Granit aus südtirol –
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Granit aus südtirol –
Schöne Welt der Steine Granit aus Südtirol – Das Flüsschen Plima im Martellla: ein »steinreicher« Fluss mitten im südtiroler Vinschgau 8 S12 | 2012 Schöne Welt der SteinE Natur pur Marteller Granit – Plima Südtirol! Der Trend heißt hier heute »back to the roots«, zurück zu den Wurzeln, zurück zur eigenen Identität. Nur noch wenig ist zu spüren von dem einstigen »Lederhosen-Image« dieser Region zwischen Sterzing im Norden und Neumarkt im Süden. Eine junge Generation setzt auf Zukunft; authentisch, nachhaltig, natur- und heimatverbunden. Gerade auch, wenn es um die »Steine aus den Alpen« geht. Der Granit Plima aus dem Martelltal zum Beispiel. Von Willy Hafner S12 | 2012 9 Schöne Welt der Steine E rstens geht es um den Begriff Heimat. Der Begriff beschreibt die Verbindung zwischen Menschen und Orten. Leidenschaft für die Heimat, darum geht es Cornelia und Günther Fuchs und Cornelia Theiner. Ihnen geht es in ihrem Konzept um Produkte aus heimischen Steinen, um Regionalität und um Nachhaltigkeit; also um Handwerk im eigentlichen Sinn. Wenn es um die natürlichen Steine in und aus Südtirol geht, sieht sich Cornelia Fuchs als eine kreative Antreiberin. Cornelia erzählt von ihrem Zuhause, ihren Lieblingsplätzen und natürlich ihren Lieblingssteinen, den Steinen aus den Alpen. Soweit der erste Teil der Geschichte. Die junge Firmenchefin, ihre Kollegin Cornelia und ihr Vater Günther wissen, wo sie hinwollen. Zurück zu den Wurzeln, aber nicht in die Vergangenheit. Das ist der zweite Teil der Geschichte. Allen dreien geht es ums Regionale, nicht ums Provinzielle. Dafür kennt »man« die Welt »da draußen« zu gut. Cornelia hat in der Schweiz studiert. Alle drei setzen auf die Rückbesinnung ihrer Kunden und vor allem der Kunden ihrer Kunden auf das Regionale. »Milch, zum Beispiel«, sagt Frau Fuchs. »Wir kaufen heimische Milch, obwohl diese teurer ist als importierte.« Was in der Nahrungsversorgung funktioniert, sollte eigentlich auch bei den Steinen möglich sein, hofft sie. Das Lokale rückt in den Vordergrund. Es geht hier nicht nur um die Qualität. Für die Südtiroler Natursteinunterneh- Steine aus dem Wald: ein Plima Block mitten in der Natur Plima beflammt Plima poliert 10 S12 | 2012 Schöne Welt der SteinE Steinwissen Marteller Granit Plima men gibt es nur gute und schlechte Steine – in Südtirol und überall auf der Welt. Ihr Unternehmen verkauft schließlich Steine aus aller Welt. Es geht es um Tradition und um Kreisläufe. Heimischer Stein ist für sie nicht »per se« besser. Heimischer Stein hat einen »Mehrwert«, einen Wert, der sich eben nicht in Euro messen lässt. Heimischer Stein hat Geschichte und Geschichte gemacht. Heimischer Stein vermittelt Identität. Granit aus dem Martelltal Jetzt kommt der dritte Teil der Geschichte: Das Martelltal ist ein nach Süden ausgerichtetes Seitental des Etschtals im mittleren Vinschgau und ein Der Marteller Granit Plima ist ein Pegmatit, also ein Gestein granitischer oder granitähnlicher Herkunft. Pegmatite sind grob- bis riesenkörnig gangartig in Granitmassiven lagernde Tiefengesteine mit Feldspäten, Quarz und Glimmer und Hauptgemengteile. Sie führen oft seltene Minerale und Edelsteine mit herrlichen Kristallbildungen. Mit ihrem Mineralbestand bestehen die Plima-Typen aus blaugrauem Mikroklin, weißem Plagioklas, hellgrau-transparentem bis fettglänzendem Quarz und silbrigem Muskovit. Im Marteller Granit findet man Glimmerplatten, die einen Durchmesser von bis zu 10 cm haben, und Turmaline, die eine Länge von bis zu 15 cm aufweisen. Dazu gesellen sich ungleichmäßig über das Gestein verteilt bis zu 1 cm große dunkelrote Granatkristalle und schwarze Biotitschuppen; ein Spektakel eben, wie der Geologe Walter Eppensteiner findet. Der Granit kommt in unzähligen Farbvariationen vor. Es werden die Variationen Plima Blau, Plima Pronta und Plima Salt unterschieden. Dass dieser Stein so schön glimmert, verdankt er dem Hellglimmer; der Feldspat sorgt dafür, dass er sich gut brechen lässt, und Quarz macht den Stein hart. Marteller Granit ist vom Fuß des Martelltals bis hinein zum Zufritt-Stausee im hinteren Tal zu finden. fuchs.it Plima satiniert Plima satiniert S12 | 2012 11 Schöne Welt der Steine Martell, Berlin, Stuttgart! D as Schauspielhaus in Stuttgart! Hier liegt Südtirol. Das ehemalige »Kleine Haus« ist nach der Kriegszerstörung des Vorgängerbaus zwischen 1959 und 1962 neu gebaut worden. Der nüchterne Bau der Stuttgarter Architekten Hans Volkart, Bert Perlia und Kurt Pläcking mit seinem achteckigen Zuschauerraum steht inzwischen unter Denkmalschutz. Ende 2008 begann der Berliner Architekt Klaus Roth mit der Planung einer substanziellen Sanierung. Ziel war es, den baulichen Zustand und den technischen Ausbau des gesamten Schauspielhauses mit Bühne, Zuschauerraum, Foyers und Personalbereich mit Büros, Aufenthalts- und Umkleidebereichen auf den heutigen Stand zu bringen und teilweise räumlich neu zu ordnen. Im Eingangsbereich wurden Bar, Garderobe, Merchandising, Abendkasse und Lounge zu einer im Raum stehenden »Funktionsinsel« aus teils angeböschten Formen in Sichtbeton und Holz zusammengefasst. Das Farb- und Materialkonzept sieht hier im unteren Foyer eine »härtere Gangart« vor mit Plima-Granit am Boden, Beton, Eiche und Edelstahl an der Wand. Verlegt wurden 1.500 m2 an ihrer Oberfläche sanierte und beflammte bis zu 75 cm lange, 95 cm breite und 2 cm starke Platten Marteller Granit Plima. Verlegt wurden die Platten von dem Unternehmen Fliesen Röhlich aus Wendelstein. fuchs.it/ fliesen-roehlich.de 1.500 Quadratmeter Bodenplatten aus MartellGranit Plima an ihrer Oberfläche satiniert und beflammt im Schauspielhaus in Stuttgart. 12 ausgeprägtes Kerbtal, das ziemlich geradlinig und flankiert von steilen Talhängen vom Gebiet der Gemeinde Latsch im Mittelvinschgau aus 27 Kilometer in südsüdwestlicher Richtung in die Ortlergruppe hineinführt. Das Tal ist in den Nationalpark Stilfser Joch eingebettet. Den Talschluss bildet die zur Ortlergruppe gehörende Cevedale-Gruppe mit dem 3.769 Meter hohen Monte Cevedale als Hauptgipfel. Den Granit, der in diesem Tal gefunden wird, hat der Geologe Walter Eppensteiner als ein geologisches Spektakel bezeichnet. Wer diesen Stein das erste Mal sieht, würde ihn für Azul d’Aran halten, heißt es, und das stimmt. Wir sind beim vierten Teil der Geschichte. Günther Fuchs, Natursteinunternehmer aus Schlanders, erkannte vor einigen Jahren die Ähnlichkeit der heimischen S12 | 2012 Schöne Welt der SteinE Sie wollen die Steine aus Südtirol nach vorne bringen: die Mitglieder der Vereinigung Naturstein Südtirol. Steine aus Südtirol D Im Werk in Schlanders werden die Blöcke auf Gattermaß »getrimmt«. Steine mit dem Granit aus den spanischen Pyrenäen. Verbaut wurden diese Steine im Martelltal schon immer: Mauern, Abdeckplatten und Uferverbauungen. Auf die Idee, diese Steine aufschneiden zu lassen, war vor ihm noch niemand gekommen. Ein Schritt, der sich lohnte. Zum Vorschein kam ein blau-grau glimmernder Stein. Natur pur aus dem Martelltal Jetzt kommt der letzte Teil der Geschichte. Es gibt keinen Steinbruch! Marteller Granit kommt in Findlingen vor; ein bis 15 Kubikmeter groß und bis fast drei Tonnen schwer. Die Felsen werden aus dem Flussbett der Plima, von den Wiesen der Bauern oder von Schuttkegeln der Geröllhalden ent- ie Gewinnung von Naturstein und dessen Verarbeitung hat in Südtirol seit Langem Tradition. Historische Gebäude und Denkmäler belegen, dass der Abbau von Gesteinen in Südtirol schon immer existiere. Selten nahm der Abbau jedoch industrielle Formen an, meist war er an handwerkliche Familienbetriebe gebunden. So sind die heutigen Steinbrüche oft das Resultat einer jahrhundertealten Entwicklung. Derzeit gibt es rund 20 aktive Steinbrüche. Abgebaut werden Porphyre, Granite, Serpentinit, Gneis, Basalt, Sandstein, Silberquarzit und Tonalit. Seit Mai 2011 bündelt der Verein »Naturstein Südtirol« die Interessen von Südtirols Natursteinbranche. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Image der Südtiroler Natursteine aufzuwerten. Dazu gehören die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie die enge Zusammenarbeit mit Architekten und Planern sowie die Teilnahme an Messen. Im Januar wird der Verein auf der Archi tekturfachmesse Bau 2013 in München mit einem Stand vertreten sein. naturstein-suedtirol.it Laaser Marmor Moeltner Sandstein Pseirer Gneis Moeltner Porphyr Seiser Basalt S12 | 2012 13 Schöne Welt der Steine fernt. Jeder Stein ist ein Unikat. Kein Bruch, kein großes Loch, keine aufwendige Infrastruktur, kein Lärm durch Bohrhämmer, kein Schlamm der Schrämmmaschinen: Natur pur! Genommen wird, was gefunden wird, und natürlich nur gesundes und farblich interessantes Material. Der Felsen nach Schlanders transportiert, auf ein vernünftiges Gattermaß zugeschnitten und anschließend nach Verona transportiert. Hier werden aus den eher unförmigen Rohblöcken Halbfertig- und Fertigprodukte: Abdeckplatten, Massivarbeiten, Normfliesen, Bodenplatten oder Wandverkleidungen gefertigt. Kein Steinchen wird weggeschmissen Stein nah, hochwertig, fair und authentisch. Marteller Granit ist beispielhaft für den schonenden und behutsamen Abbau der »Steine aus den Alpen«. Obwohl das Unternehmen in der Welt zu Hause ist, setzt man hier bewusst auf Lokalkolorit; eben auf Natur pur. Steine aus Südtirol »live« erleben! Im Januar können Sie das. Auf der Architekturfachmesse Bau in München, Halle A4, Stand 121 Übrig bleibt nichts. Weggeschmissen wird schon gar nichts. Der Kreislauf schließt sich. Marteller Granit Plima ist für Cornelia Fuchs ein »authentischer« Stein. Was als Werkstein nichts taugt, wird zum Flussstein, zum Füllmaterial für Gabbionen oder wandert in den Garten- und Landschaftsbau. Ihr Anliegen ist es, das Material bis aufs letzte Körnchen zu nutzen. Für sie ist dieser Steinlust Marteller Granit für ein Schloss Auf geheimnisvolle Zeiten gehen die Ursprünge von Schloss Goldrain zurück. Weder die Baugeschichte des Schlosses noch die Ahnengeschichte der langjährigen und mächtigen Schlossherren Hendl lassen sich in ihren Anfängen datieren und zuverlässig rekonstruieren. Die Idee, auf Schloss Goldrain ein Bildungshaus einzurichten, wurde geboren, als die Familie von Plawenn, die Erben des erloschenen Geschlechts der Hendl, Schloss Goldrain an die Gemeinde Goldrain verkauft hatten. Die Gemeinde will das Schloss verkaufen. Die Gemeindeverwaltung schreibt für die Eigentumsübertragung ein klares Schloss Goldrain oberhalb von Schlanders: früher Nutzungsprogramm vor. Schloss Goldrain muss der Herrschaftssitz, heute Bildungszentrum Öffentlichkeit weiterhin zugänglich sein, und der private Eigentümer muss sich verpflichten, das Schloss als kulturelles Wahrzeichen zu erhalten. Heute ist Schloss Goldrain ein Bildungshaus, das ein diversifiziertes Bildungsangebot in den Bereichen Weiterbildung, Gesundheit, Persönlichkeit und Freizeit anbietet, und das Schloss ist der erste größere realisierte Bau mit Marteller Granit Plima. 14 S12 | 2012 Schöne Welt der SteinE Marteller Granit Plima in Verona »Natur pur« meets Design S ustainable Stone war das Thema der diesjährigen Sonderschau »marmomacc meets design« in Verona. Gewinnen, spalten, brechen, schneiden, kalibrieren, schleifen, sortieren, polieren und zerkleinern! All dies sind typische Tätigkeitswörter der Leute vom Stein. Schon im Steinbruch entsteht die Idee, das steinerne Material in ein rationales Produkt zu verwandeln, bei dem der vorgeschnittene und abgekantete Steinblock zu einer Platte mit vorher festgelegten Maßen wird. So sieht es der Architekt Massimiliano Caviasca, und so hat er es mit seiner Studentin Cornelia Fuchs am Polytechnikum in Mailand besprochen. Gemeinsam mit dem Studio StanDby ist aus dieser Idee ein Messestand geworden. Ein Stand, der auf einen Wechsel der Perspektive zielt. Stein ist Natur, Ursprung und edles Material. Dies will der Messestand veranschaulichen. Die zwei senkrechten Ebenen aus Stein und Gras vermischen sich, die dritte, waagerechte, Ebene lenkt die Schritte des Besuchers in einem unregelmäßigen Wechsel von Holz und Granit. Das Projekt soll zu einem Symbol zum Schutz der Natur werden. Der Abfall wird zum Zierrat, zum unregelmäßigen, schmü- »Natur pur« aus Südtirol in Verona. Cornelia Fuchs (dritte von rechts) und ihr Team am Messestand auf der Marmomacc 2012 ckenden Beiwerk. An der Wand des Standes finden sich Platten aus Marteller Granit, die anmuten sollen wie ungestaltete Findlinge, wie sie in den Bergen des Marteller Tals zu finden sind. Der Architekt Massimiliano Caviasca ist seit 2005 Dozent für architektonisches Entwerfen am Politecnico di Milano. 2011 gründet er die »Stone Academy«, zu deren Koordinator er berufen wird und die unter seiner Führung heute elf italienische und internationale Universitäten vereint, die alle Studien- und Lehrgänge zum Thema »Zeitgenössische Architektur und Naturstein« anbieten. Die studierte Kauffrau Cornelia Fuchs aus Schlanders in Südtirol gehört seit Januar zu seinen Studentinnen am Polytechnikum in Mailand und hatte die Idee, gemeinsam mit ihrem Professor und Kommilitonen diesen Messestand zu entwickeln. polimi.it Unregelmäßig gebrochene Platten sollen wirken wie die unregelmäßigen Steinblöcke im Martelltal. S12 | 2012 15