Schilddrüse – klein aber oho !

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Schilddrüse – klein aber oho !
Schilddrüse – klein aber oho !
Autorinnen: Corinna Sachs und Eva Maria Siefert
(Sendung im HR am 28. 4. 2011)
Das unterschätzte Organ
Sie trägt maßgeblich zu unserem Wohlbefinden bei, produziert ein eigenes Hormon und regelt
so die körperliche Leistungsfähigkeit. Wenn die Schilddrüse außer Tritt kommt, schlägt sich
das auf den gesamten Organismus nieder.
Etwa ein Drittel der Bundesbürger hat eine kranke Schilddrüse! Das kleine Halsorgan ist eine der
wichtigsten Steuerzentralen unseres Körpers, denn die Drüse nimmt entscheidenden Einfluss auf das
Herz-Kreislaufsystem, die Verdauung, den Stoffwechsel sowie auf Nerven und Gehirn. Die Anzeichen
einer Schilddrüsenerkrankung sind vielfältig und können absolut gegensätzlich sein, je nachdem, ob
eine Über- oder Unterfunktion vorliegt.
So sprechen beispielsweise starkes Schwitzen, drastische Gewichtsabnahme, Unruhe und Nervosität
sowie erhöhter Blutdruck für eine Überfunktion, während sich die Unterfunktion durch Müdigkeit,
Leistungsschwäche und Depressionen bemerkbar machen kann, außerdem sind die Symptome auch
geschlechtsspezifisch. Da die Diagnose durch diese vielfältigen und oft unspezifischen Symptome
schwer fällt, empfehlen Ärzte ab dem 40. Lebensjahr eine jährliche Überprüfung der
Schilddrüsenfunktion. Denn: richtig diagnostiziert lassen sich Störungen meist gut therapieren.
Schilddrüsenknoten können Engegefühl im Hals und Atemnot auslösen.
Knoten in der Schilddrüse - der Fall Norbert M.
Seit kurzem verspürt Norbert M. ein Druckgefühl im Halsbereich. Auch das Atmen fällt ihm schwer,
und das wirkt sich auf seine Stimme aus. Und gerade die braucht der Professor für Baurecht in den
Vorlesungen vor seinen Studenten. Was ihn besonders beunruhigt ist, dass die Symptome ihn an die
Probleme mit seinen Schilddrüsenknoten vor 20 Jahren erinnern. Damals, mit Mitte 30, wurden ihm
plötzlich die Kragen seiner Hemden zu eng. Sein Arzt riet zur Untersuchung seiner Schilddrüse, zumal
schon Großmutter, Vater und sogar seine Geschwister alle unter Schilddrüsenerkrankungen mit
Kropfbildung litten. Damals wurden bei der Untersuchung Knoten in Norbert M.´s Schilddrüse
festgestellt. Anfangs wurden die kaum größer, Norbert M. nahm Medikamente und versuchte mit Jod
das Wachstum der Schilddrüse zu bremsen. Regelmäßig ließ er seine Schilddrüse kontrollieren. Doch
1991 zeigte sich dann plötzlich im Schilddrüsen-Szintigramm, dass sich in seiner Schilddrüse so
genannte "Kalte Knoten" gebildet hatten. Die sind gefährlich, denn in diesen Knoten können
unbemerkt Krebszellen wachsen. Die Ärzte rieten zur Operation, bei der schließlich ein Teil der
Schilddrüse entfernt wurde. Insgesamt auf beiden Seiten etwas mehr als die Hälfte. Das entnommene
Gewebe wurde feingeweblich untersucht. Und zum Glück zeigte keiner der Knoten eine bösartige
Veränderung. Seit der Operation schluckt Norbert M. regelmäßig Tabletten mit
Schilddrüsenhormonen, dazu auch noch Jodtabletten, um das verbliebene Gewebe in Schach zu
halten. Damit ist die Sache erledigt, denkt er. Doch Norbert M. irrt sich.
Schilddrüsenvergrößerung nach vorangegangener Operation
Fast 20 Jahre ist es her, dass bei Norbert M. ein Teil der Schilddrüse entfernt wurde. Nun jedoch
verspürt er wieder ein Engegefühl im Hals, muss deshalb Hemden mit größerer Kragenweite als früher
tragen. Er geht zum Arzt. Der stellt zwar eine erneute Schilddrüsenvergrößerung fest, deren Ursache
neue Knoten sind, rät aber nicht zur Operation. Der Nuklearmediziner ist nach dem Szintigramm
jedoch ganz anderer Meinung. Norbert M. recherchiert selbst im Internet, entscheidet sich schließlich
noch eine dritte Meinung einzuholen. Problematisch ist die zweite Operation deshalb, weil ja an
derselben Stelle wieder operiert werden muss, und das Gewebe durch die Narbenbildung verändert
ist. Dadurch ist das Risiko für eine unbeabsichtigte Entfernung der Nebenschilddrüsen und vor allem
einer Verletzung des Stimmbandnervs sehr viel größer. Durch die Operation die Stimme zu verlieren,
das ist für Norbert M. eine schlimme Vorstellung. Er wendet sich deshalb an den SchilddrüsenSpezialisten Prof. Thomas Musholt, leitender Oberarzt der Allgemeinchirurgie an der Uniklinik Mainz.
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Der untersucht ihn gründlich und rät zur Operation, da die Schilddrüse beidseits um das dreifache
vergrößert ist und bereits auf die Luftröhre drückt. Zudem handelt es sich zum Teil um kalte Knoten,
bei denen die Gefahr besteht, dass die Knoten bösartig sind. Die Operation ist unvermeidlich, trotz der
möglichen Komplikation eines Stimmverlustes. Um das Risiko möglichst gering zu halten, wird
Professor Musholt zunächst eine Seite operieren und dann die Funktion der Stimmbandnerven dieser
Seite während der Operation mittels eines so genannten Neuromonitoring testen. Erst wenn sich
dabei zeigt, dass der Nerv intakt ist, wird auch die zweite Seite operiert. Norbert M. fühlt sich in der
Mainzer Uniklinik zwar gut aufgehoben, ist aber doch ziemlich nervös und ängstlich vor der Operation.
Bei kalten Konten ist eine Operation meistens unumgänglich.
Schilddrüse - Operation nach vorangegangener Teilentfernung
Norbert M. wird noch einmal operiert. Und dabei ist das Risiko, dass der Stimmbandnerv verletzt wird,
sehr viel größer. Der spannende Augenblick kommt nach der Operation, als der Professor für
Baurecht zum ersten Mal spricht. Anfangs ist seine Stimme nach der Vollnarkose noch heiser, doch
die Untersuchung gibt Entwarnung: seine Stimmbandnerven sind intakt, er wird wieder ganz normal
sprechen können. Norbert M. fällt ein Stein vom Herzen. Schon drei Tage nach der Operation darf er
nach Hause. Allerdings steht das Ergebnis der Gewebeuntersuchung noch aus. Knapp eine Woche
nach der Operation erfährt er dann, dass es keinen Anhalt für eine bösartige Erkrankung gibt. Norbert
M. hat es geschafft! Über ein halbes Jahr hat er hin und her überlegt, ob er sich operieren lassen soll.
Jetzt, wenige Tage nach der OP, merkt er die Wunde kaum noch.
Die Schilddrüse - Motor unseres Stoffwechsels
Beim Erwachsenen wiegt die gesunde Schilddrüse gerade mal 18 bis 25 Gramm. Und dass es sie
gibt, spüren wir gar nicht. Das kleine, schmetterlingsförmige Organ liegt am Hals unterhalb des
Kehlkopfes und produziert eines der wichtigsten Hormone für den menschlichen Stoffwechsel.
Schilddrüsenhormone wirken auf Herz und Kreislauf, sie erweitern die Blutgefäße, beschleunigen den
Herzschlag und lassen so den Blutdruck ansteigen. Sie aktivieren aber auch den Fett- und
Bindegewebsstoffwechsel, die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut und unsere Darmtätigkeit.
Außerdem sind Schilddrüsenhormone ganz wesentlich für sehr viele Wachstumsprozesse in unserem
Körper. Außerdem steigern sie den Grundumsatz und Energieverbrauch des gesamten Organismus.
Doch 33 % der bundesdeutschen Männer und Frauen leiden unter einer Fehlfunktion der Schilddrüse,
die meisten von ihnen wissen es noch nicht einmal. Weil der gesamte Hormonhaushalt gestört wird,
können die Beschwerden bei einer Funktionsstörung der Schilddrüse sehr vielfältig sein: starkes
Schwitzen, drastische Gewichtszunahme oder Abnahme, Schwindelattacken, Nervosität,
Depressionen oder erhöhter Blutdruck. Da die Diagnose der Erkrankung durch die so
unterschiedlichen Symptome schwer fällt, empfehlen Ärzte vor allem Frauen ab dem 35. Lebensjahr,
spätestens aber beiden Geschlechtern ab 40, eine jährliche Überprüfung der Schilddrüsenfunktion.
Jod als wesentlicher Baustein
Wie wichtig die Schilddrüse in unserem Körper ist, zeigt sich bereits an der Durchblutung. Das kleine
Organ wird vier- bis fünfmal stärker durchblutet als unsere Nieren und sogar hundertmal mehr als
unsere Arm- und Beinmuskulatur! Mit dem Blutstrom gelangen wichtige Bausteine für die
Hormonproduktion zur Schilddrüse, die dort zu zwei aktiven Hormonen zusammengesetzt werden:
Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), bei denen es sich um unterschiedliche Zwischenstufen im
Syntheseprozess handelt. Beide Hormone werden bei der Blutuntersuchung im Labor bestimmt,
zusätzlich auch der so genannte TSH-Wert (Thyroidea Stimulation Hormone). Dabei handelt es sich
um ein Hormon aus der Hirnanhangdrüse, das die Bildung und Ausschüttung der
Schilddrüsenhormone reguliert und steuert. Jod ist der wesentliche Bestandteil für die Bildung der
Schilddrüsenhormone, den wichtigen Baustein allerdings kann der Körper nicht selbst herstellen.
Deshalb müssen wir täglich etwa 200 µg Jod mit unserer Nahrung zu uns nehmen. Nicht so einfach,
denn wer wie in Hessen weit weg vom Meer mit seinem reichhaltigen Jodangebot lebt, kann allein
durch Lebensmittel wie Getreide, Obst, Gemüse oder auch Fleisch den Tagesbedarf an Jod nicht
decken.
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Schilddrüsenvergrößerung bei Jodmangel
Dem Jodmangel versucht die Schilddrüse entgegenzusteuern, indem sie sich vergrößert und
zusätzliches Gewebe hinzu gewinnt. Durch dieses Wachstum schafft sie es, bei der gleichen
Jodmenge mehr Hormone zu produzieren. Allerdings wird die Schilddrüse dadurch deutlich größer,
und meist kann man schon bei der Untersuchung Knoten und Verhärtungen im Gewebe tasten. Den
Betroffenen wächst ein Kropf, Mediziner nennen dieses Schilddrüsenwachstum "Struma". Ohne
Behandlung wird die Schilddrüse dann immer größer und engt schließlich Halsgefäße und Luftröhre
ein.
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Die Folgen sind:
Probleme beim Atmen und Schlucken
Druck- oder Kloßgefühl im Hals
Heiserkeit
Um einem Jodmangel vorzubeugen, werden seit Jahren unsere Lebensmittel mit Jod angereichert,
beispielsweise ist im Handel fast nur noch jodiertes Speisesalz erhältlich. Doch in vielen Fällen reicht
das nicht. Besonders, wenn unser Körper beispielsweise in Umstellungs- und Wachstumsphasen wie
Pubertät oder Schwangerschaft mehr Jod benötigt. Schwangere beispielsweise sollten zusätzlich Jod
einnehmen, sonst kann es beim Ungeborenen zu einer Schilddrüsenunterfunktion und dadurch zu
Fehlbildungen kommen. (Tagesbedarf für Schwangere ca. 260 µg Jod/Tag).
Wissenswertes rund um Jod
Ist der Neandertaler vielleicht ausgestorben, weil es ihm an Jod fehlte? Beantworten lässt sich die
Frage nicht, aber immerhin ist die letzte Eiszeit schuld daran, dass wir heute in einem so genannten
Jodmangelgebiet leben. Denn durch das abfließende Schmelzwasser wurde das lebenswichtige
Spurenelement aus den Böden ausgewaschen und ins Meer gespült. Wer sich heute ausgewogen
ernährt, hat trotzdem Mühe, seinen täglichen Jodbedarf zu decken. Daher ist man heute dazu
übergegangen, dem Körper künstlich das Jod zuzuführen. Zum Beispiel durch die Jodierung von
Speisesalz. Um damit aber den Tagesbedarf an Jod zu decken, müsste ein Erwachsener täglich zehn
Gramm jodiertes Speisesalz essen - der Durchschnittsdeutsche aber nimmt mit täglich rund fünf
Gramm sowieso schon zu viel Salz zu sich. Hinzu kommt, dass Großküchen und
Lebensmittelhersteller nicht zuletzt aus Kostengründen in der Regel unjodiertes Salz verwenden.
Wie aber kommt man zur nötigen Jodmenge?
Meeresfisch ist der beste Jodversorger. Wer zweimal in der Woche Fisch aus dem Meer isst, muss
sich über einen Jodmangel keine Gedanken mehr machen. Spitzenreiter in Sachen Jodgehalt ist der
Schellfisch (243µg/100g), gefolgt von Kabeljau, Garnelen und Miesmuscheln. Obst und Gemüse
enthalten meist zu wenig Jod. Einzige Ausnahmen: Feldsalat (62µg/100g), Champignons(18µg/100g),
Brokkoli (15µg/100g) und Spinat (12µg/100g). Eier enthalten zwar eine geringe Menge an Jod,
allerdings müsste man fast ein Kilogramm am Tag zu sich nehmen. Und bei der Milch (3µg/100g), ist
der Mengenvergleich ähnlich. Erst ab zwei Litern am Tag, wäre zusammen mit jodiertem Speisesalz
der Bedarf annähernd gedeckt. Auch Wurst und Backwaren sind in der Regel jodarm. Doch
mittlerweile gibt es viele Metzger und Bäcker, die mit Jodsalz würzen. Am besten, Sie achten beim
Einkauf auf Waren, die mit jodiertem Speisesalz zubereitet wurden. Wer auf Salz und Fisch verzichten
muss oder will, der sollte sich in Rücksprache mit seinem Hausarzt Jodtabletten aus der Apotheke
holen. Bei der richtigen Dosierung sind sie eine hilfreiche Alternative.
Wichtig: Ein "zu viel" an Jod ist in unseren Breiten zwar kaum möglich, jodierte Lebensmittel aber
können für einige wenige Menschen, die unter einer vielleicht unerkannten Überfunktion leiden,
tatsächlich gefährlich werden. Deshalb: eine Kontrolle der Schilddrüse und deren Hormonproduktion
sind auf jeden Fall sinnvoll.
Atomunglück in Japan - sollten wir auch in Deutschland Jodtabletten nehmen?
Wer einer (schwachen) radioaktiven Strahlung ausgesetzt ist, kann zumindest deren Folgen für das
Schilddrüsengewebe durch die Einnahmen von Kaliumjodid in Tablettenform vermindern. Denn
dadurch wird die Schilddrüse sozusagen mit dem wichtigen Baustein gesättigt und die Aufnahme von
radioaktiv verseuchtem Jod in den Körper verringert. Denn radioaktiv verseuchtes Jod gilt als Auslöser
von Schilddrüsenkrebs. Allerdings sind wir in Deutschland zu weit entfernt, als dass wir im Augenblick
durch eine radioaktive Jodbelastung gefährdet wären. Deshalb ist eine zusätzliche Jodeinnahme nicht
nötig. Denn für Patienten mit einer unerkannten Schilddrüsenautonomie stellt zusätzliches Jod sogar
eine Gefahr dar.
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Was sind heiße und kalte Knoten?
Durch einen Jodmangel, Entzündungen, Regulationsstörungen, aber auch durch das unkontrollierte
Wachstum bösartiger Zellen kann es zu knotigen Veränderungen im Schilddrüsengewebe kommen.
Oft lassen sich die Knoten tasten und sie sind im Ultraschall sichtbar. Die Unterscheidung zwischen
kalten und heißen Knoten gelingt mit Hilfe der Szintigrafie. Bei dieser Untersuchung wird dem
Patienten eine jodhaltige Substanz gespritzt, bei der das Jod schwach radioaktiv ist. Da Jod dann
nahezu ausschließlich in der Schilddrüse weiter verarbeitet wird, reichert sich das schwach radioaktive
Jod in der Schilddrüse an - in aktiven Knoten besonders intensiv, keine oder nur geringe Anreicherung
in Knoten, die kein oder nur wenig Schilddrüsenhormon produzieren. Reichert sich das radioaktive Jod
im Knoten an, spricht man von "heißen" oder hyperfunktionellen Knoten. Solche Knoten produzieren
meist unkontrolliert Schilddrüsenhormone und können zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen.
Jodmangel, eine familiäre Belastung, lithiumhaltige Medikamente (z. B. bestimmte Herzmedikamente
und bestimmte Psychopharmaka) und Rauchen gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung von
heißen oder kalten Knoten.
Bei kalten Knoten ist eine Operation unumgänglich
"Kalte" (hypofunktionelle) Knoten haben einen geringeren Stoffwechsel. Sie nehmen weniger Jod auf
(keine oder nur geringe Anreicherung in der Szintigrafie). Allerdings kommt es nicht zwangsläufig zu
einer Unterfunktion, da der gesunde Schilddrüsenteil die Hormonproduktion weitgehend sicherstellen
kann. Die Unterscheidung zwischen heißen und kalten Knoten ist wichtig, da sich hinter kalten Knoten
in 3-10% der Fälle ein Schilddrüsenkrebs verbergen kann. Die Knotenbildung der Schilddrüse wird
zunächst mit Jodtabletten und / oder der Gabe von Schilddrüsenhormonen behandelt. Besteht jedoch
eine starke Vergrößerung, oder ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals, kommt es zu Atembeschwerden,
zu Funktionsstörungen der Schilddrüse, die durch Medikamente nicht zu behandeln sind oder besteht
der Verdacht, dass sich hinter den Knoten ein Schilddrüsenkrebs verbirgt. Dann muss operiert
werden.
Geänderte Operationstechniken
Früher wurde bei gutartigem Knotenwachstum nur ein Teil der Schilddrüse entfernt (so genannte
Struma-Operation). Der Grund: in der Tiefe der Schilddrüse verlaufen die beiden wichtigen
Stimmbandnerven, die bei der Operation unbedingt geschont werden müssen. Werden sie verletzt,
kommt es zu einer Stimmbandlähmung und damit zu einer rauhen, heiseren und tonlosen Stimme.
Ebenfalls gut versteckt liegen in der Schilddrüse auch die vier kleinen Nebenschilddrüsen, die das so
genannte Parathormon bilden, das den Kalziumspiegel im Blut erhöht. Stimmbandnerven und
Nebenschilddrüsen sollen bei der Operation geschont werden. Das gelingt heute dank neuer
Operationstechnik und spezieller Mikroskope viel besser, weshalb man heute bei etwa der Hälfte der
Betroffenen auch bei gutartigen Knoten die Schilddrüse komplett entfernt. So wird verhindert, dass
das Schilddrüsenrestgewebe im Laufe der Jahre doch wieder wächst und neue Knoten bildet. Die
sogenannte Schlüssellochchirurgie, also endoskopische Operationstechniken, haben zwar den Vorteil,
dass kaum sichtbare Narben zurück bleiben. Allerdings wird diese Methode nur bei 5-10% der
Patienten angewendet. Denn die Schilddrüse darf bei dieser OP-Methode nicht vergrößert sein und
der Knoten darf nur maximal drei Zentimeter messen.
Behandlung nach der Operation
Auch wenn nur ein Teil der Schilddrüse entfernt wurde, ist anschließend eine so genannte
Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormon und häufig auch Jodgabe nötig. Schon um ein erneutes
Knotenwachstum zu verhindern. In den letzten Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass die erneute
Knotenbildung oft nur unzureichend verhindert wird. Bei 20 bis 40 Prozent der Patienten bilden sich
nach einer Teilentnahme trotzdem neue Knoten und das oft schon nach nur zwei Jahren. Deshalb
wird bei der Hälfte der Betroffenen heute meist die gesamte Schilddrüse entfernt. Diese Patienten
müssen danach lebenslang das wichtige Hormon mit Tabletten ersetzen.
Eine weitere Möglichkeit, um hormonaktive, "heiße" Knoten zu behandeln, ist die Radiojodtherapie.
Eine genau berechnete Menge radioaktiv beladenes Jod wird in die Vene gespritzt. Es wird in die
Schilddrüse aufgenommen und "verstrahlt" dann ausschließlich das Schilddrüsengewebe. Dadurch
werden die Zellen abgetötet. Während in Deutschland die Radiojodtherapie vor allem zur Behandlung
von Schilddrüsenkrebs und bei autonomen heißen Knoten (z. B. Schilddrüsenautonomie oder Morbus
Basedow) eingesetzt wird, werden in Skandinavien auch gutartige heiße Knoten so behandelt.
Dadurch lässt sich das Volumen der Schilddrüse um bis zu 40% verringern.
Bei kalten Knoten wird in Deutschland fast immer operiert. Nur wenn eine Operation wegen
fortgeschrittenem Lebensalter oder anderer Operationsrisiken nicht möglich ist, kommt ausschließlich
eine Radiojodtherapie in Frage.
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Information
Literatur zum Thema:
Lothar-Andreas Hotze "Schilddrüse: Mehr wissen - besser verstehen: Der Weg zur sicheren
Diagnose und den besten Therapien"
Trias Verlag, 2008
ISBN-10: 3830434278
ISBN-13: 978-3830434276
Preis: 19,95 Euro
Bernd Rieger "Die Schilddrüse. Balance für Körper und Seele"
Herbig - Verlag, 2007
ISBN-10: 3776625457
ISBN-13: 978-3776625455
Preis: 19,90 Euro
Sven-David Müller-Nothmann u.a. "Ernährungsratgeber Schilddrüse: Genießen erlaubt"
Schlütersche Verlagsanstalt, 2007
ISBN-10: 3899935411
ISBN-13: 978-3899935417
Preis: 12,90 Euro
Schilddrüsenkrebs
Jährlich erkranken etwa 4.000 Menschen an Schilddrüsenkrebs, dem so genannten
Schilddrüsenkarzinom. Die bösartigen Zellen wachsen ähnlich wie ein Knoten, der bei geringer Größe
oft nicht tastbar ist. Da diese Zellen meist kein Schilddrüsenhormon produzieren, kann das
Krebswachstum mit einer Unterfunktion einhergehen. Kalte Knoten gelten meist als krebsverdächtig,
im Zweifel muss die Schilddrüse dann operiert werden. Meist wird dabei das Knotengewebe entfernt
und noch während der Narkose von einem Pathologen untersucht. Findet er veränderte Zellen, wird
die gesamte Schilddrüse, also auch das noch gesunde Gewebe und zusätzlich umliegende
Lymphknoten entfernt. Da sich bei vielen Menschen verstreutes Schilddrüsengewebe auch außerhalb
der Schilddrüse nahezu überall im Körper finden lässt, und aus diesem ebenfalls Krebs entstehen
kann, folgt nach der Operation in der Regel eine Radiojodtherapie. Durch die radioaktive Strahlung
werden alle verbliebenen Schilddrüsenzellen im Körper abgetötet. Nach der Behandlung muss der
Patient lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen. Früh erkannt hat der Schilddrüsenkrebs eine
Heilungsrate von nahezu 100 Prozent. Die Dosierung des Schilddrüsenhormons orientiert sich
zunächst am Körpergewicht (etwa 2 µg/kg KG) und daran, wie viel Schilddrüsengewebe bei
Teilentfernungen noch verblieben sind. Nach drei bis vier Wochen wird dann der TSH-Wert im Blut
gemessen und die Hormondosis ggf. verändert. Ziel ist es, dass der TSH-Wert im unteren Drittel des
Normbereiches liegt. Ist die richtige Dosis gefunden, reichen halbjährliche bis jährliche Kontrollen.
Wichtig: Die Schilddrüsenhormon-Tabletten morgens nüchtern einnehmen, keinesfalls aber
zusammen mit dem Frühstück. Vor allem nach einer Teilentfernung verhindert zusätzliches Jod die
erneute Knotenbildung. Meist wird hier der Tagesbedarf von 180 - 200 Mikrogramm (Erwachsene) in
Tablettenform gegeben.
Stoffwechsel im Ausnahmezustand: Schilddrüsenfunktionsstörungen
Bei der Routineuntersuchung der Schilddrüse wird der Arzt Ihren Hals abtasten und die
Schilddrüsenwerte (T3, T4 und TSH) bestimmen. Bei Beschwerden und / oder auffälligen Befunden
folgt eine Ultraschalluntersuchung und meist eine Szintigrafie der Schilddrüse. Dabei wird schwach
radioaktiv markiertes Jod in eine Vene gespritzt, das sich dann im Schilddrüsengewebe anreichert.
Die Verteilung des Jods gibt dann Auskunft über die Funktion und Gewebebeschaffenheit. Neben
Jodmangel und Knotenbildung in der Schilddrüse sind im Erwachsenenalter unbemerkte und oft lange
unerkannte Entzündungen der Schilddrüse die häufigste Ursache für solche Funktionsstörungen.
Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose)
Fehlt das Schilddrüsenhormon, dann läuft der Stoffwechsel unseres gesamten Organismus auf
Sparflamme,
bei
einer
Überfunktion
passiert
genau
das
Gegenteil.
Wegweisende Beschwerden sind Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche,
Gedächtnisstörungen, Antriebslosigkeit, Depression, kalte, blasse Haut, verlangsamter Puls, niedriger
Blutdruck, Herzbeschwerden, Verstopfung, brüchige Fingernägel, Haarausfall. Die häufigste Ursache
für eine Schilddrüsenunterfunktion im Erwachsenenalter ist eine Form der Schilddrüsenentzündung,
die so genannte Hashimoto-Thyreoiditis.
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Schilddrüsenentzündungen
Akute Schilddrüsenentzündung:
Die Betroffenen klagen über ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, Rötung, Schwellung und
Schmerzen im Bereich der Schilddrüse. Sie ist meist die Folge einer bakteriellen Infektion und wird in
der Regel mit Antibiotika behandelt.
Subakute Schilddrüsenentzündung:
Die Schilddrüse ist geschwollen, empfindlich und meist schmerzhaft auf Druck und Berührung.
Bisweilen strahlen die Schmerzen in den Kiefer oder die Ohren. Fieber kann auftreten. Häufig tritt
diese Form der Entzündung nach Viruserkrankungen auf. Behandelt wird sie mit
entzündungshemmenden Medikamenten.
Chronische Schilddrüsenentzündung:
Die häufigste Form der Entzündung ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine der häufigsten
Autoimmunerkrankungen. Dabei bildet der Körper plötzlich Antikörper gegen das eigene
Schilddrüsengewebe. Es kommt zu einer Entzündung und zu einer Unterfunktion der Schilddrüse.
Betroffen sind vor allem Erwachsene im mittleren Alter, Frauen deutlich häufiger als Männer. Wodurch
die Entzündung ausgelöst wird, ist noch nicht vollständig bekannt. Offenbar wird die Neigung vererbt.
Stress, schwere Infektionen, hormonelle Umstellungsphasen gelten als auslösende Faktoren.
Zu Beginn der Erkrankung kann kurzzeitig eine Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Die spätere
Unterfunktion kann nur gering ausgeprägt sein, weshalb die Erkrankung in vielen Fällen erst spät
erkannt wird. Wegweisend für die Diagnose ist das Ultraschallbild und der Nachweis spezifischer
Antikörper im Blut. Oft bringt erst die feingewebliche Untersuchung einer Gewebeprobe letzte
Sicherheit. Die Behandlung erfolgt mit Schilddrüsenhormonen, die zusätzliche Gabe von Selen hat
eine positive Wirkung auf den Immunprozess. Bisher ist die Krankheit nicht heilbar.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Beschwerden: anhaltendes Schwitzen auch bei Kälte, ständiges Herzklopfen und Herzrasen,
Nervosität, Reizbarkeit, Gewichtsverlust, Leistungsschwäche, Schlafstörungen.
Morbus Basedow
Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die eine Überfunktion der Schilddrüse, in der
Regel mit begleitender Schilddrüsenvergrößerung (Kropf) zur Folge hat. Betroffen sind Erwachsene im
jüngeren und mittleren Alter, deren Körper aus unbekannter Ursache Antikörper gegen das eigene
Schilddrüsengewebe bildet. Dadurch wird das regulierende Hormon TSH aus der Hirnanhangdrüse
blockiert, der steuerende Regelkreis wird unterbrochen, das Schilddrüsengewebe produziert
ungehemmt Hormone. Typisch und meist auch für Außenstehende erkennbar sind geschwollene oder
hervortretende Augen, die Diagnose gelingt meist durch die Blutuntersuchung. Die Krankheit kann mit
Medikamenten behandelt werden, die die Hormonproduktion drosseln (Thyreostatika). Oder es wird
die Radiojodtherapie angewandt, bei der das Schilddrüsengewebe mit radioaktivem Jod bestrahlt wird,
wodurch die Schilddrüsenzellen zerstört werden und eine Verringerung des Schilddrüsengewebes
erreicht wird. Da vor allem überaktive Zellen das radioaktive Jod aufnehmen, bleibt das gesunde
Gewebe meist erhalten. Schließlich besteht noch die Möglichkeit einer operativen
Schilddrüsenverkleinerung.
Schilddrüsenautonomie
Sie tritt meist im mittleren oder höheren Lebensalter auf. Teile der Schilddrüse produzieren
unkontrolliert (autonom) Hormone. Kommt es jetzt zu einem länger anhaltenden Jodmangel,
vermehren sich die autonomen Zellen stark. Häufig verläuft die Krankheit zunächst unbemerkt und tritt
erst dann in Erscheinung, wenn dem Körper wieder genügend Jod zugeführt wird. Die
Hormonproduktion der Zellen läuft dann auf Hochtouren und es werden mehr Hormone produziert, als
vom Körper benötigt. Die Behandlungsmöglichkeiten ähneln der Therapie des Morbus Basedow.
Links im WWW
Arbeitskreis Jodmangel mit Infos zu Jodmangel, Ernährung und Vorbeugung einer
Schilddrüsenerkrankung

Forum Schilddrüse: PDF-Anleitung zum Schlucktest, der Aufschluss über eine mögliche
Schilddrüsenerkrankung gibt

Bundesweites Selbsthilfeforum für Betroffene mit Schilddrüsenkrebs
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