Februar/März 2016
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Februar/März 2016
EDITORIAL Qualität und verlässliche Regeln Auch wenn die Teilnehmerzahlen in den vergangenen beiden Jahren rückläufig waren, sind die jährlichen bibliothekarischen Fachtagungen nach wie vor Mega-Veranstaltungen. Zum jetzigen Bibliothekskongress in Leipzig (siehe hierzu den BuB-Schwerpunkt ab Seite 92) erwartet die Bundesvereinigung Bibliothek & Information Deutschland (BID) vom 14. bis zum 17. März erneut rund 3 000 Besucher. Der Boom hat freilich nicht nur Vorteile: Die jährliche Organisation und Durchführung von Bibliothekskongress beziehungsweise Bibliothekartag sind ein Kraftakt für die größtenteils ehrenamtlich arbeitenden bibliothekarischen Verbände. Ohne die Hilfe eines professionellen Kongressdienstleisters wäre die Veranstaltung längst nicht mehr zu stemmen. Bei den Tagungsorten kommen nur noch die ganz großen Kongresszentren infrage – damit verbunden sind entsprechend hohe Preise. Allein die Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft für den nächsten Bibliothekartag 2017 in der Messestadt Frankfurt am Main dürfte so manchem fortbildungswilligen Bibliothekar den Schweiß auf die Stirn treiben. Bei Kongressen spielen die Bibliothekare inzwischen in der obersten Liga – ohne Sponsoring und Einbeziehung von kommerziellen Partnern läuft hier gar nichts: Bei der Firmenausstellung in Leipzig werden 136 Unternehmen aus 10 Ländern auf rund 2 000 Quadratmetern ihre Produkte präsentieren, gegen satte Standgebühren. Kein Wunder also, dass Unternehmen und Dienstleister auch beim Herzstück des Kongresses, dem Fachprogramm, mitreden möchten. Was spricht zum Beispiel dagegen, wenn zum aktuellen Leipziger Kongressmotto »Bibliotheksräume – real und digital«, Architekten ihre praktischen Erfahrungen beitragen? Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es klare Regeln für die Beteiligung von kommerziellen Partnern am Fachprogramm gibt. Das ist derzeit bei Weitem nicht der Fall, wie das BuB-Streitgespräch zur Rolle von bibliothekarischen Dienstleistern bei Fachtagungen ab Seite 100 zeigt. Das Fazit des Wortgefechts weist jedoch in die richtige Richtung: Für die Aufnahme eines Beitrags ins Fachprogramm sollte einzig die Qualität zählen, das zugrunde liegende Auswahlverfahren muss transparent sein und gängigen Compliance-Richtlinien entsprechen. Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur BuB 68 02-03 /2016 065 BuB Forum Bibliothek und Information 02-03 / 2016 FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK 069 Stadtbücherei Biberach macht Medienrückgabe barrierefrei Außenrückgabe 24 Stunden nutzbar, an sieben Tagen der Woche (Frank Raumel) SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Auf dem Bibliothekskongress in Leipzig startet das dreijährige Projekt »Partnerland USA 2016 –2019«. Welche Aktionen und Chancen damit verbunden sind, zeigt der aktuelle BuB-Schwerpunkt ab Seite 92. Darüber hinaus gibt es jede Menge Tipps und Informationen zum bibliothekarischen Veranstaltungsprogramm, aber auch zu Leipziger Attraktionen. Beim Bibliothekskongress treffen sich indes nicht nur die Beschäftigten der Branche, sondern auch die Dienstleister. Welche Rolle sie bei den großen Fachtagungen spielen sollen und dürfen, ist nicht klar festgelegt. Das birgt Probleme, wie das BuB-Streitgespräch zu diesem brisanten Thema ab Seite 100 zeigt. Foto: viperagp – fotolia.com Foto Titelseite: Leipziger Messe/Grubitzsch; viperagp – fotolia.com Fotos Inhaltsverzeichnis: Stadtbibliothek Köln, VadimGuzhva – foto lia.com, Stadtbibliothek Frankfurt am Main 066 071 US-Botschafter besucht Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder) Seit 21 Jahren enge Kooperation / Viele gemeinsame Veranstaltungen (Sigrid Riedel) 072 Gemeinsam lernen und sich engagieren Neuer »sprachraum« der Stadtbibliothek Köln eröffnet (Annika Spelz, Markus Volz) TAGUNGEN 081 Bibliotheken für alle 270 Besucher beim 4. Schleswig-Holsteinischen Bibliothekstag (Andreas Teichert) 082 Den richtigen Ton treffen Kompetent in Schulungen, Besprechungen, Präsentationen / 19. BIB-Sommerkurs vom 21. bis 26. August im Kloster Höchst (Thekla Heßler, Jens Winalke) 084NACHRICHTEN 089MARKT LESESAAL WISSEN FRAGT ... ? 074 Innere Stimmen, Engelszungen, Weltsprachen Auf einen Espresso mit dem Sprachkünstler Frank Heibert zur »Atmosphäre von Bibliotheken« (Dirk Wissen) BUB-LESERFORUM 076 Einzelne Medien müssen aus Bibliotheken verbannt werden, nicht Autoren Erwiderungen auf Jan-Pieter Barbians Kommentar »Die Grenzen der Liberalität« (Martin Spieler) SCHWERPUNKT: BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG 092 Die transatlantischen Beziehungen stärken Das BII-Projekt »Partnerland USA 2016 – 2019« startet in Leipzig / Zahlreiche Vorträge und Diskussionen (Guido Jansen, Susanne Riedel) 096 Alles deutsch, oder nicht? Übersicht über deutsche Bibliotheksbestände in den Vereinigten Staaten (Richard Hacken, Heidi Madden, Brian Vetruba) 100 Transparenz, Gleichbehandlung und Compliance-Regeln gefordert Ein Streitgespräch über die Rolle von Dienstleistern bei bibliothekarischen Fachtagungen und in Bibliotheksverbänden mit Julia Bergmann, Hans-Joachim Wätjen und Tom Becker MAGAZIN 106 Blaue Stunde, viel Bewegung und ein Festakt der Lektoratskooperation BIB-Veranstaltungen beim Leipziger Bibliothekskongress / Mitgliederversammlung am Montag 108 Programm-Tipp 1: Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft Info-Veranstaltung des BIB gibt Tipps zum Azubi-Recruiting / Flyer als Argumentationshilfe erschienen ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK 116 Eine Bibliothek als Erlebnisraum Die Verbindung von physischen und virtuellen Medienangeboten in der neuen Zentralbibliothek Duisburg (Jan-Pieter Barbian) PRAXIS 122 Welche Richtung? – Jugendliche erzählen ihre Geschichten in Trickfilm Multikulturelles Flüchtlingsprojekt: Stadtbibliothek Frankfurt am Main veranstaltet erfolgreich Trickfilm-Workshop mit geflüchteten Jugendlichen (Tanja Schmidt, Silke Schumann) 109 Programm-Tipp 2: Die Bücherhallen-Angebote für Flüchtlinge im Praxistest Erfahrungen aus eineinhalb Jahren Flüchtlingsarbeit (Anne Barckow) 110 Programm-Tipp 3: Workshop »Handbuch für Science 2.0 und Open Space« Interessengemeinschaft soll auf dem Bibliothekskongress etabliert werden (Guido Scherp) 112 Leipziger Bibliotheken: Geheimtipps, Schmuckstücke und Exoten 114 Neo Rauch, Sächsische Kartoffelsuppe und ein Blick ins Great Barrier Reef Leipzig hat viel zu bieten – Tipps für kulturelle und kulinarische Abstecher (Annegret Kopecki) BuB 68 02-03 /2016 FACHLITERATUR 130Vom »Paradise Lost« zur »Brave New World« Eine Leipziger Zeitreise von 1914 bis 2114 (Peter Vodosek) 132 Paradigmenwechsel in der Bibliometrie Ergänzung durch Altmetrics (Tillmann Tegeler) 133 NEUE FACHLITERATUR BLICKPUNKT INTERNET 134 Ressourcen für die Flüchtlingsarbeit Wo findet man verfügbare Informationen und Lernmaterial? (Jürgen Plieninger) AUS DEM BERUFSVERBAND 135Landesgruppen 126 »Vermittlung von Informationskompetenz« im Studium: Herausforderungen und Möglichkeiten Enge Kooperation von TH Köln mit Öffentlichen Bibliotheken in NRW / Studierende sollen Kompetenz zur Veranstaltung von Schulungen erwerben (Inka Tappenbeck) 136Bundesvorstand 138 Tagesordnung MV Leipzig 065 EDITORIAL 077 IMPRESSUM 140 SUMMARY / RESUME 142STELLENANZEIGEN 144 KLEINANZEIGEN 067 ANZEIGE COCOON TISCHE, SITZMÖBEL UND TRÖGE ZUR AUFBEWAHRUNG UND PRÄSENTATION COCOON MODULEN Es begann mit der Idee, ein neues Möbelset mit vielerlei Funktionen zu schaffen, das die Bibliothek revolutioniert. Das Ergebnis heißt Cocoon. COCOON Computer-Lounge DIE COCOON-MÖBELSERIE besteht aus Modulen unterschiedlicher Größen. Diese Module können auf verschiedene Weise kombiniert werden. Kombination und Positionierung der Module bestimmen die Funktion dieser Möbelserie. FORM FOLLOWS FUNCTION. COCOON MATERIALIEN UND FARBEN Die Cocoon-Serien werden aus Holz hergestellt und standardmäßig in Melamine weiß geliefert (RAL 9016). Der Innenraum ist mit 3 mm Filz in fünf verschiedenen leuchtenden und intensiven Standard-Farben erhältlich, aber darüber hinaus auch in anderen Farben. COCOON UND BLUETOOTH TECHNOLOGY • Unsichtbares Lautsprechersystem zum Einbau in Cocoon • einfache und schnelle Montage • perfekt zum Nachrüsten • Die Lautsprecher sind in die vertikalen Seiten von Cocoon gut integriert. • mit Smartphone oder Computer zu benutzen (Bluetooth Verbindung) www.eurobib.de www.schulzspeyer.com PART OF LAMMHULTS DESIGN GROUP 068 FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK Stadtbücherei Biberach macht Medienrückgabe barrierefrei Außenrückgabe 24 Stunden nutzbar, an sieben Tagen der Woche Seit der Umstellung auf RFID 2007/2008 verfügt die Stadtbücherei Biberach über zwei Medienrückgabemöglichkeiten: eine Innenrückgabe, die während der Öffnungszeiten zugänglich ist und zusätzlich eine Außenrückgabe, die rund um die Uhr geöffnet hat. Bei stetig steigenden Ausleihzahlen sollte nun die Nutzung der Außenrückgabe durch volle Barrierefreiheit gefördert werden, um Wartezeiten an der Innenrückgabe zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Um 4,7 Prozent auf knapp 610 000 waren die Ausleihen im Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach 2014 gestiegen. Abzüglich zweier Zweigstellen entfielen auf die Zentrale auf dem Viehmarktplatz in der Stadtmitte von Biberach 588 000 Ausleihen, die abzüglich der E-Book-Ausleihen und der Verlängerungen zu einem Rücklauf von etwa 340 000 Medieneinheiten führten – im Durchschnitt etwa 1 400 Medien r ückgaben je Öffnungstag. Glücklicherweise übernahm die Außenrückgabe, die rund um die Uhr zugänglich ist, bereits 16,6 Prozent dieser Menge, sodass sich Warteschlangen an der einzigen Alternative weitgehend vermeiden ließen. Um aber die Akzeptanz dieses 7x24-Stunden-Services weiter zu erhöhen, sollten möglichst alle Barrieren abgebaut werden. Außenschalter gut erreichbar Der Außenschalter ist bereits gut erreichbar: ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Roller, mit dem Kinderwagen oder im Rollstuhl – lediglich Autos sind auf dem Viehmarktplatz ausgeschlossen. Die Anleitung der Kunden erfolgte bislang über eine textgebundene Bildschirmführung, BuB 68 02-03 /2016 die jedoch bei einstrahlender Sonne und für sehbehinderte Menschen nur schwer lesbar war. Hier schafft jetzt eine Ansage Abhilfe, die bei Annäherung (Lichtschranke) ertönt. Sie erklärt dem Kunden, wie die Rückgabe funktioniert. Damit die Sicherungsscheibe den Zugang freigibt, muss ein Medium an aus Sicherheitsgründen geschlossen bleibt. Wird die Ansage durch den Bewegungsmelder gestartet, läuft sie komplett durch, es sei denn der Kunde beginnt mit der Rückgabe von Medien: Sobald sich das Transportband in Bewegung setzt, stoppt die Ansage. Ein wählbares Time-Out stellt sicher, dass die Ausgeliehene Medien können in der Stadtbücherei Biberach an der Riß rund um die Uhr zurückgegeben werden – und das barrierefrei. Foto: Stadtbücherei Biberach an der Riß den grünen Punkt gehalten werden. Wenn die Medien danach einzeln auf das Transportband gelegt werden, werden sie automatisch eingezogen, rückgebucht, gesichert und vorsortiert. In Zusammenarbeit mit der Firma Easycheck wurde die Anlage eingebaut. Sie besteht aus einem Lautsprecher, einem Bewegungsmelder und dem Sprachmodul. Die Ansage wird einfach am PC im MP3- oder WAV-Format aufgenommen. Dafür reicht das Mikrofon einer Webcam. Anschließend speichert man die Datei in einen Ordner an der Rückgabe. So können auch unterschiedliche Ansagen leicht ausgetauscht werden, wenn beispielsweise an Silvester die Rückgabe Ansage während der Rückgabe nicht erneut startet. Barrieren werden abgebaut Mit dieser Verbesserung macht die Stadtbücherei in Biberach an der Riß ihre Serviceangebote noch besser zugänglich und trägt dazu bei, Barrieren weiter abzubauen. Gewünschter Nebeneffekt ist dabei natürlich auch die weitere Verlagerung der Rückgaben auf das 7x24-Stunden-Modul. Frank Raumel, Stadtbücherei Biberach an der Riß 069 Bei den Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern, Fachbereich Bibliothekswesen (FHVR), erhält jeder Jahrgang die Möglichkeit, für eine Woche ausländische Bibliotheken zu bereisen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zu den Praktikumsbibliotheken in Deutschland zu entdecken. Im vergangenen Jahr nutzte der Jahrgang QE3 Bibl. 2013/2016 die Chance, um Tschechien näher kennenzulernen – unter anderem konnte dabei der moderne Neubau der Technischen Nationalbibliothek in Prag besichtigt werden. Fotos: Lothar Hellfritsch 070 FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK US-Botschafter besucht Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder) Seit 21 Jahren enge Kooperation / Viele gemeinsame Veranstaltungen Der Besuch des US-Botschafters John B. Emerson am 2. Dezember 2015 sorgte in der Stadt Frankfurt (Oder) für einigen Wirbel, zumal die Ankündigung recht kurzfristig erfolgte. Große Verwunderung erregte auch sein Wunsch, der Stadt- und Regionalbibliothek einen Besuch abzustatten. Doch galt sein Interesse am Haus zwischen Rathaus und Marienkirche einer zentralen Kultureinrichtung der Stadt. Es auch bereits die dritte Visite eines US-amerikanischen Botschafters in der Bibliothek. Seit 1994 bestehen intensive Kontakte zwischen der US-Botschaft und der Stadtund Regionalbibliothek Frankfurt (Oder) – auf Initiative des damaligen »Amerika hauses« in Berlin. Angefangen hatte alles in den 90er-Jahren mit der Übernahme von circa 1 000 amerikanischen Büchern einer Truppenbibliothek, die nach dem Abzug der amerikanischen Militärverbände aufgelöst wurde. Seit dieser Zeit bestehen intensive Kooperationsbeziehungen zur amerikanischen Botschaft, die gemeinsame Veranstaltungen, Einladungen und regelmäßige großzügige Zuwendungen für Medien, Technik und Veranstaltungen zur Folge haben. So bekam zuletzt der Onleihe-Verbund-Brandenburg, dem auch die Frankfurter Stadtbibliothek angehört, eine größere Spende für die Anschaffung zahlreicher neuer englischsprachiger Gespräch mit den Mitarbeiterinnen sowie Gästen hob Botschafter Emerson die Wichtigkeit hervor, Flüchtlinge und Neubürger in die Stadt und das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Dabei könnten gerade Bibliotheken mit ihrem Medienbestand, ihren Web-Angeboten sowie als Aufenthaltsort einen wichtigen Beitrag leisten. Als Geschenk überreichte er schließlich einen Klassensatz von 30 Exemplaren des Workbooks »Deutschkurs für Asylbewerber« an die Bibliothek. Auch für das nächste Jahr wurde bereits ein neues Projekt geplant: Jeremy Fowler, Mitarbeiter der US-Botschaft, bot an, nach Frankfurt zu kommen und vor Schülern einen Vortrag zu halten, mit US-Botschafter John B. Emerson erhält eine »Lesestart«-Tasche von Evelyn Kanig, Leiterin der Kinderbibliothek (rechts) und der komm. Bibliotheksleiterin Sigrid Riedel. Foto: Hartmut Kelm Medien für die e-Ausleihe sowie Mittel für die zugehörige Präsentationstechnik und für Veranstaltungen. Bei seinem Besuch in der Frankfurter Bibliothek und dem anschließenden anschließender Diskussion zum Thema »Amerikanische Außenpolitik«. Sigrid Riedel, Kommissarische Leiterin der Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder) ANZEIGE FIT-TO-PLAY? Optimaler Bestandsaufbau und komfortabler Bestandserhalt: Wir machen die Ausleihe einfach! Mit Spielen Integration unterstützen und nachhaltige Lernerfolge erzielen! Bundesweite Fortbildungen ab März 2016! die-spieltruhe.de Tel. 08822/948 73-0 · Fax 08822/948 73-29 · [email protected] BuB 68 02-03 /2016 071 Engagiert im neuen »sprachraum«: die studentische Gruppe »Weitblick«. Foto: Stadtbibliothek Köln Gemeinsam lernen und sich engagieren Neuer »sprachraum« der Stadtbibliothek Köln eröffnet Der sogenannte »sprachraum«, nur wenige Meter von der Kölner Zentralbibliothek entfernt, ist ein frei zugänglicher Begegnungs- und Lernort für Menschen unterschiedlichster Herkunft – ein Treffpunkt für alle, die am interkulturellen Austausch interessiert sind und neue Ideen entwickeln wollen. Der »sprachraum« wendet sich besonders an die zahlreichen Willkommensinitiativen, die sich im Bereich der Flüchtlingsarbeit engagieren. In Zusammenarbeit mit den Initiativen soll ein vielfältiges Veranstaltungsangebot entstehen. Dazu gehören zum Beispiel die aktive Vermittlung der Lernmöglichkeiten in der Bibliothek, niederschwellige Erstinformation, themenbezogene Beratungsangebote, Hausaufgabenhilfe sowie mehrsprachige Lesungen für Flüchtlingskinder. 072 Im Rahmen einer kleinen AusstelMehr als 120 Besucher sind am 30. Nolung wurden auch Porträtaufnahmen vember vergangenen Jahres zur Eröffdes Fotografen Martin Lilkendey genung in den neuen »sprachraum« der zeigt, die er in einem Stadtbibliothek Köln gekommen. Die Er- Die Stadtbibliothek steht Kölner Flüchtlingsheim öffnung wurde gleich in intensivem Austausch aufgenommen hat und die für den »sprachzu einem lebendigen mit Ehrenamtlichen, raum« erworben wurMarktplatz der Projekte die sich für Flüchtlinge den. Ausgestattet mit und Ideen: Eine Schüengagieren. Regelmäßig Gruppen- und Einlergruppe stellte eine von ihnen entwickelte finden für diese Zielgrup- zelarbeitsplätzen, eipe Informationsveranner Leselounge, einem App für FlüchtlingsPräsenzbestand mit kinder vor, die Initiatostaltungen statt. Deutsch-Lernmateriarinnen von »Welcome lien, Alphabetisierungs-Studio, PCs, Begrooves«, einem Audiosprachkurs mit amer sowie CD-Hörstationen bietet sich Musik, testeten zusammen mit Flüchthier die Möglichkeit des gemeinsamen lingen das neue Angebot, die Lerntanund individuellen Lernens. Der »sprachdems für Flüchtlinge berichteten von ihraum« wird in enger räumlicher und orren Erfahrungen und auch das Projekt ganisatorischer Anbindung zur Zentralder »Community Reporter« mit Videobibliothek von etwa 20 Ehrenamtlichen tutorials für Flüchtlinge stieß auf grobetreut. Sie geben Erstorientierung, ßes Interesse. FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK beraten die Besucher bei der Auswahl der digitalen Sprachangebote und informieren die Lernpaten über die interkulturellen Angebote der Stadtbibliothek. Der »sprachraum« fungiert als Treffpunkt, Lernort und Ausgangspunkt für gemeinsames Engagement. Hier gibt es offene Angebote mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Spielend Deutsch lernen, Gesprächskreise und Lerntandems. Außerhalb der Öffnungszeiten steht der Raum für Lerngruppen und Willkommens-Initiativen zur Verfügung. Ihnen gemeinsam ist das persönliche Engagement, die Kreativität und die Freude an der Kommunikation. Der »sprachraum« befindet sich im Erdgeschoss der Kölner Volkshochschule (VHS), direkt gegenüber der Stadtbibliothek, und es bietet sich für die zahlreichen Integrationskurse der VHS an, Präsenzbestand von Deutschlernmaterialien zu nutzen. Der »sprachraum« ist jetzt auch Start- und Begrüßungsort für die zahlreichen Teilnehmer des Bibliotheksprogramms für Integrationskurse »BI-IN«. Praktikumsplätze und Veranstaltungen Die Stadtbibliothek steht in intensivem Austausch mit Ehrenamtlichen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Regelmäßig finden für diese Zielgruppe Informationsveranstaltungen zu Themen wie Gesundheit, Beruf und Deutsch unterrichten statt. Die Stadtbibliothek stellt ihre Angebote aber auch vor Ort, in den Flüchtlingsheimen, vor. Die Bibliothek wird auch einen Beitrag zur beruflichen Integration junger Flüchtlinge leisten – ein Thema, dem sich Bibliotheken in der nächsten Zeit verstärkt zuwenden werden. Der erste Schritt sind mehrwöchige Schnupperpraktika. Das neu gegründete »forum io« (integration online) geht ganz praktisch der Frage nach, wie digitale Angebote für eine nachhaltige Willkommenskultur und Integration genutzt werden können. Das Forum ist als Veranstaltungsreihe konzipiert und verfolgt das Ziel, unterschiedliche Initiativen an einem zentralen Ort, der Kölner Stadtbibliothek, sinnvoll zu vernetzen. Annika Spelz, Markus Volz; Stadtbibliothek Köln Kontakt und Öffnungszeiten Der »sprachraum« ist Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten kann der Raum auch von den jeweiligen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern genutzt werden. – Kontakt: [email protected] ANZEIGE Unendlich viele Geschichten Gemeinsam Freiräume schaffen. Für ein neues Kapitel an Kundennähe. Seit 10 Jahren ermöglichen wir innovative RFID-Lösungen für Bibliotheken. Wir freuen uns schon jetzt auf viele neue Erfolgsgeschichten mit Ihnen! www.easycheck.org BuB 68 02-03 /2016 073 FOYER WISSEN FRAGT ...? Innere Stimmen, Engelszungen, Weltsprachen Auf einen Espresso mit dem Sprachkünstler amerikanischer, französischer, italienischer und portugiesischer Übersetzungen, Frank Heibert, zur »Atmosphäre von Bibliotheken« Es gibt Großstadtbibliotheken, die sammeln, um ein maximales Wissen, das in die Tiefe geht, zu bieten, und ländliche Kleinstadtbibliotheken, deren Angebote in die Breite gehen, um die Grundbedürfnisse zu bedienen. Das sagt Frank Heibert, der sich als vielsprachiger Übersetzer, unter anderem von Amos Oz, Yasmina Reza und Boris Vian einen Namen gemacht hat. Er sticht aber auch hervor mit seinen amerikanischen Bestseller übersetzungen von Don DeLillo, William Faulkner und Richard Ford, was nicht ganz unpassend zum diesjährigen Gastland USA des Leipziger Bibliothekskongresses ist. Auf einen Espresso mit Frank Heibert. Dirk Wissen: Sie übersetzen Literatur aus vier verschiedenen Sprachen – um hierbei die richtige Wortwahl zu finden, hören Sie eher auf Ihre innere Stimme oder vertrauen sie mehr der Recherche? Frank Heibert: Übersetzer gehen immer parallele Wege – die innere Stimme ist wichtig, doch die Recherche ist genau so wichtig, wenn ich bestimmte Dinge nicht zuordnen kann oder nicht verstehe, wie zum Beispiel bestimmtes Fachwissen oder Landeskundliches. Da gehe ich in das eigene Zimmer voller Wörterbücher, zu Muttersprachlern, 074 dann zu Fachleuten. So fragte ich mal den dienstältesten Leuchtturmwärter Deutschlands, ob er mir eine bestimmte alte Lampe benennen könnte, denn dies konnte ich nirgends recherchieren. Mein erster Weg geht somit zuerst zu den lebendigen Stimmen, zu den Menschen, die bestimmte Erfahrungen haben. Und ich gehe in Bibliotheken, wenn ich Nachschlagewerke benötige oder wenn es Zitate im Text gibt, die ich nicht zuordnen kann. Und parallel dazu höre ich immer auf meine innere Stimme, die auf die Stimme des Autors antwortet. Recherchieren Sie hierzu in speziellen Bibliotheken, die Sie von ihrer Atmosphäre her gerne nutzen? Dazu fahre ich sehr gerne in die StaBi am Potsdamer Platz, weil diese sehr viele Nachschlagewerke vereinigt. Diese Bibliothek mag ich sowohl von innen wie außen gerne. Und es gibt die großartige Bibliothek des Europäischen Übersetzer-Kollegiums in Straelen am Niederrhein. Die hat alles, sowohl alle Wörterbücher, als auch Spezialnachschlagewerke. Und an dieser Bibliothek liebe ich nicht nur das Angebot der Bücher, sondern besonders auch den Raum. Für mich ist in einer Bibliothek wahnsinnig wichtig, welche Wi ? ss ? ? ? en ? ? ? ? fra ? ? gt ? ? ? ...? Staatsbibliothek zu Berlin Lichtverhältnisse bestehen. Die Bibliothek erhielt bei ihrem Umbau einen kleinen Innenhof, ein Atrium mit Glaskuppel, durch die tolles Licht hineinkommt. Wenn man an den Arbeitsplätzen entlang der Brüstungen dieses Innenhofs sitzt, guckt man in dieses tolle Licht, schaut quasi in den Himmel und kann die anderen Kollegen da und da arbeiten sehen und ist dennoch für sich. Wenn Sie in einer Bibliothek sitzen, um zu lesen, zu schreiben, um zu übersetzen, fühlen Sie sich dann umringt von »Stimmen aus allen Erdteilen und allen Zeiten«? Bei diesem Bild fällt mir natürlich wieder die StaBi und der Wenders-Film ein, doch gibt es dort für mich nicht einen Ort, an dem ich mich regelmäßig hinsetze, um auf Stimmen zu hören. Ich wechsle jedes Mal den Arbeitsplatz, nutze diese Bibliothek ganz pragmatisch. Wo bekomme ich das Buch her? Und habe ich es, setze ich mich an den nächsten freien Platz in der Nähe der Ausgabe. Und dann zack und fertig und wieder raus. Als Übersetzer so vieler Sprachen müssen Sie Engelszungen haben, sonst wäre es Ihnen doch aus Babelsgründen Die Staatsbibliothek zu Berlin: Kulisse für den Film »Der Himmel über Berlin« von Wim Wenders. FOYER WISSEN FRAGT ...? verwehrt, so viele Sprachen übersetzen zu können? Ja und nein. Ich habe tatsächlich das Gefühl, in jeder dieser Sprachen, ohne jeden Anflug von Schizophrenie, ein Anderer zu sein. Ich will das gar nicht mystifizieren, aber wenn ich mich auf den Klang einlasse, also wenn ich andere Intonationen und Rhythmen einer Sprache lese bzw. spreche, höre ich diese innerlich und bin mit dem inneren Ohr ein Anderer. So rufen die Sprachen unterschiedliche Charakterseiten in mir ab. Im Grunde sind wir Übersetzer Papageien, die alles, was uns in einer anderen Sprache vorgesprochen wird, in unserer eigenen nachsprechen. Hierzu ist der Klang der Sprache sehr wichtig. Ja, und Sie haben recht, das hat etwas davon, »in einer anderen Zunge« bzw. mit Ihre Meinung: Wie können Bibliotheken im ländlichen Raum gestärkt werden? Schreiben Sie an: [email protected] DABIS_A5_quer_cl_mit_Termin.pdf 18.01.2016 einer anderen Stimme zu reden, denn ein Richard Ford ist kein Don DeLillo. Die haben verschiedene Stimmen, die beim Lesen nicht gleich klingen dürfen. Im Prinzip soll dadurch die Handschrift bzw. die Stimme des Autors hervorgebracht werden, und dieses Prinzip verfolge ich, seit ich mit circa 20 Jahren mit dem Übersetzen begann. Sie sind in Kleinstädten, in ländlichen Gegenden aufgewachsen – welchen Unterschied haben Sie zwischen Großstadt- und Kleinstadtbibliotheken erfahren? Großstadtbibliotheken erfüllen zwei Funktionen: Zum einen sammeln sie, um damit ein Maximum an Bibliotheks angebot zu bieten. Ihre zweite Funktion ist Spezialisierung für ein ganz bestimmtes Fachgebiet, für das sonst niemand extra zum Beispiel nach Straelen fahren würde. Bibliotheken in kleineren Städten haben hingegen die Funktion, als einzige ihren weiteren Umkreis zu bedienen, weshalb sie nicht so sehr in die Tiefe, sondern eher in die Breite gehen. In meiner Kindheit lebte ich in typischen 25 000-Einwohner-Städtchen, die bis heute in ihrem Einzugsbereich eigenständig funktionieren müssen, mit entsprechend hoher gesellschaftlicher Bedeutung vor Ort, weshalb diese Büchereien ein Anziehungspunkt waren und sicher noch sind und entsprechend gestärkt werden sollten. Herr Heibert, ich danke Ihnen. Und was sagen Sie als Schriftstellerin Frau Zeh: Wie können Bibliotheken im ländlichen Raum gestärkt werden? Mehr dazu in der nächsten Folge von »Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen 16:21:27 BIS-C 2016 4th. generation Archiv- und Bibliotheks-InformationsSystem ANZEIGE DABIS. eu Gesellschaft für Datenbank-InformationsSysteme Bibliothekskongreß Leipzig (14.-17. März 2016): Wir freuen uns auf Ihren Besuch ! DABIS.eu - alle Aufgaben - ein Team C M Synergien: WB-Qualität und ÖB-Kompetenz Modell: FRBR . FRAD . RDA Szenario 1 + 2 Regelkonform . RAK . RSWK . Marc21 . MAB Web . SSL . 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In der Januar-Ausgabe von BuB hat sich Jan-Pieter Barbian, Leiter der Stadtbibliothek Duisburg, in einem Kommentar dafür ausgesprochen, Bücher rassistischer und rechtspopulistischer Autoren aus dem Bestand Öffentlicher Bibliotheken auszusondern. Der Kommentar sei eine bewusste Provokation gewesen, sagt Barbian, mit dem Ziel, eine Diskussion über Inhalte und ethische Grundfragen des Berufsstandes anzuregen. Mehrere Leserbriefe zu diesem Thema haben die Redaktion von BuB erreicht. BuB versteht sich als Forum für alle Beschäftigten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Insbesondere zu kritischen Themen erreichen die Redaktion immer wieder Leserbriefe und Diskussionsbeiträge. Diese sind gerne willkommen. Bitte senden Sie Ihre Stellungnahmen direkt an die Redaktion in Reutlingen unter [email protected]. Diese sollten maximal 4 000 Zeichen umfassen. Längere Leserbriefe können nur in Ausnahmefällen abgedruckt werden. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Einzelne Medien müssen aus Bibliotheken verbannt werden, nicht Autoren Erwiderung auf Jan-Pieter Barbians Kommentar »Die Grenzen der Liberalität«, BuB 1/2016 Zum Artikel »Die Grenzen der Liberalität« von Jan-Pieter Barbian in der Januar-Ausgabe 2016, Seite 5, hat die BuB-Redaktion folgende Zuschrift von Martin Spieler erreicht. Am Beispiel des Autors Akif Pirinçci stößt Herr Barbian eine längst überfällige Diskussion darüber an, wie sich unser Berufsstand, wie sich Öffentliche Bibliotheken, in meinen Augen aber auch Institutionen und Dienstleister wie zum Beispiel die ekz, gegenüber »fragwürdigen« Werken – und gegenüber deren Autoren – aufstellen können und sollen. Anhand einiger Beispiele legt er schlüssig dar, wo sich Autoren oder Musiker in der Vergangenheit in einem Grenzbereich bewegt haben, die eine mit Bestandsauswahl betraute Bibliothekarin unweigerlich mit der Frage konfrontiert: »Soll ich so etwas, soll ich von so jemandem etwas in den Bestand nehmen?« Hinsichtlich der Werke teile ich seine Argumentation. Die durch das Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit wird 076 nicht nur durch benannte Ausnahmen eingeschränkt. Sie darf meines Erachtens auch nicht als Generalvollmacht verstanden werden, jegliches Medium kritiklos einzustellen, nur deshalb, weil es nicht verboten beziehungsweise indiziert worden ist. Bibliotheken müssen sich aufgrund ihres begrenzten Etats bei der Erwerbung ohnehin beschränken. Es ist gängige Praxis – oder sie sollte es sein – in Bibliotheken, diese Medienauswahl nicht alleine an zu erwartenden Ausleihzahlen oder Leserwünschen auszurichten, sondern auch anderen Aspekten wie zum Beispiel Ausgewogenheit nach Themen und Standpunkten ausreichend Platz einzuräumen. Inwieweit dies ausreichend und gewissenhaft getan wird, das ist eine andere und schwerlich im Konsens zu beantwortende Frage. Ausgewogenheit muss nicht bedeuten, das gesamte Spektrum von zum Beispiel extrem links bis zu extrem rechts abbilden zu müssen. Es erscheint mir legitim, solche Medien zu benachteiligen, die sich zum Beispiel grob verfälschender, verzerrender, diskriminierender, beleidigender, ehrverletzender, extrem polemischer oder verfassungfeindlicher Sprache und/ oder Argumentation bedienen. Entgleisungen und mehr Und schon drohen wir, in die Falle zu tappen: Was die eine Person als beleidigend empfinden wird, lässt eine zweite Person kalt. Der eine wird jenes Buch als »extrem verzerrend« einstufen, welches der Kollege – oder Leserinnen und Leser – als »erfrischend unkonventionell« empfindet. Im Falle Pirinçcis können wir getrost nicht mehr nur von »Entgleisungen«, was dem Wort nach eine Ausnahmesituation beschreibt, sondern von wiederholten, absichtlichen und rücksichtslosen Off-Road-Fahrten durch unsere Gefühls-, Geschmacks- und Werte-Landschaft sprechen. Immerhin: Mit dem Grundgesetz und dem Strafrecht gibt es einige »rote Linien«. Und mit FOYER LESERFORUM Feuilleton, Rezensionen und Besprechungsdiensten weitere Instrumente, die uns behilflich sein können, ohne deshalb der Naivität zu verfallen, jede Neuerscheinung angemessen bewerten zu können. Dass wir eine gewisse Spannweite bei der Toleranz gegenüber problematischen Medien in Beständen Öffentlicher Bibliotheken haben, liegt in der Natur der Sache und ist auch ein Ausdruck von Meinungsfreiheit und -vielfalt. Schon alleine die Bestimmung, welches Medium überhaupt problematisch ist, ist an sich schon problematisch. Pirinçcis Bücher »Deutschland von Sinnen« oder »Die große Verschwulung« nicht anzuschaffen beziehungsweise aus Beständen zu entfernen, unterstütze ich, genauso wie Absagen von Lesungen aus diesen Büchern oder Diskussionsrunden mit dem Autor, sei es im Buchhandel oder sonst wo. Sind wir so sicher, nicht auch Medien anderer menschenverachtender und demokratiefeindlicher Personen zu beherbergen? Wo ziehen wir die Grenze, wenn nicht beim Werk selbst? Eine Stufe weiter ging das Lektorat und die Leitung der Stadtbibliothek Duisburg, vermutlich auch anderer Bibliotheken, das gesamte Werk Pirinçcis aus dem Bestand zu verbannen – eine Maßnahme, die ich in aller Schärfe und Unmissverständlichkeit kritisiere. Begründet wird dies mit den Äußerungen Pirinçcis, mit denen dieser sich – in den Augen der Duisburger Kolleginnen und Kollegen – quasi zur persona non grata der Stadtbibliothek Duisburg erklärt habe. Herr Barbian erläutert in BuB: »Im Falle von Pirinçci gibt es keine Trennung zwischen dem Autor ‚harmloser‘ Katzenkriminalromane und dem Autor politisch fragwürdiger und abzulehnender ‚Sachbücher‘«. Das heißt, seine Äußerungen in Dresden und – wie ich annehme – jene in seinem Buch »Deutschland von Sinnen«, die viele Kolleginnen, mich BuB 68 02-03 /2016 eingeschlossen, anwidern, werden nun seinen Katzenromanen zum Verhängnis, obwohl inhaltlich keinerlei Zusammenhänge existieren. Das hat überhaupt nichts mit Sachlichkeit, Toleranz und Liberalismus zu tun, die ich in Deutschland schätze. Vielmehr wird alleine die Urheberschaft zum Anlass genommen, eine Person auf den »Duisburger Bibliotheksindex« zu setzen. So nobel die Absichten der Stadtbibliothek Duisburg sein mögen, sie können leicht den Eindruck erwecken, der Autor solle bestraft werden, und zwar nicht nur hinsichtlich Neuanschaffungen, sondern auch rückwirkend durch die Verbannung harmloser Titel aus dem Bestand. Auch dafür wird eine Begründung geliefert: »Das Lektorat und die Leitung waren sich einig, dass Bücher von menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Autoren nichts in den Beständen einer Öffentlichen Bibliothek zu suchen haben.« Entscheidend ist also nicht, dass ein Titel selbst menschenverachtend oder demokratiefeindlich sei, sondern eine entsprechende Gesinnung des Urhebers reicht aus. Oder muss zur Gesinnung eine entsprechende Äußerung hinzukommen? Oder muss eine solche Äußerung zusätzlich besonders verletzend oder herabwürdigend sein? Dürfen wir dann akademisch oder vornehm kaschierten Fremdenhass, Islam- oder Homophobie, Antisemitismus und Rassismus gnädiger bewerten, obwohl er in der Forderung und Konsequenz vielleicht gravierender ist? Führen wir diese Denk- und Handlungsweise konsequent weiter – auch mit einem gewissen Augenzwinkern: Bibliothek BuB Forum und Information – Sollte Pirinçci es nochmals schaffen, einen gelungenen Roman zu publizieren vielleicht sogar einen Bestseller – was ihm auf Grund seiner gesellschaftlichen Ächtung schwer fallen wird – sehe ich spannende Diskussionen mit Leser Innen voraus, nicht nur in Duisburg. Vielleicht kann Pirinçci diesen Zustand aber heilen? Vielleicht wird er eines Tages wieder vernünftig, revidiert und bereut seine Aussagen? Sind seine Katzenkrimis dann wieder im Bestand? Erscheinungsweise zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Februar/März und August/September) Fachzeitschrift des BIB Berufsverband Information Bibliothek e.V. 68. Jahrgang, Nr. 2-3, Februar/März 2016 ISSN 1869-1137 Herausgeber (institutionell) / Eigenverlag Berufsverband Information Bibliothek (BIB) Gartenstraße 18 · 72764 Reutlingen Herausgeber (fachlich) Olaf Eigenbrodt, Hamburg Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover Dr. Dirk Wissen, Berlin Redaktionsbeirat Dale S. Askey, Mc Master Univ. Library, Hamilton, Ontario · Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und Essen · Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal · Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen · Walburgis Fehners, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven · Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover · Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin · Prof. Corenlia Vonhof, Hochschule der Medien, Stuttgart · Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz Redaktion Postfach 13 24 · 72703 Reutlingen Telefon (07121) 34 91-0 / E-Mail: [email protected] Redaktion: Bernd Schleh (verantwortlich, slh) und Steffen Heizereder (hei) Rezensionen: Dr. Jürgen Plieninger Aus dem Berufsverband: Katrin Lück Anzeigen Annegret Kopecki Mail: [email protected], Tel: 07121/3491-16 Miriam Stotz Mail: [email protected], Tel: 0711/781988-34 Druck und Vertrieb Winkhardt Print & Mail Ernsthaldenstraße 53, 70565 Stuttgart verbreitete Auflage 7863 Exemplare (4. Quartal 2015) Datenschutzbeauftragte Regina Störk Preis je Heft € 14, jährlich € 94, ermäßigt € 47,Preise einschließlich MwSt. und zzgl. Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis jeweils 15. November. Redaktionsschluss für Heft 5/2016: 29. März Anzeigenschluss für Heft 5/2016: 4. April 077 FOYER LESERFORUM – Wir müssen hoffen, so gering die Wahrscheinlichkeit auch ist, dass nicht Cornelia Funke und J.K. Rowling in späteren Jahren krude Ansichten entwickeln und entsprechende Meinungen von sich geben. Harry Potter und Tintenherz wären in ihrer Bibliotheksexistenz bedroht! – Sind wir so sicher, nicht auch Medien anderer menschenverachtender und demokratiefeindlicher Personen zu beherbergen? Wo ziehen wir die Grenze, wenn nicht beim Werk selbst? Inwieweit ist Tom Cruise als bedeutender Akteur und Agitator von Scientology, eine von vielen Menschen als menschenverachtend und demokratiefeindlich eingestufte Organisation, betroffen? Entfernen wir alle Filme, in denen er mitgespielt hat oder reicht es aus, jene zu verbannen, in denen er Regie führte? Beginnen wir mit einer »Säuberungsaktion« rein sachlich oder reagieren wir nur auf Einzelfälle, wenn die medialen Wellen besonders hoch schlagen? Die Kolleginnen und Kollegen in Duisburg und anderswo liefern mit solchen Maßnahmen unbeabsichtigt auch jenen Kritikern weitere Belege dafür, dass in unserem Land nicht nur die Meinungsfreiheit bedroht sei (sogenannte »unbequeme und system-nonkonforme Wahrheiten« würden durch »gleichgeschaltete Lügenpresse« unterdrückt), sondern Autoren auch über ihre an sich kritisierten Behauptungen hinaus drangsaliert werden. Die Stadtbibliothek Duisburg untermauert ihre eigene Position mit der Begründung der Verlage Heyne, Goldmann und Diana, Pirinçcis Bücher aus ihrem Programm zu nehmen. Mir scheinen die Motive von Verlagen und Bibliothek doch höchst unterschiedlich zu sein. Erstgenannte, die sich auf den angeblichen »Schutz von Demokratie und Menschenrechte« berufen, handeln vermutlich mehr aus wirtschaftlichen und verlagspolitischen Interessen. Einen Autor wie Pirinçci im Augenblick Ich sehe eine wachsende Verantwortung bei den Bibliotheken, sich durch entsprechende Bestandsauswahl gegen jene Medien zu entscheiden, die sich durch Verrohung von Sprache, durch Intoleranz und Simplifizierung komplexer Zusammenhänge von selbst disqualifizieren. – Etliche Kleriker, Politiker und Machthabende äußern sich offen homophob, frauenfeindlich oder in anderer Weise menschenverachtend, kommen aus Kulturen oder leben und arbeiten in Organisationen, die antidemokratisch sind. Und die sich positiv dazu bekennen! Wer von ihnen – sofern sie als Autoren in Erscheinung treten – ist ein Fall für unsere Bestandsbereinigung? – Wenn »Bücher von menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Autoren«, unabhängig von ihrem Inhalt, nichts in Öffentlichen Bibliotheken verloren haben, was ist mit den Autoren selbst? Bekommt Pirinçci dann Hausverbot, wenn er als unangemeldeter Besucher die Stadtbibliothek Duisburg betritt, obwohl er bei einem solchen Besuch nur herumschmökert und nach neuen Katzenkrimis sucht? 078 überflutender Kritik im Programm zu haben, ist extrem schlecht fürs Image. Da sind die minimalen Umsatzverluste durch die Streichung des Autors aus der Backlist sicher leicht zu verkraften. Schlechtes Image ist zum Beispiel auch hinderlich bei Verhandlungen über Rechte mit anderen Autoren – aber das ist nur Spekulation. Jedenfalls fällt es schwer zu verstehen, wieso diese Verlage mit ihren angeblich hohen moralischen Grundsätzen nicht schon bei Erscheinen von Pirinçcis Buch »Deutschland von Sinnen« (bei Edition Sonderwege/manuscriptum) im Frühjahr 2014 diese Reißleine gezogen haben? Ein Buch, von dem es in ZEIT-Online vom 3. April 2014 heißt: »Es ist pure Menschenverachtung.« Die Schlussfolgerung Barbians gegen Ende seines Artikels kann ich gut unterstützen. In der Tat sehe ich eine wachsende Verantwortung bei den Bibliotheken, sich durch entsprechende Bestandsauswahl gegen jene Medien zu entscheiden, die sich durch Verrohung von Sprache, durch Intoleranz und Simplifizierung komplexer Zusammenhänge von selbst disqualifizieren. Es schmerzt mich zu sehen, was zum Teil auch an meinem eigenen Arbeitsort zu finden ist: Etliche Bücher aus dem Kopp-Verlag, zum Beispiel jüngst »Mekka Deutschland« von Udo Ulfkotte, die zum Teil über Abos auf Spiegel-Bestseller-Listen in unsere Bibliotheken gespült werden, bereiten mir weitaus mehr Kopfzerbrechen als Katzenkrimis von Pirinçci. Differenzierte Betrachtung notwendig Dem intellektuellen und kulturellen Anspruch, zwischen der »Verderbtheit« eines Werkes und seines Urhebers unterscheiden zu können, sollten sich alle in Informations- und Medienberufen Arbeitenden aufgrund ihrer öffentlichen Funktion und Beteiligung an der Informationsfreiheit besonders verpflichtet fühlen. Es gehört auch zu den Stärken einer Gesellschaft, Menschen nicht nur schwarz-weiß, sondern differenziert zu sehen, so schwierig das häufig sein mag und so schwer das manchmal auszuhalten ist. Wir neigen dazu, Menschen aufgrund ihrer Werke zu idealisieren. Wenn wir sie bewundern, möchten wir gerne das Negative an ihnen ausblenden, herunterspielen oder relativieren. Umgekehrt fällt es uns schwer, dem »bösen« Menschen zuzugestehen, dass auch er etwas Schönes geschaffen haben könnte – und seien es nur Katzenromane. Schließen möchte ich mit einer Frage, die mich seit meiner Jugend beschäftigt und die ich seitdem unter allen möglichen Aspekten gedreht und gewendet habe: Hätte Hitler künstlerisch wertvolle Bilder ohne ideologischen Bezug gemalt, dürften diese heute in prominenten Galerien hängen? Bei aller Ambivalenz ist meine Antwort bis heute immer dieselbe geblieben: Ja, sie dürften. Und man dürfte sie sogar schön finden. Martin Spieler, Stadtbibliothek Göppingen FOYER LESERFORUM »Wir brauchen offene und faire bibliotheksund informationsethische Diskurse« Fünf Jahre war Leserbrief-Autor Hermann Rösch Mitglied der BID-Ethikkommission. Auch er hat sich zu dem Artikel »Die Grenzen der Liberalität« von Jan-Pieter Barbian geäußert. Für Bernd Schlehs Editorial »Stiefkind Informationsethik« in BuB 1/2016 bin ich sehr dankbar, besonders für den Hinweis darauf, dass die Ethikkommission seit dem 1. März 2015 nicht mehr besetzt ist. Gleichwohl bin ich mit dem Beitrag von Jan-Pieter Barbian zu den »Grenzen der Liberalität« aus Anlass der aufsehen erregenden Affären um den Autor Akif Pirinçci nicht einverstanden. Darin wird unter anderem mitgeteilt, dass die Stadtbibliothek Duisburg alle Werke dieses Autors aus dem Bestand entfernt hat. Problematisch ist aus meiner Sicht, dass die Aussonderungsentscheidung eben nicht auf der Grundlage transparenter, informationsethischer Reflexionen getroffen wurde, sondern einzig auf der Einigkeit von Lektorat und Leitung darüber beruht, dass »Bücher von menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Autoren nichts in den Beständen einer Öffentlichen Bibliothek zu suchen haben«. Völlig offen bleibt, wann und aufgrund welcher Kriterien ein Autor als menschenverachtend beziehungsweise demokratiefeindlich gilt. Ferner: Muss ein Autor diese Prädikate ein Leben lang verdienen oder reicht es, wenn dies zu einem Zeitpunkt seines Lebens der Fall ist? Wenn Pirinçci in der Vergangenheit erfolgreiche und politisch unauffällige Katzenromane verfasst hat, müssen diese dann wirklich aus dem Bestand entfernt werden, weil der Autor Jahre später Aussagen trifft, die ohne Zweifel menschenverachtend und demokratiefeindlich sind? Wenn das so ist, müssten dann nicht auch die Tagebücher des Josef Goebbels aus dem Bestand der Duisburger Stadtbibliothek entfernt werden, die Werke des Antisemiten Richard Wagner, Ernst Jüngers Roman »In Stahlgewittern«? Was ist mit Louis-Ferdinand Céline und müsste man nicht sogar über den Verbleib der eindeutig demokratiefeindlichen »Betrachtungen eines Unpolitischen« von Thomas Mann nachdenken? Und müssen dann nicht auch »Die großen Reden« des erklärten Demokratiefeindes Otto von Bismarck entfernt werden? Hier wird deutlich, dass es nicht reicht, die nachvollziehbare politische Empörung ANZEIGE PAPIERENTSÄUERUNG • Nachhaltige Papierentsäuerung • Homogene und tiefenwirksame Behandlung • Beibehaltung der Signaturreihenfolge • ISO zertifiziertes Qualitäts- und Umwelt- management • Akkreditiertes Prüflabor • Individuelle Beratung www.papersave-swiss.com BuB 68 02-03 /2016 079 FOYER LESERFORUM eines Bibliotheksleiters und seiner Lektoren zur Grundlage von Aussonderungsentscheidungen zu machen. Ein solches Vorgehen grenzt schnell an Willkür und wird zur ethisch fragwürdigen Einschränkung von Informationsfreiheit. Erfahren Nutzer von diesen Vorgängen und können sie sich dagegen zur Wehr setzen? Benötigt werden hingegen standardisierte und transparente Entscheidungsprozesse, deren Ergebnisse überprüfbar und damit anfechtbar sind. In den USA gibt es dafür Geschäftsgänge und Formulare. Gefällt werden die Entscheidungen in Orientierung an der bibliothekarischen Institutionen ethik (Library Bill of Rights) und dem Code of Ethics der American Library Association. Im Zweifelsfall steht das Office for Intellectual Freedom der ALA mit Rat und Tat zur Verfügung. Es genügt also nicht, apodiktisch (offenbar doch als Inhaber einer absoluten Wahrheit?) zu verkünden, dass die Aussonderung eines bestimmten Werkes »einen notwendigen und berechtigten Eingriff in das Buchangebot einer Öffentlichen Bibliothek« darstelle. Es müsste schon im Detail nachgewiesen werden, woraus denn die »Notwendigkeit« und die »Berechtigung« in jedem einzelnen Fall abgeleitet werden. Es ist bemerkenswert, dass in dem Beitrag die Begriffe Ethik, Informationsethik, Bibliotheksethik oder Berufsethik nicht fallen. Wirklich erfreulich bleibt, dass Jan-Pieter Barbian die Entscheidung der Stadtbibliothek Duisburg wenigstens in der Berufsöffentlichkeit mitteilt und sich damit einer Debatte stellt. Dies haben im Fall Pirinçci nur wenige Bibliotheken getan wie etwa, allerdings mit dem entgegengesetzten Ergebnis, die Stadtbibliothek Salzgitter und die Stadtbibliothek Bonn. Was wir brauchen sind offene und faire bibliotheks- und informationsethische Diskurse zu strittigen Themen. Wenig hilfreich ist dafür der polemische und oft respektlose Ton der von manchen Diskutanten in InetBib oder anonymen Blogs angeschlagen wird. Eine arbeitsfähige und -willige Ethikkommission hingegen könnte einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Notwendigkeit ethischer Standards bewusster zu machen und die dringend notwendigen Diskurse innerhalb der Berufsöffentlichkeit (aber auch außerhalb) zu animieren. Hermann Rösch, TH Köln, 2010-2015 Mitglied der BID-Ethikkommission »Wenn wir bei der Meinungsfreiheit Grenzen ziehen, schaffen wir sie ab« Auch der folgende Leserbrief von Dietrich Becker bezieht sich auf den Artikel »Die Grenzen der Liberalität« von Jan-Pieter Barbian. Neulich schwadronierte in einer TVTalke eine taz-Redakteurin von den Grenzen der Meinungsfreiheit. Eine Grünenpolitikerin sah in weiten Teilen der Öffentlichkeit die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten. Herr Grass sagte zu den dänischen Mohammed-Karikaturen damals, »man müsse mit Meinungsfreiheit auch umgehen können« und missbilligte damit jene Zeichnungen. Herr Barbian spricht nun von Schranken der Meinungsfreiheit und ummantelt diese Schranken damit, dass die Demokratie verteidigt werden muss. Das alles erinnert mich gut an die vielen Besuche von mir, mit meiner Familie, damals in meiner Jugend in der DDR, dem ersten »Arbeiter-und-Bauern-Staat« auf deutschem Boden, in der ein Großteil meiner Familie lebte. Ich war politisch recht selbstbewusst und hielt mit meiner Meinung über das dortige repressive 080 System nie hinter dem Berg. Ich konnte es mir leisten, ich durfte ja nach einer Woche »wieder raus«. Wie oft hörte ich von FDJlern, dass ich mit meinen Ansichten zu weit gehen würde. »Das ist ja eine tolle Meinungsfreiheit hier«, sagte ich den Jungkommunisten dann und hörte Formulierungen, die man im DDR-Fernsehen im Schwarzen Kanal auch hören konnte. »Es gibt in der DDR sehr wohl Meinungsfreiheit, man darf nur nicht hetzen, lügen und verleumden!« Auf die Art von Meinungsfreiheit kann und will ich gerne verzichten. »Kabarett darf alles!«, sagte einst der große Werner Fink. Ich hänge da noch an: Meinungsfreiheit auch! Wenn wir bei der Meinungsfreiheit Grenzen ziehen, schaffen wir sie ab. Eine extrem rechte Position wird einem Linken immer ein Gräuel sein, umgekehrt genauso. Der Schwachsinn von Herrn Pirinçci bei Pegida steht doch nicht in seinen Katzenkrimis. Wagner war Antisemit, seine Musik ist es nicht. Das sagen Barenboim oder Reich-Ranicki. Man kann doch beliebte Romane oder Musik nicht aus dem Bestand nehmen, weil die Urheber »böse« Dinge denken. Dann hätte Ehrenburg wohl auch nichts mehr in Öffentlichen Bibliotheken zu suchen. Und Musik von Frei.Wild (die übrigens keine Hardrock Band ist!) aus den Beständen zu nehmen, sorgt nur dafür, dass deren viele Fans nicht in Öffentliche Bibliotheken gehen, weil dort ihre Musik nicht geboten wird. Und die Musiker haben wirklich viele Fans! Ich hatte den Spaß, die Südtiroler auf einem Festival live zu sehen. Um mich herum waren nur gutgelaunte junge Menschen, die mit der Musik so richtig abgefeiert haben. Zu den Texten kann ich sagen, dass sie nicht meinem Geschmack entsprechen, aber ich weiß noch, was ich vor 40 Jahren so gehört habe (Eulenspygel, Ton-Steine-Scherben, Floh de Cologne, Slime). Meine Eltern waren entsetzt, aber anscheinend toleranter als viele Moralapostel heute. Wer meint, die Demokratie durch die Beschädigung der Meinungsfreiheit schützen zu müssen, bringt sie in Gefahr! Dietrich Becker, Bürgerhalle Bergedorf FOYER TAGUNGEN In seiner Eröffnungsansprache betonte Wissenschafts-Staatssekretär Rolf Fischer die zentrale Bedeutung der Bibliotheken für das Land als Bildungseinrichtungen. Foto: ZBW / Carola Gruebner Bibliotheken für alle 270 Besucher beim 4. Schleswig-Holsteinischen Bibliothekstag Am 14. Oktober 2015 fand der vierte Schleswig-Holsteinische Bibliotheks tag im Audimax der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt. Die Tagung wurde im Rahmen des 350-jährigen Bestehens der Universität und der Universitätsbibliothek von der Arbeitsgemeinschaft der bibliothekarischen Landesverbände in Kooperation mit der Büchereizentrale Schleswig Holstein organisiert. Unter dem Motto »Bibliotheken für alle« trafen rund 270 Bibliotheksbeschäftigte aus Schleswig-Holstein und Süddänemark zusammen und informierten sich über aktuelle Trends und Entwicklungen. Der Schleswig-Holsteinische Bibliothekstag fand vor dem Hintergrund statt, dass das Kultusministerium einen ersten Entwurf für ein Bibliotheksgesetz Anfang November vorlegen wollte. Die auf Buttons vielfach dokumentierte Forderung »Bibliotheken sind Pflicht« sollte den Vorstellungen der Bibliotheksverbände Nachdruck verleihen. Mit Spannung wurden daher die Worte der Landesregierung erwartet. In seiner BuB 68 02-03 /2016 Eröffnungsansprache stellte der Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung, Rolf Fischer, die Bedeutung gut ausgestatteter und mit ausreichenden Öffnungszeiten zugänglicher Bibliotheken heraus und machte deutlich, dass diese einen Kernbereich der öffentlichen Daseinsvorsorge darstellten. Das geplante Schleswig-Holsteinische Bibliotheksgesetz soll nach dem Willen der Landesregierung diese Tatsache offiziell dokumentieren und eine angemessene rechtliche Aufwertung des Bibliothekswesens erreichen. Bibliotheken werden dadurch als Standortfaktoren definiert, die im Rahmen der Sozialraum- und Stadtentwicklungsplanung sowie der Digitalen Agenda berücksichtigt werden sollen. Hervorragendes Feedback Die Themen der Vorträge und Diskussionen waren vielfältig: Vom Bericht aus dem Forum »Willkommen in Schleswig-Holstein« zur Bibliotheksarbeit für Geflüchtete über Informationen zu Discovery-Systemen bis hin zu einer Podiumsdiskussion zur Sonntagsöffnung und »Open Libraries«. Auch ein Blick über die Grenze fehlte nicht: Ein Beitrag aus Dänemark widmete sich einer dort durchgeführten Studie zum Nutzen von Bibliotheken. Die Veranstaltung wurde durch eine interessante und vielfältige Firmenausstellung sowie ein Treffen von Fahrbüchereien aus der Region abgerundet. Im Anschluss an die Tagung wurde unter den Teilnehmenden eine Online-Umfrage durchgeführt. Mit knapp 64 Prozent Rücklauf erfuhr diese eine rege Beteiligung. Auch das Ergebnis ist erfreulich. So beantworteten 95,8 Prozent die Frage, ob sie am nächsten Bibliothekstag wieder teilnehmen würden mit »ja« und 96,8 Prozent, dass sie die Teilnahme Kolleginnen und Kollegen empfehlen würden. Denn auch zur inhaltlichen Qualität der Veranstaltung fiel das Fazit positiv aus: Auf einer fünfstufigen Skala von »sehr informativ« bis »gar nicht informativ« entfielen insgesamt 91 Prozent der Antworten auf »sehr informativ« und »informativ«. Besonders gut wurde die Podiumsdiskussion am Nachmittag bewertet, aber auch die Eröffnungsveranstaltung und verschiedene Themenschwerpunkte erhielten sehr gute Beurteilungen. Andreas Teichert, AG der bibliothekarischen Landesverbände in Schleswig-Holstein 081 Ruhige Lage im Odenwald: Das Kloster Höchst bietet ideale Bedingungen für den diesjährigen BIB-Sommerkurs. Foto: Kloster Höchst Den richtigen Ton treffen Kompetent in Schulungen, Besprechungen und Präsentationen / p19. BIB-Sommerkurs vom 21. bis 26. August im Kloster Höchst (Odenwald) Rhetorische Fähigkeiten, Kenntnisse zur Moderation von Besprechungen sowie zur Präsentation von Inhalten sind in der heutigen bibliothekarischen Arbeitswelt Schlüsselqualifikationen geworden. Gleichzeitig werden didaktische Grundlagen bei der Vermittlung von Informationskompetenz immer wichtiger. Um hierfür gemeinsam mit Fachkolleginnen und -kollegen den »richtigen Ton« zu treffen, finden Teilnehmerinnen und Teilnehmer am diesjährigen BIB-Sommerkurs in idyllischer, ruhiger Lage im Odenwald die idealen Bedingungen. Das Seminarprogramm bietet neben der Vermittlung von theoretischem Hintergrund jede Menge praktische Übungen. Den Einstieg bilden Inputs zu Didaktik für Schulungen, Kommunikationsgrundlagen und Stimmbildung mit praktischen Übungen zum Sprechausdruck. 082 Theorie und Praxis zur Präsentation und der Leitung von Besprechungen und auch Tipps zum Einsatz von Technik sind ebenfalls Bestandteil des Sommerkurses. Referieren werden Expertinnen und Experten, die schon lange im bibliothekarischen Fortbildungsbereich aktiv sind. Wilfried Sühl-Strohmenger, wissenschaftlicher Bibliothekar und Erziehungswissenschaftler, ist seit vielen Jahren im Bereich Teaching Library und Informationskompetenz tätig. Christiane Brockerhoff bringt hohe Kompetenz im gesamten Spektrum der Kommunikation mit und hat in der bibliothekarischen Fortbildung vielfältige Erfahrung. Im weiteren Rahmenprogramm sind verschiedene gruppendynamische Unternehmungen am Seminarort geplant. Das Kloster Höchst bietet als Tagungshaus in ruhiger Atmosphäre die ideale Gelegenheit, sich intensiv mit den angebotenen Themen auseinanderzusetzen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Höchst im Odenwald gut zu erreichen. Zur Teilnahme eingeladen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken, berufliche Wiedereinsteiger/innen, Berufsanfänger/innen und Studierende. Der Kurs beginnt am Sonntagabend, 21. August, und endet am Freitagmittag, 26. August 2016. Die Teilnahmegebühr beträgt für BIB-Mitglieder (ebenso Mitglieder des VDB und der Partnerverbände aus Österreich, Italien und der Schweiz) 600 Euro, für Nichtmitglieder 850 Euro. Die Gebühr umfasst die Kosten für das Kursprogramm inklusive fünf Übernachtungen im Einzelzimmer mit Bad, Vollverpflegung im Tagungshaus und einem kleinen Abendprogramm. Bitte senden Sie die Anmeldung verbindlich bis spätestens 10. Juni 2016 an [email protected] Der ausführliche Programmablauf ist unter www.bib-info.de abrufbar. Fragen gerne per Mail ebenfalls an [email protected] oder telefonisch zum Programm an Thekla Heßler (069/798-39230), zur Anmeldung an Jens Winalke (0234/36901-244). Thekla Heßler, Jens Winalke; BIB-Kommission für Fortbildung ANZEIGE Nomos eLibrary Exzellente wissenschaftliche Inhalte zur modernen Nutzung Besuchen Sie uns auf dem 6. Bibliothekskongress vom 14.-16. März 2016 im Congress Center Leipzig Stand F03 Nomos gehört zu den führenden Wissenschaftsverlagen im deutschen Sprachraum. Die Schwerpunkte des Verlags liegen in den Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Damit ist für eine perfekte Integration der Nomos eLibrary in das Umfeld wissenschaftlicher Bibliotheken gesorgt: In der Nomos eLibrary finden Sie derzeit mehr als 6.000 Bücher und über 1.000 Zeitschriftenhefte, die für die Nutzung durch Bibliotheken und ihre Leser perfekt aufbereitet sind – jedes Jahr kommen über 500 Buchtitel sowie die Jahrgangsausgaben von mehr als 30 Zeitschriftentiteln hinzu. Link-Resolver gewährleisten einen bibliotheksspezifischen Zugriff, Eine komfortable Suchfunktion ermöglicht Wissenschaftlern und Studierenden den einfachen Zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse und den Stand der Wissenschaft. Die komplett zweisprachige Plattform wird ständig weiterentwickelt. Marc-Records sichern die Integration in den Bibliotheks-OPAC, Statistiken auf Grundlage des COUNTER-Standards ermöglichen die Auswertung der Nutzung. Die Oberfläche ist für Discovery-Services ebenso durchsuchbar wie durch die üblichen Suchmaschinen, damit auch auf diesem Weg die maximale Sichtbarkeit der Titel gewährleistet werden kann. Open Access-Angebote existieren sowohl für Zeitschriften- als auch für Buchinhalte. Das Prinzip der eLibrary ist ein Kaufmodell ohne weitere anfallende Gebühren (etwa Hosting- oder Nutzungsgebühren). Titel, die einmal erworben wurden, werden dauerhaft und zur unbegrenzt parallelen Nutzung zur Verfügung gestellt. Flexible Angebotsformen für individuelle Bedürfnisse Jetzt neu ! ■ Lehrbuchpakete ■ Wissenschaftliche Fachpakete: Gesamtpakete | Kollektionen | Themenpakete der Jahrgänge 2007-2016, mit bis zu 40 % Nachlass gegenüber dem Einzelkauf ■ Enzyklopädie Europarecht ■ Englischsprachige Handbücher der Kooperationsreihe C.H. Beck | Hart | Nomos ■ Inhalte der edition sigma (als Backlist-Pakete 2007-2014 ■ Pick & Choose: e-only und Bundles sowie ab 2015 per Pick & Choose und als Bestandteil der Nomos-Pakete) Beratung und Präsentation: www.nomos-elibrary.de BuB 68 02-03 /2016 Melanie Schwarz +49.7221.2104-811 [email protected] 083 FOYER NACHRICHTEN Prachtvolles Chorbuch Albrechts V. aufwendig restauriert und digitalisiert Es ist einer der kostbarsten Schätze der Bayerischen Staatsbibliothek: das Chorbuch mit Motetten von Cipriano de Rore. Nach aufwendiger Restaurierung und Digitalisierung ist das von Hans Mielich prachtvoll illuminierte Chorbuch online abrufbar und damit zum ersten Mal seit über 450 Jahren für alle Interessierten zugänglich. Das großformatige und schwere Chorbuch mit seinem Prachteinband kann nur mit äußerster Vorsicht geöffnet werden. Es ist für die Öffentlichkeit äußerst selten zugänglich. Dies ändert sich nun. Experten am Scanzentrum des Münchener Digitalisierungszentrums haben das Chorbuch über mehrere Wochen hinweg mit hochspezialisierter Fototechnik gescannt und bearbeitet. Das Digitalisat kann über die Digitalen Sammlungen der Bibliothek online abgerufen und unabhängig von Ort und Zeit für detaillierte Forschung genutzt werden: Nachrichten Standortsuche für ZLB geht in die zweite Runde Berlin. Der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Auftrag gegebene Abschlussbericht zur ersten Phase der Standortprüfung für den Neubau der Zentral- und Landes bibliothek Berlin (ZLB) liegt vor. Es wurden 13 Standorte auf Eignung geprüft und bewertet. Im Ergebnis wird empfohlen, entsprechend der Rangfolge der Bewertung folgende Standorte in die zweite Untersuchungsphase einzubeziehen: 084 Das Chorbuch mit Motetten von Cipriano de Rore wird am Münchener Digitalisierungszentrum gescannt. Foto: Bayerische Staatsbibliothek http://daten.digitale-sammlungen.de/ bsb00103729/image_1 Bevor das Digitalisat angefertigt werden konnte, wurde das Werk am Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung der Bayerischen Staatsbibliothek über ein ganzes Jahr hinweg Amerika-Gedenkbibliothek, Marx-Engels-Forum, Flughafengebäude Tempelhof, Südkreuz. »Wir freuen uns, dass die erste Phase der Standortuntersuchung damit abgeschlossen ist«, sagte Volker Heller, Vorstand der ZLB. »Die Planung für eine Zentral- und Landesbibliothek Berlin unter einem Dach ist damit einen wichtigen Schritt vorangekommen. Ich begrüße das Vorhaben des Senats sehr, bis zum Herbst 2016 den Standort für die ZLB festlegen zu wollen«. Auf Grundlage der vorliegenden Untersuchung aus Phase 1 werden die vier geeigneten Standorte nun im vertieften Verfahren geprüft. In dieser zweiten Phase werden die verbleibenden Standorte unter anderem nach Aspekten der Standort- und Stadtentwicklung, nach ökologischen Gesichtspunkten und baulichen aufwendig restauriert. Die Miniaturen im Chorbuch wiesen zahlreiche verlustgefährdete Stellen der Malschicht auf. Sie wurden deshalb unter dem Mikroskop mit einer speziellen Lösung gefestigt. Bayerische Staatsbibliothek Präferenzen in die wirtschaftliche Betrachtung der Baumaßnahme einbezogen. Im Ergebnis wird ein Standort für die Maßnahme festgelegt. Mit der Erstellung der vertieften Wirtschaftlichkeitsuntersuchung soll im Februar 2016 begonnen werden. Ziel ist es, bis zum Herbst 2016 einen geeigneten Standort für die ZLB zu benennen. Ausschreibung für »Bibliothek des Jahres« Berlin. Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) verleiht am 24. Oktober 2016 – dem »Tag der Bibliotheken« – zum siebzehnten Mal den Preis »Bibliothek des Jahres« am Ort des Preisträgers. Die Auszeichnung »Bibliothek des FOYER NACHRICHTEN Jahres« ist der einzige nationale Bibliothekspreis in Deutschland. Vorschläge durch Sektionen, Kommissionen, Landesverbände oder Jurymitglieder müssen bis zum 30. April vorliegen. Auch Eigenbewerbungen sind möglich. Weitere Informationen gibt es unter: www.bib liotheksverband.de/dbv/auszeichnun gen/bibliothek-des-jahres/ausschrei bung.html Zustimmung für Reform des EU-Urheberrechts Berlin. Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) hat die Mitteilung der EU-Kommission vom 9. Dezember 2015 für eine zeitgemäße, europäische Urheberrechtsordnung begrüßt. Auch die Services der Bibliotheken könnten damit eine neue, zukunftsgerechte Rechtsgrundlage erhalten. In ihrer Mitteilung stellt die Kommission einen tiefgreifenden Reformprozess der mittlerweile fast 15 Jahre alten Rechtsgrundlagen für das EU-Urheberrecht in Aussicht. Der dbv hat in seiner Stellungnahme vom 15. Dezember darauf hingewiesen, dass eine klare Positionierung in Richtung zwingender Schrankenregelungen für Forschung, Ausbildung und Informationszugang sowie die Einführung rechtlicher Rahmenbedingungen für die »Ausleihe« von E-Books und E-Medien in Bibliotheken erfolgen sollte. Auch der europäische Dachverband EBLIDA und der Weltbibliotheksverband IFLA reagierten positiv auf die Veröffentlichung des Urheberrechts-Aktionsplans durch die EU-Kommission. IFLA-Präsidentin Donna Scheeder sagte: »Dass die Kommission neue Ausnahmen und Schranken in Betracht zieht, um Text und Data Mining, Fernrecherche in Bibliotheksbeständen und digitale Bestandserhaltung zu ermöglichen, zeugt von ihrem Verständnis für die Herausforderungen des digitalen Zeitalters für Bibliotheken.« Gerald Leitner wird IFLAGeneralsekretär Den Haag (Niederlande). Der Geschäftsführer des Büchereiverbandes Österreichs, Gerald Leitner, ist vom Vorstand des Weltverbandes der Bibliotheken, International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA), einstimmig zum neuen Generalsekretär bestellt worden. Leitner hat sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen Kandidaten aus mehr als 20 Ländern durchgesetzt. Er tritt die Position am 1. Juni 2016 an und löst damit Jennefer Nicholson ab, die Ende Mai in Ruhestand gehen wird. Die IFLA vertritt – als globale Stimme der Bibliotheken – die Interessen des Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationssektors weltweit. Das Hauptquartier ist in Den Haag, Niederlande, daneben betreibt IFLA regionale Büros und Sprachzentren auf allen Kontinenten. Leitner hat in Österreich zahlreiche Initiativen im Bereich der Literatur- und Leseförderung gestartet. Unter anderem ist er Initiator und Organisator von Österreichs größtem Literaturfestival »Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek«. Neben seiner Funktion als Geschäftsführer des BVÖ war und ist Leitner in führenden Positionen in internationalen Organisationen tätig, unter anderem als Präsident des Dachverbandes der Europäischen Bibliotheksverbände, EBLIDA, von 2007 bis 2012 sowie in Beratungstätigkeit für die EU-Kommission, und die UN. Neuer Standort für KLVG Dortmund. Der Kunst- und Literaturverein für Gefangene (KLVG) ist bereits Ende vergangenen Jahres umgezogen. Die neue Adresse lautet: Evinger Platz 11 in 44 3 39 Dortmund. Die bisherigen Räumlichkeiten seien zu eng geworden, so die Organisation. Mehr als 25 000 Medien mussten ins neue Domizil geschafft werden, in dem nun auch Kellerräume zur Lagerung zur Verfügung stehen. Der KLVG ist Träger zweier Projekte: »Bücher- und Medienfernleihe« sowie CSG_Anzeige 180x75_Layout 1 12.01.16 11:40 Seite 1 ANZEIGE Die CSG Systems GmbH zählt zu den führenden Anbietern von innovativen Zahlungssystemen sowie komplexen Softwarelösungen für das Geldmanagement. Unser Kassenautomat MiniPay – perfekt für Ihre Bibliothek! Vielseitige Ausstattungen im Hardware- und Softwarebereich, optionaler Einsatz eines Banknotenrecyclers und die Multicoin-Technologie machen den MiniPay zu einem perfekten Partner in Ihrem Hause. Mehr über unsere Automaten erfahren Sie auf unserem Stand CCL+1-H07 beim 6. Bibliothekskongress in Leipzig oder unter www.csg-systems.de. BuB 68 02-03 /2016 085 FOYER NACHRICHTEN Freiburg. Das Heft 3 (Januar 2016) der von Klaus Isele herausgegebenen Literaturzeitschrift »Wort-Zone« (ISBN 9783-7392-2601-9) enthält den Aufsatz »Mobbing auf Bibliothekarisch« von Konrad Heyde. Heyde war von 1982 bis 2003 Leiter der Fachstelle Freiburg. Online-Portal »lesen.net« am 11. Januar berichtet: Bereits seit mehreren Jahren im Einsatz sind demnach Amazon-Packstationen in britischen Bibliotheken. Dazu habe es in einer Zwischenbilanz viel Lob gegeben – und zwar vom britischen Kulturministerium. Die Schließfächer seien eine zusätzliche Einnahmequelle für die Bibliotheken, erfreuten sich bei den Bibliothekskunden großer Beliebtheit, erforderten bei der Installation von den Mitarbeitern keinen Arbeitsaufwand (die Wartung übernimmt Amazon) und brächten zusätzlich Menschen in die Bibliothek. Das Problem ist bekannt: Wenn der Paketbote seine Runde macht, sind viele Wohnungen verwaist. Online-Bestellungen müssen dann häufig bei Nachbarn oder in der Postfiliale abgeholt werden. Als Alternative bieten sich Packstationen etwa von DHL an, zu denen es allerdings häufig auch ein weiter Weg ist. Online-Händler Amazon will sich ohnehin nicht auf die Geschäftsentwicklung von Zustellern verlassen, wie derzeit auch der Aufbau eines eigenen Amazon-Paketdienstes illustriert. In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien stellt das Unternehmen darum schon seit 2011 eigene Packstationen auf. In England stehen Packstationen unter anderem in drei Büchereien in der Grafschaft West Sussex. Lob für Amazon-Packstationen in britischen Bibliotheken Technische Informations bibliothek ist jetzt Stiftung Hannover. Über eine besondere Art der Zustellung bei Amazon hat das Hannover. Die Technische Informationsbibliothek (TIB) ist seit dem 1. Januar Stiftung des öffentlichen Rechts des Landes Niedersachsen, in der die Technische Informationsbibliothek (TIB) und die Universitätsbibliothek (UB) der Leibniz Universität Hannover zusammengeführt wurden. Die Stiftung trägt die Zusatzbezeichnung »Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek«. »Mit der Stiftungswerdung haben wir einen langwierigen Prozess erfolgreich beendet«, sagte Uwe Rosemann, Direktor der TIB Hannover. »In einer leistungsstarken und innovativen Stiftung TIB bleiben die effizienten Strukturen und die »Kultur hinter Gittern«. Mit diesen Angeboten will der Verein Gefangenen helfen, die Haftzeit sinnvoll zu nutzen. Helfer und Unterstützer sind willkommen. »Der Kunde muss sterben« Eindhoven (Niederlande). Im Vorfeld des vergangenen niederländischen Nationalen Bibliothekskongresses in Eindhoven kam es zu einer kontroversen Diskussion um den Kundenbegriff im Bibliothekswesen. Auslöser war ein kurz vor dem Kongress veröffentlichter Aufsatz des Bibliotheksexperten und Universitätsdozenten Frank Huymans, der sich unter dem Titel »De klant moet dood« (»Der Kunde muss sterben«) vehement gegen die Verwendung von »Kundin/Kunde« als Sammelbegriff für Bibliotheksbesucher/innen und Bibliotheksnutzer/innen ausspricht. »Mobbing auf Bibliothekarisch« BuB-Register 2015 Reutlingen. Das Heftregister für den vergangenen BuB-Jahrgang (2015) liegt nicht mehr der Print-Ausgabe bei. Stattdessen steht es ab sofort auf der BuB-Webseite unter www.b-u-b.de/archiv als PDF-Datei zum Herunterladen und Ausdrucken bereit. 086 Noch mehr aktuelle Nachrichten und Fortbildungen Reutlingen. Weitere Nachrichten und Neuigkeiten aus dem Bibliotheks- und Informationssektor werden tagesaktuell auf der BuB-Webseite www.b-u-b.de veröffentlicht. Dort sind auch sämtliche Fortbildungstermine – ebenfalls mit täglicher Aktualisierung – zu finden. BuB-Redaktion gewachsenen Synergien der beiden Bibliotheken auch in Zukunft erhalten«. Die Forderung nach einer selbstständigen Stiftung mit Autonomie und Gestaltungsfreiheit gibt es für die TIB bereits seit 2011. Sie ist ein Ergebnis der Evaluierung, der sich die Technische Informationsbibliothek als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft alle sieben Jahre stellen muss. Prof. Ralph Ewerth forscht an der TIB zu »Visual Analytics« Hannover. Bereits Anfang November 2015 hat Ralph Ewerth seine Arbeit als Professor an der Technischen Informationsbibliothek (TIB) und der Leibniz Universität Hannover aufgenommen. Im Rahmen der Professur »Visual Analytics« im Bereich Forschung und Entwicklung der Bibliothek wird der 43-Jährige als Leiter der Forschungsgruppe »Visual Analytics« gemeinsam mit seinen Mitarbeitern an Themen wie Multimedia Retrieval und Usability forschen. »Mit meinen Forschungsarbeiten verfolge ich das Ziel, für die Nutzerinnen und Nutzer von digitalen Bibliotheken neuartige und nützliche Recherche- und Suchmöglichkeiten in großen Medienbeständen zu entwickeln«, sagte Ewerth. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit an der TIB wird die Erforschung von maschinellen Lernverfahren zur automatischen Erschließung von Medienund Forschungsdaten, neuen Visualisierungs- und Repräsentationsformen für Datenbestände sowie von Methoden FOYER NACHRICHTEN zur interaktiven Suche in Medien- und Forschungsdaten sein. Ein besonderer Fokus soll auf dem Ansatz des Deep Learning und adaptiven Lernverfahren liegen, die sich mit geringem Aufwand auf Datenbestände neuer Anwendungsdomänen übertragen lassen. ZBW lädt zur Konferenz nach Berlin Kiel/Hamburg. Das Programm für die erste internationale Fachkonferenz »INCONECSS – International Conference on Economics and Business Information« (www.inconecss.eu) steht. Das Themenspektrum reicht von Forschungsdaten, E-Book-Strategien, Forschungsinformationssystemen, Bestandsmanagement im digitalen Zeitalter über Open Access bis hin zu Personalentwicklungsstrategien in wissenschaftlichen Bibliotheken. Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft lädt damit erstmalig zu einer internationalen Fachkonferenz für Bibliotheken, die Services speziell für Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler anbieten, vom 19. bis zum 20. April dieses Jahres nach Berlin ein. Ziel ist es, Best-PracticeBeispiele aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen und eine Plattform für stimulierende Gespräche und Diskussionen anzubieten. Viel Applaus bekam ein Video mit Glückwünschen aus der Bürgerschaft: www.youtube.com/watch?v=SNjyk 76J9Qk&feature=youtu.be 125 Jahre Stadtbibliothek Köln Köln. Am 3. Dezember 1890 öffnete die erste Öffentliche Bibliothek der Stadt Köln ihre Tür für Leserinnen und Leser. Auf den Tag genau 125 Jahre später lud Oberbürgermeisterin Henriette Reker zur Feier des 125-jährigen Bestehens der Stadtbibliothek ins Historische Rathaus ein. Das Stadtoberhaupt machte keinen Hehl aus ihrer Freude, die langjährige Arbeit der Bibliothek würdigen zu können. In ihrer Begrüßung ließ sie die Historie der traditionsreichen städtischen Einrichtung lebendig werden. Mit dem Rückgriff auf die Anfänge, die Erfolge aber auch die Rückschläge verband Reker persönliche Erinnerungen, wie etwa die Eröffnung der Zentralbibliothek 1979. Einen Blick in die Zukunft warfen Susanne Laugwitz-Aulbach, Beigeordnete für Kunst und Kultur und die Bibliotheksdirektorin Hannelore Vogt. In einem Podiumsgespräch, geleitet vom Bibliothekarischen Direktor der ekz. bibliotheksservice GmbH Andreas Mittrowann, wurde deutlich, wie sich in der Stadtbibliothek Köln Bewährtes und Innovatives verbinden und ergänzen. Themenbibliothek Erster Weltkrieg München. Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) stellt ein neues Webangebot zur Verfügung, das die Nutzung ihrer umfangreichen Bestände zum Ersten Weltkrieg und zur nachfolgenden Revolutionszeit bündelt und Quellenmaterial für die Wissenschaft wie auch für die historisch interessierte Öffentlichkeit zugänglich macht. Die »Themenbibliothek« besteht aus zwei Komponenten: Das »Themenportal« bietet eine Bestandsübersicht zu allen einschlägigen Dokumenttypen und hilft bei der Recherche nach Quellen und Forschungsveröffentlichungen. Mehr als 500 internationale Webangebote zum Ersten Weltkrieg weist ein laufend erweitertes Verzeichnis von Internetressourcen nach. Als zweite Komponente steht ein »Spezialkatalog« mit mehr als 54 000 Einträgen zur Verfügung, der die relevanten Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek zielgenau auffindbar macht. Für jeden Titel kann ermittelt werden, ANZEIGE Immer noch gut drauf bei lebenslanger Haft! ®-Etiketten r e s u le P it M weichmacherfestes Papier weichmacherfreier Kleber • pH-neutral • alterungsbeständig • entsäuerungsfest • lichtecht Format und Gestaltung nach Wunsch Druckservice für Signaturen und Barcode • verschiedene Papieroberflächen für jedes Beschriftungssystem • garantierte Haftung auf allen Bucheinbänden und vielen anderen Materialien • • • • BuB 68 02-03 /2016 Bernhard Pleuser GmbH Otto-Hahn-Str. 16 D-61381 Friedrichsdorf Telefon +49 (0) 61 75 . 798 27 27 Fax +49 (0) 61 75 . 798 27 29 E-Mail [email protected] pleuser.de 087 FOYER NACHRICHTEN Neustadt an der Weinstraße. Die Ausleihzahlen von E-Books und anderen E-Medien bei den Öffentlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz und bei den wissenschaftlichen Bibliotheken im Landesbibliothekszentrum (LBZ) steigen weiter. Mit 526 000 Entleihungen 2015 wurden bei der Onleihe Rheinland-Pfalz 175 000 Entleihungen mehr erzielt als im Jahr zuvor, eine Steigerung von 50 Prozent. Auch die Nutzerzahlen gingen weiter nach oben. 14 Bibliotheken traten 2015 dem Verbund bei, sodass landesweit in 57 Bibliotheken dieses Zusatzangebot zur Verfügung steht. NS-Regime aufgelösten Bibliothek der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums an das Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam übergeben. Den Rahmen hierfür bot das Herbsttreffen des Arbeitskreises »Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken«, das an der Universität Potsdam stattfand. Seit 2003 sucht die Bayerische Staatsbibliothek aktiv und in Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen. 2002 starteten auch die ZLB erste Bestrebungen, das NS-Raubgut im eigenen Bestand aufzuspüren und zurückzugeben. Alle Teilbibliotheken haben NS-Raubgut im Bestand. Die heutige ZLB besteht aus der 1901 gegründeten Berliner Stadtbibliothek, der 1954 in West-Berlin errichteten Amerika-Gedenkbibliothek und der Senatsbibliothek Berlin. Geraubte Bücher zurückgegeben Gesetz stärkt Schulbibliotheken Potsdam. Die Bayerische Staatsbibliothek und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) haben Anfang Dezember 2015 vier Werke aus der 1942 vom Washington (USA). US-Präsident Barack Obama hat den sogenannten »Every Student Succeeds Act (ESSA)« mit neuen Regelungen für die Primär- und ob die Publikation nicht nur in der BSB vorhanden ist, sondern auch in einer von 400 weiteren deutschen Bibliotheken. Onleihe Rheinland-Pfalz legt zu Sekundärstufen des US-amerikanischen Schulsystems unterzeichnet. ESSA ist in den Vereinigten Staaten das erste nationale Bildungsgesetz seit mehr als 50 Jahren, das Mittel für Schulbibliotheken bereitstellt, um deren Dienstleistungen und Bestände zu verbessern. Anders als seine Vorgänger fordert es explizit »effektive Schulbibliotheksprogramme« und definiert als dessen wichtigste Elemente die Betreuung durch einen staatlich anerkannten Schulbibliothekar, aktuelle Medien und technische Ausstattung inklusive Breitbandanschluss, regelmäßige Zusammenarbeit von Lehrkräften und Bibliothekspersonal sowie Unterstützung für die Entwicklung von Informationskompetenz. Programm erschienen Wetzlar. Die Programmbroschüre für das erste Semester 2016 des Zentrums für Literatur der Phantastischen Bibliothek Wetzlar ist erschienen. Die Broschüre kann unter www.phantastik.eu/ veranstaltungen/programmhefte abgerufen werden. ANZEIGE Missing Link | Internationale Versandbuchhandlung Westerstrasse 114-116 | D-28199 Bremen | fon: (0421) 50 43 48 | fax : (0421) 50 43 16 Erwerbungspartner, mit denen Sie rechnen können Flexibel Erfahren Innovativ Konditionsstark Serviceorientiert Engagiert Klar [email protected] | www.missing-link.de 088 FOYER MARKT Markt Bauer + Kirch GmbH Neues NOS.5 Bibliothekssystem integriert innovative Features Pr. – Ab März ist die neue SoftwareGeneration der NOS-Bibliotheksverwaltung verfügbar. Das Bibliothekssystem bündelt die mehr als 25-jährige Erfahrung der Bauer + Kirch GmbH in der Entwicklung von Bibliothekssoftware. Die Windows 10 kompatible Version ergänzt die Performance in den Bereichen digitale Medien, Periodika und Monografien um innovative Features und anwender orientierte Detailverbesserungen. Mitarbeitern wissenschaftlicher Bibliotheken ist der Markenname NOS seit 1988 ein Begriff. Als Pionier der softwaregestützten Abonnementverwaltung gestartet, entwickelte sich die Spezialsoftware zum integrierten Bibliothekssystem mit einem der leistungsstärksten Periodika-Module aller aktuellen Bibliothekssoftware-Lösungen. Den Zugriff mit mobilen Endgeräten ermöglicht ein App-OPAC für iPhone und Android. Die Etablierung der digitalen Medien verwischt die restriktive Abgrenzung von Bücher- und Zeitschriftenverwaltung. Da das Handling von E-Books und E-Journals strukturelle Parallelen zu den komplexen Prozessen der Periodika-Verwaltung aufweist, war bereits NOS.4 gut für die speziellen Anforderungen digitaler Medien gerüstet. NOS.5 ergänzt dies um neue Leistungsmerkmale im Bereich »Artikel«, die unter In der Rubrik »Markt« werden Pressemitteilungen von Unternehmen und Dienstleistern – ohne redaktionelle Bearbeitung – veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge auszuwählen und zu kürzen. BuB 68 02-03 /2016 anderem die Suche, Verwaltung, Rechnungserfassung und Kostenberechnung einschließen. Weitere innovative Features der Bibliothekssoftware NOS 5. konzentrieren sich auf die Optimierung des Workflows innerhalb der NOS-Anwenderteams. Prozesse auf dem Gebiet der Terminüberwachung, zum Beispiel von Kündigungsfristen, sind als turnusmäßig startende Aufgaben angelegt, deren Durchführungsergebnisse automatisch allen Anwendern mitgeteilt werden. Die systeminternen Statusnachrichten ersetzen zeitintensive Absprachen und garantieren einen effizient transparenten Informationsfluss. Aktuelle Anregungen von NOS-Anwendern werden vom NOS.5-Entwicklerteam kontinuierlich in die neue Software-Generation integriert. Ein Beispiel ist die Mehrfachkorrespondenz-Option, die mehrere an einen Adressaten gerichtete Bestellungen oder Mahnungen bündelt. Auf weitere anwenderorientierte Detailverbesserungen darf man gespannt sein. Stand beim Bibliothekskongress in Leipzig 2016: CCL, Ebene 1, Nr. J05 EBSCO Erwerbung vereinfacht Pr. – Bibliotheken, die Kuali OLE und GOBI (Global Online Bibliographic Information) von YBP Library Services nutzen, steht eine neue Funktion zur Verfügung, die sie bei der Vereinfachung der Erwerbungsprozesse unterstützt. Die OLE GobiAPI ermöglicht die Übertragung der bibliografischen Daten und Bestell-Details für alle gedruckten und elektronischen Bestellungen über die GOBI-Plattform in Echtzeit. Im Auftrag des OLE-Projekts von der University of Chicago entwickelt, bietet die OLE GobiAPI die Möglichkeit, umfangreiche OLE-Bestelldaten aus beliebigen Feldern der GOBI-Bestellmaske zu übermitteln. Hierdurch sparen sich Bibliothekare die manuelle Übertragung der Bestellinformationen aus GOBI nach Kuali OLE und das tägliche Laden von MARC-Daten, wobei ein sofortiger Zugriff auf die Bestellinformationen in OLE gewährt wird. Dieser Vorgang ermöglicht es GOBI, die OLE-Bestellnummer der Bibliothek in GOBI und anschließend in der Rechnung abzubilden. Mark Kendall, Senior Vice President, YBP Sales & Operations sagt, dass YBP, das zu EBSCO gehört, kontinuierlich daran arbeite, Systeme für Bibliotheken effizienter zu machen, um dadurch letztendlich die Nutzererfahrungen zu verbessern. »Mit unseren Partnern arbeiten wir engagiert daran, Technologien weiterzuentwickeln, die die Effizienz von Bestellvorgängen und technischen Workflows verbessern. Die OLE GobiAPI wird YBPs OLE-Kunden bedeutende Vorteile bieten und es Bibliothekaren ermöglichen, weniger Zeit mit dem Aktualisieren und Verwalten von internen Systemen zu verbringen, sondern mehr Zeit für die Nutzer zu haben.« Kendall fügt hinzu, dass YBPs Mitwirken an der Entwicklung der OLE GobiAPI in Einklang mit EBSCOs Unterstützung der Open-RessourceIntegration durch technologische Entwicklung steht. »EBSCO hat sich Anfang des Jahres entschieden, APIs für YBPs GOBI-Services zu öffnen. Bibliothekaren wird so die Flexibilität gewährleistet, die Systeme auszuwählen, welche für sie am besten funktionieren, ohne die für sie wichtige Funktionalität einbüßen zu müssen.« »Einer von Kuali OLEs Grundwerten ist es, eine ILS-Umgebung der nächsten Generation zu entwickeln, die auch eine Integration mit Systemen externer Anbieter unterstützt«, so James Mouw, Associate University Librarian for Collection Services. »Wir in Chicago sind froh darüber, eine flexible Plattform wie OLE zu haben, die eine einfache Integration ermöglicht hat. Wir freuen uns über die Vereinfachung eines unserer wichtigsten Prozesse, der Bestellvorgänge, durch die GobiAPI.« Die Bibliothek wird ihre API-Entwicklung für die Einbindung in das Basisprodukt verfügbar machen, sofern das Funktions-Gremium des Projekts zustimmt. Die Programmierung, gefördert von Chicago und entwickelt von HTC Global Services, wird anderen OLE-Partnern eine nahtlose Integration mit YBPs GOBI ermöglichen. 089 ANZEIGE Firmenselbstporträt Zeutschel Lösungsanbieter für die Digitalisierung Portfolio aus Scanner, Software und Consulting Bibliotheken stehen heute vor der zentralen Aufgabe, ihre Dokumenten- und Buchbestände einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zeutschel unterstützt Bibliotheken dabei in allen Projektphasen – angefangen von der Planung über die Bereitstellung von Scannern und Software-Tools bis hin zu Wartungs- und Support-Leistungen. und das Service-Angebot der Bibliotheken ein – darunter Bibliothekskataloge, Archivsysteme, Portale oder Publikationsserver. Das Produktangebot umfasst Scansysteme für beste Ergebnisse sowie vielseitige Software-Anwendungen für die Steuerung der Scanner, für ein produktives Qualitätsmanagement und für eine optimierte Bildqualität. Im weiteren Digitalisierungsprozess unterstützen Zeutschel Produkte den Anwender bei der Dokumentenlieferung und Kataloganreicherung. Zudem können Bibliotheken und Archive mit Hilfe von Zeutschel den gesamten Workflow von Digitalisierungsprojekten unter einer einheitlichen Plattform steuern und verwalten – von der Produktion der digitalen Images bis hin zur Präsentation im Internet. Wichtiger Bestandteil des Sortiments ist die integrierte Software-Plattform »ZED-Server«. Mit dieser stellt Zeutschel den Anwendern ein umfangreiches Set an Software-Tools für die unterschiedlichsten Digitalisierungsaufgaben zur Verfügung, darunter für die Anbindung an OCR-Server oder eine Schnittstelle für den Zugang zu bibliographischen Informationssystemen. Darüber hinaus lassen sich mit dem ZED-Server unterschiedliche Zeutschel Software-Lösungen miteinander verzahnen. Vom Markt positiv aufgenommen Der Lösungsansatz stößt im Markt auf eine sehr positive Resonanz. Von einigen wenigen am Anfang, ist die Anzahl der Bibliotheken und Archive, die Zeutschel Software-Anwendungen oder Consulting- und Beratungsleistungen nutzen, Groß geworden mit Mikrofilmsystemen auf einige Dutzend gestiegen. ist Zeutschel heute technologischer Der Anwender besitzt immer die Trendsetter für Buch- und Aufsichtscanfreie Wahl. Er kann sich für eine Zeutner. Nicht umsonst ist das Tübinger Unschel Komplettlösung entscheiden, ternehmen mit Abstand Weltmarktmuss aber nicht. Wichtig ist dem Tübinführer bei Buch- und Aufsichtscannern ger Unternehmen, dass der Anwender und macht dabei so viel Umsatz wie die seine Unabhängigkeit bewahrt und zuNummer 2 und 3 im kunftssichere LösunMarkt zusammen. gen erhält. Vor fünf Jahren poDeshalb fügt sich Unsere Lösungen Ihr IT-Umfeld Our Solutions Your Environment sitionierte sich Zeutder Großteil der Softschel neu – weg vom ware-Komponenten reinen Komponentennahtlos in die bestehersteller hin zum Löhende Digitalisiesungsanbieter. Unrungsinfrastruktur der ter der Dachmarke Kunden ein. Und auch »OSCAR« ist ein umdie Inanspruchnahme fassendes Sortiment an von Consulting-LeisSoftware-Anwenduntungen ist unabhängig gen und begleitenden davon, ob der Kunde Dienstleistungen für Zeutschel Produkte den Aufbau und Betrieb einsetzt. digitaler Sammlungen Kunden wissen die entstanden. große Flexibilität des Zeutschel Lösungsangebots zu schätzen und entscheiden sich Umfassendes Angebot je nach Bedarf. So unterstützte Zeutschel Alle Zeutschel Lösundie Universitätsbibgen fügen sich in die Die Zeutschel Lösungen fügen sich in die bestehende IT-Struktur und das Service-Angebot der Bibliotheken ein. liothek Mannheim bei bestehende IT-Struktur 090 ANZEIGE rotieren zu lassen oder der Installation und AnBuch-Innenteile und den passung der Open SourEinband zu vergrößern. ce-Software Goobi, die für Als eines der zentralen Digitalisierungsprojekte Zukunftsthemen hat Zeuteingesetzt wird. Schulunschel die digitale Langzeitgen für Endanwender und archivierung identifiziert. Administratoren stellten Zeutschel plant keine Eisicher, dass die Bibliothek genentwicklung, sondern die Software selbststänwill mit Partnerschaften dig bedienen und verwalaktiv werden. ten kann. Das Unternehmen sieht Andere Anwender, sich bei diesem Zukunftswie die Gottfried Wilthema hervorragend posihelm Leibnitz Bibliothek tioniert. Seit der Firmen(GWLB) in Hannover, vergründung beschäftigt sich trauen Zeutschel die komZeutschel mit der Langplette software-technische zeitarchivierung auf MikUmsetzung von Digitalirofilm und ist technologisierungsprojekten an. Das scher Vorreiter in diesem Projekt der GWLB sah vor, Bereich. Beispiel dafür ist ausgewählte Handschrifder ArchiveWriter OP 600, ten und Drucke der Königder digitale Bilder und Dolichen Gartenbibliothek Die OS 16 000-Modelle setzen einen neuen Standard beim A2-Scannen. kumente auf 16 mm und Hannover Herrenhau35 mm Rollfim schreibt. sen zu digitalisieren, insan, implementierten spezielle Workgesamt etwa 20 000 Images. Die Zeutflow-Templates und führten die Anbinschel Experten übernahmen die Instaldung an den Bibliothekskatalog durch. lation der Open Source-Lösung Goobi, Scanner-Tradition Zudem waren sie bei der Einrichtung passten deren Produktionsoberfläche der Regelsätze und Kollektionen federfür die Anforderungen der Bibliothek Trotz der Portfolio-Erweiterung um führend beteiligt. Und auch das Software und Consulting bleibt ZeutHosting der Anwendung wird schel auch in Zukunft seiner Tradition von Zeutschel koordiniert. als Innovationsmotor bei Buchscannern treu. So setzt Zeutschel mit dem OS 16 000 und chrome einen neuen Standard für Digitale Langzeitarchivierung das A2-Scannen. Die neue Zeutschel A2-Scannerfamilie liefert Images in Das Zeutschel Lösungsangehöchster Auflösung (bis 600 dpi), stellt bot ist kein feststehendes Geeinen hohen Durchsatz sicher und ist bilde, sondern wird den Marktdabei einfach in Betrieb zu nehmen und anforderungen und -bedürfniszu bedienen. Zudem lassen sich die drei sen folgend, kontinuierlich um Modelle schnell und flexibel an den unneue Produkte und Themen terschiedlichsten Standorten einsetzen. erweitert. Neben zwei Varianten für die DiAktuelles Highlight ist ein gitalisierungsstelle, den OS 16 0 00 3D-Präsentationssystem für BüComfort und den OS 16 0 00 Advancher und Objekte. Mit dem ZED ced Plus mit Glasplatte und automa10 3D Foyer lassen sich histotischer Buchwippe, gibt es auch eine risch wichtige Dokumente und Version »chrome« für das Scannen im künstlerisch prachtvolle BüFreihandbereich. cher aufmerksamkeitsstark einer breiten Öffentlichkeit präZeutschel auf dem Bibliothekskonsentieren. Per Gesten und Eingress Leipzig: Ebene 0 / Stand E01 gabebefehlen ist es möglich, virtuell die einzelnen BuchseiIn fast jeder Nationalbibliothek auf der Welt ist ein Zeutschel Scanner oder Mikrofilmsystem im Einsatz. ten durchzublättern, das Buch BuB 68 02-03 /2016 091 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Guido Jansen, Susanne Riedel Die transatlantischen Beziehungen stärken Das BII-Projekt »Partnerland USA 2016 – 2019« startet in Leipzig / Zahlreiche Vorträge und Diskussionen Mit dem Bibliothekskongress in Leipzig startet das dreijährige Projekt von Bibliothek & Information International »Partnerland USA 2016 – 2019«. Was sich dahinter verbirgt und welche Veranstaltungen und Kontaktmöglichkeiten daraus bereits für den Kongress in Leipzig resultieren, zeigen Susanne Riedel und Guido Jansen im Folgenden auf. Das Partnerland-Programm: Entstehung und bisherige Aktivitäten Vor gut zehn Jahren wurden im bibliothekarischen Dachverband BID (Bibliothek und Information Deutschland) Überlegungen dazu angestellt, wie man Entwicklungen und Expertise des Auslands besser kennenlernen, stärker rezipieren und nach Deutschland transportieren könnte. Die Förderprogramme von Bibliothek & Information International (BII), die genau dieses zum Ziel haben, wirken jedoch durch die Unterstützung individueller, personenbezogener Vorhaben nur punktuell. Gedacht war an ein großflächiger wirkendes, ein größeres Publikum erreichendes Format. Gleichzeitig sollte auch eine Plattform geboten werden, um den ausländischen Kollegen den »State of the Art« des deutschen Bibliothekswesens zu präsentieren. Internationale Kontakte von Projekten, Einrichtungen und Personen sollten motiviert und hergestellt sowie bereits bestehende Beziehungen aufgefrischt und erweitert werden können. Auch im Programm des Bibliothekskongresses sollten vermehrt Innovationen und Ideen aus dem Ausland präsentiert werden, um den deutschen Kolleginnen und Kollegen Impulse zu geben. Ein Einblick in das Bibliothekswesen des Auslandes oder genauer eines bestimmten, im Bibliotheksbereich besonders interessanten und/oder beispielgebenden Landes sollte ermöglicht werden. 092 Um Zeit zu haben, die entsprechenden Aktivitäten zu entwickeln und um eine möglichst große Bandbreite von Aspekten ansprechen zu können, wäre die Konzentration nur auf Veranstaltungen während der Kongresswoche nicht geeignet gewesen – zu kurz und räumlich (auf Leipzig) zu begrenzt. Daher sollten bereits während der drei Jahre vor einem Kongress Aktivitäten und Ideen entwickelt werden, die auf den Kongress als Kulminationspunkt zuführten. Die Idee eines »Gastland-Projektes« war geboren. Als erstes Gastland wurde 2007 Dänemark gewonnen. Es folgten Spanien 2010 und die Türkei 2013. Das Gastland-Konzept hat sich inhaltlich und organisatorisch mit den Jahren weiterentwickelt. Wichtige Fixpunkte für den Kongress sind nach wie vor, dass Experten aus dem Ausland besonders aufgerufen werden, Vorträge und Präsentationen für die geplanten Themenkreise einzureichen. Im Format der »Lunchtime Lectures« wird überblicksartig das jeweilige öffentliche und wissenschaftliche Bibliothekswesen vorgestellt. Das Gastland hat in der Fachausstellung einen Stand, auf dem es sich präsentiert und für die Kongressbesucher ansprech- und erlebbar ist. Kulturelle Beiträge unter anderem bei der Eröffnungsveranstaltung und die Anwesenheit von politischer Prominenz (Botschafter, Vertreter aus Ministerien et cetera) gehören ebenfalls dazu. In der Folge der Gastlandauftritte von Dänemark und Spanien haben sich einige Kontakte etabliert und Aktivitäten wie Gegenbesuche von deutschen Kolleginnen und Kollegen (Studienreisen, Vorträge bei Konferenzen) haben stattgefunden. Um die Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten zu erhöhen, ist das Konzept mit der Kooperation mit der Türkei erfolgreich verändert worden: Der Auftritt des Gastlandes beim Kongress steht jetzt nicht mehr am Ende, sondern am Beginn des Projekts. Die Chronologie der Aktivitäten mit der Türkei kann auf der BII-Website nachgelesen werden: www.bi-international.de/deutsch/partnerland_usa_20162019/partnerland_tuerkei_2012-2015/). Foto: viperagp – fotolia.com Um den Aspekt der Gegenseitigkeit besser zum Ausdruck zu bringen, wurde der Name mit dem Beginn der Zusammenarbeit mit der Türkei in »Partnerland-Projekt« geändert. Bibliothek & Information International (BII) flankiert das jeweilige Projekt während seiner Laufzeit mit seinen Stipendienprogrammen und unterstützt verstärkt Aktivitäten, die eine inhaltliche Nähe zum Partnerland-Projekt haben. Drei Jahre im Zeichen transatlantischer Kooperation: Partnerland USA 2016 – 2019 Nach den positiven Erfahrungen mit dem ersten »echten« Partnerland Türkei strebten BID und BII eine Ausweitung und Verstetigung des Projekts an. Dabei sollen nicht nur neue Begegnungen und Projekte initiiert, sondern vermehrt auch bereits existierende Kooperationen zusammengestellt, vernetzt und beworben werden. Aufgrund der zahlreichen bereits bestehenden guten Kontakte deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare zu Kolleginnen und Kollegen sowie Institutionen in den USA fiel die Wahl für das Partnerland 2016 – 2019 auf die Vereinigten Staaten. Mit der American Library Association (ALA), dem ältesten bibliothekarischen Verband der Welt, bot sich zudem dort ein attraktiver Partner an, der schon in vielfacher Weise mit Personen und Institutionen in Deutschland vernetzt ist. Die nach informellen Vorgesprächen erfolgte offizielle Einladung des deutschen Dachverbands Bibliothek & Information Deutschland – gleichzeitig »Mutterorganisation« von BII – wurde von der Leitung der ALA mit Begeisterung angenommen. BuB 68 02-03 /2016 Um der Partnerschaft einen förmlichen Rahmen zu geben, wurde auf dem 80. IFLA-Weltkongress 2014 in Lyon feierlich ein »Memorandum of Understanding« zwischen Bibliothek & Information Deutschland und der American Library Association unterzeichnet. Parallel wurde eine Arbeitsgemeinschaft für das Projekt Partnerland USA eingerichtet, der auf deutscher Seite mittlerweile Vertreter von BII, BIB, dem Kompetenznetzwerk für Bibliotheken, dem Goethe-Institut, dem J.-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin und dem Ortskomitee des Leipziger Bibliothekskongresses angehören. Diese AG richtete beim Bibliothekartag 2015 in Nürnberg einen gut besuchten offenen Planungsworkshop aus, auf dessen Die USA in Leipzig Im Rahmen des Partnerland-Programms konnten knapp 20 Vorträge, Präsentationen und Diskussionsbeiträge von Kolleginnen und Kollegen aus den USA für den Leipziger Bibliothekskongress 2016 gewonnen werden. Weitere Informationen zum Partnerland USA finden Sie auf der Internetseite www.bi-international.de unter dem Reiter Programm Partnerland klicken und dann »Partnerland USA 2016 – 2019«. Aktuelle Detailinformationen zu den einzelnen Beiträgen finden sich im »iPlanner« des Kongresses unter www.professionalabstracts. com/bid2016/iplanner/. 093 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Leipzig und Vorsitzender des Leipziger Ortskomitees, an der »ALA Annual Conference 2015« in San Francisco im Auftrag von Bibliothek & Information Deutschland. Schneider kehrte von dort mit umfangreichen Informationen zu aktuellen Themen und führenden Expertinnen und Experten des US-amerikanischen Bibliothekswesens zurück, die in die Vorbereitung des Bibliothekskongresses 2016 und seines Partnerland-Elements einflossen. Im Herbst 2015 konnte dann der deutschen Fachöffentlichkeit die Projektwebseite zum Partnerland-Programm vorgestellt werden. Die auf der Internetplattform von BII angesiedelte Webseite bietet Informationen Um der Partnerschaft einen förmlichen Rahmen zu geben, wurde auf dem 80. IFLA-Weltkongress 2014 in Lyon ein »Memorandum of Understanding« zwischen BID und ALA unterzeichnet: zur Partnerland-Reihe an sich, zum BID-Vorstandsmitglied Barbara Lison (links) und die damalige ALA-Präsidentin Courtney Young Partnerland Türkei 2012 – 2015 und präsentierten das Dokument. Foto: BID/ALA zum aktuellen Partnerland USA. Interessierte Fachkolleginnen und -kollegen können sich zudem in eine Mailingliste eintragen, um InGrundlage das Projektkonzept mittels weiterer Ideen und prakformationen zu Projektaktivitäten frei Haus zu erhalten: www. tischer Vorschläge aus der deutschen Fachgemeinde zu Inhalbi-international.de/deutsch/partnerland_usa_2016-2019/ ten, Aktivitäten, Partnern und Sponsoren des Partnerland-Proprogramm_partnerland/. gramms konkretisiert werden konnte. Die vielen während und Beim Bibliothekskongress 2016 in Leipzig wird das Partnach dem Workshop eingegangenen Beiträge hat die Arbeitsnerland USA 2016 – 2019 nun offiziell vom Stapel laufen. Im gemeinschaft zu mehreren übergreifenden Themenclustern Vorfeld ist es gelungen, neben der ALA-Präsidentin Sari Feldbeziehungsweise Projektmodulen zusammengefasst, in die sich man auch die derzeitige, ebenfalls aus den USA stammende interessierte Akteure einklinken können und die zum Schluss Präsidentin der Internationalen Vereinigung bibliothekarides Beitrags noch vorgestellt werden. scher Verbände und Einrichtungen IFLA, Donna Scheeder, als Sinnvoll ergänzt wurde dies durch die Teilnahme von ProfesEhrengäste für den Kongress zu gewinnen. Durch entspresor Johannes U. Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek chende Werbung unserer Partner haben sich überdies viele US-Fachleute am Call for Papers beteiligt, sodass die Vereinigten Staaten mit rund 20 Vorträgen, Präsentationen und Diskussionsbeiträgen in Leipzig präsent sein werden. Am Erfassung bilateraler Aktivitäten zwischen USA Partnerland-Stand der ALA wird es zudem weitere Informaund Deutschland tionsangebote aus und Vernetzungsmöglichkeiten mit den USA geben. Deutsche und US-amerikanische Kolleginnen und KolEine im Vorfeld des Leipziger Kongresses mit Unterlegen arbeiten bereits an zahlreichen gemeinsamen stützung des Goethe-Instituts durchgeführte Pressereise zu Projekten. Ein Ziel des Programms »Partnerland USA namhaften Bibliotheken in Washington, Cleveland und New 2016 – 2019« ist es, die bestehenden Kooperationen an York soll über Fachkreise hinaus Einblicke in aktuelle Entwickeinem zentralen Punkt zu sammeln und zugänglich zu malungen des US-amerikanischen Bibliothekswesens über die Mechen. Dafür wurde auf der Internetplattform des Projekdien in eine breitere Öffentlichkeit tragen und sowohl auf das tes eine Eingabemaske eingerichtet, die es den Beteiligten Partnerland-Projekt als auch auf den Bibliothekskongress aufermöglicht, ihre Projekte selbst dort einzustellen: www. merksam machen. bi-international.de/deutsch/programm_partnerland/ partnerland_usa_2016-2019/bilaterale_projekte/ Beim Kongress wird dieses Werkzeug im Workshop »USA-Deutschland und retour: Projekte, Akteure und Infrastrukturen der bibliothekarischen Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik« (15. März von 14 bis 15.30 Uhr, Vortragsraum 9) vorgestellt. 094 Ausblick Dank der Partnerschaft mit der American Libary Association hoffen die Organisatorinnen und Organisatoren, dem Programm einen echten bilateralen Charakter geben und SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG zahlreiche Aktivitäten jenseits des Atlantiks realisieren zu können. Zu diesem Zweck wurde das Projektlogo als »Zwillingsmarke« gestaltet: Dem Markenzeichen »Partnerland USA 2016 – 2019« steht für die Bewerbung der Aktivitäten in den Vereinigten Staaten ein visuell identisches Logo »Partner Country Germany 2016 – 2019« gegenüber. Dies kam erstmals in Verbindung mit der vorgenannten Pressereise zum Einsatz und wird erneut bei zwei bibliothekarischen Großveranstaltungen verwendet werden, die jeweils in den USA stattfinden: • Die ALA Annual Conference & Exhibition 2016 »Transforming our Libraries, Ourselves« in Orlando/Florida (23. bis 28. Juni) • Der 82. IFL A -We l t ko n g r e s s 2016 »Connections. Collaboration. Community.« in Columbus/Ohio (13. bis 19. August) Bei beiden Konferenzen ist eine umfangreiche Beteiligung deutscher Akteure vorgesehen, sowohl als Teilnehmer oder Vertreter von hiesigen Organisationen und Institutionen als auch als Autor von Vorträgen und Präsentationen. Zu diesem Zweck können beziehungsweise konnten unter anderem bei BII Reisekostenzuschüsse beantragt werden (Die Einreichungsfrist für Förderanträge zur Teilnahme am IFLA-Weltkongress endet in jedem Jahr am 15. Februar). Parallel dazu ist eine Erweiterung der erfolgreichen Webinar-Reihe der American Library Association (ALA) um mehrere bilaterale Veranstaltungen geplant, die sich explizit mit Themen befassen werden, welche sowohl für die deutsche Fachgemeinde als auch für die US-amerikanische Fachgemeinde interessant sind. Weitere Projektaktivitäten sollen auf Basis der bereits genannten Module entwickelt und umgesetzt werden. Diese widmen sich unter anderem den Themenfeldern Trendforschung, Open Access, Schutz des Kulturerbes, Customer Experience, Informationskompetenz, Marketing und Drittmitteleinwerbung sowie Langzeitarchivierung. Dazu nennen sie mehrere bibliothekarische Einzelthemen von eventuell bilateraler Relevanz wie zum Beispiel Militärbestände, popkulturelle Sammlungen oder Rechtsbibliotheken. Ein zentrales Ergebnis der dreijährigen Projektlaufzeit soll schlussendlich eine Anthologie von gemeinsamen Projekten, Veranstaltungen und Kooperationen einschließlich eines Vademecums der bibliothekarischen Zusammenarbeit USA-Deutschland sein. Interessierte Institutionen und Einzelpersonen sind laufend eingeladen, sich mit eigenen Aktionen am Partnerland USA 2016 – 2019 zu beteiligen. The more, the merrier! ANZEIGE Susanne Riedel ist Diplom-Bibliothekarin und arbeitet in der Universitätsbibliothek Bielefeld im Arbeitsbereich Publikationsdienste. Sie ist vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB) delegiertes Mitglied in der BID-Kommission »Bibliothek & Information International (BII)« und Sprecherin dieses Gremiums. – Kontakt: [email protected] Guido Jansen ist ausgebildeter Diplom-Dokumentar und Europawissenschaftler. Nach langjähriger Tätigkeit in der auswärtigen Kulturpolitik leitet er seit Oktober 2013 den in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Bibliotheksverbands angesiedelten Arbeitsbereich »Internationale Kooperation« des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken. Er lebt und arbeitet in Berlin und Beenz (Uckermark). – Kontakt: [email protected] BuB 68 02-03 /2016 UMZUGSEQUIPMENT FÜR BIBLIOTHEKEN ZU EN MIET SMARTCART g Persönliche Beratun en und Bestellung unter Telefon: +49 (0)2251 149620 ZU EN MIET ARCHIVBOX Besuchen Sie uns in Leipzig auf dem 6. Bibliothekskongress! Ebene 0, Stand G04 www.roldorent.de 095 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Die Rubenstein Library: Der Bestand der Bibliothek umfasst 360 000 Bücher und Manuskripte – viele davon auf Deutsch. Foto: Shepley Bulfinch Richard Hacken, Heidi Madden, Brian Vetruba Alles deutsch, oder nicht? Übersicht über deutsche Bibliotheksbestände in den Vereinigten Staaten 2016 sind die USA das Gastland des Leipziger Bibliothekskongresses. Dass englischsprachige Literatur hierzulande von großer Bedeutung ist, ist unbestritten. Aber wie sieht es umgekehrt aus? Welche Bestände deutscher Literatur gibt es in den USA? Die Bibliothekare Richard Hacken, Heidi Madden und Brian Vetruba haben eine Übersicht hierzu erstellt. Im 18. Jahrhundert florierten deutschsprachige Veröffentlichungen in den britischen Kolonien der »Neuen Welt«. 1753 gab es im Staat Pennsylvania sechs Verlagshäuser; zwei waren komplett in deutscher Hand, zwei wurden je zur Hälfte von Deutschen und Briten geleitet, und nur zwei ausschließlich von Briten. Der große Einfluss, den die deutschstämmige Bevölkerung Amerikas auf die Gesamtbevölkerung hatte, ist auch daran abzulesen, dass im Zuge der Gründung der neuen Nation nur fünf Tage nach der englischsprachigen Originalversion der Unabhängigkeitserklärung eine deutsche Übersetzung in der Zeitung erschien. Private und öffentliche Einrichtungen begannen damit, deutschsprachige Broschüren, Zeitungen und Bücher zu sammeln. Die von der »German Society of Pennsylvania« ab dem Jahr 1783 in Philadelphia angelegte Büchersammlung existiert bis heute. Der Aufbau eines deutschsprachigen Bestands in der Kongressbibliothek (Library of Congress; Washington, D. C.) fand seinen Anfang mit dem Erwerb der Privatbibliothek von Thomas Jefferson im Jahr 1815. Im selben Jahr schenkte Johann Wolfgang von Goethe dem Harvard College ein handsigniertes 096 Exemplar seiner gesammelten Werke und legte damit den Grundstein für die Zusammenstellung einer deutschsprachigen Sammlung. Auch eine Reihe privater und öffentlicher Forschungs einrichtungen der Vereinigten Staaten sammelten eine beträchtliche Anzahl deutschsprachiger Dokumentationen. Wir gehen im Folgenden nicht nur auf die quantitativen, sondern auch auf die qualitativen Aspekte dieser Sammlungen ein. Zahlen alleine sagen nichts über Diversität und Qualität eines Bibliotheksangebots aus. Auch die Vorgehensweisen und Methoden, die die im Folgenden genannten Forschungseinrichtungen beim Bestandsaufbau verfolgen, stellen sicher, dass sie die Erwartungen und Bedürfnisse ihrer Benutzer auf dem Gebiet Germanistik voll und ganz erfüllen. Laut den Statistiken der University of Virginia für 2012 rangieren die deutschsprachigen Bestände an der Harvard University mit annähernd einer Million Büchern auf Platz 1. Die Kongressbibliothek, die keiner Universitätsbibliothek angegliedert ist, jedoch eine Forschungsbibliothek des US-amerikanischen Kongresses und faktisch die Nationalbibliothek ist, liegt mit weit über 750 000 Monografien auf dem zweiten Platz. Es folgen mit etwa 750 000 Publikationen die Bestände an der Yale University. Die New York Public Library verfügt über 600 000 deutschsprachige Monografien, die Columbia University über etwa 500 000 Bände, dicht gefolgt von der University of Chicago und der University of California, Berkeley. Unter den Universitätsbibliotheken mit umfangreichen deutschsprachigen Materialien sind die Cornell SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG University, die Princeton University, die University of Wisconsin-Madison, die Stanford University und die nahegelegene Duke University sowie die University of North Carolina zu nennen, an der als erste und einzige Kooperation zwischen einer öffentlichen und einer privaten Forschungseinrichtung das Carolina-Duke Graduate Program in German Studies angeboten wird. Weitere erstklassige Germanistikstudiengänge und eine mit den zuvor genannten Universitätsbibliotheken vergleichbare germanistische Fachliteratur bieten zum Beispiel die University of California, Los Angeles (UCLA), die University of Michigan, die University of Pennsylvania, die University of Illinois in Urbana-Champaign und die Indiana University Bloomington. Die Themenauswahl bei der deutschsprachigen Literatur in amerikanischen Bibliotheken zeigt, dass vor allem Monografien und Zeitschriften seit mehreren Jahrzehnten eine hohe Relevanz eingeräumt wird. Der gewissenhafte Aufbau von Sondersammlungen, sei es durch Schenkungen oder durch den nachträglichen Ankauf kompletter Privatbibliotheken, ist ein Hinweis darauf, wie breit gefächert der Forschungs- und Studienbedarf ist. Exemplarisch sind hier zu nennen: Literatur der frühen Neuzeit sogenannte »Sophie Project«, ein Kompendium deutschsprachiger Literatur mehrerer Autorinnen, das zweite ist ein Online-Bestandsverzeichnis für Handschriften- und Autografeneinträge zu deutschen Dichterhandschriften des Poetischen Realismus. Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts Die Harvard University verfügt über herausragende Bestände an Manuskripten von großen Schriftstellern und Dichtern wie Brecht, Mann und Rilke bis hin zu unbedeutenderen Autoren. Die Blau Memorial Collection an der Princeton University umfasst 20 000 Bände, darunter seltene Erstausgaben von Hauptmann, Wedekind, Hesse und vielen anderen. Unter den Manuskripten finden sich Schriften von Carl Hauptmann, Arno Holz, Heinrich Laube und anderen. An der Yale University befindet sich das Hermann-Broch-Archiv, und die University of Illinois besitzt eine hervorragende Rilke-Sammlung. Bemerkenswert unter den Sammlungen der Indiana University Bloomington sind expressionistische Literatur sowie die Werke und Kritiken von Thomas Mann. Das International Dada Archive in der Bibliothek der University of Iowa umfasst etwa 47 000 einschlägige deutschsprachige Titel. Die Contemporary German Die Curt von Faber du Faur-Sammlung an der Yale University, die Harold-Jantz-Sammlung an der Duke University und die Sammlung der Fruchtbringenden Gesellschaft an der University of California, Berkeley, sind drei richtungsweisende und komplementäre Ressourcen für die Präsentation und Dokumentation von Schriftstellern und Autoren religiöser Texte des deutschen Barocks. Die Abteilung Manuskripte der Stanford University Library verfügt über eine herausragende Sammlung deutscher Festgedichte aus der Zeit von 1550 bis 1750. Die University of Illinois in Urbana-Champaign kooperiert im Bereich Emblem-Literatur mit der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Aus dieser Zusammenarbeit ist das digitale Projekt Emblematica Online hervorgegangen. Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts Der Schwerpunkt deutscher Literatur an der University of Wisconsin-Madison liegt auf einer Sammlung von etwa 1 500 deutschsprachigen Dramen von knapp 500 Bühnendichtern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Speck-Sammlung an der Yale University ist eine der umfangreichsten Goethe-Bibliotheken außerhalb Deutschlands. Sie umfasst auch reichhaltige Bestände von Lessing und Schiller. Die Linckesche Leihbibliothek an der University of Chicago besteht aus 15 000 Bänden mit Populärliteratur aus der Zeit zwischen 1775 und 1875. Ihre Berliner Sammlung mit 300 000 Bänden und 150 000 Streitschriften deckt die Themenbereiche Philologie, Philosophie und Naturwissenschaften ab. Die Indiana University Bloomington beherbergt eine Sammlung von annähernd 2 000 Almanachen, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt aufkamen. Zwei digitale Projekte der Brigham Young University konzentrieren sich auf das 19. Jahrhundert: Eines ist das BuB 68 02-03 /2016 Der Lesesaal von 1928 ist jetzt ein Schauraum für seltene Exponate, hier der Schreibtisch von Virginia Woolf. Foto: M. Zupan, Duke University Die Ausstellung zur Medizingeschichte: Viele der präsentierten Stücke stammen aus Deutschland. Foto: M. Zupan, Duke University 097 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Pfister-Bibliothek und die Richard-von-Mises-Sammlung. Die University of California, Berkeley, beherbergt die Burdach-Bremer-Sammlung der deutschen Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Die Cornell University bietet die in Nordamerika größte Sammlung von Manuskripten und Publikationen über Hexenwesen und über die Hexenprozesse in Europa mit dem SchwerExilliteratur punkt auf Deutschland. Die Cecil H. Green Library an der Stanford University bewahrt deutschsprachige Einblattdrucke aus Die Kapriolen der Geschichte und die Kriegswirren in Europa der napoleonischen Besatzungszeit auf. Die Kongressbiblioführten dazu, dass zwischen 1930 und 1940 zahlreiche Intellekthek verfügt über reichhaltige Sammlungen zu diversen Epotuelle von Europa nach Amerika einwanderten. Sie schufen eine chen deutscher Geschichte. Die Sammlung über das Dritte viel beachtete Exilliteratur in Form von Büchern, Briefwechseln Reich umfasst etwa 615 000 Bücher, Fotoalben und Druckerund Dokumenten. Viele Exilschriftsteller zog es nach Südkalizeugnisse aus der Bibliothek der Berliner Reichskanzlei sowie fornien. Es verwundert daher nicht, dass es erstklassige SammBestände aus Privatbibliotheken hochrangiger Parteifunktiolungen von Exilliteratur an der University of California, Los Annäre. Im Jahr 1946 übernahm die Kongressbibliothek die Bigeles (mit dem Schwerpunkt auf Franz Werfel) und an der Unibliothek Adolf Hitlers. versity of Southern California (mit dem Schwerpunkt auf Lion In der Hoover Institution der StanFeuchtwanger) gibt. Weitere bedeutende ford University befindet sich eine einzigBestände existieren an der University at artige Sammlung von Schriften über die Albany, der University of Kansas und in Entwicklung des Faschismus, an der Unider Frick Collection an der Yale University. versity of California, Berkeley, mehr als 300 Plakate der NSDAP, Einblattdrucke Themenschwerpunkte in BuB und Handzettel aus der Zeit von 1930 bis German-Americana-Sammlung 1945 sowie Notgeld aus den 1920er-JahHeft 12/2015: ren. Auch einige andere Bibliotheken be»Mein Kampf« gemeinfrei Eine der umfangreichsten historischen sitzen bedeutende Sammlungen aus der Sammlungen zur Geschichte der deutNazizeit: die Staatsarchive, die Universchen Einwanderer befindet sich an der Heft 01/2016: sity of California (Los Angeles), die Ball University of Cincinnati. Neben Büchern, Austausch – grenzenlos lernen State University, die Brandeis University, Broschüren, Kirchen- und Stammbüchern, die Georgetown University, die Duke UniZeitschriften, Zeitungen und ManuskripHeft 02-03/2016 versity und andere. Die Duke University ten existieren dort auch historische DoBibliothekskongress Leipzig eröffnete kürzlich die hochaktuelle David kumente über deutsch-amerikanische M. Rubenstein Rare Book & Manuscript Brauereiunternehmen. Hier ist ebenso Heft 04/2016 Library. Die deutschsprachigen Sammdas Max Kade Institute for German AmeMusikbibliotheken lungen der Duke University, einschließrican Studies an der University of Wisconlich ihrer Literatur über das Dritte Reich, sin zu nennen, das in den USA verfasste Heft 05/2016 waren Gegenstand einer Archives Alive oder veröffentlichte deutschsprachige PuBestandsaufbau Initiative: Dort werden Grundstudiumsblikationen führt, darunter Literatur, hisabsolventen in den neuen Unterrichtstorische Texte, religiöse Werke und KochHeft 06/2016 räumen unter Verwendung von Realien bücher. Die Kongressbibliothek ist ein beGewalt in Bibliotheken und Primärliteratur unterrichtet. deutendes Dokumentationszentrum für den Einfluss der Deutschen in Amerika. Darunter sind beispielsweise Aufzeichnungen über den Einsatz deutscher Truppen bei der Amerikanischen Revolution und die Deutsch-Jüdische Geschichte und Holocaust-Studien Schriften des Barons von Steuben und von Carl Schurz. Die New York Public Library bewahrt persönliche Schriftstücke und TageDas Leo Baeck Institute besitzt eine besonders umfassende bücher hessischer Truppen auf, die während der Revolution auf Sammlung von unveröffentlichten deutsch-jüdischen Memoider Seite der Briten kämpften. ren. Das YIVO Institute for Jewish Research konzentriert sich auf die osteuropäischen Länder und besitzt einzigartige Sammlungen in jiddischer Sprache. Die Kongressbibliothek erwarb die Sigmund-Freud-Sammlung mit 80 000 Artikeln von Anna Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften Freud. An der University at Albany befinden sich Schriften von 75 deutsch-jüdischen Künstlern und Schriftstellern. Die Harvard erwarb die Rodolphe-Reuss-Sammlung über den American Jewish Archives in Cincinnati, Ohio, dokumentie30-jährigen Krieg (2 600 Bücher und Streitschriften), die Bibren ausführlich die Einwanderung der deutschen Juden im 19. liothek der Prinzessin zu Stolberg-Wenigerode, die Münchener Literature Collection an der Washington University in St. Louis stellt die größte Sammlung zeitgenössischer und jüngerer deutschsprachiger Romanliteratur und Dichtung in Nordamerika dar. Schwerpunkt 098 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Jahrhundert. Schlüsselinstitutionen sind auch das United States Holocaust Memorial Museum und die USC Shoah Foundation mit einer Videodatenbank mit 53 000 Zeitzeugenberichten von Überlebenden. Die Mazal Holocaust Collection ist ein Geschenk an die University of Colorado, Boulder. Sie umfasst mehr als 20 000 Bücher und 500 000 Dokumente. Geschichte der Wissenschaft, Technik und Medizin Manuskripte und Briefe von Ernst Mach, Max Planck und Albert Einstein finden sich in der Bern Dibner Library der Smithsonian Institution. In den Archiven des Henry Ford Museum in Michigan lagern Akten über Gottfried Daimler von 1847 bis 1910, und man kann sich gut vorstellen, warum diese für die Ford Motor Company von Interesse sein könnten. Eine umfangreiche deutschsprachige Sammlung befindet sich in der Countway Library of Medicine in Boston. Erstklassig ist die Kofoid Collection an der University of California, Berkeley, mit Veröffentlichungen aus den Bereichen Wissenschaft und Medizin. Man findet jedoch nicht nur Literatur, sondern auch Gegenstände. So verfügt die Rubenstein Library an der Duke University über eine große Sammlung an medizinischen Modellen aus Elfenbein mit komplexen Imitationen der inneren Organe. Viele davon stammen aus Deutschland. In der Marie C. Stopes Birth Control Collection an der University of California, Santa Barbara, werden in Deutschland konzipierte Empfängnisverhütungsmittel aus den 1920er- und 1930er-Jahren ausgestellt. Digitale Bibliotheken Bedeutende amerikanische Forschungsbibliotheken haben die HathiTrust Digital Library geschaffen, die aus dem Google Books Library Project 2008 hervorgegangen ist. Die deutschsprachigen Titel liegen mit einer Zahl von etwa 310 000 Büchern, die aktuell im Volltextformat verfügbar sind, auf dem zweiten Platz hinter den englischsprachigen Titeln. Das Internet Archive bietet mittlerweile Zugriff auf circa 339 000 deutschsprachige Texte. Zahlreiche Forschungsbibliotheken digitalisieren ihre eigenen seltenen Bestände und übertragen sie in HathiTrust und das Internet Archive. Ähnlich wie Europeana ist die Digital Public Library of America (DPLA) ein Portal, das Zugang zu Inhalten in Bibliotheken, Museen und Archiven bietet. Bislang stehen annähernd 350 000 deutschsprachige Texte, Bilder und Videodateien zur Verfügung. Verbände Die meisten Bibliothekare im Fachgebiet Germanistik in Nordamerika sind der Western European Studies Section (WESS) in der Association of College & Research Libraries (ACRL) der American Library Association (ALA) angeschlossen. Alle Aktivitäten der WESS sind auf der Homepage von WessWeb zu finden, wo auch Online-Experteninformationen angeboten werden. Die BuB 68 02-03 /2016 WESS arbeitet eng mit dem Center for Research Libraries (CRL) zusammen, ein internationales Konsortium und eine eigenständige Forschungsbibliothek. Die WESS und das CRL haben die German-North American Resources Partnership (GNARP) gegründet, um den Erwerb und die Nutzung deutschsprachiger Literatur in nordamerikanischen Bibliotheken zu unterstützen und die Zusammenarbeit mit deutschen Forschungsbibliotheken zu fördern. Die GNARP hat außerdem einen Online-Wegweiser für gedruckte, Mikrofilm- und digitale Ausgaben deutschsprachiger Zeitungen in Nordamerika zusammengestellt. Weitere Kooperationsmöglichkeiten können bei der GNARP erfragt werden. Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Gagneur Richard Hacken (Foto: privat) erreichte einen Master-Abschluss in Bibliothekswissenschaft und einen Doktortitel in Germanistik an der University of California. Er ist Bibliothekar für Europastudien an der Brigham Young University, Provo, Utah. Hacken gründete 1995 EuroDocs, ein Internet-Portal für Online-Primärquellen zu europäischer Geschichte. Publikationen zu deutscher und europäischer Literatur sowie zu Bibliothekswissenschaft, -geschichte und -technik. Heidi Madden (Foto: privat) ist als Bibliothekarin für Westeuropastudien des Mittelalters und der Renaissance tätig. Zudem ist sie außerordentliche Professorin am Fachbereich Germanistik der Duke University, Durham, North Carolina. Madden ist in diversen Abteilungen der Western European Studies Section der ACRL tätig, unter anderem als deren Vorsitzende. Verschiedene Publikationen zu Themen der Vermittlung von Informationskompetenz. Brian Vetruba (Foto: privat) ist Bibliothekar für germanische Sprachen und Literatur, vergleichende Literaturwissenschaft und Europastudien an der Olin Library der Washington University, St. Louis, Missouri. Vetruba ist in leitender Positionen in der Abteilung Western European Studies der ACRL und der Modern Language Association tätig. Er arbeitet beim Reference Reviews Europe Annual und als Rezensent für CHOICE und The Charleston Advisor mit. 099 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Transparenz, Gleichbehandlung und Compliance-Regeln gefordert Ein Streitgespräch über die Rolle von Dienstleistern bei bibliothekarischen Fachtagungen und in Bibliotheksverbänden mit Julia Bergmann, Hans-Joachim Wätjen und Tom Becker Bibliothekarische Fachtagungen wie der Bibliothekartag oder der Bibliothekskongress sind Erfolgsmodelle. Jährlich kommen zwischen 3 000 und 4 000 fortbildungswillige Kolleginnen und Kollegen zu den Mega-Veranstaltungen – und dennoch läuft nicht alles rund. Ein Problem, das sich zusehends verschärft, ist die Rolle der kommerziellen Dienstleister im bibliothekarischen Fachprogramm. Dürfen sie dort auftreten? Wenn ja, alleine oder nur in Kombination mit einer Bibliothek? Manche Dienstleister schaffen es mit ihrem Vortrag ins Programm, andere nicht. Die Situation ist unübersichtlich, die Regeln sind nicht eindeutig. Und auch die bibliothekarischen Fachverbände haben ihre liebe Not mit Dienstleistern. Sollen sie Mitglied im Verband werden können oder nicht? Wenn ja, als ordentliches oder nur als förderndes Mitglied? Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) hat auf seiner vergangenen Mitgliederversammlung 2015 in Nürnberg die Mitgliedschaft für Dienstleister satzungsmäßig ausgeschlossen. Den Antrag stellte BIB-Mitglied Hans-Joachim Wätjen. Dienstleisterin und Bibliothekarin Julia Bergmann ist im vergangenen Jahr aus dem BIB ausgetreten, weil sie sich als Selbstständige vom Verband nicht mehr vertreten fühlt und weil sie bei großen Fachveranstaltungen nicht mit eigenen Vorträgen auftreten darf. BIB-Vorstand Tom Becker sieht diese Entwicklungen mit Sorge. Im folgenden Streitgespräch, das von BuB-Redakteur Bernd Schleh moderiert wurde, prallen ihre unterschiedlichen Positionen aufeinander. 100 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Wenn ich mir die Satzungszwecke des BIB anschaue, dann gibt es überhaupt keinen Grund, warum Dienstleister, die im Bibliothekssektor tätig sind, im BIB ordentliche Mitglieder sein sollten. (Han Wätjen) Die Streichung der Möglichkeit für Dienstleister, im BIB aktiv werden zu können, halte ich für grundsätzlich falsch. (Tom Becker) BuB 68 02-03 /2016 BuB: Herr Wätjen, Sie haben in der BIB-Mitglieder versammlung 2015 in Nürnberg erfolgreich beantragt, dass bibliothekarische Dienstleister nicht mehr Mitglied im Berufsverband werden dürfen. Warum ist Ihnen das so wichtig? Hans-Joachim Wätjen: Dienstleister konnten auch nach der alten BIB-Satzung, die bis zur Mitgliederversammlung 2013 in Bremen galt, nicht Mitglied im Verband sein. Meinhard Motzko hat in der Bremer BIB-Mitgliederversammlung, an der ich leider nicht teilnehmen konnte, einen Änderungsantrag zur Satzung in Sachen Dienstleister gestellt. Das fand ich nachvollziehbar und legitim, aber die Begründung, die er anführte, war unlauter und hat mich beim Lesen des Protokolls mehr als empört. Er hat es so dargestellt, dass Nicht-Bibliothekare im BIB nicht Mitglied sein könnten, und das ist falsch. Er hat argumentiert, dass eine Satzung auch immer Ausdruck einer Strategie sei, dass die Mitgliedschaft bisher stark begrenzt werde und inzwischen in den bibliothekarischen und informations wissenschaftlichen Institutionen mehr Berufsgruppen vertreten seien als nur Bibliothekare. Letzteres ist absolut richtig, aber laut Satzung – nach alter wie nach neuer – konnten und können alle Beschäftigten in Bibliotheken und verwandten Informations- und Dokumentationseinrichtungen ordentliches Mitglied im BIB werden – es gab und gibt also gar keine Notwendigkeit, speziell Dienstleistern diese Form der Mitgliedschaft zu ermöglichen. BuB: Warum sollen auch andere Berufsgruppen als Bibliothekare Mitglied im Berufsverband werden können? Han Wätjen: Wir können längst nicht mehr alles selbst leisten. Um unsere Aufgaben als Bibliothek zu erfüllen, brauchen wir Informatiker, wir brauchen Web-Designer, Juristen, Marketing-Fachleute und viele andere Berufsgruppen. Und die können laut Satzung auch alle Mitglieder im BIB sein! Dass nun Herr Motzko, der ja bekanntermaßen ein gut laufendes Praxisinstitut führt und im Bereich Bibliotheken und Informationseinrichtungen Fortbildungen anbietet, das Interesse hat, im BIB als sogenannter Dienstleister ordentliches Mitglied zu sein, kann ich nachvollziehen, aber es widerspricht meinen Interessen als Mitglied. Wir müssen hier klar die unterschiedlichen Interessen voneinander trennen. Wenn ich mir die Satzungszwecke des BIB anschaue, dann gibt es überhaupt keinen Grund, warum Dienstleister, die im Bibliothekssektor tätig sind, im BIB ordentliche Mitglieder sein sollten. BuB: Frau Bergmann, wie sehen Sie das als Bibliothekarin und Dienstleisterin? Julia Bergmann: Hier haben wir schon ein wesentliches Problem: Ich bin Bibliothekarin und Dienstleisterin – was zählt denn nun? Die Grenzen sind fließend. Ich bin im vergangenen Jahr aus dem BIB ausgetreten und habe in einem offenen Brief meine Gründe dargelegt: Zum einen fühle ich mich als Freiberuflerin im Bibliotheks- und Informationswesen nicht vom BIB vertreten, zum anderen bin ich nicht bereit, das widersprüchliche Verhalten des Verbands mir gegenüber weiter hinzunehmen. Je nach Situation wird meine Selbstständigkeit geschätzt oder aber als Ablehnungsgrund verwendet. Das geht so nicht. Und im Gegensatz zu Herrn Motzko wurde ich explizit vom BIB als Mitglied geworben. Ich wurde sogar in die BIB-Imagebroschüre aufgenommen, weil der BIB mit der Vielfalt seiner Mitgliederstruktur punkten wollte. Ich stellte dann aber schnell fest, dass ich als Selbstständige zwar zur Imageaufbesserung dienen durfte, nicht aber Redebeiträge auf Veranstaltungen wie dem Bibliothekartag beisteuern konnte. Dagegen habe ich mich verwahrt, dass man sozusagen Teile von mir herausschneidet und andere Teile nicht so gern dabei haben möchte. BuB: Herr Becker, was sagen Sie als BIB-Vorstand dazu? Tom Becker: Hier fehlt es tatsächlich an einer klaren Regelung. Julia Bergmann hat mit ihrem Austritt aus dem BIB sehr konsequent gehandelt. Ich kann das hundertprozentig nachvollziehen. Die Streichung der Möglichkeit für Dienstleister, im BIB aktiv werden zu können, halte ich für grundsätzlich falsch, weil die Informationsberufe so vielseitig sind und nicht alle unbedingt Angehörige von Bibliotheken sind, die im Bibliothekssektor arbeiten, wie es die Satzung verlangt. Da bin ich als Lehrender an einer Hochschule, der zudem nebenberuflich selbstständig ist, ja ebenfalls betroffen. Nach der neuen Satzungsdefinition ist es fraglich, ob ich überhaupt Mitglied im BIB sein darf. Es ist doch unstrittig, dass diejenigen, die sich dem Verband als Dienstleister oder in sonstigen Funktionen verbunden fühlen, aber nicht direkt in Bibliotheken oder verwandten Informationseinrichtungen arbeiten, mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen den Berufsverband bereichern. Deshalb müssen sie auch Mitglied werden können. Han Wätjen: Hier möchte ich widersprechen. Ich habe mich nicht dafür ausgesprochen, Freiberufler und Dienstleister aus dem BIB auszuschließen. Es gibt die Möglichkeit – und das sieht die Satzung ausdrücklich vor – der fördernden Mitgliedschaft. Das machen andere Verbände auch. Das ist ein probates Mittel, kommerziellen Dienstleistern die Teilnahme am Vereinsleben zu ermöglichen – aber eben nicht als ordentliche Mitglieder mit passivem und aktivem Wahlrecht. Ich möchte es noch 101 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Das Bibliothekswesen zu promoten, ist für mich eine Herzensangelegenheit aus meinen bibliothekarischen Wurzeln heraus. (Julia Bergmann) Viele Dienstleister verdienen ganz gut mit Bibliotheken. (Han Wätjen) Es muss ComplianceRichtlinien geben, zumindest für diejenigen, die im Verband aktive Positionen innehaben. (Tom Becker) 102 mal ganz deutlich sagen: Private Dienstleiter, ganz egal ob es Bibliothekare oder Fachleute aus der IT, dem Marketing oder anderen Bereichen sind, können uns bei der einen oder anderen Aufgabe helfen, aber dazu müssen sie nicht ordentliche Mitglieder im BIB sein. Es ist doch klar und legitim: Dienstleister wollen letztendlich Aufträge akquirieren, und das kann durchaus im Widerspruch stehen, zu dem was der Zweck eines Vereins ist. Auch Vereine müssen sich deshalb künftig mit Compliance-Regeln beschäftigen. Die IFLA ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen und hat ein entsprechendes Manifest veröffentlicht. Diese Manifeste sollte man nicht nur mit wohlmeinenden Worten füllen, sondern auch mit praktischem Inhalt. Interessenkonflikte habe ich in diesem Zusammenhang ausreichend selbst erlebt, wenn beispielsweise Elsevier bei Sitzungen der dbv-Sektion 4 anwesend war und wir zugleich über unsere Politik gegenüber den Großverlagen diskutierten. Das ist ein Unding – übrigens genauso, dass die BIB-Kommission für Fortbildung von einer Freiberuflerin geleitet wurde. BuB: Können die zahlenmäßig geringen Dienstleister in einem Verband mit 6 300 Mitgliedern tatsächlich so viel Einfluss ausüben? Han Wätjen: Bei einzelnen Themen schon, nehmen wir das Beispiel BIB-Fortbildungsakademie, die ja in der Diskussion ist. Hieran können private Dienstleister selbstverständlich ein manifestes Interesse haben. In der Satzung sind nur drei Vereinszwecke vorgesehen: die Mitglieder fördern sowie ihre Interessen wahrnehmen, die Förderung des bibliothekarischen Nachwuchses und schließlich die Förderung des Bibliotheks- und Informationswesens in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei können Dienstleister gerne helfen – aber bitte nicht als ordentliche Mitglieder, sondern als fördernde Mitglieder. Das muss klar getrennt werden. BuB: Auch in der Höhe der jeweiligen Mitgliedsbeiträge? Han Wätjen: Viele Dienstleister verdienen ganz gut mit Bibliotheken. Ich würde deshalb den bisher doch eher symbolischen Beitrag für fördernde Mitglieder klar erhöhen, aber gestaffelt nach Unternehmensgröße. Frau Bergmann, ich möchte Ihnen nicht das Wasser abgraben. Julia Bergmann: Ich mache mir keine Sorgen um mich als Dienstleister. Was mich stört, ist, dass ich vor noch nicht allzu langer Zeit sozusagen als freiberufliches Aushängeschild für den Verband geworben wurde und jetzt nur in ganz ausgewählten Bereichen mitwirken darf. Tom Becker: Für die Weiterentwicklung des Bibliotheks- und Informationsberufes finde ich stimmberechtigte Impulse extrem wichtig, auch von Seiten der Dienstleister. Die Frage ist, ab wann ist ein Dienstleister ein Dienstleister. Mit welchen Prozentzahlen muss er tatsächlich freiberuflich tätig sein? Eine exakte Definition ist sehr schwierig. In einem Punkt stimme ich Herrn Wätjen aber zu: Es muss Compliance-Richtlinien geben, zumindest für diejenigen, die im Verband aktive Positionen innehaben. BuB: Frau Bergmann, wäre das für Sie in Ordnung, wenn Dienstleister nur fördernde Mitglieder werden könnten? Julia Bergmann: Da man sich davon offensichtlich verspricht, dass ich diesen Verband gleichzeitig auch mit hohen Summen sponsern soll und ich mir das eigentlich nicht leisten kann und will, ist meine Antwort hier klar nein. Han Wätjen: Ich habe nicht immens hohe Summen gemeint. Der Verein Deutscher Bibliothekare zum Beispiel nimmt von seinen fördernden Mitgliedern laut Satzung 500 Euro. Julia Bergmann: Auch das ist für mich ein ganz ordentlicher Betrag. Han Wätjen: Als Gegenleistung gibt es Kontakte und Networking im Verband. Julia Bergmann: Networking ist für mich nicht der Grund, im Verband tätig zu sein und auch nicht für meine anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Das Bibliothekswesen zu promoten, ist für mich eine Herzensangelegenheit aus meinen bibliothekarischen Wurzeln heraus. Mein Networking funktioniert auch ohne den Verband hervorragend. Das ist für mich überhaupt kein Anreiz für eine BIB-Mitgliedschaft. Tom Becker: Es geht sicher vielen Dienstleistern so. Ich glaube, dass ein ideelles Engagement tatsächlich auch ideell ist und dass die Netzwerke ohnehin bestehen. Gerade so omnipräsente Personen wie Julia Bergmann oder Meinhard Motzko bringen ihr Netzwerk mit und brauchen nicht unbedingt die Kontakte aus dem BIB. Hier dürfen wir uns nicht selbst überschätzen. BuB: Wie wird der BIB in der Satzungsfrage nun weiter verfahren, vor allem bei der Aufnahme von Dienstleistern? Tom Becker: Momentan sind wir satzungsmäßig wieder auf dem Stand von vor zwei Jahren, also vor der Änderung in Bremen. Grundsätzlich muss der BIB-Vorstand alle Eintritte in den Verein genehmigen beziehungsweise bestätigen, hierbei muss sich der Vorstand natürlich an die aktuelle Satzung halten. BuB: Das heißt, die Aufnahme von Dienstleistern SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Für mich kommt eine fördernde Mitgliedschaft nicht infrage. Ich möchte mich aktiv beteiligen. (Julia Bergmann) Der Vorstand damals hat sich offensichtlich nicht immer an die Satzung gehalten. (Han Wätjen) BuB 68 02-03 /2016 und Freiberuflern liegt faktisch im Ermessensspielraum des BIB-Vorstands. Tom Becker: Ja, in gewissem Maße schon. Und hier lässt natürlich vor allem der in der Satzung verwendete Passus »Beschäftigte in verwandten IuD-Einrichtungen« einen Interpretationsspielraum zu. BuB: Was passiert mit Dienstleistern, die bereits ordentliche Mitglieder im BIB sind? Han Wätjen: Ich würde dem BIB raten, die Dienstleister, soweit sie diese Tätigkeit mit mehr als 50 Prozent ausüben, anzusprechen und ihnen anzubieten, künftig als fördernde Mitglieder im Verband aktiv zu sein. Sie mögen doch bitte mitteilen, ob sie mit dieser Umgruppierung einverstanden sind. Im Grunde waren sie vorher auch schon fördernde Mitglieder, nur hat der damalige Vorstand beim Eintritt alle Augen zugedrückt und sie als reguläre Mitglieder aufgenommen – beziehungsweise sogar angeworben, wie Frau Bergmann geschildert hat. Der Vorstand damals hat sich offensichtlich nicht immer an die Satzung gehalten. Tom Becker: Man hat sie halt großzügig ausgelegt. Han Wätjen: Ich finde, gerade hier ist die Satzung doch sehr eindeutig. Tom Becker: Noch kurz zum weiteren Fortgang: Für den Bibliothekskongress in Leipzig sind erst mal keine Satzungsänderungen vorgesehen. Es wird aber für alle Interessierten die Möglichkeit geben, an einem Satzungs-Workshop teilzunehmen, bei dem die virulenten Fragen diskutiert werden, um dann bei der darauf folgenden Mitgliederversammlung in Frankfurt 2017 sämtliche offenen Satzungsfragen auf einen Schlag zu erledigen. Zu diesem Workshop beim Bibliothekskongress in Leipzig am Mittwoch, 16. März, von 14 bis 15.30 Uhr in Seminarraum 13 möchte ich herzlich einladen. Julia Bergmann: Wie bereits gesagt: Für mich kommt eine fördernde Mitgliedschaft nicht infrage. Ich möchte mich aktiv beteiligen. Dann muss ich mich jetzt eben außerhalb des Verbandes engagieren. Han Wätjen: Aber Sie haben doch auch bei einer fördernden Mitgliedschaft aktive Beteiligungsrechte. Das einzige, was Sie nicht können, ist das passive und aktive Wahlrecht wahrnehmen. Julia Bergmann: Das sehe ich anders. Ich kann ja beispielsweise auch nicht beim Bibliothekartag, der vom BIB mitveranstaltet wird, als Referentin im Fachprogramm auftreten. Ich glaube, dass Dienstleister wie ich, aber auch andere Einzelpersonen, die Schulungen und Weiterbildungen im Bibliotheksbereich anbieten, durchaus fachlich etwas beizutragen haben und für die fachliche Diskussion Professor Dr. Tom Becker hat nach mehrjähriger Tätigkeit auch in Führungspositionen in der Münchner Stadtbibliothek sowie als Leiter der Zentralbibliothek in Mannheim vielschichtige Erfahrungen in der beruflichen Praxis gesammelt. Er hat über Wissensmanagement in Öffentlichen Bibliotheken an der HU zu Berlin promoviert und unterrichtet seit 2011 an der TH Köln im Bereich »Medienmanagement und Medienvermittlung in Bibliotheken«. Seit 2011 ist er auch im Bundesvorstand des Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) aktiv. Julia Bergmann ist freiberufliche Trainerin für Informationskompetenz und seit 2003 als Trainerin, Vortragende und Beraterin im Bereich Bibliotheken und Bildungseinrichtungen national und international tätig. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins Zukunftswerkstatt Kultur- und Wissensvermittlung e.V. und Mitglied des EU Think Tanks Library Avengers. Hans-Joachim Wätjen, Studium der Politikund Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen (19711976), Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien (1976), Bibliotheksreferendariat an der UB Bremen und Bibliotheksschule Frankfurt/ Main (1978-1979), Bibliotheks- und Informationssystem der Uni Oldenburg: Abteilungsleiter und Fachreferent (1980-2000), Stellvertretender Direktor (1983-2000), Direktor (seit 2000), Mitarbeit in diversen Arbeitsgruppen und Gremien (DFG, WR, Bertelsmann Stiftung, DINI). 103 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG wertvoll sein können. Wir werden auch immer wieder von Teilnehmern um Beiträge für die Bibliothekartage gebeten. Die wundern sich sehr, dass wir das gar nicht dürfen. Fachliche Vorträge von Selbstständigen sind immer wieder gestrichen worden, um zu verhindern, dass verdecktes Marketing betrieben wird. (Tom Becker) Es sind auch Veranstaltungen gestrichen worden, die Dienstleister im Kontext mit Bibliotheken angeboten haben. (Julia Bergmann) 104 BuB: Heikel ist das Miteinander von Bibliothekaren und Dienstleistern also nicht nur in den Berufsverbänden, sondern auch beim Bibliothekartag und ähnlichen Fortbildungsveranstaltungen. Sollten kommerzielle Dienstleister hier ins Vortragsprogramm aufgenommen werden? Tom Becker: Ich finde schon, und da hat Frau Bergmann leider Recht mit ihrer Kritik. Der BIB versucht das auch schon seit Längerem zu modifizieren. Wir haben beispielsweise die Zukunftswerkstatt stark unterstützt, also ein Format, das von mehreren Selbstständigen und Teilselbstständigen nicht nur aus Eigeninteresse heraus auf die Beine gestellt wurde. Es ist schwierig, als Mitveranstalter eines Bibliothekartags hier die Grenzen zu ziehen. Wir wollen und wir müssen bei einer Veranstaltung, die immens hohe Kosten verursacht, wirtschaftlich arbeiten. Aus diesem Grund bieten wir unter anderem Firmenvorträge an, die vor allem von größeren Dienstleistern und Unternehmen im Rahmen von deren Selbstmarketing auch gebucht werden. Momentan ist es so, dass alles was Dienstleister heißt, nicht ohne Mitwirkung von Bibliotheken im Fachprogramm erscheinen soll. Fachliche Vorträge von Selbstständigen sind immer wieder gestrichen worden, um zu verhindern, dass verdecktes Marketing betrieben wird. Julia Bergmann: Zunächst kurz eine Klarstellung zur Zukunftswerkstatt. Hier sind von 20 aktiven Vereinsmitgliedern nur zwei freiberuflich tätig. Zu den Vorträgen: Es sind auch Veranstaltungen gestrichen worden, die Dienstleister im Kontext mit Bibliotheken angeboten haben. Was mich stört, ist einfach der krasse Gegensatz: Einerseits meine Anwerbung als Verbandsmitglied um die Diversität des BIB aufzuzeigen, andererseits dann das Verbot, am Fachprogramm mitzuwirken. Hier gibt es keine verlässliche Linie, das ist alles sehr intransparent. BuB: Es gibt immer wieder den Vorwurf, dass Freiberufler mit zweierlei Maß gemessen werden. Manche dürfen ins Fachprogramm, andere nicht. Wie könnten hier klare Regeln aussehen? Han Wätjen: Ich glaube, dass wir beim Punkt Dienstleister bei Bibliothekartagen und entsprechenden Veranstaltungen gar nicht weit auseinanderliegen. Im Programm sollte klar ersichtlich sein, was angeboten wird: ein werbender Vortrag, in dem ein Dienstleister seine Produkte vorstellt, oder ein Vortrag eines Berufskollegen, der einen Peer-Review-Prozess durchlaufen hat und aufgrund seiner fachlichen Qualität ausgewählt wurde – auch wenn diese dann nicht immer erreicht wird. Ich will auf Firmen und Dienstleister bei unseren Tagungen nicht verzichten. Ich habe schon Bibliothekartage erlebt, da habe ich nicht einen einzigen Vortrag aus dem Fachprogramm gehört und mich nur in der Firmenausstellung rumgetrieben und an informellen Gesprächen teilgenommen. Dabei habe ich mehr mit nach Hause genommen, als wenn ich in die Vorträge gegangen wäre. BuB: Firmenvorträge sollten also im Programm bleiben? Han Wätjen: Die Firmenvorträge, die ja auch zur Finanzierung des Bibliothekartags beitragen, müssen beibehalten werden. Allerdings sollte man über nach Größe gestaffelte Preise nachdenken, um die Eintrittsbarriere für Ein-Personen-Unternehmen, wie beispielsweise das von Frau Bergman, zu senken. Das würde ich den veranstaltenden Verbänden dringend empfehlen. Es kann doch nicht sein, dass ein kleiner Dienstleister genauso viel bezahlt wie ein großer Konzern. Beim Programm selbst bin ich nach wie vor für einen Peer-Review-Prozess, der Freiberufler oder Firmenvertreter nicht diskriminieren darf. Auch sollten sie weiterhin zu entsprechenden Vortragsveranstaltungen im regulären Programm eingeladen werden. Ich habe beim vergangenen Bibliothekartag in Nürnberg eine Podiumsdiskussion zum Thema Datenschutz in der Cloud besucht und anschließend mitdiskutiert, da saßen neben dem obersten Hamburger Datenschützer auch Manager von Ex Libris und OCLC auf dem Podium – völlig zurecht. Das ist wichtig, und das muss auch Platz im Fachprogramm des Bibliothekartags finden. Letztlich darf nur eines zählen: die Qualität! Julia Bergmann: Das würde ich mir auch wünschen. Ich kenne es aus anderen Ländern, zum Beispiel Dänemark und Niederlande. Bei Konferenzen dort interessiert es nicht, ob ich selbstständig bin oder nicht. Das Kriterium ist schlicht, ob etwas inhaltlich Interessantes beigetragen werden kann. Nur das zählt. Und man muss dann auch nicht für den Vortrag bezahlen. Tom Becker: Genau so muss es sein. Um die Qualität zu erhalten, gibt es einerseits die Gutachter, zweitens die Programmkommission und drittens die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen. Die sind ja nicht entmündigt, wenn sie zum Bibliothekartag fahren, sondern können durchaus zwischen Werbung und Fachbeitrag unterscheiden. Den Kolleginnen und Kollegen fällt schnell auf, wenn jemand unter dem Mantel der Fachkompetenz seine eigenen Produkte und Dienstleistungen vertreibt. In unserer kleinen Community spricht sich SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Es kann doch nicht sein, dass ein kleiner Dienstleister genauso viel bezahlt wie ein großer Konzern. (Han Wätjen) das herum, sodass man dem im Folgejahr einen Riegel vorschieben kann. Han Wätjen: Werden eigentlich beim Auswahlprozess der Programmkommission die eingereichten Beiträge anonymisiert? Tom Becker: Nein. Darüber haben wir zwar diskutiert, aber wenn man die Abstracts liest und einigermaßen gut in der Community unterwegs ist, dann weiß man sehr schnell, wer dahintersteckt. Aus diesem Grund haben wir darauf verzichtet, es macht keinen Sinn. Julia Bergmann: Einfach noch mal ein Beispiel aus den Niederlanden. Dort ist gerade Erik Boekesteijn zum Bibliothekar des Jahres gewählt worden – und der ist Dienstleister. Wichtig für die Auswahl war allein, ob er inhaltlich Interessantes zum Bibliotheks- und Informationswesen beigetragen hat. Tom Becker: Genau dieses Selbstverständnis hätte ich hierzulande – bei uns – gerne auch, bei den Verbänden und bei den Organisatoren der Bibliothekartage und anderer Fachkonferenzen. Im Übrigen haben wir in der letzten Vorstandssitzung mit dem VDB eine Übereinkunft getroffen, die dann hoffentlich zum nächsten Bibliothekartag in Frankfurt am Main 2017 in Kraft tritt. Dabei wird die Idee einer Compliance-Regelung verknüpft mit einer noch zu modifizierenden transparenten Kommunikation, wie mit Firmen sowie teilselbstständigen und selbstständigen Dienstleistern umzugehen ist. BuB: Lässt sich das schon etwas konkreter beschreiben? Tom Becker: Leider nein. Bisher gibt es eine eher informelle Abmachung die sagt, wenn Dienstleister mit Bibliotheken zusammen einen fachlich passenden Vortrag einreichen, dann ist es möglich, diesen anzunehmen. Mich wundert, dass das häufiger nicht so geschehen sein soll, wie Julia Bergmann anmerkt. Man muss aber bedenken: Auch hier kann es natürlich zu Ablehnungen durch die Programmkommission kommen, wenn die Inhalte fachlich oder programmseitig nicht passen – ganz unabhängig davon, ob ein Dienstleister beteiligt ist oder nicht. Han Wätjen: Aber es kann doch nicht wahr sein, dass es ein Auftrittsverbot für Frau Bergmann gibt, bloß weil sie alleine einen Vortrag halten will. Es soll doch auf die Inhalte ankommen. Tom Becker: Tja, so ist die derzeitige Regelung allerdings. Hier hatten bisher diejenigen, die Ihrer Meinung sind, und da zähle ich mich dazu, leider nicht die Mehrheit. ANZEIGE Adam Matthew veröffentlicht einzigartige Primärquellen aus Archiven und Bibliotheken in der ganzen Welt. Unsere preisgekrönten digitalen Sammlungen in den Geistes- und Sozialwissenschaften umfassen eine Vielzahl von Themengebieten. Von mittelalterlichen Handschriften und den Anfängen des Kinos im Viktorianischen Zeitalter bis hin zu Sammlerobjekten aus den 60er-Jahren und Verschlusssachen des Britischen Außenministeriums. Unsere neuesten Titel: • • • • • • • • Church Missionary Society Periodicals, Module II: Medical Journals, Asian Missions and the Historical Record, 1816-1986 Colonial America, Module II: Towards Revolution Eighteenth Century Drama: Censorship, Society and the Stage ForeignOfficeFilesfortheMiddleEast,1971-1981 Frontier Life: Borderlands, Settlement and Colonial Encounters History of Mass Tourism Shakespeare in Performance: Prompt Books from the Folger Shakespeare Library World’s Fairs: A History of Expositions www.amdigital.co.uk BuB 68 02-03 /2016 @adammatthewgrp /TheAdamMatthewGroup 105 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Blaue Stunde, viel Bewegung und ein Festakt der Lektoratskooperation BIB-Veranstaltungen beim Leipziger Bibliothekskongress /Mitgliederversammlung am Montag Das Angebot an Veranstaltungen beim 6. Leipziger Bibliothekskongress ist riesengroß. Egal ob Kongressneuling oder alter Hase, die Zusammenstellung des eigenen Tagungsprogrammes ist nicht immer einfach, finden doch viele spannende Vorträge zeitgleich statt. Auch der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) ist wieder mit zahlreichen eigenen Formaten vertreten: Workshop: Den Einarbeitungsprozess optimal gestalten Die ersten Tage und Wochen gehören zu den entscheidenden Phasen des Arbeitslebens, sie prägen die fachliche und soziale Integration in der Bibliothek. Aspekte wie Mitarbeiterbindung und Arbeitszufriedenheit werden durch eine gute Einarbeitung stark beeinflusst. In einem Wechsel aus theoretischem Input und moderiertem Austausch lernen die TeilnehmerInnen Methoden strukturierter Einarbeitung kennen. Ulrike Kraß, Stadtbibliothek Freiburg, stellt die Stationen und Methoden gelingender Einarbeitung vor. Karin Klingbeil, BLB Karlsruhe, moderiert den Workshop. Die Veranstaltung findet am Dienstag, 15. März, von 14 bis 15.30 Uhr im Seminarraum 14/15 statt und wird von der BIB-Kommission für Fortbildung ausgerichtet. Blaue Stunde Die bereits traditionelle Zusammenkunft der BIB-Verbandsaktiven und interessierter KollegInnen findet am Mittwoch, 16. März, von 17 bis 18 Uhr am Stand der Verbände statt. Zum Ende des Kongresstages gibt es Wein, Knabbereien und viel Gelegenheit zum Austausch. BIB-Mitgliederversammlung Die jährliche Mitgliederversammlung des BIB findet am Montag, 14. März, von 14 bis 16.30 Uhr in Saal 4 statt. Die bibliothekarischen Ausbildungen in Deutschland im internationalen Vergleich Eine Podiumsdiskussion der New Professionals im BIB zum Thema »Die bibliothekarischen Ausbildungen in Deutschland im Vergleich mit unterschiedlichen Ländern weltweit, anhand von Beispielen aus der Praxis« ist für Montag, 14. März, von 14 bis 15.30 Uhr in Seminarraum 8 vorgesehen. BIB-First-Timer-Treffen Für KollegInnen, die zum ersten Mal einen Bibliothekskongress besuchen, bietet der BIB wieder eine Einführungsveranstaltung an, und zwar am Montag, 14. März, von 17 bis 18 Uhr in Saal 4. Teilnehmer erhalten hier nützliche Informationen zum Ablauf des Kongresses und können sich bei Kaffee und einem kleinen Imbiss mit anderen Kongressneulingen austauschen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher ist eine kostenfreie Anmeldung erforderlich, und zwar über das Online-Registrierungsformular für den Bibliothekskongress. BIB-Tarifforum Zu einem Workshop und Erfahrungsaustausch zu den Kriterien für die tarifliche Bewertung von Arbeitsplätzen in Bibliotheken (Geltungsbereich Bund) lädt die Kommission für Eingruppierungsberatung (KEB) am Dienstag, 15. März, von 9 bis 11 Uhr in Vortragsraum 11. Bibliothekarinnen und Bibliothekare in Bewegung Gut gelaunt in den Kongressalltag: In Vortragsraum 9 können sich Teilnehmer am Mittwoch, 16. März, ab 11 Uhr für zehn Minuten mit ein paar gymnastischen Übungen fit für den Kongressalltag machen. Die Übungen sollen vor den einseitigen Belastungen der langen Kongresstage schützen. 40 Jahre Lektoratskooperation Die drei Partner der Lektoratskooperation, darunter auch der BIB, feiern das 40-jährige Jubiläum. Der Festakt steigt am Dienstag, 15. März, um 14 Uhr (bis 15.30 Uhr) in Vortragsraum 11. Bibliotheken in Bewegung – Mobile Services – Mobiler Service Das neue Jahresthema des BIB für 2016/2017 wird im Rahmen einer eigenen Veranstaltung am Dienstag, 15. März, von 14 bis 15.30 Uhr in Seminarraum 6/7 präsentiert. Erfolgreiche Kooperationen zwischen Buchhandel und Bibliotheken Der zugehörige Workshop der Frankfurter Buchmesse und des BIB findet am Dienstag, 15. März, von 16 bis 17.30 Uhr im Vortragsraum 12 statt. 106 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG ANZEIGE Workshop: Mitgliederpartizipation und Satzungsänderungen Einen Workshop zum Thema »Mitgliederpartizipation und Satzungsänderungen« bietet der BIB-Vorstand am Mittwoch, 16. März, von 14 bis 15.30 Uhr in Seminarraum 13 für alle Interessierten an (siehe hierzu auch das Streitgespräch auf Seite 100). Selbstlernen von OPLs mithilfe von MOOCs Die Kommission für One-Person Librarians startet diesmal früh am Montag, 14. März, von 9.30 bis 11.30 Uhr in Seminarraum mit einem Workshop »Selbstlernen von OPLs mithilfe von MOOCs: Digital literacy, neue Vermittlungsformen und neue Technologien«. Julia Bergmann, eine vielen bereits bekannte Trainerin für Informationskompetenz aus Bremen, wird den Workshop geben und in dieses Feld der Fortbildung einführen, in dem man sich selbst unabhängig von Zeit und Ort qualifizieren kann. Innovationsforum und Azubi-Recruiting Gleich zu Beginn, am Kongressmontag, findet von 16 bis 18 Uhr das diesjährige Innovationsforum statt. Im Seminarraum 14/15 stellen die Preisträger/innen, die für ihre innovativen Abschlussarbeiten von der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des BIB in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift »b.i.t.-online« ausgelobt wurden, ihre Arbeiten dem Publikum vor und erhalten im Anschluss den b.i.t.-online-Innovationspreis des Jahres 2016. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr zwei Bachelor- und eine Masterarbeit: Leonie Flachsmann »Schritt für Schritt zum Bibliothekskonzept/Entwicklung einer Toolbox« (Stuttgart), Martina Haller »Adaptive Case Management in Bibliotheken: Implementierung in der Bibliothek der DHBW Heidenheim« (Stuttgart), Nathalie Hild »Differenzierte Sprachförderung durch Öffentliche Bibliotheken: Konzeption einer Veranstaltungsreihe zur Förderung der phonologischen Bewusstheit« (Köln). Am Mittwoch, 16. März, werden von 14 bis 15.30 Uhr im gleichen Raum von Ausbildungsverantwortlichen aus Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken neue Projekte zum Azubi-Recruiting vorgestellt, die es ermöglichen sollen, vor dem Hintergrund rückläufiger Bewerberzahlen und bunter werdender Lebensläufe der Interessenten geeignete Auszubildende für den FaMI-Beruf zu finden. Außerdem steht die Kommission während des gesamten Kongresses für alle Fragen rund um Ausbildung und Beruf zur Verfügung. Kontaktmöglichkeiten gibt es am Stand der Verbände. Das Robinson Crusoe-Syndrom – und was man dagegen tun kann Die öffentliche Arbeitssitzung der Kommission für One-Person Librarians (OPL) beginnt am Mittwoch, 16. März, um 9 Uhr in Bankettraum 4 und endet gegen 11 Uhr. Jürgen Plieninger führt in das Thema »Open Educational Resources« ein – wie OPLs dies in ihr Dienstleistungsportfolio einbinden und so einmal mehr ein neues Feld besetzen können, das für ihr Klientel und ihre Einrichtungen einen Mehrwert bringt. Neben dem Vortrag sind noch zwei Praxisvorträge vorgesehen. BuB 68 02-03 /2016 DER DIGITALE BROCKHAUS Wissen, auf das Sie sich verlassen können Wir entwickeln innovative digitale Services für Bibliotheken, die relevantes und überprüftes Wissen zugänglich machen. In der Qualität und mit der Kompetenz, die Sie von BROCKHAUS erwarten. Informieren Sie sich über unsere Angebote auf dem 6. Bibliothekskongress in Leipzig oder der Didacta in Köln und gewinnen Sie mit etwas Glück ein Jahresabonnement für Ihre Bibliothek. Bibliothekskongress: Level 0 A10 Didacta: Halle 6.1 D059 www.brockhaus.de 107 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Foto: VadimGuzhva – fotolia.com Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft Info-Veranstaltung des BIB gibt Tipps zum Azubi-Recruiting / Flyer als Argumentationshilfe erschienen Gut ausgebildete Fachkräfte sind knapp. Durch den demografischen Wandel wird diese Situation in den kommenden Jahren noch verschärft. Umso wichtiger ist es, junge Menschen für die Mitarbeit in Bibliotheken zu gewinnen und ihnen entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Wie dies aussehen könnte, stellt die Kommission für Ausbildung und Berufsbilder des Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) in einer Info-Veranstaltung beim Bibliothekskongress in Leipzig vor. Programm-Tipp 1 Am Mittwoch, 16. März, werden von 14 bis 15.30 Uhr in Seminarraum 14/15 von Ausbildungsverantwortlichen aus Öffentlichen Bibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken kreative Projekte zum Azubi-Recruiting präsentiert, die es ermöglichen sollen, vor dem Hintergrund rückläufiger Bewerberzahlen und bunter werdender Lebensläufe der Interessenten geeignete 108 Auszubildende für den FaMI-Beruf zu finden. In einem Informations-Flyer, der bei der Veranstaltung auf dem Bibliothekskongress in Leipzig, aber auch in der BIB-Geschäftsstelle in Reutlingen ([email protected]) erhältlich ist, wird aufgeführt, warum Auszubildende immer ein Gewinn für die eigene Bibliothek sind: • Weil Sie sich die Auszubildenden selbst aussuchen und sie nach ihren Anforderungen ausbilden. Die Auszubildenden erwerben genau jene Kompetenzen, die in Ihrer Bibliothek von Bedeutung sind. • Weil Sie die Auszubildenden während der Ausbildungszeit genau kennenlernen. Prüfen Sie Engagement, Motivation und Eignung in Ruhe. • Weil die Auszubildenden neue Ideen und Sichtweisen in die Bibliothek einbringen. • Weil Auszubildende je nach Art der Bibliothek näher an der Zielgruppe der Bibliothek sein können, beispielsweise in einer Jugendbibliothek oder aber auch beim Aufzeigen alternativer Wege im Umgang mit neuen Medien für die Generation 60+. • Weil Auszubildende bereits während der Ausbildungszeit eine Unterstützung für die Mitarbeiter/innen in der Bibliothek sind, zum Beispiel durch Überbrückung kurzzeitiger Engpässe als Krankheits- und Urlaubsvertretung. In solchen Zeiten geben Sie Auszubildenden die Chance, ihre Talente zu beweisen. • Weil Ihre Bibliothek als Ausbildungsbetrieb an Image gewinnt. So erhöhen Sie Ihre Chancen im Wettbewerb um die geringer werdende Zahl der Bewerber aufgrund der kommenden geburtenschwachen Jahrgänge. Das sind nur einige Punkte, die für die FaMI-Ausbildung in der eigenen Bibliothek sprechen. Weitere Argumente gibt es bei der BIB-Veranstaltung in Leipzig. Die BIB-Kommission für Ausbildung und Berufsbilder steht darüber hinaus während des gesamten Kongresses für alle Fragen rund um Ausbildung und Beruf zur Verfügung. Ansprechpartner sind am Stand der Verbände (BIB) zu finden. (red) Mittwoch, 16.3.2016, 14-15.30 Uhr, Seminarraum 14/15 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Die Bücherhallen-Angebote für Flüchtlinge im Praxistest Erfahrungen aus eineinhalb Jahren Flüchtlingsarbeit Bildwörterbücher sind besonders gefragt. Von mehr als dreißig Exemplaren des Bildwörterbuchs Deutsch steht Anfang Januar nur ein einziges in den Regalen der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg. Und das auch nur, weil es als Präsenzexemplar nicht ausgeliehen werden kann. Beweist das, dass die Bücherhallen alles richtig gemacht haben bei der Entwicklung ihrer Angebote für Flüchtlinge seit Herbst 2014? Oder gerade nicht, denn die bestehende Nachfrage kann ja offenbar nicht befriedigt werden? Sicher ist, dass es gut war, sich früh des Themas anzunehmen. Denn es brauchte einen Prozess, um heute ein attraktives Angebot machen zu können. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich viel getan, auch wenn sich die Bücherhallen schon lange der interkulturellen Bibliotheksarbeit widmen. Entscheidend und sehr positiv ist die nun breite Verankerung im System. War zuvor fast alles Interkulturelle einer Person zugeschrieben, nehmen sich inzwischen alle dieser Aufgaben an. Basis dafür war die Gründung einer AG Flüchtlingsprojekte, in der alle Bereiche der Bücherhallen von Direktion über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder EDV und Organisation bis hin zu Zentralbibliothek und Stadtteilbibliotheken vertreten sind. Viele Ideen und Probierfreude So lassen sich Entscheidungen leichter herbeiführen und umsetzen. Es gibt viele Ideen und Raum, Dinge auszuprobieren. Schnell wurde klar, dass das Thema in aller Munde ist. Aber konkretes Faktenwissen ist oft nicht vorhanden. Den Überblick zu gewinnen und zu BuB 68 02-03 /2016 behalten, ist nicht einfach. Dies führt zu Unsicherheiten. Die AG Flüchtlingsprojekte entschied sich deshalb bewusst, Angebote langsam zu entwickeln, laufend zu evaluieren und bei Bedarf anzupassen. Den Anfang bildeten Medienkisten mit arabischen Kinder- und Jugendbüchern, Spielen oder Wörterbüchern, Sprachlernmaterialien et cetera für die Präsenznutzung in den Stadtteilbibliotheken sowie eine Spendenaktion zur Finanzierung von Online-Karten für Flüchtlinge. Beide Angebote existieren heute in dieser Form nicht mehr. Die Möglichkeit, mit einer Online-Karte in allen Bücherhallen das WLAN und die elektronischen Angebote zu nutzen, ist attraktiv. Dennoch äußerten viele Flüchtlinge den Wunsch, physische Medien auszuleihen. Denn trotz Programm-Tipp 2 der vielen Zweigstellen ist der Weg zur nächsten Bücherhalle häufig zu weit, um täglich zum Lernen zu kommen. Seit Oktober gibt es daher zusätzlich die Möglichkeit, bis zu drei beliebige Medien auszuleihen. Eine Evaluation nach drei Monaten zeigte, die Verlustrate ist sehr gering. Die Ausleihmodalitäten können so beibehalten werden. Statt neuer Präsenzbestände erhalten die Stadtteilbibliotheken inzwischen aus zentralen Mitteln und Spenden finanzierte Wörterbücher und Materialien zum Deutschlernen für die Ausleihe. Welche Zwischenbilanz ziehen die Bücherhallen eineinhalb Jahre nach der Gründung der AG Flüchtlingsprojekte? Die Ausstellung von fast 1 300 spendenfinanzierten Bücherhallenkarten für Flüchtlinge, darunter etwa 150 Karten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die starke Nachfrage nach Führungen für Deutschlernende, die Nutzung der (Gruppenarbeits-)Räume durch Flüchtlingsgruppen, die Einrichtung neuer Dialoge in Deutsch-Gruppen und die zahlreichen Anfragen für Referenten, Diskussionsteilnehmer et cetera aus dem Kreis der Bücherhallen-Mitarbeiter in den verschiedenen Flüchtlingsforen der Stadt und darüber hinaus sprechen für eine hohe Akzeptanz. Austausch unerlässlich Die Erfahrung zeigt aber auch, der stetige Austausch mit Flüchtlingen, Ehrenamtlichen oder Einrichtungsträgern ist unerlässlich. Die Angebote müssen ständig evaluiert und bei Bedarf flexibel angepasst werden. Als nächster großer Themenkomplex zeichnet sich die Unterstützung bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen mit bibliothekarischer Qualifikation ab. Den Prozess zu verfolgen und zu evaluieren, ist spannend. Von der Arbeit profitiert nicht nur die Kundengruppe der Zuwanderer insgesamt, sondern sie ist auch für Bibliotheken eine Bereicherung. Anne Barckow, Bücherhallen Hamburg »Willkommenskultur – Praxis 1«, Montag 14.3.2016, 16-18 Uhr, Saal 1 Anne Barckow ist ausgebildete Bibliothekarin und Übersetzerin für Japanisch und Koreanisch. Sie ist als Leiterin der Abteilung für Interkulturelle Dienste, Sprachen und Pädagogik in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg tätig. 109 Foto: Sergey Nivens – Fotolia.com Workshop »Handbuch für Science 2.0 und Open Science« Interessengemeinschaft soll auf dem Bibliothekskongress etabliert werden Science 2.0 und Open Science sind mittlerweile gängige Begriffe in der Wissenschaftsdiskussion. Beide Konzepte sind eng miteinander verwandt, doch es gibt auch wesentliche Unterschiede. Als Science 2.0 bezeichnet man allgemein den Transfer von Prinzipien des partizipatorischen Web (wie Programm-Tipp 3 nutzergenerierte Inhalte und Kollaboration) auf wissenschaftliche Aktivitäten. Open Science fokussiert hingegen auf die Offenheit der Forschungsprozesse und -resultate sowie ihre uneingeschränkte Nachnutzung. Beide Konzepte ergänzen sich gegenseitig sehr gut, denn eine offene Wissenschaft fördert beispielsweise die Nachnutzung der Ergebnisse und das kollaborative Arbeiten, wodurch wiederum neue offene Inhalte generiert sowie öffentlich geteilt und diskutiert werden können. Der mit Science 2.0 und Open Science einhergehende Wandel in der Wissenschaft betrifft alle Akteure, so auch 110 Informationsinfrastruktureinrichtungen und Bibliotheken. Ziel dieses Workshops ist es, gemeinsam mit den Teilnehmenden die Grundlage einer Handreichung zu Science 2.0 und Open Science zu entwickeln. Zudem soll eine Interessengemeinschaft etablieren werden, die sich für ein besseres Verständnis von Science 2.0 und Open Science im Bibliotheksumfeld einsetzt, objektiv Vor- und Nachteile aufzeigt und insbesondere anhand von praktischen Beispielen Hilfestellung für die Senkung von Eintrittsbarrieren anbietet. Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der Erstellung eines Grundgerüsts an Themen, die in einem anwendungsorientierten Handbuch adressiert werden müssen, um insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Bibliotheken einen guten Start zu ermöglichen. Beispielsweise wenn sie selbst entsprechende Werkzeuge im Arbeitsalltag ausprobieren oder entsprechende Angebote für die Kundinnen und Kunden entwickeln wollen. Die Ergebnisse des Workshops werden die Basis für ein anschließendes Schreibprojekt bilden, in dem das Grundgerüst in Crowdsourcing-Manier mit Inhalten gefüllt wird. Es bildet dabei eine Ergänzung zu dem an Forschende gerichteten Handbuch »CoScience – Gemeinsam forschen und publizieren mit dem Netz« (http://handbuch.io/w/ Handbuch_CoScience). Dieses wurde bereits als kollaboratives Schreibprojekt im Rahmen des Leibniz-Forschungsverbunds Science 2.0 (http://www.leib niz-science20.de/) umgesetzt. Als Arbeitsumgebung dient dabei die kollaborative Schreibplattform Handbuch.io (http://handbuch.io). Die Teilnahme am Workshop und am Schreibprojekt ist offen für alle Interessierten. Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit möglichst vielen Beteiligten, die ihre Erfahrungen, Fragen und Themen einbringen. Guido Scherp, ZBW – Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Kiel »Learning by Doing: Handbuch für Science 2.0 und Open Science «, Dienstag 15.3.2016, 16-18 Uhr, Vortragsraum 11 Dr. Guido Scherp arbeitet an der ZBW – Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in der Abteilung »Soziale Medien« und koordiniert den Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0. ANZEIGE › Vahlen eLibrary Congress Center Leipzig (CCL), Ebene 0, Stand FO 3 Über 250 Lehrbücher und Zeitschriften aus dem Wirtschaftsprogramm von Vahlen direkt online verfügbar. Premium Inhalte Die Vahlen eLibrary enthält über 250 häufig genutzte Lehr- und Praktikerwerke. So finden Sie z.B. im Paket »Kostenrechnung und Controlling« Klassiker wie Controlling von Péter Horváth oder Kostenrechnung von Friedl/Hofmann/Pedell. Im Paket «Marketing und Handel» finden Sie wichtige Lehrbücher wie Marketing von Esch/Herrmann/Sattler oder Unternehmens- und Marketingkommunikation von Bruhn. Bibliothekartag 2016: Geprüfte und bewährte Technik Angebotsmodelle nach Ihrem Bedarf Die Vahlen eLibrary bietet Ihnen alle bekannten und bewährten Funktionalitäten für digitale Recherche und elektronische Verwaltung: Mit der Vahlen eLibrary haben Sie die freie und unkomplizierte Wahl aus dem umfangreichen E-Book-Angebot des Verlags Vahlen: n Zugang per IP-Authentifizierung n Campus-Lizenz inklusive Remote Access n Unbegrenzter Simultanzugriff n COUNTER für Nutzungsstatistiken n Bibliotheks-Oberfläche mit Admin-Rechten n MARC Records und Excel-Katalogdaten n E-Book-Fachpakete zu Festpreisen und Sonderpreisen gegenüber dem Listenpreis n Individuelle E-Book-Pakete («Pick & Choose») ganz nach Ihrem individuellen Bedarf Unser für Hochschulbibliotheken optimiertes Angebot können Sie unter www.elibrary.vahlen.de einsehen. Verlag Vahlen · 80791 München · Fax (089) 3 81 89-402 · www.vahlen.de · E-Mail: [email protected] | 162854 BuB 68 02-03 /2016 111 Leipziger Bibliotheken: Geheimtipps, Schmuckstücke und Exoten Schulmuseum Leipzig Gemeinsam mit Studierenden hat Andrea Nikolaizig, Dozentin an der HTWK Leipzig, sämtliche Bibliotheken und Archive Leipzigs in einem Internetportal zusammengefügt. Ein paar weniger bekannte Bibliotheken, die einen Besuch während des Bibliothekskongresses wert sind, stellen wir Ihnen hier vor. Texte und Informationen stammen von: www.bibliotheken-leipzig.de Bestand: Mehr als 30 0 00 inventarisierte Bücher und Broschüren aus 100 Jahren Schulgeschichte. Sammelgebiete: Schulbücher, pädagogische Fachbücher und Fachzeitschriften. Bach-Archiv Die Bibliothek des Bach-Archivs ist eine Spezialbibliothek zu Leben, Werk und Werkgeschichte von Johann Sebastian Bach und seiner Familie. Sie besitzt die weltweit zweitgrößte Sammlung Bachscher Originalquellen, Handschriften, Bücher und früher Drucke des 16. bis 19. Jahrhunderts. Außerdem verfügt sie über den Gesamtkatalog zur Bach-Literatur. Bestand: Etwa 10 000 Musikdrucke, 9 8 00 Bände Musikliteratur, 900 Handschriften und Autographe, sowie 5 500 Tonträger zu Johann Sebastian Bachs Leben und Werk. Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 10 bis 16 Uhr Internetadresse: www.bach-leipzig.de/de/bach-archiv/ bibliothek Einzigartige Sammlungen und Bibliotheksbestände dokumentieren die Leipziger Schul- und Bildungsgeschichte. Unterrichtsstunden aus der Kaiserzeit und der DDR-Schule sowie Ausstellungen und Workshops über Schule und Widerstand vermitteln neue Erkenntnisse. Öffnungszeiten: Di./Do. 13 bis 17 Uhr Internetadresse: www.schulmuseum-leipzig.de Kontakt: [email protected] Museum der bildenden Künste Die kunstwissenschaftliche Bibliothek des Museums der bildenden Künste Leipzig gehört zu den großen Museumsbibliotheken Deutschlands. Ihre Anfänge nahm die Bibliothek 1837 mit großzügigen Legaten Leipziger Bürger an den ansässigen Kunstverein. Bestand: Etwa 100 000 Bände. Schwerpunkt des Bestandes ist die Kunst- und Kultur geschichte seit dem 17. Jahrhundert und zeitgenössische Kunstliteratur. Kontakt: [email protected] Öffnungszeiten: Internetadresse: Mi. 13 bis 20 Uhr www.mdbk.de/sammlungen/bibliothek/ Di./Do. 13 bis 17 Uhr (Voranmeldung) Kontakt: [email protected] Hintergrundfoto: Michael Bader 112 Galerie für Zeitgenössische Kunst Simon-Dubnow-Institut Die Bibliothek der Galerie für Zeitgenössische Kunst sammelt hauptsächlich Medien zum Thema internationale zeitgenössische Kunst. Zusätzlich sammelt sie Ausstellungskataloge, Literatur zur Kunsttheorie sowie Bestandskataloge von bedeutenden Museen. Das Simon-Dubnow-Institut erforscht die jüdischen Lebenswelten in Ost- und Mitteleuropa in ihren Wechselbeziehungen mit der nichtjüdischen Umwelt vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Simon Dubnow (1860-1941) war einer der ersten Forscher zur russisch-jüdischen Geschichte. Bestand: 25 000 Bände, unter anderem internationale zeitgenössische Kunst, monografische Publikationen und Ausstellungskataloge zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts Bestand: In der Bibliothek des Simon-Dubnow-Institutes werden Judaica, insbesondere Jüdische Geschichte gesammelt. Dazu stehen etwa 14 000 Monografien, 114 Mikrofilme und -fiches sowie 167 Periodika (68 laufend bezogen) bereit. Öffnungszeiten: Di./Mi. 9 bis 17 Uhr Do./Fr. 9 bis 14 Uhr Internetadresse: www.gfzk-leipzig.de Öffnungszeiten: Mo.-Do. 9 bis 12 Uhr / 13 bis 17 Uhr Fr. 9 bis 12 Uhr Kontakt: [email protected] Internetadresse: www.dubnow.de Louise-Otto-Peters-Archiv Kontakt: [email protected] Die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft wurde am 16. Januar 1993 in Leipzig gegründet, mit dem Ziel, Leben und Werk der Dichterin, Schriftstellerin, Journalistin und Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters (1819-1895) in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und zu würdigen. Das seit 1997 bestehende Archiv wird ehrenamtlich geführt. Bestand: Veröffentlichungen von und über Louise Otto Peters, zahlreiche Artikel, Bücher sowie die »Frauen-Zeitung« von 1849-1852 und die »Neuen Bahnen« von 1866-1912. Öffnungszeiten: Di./Do. 13 bis 17 Uhr Archiv Bürgerbewegung Leipzig Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig wurde 1990/91 gegründet. Es sammelt Zeugnisse der DDR-Opposition und Bürgerbewegungen, die die erste Anmeldung des politischen Protests bis hin zur Entstehung der demokratischen Strukturen belegen. Zusätzlich organisiert es Ausstellungen und Veranstaltungen zur politischen Bildung. Bestand: Circa 1 800 Bände, 1 000 Samisdatschriften (Untergrundliteratur), 500 Videos, 150 Tonkassetten, circa 190 Zeitschriften aus den Jahren 1960-1995, circa 12 000 Fotos, Pressesammlung ab 1983. Internetadresse: w w w. l o u i s e o t t o p e t e r s - g e s e l l schaft.de Öffnungszeiten: Di.-Fr. 10 bis 16 Uhr Kontakt: [email protected] Kontakt: [email protected] BuB 68 02-03 /2016 Internetadresse: www.archiv-buergerbewegung.de 113 SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Nicht verpassen: das City-Hochhaus, Auerbachs Keller, Leipziger Lerchen und die Moritzbastei (von links). Alle Fotos: Andreas Schmidt, Leipzig Annegret Kopecki Neo Rauch, Sächsische Kartoffelsuppe und ein Blick ins Great Barrier Reef Leipzig hat viel zu bieten – Tipps für kulturelle und kulinarische Abstecher Das Programm des Leipziger Bibliothekskongresses ist eng getaktet – eine kleine kulinarische oder kulturelle Pause zwischendurch kann hier sicher nicht schaden, zumal die sächsische Metropole einiges zu bieten hat. Leipzig-Expertin Annegret Kopecki stellt ausgewählte Attraktionen vor: Leipzig … von oben Uniriese … heißt jetzt City-Hochhaus Leipzig und steht direkt am Augustusplatz mitten in der Innenstadt. Der sogenannte »Weisheitszahn« mit einer Höhe von 142,5 Meter (mit Antenne 155,4 Meter) ist das höchste Gebäude in Leipzig. Er entstand 1972 bei der Neugestaltung des Universitätscampus – heute ist hier der MDR eingemietet. Auf 120 Metern Höhe ist eine Aussichtsplattform im Panorama-Restaurant eingerichtet und lädt dazu ein, den unvergleichlichen Weitblick über die Stadt zu genießen. Panorama Tower Leipzig Augustusplatz 9 Zentrum Öffnungszeiten: Mo-Do 11-24 Uhr / Fr-Sa 11-01 Uhr / So 9-23 Uhr mit dem Fahrstuhl bis zur 29. Etage, dann weiter zu Fuß bis zur 31. Etage, Eintritt 3 Euro www.panorama-leipzig.de 114 Leipzig … am Abend Moritzbastei … nennt sich Leipzigs bekanntestes Kulturzentrum mit Café, Bars und Kneipe und liegt direkt in der Innenstadt neben dem Neuen Gewandhaus und der Universität. 1551 als Bastion im Auftrag des Kurfürsten Moritz von Sachsen errichtet ist die »MB« der letzte erhaltene Teil der alten Leipziger Stadtbefestigungsanlage. Nach einer sehr wechselvollen Geschichte ist die Moritzbastei zum Zentrum des modernen Kulturlebens geworden. In der »Veranstaltungstonne« finden Live-Konzerte, Lesungen und Theaterkonzerte statt. Während in den Gewölben das Nachtleben tobt, kann man sich in der Wein- oder Cocktailbar zurückziehen. Unbedingt in der Kneipe probieren: Sächsische Kartoffelsuppe! Vormerken: In der Moritzbastei findet am Dienstag, 15. März, ab 19 Uhr der Festabend des diesjährigen Bibliothekskongresses statt! Moritzbastei Kulturzentrum Universitätsstraße 9 Zentrum Öffnungszeiten: Mo-Fr ab 10 Uhr / Sa ab 12 Uhr www.moritzbastei.de SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG Leipzig … rundherum Asisi Panometer … wird heute das ehemalige Gasometer in Leipzig mit seiner typisch runden Form genannt. Yadegar Asisi stellt dort sein aktuelles 360°-Panoramabild aus: Auf 106 Meter Länge und einer Breite von 30 Meter kann man das Great Barrier Reef bewundern. Das 3 500 Quadratmeter große Rundbild im Maßstab 1:1 lässt die Besucher in die Meereswelt regelrecht eintauchen. Asisis Panoramabilder sind die größten weltweit. Eine begleitende Ausstellung informiert über die faszinierende Welt des Korallenriffs vor Australien. Panometer Leipzig Richard-Lehmann-Str. 114 04275 Leipzig Öffnungszeiten: Di-Fr: 10-17 Uhr / Sa, So: 10-18 Uhr / Montag geschlossen Letzter Einlass 1 Stunde vor Schließung www.asisi.de Leipzig … kann auch Kunst Leipziger Baumwollspinnerei: from cotton to culture Bis 1989 wurde auf diesem Werksgelände im Dreischicht-Betrieb noch Baumwolle verarbeitet. Schritt für Schritt wurde diese kleine Fabrikstadt wiederbelebt. Hier entstanden großzügige Loft-Wohnungen, Galerien und Ateliers. Damit gehört das alte Industrieviertel zu den interessantesten Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst in Europa. Inzwischen haben sich in der Spinnerei über 100 Künstler, 11 Galerien, Architekten, Mode- und Schmuckdesigner, Werkstätten und Druckereien zusammengefunden. Neo Rauch ist wohl einer der bekanntesten Bewohner hier. Maler, Fotografen und Bildhauer stellen hier aus und laden zum Besuch in die Fabrikhallen ein. BuB 68 02-03 /2016 Baumwollspinnerei Leipzig Spinnereiweg 7 www.spinnerei.de Allgemeine Öffnungszeiten: Di-Sa 11-18 Uhr Leipzig … ganz lecker Leipziger Lerche Diese kleine Gebäckspezialität ist ein Mürbeteigküchlein gefüllt mit gemahlenen Nüssen, Mandeln und Erdbeerkonfitüre, dessen Name auf die frühere Delikatesse der gebackenen Feldlerchen hinweist. Zu Festtagen wurden mehrere Hundert Singvögel gefangen und gebraten. Um 1875 war Schluss damit, die Lerchenjagd wurde verboten und die süße Variante von einem Bäcker erfunden. Im Stadtgeschichtlichen Museum (www. stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de) kann man die ganze Geschichte erfahren. Leipzig … historisch Auerbachs Keller Platz fünf der zehn bekanntesten Gaststätten der Welt sollte man gesehen haben. Hier wird gehobene sächsische Küche in prunkvollen historischen Gewölben serviert. 1525 gilt als Gründungsjahr als der Arzt und Universitätsprofessor Heinrich Stromer von Auerbach im Weinkeller seines Hauses einen Ausschank für Studenten einrichtete. Schließlich ließ sich Johann Wolfgang von Goethe 1765 genau hier während seines Studiums in Leipzig von der Geschichte des Dr. Johan Fausten und seinem berühmten Fassritt zu seiner Faustdichtung inspirieren. Zum Ausspannen nach Kongress und Buchmesse lädt die Mephisto Bar am Samstag ab 21 Uhr bei klassischer Barmusik ein. Mädler Passage Grimmaische Straße 2-4 Zentrum www.auerbachs-keller-leipzig.de 115 Das neue Stadtfenster: Die Duisburger Stadtbibliothek hat den Neubau im Juli vergangenen Jahres bezogen. Fotos: Stadtbibliothek Duisburg Jan-Pieter Barbian Eine Bibliothek als Erlebnisraum Die Verbindung von physischen und virtuellen Medienangeboten in der neuen Zentralbibliothek Duisburg Öffentliche Bibliotheken stehen aktuell und bis auf Weiteres vor zwei großen Herausforderungen, die über ihre Zukunftsfähigkeit entscheiden: Zum einen müssen sie der permanenten Ausweitung der digitalen Medien folgen, mit denen Verlage ebenso wie die amerikanischen Internetgiganten Google und Amazon eine Konkurrenz zum traditionellen Ausleihmodell der Bibliotheken vorantreiben; zum anderen müssen sie sich als Konsequenz aus dieser Entwicklung auf ein sich veränderndes Nutzungsverhalten ihrer sehr heterogenen Kundschaft einstellen und die Bibliothek als festen Ort innerhalb einer Stadt zeitgemäß definieren. Als Reaktion auf diese Herausforderungen können vielfältige Konzeptionen entwickelt werden, die allerdings der kontinuierlichen Anpassung an die fortschreitenden Veränderungen bedürfen. Die neue Zentralbibliothek in Duisburg gibt ein Konzept vor, das physische und virtuelle Medien zu einem Erlebnisraum verbindet und damit unterschiedliche Zielgruppen mit attraktiven Angeboten anspricht. 116 Freude am Lesen von Anfang an: Die Kinderbibliothek Kürzlich beklagte Paul Maar die Tatsache, dass in der heutigen Zeit immer weniger Kinder lesen. »Die Schere klafft immer weiter auseinander«, sagte Deutschlands erfolgreichster Kinderbuchautor gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.1 In den Grundschulen gebe es heute pro Klasse vielleicht nur noch drei Kinder, vor allem Mädchen, die mehrere Bücher innerhalb einer Woche lesen würden. Die anderen Mitschüler könnten damit kaum noch etwas anfangen. Diesem Missstand, der im Gegensatz zu dem optimistischen Bild steht, das Maar noch im Mai 2005 in einem Interview mit der Stiftung Lesen gezeichnet hatte2, müssen Elternhäuser Kindergärten, Schulen und Bibliotheken gemeinsam begegnen. Es gilt, das Lesen als eine zentrale Grundlage und Schlüsselqualifikation für den Erwerb von Wissen und Bildung in den Köpfen der Akteure zu verankern. Die Freude am Lesen sollte mit attraktiven Angeboten in schönen Räumen so früh wie möglich geweckt und nachhaltig in der Kindheit gefördert werden. LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK Diesem Grundgedanken folgend wurde in der neuen Zentralbibliothek in Duisburg eine ganze Etage mit 1 000 Quadratmetern für Kinder und Jugendliche ausgestaltet. Für Kinder im Alter von null bis zwölf Jahren sind vier farbige Häuser eingerichtet worden. Das rote Haus (20 Quadratmeter) mit Spielund Kuschelecken, Kissen, Liegematten, Sitz- und Spielpodesten mit integrierten Büchertrögen lädt Schoßkinder im Alter von null bis drei Jahren zusammen mit ihren Eltern ein. Dort können sie gemeinsam Papp-, Tast- und Fühl-Bilderbücher entdecken, mit Stofftieren, Tast- und Bauspielzeug spielen, sich mit Steck-, Legematerial und Wandspielen beschäftigen. Ziel ist die Förderung der Sinneswahrnehmung und der sprachlichen Entwicklung sowie der haptische Umgang mit Bilderbüchern und Materialien. Begleitend finden regelmäßig Veranstaltungen im Rahmen eines »Schoki-Projekts« statt, die Eltern mit ihren Schoßkindern spielerisch an den Umgang mit Büchern und an das Lesen heranführen. Kooperationspartner ist dabei die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt. Die eingesetzten Honorarkräfte können über namhafte Sponsorenmittel finanziert werden, die von 13 Duisburger Apotheken durch den Verkauf von Einkaufstaschen zu Weihnachten 2014 und 2015 akquiriert und der Duisburger Bibliotheksstiftung großzügig zur Verfügung gestellt wurden. Das orangefarbene Haus (30 Quadratmeter) für die Drei- bis Sechsjährigen bietet Bilderbücher, Erst-Lesebücher, Vorlesebücher, Wimmelbücher und Hörbücher, die in niedrigen Regalen, Bilderbuchtrögen, rollbaren Kästen und Schubladen präsentiert werden. Ein Sitz- und Spielpodest, kleine Tische und Stühle sowie Glasvitrinen mit Spielsachen erhöhen die Aufenthaltsqualität. In diesem Haus geht es vor allem darum, die kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten weiter zu fördern und die Grundlagen für die Lesemotivation zu schaffen. Zielgruppenspezifische Vorlese- und Kreativangebote (zum Beispiel Bilderbuchkinos) sollen diese Wirkung verstärken. Das gelbe Haus bietet auf 40 Quadratmetern mit Medien für die Sechs- bis Zehnjährigen: Erst-Lesebücher, Sachbücher, Erzählende Kinderliteratur, Comics, Hörbücher, Computer-Lernspiele, Lern-, Kreativ- und Brettspiele. Die Aufteilung des Hauses in zwei Räume ermöglicht sowohl die Nutzung in Kleingruppen gemeinsam mit anderen Kindern als auch die Möglichkeit zum individuellen Rückzug in den Ruhebereich. Einmal im Monat heißt es »Spiel mit!«: Bis zu 20 Kinder ab dem vierten Lebensjahr können dann die Spiele aus dem Angebot der Bibliothek gemeinsam ausprobieren. Neben der Förderung der kognitiven, sprachlichen und Lesefähigkeiten kommt hier auch der Umgang mit unterschiedlichen Medien ins Spiel. Das hellblaue Haus (40 Quadratmeter) für die Zehn- bis Zwölfjährigen besteht ebenfalls aus zwei Teilen: Ein Sitz- und Lesebereich ist durch eine Trennwand mit Schiebetüren von einem Erlebnisbereich mit Sitzpodesten getrennt. Der Zugang kann von zwei Seiten erfolgen, wobei ein Einstieg über eine Treppe und ein großes Bullauge besonders verlockend ist. Im Haus, an seinen Außenwänden und in seiner Umgebung finden die Kinder Bücher, Zeitschriften, Comics, Hörbücher, DVDs, CD-ROMs, Brettspiele. Ein Flachbildschirm kann für Konsolenspiele oder Filmvorführungen genutzt werden. Im Übergang vom Kind zum Jugendlichen steht die freie ebenso wie die angeleitete Beschäftigung mit unterschiedlichen Medien und Themen im Mittelpunkt. Die Internationale Kinderbibliothek, die 2011 noch in der alten Zentralbibliothek eingerichtet wurde, umfasst inzwischen mehr als 6 000 Kinderbücher in 18 Sprachen. Die bunten Häuser und die bequemen Sitzmöbel in unterschiedlichen Variationen laden die Kinder und ihre Eltern zum Lesen und Verweilen ein. Die Bühne vor dem gelben Haus kann im Rahmen der Internationalen Kinderbuchausstellung (jeweils im November eines Jahres) und im Alltag sowohl für die Aufführung von Theaterstücken, von Konzerten und für Lesungen genutzt als auch mit den Sitzsäcken zum Vorlesen oder Kuscheln von Kindern und Eltern in Besitz genommen werden. ANZEIGE angewandte Systemtechnik GmbH Besuchen Sie uns vom 14. - 16.03.2016 am Stand Nr. K05 auf dem 6. Bibliothekskongress im Congress Center Leipzig, Ebene +1 Lösungen für Bibliotheken und Archiv ● aDIS/BMS – das integrierte Bibliothekssystem - für Großstadt-, Universitäts-, Hochschul-, Behördenund Parlamentsbibliotheken - als Cloud-fähiges Mandanten-, Verbund- oder Lokalsystem in Verbünden ● aDIS/Wissen ● aDIS/Portal - für die personalisierte Informationsbündelung - für Fremddatennutzung mit Catalogue enrichment ● aDIS/Archiv - für konventionelle und elektronische Sammlungen Neu in 2016: 1 Paul Maar klagt: Immer weniger Kinder lesen, in: »Westdeutsche Allgemeine Zeitung« Nr. 2 vom 4. Januar 2016, Kultur & Freizeit Seite 1. 2 »Ich glaube nicht, dass heute weniger Kinder lesen«. Kinderbuchautor Paul Maar über Lesekinder und interessante Bücher, www. lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=jour nal&lid=562. BuB 68 02-03 /2016 - Bezahlen von Gebühren im Internet - Regelkonforme Umsetzung von „Resource Description and Access“ (RDA) |a|S|tec| GmbH Paul-Lincke-Ufer 7c 10999 Berlin Tel.: (030) 617 939-0 [email protected] www.astec.de 117 LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK Das Stadtfenster will mit seinem Angebot die Grenzen zwischen physischen und virtuellen Medienangeboten durchbrechen. Durchgängiges W-Lan und internetfähige Laptops gehören zum Angebot dazu. Viele Nutzer kommen aber weiterhin zum Schmökern in oder Arbeiten mit Büchern in die Duisburger Stadtbibliothek. Ähnlich attraktiv sind die beiden Sofas eines finnischen Herstellers: Sie sind mit blauem Filz ausgestattet, sodass man sich wie von einer weichen Wolke umgeben fühlt. Und sie sind lärmisolierend, sodass sich Kinder oder auch Eltern mit ihren Kindern gerne in sie zum Lesen zurückziehen. Für Kreativwerkstätten, Bilderbuchkinos und das »Erlebnis Kinderkino« steht ein separater Raum zur Verfügung. Er ist farbig gestaltet, kann unterteilt werden und bietet Gruppen mit bis zu 50 Personen Platz zur Entfaltung. Für Buggys ist ein eigener Parkplatz mit Garderobe vorgesehen und natürlich gibt es auch eine Wickelkommode und kindgerechte Toiletten. Hinzu kommen noch zwei besondere Angebotsbereiche. Die Internationale Kinderbibliothek, die 2011 noch in der alten Zentralbibliothek eingerichtet wurde und inzwischen mehr als 6 000 Kinderbücher in 18 Sprachen umfasst: Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch, Niederländisch, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch, Türkisch. Die meisten dieser Bücher sind zweisprachig, einige auch mehrsprachig: Urdu, Bengali, Hindi, Tamil, Malayalam. In der Themenmediathek »Eltern und Kind« sind etwa 3 000 Medien zusammengestellt, die bei der Bewältigung kleiner und großer Probleme im Familienalltag helfen sollen. Zur leichteren Orientierung wurde der Bestand in vier Themenbereiche 118 gegliedert: »Eltern werden: Wissenswertes für die Zeit vor und nach der Geburt«; »Aufwachsen: Antworten auf alle Fragen vom Kleinkindalter bis zur Pubertät«; »Lernen: Tipps zur Förderung des Kindes – zu Hause, im Kindergarten und in der Schule«; »Spiel, Spaß, Erleben: Tausend und ein Tipp zur kreativen Freizeitgestaltung mit Kindern«. Darüber hinaus gibt es Spielmöglichkeiten für Kleinkinder, Info-Veranstaltungen und eine Eltern-Kontakt-Börse. Auch Jugendliche finden Raum zum Wohlfühlen Der »Teen Point« für Jugendliche ab dem zwölften Lebensjahr lädt mit einem ansprechenden Graffito zur Nutzung unterschiedlicher Medien ein: Bücher, CDs, DVDs/Blu-Rays, Laptops, Tablets und Konsolenspiele. Für Letztere steht ein weiterer Flachbildschirm zur Verfügung. Klassenführungen starten in einem Auditorium. Schüler können nach einer grundlegenden Einführung an 21 PCs die Nutzung der Bibliothek praktisch erlernen: vom OPAC, der Onleihe und dem Press Reader über die Datenbanken und die Digitale Bibliothek NRW bis zum Internet. Ein neu eingerichtetes SchülerCenter bietet Medien für den Unterricht bis zur Sekundarstufe I. Daneben findet sich eine reichhaltige Auswahl von Medien für die LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK Das orangefarbene Haus: Auf 30 Quadratmetern finden Drei- bis Sechsjährige hier Bilderbücher und altersgerechte Vorlesebücher. Das Farbkonzept des Stadtfensters wirkt stimmig. Bequeme Möbel sollen für Aufenthaltsqualität sorgen. Freizeitgestaltung, unter anderem die beliebten Mangas, Comics und Konsolenspiele. Zudem gibt es ausleihbare Laptops und kleine DVD-Player, zwei OPAC-Rechercheplätze und ein Selbstverbuchungsgerät (von insgesamt sechs Geräten für die Ausleihe innerhalb der Zentralbibliothek). Die ganze Welt des Lernens: Das Schulmedienzentrum Neben der Kinder- und Jugendbibliothek verdient auch das Schulmedienzentrum (SMZ) besondere Erwähnung. Die ehemalige Stadtbildstelle wurde 2004 in die Zentralbibliothek integriert. Im neuen Gebäude verfügt sie über 400 Quadratmeter und kann ihren umfangreichen Bestand mit 11 300 Medien erstmals großzügig präsentieren. Zum differenzierten Bestand gehören im Einzelnen: Sach- und Dokumentarfilme für den Einsatz im Unterricht; pädagogisch wertvolle Kinder- und Jugendfilme; Bilderbuchkinos, ergänzt um 15 Exemplare des jeweiligen Buchtitels als Printmedium; Sach-, Bilder-, Kinder- und Jugendbücher in Klassenstärke; Themenpakete mit Büchern und AV-Medien zu einem Unterrichtsthema; Antolin-Boxen mit einer an den Jahrgangsstufen der Grundschule orientierten Auswahl an Büchern; ausgewählte Bilderbücher für den Einsatz in Kindergärten; Sprachförderboxen mit didaktischen Hilfen für BuB 68 02-03 /2016 den Einsatz im Unterricht; Hörkoffer für den Unterricht in Klassenstärke mit einem Netbook, zehn Mikrofonen, Aktiv-Boxen, Kopfhörern, didaktisch-methodischen Hilfestellungen. Mit EDMOND stehen den Schulen auch AV-Medien zum Download und Einsatz im Unterricht zur Verfügung. Die Themenmediathek »Frühes Lernen«, die in Kooperation mit der Lernwerkstatt SchnEP der Duisburger Schulaufsicht aufgebaut und gepflegt wird, umfasst insgesamt 721 Medien zur Fortbildung für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Das SMZ steht allen Erziehern in Kindergärten und Kindertageseinrichtungen, Lehrern an Grundschulen und weiterführenden Schulen sowie pädagogischen Mitarbeitern in Jugendzentren zur kostenlosen Nutzung offen. Zusätzlich zur Medienausleihe bietet das SMZ Fortbildungen in einem eigenen Seminarraum mit einem Großbildschirm und einem interaktiven Whiteboard, Beratung und Unterstützung beim Einsatz von EDMOND-Medien und didaktischen DVDs, beim Aufbau und der Organisation einer Schülerbücherei, bei der Leseförderung mit Antolin, beim Einsatz von Bilderbuchkinos zur Sprach- und Leseförderung in Kindergärten und Grundschulen, bei der Entwicklung und Umsetzung eines Medienkonzepts sowie einen Überblick über die aktuelle Kinder- und Jugendliteratur an. Auch der 2013 eingeführte Medienpass Duisburg und der Medienpass NRW, der die kompetente Vermittlung von 119 LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK Die neue Zentralbibliothek wurde im vergangenen Jahr eröffnet und präsentiert sich auf drei lichtdurchfluteten, großzügigen Etagen. Informationskompetenz an Grundschulen sicherstellen soll, werden durch das SMZ mit konkreten Hilfestellungen begleitet. Zudem veranstaltet das SMZ in Kooperation mit der filmothek der Jugend insgesamt sechsmal im Jahr das »Erlebnis Kinderkino« für Grundschulklassen in Duisburg. Im Anschluss an die Vorführung gibt es jeweils die Möglichkeit zur spielerischen und kreativen Auseinandersetzung mit dem Filmerlebnis. Das Zusammenspiel von physischen und virtuellen Angeboten für Erwachsene Die heterogene Zielgruppe der Erwachsenen, die nach Alter, Geschlecht, Herkunft, schulischer Bildung, Beruf, Wissen und Interessen differenziert werden kann, muss immer wieder neu für die Nutzung einer Öffentlichen Bibliothek begeistert werden. Ein attraktives Medienangebot in schön gestalteten Räumlichkeiten bildet auch hier die Grundvoraussetzung. Die Präsentation der physischen Medien erfolgt in der neuen Zentralbibliothek auf zwei Etagen mit jeweils 1 600 Quadratmetern. Die zweite Etage wird dominiert von der Belletristik. Sie kann in deutscher Sprache gelesen werden (geordnet nach dem Alphabet und nach einzelnen besonders stark nachgefragten Interessenkreisen), aber auch in allen internationalen Sprachen, wobei neben den gängigen europäischen Sprachen vor allem der seit 1974 in Duisburg gepflegte türkischsprachige und kurdische Medienbestand herausragt. In unmittelbarer Nachbarschaft sind auch die Hörbücher und die Literaturverfilmungen auf DVD oder Blu-Ray zu finden ebenso wie Angaben zu Autoren und Interpretationen zu einzelnen Werken in der Sachgruppe Literaturwissenschaft. Neben den SPIEGEL-Bestsellern gibt es auch ein Regal mit besonderen 120 Literaturempfehlungen des Lektorats. Die Musikbibliothek bietet nicht nur Bücher, Zeitschriften, CDs, Musik-Charts und einen großen Notenbestand, sondern auch einen eigenen Übungsraum mit einem Stutzflügel. Auf der gleichen Etage befinden sich die Sachgruppen Bildende Kunst, Tanz, Theater und Film, ein reichhaltiges Angebot an Sprachlehrgängen (gerade auch für die im gleichen Haus lernenden Kursteilnehmer der VHS), Allgemeine Biografien, die Pädagogik, die Psychologie und die Themen mediathek »Mehr vom Leben«. Die dritte Etage vereinigt unterschiedliche Sachgebiete, die zum Teil in kabinettartigen Nischen untergebracht sind, mit den Themenmediatheken »Ausbildung und Beruf«, »Umwelt«, »Verbraucher«, »Festgestaltung«, der Lernmediathek Geschichte/Politik/Gesellschaft und den Beständen des NS-Dokumentationszentrums. In unmittelbarer Nachbarschaft der »Heimatkunde« ist die neue Themenmediathek »Ankommen in Deutschland« aufgestellt, die Flüchtlinge und Asylsuchende mit grundlegenden Informationen zum Leben in unserem Land versorgt. Zeitungen und Zeitschriften können entweder auf traditionelle Weise in ihren Printausgaben gelesen werden oder an zwei PCs mit Bildschirmen im Zeitungsseitenformat, auf denen etwa 4 800 Zeitungen, Magazine und Zeitschriften aus 100 Ländern in 60 Sprachen aus dem Angebot des Press Reader angeboten werden mit einer Suchfunktion nach Schlüsselbegriffen und einer Archivzeit von 90 Tagen. Zweimal pro Monat heißt es auf dieser Etage »It’s e-Time – Sprechstunde zur Onleihe«. Ein junges Bibliotheksteam vermittelt dabei in jeweils eineinhalb Stunden die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der Onleihe – insbesondere auf mobilen Geräten (Apple, Android). Dieses neu eingeführte Veranstaltungsangebot ergänzt die regelmäßigen Einführungen ins Internet (auch für Senioren) und LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK ANZEIGE die an jedem ersten Samstag im Monat stattfindende öffentliche Führung durch die Zentralbibliothek. Zur technischen Ausstattung gehören auf beiden Etagen zahlreiche PCs mit großen Bildschirmen für unterschiedliche Funktionalitäten: vom OPAC, der DigiBib und der Selbstverbuchung über die Recherchen im Internet bis zur Nutzung der virtuellen Angebote vor Ort (Onleihe, Press Reader, Munzinger online, Brockhaus Enzyklopädie, Lexis Nexis, beck online). Auf beiden Etagen stehen Medienschränke mit ausleihbaren Laptops und kleinen DVD-Playern zur Verfügung. Das gesamte Haus bietet WLAN, sodass die Kunden sowohl eigene Laptops als auch diejenigen der Bibliothek zum Surfen im Internet nutzen können. .net Bibliothekssoftware aus der Cloud Die heterogene Zielgruppe der Erwachsenen, die nach Alter, Geschlecht, Herkunft, schulischer Bildung, Beruf, Wissen und Interessen differenziert werden kann, muss immer wieder neu für die Nutzung einer Öffentlichen Bibliothek begeistert werden. inklusive: Die Aufenthaltsqualität entsteht auf beiden Etagen durch unterschiedliche Arbeits- und Sitzmöglichkeiten: moderne Designstühle an Arbeitstischen mit Steckdosen für den PC-Anschluss, bequeme Sessel und Couchgarnituren, große Tische mit schicken Stühlen in der Musikbibliothek sowie im Bereich der Zeitungen und Zeitschriften, Barhocker mit Ausblicken über die Glasfront nach draußen, vier Arbeitskabinen, die Einzelpersonen und Gruppen ein konzentriertes Arbeiten ermöglichen. In Verbindung mit dem Mobiliar geben die großen Fenster- und Glasfronten allen Räumen eine Helligkeit, Offenheit und Transparenz, die das aufklärende und menschenfreundliche Wesen der Bibliothek unterstreicht. Mit der Sammlung »Historische und Schöne Bücher«, die insgesamt mehr als 3 500 wertvolle Originalausgaben und Reprints in einem einsehbaren Spezialraum auf der dritten Etage präsentiert, wird ein Bogen der europäischen Buchkultur vom 14. bis ins 21. Jahrhundert geschlagen und die harmonische Einheit von physischen und virtuellen Medien in der Gegenwart plastisch vor Augen geführt. Dr. Jan-Pieter Barbian (Foto: Krischerfotografie) ist seit 1999 Direktor der Stadtbibliothek Duisburg und nebenberuflicher Geschäftsführer des Vereins für Literatur und Kunst sowie der Duisburger Bürgerstiftung Bibliothek. Er hat zahlreiche Publikationen zur Literatur- und Kulturpolitik der NSZeit, zu Film und Politik in der Weimarer Republik sowie zur Geschichte des Ruhrgebiets nach 1945 veröffentlicht. – Kontakt: [email protected] BuB 68 02-03 /2016 • Bibliotheks-Portal • WebOPAC XXL Ihre Vorteile: • Höchste Datensicherheit • Jederzeit Zugriff von überall • Immer auf dem neuesten Stand der Technik • Kostenloser Support • Keine Investitions- und Migrationskosten • Ideal für Bibliotheksverbünde, Zweigstellen sowie die Partnerschaft von Bibliothek und Schule IT-Systeme GmbH & Co. KG 121 LESESAAL PRAXIS Arbeit mit Zeichenblock, Tablets und vor dem Green Screen. Jugendliche mit Fluchthintergrund haben in einem Workshop der Stadtbibliothek Frankfurt am Main ihre Erlebnisse in einem Trickfilm verarbeitet. Fotos: Stadtbibliothek Frankfurt am Main Tanja Schmidt, Silke Schumann Welche Richtung? – Jugendliche erzählen ihre Geschichten in Trickfilm Multikulturelles Flüchtlingsprojekt: Stadtbibliothek Frankfurt am Main veranstaltet erfolgreich Trickfilm-Workshop mit geflüchteten Jugendlichen »Welche Richtung?« Das ist der Name des Trickfilmworkshops, den die Stadtbücherei Frankfurt am Main für Jugendliche mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund initiiert und mit zwei Partnern im Herbst 2015 durchgeführt hat. »Welche Richtung?« ist auch eine Frage, die sich Bibliotheken in Zeiten der Digitalisierung stellen. Die Stadtbücherei Frankfurt am Main setzt auf die Verbindung von klassischer Leseförderung mit gezielter Förderung von digitaler Medienkompetenz. Sie bezieht dabei die interkulturellen Dienstleistungen mit ein, die seit Jahren einen hohen Stellenwert in ihrer Arbeit haben. Angebote für Menschen mit Fluchthintergrund sind ihr ein besonderes Anliegen. Für das Projekt »Welche Richtung? – Jugendliche erzählen ihre Geschichten in Trickfilm« konnte die Zentrale Kinder- und 122 Jugendbibliothek der Stadtbücherei zwei kompetente Partner gewinnen. Zum einen das Jugendhaus Heideplatz, getragen vom Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt am Main, das seit Jahren mit multikulturell geprägten, bildungsbenachteiligten Jugendlichen und seit etwa einem Jahr auch mit unbegleitet geflüchteten Jugendlichen arbeitet. Und zum anderen das Institut für Medienpädagogik und Kommunikation (MuK), das hessenweit mit medienpädagogischen Projekten aktiv ist, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an der digitalen Gesellschaft fördern. Das Programm »Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien« des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) und der Stiftung Digitale Chancen, durch das im Rahmen von »Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung« Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vergeben werden, LESESAAL PRAXIS ermöglichte die finanzielle Realisierung des Projekts.1 Die Bibliothekspädagogin und Projektverantwortliche Tanja Schmidt entwickelte das inhaltliche Konzept für das Projekt »Welche Richtung?«. Dabei hatte sie von Anfang an die besondere Zielgruppe von Jugendlichen, die ohne Begleitung aus ihren Ländern geflüchtet sind, im Blick. Das Projekt war so ein Vorreiter im Programm »Lesen macht stark«, denn dieses fördert erst seit Oktober 2015 eine ausdrückliche Ausrichtung auf Jugendliche mit Fluchthintergrund, also zu einer Zeit, als das Projekt »Welche Richtung?« bereits lief. Fünftägiger Workshop Zum Einstieg in den fünftägigen Trickfilmworkshop wählte die Bibliothekspädagogin die Graphic Novel »Richtung« von Marc-Antoine Mathieu. Die ohne Worte gezeichnete Geschichte erzählt von einem namenlosen Mann mit einem Koffer, der auf der Suche nach etwas nicht Benanntem Pfeilen durch unterschiedliche Räume und Landschaften folgt.2 Die zugleich einfache und metaphorische Gestaltung bietet viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Wegen des Verzichts auf Text lässt sich die Graphic Novel gut in einer Gruppe mit unterschiedlichen Herkunftssprachen und Deutschkenntnissen einsetzen. Auch inhaltlich passt sie gut zur Zielgruppe des Projektes. Die Frage nach dem Woher und Wohin beschäftigt Jugendliche im Übergang zum Erwachsenenleben ganz allgemein. Für Jugendliche mit Fluchthintergrund ist die Frage noch von zusätzlicher Bedeutung, weil sie sich auch mit einer fremden Kultur in einem fremden Land auseinandersetzen müssen. Mehrere der Jugendlichen haben nach Aussage ihrer Betreuerin in dieser Situation zum ersten Mal über ihre Erlebnisse auf der Flucht gesprochen. Ausgehend von der gemeinsamen (Bild)Lektüre und Besprechung des Buches sollten die Jugendlichen eigene Geschichten erzählen und diese in einer kurzen Trickfilmsequenz mithilfe entsprechender Apps auf Tablet-PCs audiovisuell umsetzen. Das Konzept war niederschwellig und prozessorientiert. Sein Schwerpunkt lag auf der Erstellung eigener, medialer Inhalte. Die Jugendlichen sollten vom Konsumenten zum Produzenten kreativer, digitaler Inhalte werden. Es wurde Wert darauf gelegt, den Jugendlichen möglichst wenig vorzugeben. Sie sollten die Art und den Inhalt ihrer Geschichte frei wählen. Die Freude am Umgang mit den verschiedenen Medien stand im Mittelpunkt. Im Verlauf des Workshops sollten die Jugendlichen gleichsam nebenbei mit Themen wie Bild- und Urheberrecht vertraut gemacht werden und die Bibliothek als einen wichtigen Kultur- und Bildungsort kennenlernen. Die filmischen Ergebnisse wurden durch die erwachsenen Projektbetreuer/innen nicht zensiert. Durch die öffentliche Abschlusspräsentation des entstandenen Films sollte die Arbeit der Jugendlichen besondere Wertschätzung bekommen. BuB 68 02-03 /2016 Am Morgen des ersten Workshop-Tages fanden sich in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt am Main zehn Jungen aus Afghanistan, zwei Jungen sowie zwei Mädchen aus Eritrea und ein Junge aus Deutschland mit pakistanischer Herkunft ein, alle zwischen 15 und 17 Jahre alt. Dazu kamen acht Erwachsene: Der Medienpädagoge und Leiter des Trickfilmworkshops Jan Ruland sowie eine weitere Mitarbeiterin vom MuK, zwei Übersetzer/innen, zwei Ehrenamtliche, eine pädagogische Mitarbeiterin des Jugendhauses Heideplatz und Tanja Schmidt als Projektverantwortliche und Vertreterin der Stadtbücherei. Eine Begrüßungsrunde in mehreren Sprachen, bei der sich alle Teilnehmer/innen auf Deutsch, Tigrinya, Farsi und Urdu und schließlich »uff Hessisch« begrüßten, lockerte die Atmosphäre und sorgte für viele Lacher. Nach der Vorstellung des Workshop-Programms beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Graphic Novel »Richtung«. Ihre Reaktionen auf die Bilder des Buches waren sehr direkt. Obwohl die Initialfragen bewusst offen formuliert worden waren, bezogen die Jugendlichen die Bilder sofort auf ihr eigenes Leben und insbesondere auf ihre Fluchterlebnisse, die sie auf erschütternde und offene Weise schilderten. Auf einer Zeichnung des Buches ist der Protagonist vor einem Wegweiser zu sehen, an dem viele Pfeile in verschiedene Richtungen weisen. Dazu erzählte einer der Jugendlichen, dass ihn das an eine Situation während seiner Flucht erinnerte, als er an einer Grenze ANZEIGE 5% 5 % Neuheiten-Rabatt auf alle Stöberboxen bis zum 31. März 2016 . li Abb. v n S, M rboxe töbe nks: S und L Ein bisschen Show muss sein! Stöberboxen und Anti-Rutsch-Matte von NORIS • transparentes Acrylglas – immer ein Hingucker • ideal zur Präsentation Ihrer Medien in den dünnen NORIS CD-/DVD-Hüllen und BiblioDiscpacks® • ergänzbar mit der hocheffektiven Anti-Rutsch-Matte Info und Bestellung unter Telefon +49 911 444454 http://bit.ly/1PlYoH3 123 LESESAAL PRAXIS von der Polizei abgefangen wurde und nicht wusste, in welche Richtung er fliehen sollte. Mehrere der Jugendlichen haben nach Aussage ihrer Betreuerin in dieser Situation zum ersten Mal über ihre Erlebnisse auf der Flucht gesprochen. Alle bekamen die Graphic Novel im Anschluss geschenkt und konnten sich mit ihr in Ruhe auseinandersetzen. An diesem Vormittag erhielten die Jugendlichen außerdem eine erste Einführung in die Technik sowie die Gelegenheit, mit den Tablets zu üben. Das tägliche Mittagessen an einer langen Tafel im Jugendhaus Heideplatz, das der Leiter Gert Neuwirth mit einer Kollegin zubereitete, war Bestandteil des Konzeptes und sorgte zusätzlich für eine entspannte und vertrauensvolle Atmosphäre innerhalb des Teams. So konnten die Jugendlichen am ersten Nachmittag gestärkt daran gehen, ihre Geschichten aufzuschreiben. Obwohl Um die eigene Flucht zu verarbeiten, malten viele Jugendliche ihre Geschichte auf ein Blatt Papier. dies nicht vorgegeben war, haben alle afghanischen und eritreischen Jugendlichen in ihren Trickfilm-Clips die Geschichte ihrer Flucht erzählt, nicht selten verknüpft mit einem Dank an Deutschland, wo sie sich freundlich aufgenommen fühlten. Am Schluss erwähnten viele ihre Zukunftsziele: Schul- und Berufsausbildung stehen im Mittelpunkt sowie die Wiedervereinigung mit ihrer Familie. Der pakistanische Jugendliche ohne Fluchterfahrung, der sich von Anfang an sehr gut in die Gruppe eingefunden hatte, schilderte den Grund für die Emigration seiner Eltern aus Pakistan. In den folgenden vier Tagen gestalteten die Jugendlichen vormittags ihre Trickfilm-Clips in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, während nachmittags im Jugendhaus Heideplatz die Tonaufnahmen und Aufnahmen für die Green Screen-Hintergrundbilder entstanden. In der Bibliothek waren »Miniatur-Trickfilmstudios« mit Tablets und Stativen aufgebaut sowie Green Screens, die als Platzhalter für einen @ 124 Das Video »Welche Richtung?« ist online auf der Videoplattform Youtube einsehbar unter: www.youtube.com/watch?v=CAd8t_kqX6Y über Fotos oder Videos in den Film einzubindenden Hintergrund dienten. Drei verschiedene Apps wurden für die Erstellung der Trickfilm-Clips verwendet: iMotion Pro, Green Screen von Do Ink und iMovie. Außerdem gab es eine Auswahl von Requisiten sowie Zeichenmaterial für die Herstellung weiterer Requisiten und Kulissen. Den Umgang mit der Technik und den ihnen meist unbekannten Apps lernten die Jugendlichen schnell und mühelos, wobei das gesamte Procedere technisch anspruchsvoll war. 14 Minuten Film Jeder Jugendliche hatte für seinen Trickfilm-Clip eine Minute Zeit. Auf diese Weise entstanden 14 Clips, die dann zu einem 14-minütigen Film zusammengestellt wurden. Die Kürzung ihrer mitunter sehr ausführlichen Texte auf eine Minute und das Finden assoziativer Bilder dazu war eine besondere Herausforderung für die Jugendlichen. Die Beschränkung auf eine Minute pro Clip ergab sich aus der für die zeitaufwendige Produktion kurzen Workshop-Zeit. Zu den zentralen Herausforderungen bei diesem Projekt gehörte seine Mehrsprachigkeit. Die meisten Jugendlichen konnten noch nicht genug Deutsch, um dem Workshop ohne Übersetzung zu folgen. Somit wurden alle deutschen Erklärungen in Farsi und Tigrinya übersetzt und umgekehrt auch alle Äußerungen der Jugendlichen ins Deutsche. Die beiden Dolmetscher/innen meisterten diese Herausforderung mit großer Geduld, viel Engagement und guter Laune. Oft mussten sich die Erwachsenen und die Jugendlichen auch nonverbal verständigen, weil es für jede Sprache nur eine/n Übersetzer/in gab. Für die deutschsprachigen Erwachsenen war das Hören der ihnen unbekannten Sprachen eine große Bereicherung. Der vielsprachige Klangteppich der Workshop-Tage ist für sie eine bleibende Erinnerung. »Welche Richtung?« bringt die authentische Stimme jener in die Öffentlichkeit ein, die sonst lediglich Objekte der Debatte sind. Von Bedeutung war die Mehrsprachigkeit auch für den Ton in den Trickfilmen. Die Jugendlichen erzählten in ihrer jeweiligen Herkunftssprache. Ihre Erzählungen mussten übersetzt und nochmals auf Deutsch eingesprochen werden. Den fertigen Film gibt es in zwei Versionen, einmal für die Jugendlichen mit ihren Originalstimmen und einmal mit deutscher Übersetzung für die Präsentation vor einer deutschsprachigen Öffentlichkeit. Angesichts der Tatsache, dass die Jugendlichen mit Fluchthintergrund aus Sicherheits- und Datenschutzgründen auf den Filmen nicht erkannt werden durften, war besondere Kreativität gefragt. Aufnahmen mit ihnen vor dem Green Screen mussten verfremdet werden. Nicht nur die Bilder, auch der gesprochene Text musste anonymisiert werden. Lediglich die Vornamen der Jugendlichen tauchen im Film auf. Während des Workshops herrschte eine konzentrierte, kreative und LESESAAL PRAXIS vertrauensvolle Atmosphäre. Trotz des ernsten Themas hatten alle Beteiligten viel Spaß, nicht zuletzt aufgrund der sehr offenen und immer freundlichen Art der Jugendlichen. Am 25. November 2015 war es dann soweit. Der fertige Trickfilm wurde mit einer Abschlussfeier im Jugendhaus Heidestraße einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt und fand ein begeistertes Echo. Gefragt, was sie beim Anschauen des fertigen Films verspüre, antwortete eines der Mädchen aus Eritrea sinngemäß: »Ich habe durch die Arbeit am Film erst gemerkt, wie viel ich durchgemacht habe und wie gut es mir jetzt hier in Deutschland geht.« Auch andere Jugendliche betonten, dass sie sich durch den Workshop mit den Erfahrungen ihrer Flucht auseinandersetzen konnten und daraus gestärkt hervorgingen. Die drei Bündnispartner haben Fortsetzungsprojekte mit den am Projekt beteiligten Personen, den aufgebauten Strukturen und den vorhandenen Materialien für 2016 angedacht. Der Film »Welche Richtung?« ist auf Youtube zu sehen und soll 2016 in unterschiedlichen Zusammenhängen gezeigt werden. So sind Präsentationen in anderen Jugendhäusern und Stadtteilbibliotheken der Stadtbücherei Frankfurt am Main denkbar. Für das Medienfestival Visionale 2016 ist der Film zur Sichtung angefragt. Jenseits aller Aufgeregtheiten in der politischen Diskussion bringt »Welche Richtung?« die authentische Stimme jener in die Öffentlichkeit ein, die sonst lediglich Objekte der Debatte sind. Tanja Schmidt (Foto: privat), geboren 1963 in Frankfurt am Main. Studium Kunstgeschichte an der Sorbonne Paris. 1993 Magistra Artium Kunstpädagogik und Filmwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2014 Zertifikat Lese- und Literaturpädagogik (nach BvL). 1993-2011 freiberufliche Tätigkeit als Kunst- und Literaturpädagogin in Berlin: kreative Leseförderung mit bildkünstlerischem Schwerpunkt bei LesArt, Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur, Kunst- und Filmprojekte mit Kindern, Jugendlichen und Senioren, Fortbildungsseminare für Multiplikator/innen von KJL, Konzeption interaktiver Bilderbuchausstellungen. Seit 2011 Bibliothekspädagogin in der Stadtbücherei Frankfurt am Main. Silke Schumann (Foto: privat), geboren 1964 in Weingarten/Württ 1986 Examen als Diplom-Bibliothekarin (ÖB) an der Fachhochschule für Bibliothekswesen Stuttgart (heute Hochschule der Medien), 1996 Magistra Artium an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2014 Promotion an der Technischen Universität Dresden (Neuere und Neueste Geschichte). 1986-1992 Diplom-Bibliothekarin an der Stadtbibliothek München. 1992-1997 Mitarbeiterin der Abteilung Bildung und Forschung beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. 1997-2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hannah-Arendt-Institut an der Technischen Universität Dresden. Seit 2001 Leiterin der Stadtteilbibliothek Gallus der Stadtbücherei Frankfurt am Main. 1 http://lesen-und-digitale-medien.de/de_DE/trickfilm-workshop 2 http://www.reprodukt.com/produkt/graphicnovels/richtung/ ANZEIGE BuB 68 02-03 /2016 125 LESESAAL PRAXIS Inka Tappenbeck »Vermittlung von Informationskompetenz« im Studium: Herausforderungen und Möglichkeiten Enge Kooperation von TH Köln mit Öffentlichen Bibliotheken in NRW / Studierende sollen Kompetenz zur Veranstaltung von Schulungen erwerben Die Vermittlung von Informationskompetenz gehört heute zu den zentralen Serviceleistungen wissenschaftlicher und Öffentlicher Bibliotheken. In vielen Stellenausschreibungen werden diesbezügliche Kompetenzen von den Bewerbern explizit gefordert. Aber wie qualifizieren die Hochschulen angehende Bibliothekare für diesen Aufgabenbereich? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten hierfür lassen sich im Rahmen eines Studiums vermitteln? Und wie kann es gelingen, die Studierenden praxisbezogen auf ihre zukünftigen Aufgaben als Lehrende in Schulungen zur Vermittlung von Informationskompetenz vorzubereiten? Der hier vorgestellte Beitrag über das Lehrkonzept im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz (Schwerpunkt: wissenschaftliche Bibliotheken) im Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft der Technischen Hochschule Köln (TH Köln)1 gibt einen Einblick in die Herausforderungen und Möglichkeiten, die mit der Lehre in diesem Bereich verbunden sind. Dabei wird gezeigt, wie sich die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen eines Hochschulstudiums durch eine enge Kooperation mit der bibliothekarischen Berufspraxis konzeptionell fundiert und zugleich praxisbezogen vermitteln lassen. Die Entwicklung des Lehrgebiets »Vermittlung von Informationskompetenz« an der TH Köln Das Lehrgebiet »Vermittlung von Informationskompetenz« wurde im Bachelor-Studiengang Bibliothekswesen der damaligen Fachhochschule Köln im Jahr 2008 im Zuge der durch den Bologna-Prozess geforderten Reform etabliert. Es ist seither fester Bestandteil des Curriculums dieses Bachelor-Studienganges, der seit seiner letzten Reform im Jahr 2014 nun den Namen »Bibliothekswissenschaft« trägt. Das Konzept war von Beginn an praxisbezogen ausgerichtet: Es umfasste neben einem theoretischen Teil auch eine Übung, in der die Studierenden selbst Schulungen für verschiedene Zielgruppen planten und diese – im Kreis ihrer Kommilitonen – durchführten. Bald zeigte sich jedoch, dass die Varianz der hierfür erforderlichen inhaltlichen und didaktisch-methodischen Anforderungen in Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken zu groß ist, 126 um diese in einer gemeinsamen Lehrveranstaltung umfassend vermitteln zu können. Daher fiel im Jahr 2011 der Entschluss zu einem alternativen, spartenbezogenen Lehrangebot für die Vermittlung von Informationskompetenz, bei dem die Studierenden zwischen den Schwerpunkten des öffentlichen und des wissenschaftlichen Bibliothekswesens wählen können.2 2013 wurde das Gewicht des Lehrgebiets nochmals erhöht, indem es mit einer weiteren Semesterwochenstunde (SWS) ausgestattet wurde, sodass es nun im Pflichtprogramm des Curriculums mit insgesamt drei SWS im sechsten Studiensemester des BA-Studiengangs Bibliothekswissenschaft verankert ist, wobei die spartenbezogene Wahloption beibehalten wurde. Zusätzlich zu dieser Pflichtveranstaltung haben die Studierenden die Möglichkeit, eine Wahlpflichtveranstaltung zum Thema »Vermittlung von Informationskompetenz« zu belegen. Diese ist mit vier SWS im Curriculum verankert und wird ebenfalls regelmäßig angeboten. Theorie und Praxis verbinden: Schulungen selbst konzipieren und durchführen Die für die Lehrveranstaltung »Vermittlung von Informationskompetenz – Schwerpunkt wissenschaftliche Bibliotheken« zur Verfügung stehenden drei SWS teilen sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil auf: Während auf die theoretischen und konzeptionellen Aspekte des Themas eine SWS entfällt, stehen für dessen praktische Erarbeitung zwei SWS zur Verfügung. Die theoretische Komponente umfasst neben den begrifflichen, theoretischen und konzeptionellen Grundlagen wie zum Beispiel den international diskutierten Standards und Modellen der Informationskompetenz auch didaktische und methodische Grundlagen, zum Beispiel die grundlegenden Lerntheorien, Lehrstrategien und -methoden im Kontext von Schulungen zur Vermittlung von Informationskompetenz. Dabei werden neben den verschiedenen Formaten von Präsenzschulungen auch unterschiedliche Varianten des E-Learning und des Blended Learning behandelt – wobei die Studierenden mit vielen Formen des elektronisch unterstützen Lehrens beziehungsweise Lernens bereits vertraut sind, da die Präsenzlehre im Studiengang Bibliothekswissenschaft der TH Köln vom ersten Semester an durch den Einsatz der Lernplattform Moodle LESESAAL PRAXIS besuchen. Aufbauend auf den Grundlagen der oben beschrieunterstützt wird.3 Vorbereitend auf die Konzeption eigener benen Pflichtveranstaltung wird der Praxisbezug hier weiter inSchulungsveranstaltungen lernen die Studierenden, wie man tensiviert: Die Studierenden führen selbst Schulungen bezieLernziele für Schulungen zielgruppengerecht und methodisch hungsweise Teile von Schulungen in Hochschulbibliotheken fundiert definiert, wie sich Lehrinhalte didaktisch sinnvoll reNordrhein-Westfalens durch. Dadurch lernen sie die konkrete duzieren lassen, welche Lehrstrategien und -methoden sich für Praxis in den Bibliotheken direkt kennen und können unter welche Anwendungskontexte eignen und welche Verfahren zur Realbedingungen eigene Erfahrungen als Schulende in diesen Evaluation und Leistungsmessung eingesetzt werden können. Veranstaltungen machen. Damit der Erwerb dieser Kenntnisse nicht nur auf einer theDiese aktive Mitwirkung der Studierenoretischen Ebene stattfindet, üben die Studieden in den Schulungen der Bibliotheken renden deren Anwendung in einer mit dem Diese aktive Mitwirkung bedarf einer umfassenden Vorbereitung: theoretischen Lehranteil gekoppelten prakti- der Studierenden in den Zunächst beschäftigen sich die Studierenschen Übung direkt ein. In deren Fokus steht Schulungen der Bibliodie Anwendung der erworbenen Kenntnisse theken bedarf einer um- den eingehend mit dem Schulungskonzept und -programm der Bibliothek, in der sie bei der Konzeption und Durchführung einer fassenden Vorbereitung. selbst Schulungsaufgaben übernehmen Schulungseinheit von 20 bis 30 Minuten für werden. Dann hospitieren sie zunächst in eine konkrete Zielgruppe zu einem klar defiZweierteams an einer Schulung einer Bibliothek und fühnierten Thema unter realitätsnahen Bedingungen (unter anderen im Anschluss ein ausführliches Gespräch mit den Bibrem räumliche und technische Gegebenheiten). liothekaren, die die Schulung gehalten haben. Dabei geht Die Studierenden müssen diese Schulungsveranstaltung es neben dem Schulungskonzept und -programm der Biunter Anleitung selbstständig konzipieren, planen und umsetbliothek und der Schulung, an der die Studierenden hoszen, dabei auch alle hierfür erforderlichen Materialien selbst pitiert haben, auch um Überlegungen zur aktiven Mitgeerstellen und sich um die organisatorischen Aspekte (Raumrestaltung einer weiteren Schulung der Bibliothek durch die servierung, technische Ausstattung und so weiter) kümmern. Studierenden. Nach Absprache und Abstimmung mit der Inhaltlich und methodisch sind ihrer Phantasie keine Grenzen Bibliothek und Vorbereitung der Schulungseinheit in der gesetzt. Die Bandbreite der in der Vergangenheit erarbeiteten Lehrveranstaltung übernehmen die Studierenden bei einem Schulungen reicht von allgemeinen Bibliothekseinführungen über die Nutzung von Suchmaschinen im Kontext des wissenschaftlichen Arbeitens, Citavi-Einführungen, die Nutzung von ANZEIGE RSS-Feeds bis hin zu Schulungen zur Recherche für die Facharbeit. Als Zielgruppen wurden unter anderem Schüler, Senioren, Hochschulmitarbeiter und Menschen mit Behinderungen Gebühren direkt am gewählt. Methodisch spannte sich der Bogen von Präsenzschulungen der verschiedenen Formate über interaktive Online-TuKassenautomaten torials und vertonte Screencasts bis hin zu Lehrfilmen. Am kassieren. Schluss der Veranstaltung steht die Durchführung der Schulung unter Leitung der Studierenden für die Gruppe ihrer KomMehr Service und militonen. Anschließend wird jede Schulung in der Gruppe kriSicherheit für Ihre tisch reflektiert und die Verantwortlichen erhalten Tipps und Bibliothek. Verbesserungsvorschläge. Ab dem Sommersemester 2016 wird diese Reflexion durch eine Videoaufzeichnung aller Schulungen unterstützt, sodass auch die jeweils als Schulende agierenden Studierenden ihr Verhalten retrospektiv selbst nochmals zig 2016 kritisch anhand der Videosequenzen analysieren können. Ferngress Leip o sk k e th o 6. Bibli Sie uns! ner ist geplant, den Praxisbezug noch weiter zu erhöhen, in| Besuchen Stand H06 dem Bibliothekare aus der Praxis zu den Schulungen eingeladen werden, damit sie den Studierenden hierzu eine Rückmel› Flexible Kassenzeiten und Zahlungsmöglichkeiten dung aus der Perspektive der Praxis geben können. › Entlastung der Mitarbeiter von allen manuellen Kassiervorgängen › Schnittstellen zu vielen Bibliothekssystemen Lernen unter Realbedingungen: Kooperation zwischen › Sicherheit im Kassenwesen Hochschule und Praxis › Effizientes Cash-Recycling Die Studierenden, die sich in dem Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz vertieft qualifizieren möchten, haben im BA-Studiengang der TH Köln darüber hinaus die Möglichkeit, eine Wahlpflichtveranstaltung aus diesem Bereich zu BuB 68 02-03 /2016 HESS Cash Systems GmbH & Co. KG Telefon 07159 4009-213 [email protected] | www.hess.de 127 LESESAAL PRAXIS zweiten Besuch der Bibliothek selbst einen aktiven Part in Evaluation des Lehrmodells anhand des einer Schulung, wobei sich dieser in Inhalt und Umfang von »Qualifikationsprofils des Teaching Librarian« Bibliothek zu Bibliothek sehr unterscheiden kann. Auf diese Weise haben die Studierenden die Möglichkeit, die erlernDie Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von ten inhaltlichen und didaktisch-methodischen Kenntnisse VDB und dbv hat ein »Qualifikationsprofil des Teaching Libraauch unter Realbedingungen praktisch einzusetzen. In einem rian«4 entwickelt und empfiehlt dieses als Orientierung bei der Abschlussgespräch erhalten sie dann von den BibliothekaCurricula-Gestaltung der bibliothekarischen Studiengänge. 5 ren, die die Schulung verantwortlich leiFerner regt die Kommission an, »das Fachgeten, ein ausführliches Feedback. In Form biet der Vermittlung von InformationskompeFür die Zukunft ist geeines Projektberichtes und einer Präsentenz bei der Ausbildung von Bibliothekarinnen plant, die Erfahrungen tation geben am Schluss des Semesters der Bibliothekare, die die und Bibliothekaren aller Qualifikationsebenen alle studentischen Zweierteams der Geentsprechend der wachsenden Relevanz dieStudierenden an ihren samtgruppe einen Einblick in die von ihses Tätigkeitsbereiches auszubauen und eng Schulungen mitwirken nen durchgeführten Schulungen. In diemit der betrieblichen Praxis zu verzahnen.«6 lassen, noch stärker in sem Zusammenhang findet auch eine Gemessen an diesem Qualifikationsprofil abschließende kritische Reflexion des Gesamt- die Projektreflektion ein- zeigt sich eine hohe Abdeckung der geforderprozesses durch die Studierenden statt. ten Lernziele durch das vorgestellte Qualifikazubeziehen. Für die Zukunft ist geplant, die Erfahruntionskonzept im BA-Studiengang Bibliotheksgen der Bibliothekare, die die Studierenden an ihren Schulunwissenschaft der TH Köln: Während viele Qualifikationsziele gen mitwirken lassen, noch stärker in die Projektreflexion einwie beispielsweise die eigene Recherchekompetenz in andezubeziehen. Hierfür hat die Autorin in Kooperation mit Verren Modulen des Studiengangs7 gefördert werden, finden sich tretern des Multiplikatoren-Netzwerks Informationskompetenz die spezifisch auf die Vermittlung von Informationskompetenz Nordrhein-Westfalen unter der Leitung von Christiane Holtz bezogenen fachlichen Lernziele im hier vorgestellten Quali(Universitäts- und Landesbibliothek Bonn) einen Fragebogen fikationsmodell direkt wieder, so zum Beispiel Kenntnisse in erarbeitet, über den die betreuenden Bibliothekare der Dozenden Bereichen Lerntheorie, Didaktik, E-Learning und Blended tin ab dem Sommersemester 2016 ihr Feedback zu dem SchuLearning. Die Ausbildung der im Qualifikationsprofil geforderlungsbeitrag der Studierenden via Online-Formular zukommen ten personalen Kompetenzen (Sozialkompetenz und Selbstlassen können. ständigkeit) werden in besonderem Maße in der vorgestellten Diese Form der praxisbezogenen Qualifikation der StudieWahlpflichtveranstaltung gefördert, die in Kooperation mit den renden für das Aufgabengebiet der Vermittlung von InformaHochschulbibliotheken realisiert wird und die von den Studietionskompetenz in wissenschaftlichen Bibliorenden ein hohes Maß an kommunikativer theken ist nur durch die Kooperation mit den Die Rückmeldungen der Kompetenz, Souveränität, Kritikfähigkeit, OrHochschulbibliotheken in Nordrhein-Westfaganisations- und Begeisterungsfähigkeit soStudierenden und der len möglich. Ohne deren Bereitschaft, die Stuwie Belastbarkeit und Flexibilität verlangt. Bibliothekare bestätidierenden im Vorfeld der ersten Hospitation gen, dass sich das hier Auch die von der Kommission geforderte enge mit Informationen zu versorgen, Termine zu Verzahnung zwischen der Hochschulausbilvorgestellte Lehrmodell dung und der betrieblichen Praxis wird in der vereinbaren, sie an Schulungen teilnehmen zu bewährt hat. lassen, im Anschluss für Fragen zur Verfügung vorgestellten Kooperation zwischen der TH zu stehen, Absprachen zu dem von den StudieKöln und den Hochschulbibliotheken in Nordrenden selbst zu gestaltenden Schulungsanteil zu treffen, diese rhein-Westfalen bereits seit Jahren erfolgreich realisiert. Schulungen dann beobachtend zu begleiten und den Studierenden abschließend ein entsprechendes Feedback zu geben, wäre ein solches Konzept von Lehrveranstaltungen, bei dem Fazit die Studierenden ihre an der Hochschule erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten unter Realbedingungen einsetzen und Durch die von allen Studierenden des BA-Studiengangs Bibliotrainieren können, nicht zu realisieren. Beeindruckend ist dathekswissenschaft der TH Köln mit eigener Schwerpunktwahl bei besonders die kontinuierliche Kooperationsbereitschaft vie(wissenschaftliche oder Öffentliche Bibliotheken) zu absoller Bibliotheken: In allen bisherigen Durchläufen der Lehrvervierende Pflichtveranstaltung zur Vermittlung von Informatianstaltung erklärten sich im Vorfeld deutlich mehr Bibliotheonskompetenz ist gewährleistet, dass alle Absolventen dieses ken bereit, Studierende in ihren Bibliotheken zu betreuen, als Studiengangs über entsprechende Grundkenntnisse und erste Plätze für die Studierenden benötigt wurden. Initiiert wurde praktische Erfahrungen in diesem Bereich verfügen. Diejediese nun schon seit mehreren Jahren erfolgreiche Kooperation nigen, die sich für die in Kooperation mit den Hochschulbibzwischen Hochschule und Praxis von der Autorin des Beitrags liotheken durchgeführte Wahlpflichtveranstaltung entscheiund der Leiterin der damaligen Arbeitsgemeinschaft Informaden, verfügen darüber hinaus über erste Schulungserfahruntionskompetenz in Nordrhein-Westfalen, Renate Vogt (Univergen in Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Praxis und unter sitäts- und Landesbibliothek Bonn). den realen Bedingungen in den Hochschulbibliotheken. Die 128 LESESAAL PRAXIS Rückmeldungen der Studierenden und der Bibliothekare bestätigen, dass sich das hier vorgestellte Lehrmodell bewährt hat. Die Studierenden profitieren von den praxisorientierten Lehrformaten, insbesondere von der Kooperation mit den Hochschulbibliotheken. Aber auch für diese ist ihr Einsatz mit Gewinn verbunden: Immer wieder geben Bibliothekare die Rückmeldung, dass der Austausch mit den Studierenden ihre Arbeit fachlich und persönlich bereichere. Einige der Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge, die Studierende im Zuge ihrer Mitwirkung an den Schulungen gemacht haben, sind von den Bibliotheken aufgegriffen und zum festen Teil der Veranstaltungen geworden. Es profitieren also beide Seiten, wie unter anderem die Reflexion zweier Studierender aus dem Sommersemester 2015 zeigt: »Man kann von einem gelungenen Projekt für beide Seiten sprechen: Die Studierenden konnten wertvolle Praxis-Erfahrungen im Bereich der Informationskompetenz sammeln und die MitarbeiterInnen in der Bibliothek haben neue Impulse von außen bekommen.«8 Nur durch Kooperation mit der Praxis ist ein solches Ergebnis zu erzielen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre geben berechtigten Anlass zu der Hoffnung, dass auch künftige Studierendenjahrgänge hiervon profitieren werden. 1 Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft. Technische Hochschule Köln. https://www.th-koeln.de/studium/bibliothekswis senschaft-bachelor_3201.php (Abruf am 31.12.2015) 2 Die hier vorgestellten Ausführungen beziehen sich auf das Lehrgebiet »Vermittlung von Informationskompetenz – Schwerpunkt wissenschaftliche Bibliotheken« im BA-Studiengang Bibliothekswissenschaft der TH Köln. Das Lehrkonzept für die Vermittlung von Informationskompetenz in Öffentlichen Bibliotheken ist an den für diese Bibliothekssparte spezifischen inhaltlichen und didaktisch-methodischen Anforderungen ausgerichtet und unterscheidet sich daher vom hier Dargestellten. 3 Vgl. Offer, Rusalka: Tappenbeck, Inka: Blended Learning im BA-Studium Bibliothekswesen der Fachhochschule Köln: Ein Praxisbericht. In: Bibliothek. Forschung und Praxis 35 (2011) 1, S. 53 - 61 4 Qualifikationsprofil des Teaching Librarian. Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv. www.informa tionskompetenz.de/fileadmin/user_upload/Qualifikationspro fil_Teaching_Librarian.pdf (Abruf am 31.12.2015) 5 Ebd., S. 2 6 Ebd. 7 Beispielsweise in den Modulen »Dokumentbeschreibung/Wissensorganisation/Information Retrieval« (BC) und »Informationsmittel, Informationsdienstleistungen« (BD). Vgl. Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft: Modulbuch. www.th-koeln.de/ mam/downloads/deutsch/studium/studiengaenge/f03/bib_ba/ modulhandbuch_bibliothekswissenschaft_2014-07-10.pdf (Abruf am 31.12.2015) 8 Becker, Britta; Brieke, Anna: Bericht zum Projekt »Vermittlung von Informationskompetenz« (unveröffentlicht). Fachhochschule Köln, 2015, S. 15 Prof. Dr. Inka Tappenbeck (Foto: privat) lehrt seit dem Jahr 2004 am Institut für Informationswissenschaft der Technischen Hochschule Köln die Gebiete Informationsressourcen, Informationsdienstleistungen und Vermittlung von Informationskompetenz. Davor war sie als Leiterin der Benutzungsabteilung an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen tätig. Zum Thema Informationskompetenz hat sie verschiedene Fachbeiträge veröffentlicht und zahlreiche studentische Projekte und Abschlussarbeiten betreut. – Kontakt: [email protected] ANZEIGE The World´s Leading Library Logistic Partner Telelift GmbH Frauenstr. 28 82216 Maisach www.telelift-logistic.com +49 (0) 8141 31591-0 BuB 68 02-03 /2016 Als Partner für automatisierte Bibliothekslogistik beraten wir bei der Planung, der Anlagenkonzeption und der Realisierung > UniCar: Schonender Transport > MultiCar: Für hohe Zuladungen > UniCar ADAL®: Schnellste Verfügbarkeit der Medien > UniSortCar: Transport und Sortierung mit einem System > MultiLift: Behälteraufzug für mittlere Transportlasten 129 MAGAZIN FACHLITERATUR Vom »Paradise Lost« zur »Brave New World« Eine Leipziger Zeitreise von 1914 bis 2114 Zeitreisen in die bibliothekarische Zukunft 1914 – 2014 – 2114 / Andrea Nikolaizig (Herausgeberin). Berlin: BibSpider, 2014. 253 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-3-936960-85-3 – Fest gebunden, 32,– Euro. Anschrift des Rezensenten: Prof. Dr. Peter Vodosek, E-Mail: [email protected] 130 »100 Jahre Bibliothekare aus Leipzig« ist genau besehen ein Doppeljubiläum: Durch die Gründung der »Fachschule für Bibliothekstechnik und -verwaltung« am 12. Oktober 1914 entstand auf Initiative Walter Hofmanns, des 1913 berufenen Leiters der Leipziger Bücherhallen, die erste nur der Ausbildung von Volksbibliothekaren bestimmte Bibliotheksschule in Deutschland überhaupt. Über verschiedene Entwicklungsstufen (oder besser Entwicklungssprünge?) präsentiert sie sich heute als Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft in der Fakultät Medien der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK).1 Das besondere Jubiläum war seit Anfang 2013 in Planung und wurde ausgiebig gefeiert: Durch ein Kolloquium am 15. Oktober 2014, durch Ausstellungen und durch ein Buchprojekt, das hier vorgestellt werden soll.2 Eine erfrischend andere Festschrift Bereits das 80-jährige Bestehen der Ausbildung 1994 war Anlass zu einer opulenten Publikation. 3 Nach zwei Jahrzehnten eine weitere Festschrift im herkömmlichen Verständnis vorzulegen, war nicht die Intention von Herausgeberin und Autoren. Ging es vor 20 Jahren um einen Blick zurück und auf den damaligen Status quo, ist er hier in die Zukunft gerichtet. »It is difficult to make predictions, particularly about the future«. Ob die 26 Beiträgerinnen und Beiträger wirklich »Künder« sind oder vielleicht nicht doch bloß Wanderer auf einer Zeitreise – der Weg ist das Ziel –, bleibe dahingestellt. Unter ihnen sind Professorinnen und Professoren der HTWK, von anderen Hochschulen, Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis und erfreulicherweise eine Anzahl von Studierenden und Absolventen. Nichtsdestoweniger: Dieses Buch ist erfrischend anders. MAGAZIN FACHLITERATUR Das betrifft nicht nur die Themen der einzelnen Beiträge, sondern auch ihre Form und Gestaltung. Sie reichen vom klassischen Fachaufsatz (Walther Umstätter: Die Zukunft der digitalen Bibliothek) bis zum fingierten Briefwechsel (Katharina Leyrer und Siegmund Dunker: Zwischen Utopie und Dystopie – ein Briefwechsel aus zwei Welten), von der astrologischen Perspektive des Studiengangs Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Andrea Nikolaizig und Ronald Scherzer: Radix des Lebens) bis zum Lifebook (Lisa Joka: Studieren im Jahre 2114). Man wird es schon schmunzelnd bemerkt haben: Nicht alles ist tierisch ernst, aber alles denkbar. Realsatire ist vermutlich die zutreffende Charakterisierung für manche Beiträge. Auf dem Weg zu neuen Ufern Auf diese Weise verfremdet wird eine Vielfalt von Themen und Problemen angesprochen: die Zukunft des Lesens, die Metamorphose der Bibliotheksarchitektur, Netzpublikationen in 100 Jahren, ja sogar Katalogisierungsstandards und ihr Studium im Jahre 2114, um nur einige wenige Beispiele aufzuzählen. Digitalisierung löst alte Probleme und schafft dafür neue. Es ist nur folgerichtig, dass im letzten Beitrag eine Bibliothekarin mit dem bedeutungsschweren Namen Paula Hofmann-Ladewig in einem Raumschiff der Mission »Deep Space« mit einer Kollegin in Leipzig »visophoniert« und in den unendlichen Weiten des Weltraums entschwindet (Kornelia Richter: Zu neuen Ufern: Bibliotheken am Rande des Universums). »It is difficult to make predictions, particularly about the future«. Diese Erkenntnis, mag das Zitat nun von Mark Twain oder von anderen stammen, trifft auch auf diesen Sammelband zum Nachdenken anregender Texte zu (im Vorwort ist von einem »weit in der Zeit vorausschauendem Besinnungsbuch« die Rede): Es geht um Extrapolationen aus aktuellen Trends, Visionen oder gar Prophezeiungen. In Leipzig war die erste nur der Ausbildung von Volksbibliothekaren bestimmte Bibliotheksschule. Die Feststellung, dass die Digitalisierung zwangsläufig und notwendigerweise die Zukunft bestimmen wird, entlockt heute als Binsenweisheit nur noch ein müdes Lächeln. Ihre Chancen und Gefahren – sie löst alte Probleme und schafft dafür neue – werden freilich unterschiedlich beurteilt. Was bedeutet sie für die Kulturtechnik Lesen, für Sein oder Nichtsein traditioneller Bücher, was für die Bibliothek als physischem Ort, für die zwischenmenschliche Kommunikation, ja vielleicht sogar für die menschliche Evolution, für den »homo futurus« (oder politically correct die »homo futura«; dazu der Aufsatz von Bernhard Irrgang: »Homo Futura im Zeitalter hypermoderner Technologien«)? Dies sind einige der Fragen, die gestellt, und der Antworten darauf, die versucht werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, aber alle sind sich einig: »Die (bibliothekarische) Zukunft hat schon begonnen«, auch wenn der zum Schlagwort gewordene Titel des 1952 erschienenen Bestsellers von Robert Jungk nicht gerade optimistisch gemeint ist. Zu ergänzen bleibt noch, dass das Buch mit einer »Chronik bedeutender Ereignisse am Studiengang Bibliotheksund Informationswissenschaft der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig von 1994 bis 2014«, zusammengestellt von Dagmar Hoffmann, schließt. Sie führt die »Chronik zur bibliothekarischen Ausbildung in Leipzig« in der Festschrift zum 80-jährigen Jubiläum weiter, die seinerzeit von Kornelia Richter erarbeitet wurde und die Jahre 1911 bis 1933 umfasst. Peter Vodosek 1 Geyer, Andrea und Keller-Loibl, Kerstin: Impressionen aus 100 Jahren bibliothekarischem Studium in Leipzig. In: BuB 67 (2015) 04, S. 166 2 Keller-Loibl, Kerstin und Hacker, Gerhard: 100 Jahre Bibliothekare aus Leipzig. In: BuB 66 (2014) 09, S. 590-591 3 Plassmann, Engelbert und Kummer, Dieter (Hg.): Bibliothekarisches Studium in Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift aus Anlass des 80jährigen Bestehens der bibliothekarischen Ausbildung in Leipzig im Oktober 1994. Frankfurt a. M.: Klostermann, 1995 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie; Sonderheft 62) VI, 292 S. ANZEIGE BuB 68 02-03 /2016 131 MAGAZIN FACHLITERATUR Paradigmenwechsel in der Bibliometrie Ergänzung durch Altmetrics Ball, Rafael: Bibliometrie im Zeitalter von Open und Big Data: Das Ende des klassischen Indikatorenkanons. Wiesbaden: Dinges & Frick, 2015. 159 Seiten: Diagramme. (B.I.T.Online: Innovativ; 56) ISBN 978-3-934997-72-1 – Kartoniert, 24,50 Euro. Anschrift des Rezensenten: Tillmann Tegeler M.A., Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Arbeitsbereich Bibliothek und elektronische Forschungsinfrastruktur, Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg. E-Mail: [email protected] 132 Anlässlich des bevorstehenden hundertsten Geburtstags der Bibliometrie im Jahr 2016 hat Rafael Ball, Direktor der ETH-Bibliothek in Zürich und Herausgeber der Open Access-Zeitschrift »Bibliometrie – Praxis und Forschung«, ein weiteres Buch zu Messung und quantitativer Analyse wissenschaftlichen Publikationsoutputs geschrieben. Leider erfährt man im Weiteren nicht, woran er den Jahrestag festmacht. Ziel der Veröffentlichung ist aber zu zeigen, dass »Big Data« auch an der Bibliometrie nicht spurlos vorüber gegangen ist. Dies verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei um ein Instrument handelt, das sich quantitativer Methoden bedient und auf eine möglichst breite Datengrundlage angewiesen ist, um den Anforderungen an belastbaren Analysen gerecht zu werden. Zu Recht weist Ball darauf hin, dass diese Datenflut aber einen Paradigmenwechsel bedeutet: War es früher bei einer mühevoll erhobenen, eher überschaubaren Datenbasis die Absicht, möglichst exakte Ergebnisse zu erzielen, so »entstehen [heute] Korrelationen, die Aussagen zulassen, deren Wahrheitsgehalt mit der Anzahl der zugrunde liegenden und ausgewerteten Daten steigt« (S. 52). Dies hat schließlich Auswirkung auf die Indikatoren, derer sich die Bibliometrie bedient. Folglich gibt es eine Vielzahl an quantitativen Indices, mit deren Hilfe letztlich qualitative Aussagen getroffen werden sollen. Die Datenflut bedeutet einen Paradigmenwechsel. Trotz aller Warnungen von Bibliometrikern (so auch Ball), dass beispielsweise der »Impact Factor« einst erhoben worden ist, um Bibliotheken eine Entscheidungshilfe bei der Erwerbung von Zeitschriften zu geben, werden bibliometrische Ergebnisse für Aussagen über den Wert wissenschaftlicher Publikationen genutzt. Bislang gilt dies in erster Linie für Zeitschriften aus den Lebens- und Ingenieurswissenschaften. Erst langsam fasst dieser Faktor in den Sozialwissenschaften Fuß, wohingegen die Geisteswissenschaften noch weitgehend immun gegen quantitative Leistungsermittlung sind. Ball erklärt dies überzeugend mit den unterschiedlichen Publikationskulturen der Disziplinen. MAGAZIN NEUE FACHLITERATUR Zu bibliometrischen Erhebungen kommen verstärkt alternative Metriken (Altmetrics) hinzu, die erst durch das Internet ermöglicht worden sind und als Methoden der Webometrie dienen. Hier bilden nicht mehr nur Publikationen die Basis für die Messung wissenschaftlicher Leistungen, sondern es werden auch Blogs, Twitter und soziale Netzwerke als Instrumente von Wissenschaftskommunikation berücksichtigt. Klassische Datenbanken sind gegenüber Altmetrics klar im Nachteil. Um bei deren Auswertung ein ähnlich hohes qualitatives Niveau zu erreichen, plädiert Ball für ebenso standardisierte Verfahren wie bei der Erhebung von schriftlicher Leistung in konventionellen Publikationen. Zentral für ihn ist dabei die Identifikation der Autoren. Er schlägt deshalb dafür die Nutzung von Standards wie ORCID und NISO vor. Schließlich setzt sich der Autor mit der Datenbasis auseinander: Dabei sieht er klassische Datenbanken wie Web of Science und SCOPUS gegenüber den Altmetrics klar im Nachteil. Zudem diskutiert Ball die Schwierigkeit, sich bei den Erhebungen auf Zahlen kommerzieller Anbieter zu verlassen, die sowohl geografisch als auch fachlich festgelegt sind. Auch hier sieht er die Lösung in Altmetrics, von denen er sich eine Ergänzung auf dem Weg zum gläsernen Wissenschaftler erhofft. Ob dies allerdings zur »Demokratisierung in der Vermessung der Wissenschaft durch die Emanzipation von den kommerziellen monopolartigen Zitierdatenbanken« (Umschlagstext) führt, bleibt fraglich. Mit dem besprochenen Buch legt Ball einen Überblick über den Status quo der Bibliometrie vor und diskutiert die Herausforderungen von großen Datenmengen für elektronische Analysen wissenschaftlichen Outputs. Dabei geht er eher deskriptiv als analytisch vor. Ein gründlicheres Lektorat hätte sein insgesamt sehr solides Buch vor Nachlässigkeiten (so durchgängig ORCHID statt richtig ORCID) geschützt. Neue Fachliteratur Düren, Petra: Bibliotheken als lernende Organisationen. Berlin: De Gruyter Saur, 2015. VIII, 150 Seiten. (Praxiswissen) ISBN 978-3-11-035244-3 – Broschiert, 49,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich. Eichelbaum, Ann: Das Image von Bibliothekaren im Comic: »Bang Bang« statt »Psst«. Berlin: Verlag Bibspider, 2015. 101 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-3936960-94-5 – Broschiert, 24,80 Euro. Geschichte in den Fächern?!: Transdisziplinäre historische Authentizität in Lehre und Forschung an der Fachhochschule Potsdam / Susanne Freund (Hrsg.). Potsdam: Verlag der Fachhochschule Potsdam, 2015. 179 Seiten: Illustrationen. (FHP; 1) ISBN 978-3-934329-71-3 – Online unter: http://www.fh-potsdam.de/ fileadmin/user_upload/informieren/Organisation/Verlag/Susanne_Freund_ Geschichte_in_den_Faechern_2015.pdf. Glöß, Friederike: Das Informationsverhalten in der Filterblase. Potsdam, Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften, Masterarbeit, 2015. 89, CXXIV Seiten: Diagramme. – Online unter: http://nbn-resolving.de/ urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:525-10114 100 Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte: 1915-2015; Festschrift / Herausgegeben von Christian Westerhoff. Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek, 2015. 167 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-3-88282-080-5 – Broschiert, 18,– Euro. Bezug über die Württembergische Landesbibliothek. Knowledge Management in Libraries and Organizations: Theory, Techniques and Case Studies / Herausgegeben von Leda Bultrini. Berlin: De Gruyter Saur, 2016. IX, 268 Seiten. (IFLA Publications; 173) ISBN 978-3-11-041301-4 – Gebunden, 89,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich. Metaliteracy in Practice / Edited by Trudi E. Jacobson and Thomas P. Mackey. London: Facet Publishing, 2015. 256 Seiten. ISBN 9781783300938 – Paperback, GBP 49,95. Musiksammlungen in den Regionalbibliotheken Deutschlands, Österreichs und der Schweiz / Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken herausgegeben von Ludger Syré. Frankfurt am Main: Klostermann, 2015. 446 Seiten: Illustrationen, Noten. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderbände; 116) ISBN 978-3-465-04235-8 – Gebunden, 119,– Euro. Praxishandbuch Online-Fundraising: Wie man im Internet und mit Social Media erfolgreich Spenden sammelt / Herausgegeben von Björn Lampe, Kathleen Ziemann, Angela Ullrich. Bielefeld: Verlag Transcript, 2015. 184 Seiten: Illustrationen, Diagramme. ISBN 978-3-8376-3310-8 – Kartoniert, 9,99 Euro. Online frei verfügbar unter: http://nbn-resolving.de/urn/resolver. pl?urn:nbn:de:bsz:900-opus4-39775 The Quest for Deeper Meaning of Research Support / Reggie Raju. Edited by IFLA-ARL. Den Haag, 2015. VII, 121 Seiten. ISBN 978-0-7992-2526-6 – Download in zehn Kapiteln und einem Vorwort unter http://srvubulbw001.uct.ac.za/omp/ index.php/uctlibraries/catalog/book/17#downloadTab Tillmann Tegeler BuB 68 02-03 /2016 133 MAGAZIN BLICKPUNKT INTERNET Blickpunkt Internet Ressourcen für die Flüchtlingsarbeit Wo findet man verfügbare Informationen und Lernmaterial? Die Flüchtlingsarbeit ist ein Handlungsfeld, das in vielen Öffentlichen Bibliotheken schnell an Bedeutung gewonnen hat. In diesem Bereich sind Online-Inhalte und -Anwendungen, die entweder auf dem Smartphone oder auch auf den Internetcomputern einer Bibliothek zur Verfügung stehen, von Vorteil. Dieser liegt darin, dass Online-Materialien auch nach einer eventuellen Verlegung des Flüchtlings weiter genutzt werden können, dass sie multimedial sind und bei didaktischem Aufbau ein anderes Lernen ermöglichen und sie im besten Falle das Selbstlernen stimulieren. Manchmal aber geht es gar nicht um das Lernen, sondern um Information. Auch hier können Online-Informationen besser zugänglich und aktueller sein als Informationen auf Papier. Fangen wir mit dem eigenen Produkt an: Auf der Hauptseite der BIB-Homepage finden Sie den Punkt »Willkommenskultur für Flüchtlinge in unseren Bibliotheken« http://www.bib-info. de/inde x/willkommen-in-denbibliotheken.html. Hier sammelt die Webkommission des BIB Links in den Rubriken Allgemeines, Sprache/ Bildung, Bibliotheksangebote für Flüchtlinge, Benutzung, Bestandsauf bau, Fördermöglichkeiten, Was kann man selbst tun?, Integration und Beispiele für Hilfsaktionen. Am umfangreichsten ist natürlich die Rubrik zum Spracherwerb, in der sich sowohl Links zu allgemeinen Kursen 134 finden als auch zu speziellen Angeboten, zum Beispiel für Kinder oder für spezifische Sprachen. Das Engagement von Bibliotheken wird dokumentiert durch die @ @@ @ @ Linksammlung »Bibliotheksangebote für Flüchtlinge und Asylbewerber« auf dem Bibliotheksportal http://www.bibliot hek spor t al. de/themen/bibliothekskunden/ interkulturelle-bibliothek/praxis beispiele/bibliothek sangebotefuer-f luechtlinge-und-asylbewer ber.html. Hier werden Dienstleistungen von verschiedenen Öffentlichen Bibliotheken für diese spezifische Klientel dokumentiert, jeweils auf zwei bis drei Seiten und unter Angabe von Ansprechpartnerinnen/ Ansprechpartnern. @ @@ @ Ein Ansatz, der um sich greift, ist jener der ehrenamtlich verwalteten Asylotheken http://www.asylo thek.de. Auf der Homepage finden Sie Informationen und Neuigkeiten und in einem Eintrag eine Karte, wo sich Asylotheken mittlerweile überall befinden. Auf den Seiten des Weltverbandes IFLA finden Sie beispielsweise »Empfehlungen für Alphabetisierungsprojekte in Bibliotheken« http:// www.if la.org/publications/guide lines-for-library-based-literacy-pro grams der Sektion Lesen auch in deutscher Sprache. Und zum Schluss – der Austausch! Auf Facebook gibt es eine geschlossene Gruppe »Flüchtlingsarbeit in Bibliotheken« https://www.facebook. com/groups/475670622610198/, in der Fragen, Mitteilungen und Neuigkeiten ausgetauscht werden. @ Der Deutsc he Bibliot hek sverband (dbv) bietet unter dem Motto »Flüchtlinge willkommen« w w w. b i b l i o t h e k s v e r b a n d . d e / dbv/themen/f luechtlingewillkommen.html eine Sammlung von Aktivitäten sowie jeweils annotierte Projektbeschreibungen und Hinweise auf sinnvolle Angebote. Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen. Der Diplom-Bibliothekar und Soziologe engagiert sich beim BIB in der OPL- und der Webkommission. – Kontakt: juergen.plieninger@uni-tue bingen.de AUS DEM BERUFSVERBAND LANDESGRUPPEN Aus dem Berufsverband Baden-Württemberg Schülern erfolgreich Informationskompetenz vermitteln Gleich zu Jahresanfang trafen sich 16 KollegInnen zu einem Workshop organisiert von der BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg in der Stadtbücherei Nürtingen, um sich mit einer Situation zu beschäftigen, wie sie sicher viele KollegInnen aus dem Bibliotheksbereich kennen: Man macht eine Schülerführung und trifft dabei auf verschiedene Probleme. Es mangelt an der Motivation oder an der Konzentration der Teilnehmer, die Klasse ist unruhig oder einzelne Störenfriede bringen einen selbst und/oder damit auch die Mitschüler aus dem Konzept. Die Referentin Ulrike Hanke, die unter anderem auch Seminare und Workshops zum Thema Bibliotheksdidaktik und Teaching Library durchführt, wusste Rat und hat die Teilnehmer zuerst mit den Konzepten des Classroom-Managements und der Bibliotheksdidaktik vertraut gemacht. Wie sind die Begriffe »Motivation« und »Lernen« pädagogisch definiert? An welchen Stellen kann wie eingriffen werden, um die Motivation zu fördern und zum Lernen anzuregen? Wie kann Kontakt zu der Gruppe aufbaut werden? Aufgrund der großen Nachfrage Wie schafft man eine positive Atmonach dieser Fortbildung wird der Worksphäre während der Führung? Wie wershop im Sommer 2016 und im Frühjahr den Arbeitsaufträge so formuliert, dass 2017 nochmals wiederholt. Beide Terdiese bei den Führungsteilnehmern unmine sind bereits ausgebucht. missverständlich ankommen? Wie binHeike Heinisch, det man Störenfriede sinnvoll ein, daBibliothek der PH Schwäbisch Gmünd mit ein reibungsloser Ablauf der Führung stattfinden kann? BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg Nach der theoretischen Einführung wurden verschiedene beispielhafte Führungskonzepte genauer unter die Lupe genommen und analysiert. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele wurden Vorschläge erarbeitet und mit vielen Tipps von Hanke untermauert, wie man Störungen bei Führungen vielleicht nicht ganz ausschalten, aber doch sehr minimieren kann. Alle Teilnehmer hatten ausgiebig Zeit, um Fragen zu stellen und die Ulrike Hanke hilft mit Tipps. Foto: Heike Heinisch selbst erlebten Probleme Literaturhinweise: zu schildern und zu diskutieren. Im AnHanke, Ulrike u.a.: Bibliotheksdidaktik, 2016, schluss an den Workshop haben einige 978-3-11-035241-2 KollegInnen die Möglichkeit wahrgeHanke, Ulrike u.a.: Informationskompetenz pronommen, an einer Führung durch die fessionell fördern, 2013, 978-3-11-027371-7 Räume der Stadtbücherei Nürtingen Kontakt zur Referentin: www.hanke-teachertraining.de/ teilzunehmen. Bildungsurlaub für den Bibliothekskongress in Leipzig Bib lio Leikong thek p z i re s s g2 s 016 In folgenden Bundesländern gibt es wieder die Möglichkeit der Bildungsfreistellung für den 6. Bibliothekskongress (zugleich 105. Deutscher Bibliothekartag) vom 14. bis 17. März 2016 in Leipzig: Berlin, Brandenburg, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Der Bewilligungsbescheid eines Bundeslandes gilt für alle Landeskinder, die Anspruch auf Bildungsurlaub / Bildungsfreistellung haben. Wer darauf Anspruch hat und wie eine Beantragung genau abläuft, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Bitte wenden Sie sich an das jeweilige Ministerium. Auf jeden Fall benötigen Sie den Bewilligungsbescheid Ihres Bundeslandes. Der Antrag muss in der Regel spätestens 6 Wochen vor der Veranstaltung gestellt werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Berufsverbandes http://www.bib-info.de/aus-fortbildung/fortbildung/bibliothekartage/2016/bildungsurlaub.html. Freier Eintritt auf der Buchmesse und freie Fahrt Besucher des Bibliothekskongresses, die im Besitz einer Dauerkarte sind, haben Anspruch auf zwei kostenfreie Tageskarten für die Leipziger Buchmesse. Gegen Vorlage des Namensschildes erhalten Sie eine kostenfreie Eintrittskarte für den Donnerstag sowie eine weitere kostenfreie Tageskarte, die wahlweise am Freitag, Samstag oder Sonntag eingesetzt werden kann. Das Namensschild gilt während der Dauer des Kongresses auch als Fahrausweis für den Mitteldeutschen Verkehrsverbund (Tarifzone 110, Leipzig). BuB 68 02-03 /2016 135 AUS DEM BERUFSVERBAND BUNDESVORSTAND BIB-Bundesvorstand Jahresbericht / Ausblick Liebe Kolleginnen und Kollegen, zum 1. Juli 2015 hat der jetzige Bundesvorstand die Amtsgeschäfte unseres Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) übernommen, die Übergabe aller Geschäftsbereiche erfolgte in einer mehrtägigen Sitzung im August in Reutlingen. Die Aufgabenverteilung im Vorstand sieht – neben der geteilten Betreuung von Landesgruppen und Kommissionen – wie folgt aus: • Vesna Steyer kümmert sich als Vorsitzende in erster Linie um die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, hier vor allem um die Kooperation mit dem Dachverband Bibliothek & Information Deutschland (BID), dem Verein deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) und dem Deutschem Bibliotheksverband (dbv). • Kristina Lippold wird als stellvertretende Vorsitzende die Ansprechperson für die Geschäftsstelle sein und agiert als Finanzvorständin. Ihre weiteren Themen sind die interne Verbandskommunikation, Vereinsrecht sowie die Zusammenarbeit mit ver.di. • Als stellvertretender Vorsitzende sieht Dirk Wissen seine Schwerpunkte in der Herausgeberschaft von »BuB: Forum Bibliothek und Information« und im BIB-Jahresthema. Gemeinsam mit Tom Becker verantwortet er vorstandsseitig die Bibliothekartage und die Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse. • Tom Becker setzt darüber hinaus die BIB-Vertretung in der Lektorats- und Systematik-Kooperation mit der ekz.bibliotheksservice GmbH (ekz) und dem dbv fort. Die Vorstandsarbeit zu den internationalen Aufgaben (International Federation of Library Associations and 136 Institutions (IFLA), BIB-Exchange, Bibliothek Information International (BII)) sowie die Standkoordination auf den Bibliothekartagen übernimmt weiterhin Sabine Stummeyer als Delegierte des Bundesvorstandes. Zum 31.12.2015 hatte der BIB 6.141 Mitglieder (Vergleich 2010: 6.205). Die Mitgliederentwicklung bleibt stabil, wenn auch (wie in den Vorjahren) mit einem leicht negativen Trend. Die Schwerpunkte nach den Neuwahlen im Juni auf dem Nürnberger Bibliothekartag lagen bei der Neubesetzung der Geschäftsführung sowie der weiteren Planungen für BuB gemäß dem MV-Beschluss vom 7. Februar 2015: Nach der gemeinsam mit dem Vereinsausschuss (VA) erstellten Ausschreibung konnten Anfang Dezember Bewerbungsgespräche geführt werden. Leider waren diese erfolglos: Es konnte kein/e geeignete/r Kandidat/in für die Besetzung der Geschäftsführerstelle gefunden werden.1 Bundesvorstand und Vereinsausschuss werden am 14. März 2016 auf der Mitgliederversammlung in Leipzig die weiteren Schritte vorstellen, bis dahin wird die Geschäftsstelle weiterhin kommissarisch von Bernd Schleh geleitet. Der Bundesvorstand wird die Arbeit durch eine regelmäßige Präsenz vor Ort in Reutlingen, aber auch durch die Fortsetzung bisher bereits erfolgter und kontinuierlich stattfindender Telefonkonferenzen und Sitzungen unterstützen. Gemeinsam mit dem Bundesvorstand hat die Geschäftsstelle trotz Personalveränderungen und unbesetzter Leitung erfolgreich dafür gesorgt, dass die Vorarbeiten zur Implementierung der Mitgliedersoftware, die Vorbereitung zur neuen DATEV-gestützten Finanzverwaltung sowie die Prozessmodifizierung zum Datenschutz bewältigt werden konnten. Dafür bedankt sich der Bundesvorstand ganz herzlich bei den Mitarbeiter/innen ebenso wie den helfenden ehrenamtlichen Händen. Seit Januar 2015 erscheint BuB – vorerst bis Ende 2016 legitimiert durch den Beschluss der Mitgliederversammlung vom 7. Februar 2015 – erfolgreich in eigener Produktion und Herausgeberschaft mit einem externen Dienstleister in einer verbreiteten monatlichen Auflage von 7 863 Exemplaren (Stand: 4. Quartal 2015). Das durch Redaktion und Herausgeberschaft in Zusammenarbeit mit einer Grafikagentur erarbeitete neue Design wurde und wird von Kolleginnen und Kollegen durchgehend positiv aufgenommen, ebenso wie die im Vereinsteil neu hinzugefügten Rubriken. Mit dem neuen Design und der autonomen Herstellung haben sich auch die Prozesse in der Redaktion verändert: der Redaktionsschluss konnte um rund drei Wochen verkürzt werden und die Betreuung der wichtigsten Anzeigenkunden erfolgt hausintern. Die durch den Vorstand im Oktober 2015 durchgeführten erneuten Verlagsausschreibungen zeigen – und dies wird auf der Mitgliederversammlung in Leipzig (14. März 2016) ausführlich erläutert werden –, dass neben diesen Vorteilen auch die momentane Herstellungsweise die mit Abstand kostengünstigste Variante ist. Unter dem Motto »Bibliotheken – von Anfang an Zukunft« fand im Juni 2015 der 104. Deutsche Bibliothekartag in der Messe Nürnberg statt: Mit über 3 500 nationalen und internationalen Expert/ innen ist dies immer noch Europas größter Kongress der Bibliotheks- und Informationsbranche, der über 400 Veranstaltungen in zehn Themenblöcken angeboten hat. Neu waren in diesem Jahr der vom BIB initiierte »Call for Moderation« wie auch der Aufruf, die Themenblöcke mitbestimmen zu können – partizipative Elemente, die es weiterzuverfolgen und auszubauen gilt. N i c ht nu r im Konte x t der AUS DEM BERUFSVERBAND BUNDESVORSTAND Bibliothekar tagsplanung 2015 oder den Vorbereitungen zum Kongress in Leipzig 2016 hat sich gezeigt, dass die Kooperationen und informellen Kontakte mit den Partnerverbänden VDB und dbv sowie dem BID sehr gut funktionieren, sondern auch in den Planungen zu anderen gemeinsamen Projekten wie unter anderem der Buchmesse und der Chancen-Konferenz 2016. Zuverlässige Kooperation in übergeordneter Zielsetzung ist auch das Stichwort, das im Kontext der Lektoratskooperation aus BIB, dbv und ekz 2015 eine große Rolle gespielt hat: Nachdem der Schwerpunkt der Arbeit in den letzten Jahren im operativen Management mit einer Überarbeitung der Anschaffungsvorschläge des ekz.informationsdienstes (ID) lag, zielten die Arbeiten 2015 auf das diesjährige vierzigjährige Jubiläum dieser erfolgreichen Public-private-Partnership, mit entsprechenden Veranstaltungen auf dem Bibliothekskongress ebenso wie einem sich in Erstellung befindenden Jubiläumsband, an dem gerade auch der BIB-Bundesvorstand beteiligt ist. Die neu gegründete Special Interest Group der New Professionals hat sich soweit konstituiert. Ein Schwerpunkt in 2015 waren neben der Präsenz auf dem Bibliothekartag 2015 die mit dem Bundesvorstand gemeinsam durchgeführten Aktionen auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober des vergangenen Jahres. Unter dem Motto »Insel der Imagination«, das dem Gastland Indonesien zu verdanken war, konnte so die bereits mehrjährige Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse erfolgreich weitergeführt werden. Neben der BuB-Beilage zur Messe, der Internationalen Blauen Stunde am Buchmessen-Mittwoch sowie dem Symposium – diesmal zum Thema »Total vernetzt«2 – wurde zum zweiten Mal ein gut besuchtes BIB-Bewerbungstraining am Samstag mit Lesung und einem umfangreichen Beratungsangebot durchgeführt. Mit der Auftaktveranstaltung in Nürnberg hatte der BIB sein Jahresthema BuB 68 02-03 /2016 2015/16 »BIB meets the world« begonnen. In loser Folge nahmen verschiedene BIB-Gremien das Thema auf und boten / bieten Veranstaltungen an, die einige der vielen Facetten dieses Themas beinhalten. Im BuB-Januarheft wurde darüber bereits ausführlich informiert. Ausblick Der Fokus des Bundesvorstands im laufenden Jahr wird vor allem auf Personalveränderungen und Personal entwicklung in der Geschäftsstelle zu legen sein, gerade auch hinsichtlich der umzusetzenden Implementierung von Mitgliedersoftware und neuem Finanzmanagement, aber auch auf eine langfristige und sichere Aufstellung von BuB in eigener Herstellung. Dazu muss die Mitgliederversammlung in Leipzig die entsprechenden Beschlüsse fassen. In diesem Kontext wird für 2016 / 2017 eine Leserbefragung für BuB geplant. Nach außen gerichtet werden neben den Aktionen auf dem Bibliothekskongress (hier insbesondere auch das Jubiläum der Lektoratskooperation) und auf der Frankfurter Buchmesse Veranstaltungen zum Jahresthema 2016/2017: »Bibliotheken in Bewegung – Mobile Services – Mobiler Service« zu realisieren sein. Die Bibliothekartage in Berlin 2017 und in Frankfurt am Main 2018 sind ebenfalls in Planung. Dazu zählen auch die weiteren Vorbereitungen zu einem vom BIB unterstützten internationalen Fahrbibliothekskongress in 2017. BIB-intern gilt es verstärkt, sich um Mitgliedergewinnung und »Aktiven motivation« zu kümmern – hier arbeitet der Vorstand gemeinsam mit dem Vereinsausschuss an neuen strategischen Zielsetzungen ebenso wie an konkreten Maßnahmen, die die Ergebnisse der Mitgliederbefragung aus 2014 aufgreifen und mit den Möglichkeiten eines erweiterten Social-Media-Einsatzes durch die neue Mitgliederverwaltung kombinieren. Die umfangreichen Aktivitäten der Landesverbände wurden regional kommuniziert, die Kommissionen werden ihre Arbeit im Rahmen der Leipziger Mitgliederversammlung präsentieren. Der Bundesvorstand möchte sich für die hilfreiche Unterstützung bei allen BIB-Aktiven, den Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle sowie den nicht mehr amtierenden Bundesvorstandsmitgliedern aus der letzten Legislaturperiode herzlich bedanken und freut sich auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit in den nächsten Wochen und Monaten. Abschließend möchten wir Sie einladen, unsere Veranstaltungen auf dem diesjährigen Bibliothekartag in Leipzig zu besuchen3. Neben der Blauen Stunde, die ein geselliges Miteinander verspricht, gilt dies insbesondere für die Mitgliederversammlung am Montag, 14. März, ab 14 Uhr in Saal 4 sowie den Workshop zur Mitgliederpartizipation und Satzungsänderung am Mittwoch, 16. März, ab 14 Uhr in Seminarraum 13. BIB-Vorstand 1 Der Bundesvorstand bedankt sich ganz herzlich bei Ulrike Kraß, Vorsitzende der Kommission für Fortbildung, für die gute fachliche Unterstützung während des gesamten Auswahlprozesses 2 http://www.bib-info.de/verband/ projekte/frankfurter-buchmesse/buchmesse-2015/total-vernetzt.html 3 http://www.professionalabstracts.com/ bid2016/iplanner/ Impressum »Aus dem Berufsverband« Herausgeber: BIB – Berufsverband Information Bibliothek e. V., Postfach 13 24, 72703 Reutlingen www.bib-info.de Redaktion: Katrin Lück, Europa-Institut / Bibliothek Universität des Saarlandes, Postfach 151150, 66041 Saarbrücken Telefon: 0681 / 302-2543 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss für Verbandsmitteilungen BuB Heft 5/2016: 29. März 137 AUS DEM BERUFSVERBAND TAGESORDNUNG MV LEIPZIG Bib lio Leikong thek p z i re s s g2 s 016 Einladung zur MV in Leipzig | Tagesordnung | Beginn 14.00 Begrüßung Bundesvorstand Kurzvorstellung aller Anwesenden 1. Regularien 1.1 Genehmigung der Tagesordnung 1.2 Wahl der Versammlungsleitung 1.3 Bestätigung der Beisitzer Gedenken verstorbene Mitglieder 2. Jahresbericht des Vorstandes inklusive Jahresabschluss 2015 sowie Information zur Finanzund Wirtschaftsplanung 2016 und Aussprache über den Jahresbericht 3. a) Bericht der Rechnungsprüferinnen und Aussprache über den Bericht der Rechnungsprüferinnen b) Wahl Rechnungsprüfer/in 4. Entlastung des Vorstandes 5. BuB a) Bericht aus der Redaktion b) Bericht der Herausgeber/innen c) Beschluss zur wirtschaftlichen Entwicklung von BuB sowie Beschluss über zukünftige Herstellung1 d) Beschluss zur Änderung des BuB-Statuts2 6. 40 Jahre Lektoratskooperation 7. Zusammenarbeit mit anderen Verbänden 8. Kurzbericht der Kommissionen Bestätigung und Vorstellung neuer Mitglieder 9. Nachträge 10. Verschiedenes | Hinweis auf BIB Veranstaltungen 1 siehe Beschluss aus der MV Köln, der wie folgt lautet: Die Mitgliederversammlung beauftragt den Vereinsausschuss, das Modell der Produktion der Zeitschrift BuB in eigener Herausgeberschaft bis Dezember 2016 mit einem externen Dienstleister fortzuführen. Es werden keine Verträge abgeschlossen, die den BIB in Sachen BuB über den 31.12.2016 hinaus binden. Es werden erneut Verlagsangebote eingeholt, die eine Kosten-Nutzen-Analyse der verschiedenen Produktionsarten ermöglichen. In diese Angebotserstellung sind hybride Erscheinungsformen (prioritär hier die Entwicklung von BuB als eJournal) einzubeziehen. Hierbei berücksichtigt werden sollen Möglichkeiten wie Print, Print on Demand (PoD), eJournal, Open Access mit/ohne Embargo, insbesondere auch unter Kalkulation sinkender Anzeigen- und Abonnementerlöse. Vereinsausschuss und Vorstand stellen auf der Mitgliederversammlung 2016 die verschiedenen Modelle vor und präsentieren einen Beschlussvorschlag für die weitere BuB-Erstellung. 2 Der Beschluss zur Änderung des BuB-Statuts unter Tagesordnungspunkt 5d besteht aus zwei Teilen: Teil 1 Einfügen eines §4a in das Statut der Zeitschrift »Die Amtszeit der auf der Mitgliederversammlung am 03.06.2014 gewählten Herausgeber endet einmalig abweichend mit der Mitgliederversammlung 2018 und beträgt damit vier Jahre.« Begründung Mit der außerordentlichen Bundesvorstandswahl im Jahr 2015 lässt sich die Vorschrift in §4 des Statuts der Zeitschrift BuB nicht umsetzen, dass für die Herausgeberwahlen der Zeitschrift die gleichen Modalitäten wie für die Wahl des Bundesvorstandes gelten. Die derzeit gültige Wahlordnung des BIB galt nur für die vorgezogenen Vorstandswahlen des Jahres 2015. Die bis dahin angewandte Wahlordnung vom 24.05.2012 ist ungültig, da nicht satzungskonform. Für das weitere Handeln gibt es folgende Alternativen: Fortsetzung auf der nächsten Seite 138 AUS DEM BERUFSVERBAND TAGESORDNUNG MV LEIPZIG 1. Die Mitgliederversammlung 2016 muss eine neue Wahlordnung für die Wahl der Herausgeber der Zeitschrift beschließen. Dies würde bedeuten, dass zukünftig die Herausgeber- und Bundesvorstandswahlen in verschiedenen Jahren durchzuführen sind und damit dauerhaft ein erheblicher Mehraufwand durch die zeitlich auseinanderfallenden Wahlabläufe entstehen würde. 2. Die Mitgliederversammlung 2016 beschließt eine Verlängerung der Amtszeit der gegenwärtigen Herausgeber um ein Jahr bis zur Mitgliederversammlung 2018. Mit der im Jahr 2017 zu beschließenden neuen Wahlordnung können sowohl die Belange der Wahl des Bundesvorstandes wie auch die der Herausgeber der Zeitschrift berücksichtigt werden. Der Bundesvorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung die Alternative 2. Im Rahmen einer Sitzung der Gemeinsamen Konferenz (GK) wurde vorsorglich und vorbehaltlich einer Entscheidung der Mitgliederversammlung die Bereitschaft der beiden gewählten Herausgeber, Carola Schelle-Wolf und Olaf Eigenbrodt, erfragt, ihre Herausgebertätigkeit bis zur BIB-Mitgliederversammlung 2018 auszuüben. Beide haben dem zugestimmt. Teil 2 Im §6 Gemeinsame Konferenz wird folgender Absatz 2 eingefügt 2. Eine Bearbeiterin/Ein Bearbeiter von BIB-Info nimmt als Gast ohne Stimmrecht an der Gemeinsamen Konferenz teil. Beschlüsse zu BIB-Info werden von der GK grundsätzlich nicht getroffen, sondern liegen im Entscheidungsbereich des BIB. Wenn im Einzelfall Abstimmungen zu BIB-Info erforderlich werden, besitzt die/der an der GK-Sitzung teilnehmende Bearbeiterin/Bearbeiter ein Stimmund Vetorecht. Über Angelegenheiten, in denen die Bearbeiterin/der Bearbeiter von BIB-Info sein Vetorecht geltend macht, ist die Angelegenheit dem BIB-Bundesvorstand vorzulegen. Dieser entscheidet abschließend. Die bisherigen Absätze 2 bis 5 des § 5 werden bei unverändertem Wortlaut zu den Absätzen 3 bis 6. Begründung: Mit dieser Änderung wird eine Regelungslücke im Statut geschlossen. Für die Bearbeiter des Vereinsteils »BIB-Info« bedeutet es eine Aufwertung ihrer Tätigkeit, für den BIB eine Stärkung der innerverbandlichen Partizipation. Neue FaMIs in Mainz Die diesjährige schulische Einführungsfahrt der im Herbst 2015 neu eingestellten FaMIs der Stauffenbergschule (Frankfurt/Main) führte ausnahmsweise über die Landesgrenzen Hessens hinaus nach Mainz. In einem dichtgedrängten Programm standen ausführliche Besichtigungen der Öffentlichen Bibliothek Mainz sowie der Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek und der dortigen Bereichsbibliothek Philosophicum auf dem Tagesplan. Der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) bot den neuen Nachwuchskräften neben einem Rundgang durch die ABD-Bereiche des Hauses zudem sehr informative Vorträge zu den einzelnen Bereichen des Senders, in denen Fachangestellte eingesetzt werden. Abgerundet wurden die zwei Kennenlerntage durch einen Stadtspaziergang und natürlich der Jahreszeit geschuldet dem Weihnachtsmarktbesuch. Foto und Text: Karin Holste-Flinspach, Stauffenbergschule Frankfurt am Main, Vorsitzende Kommission für Ausbildung und Berufsbilder BIB BuB 68 02-03 /2016 139 SUMMARY Summary Transatlantic Relations Being Strengthened / BII Project »Partner Country USA 2016 –2019« Starts in Leipzig – Numerous Lectures and Discussion Rounds (Guido Jansen, Susanne Riedel) A Library Becomes Experiential / Connecting Physical and Virtual Media in the new Central Library of Duisburg (Jan-Pieter Barbian) (pp. 92 – 95) Public Libraries are facing two major challenges which will be decisive for their futures. First of all they must follow the permanent expansion of digital media. And, secondly, as a consequence of the first trend, libraries must be prepared for changing patterns of use among their heterogeneous clientele. The Central Library of Duisburg has taken up an idea which combines physical and virtual media into an experiential realm. The library has re-designed a complete floor, with 1000 square meters, for children and young adults. Comfortable seating in various arrangements encourages both children and parents to make themselves at home. Creativity workshops, picture book cinema, and children’s films are available in a separate room. Furthermore, there are two other special areas: the international children’s library with more than 6000 volumes in 18 languages, and the media library »Parent and Child« with 3000 items aiming to help families deal with the larger and smaller problems of everyday life. Alongside this children’s and young adult library, there is also a school media center (SMZ) which deserves mention. It is housed in an area of 400 square meters, allowing generous space to display its extensive collection of 11,300 items. Included therein is the theme collection »Early Learning« which is developed and maintained in cooperation with the Learning Workshop »SchnEP« at the Duisburg Department of Education, and includes 721 items for the continuing education of professionals in day-care units and primary schools. The library has laptops and DVD players to lend out. Wireless internet access is available throughout the entire facility, so that visitors can use both their own devices as well as library-owned laptops to surf the internet. The »Library & Information International« (BII) will kick-off its three-year project »Partner Country USA 2016 – 2019« at the German Library Congress in Leipzig in March 2016. Having enjoyed positive experiences with the previous partner country, Turkey, the library umbrella organization BID (»Library and Information Germany«) and the BII hope to expand and solidify this project format. Not only new projects and encounters are being planned, but existing cooperation agreements also will become further linked and publicized. The already numerous contacts in existence between German librarians and individual colleagues and institutions in the U.S. led to the selection of the U.S. as partner country for 2016-2019. As the oldest library association in the world, the American Library Association (ALA) is, moreover, an attractive partner which has numerous points of contact with Germany. The partner project will be officially launched at the library congress in Leipzig. Along with the ALA president, Sari Feldman, it has also been possible to arrange for the current president of the International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA), Donna Scheeder – who happens to be an American – to attend the congress as an honorary guest. Thanks to well-placed advertising, there have also been many responses to the Call for Papers from U.S. professionals; as a result the U.S. will be in evidence at the congress with about 20 lectures, presentations and discussion rounds. At the ALA stand there will be further opportunities for gathering information and arranging cooperative endeavors. (pp. 116 – 121) Which Direction? Young People Tell Their Stories in Animated Films / Multicultural Refugee Projects: The Frankfurt am Main City Library Conducts Successful Animation Workshop (Tanja Schmidt, Silke Schumann) (pp. 122 – 125) »Which Direction?« That is the title of the animation workshop which was initiated by the City Library of Frankfurt am Main for young adults whose family background and experience includes flight or migration. The project’s content, as developed by its coordinator, Tanja Schmidt, was focussed from the beginning around teenagers who fled their home countries on their own, without adult family members. To start off the five-day animation workshop, the library pedagogue chose the graphic novel by Marc-Antoine Mathieu, called »The Direction«.(Orig. French, »Le sens«, 2014). After discussing the book together, the youth were asked to tell their own stories and transform them into short animated audio-visual sequences. Their work was planned to be process-oriented and at beginner’s level. In the workshop’s first morning session at the central library there were 15 young people from Afghanistan, Eritrea, and Pakistan, between 15 and 17 years of age. Although not mandatory, all of them told the story of their flight in their animation clips. Over the next four days the teens worked on their clips in the morning at the library, while in the afternoon the audio and visual elements were developed on green screen backgrounds at the Youth Center on Heideplatz. Tablets and tripods were employed at the library to create an animation studio in miniature. To avoid revealing the identity of the young filmmakers– for security and data protection reasons – it was necessary to be especially creative. Their figures needed to be disguised on the green screen. . Translated by Martha Baker 140 RÉSUMÉ Résumé Consolider les relations transatlantiques / Le projet BII »partenariat avec les États-Unis 2016-2019« démarre à Leipzig – Des interventions et des échanges riches (Guido Jansen, Susanne Riedel) La bibliothèque, espace d’aventure / La liaison entre offre physique et virtuelle de médias à la nouvelle Bibliothèque centrale de Duisburg (Jan-Pieter Barbian) (pp. 116 – 121) (pp. 92 – 95) C’est à l’occasion du congrès professionnel des bibliothèques à Leipzig en mars prochain que débutera le projet triennal Bibliothèque, information et international »partenariat avec les États-Unis 2016-2019«. Après la fructueuse expérience du précédent partenariat, monté alors avec la Turquie, le BID, fédération des associations professionnelles des bibliothèques d’Allemagne (Bibliothek und Information Deutschland) et le BII ont pour ambition de développer et de consolider le projet. Ce faisant, entrevues et projets nouveaux ne doivent pas seulement être initiés mais qui doivent être multipliés. Les coopérations déjà existantes doivent être organisées, approfondies et davantage tissées. En raison des bonnes et nombreuses relations qui nouent déjà les bibliothécaires allemands aux collègues et institutions américains, le choix s’est porté sur les États-Unis pour le partenariat sur la période 2016-2019. En l’Association des bibliothèques américaines (ALA, American Librairy Association), la plus ancienne association professionnelle de bibliothèque au monde, il y avait un partenaire évident, dont les liens avec des personnalités et des institutions allemandes étaient déjà nombreux. A l’occasion du congrès professionnel des bibliothèques à Leipzig, les États-Unis comme partenaire pour la période 20162019 sera officiellement lancé. Préalablement, la présence au congrès de deux hôtes d’honneur a été obtenue: d’une part la présidente de l’ALA, Sari Feldman, d’autre part Donna Scheeder, l’actuelle présidente de la Fédération internationale des associations de bibliothèques (IFLA, International Federation of library associations) qui est aussi originaire des États-Unis. Par le biais d’une publicité adaptée et un appel à communications, de nombreux spécialistes américains se sont manifestés pour participer, de telle sorte que les Etats-Unis seront représentés à Leipzig par pas moins de vingt interventions, exposés et comptes-rendus. Sur le stand du pays partenaire tenu par l’ALA, une offre d’informations complémentaires et de mise en relation avec les Etats-Unis sera présentée. BuB 68 02-03 /2016 Les bibliothèques publiques font face à deux défis majeurs qui décideront de leur avenir: d’une part, elles doivent suivre le développement constant des médias numériques, d’autre part et par conséquent, elles doivent s’adapter aux évolutions des usages d’un public hétérogène. La nouvelle Bibliothèque centrale de Duisburg a mis au point un concept, rassemblant médias physiques et numériques en un espace d’aventure. Un étage entier d’une surface de 1 000 m² a été aménagé dans la nouvelle Bibliothèque centrale de Duisburg en direction des enfants et des adolescents. De confortables fauteuils et canapés de modèles différents invitent parents et enfants à la lecture et à la détente. Pour les ateliers créatifs, les kamishibaïs, et l’événement »Cinéma pour enfants«, un espace séparé est mis à disposition. En outre, deux offres spécifiques sont proposées: la »bibliothèque internationale pour enfants«, qui rassemble d’ores et déjà plus de 6 000 livres jeunesse dans dix-huit langues, la thématique »Parentalité« regroupant 3 000 documents dont l’objet est d’accompagner la résolution des petites ou grandes difficultés du quotidien familial. Aux côtés de la bibliothèque pour enfants et adolescents, le centre de médias scolaires mérite une mention particulière. Celui-ci, sur une surface de 400m², propose un vaste fonds de 11 300 documents. Quant à la thématique »Apprentissage dès le plus jeune âge« conçue et développée en étroite coopération avec l’atelier d’apprentissage SchnEP du Conseil de surveillance scolaire de Duisburg, elle rassemble au total 721 documents portant sur le perfectionnement des personnels qualifiés en établissements recevant des enfants et en écoles. Des armoires ont été spécifiquement installées pour mettre à disposition des lecteurs DVD et des ordinateurs portables empruntables. La bibliothèque dans son entier offre un accès Internet en Wifi de telle manière que les usagers puissent surfer sur Internet à partir de leurs propres ordinateurs portables ou ceux empruntés auprès de la bibliothèque. »Où on va ?« Des jeunes racontent leur histoire dans un dessin animé / Un projet multiculturel autour des migrants: la Bibliothèque municipale de Francfort-sur-le-Main rend compte du succès de l’atelier de dessin animé destiné à de jeunes migrants (Tanja Schmidt, Silke Schumann)) (pp. 122 – 125) »Où on va ?« (titre original : »Welche Richtung?«), c’est le titre de l’atelier de dessin animé que la Bibliothèque municipale de Francfort-sur-le-Main a initié en direction des jeunes migrants ou immigrés. Tanja Schmidt, responsable du projet, a établi le concept cadre. Dès le départ, elle avait en perspective le public des jeunes ayant fui seuls leur pays d’origine sans accompagnant. Pédagogue professionnelle en bibliothèque, elle a retenu pour débuter le modèle de l’atelier autour du dessin animé à partir du roman graphique »Le sens« de Marc-Antoine Mathieu. A l’appui d’une discussion collective sur cet ouvrage, les jeunes devaient raconter quelques histoires et les transposer audio-visuellement dans une courte séquence de dessin animé. Le concept global prévoyait un seuil très bas de compétence et l’amorce d’un processus. Le matin du premier jour d’atelier, 15 jeunes âgés de 15 à 17 ans, venus d’Afghanistan, d’Erythrée mais d’origine pakistanaise, se retrouvèrent à la bibliothèque centrale pour la petite enfance et la jeunesse. Bien que cela n’ait pas été envisagé au départ, tous les jeunes ont raconté le récit de leur fuite dans ce clip dessin animé. Au cours des quatre journées suivantes, les jeunes ont élaboré en matinée leur dessin animée à la bibliothèque centrale pour la petite enfance et la jeunesse, tandis qu’en après-midi étaient produits les enregistrements vidéo et sonores ainsi que les enregistrements des images d’arrière-fond. Sont ainsi apparus dans la bibliothèque des studios miniatures de dessin animé avec tablettes et trépieds. En considération du fait qu’il était strictement interdit que les jeunes migrants soient identifiables par ces films pour des raisons tant de sécurité que de protection des données personnelles, une créativité singulière s’est exprimée. Tout enregistrement les exposant a été banni. Traduit par David-Georges Picard 141 STELLENANZEIGEN Stellenangebote Die kreisfreie Stadt Ansbach (ca. 40.000 Einwohner), in der Metropolregion Nürnberg gelegen, zeichnet sich besonders durch ihr reichhaltiges kulturelles Angebot, eine allgemein hohe Lebensqualität und eine gesunde wirtschaftliche Struktur aus. Als moderne, aufstrebende und kundenorientierte Verwaltungsbehörde bieten wir ein gutes Arbeitsklima und stehen für Serviceorientierung und Kompetenz, Offenheit und Bürgernähe. Wir suchen für die Leitung unserer modern ausgestatteten Stadtbücherei mit zurzeit ca. 40.000 Medien zum frühestmöglichen Eintritt eine/n Dipl.-Bibliothekar/in (FH)/B.A. Bibliotheks- u. Informationsmanagement in Vollzeit, Stellenwert: EG 9 TVöD Das Aufgabengebiet umfasst die fachliche und organistorische Leitung der Stadtbücherei. Die strategische Weiterentwicklung, die Verantwortung für ein aktuelles und breites Medienangebot, die Öffentlichkeitsarbeit und der Ausbau und die Pflege der Kooperation mit Schulen und Kindertagesstätten gehören zu den wichtigsten Leitungsaufgaben. Nähere Informationen zum Aufgabenbereich und die fachlichen Ansprechpartnerinnen/ Ansprechpartner finden Sie im Internet unter www.ansbach.de (Ansbach aktuell/freie Stellen). Foto: pathdoc - Fotolia.com Bibliothek BuB Forum und Information Suchen Sie Verstärkung? Auf diesen Seiten könnte auch Ihre Stellenanzeige stehen. BuB: Das Branchenmagazin fürs Bibliothekswesen mit einer IVW-geprüften Auflage von 7.863 Exemplaren (4. Quartal 2015) Anzeigenverwaltung Annegret Kopecki / Telefon 07121 / 3491-16 / [email protected] Miriam Stotz / 0711 / 781988-34 / [email protected] 142 ANZEIGEN Ich will einen starken Verband im Rücken! Die Auswahl unserer T-Shirts »Supported by BIB« ist genauso facettenreich wie das Berufsbild, das durch den Berufsverband Information Bibliothek e. V. in all seiner Vielfalt dargestellt wird. 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Umschlagseite Gilgen Logistics AG, CH-Oberwangen, Seite 131 HESS Cash Systems GmbH & Co. KG, Magstadt, Seite 127 Missing Link, Intern. Versandbuchhandel, Bremen, Seite 88 Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Baden-Baden, Seite 83 NORIS Transportverpackung GmbH, Nürnberg, Seite 123 OCLC GmbH, Oberhaching, Titelseite papersave swiss, CH-Wimmis, Seite 79 Roldo Rent GmbH, Euskirchen, Seite 95 Schulz Speyer AG, Speyer, Seite 68 Spieltruhe, Oberammergau, Seite 71 Telelift GmbH, Maisach, Seite 129 Verlag Franz Vahlen GmbH, München, Seite 111 Zeutschel GmbH, Tübingen, Seite 90 f. BuB 68 02-03 /2016 BuB r de in a B I B i st es ua V d nd Aq Sta -1 im m A e en Eb Forum Bibliothek und Information Kontakt zur Redaktion: Bernd Schleh, Leitender Redakteur Telefon: 07121 / 3491-14 E-Mail: [email protected] Steffen Heizereder, Redakteur Telefon: 07121 / 3491-12 E-Mail: [email protected] Kontakt zur Anzeigenabteilung: Annegret Kopecki Telefon: 07121 / 3491-15 Fax: 07121 / 3491-34 E-Mail: [email protected] Miriam Stotz Telefon: 0 711 / 78 19 88-34 Fax: 0711 / 78 46-401 E-Mail: bub-mediaservice@ abomanagement.de 143 KLEINANZEIGEN Archivierung Bibliotheksmaterialien Bibliotheks- und Rollregale Lager-/Archivsysteme, Stand- und Rollregale Stöberboxen mauser Jetzt 5 % Neuheitenrabatt bis zum 31. 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