Angewandte Pflegeforschung
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Angewandte Pflegeforschung
Lehrmaterialien zum Studiengang Angewandte Pflegewissenschaft Modul Angewandte Pflegeforschung Projekt OPEN – OPen Education in Nursing Angewandte Pflegeforschung Was haben wir vor? • Heute: Einführung in SR und EBN • Eigenleistung bis Oktober – Entwicklung Fragestellung – Suchstrategie und Plan zu Literaturidentifikation – Literatur besorgen und lesen (ggf. Wissen auffrischen) • Seminar im Oktober – Kritische Einschätzung der Literatur (Bias, Effekt, Präzision, Übertragbarkeit) – Beantwortung der Fragestellung – Präsentation der Ergebnisse (letzter Tag) Heute • • • • Zusammenhang Theorie und Praxis Das Konzept „evidence based“ How to do it Evidenzsynthesen Theorie und Praxis Der Zusammenhang Vom Phänomen zur Praxis und zurück Theorie Modell n l ke Zusammenhang der Konzepte Gesamtstruktur c i tw ie en r o he Begriffe Konzepte (konkret oder abstrakt) Th T Be eo zu rie gs üb ra er hm pr en üfe an n u w nd en a de l s n Beziehungen zwischen Konzepten Das beobachtete Phänomen Quelle: , mod. nach Thiel Modell Gesundheitsdeterminanten Internationale Entwicklungen heute • Kritik an Pflegetheorie – Zu abstrakt – Erfassen nicht die Individualität des Patienten – Nicht empirisch gestützt • Theorienpluralismus setzt sich durch • Forderung heute – – – – Klassifikationen Wissenschaftlich begründete pflegerische Diagnosen Wissenschaftlich begründetes pflegerisches Handeln Nachweis von Ergebnissen Sozialrechtliche und gesundheitspolitische Bedeutung Qualität Wirtschaftlichkeit Humanität Die Krankenkassen und die Leistungserbringer haben eine bedarfsgerechte und gleichmäßige, dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Versorgung der Versicherten zu gewährleisten Quelle: § 70 SGB V 23.07.2013 © 9 IQWIG Beauftragt Erstellt Analysen Hilfsmittel katalog Gemeinsamer Bundesausschuss GBA (GKV, KBV, KZBV, DKG, Patientenvertreter) Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit BMGS 23.07.2013 © 10 Praxisrelvanz für die Pflege • Wundauflagen aus Silber zur Prävention von Wundinfektionen? • Franzbranntwein zur Pneumonieprophylaxe? • Prä-OP Rasur zur Infektionsprävention? • Bradenskala sinnvoll? • …. Das Konzept „evidence based“ Evidenzbasierte Medizin Evidenzbasierte Praxis Evidenzbasierte pflege Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung Väter der evidenzbasierten Medizin • 1972 Archie Cochrane – „Effectiveness and Efficiency“ • 1996 D. Sackett – "Evidence based medicine: what it is and what it isn't" 23.07.2013 13 Evidence-based medicine is the integration of best research evidence with clinical expertise and patients values. Sackett D et al. Evidence-based Medicine – how to practice and teach EBM. Churchill-Livingstone 1997 23.07.2013 © 14 1992/93 Gründung Cochrane Collaboration 1998 Quelle Cochrane Collaboration 23.07.2013 © 15 Evidence based Nursing • EbN ist die Nutzung der derzeit besten wissenschaftlichen Erfahrungen Dritter im individuellen Arbeitsbündnis zwischen einem einzigartigen Pflegebedürftigen oder einem einzigartigen Pflegesystem und professionell Pflegenden. • Quelle: Behrens & Langer 2010 Begriff „Evidenz“ im Kontext EbM/EbN • "evidence" = Aussage, Zeugnis, Beweis, Ergebnis, Unterlage, Beleg • Bezug auf Informationen aus wissenschaftlichen Studien und systematisch zusammengetragenen klinischen Erfahrungen, die einen Sachverhalt erhärten oder widerlegen. • Quelle: http://www.ebm-netzwerk.de/grundlagen/definitionen/ 23.07.2013 © 17 Nutzung von Forschungsergebnissen in der Praxis und Politik • Wissensquellen und Handlungsanleitung – Systematische Übersichtsarbeiten – Leitlinien • Entscheidungen in Gesundheitspolitik – IQWIG – Gemeinsamer Bundesausschuss – AQUA Institut • Entscheidungen in der Praxis – Diagnose – Therapie und Behandlung – Qualitätsindikatoren How to do it Würden mir teure Vitamine und Eiweißdrinks helfen? Informationsbeschaffung Expertenmeinung Internet Bücher Everybody lies Problematisch da häufig veraltet und ohne Quellen / Literaturbewertung Zeitschriften Sprache? Peer Review? Datenbanken? Quellen? WWW.pubmd.gov Try all buttons and have fun… Datenbanken sprechen eine eigene Sprache ? Kann ich meiner Patientin mit gutem Gewissen raten, sich spezielle Vitamine und Eiweißdrinks zur Unterstützung der Wundheilung zu kaufen? 23.07.2013 © 24 5 Schritte der EBM Frage 23.07.2013 Suche Bewertung © Integration Evaluation 25 Schritt 1 Die Frage Frage 23.07.2013 Suche Bewertung © Integration Evaluation 26 PICO Frage Die beantwortbare, strukturierte Frage • P Patient • I Intervention • C Comparison (Vergleichsintervention) • O Outcome 1. Frage strukturieren • • • • P I C O 23.07.2013 Kann ich meiner Patientin mit gutem Gewissen raten, sich spezielle Vitamine und Eiweißdrinks zur Unterstützung der Wundheilung zu kaufen? 28 Schritt 2 Die Suche Frage 23.07.2013 Suche Bewertung © Integration Evaluation 29 Planen der Suchstrategie Art der Fragestellung Intervention Welches Studiendesign ist geeignet? Wissen zur Bewertung vorhanden? Zeitressourcen? Cochrane Database of Systematic Reviews ja nein Database of systematic reviews of effect DARE IQWIG Ergebnisse SR ja nein PubMed Filter Systematic review Andere S3-S2E Leitlinien der AWMF ja nein PubMed Clincal Queries Systematic Reviews Therapy Prognosis Etiology Diagnosis G-I-N Critical Appraisal ja Cochrane Library: Controlled Trials register ja Critical Appraisal PubMed Filter RCT Critical Appraisal Andere Studiendesigns Vorsicht! Ab hier wird der Weg steinig und unsicher! Welches Studiendesign ist geeignet die Frage zu beantworten? • Unterstützt Eiweiß die Wundheilung? • Wie erleben Patienten die Aufnahme ins Krankenhaus? • Wie viele Dekubitus entstehen in Deutschland pro Jahr? • Welche Risikofaktoren führen zu Dekubitus? • Ist eine Wundauflage aus Silber besser als eine Wundauflage ohne Silber? • Wie verläuft eine Gasbrandinfektion? • Gegen welche Bakterien wirkt Jod? Sekundärliteratur •Heath Technology Assessment (HTA) •Leitlinien •Systematic Reviews •Patientenleitlinien •Expertenstandard Evidenzsynthese 23.07.2013 © Nutzer Gesundheitssystem 32 Informationsdienste • • • • Findax FH Fulda Trip Database FIT-Nursing care FH St.Gallen ÄZQ (Leitlinienbewertung) Datenbanken und WEB Portale MEDLINE PUBMED EMBASE DIMDI CINHAL Cochrane MED PILOT PEDRO Cochrane libray Carelit 23.07.2013 © 35 2. Suchwörter um Synonyme und MESH erweitern • • • • P I C O UCV, venous ulcer, varicose ulcer, Leg ulcer [Mesh] Eiweißdrinks, Protein, Nutrition supplements -Wundheilung, wound healing • TIP: Schauen welche Suchwörter andere genutzt haben (z.B. Cochranereviews) • TIP: Mesh, Clinical Queries nutzen 23.07.2013 36 Kombinieren mit Boole‘schen Operanden AND/OR/NOT Lässt sich die Wundheilung bei Patienten mit UCV durch Proteindrinks verbessern? P (Ulcus Cruris OR leg ulcer OR Synonym OR..) AND I (Protein OR Nutrition supplements Synonym1 OR …OR …) AND (Wound healing OR Synonym 1 OR Synonym 2 OR) AND C O 23.07.2013 37 Ucer AND protein AND woundhealing Ulcer Protein Woundhealing Planen der Suchstratgie • • • • • • • Auseinandersetzung mit dem Thema Strukturierung der Frage in Teilkonzepte Synonyme Suche jedes Konzept separat Kombination der Suchkonzepte Eingrenzen Strategie an weitere Datenbanken anpassen Schritt 3 Die Bewertung Frage 23.07.2013 Suche Bewertung Integration Evaluation 40 Kritisches Bewerten der Literatur Endpunkte? Effektmaße? 23.07.2013 Fehlerquellen? Conflict of Interests? 42 Designhierarchie Primärstudien I [Kunz et al. 2009] Experimentelle Studie • Randomisiert Kontrollierte Studie • Experimentelle Studie ohne Randomisierung Beobachtungsstudie mit Kontrollgruppe II III IV 23.07.2013 • Kohortenstudie • Fall-Kontroll-Studie Beobachtungsstudie ohne Kontrollgruppen • Querschnittstudie • Vorher-Nachher-Studie, • Fallserien Sonstige • Fallberichte • Laborforschung • Expertenmeinung oder Expertenkonsens F E H L E R 43 Critical appraisal • Interne Validität • Größe und Präzision des Effekts • Externe Validität Fehler (Bias) Selektion Information Auswertung Literatur/Checklisten Studienbewertung Anbieter von Bewertungsinstrumenten bzw. Anleitungen: • Oxford center of EbM (Consort Statement) • SIGN www.sign.uk • Cochrane Collaboration • Universität Halle Bewertungshilfen 23.07.2013 © 46 Effektmaße Maße um Effekte zu quantifizieren Mittelwerte Risiken Odds Mittlere Differenzen (standardisiert/ gewichtet) P Wert • Sagt aus, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Ergebnis dem Zufall entspringt… • P < 0,05 • P > 0,05 Beispiel SMD 5 (p= 0,18) Präzision der Schätzung Konfidenzintervall und P-Wert RR RR • Hier liegt der wahre Wert mit 95% Wahrscheinlichkeit drin….. 23.07.2013 © 49 Beispiel RCT Bias? Effektmaße? Gesund Therapiegruppe Population Krank Stichprobe Kontrollgruppe Gesund Krank Zeit 23.07.2013 © 50 Randomisierung und Allocation Concealment Gruppe 1 Gruppe 2 23.07.2013 © 51 Prinzip ceteris paribus • Strukturgleichheit • Unbekannt Ergebnisfaktoren gleich verteilt • Behandlungs- und Beobachtungsgleichheit Verblindung Geheimhaltung der Gruppenzuordnung (Therapie oder Kontrolle) vor Patienten, Studienärzten, Pflegepersonal und Auswertern, die an einer Studie teilnehmen 23.07.2013 © 53 Follow Up Ausreichendes, gleich langes und gleich intensives Nachbeobachten beider Gruppen Umgang mit Drop Outs 23.07.2013 © 54 Intention to treat • Intention to treat analysis (ITT) • Die Teilnehmer sind entsprechend der Gruppe analysiert, der sie ursprünglich zugeordnet wurden. Ohne Berücksichtigung ob sie Studienabbrecher sind oder nicht, die Therapie wie geplant erhalten haben oder in die Behandlung der Kontrollgruppe gewechselt haben. ITT schützt vor Attrition Bias. • Gegenteil: Analyse „per protocol“ 23.07.2013 © 55 Confounder • Störgröße • Unabhängiger Risikofaktor einer Erkrankung der mit der Exposition assoziiert ist • Kann Ergebnis in jede Richtung beeinflussen • Gegenmaßnahmen: Randomisierung, statistische Verfahren, Dokumentation aller möglichen Confounder (z.B. Alter) Exposition Erkrankung Confounder 23.07.2013 56 Kohortenstudie Raucher n=1000 Gruppe exponiert 100 Krebs Gesund 900 Kohorte Nichtraucher n=1000 23.07.2013 © Zeitachse Gruppe nicht exponiert 10 Krebs 990 Gesund 57 Fall-Kontrollstudie Zeitrichtung exponiert Nicht exponiert exponiert Fälle (z.B. Lungenkarzinom) Kontrollen (kein Lungenkarzinom) nicht exponiert 23.07.2013 58 Schritt 4 Die Integration der Ergebnisse in die Praxis Frage 23.07.2013 Suche Bewertung © Integration Evaluation 59 Übertragbarkeit der Ergebnisse • Sind die Ergebnisse relevant? • Lassen sich die Ergebnisse in meinen Kontext übertragen? – Patienten – Gesundheitssystem – Kosten und Ressourcen „evidence does not make decisions, people do“ $ Patient‘s Preference Research Evidence § Clinical Expertise Evidence-based Medicine ist die Integration der best verfügbaren wissenschaftlichen Evidence mit klinischer Expertise und den Präferenzen des Patienten (Sackett et al 2000) 23.07.2013 61 EbN Konzept nach Langer und Behrens 2010 Schritt 5 Evaluation Frage 23.07.2013 Suche Bewertung © Integration Evaluation 63 Evaluation PDCA Messung von Qualität z. B. durch Qualitätsindikatoren – Erwünschte Indikatoren, z.B. • (schneller) Wundverschluss • Grad der Selbständigkeit eines Patienten • Erlangen von (Selbstpflege-) Kompetenzen und Wissen über die eigene Erkrankung – Unerwünschte Indikatoren, z.B. • • • • • Dekubitusneuentstehung Stürze Medikamentenfehler Nicht sachgerechte Anwendung von Wundprodukten Komplikationen in der Behandlung (z.B. Infektionen, Thrombose, etc.) Quelle: Strupeit, Burckhardt, Buss, Skript WT cert DGFW Evidenzsynthesen Sekundärliteratur Evidenzsynthese 23.07.2013 •Heath Technology Assessment (HTA) •Leitlinien •Systematic Reviews •Patientenleitlinien •Expertenstandard Nutzer Gesundheitssystem 67 Systematic Review 1. Forschungsfrage formulieren 2. Relevante Literatur identifizieren 3. Qualität der Literatur bewerten 4. Evidenz zusammenfassen 5. Ergebnisse interpretieren • Quelle: Khan et al. (2004) Systematische Übersichten und Meta-Analysen. 23.07.2013 © 68 Begriffe Narrativer vs. Systematischer Review, Metaanalyse • Ein narrativer Review ist eine unsystematische Übersichtsarbeit • Systematischer Review ist prospektiv geplant explizit und transparent erschöpfend, möglichst frei von Bias und reproduzierbar • Die Metaanalyse ergänzt (optional) den systematischen Review. Sie ist eine statistische Methode zur quantitativen Zusammenfassung publizierter Daten. 23.07.2013 69 Abstract • • • • • • • Background Objectives Search strategy Selection criteria Data collection and analysis Main results Reviewers‘ conclusions Metaanalyse Forest Plot 23.07.2013 Palfreyman 2007 72 Bias in Übersichtsarbeiten • Publication Bias es werden mehr Studien mit signifikantem Ergebnis publiziert → Überschätzung des Therapieeffektes • Foreign Language Bias signifikante Ergebnisse werden häufiger in englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht Retrieval Bias Fehler beim Auffinden von Studien Wichtige Qualitätskriterien Transparenz • • • • Suchstrategie Bewertung der Literatur Darstellung aller Ergebnisse Untersuchung von Heterogenität Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten über die angemessene Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen Europarat 2002 Fragestellung Suche Evidenz Bewertung Evidenz Konsens 23/07/2013 © Koordination LL Lokaltherapie chronischer Wunden Empfehlung Qualitätsanforderung an gute Leitlinien 23.07.2013 © 76 Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. Methodik und Qualität von Leitlinien am Beispiel der S3-Leitlinie „Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz" Beteiligung von Interessensgruppen Dezember 2009 - April 2010 Medizinische Fachdisziplinen Gesundheitsberufe Fachgesellschaften Patienten Regelung von Interessenskonflikten 23/07/2013 © Koordination LL Lokaltherapie chronischer Wunden Die Suche nach der Evidenz März 2010 - Mai 2010 5098 Ergebnisse Medline Cochrane Central Database Embase CINAHL Cameol Cam 23/07/2013 200 Studien bewertet Fotos: KSR Ltd; GRADE Working Group; Photocase © Koordination LL Lokaltherapie chronischer Wunden Qualität in GRADE: „Ein Gradmesser für die Zuversicht, dass ein ermittelter Effekt korrekt ist.“ high moderate, low very low 23/07/2013 Quelle: Leitlinie Lokaltherapie CW DGfW; © Koordination LL Lokaltherapie chronischer Wunden Von der Evidenz zur Empfehlung Klinische Bewertung der Ergebnisse Schaden Nutzen Anwendbarkeit photocase.de Konsensverfahren •5 Tage Konferenzen mit 13 Fachgesellschaften und Autoren • Delphi Verfahren (schriftliches Konsensverfahren) •Formale Konsenstechniken Manipulationsfreie Empfehlungen Ziel 23/07/2013 75 % Expertenkonsens © Koordination LL Lokaltherapie chronischer Wunden Graduierung Evidenz- und Empfehlungsstärke Beispiel Leitlinie Lokaltherapie Studienqualität Qualitätsstufe in GRADE Empfehlung Beschreibung Systematische Übersichtsarbeit (Meta-Analyse), oder RCT (Therapie) high A „Soll“ RCT mit mittlerem Risiko für systematische Fehler moderate B „Sollte „ RCT mit hohem Risiko für systematische Fehler low 0 „Kann erwogen werden“ 23/07/2013 © Koordination LL Lokaltherapie chronischer Wunden GCP • „Good Clinical Practice Point“ = Gute klinische Praxis Empfehlung • Keine wissenschaftliche Erforschung möglich oder angestrebt • Beruhen auf klinischer Expertenerfahrung • Beruhen ebenfalls auf mind. 75% Konsens • Sprachliche Graduierung (muss, soll, sollte, kann) im Konsens festgelegt Quelle: LL Lokaltherapie DGFW 23/07/2013 Statements • Geben Aussagen zu Hintergrund aus anderen, weniger belastbaren Studiendesigns • Beruhen auch auf mind. 75% Konsens Bis zum nächsten Mal • • • • Zwei strukturierte Fragen aus der Praxis Suchstrategie Plan zur Literaturidentifikation Literatur besorgen und lesen Quellen • Polit, D., Beck, C., Hungler, B. (2010): Lehrbuch Pflegeforschung. Bern: Huber • Thiel, V. (2002): Theorien und Modelle der Pflege. Internet:http://www.volkerthiel.de/pfltheorien/Pfleg etheorien_07.pdf [Zugriff am 12.05.2013) • Behrens, J., Langer, G. (2010): Evidence-based Nursing and Caring. Bern: Huber Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Wissenschaftstheoretische Positionen / Paradigma 1 Quantitativer Ansatz • Positivismus Urvater Comte Gesetze sind nicht nur in der Natur vorzufinden sondern genauso sind Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich der Interaktion von Menschen zu entdecken. Mill (1885): „Alle gesellschaftlichen Phänomene sind Phänomene der menschlichen Natur, die durch ein Einwirken externer Umstände auf die Masse der Menschen hervorgerufen werden; wenn daher die Phänomene menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns festen Gesetzen folgen, dann können die gesellschaftlichen Phänomene nicht anders, als auch folgerichtig festen Gesetzen zu unterliegen.“ • Wichtiger Vertreter der Position Karl Popper ( Falsifikation) Qualitativer Ansatz Phänomenologie (Lebenswelt-Orientierung) Philosophie, Erkenntnistheorie Der Gegenstand der Phänomenologie ist das „fraglos Gegebene der Lebenswelt (Vgl. Husserl in Berhens, Langer 2006, S. 146) Bewusstsein kein passiver Akt sondern bewusste Wahrnehmung ist Menschliche Erfahrung und das Erleben sind zentral bei der Phänomenologie Soziale Wirklichkeit möglichst vorurteilsfrei zu erfassenWie sich die Welt in unserem Bewusstsein entsteht und sich uns darstellt.(Vgl. Schoppmann, Pohlmann 2000, S. 362ff.) Die Dinge so erfassen wie sie sind und nicht wie sie erscheinen mögen (unbeeinflusst von Theorien und Vorkenntnissen) (Husserl, Schütz, Heidegger) Hermeneutik (Auslegekunst) (Oevermann) 1 Aus einem Skript nie zitieren! 1 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Interpretatives Paradigma Symbolischer Interaktionismus (Mead, Blumer) Thomas-Theorem Grounded Theory (Glaser, Strauß, Corbin) Ethnomethodologie/Ethnographie (Garfinkel, Goffmann) (Vgl. Bortz. Döring 2006, S. 303-308) Verhalten der Menschen ist weniger objektiven Merkmalen zuzuschreiben sondern subjektiven Bedeutungen, die Menschen der Umwelt (objektiven Merkmalen) zuschreiben. „The Polish Peasant“ (Thomas / Znaniecki) Thomas-Theorem: „If men define situations as real, they are real in their consequences“ Der Forschende interpretiert die subjektive Sichtweise des Subjekts (Vgl. Flick 2009) Triangulation / Mixed Method Ansatz Quantitative Merkmale • • • • • • • • Nomothetisches (Nomos=Gesetz) Selbstverständnis, Suche nach Naturgesetzen, diese werden generalisierend behandelt Vorbild ist der naturwissenschaftliche Ansatz Untersuchungen standardisiert / Laborbedinungen Deduktives Vorgehen Überprüfung aufgestellter Hypothesen Festlegung der Vorgehensweise vor Untersuchungsbeginn Nummerische Daten Gütekriterien Validität, Reliabilität, Objektivität, Objektive Messinstrumente (Vgl. Häder 2010, S. 69 ff.) 2 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Qualitative Merkmale • • • • • • • • • Beschreibende Form, individualisierend Typisch ist ein geisteswissenschaftlicher Ansatz Möglichst natürliches Umfeld (Feld) Induktives Vorgehen Entdeckung von Prinzipien, Beschreibung und Verstehen Interpretation der Daten Forschende ist auch Messinstrument Theoretische Verallgemeinerung Gütekriterium teilweise spezifische Kriterien für qualitative Forschung (Vgl. Häder 2010, S. 69 ff.) Sicht des Subjektes (vor allem SI) Herstellung sozialer Wirklichkeit (Ethnomethodologie) Kulturelle und soziale Rahmung Der Forschungsprozess 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Entwicklung der Problemstellung [inkl. Forschungsfrage] Theoretischer Rahmen (Literaturrecherche) Konzeptionelle Phase Operationalisierung Auswahl der Untersuchungseinheit Datenerhebung Datenauswertung Dateninterpretation Publikation der Forschungsergebnisse Ethik Informierte Einwilligung Ausführliche Information über Ziele und Methode Nicht Schädigung Beschädigung der Teilnehmenden vermeiden, insbesondere bei vulnerablen Gruppen ist dies zu beachten. Teilweise wird eine ethische Prognose dann gefordert 3 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Nutzen Positiven und identifizierbaren Nutzen Autonomie Werte und Entscheidung der Teilnehmenden sind zu respektieren z.B. Abbruch jederzeit möglich Gerechtigkeit Alle Menschen sind gleich zu behandeln (Vgl. Flick 2009, S. 57-60) Video: Milgram Experiment : https://www.youtube.com/watch?v=88YJTg1nETk Artikel ZEIT zur kritischen Reflexion(Moodle) Stichprobe & Zugang zum Feld • • • Zusammenstellung der Stichprobe (Statistisch oder theoretisches Sampling) Zugang zum Feld (Gatekeeper) Einverständniserklärung und Information Datenerhebung & Datenauswertung Interview als Datenerhebung (Beispiele auf Seite 6 ff. Skript) Zu Beachten die Datenerhebung ist in der konzeptionellen Phase zu organisieren und muss passend zur Forschungsfrage sein Forschungsfrage entscheidet über Methodik nicht Präferenz. Kategorial Problemzentriertes Interview n. Witzel Teilstrukturierter Interviewleitfaden Am Ende in der Regel Abfrage soziodemo.Daten Halb-Standardisiertes Interview Experteninterview (Meuser und Nagel) Fokussierte Interviews (Stimulus z.B. Werbespot) Focus-Groups, Gruppendiskussionen Kriterien für „gute“ Interviews in PPT Tiefen/strukturell Narratives Interview Nur ein Thema vorgegeben zum Erzählen animiert Biografisches Interview (Einstiegsfrage) Bei Datenerhebung Interviews Transkriptionsregeln bzw. Beschreibung 4 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Datenauswertung • • • Typenbildung anhand von Theorien vorgefundenen Modelle (Literatur vorab) oder am Text entlang dann gegenstandsbezogen Theorie (GT) Reduzierende Techniken z.B. Strukturierte Inhaltsanalyse nach Mayring Narrative und hermeneutische Methoden fokussieren Sinn und Bedeutung wird hier stärker durch die Auswertung fokussiert Sequenzanalyse bei objektiver Hermeneutik Beispiel - Fragen Interviewleitfaden Halbstandardisiertes Interview • • • • Könnten Sie kurz sagen, was Sie mit dem Begriff „Vertrauen“ verbinden, wenn Sie an ihre berufliches Handeln denken? Können Sie mir sagen, was die zentralen und entscheidenden Eigenschaften von Vertrauen zwischen Pflegekraft und Patient sind? Fühlen Sie sich in stärkerem Maße verantwortlich für einen Patienten, wenn Sie merken er vertraut ihnen? Gibt es Tätigkeiten in ihrer Arbeit, die ohne Vertrauen des Patienten Sie nicht durchführen können? (Vgl. Flick 2009, S.204) Sichtbar wird, dass bei der Konzeption des Leitfadens als theoretisches Konstrukt bzw. Literaturrecherche Vorkenntnisse zu Vertrauen bestehen und hier gezielt abgefragt werden Ebenso ist der Herstellungsprozess von Vertrauen oder auch die Typenbildung wie Pflegende Vertrauen bilden bzw. damit Umgehen bereits in der Konzeption des Interviewleitfadens angelegt Datenauswertung z.B. mit einem kategorialen Verfahren 1. Mapping (Darstellung des Einzelfalls anhand des Analytic Grid) Dabei findet eine erste intensive Auseinandersetzung mit dem Material statt. Es ist das Ziel zu ordnen, sortieren und erste wichtige Punkte zu erkennen im jeweiligen Interviewmaterial. 5 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Diese erste Auseinandersetzung kann dabei mittels einem „Analytic Grid“ strukturiert werden, jedes transkribierte Interview wird zunächst mit dieser Tabelle analysiert. Exemplarisch wird eine solche Tabelle entworfen: Was Zentral ist Was ist der Effekt Wer ist davon betroffen Was ist zu verändern W- Frage Vertrauen Eigenschaftsbeschreibungen von Vertrauen in Pflegesituationen Tätigkeiten von Pflege Herausforderungen Gesamteindruck Wunsch 2. Coding Data (Vergabe von Codes und Kategorien je Interview) Anhand der Vorstrukturierung des Analytic Grid sind in diesem Schritt Codes und Kategorien zu vergeben, diese können ausschließlich deduktiv bzw. induktiv sein oder aber mittels eines Mix aus deduktiv und induktivem Vorgehen entstehen. Sie dienen dazu differenzierter das Material zu betrachten und damit erste Schwerpunkte zu sortieren. Ein Kategoriensystem ist zu erstellen, dabei können die Kategorien deduktiv und/oder induktiv sein, möglich ist an dieser Stelle die Verknüpfung mit In-Vivo Codes (= Codes aus dem Material). 3. Analyse In diesem Schritt erfolgt die deutlichste Ablösung vom Material, indem die Kategorien und die darin enthaltenen Codes verglichen werden über alle Interviews / Transkripte hinweg. Hintergrund ist dabei zu klären, welche Formen von Übereinstimmung und Unterschiede vorzufinden sind. Dies wird auch als Feinanalyse bezeichnet, die nochmals die Nähe zur GT und dem selektiven Codieren verdeutlicht. (vgl. Mac Pherson McKie 2010) Datenauswertung z.B. Narrativer Art Narrative Interviews folgen in der Datenauswertung speziellen Entwicklungen sind meist in einer Interpretationsgemeinschaft erfolgt. Z.B. OH Sequenzanalyse 6 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Zeitplan für Selbststudium Moodle 1. Eine qualitative und quantitative Studie sind in Moodle eingestellt, lesen Sie dies und nehmen Sie eine Abgrenzung vor. Was sind die Unterschiede, beschreiben Sie dies anhand der beiden unterschiedlichen Studien mit Beispielen aus den Studien. Welche ethischen Aspekte waren in den jeweiligen Studien zu beachten? Welche ethischen Aspekte wurden ihrer Meinung nach evtl. nicht beachtet? Bitte stellen Sie ihre Antwort im Forum dazu ein 2. Lesen Sie die Studie von Pohlmann (in Moodle) welche Erkenntnistheorie ist hier die Grundposition und an welchen Kriterien konnten Sie dies erkennen? Bitte stellen Sie ihre Antwort im Forum dazu ein 3. Litertaturrecherche (Tutorial oder ScreenCast zur Einführung folgt) Bitte formulieren Sie eine Forschungsfrage, begründen Sie ihre Forschungsfrage mit einer kurzen Begründung (wieso ist die Frage wichtig / relevant) Führen Sie ebenfalls eine „orientierende“ Literaturrecherche dazu durch und begründen Sie auch damit ihre Forschungsfrage Dieses Dokument bitte in Moodle im Forum einstellen – damit Sie gegenseitig sehen können was ihre Kommilitonen so interessiert 4. Bitte lesen Sie die Studie, die in Moodle eingestellt wird (bzw. ich einstelle und ihnen per Zufall zuteile) Vorschlag: Wir bilden drei oder vier Gruppen, sie können im Juni jeweils die Studien orientiert an den Beurteilungskriterien vorgestellt werden. (Sie können und sollen sich innerhalb ihrer Gruppe auf Moodle austauschen und die Bearbeitung so vorbereiten) Beurteilungskriterien Glossar folgt später zur Wiederholung der Fachtermini in Moodle (wird später eingestellt) 7 Skript Einführung Pflegeforschung, APW 2014 Literaturempfehlung DIP Newsletter abonnieren (Deutsches Institut für Pflegeforschung) Link Bibliothek DHBW Hans Huber Verlag Zeitschrift PFLEGE (peer-review Zeitschrift mit Suchfunktion) http://www.medcontent.ch/content/1012-5302 Link Springer Verlag und dann Heilberufe Science, als weitere Pflegewissenschaftliche Zeitschrift (ebenfalls über DHBW Bib Zeitschriften Springer Verlag Suchfunktion Heilberufe Science eingeben) Bücher / Grundlagenliteratur Theoretisches Hintergrundwissen findet sich vielfach in Soziologiebüchern, wie beispielsweise Häder Michale als ein Gesamtwerk qualitativer und quantitativer Forschung Häder M. (2010): Empirische Sozialforschung: Eine Einführung. 2., überarbeitete Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften oder Lamnek S. (2005): Qualitative Sozialforschung: Lehrbuch. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim Basel: Beltz Verlag Oder Flick U. (2006): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Hamburg: Rowohlts Enzyklopädie Gutes Grundlagenbuch speziell mit Blick Pflege Polit D. F., Beck C. T., Hungler B. (2010): Lehrbuch Pflegeforschung: Methodik, Bewertung und Auswertung. Bern: Hans Huber Ebenfalls sehr gut formuliert und einen fundierten Einblick gibt es in Büchern von Hanna Mayer (generell) Handbuch Pflegeforschung Zu Empfehlen ein Begriffslexikon z.B. Pflegeforschung von Bartholomeyczik et al. Die Arbeitslosen vom Mariental (Lazarsfeld) 8 Evidenzbasierte Entscheidung Systematische Vorgehensweise Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung Inhaltsverzeichnis 1 Evidenzbasierte Entscheidung ..........................................................1 1.1 Vorgehensweise im Seminar ............................................................ 2 2 Ableitung der strukturierten Frage ...................................................5 2.1.1 Strukturierung der Frage .................................................................. 5 2.1.2 Entscheidung über geeignete Wissensquellen .................................. 6 3 Planung und Durchführung einer Literaturrecherche .......................8 3.1 3.2 Planung der Literaturrecherche ........................................................ 8 Literaturrecherche und Auswahl ...................................................... 9 3.2.1 Kostenlose Datenbanken im Internet ............................................... 9 3.2.2 Sonstige Datenbanken .................................................................... 10 3.2.3 Tipps ............................................................................................... 11 3.2.4 Leitlinien ........................................................................................ 11 3.3 3.4 3.5 Auswahl und kritische Bewertung der identifizierten Literatur Kritische Beurteilung der Studien .................................................................. 13 Auswahl der Literatur ..................................................................... 13 Kritische Bewertung ....................................................................... 13 3.5.1 Interne Validität .............................................................................. 13 3.5.2 Größe und Präzision des Effekts .................................................... 14 3.5.3 Übertragbarkeit der Ergebnisse ...................................................... 15 4 Anwendung unter Integration der ausgewählten Evidenz mit klinischer Expertise und Patientenpräferenzen ...............................................16 4.1 Hilfen .............................................................................................. 17 Quellenverzeichnis……………………………………………………….19 Darstellungsverzeichnis Abbildung 1: Pragmatische Vorgehensweise der Evidenzrecherche; eigene Darstellung angelehnt an (4) .............................................. 7 Abbildung 2: S-Klassensystem der AWMF (6) ....................................... 12 Tabelle 1: PIKE-Schema am Beispiel Leitungswasser .............................. 5 Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung Tabelle 2: Qualitätskriterien unterschiedlicher Studien Quelle: Deutsches Cochrane Zentrum (7) ...................................................................... 13 Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 1 1 Evidenzbasierte Entscheidung Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist nach seinem bekanntesten Vertreter Sackett definiert als: „EbM ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestmöglichen externen Evidenz aus systematischer Forschung.“(1) Auf der Grundlage eines bestimmten klinischen Problems wird eine Fragestellung entwickelt. Basierend darauf, wird die relevante medizinisch/pflegerische Literatur identifiziert und kritisch hinsichtlich ihrer Validität (Gültigkeit), Aussagekraft, Übertragbarkeit und der Größe des Effekts beurteilt. Die so ermittelte Evidenz wird zur Beantwortung der Fragestellung zur konkreten klinischen Situation, unter Berücksichtigung eigener Erfahrung und den Vorstellungen des Patienten angewendet. Dabei werden auch gesetzliche Vorgaben, berufsethische Grundsätze und Ressourcen berücksichtigt (vgl. Abbildung 1). Zuletzt wird die Entscheidung in der konkreten Situation umgesetzt und hinsichtlich ihrer Auswirkungen evaluiert. Das systematische Vorgehen wird, diesen Schritten folgend, näher erläutert. Ableitung einer beantwortbaren Frage aus der klinischen Situation Planung und Durchführung einer Literaturrecherche Auswahl und kritische Bewertung der identifizierten Literatur (Evidenz) bezüglich Validität/Brauchbarkeit Anwendung unter Integration der ausgewählten Evidenz mit klinischer Expertise und Patientenpräferenzen Kritische Evaluation Das Skript lehnt sich eng an das Curriculum des EbM-Grundkurses des Deutschen Netzwerkes für Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) an. Vom DNEbM zertifizierte EbMKurse werden zur weiteren Vertiefung an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen. Kursiv geschriebene Begriffe sind im beiliegenden Glossar des DNEbM erklärt. 2 1.1 Vorgehensweise im Seminar Entsprechend der oben genannten Systematik wird eine Fragestellung aus der Praxis beantwortet und eine Handlungsentscheidung daraus abgeleitet. Sie werden bereits gelernte Inhalte aus Statistik und Pflegeforschung anwenden, weiter vertiefen und in einer praktischen Aufgabe umsetzen. Das Seminar gliedert sich in drei Abschnitte: 1. Entwicklung der praxisrelevanten Fragestellung, Entwicklung der Suchstrategie, Literaturrecherche und -auswahl a. Abgabeleistung 1: Zwei strukturierte Fragen aus der Praxis zur Auswahl b. Abgabeleistung 2: Ausgearbeitete Suchstrategie c. Abgabeleistung 3: Plan zu Literaturidentifikation d. Abgabeleistung 4: Ausgewählte Literatur (max. 2 SR, 2 RCT, 1 Leitlinie) in Bibliothek besorgen, mit Hilfe der Bewertungshilfen lesen und soweit wie möglich einschätzen. e. Dokumentation des Vorgehens in PowerPoint 2. Kritische Bewertung der Literatur und der Effekte, Ableitung einer Praxisentscheidung a. Abgabeleistung 1: Art der Evidenz, Einschätzung der wichtigsten BiasQuellen, Darstellung und Interpretation des Effekts sowie dessen Präzision (PPT) b. Beantwortung der Fragestellung im klinisch/pflegerischen Kontext 3. Darstellung der Ergebnisse mit möglichen Evaluationsansätzen Nach einer theoretischen Einführung (Vorlesung vom 19. Juli) werden Sie den ersten Teil in Gruppenarbeit außerhalb der Vorlesung bearbeiten sowie die entsprechende Literatur besorgen und lesen. Mit Hilfe von Bewertungssystemen wird in den darauffolgenden Vorlesungen (7. und 8. Oktober) die Literatur kritisch bewertet und eine Praxisentscheidung abgeleitet. Der Prozess wird von jeder Gruppe fortlaufend in PPT dokumentiert und den Teilnehmern am letzten Vorlesungstag (11. Oktober) vorgestellt. Das Seminar hat nicht den Anspruch einer vollständigen, methodisch hochwertigen systematischen Übersichtsarbeit. Hierzu sei auf die ausführliche Methodik der Cochrane Collaboration verwiesen (2). Diese umfasst ein deutlich anspruchsvolleres Vorgehen, das weit über die Zielsetzung des Bachelor-Studiums hinausgeht. Lernziele: Die Studierenden kennen wesentliche Methoden der evidenzbasierten Forschung, können Studienergebnisse identifizieren, kritisch würdigen, interpretieren und in konkreten Fragestellungen patientenorientiert anwenden. Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 3 Die Studierenden haben die Fähigkeit, Forschungsergebnisse anhand von Gütekriterien kritisch einzuschätzen sowie die Qualität und den praktischen Nutzen von Untersuchungen zu beurteilen. Forschungsergebnisse und Lehrmeinungen anderer Wissenschaftler sowie eigene Untersuchungen werden von den Studierenden gewürdigt und kritisch reflektiert. Die Studierenden können eine zu bearbeitende Problemstellung theoretisch fundieren, eine Literaturrecherche durchführen, bestehende Forschungsergebnisse und praktische Erfahrungsberichte kritisch analysieren sowie die Ergebnisse zielgruppenadäquat präsentieren. Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 4 Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 5 2 Ableitung der strukturierten Frage Zu Beginn steht die Strukturierung der Fragestellung und die Entscheidung, mit welchen Wissensquellen die Frage beantwortet werden soll. 2.1.1 Strukturierung der Frage Zur Strukturierung der Frage eignet sich das unten genannte PICO-Schema (deutsche Version PIKE), das je nach Art der Fragestellung abgewandelt werden kann. Z. B. kann auf den Comparator verzichtet werden oder die Intervention (z. B. Medikamente) durch eine Exposition (z. B. Rauchen) ersetzt werden. P – Patient, Person, Gruppe mit bestimmten Eigenschaften I – Intervention bzw. Exposition C – Comparison, Vergleichsintervention bzw. Vergleichsexposition O – Outcome, Endpunkte (klinisch relevante bzw. Surrogat-Endpunkte) Bei der Auswahl der Patientengruppe ist darauf zu achten, dass diese den Patienten der eigenen Fragestellung entspricht, jedoch die Suchergebnisse nicht zu sehr einengt. Surrogatparameter sollten mit Bedacht als Endpunkte eingesetzt werden, es sei denn, es ist ein kausaler Zusammenhang nachgewiesen. Tabelle 1: PIKE-Schema am Beispiel Leitungswasser Personen Intervention Kontrollintervention Ergebnismaß Frage: Wie kann man Frage: Um welche Frage: Mit welcher Frage: Was soll die die Personen, um die es geht, beschreiben? Intervention geht es genau? Intervention wird verglichen? Intervention bezwecken? Altersgruppe, Geschlecht, Krankheit Diagnostisches oder therapeutisches Goldstandard, etablierte Verfahren Relvanter Endpunkt: Morbidität (z. B. Verfahren Beispiel: Patienten mit chronischen Wunden Beispiel: Duschen der Wunde mit Leitungswasser Infektion) Mortalität Beispiel: Reinigen der Wunde mit NaCL bzw. Ringerlösung Lebensqualität Ökonomische Endp. Ethisch, soziokulturelle Endp.(z. B. Akzeptanz) Ausnahme: SurrogatEndpunkt Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 6 2.1.2 Entscheidung über geeignete Wissensquellen Diese Entscheidung hängt von drei wesentlichen Kriterien ab Welches Studiendesign ist geeignet, die Frage zu beantworten? Welche Zeitressourcen stehen zur Verfügung? Vorhandenes Wissen zur kritischen Würdigung der Literatur (z. B. Fähigkeit zur Einschätzung des Fehlerpotenzials, der Effekte und deren Präzision) Zur Auswahl der geeigneten Studiendesigns kann die Tabelle des Oxford Centre of Evidence based Medicine (CEBM) (3) zur Hilfe genommen werden. Hier findet sich auch eine Übersicht der Fragestellungen sowie geeignete Fragestellungen zu deren Beantwortung. Sind Zeitressourcen und vorhandenes Wissen begrenzt, kann folgendes Vorgehen angewendet werden (eigener, erweiterter Vorschlag basierend auf CEBM): Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 7 Art der Fragestellung Intervention Cochrane Database of Systematic Reviews ja nein Database of systematic reviews of effect DARE IQWIG Ergebnisse SR ja nein PubMed Filter Systematic review Andere S3-S2E Leitlinien der AWMF ja nein PubMed Clincal Queries Systematic Reviews Therapy Prognosis Etiology Diagnosis G-I-N Critical Appraisal ja Cochrane Library: Controlled Trials register ja Critical Appraisal PubMed Filter RCT Critical Appraisal Andere Studiendesigns Vorsicht! Ab hier wird der Weg steinig und unsicher! Abbildung 1: Pragmatische Vorgehensweise der Evidenzrecherche; eigene Darstellung angelehnt an (4) Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 8 Planung und Durchführung einer Literaturrecherche 3 Planung der Literaturrecherche 3.1 Ist die Fragestellung klar und gut strukturiert, und sind die dazu erforderlichen Studiendesigns festgelegt, beginnt der Aufbau der Suchstrategie. Diese ist zum einen eine Strukturierungshilfe für Sie, zum anderen legen Sie, durch die Dokumentation der Suchstrategie und Auswahl der Literatur, transparent den Weg zur Beantwortung der Fragestellung dar. Die Genauigkeit, Validität und Transparenz des Vorgehens steht dabei in direktem Zusammenhang mit dem Vertrauen, das in der Beantwortung der Frage entgegengebracht werden kann. Legen Sie die Datenbanken fest Erstellen Sie anhand ihrer strukturierten Frage die Suchstrategie. Nutzen Sie englische Begriffe und erweitern Sie diese um Synonyme. Verbinden Sie die Begriffe mit Boole’schen Operatoren Nutzen Sie MESH-Begriffe Setzen Sie die Filter der Datenbanken erst zum Schluss ein Für die Nachvollziehbarkeit der Recherche ist die Dokumentation von Datenbank, Datum, Suchterme und Treffer sinnvoll. Bereiten Sie hierzu eine (strukturierte) Tabelle vor, in welche Sie am Ende die Treffer eintragen. vorhanden, exportieren Sie die Abstracts Wenn Literaturverwaltungsprogramm (z. B. EndNote, Citavi) in ein Beispiel Suchstrategie für Datenbank PubMed Datum: 29.05.2013 Datenbank: PubMed Suchschritt Suchterm 1 Heart Surgery 353.965 2 "Cardiac Surgical Procedures"[Mesh] 156.994 3 "Thoracic Surgery"[Mesh] 4 1 OR 2 OR 3 5 vest 6 bandage 20.225 7 "Bandages"[Mesh] 18.368 Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung Treffer 10.082 353.965 1.716 9 8 5 OR 6 OR 7 21.935 9 "Surgical Wound Infection"[Mesh] 26.914 10 „surgical site infection“ 2.031 11 mediastinitis 3.723 12 9 OR 10 OR 11 13 4 AND 8 AND 12 14 13 + Filter PubMed Systematic reviews 15 13 + Filter RCT 3.2 30.820 58 1 11 Literaturrecherche und Auswahl Die Nutzung von Datenbanken richtet sich nach dem Anspruch auf Vollständigkeit und dem Zugang zu den teilweise kostenpflichtigen Datenbanken. Es ist jedoch immer möglich, die kostenlose Meta-Datenbank (www.pubmed.de) und die Abstracts der Cochrane (http://www.thecochranelibrary.com) zu durchsuchen. 3.2.1 PubMed Library Kostenlose Datenbanken im Internet Wissenschaftliche Datenbanken und Meta-Datenbanken (beinhalten mehrere Datenbanken) bieten in der Regel ein breites Angebot an Schulungsmaterial, zu deren Nutzung und zur strukturierten Recherche. Einen Einblick und kostenloses Schulungsmaterial bieten: PubMed: Meta-Datenbank der amerikanischen National Library of Medicine (NLM). Bereich Medizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, öffentliches Gesundheitswesen, Psychologie, Biologie, Genetik, Biochemie, Zellbiologie, Biotechnologie, Biomedizin. PubMed Online Training http://www.nlm.nih.gov/bsd/disted/pubmed.html Deutsches Schulungsmaterial http://portal.unifreiburg.de/imbi/bibliothek/schulungsmaterialien DIMDI: Meta-Datenbank des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Das DIMDI gibt Klassifikationen zur Kodierung von Diagnosen und Operationen heraus und pflegt weitere medizinische Bezeichnungssysteme. Außerdem betreibt es Informationssysteme für Arzneimittel, Medizinprodukte und die Bewertung gesundheitsrelevanter Verfahren (Health Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 10 Technology Assessment, HTA). In ergänzenden Datenbanken wird die Recherche zu medizinischen Fachartikeln angeboten. DIMDI Quick-Tour Smart Search http://www.dimdi.de/static/de/db/gui/anleitungen/quicktouren/index.htm Cochrane Library Die Cochrane Library enthält u. a. folgende Datenbanken: Cochrane Database of Systematic Reviews (CDSR) Ein Cochrane-Review folgt einer formal festgelegten Systematik und fasst alle zu einer therapeutischen Fragestellung relevanten Studien zusammen. Die Reviews durchlaufen ein PeerReview Verfahren, werden fortlaufend aktualisiert und werden international als Arbeiten mit dem höchsten Evidenzgrad bezeichnet (2). In Deutschland ist lediglich der Zugriff auf die Abstracts kostenlos. Database of Abstracts of Reviews of Effects (DARE): Enthält weitere SR die nicht von der Cochrane-Gruppe erstellt wurden aber bestimmten methodischen Ansprüchen genügen. Die Arbeiten wurden einer Kurzbewertung unterzogen, die leider nur mit Zugangsberechtigung eingesehen werden können. Clinical Trials - Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) 3.2.2 Sonstige Datenbanken Einige kostenpflichtige Datenbanken sind über die Hochschulbibliothek zugänglich, sofern diese über eine Lizenz verfügt: Cumulative Index to Nursing and Allied Health (Cinhal): Literatur zu Pflege und Pflegewissenschaft. Die Nutzung ist gebührenpflichtig. Excerpta Medica Database (EMBASE): Sehr umfassende Datenbank mit Literatur zu Medizin, Biomedizin, Pharmakologie, Pharmazie, Arzneimittel, Gesundheitswesen. Die Nutzung ist gebührenpflichtig. PsychInfo: Literatur zu Psychologie und verwandte Fächer IQWIG1: Enthält sehr hochwertige, nach formalen Kriterien erstellte systematische Übersichtsarbeiten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (5). 1 Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 11 Eine gute Übersicht und (teilweise deutschsprachige) Tutorien bietet das DNEbM zu den wichtigsten Datenbanken: Cochrane Library, Medline (+ PubMed), Embase und DIMDI, bietet das DNEbM: http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/basics/recherche/datenbanken/ Ebenfalls empfehlenswert sind die meist videounterstützten Einführungen der Datenbankanbieter. 3.2.3 Tipps Nutzen Sie die MESH-Funktion. Nutzen Sie die Filter der jeweiligen Datenbanken am Ende, um die Suche sinnvoll einzugrenzen. Nutzen Sie die Funktion Advanced Search, um die Suchterme (mit Boole’schen Operatoren) miteinander zu verbinden. Registrieren Sie sich kostenlos in der Datenbank und speichern Sie so Ihre Ergebnisse oder erhalten Sie Updates Ihrer Suche per E-Mail. Es hilft nur eins: Learning by doing ;-)) 3.2.4 Leitlinien Nationales Leitlinienregister Leitlinien werden in Deutschland im Register der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) publiziert: www.awmf.org Das Register schließt derzeit nur Leitlinien der Fachgesellschaften ein, die bestimmten Mindestkriterien an Herstellung und Aktualität genügen. Die Leitlinien werden entsprechend ihrer Herstellungsweise von der AWMF in ein S-Klassensystem (6) eingeteilt (vgl. Abbildung 2) Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 12 Abbildung 2: S-Klassensystem der AWMF (6) Internationale Leitlinienregister Register des europäischen Guidelines International Network G-I-N: www.g-i-n.net Die Recherche nach Titeln ist kostenlos. Die Leitlinien selbst sind oft über die Leitlinienhersteller beziehbar. Register des amerikanischen National Guideline Clearinghouse www.guideline.gov Die Datenbank bietet eine kostenlose Leitlinenrecherche Kurzzusammenfassungen über deren Inhalte und Methoden. Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung sowie 13 Auswahl und kritische Bewertung der identifizierten Literatur 3.3 Kritische Beurteilung der Studien Auswahl der Literatur 3.4 Es ist sinnvoll, die Ergebnisse in ein Literaturverwaltungsprogramm zu exportieren und im Anschluss die Abstracts daraufhin zu überprüfen, ob sie geeignet sind, um die Frage zu beantworten. Nimmt man diesen Vorgang zu zweit parallel vor, reduziert sich die Fehlerquelle. Danach wird die Literatur über die Bibliothek oder Subito (kostenpflichtig aber günstig für Studenten) bestellt. Es lohnt sich immer, vorher per Google-Suche festzustellen, ob die Originalarbeit möglicherweise kostenlos zur Verfügung steht. Kritische Bewertung 3.5 Bei der Qualitätsanalyse der Übersichtsarbeit sind drei Bewertungsebenen zu beachten: 1. Interne Validität 2. Größe und Präzision des Effekts 3. Übertragbarkeit und Anwendbarkeit der Ergebnisse 3.5.1 Interne Validität Die erste Frage lässt sich zunächst durch die qualitative Bewertung der externen Evidenz durch geeignete Qualitätskriterien beantworten. Hierbei ist zu bedenken, dass die Qualitätskriterien für unterschiedliche Publikationen verschieden sind. Tabelle 2: Qualitätskriterien unterschiedlicher Studien Quelle: Deutsches Cochrane Zentrum (7) Übersicht: Stichworte zur Qualitätsbewertung unterschiedlicher Studien Therapie (RCT) Systematische Übersichtsarbeit Randomisierung Fokussierte Fragestellung Verdeckte Zuordnung (concealed allocation) Definierte Einschlusskriterien für Studien Angabe von Studienausfällen (drop outs) Umfassende Literatursuche Intention to Treat Analyse Qualitätsbeurteilung der Studien Verblindung Untersuchung auf Heterogenität der Studien Diagnose Prognose Geeigneter (Gold)standard Gut definierte Patientengruppe Verblindeter Vergleich Vergleichbares Erkrankungsstadium Breites Patientenspektrum Vollständiges u. ausreichend langes Follow up Überprüfung mit Standard unabhängig vom Testergebnis Relevante und gut definierte Endpunkte Test ausreichend beschrieben (replizierbar) Berücksichtigung wesentlicher prognostischer Faktoren Eine Reihe von Institutionen stellen Instrumente zur Bewertung verschiedener Studiendesigns und Leitlinien zur Verfügung: Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 14 Deutsches Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/basics/arbeitsmaterialien/ Cochrane Collaboration http://www.cochrane.org/training/cochrane-handbook http://www.cochrane.de/de/webliographie-leitlinien-forschungsberichte Grade Working Group http://www.gradeworkinggroup.org/ German Center for Evidence based Nursing http://www.medizin.uni-halle.de/index.php?id=572 AWMF/ÄZQ http://www.leitlinien.de/leitlinienmethodik/leitlinienbewertung/delbi 3.5.2 Größe und Präzision des Effekts Die Effektmaße fassen den Zusammenhang zwischen Endpunkt und Intervention/Exposition zusammen. Je nach vorliegenden Daten kann das Relative Risiko, die Risikodifferenz, das Odds Ratio, Mittelwerte, Korrelation oder Regression genannt, sein, bzw. aus den Daten ausgerechnet werden. Bei Meta-Analysen werden Effekte zusammengefasst (gepoolt) und in Forrest Plots dargestellt (siehe hierzu Statistikvorlesung, Weiß 2010 (8)). Einfache Erläuterungen in praktischem Zusammenhang lassen sich aus den frei verfügbaren älteren Publikationen „EbMSplitter“ und den anspruchsvolleren Publikationen der GRADE-Working Group (http://www.gradeworkinggroup.org) oder der Cochrane Collaboration (http://handbook.cochrane.org/) entnehmen. Die Präzision der Schätzung wird durch den Konfidenzintervall ausgedrückt. In vielen Fällen wird jedoch nur ein P-Wert angegeben, der lediglich besagt, ob ein statistisch signifikanter Unterschied vorliegt. Der P-Wert macht im Gegensatz zum Konfidenzintervall keine Aussage über die Größe eines Unterschieds oder eines Zusammenhangs (8). Zu beachten ist auch die Stärke des Effekts. Er kann z. B. statistisch signifikant aber für die Praxis, bzw. für die Fragestellung, irrelevant sein. Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 15 3.5.3 Übertragbarkeit der Ergebnisse Unter Übertragbarkeit versteht man die Anwendung bzw. die Anwendbarkeit von Studienergebnissen auf individuelle Patienten. Hierbei geht es vor allem darum, wie sich die Ergebnisse durch eine Übertragung in den Kontext der Fragestellung verändern würden. Einer Studie wird eine hohe externe Validität zugeschrieben, wenn sich die Ergebnisse in die Routineversorgung übertragen lassen (9). Hier stellt sich auch die Frage nach der Generalisierbarkeit (Verallgemeinerung) von Studienergebnissen. Zu bedenken ist hierbei, dass diese an einer kleinen Gruppe von Patienten, unter kontrollierten Bedingungen, in einem bestimmten Kontext erhoben wurden. Folgende Fragen sind hierbei u. a. zu beantworten (7, 10): Sind die Patienten der Studie mit meinen Patienten vergleichbar? Welchen Einfluss hatte die Auswahl der Studienteilnehmer? Welchen Einfluss hatten Studienabbrecher? Sind alle Endpunkte relevant und berücksichtigt? Wie sieht die Kosten-Nutzenabwägung im eigenen Kontext aus? Würden sich die Ergebnisse der Studie, übertragen auf die vorherrschende Situation (Setting, Einflussfaktoren usw.), verändern? Sind die Interventionen übertragbar? Sind die Zielgrößen sinnvoll und valide erfasst? Welche Faktoren sind abhängig von bestimmten Leistungserbringern bzw. Gesundheitsssystemen? Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 16 4 Anwendung unter Integration der ausgewählten Evidenz mit klinischer Expertise und Patientenpräferenzen Im vierten Schritt werden die vorhandenen (und ggf. nicht vorhandenen) wissenschaftlichen Ergebnisse mit der eigenen klinischen Expertise, den Umgebungsfaktoren und den Präferenzen des Patienten kombiniert. In der „Evidence based Nursing“-Auffassung von Behrens und Langer (11) fließt in die Entscheidung über Pflegeinterventionen- oder Diagnoseverfahren die interne und externe Evidence ein. Unter interner Evidence verstehen sie dabei einen Komplex, in den das vorab geklärte Ziel, die Anamnese und Pflegediagnose, einfließen. Dieses Wissen beinhaltet u. a. Überzeugungen, persönliche Erfahrungen und stillschweigendes Wissen (tacit knowledge) der an der Entscheidungsfindung beteiligten Personen (vgl. praktisches Beispiel in Skript 2). Der Begriff „externe Evidence“ hingegen bezieht sich in diesem Modell auf die forschungsbasierte Evidenz (11) (nicht zu verwechseln mit den Begriffen externe und interne Validität). Forschungsergebnisse können dabei in jeder Phase des Pflegeprozesses eingebunden werden. Zur Implementierung existieren verschiedene Modelle und Wege (11-13) die noch nicht hinreichend erforscht sind. Es wird davon ausgegangen, dass sowohl verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen als auch verschiedene Ansätze zum Einsatz kommen sollten (12). Abgesehen von allgemein üblichen Managementstrategien, Veränderung der Praxis (z. B. Change Management) ist bei der Implementierung von Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 17 Forschungsergebnissen in die Pflegepraxis auf eine verständliche Sprache zu achten. Darüber hinaus muss der unterschiedliche Ausbildungsstand der Pflegepraktiker berücksichtigt werden. In einer Reihe von systematischen Übersichtsarbeiten der Cochrane Collaboration konnten eine Reihe von Strategien ermittelt werden, für die es Hinweise auf Wirksamkeit gibt (13, 14): Geplanter Wissenstransfer Identifikation von Barrieren Zielgruppengerechte Schulung im Arbeitsumfeld durch trainierte Person Lokale Wissens- und Meinungsträger Audit und Feedback (Auswahl) 4.1 Hilfen Wörterbücher KBV-Wörterbuch Englisch Langenscheidt Online-Fachwörterbuch Medizin LEO Deutsch-Englisches Wörterbuch Medizinisches Wörterbuch – Netdoktor MedlinePlus – Medical Dictionary PONSline – Das Online-Wörterbuch von PONS Wörterbuch der EDV-Begriffe in der Medizin Quelle: http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/basics/recherche/recherchehilfen Internetressourcen mit Schulungsmaterial Centre for Evidence based Medicine Oxford http://www.cebm.net/ EbM Splitter: Leicht verständliche Abhandlungen rund um EbM und Statistik http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/basics/methodik/splitter-allgemein Institut für Medizinische Biometrie und Informatik http://portal.unifreiburg.de/imbi/bibliothek/schulungsmaterialien Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 18 Das Deutsche Cochrane Zentrum http://www.cochrane.de/de/ebm Leitfaden Forschung zu komplexen Interventionen in der Pflege und Hebammenwissenschaft und in den Wissenschaften der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie (10) Implementierungsstrategien (13) Bewertungsinstrumente Deutsches Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/basics/arbeitsmaterialien/ Cochrane Collaboration http://www.cochrane.org/training/cochrane-handbook http://www.cochrane.de/de/webliographie-leitlinien-forschungsberichte Grade Working Group http://www.gradeworkinggroup.org/ German Center for Evidence based Nursing http://www.medizin.uni-halle.de/index.php?id=572 AWMF/ÄZQ http://www.leitlinien.de/leitlinienmethodik/leitlinienbewertung/delbi Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung 19 Quellenverzeichnis 1. Sackett DL, Rosenberg WM, Gray JA, Haynes RB, Richardson WS. Was ist Evidenz-basierte Medizin und was nicht? Übersetzt von M. Perleth. Munch Med Wochenschr [Internet]. 1997 24.04.2012; 139(44):[644-5 pp.]. Available from: http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/leitartikel-sackett. 2. Higgins JPT, Green S, (Hrsg.) Cochrane Handbook of Systematic Reviews of Interventions. Version 5.1.0. [updated March 2011]. The Cochrane Collaboration. 2011. Available from: http://www.cochrane-handbook.org/. 3. OCEBM Levels of Evidence Working Group. The Oxford 2011 Levels of Evidence. Oxford Centre for Evidence-Based Medicine. 2013. 4. CEBM. Asking clinical questions. Search strategy. 2013. 5. IQWIG. Allgemeine Methoden. Version 4.0 vom 23.09.20112011 21.09.2012. Available from: https://www.iqwig.de/download/IQWiG_Methoden_Version_4_0.pdf. 6. Das AWMF-Regelwerk Leitlinien. Ständige Kommission „Leitlinien“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).1. Auflage 2012. 2012 [08.04.2013]; Available from: http://www.awmf.org/leitlinien/awmf-regelwerk/ll-entwicklung/awmf-regelwerk-01planung-und-organisation.html. 7. Deutsches Cochrane Zentrum. Literaturbewertung. 2011 [28.04.2012]; Available from: http://www.cochrane.de/de/literaturbewertung#ueb. 8. Weiß C. Basiswissen Medizinische Statistik. 5 ed. Heidelberg: Springer; 2010. 9. Deutsches Netzwerk für Evidenz basierte Medizin (Hrsg). Glossar zur Evidenzbasierten Medizin. 2011. 10. Voigt-Radloff S, Stemmer R, Behrens J, Horbach A, Ayerle GM, Schäfers R, et al. Forschung zu komplexen Interventionen in der Pflege und Hebammenwissenschaft und in den Wissenschaften der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie2013 25.05.2013. Available from: http://www.cochrane.de/sites/cochrane.de/files/uploads/GFB_Leitfaden.pdf. 11. Behrens J, Langer G. Evidence-based Nursing and Caring. Methoden und Ethik der Pflegepraxis und Versorgungsforschung. 3. überarbeitete und ergänzte ed. Bern: Huber; 2010. 12. Jahed J, Bengel J, Baumeister H. [Transfer of research findings into medical practice]. Gesundheitswesen. 2012;74(11):754-61. Epub 2011/10/21. Transfer von Forschungsergebnissen in die medizinische Praxis. 13. Grimshaw JM, Eccles MP, Lavis JN, Hill SJ, Squires JE. Knowledge translation of research findings. Implementation science : IS. 2012;7:50. Epub 2012/06/02. 14. Cochrane Effective Practice and Organisation of Care Group. Our Reviews. N.N; Available from: http://epoc.cochrane.org/our-reviews. Arbeitsskript zur angewandten Pflegeforschung Evidenzbasierte Entscheidung Ein praxisorientiertes Beispiel Arbeitsskript angewandte Pflegeforschung Inhaltsverzeichnis 1 Evidenzbasierte Entscheidung ..........................................................1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 Der Entscheidungsprozess ................................................................ 2 Klärung des Auftrags........................................................................ 3 Problem formulieren......................................................................... 4 Literatur-Recherche .......................................................................... 4 Kritische Beurteilung der Studien .................................................... 5 Veränderung der Pflegepraxis .......................................................... 7 Evaluation von Wirkungsketten und Qualitätsmanagement ............ 9 Auswirkungen des Zusammenhangs in der Praxis ........................... 9 Quellenverzeichnis……………………………………………………….11 Darstellungsverzeichnis Abbildung 2: Konzept der evidenzbasierten Entscheidung ....................... 2 Abbildung 3: GRADE-Bewertung Leitungswasser .................................. 6 Tabelle 1: PIKE-Schema am Beispiel Leitungswasser .............................. 4 Tabelle 2: Interne und externe Evidenz am Beispiel Leitungswasser........ 8 1 1 Evidenzbasierte Entscheidung Evidence based medicine (EbM) ist nach seinem bekanntesten Vertreter Sacket definiert als: „EbM ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EBM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestmöglichen externen Evidenz aus systematischer Forschung.“(1) Begriffe wie „Evidence based Medicine“, Evidence based Practice (EbP)“, Evidence based Health Care, „Evidence based Public Health“ usw. werden heute je nach Zielbereich und Ebene der Gesundheitsversorgung dafür verwendet, Patienten unter Berücksichtigung der besten wissenschaftlichen Evidenz zu versorgen. Auf der Grundlage eines bestimmten klinischen Problems wird eine Fragestellung entwickelt. Basierend darauf, wird die relevante medizinisch/pflegerische Literatur identifiziert und kritisch hinsichtlich ihrer Validität (Gültigkeit), Aussagekraft, Übertragbarkeit und der Größe des Effekts beurteilt. Die so ermittelte Evidenz wird zur Beantwortung der Fragestellung konkreten klinischen Situation, unter Berücksichtigung eigener Erfahrung und den Vorstellungen des Patienten angewendet. Dabei werden auch gesetzliche Vorgaben, berufsethische Grundsätze und Ressourcen berücksichtigt (vgl. Abbildung 1). Zuletzt wird die Entscheidung in der konkreten Situation umgesetzt und hinsichtlich ihrer Auswirkungen evaluiert. Ableitung einer beantwortbaren Frage aus der klinischen Situation Planung und Durchführung einer Literaturrecherche Kritische Bewertung der identifizierten Literatur (Evidenz) bezüglich Validität / Brauchbarkeit Anwendung unter Integration der ausgewählten Evidenz mit klinischer Expertise und Patientenpräferenzen Kritische Evaluation 2 EbP umfasst demnach einen mehrstufigen Prozess bei dem deutlich wird, dass die Vorgehensweise und die daraus sich ergebende Entscheidung nicht nur durch die externe Evidenz in Form von wissenschaftlichen Erkenntnissen geprägt ist, sondern auch durch die Berücksichtigung der internen Evidenz in Form von Erfahrung, Wertvorstellung und Präferenzen. Abbildung 1: Konzept der evidenzbasierten Entscheidung Im Sinne von Behrens und Langer (2010), die sich ausgiebig mit dem Konzept des Evidenz-based Nursing auseinandersetzen, fließen sowohl externe als auch interne Evidenz in die Entscheidung ein (vgl. 2). Sie stellen dem Prozess zudem die Auftragsklärung voran. Die Frage wie interne und externe Evidenz die Entscheidungsfindung beeinflussen, wird an einem Beispiel aus der Praxis erörtert: Häufig treten Patienten mit chronischen Wunden mit der Frage an die Pflegepersonen heran, ob sie mit der Wunde duschen dürfen. Für die Pflegeperson ergibt sich aus der Profession der Anspruch, den Patienten bei dieser Entscheidung möglichst wissenschaftsbasiert und patientenorientiert zu unterstützen. 1.1 Der Entscheidungsprozess Der auch als Problemlösung bezeichnete Prozess, welcher eine Entscheidung herbeiführt, ist gekennzeichnet durch folgende Vorannahmen (vgl. 2, 3), aus denen sich die Notwendigkeit der Klärung interner und externer Evidenz ableiten lässt: 3 Die Entscheidung berücksichtigt Wissen aus Studien über eine wahrscheinliche Wirksamkeit (externe Evidenz). Die Entscheidung ist beeinflusst von interner Evidenz, wie z. B. Erfahrung, Überzeugung und Werte. Die Entscheidung wird auch durch stillschweigendes, selbstverständliches Wissen (tacit knowledge) beeinflusst. Dieses Wissen kann bewusst oder unbewusst erworben worden sein. Die Entscheidung hat unmittelbare Auswirkung auf einen Menschen. Die Entscheidung erfordert eine Begründung. In der pflegerischen Situation herrscht meist ein Entscheidungszwang. Die Entscheidung beinhaltet immer eine Unsicherheit. Im Folgenden werden die sechs Schritte des Evidenz-based Nursing genutzt, um zu prüfen, in wie weit es vertretbar ist, die Erfahrungen Dritter auf den Fall eine konkrete pflegerische Entscheidung zu übertragen. Es wird geprüft, welches Wissen aus externer Evidenz zugrunde gelegt werden kann und wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Nutzen oder Schaden ist. Darüber hinaus werden sowohl die Werte und Grundüberzeugungen des Patienten als auch die Inhalte des pflegerischen Assessments berücksichtigt. 1.2 Klärung des Auftrags Der Patient bringt seinen Wunsch nach Reinlichkeit ein, möchte die Entscheidung aber nicht alleine treffen, weil er in der pflegerischen Profession ein Hintergrundwissen voraussetzt, das ihm nicht zugänglich ist. Sein Auftrag ist die Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Im Extremfall begibt sich der Patient in die Abhängigkeit vom Urteil der Pflegeprofession (vgl. 2). Der Aufbau der internen Evidenz setzt eine gute Kommunikation mit dem Patienten voraus, um seine relevanten Ziele, Anspruchshaltungen und Werte zu berücksichtigen: Welche Erfahrungen hat der Patient in der Vergangenheit mit dem Ausduschen der Wunde gemacht? Welche Alternativen gibt es? Welchen Stellenwert hat die Angst vor einer Infektion? Wie steht es um das Reinlichkeitsbedürfnis des Patienten? Was lässt sich aus dem pflegerischen Wund-Assessment ableiten? Erhält das Duschen einen anderen Stellenwert, wenn man die Vorteile (z. B. Wohlbefinden) gegen einen möglichen Schaden (z. B. Infektion) abwägt? Aus diesen Zielen ergibt sich dann die Fragestellung, deren Beantwortung unter Zuhilfenahme externer Evidenz möglicherweise leichter fällt. Ergebnisse aus interpretativ hermeneutischer Forschung (sogenannte „qualitative“ 4 Forschungsergebnisse in der Patienten ihre Sichtweise beschreiben), die vielleicht eine Zunahme des Wohlbefindens durch den Vorgang des Duschens bei anderen Patienten zeigen, kann zur Sensibilisierung der Pflegeperson beitragen. Ob Endpunkte aus diesen Studien eine ähnliche Relevanz für den Patienten haben, kann nur der Patient selbst entscheiden. 1.3 Problem formulieren Angenommen, aus der internen Evidenz ergibt sich die Fragestellung: Führt das Duschen der Wunde mit Leitungswasser zu mehr Infektionen? Im Aufbau nach dem PIKE-Schema ergibt sich daraus folgende Fragestellung: Tabelle 1: PIKE-Schema am Beispiel Leitungswasser Personen Intervention Kontrollintervention Ergebnismaß Patienten mit chronischen Wunden Duschen der Wunde mit Leitungswasser Reinigen der Wunde mit NaCL bzw. Infektion Wundheilung Ringerlösung Das Ergebnismaß muss sich nach der Relevanz für den Patienten richten. Der Endpunkt „Wohlbefinden“ hat möglicherweise im individuellen Fall eine untergeordnete Relevanz. Relevant ist für den Betroffenen möglicherweise ein Schaden, der aus dem Duschen entstehen kann, weil der Patient schon einige Krankenhausaufenthalte wegen Infektionen hinter sich hat. Hier zeigt sich, dass die Fragestellung nur möglich ist, wenn die interne Evidenz vorher geklärt ist. Sie ist Grundlage für das Suchen und Finden externer Evidenz. Die größte externe Evidenz liegt vor, wenn der Nutzen einer Intervention durch mehrere randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) belegt ist (vgl. 4). Daher wird der Fokus in der anschließenden Suche zunächst auf systematische Übersichtsarbeiten von RCTs und hochwertige Leitlinien gelegt. 1.4 Literatur-Recherche Um möglichst zeitsparend die beste externe Evidenz zu finden, bieten sich Leitlinien oder systematische Übersichtsarbeiten mit systematisch aufgearbeitetem Wissen an. Hierbei sind sowohl bei der Suche, als auch bei der qualitativen Bewertung, methodische Grundsätze zu beachten auf die im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen wird (siehe hierzu Arbeitsskript 2). Hinsichtlich der Fragestellung „Wundreinigung mit Leitungswasser“, ergab die Suche in der Datenbank der Cochrane Collaboration eine systematische Übersichtsarbeit zum 5 Thema. In dem Cochrane-Review wird die Wirkung des Duschens auf akute und chronische Wunden untersucht (vgl. 5). Die Reviews der Cochrane Collaboration gelten als qualitativ hochwertige Übersichtsarbeiten die einer strikten Methode (6) unterliegen, daher wird die Arbeit für die Beantwortung der Fragestellung zunächst herangezogen. Die Suche im Leitlinienregister der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher, Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) ergibt zudem vier aktuelle S3-Leitlinien zur Versorgung von chronischen Ulzerationen (7-10). In der Leitlinie zur Lokaltherapie wird das Thema Wundreinigung mit Leitungswasser ausgiebig besprochen. Die Suche im internationalen Leitlinienregister GIN (http://www.g-i-n.net/) ergibt zwei weitere Leitlinien 1.5 Kritische Beurteilung der Studien Bei der Analyse der Qualität der Übersichtsarbeit sind zwei Bewertungsebenen hinsichtlich der externen und internen Evidenz zu beachten (vgl. 2): 1. Ist die Übersichtsarbeit dazu geeignet, externe Evidenz zu erzeugen? Sind möglichst viele Verzerrungen und Selbsttäuschungen ausgeschlossen? 2. Kann die gefundene externe Evidenz meinem Patienten (unter Berücksichtigung seiner Ziele und Ressourcen) dabei helfen, zu einer Entscheidung zu kommen? Erste Bewertungsebene Die erste Frage lässt sich zunächst durch die qualitative Bewertung der externen Evidenz durch geeignete Qualitätskriterien beantworten. Hierzu können Instrumente zur Einschätzung der methodischen Qualität verwendet werden. Eine Reihe von Institutionen stellen Instrumente zur Bewertung verschiedener Studiendesigns und Leitlinien zur Verfügung (siehe Arbeitsskript 2). Zu bedenken ist dabei, dass die Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration zu Leitungswasser per se nicht dafür geeignet ist, externe Evidenz zu erzeugen, da in ihr akute und chronische Wunden äquivalent eingeschlossen wurden. Es ist anzunehmen, dass sich eine akute Wunde von der chronischen Wunde des Patienten unterscheidet. Mögliche Unterschiede können z. B. in der bakteriellen Belastung oder im Schmerzempfinden bestehen. Es sind also nur jene Studien aus der Übersichtsarbeit zu verwenden, die Patienten mit chronischen Wunden einschließen, da Ergebnisse von Patienten mit akuten Wunden oder Verbrennungen nicht übertragbar sind. In der Übersichtsarbeit ist nur eine Studie beinhaltet, die Leitungswasser an chronischen Wunden untersucht (vgl. 11). Diese Evidenz wurde mit Hilfe der GRADE-Systematik in der S3-Leitlinie zur Lokaltherapie chronischer Wunden eingeschätzt. 6 Wie aus der GRADE Tabelle in Abbildung 3 ersichtlich wurde die Qualität der Evidenz mit moderat bewertet, was bedeutet, dass dem Effekt aus der Studie vertraut werden kann (vgl. 12) . Abbildung 2: GRADE-Bewertung Leitungswasser Quelle mit frdl. Genehmigung der DGfW (7) In dieser Leitlinie ist das Thema ausgiebig unter Berücksichtigung der Evidenz und des Expertenkonsens besprochen. Zu einer Empfehlung konnten sich die Experten der medizinischen Fachgesellschaften nicht einigen. Es ist jedoch ein konsentiertes Statement verabschiedet: „Anhand der vorliegenden Studien können keine belastbaren Aussagen zur Spülung mit Ringer- oder isotoner Kochsalzlösung oder Leitungswasser getroffen werden.“ „Durch die Verwendung nicht steriler Lösungen oder nicht steril gefilterten Trinkwassers besteht die Gefahr der Einbringung von Bakterien.“ (7) Bei beiden Evidenzquellen handelt es sich um hochwertige, vertrauenswürdige Dokumente: Arbeiten die unter dem Titel „Cochrane Review” in der Cochrane Library erscheinen sind durch Methodikern, Suchspezialisten und Editoren unterstützt. Sie durchlaufen zudem ein strenges Peer-Review-Verfahren und werden laufend aktualisiert (6). Leitlinien die durch die AWMF mit dem Zusatz “S3” versehen werden entsprechen den Kriterien hochwertiger Leitlinien wie z.B. Einbindung von Interessensgruppen, systematische Evidenzbasierung und formale 7 Konsensverfahren. Die im AWMF-Register geführten Leitlinien werden ebenfalls laufend aktualisiert(13). Zweite Bewertungsebene Für das Prüfen der zweiten Bewertungsebene fällt die Frage ins Gewicht, ob die Qualität des in den Studien verwendeten, australischen Leitungswassers auf deutsche Verhältnisse übertragbar ist. Australisches Wasser enthält mehr Chlor (7). Hinsichtlich der Fähigkeit, einen signifikanten Unterschied zu erkennen (sofern er vorhanden ist) zeigt sich, dass die Studie auf einer geringen Fallzahl (n=49) beruht. Ein signifikanter Effekt konnte nicht aufgezeigt werden (vgl. 5). Nimmt man nun Querschnittstudien hinzu, in denen potenziell schädliche Krankheitserregern im Leitungswasser nachgewiesen wurden (vgl. 14), bekommt die Beantwortung der Frage eine mögliche „Schadensdimension“. Zu bedenken ist, dass sich aus dieser Querschnittstudie zwar Hinweise, aber keine Kausalität ableiten lassen. Das Evidenz- und konsensbasierte Wissen aus internationalen Leitlinien (vgl. 15, 16) ist hinsichtlich des Nutzens oder Schadens von Leitungswasser widersprüchlich und beruht hauptsächlich auf formalem Expertenkonsens. Das Robert Koch-Institut spricht sich gegen Leitungswasser als Wundreinigungslösung aus und empfiehlt, grundsätzlich nur sterile Lösungen an der Wunde zu verwenden (vgl. 17). Eine Aussage hinsichtlich des Nutzens oder Schadens lässt sich somit aus der vorhandenen Evidenz somit nicht sicher ableiten. 1.6 Veränderung der Pflegepraxis Im fünften Schritt soll die externe Evidenz in die Pflegepraxis übertragen werden. Dabei ist zu bedenken, dass aus den Erfahrungen Dritter nie mit Sicherheit auf den Einzelfall zu schließen ist (vgl. 2). Selbst wenn in der Übersichtsarbeit ein signifikanter Effekt nachweisbar wäre, enthielte die daraus abgeleitete Erkenntnis Unsicherheiten, die sich aus den statistischen Möglichkeiten und Grenzen ergeben. Da dennoch eine Entscheidung herbeigeführt werden muss, sind mindestens die in Tabelle 2 genannten Punkte zu berücksichtigen, die sich aus der externen und internen Evidenz ergeben. 8 Tabelle 2: Interne und externe Evidenz am Beispiel Leitungswasser Externe Evidenz Interne Evidenz Nicht signifikanter Effekt (aus einer RCT). Vermutung der Pflegeperson über Schadensauswirkung von Erregerbelastung des Wassers Nachweise über Erregerbelastung des Wassers in Krankenhäusern (aus Querschnittstudien). Widersprüchliche konsentierte Aussagen aus internationalen Leitlinien Individuelles Reinlichkeitsbedürfnis des Patienten Gefährdungspotenzial, das sich aus Assessment von Wunde und Gesundheitsstatus des Patienten ergibt RKI-Richtlinien spricht sich gegen Leitungswasser aus. Eine konsentierte S3-Leitlinienempfehlung die auf bakterielle Belastung hinweist. Mögliche Vorteile hinsichtlich des Wohlbefindens Daraus ließe sich sowohl für die Organisation als auch in der individuellen Patientenberatung ein Pflegemodell ableiten, das auf einer wie im Beispiel der Abbildung 4 dargestellten „Wenn…-…dann-Methodik“ beruht, die zunächst probeweise in zwei (ggf. mehr) Varianten durchgeführt wird (vgl. 2). Wenn Reinigungsbedürfnis und ausreichender Immunschutz vorhanden … dann … Duschen, ggf. anschließender antiseptischer Behandlung Beziehungsweise hierzu komplemetär: Wenn kein ausreichender Immunschutz, oder Übertragungsrisiko, oder … dann … Verzicht auf Duschen Abbildung 4: Beispiel Handlungskette Dabei werden die verschiedenen Grundvoraussetzungen, die sich aus Assessment und 9 Präferenzen ergeben, in Beziehung zu Nutzen, Schaden und Alternativen gesetzt, um daraus Handlungsketten für verschiedene Ausgangslagen abzuleiten. Es müssen auch Umgebungsfaktoren berücksichtigt werden. Ein Beispiel hierfür wäre die Variabilität der Keimbelastung des Wassers in verschiedenen Settings oder innerbetriebliche Standards, bei denen auch das Wohl der Allgemeinheit berücksichtigt wird (z. B. Hygienestandards). Eine Nutzung der Krankenhausdusche durch Patienten mit Wunden birgt z.B. ein Übertragungsrisiko das in der Entscheidung bedacht werden muss. 1.7 Evaluation von Wirkungsketten und Qualitätsmanagement Bei der Entscheidung handelt es sich um eine dynamische Entscheidung die nun auf drei Ebenen evaluiert werden sollte. Nach Behrens und Langer (2010) können hinsichtlich der Evaluation drei Ergebnismöglichkeiten mit anschließender sich daraus ergebender Handlung unterschieden werden: 1. Das Ergebnis ist (nicht) wie erwartet: Der Patient kann so lange Leitungswasser zur Wundreinigung nutzen, bis ein vorher definierter Schaden (z. B. Pseudomonadeninfektion) im Rahmen definierter „critical pathways“ zu Handlungsalternativen (Antiseptika statt Dusche) zwingt. 2. Das Ergebnis ist wie erwartet, aber es entspricht nicht mehr den Bedürfnissen des Patienten: Die Wunde ist abgeheilt oder der Patient will nicht mehr duschen. 3. Das Ergebnis ist wie erwartet, aber es wäre Besseres möglich gewesen: Dies ist insofern relevant, dass man nicht von diesem einen Patienten auf die Allgemeinheit schließen kann. Hier wäre zu überdenken, ob die Ergebnisse des Patienten zu externer Evidenz beitragen können (z. B. im Rahmen des Forschungsprozess). 1.8 Auswirkungen des Zusammenhangs in der Praxis Die obigen Ausführungen am Beispiel von Leitungswasser zur Reinigung chronischer Wunden verdeutlichen die Anforderung an das Evidenz-based Nursing. Externe Evidenz muss ermittelt, interpretiert und auf ihre Übertragbarkeit untersucht werden. Sie lässt sich oft nur aus einem Mix aus qualitativen und quantitativen Studien ableiten, denen jedoch unterschiedliches Gewicht zukommen sollte. Sind einige quantitative Studiendesigns, wie z.B. RCTs, geeignet kausale Rückschlüsse zu Risiken und Nutzen zu ziehen, lassen sich aus Beobachtungsstudien höchstens Zusammenhänge 10 vermuten. Ergebnisse aus qualitativen Studien helfen wiederum zu verstehen - sind in der Übertragung auf den individuellen Patienten jedoch vorsichtig zu interpretieren. Es wird zudem deutlich, dass bei Entscheidungssituationen im pflegerischen Alltag immer die Expertise der Pflegeperson, die Vorstellung des Patienten, Ergebnisse der Forschung und Umgebungsfaktoren einfließen sollten (vgl. 18). Nur in der Begegnung mit dem einzigartigen Patienten lässt sich die Gültigkeit und Übertragbarkeit von Studienergebnissen beleuchten und erkennen (vgl. 3). Somit lässt sich zusammenfassend feststellen, dass erst das Zusammenspiel von externer und interner Evidenz eine Entscheidung für die Pflegepraxis ermöglicht. Auch die Begründung der Entscheidung muss auf externer und interner Evidenz beruhen. Der Aufbau einer externen Evidenz ist ohne die aus der internen Evidenz hervorgehende Fragestellung nicht sinnvoll. Jedoch hat der Patient einen Anspruch darauf, zu einer Intervention über die bestmögliche externe Evidenz in Kenntnis gesetzt zu werden (vgl. 3). Die Bewusstheit der internen und externen Evidenz und ihre mögliche Auswirkung auf die Entscheidung in einer pflegerischen Beratungs- oder Handlungssituation können somit zu einer überlegten und autonomen Entscheidung beitragen. 11 Quellenverzeichnis 1. Sackett DL, Rosenberg WM, Gray JA, Haynes RB, Richardson WS. Was ist Evidenzbasierte Medizin und was nicht? Übersetzt von M. Perleth. Munch Med Wochenschr [Internet]. 1997 24.04.2012; 139(44):[644-5 pp.]. Available from: http://www.ebm-netzwerk.de/was-istebm/leitartikel-sackett. 2. Behrens J, Langer G. Evidenz-based Nursing and Caring. Methoden und Ethik der Pflegepraxis und Versorgungsforschung. 3. überarbeitete und ergänzte ed. Bern: Huber; 2010. 3. Behrens J. EbM ist die aktuelle Selbstreflexion der individualisierten Medizin als Handlungswissenschaft. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2010;104:617-24. 4. Schnell MW, Schulz C. Der Experte und das Irrationale: Ethische Überlegungen zum Status des Expertenwissens in der Pflege. Pflege & Gesellschaft 2010;15:64-77. 5. Fernandez R, Griffiths R. Water for wound cleansing. CochraneDatabase of Systematic Reviews. 2008(1):CD003861. 6. Higgins JPT, Green S, (Hrsg.) Cochrane Handbook of Systematic Reviews of Interventions. Version 5.1.0. [updated March 2011]. The Cochrane Collaboration. 2011. Available from: http://www.cochrane-handbook.org/. 7. Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (Hrsg.). S3Leitlinie: Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronische venöse Insuffizienz. Stand: 12.06.2012 Version 12012 20.07.2012:[1-287 pp.]. Available from: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/091001l_S3_Lokaltherapie_chronischer_Wunden_2012-06.pdf. 8. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie. Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum. AWMF online2010. 9. Bundesärztekammer. Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes - Präventions- und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen. MAinz: Kirchheim-Verlag. 10. Deutsche Gesellschaft für Angiologie Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA). Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). 2009. 11. Griffiths RD, Fernandez RS, Ussia CA. Is tap water a safe alternative to normal saline for wound irrigation in the community setting? Journal of Wound Care. 2001;10(10):407-11. 12. Schünemann HJ. GRADE: Von der Evidenz zur Empfehlung: Beschreibung des Systems und Lösungsbeitrag zur Übertragbarkeit von Studienergebnissen. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2009;103(6):391-400. 13. Das AWMF-Regelwerk Leitlinien. Ständige Kommission „Leitlinien“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).1. Auflage 2012. 2012 [08.04.2013]; Available from: http://www.awmf.org/leitlinien/awmfregelwerk/ll-entwicklung/awmf-regelwerk-01-planung-und-organisation.html. 14. Trautmann M, Lepper PM, Haller M. Ecology of Pseudomonas aeruginosa in the intensive care unit and the evolving role of water outlets as a reservoir of the organism. Am J Infect Control. 2005;33(5 Suppl 1):S41-S9. 15. RCN. The nursing management of patients with venous leg ulcers Royal College of Nursing; 2006 [03.02.2011]; Available from: www.rcn.org.uk/__data/assets/pdf_file/0003/107940/003020.pdf 16. European Pressure Ulcer Advisory Panel and National Pressure Ulcer Advisory Panel. Treatment of pressure ulcers: Quick Reference Guide. German translation.2009 01.01.2012. Available from: http://www.epuap.org/guidelines/QRG_Prevention_in_German.pdf. 17. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert KochInstitut. Infektionsprävention in Heimen. BundesgesundheitsblattGesundheitsforschungGesundheitsschutz. 2005. 18. Hanns S, Langer G. Evidenz-based Nursing. Hallesche Beiträge zu den Gesundheitsund Pflegewissenschaften2002; 2( 1):[1-11 pp.]. 5.3 Content für das Selbststudium Auf den folgenden Seiten finden sich Auszüge verschiedener Arbeitsaufträge aus der Lern-Plattform „Moodle“. Gerne würden wir Sie vor Ort zu uns ins Studienzentrum Gesundheitswissenschaften & Management einladen um Ihnen einen live-Eindruck unserer Moodle-Seiten zu vermitteln. Dadurch dass die Arbeitsaufträge nicht statisch und streng chronologisch stattfinden, ist es schwierig diese Inhalte einfach „auszudrucken“. Auch die Thematik der Benutzerführung, der Anordnung und Struktur der Seite oder des Rechtemanagements führen wir Ihnen gerne vor. Arbeitsauftrag in Anwendung von Pflegetheorie und Forschung In Stichworten nochmals der Arbeitsauftrag wie von Frau Burckhardt am 19.7.2013 erläutert: - Erstellen von zwei strukturierten (Pflegforschungs-) Fragen aus Ihrer Praxis - Entwickeln einer Suchstrategie - Vorgehen und Plan zur Literaturidentifikation - Literatur besorgen und lesen Bitte alle Teilschritte dokumentieren, evt. gleich in einer Powerpointpräsentation, im Oktoberblock wird die Vorgehensweise den anderen Gruppen und der Dozentin vorgestellt. Es wurden 3 Gruppen per Los zusammengestellt. Gruppe 1: Besteht ein Zusammenhang zwischen reduziertem Personalschlüssel und nosokominaler Infektion? - P: Patient ohne Infektion bei Einweisung/Aufnahme - I: guter/normaler Personalschlüssel - C: reduzierter Personalschlüssel - O: nosokomiale Infektion Gruppe 2: Thema: Reduziert das Anlegen von medizischen Thromboseprophylaxestrümpfe bei postoperativen Patienten das Risiko einer tiefen Bein-und Beckenvenenthrombose? P Patienten mit postoperativer Bettruhe I Anlegen von AE Strümpfen C Keine AE Strümpfe O Auftreten einer TBVT Gruppe 3: Senkt eine antiseptische Mundspüllösung die Pneumonierate bei beatmeten Patienten? P: beatmeter Patient, Beatmungspatient, ventilated patient, intubated patient I: antiseptische Mundspüllösung, antiseptic mouth wash, mouthwash, mouth wash, disinfectant mouthwash, antiseptic mouth rinse, antiseptic mouthrinse. C: O: Pneumonierate, lower pneumonia rate, lower rate of pneumonia, decreasing pneumonia rate, ventilator associated pneumonia. Arbeitsauftrag: - Pflegetheorien und Konzepte im Arbeitsalltag? Bearbeitungsdauer: 3 Wochen Auf welcher Grundlage/welcher Pflegetheorie oder welchem Pflegekonzept basiert die Pflege in Ihrer Einrichtung? Bitte beschreiben Sie diese kurz und nehmen Sie Bezug auf die praktische Umsetzung: Kennen die Pflegekräfte diese theoretische Grundlage und wie wird diese mit Leben gefüllt und umgesetzt? Diskutieren Sie den praktischen Nutzen solcher Konzepte und Theorien bitte miteinander. Schreiben Sie bitte den Namen Ihrer Einrichtung in die Betreffzeile Arbeitsauftrag: Selbsttest zur Thematik: Deduktion und Induktion: Was da los? Schlussfolgerungen auf verschieden Arten Schätzen Sie ein Abduktion: Veränderung eines Musters, neue Regeln einführen Deduktion: Vom Allgemeinen zum Besonderen Induktion: Vom Besonderen zum Allgemeinen Kommissarin Lollo Zufall trifft am Tatort ein. Die Zentrale hatte gemeldet: „Wieder ein Einbruch am Killesberg. Die Spurensicherung war schon vor Ort, als sie eintraf und gab ihr einen ersten Überblick: „Sieht nach einer Serie aus, wie letzte Woche im Geberviertel.“ Ich gehe erst mal rein und sehe mich um. Sie wusste, dass Einbrüche eine typische Handschrift tragen und sie damit den Kreis der Verdächtigen schon einschränken konnte. War bei der Suche nach Wertsachen auch der Medizinschrank aufgebrochen worden, dann konnte Sie davon ausgehen, dass der Einbrecher drogensüchtig war. Das könnte ihre Suche sehr erleichtern und den Täterkreis begrenzen. Allerdings benötigt sie dazu die dokumentierten Erkenntnisse ihres Dezernats nämlich welcher „Kunde“ regelmäßig beim Einbruch den Medizinschrank plündert. Das würde die gezielte Fahndung erleichtern. Der bisher Hauptverdächtige für den Einbruch im Gerber setzte typischerweise ganz spezifisches Werkzeug ein, um ins Haus zu gelangen, mal sehen, ob seine Spuren auch hier aufzufinden waren. Am Tatort fiel ihr auf, dass nicht nur Dinge offensichtlich gestohlen, sondern einfach zerstört worden waren. Offenbar ging es nicht nur um einen Einbruch aber worum dann? Hatte der Hauptverdächtige sein „Muster“ verändert? Oder war es gar kein Einbruch, sondern müsste sie den Tatort einfach „anders lesen“. Hatten die Eigentümer gar den sehr detaillierten Pressebericht in der Stuttgarter Zeitung vom Einbruch im Gerber gelesen? Und als Anleitung für einen Versicherungsbetrug genutzt? Bitte Identifizieren Sie die verschiedenen Schlussfolgerungen, die in diesem Krimi eingesetzt werden. Zugang zu den Datenbanken 1. Internetseite der DHBW Stuttgart Bibliothek Klicken Sie „Literatursuche“ an Dann klicken Sie bei den „Datenbanken“ auf die Redi Datenbanken Nachdem Sie die Redidatenbank angeklickt haben, wählen Sie die zweite Datenbank von oben an. (siehe nächstes Bild) Dann öffnet sich ein neues Fenster hier klicken Sie die erste Datenbank an Jetzt können Sie die vielfältigen alphabetischen Datenbankangebote auswählen Eine weitere Möglichkeit ist auf der Startseite der Bibliothek die Zeitschriften wie z.B. Springer Link oder Padua oder Pflege (Hans Huber) auszuwählen. Dazu müssten sie ebenso wie zu den Ebooks einen Zugang von Zuhause haben.