Von Medienabhängigkeit bis zu Mediensucht
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Von Medienabhängigkeit bis zu Mediensucht
Technische Redaktion Einführung in die Medienwissenschaft Von Medienabhängigkeit bis zu Mediensucht Referat / Hausarbeit Markus Schnalzger Fabian Englert Inhaltsverzeichnis Was ist Medienabhängigkeit? S. 2 Wo beginnt die Sucht? S. 3 Was ist Mediensucht? S. 3 Mediensucht am Beispiel Internet S. 4-6 Weitere Süchte und unglaubliche Fälle S. 7-9 Prävention und Hilfe S. 10-11 Quellenverzeichnis S. 12 -1- Was ist Medienabhängigkeit? Bei fast allem was wir tun, sind heutzutage Medien beteiligt und nicht selten sind wir auf diese auch angewiesen – sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Ein Großteil der der Arbeit findet heutzutage am Computer statt und die meisten Maschinen sind computergesteuert. Unsere Unterhaltungs-, Informations- und Bildungsbedürfnisse werden auch in der Freizeit immer mehr über Medien befriedigt. Wir hören Radio, sehen fern, surfen und chatten im Internet, benutzen Handys und spielen Computer- und Konsolenspiele. Für viele ist ein Verzicht auf moderne Kommunikationsmittel gar nicht mehr möglich, weil sie z.B. am Arbeitsplatz auf verschiedene Medien angewiesen sind. An vielen Arbeitsplätzen wären ohne bestimmte Medien viele Abläufe überhaupt nicht realisierbar und vieles langsamer und komplizierter. Diese Menschen, die auf Medien am Arbeitsplatz oder sogar in der Freizeit angewiesen sind, sind somit nicht wirklich „Mediensüchtig“, sondern einfach Medienabhängig. -2- Wo beginnt die Sucht? Für viele Menschen birgt die große Medienvielfalt eine Gefahr. Die Grenze zwischen Medienabhängigem, unproblematischen Medienkonsum und suchtbedingtem Medienkonsum ist sehr gering. Der Übergang vom gewohnheitsmäßigen Konsum, über den Missbrauch und den schädlichen Gebrauch, bis hin zur Sucht ist fließend. Von „Mediensucht“ spricht man, wenn Medien zum ausschließlichen und zentralen Lebensinhalt werden und der Umgang mit ihnen nicht mehr selbst kontrolliert werden kann. Das ständige Abrufen von E-Mails, der stete Blick aufs Handy, stundenlanges surfen oder chatten im Internet und ewiges Verweilen in virtuellen Spielwelten sind nur einige Beispiele. Was ist Mediensucht? Mediensucht ist ein umgangssprachlicher Sammelbegriff für die Sucht nach bestimmten Medien wie etwa Handysucht, Fernsehsucht, Internetsucht oder auch die Sucht nach Videospielen. Die Mediensucht zählt somit zu den substanzunabhängigen Süchten. Bisher gibt es keine wirklich exakte Definition der Mediensucht, da die wissenschaftliche Forschung hier noch am Anfang steht. Am meisten gefährdet sind Kinder und Jugendliche im Hinblick auf den hohen Konsum interaktiver Medien wie Fernsehen, Computer inklusive Internet und Handy. Grundsätzlich ist jedes Kind und jeder Jugendliche gefährdet; Dabei gilt jedoch, je früher das Kind mit dem Medium in Kontakt kommt, desto größer ist das Risiko der „Sucht“ zu verfallen. Eltern sollten deshalb schon früh darauf achten, wie lange und wie oft ihr Kind verschiedene Medien benutzt. Mediensüchtige Menschen sind häufig depressiv, unzufrieden und meist auch aggressiv. Die meisten haben kaum Freunde und vereinsamen im fortschreitenden Verlauf der Sucht. Auch körperliche Schäden wie Rücken- oder Kopfschmerzen sowie irreparable Sehschwächen und chronische Krankheiten wie z.B. Fettsucht sind eng mit der Mediensucht verknüpft. -3- Mediensucht am Beispiel Internet Mit Internet- oder Onlinesucht wird der zwanghafte Drang bezeichnet,sich regelmäßig und sehr intensiv mit dem Internet zu beschäftigen. Dazu zählen stundenlanges surfen, chatten, spielen oder sonstige unkontrollierte Aktivitäten im Internet. Wenn dieses exzessive beschäftigen mit dem Internet über einen längeren Zeitraum anhält, spricht man in der Regel von Internetsucht. Wissenschaftlich ist der Begriff der Internetsucht bislang umstritten, jedoch ist die Internetsucht die bislang am meisten erforschte Mediensucht. Wissenschaftler gehen davon aus, dass etwa 3 bis 6 Prozent aller Internetnutzer Onlinesüchtig und noch mal so viele gefährdet sind. Demnach wären allein in Deutschland über 1 Mio. Menschen betroffen. Was macht das Internet so unwiderstehlich? Das Internet übt auf viele Menschen eine unglaubliche, Anziehungskraft aus. Doch was macht das Internet so attraktiv? Im Vordergrund stehen vor allem neue Handlungsmöglichkeiten wie Realitätsflucht oder das Experimentieren mit der eigenen Identität. Die Flucht vor der Realität hat oft mit persönlichen Problemen zu tun. So haben viele Menschen, die all ihre Zeit dem Internet widmen Probleme mit sich selbst, wie z.B. Minderwertigkeitsgefühle, oder Probleme mit dem sozialen Umfeld – seien es Probleme bei der Kontaktaufnahme mit anderen Menschen, Einsamkeit oder Integrationsschwierigkeiten. Die Anonymität die das Internet bietet, bietet vielen Menschen die Probleme in der Realität haben ausreichenden Schutz. Man muss seine Identität nicht preisgeben und somit auch nicht Charakterzüge und Eigenschaften, die man im realen Leben nicht mag. Es gibt dort keinerlei sozialen Klassen und man tritt mit Menschen in Kontakt, die man im realen Leben vielleicht gemieden hätte oder mit denen man, was zum Suchtpotential gehört, sonst nicht in Kontakt gekommen wäre. Dadurch entsteht ein sozialer Austausch, der vor allem für Menschen mit wenig realen Kontakten eine völlig neue Erfahrung darstellt. (Auch die schnell zu erreichende Aufmerksamkeit und Anerkennung spielt hier eine große Rolle. So beispielweise bei der Hilfeleistung gegenüber anderen Benutzern oder bei der Mitteilung von Erfahrungen.) Mit dem Experimentieren mit der eigenen Identität versuchen viele Menschen der heutigen Anforderung nach Flexibilität gerecht zu werden. Neue Erziehungsmodelle, neue Geschlechterrollen, häufiger Arbeitsplatzwechsel und sich ständig erneuernde Technologien fordern Flexibilität und Wandlungsfähigkeit des Menschen. Das Internet bietet dafür den Idealen Rahmen. Hier kann man den Rollenaustausch spielerisch ausüben und ihn ausleben. Sozial gehemmten oder behinderten Leuten gelingt es somit leichter, den üblichen gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen. So kann man auch in Online-Rollenspielen wie „World of Warcraft“ oder „Second Life“ mit seiner Spielfigur vielleicht das erreichen, was einem in der realen Welt verwehrt bleibt. Anonym und relativ gefahrlos kann man dort andere Seiten an sich ausleben und das sein, was man schon immer mal sein wollte. Bei solchen OnlineSpielern kann es oft vorkommen, dass sie ihre virtuellen Erfolge in die Realität -4- mitnehmen um sich gegen andere zu behaupten. Oft sind solche Spielerfolge ein Ersatz für Erfolge im echten Leben. Sie sind für viele Spieler wichtiger als die eigene Realität zu meistern. Wer ist gefährdet? Wer ist bereits betroffen? Die Kriterien und Vorraussetzungen der Internetsucht unterscheiden sich meist nicht von anderen Süchten. Das Internet ist für Internetsüchtige Menschen ein Bedürfnis oder eine Sehnsucht. Bei ausgeglichenen Menschen, mit einem gesunden Selbstbewusstsein und guten, ausreichenden sozialen Kontakten ist die Suchtwahrscheinlichkeit deshalb nicht sehr hoch. Als besonders gefährdet gelten jedoch Menschen mit Depressionen, sozialen Defiziten, alleinstehende, Arbeitslose und grundsätzlich Menschen, die viel Zeit zur Verfügung haben. Psychisch labile Menschen sind im Allgemeinen am meisten gefährdet. Findet bei solchen Menschen ein Rückschlag im Beruf oder der Familie statt, erhöht sich das Risiko der Internetsucht enorm – Vorausgesetzt ist natürlich der vorhandene Internetzugang. Symptome Auch wenn es noch keine verbindliche Definition der Krankheit Internetsucht mitsamt ihrer Symptome gibt, sind sich Psychologen und Wissenschaftler zumindest darüber einig, dass charakteristische Symptome bestehen, die alle Betroffenen aufweisen. Normale Lebensgewohnheiten werden von Betroffenen meist vernachlässigt und im Extremfall wird die virtuelle Welt sogar zu einem Ersatz für die realen sozialen Kontakte. Freunde, Familie, Partner, Hobbys und Job werden nach und nach vernachlässigt und sogar die Nahrungsaufnahme und der benötigte Schlaf werden hinter die Online-Sucht gestellt. Es kommt zu einem Kontrollverlust; Der InternetNutzer kann seine Zeit die er im Internet verbringt nicht mehr kontrollieren und beschränken. Wenn Internetsüchtige unfreiwillig offline sind, sind bei ihnen wie bei anderen Süchten Entzugserscheinungen zu beobachten. Schlechte Laune, Reizbarkeit, Nervosität und Schlafstörungen, sowie Schweißausbrüche und Unkonzentriertheit sind sehr häufig der Fall. Bei manchen resultiert daraus auch Faulheit und die Erkenntnis, dass das Leben ohne Internet oder PC sinnlos ist. In seltenen Fällen hat dies sogar zu Suizid geführt. Die komplette Handlungs- und Denkweise richtet sich bei Betroffenen darauf, online zu sein. Offline haben betroffene oft quälende Fantasien darüber, was sie versäumen könnten. Das Internet erlangt nach und nach erste Priorität und mit fortwährendem Suchtverlauf ist eine gewisse Gier beobachtbar. Durch dieses Handeln und Denken der süchtigen Personen treten körperliche Schäden wie Mangelernährung, Schlaflosigkeit, Seh- und andere Körperliche Schäden, sowie bedrohliche Erschöpfungszustände auf. Dazu kommen die psychosozialen Folgeschäden wie Selbstisolierung, Verlust des Arbeitsplatzes, schulisches Versagen und eventuell mögliche Verschlechterung psychischer Grundkrankheiten. -5- Auch in Anbetracht der offensichtlichen negativen Folgen ist der Internetsüchtige nicht selbst fähig, sein Verhalten zu korrigieren. Alle versuche die er zur Einschränkung seines Internet-Verhaltens unternimmt sind zum Scheitern verurteilt. Ebenfalls festzustellen sind Suchttypische Merkmale und „Abwehrmechanismen“ von der Verleugnung bis zu bestimmten erfundenen Rechtfertigungen. Internet – Fakten/Daten Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes besitzen 69 Prozent aller Haushalte einen Computer. Haushalte in denen Jugendliche leben sind noch besser ausgestattet: In 98 Prozent dieser Haushalte gibt es mindestens einen Computer, dieser Mehrheitlich mit Internetzugang. 60 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren besitzen einen eigenen Computer, mehrheitlich mit eigenem Internetzugang. Bei den Kindern unter 12 Jahren besitzen immerhin knapp 18 Prozent einen eigenen Computer. Im Frühjahr 2008 sind 65,8 Prozent der deutschen Erwachsenen online (= 42,7 Millionen). Während unter den 14- bis 29-Jährigen 96 Prozent Zugang zum Internet haben, liegt die Internet-Verbreitung bei den 30- bis 49-Jährigen bei 83 Prozent und bei den 50- bis 59-Jährigen bei 66 Prozent. Die höchsten Zuwachraten (plus 11 Prozent) weisen weiterhin die 60- bis 79-Jährigen auf, von denen inzwischen 29 Prozent im Netz aktiv sind. Im Schnitt widmet sich jeder Erwachsene pro Tag 58 Minuten dem Internet. Bei den 14-19 Jährigen liegt dieser Wert jedoch bei 120 Minuten. Somit verbringt diese Gruppe statistisch mehr Zeit im Netzt als mit Fernsehen (100 Minuten). 92 Prozent der Jugendlichen rufen Videos ab und schauen live oder zeitversetzt FernsehSendungen im Netz. „Trotz zunehmender Attraktivität von multimedialen Anwendungen dient das Internet der Mehrheit der Anwender weiterhin vor allem der Informationsbeschaffung. Für 62 Prozent aller Internetnutzer steht der Informationsabruf an erster Stelle, 19 Prozent nennen als primären Nutzungsgrund die Unterhaltungsangebote im Netz. So ruft rund die Hälfte aller Online-User mindestens einmal wöchentlich Nachrichten und Informationen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport ab. Insbesondere im Bereich der tagesaktuellen Information werden Websites aufgesucht, die auch außerhalb der Internet-Welt bekannt sind: Die Online-Angebote von Nachrichtenmagazinen, Fernsehsendern und Tageszeitungen.“ (ARD/ZDFOnline-Studie 2008) 59,4 Prozent der Deutschen Bevölkerung haben in den letzten Monaten das Internet genutzt. -6- Weitere Süchte und unglaubliche Fälle Weitere Süchte, die unter die Bezeichnung Mediensucht fallen, sind • Handysucht: Unter Handysucht versteht man das starke Verlangen mit gerade nicht anwesenden Personen via Telekommunikation in Kontakt treten zu wollen. Die Folge der Sucht ist meistens eine Selbstisolation, da es fast nur um einen telekommunikativen Austausch von Belanglosigkeiten geht, anstatt tatsächlicher menschlicher Zuwendung. Betroffene haben meist Angst ein Gespräch oder eine SMS zu verpassen und lassen deshalb ihr Handy 24 Std. am Tag eingeschalten. Handysüchtige Menschen haben oft Angst von anderen nicht als Begehrt wahrgenommen zu werden und fühlen sich oft einsam und leer. Dies fördert den steten Griff zum Handy - Das Handy ist steter Begleiter. Auch hier treten Entzugssymptome wie Nervosität, Unruhe, Depressionen und Angstzustände auf, falls der Süchtige unfreiwillig sein Handy nicht griffbereit hat. • Fernsehsucht: Als Fernsehsucht bezeichnet man den Zwanghaften Drang Fernsehen zu schauen. Fernsehsüchtigen ist es oft unwohl wenn kein Fernseher läuft oder es ruhig ist. Sie werden dann aggressiv und unruhig. Zu beobachten ist ein reflexartiges einschalten des Fernsehers, sobald man nach Hause kommt. Stundenlanges Zapping, ohne dass man den Fernseher ausschalten kann, ist keine Seltenheit. Das Fernsehen wird von Süchtigen mit einem angenehmen Gefühl verbunden. Entzugssymptome und Rückgang der sozialen Kontakte sind auch hier zu beobachten. Im Schnitt verbringt ein Süchtiger die hälfte, seiner verfügbaren Freizeit vor dem Fernseher. • Computersucht: Unter Computersucht versteht man den Zwanghaften Drang, sich mit dem Computer zu Beschäftigen. Betroffene sitzen meist stundenlang vor dem Computer ohne überhaupt ein Ziel oder eine bestimmte Aufgabe zu haben. Diese Sucht ist einer Internetsucht sehr ähnlich. Sowohl in den Symptomen, den Entzugserscheinungen als auch in den Vorraussetzungen für die Suchtentstehung. • Videospielsucht: Unter Videospielsucht versteht man das exzessive beschäftigen mit meist ein und demselben Videospiel. Betroffene spielen oft stundenlang, ohne die Zeit im Auge zu behalten. In Extremfällen wird sogar die Nahrung und der Schlaf zurückgestellt, nur um zu spielen. Diese Sucht ist sehr eng mit der Internetsucht verbunden, da meist Spieler von Online-Spielen betroffen sind. Symptome, Entzugserscheinungen und Vorraussetzungen für die Suchtentstehung sind auch hier der Internetsucht gleichzustellen. -7- Unglaubliche Fälle von Mediensucht Handysucht: Tochter bedroht Vater mit Handgranate Ein 15-jähriges Mädchen wurde von der Polizei festgenommen, weil es seinen Vater mit einer Handgranate bedroht hatte. Sie wollte ihn zwingen ihr das Handy zurückzugeben, das er ihr wegen zu hohen Rechnungen weggenommen hatte. Daraufhin hatte sie ihm gedroht ihn mit einer Granate umzubringen. Den Polizeibeamten gelang es jedoch, dem Mädchen die Granate abzunehmen. Auch das Handy wurde beschlagnahmt. Der Entzug ihres Handys durch den Vater brachte den Handysüchtigen Teenager zur Verzweiflung und Weißglut. Sie ging wegen ihrer Sucht sogar so weit, ihrem eigenen Vater zu drohen, ihn umzubringen. Fernsehsucht: Mann nimmt 12 Tonnen Videokassetten auf Ein 43-Jähriger Mann aus Dortmund hat über Jahrzehnte Filme und TV-Sendungen auf Videokassetten aufgezeichnet. Er lebte in einer Wohnung mit seiner gehbehinderten Mutter, doch als diese sich wegen der vielen Videokassetten nicht mehr sicher bewegen konnte, musste die Wohnung zwangsweise geräumt und entrümpelt werden. Computer-, Internet- und Videospielsucht: Südkoreaner stirbt nach 50 Std. Computer spielen Nach 2 Tagen praktisch ununterbrochenen Computerspielens ist ein Mann aus Südkorea an Herzversagen gestorben. Er hatte kurz vorher seinen Job aufgegeben, um mehr Zeit zum Spielen zu haben. Der Mann hatte in einem Internet-Café in der Stadt Taegu im Südosten des Landes Kriegsspiele im Internet gespielt, wie die Polizei mitteilte. 50 Stunden lang hatte er seinen Platz nur verlassen, um auf die Toilette zu gehen und um kurze Nickerchen auf einem provisorischen Bett einzulegen. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann an Erschöpfung starb. Als den Spielsüchtigen ein ehemaliger Arbeitskollege im Internet-Café antraf, erklärte der Süchtige, dass er nur noch das eine Spiel beenden wolle und dann nach Hause gehe. Kurz darauf starb der Mann jedoch, wie in der Zeitung „JoongAng IIbo“ berichtet wurde. Chinese tötet für ein Virtuelles Schwert In Shanghai hat ein Chinese seinen Bekannten mit mehreren Messerstichen getötet, weil dieser ein ihm geliehenes, virtuelles Schwert aus einem Online-Spiel für reales Geld heimlich verkauft hatte. Der 41-Jährige Qiu Chengwei hatte seinem Bekannten Zhu Caoyuan ein wertvolles Schwert aus dem Spiel „Legend of Mir 3“ geliehen. Zhu verkaufte das Schwert für umgerechnet etwa 670 Euro. Als Qiu davon erfuhr, ging er zur Polizei. Da es sich -8- jedoch nicht um einen echten, realen Gegenstand handelte, konnte ihm diese nicht weiterhelfen. Daraufhin fuhr der 41-Jährige zu dem „Dieb“ nach Hause und verletzte diesen mit einigen Messerstichen in die Brust tödlich. Nun hat ihn ein Gericht in Peking zum Tode verurteilt. Doch weil gleichzeitig ein Vollstreckungsaufschub verfügt wurde, kommt Qiu wohl mit einer lebenslangen Haftstrafe davon. Diese grauenvolle Tat löste große Diskussionen unter den chinesischen Rechtsexperten aus. Die Frage ist, ob Objekte aus Online-Spielen gesetzlich geschützt werden sollten. Immer häufiger werden virtuelle Gegenstände Auslöser von Rechts-Streitigkeiten und Prozessen – Und das nicht nur in China. Vor einiger Zeit verklagte ein amerikanischer Online-Spieler seine Ex-Freundin, die seinen Charakter aus einem Spiel aus Rache löschte. Experten schätzen, dass mit solchen virtuellen Waren pro Jahr rund 800 Millionen Dollar umgesetzt werden. -9- Prävention und Hilfe Das Hilfsangebot für Mediensüchtige ist in Deutschland absolut unzureichend. Mediensucht wird von Wissenschaftlern und Therapeuten nicht als eigenständige Krankheit angesehen. Mediensucht sei, so behaupten diese, nur die Folge von Depressionen, labilem Charakter und anderen individuellen Problemen. Doch es darf nicht vergessen werden, dass dies bei jeder anderen anerkannten Sucht auch der Fall ist. Auch ein Alkoholiker hat immer ein Grundproblem, sonst würde er nicht zur Flasche greifen. Eine Sucht ist immer einer Flucht vor anderen Problemen. Aus diesem Grund sollte die Mediensucht zuerst einmal als eigenständige Krankheit anerkannt werden, denn im Moment sind Betroffene noch meist darauf angewiesen, Einzelpersonen, die sich mit dem Thema beschäftigen, aufzusuchen und diese um Hilfe zu erfragen. Zwar stellen auch heute schon Therapeuten „Onlinesucht“ als Diagnose und auch einige Krankenkassen übernehmen die Therapiekosten zur Behandlung von Mediensüchten, doch Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen sind nach wie vor nicht ausreichend auf Mediensucht eingestellt. Suchtberater und Therapeuten müssen neu geschult werden. Auch die Vernetzung bereits bestehender Suchteinrichtungen muss so schnell wie möglich gefördert werden, damit bestehende Daten über die Mediensucht vermittelt und ausgebaut werden können. So würde man viel Geld sparen und ein sinnvolles und vorbildliches Hilfsangebot schaffen. Darüber hinaus ist es zwingend notwendig das Krankheitsbild Medienabhängiger Menschen umfassender als bisher zu erforschen. Speziell die Zusammenhänge zwischen Medienkonsum und einer möglichen Sucht müssen detailliert untersucht werden. Präventionsmaßnahmen für die Mediensucht könnten vor allem in Kindergärten, Schulen und sonstigen staatlichen und sozialen Einrichtungen stattfinden. Vor allem den Kinder und Jugendliche müssen mehr informiert und aufgeklärt werden im Umgang mit Medien und der Suchtgefahr die sie bieten. Auch Eltern sollten aufgefordert werden ihren Kindern die richtige Mediennutzung nahe zu legen. Die Aufklärung sollte nicht nur den kompetenten Umgang mit Medien betreffen, sondern eben auch die häufig nicht genannte Suchtgefahr mit einschließen. Dazu sollten Aufklärungskampagnen, wie sie bereits bei Alkohol, Nikotin und anderen Drogen stattfinden gestartet werden um die Bevölkerung über diese Sucht so gut wie möglich aufzuklären. Gleichzeitig sind den Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie ihre Freizeit außerhalb von Medienangeboten ausreichend und befriedigend gestalten können. Eine Förderung von Angeboten in Kultur und Sport, sowie in bestimmten anderen Jugendvereinen und -verbänden ist dazu unabdingbar. Auch Ganztagsschulen könnten für Kinder und Jugendliche einen wichtigen Beitrag leisten um gar nicht erst der Sucht zu verfallen. Auch diejenigen, die Spiele oder andere Medieninhalte konzipieren und anbieten, die eine Sucht verursachen oder fördern können, sind in der Pflicht, Maßnahmen zum Schutz vor einer solchen Sucht zu ergreifen. - 10 - Im Bereich der Online-Spiele werden solche Schritte bereits durchgeführt. Verschiedene Warnhinweise oder Spieldauereinblendungen sollen deutlich machen, dass mit dem Spiel ein gewisses Suchtverhalten verbunden ist. Dazu sollte für Minderjährige die wöchentliche Spielzeit von Online-Spielen begrenzt werden. Auch bei der Alterseinstufung der Videospiele durch die USK sollte ein mögliches Suchtpotential der Spiele berücksichtigt werden und mit dazu beitragen, die Spiele für Kinder und Jugendliche schwerer zugänglich zu machen. - 11 - Quellenverzeichnis Gefangen im Netz: Wo beginnt die Sucht? – Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen – 8/2007 Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag / Fraktionsbeschluss Medienabhängigkeit http://www.webaholic.info/aufklaerung/mediensucht.htm http://www.youtube.com/watch?v=1HeTMc_7Ay0 http://www.suchtkrankenhilfe-glueckstadt.de/online-medienabhaenigigkeit.htm http://www.faz.net/s/RubCD175863466D41BB9A6A93D460B81174/Doc~EC11FF92 DF3654554A9324ADDDF06E5E9~ATpl~Ecommon~Scontent.html http://www.stern.de/wissenschaft/mensch/:Internetsucht-FluchtRealit%E4t/577002.html http://www.aurum.co.at/lifestyle/internetsucht.htm http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/SUCHT/Internetsucht.shtml http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,369018,00.html http://www.onlinesucht.at/wissenschaft/fallstudien/onlinesuchtfall___wien/ http://www.giga.de/show/gigagames/pc/00117143_chinese_toetet_fuer_ein/ http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,359599,00.html http://www.suchtmittel.de/info/internetsucht/002164.php http://gin.uibk.ac.at/thema/internetsucht/internetsucht.html http://www.suchtmittel.de/seite/tags.php/internetsucht.html http://www.marketing-boerse.de/News/details/Zahlen-Daten-Fakten-Die-internetfacts-2007-I-ist-da/7502 http://www.herrk.de/?tag=internet http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/ - 12 -