Auf halbem Wege?
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Auf halbem Wege? Die Rolle des Einkaufs aus CEO-Perspektive Exklusive Studie der BrainNet Management Consultants People Creating Connected Solutions Editorial BrainNet Management Consultants GmbH Sven T. Marlinghaus Willy-Brandt-Allee 12 53113 Bonn Germany Tel.: +49 (0) 2 28 / 7 25 37-0 Fax: +49 (0) 2 28 / 7 25 37-37 E-Mail: [email protected] www.brainnet.com Redaktion Maisberger Whiteoaks GmbH www.maisberger.com Inhalt 1. Der Einkauf ist Chefsache – Vielleicht . ....................................... 4 Von Sven T. Marlinghaus, BrainNet 2. Aschenputtel im Einkauf ................................................................. 5 Von Carsten Knop, Frankfurter Allgemeine Zeitung 3. Konzeption und Schwerpunkte der Studie . ............................... 8 4. Methodik . ............................................................................................. 9 5. Die Außenperspektive – Der Einkauf aus Sicht des CEOs ............................................... 10 5.1 Kostensenkung – Steigerung auf höchstem Niveau ..................... 12 5.2 Interne Dienstleistungen – An allen Fronten aktiv . ....................... 13 5.3 Produktdesign – Der Einkäufer als Entwickler ............................. 14 5.4 Einkauf von Innovationen – Motor der Zukunft . ............................ 15 5.5 Risikomanagement – Das neue Paradigma .................................. 16 5.6 Optimierung des Umlaufvermögens .............................................. 18 – Die Handlungsfähigkeit sichern 5.7 Optimierung der Wertschöpfungskette .......................................... 19 – Das grenzenlose Unternehmen 5.8 Steueroptimierung . ........................................................................ 20 – neue Variable in der Wettbewerbsgleichung 5.9 Zwischenfazit – Von Verwaltung zur Gestaltung ........................... 21 6. CLAAS: Warum bei uns der Einkauf Chefsache ist ............... 22 7. Paul Hartmann AG: . ........................................................................ 23 Erfolg dank strategischer Aufstellung 8. BME: Gestaltungsspielräume für den Einkauf ........................ 24 9. Organisatorische Stellung des Einkaufs .................................. 25 10. Berichtswesen – Der Einkauf als Black Box ............................ 28 11. Der Faktor Mensch .......................................................................... 30 – Alarmstufe Rot oder alles im grünen Bereich? 12. Ausblick – Nicht auf halbem Wege stehen bleiben . .............. 32 BrainNet I CEO Studie 1.Der Einkauf ist Chefsache – Vielleicht Von Sven T. Marlinghaus Dass der Einkauf Chefsache ist, wird heute wohl kein Doch ist der Einkauf deswegen bereits Chefsache? Einkäufer bestreiten. Die Frage ist nur, ob der Chef – Die Ergebnisse der vorliegenden Studie erlau- der Chief Executive Officer – das genau so sieht. Auf ben keine eindeutige Antwort. Auf der einen Seite den ersten Blick stehen die Chancen nicht schlecht: sieht das Top-Management die großen strategischen In den letzten fünf Jahren hat der Einkäufer eine Chancen, die der Einkauf bietet – und fordert vom ganze Reihe von Aufgaben übernommen, die weit CPO einen essentiellen Beitrag zur Sicherung der über das klassische Ziel der Kostenreduzierung hin- Unternehmenszukunft. ausgehen. Nicht mehr administrative Tätigkeiten, sonSven T. Marlinghaus dern originär strategische und bereichsübergreifen- Auf der anderen Seite zeigt sich, dass der CEO beim de Fragestellungen bestimmen heute zunehmend die Blick auf den Einkauf eine andere Welt wahrnimmt als Arbeit des Einkäufers. der CPO – was sich darin äußert, dass der Einkauf bei weitem noch nicht über die organisatorischen, Der Aufbau einer umfassenden Sourcing Governance, finanziellen und personellen Ressourcen verfügt, die deren Kern ein effizientes Risikomanagement-System notwendig sind, um die neuen Herausforderungen bildet, der Einkauf von Innovationen und damit die erfolgreich zu bewältigen. Und er hat auch erhebliche Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, die Optimierung Schwierigkeiten dabei, seine Sichtweise dem CEO zu des Umlaufvermögens als Voraussetzung für die vermitteln. finanzielle Schlagkraft oder die Gewährleistung der langfristigen Versorgungssicherheit in Zeiten knapper Die Entwicklung einer gemeinsamen Perspektive auf und volatiler Rohstoffmärkte – das sind die Themen, den Einkauf wird deshalb sowohl für den CEO als auch die auf der Agenda des Chief Procurement Officers für den CPO zum strategischen Imperativ der nächs- stehen. In den nächsten fünf Jahren werden diese ten Jahre. Denn erst wenn beide die gleiche Welt vor Aufgaben nicht nur weiter an Bedeutung gewinnen, Augen haben, wird der Einkauf zur Chefsache werden sondern zu den Kernkompetenzen des Einkäufers und sein volles Potenzial entfalten. gehören. Das erfordert der komplexe, hart umkämpfte globale Markt und das erwartet der CEO von seiner Sven T. Marlinghaus Einkaufsabteilung. Partner, BrainNet Management Consultants BrainNet I CEO Studie 2. Aschenputtel im Einkauf Von Carsten Knop, Ressortleiter Unternehmen, Frankfurter Allgemeine Zeitung In der Berichterstattung über Unternehmen spielen des Kostendrückers. Das prominenteste Beispiel aus nur selten Themen rund um den Einkauf eine Rolle. In Deutschland dürfte in diesem Zusammenhang der der Regel sonnt sich ein Vorstandsvorsitzender, viel- ehemalige VW-Vorstand José Ignacio López de leicht auch noch der Finanzvorstand, im Licht der – Arriortúa sein, der sich in unter den Zulieferern des hoffentlich – guten Zahlen und einer überzeugenden Autoherstellers den Ruf eines gnadenlosen Kosten Strategie. Geht es dem Unternehmen nicht so gut, ist killers erwarb. Mit der Beharrlichkeit eines Sekten zwar häufig von Sparmaßnahmen die Rede. Aber führers soll er die wiederkehrende Kostenreduktion betrachtet wird dabei meist nur ein eventueller quasi zur Heilslehre gemacht haben. Kerngedanke Personalabbau, die Abgabe von Geschäftsfeldern, dieses Konzepts waren Produktivitätszuwächse ohne die Schließung von Fabriken und vielleicht auch eine Investitionen, weil er diese bei den Zulieferern reali- gesellschaftsrechtliche Verbindung mit einem ande- sieren lassen wollte. Der Begriff Lopez-Effekt ist nach ren Unternehmen. Dass ein gut funktionierender Jahren immer noch bekannt, aber als Bezeichnung Einkauf sowohl im Boom als auch in der Krise von für billige und damit oft mangelhafte Bauteile (zum entscheidender Bedeutung ist, um den Schwung zu Beispiel Luftmassenmesser). Vereinfachte Montage halten oder neuen zu bekommen, wird dabei – auch leistungen in der Produktion der Fahrzeuge musste in der Presse – zu häufig übersehen. der Kunde später durch teure Reparaturkosten bezah- Carsten Knop len, etwa die Verlegung des Blinkerrelais beim Golf IV Wenn der Einkauf dann doch einmal in den Blickpunkt in den Warnblinkschalter im Armaturenbrett, wo nach gerät, gibt er besonders interessante Geschichten einem Defekt des Blinkerrelais der komplette Warn her, aber immer nur aus der einseitigen Perspektive blinkschalter erneuert werden musste. BrainNet I CEO Studie Überhaupt sind es noch am ehesten die von ihren leicht seine Position als technologisch führender Zulieferern so besonders abhängigen Autohersteller, Autohersteller aufgibt. die in der Regel unfreiwillig dafür sorgen, dass der Einkauf zum Thema wird. So gelten die amerikani Denn früher zählten Innovation und langfristige Part schen Autokonzerne als die Kunden der Zulieferer, nerschaft mehr als der Preis. Und genau diese ver- die am rigorosesten auf die Kosten achten – was der netzte Zusammenarbeit ist, völlig jenseits der öffent- Qualität der Produkte eher geschadet als genützt hat. lichen Wahrnehmung als Folterknecht der Zulieferer, Das jüngste Beispiel in diesem Zusammenhang ist die Zukunft des Einkaufs. Die Einkaufsabteilung sollte aber der deutsche Vorzeigekonzern BMW – immerhin im Unternehmen in die Produktentwicklung ebenso ein Unternehmen, dessen Zahlen blendend ausse einbezogen werden wie in die Finanzwirtschaft. Denn hen. BMW will sich für die Zukunft rüsten – und hat auf beide Gebiete haben die Entscheidungen des deshalb in guten Zeiten mit einem ehrgeizigen Spar Einkaufs großen Einfluss. Ein enger gegenseitiger programm begonnen. Plötzlich betrachten die Zulie Dialog muss aber auch mit den Lieferanten und nicht ferer, die gerade BMW in der Vergangenheit stets als zuletzt mit der höchsten Führungsebene des Konzerns zuverlässigen Innovationspartner geschätzt haben, gepflegt werden. Der Einkauf wird so zu einem das Unternehmen mit anderen Augen. Denn ein nicht Eckpfeiler einer „Innovationskraft durch Zusammen unwesentlicher Teil der Einsparungen, die der Vor arbeit“, die ob ihrer großen Bedeutung für die Zukunft standsvorsitzende Norbert Reithofer seiner Mann unternehmerischen Handelns in einer globalisierten schaft zum Ziel gesetzt hat, soll über die für die Wirtschaft nicht ohne Grund das Thema des diesjäh- Lieferanten schlechteren Konditionen des Einkaufs rigen Weltwirtschaftsforums in Davos war. hereingeholt werden. Auch innerhalb von BMW wird darüber diskutiert, ob das Unternehmen mit der neuen Denn die Unternehmen schöpfen die kreativen Einstellung gegenüber seinen Lieferanten nicht viel- Möglichkeiten, die sich aus der internen Vernetzung BrainNet I CEO Studie und der mit anderen Firmen, Kunden, Produktions Denn es mangelt auch an soliden Aus- und Weiter stätten oder Forschungseinrichtungen ergibt, noch bildungsmöglichkeiten außerhalb der Unternehmens längst nicht aus. Würden sie es tun, könnten welt, die aus guten Einkaufsmanagern echte High- Kundenideen schneller in Produkte umgesetzt wer- Potentials machen, oder solche anziehen könnten. den, oder intelligent gesteuerte Produktionsanlagen Und dass sich gute Entscheidungen des Einkaufs für immer mehr Produkte (nicht nur für Autos, son- auch sehr positiv auf den Cash-flow, oder die Opti dern zum Beispiel auch für Bekleidung) für zuneh- mierung des Working Capital bis hin zur Verringerung mend individuelle Anfertigungen sorgen. Nicht zuletzt der Steuerlast auswirken können, ist zu wenig könnten Entwicklungsaufgaben für externe Entwickler bewusst. Hier bleiben zu viele Chancen ungenutzt. regelrecht ausgeschrieben werden – womit schon Es geht eben nicht allein darum, Einkaufsrichtlinien eine wichtige Verbindung des Einkaufs mit der Ent einzuhalten oder Einkaufsprozesse zu standardisie- wicklung in der vernetzten Welt genannt wäre. Und ren und ihre Kontrolle zu optimieren. Man kann sich nicht nur in den großen Konzernen könnten sich die vielleicht auch über vollautomatisierte Genehmigungs Mitarbeiter in Blogs und internen Wikis gegenseitig abläufe begeistern; das reicht aber nicht aus, um dem unterstützen, Wissen und Erfahrungen miteinander Einkauf die partnerschaftlich-interdisziplinäre, krea- austauschen. Das könnte nicht zuletzt dem häufig so tive Rolle zu geben, in der er einem Unternehmen am stiefmütterlich behandelten Einkauf nützen. meisten nützen könnte. Denn tatsächlich ist es eher so, dass der Einkauf in Carsten Knop den Unternehmen ein Schattendasein fristet, und Ressortleiter Unternehmen, auch deshalb so selten in den Blickpunkt der Frankfurter Allgemeine Zeitung Öffentlichkeit rückt. Wann schafft es schon einmal ein Einkäufer in die höchsten Führungsämter? Selten. BrainNet I CEO Studie 3. Konzeption und Schwerpunkte der Studie Die vorliegende Studie schließt inhaltlich an die im Vergangenheit und einer Einschätzung der zukünf- Jahr 2007 erschienene Untersuchung „Beyond the tigen Entwicklung lassen sich aussagekräftige Trends Hype – What’s Really Important in Procurement“ an. für die Evolution des Einkaufs ableiten. Welche Darin wurden CPOs europäischer Großunternehmen neuen Aufgaben hat der Einkäufer zu bewältigen über aktuelle und zukünftige Entwicklungen in und welche zusätzlichen Anforderungen ergeben sich ihrem Verantwortungsbereich befragt. Die aktu- daraus? Welche Bedeutung hat die Tätigkeit des elle Untersuchung beleuchtet ebenfalls das Thema CPOs für das Unternehmensergebnis und für zukünf- Beschaffung – nun allerdings aus dem Blickwinkel des tiges Wachstum? Chief Executive Officers. Andererseits sind wir der Frage nachgegangen, ob Mit dieser Studie verfolgen wir mehrere Ziele. der Einkauf im Hinblick auf die zur Verfügung stehen Einerseits gilt es zu ermitteln, welche Anforderungen den Ressourcen, Organisationsstrukturen und Per die CEOs an ihre Einkaufsabteilung heute stel- sonalqualifikationen für die neuen Herausforderungen len. Durch Kombination mit einem Blick in die auch ausreichend munitioniert ist. Ziele der Studie 1 2 Status Quo des Einkaufs aus Sicht des CEOs ermitteln Veränderungen der Rolle des Einkaufs erkennen Zukunftstrends evaluieren 6 Ziele der Studie Divergierende Erwartungshaltungen erkennen 5 Einfluss des Einkaufs auf EBIT und Wachstumsrate analysieren 3 Top-Themen des CEOs identifizieren 4 Quelle: BrainNet Chart 5 BrainNet I CEO Studie 4. Methodik Im Rahmen der Studie wurden mehr als 70 Vorstände, sentieren Konzerne mit mehr als 5 Milliarden Euro Geschäftsführer und Aufsichtsräte (im Folgenden Jahresumsatz. sprechen wir vereinfachend von CEOs) global agieren der deutscher Großunternehmen befragt. Sämtli Die Studie versammelt also zum einen Unternehmen che Befragungen wurden persönlich durchgeführt. mit einem beträchtlichen wirtschaftlichen Gewicht, Durch diese Art der Befragung konnten differenzier- was den Ergebnissen eine substantielle makroöko te Antworten und tiefgreifende Einsichten gewonnen nomische Bedeutung verleiht. Zum anderen sind stra- werden. tegische Entscheidungen dieser Unternehmen richtungsweisend für Entwicklungen in ihren Branchen. Die befragten Unternehmen erwirtschaften gemeinsam ein Umsatzvolumen von 280 Milliarden Euro. Zum Ver Die vorliegende Untersuchung umfasst einen Zeitraum gleich: Eine Volkswirtschaft mit einem Bruttoinlands von zehn Jahren – die wohl turbulentesten Jahre in produkt in dieser Höhe würde weltweit zu den 30 der Geschichte des Einkaufs. Sie zeigt aus der Größten zählen, etwa auf einer Stufe mit Dänemark. Perspektive des CEOs, wie sich das Aufgabenspek trum, die Prioritäten und die professionelle Exzellenz Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen erzie- der Einkaufsabteilung in den letzten fünf Jahren len Umsätze zwischen 500 Millionen und 2,5 Milliarden verändert haben und in den nächsten fünf Jahren ver- Euro. Zehn Prozent der Studienteilnehmer reprä- ändern werden. Jährliches Umsatzvolumen (Billionen EUR) Umfrageteilnehmer nach Industrien Umsatzvolumen der Studienteilnehmer in Mrd. Euro und repräsentierte Branchen Automotive 12% 10% Konsumgüter 23% Energie Finanzdienstleistung 28% 62% 9% 30% 0,5 bis 2,5 IT / Telco / Media 6% 2,5 bis 5 5 oder mehr Gesundheitswesen 4% 8% 8% verarbeitende Industrie Prozessindustrie Quelle: BrainNet BrainNet I CEO Studie 5. Die Außenperspektive – Der Einkauf aus Sicht des CEOs Im Jahr 1983 erschien in der „Harvard Business Herausforderungen gegenüber: Aggressive neue Review“ die Abhandlung „The Globalization of Markets“ Wettbewerber lösen etablierte Marktstrukturen auf. von Theodore Levitt. Damit führte der Autor den Begriff Komplexe Wertschöpfungsnetzwerke ermöglichen zwar der Globalisierung in die wirtschaftswissenschaftliche eine bislang undenkbare Effizienz und Effektivität in Diskussion ein. Levitt untersuchte die Entwicklung der Produktion, bergen aber auch erhebliche Risiken, von multinationalen Konzernen, die in ihren jeweili die einen völlig neuen Ansatz im Risikomanagement gen Märkten unterschiedlich agieren, hin zu globalen erfordern. Unternehmen, die die Welt als einen zusammenhängenden Wirtschaftsraum betrachten. Sein Fokus galt Gleichzeitig sehen sich Unternehmen in den meisten dabei dem Vertrieb. etablierten Industriezweigen mit einer paradoxen Situation konfrontiert: Während die Produktlebens- Mittlerweile ist die Globalisierung alltägliche Realität. zyklen kürzer werden, steigt der Aufwand für die Sie durchdringt nicht nur sämtliche Lebens- und Entwicklung von Innovationen – was zu einer erheb- Wirtschaftsbereiche, sondern hat das Chancen- und lichen Zunahme finanzieller und strategischer Risikenportfolio der meisten Unternehmen grundlegend Risiken führt. Und nicht zuletzt üben Gesetzgeber geändert. Den global operierenden Organisationen und Finanzmärkte durch neue Vorschriften und eröffnen sich auf der einen Seite zusätzliche Be- Renditeforderungen einen erheblichen Druck auf die schaffungs- und Absatzmärkte. Auf der anderen Unternehmen aus. Seite stehen diese Unternehmen aber auch neuen 10 BrainNet I CEO Studie Dies sind die Rahmenbedingungen unter denen der Einige Unternehmen gehen bereits einen Schritt wei- CEO heute die Marktposition seines Unternehmens ter: Von Anfang an beteiligen sie die Zulieferer an der halten und ausbauen muss. Zunehmend sieht er sich Entwicklung neuer Produkte. Durch den Zukauf oder jedoch mit dem Problem konfrontiert, dass die klas- die gemeinsame Entwicklung von Innovationen können sischen Ansätze zur Umsatzsteigerung und Kosten Kosten- aber vor allem auch Geschwindigkeitsvorteile senkung weitgehend ausgereizt sind. erzielt werden – ein wesentlicher Faktor im Kampf um Marktanteile. Es ist deshalb nicht überraschend, dass der Unter nehmenseinkauf in den letzten Jahren zunehmende Diese Beispiele machen deutlich, dass der CEO heute Aufmerksamkeit genießt, denn er ist der wichtigste von seiner Einkaufsabteilung nicht nur die Realisierung Hebel zu einer kurz- und mittelfristigen Rendite von Kostenvorteilen, sondern einen signifikanten optimierung. Beispiel Produktentwicklung: Bis zu 80 Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Prozent der späteren Produktionskosten werden schon Unternehmens erwartet. Fragen des Risiko- und während der Entwicklungsphase festgelegt. Wird der Innovationsmanagements, der Versorgungssicherheit Einkauf bereits in diesem frühen Stadium involviert, oder der finanziellen Steuerung der Wertschöpfungs können Beschaffungskriterien in die Produktentwicklung ketten erweitern damit die Agenda des Einkaufs und mit einfließen, was zu signifikanter Kostenreduktion verändern sowohl sein Profil als auch sein Selbst führen kann. verständnis grundlegend. BrainNet I CEO Studie 11 5.1 Kostensenkung – Steigerung auf höchstem Niveau und für die Gesamtperformance des Unternehmens wichtigsten Aufgaben des Einkaufs. Doch in den letzten fünf Jahren mussten immer mehr Ressourcen eingesetzt werden, um „den letzten Euro“ an Einsparungen zu realisieren: Die Steigerungsmöglichkeiten in diesem relativ weit entwickelten Bereich sind begrenzt und erfordern einen stetig wachsenden Ressourcen einsatz. Die Kostensenkung wird deshalb zwar auch in den nächsten Jahren zu den wesentlichen Aufgaben des Einkaufs gehören, doch um strategische Kostensenkung Kostensenkung Einfluss auf die Unternehmensperformance Die Kostensenkung gehört seit jeher zu den zentralen 100 vor fünf Jahren heute 50 in fünf Jahren 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der Quelle: BrainNet Potenziale zu heben, muss der Einkauf seinen Fokus erweitern. 12 BrainNet I CEO Studie 5.2 Interne Dienstleistungen – An allen Fronten aktiv eine weitere traditionelle Kernaufgabe des Unterneh menseinkaufs. Der Ressourceneinsatz war bereits vor fünf Jahren sehr hoch und ist es nach wie vor. Gleichzeitig sehen die CEOs eine wachsende Bedeutung der Servicefunktion des Einkaufs im Hinblick auf das Gesamtergebnis des Unternehmens. Zu Recht, denn die Verzahnung mit anderen Unternehmens bereichen und die konsequente Orientierung an den Erfordernissen interner Kunden ist die Voraussetzung dafür, dass der Einkauf seine Rolle als unternehmens ServiceService für interne Stakeholder für interne Stakeholder Einfluss auf die Unternehmensperformance Dienstleistungen für andere interne Funktionen sind 100 heute vor fünf Jahren in fünf Jahren 50 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiertnach das Ausmaß der Ressourcenallokation Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer der Studienteilnehmer „Der Einkauf wird zusehends zur General Management Aufgabe und korreliert damit hoch mit dem Einfluss auf den EBIT. …durch diese Korrelation werden die guten Leute in den Einkauf drängen.“ Werner Spinner [ Aufsichtsrat, Altana AG ] Quelle: BrainNet interne Querschnittsfunktion wahrnehmen und damit auch einen strategischen Beitrag leisten kann. BrainNet I CEO Studie 13 5.3 Produktdesign – Der Einkäufer als Entwickler Ralf Hoppe [ Geschäftsführung, Weidmüller Interface GmbH & Co. KG ] Domäne der Entwickler mehr. Dass der Vertrieb durch seine intime Kundenkenntnis wertvolle Impulse für eine erfolgreiche und zielgruppengerechte Produkt entwicklung geben kann, ist inzwischen eine unbestrittene Tatsache. Das frühzeitige Einbeziehen des Ein kaufs in die Produktentwicklung ist dagegen ein relativ neuer Trend und ein Ergebnis des harten Wettbewerbs, der auf der Erlösseite kaum Spielräume bietet. Gleichzeitig werden bis zu 80 Prozent der Produktions kosten bereits in der Entwicklungsphase festgelegt, Produktdesign und -spezifikation Produkt- Design und -Spezifikation Einfluss auf die Unternehmensperformance Das Produktdesign ist schon lange keine reine „Der Einkauf ist durch aktives Managen der globalen Beschaffungsmärkte ein wichtiger „Enabler“ in einem exzellenten Produktentstehungsprozess.“ 100 in fünf Jahren heute 50 vor fünf Jahren 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der Quelle: BrainNet was dem Einkauf die Möglichkeit bietet, über intelligente Einkaufsstrategien die Kosten wesentlich zu Einkaufs im Hinblick auf die Fähigkeit, Einkaufs- und senken und damit Wettbewerbsvorteile zu generieren. Produktionsprozesse zu vernetzen, geführt. In den kommenden fünf Jahren wird dieser Trend seine volle 14 Folgerichtig werden heute für die Mitwirkung des Dynamik entfalten. Die Einbindung des Einkaufs Einkaufs bei der Produktentwicklung bedeutend mehr bereits in der Entwicklungsphase wird dann zur Ressourcen bereitgestellt als noch vor fünf Jahren. Grundvoraussetzung für Produkteinführungen, die Das hat zu einer deutlichen Professionalisierung des einen schnellen Return on Investment erlauben. BrainNet I CEO Studie 5.4 Einkauf von Innovationen – Motor der Zukunft nur dann Premium-Preise erzielt werden, wenn sie sich durch stetige Innovation von der Konkurrenz abheben. Der finanzielle und zeitliche Aufwand, den Unternehmen in reifen Industrien treiben müssen, um Produktinnovationen hervorzubringen, wächst jedoch kontinuierlich. Auf der anderen Seite haben sich die Produktlebenszyklen in den letzten Jahren dramatisch verkürzt. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen nach mehreren „Verschlankungsrunden“ heute gar nicht über die Personalressourcen verfügen, die für eine EinkaufEinkauf von Innovationen von Innovation Einfluss auf die Unternehmensperformance In transparenten Märkten können für Produkte meist 100 Vorlage: 70% heute vor fünf Jahren in fünf Jahren 50 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der Quelle: BrainNet konsequente Innovationserzeugung nötig sind. Wollen Unternehmen diesem Dilemma entkommen, ist es Wertschöpfungsnetzwerk globaler Konzerne ist der eine strategische Notwendigkeit, externe Innovations Unternehmenseinkauf damit fast zwangsläufig in den quellen zu nutzen. Als Schnittstelle zum weltweiten Fokus gerückt. BrainNet I CEO Studie 15 5.5 Risikomanagement – Das neue Paradigma Standardwerk „Die Risikogesellschaft“, werden immer mehr zu blinden Passagieren des Normalkonsums. In der postmodernen Welt gebe es – so seine These – keine Schutzmauern gegen die exponentiell wachsende Anzahl der Risiken. Becks Buch, vor lediglich zwanzig Jahren erschienen, gehört heute bereits in eine historische Zeit: Die Zeit vor dem Zerfall poli- Dr. Christian Ausfelder tischer Machtblöcke, dem Internet, dem Volkssport [ CEO, Atlas F. Weyhausen AG & Co. KG ] Aktienhandel und der Globalisierung. Risikomanagement Risikomanagement Einfluss auf die Unternehmensperformance Gefahren, so schrieb Ulrich Beck in seinem „Für ein schnell wachsendes Mittel standsunternehmen besteht die Heraus forderung im Einkauf darin, die richtigen Partner im Zuliefer markt zu finden und Lieferrisiken in Grenzen zu halten.“ 100 heute in fünf Jahren 50 vor fünf Jahren 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der Quelle: BrainNet Die vergangenen Jahre haben seine Analyse jedoch 16 nicht nur bestätigt, sondern bei weitem übertroffen. führt zu einer Verkettung von Risiken und zu einer Das globale ökonomische System ist heute in einem Potenzierung der Auswirkungen im Eintrittsfall. Um die nie da gewesenen Maße vernetzt, transparent und effi- Risiken, die mit der wirtschaftlichen Tätigkeit verbun- zient. Zu der schier unermesslichen Vielfalt an den sind, zumindest in Ansätzen beherrschbar zu Handlungsoptionen, mit denen die weltweit agierenden machen, haben die Unternehmen in den letzten Jahren Unternehmen jonglieren, gesellt sich jedoch als blinder komplexe Managementsysteme aufgebaut. Und auch Passagier eine ebenso große Vielfalt an Risiken. Denn die Gesetzgeber der Industrieländer haben im Gefolge noch nie war die Wirtschaft so fragil, noch nie haben spektakulärer Skandale und Unternehmenszusam kleinste Schocks derart hohe Wellen geschlagen wie menbrüche reagiert und beispielsweise mit dem heute. Die weltweite Vernetzung und die beinahe KonTraG in Deutschland, dem Sarbanes-Oxley-Act in unbegrenzte Verfügbarkeit von Echtzeit-Informationen den USA oder dem Turnbull-Report in Großbritannien BrainNet I CEO Studie die rechtlichen Anforderungen an das Risikomanage Ressourcen und der erheblichen Professionalisierung ment verschärft. der letzten Jahre wider: Das Risikomanagement wird nach dem Willen der CEOs auch in den nächsten fünf Die Erkenntnis, dass Risikomanagement nicht die Jahren im Einkauf eine zentrale Bedeutung haben und Aufgabe einer Abteilung, sondern ein integraler zu einer der Kernaufgaben des CPOs werden. Bestandteil eines jeden Unternehmensprozesses ist, ließ jedoch lange auf sich warten. Und erst recht das Aus einem weiteren Blickwinkel ist aber bereits heute Verständnis dafür, dass das Risikomanagement in klar, dass der Einkauf nicht nur am Aufbau eines einer integrierten Wirtschaft nicht an den Unter effektiven Risikomanagementsystems arbeiten muss. nehmensgrenzen aufhört, sondern zwangsläufig die Vielmehr gilt es, eine umfassende Sourcing Gover gesamte Wertschöpfungskette umfassen muss. nance einzuführen, die das Risikomanagement mit einem leistungsfähigen Performance-Management- Doch in den letzten fünf Jahren hat sich das Bild geän- System und einer unternehmensweit verbindlichen dert, was sich wohl an keiner Unternehmensfunktion Sourcing Policy, die auf den Compliance-Grundsätzen so deutlich ablesen lässt, wie am Einkauf. Je nach des Unternehmens beruht, integriert. Branche verantwortet der Einkauf als Manager der externen Wertschöpfung bis zu 70 Prozent der Unter Dies impliziert nicht zuletzt auch die Öffnung gegen nehmenskosten – und trägt damit auch einen exorbi- über Bereichen, die bislang häufig weder für den tanten Anteil an den Unternehmensrisiken. Diese Einkäufer noch für den Risikomanager eine wichtige Erkenntnis hat die CEOs veranlasst, das Risiko Rolle gespielt haben – hier wird insbesondere die management im Einkauf und seine Auswirkungen auf Beachtung ethischer und ökologischer Standards bei die Gesamtperformance radikal zu überdenken. Das der Gestaltung und Umsetzung der Einkaufsstrategie spiegelt sich nicht nur in der massiven Allokation von stark an Bedeutung gewinnen. BrainNet I CEO Studie 17 5.6 Optimierung des Umlaufvermögens – Die Handlungsfähigkeit sichern Optimierung des Umlaufvermögens „Der Einkauf hat einen sehr hohen Einfluss auf die Profitabilität. Schnelle und nachhaltige Ergebnisse von Projekten im Einkauf haben positive Auswirkungen auf den EBIT, den Cash Flow, die Innovation und das Image eines Unternehmens.“ Harald Schwendner [ Deputy CEO, Honsel GmbH & Co. KG ] ist Geschwindigkeit: Nur wer strategische Chancen schnell wahrnehmen kann, ist langfristig handlungsund konkurrenzfähig. Die Voraussetzung der wirtschaft lichen Handlungsfähigkeit ist finanzielle Liquidität. Die Reduktion des Working Capital setzt gebundenes Kapital frei, verbessert die Liquidität und wirkt positiv Optimierung des Umlaufvermögens Einfluss auf die Unternehmensperformance Ein wichtiges Kennzeichen des globalen Wettbewerbs 100 heute vor fünf Jahren in fünf Jahren 50 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad auf den Wert des Unternehmens. Sie ist deshalb ein wichtiger Aspekt auf der Agenda der Unternehmens 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der führung. Der Einkauf hat durch die Mitverantwortung Quelle: BrainNet für das Kreditoren- und Bestandsmanagement direkten Einfluss auf zwei der wichtigsten Elemente des Bereinigung und Standardisierung der Lieferanten Umlaufvermögens. Es ist deshalb folgerichtig, dass portfolios und erste Supplier Financing Ansätze bis hin die befragten CEOs eine massive Mitwirkung des CPO zu modernen Logistikmethoden wie etwa Konsigna bei der Optimierung des Working Capital fordern. tionslager und Vendor Managed Inventory, sind eine Reihe von Neuerungen umgesetzt worden. Dennoch 18 In den letzten fünf Jahren hat der Einkauf hier bereits wird die Optimierung des Umlaufvermögens auch erhebliche Anstrengungen unternommen: Von der Ein in den nächsten Jahren eine Top-Aufgabe des CPO führung effektiverer Monitoring-Systeme, über die bleiben. BrainNet I CEO Studie 5.7 Optimierung der Wertschöpfungskette – Das grenzenlose Unternehmen Vernetzung ist die Tatsache, dass heute nicht mehr Unternehmen, sondern ganze Wertschöpfungsketten im Wettbewerb miteinander stehen. Dies hat weit reichende Konsequenzen für die Managementstrukturen im Unternehmen: Zentrale Prozesse wie Finanzierung, Risiko- und Innovationsmanagement, Qualitäts- und Logistikplanung oder die Sicherstellung der umfassenden Compliance erfordern einen Ansatz, der über die Grenzen der eigenen Organisation hinaus reicht. Geht man davon aus, dass die Integration innerhalb Optimierung der Wertschöpfungskette Optimierung der Wertschöpfungskette Einfluss auf die Unternehmensperformance Eine unmittelbare Folge der fortschreitenden globalen 100 heute vor fünf Jahren in fünf Jahren 50 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der Quelle: BrainNet der Zulieferketten sich in den nächsten Jahren weiter verstärkt, wird das Management der unternehmens Pflicht, eine optimale Steuerung der Wertschöpfungs übergreifenden Prozesse eine ähnlich kritische Rolle ketten zu gewährleisten und sind auch bereit, erheb- spielen, wie die Steuerung interner Abläufe. Folgerich liche Ressourcen einzusetzen, um hier einen hohen tig sehen die befragten CEOs den Einkäufer in der Professionalisierungsgrad zu erreichen. „Bei auch zukünftig eher noch abnehmender Wertschöpfungstiefe im Unternehmen und gleichzeitiger Globalisierung der Lieferantenbasis wird das Managen der gesamten Wert schöpfungskette an Wichtigkeit erheb lich zunehmen. Stärker als bisher wird der Einkauf in die gesamte Wert schöpfungskette involviert sein und zwar von der Produktidee bis hin zur Auslieferung des letzten Ersatzteils.“ Thomas Klatt [ Mitglied der Geschäfts führung, Claas KGaA mbH ] BrainNet I CEO Studie 19 5.8 Steueroptimierung – neue Variable in der Wettbewerbsgleichung die staatlichen Rahmenbedingungen nicht invariant sind. Das macht den Wettbewerb zwar komplexer, bietet aber global agierenden Unternehmen die Möglichkeit, durch geschicktes Management Vorteile zu generieren. Ein ganz wesentlicher Teil dieser Rahmenbedingungen, mit zum Teil erheblichen Abweichungen, betrifft die Unternehmensbesteuerung. Das Unternehmen, das seine Waren- und Finanzströme so organisiert, dass eine möglichst geringe Steuerlast anfällt, verschafft sich einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil. Steueroptimierung Steueroptimierung Einfluss auf die Unternehmensperformance Ein Kennzeichen des globalen Wettbewerbs ist es, dass 100 in fünf Jahren 50 heute vor fünf Jahren 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Prozessqualität / Reifegrad 80 90 100 die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Ressourcenallokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer Studienteilnehmer der Quelle: BrainNet Unterscheiden sich die Steuersätze in zwei Ländern, sen Spielräumen verbunden, da diese Preise nicht in denen ein Unternehmen wirtschaftet, so ergeben auf einem offenen Markt gebildet werden. Für die sich daraus Gestaltungsspielräume – das Zauberwort Nutzung dieser Spielräume ist Expertenwissen im heißt „Verrechnungspreise“. Es bezeichnet jene Bereich des internationalen Steuerrechts erforder- Preise, die innerhalb verbundener Unternehmen für die lich. Dieses Wissen war im Einkauf bisher kaum Bewertung von Waren und Dienstleistungen bei deren vorhanden. Da jedoch die Revision der nationalen Weitergabe herangezogen werden. Mit ihrer Hilfe las- Finanzbehörden ein immer strengeres Auge auf sen sich Gewinne oder Verluste über Ländergrenzen den korrekten Einsatz und die Dokumentation von transferieren. Verrechnungspreisen legt, ist es nicht nur vorteilhaft sondern zwingend erforderlich, dass der Einkauf Die Ermittlung dieser Preise bleibt trotz eines exis- seine Expertise diesbezüglich erweitert. tierenden rechtlichen Rahmens jedoch mit gewis- 20 BrainNet I CEO Studie 5.9 Zwischenfazit – Von Verwaltung zur Gestaltung verdeutlicht, wie es um die Erwartungen der Unter nehmensleitung an ihre Einkäufer steht. Gefragt sind nicht mehr ausschließlich Spezialisten für kostengünstige Beschaffung sondern Generalisten, die das Unter nehmen in seiner Gesamtheit überblicken und strategische Weichenstellungen vornehmen können. Einfluss auf die Einfluss Einfluss auf auf die die Unternehmensperformance Unternehmensperformance Unternehmensperformance Schneller, höher, weiter – das Motto aus dem Sport Der Einkauf wandelt sich – und diese Entwicklung ist Jahren vor allem als Risiko- und Innovationsmanager bewähren müssen. Und damit erhält er einen festen Platz bei der Gestaltung der Gesamtstrategie des Unter nehmens. Der Erfolg seiner Arbeit wird – hier sind sich Einfluss auf die Einfluss Einfluss auf auf die die Unternehmensperformance Unternehmensperformance Unternehmensperformance tensenkung wird sich der Einkäufer in den nächsten 100 100 90 Service für interne 100 90 Service für interne Stakeholder 80 Stakeholder 90 Service für interne Kosten80 Stakeholder Kostensenkung 70 80 senkung Kosten70 Einkauf von 60 senkung Einkauf von Optimierung Innovation 70 60 Optimierung Innovation des UmlaufEinkauf von 50 des Umlauf60 vermögens Optimierung Innovation 50 vermögens des Umlauf40 50 Steuervermögens Optimierung der 40 Steueroptimierung Optimierung der 30 Wertschöpfungskette 40 optimierung Steuer30 Wertschöpfungskette Optimierung der optimierung 20 30 Wertschöpfungskette Produktdesign 20 Risikomanagement Produktdesign und -spezifikation 10 20 Risikomanagement und -spezifikation 10 Produktdesign Risikomanagement 0 und -spezifikation 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0Prozessqualität 10 20 30 // Reifegrad 40 50 60 70 80 90 100 Prozessqualität Reifegrad Prozessqualität / Reifegrad Service für interne Service für interne Stakeholder noch lange nicht abgeschlossen, wie die vorliegende Studie zeigt. Neben der klassischen Disziplin der Kos Die Aufgaben des Einkaufs aus Sicht des CEOs vor fünf Jahren die befragten Top-Manager einig – einen signifikanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben. Stakeholder Service für interne 100 Heute 100 Risikomanagement Stakeholder 90 Risikomanagement 100 90 Optimierung der Risikomanagement 80 Optimierung der 90 Wertschöpfungskette 80 Wertschöpfungskette Optimierung der 70 80 Wertschöpfungskette 70 Produktdesign 60 Produktdesign und -spezifikation 70 Optimierung 60 und -spezifikation Produktdesign Optimierung des Umlauf50 60 und -spezifikation des Umlaufvermögens Optimierung Einkauf von 50 vermögens des UmlaufEinkauf von Innovation 40 50 vermögens Innovation 40 SteuerEinkauf von 30 Steueroptimierung Innovation Kosten40 Kosten30 senkung optimierung Steuer20 senkung Kosten30 optimierung 20 senkung 10 20 10 0 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0Prozessqualität 10 20 30 // Reifegrad 40 50 60 70 80 90 100 Prozessqualität Reifegrad Prozessqualität / Reifegrad Doch inwieweit es dem Einkauf gelingen wird, die hohen Anforderungen des CEOs zu erfüllen, hängt von personellen, strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen ab. Welche dieser Voraussetzungen heute schon gegeben sind und wo der größte Hand lungsbedarf besteht – diesen Fragen gehen die folgenden Kapitel nach. BrainNet I CEO Studie Einfluss auf die Einfluss Einfluss auf auf die die Unternehmensperformance Unternehmensperformance Unternehmensperformance In fünf Jahren Service für interne Service für interne Stakeholder Stakeholder Service für interne Stakeholder 100 100 Risikomanagement 90 Risikomanagement 100 90 Produktdesign Risikomanagement 80 90 Produktdesign und -spezifikation Kosten80 und -spezifikation Kostensenkung Produktdesign 70 80 senkung und -spezifikation Kosten70 Optimierung 60 senkung Optimierung 70 des Umlauf60 des Umlaufvermögens Optimierung 50 Steuer60 vermögens des Umlauf50 Steueroptimierung vermögens 40 optimierung 50 SteuerEinkauf von 40 optimierung Einkauf von Innovation 30 40 Optimierung der Innovation 30 Einkauf von Optimierung der Wertschöpfungskette 20 Innovation 30 Wertschöpfungskette 20 Optimierung der 10 Wertschöpfungskette 20 10 0 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 0Prozessqualität 10 20 30 // Reifegrad 40 50 60 70 80 90 100 Prozessqualität Reifegrad Prozessqualität / Reifegrad vor fünf Jahren vor fünf Jahren vor fünf Jahren „Die Bedeutung des Einkaufs für eine erfolgreiche Unter nehmensentwicklung wird weiter zunehmen.“ Günther Waßner [ Member of the Managing Board, Rosen Eiskrem / Nestlé Schöller ] heute heute heute in fünf Jahren in fünf Jahren in fünf Jahren Die Kreisgröße reflektiert das Ausmaß der Ressourcen allokation nach Einschätzung der Studienteilnehmer 21 6. CLAAS: Warum bei uns der Einkauf Chefsache ist Mit der Übernahme von Renault Agriculture, der Anforderungen der Kunden und des Unternehmens Landmaschinensparte von Renault, im Jahr 2003 direkt an die Lieferanten. begann für CLAAS eine neue Zeitrechnung. Wir stan- Thomas Klatt Josip Tomasevic den vor der Herausforderung, nicht nur zwei große, Unsere Einkäufer sind mehr als geschickte Verhandler. international agierende Unternehmen zusammenzu- Sie sind Netzwerker und Kommunikationsprofis sowohl führen, sondern durch die Verschmelzung von zwei nach außen zu den Lieferanten, als auch nach innen Unternehmens- und Managementkulturen Kompeten ins Unternehmen – eine Aufgabe die Kreativität, fach- zen zu bündeln und Synergien zu heben. Schnell liches und multidisziplinäres Know-how, strategisches haben wir erkannt, dass auch der Einkauf dabei eine Gespür und Unternehmergeist erfordert. Damit ist der entscheidende Rolle spielen muss und dass wir eine Konzerneinkauf ein wichtiger Impulsgeber für die Inte schlagkräftige, gruppenweite Einkaufsorganisation gration des Unternehmens. Deshalb ist der Einkauf brauchen. bei CLAAS Chefsache. An der Spitze der neu aufgebauten Organisation steht Die enge Zusammenarbeit und der intensive Austausch bei uns das Corporate Supply Council. Dieses Gre zwischen der Unternehmensführung und unseren mium definiert die grundsätzliche Beschaffungs Procurement Experten waren entscheidend dafür, die strategie und bewertet funktions- und standortüber- Transformation des Konzerneinkaufs zu einer Erfolgs greifend alle wesentlichen Einkaufsentscheidungen. geschichte zu machen. Der Gewinn des BME-Preises Der Sprecher des Councils berichtet direkt an die für innovative Leistungen und Konzepte im Einkauf Geschäftsführung. Damit hat sich der Einkauf in unse im Jahr 2007 zeigt uns, dass wir auf dem richtigen rem Unternehmen vom Warengruppenmanager zu Weg sind. einer Schlüsselfunktion für das Management von Technologien gewandelt. Durch den Aufbau strategischer Partnerschaften mit unseren Top-Lieferanten Thomas Klatt und deren frühzeitige Einbindung in den Entwicklungs- Geschäftsführer, Claas KGaA mbH und Produktionsprozess können wir sowohl Kosten 22 senkungs- als auch Innovationspotenziale voll aus- Josip Tomasevic schöpfen. Auf der anderen Seite adressiert er die Leiter Konzerneinkauf, Claas KGaA mbH BrainNet I CEO Studie 7. Paul Hartmann AG: Erfolg dank strategischer Aufstellung Wir haben unseren Einkauf organisatorisch neu aus Die Tatsache, dass unser Einkauf direkt an den gerichtet. Innerhalb unserer weltweiten Unternehmens Vorstand berichtet, unterstreicht seine Bedeutung für gruppe hat der Einkauf einen Werthebel von ca. die gesamte Unternehmensgruppe. Der Einkaufsleiter 60 Prozent, gemessen am Gesamtumsatz. Dieser ent- ist Prozessverantwortlicher sämtlicher Einkaufsthemen scheidende Wertbeitrag entsteht durch den hohen inklusive der Lieferanten-Qualifizierung. Erst diese Materialanteil unserer Produkte, den zunehmenden starke Position und die enge Vernetzung mit den wich- Trend zum Outsourcing sowie die Service-Dienstleis tigsten Entscheidungsgremien der Organisation schaf- tungen und die Nichtproduktionsmaterialien. fen die Voraussetzungen dafür, dass der Einkauf seine strategischen Herausforderungen bewältigen kann. Unser Unternehmen operiert im prosperierenden aber In Zukunft sehen wir den Einkauf noch mehr in der hart umkämpften Gesundheitsmarkt, welcher durch Ergebnisverantwortung für unser Gesamtunternehmen seine Regulierungen einem erheblichen Wettbewerb als heute. Dies bezieht sich unter anderem auf unterliegt. Hieraus resultiert ein extremer Preisdruck. Sourcing-Entscheidungen in Form von „make or buy“ Um in diesem Markt langfristig erfolgreich zu sein, sowie die Auswahl der richtigen Partner. Dr. Felix Fremerey müssen wir unsere Profitabilität kontinuierlich verbessern. Die Steigerung der Netto-Umsatzrendite ist daher Nur ein gut ausgebildeter, schlagkräftiger, internatio- die zentrale Aufgabe für unsere Einkaufsabteilung. nal ausgerichteter und entsprechend positionierter In den vergangenen Jahren haben wir durch neue Einkauf kann im heutigen Beschaffungsmarkt etwas Strategien und Instrumente wie E-Commerce, Reverse erreichen. Die entsprechende Positionierung und unein Auctions, Ausschreibungsplattformen, interne und geschränkte Unterstützung innerhalb der Unter externe Wertanalysen, target costing sowie Bündelung nehmensgruppe sind dafür unabdingbare Voraus von Aufträgen bereits einen wesentlichen Beitrag zur setzungen. Peter Halbauer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit leisten können. Dies gilt es durch weitere Internationalisierung, Dr. Felix Fremerey Initiierung von Werttreiber-Projekten und noch aus Vorstand für Product Supply Management gefeiltere Methoden weiter auszuschöpfen und bestmöglich zu nutzen. Peter Halbauer Leiter weltweiter strategischer Einkauf BrainNet I CEO Studie 23 8. BME: Gestaltungsspielräume für den Einkauf Der Einkauf ist maßgeblich für das Unternehmens und sicherheitsrelevante Aspekte zu analysieren, um ergebnis verantwortlich. Kein anderer Unternehmens die Produkt- und Leistungsqualität des Unternehmens bereich verfügt über derartig viele Möglichkeiten und jederzeit aufrecht erhalten zu können. Stellhebel zur Steigerung der Umsatzrendite. Der Dr. Holger Hildebrandt Anteil der Beschaffungskosten an den Gesamtkosten Die Globalisierung vernetzt Unternehmen mit immer liegt in der industriellen Fertigung im Durchschnitt bei neuen Wertschöpfungspartnern. Das Management weit über 50 Prozent, in manchen Branchen gar über weltweit angesiedelter Lieferanten, sei es in Tschechien, 70 Prozent. Daraus resultiert eine nachhaltige Hebel Lettland, Brasilien oder China, beginnt nicht erst mit wirkung auf den Gewinn. Unternehmen wie Audi und der Warenannahme. Prozesse müssen zuvor im eige- VW haben den bedeutenden Einfluss des Einkaufs nen Haus auf- und durchgesetzt werden, um dann das ergebnisses auf die Performance des Gesamtkonzerns erforderliche Maßnahmenpaket über die globale über eigene Ressorts im Vorstand verankert. Supply Chain hinweg entsprechend den eigenen Qualitätsanforderungen steuern zu können. Diese Um Potenziale gezielt auszuschöpfen, ist es ratsam, Komplexität lässt sich nur schwer durch dezentrale den strategischen Einkauf mit umfassenden Gestal Strukturen und zersplitterte Verantwortungsbereiche tungsspielräumen für bereichsübergreifende Maß beherrschen. nahmen innerhalb des Unternehmens sowie für marktgerichtete Aktivitäten auszustatten und diesbezügliche Handelsorientierte Unternehmen machen es seit langem Kompetenzen zu übertragen. vor: Hier finden wir entsprechend der Bedeutung des Einkaufs zahlreiche Einkaufsvorstände. Die Industrie ist Reduzierte Fertigungs- und Komplexitätstiefen erhö- gut beraten, sich entsprechend aufzustellen. hen die Fremdbezugsanteile – und damit auch die 24 Chancen und Risiken. Es gilt, vielschichtige Prozesse Dr. Holger Hildebrandt hinsichtlich Qualität entlang der Supply Chain zu Hauptgeschäftsführer beherrschen. Dazu gehört auch, Gesamtkosten trans- Bundesverband Materialwirtschaft, parent zu machen, Flexibilitätskorridore zu schaffen Einkauf und Logistik e.V. (BME) BrainNet I CEO Studie 9. Organisatorische Stellung des Einkaufs Gerade der Blick in die Zukunft zeigt, wie anspruchs- dass der Einkauf heute einen festen Platz auf der voll die Anforderungen sind, die der CEO an sei- Agenda des Top-Managements hat: In acht von zehn nen obersten Einkaufsverantwortlichen, den Chief Pro Unternehmen berichtet der oberste Einkaufsleiter curement Officer stellt: In vielen Punkten sprengen direkt an den CEO. sie in radikaler Weise den klassischen Aktionsradius der Einkaufsabteilung. Damit der CPO diese Heraus Indes bleiben die Gestaltungsfreiräume und die forderungen erfolgreich bewältigen kann, ist er auf hierarchischen Kompetenzen des Einkaufs im Ver eine entsprechende Ausstattung mit organisatorischen gleich zu anderen Unternehmensfunktionen begrenzt: und personellen Ressourcen angewiesen. Doch wie In lediglich acht Prozent der untersuchten Unternehmen steht es heute um diese Ressourcen und inwieweit ist der CPO Mitglied des Vorstandes oder der sind die Unternehmensstrukturen dem veränderten Geschäftsführung. Aufgabenprofil angepasst worden? Diese Beschränkung wird auch durch einen Blick auf Blickt man auf die Organisationsstrukturen in den die Kompetenzen und die Durchgriffsmacht des CPOs Unternehmen der befragten CEOs, fällt zunächst auf, bestätigt: Zwar ist er in der Regel für den gesamten Organisatorische Stellung des CPO Organisatorische Stellung des CPOs Ja Ist Ihr CPO ein Mitglied des Vorstands? Nein 8% 92% Berichtet Ihr CPO direkt an Sie? 19% 81% Ist Ihr CPO für den Einkauf von direkten Materialien verantwortlich? 87% Ist Ihr CPO für den Einkauf von indirekten Materialien verantwortlich? 64% Trägt Ihr CPO die Verantwortung für die Gesamtausgaben des Unternehmens? 13% 36% 85% Darf Ihr CPO bindende Richtlinen für alle Mitarbeiter erlassen? 66% 15% 34% Quelle: BrainNet BrainNet I CEO Studie 25 Einkauf direkter Materialien verantwortlich und hat Richtlinienkompetenz – Voraussetzungen, die heute auch die Hoheit über die regionalen Einkaufsprozesse. nicht immer gegeben sind. Die Beschaffung indirekter Leistungen (beispielsweise Marketing- oder Beratungsleistungen) liegt jedoch Auch im Hinblick auf die frühzeitige Einbindung des nur in zwei von drei Fällen in seiner Hand. Ebenso Einkaufs in zentrale Prozesse besteht gravierender hat der CPO nur in zwei von drei Unternehmen die Nachholbedarf: Möglichkeit, für die gesamte Belegschaft bindende Richtlinien zu erlassen. So geben 70 Prozent der befragten CEOs an, dass der Einkauf nicht systematisch in bereichsübergrei Diese Ergebnisse zeigen bereits deutlich das Miss fende Teams eingebunden ist. In der Forschungs- und verhältnis zwischen den neuen Aufgaben des CPOs Entwicklungsphase wird der Einkauf lediglich in jedem und den ihm zur Verfügung stehenden Hand vierten Unternehmen involviert. lungsoptionen: Die Steuerung übergeordneter und bereichsübergreifender Prozesse wie Risiko-, Finanz- Die organisatorische Realität steht hier in offensicht- und Innovationsmanagement oder die konsequente lichem Widerspruch zu den Aufgaben, die der CPO Umsetzung von Compliance-Kriterien erfordern sowohl bereits heute, vor allem aber in den nächsten Jahren, den Zugriff auf das gesamte Spektrum des Einkaufs erfüllen soll: Die massiv zunehmende Bedeutung des als auch eine starke hierarchische Position mit Risiko- und Finanzmanagements, der Optimierung des Organisatorische Stellung der Einkaufsabteilung Organisatorische Stellung der Einkaufsabteilung Ist Ihre Einkaufsfunktion systematisch in cross-funktionalen Teams mit deren Key-Stakeholdern eingebunden? Ist der Einkauf an R&D Prozessen beteiligt? Ja Nein 30% 70% 25% Ist der Einkauf in Prozesse der Anforderungsspezifikationen involviert? Unterscheiden Sie zwischen operativem, taktischem und strategischem Einkauf? 75% 70% 13% 30% 87% Quelle: BrainNet 26 BrainNet I CEO Studie Produktdesigns, der Beschaffung von Innovationen wie es beispielsweise im Vertrieb üblich ist. Es ist und die Rolle des Einkäufers als interner Dienstleister kaum überraschend, dass die CPOs ihren Verantwor- erfordern eine enge und vor allem frühzeitige Ver tungsbereich in einem ganz anderen Licht sehen. zahnung des Einkaufs mit anderen Funktionen des Daraus erwächst eine dringende Forderung an den Unternehmens. CPO, seinen Verantwortungsbereich gegenüber dem CEO umfassend und transparent darzustellen. Anders Welche Gründe gibt es dafür, dass die organisato- gesagt: Will der CPO in Zukunft seine Aufgaben effek- rischen Voraussetzungen des Einkaufs seinen neuen tiv erfüllen, muss er zum Marketier in eigener Sache Aufgaben nicht angemessen sind? Natürlich benöti- werden. gen Veränderungsprozesse eine gewisse Zeit. Den noch belegt die Studie, dass es einen weiteren Grund für diese Diskrepanz gibt: Die unterschiedlichen Perspektiven, die CEOs und CPOs auf den Einkauf haben. Obwohl die CEOs ihren CPO bei der Lösung strategischer Aufgaben zunehmend in die Pflicht nehmen, Der Einkauf aus der Sicht der CEOs und der CPOs Strategische Funktion / Wertehebel Akzeptierter Partner / Ausgabenverantwortung (direkt & indirekt) 100% 100% 23% 34% sehen fast 40 Prozent von ihnen den Einkauf als eine 38% rein administrative Funktion. Dagegen betrachtet nicht einmal jeder vierte CEO den Einkauf als einen Partner Servicefunktion 41% auf Augenhöhe. Dieser eingeschränkte Fokus auf die Strukturen im Einkauf äußert sich auch in der Tatsache, dass 87 Prozent der befragten Unternehmensverant wortlichen nicht zwischen operativen, taktischen und strategischen Prozessen im Einkauf unterscheiden, BrainNet I CEO Studie 24% Admininstrative Funktion / Procure-to-Pay 16% 15% 9% Sicht der CPOs vs. Sicht der CEOs 27 10.Berichtswesen – Der Einkauf als Black Box Beim Blick auf die Kommunikation zwischen dem CEO Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings, dass der und dem CPO wird deutlich, dass der Einkauf noch Einkauf dafür Reporting-Methoden und Instrumente einen langen Weg in Richtung Transparenz zurück entwickelt, die den auf Vorstandsebene üblichen Stan legen muss. Wie anders ist es zu erklären, dass nur dards entsprechen. ein Viertel aller befragten CEOs einen monatlichen Bericht über die Performance ihrer Einkaufsabteilung Ein weiterer Beleg für die vorherrschende Intranspa erhalten? Hier liegt jedoch auch eine große Chance renz ist die Tatsache, dass zwar 81 Prozent aller für den Einkäufer: Wenn es ihm gelingt, ein Berichts befragten CEOs die Einsparungen beziffern können, wesen zu etablieren, das dem Vorstand Hilfestellungen die ihr Einkauf generiert. Diese Zahl wird jedoch da- für die strategische Unternehmensführung bietet, ver- durch relativiert, dass nur 13 Prozent die Auswirkungen bessert er sein Standing in der Organisation und kann der Leistungen ihres Einkaufs auf den EBIT quantifi- zugleich mehr Unterstützung für seine wachsenden zieren und somit den direkten Beitrag des Einkaufs Aufgaben erwarten. zur Gesamtperformance messen können. Performance und Spend Management (1) Performance und Spend Management (1) Erhalten Sie einen monatlichen Bericht über die Performance Ihres Einkaufs? Ja Nein 25% 75% Können Sie die durch Ihre Einkaufsabteilung erzielten Einsparungen quantifizieren? Können Sie die Auswirkungen der Performance Ihrer Einkaufsabteilung auf den EBIT Ihres Unternehmens quantifizieren (Wertbeitrag)? 81% 13% Messen Sie die Performance Ihres Einkaufs auf Basis multidimensionaler KPIs? Sind Ihre Gesamtausgaben transparent? 19% 87% 30% 11% 70% 89% Quelle: BrainNet 28 BrainNet I CEO Studie Auch beim Performancemanagement gibt es in der wie es um die Compliance ihrer Einkaufsprozesse Einkaufsabteilung offensichtlichen Nachholbedarf: steht. Nur 30 Prozent der Unternehmen nutzen multidimen sionale KPIs (Schlüsselindikatoren), um die Perfor Die deutliche Diskrepanz zwischen den zunehmend mance ihres Einkaufs zu messen. Überraschend strategischen Aufgabenstellungen des Einkaufs und schlecht ist es auch um die Sichtbarkeit der Gesamt seiner mangelhaften organisatorischen Fundierung ausgaben bestellt – lediglich elf Prozent der CEOs ist bereits erwähnt worden. Diese Beobachtung wird haben die Höhe der Gesamtausgaben im Blick. dadurch bestätigt, dass lediglich zwei Drittel der Befragten die Einkaufsstrategie ihres Unternehmens Angesichts der unternehmenskritischen Bedeutung, kennen. Und es ist nicht einmal jedes zweite Unter die in den letzten Jahren dem Thema Compliance nehmen, in dem die Einkaufsstrategie auf die Unter zuteil wird, ist auch die Tatsache alarmierend, dass nehmensstrategie abgestimmt ist. über die Hälfte der befragten CEOs nicht wissen, Performance und Spend Management (2) Performance und Spend Management (2) Ja Bewerten Sie Ihre Zulieferer? Nein 45% Kennen Sie Ihre Compliance-Rate? 55% 51% Kennen Sie Ihre Einkaufsstrategie? 49% 64% Ist Ihre Einkaufsstrategie mit Ihrer Unternehmensstrategie abgestimmt? 49% 36% 51% Quelle: BrainNet BrainNet I CEO Studie 29 11. Der Faktor Mensch – Alarmstufe Rot oder alles im grünen Bereich? 7.200 Euro stellen deutsche Unternehmen im Durch Dabei versprechen Investitionen in die Qualifizierung schnitt pro Jahr für die Qualifizierung jedes Vertriebs des Einkaufs eine dreifache Rendite: Erstens liegen mitarbeiters zur Verfügung. Die Verkäufer rangieren im Einkauf enorme Potenziale zur Optimierung von damit am obersten Ende der Fortbildungsbudgets. Am Unternehmensprozessen und damit zu höherer Renta anderen Ende der Skala steht der Einkauf, dem für die bilität und Wettbewerbsfähigkeit. Ein strategisches Weiterbildung durchschnittlich gerade einmal 876 Euro Qualifizierungsprogramm ist – zweitens – ein überzeu- jährlich pro Mitarbeiter zur Verfügung stehen. gendes Argument im immer schärferen Talentwett bewerb, dem der Einkauf sich zunehmend stellen Es ist offensichtlich, dass strategische Qualifizie- muss. Und schließlich profitiert langfristig die Unter rungskonzepte mit diesem Budget nicht zu realisieren nehmensführung auch in personeller Hinsicht, indem sind. Dabei wären sie, in Anbetracht des sich rasant sie kompetente Nachfolger aus Reihen des Einkaufs verändernden Aufgabenspektrums im Einkauf, drin- rekrutieren kann. Dadurch, dass sich der Einkauf gend geboten: Im Rahmen der von BrainNet im Jahr zunehmend zur Querschnittsfunktion über alle Unter 2007 durchgeführten Studie QUEST (Qualification, nehmensbereiche entwickelt, wachsen hier Führungs Education and Strategy) sollten CPOs die Qualifikation kräfte heran, die den notwendigen Weitblick und die ihrer Mitarbeiter einschätzen. Das Ergebnis war alar- multidisziplinäre Denkweise für die Übernahme von mierend: Ohne Weiterbildungsmaßnahmen, so der Schlüsselpositionen im Unternehmen mitbringen. Der Ausblick der CPOs, wird die Hälfte der Mitarbeiter Einkauf wird damit erstmals zum Karrieresprungbrett innerhalb der nächsten drei Jahre den wachsenden für Top-Leute. Anforderung nicht mehr gewachsen sein. 30 BrainNet I CEO Studie Die CPOs – so die Kernaussage von QUEST – sehen Auch in Hinblick auf die Mitarbeiterqualifizierung dringenden Handlungsbedarf in der Mitarbeiter steht der CPO deshalb in der Pflicht, die Trends und qualifizierung. Wie aber schätzen die befragten CEOs Anforderungen in seinem Verantwortungsbereich diese Situation ein? Hier zeigt sich ein gänzlich ande- gegenüber dem CEO transparent zu machen und mit res Bild. 87 Prozent der Befragten halten das Quali messbaren Kriterien zu hinterlegen. Mit Blick auf die fikationsniveau ihrer Einkäufer für ausreichend. Nur bereits mehrfach angesprochenen Fragen der ange- ein Viertel aller Unternehmen verfügt über strategische messenen Ressourcenausstattung zeigt sich immer Weiterbildungsprogramme. Und einen Mangel an deutlicher, dass die Zukunft des Einkaufs maßgeb- qualifizierten Mitarbeitern im Einkauf befürchten ledig- lich davon abhängt, ob es dem CEO und dem CPO lich 13 Prozent der CEOs. gelingen wird, eine gemeinsame Perspektive auf den Einkauf zu entwickeln. Qualifizierung und Recruiting im Einkauf Qualifizierung und Recruiting im Einkauf Halten Sie Ihre Einkaufsabteilung für ausreichend qualifiziert? Haben Sie ein strategisches Weiterbildungsprogramm? Glauben Sie, es wird einen „Kampf um Einkaufstalente“ geben? 25% 13% Ja Nein 87% 13% 75% 87% Quelle: BrainNet BrainNet I CEO Studie 31 12.Ausblick – Nicht auf halbem Wege stehen bleiben Risikomanagement, Innovationseinkauf, Finanzopti Das veränderte Aufgabenspektrum des Einkaufs erfor- mierung, Partnersteuerung, Versorgungssicherheit – dert – zweitens – ein neues Selbstbild, Qualifika die großen Themen des Einkaufs sind heute identisch tionsprofil und Rollenverständnis des Einkäufers. Er mit den zentralen Herausforderungen der meisten muss immer häufiger unbekanntes Terrain betreten international agierenden Unternehmen. Diesem Auf- und ist deshalb gezwungen, kreative und multidiszip- gabenspektrum sind die bestehenden Strukturen und linäre Lösungsansätze zu suchen. Es zeichnet sich Prozesse oft nicht gewachsen. Was muss und was heute immer deutlicher ab, dass der Einkäufer in kann der CPO tun, um diese Diskrepanz zu überwin- Zukunft als Entrepreneur agieren und deshalb auch den und den zunehmend anspruchsvollen Erwartungen unternehmerisch denken muss. des CEOs und den Anforderungen des globalen Wett bewerbs gerecht zu werden? Doch der Einkäufer ist nicht Münchhausen: Er wird sich nicht am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen Er muss – erstens – ein Performance Management können. Um den Veränderungsprozess erfolgreich zu System entwickeln, das in seinem Verantwortungs bewältigen, benötigt er die Unterstützung der obersten bereich eine umfassende Transparenz sichert und Entscheidungsinstanz im Unternehmen, des CEOs. damit auch die Grundlage für das unternehmensinter- Die zentrale kommunikative Aufgabe des CPOs liegt ne Eigenmarketing des Einkaufs legt. Erst wenn über damit – drittens – darin, den CEO ins Boot zu holen den konkreten Beitrag des Einkaufs zur Gesamt und zu einem überzeugten Promoter der Evolution performance des Unternehmens und über die zentra- des Einkaufs zu machen. len Prozesse Klarheit herrscht, hat der CPO einen Hebel, um eine angemessene Ausstattung mit Ressourcen und Kompetenzen zu fordern. 32 BrainNet I CEO Studie BrainNet I CEO Studie 33 Über BrainNet BrainNet ist eine führende, internationale Marke für Supply Chain Management-Beratung und -Qualifizierung. Mit mehr als 100 Beratern entwickelt BrainNet maßgeschneiderte Lösungen für globale Konzerne, mittelständische Unternehmen und öffentliche Organisationen. BrainNet betreut über 220 meinungsführende Unternehmen und Organisationen, darunter Bertelsmann, CLAAS, Deutsche Post World Net, Deutsche Rente, Miele, RWE, SAP und Vattenfall. BrainNet besitzt Standorte in Bonn, Boston, Budapest, Chicago, Hongkong, Shanghai, Tampa, Wrocław und Zürich. Weitere Informationen zu BrainNet unter www.brainnet.com BrainNet – people creating connected solutions 34 BrainNet I CEO Studie BrainNet I CEO Studie 35 BrainNet Management Consultants GmbH BrainNet Campus GmbH BrainNet USA BrainNet Wentech Kft. Willy-Brandt-Allee 12 Willy-Brandt-Allee 12 Independence Wharf, 470 Atlantic Ave. Bécsi út 3-5 53113 Bonn, Germany 53113 Bonn, Germany Boston, MA 02210, USA H-1023 Budapest Fon: +49 (0) 228 72537-0 Fon: +49 (0) 228 72537-0 Fon: +1 (617) 2738388 Fon: +36 1 8019445 Fax: +49 (0) 228 72537-37 Fax: +49 (0) 228 72537-37 Fax: +1 (617) 2738001 Fax: +36 1 3450729 BrainNet USA BrainNet Hong Kong Ltd. BrainNet China BrainNet USA 203 North LaSalle Street, Suite 2100 59th Floor, Central Plaza 31/F, Jin Mao Tower, 88 Shi Ji Avenue 2202 N West Shore Blvd., Suite 200 Chicago, IL 60601, USA 18 Harbour Road, Wanchai, Hong Kong Pudong, Shanghai, 200120 China Tampa, FL 33607, USA Fon: +1 (312) 8277964 Fon: +852 2594 8088 Fon: +86 21 28909072 Fon: +1 (813) 2884669 Fax: +1 (312) 3469603 Fax: +852 2594 8099 Fax: +86 21 28909999 Fax: +1 (813) 6397501 BrainNet Sp. z.o.o. 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