Bericht_Agnieszka Górecka (119.14 KBytes)

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Bericht_Agnieszka Górecka (119.14 KBytes)
Erlebnisbericht einer polnischen Studentin der Journalistik zur Veranstaltung „Wissen verbindet Kulturen“ Bin nicht mehr so, wie du mich siehst Die Deutschen essen nur Bratwurst mit Majo und trinken Bier dazu. Die Polen spielen draußen mit Kreide, weil sie sich keinen Computer leisten können. In den deutschen Gärten ist das Gras immer gemäht und Gartenzwerge stehen vor den Hecken. Dagegen haben die Tschechen ständig gute Laune – solche Meinungen haben die Teilnehmer vom 2. World Culture Forum in Dresden voneinander gehört. Wenn jemand die Frage stellt: „Bist du so, wie ich dich sehe?“, antwortet man: „Nein, bin ich nicht“. Erregung, Diskussion, Neugier – diese Begriffe haben sich den ganzen Tag im Dresdner Rathaus wie zu Hause gefühlt. Der Anlass war doch außergewöhnlich. Es fand ein Treffen der deutschen, polnischen und tschechischen Jugend statt, das von der Daetz‐Stiftung im Rahmen des 2. World Culture Forum organisiert wurde. Es gibt noch viele Mauern abzubauen Auf dem Rest der Berliner Mauer in der East Side Gallery steht ein bedeutsamer Satz geschrieben: „Es gibt noch viele Mauern abzubauen“. Ein System von vor 20 Jahren, das von Völkerfreundschaft viel redete, aber nur gegenseitige Feindlichkeit prämiert hat, ist zerfallen. Vor 20 Jahren wurden die Grenzen endlich geöffnet und die Leute hatten die Gelegenheit, sich durch eigene Erfahrungen, statt staatlicher Propaganda, kennenzulernen. Dieser Weg ist sehr anstrengend, der Erfahrungsschatz umfangreich, aber die Mühe lohnt sich. Das heutige geschichtsträchtige Ereignis ist ein Anlass, um die Beziehungen zwischen den Nachbarn zu prüfen und zu besprechen. Jugendliche haben leidenschaftlich ihre Gefühle und Gedanken über Annäherung gegenüber dem Publikum geäußert. ‐
„Am Anfang hatte ich richtig Angst, an dem Austausch teilzunehmen, meine Sprachkenntnisse waren schlecht. Im Laufe der Zeit zeigte es sich, dass alles sehr gut und nett abläuft.“/ „Meine deutsche Austauschschülerin hat sich während des Austausches sehr wohl bei mir zu Hause und mit meinen Freunden gefühlt. Als sie nach Hause musste, hat sie sogar geweint.“– Solche Geschichten konnte man während des Forums hören. Das waren keine einzelnen Stimmen. Junge Deutsche haben sich anvertraut, dass sie an viele negative Klischees glaubten, bevor sie ihren östlichen Nachbarn besucht haben. Sie hatten Angst, ob sie gemeinsame Gesprächsthemen und Interessen finden. Es zeigte sich sehr schnell, dass die jungen Europäer viele Gemeinsamkeiten haben. „Sie haben doch ähnliche Träume, Schulprobleme, sie hören die gleiche Musik und sehen die gleichen Filme. Das nähert uns aneinander an.“ – bemerkt ein Schüler. Wir kennen und singen sogar die gleichen Lieder – das haben wir während des Forums erfahren. Wer kennt nicht „Alles aus Liebe“ von den Toten Hosen oder „Wichtig sind Tage die unbekannt sind“ von Marek Grechuta. ‐ Gemeinsames Lachen ist hundertmal wichtiger als ein gemeinsames Gespräch – meinte Ekaterina Moshaeva „Antoschka“ , Gründerin des World Parliament of Clowns – Das bedeutet, dass wir uns trotz den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Unterschieden verstehen können. Den Teilnehmer ist bewusst, dass es noch viel nachzuholen gibt. Ihnen geht es nicht um Musik. Sie kehren den Problemen nicht den Rücken zu. Es gibt noch viele schwierige Themen zu besprechen, Kompromisse zu schließen. Das wichtigste ist die Tatsache, dass dies allen bewusst ist. Die Erfahrungen und die Geschichten von den jungen und älteren Teilnehmern lehren uns, dass es wichtig ist, die Mauer weiter abzubauen. Stein für Stein – Klischee für Klischee. Wissen verbindet Kulturen Es liegt in unserem Interesse, sich aneinander anzunähern. Dafür gibt’s auch ökonomische Gründe: ‐ Die zunehmende Globalisierung, die alarmierende demographische Entwicklung und die zu erwartende Strukturänderung von der Industrie‐ zur Wissensökonomie zeigen uns, dass wir nur dann eine erfolgreiche Zukunft haben können, wenn wir gemeinsam mit unseren Nachbarländern Tschechische Republik und Polen, kooperativ und effektiv zusammenarbeiten ‐ sagte Peter Daetz zum Anliegen des Forums. Wir, die jungen Menschen, sehen die Welt durch eine rosarote Brille, manchmal sehen wir nur schwarz. Das Dreiländertreffen gibt aber die Hoffnung, dass deutsche, tschechische und polnische Jugendliche sich füreinander interessieren. Wenn man die Frage stellt „Bist du so, wie ich dich sehe?“, antwortet man „Nein. Ich bin doch interessanter.“ Agnieszka Górecka