Eine kleine Geschichte von Benno Horres

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Eine kleine Geschichte von Benno Horres
Eine kleine Geschichte von Benno Horres
Alles begann im Jahr 2002. Dieses Jahr war schon ein richtiges Horrorjahr. Eigentlich war ich
nur heiser. Ich bin dann zum Hals- Nasen- Ohrenarzt in unserer Nähe gegangen. Der konnte
zuerst nichts Auffälliges finden. Wieder und wieder bekam ich Halstabletten oder Antibiotika
verschrieben. Wirkliche Hilfe gegen meine Beschwerden gab es nicht. Immer dieser
Hustenreiz und die Beschwerden beim Schlucken.
Irgendwann im September habe ich dann zu meiner Lebensgefährtin gesagt: „ Jetzt ist
Schluss“. Es musste ja etwas geschehen. Im September wurde ich ins Uniklinikum Aachen
überwiesen. Ich gestehe, dass ich vor der gründlichen Untersuchung ganz schön Bammel
hatte. Naja, die Untersuchungen endeten mit der Diagnose „Krebs“. Da saß ich nun wie von
der Keule getroffen. Ich und Krebs, das haben doch nur die Anderen. Wie lange habe ich
noch? Bei einem sich anschließendem Beratungsgespräch wurde mir gesagt, dass zuerst der
histologische Befund abgewartet werden soll. Dann stand fest, ein bösartiges
Kehlkopfkarzinom. Es musste also dringend operiert werden. Am 28. Oktober war es soweit.
Ich wurde in den Operationssaal gefahren. Der Kehlkopf, die Stimmbänder und Lymphknoten
wurden entfernt. 29. Oktober 2002, der Tag nach der Operation. Mir war hundeelend. Hals und
Gesicht angeschwollen so, dass man mich kaum noch erkennen konnte. Am schlimmsten
aber war, dass ich nicht mehr sprechen konnte, kein Ton, kein Piepsen war mehr möglich. Das
schlug auf Stimmung und Gemüt. Wie geht´s jetzt weiter, was nun, so viele Fragen und keine
Stimme.
Ein Patientenbetreuer vom Kehlkopflosenverein in Aachen hatte mich vor der Operation
besucht und der konnte ohne Kehlkopf sprechen. Ich nahm mir vor das so schnell wie möglich
auch zu erlernen. Wie viel Zeit und Geduld ich dafür aufbringen musste wusste ich da noch
nicht. Wie ist das mit dem Essen mit dem Elefantenrüssel? Auch das hat sich gegeben. Ich bin
nicht verhungert. Über den Schlauch durch die Nase wurde ich mit allem versorgt. Es war
nach 12 Tagen soweit, dass nach einem Schlucktest die Sonde gezogen wurde und ich eine
erste Suppe essen durfte. Die Schwester konnte dies leider nicht überwachen weil sie nicht
mit meiner Schnelligkeit gerechnet hatte. An den neuen Atemweg, der über dem Brustbein
angelegt wurde konnte ich mich, als die Angst vor dem Ersticken weg war sehr schnell
gewöhnen. Der Geruchsinn ist weg, auch damit kann man leben. Im Nachhinein war der OPTag so etwas wie ein zweiter Geburtstag, ohne OP???
Von einer Hilfsmittelfirma erhielt ich eine große Tasche mit allem was man als Kehl-kopfloser
braucht. Es kam der Tag an dem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nach 36
Bestrahlungen
und
drei
Chemo-Therapien
ging
es
nach
Lippspringe
zur
Anschlussheilbehandlung. Hier begann eine intensive logopädische Behandlung die in Aachen
weitergeführt wurde. Wie anfangs erwähnt: „Mit Geduld und Spucke“ Man braucht eben
Geduld. Heute habe ich eine neue Stimme. Sie klingt etwas anders und ist nicht so laut aber
den Logopäden und den Schülerinnen der Logopäden-Schule in Aachen bin ich sehr dankbar.
Ich spreche jetzt mit der Ruktus- oder Ösophagusstimme und führe wieder ein ganz normales
Leben.
beho2013