Forum Gemeindebrief - Evangelisches Dekanat Bad Schwalbach
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Forum Gemeindebrief ________________ 12. November 2005 Friedberg-Fauerbach „Wenn ein junger Mann ein Mädchen kennen lernt und ihr sagt, was für ein großartiger Kerl er ist, dann ist das Reklame. Wenn er ihr stattdessen sagt, wie reizend sie aussieht, dann ist das Werbung. Aber wenn sich das Mädchen für ihn entscheidet, weil sie von anderen gehört hat, was für ein feiner Kerl er ist, dann ist das Öffentlichkeitsarbeit. Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Inhalt Was interessiert die Leser/innen? Umfrage 1995 zum Gemeindebrief (Quelle: Werkbuch Gemeindebrief) Darüber möchten die Leser/innen lesen: Menschliche Probleme: 64 % Infos über die Gemeinde: 62 % Kasualien: 59 % gesellschaftspolitische Fragen in Deutschland: 59 % Probleme der Welt: 56 % Grundregel: „Weltbewegende“ Themen auf die Gemeindeebene „herunterbrechen“, einen lokalen Bezug finden Beispiel Papstwahl: Was sagt der katholische Pfarrer vor Ort dazu? Mögliche Inhalte: Nachrichten aus der Gemeinde Termine und Veranstaltungen Berichte über Veranstaltungen Interview Umfrage Porträt: von Personen oder Gruppen, VIPs Kommentar Kritik / Rezension Glosse Geistliches Wort (eine DIN-A-5-Seite genügt!) Gebet Bibelspruch Kirchenlied: Auslegung, Entstehungsgeschichte Theologische Information Protokoll Werbetexte / Aufrufe (z. B. zu ehrenamtlicher Mitarbeit) Kirchengebäude: (kunst)geschichtliche Informationen Geschichte: Blick in alte Kirchenbücher Statistisches: Gottesdienstbesuche, Kircheneintritte und –austritte, Taufen etc. Adressen: Pfarrer/in, Gemeindebüro (Öffnungszeiten!), Beratungsstellen, Ev. Kindergarten (auch E-MailAdressen!) Inhaltsverzeichnis! Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Wie liest der Leser? Im Heft 1. Titelseite 2. Rückseite 3. Seite 2 + 3 (: rechte Seite vor linker Seite) 4. mittlere Doppelseite 5. die beiden letzten Seiten vor der Rückseite auf einer Doppelseite: 1. rechts oben 2. links oben 3. rechts unten oder auf einer Seite: 1. Bild 2. Bildunterschrift 3. Überschrift 4. Text Orientierung fürs Auge: Farben: eine Schmuckfarbe hebt hervor – viele Farben verwirren Linien: Auf „unsichtbare Linien“ achten – Textspalten gleichhoch, Zeilen von nebeneinander stehenden Spalten auf gleicher Höhe, Fotos bündig mit Text (nicht immer!) Richtungen: alles was eine Richtung hat, also nicht symmetrisch ist, soll in den Text hineinführen Pfeile zeigen nach innen, Menschen blicken in den Text und nicht auf den Bildrand Blickfänger: Fotos, Grafiken – lieber ein gutes Foto groß aufziehen als viele kleine Elementen zur Textgliederung: Überschriften, Spalten, Kästen, Rasterflächen Freie Flächen: Das Auge braucht Weißraum! Freien Flächen sind Ruhepunkte fürs Auge. Wirkungsrangfolge von Abbildungen: 1. Fotos, farbig 2. Fotos, schwarz-weiß 3. Farbige Grafiken 4. Cartoons oder Illustrationen, ClipArts 5. Tabellen, farbig unterlegt Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Layout-Tipps Roter Faden fürs Auge Grundregel: Der Gemeindebrief sollte nicht aussehen, als hätte sich auf jeder Seite ein anderer Kreativer ausgetobt. Satzspiegel einheitliche Schriftarten wiederkehrende Rubriken Gestaltungselemente „aus einem Guss“ Bei längeren Texten „Henne-Küken-Prinzip“ anwenden: Ein großes Foto /Grafikelement wird auf den Folgeseiten im Miniformat wiederholt Satzspiegel erstellen Das sind die Grundlagen des Seitenlayouts, die immer gleich bleiben Doppelseiten immer als Ganzes layouten Seitenränder : (Faustregel) Innenränder 3/5 der Außenränder, oberer Rand 4/5 des Außenrandes, unterer Rand 7/5 des Außenrandes Spalten: DIN A 5 zweispaltig, DIN A 4 2-3 spaltig Zeilenlänge: 45 – 70 Buchstaben Spaltenabstand: so breit wie die Buchstaben mi des fortlaufenden Textes Schrift Faustregel: Maximal 2 Schriftarten – 3 Schriftgrößen auf einer Seite Schriftarten: innerhalb des Textes nur eine Schriftart Antiqua-Schriften mit „Serifen“ (Füßchen) und unterschiedlich dicken Balken (z. B. Times): sind gut lesbar bei längeren Texten Grotesk-Schriften: keine Serifen, gleiche Strichstärke gut für Überschriften Antiqua und Grotesk können kombiniert werden – grundsätzlich eher unterschiedliche als ähnliche Schriftarten kombinieren Versalien (Großbuchstaben) sind immer schlecht lesbar Auch Kursivschrift ist schlecht lesbar – es sei denn, die Schrift ist von vornherein als Kursivschrift angelegt Die Hausschrift der EKHN ist Arial. Schriftgröße: Wird in Punkt gemessen - 1 Punkt = 0,376 mm 6 Punkt ist absolutes Minimum (Vorschrift für Gesetzestexte) Die meisten Tageszeitungen sind in 8 Punkt gesetzt. 9-10 Punkt ist Minimum für Lesbarkeit längerer Texte im Gemeindebrief Textgliederung „Bleiwüsten“ vermeiden: Nach Möglichkeit keine Seiten mit „nur Text“ Zusammenhängende Texte auf Doppelseiten nebeneinander stellen. Nach Möglichkeit keine Texte länger als eine Doppelseite. Falls doch, WiedererkennungsElemente einbauen. Lange und kurze Texte abwechseln Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Hervorhebungen Beschränkung auf eine Form: also entweder fett oder unterstrichen oder Kapitälchen ... aber nicht mehreres durcheinander Umbruch Überschriften immer im Flattersatz Sie dürfen ruhig kürzer sein als der Textblock Bei Blocksatz: „Löcher“ vermeiden, die durch lange Wörter entstehen. Notfalls Silbentrennung von Hand. „Schusterjungen“: Wenn die letzte Zeile einer Spalte die erste Zeile eines neuen Absatzes ist – vermeiden! „Hurenkinder“: Noch schlimmer ist, wenn die letzte Zeile eines Absatzes die erste Zeile einer neuen Spalte ist (vor allem wenn die Zeile nur aus einem Wort besteht). „Register halten“: Die Zeilen nebeneinander stehender Spalten sollen auf gleicher Höhe stehen. Fotos Gleich große Abbildungen, mittleren Formats, wirken eher langweilig. Spannender sind Kombinationen von Groß - und Kleinformat. „Kontern“ von Fotos (seitenverkehrt darstellen) ist eigentlich tabu – wir machen es manchmal trotzdem, wenn dadurch nicht Gesichter verzerrt wirken (oder typische Merkmale auf der falschen Seite sind). Gesichter sollten „in den Text“ schauen und nicht aus dem Text heraus. ClipArts generell nur „klein und fein“ einsetzen - sie sind überwiegend nur Schmuckelement zum Auflockern. Stilmix vermeiden! Details wirken besser als Masse: Lieber drei Menschen, die angeregt diskutieren als ein Gruppenbild. Besser Menschen in Aktion als in Reih und Glied. Recht am Bild beachten (Ö Rechtsfragen) Auflösung bei digitalen Bildern: mind. 180 dpi (dots per inch), besser mehr Korrekturlesen Rechtschreibung Layout Sachliche Fehler (Termine etc.) nie vom Autor selbst Korrektur lesen lassen! Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Korrektur Gemeindebrief Nr. korrigiert von korrigiert von Rechtschreibung (nie vom Autor selbst korrigieren lassen!) Inhalt (Verständnis, heikle Stellen) Layout (Satzspiegel, Schrift, Linien, Fakten und Zahlen (Nummerierung, Datum, Impressum, Adressteil, Termine, Anzeigen gekennzeichnet) Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Tipps zum journalistischen Schreiben 1. Namen sind Nachrichten: Namen immer mit Vornamen schreiben und mit sämtlichen Titeln, dafür „Herr“ und „Frau“ weglassen. Wenn sie einmal erwähnt wurden, genügt der Nachname. Evtl. mit Ortsangaben ergänzen: Pfarrer Dr. Ulrich Becke, Bad Nauheim 2. Zahlen bis zwölf ausschreiben, ab 13 in Ziffern. Monat ausschreiben, Jahreszahl vollständig schreiben (nicht 05 sondern 2005). Das gilt auch für Hundert, Tausend, Million, Milliarde. 3. Währungsangaben werden grundsätzlich ausgeschrieben: Dollar, Pfund, Rubel, Schekel, Mark (nicht Deutsche Mark!) Dreitausend Mark wurden als Soforthilfe nach Indien geschickt. 4. Abkürzungen zu Beginn voll ausschreiben, in Klammern das Kürzel folgen lassen. Im weiteren Text kann die Kurzform verwendet werden. Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) … Die EKHN … Parteien oder zu Namen gewordene Kürzel können verwendet werden: CDU, SPD, NATO, UNO, VW, BMW 5. Das gilt auch für Abkürzungen wie ca., d.h., z.B., u.a. – alle ausschreiben! 6. Neutral schreiben, nicht persönlich: Das Wörtchen „unser“ hat in einem Pressetext nichts zu suchen – genauso wenig wie Danksagungen, Wetterberichte und Speisekarten. 7. Keine Firmenreklame, wenn es nicht inhaltich von Bedeutung ist. 8. Verben statt Substantive verwenden: Die Kunst der Verständlichkeit des Schreibens Ö Die Kunst, verständlich zu schreiben. 9. Aktiv statt Passiv: Es wurde gesagt Ö Ilse Müller sagte… 10. Sätze „entschachteln“ (maximale Satzlänge: 17 Wörter). Setzen Sie öfters mal einen Punkt. Die durchschnittliche Satzlänge im Johannesevangelium beträgt 17 Wörter. In der Bildzeitung 12. 11. Roß und Reiter benennen: Man war allgemein der Ansicht Ö Die Delegierten waren der Ansicht. Es gilt nun, die Arbeit anzupacken Ö Pfarrer und Konfirmanden wollen die Arbeit anpacken. 12. Vorsicht mit Adjektiven und Superlativen: Wo ein Adjektiv nicht zwingend ist, ist es falsch! 13. Doppelungen vermeiden: nicht weiße Schimmel, dunkle Ahnungen, aktiv engagiert 14. Konkret schreiben: 25 % der Teilnehmerinnen Ö ein Viertel Viele Möbel standen im Raum Ö Viele Tische, Bänke und Stühle standen im Raum. „Daher ist nun die erste, ja schon für sich allein beinahe ausreichende Regel des guten Stils diese, dass man etwas zu sagen habe: O, damit kommt man weit“ Schopenhauer („Über Schriftstellerei und Stil“) Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Rechtsfragen Gemeindebriefe fallen als periodische Druckwerke unter das Presserecht. Sie müssen ein Impressum enthalten. Hier sehen Sie ein Muster: Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde „Name“ Herausgegeben vom Kirchenvorstand der ev. Kirchengemeinde „Name“ Vorsitz: Name + Anschrift Redaktion: Name (verantwortlich / v.i.S.d.P.), weitere Namen Anschrift der Redaktion: Adresse Druck: Name + Anschrift der Druckerei Anzeigen: Name + Anschrift desjenigen, der für Anzeigen verantwortlich ist (Redaktion oder Druckerei) Wer „verantwortlich“ im Sinne des Presserechtes ist, muss über 21 sein aktives + passives Wahlrecht haben im Geltungsbereich des Grundgesetzes wohnen unbeschränkt geschäftsfähig sein und darf keine Immunität genießen (wie z. B. Parlamentarier). Ö Er / sie ist verantwortlich, dass im Gemeindebrief keine strafbaren Inhalte verbreitet werden. Anzeigen müssen als solche gekennzeichnet sein – durch die Aufmachung oder das Wort „Anzeige“. Urheberrecht Texte und Fotos dürfen nicht ohne Genehmigung verwendet werden. Das gilt genauso für elektronische Medien wie für Printmedien. Recht am eigenen Bild Grundsätzlich: Vom Normalbürger darf ohne Erlaubnis kein Foto veröffentlicht werden. Erlaubt: Teilnehmer einer öffentlichen Veranstaltung; Personen, die nur „Beiwerk“ im Bild sind (z. B. Straßenpassanten), Menschen, die im öffentlichen Leben stehen (Politiker, Sportler, Künstler ... – Kirchenpräsident, Dekan, Pfarrer), Redner einer Veranstaltung. Das Foto muss die Person auch im öffentlichen Zusammenhang zeigen. Caroline von Monaco beim Staatsempfang ist ok, im Bikini in ihrem Garten nicht. Schwierig: Kinder, Behinderte. Mit der Erlaubnis der Erziehungsberechtigten ist man auf der sicheren Seite. Verboten: Porträts, Einzeldarstellungen ohne Genehmigung der betreffenden Person Unethisch: Fotos, die Menschen in ihrer Intimsphäre verletzten oder lächerlich machen. Datenschutz Grundsätzlich ist die Veröffentlichung persönlicher Daten erlaubt, „soweit sie der Erfüllung des kirchlichen Auftrags dienen“. Kasualien, Geburtstage: Namen ja, Anschrift nein Regelmäßig auf Widerspruchsrecht hinweisen! (Mind. 1 mal jährlich, besser in jeder Ausgabe) Kirchenaustritte: Zahlen ja, Namen nein (juristisch ist das zwar u. U. erlaubt, aber ein klarer Beschluss der EKHN spricht dagegen!). Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach Literaturliste Journalismus: Walther von La Roche: Einführung in den praktischen Journalismus List Verlag München Klassiker Wolf Schneider, Paul-Josef Raue Handbuch des Journalismus Rowohlt Taschenbuch Verlag bisschen neuer als La Roche, guter Rundumschlag Jürg Häusermann Journalistisches Texten UVK Verlagsgesellschaft echt hilfreich um besser zu texten Sprache und Stil: Ludwig Reiners Stilfibel Der sichere Weg zum guten Deutsch Verlag C. H. Beck Der Klassiker zum Thema Stil Wolf Schneider Deutsch für Profis Wege zu gutem Stil Goldmann Verlag Die neuere „Stilbibel“, speziell für Journalisten – unterhaltsam und ein absolutes Muss! Gemeindebrief: Gertrud Mürle Werkbuch Gemeindebrief Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik nur Restexemplare, nicht mehr lieferbar? Öffentlichkeitsarbeit: Martin Goldmann, Gabriele Hooffacker Pressearbeit und PR Öffentlichkeitsarbeit mit kleinem Budget für Vereine, Verbände und Selbständige Wilhelm Heyne Verlag München Dieter Herbst Das professionelle 1x1: Public Relations Cornelsen übersichtlich und schnell quer zu lesen Publisher: Winfried Seiwert Microsoft Publisher 2002 Verlag moderne Industrie verständliches und bezahlbares Buch für Einsteiger Forum Gemeindebrief - © Evangelische Öffentlichkeitsarbeit: Annegret Rach