚von Helden’ bei einem Leser der Eindruck entstehen, Sebastian sei seines Adels und des damit verbundenen Reichtums seiner Eltern wegen entführt worden, was in Sevenster natürlich nicht der Fall ist. Schließlich wurde Sebastian entführt, um für die Suche nach Septimus’ Grab geopfert zu werden und der Leser könnte zunächst also auf eine falsche Fährte gelockt werden, was hier weder textgetreu noch wünschenswert wäre. Die zweite Anpassung eines Eigennamens in der Übersetzung findet sich bei Evelines Spitznamen, der im Niederländischen ‚Eef’, manchmal auch ‚Eefje’, ist, im Deutschen jedoch zu ‚Evi’ verändert wurde (s. z.B. Fußnote 25 und 28 in der Übersetzung). Auch hier gilt wieder, dass doppelte Vokale im Deutschen sehr ungewöhnlich sind und deutsche Leser somit wohl nicht wüssten, wie ‚Eef’ oder ‚Eefje’ richtig ausgesprochen werden. Die Verkleinerungsform ‚-je’ von ‚Eefje’ wäre im Deutschen ‚-chen’, also in diesem Fall ‚Evchen’. Die Abkürzung eines Namens mit ‚-chen’ hat im Deutschen jedoch oft einen herablassenden Beiklang. Im Niederländischen ist dies nicht der Fall und somit hier auch nicht intendiert. Außerdem ist ‚Evi’ eine im Deutschen übliche Abkürzung des Namens ‚Eveline’ und allen Lesern ist so sofort deutlich, wer mit diesem Spitznamen gemeint ist. Die dritte Anpassung findet sich nicht direkt in dem hier übersetzten Textstück wieder, sondern erst später im Roman. Trotzdem soll sie hier genannt werden, da es sich um den Buchtitel Sevenster, Siebenstern in der Übersetzung, handelt, was sich, wie oben bereits erwähnt, als Evelines echter Nachname herausstellt. Die Entscheidung, den Nachnamen Sevenster zu übersetzen, während alle anderen Nachnamen direkt aus dem Niederländischen übernommen wurden, hat damit zu tun, dass der Name etwas bedeutet, nämlich sieben Sterne. Da die Zahl sieben im Niederländischen jedoch eigentlich ‚zeven’ buchstabiert wird und nicht ‚seven’, 62 wurde in diesem Fall von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Autorin zu fragen, ob es hierfür einen bestimmten Grund gäbe, der in der Übersetzung zu berücksichtigen sei. Der einzige Grund hierfür ist jedoch ein ästhetischer, ihr gefiel die Schreibweise mit ‚s’ besser. Auch wies sie mich darauf hin, dass sie beim Schreiben an die Plejaden, also das Siebengestirn (niederländisch: zevengesternte) gedacht hatte, was meine Wahl, Sevenster im Deutschen als Siebenstern zu übersetzen, bekräftigt. Wäre das Wort nur Evelines Nachname, hätte man auch dafür plädieren können, ‚Sevenster’ direkt ins Deutsche zu übernehmen, doch da es gleichzeitig auch der Titel des Romans ist, erschien eine Übersetzung in diesem Fall nötig. Der Titel lässt nämlich bereits erkennen, dass es sich bei dem Buch um einen Fantasyroman handelt, da er mysteriös und phantasiereich klingt und für Fans dieses Genres wohl auch deutlich als Fantasy erkennbar wäre. Doch im Deutschen bedeutet ‚Sevenster’ nichts und der Titel würde dadurch seinen Fantasyklang verlieren. Außerdem wird der Titel des zweiten Buches aus der Serie Wolfsbloed im Deutschen wohl als Wolfsblut übersetzt werden und dies passt besser zu Siebenstern als zu Sevenster. Zwei weitere Fälle seien hier genannt, die zwar nicht direkt mit Eigennamen zu tun haben, jedoch auch einen Unterschied in der Anrede zwischen Deutsch und Niederländisch verdeutlichen. Bei Fußnote 49 fragt Jelle den Geist seines Onkels, wie sein Lastwagen hieß, wobei er, den niederländischen Höflichkeitsregeln für das Adressieren seiner älteren Verwandten folgend, seine Onkel siezt: „Hoe heette uw vrachtwagen?“66 Im Deutschen sind diese Regeln jedoch anders und das Siezen seiner Verwandten ist äußerst altmodisch. Insofern wäre es hier seltsam, dass Jelle seinen Onkel siezt und wurde das ‚uw vrachtwagen’ zu ‚dein Lastwagen’. Und bei Fußnote 61 verabschiedet Eveline sich im Originaltext mit den Worten ‚dag mevrouw’ von Mariekes Mutter. Im Deutschen kann man jedoch nicht ‚Tschüß Frau’ sagen, es muss immer noch ein Familienname nach dem ‚Frau’ folgen. Nachdem Mariekes Familienname in Sevenster jedoch nicht genannt wird und es bei einer Übersetzung nicht wünschenswert ist, einen Nachnamen zu erfinden, musste die Übersetzung also dementsprechend angepasst werden. Da die Zufügung von ‚mevrouw’ an die Verabschiedung ‚dag’ den Gruß im Niederländischen relativ formell macht, wurde in der Übersetzung als Kompensation für das Weglassen von 66 Penrhyn Lowe: Sevenster, a.a.O., S. 15. 63 ‚mevrouw’ das formellere ‚Auf Wiedersehen’ verwendet statt eines einfachen ‚Tschüß’. 3.1.2 Andere Realia Doch nicht nur Eigennamen, sondern auch andere kulturspezifische Dinge, wie z.B. Essen, Traditionen oder Geschehnisse aus der Geschichte eines Landes, können beim Übersetzen große Probleme verursachen. Wie man mit Realia bei einer Übersetzung umzugehen hat, hängt von mehreren Faktoren, wie z.B. vom Texttyp und der Wichtigkeit der Realia für den Kontext, ab. Mögliche Übersetzstrategien sind hierbei etwa einen äquivalenten Ausdruck in der Zielsprache zu finden, die Realia zu umschreiben oder, in manchen Fällen, sogar die Weglassung dieses Wortes. In der Teilübersetzung von Sevenster waren einige solcher Realia zu finden, wie die unterschiedlichen Schulsysteme in Deutschland und den Niederlanden. Am Anfang des Romans wird Evelines Schulklasse im Niederländischen als Klasse 2b des Dekkers College umschrieben, was in der Übersetzung zu ‚Klasse 8b des Dekkersgymnasiums’ wird (s. Fußnote 24 in der Übersetzung). Würde man die Klasse 2b direkt übernehmen, spräche man in Deutschland von der zweiten Klasse der Grundschule, also von Sechs- bis Achtjährigen, da die Durchnummerierung der Jahrgangsstufen in den beiden Ländern unterschiedlich ist. In den Niederlanden sind Schüler der 2b eines Colleges in der Regel dreizehn oder vierzehn Jahre alt, was in Deutschland der achten Klasse entspricht. Ein weiteres Problem ist hier, dass Schulen in Deutschland nicht Colleges heißen, sondern meist Gymnasium, Realschule oder Hauptschule in Verbindung mit einem Namen. Hier musste also eine Entscheidung getroffen werden, welche Art Schule Eveline und ihre Klassenkameraden besuchen. Die Entscheidung fiel hierbei auf das Gymnasium, da das Benehmen der Jugendlichen und was man als Leser über ihren Hintergrund erfährt am ehesten mit einem durchschnittlichen Gymnasiasten in Deutschland vergleichbar ist. Aus dem Dekkers College wurde so also das Dekkersgymnasium, eine in Deutschland übliche Benennung einer weiterführenden Schule. Laut Reiß’ Übersetzungsstrategie kann ein Ausdruck verändert werden, wenn er für das Zielpublikum sonst unverständlich wäre und dies ist so ein Fall. Als Kompromiss und um Fremdheit zu implizieren, wurde jedoch die Schreibweise von Dekkers beibehalten, statt die Rechtschreibung zu dem im Deutschen üblicheren Deckers zu verändern. 64 Eine weitere Realia, die angepasst werden musste, da sich sonst der Sinn verändern würde, ist bei Fußnote 46 in der Übersetzung zu finden. Hier sagt Jelle im Niederländischen, dass sein Onkel zu viele ‚saucijzenbroodjes’ gegessen hatte und an einem Herzinfarkt gestorben war. Eine direkte Übersetzung ins Deutsche ergibt ‚Wurstbrötchen’, wobei Deutsche jedoch an ein mit Schnittwurst belegtes Brötchen denken würden und nicht an ein fettiges Blätterteigbrötchen mit einer Hackfleischfüllung, was natürlich eigentlich gemeint ist. Belegte Brötchen sind nicht sonderlich ungesund und es wäre dann auch seltsam zu sagen, dass der Onkel daran gestorben ist; schließlich soll hier eigentlich ausgedrückt werden, dass er sich als typischer Lastwagenfahrer ungesund ernährte. Daher wurde das ‚saucijzenbroodjes’ hier als Currywurst übersetzt. Diese ist sicherlich an jeder Tankstelle zu kaufen, ist nicht sonderlich gesund und durchaus fettig, was also dem Image des ‚saucijzenbroodjes’ in den Niederlanden entspricht und den Kontext hier erhält. Schließlich stellen auch Straßen- und Ortsnamen bei Übersetzungen oft ein Problem dar und ein Übersetzer muss sich hierbei entscheiden, ob er die Handlung des übersetzten Werkes durch eine Anpassung dieser Namen in das Zielland holt oder ob er die Handlung durch Nichtanpassung der Namen deutlich in einem anderen Land spielen lässt. Reiß’ Strategie für die Übersetzung formbetonter Text folgend sollte ein literarischer Übersetzer die zweite Option wählen und dies ist auch in der Übersetzung von Sevenster geschehen. In dem kurzen, hier übersetzten Stück werden nur jeweils ein Straßenname und ein Ortsname genannt, nämlich die Welmedestraat in Ankerdam (s. Fußnote 52 in der Übersetzung). Wäre die Übersetzung insgesamt nur diese 20 in dieser Arbeit übersetzten Seiten, so könnte dies auch zu ‚Welmedestraße in Ankerdamm’ angepasst werden ohne den Kontext wirklich zu verändern. Da der Roman aber natürlich viel länger ist und es im Verlauf der weiteren Handlung wichtig wird, dass der Roman nicht in Deutschland stattfindet, ist eine solche Angleichung nicht passend. Wie in der Zusammenfassung des Romans erwähnt, findet so z.B. eine Szene statt, in der Eveline in einer Kirchkatakombe eine Vision von Nazis, die einen Jungen ermorden, hat und in dieser Szene ist es wichtig, dass die Handlung sich nicht in Deutschland, sondern in den Niederlanden abspielt. Das Wort ‚straat’ ist außerdem für jeden Deutschen durchaus als ‚Straße’ zu erkennen und an die Rechtschreibung von Ankerdam mit nur einem ‚m’ sind Deutsche von der Schreibweise von z.B. Amsterdam und Rotterdam gewöhnt, die beide auch im Deutschen mit nur einem ‚m’ geschrieben werden. 65 Ein letztes Beispiel für eine ortsbezogene Realia in Sevenster ist der Treffpunkt der Klasse für den Sommer, nämlich der ‚Paddenpoel’ im Originaltext, der als ‚Baggersee’ übersetzt wurde (s. Fußnote 59, 60 und 62 in der Übersetzung). Ein ‚paddenpoel’ ist eigentlich ein kleiner, nicht sehr tiefer Teich, der für die Fortpflanzung von Fröschen, Kröten und Salamandern angelegt ist. Da es nicht wirklich möglich ist, in diesen Teichen zu schwimmen, schien es ein seltsamer Treffpunkt für eine Schulklasse zu sein und die Vermutung lag nahe, dass der Treffpunk eigentlich ein Badesee sei. Ein Nachfrage bei der Autorin, was genau mit diesem See gemeint sei, ergab, dass dies der Name eines Badesees in Groningen sei, an dem sie während ihres Studiums viel Zeit verbracht hatte. Es handelt sich hierbei also tatsächlich nicht um einen für die Fortpflanzung von Fröschen angelegten Teich, weswegen in der Übersetzung der allgemeine Term ‚Baggersee’ verwendet wurde. Dies ist ein neutraler Term für einen See, der wohl in jeder Region Deutschlands zu finden ist und an dem sich Jugendliche im Sommer treffen. Es schien hier besser, einen neutralen Term als Umschreibung zu nehmen statt dem See einen Namen zu geben und ihn somit an einen bestimmten Ort zu platzieren. Eine Übersetzung wie ‚Froschsee’ oder ‚Reptiliensee’ wäre für Deutsche nicht direkt verständlich gewesen und auch hier wurde also für eine Verdeutlichung des Begriffs in der Übersetzung gewählt statt, wie Reiß dies empfiehlt, ein fremdes Element in die Übersetzung einzubringen. 3.2 Unterschiede in der Sprache Natürlich gibt es zwischen Deutsch und Niederländisch Sprachunterschiede, die jeder Übersetzer stets berücksichtigen muss und diese sind dementsprechend auch in Sevenster vorhanden. Der Vollständigkeit halber sollen eine Anzahl dieser Unterschiede hier kurz genannt werden, wonach der Fokus jedoch auf Redewendungen und Jugendsprache gelegt werden soll. Einen wesentlichen Unterschied nennt die deutsch-niederländische Übersetzerin Alexandra Kleijn in ihrem Blog buurtaal, in dem sie über ihre Erfahrungen im Umgang mit Sprache bei ihren Übersetzungen erzählt, nämlich den niederländischen Verkleinerungsdrang: „Niederländer benutzen gerne das Diminutiv: die Verkleinerungsform eines 66 Substantivs.“67 Dieser ist in Deutschland jedoch eher selten und muss daher bei einer Übersetzung meist ignoriert werden. Auch in Sevenster finden sich zahlreiche Diminutive, die jedoch in der Übersetzung nicht berücksichtigt und als ‚normales’, nicht verkleinertes Substantiv übersetzt wurden. Ein Beispiel hierfür findet sich in der Szene, in der sich die Krähe auf Evelines Arm setzt: „Zijn pootjes voelden koud en leerachtig aan en zijn nageltjes krasten over haar blote onderarm.“68 In der Übersetzung werden ‚zijn pootjes’ und ‚zijn nageltjes’ zu ‚ihre Füße’ und ‚ihre Krallen’ (s. Fußnote 30 in der Übersetzung), da ‚ihre Füßchen’ und ‚ihre Krallchen’ im Deutschen zu kindlich und außerdem sehr seltsam klingen würde. Ein weiterer sprachlicher Unterschied ist, dass im Niederländischen Possessivpronomen verwendet werden, um über Körperteile zu sprechen, z.B. „ze moest op haar tenen staan“69 im Originaltext. Im Deutschen sagt man jedoch nicht ‚sie musste sich auf ihre Zehenspitzen stellen’, sondern einfach nur ‚auf die Zehenspitzen’ (s. Fußnote 29 in der Übersetzung). Ein letzter Unterschied, der hier genannt werden soll, sind Satzzeichen, die in der Übersetzung an den deutschen Standard angepasst wurden. Während im Originaltext einfache, ‚hohe’ Anführungszeichen verwendet wurden, um direkte Rede anzugeben, so sind diese in der Übersetzung in doppelte Anführungszeichen verändert, wobei das erste Anführungszeichen ‚niedrig’ und das zweite ‚hoch’ ist. Auch wurde das Komma nach einer direkten Rede im Deutschen hinter das Anführungszeichen gesetzt, statt wie im Originaltext vor das Anführungszeichen. Nach dieser kurzen Einführung in allgemeine sprachliche Unterschiede, auf die ein niederländisch-deutscher Übersetzer achten muss, sollen nun Redewendungen und der Gebrauch von Jugendsprache näher besprochen werden. 3.2.1 Redewendungen Über Redewendungen sagt Reiß in ihrer Methodik ausdrücklich, dass diese nur dann mit einer in der Zielsprache üblichen Redensart wiederzugeben seien, wenn eine wörtliche Übersetzung in der Zielsprache „unverständlich und befremdend wirken 67 Alexandra Kleijn: Der niederländische Verkleinerungsdrang. Auf: buurtaal.de. URL: http://www.buurtaal.de/blog/diminutiv-niederlaendische-verkleinerungswoerter. (Stand: 17. Juli 2013, 11.50 Uhr). 68 Penrhyn Lowe: Sevenster, a.a.O., S. 9. 69 Ebd., S. 9. 67 würde“70, und dass „eine vom Autor selbst geschaffene Metapher wortwörtlich zu übersetzen“71 sei. Anhand einiger Beispiele aus Sevenster soll im Folgenden untersucht werden inwiefern dies in der Praxis machbar ist. Ein Beispiel für einen niederländischen Ausdruck, der bei einer direkten Übersetzung im Deutschen befremdend sein wäre, findet sich bei Fußnote 31 in der Übersetzung. Im Niederländischen steht hier, dass die auf Evelines Arm sitzende Krähe ihren Kopf über Evelines Gesicht rieb „als een kat die een kopje geeft“.72 Im Deutschen gibt es den Ausdruck ‚eine Katze, die ein Köpfchen gibt’ oder einen vergleichbaren Ausdruck nicht und eine direkte Übersetzung wirkt sehr seltsam und eventuell sogar unverständlich. Aus diesem Grund wurde hier auf eine Übersetzung des Ausdrucks ‚kopje geven’ verzichtet und stattdessen die Umschreibung ‚wie Katzen es tun’ verwendet. Ein weiteres Beispiel ist der niederländische Ausdruck ‚zichzelf een houding geven’, der bei einer wörtlichen Übersetzung im Deutschen ‚sich selbst eine Haltung geben’ werden würde. Diesen Ausdruck gibt es nicht und es ist auch nicht deutlich, was damit gemeint ist. Daher wurde der Ausdruck zweimal als ‚um ihre Verlegenheit zu überspielen’ übersetzt (s. Fußnote 34 und 56 in der Übersetzung), was ein äquivalenter Ausdruck im Deutschen ist. Auch für die Übersetzung des niederländischen Ausdrucks ‚ze voelde haar hart richting haar maag zinken’ wurde ein deutsches Äquivalent des Ausdrucks benutzt, nämlich ‚sie fühlte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte’ (s. Fußnote 37 in der Übersetzung). ‚Sie fühlte, wie ihr Herz in Richtung ihres Magens sank’ wäre im Deutschen zwar verständlich, aber dennoch befremdend, da es den Ausdruck nicht gibt. Bei Fußnote 40 in der Übersetzung wird im Originaltext ein ähnlicher Ausdruck verwendet, nämlich „Evelines hart landde als een baksteen in haar maag“73, was in der Übersetzung wieder als ‚Evelines Herz rutschte ihr in die Hose’ übersetzt wurde, jedoch geht dem Ausdruck hier noch ein lautmalerisches Wort voran, welches den fallenden Backstein darstellen soll: ‚Klonk’. Da in der deutschen Übersetzung jedoch kein Backstein fällt, musste dies auch anders gelöst werden und wurde somit als ‚Rums’ übersetzt (s. Fußnote 39 in der Übersetzung), was als rutschendes Herz durchgehen kann. 70 Reiß: Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzungskritik, a.a.O., S. 43. Ebd., S. 44. 72 Penrhyn Lowe: Sevenster, a.a.O., S. 9. 73 Ebd., S. 12. 71 68 So finden sich noch viele weitere Beispiele von Redewendungen in der Teilübersetzung wieder, wovon die meisten nicht wortwörtlich, sondern mit einem äquivalenten Ausdruck oder einer Umschreibung des niederländischen Ausdrucks übersetzt wurden, da eine wörtliche Übersetzung im Deutschen unverständlich wäre oder befremdend wirken würde. Ein komplizierteres Beispiel ist ein Ausdruck, der in der Teilübersetzung als fortgeführte Metapher mehrfach verwendet wird. Dieser Fall findet sich bei der Übersetzung bei den Fußnoten 43, 48 und 53 wieder. Im Niederländischen wird hier stets von einem ‚ijskouden strom’ gesprochen74, der erst durch Evelines Waden und dann durch ihren Finger zieht, während sie den Geist beschwört. Gemeint ist hierbei, dass sie Angst spürt, die durch ihren Körper zieht. Eine wörtliche Übersetzung ergibt hier einen eiskalten Strom oder Stromstoß, was im Deutschen ein äußerst ungewöhnlicher Ausdruck wäre, um ein Angstgefühl zu beschreiben, vor allem weil der Strom sich in ihren Waden und ihrem Finger befindet. Daher wurden in der Übersetzung bestehende deutsche Ausdrücke für ein Angstgefühl verwendet, nämlich zweimal: ‚es lief ihr eiskalt den Rücken herunter’ und einmal ‚das Blut gefror ihr in den Adern’. Es wurde also versucht, das Element ‚ijskoud’ in die Übersetzung einzubauen, doch geht das Element verloren, dass der ‚ijskoude strom’ sich in der Szene, in der sie ihren Finger nicht von dem Glas lösen kann, in ihrem Finger befindet und somit also eine direkte Verbindung zwischen dem Gefühl, dass Eveline hat und der Tatsache, dass sie ihren Finger nicht lösen kann, besteht. Doch wurde dieser Verlust als weniger störend als befremdende Ausdrücke wie Ströme im Körper empfunden und somit also bei der Übersetzung in Kauf genommen. Auch gibt es im niederländischen Original ein Beispiel für eine Metapher, die die Autorin selbst geschaffen hat: „het was niet meer dan een rimpel in een vijver“75. Reiß’ Strategie folgend wurde dieser Ausdruck als ‚Es war nicht mehr als ein Rippel auf einem Teich’ (s. Fußnote 47 in der Übersetzung) wortwörtlich ins Deutsche übernommen, da der Ausdruck in beiden Sprachen ungewöhnlich ist und es im Deutschen auch kein Äquivalent für das hier kreierte Bild gibt. 74 75 Vgl. Ebd., S. 13, 15 und 18. Ebd., S. 15. 69 3.2.2 Jugendsprache In einem Interview sagte Penrhyn Lowe, dass sie sich für Sevenster nicht wirklich in Jugendsprache und -gewohnheiten vertieft habe, sondern geschrieben habe, was ihr selbst gefalle und dass ihr Buch durchaus auch für Erwachsene gedacht sei: „Sevenster is natuurlijk ook geschikt voor volwassenen. [...] Ik heb me ook niet verdiept in tienertaal en tienergewoontes, maar gewoon geschreven wat ik leuk vind.“76 Und doch merkt man am Stil, in dem Sevenster geschrieben ist, dass es durchaus für Jugendliche gedacht ist, was natürlich nicht bedeutet, dass Erwachsene es nicht auch lesen können. Der Satzbau und die Sprache insgesamt bewegen sich auf dem Level wenig komplexer Alltagssprache und es werden außerdem zahlreiche Ausdrücke aus der niederländischen Jugendsprache verwendet, vor allem in den Gesprächen, die die Charaktere miteinander führen. Ein Beispiel hierfür aus dem Originaltext sind die zahlreichen Anglizismen, wie z.B. in der Bemerkung, die Jeroen über Eveline macht: „Je bent net als die chick in die serie die contact kann maken met dode mensen [...].“77 Im Deutschen kommen solche Anglizismen unter Jugendlichen weniger vor und das Wort ‚chick’ direkt ins Deutsche zu übernehmen, würde dementsprechend auch eher gezwungen jugendlich klingen. Aus diesem Grund wurde dieses Wort in der Übersetzung weggelassen und der Satz wurde somit zu: ‚Du bist wie die Eine in dieser Serie, die mit toten Menschen Kontakt aufnehmen kann [...]’ (s. Fußnote 50 in der Übersetzung). ‚Chick’ hätte auch mit Mädchen oder Frau übersetzt werden können, doch wäre das formeller und der Satz würde seinen Jugendsprachecharakter verlieren. Dasselbe gilt für den Ausdruck ‚karatemoves’ aus dem Originaltext, der im Deutschen zu ‚Karatetritten’ (s. Fußnote 58 in der Übersetzung) wurde, was weniger forciert jugendlich wirkt. Auch das Spiel ‚truth or dare’ wurde nicht als englischer Term ins Deutsche übernommen, da es hier einen eigenen Namen für dieses Spiel gibt, nämlich ‚Wahrheit oder Pflicht’ (s. Fußnote 38 in der Übersetzung). Dementsprechend sind auch alle Verweise auf dieses Spiel (s. z.B. Fußnote 26 in der Übersetzung: ‚du hast ‚Pflicht’ gesagt’) ins Deutsche übersetzt. Für den Ausdruck „Dat was gefreakt“78 aus 76 Elsbeth Wit: Interview met Alexandra Penrhyn Lowe. Auf: Chicklit.nl. URL: http://www.chicklit.nl/p/113980/alexandra_penrhyn_lowe. (Stand: 16. Juli 2013, 22.48 Uhr). 77 Penrhyn Lowe: Sevenster, a.a.O., S. 16. 78 Ebd., S. 10. 70 dem Original gibt es ebenso einen eingedeutschten Term dieses Wortes und dieser wurde dann auch verwendet: ‚Das war freakig’ (s. Fußnote 35 in der Übersetzung). Ein Beispiel für einen Anglizismus, der dagegen auch in der Übersetzung beibehalten wurde, ist bei Fußnote 55 zu finden: ‚es war echt total spooky’. Die Sprecherin hier ist Liesbeth, über die im darauf folgenden Satz gesagt wird, dass ihr rosa Lipgloss verwischt ist. Auch wenn der Ausdruck ‚spooky’ im Deutschen wohl eher ungebräuchlich ist, so passt er doch zu einem Mädchen wie Liesbeth, die wegen der Beschreibung ihrer Figur in der Teilübersetzung auf den Leser wirkt wie jemand der ‚cool’ sein möchte, z.B. durch den rosa Lipgloss, der zweimal genannt wird. Doch auch Wörter wie „sukkel“79 oder „obersukkel“80, mit denen die Charaktere sich gegenseitig beschimpfen, fallen in die Kategorie Jugendsprache. Im Deutschen wurde dieser Ausdruck dem jeweiligen Kontext entsprechend mit zwei unterschiedlichen Wörtern übersetzt: das ‚sukkel’ wurde hier zu ‚Trottel’ (s. Fußnote 36 in der Übersetzung) und es musste auch noch ein ‚du’ eingefügt werden, da Marieke hier direkt Liesbeth anspricht, die gerade eine dümmliche Frage gestellt hat. Das ‚obersukkel’ wurde jedoch nicht mit ‚Obertrottel’ übersetzt, sondern mit ‚Oberspießer’ (s. Fußnote 42 in der Übersetzung), da es hier nicht darum geht, dass Eveline als dümmlich gesehen werden würde, wenn sie den Auftrag verweigern würde, was ‚Trottel’ ausdrücken würde, sondern darum, dass sie sich zieren und anstellen würde, was durch ‚Spießer’ ausgedrückt wird. Beide deutschen Wörter werden sicherlich von Jugendlichen verwendet und sind somit äquivalente Ausdrücke aus der Jugendsprache. Außerdem wurde in der Übersetzung durch das Einfügen von Füllwörtern wie ‚halt’ (s. Fußnote 41 in der Übersetzung) oder ‚eben’ (s. Fußnote 27 in der Übersetzung) und dem Abkürzen von Wörtern wie ‚natürlich’ zu ‚’türlich’ (s. Fußnote 33 in der Übersetzung) in den Äußerungen der Figuren versucht, den umgangssprachlichen Charakter der Gespräche zu wahren und an Gespräche, die Jugendliche in der Realität miteinander führen würden, anzulehnen. Aus diesem Grund wurde z.B. in der Szene, in der Jelle vom Herzinfarkt seines Onkel erzählt, ein Dativ statt eines Genitivs verwendet, da dies Jelles Aussage umgangssprachlicher macht (s. Fußnote 45 in der Übersetzung). Allerdings wurde hierbei versucht, eine Balance zwischen solch reell klingenden jugendlichen Gesprächen und der Tatsache zu finden, dass es sich hierbei 79 80 Ebd., S. 11. Ebd., S. 13. 71 um ein literarisches Werk handelt und die Sprache darum einen gewissen literarischen Standard haben muss. Schließlich soll das Werk auch erwachsene Leser ansprechen, wie aus dem am Anfang dieses Paragrafen zitierten Interview mit der Autorin deutlich wird. 3.3 Problemfälle 3.3.1 Doppeldeutige Wörter und Humor Obwohl sowohl das Deutsche als auch das Niederländische germanische Sprachen sind, die somit viele Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten haben, sind sie letzten Endes doch zwei unterschiedliche Sprachen, die sich nicht immer eins zu eins übersetzen lassen. Dies äußert sich z.B. an Worten, die im Niederländischen mehrere Bedeutungen haben, im Deutschen jedoch nur eine. An sich ist das natürlich für eine Übersetzung kein Problem, denn als Übersetzer wählt man in solchen Fällen einfach das Wort, das am Besten passt. Schwierig wird es jedoch, wenn ein solches Wort für einen Wortwitz verwendet wird, wobei der Witz gerade in der Doppeldeutigkeit des Wortes liegt. Ein Beispiel hierfür findet sich auch in der Teilübersetzung von Sevenster, nämlich in der Szene, in der die Jugendlichen über die Botschaft des Geistes, ‚Der Wächter ist wach’, beim Gläserrücken sprechen (s. Fußnote 57 in der Übersetzung). Im Originaltext verläuft dieses Gespräch folgendermaßen: „‘De wachter is wakker – kom naar huis?’ herhaalde Marieke. ‘Wat betekent dat?’ Bianca haalde haar schouders op. ‘Weet ik niet.’ ‘Wat is een wachter?’ ‘Iemand die wacht?’ opperde Jeroen. ‘Ja, op de bus. Lekker slim,’ schamperde Cleo.’”81 Das doppeldeutige Wort, auf dem Cleos sarkastische Bemerkung aufgebaut ist, die außer witzig zu sein auch Cleos schlagfertige Persönlichkeit darstellen soll, ist hier ‚wacht’. Dies ist einerseits von dem vorhergehenden Wort ‚wachter’ abgeleitet und bedeutet somit also ‚bewachen’, andererseits kann es auch von dem Verb ‚wachten’, im Deutschen ‚warten’, abgeleitet sein, weswegen Cleo die Bemerkung über den Bus macht. Im Deutschen besteht diese doppelte Form des Wortes jedoch nicht und somit ist es nicht möglich, diesen Witz direkt zu übersetzen. In seinem Essay Translating 81 Ebd., S. 23. 72 jokes and puns sagt Peter Alan Low: „If a joke is not translated as a joke, the translation is bad.“82 Aus diesem Grund musste also eine kreative Lösung zu dem Übersetzproblem gefunden worden. Low hat in seinem Essay ein eigenes Kapitel über Wortspiele in der Übersetzung geschrieben und sagt über diese: „If the pun is a key part of a humorous sentence, one should try either to replicate it – or else to compensate, by placing at the same point or nearby a TL joke of a similar kind.“83 Wie bereits erwähnt ist ein direktes Reproduzieren des Witzes hier nicht möglich, da die doppeldeutige Bedeutung des Wortes ‚wacht’ im Deutschen nicht existiert. Daher wurde also die zweite Strategie als Lösung für das Problem gewählt und ein ähnlicher Witz stattdessen auf das Adjektiv ‚wach’ bezogen, welches sich im selben Gespräch und somit also nahe an dem Originaltextwitz befindet. Hier die deutsche Übersetzung: ‚„Der Wächter ist wach – komm nach Hause?“ wiederholte Marieke. „Was soll das heißen?“ Bianca zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“ „Dass der Wächter nicht mehr schläft?“ schlug Jeroen vor. „Ach nee... wie klug von dir“, spottete Cleo.’ Die ersten beiden Sätze, Mariekes und Biancas Äußerungen, sind direkt übernommen, doch das darauffolgende ‚Wat is een wachter?’, von dem im Originaltext sowieso nicht deutlich ist, wer es sagt, wurde in der Übersetzung weggelassen, da dieser Satz hier überflüssig ist für den Wortwitz. Im Original ist dieser Satz dagegen notwendig, da Jeroen direkt auf diese Frage antwortet und somit Cleos Antwort vorbereitet. Im Deutschen würde dieser Satz jedoch im Weg stehen für Jeroens Antwort, die er ohne diesen Satz also auf Mariekes Frage, was es heißen soll, dass der Wächter wach ist, gibt. Auch in der Übersetzung ist es also Jeroen, der die dümmliche Bemerkung macht und ist es Cleo, die sarkastisch auf ihn reagiert. Obwohl der Witz nicht direkt derselbe ist und es sich im Deutschen nicht um ein doppeldeutiges Wort handelt, so ist der Zweck des Witzes doch erhalten geblieben und Cleo verliert in der Übersetzung auch nicht ihre Schlagfertigkeit. Die fertige Übersetzung dieses Witzes wurde Penrhyn Lowe vorgelegt, die die Verschiebung des Witzes auf das Wort ‚wach’ sehr gelungen fand und mit dieser Lösung einstimmte. 82 Peter Alan Low: Translating jokes and puns. In: Perspectives: Studies in Translatology, Vol. 19, No. 1, March 2011. S. 59 – 70, hier S. 59. 83 Ebd., S. 63. 73 Eine weitere schlagfertige Bemerkung von Cleo in Sevenster ist ebenso ein Wortwitz, der sich jedoch direkt ins Deutsche übersetzen lässt. Im Originaltext warnt Marieke Eveline, nicht zu fest auf das Glas zu drücken, woraufhin Cleo sagt: „’Want geesten zijn namelijk heel slap’“.84 In der Übersetzung findet sich diese Szene bei Fußnote 44, und hier sagt Cleo auf Mariekes Warnung hin: ‚Geister sind nämlich sehr schwach’. Auch diese Art von Witzen wird in Lows Essay genannt, in der Kategorie „Easily translatable jokes“85, die nichts mit Wortspielen oder Doppeldeutigkeiten zu tun haben und daher einfach übersetzbar sind. Auch findet sich in der Teilübersetzung ein niederländisches Wort, welches im Deutschen zwei gleichwertige Bedeutungen hat, jedoch kein Wortwitz ist und überhaupt nichts mit Humor zu tun hat. Trotzdem musste hier bei der Übersetzung eine Entscheidung getroffen werden. Es handelt sich hierbei um die Krähe, die sich am Beginn des Buches auf Evelines Arm setzt. Im Originaltext fällt Eveline hierbei auf, dass die Krähe anscheinend „paarse ogen“86 hat. Bliebe es in Sevenster bei dieser einen Erwähnung der Augenfarbe der Krähe, wäre es nicht sonderlich wichtig, wie dies genau übersetzt wird. Diese Augenfarbe spielt später im Buch jedoch eine größere Rolle, da Eveline dieselbe Farbe in ihren eigenen Augen bemerkt, wenn sie in den Spiegel sieht, was für sie das erste Anzeichen ihrer Wächtergabe ist. Das Problem bei der Übersetzung ist, dass das niederländische ‚paars’ im Deutschen zwei Bedeutungen hat, nämlich ‚lila’ und ‚violett’, was zwei unterschiedliche Farbtöne sind. Um die Vorstellung der Autorin von dieser Augenfarbe in der Übersetzung genau wiedergeben zu können, muss hier also der richtige Farbton gewählt werden. Auf dem Umschlag des Buches befindet sich eine Zeichnung einer Krähe, deren Augen eher einen violetten, als einen lila Farbton haben und eine Nachfrage bei der Autorin ergab ebenso, dass sie beim Schreiben tatsächlich mehr an den Farbton violett gedacht hatte als an lila. Aus diesem Grund wurde ‚paars’ in der Übersetzung also mit ‚violett’ wiedergegeben (s. Fußnote 32 in der Übersetzung). Auch in diesem Fall war die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit der Autorin von Nutzen, um eine möglichst genaue Übersetzung des Romans zu erzielen. 84 Penrhyn Lowe: Sevenster, a.a.O., S. 14. Low: Translating jokes and puns, a.a.O., S. 61. 86 Penrhyn Lowe: Sevenster, a.a.O., S. 10. 85 74 3.3.2 Anpassung an das Geschlecht im Deutschen Ein letzter Problemfall aus der Übersetzung, der mit sprachlichen Unterschieden zwischen Deutsch und Niederländisch zu tun hat, sei hier noch angeführt. Hierbei handelt es sich um die im Deutschen übliche Unterscheidung zwischen männlicher und weiblicher Form bei z.B. Berufsbezeichnungen, also ‚Lehrer’ oder ‚Lehrerin’. Auch zu diesem Unterschied hat Alexandra Kleijn einen eigenen Blogeintrag geschrieben, worin sie folgendes feststellt: Im Niederländischen ist die Verwendung von männlichen Personenbezeichnungen für gemischte Gruppen wesentlich geläufiger als in Deutschland. [...] Ich sehe sogar einen Trend, bestehende weibliche Formen zugunsten „genetischer“ männlicher Formen aufzugeben, [...] sogar dann, wenn es nur eine einzelne Frau betrifft.87 Hieraus kann man erschließen, dass es im Niederländischen ungewöhnlich ist, die weibliche Form zu verwenden, auch wenn es sich bei der Bezeichneten um eine Frau handelt. Im Deutschen dagegen wäre es in solch einem Fall üblich, die weibliche Form zu verwenden. Das Problem in Sevenster befindet sich hier also bei dem Titel der gesamten Serie: De laatste wachter. Wie man im Laufe des Romans erfährt, ist Eveline eben dieser letzte Wächter und da sie weiblich ist, wäre es im Deutschen üblich, sie als ‚Die letzte Wächterin’ zu bezeichnen. Am Anfang des Buches, z.B. in dem hier übersetzten Teil, weiß der Leser jedoch noch nicht, dass Eveline dieser Wächter ist. Wäre der Titel der Serie Die letzte Wächterin, so würde der Leser wahrscheinlich sehr schnell vermuten, dass Eveline als Protagonistin eben jene ist, was der Geschichte viel von ihrer Spannung rauben würde. Hier wurde also auf die in Deutschland übliche, weibliche Bezeichnung verzichtet und die in den Niederlanden übliche Verwendung der männlichen als geschlechtsneutrale Form benutzt. Dies entspricht wiederum Reiß’ Methodik der Übersetzung von formbetonten Texten und stellt somit ein weiteres Beispiel dar, in dem diese Methodik erfolgreich verwendet werden kann. Da der Titel der Serie also Der letzte Wächter ist, muss Eveline dementsprechend auch im eigentlichen Text stets als Wächter statt als Wächterin bezeichnet werden, wie z.B. in der Szene, in der das Glas beim Gläserrücken ‚Der Wächter ist wach’ buchstabiert (s. Fußnote 54 in der Übersetzung). Überhaupt musste in dieser Buchstabierszene der Text in der Übersetzung natürlich so angepasst 87 Alexandra Kleijn: Liebe Leserinnen und Leser. Auf: buurtaal.de. URL: http://www.buurtaal.de/blog/gemischtgeschlechtliche-gruppenbezeichnungen-deutsch. (Stand: 17. Juli 2013, 16.53 Uhr). 75 werden, dass das Glas die deutschen Worte ‚Der Wächter ist wach – komm nach Hause’ buchstabiert und konnten daher die einzelnen Buchstaben nicht direkt aus dem Originaltext übernommen werden. Nachdem der Entschluss gefasst war, ‚wachter’ nicht an die in Deutschland übliche, weibliche Bezeichnung ‚Wächterin’ anzupassen, habe ich diese Entscheidung mit Penrhyn Lowe diskutiert, die diese bestätigte und sogar angab, dass sie, als Niederländerin, eine Übersetzung als ‚Wächterin’ als falsch empfunden hätte. Selbst bevorzuge sie es nämlich auch, als ‚schrijver’ und nicht als ‚schrijfster’ bezeichnet zu werden, da sie es unnötig und geradezu sexistisch fände, bei Berufsbezeichnungen einen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Form zu machen. 76 C. Zusammenfassung und Fazit 1. Kontaktaufnahme mit der Autorin Direkt an diesen letzten Punkt anschließend, sei hier zusammenfassend festgehalten, dass die Autorin während dieser Übersetzung also mit fünf Fragen kontaktiert wurde, nämlich bezüglich der Übersetzung von Sevenster, ‚Paddenpoel’, ‚paars’, ‚wachter’ und des doppeldeutigen Wortwitzes von Cleo. Für vier dieser Fragen wurde jedoch erst eine Übersetzentscheidung getroffen und die Autorin erst danach mit einem Vorschlag zur Übersetzung kontaktiert, die diese alle bestätigte. Einzig bei der Übersetzung von ‚paars’ als ‚violett’ war eine von Penrhyn Lowe gegebene Information für die Übersetzentscheidung ausschlaggebend. Doch auch in diesem Fall lag durch die Zeichnung auf dem Buchumschlag bereits die Vermutung nahe, dass ‚violett’ die richtige Übersetzung sei. Die Möglichkeit, die Autorin mit Fragen zu kontaktieren wurde also für diese Übersetzung genutzt, jedoch nur, um bereits getroffene Entscheidungen zu bekräftigen. Wie die niederländisch-französische Übersetzerin Nadine Stabile sagt: „I have to make clear that for a translator starting in the profession, the author represents an extra safety net, a guarantee which implies that if he agrees to a translation, it cannot be completely inadequate.“88 Dieses Zitat ist hier sehr treffend, da die Autorin tatsächlich als ‚Sicherheitsnetz’ für schwierige Übersetzentscheidungen benutzt wurde. Es wäre interessant gewesen, zu sehen, was passiert wäre, wenn Penrhyn Lowe nicht mit einer der ihr vorgelegten Entscheidungen einverstanden gewesen wäre. Leider kam es in dieser Teilübersetzung zu keinem solchen Fall, doch sollte das Buch in der Zukunft vollständig übersetzt werden, kann dies eventuell noch untersucht werden. Abschließend sei über die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit der Autorin festgehalten, dass diese als ‚zweite Meinung’ für diese beginnende Übersetzerin sicherlich von Nutzen war und geschätzt wurde, auch wenn sie in den genannten Fällen nicht essenziell war und passende Entscheidungen bereits ohne sie getroffen worden waren. 88 Nadine Stabile. Zitiert in: Vanderschelde: Authority in Literary Translation, a.a.O., S. 26. 77 2. Haltbarkeit von Reiß’ Übersetzungsstrategie für formbetonte Texte Zur eingangs gestellten Frage der Anwendbarkeit von Reiß’ Übersetzungsmethodik für formbetonte Texte lässt sich zusammenfassend sagen, dass diese in der Praxis nicht ganz haltbar ist. Während es bei Eigennamen durchaus noch möglich ist, diese direkt aus dem Originaltext zu übernehmen auch wenn sie in der Übersetzung befremdend wirken, so wird es bei Redewendungen, die Reiß gerade so hervorhebt, schon schwieriger. Wie Reiß sagt, sollen Redensarten nur dann nicht direkt übersetzt werden, wenn sie „dann unverständlich oder befremdend wirken würden.“89 Wie in dieser Arbeit demonstriert, klingen die meisten direkt übersetzten Redewendungen jedoch befremdend und meist ist auch nicht deutlich, was mit ihnen ausgedrückt werden soll und sie sind somit auch unverständlich. In fast allen hier besprochenen, doch auch bei vielen weiteren Beispielen aus der Teilübersetzung, die hier nicht besprochen wurden, war es daher notwendig, einen äquivalenten deutschen Ausdruck statt einer wörtlichen Übersetzung zu verwenden. Die einzige Ausnahme war die von der Autorin selbst geschaffene Metapher des Rippels auf dem Teich, die in beiden Sprachen gleichermaßen unüblich ist. Man kann also sagen, dass die Anweisung, eine Redensart nur dann nicht wörtlich zu übersetzen, wenn sie unverständlich und befremdend wirkt, sich als sehr relativ und ungenau erweist. Was als unverständlich und befremdend empfunden wird, ist ja alleine schon von Person zu Person sehr unterschiedlich. Diese Relativität bedeutet also eigentlich, dass Reiß’ Methodik in dieser Hinsicht für Interpretation offen ist und die Entscheidung am Ende doch beim Übersetzer liegt, ob er eine Metapher wörtlich oder durch einen äquivalenten Ausdruck übersetzt. Wie in der Einleitung angekündigt, war es außerdem Ziel dieser Arbeit, eine akzeptable Teilübersetzung eines literarischen Textes zu kreieren. Dies bedeutet, dass die Leseerfahrung für einen niederländischen Leser des niederländischen Textes dieselbe sein sollte wie die eines deutschen Lesers der deutschen Übersetzung. Durch das wörtliche Übersetzen von niederländischen Redewendungen ins Deutsche würde sich die Leseerfahrung für einen deutschen Leser jedoch verändern, da er sich an den für ihn seltsamen und ungewöhnlichen Ausdrücken stoßen würde, was den Lesefluss behindern würde. Schließlich wird keine Äquivalenz erzielt, wenn ein im Originaltext als normal geltender Ausdruck in der Übersetzung diesen Status verliert. Hierbei 89 Reiß: Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzungskritik, a.a.O., S. 43. 78 spielt sicherlich auch die Zielgruppe von Sevenster eine Rolle, denn bekanntlich ist es heutzutage sowieso immer schwieriger, Jugendliche zum Lesen zu animieren und schwierige Texte, in denen sie über ungewöhnliche Ausdrücke nachdenken müssten, regen die Leselust sicherlich nicht an. Insofern ist dieser Aspekt von Reiß’ Übersetzungsmethode für formbetonte Text also eigentlich kontraproduktiv. Es ist alleine schon schwierig, einen Text entweder der Kategorie ‚inhaltsbetont’ oder der Kategorie ‚formbetont’ zuzuordnen und viele Texte fallen in eine Zwischenkategorie, für die Reiß jedoch keine eigene Methodik anbietet. Auch lässt Reiß’ Methodik keinen Raum für eine Rücksichtnahme auf die Zielgruppe, die aber bei der Übersetzung eines Textes wie Sevenster, wie eben festgestellt, durchaus von Belang ist. Zusammenfassend lässt sich über die Haltbarkeit von Reiß’ Methodik zur Übersetzung von formbetonten Texten also sagen, dass diese in ihrer bestehenden Form in der Praxis nicht wirklich haltbar ist. Zunächst ist es bereits schwierig, einen Text wie Sevenster einer der Kategorien zuzuordnen. Außerdem wird keine Rücksicht auf die Zielgruppe genommen und auch die Leseerfahrung eines Lesers des Originaltextes im Vergleich mit einem Leser der Übersetzung kann durch ihre Methodik verändert werden, wenn Redewendungen tatsächlich wörtlich übersetzt werden. Die strenge Einhaltung der Methodik für formbetonte Texte mag für Poesie durchaus hilfreich sein, da befremdende und ungewöhnliche Ausdrücke hier oft auch im Originaltext auftreten und Teil des vom Autor intendierten Effekts sind, der in der Übersetzung erhalten werden sollte. Doch für das Erreichen einer akzeptablen Übersetzung eines Textes wie Sevenster scheint es eine erfolgreichere Methodik zu sein, sich stattdessen an den Stil des Originaltextes zu halten und diesen so gut wie möglich in der Übersetzung wiederzugeben, wobei vor allem Rücksicht auf das Zielpublikum genommen werden muss. Denn, um mit den Worten Lichtenbergs vom Beginn dieser Arbeit abzuschließen, eine wörtliche Übersetzung ist fast immer eine schlechte, und dies gilt unbedingt auch für wörtliche Übersetzungen von Redewendungen, gemäß der Methodik von Reiß. 79 Quellenverzeichnis Alexandra Penrhyn Lowe – A.W. Bruna. URL: http://www.awbruna.nl/web/Auteur/Alexandra-Penrhyn-Lowe.htm. (Stand: 08. Juli 2013, 20.24 Uhr). 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