Februar/März 2016

Transcription

Februar/März 2016
EDITORIAL
Qualität und
verlässliche Regeln
Auch wenn die Teilnehmerzahlen in den vergangenen beiden
Jahren rückläufig waren, sind die jährlichen bibliothekarischen
Fachtagungen nach wie vor Mega-Veranstaltungen. Zum jetzigen
Bibliothekskongress in Leipzig (siehe hierzu den BuB-Schwerpunkt ab Seite 92) erwartet die Bundesvereinigung Bibliothek &
Information Deutschland (BID) vom 14. bis zum 17. März erneut
rund 3 000 Besucher. Der Boom hat freilich nicht nur Vorteile: Die
jährliche Organisation und Durchführung von Bibliothekskongress
beziehungsweise Bibliothekartag sind ein Kraftakt für die größtenteils ehrenamtlich arbeitenden bibliothekarischen Verbände.
Ohne die Hilfe eines professionellen Kongressdienstleisters wäre
die Veranstaltung längst nicht mehr zu stemmen. Bei den Tagungsorten kommen nur noch die ganz großen Kongresszentren
infrage – damit verbunden sind entsprechend hohe Preise. Allein
die Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft für den nächsten
Bibliothekartag 2017 in der Messestadt Frankfurt am Main dürfte
so manchem fortbildungswilligen Bibliothekar den Schweiß auf
die Stirn treiben.
Bei Kongressen spielen die Bibliothekare inzwischen in der
obersten Liga – ohne Sponsoring und Einbeziehung von kommerziellen Partnern läuft hier gar nichts: Bei der Firmenausstellung
in Leipzig werden 136 Unternehmen aus 10 Ländern auf rund
2 000 Quadratmetern ihre Produkte präsentieren, gegen satte
Standgebühren. Kein Wunder also, dass Unternehmen und Dienstleister auch beim Herzstück des Kongresses, dem Fachprogramm,
mitreden möchten. Was spricht zum Beispiel dagegen, wenn zum
aktuellen Leipziger Kongressmotto »Bibliotheksräume – real und
digital«, Architekten ihre praktischen Erfahrungen beitragen?
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es klare Regeln für die
Beteiligung von kommerziellen Partnern am Fachprogramm gibt.
Das ist derzeit bei Weitem nicht der Fall, wie das BuB-Streitgespräch zur Rolle von bibliothekarischen Dienstleistern bei Fachtagungen ab Seite 100 zeigt. Das Fazit des Wortgefechts weist
jedoch in die richtige Richtung: Für die Aufnahme eines Beitrags
ins Fachprogramm sollte einzig die Qualität zählen, das zugrunde
liegende Auswahlverfahren muss transparent sein und gängigen
Compliance-Richtlinien entsprechen.
Bernd Schleh, Leitender BuB-Redakteur
BuB 68 02-03 /2016
065
BuB
Forum Bibliothek
und Information
02-03 / 2016
FOYER
ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
069 Stadtbücherei Biberach macht
Medienrückgabe barrierefrei
Außenrückgabe 24 Stunden
nutzbar, an sieben Tagen der
Woche (Frank Raumel)
SCHWERPUNKT
BIBLIOTHEKSKONGRESS
LEIPZIG
Auf dem Bibliothekskongress in
Leipzig startet das dreijährige
Projekt »Partnerland USA 2016
–2019«. Welche Aktionen und
Chancen damit verbunden sind,
zeigt der aktuelle BuB-Schwerpunkt ab Seite 92. Darüber
hinaus gibt es jede Menge
Tipps und Informationen zum
bibliothekarischen Veranstaltungsprogramm, aber auch zu
Leipziger Attraktionen.
Beim Bibliothekskongress
treffen sich indes nicht nur die
Beschäftigten der Branche,
sondern auch die Dienstleister. Welche Rolle sie bei den
großen Fachtagungen spielen
sollen und dürfen, ist nicht klar
festgelegt. Das birgt Probleme,
wie das BuB-Streitgespräch
zu diesem brisanten Thema ab
Seite 100 zeigt.
Foto: viperagp – fotolia.com
Foto Titelseite: Leipziger Messe/Grubitzsch;
viperagp – fotolia.com
Fotos Inhaltsverzeichnis:
Stadtbibliothek Köln, VadimGuzhva – foto
lia.com, Stadtbibliothek Frankfurt am Main
066
071 US-Botschafter besucht
Stadt- und Regionalbibliothek
Frankfurt (Oder)
Seit 21 Jahren enge Kooperation /
Viele gemeinsame Veranstaltungen
(Sigrid Riedel)
072 Gemeinsam lernen und
sich engagieren
Neuer »sprachraum« der
Stadtbibliothek Köln eröffnet
(Annika Spelz, Markus Volz)
TAGUNGEN
081 Bibliotheken für alle
270 Besucher beim
4. Schleswig-Holsteinischen
Bibliothekstag (Andreas Teichert)
082 Den richtigen Ton treffen
Kompetent in Schulungen,
Besprechungen, Präsentationen /
19. BIB-Sommerkurs vom 21. bis
26. August im Kloster Höchst
(Thekla Heßler, Jens Winalke)
084NACHRICHTEN
089MARKT
LESESAAL
WISSEN FRAGT ... ?
074 Innere Stimmen, Engelszungen,
Weltsprachen
Auf einen Espresso mit dem
Sprachkünstler Frank Heibert zur
»Atmosphäre von Bibliotheken«
(Dirk Wissen)
BUB-LESERFORUM
076 Einzelne Medien müssen aus
Bibliotheken verbannt werden,
nicht Autoren
Erwiderungen auf Jan-Pieter
Barbians Kommentar »Die Grenzen
der Liberalität« (Martin Spieler)
SCHWERPUNKT:
BIBLIOTHEKSKONGRESS
LEIPZIG
092 Die transatlantischen
Beziehungen stärken
Das BII-Projekt »Partnerland USA
2016 – 2019« startet in Leipzig /
Zahlreiche Vorträge und Diskussionen (Guido Jansen, Susanne Riedel)
096 Alles deutsch, oder nicht?
Übersicht über deutsche Bibliotheksbestände in den Vereinigten
Staaten (Richard Hacken, Heidi
Madden, Brian Vetruba)
100 Transparenz, Gleichbehandlung
und Compliance-Regeln
gefordert
Ein Streitgespräch über die Rolle
von Dienstleistern bei bibliothekarischen Fachtagungen und in
Bibliotheksverbänden mit Julia
Bergmann, Hans-Joachim Wätjen
und Tom Becker
MAGAZIN
106 Blaue Stunde, viel Bewegung
und ein Festakt der
Lektoratskooperation
BIB-Veranstaltungen beim
Leipziger Bibliothekskongress /
Mitgliederversammlung am Montag
108 Programm-Tipp 1: Ausbildung ist
eine Investition in die Zukunft
Info-Veranstaltung des BIB gibt
Tipps zum Azubi-Recruiting /
Flyer als Argumentationshilfe
erschienen
ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
116 Eine Bibliothek als Erlebnisraum
Die Verbindung von physischen
und virtuellen Medienangeboten
in der neuen Zentralbibliothek
Duisburg (Jan-Pieter Barbian)
PRAXIS
122 Welche Richtung? – Jugendliche
erzählen ihre Geschichten in
Trickfilm
Multikulturelles Flüchtlingsprojekt: Stadtbibliothek Frankfurt
am Main veranstaltet erfolgreich
Trickfilm-Workshop mit geflüchteten Jugendlichen (Tanja Schmidt,
Silke Schumann)
109 Programm-Tipp 2: Die
Bücherhallen-Angebote für
Flüchtlinge im Praxistest
Erfahrungen aus eineinhalb
Jahren Flüchtlingsarbeit
(Anne Barckow)
110 Programm-Tipp 3: Workshop
»Handbuch für Science 2.0 und
Open Space«
Interessengemeinschaft soll auf
dem Bibliothekskongress etabliert
werden (Guido Scherp)
112 Leipziger Bibliotheken: Geheimtipps, Schmuckstücke und Exoten
114 Neo Rauch, Sächsische
Kartoffelsuppe und ein Blick
ins Great Barrier Reef
Leipzig hat viel zu bieten – Tipps
für kulturelle und kulinarische
Abstecher (Annegret Kopecki)
BuB 68 02-03 /2016
FACHLITERATUR
130Vom »Paradise Lost« zur »Brave
New World«
Eine Leipziger Zeitreise von 1914
bis 2114 (Peter Vodosek)
132 Paradigmenwechsel in der
Bibliometrie
Ergänzung durch Altmetrics
(Tillmann Tegeler)
133 NEUE FACHLITERATUR
BLICKPUNKT INTERNET
134 Ressourcen für die
Flüchtlingsarbeit
Wo findet man verfügbare
Informationen und Lernmaterial?
(Jürgen Plieninger)
AUS DEM
BERUFSVERBAND
135Landesgruppen
126 »Vermittlung von Informationskompetenz« im Studium: Herausforderungen und Möglichkeiten
Enge Kooperation von TH Köln mit
Öffentlichen Bibliotheken in NRW
/ Studierende sollen Kompetenz
zur Veranstaltung von Schulungen
erwerben (Inka Tappenbeck)
136Bundesvorstand
138 Tagesordnung MV Leipzig
065 EDITORIAL
077 IMPRESSUM
140 SUMMARY / RESUME
142STELLENANZEIGEN
144 KLEINANZEIGEN
067
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068
FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
Stadtbücherei Biberach macht
Medienrückgabe
barrierefrei
Außenrückgabe 24 Stunden nutzbar, an sieben Tagen der Woche
Seit der Umstellung auf RFID
2007/2008 verfügt die Stadtbücherei Biberach über zwei Medienrückgabemöglichkeiten: eine Innenrückgabe, die während der Öffnungszeiten zugänglich ist und zusätzlich eine
Außenrückgabe, die rund um die Uhr
geöffnet hat. Bei stetig steigenden
Ausleihzahlen sollte nun die Nutzung
der Außenrückgabe durch volle Barrierefreiheit gefördert werden, um
Wartezeiten an der Innenrückgabe zu
reduzieren bzw. zu vermeiden.
Um 4,7 Prozent auf knapp 610 000 waren die Ausleihen im Medien- und Informationszentrum Stadtbücherei Biberach 2014 gestiegen. Abzüglich zweier
Zweigstellen entfielen auf die Zentrale
auf dem Viehmarktplatz in der Stadtmitte von Biberach 588 000 Ausleihen,
die abzüglich der E-Book-Ausleihen und
der Verlängerungen zu einem Rücklauf von etwa 340 000 Medien­einheiten
führten – im Durchschnitt etwa 1 400
Medien­
r ückgaben je Öffnungstag.
Glücklicherweise übernahm die Außenrückgabe, die rund um die Uhr zugänglich ist, bereits 16,6 Prozent dieser Menge, sodass sich Warteschlangen
an der einzigen Alternative weitgehend
vermeiden ließen. Um aber die Akzeptanz dieses 7x24-Stunden-Services weiter zu erhöhen, sollten möglichst alle
Barrieren abgebaut werden.
Außenschalter gut erreichbar
Der Außenschalter ist bereits gut erreichbar: ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder
Roller, mit dem Kinderwagen oder im
Rollstuhl – lediglich Autos sind auf dem
Viehmarktplatz ausgeschlossen. Die Anleitung der Kunden erfolgte bislang über
eine textgebundene Bildschirmführung,
BuB 68 02-03 /2016
die jedoch bei einstrahlender Sonne und
für sehbehinderte Menschen nur schwer
lesbar war. Hier schafft jetzt eine Ansage Abhilfe, die bei Annäherung (Lichtschranke) ertönt. Sie erklärt dem Kunden, wie die Rückgabe funktioniert.
Damit die Sicherungsscheibe den
Zugang freigibt, muss ein Medium an
aus Sicherheitsgründen geschlossen bleibt. Wird die Ansage durch den
Bewegungsmelder gestartet, läuft sie
komplett durch, es sei denn der Kunde
beginnt mit der Rückgabe von Medien:
Sobald sich das Transportband in Bewegung setzt, stoppt die Ansage. Ein wählbares Time-Out stellt sicher, dass die
Ausgeliehene Medien können in der Stadtbücherei Biberach an der Riß rund um die Uhr
zurückgegeben werden – und das barrierefrei. Foto: Stadtbücherei Biberach an der Riß
den grünen Punkt gehalten werden.
Wenn die Medien danach einzeln auf
das Transportband gelegt werden, werden sie automatisch eingezogen, rückgebucht, gesichert und vorsortiert. In Zusammenarbeit mit der Firma Easycheck
wurde die Anlage eingebaut. Sie besteht
aus einem Lautsprecher, einem Bewegungsmelder und dem Sprachmodul.
Die Ansage wird einfach am PC im
MP3- oder WAV-Format aufgenommen.
Dafür reicht das Mikrofon einer Webcam. Anschließend speichert man die
Datei in einen Ordner an der Rückgabe.
So können auch unterschiedliche Ansagen leicht ausgetauscht werden, wenn
beispielsweise an Silvester die Rückgabe
Ansage während der Rückgabe nicht erneut startet.
Barrieren werden abgebaut
Mit dieser Verbesserung macht die
Stadtbücherei in Biberach an der Riß
ihre Serviceangebote noch besser zugänglich und trägt dazu bei, Barrieren
weiter abzubauen. Gewünschter Nebeneffekt ist dabei natürlich auch die
weitere Verlagerung der Rückgaben auf
das 7x24-Stunden-Modul.
Frank Raumel,
Stadtbücherei Biberach an der Riß
069
Bei den Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung
und Rechtspflege in Bayern, Fachbereich Bibliothekswesen (FHVR),
erhält jeder Jahrgang die Möglichkeit, für eine Woche ausländische
Bibliotheken zu bereisen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede
zu den Praktikumsbibliotheken in Deutschland zu entdecken. Im
vergangenen Jahr nutzte der Jahrgang QE3 Bibl. 2013/2016 die Chance, um Tschechien näher kennenzulernen – unter anderem konnte
dabei der moderne Neubau der Technischen Nationalbibliothek in
Prag besichtigt werden. Fotos: Lothar Hellfritsch
070
FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
US-Botschafter besucht
Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder)
Seit 21 Jahren enge Kooperation / Viele gemeinsame Veranstaltungen
Der Besuch des US-Botschafters John
B. Emerson am 2. Dezember 2015
sorgte in der Stadt Frankfurt (Oder)
für einigen Wirbel, zumal die Ankündigung recht kurzfristig erfolgte.
Große Verwunderung erregte auch
sein Wunsch, der Stadt- und Regionalbibliothek einen Besuch abzustatten. Doch galt sein Interesse am Haus
zwischen Rathaus und Marienkirche
einer zentralen Kultureinrichtung der
Stadt. Es auch bereits die dritte Visite
eines US-amerikanischen Botschafters in der Bibliothek.
Seit 1994 bestehen intensive Kontakte
zwischen der US-Botschaft und der Stadtund Regionalbibliothek Frankfurt (Oder)
– auf Initiative des damaligen »Amerika­
hauses« in Berlin. Angefangen hatte alles
in den 90er-Jahren mit der Übernahme
von circa 1 000 amerikanischen Büchern
einer Truppenbibliothek, die nach dem Abzug der amerikanischen Militärverbände
aufgelöst wurde. Seit dieser Zeit bestehen
intensive Kooperationsbeziehungen zur
amerikanischen Botschaft, die gemeinsame Veranstaltungen, Einladungen und
regelmäßige großzügige Zuwendungen
für Medien, Technik und Veranstaltungen
zur Folge haben. So bekam zuletzt der Onleihe-Verbund-Brandenburg, dem auch
die Frankfurter Stadtbibliothek angehört,
eine größere Spende für die Anschaffung
zahlreicher neuer englischsprachiger
Gespräch mit den Mitarbeiterinnen sowie Gästen hob Botschafter Emerson die
Wichtigkeit hervor, Flüchtlinge und Neubürger in die Stadt und das gesellschaftliche Leben zu integrieren. Dabei könnten gerade Bibliotheken mit ihrem Medienbestand, ihren Web-Angeboten sowie
als Aufenthaltsort einen wichtigen Beitrag leisten. Als Geschenk überreichte
er schließlich einen Klassensatz von 30
Exemplaren des Workbooks »Deutschkurs für Asylbewerber« an die Bibliothek. Auch für das nächste Jahr wurde
bereits ein neues Projekt geplant: Jeremy
Fowler, Mitarbeiter der US-Botschaft, bot
an, nach Frankfurt zu kommen und vor
Schülern einen Vortrag zu halten, mit
US-Botschafter John B. Emerson erhält eine »Lesestart«-Tasche von Evelyn Kanig, Leiterin der
Kinderbibliothek (rechts) und der komm. Bibliotheksleiterin Sigrid Riedel. Foto: Hartmut Kelm
Medien für die e-Ausleihe sowie Mittel für
die zugehörige Präsentationstechnik und
für Veranstaltungen.
Bei seinem Besuch in der Frankfurter Bibliothek und dem anschließenden
anschließender Diskussion zum Thema
»Amerikanische Außenpolitik«.
Sigrid Riedel, Kommissarische
Leiterin der Stadt- und
Regionalbibliothek Frankfurt (Oder)
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BuB 68 02-03 /2016
071
Engagiert im neuen »sprachraum«: die studentische Gruppe »Weitblick«. Foto: Stadtbibliothek Köln
Gemeinsam lernen und sich engagieren
Neuer »sprachraum« der Stadtbibliothek Köln eröffnet
Der sogenannte »sprachraum«, nur
wenige Meter von der Kölner Zentralbibliothek entfernt, ist ein frei zugänglicher Begegnungs- und Lernort für Menschen unterschiedlichster
Herkunft – ein Treffpunkt für alle, die
am interkulturellen Austausch interessiert sind und neue Ideen entwickeln wollen. Der »sprachraum« wendet sich besonders an die zahlreichen
Willkommensinitiativen, die sich im
Bereich der Flüchtlingsarbeit engagieren. In Zusammenarbeit mit den
Initiativen soll ein vielfältiges Veranstaltungsangebot entstehen. Dazu gehören zum Beispiel die aktive Vermittlung der Lernmöglichkeiten in der
Bibliothek, niederschwellige Erstinformation, themenbezogene Beratungsangebote, Hausaufgabenhilfe
sowie mehrsprachige Lesungen für
Flüchtlingskinder.
072
Im Rahmen einer kleinen AusstelMehr als 120 Besucher sind am 30. Nolung wurden auch Porträtaufnahmen
vember vergangenen Jahres zur Eröffdes Fotografen Martin Lilkendey genung in den neuen »sprachraum« der
zeigt, die er in einem
Stadtbibliothek Köln
gekommen. Die Er- Die Stadtbibliothek steht Kölner Flüchtlingsheim
öffnung wurde gleich in intensivem Austausch aufgenommen hat und
die für den »sprachzu einem lebendigen
mit Ehrenamtlichen,
raum« erworben wurMarktplatz der Projekte
die sich für Flüchtlinge
den. Ausgestattet mit
und Ideen: Eine Schüengagieren. Regelmäßig Gruppen- und Einlergruppe stellte eine
von ihnen entwickelte finden für diese Zielgrup- zelarbeitsplätzen, eipe Informationsveranner Leselounge, einem
App für FlüchtlingsPräsenzbestand mit
kinder vor, die Initiatostaltungen statt.
Deutsch-Lernmateriarinnen von »Welcome
lien, Alphabetisierungs-Studio, PCs, Begrooves«, einem Audiosprachkurs mit
amer sowie CD-Hörstationen bietet sich
Musik, testeten zusammen mit Flüchthier die Möglichkeit des gemeinsamen
lingen das neue Angebot, die Lerntanund individuellen Lernens. Der »sprachdems für Flüchtlinge berichteten von ihraum« wird in enger räumlicher und orren Erfahrungen und auch das Projekt
ganisatorischer Anbindung zur Zentralder »Community Reporter« mit Videobibliothek von etwa 20 Ehrenamtlichen
tutorials für Flüchtlinge stieß auf grobetreut. Sie geben Erstorientierung,
ßes Interesse.
FOYER ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
beraten die Besucher bei der Auswahl
der digitalen Sprachangebote und informieren die Lernpaten über die interkulturellen Angebote der Stadtbibliothek.
Der »sprachraum« fungiert als Treffpunkt, Lernort und Ausgangspunkt für
gemeinsames Engagement. Hier gibt es
offene Angebote mit unterschiedlichen
Schwerpunkten: Spielend Deutsch lernen, Gesprächskreise und Lerntandems.
Außerhalb der Öffnungszeiten steht der
Raum für Lerngruppen und Willkommens-Initiativen zur Verfügung. Ihnen
gemeinsam ist das persönliche Engagement, die Kreativität und die Freude an
der Kommunikation.
Der »sprachraum« befindet sich im
Erdgeschoss der Kölner Volkshochschule
(VHS), direkt gegenüber der Stadtbibliothek, und es bietet sich für die zahlreichen Integrationskurse der VHS an,
Präsenzbestand von Deutschlernmaterialien zu nutzen. Der »sprachraum«
ist jetzt auch Start- und Begrüßungsort für die zahlreichen Teilnehmer des
Bibliotheksprogramms für Integrationskurse »BI-IN«.
Praktikumsplätze und Veranstaltungen
Die Stadtbibliothek steht in intensivem
Austausch mit Ehrenamtlichen, die sich
für Flüchtlinge engagieren. Regelmäßig
finden für diese Zielgruppe Informationsveranstaltungen zu Themen wie
Gesundheit, Beruf und Deutsch unterrichten statt. Die Stadtbibliothek stellt
ihre Angebote aber auch vor Ort, in den
Flüchtlingsheimen, vor.
Die Bibliothek wird auch einen Beitrag zur beruflichen Integration junger Flüchtlinge leisten – ein Thema,
dem sich Bibliotheken in der nächsten Zeit verstärkt zuwenden werden.
Der erste Schritt sind mehrwöchige
Schnupperpraktika.
Das neu gegründete »forum io« (integration online) geht ganz praktisch
der Frage nach, wie digitale Angebote
für eine nachhaltige Willkommenskultur
und Integration genutzt werden können.
Das Forum ist als Veranstaltungsreihe
konzipiert und verfolgt das Ziel, unterschiedliche Initiativen an einem zentralen Ort, der Kölner Stadtbibliothek,
sinnvoll zu vernetzen.
Annika Spelz, Markus Volz;
Stadtbibliothek Köln
Kontakt und Öffnungszeiten
Der »sprachraum« ist Montag
bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und
Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten kann der Raum auch von den
jeweiligen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern genutzt werden. – Kontakt:
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BuB 68 02-03 /2016
073
FOYER WISSEN FRAGT ...?
Innere Stimmen,
Engelszungen, Weltsprachen
Auf einen Espresso mit dem Sprachkünstler amerikanischer,
französischer, italienischer und portugiesischer Übersetzungen,
Frank Heibert, zur »Atmosphäre von Bibliotheken«
Es gibt Großstadtbibliotheken, die
sammeln, um ein maximales Wissen,
das in die Tiefe geht, zu bieten, und
ländliche Kleinstadtbibliotheken,
deren Angebote in die Breite gehen,
um die Grundbedürfnisse zu bedienen. Das sagt Frank Heibert, der sich
als vielsprachiger Übersetzer, unter
anderem von Amos Oz, Yasmina Reza
und Boris Vian einen Namen gemacht
hat. Er sticht aber auch hervor mit
seinen amerikanischen Bestseller­
übersetzungen von Don DeLillo, William Faulkner und Richard Ford, was
nicht ganz unpassend zum diesjährigen Gastland USA des Leipziger Bibliothekskongresses ist.
Auf einen Espresso mit Frank Heibert.
Dirk Wissen: Sie übersetzen Literatur aus vier verschiedenen Sprachen
– um hierbei die richtige Wortwahl zu
finden, hören Sie eher auf Ihre innere
Stimme oder vertrauen sie mehr der
Recherche?
Frank Heibert: Übersetzer gehen immer parallele Wege – die innere
Stimme ist wichtig, doch die Recherche
ist genau so wichtig, wenn ich bestimmte
Dinge nicht zuordnen kann oder nicht
verstehe, wie zum Beispiel bestimmtes Fachwissen oder Landeskundliches.
Da gehe ich in das eigene Zimmer voller Wörterbücher, zu Muttersprachlern,
074
dann zu Fachleuten. So fragte ich mal
den dienstältesten Leuchtturmwärter
Deutschlands, ob er mir eine bestimmte
alte Lampe benennen könnte, denn dies
konnte ich nirgends recherchieren. Mein
erster Weg geht somit zuerst zu den lebendigen Stimmen, zu den Menschen,
die bestimmte Erfahrungen haben. Und
ich gehe in Bibliotheken, wenn ich Nachschlagewerke benötige oder wenn es Zitate im Text gibt, die ich nicht zuordnen
kann. Und parallel dazu höre ich immer
auf meine innere Stimme, die auf die
Stimme des Autors antwortet.
Recherchieren Sie hierzu in speziellen Bibliotheken, die Sie von ihrer Atmosphäre her gerne nutzen?
Dazu fahre ich sehr gerne in die StaBi
am Potsdamer Platz, weil diese sehr viele
Nachschlagewerke vereinigt. Diese Bibliothek mag ich sowohl von innen wie außen gerne. Und es gibt die großartige Bibliothek des Europäischen Übersetzer-Kollegiums in Straelen am Niederrhein. Die
hat alles, sowohl alle Wörterbücher, als
auch Spezialnachschlagewerke. Und an
dieser Bibliothek liebe ich nicht nur das
Angebot der Bücher, sondern besonders
auch den Raum. Für mich ist in einer
Bibliothek wahnsinnig wichtig, welche
Wi
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ss
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? ? ...?
Staatsbibliothek zu Berlin
Lichtverhältnisse bestehen. Die Bibliothek erhielt bei ihrem Umbau einen kleinen Innenhof, ein Atrium mit Glaskuppel, durch die tolles Licht hineinkommt.
Wenn man an den Arbeitsplätzen entlang
der Brüstungen dieses Innenhofs sitzt,
guckt man in dieses tolle Licht, schaut
quasi in den Himmel und kann die anderen Kollegen da und da arbeiten sehen
und ist dennoch für sich.
Wenn Sie in einer Bibliothek sitzen,
um zu lesen, zu schreiben, um zu
übersetzen, fühlen Sie sich dann umringt von »Stimmen aus allen Erdteilen und allen Zeiten«?
Bei diesem Bild fällt mir natürlich
wieder die StaBi und der Wenders-Film
ein, doch gibt es dort für mich nicht einen Ort, an dem ich mich regelmäßig
hinsetze, um auf Stimmen zu hören. Ich
wechsle jedes Mal den Arbeitsplatz, nutze
diese Bibliothek ganz pragmatisch. Wo
bekomme ich das Buch her? Und habe ich
es, setze ich mich an den nächsten freien
Platz in der Nähe der Ausgabe. Und dann
zack und fertig und wieder raus.
Als Übersetzer so vieler Sprachen müssen Sie Engelszungen haben, sonst
wäre es Ihnen doch aus Babelsgründen
Die Staatsbibliothek zu Berlin: Kulisse für den Film »Der Himmel über Berlin« von Wim Wenders.
FOYER WISSEN FRAGT ...?
verwehrt, so viele Sprachen übersetzen zu können?
Ja und nein. Ich habe tatsächlich das
Gefühl, in jeder dieser Sprachen, ohne
jeden Anflug von Schizophrenie, ein Anderer zu sein. Ich will das gar nicht mystifizieren, aber wenn ich mich auf den
Klang einlasse, also wenn ich andere
Intonationen und Rhythmen einer Sprache lese bzw. spreche, höre ich diese innerlich und bin mit dem inneren Ohr
ein Anderer. So rufen die Sprachen unterschiedliche Charakterseiten in mir
ab. Im Grunde sind wir Übersetzer Papageien, die alles, was uns in einer anderen Sprache vorgesprochen wird, in unserer eigenen nachsprechen. Hierzu ist
der Klang der Sprache sehr wichtig. Ja,
und Sie haben recht, das hat etwas davon, »in einer anderen Zunge« bzw. mit
Ihre Meinung: Wie können Bibliotheken im
ländlichen Raum gestärkt werden? Schreiben
Sie an: [email protected]
DABIS_A5_quer_cl_mit_Termin.pdf
18.01.2016
einer anderen Stimme zu reden, denn
ein Richard Ford ist kein Don DeLillo.
Die haben verschiedene Stimmen, die
beim Lesen nicht gleich klingen dürfen.
Im Prinzip soll dadurch die Handschrift
bzw. die Stimme des Autors hervorgebracht werden, und dieses Prinzip verfolge ich, seit ich mit circa 20 Jahren mit
dem Übersetzen begann.
Sie sind in Kleinstädten, in ländlichen Gegenden aufgewachsen – welchen Unterschied haben Sie zwischen
Großstadt- und Kleinstadtbibliotheken erfahren?
Großstadtbibliotheken erfüllen zwei
Funktionen: Zum einen sammeln sie,
um damit ein Maximum an Bibliotheks­
angebot zu bieten. Ihre zweite Funktion
ist Spezialisierung für ein ganz bestimmtes Fachgebiet, für das sonst niemand extra zum Beispiel nach Straelen fahren
würde. Bibliotheken in kleineren Städten
haben hingegen die Funktion, als einzige
ihren weiteren Umkreis zu bedienen, weshalb sie nicht so sehr in die Tiefe, sondern
eher in die Breite gehen. In meiner Kindheit lebte ich in typischen 25 000-Einwohner-Städtchen, die bis heute in ihrem Einzugsbereich eigenständig funktionieren
müssen, mit entsprechend hoher gesellschaftlicher Bedeutung vor Ort, weshalb
diese Büchereien ein Anziehungspunkt
waren und sicher noch sind und entsprechend gestärkt werden sollten.
Herr Heibert, ich danke Ihnen.
Und was sagen Sie als Schriftstellerin Frau Zeh: Wie können
Bibliotheken im ländlichen
Raum gestärkt werden?
Mehr dazu in der nächsten Folge von
»Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen
16:21:27
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BuB 68 02-03 /2016
075
FOYER LESERFORUM
Das BuB-Leserforum:
Teilen Sie uns Ihre Meinung mit!
In der Januar-Ausgabe von BuB hat sich Jan-Pieter Barbian, Leiter der Stadtbibliothek Duisburg, in einem Kommentar dafür
ausgesprochen, Bücher rassistischer und rechtspopulistischer Autoren aus dem Bestand Öffentlicher Bibliotheken auszusondern. Der Kommentar sei eine bewusste Provokation gewesen, sagt Barbian, mit dem Ziel, eine Diskussion über Inhalte
und ethische Grundfragen des Berufsstandes anzuregen. Mehrere Leserbriefe zu diesem Thema haben die Redaktion von
BuB erreicht.
BuB versteht sich als Forum für alle Beschäftigten in Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Insbesondere zu kritischen Themen erreichen die Redaktion immer wieder Leserbriefe und Diskussionsbeiträge. Diese sind gerne willkommen.
Bitte senden Sie Ihre Stellungnahmen direkt an die Redaktion in Reutlingen unter [email protected]. Diese sollten maximal
4 000 Zeichen umfassen. Längere Leserbriefe können nur in Ausnahmefällen abgedruckt werden. Die Redaktion behält sich
Kürzungen vor.
Einzelne Medien müssen aus Bibliotheken
verbannt werden, nicht Autoren
Erwiderung auf Jan-Pieter Barbians Kommentar »Die Grenzen der Liberalität«, BuB 1/2016
Zum Artikel »Die Grenzen der Liberalität« von Jan-Pieter Barbian in der
Januar-Ausgabe 2016, Seite 5, hat die
BuB-Redaktion folgende Zuschrift
von Martin Spieler erreicht.
Am Beispiel des Autors Akif Pirinçci
stößt Herr Barbian eine längst überfällige Diskussion darüber an, wie sich unser Berufsstand, wie sich Öffentliche
Bibliotheken, in meinen Augen aber auch
Institutionen und Dienstleister wie zum
Beispiel die ekz, gegenüber »fragwürdigen« Werken – und gegenüber deren Autoren – aufstellen können und sollen. Anhand einiger Beispiele legt er schlüssig
dar, wo sich Autoren oder Musiker in der
Vergangenheit in einem Grenzbereich
bewegt haben, die eine mit Bestandsauswahl betraute Bibliothekarin unweigerlich mit der Frage konfrontiert: »Soll ich
so etwas, soll ich von so jemandem etwas
in den Bestand nehmen?«
Hinsichtlich der Werke teile ich seine
Argumentation. Die durch das Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit wird
076
nicht nur durch benannte Ausnahmen
eingeschränkt. Sie darf meines Erachtens auch nicht als Generalvollmacht
verstanden werden, jegliches Medium
kritiklos einzustellen, nur deshalb, weil
es nicht verboten beziehungsweise indiziert worden ist. Bibliotheken müssen
sich aufgrund ihres begrenzten Etats
bei der Erwerbung ohnehin beschränken. Es ist gängige Praxis – oder sie sollte
es sein – in Bibliotheken, diese Medienauswahl nicht alleine an zu erwartenden Ausleihzahlen oder Leserwünschen
auszurichten, sondern auch anderen
Aspekten wie zum Beispiel Ausgewogenheit nach Themen und Standpunkten ausreichend Platz einzuräumen.
Inwieweit dies ausreichend und gewissenhaft getan wird, das ist eine andere
und schwerlich im Konsens zu beantwortende Frage. Ausgewogenheit muss
nicht bedeuten, das gesamte Spektrum
von zum Beispiel extrem links bis zu extrem rechts abbilden zu müssen. Es erscheint mir legitim, solche Medien zu
benachteiligen, die sich zum Beispiel
grob verfälschender, verzerrender, diskriminierender, beleidigender, ehrverletzender, extrem polemischer oder
verfassungfeindlicher Sprache und/
oder Argumentation bedienen.
Entgleisungen und mehr
Und schon drohen wir, in die Falle zu
tappen: Was die eine Person als beleidigend empfinden wird, lässt eine zweite
Person kalt. Der eine wird jenes Buch als
»extrem verzerrend« einstufen, welches
der Kollege – oder Leserinnen und Leser – als »erfrischend unkonventionell«
empfindet. Im Falle Pirinçcis können
wir getrost nicht mehr nur von »Entgleisungen«, was dem Wort nach eine Ausnahmesituation beschreibt, sondern von
wiederholten, absichtlichen und rücksichtslosen Off-Road-Fahrten durch
unsere Gefühls-, Geschmacks- und Werte-Landschaft sprechen. Immerhin: Mit
dem Grundgesetz und dem Strafrecht
gibt es einige »rote Linien«. Und mit
FOYER LESERFORUM
Feuilleton, Rezensionen und Besprechungsdiensten weitere Instrumente,
die uns behilflich sein können, ohne
deshalb der Naivität zu verfallen, jede
Neuerscheinung angemessen bewerten zu können. Dass wir eine gewisse
Spannweite bei der Toleranz gegenüber
problematischen Medien in Beständen
Öffentlicher Bibliotheken haben, liegt
in der Natur der Sache und ist auch ein
Ausdruck von Meinungsfreiheit und
-vielfalt. Schon alleine die Bestimmung,
welches Medium überhaupt problematisch ist, ist an sich schon problematisch.
Pirinçcis Bücher »Deutschland von Sinnen« oder »Die große Verschwulung«
nicht anzuschaffen beziehungsweise aus
Beständen zu entfernen, unterstütze ich,
genauso wie Absagen von Lesungen aus
diesen Büchern oder Diskussionsrunden mit dem Autor, sei es im Buchhandel oder sonst wo.
Sind wir so sicher, nicht auch
Medien anderer menschenverachtender und demokratiefeindlicher Personen zu
beherbergen? Wo ziehen wir
die Grenze, wenn nicht beim
Werk selbst?
Eine Stufe weiter ging das Lektorat und
die Leitung der Stadtbibliothek Duisburg, vermutlich auch anderer Bibliotheken, das gesamte Werk Pirinçcis
aus dem Bestand zu verbannen – eine
Maßnahme, die ich in aller Schärfe und
Unmissverständlichkeit kritisiere. Begründet wird dies mit den Äußerungen
Pirinçcis, mit denen dieser sich – in den
Augen der Duisburger Kolleginnen und
Kollegen – quasi zur persona non grata
der Stadtbibliothek Duisburg erklärt
habe.
Herr Barbian erläutert in BuB: »Im
Falle von Pirinçci gibt es keine Trennung zwischen dem Autor ‚harmloser‘
Katzenkriminalromane und dem Autor
politisch fragwürdiger und abzulehnender ‚Sachbücher‘«.
Das heißt, seine Äußerungen in
Dresden und – wie ich annehme – jene
in seinem Buch »Deutschland von Sinnen«, die viele Kolleginnen, mich
BuB 68 02-03 /2016
eingeschlossen, anwidern, werden nun
seinen Katzenromanen zum Verhängnis, obwohl inhaltlich keinerlei Zusammenhänge existieren. Das hat überhaupt
nichts mit Sachlichkeit, Toleranz und
Liberalismus zu tun, die ich in Deutschland schätze.
Vielmehr wird alleine die Urheberschaft zum Anlass genommen, eine Person auf den »Duisburger Bibliotheksindex« zu setzen. So nobel die Absichten
der Stadtbibliothek Duisburg sein mögen, sie können leicht den Eindruck
erwecken, der Autor solle bestraft werden, und zwar nicht nur hinsichtlich
Neuanschaffungen, sondern auch rückwirkend durch die Verbannung harmloser Titel aus dem Bestand.
Auch dafür wird eine Begründung
geliefert: »Das Lektorat und die Leitung waren sich einig, dass Bücher
von menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Autoren nichts in
den Beständen einer Öffentlichen Bibliothek zu suchen haben.« Entscheidend ist also nicht, dass ein Titel selbst
menschenverachtend oder demokratiefeindlich sei, sondern eine entsprechende Gesinnung des Urhebers reicht
aus. Oder muss zur Gesinnung eine entsprechende Äußerung hinzukommen?
Oder muss eine solche Äußerung zusätzlich besonders verletzend oder herabwürdigend sein? Dürfen wir dann
akademisch oder vornehm kaschierten Fremdenhass, Islam- oder Homophobie, Antisemitismus und Rassismus
gnädiger bewerten, obwohl er in der
Forderung und Konsequenz vielleicht
gravierender ist?
Führen wir diese Denk- und Handlungsweise konsequent weiter – auch
mit einem gewissen Augenzwinkern:
Bibliothek
BuB Forum
und Information
– Sollte Pirinçci es nochmals schaffen,
einen gelungenen Roman zu publizieren vielleicht sogar einen Bestseller –
was ihm auf Grund seiner gesellschaftlichen Ächtung schwer fallen wird – sehe
ich spannende Diskussionen mit Leser­
Innen voraus, nicht nur in Duisburg.
Vielleicht kann Pirinçci diesen Zustand
aber heilen? Vielleicht wird er eines Tages wieder vernünftig, revidiert und bereut seine Aussagen? Sind seine Katzenkrimis dann wieder im Bestand?
Erscheinungsweise
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte:
Februar/März und August/September)
Fachzeitschrift des BIB
Berufsverband Information Bibliothek e.V.
68. Jahrgang, Nr. 2-3, Februar/März 2016
ISSN 1869-1137
Herausgeber (institutionell) / Eigenverlag
Berufsverband Information Bibliothek (BIB)
Gartenstraße 18 · 72764 Reutlingen
Herausgeber (fachlich)
Olaf Eigenbrodt, Hamburg
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Dr. Dirk Wissen, Berlin
Redaktionsbeirat
Dale S. Askey, Mc Master Univ. Library, Hamilton, Ontario · Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Freiburg im
Breisgau und Essen · Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal · Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen · Walburgis Fehners, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven · Dr. Georg Ruppelt,
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische
Landesbibliothek, Hannover · Barbara Schleihagen,
Deutscher Bibliotheksverband, Berlin · Prof. Corenlia
Vonhof, Hochschule der Medien, Stuttgart · Dr. Harald
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Redaktion
Postfach 13 24 · 72703 Reutlingen
Telefon (07121) 34 91-0 / E-Mail: [email protected]
Redaktion: Bernd Schleh (verantwortlich, slh)
und Steffen Heizereder (hei)
Rezensionen: Dr. Jürgen Plieninger
Aus dem Berufsverband: Katrin Lück
Anzeigen
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Mail: [email protected], Tel: 07121/3491-16
Miriam Stotz
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Tel: 0711/781988-34
Druck und Vertrieb
Winkhardt Print & Mail
Ernsthaldenstraße 53, 70565 Stuttgart
verbreitete Auflage
7863 Exemplare (4. Quartal 2015)
Datenschutzbeauftragte
Regina Störk
Preis
je Heft € 14, jährlich € 94, ermäßigt € 47,Preise einschließlich MwSt. und zzgl. Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im
Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis
jeweils 15. November.
Redaktionsschluss für Heft 5/2016: 29. März
Anzeigenschluss für Heft 5/2016: 4. April
077
FOYER LESERFORUM
– Wir müssen hoffen, so gering die Wahrscheinlichkeit auch ist, dass nicht Cornelia Funke und J.K. Rowling in späteren
Jahren krude Ansichten entwickeln und
entsprechende Meinungen von sich geben. Harry Potter und Tintenherz wären
in ihrer Bibliotheksexistenz bedroht!
– Sind wir so sicher, nicht auch Medien
anderer menschenverachtender und demokratiefeindlicher Personen zu beherbergen? Wo ziehen wir die Grenze, wenn
nicht beim Werk selbst? Inwieweit ist
Tom Cruise als bedeutender Akteur und
Agitator von Scientology, eine von vielen Menschen als menschenverachtend
und demokratiefeindlich eingestufte Organisation, betroffen? Entfernen wir alle
Filme, in denen er mitgespielt hat oder
reicht es aus, jene zu verbannen, in denen er Regie führte? Beginnen wir mit
einer »Säuberungsaktion« rein sachlich
oder reagieren wir nur auf Einzelfälle,
wenn die medialen Wellen besonders
hoch schlagen?
Die Kolleginnen und Kollegen in
Duisburg und anderswo liefern mit solchen Maßnahmen unbeabsichtigt auch
jenen Kritikern weitere Belege dafür,
dass in unserem Land nicht nur die Meinungsfreiheit bedroht sei (sogenannte
»unbequeme und system-nonkonforme
Wahrheiten« würden durch »gleichgeschaltete Lügenpresse« unterdrückt),
sondern Autoren auch über ihre an
sich kritisierten Behauptungen hinaus
drangsaliert werden.
Die Stadtbibliothek Duisburg untermauert ihre eigene Position mit der
Begründung der Verlage Heyne, Goldmann und Diana, Pirinçcis Bücher aus
ihrem Programm zu nehmen. Mir scheinen die Motive von Verlagen und Bibliothek doch höchst unterschiedlich zu
sein. Erstgenannte, die sich auf den angeblichen »Schutz von Demokratie und
Menschenrechte« berufen, handeln
vermutlich mehr aus wirtschaftlichen
und verlagspolitischen Interessen. Einen Autor wie Pirinçci im Augenblick
Ich sehe eine wachsende Verantwortung bei den Bibliotheken,
sich durch entsprechende Bestandsauswahl gegen jene Medien
zu entscheiden, die sich durch Verrohung von Sprache, durch
Intoleranz und Simplifizierung komplexer Zusammenhänge von
selbst disqualifizieren.
– Etliche Kleriker, Politiker und Machthabende äußern sich offen homophob,
frauenfeindlich oder in anderer Weise
menschenverachtend, kommen aus Kulturen oder leben und arbeiten in Organisationen, die antidemokratisch sind.
Und die sich positiv dazu bekennen! Wer
von ihnen – sofern sie als Autoren in Erscheinung treten – ist ein Fall für unsere
Bestandsbereinigung?
– Wenn »Bücher von menschenverachtenden und demokratiefeindlichen
Autoren«, unabhängig von ihrem Inhalt,
nichts in Öffentlichen Bibliotheken verloren haben, was ist mit den Autoren
selbst? Bekommt Pirinçci dann Hausverbot, wenn er als unangemeldeter Besucher die Stadtbibliothek Duisburg betritt, obwohl er bei einem solchen Besuch nur herumschmökert und nach
neuen Katzenkrimis sucht?
078
überflutender Kritik im Programm zu
haben, ist extrem schlecht fürs Image.
Da sind die minimalen Umsatzverluste durch die Streichung des Autors
aus der Backlist sicher leicht zu verkraften. Schlechtes Image ist zum Beispiel auch hinderlich bei Verhandlungen über Rechte mit anderen Autoren
– aber das ist nur Spekulation. Jedenfalls fällt es schwer zu verstehen, wieso
diese Verlage mit ihren angeblich hohen moralischen Grundsätzen nicht
schon bei Erscheinen von Pirinçcis Buch
»Deutschland von Sinnen« (bei Edition
Sonderwege/manuscriptum) im Frühjahr 2014 diese Reißleine gezogen haben? Ein Buch, von dem es in ZEIT-Online vom 3. April 2014 heißt: »Es ist pure
Menschenverachtung.«
Die Schlussfolgerung Barbians gegen Ende seines Artikels kann ich gut
unterstützen. In der Tat sehe ich eine
wachsende Verantwortung bei den Bibliotheken, sich durch entsprechende
Bestandsauswahl gegen jene Medien zu
entscheiden, die sich durch Verrohung
von Sprache, durch Intoleranz und Simplifizierung komplexer Zusammenhänge
von selbst disqualifizieren. Es schmerzt
mich zu sehen, was zum Teil auch an
meinem eigenen Arbeitsort zu finden
ist: Etliche Bücher aus dem Kopp-Verlag,
zum Beispiel jüngst »Mekka Deutschland« von Udo Ulfkotte, die zum Teil
über Abos auf Spiegel-Bestseller-Listen
in unsere Bibliotheken gespült werden,
bereiten mir weitaus mehr Kopfzerbrechen als Katzenkrimis von Pirinçci.
Differenzierte Betrachtung notwendig
Dem intellektuellen und kulturellen
Anspruch, zwischen der »Verderbtheit«
eines Werkes und seines Urhebers unterscheiden zu können, sollten sich alle
in Informations- und Medienberufen Arbeitenden aufgrund ihrer öffentlichen
Funktion und Beteiligung an der Informationsfreiheit besonders verpflichtet
fühlen. Es gehört auch zu den Stärken
einer Gesellschaft, Menschen nicht nur
schwarz-weiß, sondern differenziert zu
sehen, so schwierig das häufig sein mag
und so schwer das manchmal auszuhalten ist. Wir neigen dazu, Menschen aufgrund ihrer Werke zu idealisieren. Wenn
wir sie bewundern, möchten wir gerne
das Negative an ihnen ausblenden, herunterspielen oder relativieren. Umgekehrt fällt es uns schwer, dem »bösen«
Menschen zuzugestehen, dass auch er
etwas Schönes geschaffen haben könnte
– und seien es nur Katzenromane.
Schließen möchte ich mit einer
Frage, die mich seit meiner Jugend beschäftigt und die ich seitdem unter allen
möglichen Aspekten gedreht und gewendet habe: Hätte Hitler künstlerisch
wertvolle Bilder ohne ideologischen
Bezug gemalt, dürften diese heute in
prominenten Galerien hängen? Bei aller Ambivalenz ist meine Antwort bis
heute immer dieselbe geblieben: Ja, sie
dürften. Und man dürfte sie sogar schön
finden.
Martin Spieler,
Stadtbibliothek Göppingen
FOYER LESERFORUM
»Wir brauchen offene und faire bibliotheksund informationsethische Diskurse«
Fünf Jahre war Leserbrief-Autor Hermann Rösch Mitglied der BID-Ethikkommission. Auch er hat sich zu dem
Artikel »Die Grenzen der Liberalität«
von Jan-Pieter Barbian geäußert.
Für Bernd Schlehs Editorial »Stiefkind Informationsethik« in BuB 1/2016 bin ich
sehr dankbar, besonders für den Hinweis
darauf, dass die Ethikkommission seit
dem 1. März 2015 nicht mehr besetzt ist.
Gleichwohl bin ich mit dem Beitrag
von Jan-Pieter Barbian zu den »Grenzen
der Liberalität« aus Anlass der aufsehen­
erregenden Affären um den Autor Akif
Pirinçci nicht einverstanden. Darin wird
unter anderem mitgeteilt, dass die Stadtbibliothek Duisburg alle Werke dieses
Autors aus dem Bestand entfernt hat. Problematisch ist aus meiner Sicht, dass die
Aussonderungsentscheidung eben nicht
auf der Grundlage transparenter, informationsethischer Reflexionen getroffen
wurde, sondern einzig auf der Einigkeit
von Lektorat und Leitung darüber beruht,
dass »Bücher von menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Autoren
nichts in den Beständen einer Öffentlichen Bibliothek zu suchen haben«.
Völlig offen bleibt, wann und aufgrund welcher Kriterien ein Autor als
menschenverachtend beziehungsweise
demokratiefeindlich gilt. Ferner: Muss
ein Autor diese Prädikate ein Leben lang
verdienen oder reicht es, wenn dies zu
einem Zeitpunkt seines Lebens der Fall
ist? Wenn Pirinçci in der Vergangenheit erfolgreiche und politisch unauffällige Katzenromane verfasst hat, müssen
diese dann wirklich aus dem Bestand
entfernt werden, weil der Autor Jahre
später Aussagen trifft, die ohne Zweifel
menschenverachtend und demokratiefeindlich sind?
Wenn das so ist, müssten dann nicht
auch die Tagebücher des Josef Goebbels
aus dem Bestand der Duisburger Stadtbibliothek entfernt werden, die Werke des
Antisemiten Richard Wagner, Ernst Jüngers Roman »In Stahlgewittern«? Was ist
mit Louis-Ferdinand Céline und müsste
man nicht sogar über den Verbleib der
eindeutig demokratiefeindlichen »Betrachtungen eines Unpolitischen« von
Thomas Mann nachdenken? Und müssen
dann nicht auch »Die großen Reden« des
erklärten Demokratiefeindes Otto von
Bismarck entfernt werden?
Hier wird deutlich, dass es nicht reicht,
die nachvollziehbare politische Empörung
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BuB 68 02-03 /2016
079
FOYER LESERFORUM
eines Bibliotheksleiters und seiner Lektoren zur Grundlage von Aussonderungsentscheidungen zu machen. Ein solches
Vorgehen grenzt schnell an Willkür und
wird zur ethisch fragwürdigen Einschränkung von Informationsfreiheit. Erfahren
Nutzer von diesen Vorgängen und können
sie sich dagegen zur Wehr setzen? Benötigt werden hingegen standardisierte und
transparente Entscheidungsprozesse, deren Ergebnisse überprüfbar und damit anfechtbar sind. In den USA gibt es dafür Geschäftsgänge und Formulare. Gefällt werden die Entscheidungen in Orientierung
an der bibliothekarischen Institutionen­
ethik (Library Bill of Rights) und dem
Code of Ethics der American Library
Association. Im Zweifelsfall steht das Office for Intellectual Freedom der ALA mit
Rat und Tat zur Verfügung.
Es genügt also nicht, apodiktisch (offenbar doch als Inhaber einer absoluten
Wahrheit?) zu verkünden, dass die Aussonderung eines bestimmten Werkes »einen notwendigen und berechtigten Eingriff in das Buchangebot einer Öffentlichen Bibliothek« darstelle. Es müsste
schon im Detail nachgewiesen werden,
woraus denn die »Notwendigkeit« und
die »Berechtigung« in jedem einzelnen
Fall abgeleitet werden. Es ist bemerkenswert, dass in dem Beitrag die Begriffe Ethik, Informationsethik, Bibliotheksethik oder Berufsethik nicht fallen.
Wirklich erfreulich bleibt, dass Jan-Pieter Barbian die Entscheidung der Stadtbibliothek Duisburg wenigstens in der Berufsöffentlichkeit mitteilt und sich damit
einer Debatte stellt. Dies haben im Fall
Pirinçci nur wenige Bibliotheken getan wie
etwa, allerdings mit dem entgegengesetzten Ergebnis, die Stadtbibliothek Salzgitter
und die Stadtbibliothek Bonn.
Was wir brauchen sind offene und
faire bibliotheks- und informationsethische Diskurse zu strittigen Themen. Wenig hilfreich ist dafür der polemische und
oft respektlose Ton der von manchen
Diskutanten in InetBib oder anonymen
Blogs angeschlagen wird. Eine arbeitsfähige und -willige Ethikkommission hingegen könnte einen wesentlichen Beitrag
dazu leisten, die Notwendigkeit ethischer Standards bewusster zu machen
und die dringend notwendigen Diskurse
innerhalb der Berufsöffentlichkeit (aber
auch außerhalb) zu animieren.
Hermann Rösch, TH Köln,
2010-2015 Mitglied der
BID-Ethikkommission
»Wenn wir bei der Meinungsfreiheit Grenzen
ziehen, schaffen wir sie ab«
Auch der folgende Leserbrief von Dietrich Becker bezieht sich auf den Artikel »Die Grenzen der Liberalität« von
Jan-Pieter Barbian.
Neulich schwadronierte in einer TVTalke eine taz-Redakteurin von den
Grenzen der Meinungsfreiheit. Eine
Grünenpolitikerin sah in weiten Teilen
der Öffentlichkeit die Grenzen der Meinungsfreiheit überschritten. Herr Grass
sagte zu den dänischen Mohammed-Karikaturen damals, »man müsse mit
Meinungsfreiheit auch umgehen können« und missbilligte damit jene Zeichnungen. Herr Barbian spricht nun von
Schranken der Meinungsfreiheit und
ummantelt diese Schranken damit, dass
die Demokratie verteidigt werden muss.
Das alles erinnert mich gut an die vielen Besuche von mir, mit meiner Familie, damals in meiner Jugend in der DDR,
dem ersten »Arbeiter-und-Bauern-Staat«
auf deutschem Boden, in der ein Großteil
meiner Familie lebte. Ich war politisch
recht selbstbewusst und hielt mit meiner Meinung über das dortige repressive
080
System nie hinter dem Berg. Ich konnte
es mir leisten, ich durfte ja nach einer
Woche »wieder raus«. Wie oft hörte ich
von FDJlern, dass ich mit meinen Ansichten zu weit gehen würde. »Das ist ja eine
tolle Meinungsfreiheit hier«, sagte ich den
Jungkommunisten dann und hörte Formulierungen, die man im DDR-Fernsehen
im Schwarzen Kanal auch hören konnte.
»Es gibt in der DDR sehr wohl Meinungsfreiheit, man darf nur nicht hetzen, lügen
und verleumden!« Auf die Art von Meinungsfreiheit kann und will ich gerne verzichten. »Kabarett darf alles!«, sagte einst
der große Werner Fink. Ich hänge da noch
an: Meinungsfreiheit auch! Wenn wir bei
der Meinungsfreiheit Grenzen ziehen,
schaffen wir sie ab. Eine extrem rechte
Position wird einem Linken immer ein
Gräuel sein, umgekehrt genauso.
Der Schwachsinn von Herrn Pirinçci
bei Pegida steht doch nicht in seinen Katzenkrimis. Wagner war Antisemit, seine
Musik ist es nicht. Das sagen Barenboim
oder Reich-Ranicki. Man kann doch beliebte Romane oder Musik nicht aus
dem Bestand nehmen, weil die Urheber
»böse« Dinge denken. Dann hätte Ehrenburg wohl auch nichts mehr in Öffentlichen Bibliotheken zu suchen.
Und Musik von Frei.Wild (die übrigens keine Hardrock Band ist!) aus den
Beständen zu nehmen, sorgt nur dafür,
dass deren viele Fans nicht in Öffentliche Bibliotheken gehen, weil dort ihre
Musik nicht geboten wird. Und die Musiker haben wirklich viele Fans! Ich hatte
den Spaß, die Südtiroler auf einem Festival live zu sehen. Um mich herum waren nur gutgelaunte junge Menschen,
die mit der Musik so richtig abgefeiert
haben. Zu den Texten kann ich sagen,
dass sie nicht meinem Geschmack entsprechen, aber ich weiß noch, was ich
vor 40 Jahren so gehört habe (Eulenspygel, Ton-Steine-Scherben, Floh de
Cologne, Slime). Meine Eltern waren
entsetzt, aber anscheinend toleranter
als viele Moralapostel heute.
Wer meint, die Demokratie durch
die Beschädigung der Meinungsfreiheit
schützen zu müssen, bringt sie in Gefahr!
Dietrich Becker,
Bürgerhalle Bergedorf
FOYER TAGUNGEN
In seiner Eröffnungsansprache
betonte Wissenschafts-Staatssekretär Rolf Fischer die zentrale
Bedeutung der Bibliotheken für
das Land als Bildungseinrichtungen. Foto: ZBW / Carola Gruebner
Bibliotheken für alle
270 Besucher beim 4. Schleswig-Holsteinischen Bibliothekstag
Am 14. Oktober 2015 fand der vierte
Schleswig-Holsteinische Bibliotheks­
tag im Audimax der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel statt.
Die Tagung wurde im Rahmen des
350-jährigen Bestehens der Universität und der Universitätsbibliothek
von der Arbeitsgemeinschaft der
bibliothekarischen Landesverbände
in Kooperation mit der Büchereizentrale Schleswig Holstein organisiert.
Unter dem Motto »Bibliotheken für
alle« trafen rund 270 Bibliotheksbeschäftigte aus Schleswig-Holstein
und Süddänemark zusammen und informierten sich über aktuelle Trends
und Entwicklungen.
Der Schleswig-Holsteinische Bibliothekstag fand vor dem Hintergrund statt,
dass das Kultusministerium einen ersten Entwurf für ein Bibliotheks­gesetz
Anfang November vorlegen wollte. Die
auf Buttons vielfach dokumentierte
Forderung »Bibliotheken sind Pflicht«
sollte den Vorstellungen der Bibliotheksverbände Nachdruck verleihen.
Mit Spannung wurden daher die Worte
der Landesregierung erwartet. In seiner
BuB 68 02-03 /2016
Eröffnungsansprache stellte der Staatssekretär im Ministerium für Soziales,
Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung, Rolf Fischer, die Bedeutung
gut ausgestatteter und mit ausreichenden Öffnungszeiten zugänglicher Bibliotheken heraus und machte deutlich,
dass diese einen Kernbereich der öffentlichen Daseinsvorsorge darstellten. Das
geplante Schleswig-Holsteinische Bibliotheksgesetz soll nach dem Willen der
Landesregierung diese Tatsache offiziell
dokumentieren und eine angemessene
rechtliche Aufwertung des Bibliothekswesens erreichen. Bibliotheken werden
dadurch als Standortfaktoren definiert,
die im Rahmen der Sozialraum- und
Stadtentwicklungsplanung sowie der
Digitalen Agenda berücksichtigt werden sollen.
Hervorragendes Feedback
Die Themen der Vorträge und Diskussionen waren vielfältig: Vom Bericht aus
dem Forum »Willkommen in Schleswig-Holstein« zur Bibliotheksarbeit
für Geflüchtete über Informationen zu
Discovery-Systemen bis hin zu einer Podiumsdiskussion zur Sonntagsöffnung und
»Open Libraries«. Auch ein Blick über die
Grenze fehlte nicht: Ein Beitrag aus Dänemark widmete sich einer dort durchgeführten Studie zum Nutzen von Bibliotheken. Die Veranstaltung wurde durch
eine interessante und vielfältige Firmenausstellung sowie ein Treffen von Fahrbüchereien aus der Region abgerundet.
Im Anschluss an die Tagung wurde
unter den Teilnehmenden eine Online-Umfrage durchgeführt. Mit knapp
64 Prozent Rücklauf erfuhr diese eine
rege Beteiligung. Auch das Ergebnis ist
erfreulich. So beantworteten 95,8 Prozent die Frage, ob sie am nächsten Bibliothekstag wieder teilnehmen würden
mit »ja« und 96,8 Prozent, dass sie die
Teilnahme Kolleginnen und Kollegen
empfehlen würden.
Denn auch zur inhaltlichen Qualität der Veranstaltung fiel das Fazit positiv aus: Auf einer fünfstufigen Skala von
»sehr informativ« bis »gar nicht informativ« entfielen insgesamt 91 Prozent
der Antworten auf »sehr informativ«
und »informativ«. Besonders gut wurde
die Podiumsdiskussion am Nachmittag bewertet, aber auch die Eröffnungsveranstaltung und verschiedene Themenschwerpunkte erhielten sehr gute
Beurteilungen.
Andreas Teichert, AG der
bibliothekarischen Landesverbände
in Schleswig-Holstein
081
Ruhige Lage im Odenwald: Das Kloster Höchst bietet ideale Bedingungen für den diesjährigen BIB-Sommerkurs. Foto: Kloster Höchst
Den richtigen Ton treffen
Kompetent in Schulungen, Besprechungen und Präsentationen /
p19. BIB-Sommerkurs vom 21. bis 26. August im Kloster Höchst
(Odenwald)
Rhetorische Fähigkeiten, Kenntnisse
zur Moderation von Besprechungen
sowie zur Präsentation von Inhalten
sind in der heutigen bibliothekarischen Arbeitswelt Schlüsselqualifikationen geworden. Gleichzeitig werden
didaktische Grundlagen bei der Vermittlung von Informationskompetenz
immer wichtiger. Um hierfür gemeinsam mit Fachkolleginnen und -kollegen den »richtigen Ton« zu treffen,
finden Teilnehmerinnen und Teilnehmer am diesjährigen BIB-Sommerkurs in idyllischer, ruhiger Lage im
Odenwald die idealen Bedingungen.
Das Seminarprogramm bietet neben der
Vermittlung von theoretischem Hintergrund jede Menge praktische Übungen.
Den Einstieg bilden Inputs zu Didaktik für Schulungen, Kommunikationsgrundlagen und Stimmbildung mit praktischen Übungen zum Sprechausdruck.
082
Theorie und Praxis zur Präsentation und der Leitung von Besprechungen und auch Tipps zum Einsatz von
Technik sind ebenfalls Bestandteil des
Sommerkurses.
Referieren werden Expertinnen und
Experten, die schon lange im bibliothekarischen Fortbildungsbereich aktiv
sind. Wilfried Sühl-Strohmenger, wissenschaftlicher Bibliothekar und Erziehungswissenschaftler, ist seit vielen Jahren im Bereich Teaching Library und Informationskompetenz tätig. Christiane
Brockerhoff bringt hohe Kompetenz im
gesamten Spektrum der Kommunikation mit und hat in der bibliothekarischen Fortbildung vielfältige Erfahrung.
Im weiteren Rahmenprogramm sind verschiedene gruppendynamische Unternehmungen am Seminarort geplant.
Das Kloster Höchst bietet als Tagungshaus in ruhiger Atmosphäre die
ideale Gelegenheit, sich intensiv mit
den angebotenen Themen auseinanderzusetzen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Höchst im Odenwald gut zu
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Berufsanfänger/innen und Studierende.
Der Kurs beginnt am Sonntagabend,
21. August, und endet am Freitagmittag, 26. August 2016. Die Teilnahmegebühr beträgt für BIB-Mitglieder (ebenso
Mitglieder des VDB und der Partnerverbände aus Österreich, Italien und der
Schweiz) 600 Euro, für Nichtmitglieder
850 Euro. Die Gebühr umfasst die Kosten für das Kursprogramm inklusive fünf
Übernachtungen im Einzelzimmer mit
Bad, Vollverpflegung im Tagungshaus
und einem kleinen Abendprogramm.
Bitte senden Sie die Anmeldung verbindlich bis spätestens 10. Juni 2016 an
[email protected]
Der ausführliche Programmablauf ist unter www.bib-info.de abrufbar. Fragen gerne per Mail ebenfalls an
[email protected] oder telefonisch zum Programm an Thekla Heßler
(069/798-39230), zur Anmeldung an
Jens Winalke (0234/36901-244).
Thekla Heßler, Jens Winalke;
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083
FOYER NACHRICHTEN
Prachtvolles Chorbuch Albrechts V.
aufwendig restauriert und digitalisiert
Es ist einer der kostbarsten Schätze
der Bayerischen Staatsbibliothek:
das Chorbuch mit Motetten von
Cipriano de Rore. Nach aufwendiger
Restaurierung und Digitalisierung
ist das von Hans Mielich prachtvoll
illuminierte Chorbuch online abrufbar und damit zum ersten Mal seit
über 450 Jahren für alle Interessierten zugänglich.
Das großformatige und schwere Chorbuch mit seinem Prachteinband kann
nur mit äußerster Vorsicht geöffnet
werden. Es ist für die Öffentlichkeit
äußerst selten zugänglich. Dies ändert sich nun. Experten am Scanzentrum des Münchener Digitalisierungszentrums haben das Chorbuch über
mehrere Wochen hinweg mit hochspezialisierter Fototechnik gescannt
und bearbeitet. Das Digitalisat kann
über die Digitalen Sammlungen der
Bibliothek online abgerufen und unabhängig von Ort und Zeit für detaillierte Forschung genutzt werden:
Nachrichten
Standortsuche für ZLB geht in die
zweite Runde
Berlin. Der von der Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und Umwelt in
Auftrag gegebene Abschlussbericht zur
ersten Phase der Standortprüfung für
den Neubau der Zentral- und Landes­
bibliothek Berlin (ZLB) liegt vor. Es wurden 13 Standorte auf Eignung geprüft
und bewertet. Im Ergebnis wird empfohlen, entsprechend der Rangfolge der Bewertung folgende Standorte in die zweite
Untersuchungsphase einzubeziehen:
084
Das Chorbuch mit Motetten von Cipriano de Rore wird am Münchener Digitalisierungszentrum gescannt. Foto: Bayerische Staatsbibliothek
http://daten.digitale-sammlungen.de/
bsb00103729/image_1
Bevor das Digitalisat angefertigt
werden konnte, wurde das Werk am Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung der Bayerischen Staatsbibliothek über ein ganzes Jahr hinweg
Amerika-Gedenkbibliothek, Marx-Engels-Forum, Flughafengebäude Tempelhof, Südkreuz. »Wir freuen uns, dass die
erste Phase der Standortuntersuchung
damit abgeschlossen ist«, sagte Volker
Heller, Vorstand der ZLB. »Die Planung
für eine Zentral- und Landesbibliothek
Berlin unter einem Dach ist damit einen
wichtigen Schritt vorangekommen. Ich
begrüße das Vorhaben des Senats sehr,
bis zum Herbst 2016 den Standort für
die ZLB festlegen zu wollen«. Auf Grundlage der vorliegenden Untersuchung
aus Phase 1 werden die vier geeigneten
Standorte nun im vertieften Verfahren
geprüft. In dieser zweiten Phase werden die verbleibenden Standorte unter anderem nach Aspekten der Standort- und Stadtentwicklung, nach ökologischen Gesichtspunkten und baulichen
aufwendig restauriert. Die Miniaturen im Chorbuch wiesen zahlreiche
verlustgefährdete Stellen der Malschicht auf. Sie wurden deshalb unter
dem Mikroskop mit einer speziellen
Lösung gefestigt.
Bayerische Staatsbibliothek
Präferenzen in die wirtschaftliche Betrachtung der Baumaßnahme einbezogen. Im Ergebnis wird ein Standort für
die Maßnahme festgelegt. Mit der Erstellung der vertieften Wirtschaftlichkeitsuntersuchung soll im Februar 2016
begonnen werden. Ziel ist es, bis zum
Herbst 2016 einen geeigneten Standort
für die ZLB zu benennen.
Ausschreibung für »Bibliothek
des Jahres«
Berlin. Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) verleiht am 24. Oktober
2016 – dem »Tag der Bibliotheken« –
zum siebzehnten Mal den Preis »Bibliothek des Jahres« am Ort des Preisträgers. Die Auszeichnung »Bibliothek des
FOYER NACHRICHTEN
Jahres« ist der einzige nationale Bibliothekspreis in Deutschland. Vorschläge
durch Sektionen, Kommissionen, Landesverbände oder Jurymitglieder müssen bis zum 30. April vorliegen. Auch
Eigenbewerbungen sind möglich. Weitere Informationen gibt es unter: www.bib
liotheksverband.de/dbv/auszeichnun
gen/bibliothek-des-jahres/ausschrei
bung.html
Zustimmung für Reform des
EU-Urheberrechts
Berlin. Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) hat die Mitteilung der
EU-Kommission vom 9. Dezember 2015
für eine zeitgemäße, europäische Urheberrechtsordnung begrüßt. Auch die
Services der Bibliotheken könnten damit eine neue, zukunftsgerechte Rechtsgrundlage erhalten. In ihrer Mitteilung
stellt die Kommission einen tiefgreifenden Reformprozess der mittlerweile
fast 15 Jahre alten Rechtsgrundlagen
für das EU-Urheberrecht in Aussicht.
Der dbv hat in seiner Stellungnahme
vom 15. Dezember darauf hingewiesen,
dass eine klare Positionierung in Richtung zwingender Schrankenregelungen
für Forschung, Ausbildung und Informationszugang sowie die Einführung
rechtlicher Rahmenbedingungen für die
»Ausleihe« von E-Books und E-Medien in
Bibliotheken erfolgen sollte. Auch der
europäische Dachverband EBLIDA und
der Weltbibliotheksverband IFLA reagierten positiv auf die Veröffentlichung
des Urheberrechts-Aktionsplans durch
die EU-Kommission. IFLA-Präsidentin
Donna Scheeder sagte: »Dass die Kommission neue Ausnahmen und Schranken in Betracht zieht, um Text und Data
Mining, Fernrecherche in Bibliotheksbeständen und digitale Bestandserhaltung
zu ermöglichen, zeugt von ihrem Verständnis für die Herausforderungen des
digitalen Zeitalters für Bibliotheken.«
Gerald Leitner wird IFLAGeneralsekretär
Den Haag (Niederlande). Der Geschäftsführer des Büchereiverbandes Österreichs, Gerald Leitner, ist vom Vorstand
des Weltverbandes der Bibliotheken, International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA), einstimmig zum neuen Generalsekretär bestellt
worden. Leitner hat sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen Kandidaten aus mehr als 20 Ländern durchgesetzt. Er tritt die Position am 1. Juni
2016 an und löst damit Jennefer Nicholson ab, die Ende Mai in Ruhestand gehen wird. Die IFLA vertritt – als globale
Stimme der Bibliotheken – die Interessen des Bibliotheks-, Informations- und
Dokumentationssektors weltweit. Das
Hauptquartier ist in Den Haag, Niederlande, daneben betreibt IFLA regionale
Büros und Sprachzentren auf allen Kontinenten. Leitner hat in Österreich zahlreiche Initiativen im Bereich der Literatur- und Leseförderung gestartet. Unter
anderem ist er Initiator und Organisator von Österreichs größtem Literaturfestival »Österreich liest. Treffpunkt
Bibliothek«. Neben seiner Funktion als
Geschäftsführer des BVÖ war und ist
Leitner in führenden Positionen in internationalen Organisationen tätig, unter anderem als Präsident des Dachverbandes der Europäischen Bibliotheksverbände, EBLIDA, von 2007 bis 2012
sowie in Beratungstätigkeit für die
EU-Kommission, und die UN.
Neuer Standort für KLVG
Dortmund. Der Kunst- und Literaturverein für Gefangene (KLVG) ist bereits
Ende vergangenen Jahres umgezogen.
Die neue Adresse lautet: Evinger Platz 11
in 44 3 39 Dortmund. Die bisherigen
Räumlichkeiten seien zu eng geworden,
so die Organisation. Mehr als 25 000 Medien mussten ins neue Domizil geschafft
werden, in dem nun auch Kellerräume
zur Lagerung zur Verfügung stehen.
Der KLVG ist Träger zweier Projekte:
»Bücher- und Medienfernleihe« sowie
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6. Bibliothekskongress in Leipzig oder unter www.csg-systems.de.
BuB 68 02-03 /2016
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FOYER NACHRICHTEN
Freiburg. Das Heft 3 (Januar 2016) der
von Klaus Isele herausgegebenen Literaturzeitschrift »Wort-Zone« (ISBN 9783-7392-2601-9) enthält den Aufsatz
»Mobbing auf Bibliothekarisch« von
Konrad Heyde. Heyde war von 1982 bis
2003 Leiter der Fachstelle Freiburg.
Online-Portal »lesen.net« am 11. Januar berichtet: Bereits seit mehreren
Jahren im Einsatz sind demnach Amazon-Packstationen in britischen Bibliotheken. Dazu habe es in einer Zwischenbilanz viel Lob gegeben – und zwar
vom britischen Kulturministerium. Die
Schließfächer seien eine zusätzliche
Einnahmequelle für die Bibliotheken,
erfreuten sich bei den Bibliothekskunden großer Beliebtheit, erforderten bei
der Installation von den Mitarbeitern
keinen Arbeitsaufwand (die Wartung
übernimmt Amazon) und brächten zusätzlich Menschen in die Bibliothek.
Das Problem ist bekannt: Wenn der Paketbote seine Runde macht, sind viele
Wohnungen verwaist. Online-Bestellungen müssen dann häufig bei Nachbarn
oder in der Postfiliale abgeholt werden.
Als Alternative bieten sich Packstationen etwa von DHL an, zu denen es allerdings häufig auch ein weiter Weg ist. Online-Händler Amazon will sich ohnehin
nicht auf die Geschäftsentwicklung von
Zustellern verlassen, wie derzeit auch
der Aufbau eines eigenen Amazon-Paketdienstes illustriert. In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien stellt
das Unternehmen darum schon seit
2011 eigene Packstationen auf. In England stehen Packstationen unter anderem in drei Büchereien in der Grafschaft
West Sussex.
Lob für Amazon-Packstationen in
britischen Bibliotheken
Technische Informations­
bibliothek ist jetzt Stiftung
Hannover. Über eine besondere Art
der Zustellung bei Amazon hat das
Hannover. Die Technische Informationsbibliothek (TIB) ist seit dem 1. Januar
Stiftung des öffentlichen Rechts des Landes Niedersachsen, in der die Technische
Informationsbibliothek (TIB) und die
Universitätsbibliothek (UB) der Leibniz
Universität Hannover zusammengeführt
wurden. Die Stiftung trägt die Zusatzbezeichnung »Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek«. »Mit
der Stiftungswerdung haben wir einen
langwierigen Prozess erfolgreich beendet«, sagte Uwe Rosemann, Direktor der
TIB Hannover. »In einer leistungsstarken und innovativen Stiftung TIB bleiben die effizienten Strukturen und die
»Kultur hinter Gittern«. Mit diesen Angeboten will der Verein Gefangenen helfen, die Haftzeit sinnvoll zu nutzen. Helfer und Unterstützer sind willkommen.
»Der Kunde muss sterben«
Eindhoven (Niederlande). Im Vorfeld
des vergangenen niederländischen
Nationalen Bibliothekskongresses in
Eindhoven kam es zu einer kontroversen Diskussion um den Kundenbegriff
im Bibliothekswesen. Auslöser war ein
kurz vor dem Kongress veröffentlichter Aufsatz des Bibliotheksexperten und
Universitätsdozenten Frank Huymans,
der sich unter dem Titel »De klant moet
dood« (»Der Kunde muss sterben«) vehement gegen die Verwendung von
»Kundin/Kunde« als Sammelbegriff für
Bibliotheksbesucher/innen und Bibliotheksnutzer/innen ausspricht.
»Mobbing auf Bibliothekarisch«
BuB-Register 2015
Reutlingen. Das Heftregister
für den vergangenen BuB-Jahrgang (2015) liegt nicht mehr der
Print-Ausgabe bei. Stattdessen
steht es ab sofort auf der BuB-Webseite unter www.b-u-b.de/archiv
als PDF-Datei zum Herunterladen
und Ausdrucken bereit.
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Noch mehr aktuelle Nachrichten und Fortbildungen
Reutlingen. Weitere Nachrichten und Neuigkeiten aus dem Bibliotheks- und Informationssektor werden tagesaktuell auf der
BuB-Webseite www.b-u-b.de veröffentlicht. Dort sind auch sämtliche Fortbildungstermine – ebenfalls mit täglicher Aktualisierung –
zu finden.
BuB-Redaktion
gewachsenen Synergien der beiden Bibliotheken auch in Zukunft erhalten«.
Die Forderung nach einer selbstständigen Stiftung mit Autonomie und Gestaltungsfreiheit gibt es für die TIB bereits
seit 2011. Sie ist ein Ergebnis der Evaluierung, der sich die Technische Informationsbibliothek als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft alle sieben Jahre stellen muss.
Prof. Ralph Ewerth forscht an der
TIB zu »Visual Analytics«
Hannover. Bereits Anfang November
2015 hat Ralph Ewerth seine Arbeit als
Professor an der Technischen Informationsbibliothek (TIB) und der Leibniz
Universität Hannover aufgenommen. Im
Rahmen der Professur »Visual Analytics«
im Bereich Forschung und Entwicklung
der Bibliothek wird der 43-Jährige als
Leiter der Forschungsgruppe »Visual
Analytics« gemeinsam mit seinen Mitarbeitern an Themen wie Multimedia
Retrieval und Usability forschen. »Mit
meinen Forschungsarbeiten verfolge
ich das Ziel, für die Nutzerinnen und
Nutzer von digitalen Bibliotheken neuartige und nützliche Recherche- und
Suchmöglichkeiten in großen Medienbeständen zu entwickeln«, sagte
Ewerth. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit an der TIB wird die Erforschung
von maschinellen Lernverfahren zur automatischen Erschließung von Medienund Forschungsdaten, neuen Visualisierungs- und Repräsentationsformen
für Datenbestände sowie von Methoden
FOYER NACHRICHTEN
zur interaktiven Suche in Medien- und
Forschungsdaten sein. Ein besonderer Fokus soll auf dem Ansatz des Deep
Learning und adaptiven Lernverfahren
liegen, die sich mit geringem Aufwand
auf Datenbestände neuer Anwendungsdomänen übertragen lassen.
ZBW lädt zur Konferenz nach
Berlin
Kiel/Hamburg. Das Programm für die
erste internationale Fachkonferenz »INCONECSS – International Conference on
Economics and Business Information«
(www.inconecss.eu) steht. Das Themenspektrum reicht von Forschungsdaten, E-Book-Strategien, Forschungsinformationssystemen, Bestandsmanagement im digitalen Zeitalter über Open
Access bis hin zu Personalentwicklungsstrategien in wissenschaftlichen Bibliotheken. Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft lädt damit
erstmalig zu einer internationalen Fachkonferenz für Bibliotheken, die Services
speziell für Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler anbieten,
vom 19. bis zum 20. April dieses Jahres
nach Berlin ein. Ziel ist es, Best-PracticeBeispiele aus verschiedenen Ländern zusammenzubringen und eine Plattform
für stimulierende Gespräche und Diskussionen anzubieten.
Viel Applaus bekam ein Video mit
Glückwünschen aus der Bürgerschaft:
www.youtube.com/watch?v=SNjyk
76J9Qk&feature=youtu.be
125 Jahre Stadtbibliothek Köln
Köln. Am 3. Dezember 1890 öffnete die
erste Öffentliche Bibliothek der Stadt
Köln ihre Tür für Leserinnen und Leser.
Auf den Tag genau 125 Jahre später lud
Oberbürgermeisterin Henriette Reker
zur Feier des 125-jährigen Bestehens
der Stadtbibliothek ins Historische Rathaus ein. Das Stadtoberhaupt machte
keinen Hehl aus ihrer Freude, die langjährige Arbeit der Bibliothek würdigen
zu können. In ihrer Begrüßung ließ sie
die Historie der traditionsreichen städtischen Einrichtung lebendig werden.
Mit dem Rückgriff auf die Anfänge, die
Erfolge aber auch die Rückschläge verband Reker persönliche Erinnerungen,
wie etwa die Eröffnung der Zentralbibliothek 1979. Einen Blick in die Zukunft
warfen Susanne Laugwitz-Aulbach, Beigeordnete für Kunst und Kultur und die
Bibliotheksdirektorin Hannelore Vogt.
In einem Podiumsgespräch, geleitet vom
Bibliothekarischen Direktor der ekz.
bibliotheksservice GmbH Andreas
Mittrowann, wurde deutlich, wie sich in
der Stadtbibliothek Köln Bewährtes und
Innovatives verbinden und ergänzen.
Themenbibliothek
Erster Weltkrieg
München. Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) stellt ein neues Webangebot zur Verfügung, das die Nutzung
ihrer umfangreichen Bestände zum Ersten Weltkrieg und zur nachfolgenden
Revolutionszeit bündelt und Quellenmaterial für die Wissenschaft wie auch
für die historisch interessierte Öffentlichkeit zugänglich macht. Die »Themenbibliothek« besteht aus zwei Komponenten: Das »Themenportal« bietet eine Bestandsübersicht zu allen einschlägigen
Dokumenttypen und hilft bei der Recherche nach Quellen und Forschungsveröffentlichungen. Mehr als 500 internationale Webangebote zum Ersten
Weltkrieg weist ein laufend erweitertes Verzeichnis von Internetressourcen
nach. Als zweite Komponente steht ein
»Spezialkatalog« mit mehr als 54 000
Einträgen zur Verfügung, der die relevanten Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek zielgenau auffindbar macht.
Für jeden Titel kann ermittelt werden,
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BuB 68 02-03 /2016
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087
FOYER NACHRICHTEN
Neustadt an der Weinstraße. Die Ausleihzahlen von E-Books und anderen E-Medien bei den Öffentlichen Bibliotheken in
Rheinland-Pfalz und bei den wissenschaftlichen Bibliotheken im Landesbibliothekszentrum (LBZ) steigen weiter. Mit 526 000
Entleihungen 2015 wurden bei der Onleihe Rheinland-Pfalz 175 000 Entleihungen mehr erzielt als im Jahr zuvor, eine
Steigerung von 50 Prozent. Auch die Nutzerzahlen gingen weiter nach oben. 14 Bibliotheken traten 2015 dem Verbund bei,
sodass landesweit in 57 Bibliotheken dieses Zusatzangebot zur Verfügung steht.
NS-Regime aufgelösten Bibliothek der
Hochschule für die Wissenschaft des Judentums an das Abraham Geiger Kolleg
an der Universität Potsdam übergeben.
Den Rahmen hierfür bot das Herbsttreffen des Arbeitskreises »Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken«,
das an der Universität Potsdam stattfand. Seit 2003 sucht die Bayerische
Staatsbibliothek aktiv und in Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen. 2002 starteten auch die ZLB erste
Bestrebungen, das NS-Raubgut im eigenen Bestand aufzuspüren und zurückzugeben. Alle Teilbibliotheken haben
NS-Raubgut im Bestand. Die heutige
ZLB besteht aus der 1901 gegründeten Berliner Stadtbibliothek, der 1954
in West-Berlin errichteten Amerika-Gedenkbibliothek und der Senatsbibliothek Berlin.
Geraubte Bücher zurückgegeben
Gesetz stärkt Schulbibliotheken
Potsdam. Die Bayerische Staatsbibliothek und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) haben Anfang Dezember 2015 vier Werke aus der 1942 vom
Washington (USA). US-Präsident Barack Obama hat den sogenannten »Every
Student Succeeds Act (ESSA)« mit
neuen Regelungen für die Primär- und
ob die Publikation nicht nur in der BSB
vorhanden ist, sondern auch in einer von
400 weiteren deutschen Bibliotheken.
Onleihe Rheinland-Pfalz legt zu
Sekundärstufen des US-amerikanischen
Schulsystems unterzeichnet. ESSA ist in
den Vereinigten Staaten das erste nationale Bildungsgesetz seit mehr als 50
Jahren, das Mittel für Schulbibliotheken bereitstellt, um deren Dienstleistungen und Bestände zu verbessern. Anders
als seine Vorgänger fordert es explizit
»effektive Schulbibliotheksprogramme«
und definiert als dessen wichtigste Elemente die Betreuung durch einen staatlich anerkannten Schulbibliothekar,
aktuelle Medien und technische Ausstattung inklusive Breitbandanschluss,
regelmäßige Zusammenarbeit von Lehrkräften und Bibliothekspersonal sowie
Unterstützung für die Entwicklung von
Informationskompetenz.
Programm erschienen
Wetzlar. Die Programmbroschüre für
das erste Semester 2016 des Zentrums
für Literatur der Phantastischen Bibliothek Wetzlar ist erschienen. Die Broschüre kann unter www.phantastik.eu/
veranstaltungen/programmhefte abgerufen werden.
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FOYER MARKT
Markt
Bauer + Kirch GmbH
Neues NOS.5 Bibliothekssystem
integriert innovative Features
Pr. – Ab März ist die neue SoftwareGeneration der NOS-Bibliotheksverwaltung verfügbar. Das Bibliothekssystem bündelt die mehr als 25-jährige Erfahrung der Bauer + Kirch
GmbH in der Entwicklung von Bibliothekssoftware. Die Windows 10 kompatible Version ergänzt die Performance in den Bereichen digitale Medien, Periodika und Monografien um
innovative Features und anwender­
orientierte Detailverbesserungen.
Mitarbeitern wissenschaftlicher Bibliotheken ist der Markenname NOS seit
1988 ein Begriff. Als Pionier der softwaregestützten Abonnementverwaltung
gestartet, entwickelte sich die Spezialsoftware zum integrierten Bibliothekssystem mit einem der leistungsstärksten
Periodika-Module aller aktuellen Bibliothekssoftware-Lösungen. Den Zugriff
mit mobilen Endgeräten ermöglicht ein
App-OPAC für iPhone und Android.
Die Etablierung der digitalen Medien verwischt die restriktive Abgrenzung von Bücher- und Zeitschriftenverwaltung. Da das Handling von E-Books
und E-Journals strukturelle Parallelen
zu den komplexen Prozessen der Periodika-Verwaltung aufweist, war bereits
NOS.4 gut für die speziellen Anforderungen digitaler Medien gerüstet. NOS.5
ergänzt dies um neue Leistungsmerkmale im Bereich »Artikel«, die unter
In der Rubrik »Markt« werden
Presse­mitteilungen von Unternehmen und Dienstleistern – ohne
redaktionelle Bearbeitung – veröffentlicht. Die Redaktion behält
sich vor, Beiträge auszuwählen und
zu kürzen.
BuB 68 02-03 /2016
anderem die Suche, Verwaltung, Rechnungserfassung und Kostenberechnung
einschließen.
Weitere innovative Features der Bibliothekssoftware NOS 5. konzentrieren
sich auf die Optimierung des Workflows
innerhalb der NOS-Anwenderteams.
Prozesse auf dem Gebiet der Terminüberwachung, zum Beispiel von Kündigungsfristen, sind als turnusmäßig startende Aufgaben angelegt, deren Durchführungsergebnisse automatisch allen Anwendern mitgeteilt werden. Die
systeminternen Statusnachrichten ersetzen zeitintensive Absprachen und
garantieren einen effizient transparenten Informationsfluss. Aktuelle Anregungen von NOS-Anwendern werden
vom NOS.5-Entwicklerteam kontinuierlich in die neue Software-Generation integriert. Ein Beispiel ist die Mehrfachkorrespondenz-Option, die mehrere an
einen Adressaten gerichtete Bestellungen oder Mahnungen bündelt. Auf weitere anwenderorientierte Detailverbesserungen darf man gespannt sein.
Stand beim Bibliothekskongress in
Leipzig 2016: CCL, Ebene 1, Nr. J05
EBSCO
Erwerbung vereinfacht
Pr. – Bibliotheken, die Kuali OLE und
GOBI (Global Online Bibliographic Information) von YBP Library Services
nutzen, steht eine neue Funktion zur
Verfügung, die sie bei der Vereinfachung der Erwerbungsprozesse unterstützt. Die OLE GobiAPI ermöglicht
die Übertragung der bibliografischen
Daten und Bestell-Details für alle
gedruckten und elektronischen Bestellungen über die GOBI-Plattform
in Echtzeit.
Im Auftrag des OLE-Projekts von der
University of Chicago entwickelt, bietet
die OLE GobiAPI die Möglichkeit, umfangreiche OLE-Bestelldaten aus beliebigen Feldern der GOBI-Bestellmaske
zu übermitteln. Hierdurch sparen sich
Bibliothekare die manuelle Übertragung der Bestellinformationen aus GOBI
nach Kuali OLE und das tägliche Laden
von MARC-Daten, wobei ein sofortiger
Zugriff auf die Bestellinformationen
in OLE gewährt wird. Dieser Vorgang
ermöglicht es GOBI, die OLE-Bestellnummer der Bibliothek in GOBI und anschließend in der Rechnung abzubilden.
Mark Kendall, Senior Vice President,
YBP Sales & Operations sagt, dass YBP,
das zu EBSCO gehört, kontinuierlich
daran arbeite, Systeme für Bibliotheken
effizienter zu machen, um dadurch letztendlich die Nutzererfahrungen zu verbessern. »Mit unseren Partnern arbeiten wir engagiert daran, Technologien
weiterzuentwickeln, die die Effizienz
von Bestellvorgängen und technischen
Workflows verbessern. Die OLE GobiAPI wird YBPs OLE-Kunden bedeutende
Vorteile bieten und es Bibliothekaren ermöglichen, weniger Zeit mit dem Aktualisieren und Verwalten von internen Systemen zu verbringen, sondern mehr Zeit
für die Nutzer zu haben.«
Kendall fügt hinzu, dass YBPs Mitwirken an der Entwicklung der OLE
GobiAPI in Einklang mit EBSCOs
Unterstützung der Open-RessourceIntegration durch technologische Entwicklung steht. »EBSCO hat sich Anfang
des Jahres entschieden, APIs für YBPs
GOBI-Services zu öffnen. Bibliothekaren wird so die Flexibilität gewährleistet, die Systeme auszuwählen, welche
für sie am besten funktionieren, ohne
die für sie wichtige Funktionalität einbüßen zu müssen.«
»Einer von Kuali OLEs Grundwerten
ist es, eine ILS-Umgebung der nächsten Generation zu entwickeln, die auch
eine Integration mit Systemen externer
Anbieter unterstützt«, so James Mouw,
Associate University Librarian for Collection Services. »Wir in Chicago sind
froh darüber, eine flexible Plattform wie
OLE zu haben, die eine einfache Integration ermöglicht hat. Wir freuen uns über
die Vereinfachung eines unserer wichtigsten Prozesse, der Bestellvorgänge,
durch die GobiAPI.« Die Bibliothek wird
ihre API-Entwicklung für die Einbindung in das Basisprodukt verfügbar machen, sofern das Funktions-Gremium
des Projekts zustimmt. Die Programmierung, gefördert von Chicago und entwickelt von HTC Global Services, wird anderen OLE-Partnern eine nahtlose Integration mit YBPs GOBI ermöglichen.
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Firmenselbstporträt
Zeutschel
Lösungsanbieter für die
Digitalisierung
Portfolio aus Scanner, Software und Consulting
Bibliotheken stehen heute vor der
zentralen Aufgabe, ihre Dokumenten- und Buchbestände einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zeutschel unterstützt Bibliotheken
dabei in allen Projektphasen – angefangen von der Planung über die Bereitstellung von Scannern und Software-Tools bis hin zu Wartungs- und
Support-Leistungen.
und das Service-Angebot der Bibliotheken ein – darunter Bibliothekskataloge,
Archivsysteme, Portale oder Publikationsserver.
Das Produktangebot umfasst Scansysteme für beste Ergebnisse sowie vielseitige Software-Anwendungen für die
Steuerung der Scanner, für ein produktives Qualitätsmanagement und für eine
optimierte Bildqualität. Im weiteren Digitalisierungsprozess unterstützen Zeutschel Produkte den Anwender bei der
Dokumentenlieferung und Kataloganreicherung. Zudem können Bibliotheken und Archive mit Hilfe von Zeutschel
den gesamten Workflow von Digitalisierungsprojekten unter einer einheitlichen
Plattform steuern und verwalten – von
der Produktion der digitalen Images bis
hin zur Präsentation im Internet.
Wichtiger Bestandteil des Sortiments
ist die integrierte Software-Plattform
»ZED-Server«. Mit dieser stellt Zeutschel
den Anwendern ein umfangreiches Set
an Software-Tools für die unterschiedlichsten Digitalisierungsaufgaben zur
Verfügung, darunter für die Anbindung
an OCR-Server oder eine Schnittstelle
für den Zugang zu bibliographischen
Informationssystemen. Darüber hinaus
lassen sich mit dem ZED-Server unterschiedliche Zeutschel Software-Lösungen miteinander verzahnen.
Vom Markt positiv aufgenommen
Der Lösungsansatz stößt im Markt auf
eine sehr positive Resonanz. Von einigen
wenigen am Anfang, ist die Anzahl der
Bibliotheken und Archive, die Zeutschel
Software-Anwendungen oder Consulting- und Beratungsleistungen nutzen,
Groß geworden mit Mikrofilmsystemen
auf einige Dutzend gestiegen.
ist Zeutschel heute technologischer
Der Anwender besitzt immer die
Trendsetter für Buch- und Aufsichtscanfreie Wahl. Er kann sich für eine Zeutner. Nicht umsonst ist das Tübinger Unschel Komplettlösung entscheiden,
ternehmen mit Abstand Weltmarktmuss aber nicht. Wichtig ist dem Tübinführer bei Buch- und Aufsichtscannern
ger Unternehmen, dass der Anwender
und macht dabei so viel Umsatz wie die
seine Unabhängigkeit bewahrt und zuNummer 2 und 3 im
kunftssichere LösunMarkt zusammen.
gen erhält.
Vor fünf Jahren poDeshalb fügt sich
Unsere Lösungen
Ihr IT-Umfeld
Our Solutions
Your Environment
sitionierte sich Zeutder Großteil der Softschel neu – weg vom
ware-Komponenten
reinen Komponentennahtlos in die bestehersteller hin zum Löhende Digitalisiesungsanbieter. Unrungsinfrastruktur der
ter der Dachmarke
Kunden ein. Und auch
»OSCAR« ist ein umdie Inanspruchnahme
fassendes Sortiment an
von Consulting-LeisSoftware-Anwenduntungen ist unabhängig
gen und begleitenden
davon, ob der Kunde
Dienstleistungen für
Zeutschel Produkte
den Aufbau und Betrieb
einsetzt.
digitaler Sammlungen
Kunden wissen die
entstanden.
große Flexibilität des
Zeutschel Lösungsangebots zu schätzen
und entscheiden sich
Umfassendes Angebot
je nach Bedarf. So unterstützte Zeutschel
Alle Zeutschel Lösundie Universitätsbibgen fügen sich in die
Die Zeutschel Lösungen fügen sich in die bestehende IT-Struktur und das Service-Angebot der Bibliotheken ein.
liothek Mannheim bei
bestehende IT-Struktur
090
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rotieren zu lassen oder
der Installation und AnBuch-Innenteile und den
passung der Open SourEinband zu vergrößern.
ce-Software Goobi, die für
Als eines der zentralen
Digitalisierungsprojekte
Zukunftsthemen hat Zeuteingesetzt wird. Schulunschel die digitale Langzeitgen für Endanwender und
archivierung identifiziert.
Administratoren stellten
Zeutschel plant keine Eisicher, dass die Bibliothek
genentwicklung, sondern
die Software selbststänwill mit Partnerschaften
dig bedienen und verwalaktiv werden.
ten kann.
Das Unternehmen sieht
Andere Anwender,
sich bei diesem Zukunftswie die Gottfried Wilthema hervorragend posihelm Leibnitz Bibliothek
tioniert. Seit der Firmen(GWLB) in Hannover, vergründung beschäftigt sich
trauen Zeutschel die komZeutschel mit der Langplette software-technische
zeitarchivierung auf MikUmsetzung von Digitalirofilm und ist technologisierungsprojekten an. Das
scher Vorreiter in diesem
Projekt der GWLB sah vor,
Bereich. Beispiel dafür ist
ausgewählte Handschrifder ArchiveWriter OP 600,
ten und Drucke der Königder digitale Bilder und Dolichen Gartenbibliothek Die OS 16 000-Modelle setzen einen neuen Standard beim A2-Scannen.
kumente auf 16 mm und
Hannover Herrenhau35 mm Rollfim schreibt.
sen zu digitalisieren, insan, implementierten spezielle Workgesamt etwa 20 000 Images. Die Zeutflow-Templates und führten die Anbinschel Experten übernahmen die Instaldung an den Bibliothekskatalog durch.
lation der Open Source-Lösung Goobi,
Scanner-Tradition
Zudem waren sie bei der Einrichtung
passten deren Produktionsoberfläche
der Regelsätze und Kollektionen federfür die Anforderungen der Bibliothek
Trotz der Portfolio-Erweiterung um
führend beteiligt. Und auch das
Software und Consulting bleibt ZeutHosting der Anwendung wird
schel auch in Zukunft seiner Tradition
von Zeutschel koordiniert.
als Innovationsmotor bei Buchscannern
treu.
So setzt Zeutschel mit dem OS 16 000
und chrome einen neuen Standard für
Digitale Langzeitarchivierung
das A2-Scannen. Die neue Zeutschel
A2-Scannerfamilie liefert Images in
Das Zeutschel Lösungsangehöchster Auflösung (bis 600 dpi), stellt
bot ist kein feststehendes Geeinen hohen Durchsatz sicher und ist
bilde, sondern wird den Marktdabei einfach in Betrieb zu nehmen und
anforderungen und -bedürfniszu bedienen. Zudem lassen sich die drei
sen folgend, kontinuierlich um
Modelle schnell und flexibel an den unneue Produkte und Themen
terschiedlichsten Standorten einsetzen.
erweitert.
Neben zwei Varianten für die DiAktuelles Highlight ist ein
gitalisierungsstelle, den OS 16 0 00
3D-Präsentationssystem für BüComfort und den OS 16 0 00 Advancher und Objekte. Mit dem ZED
ced Plus mit Glasplatte und automa10 3D Foyer lassen sich histotischer Buchwippe, gibt es auch eine
risch wichtige Dokumente und
Version »chrome« für das Scannen im
künstlerisch prachtvolle BüFreihandbereich.
cher aufmerksamkeitsstark einer breiten Öffentlichkeit präZeutschel auf dem Bibliothekskonsentieren. Per Gesten und Eingress Leipzig: Ebene 0 / Stand E01
gabebefehlen ist es möglich,
virtuell die einzelnen BuchseiIn fast jeder Nationalbibliothek auf der Welt ist ein
Zeutschel Scanner oder Mikrofilmsystem im Einsatz.
ten durchzublättern, das Buch
BuB 68 02-03 /2016
091
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Guido Jansen, Susanne Riedel
Die transatlantischen
Beziehungen stärken
Das BII-Projekt »Partnerland USA 2016 – 2019« startet in Leipzig / Zahlreiche
Vorträge und Diskussionen
Mit dem Bibliothekskongress in Leipzig startet das dreijährige Projekt von Bibliothek & Information International »Partnerland USA 2016 – 2019«. Was sich dahinter verbirgt und welche Veranstaltungen und Kontaktmöglichkeiten daraus bereits für den Kongress in Leipzig resultieren,
zeigen Susanne Riedel und Guido Jansen im Folgenden auf.
Das Partnerland-Programm: Entstehung und bisherige
Aktivitäten
Vor gut zehn Jahren wurden im bibliothekarischen Dachverband BID (Bibliothek und Information Deutschland) Überlegungen dazu angestellt, wie man Entwicklungen und Expertise des Auslands besser kennenlernen, stärker
rezipieren und nach Deutschland
transportieren könnte. Die Förderprogramme von Bibliothek & Information International (BII), die genau
dieses zum Ziel haben, wirken jedoch
durch die Unterstützung individueller, personenbezogener Vorhaben nur
punktuell. Gedacht war an ein großflächiger wirkendes, ein größeres Publikum erreichendes Format. Gleichzeitig sollte auch eine Plattform geboten werden,
um den ausländischen Kollegen den »State of the Art« des deutschen Bibliothekswesens zu präsentieren.
Internationale Kontakte von Projekten, Einrichtungen und
Personen sollten motiviert und hergestellt sowie bereits bestehende Beziehungen aufgefrischt und erweitert werden können.
Auch im Programm des Bibliothekskongresses sollten vermehrt
Innovationen und Ideen aus dem Ausland präsentiert werden,
um den deutschen Kolleginnen und Kollegen Impulse zu geben. Ein Einblick in das Bibliothekswesen des Auslandes oder
genauer eines bestimmten, im Bibliotheksbereich besonders
interessanten und/oder beispielgebenden Landes sollte ermöglicht werden.
092
Um Zeit zu haben, die entsprechenden Aktivitäten zu entwickeln und um eine möglichst große Bandbreite von Aspekten
ansprechen zu können, wäre die Konzentration nur auf Veranstaltungen während der Kongresswoche nicht geeignet gewesen – zu kurz und räumlich (auf Leipzig) zu begrenzt. Daher
sollten bereits während der drei Jahre vor einem Kongress Aktivitäten und Ideen entwickelt werden, die auf den Kongress als
Kulminationspunkt zuführten. Die Idee eines »Gastland-Projektes« war geboren. Als erstes Gastland wurde 2007 Dänemark gewonnen. Es folgten Spanien 2010 und die Türkei 2013.
Das Gastland-Konzept hat sich inhaltlich und organisatorisch mit den Jahren weiterentwickelt. Wichtige Fixpunkte für
den Kongress sind nach wie vor, dass Experten aus dem Ausland
besonders aufgerufen werden, Vorträge und Präsentationen
für die geplanten Themenkreise einzureichen. Im Format der »Lunchtime
Lectures« wird überblicksartig das jeweilige öffentliche und wissenschaftliche Bibliothekswesen vorgestellt.
Das Gastland hat in der Fachausstellung einen Stand, auf dem es sich präsentiert und für die Kongressbesucher
ansprech- und erlebbar ist. Kulturelle
Beiträge unter anderem bei der Eröffnungsveranstaltung und die Anwesenheit von politischer Prominenz (Botschafter, Vertreter aus Ministerien et cetera) gehören ebenfalls dazu.
In der Folge der Gastlandauftritte von Dänemark und
Spanien haben sich einige Kontakte etabliert und Aktivitäten wie Gegenbesuche von deutschen Kolleginnen und Kollegen (Studienreisen, Vorträge bei Konferenzen) haben stattgefunden. Um die Möglichkeiten für gemeinsame Aktivitäten zu erhöhen, ist das Konzept mit der Kooperation mit der
Türkei erfolgreich verändert worden: Der Auftritt des Gastlandes beim Kongress steht jetzt nicht mehr am Ende, sondern am Beginn des Projekts. Die Chronologie der Aktivitäten
mit der Türkei kann auf der BII-Website nachgelesen werden:
www.bi-international.de/deutsch/partnerland_usa_20162019/partnerland_tuerkei_2012-2015/).
Foto: viperagp – fotolia.com
Um den Aspekt der Gegenseitigkeit besser zum Ausdruck zu
bringen, wurde der Name mit dem Beginn der Zusammenarbeit
mit der Türkei in »Partnerland-Projekt« geändert. Bibliothek &
Information International (BII) flankiert das jeweilige Projekt
während seiner Laufzeit mit seinen Stipendienprogrammen
und unterstützt verstärkt Aktivitäten, die eine inhaltliche Nähe
zum Partnerland-Projekt haben.
Drei Jahre im Zeichen transatlantischer Kooperation:
Partnerland USA 2016 – 2019
Nach den positiven Erfahrungen mit dem ersten »echten«
Partnerland Türkei strebten BID und BII eine Ausweitung und
Verstetigung des Projekts an. Dabei sollen nicht nur neue Begegnungen und Projekte initiiert, sondern vermehrt auch bereits existierende Kooperationen zusammengestellt, vernetzt
und beworben werden.
Aufgrund der zahlreichen bereits bestehenden guten Kontakte deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare zu Kolleginnen und Kollegen sowie Institutionen in den USA fiel die
Wahl für das Partnerland 2016 – 2019 auf die Vereinigten Staaten. Mit der American Library Association (ALA), dem ältesten
bibliothekarischen Verband der Welt, bot sich zudem dort ein
attraktiver Partner an, der schon in vielfacher Weise mit Personen und Institutionen in Deutschland vernetzt ist. Die nach
informellen Vorgesprächen erfolgte offizielle Einladung des
deutschen Dachverbands Bibliothek & Information Deutschland – gleichzeitig »Mutterorganisation« von BII – wurde von
der Leitung der ALA mit Begeisterung angenommen.
BuB 68 02-03 /2016
Um der Partnerschaft einen förmlichen Rahmen zu geben,
wurde auf dem 80. IFLA-Weltkongress 2014 in Lyon feierlich
ein »Memorandum of Understanding« zwischen Bibliothek &
Information Deutschland und der American Library Association unterzeichnet. Parallel wurde eine Arbeitsgemeinschaft
für das Projekt Partnerland USA eingerichtet, der auf deutscher
Seite mittlerweile Vertreter von BII, BIB, dem Kompetenznetzwerk für Bibliotheken, dem Goethe-Institut, dem J.-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin und dem Ortskomitee
des Leipziger Bibliothekskongresses angehören.
Diese AG richtete beim Bibliothekartag 2015 in Nürnberg
einen gut besuchten offenen Planungsworkshop aus, auf dessen
Die USA in Leipzig
Im Rahmen des Partnerland-Programms konnten knapp
20 Vorträge, Präsentationen und Diskussionsbeiträge von
Kolleginnen und Kollegen aus den USA für den Leipziger
Bibliothekskongress 2016 gewonnen werden.
Weitere Informationen zum Partnerland USA finden
Sie auf der Internetseite www.bi-international.de unter dem Reiter Programm Partnerland klicken und dann
»Partnerland USA 2016 – 2019«. Aktuelle Detailinformationen zu den einzelnen Beiträgen finden sich im »iPlanner« des Kongresses unter www.professionalabstracts.
com/bid2016/iplanner/.
093
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Leipzig und Vorsitzender des Leipziger Ortskomitees, an der »ALA Annual
Conference 2015« in San Francisco im
Auftrag von Bibliothek & Information
Deutschland. Schneider kehrte von
dort mit umfangreichen Informationen zu aktuellen Themen und führenden Expertinnen und Experten
des US-amerikanischen Bibliothekswesens zurück, die in die Vorbereitung des Bibliothekskongresses 2016
und seines Partnerland-Elements
einflossen.
Im Herbst 2015 konnte dann der
deutschen Fachöffentlichkeit die
Projektwebseite zum Partnerland-Programm vorgestellt werden. Die auf der
Internetplattform von BII angesiedelte Webseite bietet Informationen
Um der Partnerschaft einen förmlichen Rahmen zu geben, wurde auf dem 80. IFLA-Weltkongress
2014 in Lyon ein »Memorandum of Understanding« zwischen BID und ALA unterzeichnet:
zur Partnerland-Reihe an sich, zum
BID-Vorstandsmitglied Barbara Lison (links) und die damalige ALA-Präsidentin Courtney Young
Partnerland Türkei 2012 – 2015 und
präsentierten das Dokument. Foto: BID/ALA
zum aktuellen Partnerland USA. Interessierte Fachkolleginnen und -kollegen können sich zudem in eine Mailingliste eintragen, um InGrundlage das Projektkonzept mittels weiterer Ideen und prakformationen zu Projektaktivitäten frei Haus zu erhalten: www.
tischer Vorschläge aus der deutschen Fachgemeinde zu Inhalbi-international.de/deutsch/partnerland_usa_2016-2019/
ten, Aktivitäten, Partnern und Sponsoren des Partnerland-Proprogramm_partnerland/.
gramms konkretisiert werden konnte. Die vielen während und
Beim Bibliothekskongress 2016 in Leipzig wird das Partnach dem Workshop eingegangenen Beiträge hat die Arbeitsnerland USA 2016 – 2019 nun offiziell vom Stapel laufen. Im
gemeinschaft zu mehreren übergreifenden Themenclustern
Vorfeld ist es gelungen, neben der ALA-Präsidentin Sari Feldbeziehungsweise Projektmodulen zusammengefasst, in die sich
man auch die derzeitige, ebenfalls aus den USA stammende
interessierte Akteure einklinken können und die zum Schluss
Präsidentin der Internationalen Vereinigung bibliothekarides Beitrags noch vorgestellt werden.
scher Verbände und Einrichtungen IFLA, Donna Scheeder, als
Sinnvoll ergänzt wurde dies durch die Teilnahme von ProfesEhrengäste für den Kongress zu gewinnen. Durch entspresor Johannes U. Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek
chende Werbung unserer Partner haben sich überdies viele
US-Fachleute am Call for Papers beteiligt, sodass die Vereinigten Staaten mit rund 20 Vorträgen, Präsentationen und
Diskussionsbeiträgen in Leipzig präsent sein werden. Am
Erfassung bilateraler Aktivitäten zwischen USA
Partnerland-Stand der ALA wird es zudem weitere Informaund Deutschland
tionsangebote aus und Vernetzungsmöglichkeiten mit den
USA geben.
Deutsche und US-amerikanische Kolleginnen und KolEine im Vorfeld des Leipziger Kongresses mit Unterlegen arbeiten bereits an zahlreichen gemeinsamen
stützung des Goethe-Instituts durchgeführte Pressereise zu
Projekten. Ein Ziel des Programms »Partnerland USA
namhaften Bibliotheken in Washington, Cleveland und New
2016 – 2019« ist es, die bestehenden Kooperationen an
York soll über Fachkreise hinaus Einblicke in aktuelle Entwickeinem zentralen Punkt zu sammeln und zugänglich zu malungen des US-amerikanischen Bibliothekswesens über die Mechen. Dafür wurde auf der Internetplattform des Projekdien in eine breitere Öffentlichkeit tragen und sowohl auf das
tes eine Eingabemaske eingerichtet, die es den Beteiligten
Partnerland-Projekt als auch auf den Bibliothekskongress aufermöglicht, ihre Projekte selbst dort einzustellen: www.
merksam machen.
bi-international.de/deutsch/programm_partnerland/
partnerland_usa_2016-2019/bilaterale_projekte/
Beim Kongress wird dieses Werkzeug im Workshop
»USA-Deutschland und retour: Projekte, Akteure und Infrastrukturen der bibliothekarischen Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik«
(15. März von 14 bis 15.30 Uhr, Vortragsraum 9) vorgestellt.
094
Ausblick
Dank der Partnerschaft mit der American Libary Association hoffen die Organisatorinnen und Organisatoren, dem
Programm einen echten bilateralen Charakter geben und
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
zahlreiche Aktivitäten jenseits des Atlantiks realisieren zu können. Zu diesem Zweck wurde das Projektlogo als »Zwillingsmarke« gestaltet: Dem Markenzeichen »Partnerland USA 2016
– 2019« steht für die Bewerbung der Aktivitäten in den Vereinigten Staaten ein visuell identisches Logo »Partner Country
Germany 2016 – 2019« gegenüber.
Dies kam erstmals in Verbindung mit der vorgenannten
Pressereise zum Einsatz und wird erneut bei zwei bibliothekarischen Großveranstaltungen verwendet werden, die jeweils in
den USA stattfinden:
• Die ALA Annual Conference & Exhibition 2016 »Transforming our Libraries, Ourselves« in Orlando/Florida (23. bis
28. Juni)
• Der 82. IFL A -We l t ko n g r e s s
2016 »Connections.
Collaboration. Community.« in Columbus/Ohio (13. bis
19. August)
Bei beiden Konferenzen ist eine umfangreiche Beteiligung deutscher Akteure
vorgesehen, sowohl als Teilnehmer oder Vertreter von hiesigen
Organisationen und Institutionen als auch als Autor von Vorträgen und Präsentationen. Zu diesem Zweck können beziehungsweise konnten unter anderem bei BII Reisekostenzuschüsse
beantragt werden (Die Einreichungsfrist für Förderanträge zur
Teilnahme am IFLA-Weltkongress endet in jedem Jahr am 15.
Februar).
Parallel dazu ist eine Erweiterung der erfolgreichen Webinar-Reihe der American Library Association (ALA) um mehrere
bilaterale Veranstaltungen geplant, die sich explizit mit Themen befassen werden, welche sowohl für die deutsche Fachgemeinde als auch für die US-amerikanische Fachgemeinde
interessant sind.
Weitere Projektaktivitäten sollen auf Basis der bereits
genannten Module entwickelt und umgesetzt werden. Diese
widmen sich unter anderem den Themenfeldern Trendforschung, Open Access, Schutz des Kulturerbes, Customer Experience, Informationskompetenz, Marketing und Drittmitteleinwerbung sowie Langzeitarchivierung. Dazu nennen sie
mehrere bibliothekarische Einzelthemen von eventuell bilateraler Relevanz wie zum Beispiel Militärbestände, popkulturelle
Sammlungen oder Rechtsbibliotheken.
Ein zentrales Ergebnis der dreijährigen Projektlaufzeit
soll schlussendlich eine Anthologie von gemeinsamen Projekten, Veranstaltungen und Kooperationen einschließlich
eines Vademecums der bibliothekarischen Zusammenarbeit
USA-Deutschland sein.
Interessierte Institutionen und Einzelpersonen sind laufend
eingeladen, sich mit eigenen Aktionen am Partnerland USA
2016 – 2019 zu beteiligen. The more, the merrier!
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Susanne Riedel ist Diplom-Bibliothekarin und arbeitet in der Universitätsbibliothek Bielefeld im Arbeitsbereich Publikationsdienste.
Sie ist vom Berufsverband
Information Bibliothek (BIB)
delegiertes Mitglied in der BID-Kommission »Bibliothek
& Information International (BII)« und Sprecherin dieses
Gremiums. – Kontakt: [email protected]
Guido Jansen ist ausgebildeter
Diplom-Dokumentar und Europawissenschaftler. Nach langjähriger Tätigkeit in der auswärtigen Kulturpolitik leitet er seit
Oktober 2013 den in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Bibliotheksverbands angesiedelten
Arbeitsbereich »Internationale Kooperation« des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken.
Er lebt und arbeitet in Berlin und Beenz (Uckermark).
– Kontakt: [email protected]
BuB 68 02-03 /2016
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095
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Die Rubenstein Library: Der Bestand der Bibliothek umfasst 360 000 Bücher und Manuskripte – viele davon auf Deutsch. Foto: Shepley Bulfinch
Richard Hacken, Heidi Madden, Brian Vetruba
Alles deutsch,
oder
nicht?
Übersicht über deutsche Bibliotheksbestände in den Vereinigten Staaten
2016 sind die USA das Gastland des Leipziger Bibliothekskongresses. Dass englischsprachige Literatur hierzulande von
großer Bedeutung ist, ist unbestritten. Aber wie sieht es umgekehrt aus? Welche Bestände deutscher Literatur gibt es in
den USA? Die Bibliothekare Richard Hacken, Heidi Madden
und Brian Vetruba haben eine Übersicht hierzu erstellt.
Im 18. Jahrhundert florierten deutschsprachige Veröffentlichungen in den britischen Kolonien der »Neuen Welt«. 1753 gab es
im Staat Pennsylvania sechs Verlagshäuser; zwei waren komplett
in deutscher Hand, zwei wurden je zur Hälfte von Deutschen
und Briten geleitet, und nur zwei ausschließlich von Briten. Der
große Einfluss, den die deutschstämmige Bevölkerung Amerikas
auf die Gesamtbevölkerung hatte, ist auch daran abzulesen, dass
im Zuge der Gründung der neuen Nation nur fünf Tage nach der
englischsprachigen Originalversion der Unabhängigkeitserklärung eine deutsche Übersetzung in der Zeitung erschien.
Private und öffentliche Einrichtungen begannen damit,
deutschsprachige Broschüren, Zeitungen und Bücher zu sammeln. Die von der »German Society of Pennsylvania« ab dem Jahr
1783 in Philadelphia angelegte Büchersammlung existiert bis
heute. Der Aufbau eines deutschsprachigen Bestands in der Kongressbibliothek (Library of Congress; Washington, D. C.) fand
seinen Anfang mit dem Erwerb der Privatbibliothek von Thomas
Jefferson im Jahr 1815. Im selben Jahr schenkte Johann Wolfgang von Goethe dem Harvard College ein handsigniertes
096
Exemplar seiner gesammelten Werke und legte damit den Grundstein für die Zusammenstellung einer deutschsprachigen Sammlung. Auch eine Reihe privater und öffentlicher Forschungs­
einrichtungen der Vereinigten Staaten sammelten eine beträchtliche Anzahl deutschsprachiger Dokumentationen. Wir
gehen im Folgenden nicht nur auf die quantitativen, sondern
auch auf die qualitativen Aspekte dieser Sammlungen ein.
Zahlen alleine sagen nichts über Diversität und Qualität
eines Bibliotheksangebots aus. Auch die Vorgehensweisen und
Methoden, die die im Folgenden genannten Forschungseinrichtungen beim Bestandsaufbau verfolgen, stellen sicher, dass sie
die Erwartungen und Bedürfnisse ihrer Benutzer auf dem Gebiet Germanistik voll und ganz erfüllen. Laut den Statistiken
der University of Virginia für 2012 rangieren die deutschsprachigen Bestände an der Harvard University mit annähernd einer Million Büchern auf Platz 1. Die Kongressbibliothek, die
keiner Universitätsbibliothek angegliedert ist, jedoch eine Forschungsbibliothek des US-amerikanischen Kongresses und faktisch die Nationalbibliothek ist, liegt mit weit über 750 000 Monografien auf dem zweiten Platz. Es folgen mit etwa 750 000
Publikationen die Bestände an der Yale University. Die New
York Public Library verfügt über 600 000 deutschsprachige Monografien, die Columbia University über etwa 500 000 Bände,
dicht gefolgt von der University of Chicago und der University
of California, Berkeley. Unter den Universitätsbibliotheken mit
umfangreichen deutschsprachigen Materialien sind die Cornell
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
University, die Princeton University, die University of Wisconsin-Madison, die Stanford University und die nahegelegene
Duke University sowie die University of North Carolina zu nennen, an der als erste und einzige Kooperation zwischen einer
öffentlichen und einer privaten Forschungseinrichtung das Carolina-Duke Graduate Program in German Studies angeboten
wird. Weitere erstklassige Germanistikstudiengänge und eine
mit den zuvor genannten Universitätsbibliotheken vergleichbare germanistische Fachliteratur bieten zum Beispiel die University of California, Los Angeles (UCLA), die University of Michigan, die University of Pennsylvania, die University of Illinois
in Urbana-Champaign und die Indiana University Bloomington.
Die Themenauswahl bei der deutschsprachigen Literatur in
amerikanischen Bibliotheken zeigt, dass vor allem Monografien und Zeitschriften seit mehreren Jahrzehnten eine hohe
Relevanz eingeräumt wird. Der gewissenhafte Aufbau von Sondersammlungen, sei es durch Schenkungen oder durch den
nachträglichen Ankauf kompletter Privatbibliotheken, ist ein
Hinweis darauf, wie breit gefächert der Forschungs- und Studienbedarf ist. Exemplarisch sind hier zu nennen:
Literatur der frühen Neuzeit
sogenannte »Sophie Project«, ein Kompendium deutschsprachiger Literatur mehrerer Autorinnen, das zweite ist ein Online-Bestandsverzeichnis für Handschriften- und Autografen­einträge
zu deutschen Dichterhandschriften des Poetischen Realismus.
Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts
Die Harvard University verfügt über herausragende Bestände
an Manuskripten von großen Schriftstellern und Dichtern wie
Brecht, Mann und Rilke bis hin zu unbedeutenderen Autoren. Die Blau Memorial Collection an der Princeton University
umfasst 20 000 Bände, darunter seltene Erstausgaben von
Hauptmann, Wedekind, Hesse und vielen anderen. Unter den
Manuskripten finden sich Schriften von Carl Hauptmann, Arno
Holz, Heinrich Laube und anderen. An der Yale University befindet sich das Hermann-Broch-Archiv, und die University of
Illinois besitzt eine hervorragende Rilke-Sammlung. Bemerkenswert unter den Sammlungen der Indiana University Bloomington sind expressionistische Literatur sowie die Werke und
Kritiken von Thomas Mann. Das International Dada Archive in
der Bibliothek der University of Iowa umfasst etwa 47 000 einschlägige deutschsprachige Titel. Die Contemporary German
Die Curt von Faber du Faur-Sammlung an der Yale University, die
Harold-Jantz-Sammlung an der Duke University und die Sammlung der Fruchtbringenden Gesellschaft an der University of California, Berkeley, sind drei richtungsweisende und komplementäre
Ressourcen für die Präsentation und Dokumentation von Schriftstellern und Autoren religiöser Texte des deutschen Barocks.
Die Abteilung Manuskripte der Stanford University Library verfügt über eine herausragende Sammlung deutscher Festgedichte
aus der Zeit von 1550 bis 1750. Die University of Illinois in Urbana-Champaign kooperiert im Bereich Emblem-Literatur mit der
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Aus dieser Zusammenarbeit ist das digitale Projekt Emblematica Online hervorgegangen.
Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts
Der Schwerpunkt deutscher Literatur an der University of
Wisconsin-Madison liegt auf einer Sammlung von etwa 1 500
deutschsprachigen Dramen von knapp 500 Bühnendichtern
aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Speck-Sammlung an
der Yale University ist eine der umfangreichsten Goethe-Bibliotheken außerhalb Deutschlands. Sie umfasst auch reichhaltige
Bestände von Lessing und Schiller. Die Linckesche Leihbibliothek an der University of Chicago besteht aus 15 000 Bänden
mit Populärliteratur aus der Zeit zwischen 1775 und 1875. Ihre
Berliner Sammlung mit 300 000 Bänden und 150 000 Streitschriften deckt die Themenbereiche Philologie, Philosophie
und Naturwissenschaften ab. Die Indiana University Bloomington beherbergt eine Sammlung von annähernd 2 000 Almanachen, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt
aufkamen. Zwei digitale Projekte der Brigham Young University konzentrieren sich auf das 19. Jahrhundert: Eines ist das
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Der Lesesaal von 1928 ist jetzt ein Schauraum für seltene Exponate,
hier der Schreibtisch von Virginia Woolf. Foto: M. Zupan, Duke University
Die Ausstellung zur Medizingeschichte: Viele der präsentierten
Stücke stammen aus Deutschland. Foto: M. Zupan, Duke University
097
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Pfister-Bibliothek und die Richard-von-Mises-Sammlung. Die
University of California, Berkeley, beherbergt die Burdach-Bremer-Sammlung der deutschen Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance.
Die Cornell University bietet die in Nordamerika größte
Sammlung von Manuskripten und Publikationen über Hexenwesen und über die Hexenprozesse in Europa mit dem SchwerExilliteratur
punkt auf Deutschland. Die Cecil H. Green Library an der Stanford University bewahrt deutschsprachige Einblattdrucke aus
Die Kapriolen der Geschichte und die Kriegswirren in Europa
der napoleonischen Besatzungszeit auf. Die Kongressbiblioführten dazu, dass zwischen 1930 und 1940 zahlreiche Intellekthek verfügt über reichhaltige Sammlungen zu diversen Epotuelle von Europa nach Amerika einwanderten. Sie schufen eine
chen deutscher Geschichte. Die Sammlung über das Dritte
viel beachtete Exilliteratur in Form von Büchern, Briefwechseln
Reich umfasst etwa 615 000 Bücher, Fotoalben und Druckerund Dokumenten. Viele Exilschriftsteller zog es nach Südkalizeugnisse aus der Bibliothek der Berliner Reichskanzlei sowie
fornien. Es verwundert daher nicht, dass es erstklassige SammBestände aus Privatbibliotheken hochrangiger Parteifunktiolungen von Exilliteratur an der University of California, Los Annäre. Im Jahr 1946 übernahm die Kongressbibliothek die Bigeles (mit dem Schwerpunkt auf Franz Werfel) und an der Unibliothek Adolf Hitlers.
versity of Southern California (mit dem Schwerpunkt auf Lion
In der Hoover Institution der StanFeuchtwanger) gibt. Weitere bedeutende
ford University befindet sich eine einzigBestände existieren an der University at
artige Sammlung von Schriften über die
Albany, der University of Kansas und in
Entwicklung des Faschismus, an der Unider Frick Collection an der Yale University.
versity of California, Berkeley, mehr als
300 Plakate der NSDAP, Einblattdrucke
Themenschwerpunkte in BuB
und Handzettel aus der Zeit von 1930 bis
German-Americana-Sammlung
1945 sowie Notgeld aus den 1920er-JahHeft 12/2015:
ren. Auch einige andere Bibliotheken be»Mein Kampf« gemeinfrei
Eine der umfangreichsten historischen
sitzen bedeutende Sammlungen aus der
Sammlungen zur Geschichte der deutNazizeit: die Staatsarchive, die Universchen Einwanderer befindet sich an der
Heft 01/2016:
sity of California (Los Angeles), die Ball
University of Cincinnati. Neben Büchern,
Austausch – grenzenlos lernen
State University, die Brandeis University,
Broschüren, Kirchen- und Stammbüchern,
die Georgetown University, die Duke UniZeitschriften, Zeitungen und ManuskripHeft 02-03/2016
versity und andere. Die Duke University
ten existieren dort auch historische DoBibliothekskongress Leipzig
eröffnete kürzlich die hochaktuelle David
kumente über deutsch-amerikanische
M. Rubenstein Rare Book & Manuscript
Brauereiunternehmen. Hier ist ebenso
Heft 04/2016
Library. Die deutschsprachigen Sammdas Max Kade Institute for German AmeMusikbibliotheken
lungen der Duke University, einschließrican Studies an der University of Wisconlich ihrer Literatur über das Dritte Reich,
sin zu nennen, das in den USA verfasste
Heft 05/2016
waren Gegenstand einer Archives Alive
oder veröffentlichte deutschsprachige PuBestandsaufbau
Initiative: Dort werden Grundstudiumsblikationen führt, darunter Literatur, hisabsolventen in den neuen Unterrichtstorische Texte, religiöse Werke und KochHeft 06/2016
räumen unter Verwendung von Realien
bücher. Die Kongressbibliothek ist ein beGewalt in Bibliotheken
und Primärliteratur unterrichtet.
deutendes Dokumentationszentrum für
den Einfluss der Deutschen in Amerika.
Darunter sind beispielsweise Aufzeichnungen über den Einsatz
deutscher Truppen bei der Amerikanischen Revolution und die
Deutsch-Jüdische Geschichte und Holocaust-Studien
Schriften des Barons von Steuben und von Carl Schurz. Die New
York Public Library bewahrt persönliche Schriftstücke und TageDas Leo Baeck Institute besitzt eine besonders umfassende
bücher hessischer Truppen auf, die während der Revolution auf
Sammlung von unveröffentlichten deutsch-jüdischen Memoider Seite der Briten kämpften.
ren. Das YIVO Institute for Jewish Research konzentriert sich
auf die osteuropäischen Länder und besitzt einzigartige Sammlungen in jiddischer Sprache. Die Kongressbibliothek erwarb
die Sigmund-Freud-Sammlung mit 80 000 Artikeln von Anna
Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
Freud. An der University at Albany befinden sich Schriften
von 75 deutsch-jüdischen Künstlern und Schriftstellern. Die
Harvard erwarb die Rodolphe-Reuss-Sammlung über den
American Jewish Archives in Cincinnati, Ohio, dokumentie30-jährigen Krieg (2 600 Bücher und Streitschriften), die Bibren ausführlich die Einwanderung der deutschen Juden im 19.
liothek der Prinzessin zu Stolberg-Wenigerode, die Münchener
Literature Collection an der Washington University in St. Louis
stellt die größte Sammlung zeitgenössischer und jüngerer
deutschsprachiger Romanliteratur und Dichtung in Nordamerika dar.
Schwerpunkt
098
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Jahrhundert. Schlüsselinstitutionen sind auch das United States Holocaust Memorial Museum und die USC Shoah Foundation mit einer Videodatenbank mit 53 000 Zeitzeugenberichten von Überlebenden. Die Mazal Holocaust Collection ist ein
Geschenk an die University of Colorado, Boulder. Sie umfasst
mehr als 20 000 Bücher und 500 000 Dokumente.
Geschichte der Wissenschaft, Technik und Medizin
Manuskripte und Briefe von Ernst Mach, Max Planck und Albert Einstein finden sich in der Bern Dibner Library der Smithsonian Institution. In den Archiven des Henry Ford Museum
in Michigan lagern Akten über Gottfried Daimler von 1847 bis
1910, und man kann sich gut vorstellen, warum diese für die
Ford Motor Company von Interesse sein könnten. Eine umfangreiche deutschsprachige Sammlung befindet sich in der Countway Library of Medicine in Boston. Erstklassig ist die Kofoid
Collection an der University of California, Berkeley, mit Veröffentlichungen aus den Bereichen Wissenschaft und Medizin. Man findet jedoch nicht nur Literatur, sondern auch Gegenstände. So verfügt die Rubenstein Library an der Duke University über eine große Sammlung an medizinischen Modellen
aus Elfenbein mit komplexen Imitationen der inneren Organe.
Viele davon stammen aus Deutschland. In der Marie C. Stopes
Birth Control Collection an der University of California, Santa
Barbara, werden in Deutschland konzipierte Empfängnisverhütungsmittel aus den 1920er- und 1930er-Jahren ausgestellt.
Digitale Bibliotheken
Bedeutende amerikanische Forschungsbibliotheken haben
die HathiTrust Digital Library geschaffen, die aus dem Google
Books Library Project 2008 hervorgegangen ist. Die deutschsprachigen Titel liegen mit einer Zahl von etwa 310 000 Büchern, die aktuell im Volltextformat verfügbar sind, auf dem
zweiten Platz hinter den englischsprachigen Titeln. Das Internet Archive bietet mittlerweile Zugriff auf circa 339 000
deutschsprachige Texte. Zahlreiche Forschungsbibliotheken digitalisieren ihre eigenen seltenen Bestände und übertragen sie
in HathiTrust und das Internet Archive. Ähnlich wie Europeana
ist die Digital Public Library of America (DPLA) ein Portal, das
Zugang zu Inhalten in Bibliotheken, Museen und Archiven bietet. Bislang stehen annähernd 350 000 deutschsprachige Texte,
Bilder und Videodateien zur Verfügung.
Verbände
Die meisten Bibliothekare im Fachgebiet Germanistik in Nordamerika sind der Western European Studies Section (WESS)
in der Association of College & Research Libraries (ACRL) der
American Library Association (ALA) angeschlossen. Alle Aktivitäten der WESS sind auf der Homepage von WessWeb zu finden,
wo auch Online-Experteninformationen angeboten werden. Die
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WESS arbeitet eng mit dem Center for Research Libraries (CRL)
zusammen, ein internationales Konsortium und eine eigenständige Forschungsbibliothek. Die WESS und das CRL haben die
German-North American Resources Partnership (GNARP) gegründet, um den Erwerb und die Nutzung deutschsprachiger Literatur in nordamerikanischen Bibliotheken zu unterstützen und
die Zusammenarbeit mit deutschen Forschungsbibliotheken zu
fördern. Die GNARP hat außerdem einen Online-Wegweiser für
gedruckte, Mikrofilm- und digitale Ausgaben deutschsprachiger
Zeitungen in Nordamerika zusammengestellt. Weitere Kooperationsmöglichkeiten können bei der GNARP erfragt werden.
Übersetzt aus dem Englischen von
Susanne Gagneur
Richard Hacken (Foto: privat) erreichte einen Master-Abschluss in
Bibliothekswissenschaft und einen Doktortitel in Germanistik an
der University of California. Er ist
Bibliothekar für Europastudien
an der Brigham Young University,
Provo, Utah. Hacken gründete 1995
EuroDocs, ein Internet-Portal für
Online-Primärquellen zu europäischer Geschichte. Publikationen zu deutscher und europäischer Literatur sowie
zu Bibliothekswissenschaft, -geschichte und -technik.
Heidi Madden (Foto: privat) ist als
Bibliothekarin für Westeuropastudien des Mittelalters und der
Renaissance tätig. Zudem ist sie
außerordentliche Professorin am
Fachbereich Germanistik der Duke
University, Durham, North Carolina.
Madden ist in diversen Abteilungen
der Western European Studies Section der ACRL tätig, unter anderem als deren Vorsitzende.
Verschiedene Publikationen zu Themen der Vermittlung
von Informationskompetenz.
Brian Vetruba (Foto: privat) ist Bibliothekar für germanische Sprachen und Literatur, vergleichende
Literaturwissenschaft und Europastudien an der Olin Library der
Washington University, St. Louis,
Missouri. Vetruba ist in leitender
Positionen in der Abteilung Western European Studies der ACRL
und der Modern Language Association tätig. Er arbeitet
beim Reference Reviews Europe Annual und als Rezensent
für CHOICE und The Charleston Advisor mit.
099
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Transparenz,
Gleichbehandlung
und Compliance-Regeln
gefordert
Ein Streitgespräch über die Rolle von Dienstleistern bei bibliothekarischen Fachtagungen und
in Bibliotheksverbänden mit Julia Bergmann, Hans-Joachim Wätjen und Tom Becker
Bibliothekarische Fachtagungen wie der Bibliothekartag oder der
Bibliothekskongress sind Erfolgsmodelle. Jährlich kommen zwischen 3 000 und 4 000 fortbildungswillige Kolleginnen und Kollegen zu den Mega-Veranstaltungen – und dennoch läuft nicht alles
rund. Ein Problem, das sich zusehends verschärft, ist die Rolle der
kommerziellen Dienstleister im bibliothekarischen Fachprogramm.
Dürfen sie dort auftreten? Wenn ja, alleine oder nur in Kombination
mit einer Bibliothek? Manche Dienstleister schaffen es mit ihrem
Vortrag ins Programm, andere nicht. Die Situation ist unübersichtlich, die Regeln sind nicht eindeutig. Und auch die bibliothekarischen Fachverbände haben ihre liebe Not mit Dienstleistern. Sollen
sie Mitglied im Verband werden können oder nicht? Wenn ja, als ordentliches oder nur als förderndes Mitglied?
Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) hat auf seiner vergangenen Mitgliederversammlung 2015 in Nürnberg die Mitgliedschaft
für Dienstleister satzungsmäßig ausgeschlossen. Den Antrag stellte
BIB-Mitglied Hans-Joachim Wätjen. Dienstleisterin und Bibliothekarin Julia Bergmann ist im vergangenen Jahr aus dem BIB ausgetreten,
weil sie sich als Selbstständige vom Verband nicht mehr vertreten fühlt
und weil sie bei großen Fachveranstaltungen nicht mit eigenen Vorträgen auftreten darf. BIB-Vorstand Tom Becker sieht diese Entwicklungen
mit Sorge. Im folgenden Streitgespräch, das von BuB-Redakteur Bernd
Schleh moderiert wurde, prallen ihre unterschiedlichen Positionen
aufeinander.
100
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Wenn ich mir
die Satzungszwecke
des BIB anschaue, dann
gibt es überhaupt keinen
Grund, warum Dienstleister, die im
Bibliothekssektor tätig
sind, im BIB
ordentliche
Mitglieder
sein sollten.
(Han Wätjen)
Die Streichung der
Möglichkeit
für Dienstleister, im
BIB aktiv
werden zu
können,
halte ich für
grundsätzlich falsch.
(Tom Becker)
BuB 68 02-03 /2016
BuB: Herr Wätjen, Sie haben in der BIB-Mitglieder­
versammlung 2015 in Nürnberg erfolgreich beantragt, dass bibliothekarische Dienstleister nicht
mehr Mitglied im Berufsverband werden dürfen.
Warum ist Ihnen das so wichtig?
Hans-Joachim Wätjen: Dienstleister konnten
auch nach der alten BIB-Satzung, die bis zur Mitgliederversammlung 2013 in Bremen galt, nicht
Mitglied im Verband sein. Meinhard Motzko hat in
der Bremer BIB-Mitgliederversammlung, an der ich
leider nicht teilnehmen konnte, einen Änderungsantrag zur Satzung in Sachen Dienstleister gestellt.
Das fand ich nachvollziehbar und legitim, aber die
Begründung, die er anführte, war unlauter und
hat mich beim Lesen des Protokolls mehr als empört. Er hat es so dargestellt, dass Nicht-Bibliothekare im BIB nicht Mitglied sein könnten, und das ist
falsch. Er hat argumentiert, dass eine Satzung auch
immer Ausdruck einer Strategie sei, dass die Mitgliedschaft bisher stark begrenzt werde und inzwischen in den bibliothekarischen und informations­
wissenschaftlichen Institutionen mehr Berufsgruppen vertreten seien als nur Bibliothekare. Letzteres
ist absolut richtig, aber laut Satzung – nach alter
wie nach neuer – konnten und können alle Beschäftigten in Bibliotheken und verwandten Informations- und Dokumentationseinrichtungen ordentliches Mitglied im BIB werden – es gab und gibt also
gar keine Notwendigkeit, speziell Dienstleistern
diese Form der Mitgliedschaft zu ermöglichen.
BuB: Warum sollen auch andere Berufsgruppen
als Bibliothekare Mitglied im Berufsverband
werden können?
Han Wätjen: Wir können längst nicht mehr alles
selbst leisten. Um unsere Aufgaben als Bibliothek
zu erfüllen, brauchen wir Informatiker, wir brauchen Web-Designer, Juristen, Marketing-Fachleute
und viele andere Berufsgruppen. Und die können
laut Satzung auch alle Mitglieder im BIB sein! Dass
nun Herr Motzko, der ja bekanntermaßen ein gut
laufendes Praxisinstitut führt und im Bereich Bibliotheken und Informationseinrichtungen Fortbildungen anbietet, das Interesse hat, im BIB als sogenannter Dienstleister ordentliches Mitglied zu sein,
kann ich nachvollziehen, aber es widerspricht meinen Interessen als Mitglied. Wir müssen hier klar
die unterschiedlichen Interessen voneinander trennen. Wenn ich mir die Satzungszwecke des BIB anschaue, dann gibt es überhaupt keinen Grund, warum Dienstleister, die im Bibliothekssektor tätig
sind, im BIB ordentliche Mitglieder sein sollten.
BuB: Frau Bergmann, wie sehen Sie das als Bibliothekarin und Dienstleisterin?
Julia Bergmann: Hier haben wir schon ein
wesentliches Problem: Ich bin Bibliothekarin und
Dienstleisterin – was zählt denn nun? Die Grenzen
sind fließend. Ich bin im vergangenen Jahr aus dem
BIB ausgetreten und habe in einem offenen Brief
meine Gründe dargelegt: Zum einen fühle ich mich
als Freiberuflerin im Bibliotheks- und Informationswesen nicht vom BIB vertreten, zum anderen
bin ich nicht bereit, das widersprüchliche Verhalten
des Verbands mir gegenüber weiter hinzunehmen.
Je nach Situation wird meine Selbstständigkeit geschätzt oder aber als Ablehnungsgrund verwendet. Das geht so nicht. Und im Gegensatz zu Herrn
Motzko wurde ich explizit vom BIB als Mitglied
geworben. Ich wurde sogar in die BIB-Imagebroschüre aufgenommen, weil der BIB mit der Vielfalt
seiner Mitgliederstruktur punkten wollte. Ich stellte
dann aber schnell fest, dass ich als Selbstständige
zwar zur Imageaufbesserung dienen durfte, nicht
aber Redebeiträge auf Veranstaltungen wie dem
Bibliothekartag beisteuern konnte. Dagegen habe
ich mich verwahrt, dass man sozusagen Teile von
mir herausschneidet und andere Teile nicht so gern
dabei haben möchte.
BuB: Herr Becker, was sagen Sie als BIB-Vorstand dazu?
Tom Becker: Hier fehlt es tatsächlich an einer
klaren Regelung. Julia Bergmann hat mit ihrem
Austritt aus dem BIB sehr konsequent gehandelt.
Ich kann das hundertprozentig nachvollziehen. Die
Streichung der Möglichkeit für Dienstleister, im BIB
aktiv werden zu können, halte ich für grundsätzlich
falsch, weil die Informationsberufe so vielseitig sind
und nicht alle unbedingt Angehörige von Bibliotheken sind, die im Bibliothekssektor arbeiten, wie es
die Satzung verlangt. Da bin ich als Lehrender an einer Hochschule, der zudem nebenberuflich selbstständig ist, ja ebenfalls betroffen. Nach der neuen
Satzungsdefinition ist es fraglich, ob ich überhaupt
Mitglied im BIB sein darf. Es ist doch unstrittig, dass
diejenigen, die sich dem Verband als Dienstleister
oder in sonstigen Funktionen verbunden fühlen,
aber nicht direkt in Bibliotheken oder verwandten
Informationseinrichtungen arbeiten, mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen den Berufsverband
bereichern. Deshalb müssen sie auch Mitglied werden können.
Han Wätjen: Hier möchte ich widersprechen.
Ich habe mich nicht dafür ausgesprochen, Freiberufler und Dienstleister aus dem BIB auszuschließen. Es gibt die Möglichkeit – und das sieht die Satzung ausdrücklich vor – der fördernden Mitgliedschaft. Das machen andere Verbände auch. Das ist
ein probates Mittel, kommerziellen Dienstleistern
die Teilnahme am Vereinsleben zu ermöglichen –
aber eben nicht als ordentliche Mitglieder mit passivem und aktivem Wahlrecht. Ich möchte es noch
101
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Das Bibliothekswesen
zu promoten, ist für
mich eine
Herzensangelegenheit
aus meinen
bibliothekarischen
Wurzeln
heraus. (Julia
Bergmann)
Viele Dienstleister
verdienen
ganz gut mit
Bibliotheken.
(Han Wätjen)
Es muss
ComplianceRichtlinien
geben, zumindest für
diejenigen,
die im Verband aktive
Positionen
innehaben.
(Tom Becker)
102
mal ganz deutlich sagen: Private Dienstleiter, ganz
egal ob es Bibliothekare oder Fachleute aus der IT,
dem Marketing oder anderen Bereichen sind, können uns bei der einen oder anderen Aufgabe helfen,
aber dazu müssen sie nicht ordentliche Mitglieder
im BIB sein. Es ist doch klar und legitim: Dienstleister wollen letztendlich Aufträge akquirieren, und
das kann durchaus im Widerspruch stehen, zu dem
was der Zweck eines Vereins ist. Auch Vereine müssen sich deshalb künftig mit Compliance-Regeln beschäftigen. Die IFLA ist hier mit gutem Beispiel vorangegangen und hat ein entsprechendes Manifest
veröffentlicht. Diese Manifeste sollte man nicht nur
mit wohlmeinenden Worten füllen, sondern auch
mit praktischem Inhalt. Interessenkonflikte habe
ich in diesem Zusammenhang ausreichend selbst erlebt, wenn beispielsweise Elsevier bei Sitzungen der
dbv-Sektion 4 anwesend war und wir zugleich über
unsere Politik gegenüber den Großverlagen diskutierten. Das ist ein Unding – übrigens genauso, dass
die BIB-Kommission für Fortbildung von einer Freiberuflerin geleitet wurde.
BuB: Können die zahlenmäßig geringen Dienstleister in einem Verband mit 6 300 Mitgliedern
tatsächlich so viel Einfluss ausüben?
Han Wätjen: Bei einzelnen Themen schon,
nehmen wir das Beispiel BIB-Fortbildungsakademie, die ja in der Diskussion ist. Hieran können private Dienstleister selbstverständlich ein manifestes
Interesse haben. In der Satzung sind nur drei Vereinszwecke vorgesehen: die Mitglieder fördern sowie ihre Interessen wahrnehmen, die Förderung des
bibliothekarischen Nachwuchses und schließlich
die Förderung des Bibliotheks- und Informationswesens in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei
können Dienstleister gerne helfen – aber bitte nicht
als ordentliche Mitglieder, sondern als fördernde
Mitglieder. Das muss klar getrennt werden.
BuB: Auch in der Höhe der jeweiligen Mitgliedsbeiträge?
Han Wätjen: Viele Dienstleister verdienen ganz
gut mit Bibliotheken. Ich würde deshalb den bisher
doch eher symbolischen Beitrag für fördernde Mitglieder klar erhöhen, aber gestaffelt nach Unternehmensgröße. Frau Bergmann, ich möchte Ihnen
nicht das Wasser abgraben.
Julia Bergmann: Ich mache mir keine Sorgen
um mich als Dienstleister. Was mich stört, ist, dass
ich vor noch nicht allzu langer Zeit sozusagen als
freiberufliches Aushängeschild für den Verband geworben wurde und jetzt nur in ganz ausgewählten
Bereichen mitwirken darf.
Tom Becker: Für die Weiterentwicklung des
Bibliotheks- und Informationsberufes finde ich
stimmberechtigte Impulse extrem wichtig, auch
von Seiten der Dienstleister. Die Frage ist, ab wann
ist ein Dienstleister ein Dienstleister. Mit welchen
Prozentzahlen muss er tatsächlich freiberuflich tätig sein? Eine exakte Definition ist sehr schwierig.
In einem Punkt stimme ich Herrn Wätjen aber zu:
Es muss Compliance-Richtlinien geben, zumindest
für diejenigen, die im Verband aktive Positionen
innehaben.
BuB: Frau Bergmann, wäre das für Sie in Ordnung, wenn Dienstleister nur fördernde Mitglieder werden könnten?
Julia Bergmann: Da man sich davon offensichtlich verspricht, dass ich diesen Verband gleichzeitig
auch mit hohen Summen sponsern soll und ich mir
das eigentlich nicht leisten kann und will, ist meine
Antwort hier klar nein.
Han Wätjen: Ich habe nicht immens hohe Summen gemeint. Der Verein Deutscher Bibliothekare
zum Beispiel nimmt von seinen fördernden Mitgliedern laut Satzung 500 Euro.
Julia Bergmann: Auch das ist für mich ein ganz
ordentlicher Betrag.
Han Wätjen: Als Gegenleistung gibt es Kontakte
und Networking im Verband.
Julia Bergmann: Networking ist für mich nicht
der Grund, im Verband tätig zu sein und auch nicht
für meine anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Das Bibliothekswesen zu promoten, ist für mich
eine Herzensangelegenheit aus meinen bibliothekarischen Wurzeln heraus. Mein Networking funktioniert auch ohne den Verband hervorragend.
Das ist für mich überhaupt kein Anreiz für eine
BIB-Mitgliedschaft.
Tom Becker: Es geht sicher vielen Dienstleistern so. Ich glaube, dass ein ideelles Engagement
tatsächlich auch ideell ist und dass die Netzwerke
ohnehin bestehen. Gerade so omnipräsente Personen wie Julia Bergmann oder Meinhard Motzko
bringen ihr Netzwerk mit und brauchen nicht unbedingt die Kontakte aus dem BIB. Hier dürfen wir
uns nicht selbst überschätzen.
BuB: Wie wird der BIB in der Satzungsfrage nun
weiter verfahren, vor allem bei der Aufnahme
von Dienstleistern?
Tom Becker: Momentan sind wir satzungsmäßig wieder auf dem Stand von vor zwei Jahren, also
vor der Änderung in Bremen. Grundsätzlich muss
der BIB-Vorstand alle Eintritte in den Verein genehmigen beziehungsweise bestätigen, hierbei muss
sich der Vorstand natürlich an die aktuelle Satzung
halten.
BuB: Das heißt, die Aufnahme von Dienstleistern
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Für mich
kommt eine
fördernde
Mitgliedschaft nicht
infrage. Ich
möchte mich
aktiv beteiligen. (Julia
Bergmann)
Der Vorstand
damals hat
sich offensichtlich
nicht immer
an die Satzung gehalten. (Han
Wätjen)
BuB 68 02-03 /2016
und Freiberuflern liegt faktisch im Ermessensspielraum des BIB-Vorstands.
Tom Becker: Ja, in gewissem Maße schon.
Und hier lässt natürlich vor allem der in der Satzung verwendete Passus »Beschäftigte in verwandten IuD-Einrichtungen« einen Interpretationsspielraum zu.
BuB: Was passiert mit Dienstleistern, die bereits
ordentliche Mitglieder im BIB sind?
Han Wätjen: Ich würde dem BIB raten, die
Dienstleister, soweit sie diese Tätigkeit mit mehr als
50 Prozent ausüben, anzusprechen und ihnen anzubieten, künftig als fördernde Mitglieder im Verband
aktiv zu sein. Sie mögen doch bitte mitteilen, ob sie
mit dieser Umgruppierung einverstanden sind. Im
Grunde waren sie vorher auch schon fördernde Mitglieder, nur hat der damalige Vorstand beim Eintritt
alle Augen zugedrückt und sie als reguläre Mitglieder aufgenommen – beziehungsweise sogar angeworben, wie Frau Bergmann geschildert hat. Der
Vorstand damals hat sich offensichtlich nicht immer an die Satzung gehalten.
Tom Becker: Man hat sie halt großzügig
ausgelegt.
Han Wätjen: Ich finde, gerade hier ist die Satzung doch sehr eindeutig.
Tom Becker: Noch kurz zum weiteren Fortgang: Für den Bibliothekskongress in Leipzig sind
erst mal keine Satzungsänderungen vorgesehen.
Es wird aber für alle Interessierten die Möglichkeit
geben, an einem Satzungs-Workshop teilzunehmen, bei dem die virulenten Fragen diskutiert werden, um dann bei der darauf folgenden Mitgliederversammlung in Frankfurt 2017 sämtliche offenen
Satzungsfragen auf einen Schlag zu erledigen. Zu
diesem Workshop beim Bibliothekskongress in Leipzig am Mittwoch, 16. März, von 14 bis 15.30 Uhr in
Seminarraum 13 möchte ich herzlich einladen.
Julia Bergmann: Wie bereits gesagt: Für mich
kommt eine fördernde Mitgliedschaft nicht infrage. Ich möchte mich aktiv beteiligen. Dann
muss ich mich jetzt eben außerhalb des Verbandes
engagieren.
Han Wätjen: Aber Sie haben doch auch bei einer fördernden Mitgliedschaft aktive Beteiligungsrechte. Das einzige, was Sie nicht können, ist das
passive und aktive Wahlrecht wahrnehmen.
Julia Bergmann: Das sehe ich anders. Ich kann
ja beispielsweise auch nicht beim Bibliothekartag, der vom BIB mitveranstaltet wird, als Referentin im Fachprogramm auftreten. Ich glaube, dass
Dienstleister wie ich, aber auch andere Einzelpersonen, die Schulungen und Weiterbildungen im Bibliotheksbereich anbieten, durchaus fachlich etwas
beizutragen haben und für die fachliche Diskussion
Professor Dr. Tom Becker hat nach mehrjähriger Tätigkeit auch in
Führungspositionen in
der Münchner Stadtbibliothek sowie als Leiter
der Zentralbibliothek in
Mannheim vielschichtige Erfahrungen in der
beruflichen Praxis gesammelt. Er hat über
Wissensmanagement in Öffentlichen Bibliotheken an der HU zu Berlin promoviert und unterrichtet seit 2011 an der TH Köln im Bereich
»Medienmanagement und Medienvermittlung
in Bibliotheken«. Seit 2011 ist er auch im Bundesvorstand des Berufsverbandes Information
Bibliothek (BIB) aktiv.
Julia Bergmann ist freiberufliche Trainerin für
Informationskompetenz
und seit 2003 als Trainerin, Vortragende und
Beraterin im Bereich
Bibliotheken und Bildungseinrichtungen national und international
tätig. Sie ist Gründungsmitglied des Vereins
Zukunftswerkstatt Kultur- und Wissensvermittlung e.V. und Mitglied des EU Think Tanks
Library Avengers.
Hans-Joachim Wätjen,
Studium der Politikund Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen (19711976), Staatsexamen für
das Lehramt an Gymnasien (1976), Bibliotheksreferendariat an der UB
Bremen und Bibliotheksschule Frankfurt/
Main (1978-1979), Bibliotheks- und Informationssystem der Uni Oldenburg: Abteilungsleiter
und Fachreferent (1980-2000), Stellvertretender Direktor (1983-2000), Direktor (seit 2000),
Mitarbeit in diversen Arbeitsgruppen und Gremien (DFG, WR, Bertelsmann Stiftung, DINI).
103
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
wertvoll sein können. Wir werden auch immer wieder von Teilnehmern um Beiträge für die Bibliothekartage gebeten. Die wundern sich sehr, dass wir
das gar nicht dürfen.
Fachliche
Vorträge
von Selbstständigen
sind immer wieder
gestrichen
worden, um
zu verhindern, dass
verdecktes
Marketing
betrieben
wird. (Tom
Becker)
Es sind
auch Veranstaltungen
gestrichen
worden,
die Dienstleister im
Kontext mit
Bibliotheken
angeboten
haben. (Julia
Bergmann)
104
BuB: Heikel ist das Miteinander von Bibliothekaren und Dienstleistern also nicht nur in den
Berufsverbänden, sondern auch beim Bibliothekartag und ähnlichen Fortbildungsveranstaltungen. Sollten kommerzielle Dienstleister hier ins
Vortragsprogramm aufgenommen werden?
Tom Becker: Ich finde schon, und da hat Frau
Bergmann leider Recht mit ihrer Kritik. Der BIB versucht das auch schon seit Längerem zu modifizieren. Wir haben beispielsweise die Zukunftswerkstatt stark unterstützt, also ein Format, das von
mehreren Selbstständigen und Teilselbstständigen
nicht nur aus Eigeninteresse heraus auf die Beine
gestellt wurde. Es ist schwierig, als Mitveranstalter
eines Bibliothekartags hier die Grenzen zu ziehen.
Wir wollen und wir müssen bei einer Veranstaltung,
die immens hohe Kosten verursacht, wirtschaftlich
arbeiten. Aus diesem Grund bieten wir unter anderem Firmenvorträge an, die vor allem von größeren
Dienstleistern und Unternehmen im Rahmen von
deren Selbstmarketing auch gebucht werden. Momentan ist es so, dass alles was Dienstleister heißt,
nicht ohne Mitwirkung von Bibliotheken im Fachprogramm erscheinen soll. Fachliche Vorträge von
Selbstständigen sind immer wieder gestrichen worden, um zu verhindern, dass verdecktes Marketing
betrieben wird.
Julia Bergmann: Zunächst kurz eine Klarstellung zur Zukunftswerkstatt. Hier sind von 20 aktiven Vereinsmitgliedern nur zwei freiberuflich tätig.
Zu den Vorträgen: Es sind auch Veranstaltungen gestrichen worden, die Dienstleister im Kontext mit
Bibliotheken angeboten haben. Was mich stört, ist
einfach der krasse Gegensatz: Einerseits meine Anwerbung als Verbandsmitglied um die Diversität des
BIB aufzuzeigen, andererseits dann das Verbot, am
Fachprogramm mitzuwirken. Hier gibt es keine verlässliche Linie, das ist alles sehr intransparent.
BuB: Es gibt immer wieder den Vorwurf, dass
Freiberufler mit zweierlei Maß gemessen werden. Manche dürfen ins Fachprogramm, andere
nicht. Wie könnten hier klare Regeln aussehen?
Han Wätjen: Ich glaube, dass wir beim Punkt
Dienstleister bei Bibliothekartagen und entsprechenden Veranstaltungen gar nicht weit auseinanderliegen. Im Programm sollte klar ersichtlich sein,
was angeboten wird: ein werbender Vortrag, in dem
ein Dienstleister seine Produkte vorstellt, oder ein
Vortrag eines Berufskollegen, der einen Peer-Review-Prozess durchlaufen hat und aufgrund seiner
fachlichen Qualität ausgewählt wurde – auch wenn
diese dann nicht immer erreicht wird. Ich will auf
Firmen und Dienstleister bei unseren Tagungen
nicht verzichten. Ich habe schon Bibliothekartage
erlebt, da habe ich nicht einen einzigen Vortrag aus
dem Fachprogramm gehört und mich nur in der Firmenausstellung rumgetrieben und an informellen
Gesprächen teilgenommen. Dabei habe ich mehr
mit nach Hause genommen, als wenn ich in die Vorträge gegangen wäre.
BuB: Firmenvorträge sollten also im Programm
bleiben?
Han Wätjen: Die Firmenvorträge, die ja auch
zur Finanzierung des Bibliothekartags beitragen,
müssen beibehalten werden. Allerdings sollte man
über nach Größe gestaffelte Preise nachdenken, um
die Eintrittsbarriere für Ein-Personen-Unternehmen, wie beispielsweise das von Frau Bergman, zu
senken. Das würde ich den veranstaltenden Verbänden dringend empfehlen. Es kann doch nicht sein,
dass ein kleiner Dienstleister genauso viel bezahlt
wie ein großer Konzern. Beim Programm selbst bin
ich nach wie vor für einen Peer-Review-Prozess,
der Freiberufler oder Firmenvertreter nicht diskriminieren darf. Auch sollten sie weiterhin zu entsprechenden Vortragsveranstaltungen im regulären Programm eingeladen werden. Ich habe beim
vergangenen Bibliothekartag in Nürnberg eine Podiumsdiskussion zum Thema Datenschutz in der
Cloud besucht und anschließend mitdiskutiert, da
saßen neben dem obersten Hamburger Datenschützer auch Manager von Ex Libris und OCLC auf dem
Podium – völlig zurecht. Das ist wichtig, und das
muss auch Platz im Fachprogramm des Bibliothekartags finden. Letztlich darf nur eines zählen: die
Qualität!
Julia Bergmann: Das würde ich mir auch wünschen. Ich kenne es aus anderen Ländern, zum Beispiel Dänemark und Niederlande. Bei Konferenzen
dort interessiert es nicht, ob ich selbstständig bin
oder nicht. Das Kriterium ist schlicht, ob etwas inhaltlich Interessantes beigetragen werden kann.
Nur das zählt. Und man muss dann auch nicht für
den Vortrag bezahlen.
Tom Becker: Genau so muss es sein. Um die
Qualität zu erhalten, gibt es einerseits die Gutachter, zweitens die Programmkommission und drittens die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen.
Die sind ja nicht entmündigt, wenn sie zum Bibliothekartag fahren, sondern können durchaus zwischen Werbung und Fachbeitrag unterscheiden.
Den Kolleginnen und Kollegen fällt schnell auf,
wenn jemand unter dem Mantel der Fachkompetenz
seine eigenen Produkte und Dienstleistungen vertreibt. In unserer kleinen Community spricht sich
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Es kann
doch nicht
sein, dass
ein kleiner
Dienstleister
genauso viel
bezahlt wie
ein großer
Konzern.
(Han Wätjen)
das herum, sodass man dem im Folgejahr einen Riegel vorschieben kann.
Han Wätjen: Werden eigentlich beim Auswahlprozess der Programmkommission die eingereichten Beiträge anonymisiert?
Tom Becker: Nein. Darüber haben wir zwar diskutiert, aber wenn man die Abstracts liest und einigermaßen gut in der Community unterwegs ist, dann weiß
man sehr schnell, wer dahintersteckt. Aus diesem Grund
haben wir darauf verzichtet, es macht keinen Sinn.
Julia Bergmann: Einfach noch mal ein Beispiel
aus den Niederlanden. Dort ist gerade Erik Boekesteijn zum Bibliothekar des Jahres gewählt worden
– und der ist Dienstleister. Wichtig für die Auswahl
war allein, ob er inhaltlich Interessantes zum Bibliotheks- und Informationswesen beigetragen hat.
Tom Becker: Genau dieses Selbstverständnis
hätte ich hierzulande – bei uns – gerne auch, bei den
Verbänden und bei den Organisatoren der Bibliothekartage und anderer Fachkonferenzen. Im Übrigen haben wir in der letzten Vorstandssitzung mit
dem VDB eine Übereinkunft getroffen, die dann hoffentlich zum nächsten Bibliothekartag in Frankfurt
am Main 2017 in Kraft tritt. Dabei wird die Idee einer Compliance-Regelung verknüpft mit einer noch
zu modifizierenden transparenten Kommunikation,
wie mit Firmen sowie teilselbstständigen und selbstständigen Dienstleistern umzugehen ist.
BuB: Lässt sich das schon etwas konkreter
beschreiben?
Tom Becker: Leider nein. Bisher gibt es eine
eher informelle Abmachung die sagt, wenn Dienstleister mit Bibliotheken zusammen einen fachlich
passenden Vortrag einreichen, dann ist es möglich,
diesen anzunehmen. Mich wundert, dass das häufiger nicht so geschehen sein soll, wie Julia Bergmann
anmerkt. Man muss aber bedenken: Auch hier kann
es natürlich zu Ablehnungen durch die Programmkommission kommen, wenn die Inhalte fachlich oder
programmseitig nicht passen – ganz unabhängig davon, ob ein Dienstleister beteiligt ist oder nicht.
Han Wätjen: Aber es kann doch nicht wahr sein,
dass es ein Auftrittsverbot für Frau Bergmann gibt,
bloß weil sie alleine einen Vortrag halten will. Es
soll doch auf die Inhalte ankommen.
Tom Becker: Tja, so ist die derzeitige Regelung
allerdings. Hier hatten bisher diejenigen, die Ihrer
Meinung sind, und da zähle ich mich dazu, leider
nicht die Mehrheit.
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BuB 68 02-03 /2016
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105
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Blaue Stunde, viel Bewegung und ein
Festakt der Lektoratskooperation
BIB-Veranstaltungen beim Leipziger Bibliothekskongress /Mitgliederversammlung am Montag
Das Angebot an Veranstaltungen beim 6. Leipziger Bibliothekskongress ist riesengroß. Egal ob Kongressneuling
oder alter Hase, die Zusammenstellung des eigenen Tagungsprogrammes ist nicht immer einfach, finden doch
viele spannende Vorträge zeitgleich statt. Auch der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) ist wieder mit zahlreichen eigenen Formaten vertreten:
Workshop: Den Einarbeitungsprozess optimal gestalten
Die ersten Tage und Wochen gehören zu den entscheidenden
Phasen des Arbeitslebens, sie prägen die fachliche und soziale Integration in der Bibliothek. Aspekte wie Mitarbeiterbindung und Arbeitszufriedenheit werden durch eine gute Einarbeitung stark beeinflusst. In einem Wechsel aus theoretischem
Input und moderiertem Austausch lernen die TeilnehmerInnen
Methoden strukturierter Einarbeitung kennen. Ulrike Kraß, Stadtbibliothek Freiburg, stellt die Stationen
und Methoden gelingender Einarbeitung vor. Karin Klingbeil, BLB Karlsruhe, moderiert den Workshop. Die
Veranstaltung findet am Dienstag,
15. März, von 14 bis 15.30 Uhr im Seminarraum 14/15 statt und wird von
der BIB-Kommission für Fortbildung
ausgerichtet.
Blaue Stunde
Die bereits traditionelle Zusammenkunft der BIB-Verbandsaktiven und
interessierter KollegInnen findet am
Mittwoch, 16. März, von 17 bis 18 Uhr am Stand der Verbände
statt. Zum Ende des Kongresstages gibt es Wein, Knabbereien
und viel Gelegenheit zum Austausch.
BIB-Mitgliederversammlung
Die jährliche Mitgliederversammlung des BIB findet am Montag, 14. März, von 14 bis 16.30 Uhr in Saal 4 statt.
Die bibliothekarischen Ausbildungen in Deutschland im
internationalen Vergleich
Eine Podiumsdiskussion der New Professionals im BIB zum
Thema »Die bibliothekarischen Ausbildungen in Deutschland
im Vergleich mit unterschiedlichen Ländern weltweit, anhand
von Beispielen aus der Praxis« ist für Montag, 14. März, von 14
bis 15.30 Uhr in Seminarraum 8 vorgesehen.
BIB-First-Timer-Treffen
Für KollegInnen, die zum ersten Mal einen Bibliothekskongress
besuchen, bietet der BIB wieder eine Einführungsveranstaltung an, und zwar am Montag, 14.
März, von 17 bis 18 Uhr in Saal 4.
Teilnehmer erhalten hier nützliche
Informationen zum Ablauf des Kongresses und können sich bei Kaffee
und einem kleinen Imbiss mit anderen Kongressneulingen austauschen.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher ist eine kostenfreie Anmeldung
erforderlich, und zwar über das
Online-Registrierungsformular für
den Bibliothekskongress.
BIB-Tarifforum
Zu einem Workshop und Erfahrungsaustausch zu den Kriterien für die
tarifliche Bewertung von Arbeitsplätzen in Bibliotheken (Geltungsbereich Bund) lädt die Kommission für Eingruppierungsberatung (KEB) am Dienstag, 15. März, von 9 bis 11 Uhr in
Vortragsraum 11.
Bibliothekarinnen und Bibliothekare in Bewegung
Gut gelaunt in den Kongressalltag: In Vortragsraum 9 können
sich Teilnehmer am Mittwoch, 16. März, ab 11 Uhr für zehn
Minuten mit ein paar gymnastischen Übungen fit für den Kongressalltag machen. Die Übungen sollen vor den einseitigen Belastungen der langen Kongresstage schützen.
40 Jahre Lektoratskooperation
Die drei Partner der Lektoratskooperation, darunter auch der
BIB, feiern das 40-jährige Jubiläum. Der Festakt steigt am
Dienstag, 15. März, um 14 Uhr (bis 15.30 Uhr) in Vortragsraum 11.
Bibliotheken in Bewegung – Mobile Services – Mobiler
Service
Das neue Jahresthema des BIB für 2016/2017 wird im Rahmen
einer eigenen Veranstaltung am Dienstag, 15. März, von 14 bis
15.30 Uhr in Seminarraum 6/7 präsentiert.
Erfolgreiche Kooperationen zwischen Buchhandel und
Bibliotheken
Der zugehörige Workshop der Frankfurter Buchmesse und des
BIB findet am Dienstag, 15. März, von 16 bis 17.30 Uhr im Vortragsraum 12 statt.
106
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
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Workshop: Mitgliederpartizipation und Satzungs­­änderungen
Einen Workshop zum Thema »Mitgliederpartizipation und Satzungsänderungen« bietet der BIB-Vorstand am Mittwoch, 16.
März, von 14 bis 15.30 Uhr in Seminarraum 13 für alle Interessierten an (siehe hierzu auch das Streitgespräch auf Seite 100).
Selbstlernen von OPLs mithilfe von MOOCs
Die Kommission für One-Person Librarians startet diesmal früh
am Montag, 14. März, von 9.30 bis 11.30 Uhr in Seminarraum
mit einem Workshop »Selbstlernen von OPLs mithilfe von
MOOCs: Digital literacy, neue Vermittlungsformen und neue
Technologien«. Julia Bergmann, eine vielen bereits bekannte
Trainerin für Informationskompetenz aus Bremen, wird den
Workshop geben und in dieses Feld der Fortbildung einführen,
in dem man sich selbst unabhängig von Zeit und Ort qualifizieren kann.
Innovationsforum und Azubi-Recruiting
Gleich zu Beginn, am Kongressmontag, findet von 16 bis 18
Uhr das diesjährige Innovationsforum statt. Im Seminarraum
14/15 stellen die Preisträger/innen, die für ihre innovativen
Abschlussarbeiten von der Kommission für Ausbildung und
Berufsbilder des BIB in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift
»b.i.t.-online« ausgelobt wurden, ihre Arbeiten dem Publikum vor und erhalten im Anschluss den b.i.t.-online-Innovationspreis des Jahres 2016. Ausgezeichnet wurden in diesem
Jahr zwei Bachelor- und eine Masterarbeit: Leonie Flachsmann
»Schritt für Schritt zum Bibliothekskonzept/Entwicklung einer
Toolbox« (Stuttgart), Martina Haller »Adaptive Case Management in Bibliotheken: Implementierung in der Bibliothek der
DHBW Heidenheim« (Stuttgart), Nathalie Hild »Differenzierte
Sprachförderung durch Öffentliche Bibliotheken: Konzeption
einer Veranstaltungsreihe zur Förderung der phonologischen
Bewusstheit« (Köln).
Am Mittwoch, 16. März, werden von 14 bis 15.30 Uhr im
gleichen Raum von Ausbildungsverantwortlichen aus Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken neue Projekte zum
Azubi-Recruiting vorgestellt, die es ermöglichen sollen, vor
dem Hintergrund rückläufiger Bewerberzahlen und bunter
werdender Lebensläufe der Interessenten geeignete Auszubildende für den FaMI-Beruf zu finden. Außerdem steht die Kommission während des gesamten Kongresses für alle Fragen rund
um Ausbildung und Beruf zur Verfügung. Kontaktmöglichkeiten gibt es am Stand der Verbände.
Das Robinson Crusoe-Syndrom – und was man dagegen
tun kann
Die öffentliche Arbeitssitzung der Kommission für One-Person
Librarians (OPL) beginnt am Mittwoch, 16. März, um 9 Uhr
in Bankettraum 4 und endet gegen 11 Uhr. Jürgen Plieninger
führt in das Thema »Open Educational Resources« ein – wie
OPLs dies in ihr Dienstleistungsportfolio einbinden und so einmal mehr ein neues Feld besetzen können, das für ihr Klientel und ihre Einrichtungen einen Mehrwert bringt. Neben dem
Vortrag sind noch zwei Praxisvorträge vorgesehen.
BuB 68 02-03 /2016
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Bibliothekskongress: Level 0 A10
Didacta: Halle 6.1 D059
www.brockhaus.de
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SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Foto: VadimGuzhva – fotolia.com
Ausbildung ist eine Investition
in die Zukunft
Info-Veranstaltung des BIB gibt Tipps zum Azubi-Recruiting / Flyer als Argumentationshilfe erschienen
Gut ausgebildete Fachkräfte sind
knapp. Durch den demografischen
Wandel wird diese Situation in den
kommenden Jahren noch verschärft.
Umso wichtiger ist es, junge Menschen
für die Mitarbeit in Bibliotheken zu
gewinnen und ihnen entsprechende
Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Wie dies aussehen könnte, stellt
die Kommission für Ausbildung und
Berufsbilder des Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) in einer
Info-Veranstaltung beim Bibliothekskongress in Leipzig vor.
Programm-Tipp 1
Am Mittwoch, 16. März, werden von 14
bis 15.30 Uhr in Seminarraum 14/15
von Ausbildungsverantwortlichen aus
Öffentlichen Bibliotheken und wissenschaftlichen Bibliotheken kreative
Projekte zum Azubi-Recruiting präsentiert, die es ermöglichen sollen, vor
dem Hintergrund rückläufiger Bewerberzahlen und bunter werdender Lebensläufe der Interessenten geeignete
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Auszubildende für den FaMI-Beruf zu
finden. In einem Informations-Flyer,
der bei der Veranstaltung auf dem Bibliothekskongress in Leipzig, aber auch
in der BIB-Geschäftsstelle in Reutlingen ([email protected]) erhältlich
ist, wird aufgeführt, warum Auszubildende immer ein Gewinn für die eigene
Bibliothek sind:
• Weil Sie sich die Auszubildenden selbst
aussuchen und sie nach ihren Anforderungen ausbilden. Die Auszubildenden erwerben genau jene Kompetenzen, die in Ihrer
Bibliothek von Bedeutung sind.
• Weil Sie die Auszubildenden während
der Ausbildungszeit genau kennenlernen. Prüfen Sie Engagement, Motivation
und Eignung in Ruhe.
• Weil die Auszubildenden neue Ideen
und Sichtweisen in die Bibliothek
einbringen.
• Weil Auszubildende je nach Art der Bibliothek näher an der Zielgruppe der Bibliothek sein können, beispielsweise in
einer Jugendbibliothek oder aber auch
beim Aufzeigen alternativer Wege im
Umgang mit neuen Medien für die Generation 60+.
• Weil Auszubildende bereits während
der Ausbildungszeit eine Unterstützung
für die Mitarbeiter/innen in der Bibliothek sind, zum Beispiel durch Überbrückung kurzzeitiger Engpässe als Krankheits- und Urlaubsvertretung. In solchen
Zeiten geben Sie Auszubildenden die
Chance, ihre Talente zu beweisen.
• Weil Ihre Bibliothek als Ausbildungsbetrieb an Image gewinnt. So erhöhen
Sie Ihre Chancen im Wettbewerb um
die geringer werdende Zahl der Bewerber aufgrund der kommenden geburtenschwachen Jahrgänge.
Das sind nur einige Punkte, die für die
FaMI-Ausbildung in der eigenen Bibliothek sprechen. Weitere Argumente gibt
es bei der BIB-Veranstaltung in Leipzig.
Die BIB-Kommission für Ausbildung und
Berufsbilder steht darüber hinaus während des gesamten Kongresses für alle
Fragen rund um Ausbildung und Beruf
zur Verfügung. Ansprechpartner sind
am Stand der Verbände (BIB) zu finden.
(red)
Mittwoch, 16.3.2016, 14-15.30 Uhr,
Seminarraum 14/15
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Die Bücherhallen-Angebote für
Flüchtlinge im
Praxistest
Erfahrungen aus eineinhalb Jahren Flüchtlingsarbeit
Bildwörterbücher sind besonders gefragt. Von mehr als dreißig Exemplaren des Bildwörterbuchs Deutsch
steht Anfang Januar nur ein einziges
in den Regalen der Zentralbibliothek
der Bücherhallen Hamburg. Und das
auch nur, weil es als Präsenzexemplar
nicht ausgeliehen werden kann. Beweist das, dass die Bücherhallen alles
richtig gemacht haben bei der Entwicklung ihrer Angebote für Flüchtlinge seit Herbst 2014? Oder gerade
nicht, denn die bestehende Nachfrage kann ja offenbar nicht befriedigt werden?
Sicher ist, dass es gut war, sich früh
des Themas anzunehmen. Denn es
brauchte einen Prozess, um heute ein
attraktives Angebot machen zu können. In den vergangenen eineinhalb
Jahren hat sich viel getan, auch wenn
sich die Bücherhallen schon lange der
interkulturellen Bibliotheksarbeit widmen. Entscheidend und sehr positiv ist
die nun breite Verankerung im System.
War zuvor fast alles Interkulturelle einer Person zugeschrieben, nehmen
sich inzwischen alle dieser Aufgaben
an. Basis dafür war die Gründung einer AG Flüchtlingsprojekte, in der alle
Bereiche der Bücherhallen von Direktion über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder EDV und Organisation bis
hin zu Zentralbibliothek und Stadtteilbibliotheken vertreten sind.
Viele Ideen und Probierfreude
So lassen sich Entscheidungen leichter herbeiführen und umsetzen. Es gibt
viele Ideen und Raum, Dinge auszuprobieren. Schnell wurde klar, dass das
Thema in aller Munde ist. Aber konkretes Faktenwissen ist oft nicht vorhanden. Den Überblick zu gewinnen und zu
BuB 68 02-03 /2016
behalten, ist nicht einfach. Dies führt zu
Unsicherheiten.
Die AG Flüchtlingsprojekte entschied sich deshalb bewusst, Angebote
langsam zu entwickeln, laufend zu evaluieren und bei Bedarf anzupassen. Den
Anfang bildeten Medienkisten mit arabischen Kinder- und Jugendbüchern, Spielen oder Wörterbüchern, Sprachlernmaterialien et cetera für die Präsenznutzung in den Stadtteilbibliotheken
sowie eine Spendenaktion zur Finanzierung von Online-Karten für Flüchtlinge.
Beide Angebote existieren heute in dieser Form nicht mehr.
Die Möglichkeit, mit einer Online-Karte in allen Bücherhallen das
WLAN und die elektronischen Angebote
zu nutzen, ist attraktiv. Dennoch äußerten viele Flüchtlinge den Wunsch, physische Medien auszuleihen. Denn trotz
Programm-Tipp 2
der vielen Zweigstellen ist der Weg zur
nächsten Bücherhalle häufig zu weit, um
täglich zum Lernen zu kommen. Seit Oktober gibt es daher zusätzlich die Möglichkeit, bis zu drei beliebige Medien
auszuleihen. Eine Evaluation nach drei
Monaten zeigte, die Verlustrate ist sehr
gering. Die Ausleihmodalitäten können so beibehalten werden. Statt neuer
Präsenzbestände erhalten die Stadtteilbibliotheken inzwischen aus zentralen
Mitteln und Spenden finanzierte Wörterbücher und Materialien zum Deutschlernen für die Ausleihe.
Welche Zwischenbilanz ziehen die
Bücherhallen eineinhalb Jahre nach
der Gründung der AG Flüchtlingsprojekte? Die Ausstellung von fast 1 300
spendenfinanzierten Bücherhallenkarten für Flüchtlinge, darunter etwa 150
Karten für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge, die starke Nachfrage nach
Führungen für Deutschlernende, die
Nutzung der (Gruppenarbeits-)Räume
durch Flüchtlingsgruppen, die Einrichtung neuer Dialoge in Deutsch-Gruppen
und die zahlreichen Anfragen für Referenten, Diskussionsteilnehmer et cetera
aus dem Kreis der Bücherhallen-Mitarbeiter in den verschiedenen Flüchtlingsforen der Stadt und darüber hinaus sprechen für eine hohe Akzeptanz.
Austausch unerlässlich
Die Erfahrung zeigt aber auch, der stetige Austausch mit Flüchtlingen, Ehrenamtlichen oder Einrichtungsträgern
ist unerlässlich. Die Angebote müssen
ständig evaluiert und bei Bedarf flexibel
angepasst werden. Als nächster großer
Themenkomplex zeichnet sich die Unterstützung bei der beruflichen Integration von Flüchtlingen mit bibliothekarischer Qualifikation ab.
Den Prozess zu verfolgen und zu
evaluieren, ist spannend. Von der Arbeit profitiert nicht nur die Kundengruppe der Zuwanderer insgesamt, sondern sie ist auch für Bibliotheken eine
Bereicherung.
Anne Barckow,
Bücherhallen Hamburg
»Willkommenskultur – Praxis 1«, Montag
14.3.2016, 16-18 Uhr, Saal 1
Anne Barckow ist ausgebildete Bibliothekarin und Übersetzerin für
Japanisch und Koreanisch. Sie ist
als Leiterin der Abteilung für Interkulturelle Dienste, Sprachen und
Pädagogik in der Zentralbibliothek
der Bücherhallen Hamburg tätig.
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Foto: Sergey Nivens – Fotolia.com
Workshop »Handbuch für
Science 2.0 und Open Science«
Interessengemeinschaft soll auf dem Bibliothekskongress
etabliert werden
Science 2.0 und Open Science sind
mittlerweile gängige Begriffe in der
Wissenschaftsdiskussion. Beide Konzepte sind eng miteinander verwandt,
doch es gibt auch wesentliche Unterschiede. Als Science 2.0 bezeichnet
man allgemein den Transfer von Prinzipien des partizipatorischen Web (wie
Programm-Tipp 3
nutzergenerierte Inhalte und Kollaboration) auf wissenschaftliche Aktivitäten. Open Science fokussiert hingegen
auf die Offenheit der Forschungsprozesse und -resultate sowie ihre uneingeschränkte Nachnutzung. Beide Konzepte ergänzen sich gegenseitig sehr
gut, denn eine offene Wissenschaft fördert beispielsweise die Nachnutzung
der Ergebnisse und das kollaborative
Arbeiten, wodurch wiederum neue offene Inhalte generiert sowie öffentlich
geteilt und diskutiert werden können.
Der mit Science 2.0 und Open Science
einhergehende Wandel in der Wissenschaft betrifft alle Akteure, so auch
110
Informationsinfrastruktureinrichtungen
und Bibliotheken.
Ziel dieses Workshops ist es, gemeinsam mit den Teilnehmenden die Grundlage einer Handreichung zu Science 2.0
und Open Science zu entwickeln. Zudem soll eine Interessengemeinschaft
etablieren werden, die sich für ein besseres Verständnis von Science 2.0 und
Open Science im Bibliotheksumfeld einsetzt, objektiv Vor- und Nachteile aufzeigt und insbesondere anhand von
praktischen Beispielen Hilfestellung für
die Senkung von Eintrittsbarrieren anbietet. Der Schwerpunkt des Workshops
liegt auf der Erstellung eines Grundgerüsts an Themen, die in einem anwendungsorientierten Handbuch adressiert
werden müssen, um insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Bibliotheken einen guten Start zu ermöglichen. Beispielsweise wenn sie selbst entsprechende Werkzeuge im Arbeitsalltag
ausprobieren oder entsprechende Angebote für die Kundinnen und Kunden entwickeln wollen.
Die Ergebnisse des Workshops werden die Basis für ein anschließendes Schreibprojekt bilden, in dem das
Grundgerüst in Crowdsourcing-Manier
mit Inhalten gefüllt wird. Es bildet dabei
eine Ergänzung zu dem an Forschende
gerichteten Handbuch »CoScience – Gemeinsam forschen und publizieren mit
dem Netz« (http://handbuch.io/w/
Handbuch_CoScience). Dieses wurde
bereits als kollaboratives Schreibprojekt
im Rahmen des Leibniz-Forschungsverbunds Science 2.0 (http://www.leib
niz-science20.de/) umgesetzt. Als Arbeitsumgebung dient dabei die kollaborative Schreibplattform Handbuch.io
(http://handbuch.io).
Die Teilnahme am Workshop und am
Schreibprojekt ist offen für alle Interessierten. Wir freuen uns auf einen regen
Austausch mit möglichst vielen Beteiligten, die ihre Erfahrungen, Fragen und
Themen einbringen.
Guido Scherp,
ZBW – Deutsche Zentralbibliothek für
Wirtschaftswissenschaften, Kiel
»Learning by Doing: Handbuch für
Science 2.0 und Open Science «, Dienstag
15.3.2016, 16-18 Uhr, Vortragsraum 11
Dr. Guido Scherp arbeitet an der
ZBW – Deutsche Zentralbibliothek
für Wirtschaftswissenschaften in
der Abteilung »Soziale Medien«
und koordiniert den Leibniz-Forschungsverbund Science 2.0.
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BuB 68 02-03 /2016
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Leipziger Bibliotheken:
Geheimtipps, Schmuckstücke und Exoten
Schulmuseum Leipzig
Gemeinsam mit Studierenden hat Andrea Nikolaizig,
Dozentin an der HTWK Leipzig, sämtliche Bibliotheken
und Archive Leipzigs in einem Internetportal zusammengefügt. Ein paar weniger bekannte Bibliotheken, die
einen Besuch während des Bibliothekskongresses wert
sind, stellen wir Ihnen hier vor. Texte und Informationen
stammen von: www.bibliotheken-leipzig.de
Bestand:
Mehr als 30 0 00 inventarisierte
Bücher und Broschüren aus 100
Jahren Schulgeschichte. Sammelgebiete: Schulbücher, pädagogische
Fachbücher und Fachzeitschriften.
Bach-Archiv
Die Bibliothek des Bach-Archivs ist eine Spezialbibliothek zu
Leben, Werk und Werkgeschichte
von Johann Sebastian Bach und
seiner Familie. Sie besitzt die weltweit zweitgrößte Sammlung Bachscher Originalquellen, Handschriften, Bücher und früher Drucke des
16. bis 19. Jahrhunderts. Außerdem
verfügt sie über den Gesamtkatalog
zur Bach-Literatur.
Bestand: Etwa 10 000 Musikdrucke, 9 8 00 Bände Musikliteratur,
900 Handschriften und Autographe,
sowie 5 500 Tonträger zu Johann
Sebastian Bachs Leben und Werk.
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 10 bis 16 Uhr
Internetadresse:
www.bach-leipzig.de/de/bach-archiv/
bibliothek
Einzigartige Sammlungen und Bibliotheksbestände dokumentieren
die Leipziger Schul- und Bildungsgeschichte. Unterrichtsstunden aus
der Kaiserzeit und der DDR-Schule
sowie Ausstellungen und Workshops über Schule und Widerstand
vermitteln neue Erkenntnisse.
Öffnungszeiten: Di./Do. 13 bis 17 Uhr
Internetadresse:
www.schulmuseum-leipzig.de
Kontakt:
[email protected]
Museum der bildenden Künste
Die kunstwissenschaftliche Bibliothek des Museums der bildenden Künste Leipzig
gehört zu den großen Museumsbibliotheken Deutschlands. Ihre Anfänge nahm die Bibliothek 1837 mit großzügigen Legaten Leipziger Bürger an den ansässigen Kunstverein.
Bestand:
Etwa 100 000 Bände. Schwerpunkt des Bestandes ist die Kunst- und Kultur­
geschichte seit dem 17. Jahrhundert und zeitgenössische Kunstliteratur.
Kontakt: [email protected]
Öffnungszeiten: Internetadresse:
Mi. 13 bis 20 Uhr
www.mdbk.de/sammlungen/bibliothek/
Di./Do. 13 bis 17 Uhr (Voranmeldung)
Kontakt:
[email protected]
Hintergrundfoto: Michael Bader
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Galerie für Zeitgenössische Kunst
Simon-Dubnow-Institut
Die Bibliothek der Galerie für Zeitgenössische Kunst sammelt hauptsächlich Medien zum Thema internationale zeitgenössische Kunst.
Zusätzlich sammelt sie Ausstellungskataloge, Literatur zur Kunsttheorie sowie Bestandskataloge von
bedeutenden Museen.
Das Simon-Dubnow-Institut erforscht die jüdischen Lebenswelten
in Ost- und Mitteleuropa in ihren
Wechselbeziehungen mit der nichtjüdischen Umwelt vom Mittelalter
bis in die Gegenwart. Simon Dubnow (1860-1941) war einer der ersten Forscher zur russisch-jüdischen
Geschichte.
Bestand: 25 000 Bände, unter anderem internationale zeitgenössische
Kunst, monografische Publikationen und Ausstellungskataloge zur
Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts
Bestand: In der Bibliothek des
Simon-Dubnow-Institutes werden
Judaica, insbesondere Jüdische Geschichte gesammelt. Dazu stehen
etwa 14 000 Monografien, 114 Mikrofilme und -fiches sowie 167 Periodika (68 laufend bezogen) bereit.
Öffnungszeiten:
Di./Mi. 9 bis 17 Uhr
Do./Fr. 9 bis 14 Uhr
Internetadresse:
www.gfzk-leipzig.de
Öffnungszeiten:
Mo.-Do. 9 bis 12 Uhr / 13 bis 17 Uhr
Fr. 9 bis 12 Uhr
Kontakt: [email protected]
Internetadresse:
www.dubnow.de
Louise-Otto-Peters-Archiv
Kontakt: [email protected]
Die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft wurde am 16. Januar 1993
in Leipzig gegründet, mit dem Ziel,
Leben und Werk der Dichterin,
Schriftstellerin, Journalistin und
Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters (1819-1895) in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und zu würdigen. Das seit 1997 bestehende Archiv wird ehrenamtlich geführt.
Bestand:
Veröffentlichungen von und über
Louise Otto Peters, zahlreiche
Artikel, Bücher sowie die »Frauen-Zeitung« von 1849-1852 und die
»Neuen Bahnen« von 1866-1912.
Öffnungszeiten: Di./Do. 13 bis 17 Uhr
Archiv Bürgerbewegung Leipzig
Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig wurde 1990/91 gegründet. Es sammelt Zeugnisse
der DDR-Opposition und Bürgerbewegungen, die die erste Anmeldung des politischen
Protests bis hin zur Entstehung der demokratischen Strukturen belegen. Zusätzlich
organisiert es Ausstellungen und Veranstaltungen zur politischen Bildung.
Bestand:
Circa 1 800 Bände, 1 000 Samisdatschriften (Untergrundliteratur), 500 Videos, 150
Tonkassetten, circa 190 Zeitschriften aus den Jahren 1960-1995, circa 12 000 Fotos,
Presse­sammlung ab 1983.
Internetadresse:
w w w. l o u i s e o t t o p e t e r s - g e s e l l
schaft.de
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 10 bis 16 Uhr
Kontakt:
[email protected]
Kontakt:
[email protected]
BuB 68 02-03 /2016
Internetadresse:
www.archiv-buergerbewegung.de
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SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Nicht verpassen: das City-Hochhaus, Auerbachs Keller, Leipziger Lerchen und die Moritzbastei (von links). Alle Fotos: Andreas Schmidt, Leipzig
Annegret Kopecki
Neo Rauch, Sächsische Kartoffelsuppe und
ein Blick ins Great Barrier Reef
Leipzig hat viel zu bieten – Tipps für kulturelle und kulinarische Abstecher
Das Programm des Leipziger Bibliothekskongresses ist eng
getaktet – eine kleine kulinarische oder kulturelle Pause
zwischendurch kann hier sicher nicht schaden, zumal die
sächsische Metropole einiges zu bieten hat. Leipzig-Expertin Annegret Kopecki stellt ausgewählte Attraktionen vor:
Leipzig … von oben
Uniriese
… heißt jetzt City-Hochhaus Leipzig und steht direkt am
Augustusplatz mitten in der Innenstadt. Der sogenannte »Weisheitszahn« mit einer Höhe von 142,5 Meter (mit Antenne 155,4
Meter) ist das höchste Gebäude in Leipzig. Er entstand 1972 bei
der Neugestaltung des Universitätscampus – heute ist hier der
MDR eingemietet. Auf 120 Metern Höhe ist eine Aussichtsplattform im Panorama-Restaurant eingerichtet und lädt dazu ein,
den unvergleichlichen Weitblick über die Stadt zu genießen.
Panorama Tower Leipzig
Augustusplatz 9
Zentrum
Öffnungszeiten:
Mo-Do 11-24 Uhr / Fr-Sa 11-01 Uhr / So 9-23 Uhr
mit dem Fahrstuhl bis zur 29. Etage, dann weiter zu Fuß bis zur
31. Etage, Eintritt 3 Euro
www.panorama-leipzig.de
114
Leipzig … am Abend
Moritzbastei
… nennt sich Leipzigs bekanntestes Kulturzentrum mit
Café, Bars und Kneipe und liegt direkt in der Innenstadt neben
dem Neuen Gewandhaus und der Universität. 1551 als Bastion
im Auftrag des Kurfürsten Moritz von Sachsen errichtet ist die
»MB« der letzte erhaltene Teil der alten Leipziger Stadtbefestigungsanlage. Nach einer sehr wechselvollen Geschichte ist die
Moritzbastei zum Zentrum des modernen Kulturlebens geworden. In der »Veranstaltungstonne« finden Live-Konzerte, Lesungen und Theaterkonzerte statt. Während in den Gewölben das
Nachtleben tobt, kann man sich in der Wein- oder Cocktailbar
zurückziehen. Unbedingt in der Kneipe probieren: Sächsische
Kartoffelsuppe!
Vormerken: In der Moritzbastei findet am Dienstag, 15.
März, ab 19 Uhr der Festabend des diesjährigen Bibliothekskongresses statt!
Moritzbastei
Kulturzentrum
Universitätsstraße 9
Zentrum
Öffnungszeiten:
Mo-Fr ab 10 Uhr / Sa ab 12 Uhr
www.moritzbastei.de
SCHWERPUNKT BIBLIOTHEKSKONGRESS LEIPZIG
Leipzig … rundherum
Asisi Panometer
… wird heute das ehemalige Gasometer in Leipzig mit seiner typisch runden Form genannt. Yadegar Asisi stellt dort sein
aktuelles 360°-Panoramabild aus: Auf 106 Meter Länge und einer Breite von 30 Meter kann man das Great Barrier Reef bewundern. Das 3 500 Quadratmeter große Rundbild im Maßstab
1:1 lässt die Besucher in die Meereswelt regelrecht eintauchen.
Asisis Panoramabilder sind die größten weltweit. Eine begleitende Ausstellung informiert über die faszinierende Welt des
Korallenriffs vor Australien.
Panometer Leipzig
Richard-Lehmann-Str. 114
04275 Leipzig
Öffnungszeiten:
Di-Fr: 10-17 Uhr / Sa, So: 10-18 Uhr / Montag geschlossen
Letzter Einlass 1 Stunde vor Schließung
www.asisi.de
Leipzig … kann auch Kunst
Leipziger Baumwollspinnerei: from cotton to culture
Bis 1989 wurde auf diesem Werksgelände im Dreischicht-Betrieb noch Baumwolle verarbeitet. Schritt für Schritt
wurde diese kleine Fabrikstadt wiederbelebt. Hier entstanden
großzügige Loft-Wohnungen, Galerien und Ateliers. Damit gehört das alte Industrieviertel zu den interessantesten Produktions- und Ausstellungsstätten für zeitgenössische Kunst in
Europa.
Inzwischen haben sich in der Spinnerei über 100 Künstler,
11 Galerien, Architekten, Mode- und Schmuckdesigner, Werkstätten und Druckereien zusammengefunden. Neo Rauch ist
wohl einer der bekanntesten Bewohner hier. Maler, Fotografen und Bildhauer stellen hier aus und laden zum Besuch in
die Fabrikhallen ein.
BuB 68 02-03 /2016
Baumwollspinnerei Leipzig
Spinnereiweg 7
www.spinnerei.de
Allgemeine Öffnungszeiten: Di-Sa 11-18 Uhr
Leipzig … ganz lecker
Leipziger Lerche
Diese kleine Gebäckspezialität ist ein Mürbeteigküchlein
gefüllt mit gemahlenen Nüssen, Mandeln und Erdbeerkonfitüre, dessen Name auf die frühere Delikatesse der gebackenen
Feldlerchen hinweist. Zu Festtagen wurden mehrere Hundert
Singvögel gefangen und gebraten. Um 1875 war Schluss damit,
die Lerchenjagd wurde verboten und die süße Variante von einem Bäcker erfunden. Im Stadtgeschichtlichen Museum (www.
stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de) kann man die ganze
Geschichte erfahren.
Leipzig … historisch
Auerbachs Keller
Platz fünf der zehn bekanntesten Gaststätten der Welt sollte
man gesehen haben. Hier wird gehobene sächsische Küche
in prunkvollen historischen Gewölben serviert. 1525 gilt als
Gründungsjahr als der Arzt und Universitätsprofessor Heinrich
Stromer von Auerbach im Weinkeller seines Hauses einen Ausschank für Studenten einrichtete. Schließlich ließ sich Johann
Wolfgang von Goethe 1765 genau hier während seines Studiums in Leipzig von der Geschichte des Dr. Johan Fausten und
seinem berühmten Fassritt zu seiner Faustdichtung inspirieren.
Zum Ausspannen nach Kongress und Buchmesse lädt die Mephisto Bar am Samstag ab 21 Uhr bei klassischer Barmusik ein.
Mädler Passage
Grimmaische Straße 2-4
Zentrum
www.auerbachs-keller-leipzig.de
115
Das neue Stadtfenster: Die Duisburger Stadtbibliothek hat den Neubau im Juli vergangenen Jahres bezogen. Fotos: Stadtbibliothek Duisburg
Jan-Pieter Barbian
Eine Bibliothek als
Erlebnisraum
Die Verbindung von physischen und virtuellen Medienangeboten
in der neuen Zentralbibliothek Duisburg
Öffentliche Bibliotheken stehen aktuell und bis auf Weiteres vor zwei großen Herausforderungen, die über ihre Zukunftsfähigkeit entscheiden: Zum einen müssen sie der
permanenten Ausweitung der digitalen Medien folgen, mit
denen Verlage ebenso wie die amerikanischen Internetgiganten Google und Amazon eine Konkurrenz zum traditionellen Ausleihmodell der Bibliotheken vorantreiben; zum
anderen müssen sie sich als Konsequenz aus dieser Entwicklung auf ein sich veränderndes Nutzungsverhalten ihrer sehr heterogenen Kundschaft einstellen und die Bibliothek als festen Ort innerhalb einer Stadt zeitgemäß definieren. Als Reaktion auf diese Herausforderungen können
vielfältige Konzeptionen entwickelt werden, die allerdings
der kontinuierlichen Anpassung an die fortschreitenden
Veränderungen bedürfen. Die neue Zentralbibliothek in
Duisburg gibt ein Konzept vor, das physische und virtuelle Medien zu einem Erlebnisraum verbindet und damit
unterschiedliche Zielgruppen mit attraktiven Angeboten
anspricht.
116
Freude am Lesen von Anfang an: Die Kinderbibliothek
Kürzlich beklagte Paul Maar die Tatsache, dass in der heutigen Zeit immer weniger Kinder lesen. »Die Schere klafft immer
weiter auseinander«, sagte Deutschlands erfolgreichster Kinderbuchautor gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.1 In
den Grundschulen gebe es heute pro Klasse vielleicht nur noch
drei Kinder, vor allem Mädchen, die mehrere Bücher innerhalb
einer Woche lesen würden. Die anderen Mitschüler könnten
damit kaum noch etwas anfangen. Diesem Missstand, der im
Gegensatz zu dem optimistischen Bild steht, das Maar noch im
Mai 2005 in einem Interview mit der Stiftung Lesen gezeichnet
hatte2, müssen Elternhäuser Kindergärten, Schulen und Bibliotheken gemeinsam begegnen. Es gilt, das Lesen als eine zentrale Grundlage und Schlüsselqualifikation für den Erwerb von
Wissen und Bildung in den Köpfen der Akteure zu verankern.
Die Freude am Lesen sollte mit attraktiven Angeboten in schönen Räumen so früh wie möglich geweckt und nachhaltig in der
Kindheit gefördert werden.
LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
Diesem Grundgedanken folgend wurde in der neuen Zentralbibliothek in Duisburg eine ganze Etage mit 1 000 Quadratmetern für Kinder und Jugendliche ausgestaltet. Für Kinder im
Alter von null bis zwölf Jahren sind vier farbige Häuser eingerichtet worden. Das rote Haus (20 Quadratmeter) mit Spielund Kuschelecken, Kissen, Liegematten, Sitz- und Spielpodesten mit integrierten Büchertrögen lädt Schoßkinder im Alter
von null bis drei Jahren zusammen mit ihren Eltern ein. Dort
können sie gemeinsam Papp-, Tast- und Fühl-Bilderbücher entdecken, mit Stofftieren, Tast- und Bauspielzeug spielen, sich
mit Steck-, Legematerial und Wandspielen beschäftigen. Ziel ist
die Förderung der Sinneswahrnehmung und der sprachlichen
Entwicklung sowie der haptische Umgang mit Bilderbüchern
und Materialien. Begleitend finden regelmäßig Veranstaltungen im Rahmen eines »Schoki-Projekts« statt, die Eltern mit ihren Schoßkindern spielerisch an den Umgang mit Büchern und
an das Lesen heranführen. Kooperationspartner ist dabei die
Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt. Die eingesetzten Honorarkräfte können über namhafte Sponsorenmittel finanziert werden, die von 13 Duisburger Apotheken durch den
Verkauf von Einkaufstaschen zu Weihnachten 2014 und 2015
akquiriert und der Duisburger Bibliotheksstiftung großzügig
zur Verfügung gestellt wurden.
Das orangefarbene Haus (30 Quadratmeter) für die Drei- bis
Sechsjährigen bietet Bilderbücher, Erst-Lesebücher, Vorlesebücher, Wimmelbücher und Hörbücher, die in niedrigen Regalen,
Bilderbuchtrögen, rollbaren Kästen und Schubladen präsentiert
werden. Ein Sitz- und Spielpodest, kleine Tische und Stühle sowie Glasvitrinen mit Spielsachen erhöhen die Aufenthaltsqualität. In diesem Haus geht es vor allem darum, die kognitiven
und sprachlichen Fähigkeiten weiter zu fördern und die Grundlagen für die Lesemotivation zu schaffen. Zielgruppenspezifische Vorlese- und Kreativangebote (zum Beispiel Bilderbuchkinos) sollen diese Wirkung verstärken. Das gelbe Haus bietet
auf 40 Quadratmetern mit Medien für die Sechs- bis Zehnjährigen: Erst-Lesebücher, Sachbücher, Erzählende Kinderliteratur,
Comics, Hörbücher, Computer-Lernspiele, Lern-, Kreativ- und
Brettspiele. Die Aufteilung des Hauses in zwei Räume ermöglicht sowohl die Nutzung in Kleingruppen gemeinsam mit anderen Kindern als auch die Möglichkeit zum individuellen Rückzug in den Ruhebereich. Einmal im Monat heißt es »Spiel mit!«:
Bis zu 20 Kinder ab dem vierten Lebensjahr können dann die
Spiele aus dem Angebot der Bibliothek gemeinsam ausprobieren. Neben der Förderung der kognitiven, sprachlichen und Lesefähigkeiten kommt hier auch der Umgang mit unterschiedlichen Medien ins Spiel. Das hellblaue Haus (40 Quadratmeter) für die Zehn- bis Zwölfjährigen besteht ebenfalls aus zwei
Teilen: Ein Sitz- und Lesebereich ist durch eine Trennwand mit
Schiebetüren von einem Erlebnisbereich mit Sitzpodesten getrennt. Der Zugang kann von zwei Seiten erfolgen, wobei ein
Einstieg über eine Treppe und ein großes Bullauge besonders
verlockend ist. Im Haus, an seinen Außenwänden und in seiner Umgebung finden die Kinder Bücher, Zeitschriften, Comics,
Hörbücher, DVDs, CD-ROMs, Brettspiele. Ein Flachbildschirm
kann für Konsolenspiele oder Filmvorführungen genutzt werden. Im Übergang vom Kind zum Jugendlichen steht die freie
ebenso wie die angeleitete Beschäftigung mit unterschiedlichen
Medien und Themen im Mittelpunkt.
Die Internationale Kinderbibliothek, die 2011
noch in der alten Zentralbibliothek
eingerichtet wurde, umfasst inzwischen mehr
als 6 000 Kinderbücher in 18 Sprachen.
Die bunten Häuser und die bequemen Sitzmöbel in unterschiedlichen Variationen laden die Kinder und ihre Eltern
zum Lesen und Verweilen ein. Die Bühne vor dem gelben Haus
kann im Rahmen der Internationalen Kinderbuchausstellung
(jeweils im November eines Jahres) und im Alltag sowohl für
die Aufführung von Theaterstücken, von Konzerten und für Lesungen genutzt als auch mit den Sitzsäcken zum Vorlesen oder
Kuscheln von Kindern und Eltern in Besitz genommen werden.
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1 Paul Maar klagt: Immer weniger Kinder lesen, in: »Westdeutsche
Allgemeine Zeitung« Nr. 2 vom 4. Januar 2016, Kultur & Freizeit
Seite 1.
2 »Ich glaube nicht, dass heute weniger Kinder lesen«. Kinderbuchautor Paul Maar über Lesekinder und interessante Bücher, www.
lesen-in-deutschland.de/html/content.php?object=jour
nal&lid=562.
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LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
Das Stadtfenster will mit seinem Angebot die Grenzen zwischen physischen und virtuellen Medienangeboten durchbrechen. Durchgängiges
W-Lan und internetfähige Laptops gehören zum Angebot dazu. Viele Nutzer kommen aber weiterhin zum Schmökern in oder Arbeiten mit
Büchern in die Duisburger Stadtbibliothek.
Ähnlich attraktiv sind die beiden Sofas eines finnischen Herstellers: Sie sind mit blauem Filz ausgestattet, sodass man sich
wie von einer weichen Wolke umgeben fühlt. Und sie sind lärmisolierend, sodass sich Kinder oder auch Eltern mit ihren Kindern gerne in sie zum Lesen zurückziehen. Für Kreativwerkstätten, Bilderbuchkinos und das »Erlebnis Kinderkino« steht
ein separater Raum zur Verfügung. Er ist farbig gestaltet, kann
unterteilt werden und bietet Gruppen mit bis zu 50 Personen
Platz zur Entfaltung. Für Buggys ist ein eigener Parkplatz mit
Garderobe vorgesehen und natürlich gibt es auch eine Wickelkommode und kindgerechte Toiletten.
Hinzu kommen noch zwei besondere Angebotsbereiche.
Die Internationale Kinderbibliothek, die 2011 noch in der alten Zentralbibliothek eingerichtet wurde und inzwischen mehr
als 6 000 Kinderbücher in 18 Sprachen umfasst: Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Kurdisch, Niederländisch, Persisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch,
Türkisch. Die meisten dieser Bücher sind zweisprachig, einige
auch mehrsprachig: Urdu, Bengali, Hindi, Tamil, Malayalam.
In der Themenmediathek »Eltern und Kind« sind etwa 3 000
Medien zusammengestellt, die bei der Bewältigung kleiner und
großer Probleme im Familienalltag helfen sollen. Zur leichteren Orientierung wurde der Bestand in vier Themenbereiche
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gegliedert: »Eltern werden: Wissenswertes für die Zeit vor
und nach der Geburt«; »Aufwachsen: Antworten auf alle Fragen vom Kleinkindalter bis zur Pubertät«; »Lernen: Tipps zur
Förderung des Kindes – zu Hause, im Kindergarten und in der
Schule«; »Spiel, Spaß, Erleben: Tausend und ein Tipp zur kreativen Freizeitgestaltung mit Kindern«. Darüber hinaus gibt es
Spielmöglichkeiten für Kleinkinder, Info-Veranstaltungen und
eine Eltern-Kontakt-Börse.
Auch Jugendliche finden Raum zum Wohlfühlen
Der »Teen Point« für Jugendliche ab dem zwölften Lebensjahr lädt mit einem ansprechenden Graffito zur Nutzung unterschiedlicher Medien ein: Bücher, CDs, DVDs/Blu-Rays, Laptops, Tablets und Konsolenspiele. Für Letztere steht ein weiterer Flachbildschirm zur Verfügung. Klassenführungen starten
in einem Auditorium. Schüler können nach einer grundlegenden Einführung an 21 PCs die Nutzung der Bibliothek praktisch erlernen: vom OPAC, der Onleihe und dem Press Reader über die Datenbanken und die Digitale Bibliothek NRW
bis zum Internet. Ein neu eingerichtetes SchülerCenter bietet Medien für den Unterricht bis zur Sekundarstufe I. Daneben findet sich eine reichhaltige Auswahl von Medien für die
LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
Das orangefarbene Haus: Auf 30 Quadratmetern finden Drei- bis
Sechsjährige hier Bilderbücher und altersgerechte Vorlesebücher.
Das Farbkonzept des Stadtfensters wirkt stimmig. Bequeme Möbel
sollen für Aufenthaltsqualität sorgen.
Freizeitgestaltung, unter anderem die beliebten Mangas, Comics und Konsolenspiele. Zudem gibt es ausleihbare Laptops
und kleine DVD-Player, zwei OPAC-Rechercheplätze und ein
Selbstverbuchungsgerät (von insgesamt sechs Geräten für die
Ausleihe innerhalb der Zentralbibliothek).
Die ganze Welt des Lernens: Das Schulmedienzentrum
Neben der Kinder- und Jugendbibliothek verdient auch das
Schulmedienzentrum (SMZ) besondere Erwähnung. Die ehemalige Stadtbildstelle wurde 2004 in die Zentralbibliothek integriert. Im neuen Gebäude verfügt sie über 400 Quadratmeter und kann ihren umfangreichen Bestand mit 11 300 Medien
erstmals großzügig präsentieren. Zum differenzierten Bestand
gehören im Einzelnen: Sach- und Dokumentarfilme für den Einsatz im Unterricht; pädagogisch wertvolle Kinder- und Jugendfilme; Bilderbuchkinos, ergänzt um 15 Exemplare des jeweiligen Buchtitels als Printmedium; Sach-, Bilder-, Kinder- und Jugendbücher in Klassenstärke; Themenpakete mit Büchern und
AV-Medien zu einem Unterrichtsthema; Antolin-Boxen mit einer an den Jahrgangsstufen der Grundschule orientierten Auswahl an Büchern; ausgewählte Bilderbücher für den Einsatz in
Kindergärten; Sprachförderboxen mit didaktischen Hilfen für
BuB 68 02-03 /2016
den Einsatz im Unterricht; Hörkoffer für den Unterricht in Klassenstärke mit einem Netbook, zehn Mikrofonen, Aktiv-Boxen,
Kopfhörern, didaktisch-methodischen Hilfestellungen. Mit
EDMOND stehen den Schulen auch AV-Medien zum Download
und Einsatz im Unterricht zur Verfügung. Die Themenmediathek »Frühes Lernen«, die in Kooperation mit der Lernwerkstatt SchnEP der Duisburger Schulaufsicht aufgebaut und gepflegt wird, umfasst insgesamt 721 Medien zur Fortbildung für
Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen.
Das SMZ steht allen Erziehern in Kindergärten und Kindertageseinrichtungen, Lehrern an Grundschulen und weiterführenden Schulen sowie pädagogischen Mitarbeitern in Jugendzentren zur kostenlosen Nutzung offen. Zusätzlich zur
Medienausleihe bietet das SMZ Fortbildungen in einem eigenen Seminarraum mit einem Großbildschirm und einem interaktiven Whiteboard, Beratung und Unterstützung beim Einsatz
von EDMOND-Medien und didaktischen DVDs, beim Aufbau
und der Organisation einer Schülerbücherei, bei der Leseförderung mit Antolin, beim Einsatz von Bilderbuchkinos zur
Sprach- und Leseförderung in Kindergärten und Grundschulen, bei der Entwicklung und Umsetzung eines Medienkonzepts
sowie einen Überblick über die aktuelle Kinder- und Jugendliteratur an. Auch der 2013 eingeführte Medienpass Duisburg
und der Medienpass NRW, der die kompetente Vermittlung von
119
LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
Die neue Zentralbibliothek wurde im vergangenen Jahr eröffnet und präsentiert sich auf drei lichtdurchfluteten, großzügigen Etagen.
Informationskompetenz an Grundschulen sicherstellen soll,
werden durch das SMZ mit konkreten Hilfestellungen begleitet. Zudem veranstaltet das SMZ in Kooperation mit der filmothek der Jugend insgesamt sechsmal im Jahr das »Erlebnis Kinderkino« für Grundschulklassen in Duisburg. Im Anschluss an
die Vorführung gibt es jeweils die Möglichkeit zur spielerischen
und kreativen Auseinandersetzung mit dem Filmerlebnis.
Das Zusammenspiel von physischen und virtuellen
Angeboten für Erwachsene
Die heterogene Zielgruppe der Erwachsenen, die nach Alter, Geschlecht, Herkunft, schulischer Bildung, Beruf, Wissen und Interessen differenziert werden kann, muss immer wieder neu für
die Nutzung einer Öffentlichen Bibliothek begeistert werden. Ein
attraktives Medienangebot in schön gestalteten Räumlichkeiten
bildet auch hier die Grundvoraussetzung. Die Präsentation der
physischen Medien erfolgt in der neuen Zentralbibliothek auf
zwei Etagen mit jeweils 1 600 Quadratmetern. Die zweite Etage
wird dominiert von der Belletristik. Sie kann in deutscher Sprache gelesen werden (geordnet nach dem Alphabet und nach einzelnen besonders stark nachgefragten Interessenkreisen), aber
auch in allen internationalen Sprachen, wobei neben den gängigen europäischen Sprachen vor allem der seit 1974 in Duisburg
gepflegte türkischsprachige und kurdische Medienbestand herausragt. In unmittelbarer Nachbarschaft sind auch die Hörbücher und die Literaturverfilmungen auf DVD oder Blu-Ray zu finden ebenso wie Angaben zu Autoren und Interpretationen zu einzelnen Werken in der Sachgruppe Literaturwissenschaft. Neben
den SPIEGEL-Bestsellern gibt es auch ein Regal mit besonderen
120
Literaturempfehlungen des Lektorats. Die Musikbibliothek bietet nicht nur Bücher, Zeitschriften, CDs, Musik-Charts und einen
großen Notenbestand, sondern auch einen eigenen Übungsraum
mit einem Stutzflügel. Auf der gleichen Etage befinden sich die
Sachgruppen Bildende Kunst, Tanz, Theater und Film, ein reichhaltiges Angebot an Sprachlehrgängen (gerade auch für die im
gleichen Haus lernenden Kursteilnehmer der VHS), Allgemeine
Biografien, die Pädagogik, die Psychologie und die Themen­
mediathek »Mehr vom Leben«.
Die dritte Etage vereinigt unterschiedliche Sachgebiete,
die zum Teil in kabinettartigen Nischen untergebracht sind,
mit den Themenmediatheken »Ausbildung und Beruf«, »Umwelt«, »Verbraucher«, »Festgestaltung«, der Lernmediathek Geschichte/Politik/Gesellschaft und den Beständen des NS-Dokumentationszentrums. In unmittelbarer Nachbarschaft der
»Heimatkunde« ist die neue Themenmediathek »Ankommen
in Deutschland« aufgestellt, die Flüchtlinge und Asylsuchende
mit grundlegenden Informationen zum Leben in unserem Land
versorgt. Zeitungen und Zeitschriften können entweder auf traditionelle Weise in ihren Printausgaben gelesen werden oder
an zwei PCs mit Bildschirmen im Zeitungsseitenformat, auf
denen etwa 4 800 Zeitungen, Magazine und Zeitschriften aus
100 Ländern in 60 Sprachen aus dem Angebot des Press Reader
angeboten werden mit einer Suchfunktion nach Schlüsselbegriffen und einer Archivzeit von 90 Tagen. Zweimal pro Monat
heißt es auf dieser Etage »It’s e-Time – Sprechstunde zur Onleihe«. Ein junges Bibliotheksteam vermittelt dabei in jeweils
eineinhalb Stunden die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der
Onleihe – insbesondere auf mobilen Geräten (Apple, Android).
Dieses neu eingeführte Veranstaltungsangebot ergänzt die regelmäßigen Einführungen ins Internet (auch für Senioren) und
LESESAAL ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
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die an jedem ersten Samstag im Monat stattfindende öffentliche Führung durch die Zentralbibliothek.
Zur technischen Ausstattung gehören auf beiden Etagen zahlreiche PCs mit großen Bildschirmen für unterschiedliche Funktionalitäten: vom OPAC, der DigiBib und der Selbstverbuchung
über die Recherchen im Internet bis zur Nutzung der virtuellen
Angebote vor Ort (Onleihe, Press Reader, Munzinger online,
Brockhaus Enzyklopädie, Lexis Nexis, beck online). Auf beiden
Etagen stehen Medienschränke mit ausleihbaren Laptops und
kleinen DVD-Playern zur Verfügung. Das gesamte Haus bietet
WLAN, sodass die Kunden sowohl eigene Laptops als auch diejenigen der Bibliothek zum Surfen im Internet nutzen können.
.net
Bibliothekssoftware
aus der
Cloud
Die heterogene Zielgruppe der Erwachsenen,
die nach Alter, Geschlecht, Herkunft,
schulischer Bildung, Beruf, Wissen und
Interessen differenziert werden kann, muss
immer wieder neu für die Nutzung einer
Öffentlichen Bibliothek begeistert werden.
inklusive:
Die Aufenthaltsqualität entsteht auf beiden Etagen durch unterschiedliche Arbeits- und Sitzmöglichkeiten: moderne Designstühle an Arbeitstischen mit Steckdosen für den PC-Anschluss,
bequeme Sessel und Couchgarnituren, große Tische mit schicken Stühlen in der Musikbibliothek sowie im Bereich der Zeitungen und Zeitschriften, Barhocker mit Ausblicken über die
Glasfront nach draußen, vier Arbeitskabinen, die Einzelpersonen und Gruppen ein konzentriertes Arbeiten ermöglichen. In
Verbindung mit dem Mobiliar geben die großen Fenster- und
Glasfronten allen Räumen eine Helligkeit, Offenheit und Transparenz, die das aufklärende und menschenfreundliche Wesen
der Bibliothek unterstreicht. Mit der Sammlung »Historische
und Schöne Bücher«, die insgesamt mehr als 3 500 wertvolle
Originalausgaben und Reprints in einem einsehbaren Spezialraum auf der dritten Etage präsentiert, wird ein Bogen der europäischen Buchkultur vom 14. bis ins 21. Jahrhundert geschlagen und die harmonische Einheit von physischen und virtuellen
Medien in der Gegenwart plastisch vor Augen geführt.
Dr. Jan-Pieter Barbian
(Foto: Krischerfotografie) ist seit 1999 Direktor der Stadtbibliothek
Duis­burg und nebenberuflicher Geschäftsführer des Vereins für Literatur und Kunst sowie
der Duisburger Bürgerstiftung Bibliothek. Er hat zahlreiche Publikationen zur Literatur- und Kulturpolitik der NSZeit, zu Film und Politik in der Weimarer Republik sowie
zur Geschichte des Ruhrgebiets nach 1945 veröffentlicht.
– Kontakt: [email protected]
BuB 68 02-03 /2016
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LESESAAL PRAXIS
Arbeit mit Zeichenblock, Tablets und vor dem Green Screen. Jugendliche mit Fluchthintergrund haben in einem Workshop der Stadtbibliothek
Frankfurt am Main ihre Erlebnisse in einem Trickfilm verarbeitet. Fotos: Stadtbibliothek Frankfurt am Main
Tanja Schmidt, Silke Schumann
Welche Richtung? – Jugendliche erzählen
ihre Geschichten in Trickfilm
Multikulturelles Flüchtlingsprojekt: Stadtbibliothek Frankfurt am Main veranstaltet erfolgreich
Trickfilm-Workshop mit geflüchteten Jugendlichen
»Welche Richtung?« Das ist der Name des Trickfilmworkshops, den die Stadtbücherei Frankfurt am Main für Jugendliche mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund initiiert
und mit zwei Partnern im Herbst 2015 durchgeführt hat.
»Welche Richtung?« ist auch eine Frage, die sich Bibliotheken in Zeiten der Digitalisierung stellen. Die Stadtbücherei
Frankfurt am Main setzt auf die Verbindung von klassischer
Leseförderung mit gezielter Förderung von digitaler Medienkompetenz. Sie bezieht dabei die interkulturellen Dienstleistungen mit ein, die seit Jahren einen hohen Stellenwert
in ihrer Arbeit haben. Angebote für Menschen mit Fluchthintergrund sind ihr ein besonderes Anliegen.
Für das Projekt »Welche Richtung? – Jugendliche erzählen
ihre Geschichten in Trickfilm« konnte die Zentrale Kinder- und
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Jugendbibliothek der Stadtbücherei zwei kompetente Partner
gewinnen. Zum einen das Jugendhaus Heideplatz, getragen
vom Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt am Main, das seit Jahren mit multikulturell geprägten, bildungsbenachteiligten Jugendlichen und seit etwa einem Jahr
auch mit unbegleitet geflüchteten Jugendlichen arbeitet. Und
zum anderen das Institut für Medienpädagogik und Kommunikation (MuK), das hessenweit mit medienpädagogischen Projekten aktiv ist, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen
an der digitalen Gesellschaft fördern.
Das Programm »Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien« des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) und der Stiftung Digitale Chancen, durch das im Rahmen von »Kultur
macht stark. Bündnisse für Bildung« Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vergeben werden,
LESESAAL PRAXIS
ermöglichte die finanzielle Realisierung des Projekts.1 Die Bibliothekspädagogin und Projektverantwortliche Tanja Schmidt
entwickelte das inhaltliche Konzept für das Projekt »Welche
Richtung?«. Dabei hatte sie von Anfang an die besondere Zielgruppe von Jugendlichen, die ohne Begleitung aus ihren Ländern geflüchtet sind, im Blick. Das Projekt war so ein Vorreiter
im Programm »Lesen macht stark«, denn dieses fördert erst seit
Oktober 2015 eine ausdrückliche Ausrichtung auf Jugendliche
mit Fluchthintergrund, also zu einer Zeit, als das Projekt »Welche Richtung?« bereits lief.
Fünftägiger Workshop
Zum Einstieg in den fünftägigen Trickfilmworkshop wählte
die Bibliothekspädagogin die Graphic Novel »Richtung« von
Marc-Antoine Mathieu. Die ohne Worte gezeichnete Geschichte
erzählt von einem namenlosen Mann mit einem Koffer, der auf
der Suche nach etwas nicht Benanntem Pfeilen durch unterschiedliche Räume und Landschaften folgt.2 Die zugleich einfache und metaphorische Gestaltung bietet viel Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. Wegen des Verzichts auf
Text lässt sich die Graphic Novel gut in einer Gruppe mit unterschiedlichen Herkunftssprachen und Deutschkenntnissen einsetzen. Auch inhaltlich passt sie gut zur Zielgruppe des Projektes. Die Frage nach dem Woher und Wohin beschäftigt Jugendliche im Übergang zum Erwachsenenleben ganz allgemein. Für
Jugendliche mit Fluchthintergrund ist die Frage noch von zusätzlicher Bedeutung, weil sie sich auch mit einer fremden Kultur in einem fremden Land auseinandersetzen müssen.
Mehrere der Jugendlichen haben nach
Aussage ihrer Betreuerin in dieser Situation
zum ersten Mal über ihre Erlebnisse auf der
Flucht gesprochen.
Ausgehend von der gemeinsamen (Bild)Lektüre und Besprechung des Buches sollten die Jugendlichen eigene Geschichten
erzählen und diese in einer kurzen Trickfilmsequenz mithilfe
entsprechender Apps auf Tablet-PCs audiovisuell umsetzen.
Das Konzept war niederschwellig und prozessorientiert. Sein
Schwerpunkt lag auf der Erstellung eigener, medialer Inhalte.
Die Jugendlichen sollten vom Konsumenten zum Produzenten
kreativer, digitaler Inhalte werden. Es wurde Wert darauf gelegt, den Jugendlichen möglichst wenig vorzugeben. Sie sollten
die Art und den Inhalt ihrer Geschichte frei wählen. Die Freude
am Umgang mit den verschiedenen Medien stand im Mittelpunkt. Im Verlauf des Workshops sollten die Jugendlichen
gleichsam nebenbei mit Themen wie Bild- und Urheberrecht
vertraut gemacht werden und die Bibliothek als einen wichtigen Kultur- und Bildungsort kennenlernen. Die filmischen Ergebnisse wurden durch die erwachsenen Projektbetreuer/innen nicht zensiert. Durch die öffentliche Abschlusspräsentation
des entstandenen Films sollte die Arbeit der Jugendlichen besondere Wertschätzung bekommen.
BuB 68 02-03 /2016
Am Morgen des ersten Workshop-Tages fanden sich in
der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek der Stadtbücherei Frankfurt am Main zehn Jungen aus Afghanistan, zwei
Jungen sowie zwei Mädchen aus Eritrea und ein Junge aus
Deutschland mit pakistanischer Herkunft ein, alle zwischen
15 und 17 Jahre alt. Dazu kamen acht Erwachsene: Der Medienpädagoge und Leiter des Trickfilmworkshops Jan Ruland sowie eine weitere Mitarbeiterin vom MuK, zwei Übersetzer/innen, zwei Ehrenamtliche, eine pädagogische Mitarbeiterin des Jugendhauses Heideplatz und Tanja Schmidt als
Projektverantwortliche und Vertreterin der Stadtbücherei.
Eine Begrüßungsrunde in mehreren Sprachen, bei der sich
alle Teilnehmer/innen auf Deutsch, Tigrinya, Farsi und Urdu
und schließlich »uff Hessisch« begrüßten, lockerte die Atmosphäre und sorgte für viele Lacher.
Nach der Vorstellung des Workshop-Programms beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Graphic Novel »Richtung«.
Ihre Reaktionen auf die Bilder des Buches waren sehr direkt.
Obwohl die Initialfragen bewusst offen formuliert worden waren, bezogen die Jugendlichen die Bilder sofort auf ihr eigenes
Leben und insbesondere auf ihre Fluchterlebnisse, die sie auf
erschütternde und offene Weise schilderten. Auf einer Zeichnung des Buches ist der Protagonist vor einem Wegweiser zu
sehen, an dem viele Pfeile in verschiedene Richtungen weisen.
Dazu erzählte einer der Jugendlichen, dass ihn das an eine Situation während seiner Flucht erinnerte, als er an einer Grenze
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LESESAAL PRAXIS
von der Polizei abgefangen wurde und nicht wusste, in welche Richtung er fliehen sollte. Mehrere der Jugendlichen haben
nach Aussage ihrer Betreuerin in dieser Situation zum ersten
Mal über ihre Erlebnisse auf der Flucht gesprochen. Alle bekamen die Graphic Novel im Anschluss geschenkt und konnten
sich mit ihr in Ruhe auseinandersetzen.
An diesem Vormittag erhielten die Jugendlichen außerdem
eine erste Einführung in die Technik sowie die Gelegenheit, mit
den Tablets zu üben. Das tägliche Mittagessen an einer langen
Tafel im Jugendhaus Heideplatz, das der Leiter Gert Neuwirth
mit einer Kollegin zubereitete, war Bestandteil des Konzeptes
und sorgte zusätzlich für eine entspannte und vertrauensvolle
Atmosphäre innerhalb des Teams.
So konnten die Jugendlichen am ersten Nachmittag gestärkt daran gehen, ihre Geschichten aufzuschreiben. Obwohl
Um die eigene Flucht zu verarbeiten, malten viele Jugendliche ihre
Geschichte auf ein Blatt Papier.
dies nicht vorgegeben war, haben alle afghanischen und eritreischen Jugendlichen in ihren Trickfilm-Clips die Geschichte
ihrer Flucht erzählt, nicht selten verknüpft mit einem Dank an
Deutschland, wo sie sich freundlich aufgenommen fühlten. Am
Schluss erwähnten viele ihre Zukunftsziele: Schul- und Berufsausbildung stehen im Mittelpunkt sowie die Wiedervereinigung mit ihrer Familie. Der pakistanische Jugendliche ohne
Fluchterfahrung, der sich von Anfang an sehr gut in die Gruppe
eingefunden hatte, schilderte den Grund für die Emigration
seiner Eltern aus Pakistan.
In den folgenden vier Tagen gestalteten die Jugendlichen
vormittags ihre Trickfilm-Clips in der Zentralen Kinder- und
Jugendbibliothek, während nachmittags im Jugendhaus Heideplatz die Tonaufnahmen und Aufnahmen für die Green
Screen-Hintergrundbilder entstanden. In der Bibliothek waren »Miniatur-Trickfilmstudios« mit Tablets und Stativen
aufgebaut sowie Green Screens, die als Platzhalter für einen
@
124
Das Video »Welche Richtung?« ist online auf der
Videoplattform Youtube einsehbar unter:
www.youtube.com/watch?v=CAd8t_kqX6Y
über Fotos oder Videos in den Film einzubindenden Hintergrund dienten. Drei verschiedene Apps wurden für die Erstellung der Trickfilm-Clips verwendet: iMotion Pro, Green
Screen von Do Ink und iMovie. Außerdem gab es eine Auswahl von Requisiten sowie Zeichenmaterial für die Herstellung weiterer Requisiten und Kulissen. Den Umgang mit der
Technik und den ihnen meist unbekannten Apps lernten die
Jugendlichen schnell und mühelos, wobei das gesamte Procedere technisch anspruchsvoll war.
14 Minuten Film
Jeder Jugendliche hatte für seinen Trickfilm-Clip eine Minute
Zeit. Auf diese Weise entstanden 14 Clips, die dann zu einem
14-minütigen Film zusammengestellt wurden. Die Kürzung ihrer mitunter sehr ausführlichen Texte auf eine Minute und das
Finden assoziativer Bilder dazu war eine besondere Herausforderung für die Jugendlichen. Die Beschränkung auf eine Minute pro Clip ergab sich aus der für die zeitaufwendige Produktion kurzen Workshop-Zeit.
Zu den zentralen Herausforderungen bei diesem Projekt gehörte seine Mehrsprachigkeit. Die meisten Jugendlichen konnten noch nicht genug Deutsch, um dem Workshop ohne Übersetzung zu folgen. Somit wurden alle deutschen Erklärungen
in Farsi und Tigrinya übersetzt und umgekehrt auch alle Äußerungen der Jugendlichen ins Deutsche. Die beiden Dolmetscher/innen meisterten diese Herausforderung mit großer Geduld, viel Engagement und guter Laune. Oft mussten sich die
Erwachsenen und die Jugendlichen auch nonverbal verständigen, weil es für jede Sprache nur eine/n Übersetzer/in gab.
Für die deutschsprachigen Erwachsenen war das Hören der ihnen unbekannten Sprachen eine große Bereicherung. Der vielsprachige Klangteppich der Workshop-Tage ist für sie eine bleibende Erinnerung.
»Welche Richtung?« bringt die authentische
Stimme jener in die Öffentlichkeit ein, die sonst
lediglich Objekte der Debatte sind.
Von Bedeutung war die Mehrsprachigkeit auch für den Ton in
den Trickfilmen. Die Jugendlichen erzählten in ihrer jeweiligen Herkunftssprache. Ihre Erzählungen mussten übersetzt
und nochmals auf Deutsch eingesprochen werden. Den fertigen Film gibt es in zwei Versionen, einmal für die Jugendlichen mit ihren Originalstimmen und einmal mit deutscher
Übersetzung für die Präsentation vor einer deutschsprachigen
Öffentlichkeit. Angesichts der Tatsache, dass die Jugendlichen
mit Fluchthintergrund aus Sicherheits- und Datenschutzgründen auf den Filmen nicht erkannt werden durften, war besondere Kreativität gefragt. Aufnahmen mit ihnen vor dem Green
Screen mussten verfremdet werden. Nicht nur die Bilder, auch
der gesprochene Text musste anonymisiert werden. Lediglich
die Vornamen der Jugendlichen tauchen im Film auf. Während des Workshops herrschte eine konzentrierte, kreative und
LESESAAL PRAXIS
vertrauensvolle Atmosphäre. Trotz des ernsten Themas hatten
alle Beteiligten viel Spaß, nicht zuletzt aufgrund der sehr offenen und immer freundlichen Art der Jugendlichen.
Am 25. November 2015 war es dann soweit. Der fertige Trickfilm wurde mit einer Abschlussfeier im Jugendhaus Heidestraße
einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt und fand ein begeistertes Echo. Gefragt, was sie beim Anschauen des fertigen Films
verspüre, antwortete eines der Mädchen aus Eritrea sinngemäß:
»Ich habe durch die Arbeit am Film erst gemerkt, wie viel ich
durchgemacht habe und wie gut es mir jetzt hier in Deutschland
geht.« Auch andere Jugendliche betonten, dass sie sich durch den
Workshop mit den Erfahrungen ihrer Flucht auseinandersetzen
konnten und daraus gestärkt hervorgingen. Die drei Bündnispartner haben Fortsetzungsprojekte mit den am Projekt beteiligten
Personen, den aufgebauten Strukturen und den vorhandenen
Materialien für 2016 angedacht. Der Film »Welche Richtung?«
ist auf Youtube zu sehen und soll 2016 in unterschiedlichen Zusammenhängen gezeigt werden. So sind Präsentationen in anderen Jugendhäusern und Stadtteilbibliotheken der Stadtbücherei Frankfurt am Main denkbar. Für das Medienfestival Visionale
2016 ist der Film zur Sichtung angefragt.
Jenseits aller Aufgeregtheiten in der politischen Diskussion bringt »Welche Richtung?« die authentische Stimme jener in die Öffentlichkeit ein, die sonst lediglich Objekte der
Debatte sind.
Tanja Schmidt (Foto: privat),
geboren 1963 in Frankfurt am
Main. Studium Kunstgeschichte
an der Sorbonne Paris. 1993
Magistra Artium Kunstpädagogik und Filmwissenschaften an
der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2014 Zertifikat
Lese- und Literaturpädagogik (nach BvL). 1993-2011 freiberufliche Tätigkeit als Kunst- und Literaturpädagogin
in Berlin: kreative Leseförderung mit bildkünstlerischem
Schwerpunkt bei LesArt, Berliner Zentrum für Kinder- und
Jugendliteratur, Kunst- und Filmprojekte mit Kindern, Jugendlichen und Senioren, Fortbildungsseminare für Multiplikator/innen von KJL, Konzeption interaktiver Bilderbuchausstellungen. Seit 2011 Bibliothekspädagogin in der
Stadtbücherei Frankfurt am Main.
Silke Schumann (Foto: privat), geboren 1964 in Weingarten/Württ 1986 Examen als Diplom-Bibliothekarin (ÖB) an
der Fachhochschule für Bibliothekswesen Stuttgart (heute
Hochschule der Medien), 1996
Magistra Artium an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2014 Promotion an der Technischen Universität Dresden (Neuere und Neueste Geschichte). 1986-1992 Diplom-Bibliothekarin an der
Stadtbibliothek München. 1992-1997 Mitarbeiterin der
Abteilung Bildung und Forschung beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. 1997-2001 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hannah-Arendt-Institut an der Technischen Universität Dresden. Seit 2001 Leiterin der Stadtteilbibliothek Gallus der Stadtbücherei Frankfurt am Main.
1 http://lesen-und-digitale-medien.de/de_DE/trickfilm-workshop
2 http://www.reprodukt.com/produkt/graphicnovels/richtung/
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BuB 68 02-03 /2016
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LESESAAL PRAXIS
Inka Tappenbeck
»Vermittlung von
Informationskompetenz« im Studium:
Herausforderungen und Möglichkeiten
Enge Kooperation von TH Köln mit Öffentlichen Bibliotheken in NRW / Studierende sollen
Kompetenz zur Veranstaltung von Schulungen erwerben
Die Vermittlung von Informationskompetenz gehört heute
zu den zentralen Serviceleistungen wissenschaftlicher und
Öffentlicher Bibliotheken. In vielen Stellenausschreibungen werden diesbezügliche Kompetenzen von den Bewerbern explizit gefordert. Aber wie qualifizieren die Hochschulen angehende Bibliothekare für diesen Aufgabenbereich? Welche Kenntnisse und Fähigkeiten hierfür lassen
sich im Rahmen eines Studiums vermitteln? Und wie kann
es gelingen, die Studierenden praxisbezogen auf ihre zukünftigen Aufgaben als Lehrende in Schulungen zur Vermittlung von Informationskompetenz vorzubereiten? Der
hier vorgestellte Beitrag über das Lehrkonzept im Bereich
der Vermittlung von Informationskompetenz (Schwerpunkt: wissenschaftliche Bibliotheken) im Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft der Technischen Hochschule Köln (TH Köln)1 gibt einen Einblick in die Herausforderungen und Möglichkeiten, die mit der Lehre in diesem
Bereich verbunden sind. Dabei wird gezeigt, wie sich die
erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen eines Hochschulstudiums durch eine enge Kooperation mit
der bibliothekarischen Berufspraxis konzeptionell fundiert
und zugleich praxisbezogen vermitteln lassen.
Die Entwicklung des Lehrgebiets »Vermittlung von
Informationskompetenz« an der TH Köln
Das Lehrgebiet »Vermittlung von Informationskompetenz«
wurde im Bachelor-Studiengang Bibliothekswesen der damaligen Fachhochschule Köln im Jahr 2008 im Zuge der durch
den Bologna-Prozess geforderten Reform etabliert. Es ist seither fester Bestandteil des Curriculums dieses Bachelor-Studienganges, der seit seiner letzten Reform im Jahr 2014 nun den
Namen »Bibliothekswissenschaft« trägt. Das Konzept war von
Beginn an praxisbezogen ausgerichtet: Es umfasste neben einem theoretischen Teil auch eine Übung, in der die Studierenden selbst Schulungen für verschiedene Zielgruppen planten
und diese – im Kreis ihrer Kommilitonen – durchführten. Bald
zeigte sich jedoch, dass die Varianz der hierfür erforderlichen
inhaltlichen und didaktisch-methodischen Anforderungen in
Öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken zu groß ist,
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um diese in einer gemeinsamen Lehrveranstaltung umfassend
vermitteln zu können.
Daher fiel im Jahr 2011 der Entschluss zu einem alternativen, spartenbezogenen Lehrangebot für die Vermittlung von Informationskompetenz, bei dem die Studierenden zwischen den
Schwerpunkten des öffentlichen und des wissenschaftlichen
Bibliothekswesens wählen können.2 2013 wurde das Gewicht
des Lehrgebiets nochmals erhöht, indem es mit einer weiteren
Semesterwochenstunde (SWS) ausgestattet wurde, sodass es
nun im Pflichtprogramm des Curriculums mit insgesamt drei
SWS im sechsten Studiensemester des BA-Studiengangs Bibliothekswissenschaft verankert ist, wobei die spartenbezogene
Wahloption beibehalten wurde. Zusätzlich zu dieser Pflichtveranstaltung haben die Studierenden die Möglichkeit, eine Wahlpflichtveranstaltung zum Thema »Vermittlung von Informationskompetenz« zu belegen. Diese ist mit vier SWS im Curriculum verankert und wird ebenfalls regelmäßig angeboten.
Theorie und Praxis verbinden: Schulungen selbst
konzipieren und durchführen
Die für die Lehrveranstaltung »Vermittlung von Informationskompetenz – Schwerpunkt wissenschaftliche Bibliotheken« zur
Verfügung stehenden drei SWS teilen sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil auf: Während auf die theoretischen und konzeptionellen Aspekte des Themas eine SWS
entfällt, stehen für dessen praktische Erarbeitung zwei SWS
zur Verfügung. Die theoretische Komponente umfasst neben
den begrifflichen, theoretischen und konzeptionellen Grundlagen wie zum Beispiel den international diskutierten Standards
und Modellen der Informationskompetenz auch didaktische
und methodische Grundlagen, zum Beispiel die grundlegenden Lerntheorien, Lehrstrategien und -methoden im Kontext
von Schulungen zur Vermittlung von Informationskompetenz.
Dabei werden neben den verschiedenen Formaten von Präsenzschulungen auch unterschiedliche Varianten des E-Learning
und des Blended Learning behandelt – wobei die Studierenden
mit vielen Formen des elektronisch unterstützen Lehrens beziehungsweise Lernens bereits vertraut sind, da die Präsenzlehre
im Studiengang Bibliothekswissenschaft der TH Köln vom ersten Semester an durch den Einsatz der Lernplattform Moodle
LESESAAL PRAXIS
besuchen. Aufbauend auf den Grundlagen der oben beschrieunterstützt wird.3 Vorbereitend auf die Konzeption eigener
benen Pflichtveranstaltung wird der Praxisbezug hier weiter inSchulungsveranstaltungen lernen die Studierenden, wie man
tensiviert: Die Studierenden führen selbst Schulungen bezieLernziele für Schulungen zielgruppengerecht und methodisch
hungsweise Teile von Schulungen in Hochschulbibliotheken
fundiert definiert, wie sich Lehrinhalte didaktisch sinnvoll reNordrhein-Westfalens durch. Dadurch lernen sie die konkrete
duzieren lassen, welche Lehrstrategien und -methoden sich für
Praxis in den Bibliotheken direkt kennen und können unter
welche Anwendungskontexte eignen und welche Verfahren zur
Realbedingungen eigene Erfahrungen als Schulende in diesen
Evaluation und Leistungsmessung eingesetzt werden können.
Veranstaltungen machen.
Damit der Erwerb dieser Kenntnisse nicht nur auf einer theDiese aktive Mitwirkung der Studierenoretischen Ebene stattfindet, üben die Studieden in den Schulungen der Bibliotheken
renden deren Anwendung in einer mit dem Diese aktive Mitwirkung
bedarf einer umfassenden Vorbereitung:
theoretischen Lehranteil gekoppelten prakti- der Studierenden in den
Zunächst beschäftigen sich die Studierenschen Übung direkt ein. In deren Fokus steht Schulungen der Bibliodie Anwendung der erworbenen Kenntnisse
theken bedarf einer um- den eingehend mit dem Schulungskonzept
und -programm der Bibliothek, in der sie
bei der Konzeption und Durchführung einer
fassenden Vorbereitung. selbst Schulungsaufgaben übernehmen
Schulungseinheit von 20 bis 30 Minuten für
werden. Dann hospitieren sie zunächst in
eine konkrete Zielgruppe zu einem klar defiZweierteams an einer Schulung einer Bibliothek und fühnierten Thema unter realitätsnahen Bedingungen (unter anderen im Anschluss ein ausführliches Gespräch mit den Bibrem räumliche und technische Gegebenheiten).
liothekaren, die die Schulung gehalten haben. Dabei geht
Die Studierenden müssen diese Schulungsveranstaltung
es neben dem Schulungskonzept und -programm der Biunter Anleitung selbstständig konzipieren, planen und umsetbliothek und der Schulung, an der die Studierenden hoszen, dabei auch alle hierfür erforderlichen Materialien selbst
pitiert haben, auch um Überlegungen zur aktiven Mitgeerstellen und sich um die organisatorischen Aspekte (Raumrestaltung einer weiteren Schulung der Bibliothek durch die
servierung, technische Ausstattung und so weiter) kümmern.
Studierenden. Nach Absprache und Abstimmung mit der
Inhaltlich und methodisch sind ihrer Phantasie keine Grenzen
Bibliothek und Vorbereitung der Schulungseinheit in der
gesetzt. Die Bandbreite der in der Vergangenheit erarbeiteten
Lehrveranstaltung übernehmen die Studierenden bei einem
Schulungen reicht von allgemeinen Bibliothekseinführungen
über die Nutzung von Suchmaschinen im Kontext des wissenschaftlichen Arbeitens, Citavi-Einführungen, die Nutzung von
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RSS-Feeds bis hin zu Schulungen zur Recherche für die Facharbeit. Als Zielgruppen wurden unter anderem Schüler, Senioren, Hochschulmitarbeiter und Menschen mit Behinderungen
Gebühren direkt am
gewählt. Methodisch spannte sich der Bogen von Präsenzschulungen der verschiedenen Formate über interaktive Online-TuKassenautomaten
torials und vertonte Screencasts bis hin zu Lehrfilmen. Am
kassieren.
Schluss der Veranstaltung steht die Durchführung der Schulung unter Leitung der Studierenden für die Gruppe ihrer KomMehr Service und
militonen. Anschließend wird jede Schulung in der Gruppe kriSicherheit für Ihre
tisch reflektiert und die Verantwortlichen erhalten Tipps und
Bibliothek.
Verbesserungsvorschläge. Ab dem Sommersemester 2016 wird
diese Reflexion durch eine Videoaufzeichnung aller Schulungen unterstützt, sodass auch die jeweils als Schulende agierenden Studierenden ihr Verhalten retrospektiv selbst nochmals
zig 2016
kritisch anhand der Videosequenzen analysieren können. Ferngress Leip
o
sk
k
e
th
o
6. Bibli
Sie uns!
ner ist geplant, den Praxisbezug noch weiter zu erhöhen, in| Besuchen
Stand H06
dem Bibliothekare aus der Praxis zu den Schulungen eingeladen werden, damit sie den Studierenden hierzu eine Rückmel› Flexible Kassenzeiten und Zahlungsmöglichkeiten
dung aus der Perspektive der Praxis geben können.
› Entlastung der Mitarbeiter von allen manuellen
Kassiervorgängen
› Schnittstellen zu vielen Bibliothekssystemen
Lernen unter Realbedingungen: Kooperation zwischen
› Sicherheit im Kassenwesen
Hochschule und Praxis
› Effizientes Cash-Recycling
Die Studierenden, die sich in dem Bereich der Vermittlung von
Informationskompetenz vertieft qualifizieren möchten, haben im BA-Studiengang der TH Köln darüber hinaus die Möglichkeit, eine Wahlpflichtveranstaltung aus diesem Bereich zu
BuB 68 02-03 /2016
HESS Cash Systems GmbH & Co. KG
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127
LESESAAL PRAXIS
zweiten Besuch der Bibliothek selbst einen aktiven Part in
Evaluation des Lehrmodells anhand des
einer Schulung, wobei sich dieser in Inhalt und Umfang von
»Qualifikationsprofils des Teaching Librarian«
Bibliothek zu Bibliothek sehr unterscheiden kann. Auf diese
Weise haben die Studierenden die Möglichkeit, die erlernDie Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von
ten inhaltlichen und didaktisch-methodischen Kenntnisse
VDB und dbv hat ein »Qualifikationsprofil des Teaching Libraauch unter Realbedingungen praktisch einzusetzen. In einem
rian«4 entwickelt und empfiehlt dieses als Orientierung bei der
Abschlussgespräch erhalten sie dann von den BibliothekaCurricula-Gestaltung der bibliothekarischen Studiengänge. 5
ren, die die Schulung verantwortlich leiFerner regt die Kommission an, »das Fachgeten, ein ausführliches Feedback. In Form
biet der Vermittlung von InformationskompeFür die Zukunft ist geeines Projektberichtes und einer Präsentenz bei der Ausbildung von Bibliothekarinnen
plant, die Erfahrungen
tation geben am Schluss des Semesters der Bibliothekare, die die und Bibliothekaren aller Qualifikationsebenen
alle studentischen Zweierteams der Geentsprechend der wachsenden Relevanz dieStudierenden an ihren
samtgruppe einen Einblick in die von ihses Tätigkeitsbereiches auszubauen und eng
Schulungen mitwirken
nen durchgeführten Schulungen. In diemit der betrieblichen Praxis zu verzahnen.«6
lassen,
noch
stärker
in
sem Zusammenhang findet auch eine
Gemessen an diesem Qualifikationsprofil
abschließende kritische Reflexion des Gesamt- die Projektreflektion ein- zeigt sich eine hohe Abdeckung der geforderprozesses durch die Studierenden statt.
ten Lernziele durch das vorgestellte Qualifikazubeziehen.
Für die Zukunft ist geplant, die Erfahruntionskonzept im BA-Studiengang Bibliotheksgen der Bibliothekare, die die Studierenden an ihren Schulunwissenschaft der TH Köln: Während viele Qualifikationsziele
gen mitwirken lassen, noch stärker in die Projektreflexion einwie beispielsweise die eigene Recherchekompetenz in andezubeziehen. Hierfür hat die Autorin in Kooperation mit Verren Modulen des Studiengangs7 gefördert werden, finden sich
tretern des Multiplikatoren-Netzwerks Informationskompetenz
die spezifisch auf die Vermittlung von Informationskompetenz
Nordrhein-Westfalen unter der Leitung von Christiane Holtz
bezogenen fachlichen Lernziele im hier vorgestellten Quali(Universitäts- und Landesbibliothek Bonn) einen Fragebogen
fikationsmodell direkt wieder, so zum Beispiel Kenntnisse in
erarbeitet, über den die betreuenden Bibliothekare der Dozenden Bereichen Lerntheorie, Didaktik, E-Learning und Blended
tin ab dem Sommersemester 2016 ihr Feedback zu dem SchuLearning. Die Ausbildung der im Qualifikationsprofil geforderlungsbeitrag der Studierenden via Online-Formular zukommen
ten personalen Kompetenzen (Sozialkompetenz und Selbstlassen können.
ständigkeit) werden in besonderem Maße in der vorgestellten
Diese Form der praxisbezogenen Qualifikation der StudieWahlpflichtveranstaltung gefördert, die in Kooperation mit den
renden für das Aufgabengebiet der Vermittlung von InformaHochschulbibliotheken realisiert wird und die von den Studietionskompetenz in wissenschaftlichen Bibliorenden ein hohes Maß an kommunikativer
theken ist nur durch die Kooperation mit den Die Rückmeldungen der Kompetenz, Souveränität, Kritikfähigkeit, OrHochschulbibliotheken in Nordrhein-Westfaganisations- und Begeisterungsfähigkeit soStudierenden und der
len möglich. Ohne deren Bereitschaft, die Stuwie Belastbarkeit und Flexibilität verlangt.
Bibliothekare bestätidierenden im Vorfeld der ersten Hospitation
gen, dass sich das hier Auch die von der Kommission geforderte enge
mit Informationen zu versorgen, Termine zu
Verzahnung zwischen der Hochschulausbilvorgestellte Lehrmodell dung und der betrieblichen Praxis wird in der
vereinbaren, sie an Schulungen teilnehmen zu
bewährt hat.
lassen, im Anschluss für Fragen zur Verfügung
vorgestellten Kooperation zwischen der TH
zu stehen, Absprachen zu dem von den StudieKöln und den Hochschulbibliotheken in Nordrenden selbst zu gestaltenden Schulungsanteil zu treffen, diese
rhein-Westfalen bereits seit Jahren erfolgreich realisiert.
Schulungen dann beobachtend zu begleiten und den Studierenden abschließend ein entsprechendes Feedback zu geben,
wäre ein solches Konzept von Lehrveranstaltungen, bei dem
Fazit
die Studierenden ihre an der Hochschule erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten unter Realbedingungen einsetzen und
Durch die von allen Studierenden des BA-Studiengangs Bibliotrainieren können, nicht zu realisieren. Beeindruckend ist dathekswissenschaft der TH Köln mit eigener Schwerpunktwahl
bei besonders die kontinuierliche Kooperationsbereitschaft vie(wissenschaftliche oder Öffentliche Bibliotheken) zu absoller Bibliotheken: In allen bisherigen Durchläufen der Lehrvervierende Pflichtveranstaltung zur Vermittlung von Informatianstaltung erklärten sich im Vorfeld deutlich mehr Bibliotheonskompetenz ist gewährleistet, dass alle Absolventen dieses
ken bereit, Studierende in ihren Bibliotheken zu betreuen, als
Studiengangs über entsprechende Grundkenntnisse und erste
Plätze für die Studierenden benötigt wurden. Initiiert wurde
praktische Erfahrungen in diesem Bereich verfügen. Diejediese nun schon seit mehreren Jahren erfolgreiche Kooperation
nigen, die sich für die in Kooperation mit den Hochschulbibzwischen Hochschule und Praxis von der Autorin des Beitrags
liotheken durchgeführte Wahlpflichtveranstaltung entscheiund der Leiterin der damaligen Arbeitsgemeinschaft Informaden, verfügen darüber hinaus über erste Schulungserfahruntionskompetenz in Nordrhein-Westfalen, Renate Vogt (Univergen in Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Praxis und unter
sitäts- und Landesbibliothek Bonn).
den realen Bedingungen in den Hochschulbibliotheken. Die
128
LESESAAL PRAXIS
Rückmeldungen der Studierenden und der Bibliothekare bestätigen, dass sich das hier vorgestellte Lehrmodell bewährt hat.
Die Studierenden profitieren von den praxisorientierten
Lehrformaten, insbesondere von der Kooperation mit den
Hochschulbibliotheken. Aber auch für diese ist ihr Einsatz mit
Gewinn verbunden: Immer wieder geben Bibliothekare die
Rückmeldung, dass der Austausch mit den Studierenden ihre
Arbeit fachlich und persönlich bereichere. Einige der Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge, die Studierende im Zuge
ihrer Mitwirkung an den Schulungen gemacht haben, sind von
den Bibliotheken aufgegriffen und zum festen Teil der Veranstaltungen geworden. Es profitieren also beide Seiten, wie unter anderem die Reflexion zweier Studierender aus dem Sommersemester 2015 zeigt: »Man kann von einem gelungenen
Projekt für beide Seiten sprechen: Die Studierenden konnten
wertvolle Praxis-Erfahrungen im Bereich der Informationskompetenz sammeln und die MitarbeiterInnen in der Bibliothek haben neue Impulse von außen bekommen.«8 Nur durch Kooperation mit der Praxis ist ein solches Ergebnis zu erzielen. Die
Erfahrungen der vergangenen Jahre geben berechtigten Anlass
zu der Hoffnung, dass auch künftige Studierendenjahrgänge
hiervon profitieren werden.
1 Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft. Technische Hochschule Köln. https://www.th-koeln.de/studium/bibliothekswis
senschaft-bachelor_3201.php (Abruf am 31.12.2015)
2 Die hier vorgestellten Ausführungen beziehen sich auf das Lehrgebiet »Vermittlung von Informationskompetenz – Schwerpunkt
wissenschaftliche Bibliotheken« im BA-Studiengang Bibliothekswissenschaft der TH Köln. Das Lehrkonzept für die Vermittlung
von Informationskompetenz in Öffentlichen Bibliotheken ist an
den für diese Bibliothekssparte spezifischen inhaltlichen und
didaktisch-methodischen Anforderungen ausgerichtet und unterscheidet sich daher vom hier Dargestellten.
3 Vgl. Offer, Rusalka: Tappenbeck, Inka: Blended Learning im
BA-Studium Bibliothekswesen der Fachhochschule Köln: Ein
Praxisbericht. In: Bibliothek. Forschung und Praxis 35 (2011) 1,
S. 53 - 61
4 Qualifikationsprofil des Teaching Librarian. Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv. www.informa
tionskompetenz.de/fileadmin/user_upload/Qualifikationspro
fil_Teaching_Librarian.pdf (Abruf am 31.12.2015)
5 Ebd., S. 2
6 Ebd.
7 Beispielsweise in den Modulen »Dokumentbeschreibung/Wissensorganisation/Information Retrieval« (BC) und »Informationsmittel, Informationsdienstleistungen« (BD). Vgl. Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft: Modulbuch. www.th-koeln.de/
mam/downloads/deutsch/studium/studiengaenge/f03/bib_ba/
modulhandbuch_bibliothekswissenschaft_2014-07-10.pdf (Abruf
am 31.12.2015)
8 Becker, Britta; Brieke, Anna: Bericht zum Projekt »Vermittlung
von Informationskompetenz« (unveröffentlicht). Fachhochschule
Köln, 2015, S. 15
Prof. Dr. Inka Tappenbeck (Foto:
privat) lehrt seit dem Jahr 2004
am Institut für Informationswissenschaft der Technischen
Hochschule Köln die Gebiete
Informationsressourcen, Informationsdienstleistungen und
Vermittlung von Informationskompetenz. Davor war sie als
Leiterin der Benutzungsabteilung an der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen tätig. Zum Thema Informationskompetenz hat sie verschiedene Fachbeiträge veröffentlicht
und zahlreiche studentische Projekte und Abschlussarbeiten betreut. – Kontakt: [email protected]
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129
MAGAZIN FACHLITERATUR
Vom »Paradise Lost«
zur »Brave New World«
Eine Leipziger Zeitreise von 1914 bis 2114
Zeitreisen in die bibliothekarische
Zukunft 1914 – 2014 – 2114 / Andrea
Nikolaizig (Herausgeberin). Berlin:
BibSpider, 2014. 253 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-3-936960-85-3 –
Fest gebunden, 32,– Euro.
Anschrift des Rezensenten: Prof. Dr. Peter
Vodosek, E-Mail: [email protected]
130
»100 Jahre Bibliothekare aus Leipzig«
ist genau besehen ein Doppeljubiläum:
Durch die Gründung der »Fachschule
für Bibliothekstechnik und -verwaltung«
am 12. Oktober 1914 entstand auf Initiative Walter Hofmanns, des 1913 berufenen Leiters der Leipziger Bücherhallen, die erste nur der Ausbildung von
Volksbibliothekaren bestimmte Bibliotheksschule in Deutschland überhaupt.
Über verschiedene Entwicklungsstufen
(oder besser Entwicklungssprünge?)
präsentiert sie sich heute als Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft in der Fakultät Medien der
Hochschule für Technik, Wirtschaft und
Kultur (HTWK).1 Das besondere Jubiläum war seit Anfang 2013 in Planung
und wurde ausgiebig gefeiert: Durch ein
Kolloquium am 15. Oktober 2014, durch
Ausstellungen und durch ein Buchprojekt, das hier vorgestellt werden soll.2
Eine erfrischend andere Festschrift
Bereits das 80-jährige Bestehen der Ausbildung 1994 war Anlass zu einer opulenten Publikation. 3 Nach zwei Jahrzehnten eine weitere Festschrift im herkömmlichen Verständnis vorzulegen,
war nicht die Intention von Herausgeberin und Autoren. Ging es vor 20 Jahren um einen Blick zurück und auf den
damaligen Status quo, ist er hier in die
Zukunft gerichtet.
»It is difficult to make
predictions, particularly
about the future«.
Ob die 26 Beiträgerinnen und Beiträger
wirklich »Künder« sind oder vielleicht
nicht doch bloß Wanderer auf einer
Zeitreise – der Weg ist das Ziel –, bleibe
dahingestellt. Unter ihnen sind Professorinnen und Professoren der HTWK,
von anderen Hochschulen, Kolleginnen
und Kollegen aus der Praxis und erfreulicherweise eine Anzahl von Studierenden und Absolventen. Nichtsdestoweniger: Dieses Buch ist erfrischend anders.
MAGAZIN FACHLITERATUR
Das betrifft nicht nur die Themen der
einzelnen Beiträge, sondern auch ihre
Form und Gestaltung. Sie reichen
vom klassischen Fachaufsatz (Walther
Umstätter: Die Zukunft der digitalen Bibliothek) bis zum fingierten Briefwechsel (Katharina Leyrer und Siegmund
Dunker: Zwischen Utopie und Dystopie
– ein Briefwechsel aus zwei Welten), von
der astrologischen Perspektive des Studiengangs Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Andrea Nikolaizig
und Ronald Scherzer: Radix des Lebens)
bis zum Lifebook (Lisa Joka: Studieren im Jahre 2114). Man wird es schon
schmunzelnd bemerkt haben: Nicht alles ist tierisch ernst, aber alles denkbar.
Realsatire ist vermutlich die zutreffende
Charakterisierung für manche Beiträge.
Auf dem Weg zu neuen Ufern
Auf diese Weise verfremdet wird eine
Vielfalt von Themen und Problemen angesprochen: die Zukunft des Lesens, die
Metamorphose der Bibliotheksarchitektur, Netzpublikationen in 100 Jahren, ja
sogar Katalogisierungsstandards und ihr
Studium im Jahre 2114, um nur einige
wenige Beispiele aufzuzählen.
Digitalisierung löst alte Probleme und schafft dafür neue.
Es ist nur folgerichtig, dass im letzten
Beitrag eine Bibliothekarin mit dem
bedeutungsschweren Namen Paula
Hofmann-Ladewig in einem Raumschiff
der Mission »Deep Space« mit einer Kollegin in Leipzig »visophoniert« und in
den unendlichen Weiten des Weltraums
entschwindet (Kornelia Richter: Zu
neuen Ufern: Bibliotheken am Rande
des Universums). »It is difficult to make
predictions, particularly about the future«. Diese Erkenntnis, mag das Zitat
nun von Mark Twain oder von anderen
stammen, trifft auch auf diesen Sammelband zum Nachdenken anregender Texte zu (im Vorwort ist von einem
»weit in der Zeit vorausschauendem Besinnungsbuch« die Rede): Es geht um
Extrapolationen aus aktuellen Trends,
Visionen oder gar Prophezeiungen.
In Leipzig war die erste nur
der Ausbildung von
Volksbibliothekaren
bestimmte Bibliotheksschule.
Die Feststellung, dass die Digitalisierung
zwangsläufig und notwendigerweise die
Zukunft bestimmen wird, entlockt heute
als Binsenweisheit nur noch ein müdes
Lächeln. Ihre Chancen und Gefahren –
sie löst alte Probleme und schafft dafür
neue – werden freilich unterschiedlich
beurteilt. Was bedeutet sie für die Kulturtechnik Lesen, für Sein oder Nichtsein traditioneller Bücher, was für die
Bibliothek als physischem Ort, für die
zwischenmenschliche Kommunikation, ja vielleicht sogar für die menschliche Evolution, für den »homo futurus« (oder politically correct die »homo
futura«; dazu der Aufsatz von Bernhard
Irrgang: »Homo Futura im Zeitalter
hypermoderner Technologien«)? Dies
sind einige der Fragen, die gestellt, und
der Antworten darauf, die versucht werden. Der Phantasie sind keine Grenzen
gesetzt, aber alle sind sich einig: »Die
(bibliothekarische) Zukunft hat schon
begonnen«, auch wenn der zum Schlagwort gewordene Titel des 1952 erschienenen Bestsellers von Robert Jungk
nicht gerade optimistisch gemeint ist.
Zu ergänzen bleibt noch, dass das
Buch mit einer »Chronik bedeutender
Ereignisse am Studiengang Bibliotheksund Informationswissenschaft der
Hochschule für Technik, Wirtschaft und
Kultur Leipzig von 1994 bis 2014«, zusammengestellt von Dagmar Hoffmann,
schließt. Sie führt die »Chronik zur bibliothekarischen Ausbildung in Leipzig«
in der Festschrift zum 80-jährigen Jubiläum weiter, die seinerzeit von Kornelia
Richter erarbeitet wurde und die Jahre
1911 bis 1933 umfasst.
Peter Vodosek
1 Geyer, Andrea und Keller-Loibl, Kerstin:
Impressionen aus 100 Jahren bibliothekarischem Studium in Leipzig. In: BuB 67
(2015) 04, S. 166
2 Keller-Loibl, Kerstin und Hacker, Gerhard:
100 Jahre Bibliothekare aus Leipzig. In:
BuB 66 (2014) 09, S. 590-591
3 Plassmann, Engelbert und Kummer,
Dieter (Hg.): Bibliothekarisches Studium
in Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift aus Anlass des 80jährigen Bestehens der bibliothekarischen Ausbildung
in Leipzig im Oktober 1994. Frankfurt a.
M.: Klostermann, 1995 (Zeitschrift für
Bibliothekswesen und Bibliographie;
Sonderheft 62) VI, 292 S.
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BuB 68 02-03 /2016
131
MAGAZIN FACHLITERATUR
Paradigmenwechsel in
der Bibliometrie
Ergänzung durch Altmetrics
Ball, Rafael: Bibliometrie im Zeitalter
von Open und Big Data: Das Ende des
klassischen Indikatorenkanons. Wiesbaden: Dinges & Frick, 2015. 159 Seiten: Diagramme. (B.I.T.Online: Innovativ; 56) ISBN 978-3-934997-72-1 –
Kartoniert, 24,50 Euro.
Anschrift des Rezensenten: Tillmann
Tegeler M.A., Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Arbeitsbereich Bibliothek
und elektronische Forschungsinfrastruktur,
Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg.
E-Mail: [email protected]
132
Anlässlich des bevorstehenden hundertsten Geburtstags der Bibliometrie
im Jahr 2016 hat Rafael Ball, Direktor
der ETH-Bibliothek in Zürich und Herausgeber der Open Access-Zeitschrift
»Bibliometrie – Praxis und Forschung«,
ein weiteres Buch zu Messung und quantitativer Analyse wissenschaftlichen
Publikationsoutputs geschrieben. Leider
erfährt man im Weiteren nicht, woran er
den Jahrestag festmacht.
Ziel der Veröffentlichung ist aber
zu zeigen, dass »Big Data« auch an der
Bibliometrie nicht spurlos vorüber gegangen ist. Dies verwundert nicht angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei um ein Instrument handelt, das sich
quantitativer Methoden bedient und
auf eine möglichst breite Datengrundlage angewiesen ist, um den Anforderungen an belastbaren Analysen gerecht
zu werden. Zu Recht weist Ball darauf
hin, dass diese Datenflut aber einen Paradigmenwechsel bedeutet: War es früher bei einer mühevoll erhobenen, eher
überschaubaren Datenbasis die Absicht,
möglichst exakte Ergebnisse zu erzielen,
so »entstehen [heute] Korrelationen, die
Aussagen zulassen, deren Wahrheitsgehalt mit der Anzahl der zugrunde liegenden und ausgewerteten Daten steigt« (S.
52). Dies hat schließlich Auswirkung auf
die Indikatoren, derer sich die Bibliometrie bedient. Folglich gibt es eine Vielzahl an quantitativen Indices, mit deren
Hilfe letztlich qualitative Aussagen getroffen werden sollen.
Die Datenflut bedeutet einen
Paradigmenwechsel.
Trotz aller Warnungen von Bibliometrikern (so auch Ball), dass beispielsweise
der »Impact Factor« einst erhoben worden ist, um Bibliotheken eine Entscheidungshilfe bei der Erwerbung von Zeitschriften zu geben, werden bibliometrische Ergebnisse für Aussagen über den
Wert wissenschaftlicher Publikationen
genutzt. Bislang gilt dies in erster Linie
für Zeitschriften aus den Lebens- und
Ingenieurswissenschaften. Erst langsam fasst dieser Faktor in den Sozialwissenschaften Fuß, wohingegen die Geisteswissenschaften noch weitgehend
immun gegen quantitative Leistungsermittlung sind. Ball erklärt dies überzeugend mit den unterschiedlichen Publikationskulturen der Disziplinen.
MAGAZIN NEUE FACHLITERATUR
Zu bibliometrischen Erhebungen
kommen verstärkt alternative Metriken
(Altmetrics) hinzu, die erst durch das Internet ermöglicht worden sind und als
Methoden der Webometrie dienen. Hier
bilden nicht mehr nur Publikationen die
Basis für die Messung wissenschaftlicher
Leistungen, sondern es werden auch
Blogs, Twitter und soziale Netzwerke als
Instrumente von Wissenschaftskommunikation berücksichtigt.
Klassische Datenbanken sind
gegenüber Altmetrics klar im
Nachteil.
Um bei deren Auswertung ein ähnlich
hohes qualitatives Niveau zu erreichen,
plädiert Ball für ebenso standardisierte
Verfahren wie bei der Erhebung von
schriftlicher Leistung in konventionellen
Publikationen. Zentral für ihn ist dabei
die Identifikation der Autoren. Er schlägt
deshalb dafür die Nutzung von Standards wie ORCID und NISO vor. Schließlich setzt sich der Autor mit der Datenbasis auseinander: Dabei sieht er klassische Datenbanken wie Web of Science
und SCOPUS gegenüber den Altmetrics
klar im Nachteil. Zudem diskutiert Ball
die Schwierigkeit, sich bei den Erhebungen auf Zahlen kommerzieller Anbieter
zu verlassen, die sowohl geografisch als
auch fachlich festgelegt sind. Auch hier
sieht er die Lösung in Altmetrics, von denen er sich eine Ergänzung auf dem Weg
zum gläsernen Wissenschaftler erhofft.
Ob dies allerdings zur »Demokratisierung in der Vermessung der Wissenschaft durch die Emanzipation von den
kommerziellen monopolartigen Zitierdatenbanken« (Umschlagstext) führt,
bleibt fraglich. Mit dem besprochenen
Buch legt Ball einen Überblick über den
Status quo der Bibliometrie vor und diskutiert die Herausforderungen von großen Datenmengen für elektronische
Analysen wissenschaftlichen Outputs.
Dabei geht er eher deskriptiv als analytisch vor. Ein gründlicheres Lektorat
hätte sein insgesamt sehr solides Buch
vor Nachlässigkeiten (so durchgängig
ORCHID statt richtig ORCID) geschützt.
Neue Fachliteratur
Düren, Petra: Bibliotheken als lernende Organisationen. Berlin: De Gruyter Saur,
2015. VIII, 150 Seiten. (Praxiswissen) ISBN 978-3-11-035244-3 – Broschiert,
49,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich.
Eichelbaum, Ann: Das Image von Bibliothekaren im Comic: »Bang Bang« statt
»Psst«. Berlin: Verlag Bibspider, 2015. 101 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-3936960-94-5 – Broschiert, 24,80 Euro.
Geschichte in den Fächern?!: Transdisziplinäre historische Authentizität in Lehre
und Forschung an der Fachhochschule Potsdam / Susanne Freund (Hrsg.). Potsdam: Verlag der Fachhochschule Potsdam, 2015. 179 Seiten: Illustrationen.
(FHP; 1) ISBN 978-3-934329-71-3 – Online unter: http://www.fh-potsdam.de/
fileadmin/user_upload/informieren/Organisation/Verlag/Susanne_Freund_
Geschichte_in_den_Faechern_2015.pdf.
Glöß, Friederike: Das Informationsverhalten in der Filterblase. Potsdam, Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften, Masterarbeit,
2015. 89, CXXIV Seiten: Diagramme. – Online unter: http://nbn-resolving.de/
urn/resolver.pl?urn:nbn:de:kobv:525-10114
100 Jahre Bibliothek für Zeitgeschichte: 1915-2015; Festschrift / Herausgegeben von Christian Westerhoff. Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek,
2015. 167 Seiten: Illustrationen. ISBN 978-3-88282-080-5 – Broschiert, 18,–
Euro. Bezug über die Württembergische Landesbibliothek.
Knowledge Management in Libraries and Organizations: Theory, Techniques and
Case Studies / Herausgegeben von Leda Bultrini. Berlin: De Gruyter Saur, 2016.
IX, 268 Seiten. (IFLA Publications; 173) ISBN 978-3-11-041301-4 – Gebunden,
89,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich.
Metaliteracy in Practice / Edited by Trudi E. Jacobson and Thomas P. Mackey.
London: Facet Publishing, 2015. 256 Seiten. ISBN 9781783300938 – Paperback,
GBP 49,95.
Musiksammlungen in den Regionalbibliotheken Deutschlands, Österreichs und
der Schweiz / Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken herausgegeben von Ludger Syré. Frankfurt am Main: Klostermann, 2015. 446 Seiten: Illustrationen, Noten. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie:
Sonderbände; 116) ISBN 978-3-465-04235-8 – Gebunden, 119,– Euro.
Praxishandbuch Online-Fundraising: Wie man im Internet und mit Social Media erfolgreich Spenden sammelt / Herausgegeben von Björn Lampe, Kathleen Ziemann, Angela Ullrich. Bielefeld: Verlag Transcript, 2015. 184 Seiten: Illustrationen, Diagramme. ISBN 978-3-8376-3310-8 – Kartoniert, 9,99
Euro. Online frei verfügbar unter: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.
pl?urn:nbn:de:bsz:900-opus4-39775
The Quest for Deeper Meaning of Research Support / Reggie Raju. Edited by IFLA-ARL. Den Haag, 2015. VII, 121 Seiten. ISBN 978-0-7992-2526-6 – Download
in zehn Kapiteln und einem Vorwort unter http://srvubulbw001.uct.ac.za/omp/
index.php/uctlibraries/catalog/book/17#downloadTab
Tillmann Tegeler
BuB 68 02-03 /2016
133
MAGAZIN BLICKPUNKT INTERNET
Blickpunkt Internet
Ressourcen für die Flüchtlingsarbeit
Wo findet man verfügbare Informationen und Lernmaterial?
Die Flüchtlingsarbeit ist ein Handlungsfeld, das in vielen Öffentlichen Bibliotheken schnell an Bedeutung gewonnen hat. In diesem
Bereich sind Online-Inhalte und
-Anwendungen, die entweder auf
dem Smartphone oder auch auf
den Internetcomputern einer Bibliothek zur Verfügung stehen, von
Vorteil. Dieser liegt darin, dass Online-Materialien auch nach einer
eventuellen Verlegung des Flüchtlings weiter genutzt werden können, dass sie multimedial sind und
bei didaktischem Aufbau ein anderes Lernen ermöglichen und sie im
besten Falle das Selbstlernen stimulieren. Manchmal aber geht es gar
nicht um das Lernen, sondern um
Information. Auch hier können Online-Informationen besser zugänglich und aktueller sein als Informationen auf Papier.
Fangen wir mit dem eigenen Produkt
an: Auf der Hauptseite der BIB-Homepage finden Sie den Punkt »Willkommenskultur für Flüchtlinge in unseren
Bibliotheken« http://www.bib-info.
de/inde x/willkommen-in-denbibliotheken.html. Hier sammelt
die Webkommission des BIB Links in
den Rubriken Allgemeines, Sprache/
Bildung, Bibliotheksangebote für
Flüchtlinge, Benutzung, Bestandsauf bau, Fördermöglichkeiten, Was
kann man selbst tun?, Integration
und Beispiele für Hilfsaktionen. Am
umfangreichsten ist natürlich die Rubrik zum Spracherwerb, in der sich
sowohl Links zu allgemeinen Kursen
134
finden als auch zu speziellen Angeboten, zum Beispiel für Kinder oder für
spezifische Sprachen.
Das Engagement von Bibliotheken wird dokumentiert durch die
@
@@
@
@
Linksammlung »Bibliotheksangebote für Flüchtlinge und Asylbewerber« auf dem Bibliotheksportal
http://www.bibliot hek spor t al.
de/themen/bibliothekskunden/
interkulturelle-bibliothek/praxis
beispiele/bibliothek sangebotefuer-f luechtlinge-und-asylbewer
ber.html. Hier werden Dienstleistungen von verschiedenen Öffentlichen Bibliotheken für diese spezifische Klientel dokumentiert, jeweils
auf zwei bis drei Seiten und unter
Angabe von Ansprechpartnerinnen/
Ansprechpartnern.
@
@@
@
Ein Ansatz, der um sich greift,
ist jener der ehrenamtlich verwalteten Asylotheken http://www.asylo
thek.de. Auf der Homepage finden
Sie Informationen und Neuigkeiten
und in einem Eintrag eine Karte, wo
sich Asylotheken mittlerweile überall
befinden.
Auf den Seiten des Weltverbandes
IFLA finden Sie beispielsweise »Empfehlungen für Alphabetisierungsprojekte in Bibliotheken« http://
www.if la.org/publications/guide
lines-for-library-based-literacy-pro
grams der Sektion Lesen auch in deutscher Sprache.
Und zum Schluss – der Austausch!
Auf Facebook gibt es eine geschlossene Gruppe »Flüchtlingsarbeit in Bibliotheken« https://www.facebook.
com/groups/475670622610198/,
in der Fragen, Mitteilungen und Neuigkeiten ausgetauscht werden.
@
Der Deutsc he Bibliot hek sverband (dbv) bietet unter dem
Motto »Flüchtlinge willkommen«
w w w. b i b l i o t h e k s v e r b a n d . d e /
dbv/themen/f luechtlingewillkommen.html eine Sammlung
von Aktivitäten sowie jeweils annotierte Projektbeschreibungen und
Hinweise auf sinnvolle Angebote.
Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen. Der Diplom-Bibliothekar und Soziologe engagiert sich beim
BIB in der OPL- und der Webkommission.
– Kontakt: juergen.plieninger@uni-tue
bingen.de
AUS DEM BERUFSVERBAND LANDESGRUPPEN
Aus dem Berufsverband
Baden-Württemberg
Schülern erfolgreich
Informationskompetenz
vermitteln
Gleich zu Jahresanfang trafen sich 16 KollegInnen zu einem Workshop organisiert
von der BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg in der Stadtbücherei Nürtingen,
um sich mit einer Situation zu beschäftigen, wie sie sicher viele KollegInnen aus
dem Bibliotheksbereich kennen: Man
macht eine Schülerführung und trifft dabei auf verschiedene Probleme.
Es mangelt an der Motivation oder
an der Konzentration der Teilnehmer, die
Klasse ist unruhig oder einzelne Störenfriede bringen einen selbst und/oder damit auch die Mitschüler aus dem Konzept.
Die Referentin Ulrike Hanke, die unter
anderem auch Seminare und Workshops
zum Thema Bibliotheksdidaktik und Teaching Library durchführt, wusste Rat und
hat die Teilnehmer zuerst mit den Konzepten des Classroom-Managements und der
Bibliotheksdidaktik vertraut gemacht.
Wie sind die Begriffe »Motivation«
und »Lernen« pädagogisch definiert?
An welchen Stellen kann wie eingriffen
werden, um die Motivation zu fördern
und zum Lernen anzuregen? Wie kann
Kontakt zu der Gruppe aufbaut werden?
Aufgrund der großen Nachfrage
Wie schafft man eine positive Atmonach dieser Fortbildung wird der Worksphäre während der Führung? Wie wershop im Sommer 2016 und im Frühjahr
den Arbeitsaufträge so formuliert, dass
2017 nochmals wiederholt. Beide Terdiese bei den Führungsteilnehmern unmine sind bereits ausgebucht.
missverständlich ankommen? Wie binHeike Heinisch,
det man Störenfriede sinnvoll ein, daBibliothek der PH Schwäbisch Gmünd
mit ein reibungsloser Ablauf der Führung stattfinden kann?
BIB-Landesvorstand Baden-Württemberg
Nach der theoretischen Einführung
wurden verschiedene beispielhafte Führungskonzepte genauer unter die
Lupe genommen und analysiert. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele wurden Vorschläge erarbeitet und mit vielen Tipps
von Hanke untermauert, wie man Störungen
bei Führungen vielleicht
nicht ganz ausschalten,
aber doch sehr minimieren kann. Alle Teilnehmer
hatten ausgiebig Zeit, um
Fragen zu stellen und die Ulrike Hanke hilft mit Tipps. Foto: Heike Heinisch
selbst erlebten Probleme
Literaturhinweise:
zu schildern und zu diskutieren. Im AnHanke, Ulrike u.a.: Bibliotheksdidaktik, 2016,
schluss an den Workshop haben einige
978-3-11-035241-2
KollegInnen die Möglichkeit wahrgeHanke, Ulrike u.a.: Informationskompetenz pronommen, an einer Führung durch die
fessionell fördern, 2013, 978-3-11-027371-7
Räume der Stadtbücherei Nürtingen
Kontakt zur Referentin:
www.hanke-teachertraining.de/
teilzunehmen.
Bildungsurlaub für den Bibliothekskongress in Leipzig
Bib
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Leikong thek
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016
In folgenden Bundesländern gibt es wieder die Möglichkeit der Bildungsfreistellung für den 6. Bibliothekskongress (zugleich 105. Deutscher Bibliothekartag) vom 14. bis 17. März 2016 in Leipzig:
Berlin, Brandenburg, Hamburg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Der Bewilligungsbescheid eines Bundeslandes gilt für alle Landeskinder, die Anspruch auf Bildungsurlaub / Bildungsfreistellung haben. Wer
darauf Anspruch hat und wie eine Beantragung genau abläuft, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Bitte wenden
Sie sich an das jeweilige Ministerium. Auf jeden Fall benötigen Sie den Bewilligungsbescheid Ihres Bundeslandes. Der Antrag
muss in der Regel spätestens 6 Wochen vor der Veranstaltung gestellt werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Berufsverbandes http://www.bib-info.de/aus-fortbildung/fortbildung/bibliothekartage/2016/bildungsurlaub.html.
Freier Eintritt auf der Buchmesse und freie Fahrt
Besucher des Bibliothekskongresses, die im Besitz einer Dauerkarte sind, haben Anspruch auf zwei kostenfreie Tageskarten für die
Leipziger Buchmesse. Gegen Vorlage des Namensschildes erhalten Sie eine kostenfreie Eintrittskarte für den Donnerstag sowie
eine weitere kostenfreie Tageskarte, die wahlweise am Freitag, Samstag oder Sonntag eingesetzt werden kann. Das Namensschild
gilt während der Dauer des Kongresses auch als Fahrausweis für den Mitteldeutschen Verkehrsverbund (Tarifzone 110, Leipzig).
BuB 68 02-03 /2016
135
AUS DEM BERUFSVERBAND BUNDESVORSTAND
BIB-Bundesvorstand
Jahresbericht / Ausblick
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zum 1. Juli 2015 hat der jetzige Bundesvorstand die Amtsgeschäfte unseres
Berufsverbandes Information Bibliothek (BIB) übernommen, die Übergabe
aller Geschäftsbereiche erfolgte in einer mehrtägigen Sitzung im August in
Reutlingen.
Die Aufgabenverteilung im Vorstand
sieht – neben der geteilten Betreuung von
Landesgruppen und Kommissionen – wie
folgt aus:
• Vesna Steyer kümmert sich als Vorsitzende in erster Linie um die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, hier
vor allem um die Kooperation mit dem
Dachverband Bibliothek & Information
Deutschland (BID), dem Verein deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) und dem Deutschem Bibliotheksverband (dbv).
• Kristina Lippold wird als stellvertretende Vorsitzende die Ansprechperson
für die Geschäftsstelle sein und agiert
als Finanzvorständin. Ihre weiteren Themen sind die interne Verbandskommunikation, Vereinsrecht sowie die Zusammenarbeit mit ver.di.
• Als stellvertretender Vorsitzende
sieht Dirk Wissen seine Schwerpunkte
in der Herausgeberschaft von »BuB:
Forum Bibliothek und Information«
und im BIB-Jahresthema. Gemeinsam mit Tom Becker verantwortet er
vorstandsseitig die Bibliothekartage
und die Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse.
• Tom Becker setzt darüber hinaus die
BIB-Vertretung in der Lektorats- und Systematik-Kooperation mit der ekz.bibliotheksservice GmbH (ekz) und dem dbv fort.
Die Vorstandsarbeit zu den internationalen Aufgaben (International
Federation of Library Associations and
136
Institutions (IFLA), BIB-Exchange, Bibliothek Information International (BII))
sowie die Standkoordination auf den
Bibliothekartagen übernimmt weiterhin
Sabine Stummeyer als Delegierte des
Bundesvorstandes.
Zum 31.12.2015 hatte der BIB 6.141
Mitglieder (Vergleich 2010: 6.205). Die
Mitgliederentwicklung bleibt stabil,
wenn auch (wie in den Vorjahren) mit
einem leicht negativen Trend.
Die Schwerpunkte nach den Neuwahlen im Juni auf dem Nürnberger Bibliothekartag lagen bei der
Neubesetzung der Geschäftsführung
sowie der weiteren Planungen für BuB
gemäß dem MV-Beschluss vom 7. Februar 2015:
Nach der gemeinsam mit dem Vereinsausschuss (VA) erstellten Ausschreibung konnten Anfang Dezember Bewerbungsgespräche geführt werden. Leider
waren diese erfolglos: Es konnte kein/e
geeignete/r Kandidat/in für die Besetzung der Geschäftsführerstelle gefunden werden.1 Bundesvorstand und Vereinsausschuss werden am 14. März 2016
auf der Mitgliederversammlung in Leipzig die weiteren Schritte vorstellen, bis
dahin wird die Geschäftsstelle weiterhin
kommissarisch von Bernd Schleh geleitet. Der Bundesvorstand wird die Arbeit
durch eine regelmäßige Präsenz vor Ort
in Reutlingen, aber auch durch die Fortsetzung bisher bereits erfolgter und kontinuierlich stattfindender Telefonkonferenzen und Sitzungen unterstützen.
Gemeinsam mit dem Bundesvorstand
hat die Geschäftsstelle trotz Personalveränderungen und unbesetzter Leitung
erfolgreich dafür gesorgt, dass die Vorarbeiten zur Implementierung der Mitgliedersoftware, die Vorbereitung zur neuen
DATEV-gestützten Finanzverwaltung sowie die Prozessmodifizierung zum Datenschutz bewältigt werden konnten.
Dafür bedankt sich der Bundesvorstand
ganz herzlich bei den Mitarbeiter/innen
ebenso wie den helfenden ehrenamtlichen Händen.
Seit Januar 2015 erscheint BuB –
vorerst bis Ende 2016 legitimiert durch
den Beschluss der Mitgliederversammlung vom 7. Februar 2015 – erfolgreich
in eigener Produktion und Herausgeberschaft mit einem externen Dienstleister
in einer verbreiteten monatlichen Auflage von 7 863 Exemplaren (Stand: 4.
Quartal 2015). Das durch Redaktion
und Herausgeberschaft in Zusammenarbeit mit einer Grafikagentur erarbeitete neue Design wurde und wird von
Kolleginnen und Kollegen durchgehend
positiv aufgenommen, ebenso wie die im
Vereinsteil neu hinzugefügten Rubriken.
Mit dem neuen Design und der autonomen Herstellung haben sich auch die
Prozesse in der Redaktion verändert: der
Redaktionsschluss konnte um rund drei
Wochen verkürzt werden und die Betreuung der wichtigsten Anzeigenkunden erfolgt hausintern.
Die durch den Vorstand im Oktober
2015 durchgeführten erneuten Verlagsausschreibungen zeigen – und dies wird
auf der Mitgliederversammlung in Leipzig (14. März 2016) ausführlich erläutert werden –, dass neben diesen Vorteilen auch die momentane Herstellungsweise die mit Abstand kostengünstigste
Variante ist.
Unter dem Motto »Bibliotheken – von
Anfang an Zukunft« fand im Juni 2015
der 104. Deutsche Bibliothekartag in
der Messe Nürnberg statt: Mit über 3 500
nationalen und internationalen Expert/
innen ist dies immer noch Europas größter Kongress der Bibliotheks- und Informationsbranche, der über 400 Veranstaltungen in zehn Themenblöcken angeboten hat. Neu waren in diesem Jahr
der vom BIB initiierte »Call for Moderation« wie auch der Aufruf, die Themenblöcke mitbestimmen zu können – partizipative Elemente, die es weiterzuverfolgen und auszubauen gilt.
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AUS DEM BERUFSVERBAND BUNDESVORSTAND
Bibliothekar tagsplanung
2015
oder den Vorbereitungen zum Kongress in Leipzig 2016 hat sich gezeigt, dass die Kooperationen
und informellen Kontakte mit den
Partnerverbänden VDB und dbv sowie
dem BID sehr gut funktionieren, sondern auch in den Planungen zu anderen gemeinsamen Projekten wie unter
anderem der Buchmesse und der Chancen-Konferenz 2016.
Zuverlässige Kooperation in übergeordneter Zielsetzung ist auch das Stichwort,
das im Kontext der Lektoratskooperation aus BIB, dbv und ekz 2015 eine
große Rolle gespielt hat: Nachdem der
Schwerpunkt der Arbeit in den letzten
Jahren im operativen Management mit
einer Überarbeitung der Anschaffungsvorschläge des ekz.informationsdienstes
(ID) lag, zielten die Arbeiten 2015 auf
das diesjährige vierzigjährige Jubiläum
dieser erfolgreichen Public-private-Partnership, mit entsprechenden Veranstaltungen auf dem Bibliothekskongress
ebenso wie einem sich in Erstellung befindenden Jubiläumsband, an dem gerade auch der BIB-Bundesvorstand beteiligt ist.
Die neu gegründete Special Interest
Group der New Professionals hat sich
soweit konstituiert. Ein Schwerpunkt in
2015 waren neben der Präsenz auf dem
Bibliothekartag 2015 die mit dem Bundesvorstand gemeinsam durchgeführten Aktionen auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober des vergangenen
Jahres. Unter dem Motto »Insel der Imagination«, das dem Gastland Indonesien
zu verdanken war, konnte so die bereits
mehrjährige Kooperation mit der Frankfurter Buchmesse erfolgreich weitergeführt werden. Neben der BuB-Beilage
zur Messe, der Internationalen Blauen
Stunde am Buchmessen-Mittwoch sowie
dem Symposium – diesmal zum Thema
»Total vernetzt«2 – wurde zum zweiten
Mal ein gut besuchtes BIB-Bewerbungstraining am Samstag mit Lesung und einem umfangreichen Beratungsangebot
durchgeführt.
Mit der Auftaktveranstaltung in Nürnberg hatte der BIB sein Jahresthema
BuB 68 02-03 /2016
2015/16 »BIB meets the world« begonnen. In loser Folge nahmen verschiedene
BIB-Gremien das Thema auf und boten
/ bieten Veranstaltungen an, die einige
der vielen Facetten dieses Themas beinhalten. Im BuB-Januarheft wurde darüber bereits ausführlich informiert.
Ausblick
Der Fokus des Bundesvorstands im
laufenden Jahr wird vor allem auf
Personalveränderungen und Personal­
entwicklung in der Geschäftsstelle zu
legen sein, gerade auch hinsichtlich
der umzusetzenden Implementierung
von Mitgliedersoftware und neuem
Finanzmanagement, aber auch auf eine
langfristige und sichere Aufstellung von
BuB in eigener Herstellung. Dazu muss
die Mitgliederversammlung in Leipzig
die entsprechenden Beschlüsse fassen.
In diesem Kontext wird für 2016 / 2017
eine Leserbefragung für BuB geplant.
Nach außen gerichtet werden neben den
Aktionen auf dem Bibliothekskongress
(hier insbesondere auch das Jubiläum
der Lektoratskooperation) und auf der
Frankfurter Buchmesse Veranstaltungen
zum Jahresthema 2016/2017: »Bibliotheken in Bewegung – Mobile Services
– Mobiler Service« zu realisieren sein.
Die Bibliothekartage in Berlin 2017 und
in Frankfurt am Main 2018 sind ebenfalls in Planung. Dazu zählen auch die
weiteren Vorbereitungen zu einem vom
BIB unterstützten internationalen Fahrbibliothekskongress in 2017.
BIB-intern gilt es verstärkt, sich um
Mitgliedergewinnung und »Aktiven­
motivation« zu kümmern – hier arbeitet der Vorstand gemeinsam mit dem
Vereinsausschuss an neuen strategischen Zielsetzungen ebenso wie an konkreten Maßnahmen, die die Ergebnisse
der Mitgliederbefragung aus 2014 aufgreifen und mit den Möglichkeiten eines erweiterten Social-Media-Einsatzes
durch die neue Mitgliederverwaltung
kombinieren.
Die umfangreichen Aktivitäten der
Landesverbände wurden regional kommuniziert, die Kommissionen werden
ihre Arbeit im Rahmen der Leipziger
Mitgliederversammlung präsentieren. Der Bundesvorstand möchte sich
für die hilfreiche Unterstützung bei allen BIB-Aktiven, den Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle sowie den nicht
mehr amtierenden Bundesvorstandsmitgliedern aus der letzten Legislaturperiode herzlich bedanken und freut sich
auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit in den nächsten Wochen und
Monaten.
Abschließend möchten wir Sie einladen, unsere Veranstaltungen auf dem
diesjährigen Bibliothekartag in Leipzig zu besuchen3. Neben der Blauen
Stunde, die ein geselliges Miteinander
verspricht, gilt dies insbesondere für die
Mitgliederversammlung am Montag,
14. März, ab 14 Uhr in Saal 4 sowie den
Workshop zur Mitgliederpartizipation
und Satzungsänderung am Mittwoch,
16. März, ab 14 Uhr in Seminarraum 13.
BIB-Vorstand
1 Der Bundesvorstand bedankt sich ganz
herzlich bei Ulrike Kraß, Vorsitzende der
Kommission für Fortbildung, für die gute
fachliche Unterstützung während des
gesamten Auswahlprozesses
2 http://www.bib-info.de/verband/
projekte/frankfurter-buchmesse/buchmesse-2015/total-vernetzt.html
3 http://www.professionalabstracts.com/
bid2016/iplanner/
Impressum
»Aus dem Berufsverband«
Herausgeber: BIB – Berufsverband Information Bibliothek e. V.,
Postfach 13 24, 72703 Reutlingen
www.bib-info.de
Redaktion:
Katrin Lück, Europa-Institut / Bibliothek Universität des Saarlandes,
Postfach 151150, 66041 Saarbrücken
Telefon: 0681 / 302-2543
E-Mail: [email protected]
Redaktionsschluss für Verbandsmitteilungen
BuB Heft 5/2016: 29. März
137
AUS DEM BERUFSVERBAND TAGESORDNUNG MV LEIPZIG
Bib
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Leikong thek
p z i re s s g2 s
016
Einladung zur MV in Leipzig | Tagesordnung | Beginn 14.00
Begrüßung
Bundesvorstand
Kurzvorstellung aller Anwesenden
1. Regularien
1.1 Genehmigung der Tagesordnung
1.2 Wahl der Versammlungsleitung
1.3 Bestätigung der Beisitzer
Gedenken verstorbene Mitglieder
2.
Jahresbericht des Vorstandes inklusive Jahresabschluss 2015 sowie Information zur Finanzund Wirtschaftsplanung 2016 und Aussprache über den Jahresbericht
3.
a) Bericht der Rechnungsprüferinnen und Aussprache über den Bericht der Rechnungsprüferinnen
b) Wahl Rechnungsprüfer/in
4. Entlastung des Vorstandes
5. BuB
a) Bericht aus der Redaktion
b) Bericht der Herausgeber/innen
c) Beschluss zur wirtschaftlichen Entwicklung von BuB sowie Beschluss über zukünftige Herstellung1
d) Beschluss zur Änderung des BuB-Statuts2
6. 40 Jahre Lektoratskooperation
7. Zusammenarbeit mit anderen Verbänden
8. Kurzbericht der Kommissionen
Bestätigung und Vorstellung neuer Mitglieder
9. Nachträge
10. Verschiedenes | Hinweis auf BIB Veranstaltungen
1 siehe Beschluss aus der MV Köln, der wie folgt lautet: Die Mitgliederversammlung beauftragt den Vereinsausschuss, das Modell der
Produktion der Zeitschrift BuB in eigener Herausgeberschaft bis Dezember 2016 mit einem externen Dienstleister fortzuführen. Es
werden keine Verträge abgeschlossen, die den BIB in Sachen BuB über den 31.12.2016 hinaus binden. Es werden erneut Verlagsangebote eingeholt, die eine Kosten-Nutzen-Analyse der verschiedenen Produktionsarten ermöglichen. In diese Angebotserstellung sind
hybride Erscheinungsformen (prioritär hier die Entwicklung von BuB als eJournal) einzubeziehen. Hierbei berücksichtigt werden
sollen Möglichkeiten wie Print, Print on Demand (PoD), eJournal, Open Access mit/ohne Embargo, insbesondere auch unter Kalkulation sinkender Anzeigen- und Abonnementerlöse. Vereinsausschuss und Vorstand stellen auf der Mitgliederversammlung 2016 die
verschiedenen Modelle vor und präsentieren einen Beschlussvorschlag für die weitere BuB-Erstellung.
2 Der Beschluss zur Änderung des BuB-Statuts unter Tagesordnungspunkt 5d besteht aus zwei Teilen:
Teil 1
Einfügen eines §4a in das Statut der Zeitschrift
»Die Amtszeit der auf der Mitgliederversammlung am 03.06.2014 gewählten Herausgeber endet einmalig abweichend mit der Mitgliederversammlung 2018 und beträgt damit vier Jahre.«
Begründung
Mit der außerordentlichen Bundesvorstandswahl im Jahr 2015 lässt sich die Vorschrift in §4 des Statuts der Zeitschrift BuB nicht
umsetzen, dass für die Herausgeberwahlen der Zeitschrift die gleichen Modalitäten wie für die Wahl des Bundesvorstandes gelten.
Die derzeit gültige Wahlordnung des BIB galt nur für die vorgezogenen Vorstandswahlen des Jahres 2015. Die bis dahin angewandte
Wahlordnung vom 24.05.2012 ist ungültig, da nicht satzungskonform. Für das weitere Handeln gibt es folgende Alternativen:
Fortsetzung auf der nächsten Seite
138
AUS DEM BERUFSVERBAND TAGESORDNUNG MV LEIPZIG
1. Die Mitgliederversammlung 2016 muss eine neue Wahlordnung für die Wahl der Herausgeber der Zeitschrift beschließen. Dies
würde bedeuten, dass zukünftig die Herausgeber- und Bundesvorstandswahlen in verschiedenen Jahren durchzuführen sind und
damit dauerhaft ein erheblicher Mehraufwand durch die zeitlich auseinanderfallenden Wahlabläufe entstehen würde.
2. Die Mitgliederversammlung 2016 beschließt eine Verlängerung der Amtszeit der gegenwärtigen Herausgeber um ein Jahr bis zur
Mitgliederversammlung 2018. Mit der im Jahr 2017 zu beschließenden neuen Wahlordnung können sowohl die Belange der Wahl des
Bundesvorstandes wie auch die der Herausgeber der Zeitschrift berücksichtigt werden.
Der Bundesvorstand empfiehlt der Mitgliederversammlung die Alternative 2. Im Rahmen einer Sitzung der Gemeinsamen Konferenz
(GK) wurde vorsorglich und vorbehaltlich einer Entscheidung der Mitgliederversammlung die Bereitschaft der beiden gewählten
Herausgeber, Carola Schelle-Wolf und Olaf Eigenbrodt, erfragt, ihre Herausgebertätigkeit bis zur BIB-Mitgliederversammlung 2018
auszuüben. Beide haben dem zugestimmt.
Teil 2
Im §6 Gemeinsame Konferenz wird folgender Absatz 2 eingefügt
2. Eine Bearbeiterin/Ein Bearbeiter von BIB-Info nimmt als Gast ohne Stimmrecht an der Gemeinsamen Konferenz teil. Beschlüsse
zu BIB-Info werden von der GK grundsätzlich nicht getroffen, sondern liegen im Entscheidungsbereich des BIB. Wenn im Einzelfall
Abstimmungen zu BIB-Info erforderlich werden, besitzt die/der an der GK-Sitzung teilnehmende Bearbeiterin/Bearbeiter ein Stimmund Vetorecht. Über Angelegenheiten, in denen die Bearbeiterin/der Bearbeiter von BIB-Info sein Vetorecht geltend macht, ist die
Angelegenheit dem BIB-Bundesvorstand vorzulegen. Dieser entscheidet abschließend.
Die bisherigen Absätze 2 bis 5 des § 5 werden bei unverändertem Wortlaut zu den Absätzen 3 bis 6.
Begründung:
Mit dieser Änderung wird eine Regelungslücke im Statut geschlossen. Für die Bearbeiter des Vereinsteils »BIB-Info« bedeutet es eine
Aufwertung ihrer Tätigkeit, für den BIB eine Stärkung der innerverbandlichen Partizipation.
Neue FaMIs in Mainz
Die diesjährige schulische Einführungsfahrt der im Herbst 2015 neu eingestellten FaMIs der Stauffenbergschule (Frankfurt/Main) führte ausnahmsweise über die Landesgrenzen Hessens hinaus nach Mainz. In einem dichtgedrängten Programm standen ausführliche Besichtigungen
der Öffentlichen Bibliothek Mainz sowie der Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek und der dortigen Bereichsbibliothek Philosophicum
auf dem Tagesplan. Der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) bot den neuen Nachwuchskräften neben einem Rundgang durch die ABD-Bereiche
des Hauses zudem sehr informative Vorträge zu den einzelnen Bereichen des Senders, in denen Fachangestellte eingesetzt werden. Abgerundet wurden die zwei Kennenlerntage durch einen Stadtspaziergang und natürlich der Jahreszeit geschuldet dem Weihnachtsmarktbesuch.
Foto und Text: Karin Holste-Flinspach, Stauffenbergschule Frankfurt am Main, Vorsitzende Kommission für Ausbildung und Berufsbilder BIB
BuB 68 02-03 /2016
139
SUMMARY
Summary
Transatlantic Relations Being Strengthened / BII Project »Partner Country USA 2016
–2019« Starts in Leipzig – Numerous Lectures and Discussion Rounds (Guido Jansen,
Susanne Riedel)
A Library Becomes Experiential / Connecting
Physical and Virtual Media in the new Central Library of Duisburg (Jan-Pieter Barbian)
(pp. 92 – 95)
Public Libraries are facing two major challenges which will be decisive for their futures.
First of all they must follow the permanent
expansion of digital media. And, secondly,
as a consequence of the first trend, libraries must be prepared for changing patterns
of use among their heterogeneous clientele.
The Central Library of Duisburg has taken up
an idea which combines physical and virtual
media into an experiential realm.
The library has re-designed a complete floor, with 1000 square meters, for
children and young adults. Comfortable
seating in various arrangements encourages both children and parents to make
themselves at home. Creativity workshops, picture book cinema, and children’s films are available in a separate
room. Furthermore, there are two other
special areas: the international children’s
library with more than 6000 volumes in 18
languages, and the media library »Parent
and Child« with 3000 items aiming to help
families deal with the larger and smaller
problems of everyday life.
Alongside this children’s and young
adult library, there is also a school media
center (SMZ) which deserves mention. It
is housed in an area of 400 square meters,
allowing generous space to display its extensive collection of 11,300 items. Included therein is the theme collection »Early
Learning« which is developed and maintained in cooperation with the Learning
Workshop »SchnEP« at the Duisburg Department of Education, and includes 721
items for the continuing education of professionals in day-care units and primary
schools.
The library has laptops and DVD players to lend out. Wireless internet access
is available throughout the entire facility,
so that visitors can use both their own devices as well as library-owned laptops to
surf the internet.
The »Library & Information International«
(BII) will kick-off its three-year project »Partner Country USA 2016 – 2019« at the German Library Congress in Leipzig in March
2016. Having enjoyed positive experiences
with the previous partner country, Turkey,
the library umbrella organization BID (»Library and Information Germany«) and the BII
hope to expand and solidify this project format. Not only new projects and encounters
are being planned, but existing cooperation
agreements also will become further linked
and publicized.
The already numerous contacts in existence between German librarians and individual colleagues and institutions in the U.S.
led to the selection of the U.S. as partner
country for 2016-2019. As the oldest library
association in the world, the American Library
Association (ALA) is, moreover, an attractive
partner which has numerous points of contact with Germany.
The partner project will be officially launched at the library congress in Leipzig. Along
with the ALA president, Sari Feldman, it has
also been possible to arrange for the current president of the International Federation of Library Associations and Institutions
(IFLA), Donna Scheeder – who happens to be
an American – to attend the congress as an
honorary guest. Thanks to well-placed advertising, there have also been many responses to the Call for Papers from U.S. professionals; as a result the U.S. will be in evidence
at the congress with about 20 lectures, presentations and discussion rounds. At the ALA
stand there will be further opportunities for
gathering information and arranging cooperative endeavors.
(pp. 116 – 121)
Which Direction? Young People Tell Their Stories in Animated Films / Multicultural Refugee Projects: The Frankfurt am Main City Library Conducts Successful Animation Workshop (Tanja Schmidt, Silke Schumann)
(pp. 122 – 125)
»Which Direction?« That is the title of the animation workshop which was initiated by the
City Library of Frankfurt am Main for young
adults whose family background and experience includes flight or migration. The project’s content, as developed by its coordinator, Tanja Schmidt, was focussed from the beginning around teenagers who fled their home
countries on their own, without adult family
members.
To start off the five-day animation workshop, the library pedagogue chose the graphic novel by Marc-Antoine Mathieu, called »The Direction«.(Orig. French, »Le sens«,
2014). After discussing the book together, the
youth were asked to tell their own stories and
transform them into short animated audio-visual sequences. Their work was planned to be
process-oriented and at beginner’s level.
In the workshop’s first morning session at
the central library there were 15 young people from Afghanistan, Eritrea, and Pakistan,
between 15 and 17 years of age. Although not
mandatory, all of them told the story of their
flight in their animation clips.
Over the next four days the teens worked
on their clips in the morning at the library,
while in the afternoon the audio and visual
elements were developed on green screen
backgrounds at the Youth Center on Heideplatz. Tablets and tripods were employed at
the library to create an animation studio in
miniature.
To avoid revealing the identity of the
young filmmakers– for security and data
protection reasons – it was necessary to be
especially creative. Their figures needed to be
disguised on the green screen.
.
Translated by Martha Baker
140
RÉSUMÉ
Résumé
Consolider les relations transatlantiques /
Le projet BII »partenariat avec les États-Unis
2016-2019« démarre à Leipzig – Des interventions et des échanges riches (Guido Jansen, Susanne Riedel)
La bibliothèque, espace d’aventure / La liaison
entre offre physique et virtuelle de médias à
la nouvelle Bibliothèque centrale de Duisburg
(Jan-Pieter Barbian)
(pp. 116 – 121)
(pp. 92 – 95)
C’est à l’occasion du congrès professionnel
des bibliothèques à Leipzig en mars prochain que débutera le projet triennal Bibliothèque, information et international »partenariat avec les États-Unis 2016-2019«. Après
la fructueuse expérience du précédent partenariat, monté alors avec la Turquie, le BID,
fédération des associations professionnelles
des bibliothèques d’Allemagne (Bibliothek
und Information Deutschland) et le BII ont
pour ambition de développer et de consolider le projet. Ce faisant, entrevues et projets
nouveaux ne doivent pas seulement être initiés mais qui doivent être multipliés. Les coopérations déjà existantes doivent être organisées, approfondies et davantage tissées.
En raison des bonnes et nombreuses relations qui nouent déjà les bibliothécaires allemands aux collègues et institutions américains, le choix s’est porté sur les États-Unis
pour le partenariat sur la période 2016-2019.
En l’Association des bibliothèques américaines (ALA, American Librairy Association), la
plus ancienne association professionnelle
de bibliothèque au monde, il y avait un partenaire évident, dont les liens avec des personnalités et des institutions allemandes
étaient déjà nombreux.
A l’occasion du congrès professionnel
des bibliothèques à Leipzig, les États-Unis
comme partenaire pour la période 20162019 sera officiellement lancé. Préalablement, la présence au congrès de deux hôtes
d’honneur a été obtenue: d’une part la présidente de l’ALA, Sari Feldman, d’autre part
Donna Scheeder, l’actuelle présidente de la
Fédération internationale des associations
de bibliothèques (IFLA, International Federation of library associations) qui est aussi originaire des États-Unis. Par le biais d’une publicité adaptée et un appel à communications,
de nombreux spécialistes américains se sont
manifestés pour participer, de telle sorte que
les Etats-Unis seront représentés à Leipzig
par pas moins de vingt interventions, exposés
et comptes-rendus. Sur le stand du pays partenaire tenu par l’ALA, une offre d’informations complémentaires et de mise en relation
avec les Etats-Unis sera présentée.
BuB 68 02-03 /2016
Les bibliothèques publiques font face à deux
défis majeurs qui décideront de leur avenir:
d’une part, elles doivent suivre le développement constant des médias numériques,
d’autre part et par conséquent, elles doivent
s’adapter aux évolutions des usages d’un
public hétérogène. La nouvelle Bibliothèque centrale de Duisburg a mis au point un
concept, rassemblant médias physiques et
numériques en un espace d’aventure.
Un étage entier d’une surface de 1 000
m² a été aménagé dans la nouvelle Bibliothèque centrale de Duisburg en direction des
enfants et des adolescents. De confortables
fauteuils et canapés de modèles différents
invitent parents et enfants à la lecture et à
la détente. Pour les ateliers créatifs, les kamishibaïs, et l’événement »Cinéma pour enfants«, un espace séparé est mis à disposition. En outre, deux offres spécifiques sont
proposées: la »bibliothèque internationale
pour enfants«, qui rassemble d’ores et déjà
plus de 6 000 livres jeunesse dans dix-huit
langues, la thématique »Parentalité« regroupant 3 000 documents dont l’objet est d’accompagner la résolution des petites ou grandes difficultés du quotidien familial.
Aux côtés de la bibliothèque pour enfants et adolescents, le centre de médias
scolaires mérite une mention particulière.
Celui-ci, sur une surface de 400m², propose
un vaste fonds de 11 300 documents. Quant
à la thématique »Apprentissage dès le plus
jeune âge« conçue et développée en étroite
coopération avec l’atelier d’apprentissage
SchnEP du Conseil de surveillance scolaire
de Duisburg, elle rassemble au total 721 documents portant sur le perfectionnement des
personnels qualifiés en établissements recevant des enfants et en écoles.
Des armoires ont été spécifiquement installées pour mettre à disposition des lecteurs DVD et des ordinateurs portables empruntables. La bibliothèque dans son entier
offre un accès Internet en Wifi de telle manière que les usagers puissent surfer sur Internet à partir de leurs propres ordinateurs
portables ou ceux empruntés auprès de la bibliothèque.
»Où on va ?« Des jeunes racontent leur histoire dans un dessin animé / Un projet multiculturel autour des migrants: la Bibliothèque
municipale de Francfort-sur-le-Main rend
compte du succès de l’atelier de dessin animé
destiné à de jeunes migrants (Tanja Schmidt,
Silke Schumann))
(pp. 122 – 125)
»Où on va ?« (titre original : »Welche Richtung?«), c’est le titre de l’atelier de dessin animé que la Bibliothèque municipale
de Francfort-sur-le-Main a initié en direction des jeunes migrants ou immigrés. Tanja
Schmidt, responsable du projet, a établi le
concept cadre. Dès le départ, elle avait en
perspective le public des jeunes ayant fui
seuls leur pays d’origine sans accompagnant.
Pédagogue professionnelle en bibliothèque, elle a retenu pour débuter le modèle de
l’atelier autour du dessin animé à partir du
roman graphique »Le sens« de Marc-Antoine
Mathieu. A l’appui d’une discussion collective
sur cet ouvrage, les jeunes devaient raconter quelques histoires et les transposer audio-visuellement dans une courte séquence
de dessin animé. Le concept global prévoyait
un seuil très bas de compétence et l’amorce
d’un processus.
Le matin du premier jour d’atelier, 15 jeunes âgés de 15 à 17 ans, venus d’Afghanistan,
d’Erythrée mais d’origine pakistanaise, se retrouvèrent à la bibliothèque centrale pour la
petite enfance et la jeunesse. Bien que cela
n’ait pas été envisagé au départ, tous les jeunes ont raconté le récit de leur fuite dans ce
clip dessin animé.
Au cours des quatre journées suivantes,
les jeunes ont élaboré en matinée leur dessin animée à la bibliothèque centrale pour la
petite enfance et la jeunesse, tandis qu’en
après-midi étaient produits les enregistrements vidéo et sonores ainsi que les enregistrements des images d’arrière-fond. Sont
ainsi apparus dans la bibliothèque des studios miniatures de dessin animé avec tablettes et trépieds.
En considération du fait qu’il était strictement interdit que les jeunes migrants
soient identifiables par ces films pour des
raisons tant de sécurité que de protection
des données personnelles, une créativité singulière s’est exprimée. Tout enregistrement
les exposant a été banni.
Traduit par David-Georges Picard
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Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Baden-Baden, Seite 83
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Schulz Speyer AG, Speyer, Seite 68
Spieltruhe, Oberammergau, Seite 71
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Verlag Franz Vahlen GmbH, München, Seite 111
Zeutschel GmbH, Tübingen, Seite 90 f.
BuB 68 02-03 /2016
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