Landseer - vom Petersberg

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Landseer - vom Petersberg
Züchter, die die Rasse prägten
Landseer-Hündin.
Christa und Dr. Hans Matenaar
Landseer
vom Petersberg
von Eva-Maria Krämer
„Kanada“ und „Kreta vom
Petersberg“, geboren 1980.
Wie sind Sie auf die Rasse
gestoßen?
Auf einer Bundessieger-Zuchtschau in den
Kölner Messehallen 1970 oder 1971. Ich war
wegen der Neufundländer dorthin gekommen. Nachdem alle schwarzen Neufundländer
gerichtet waren, betrat ein Mann den Ring
mit einem Landseer an der Leine. Ich hielt die
Luft an. Das war mein Aha-Erlebnis, wofür ich
gekommen war und worauf ich die ganze Zeit
gewartet hatte! Dieser Rüde, es war „Bronko
von Bronckhorst“, der damals schon ein hoch
prämierter Champion war, strahlte genau das
aus, was ich suchte, nämlich die Verbindung
von Selbstbewusstsein, Kraft und Beweglichkeit. Seine prachtvolle Kondition, der bestechend reine Farbkontrast zwischen Weiß und
Schwarz und der vorbildliche Pflegezustand
trugen für mich zu dem unvergessenen Eindruck entscheidend bei.
Nachdem der Rüde gerichtet war und seinen
Bundessieger-Titel erhalten hatte, brachte sein
Besitzer noch eine Hündin in den Ring, die
für mich diesem Erlebnis die Krone aufsetzte.
„Afra von Waldeck“ war damals jung und
schlank. Sie hatte ihre große Ausstellungskarriere noch vor sich. Durch ihr jugendliches
Erscheinungsbild kam bei ihr zu all den Vorzügen, die der Rüde gezeigt hatte, eine Eleganz
hinzu, die mich vollends für sie und diese Rasse
einnahm.
Sie war für eine Hündin groß mit dazu passendem starkem Knochenbau und wunderschönen Proportionen. Ihr Haarkleid zeigte das
leuchtende Weiß, das man sich beim Landseer
wünscht. Ihr Gangwerk war beeindruckend:
kraftvoll, ausgreifend und dabei doch mühelos
und leicht. Sehr wahrscheinlich war es einfach
das Ergebnis ihrer fehlerfreien Anatomie. Man
sieht so etwas nicht oft bei den großen molossoiden Rassen.
So anziehend ich die Neufundländer fand in
ihrer bärenhaften Gutmütigkeit, so unendlich
überlegen schienen mir diese Landseer zu sein
in ihrer atemberaubenden Verbindung von
Mächtigkeit und Eleganz, die offenbar in einem
genauen Gleichgewicht miteinander standen.
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Wie war der Stand der
Landseerzucht damals in
Deutschland?
Die Landseer standen damals kurz vor dem
endgültigen Verschwinden. Ihr prominentester
Züchter, Otto Walterspiel aus München, Inhaber
des Hotels „Vier Jahreszeiten“, verstarb 1975
hochbetagt nach mehr als 40 Jahren Arbeit und
Einsatz für die Landseer. Er hatte diese Rasse,
die ungeliebte Minderheit im ‚Deutschen Neufundländer-Klub’, über den 2. Weltkrieg gerettet. Seine Initiative zog auch andere Züchter
mit. Aber diese Periode ging damals zu Ende.
1969 gab es noch 11 Landseerwürfe mit insgesamt 46 Welpen. 1970 waren es nur 5 Würfe mit
insgesamt 23 Welpen, was ziemlich dicht am
Existenzminimum einer Rasse liegt. Und 1971
gab es 4 Würfe mit ganzen 18 Welpen. Diese
Zahlen wiederholten sich so ähnlich in den
nächsten Jahren.
Wenn man bedenkt, dass eine Mindestzahl von
Individuen nötig ist, um auf die Dauer gesunde Rassehunde züchten zu können, dann ist
klar, dass die Reproduktionsrate der Landseer
damals viel zu niedrig war. Das Problem wurde
obendrein dadurch verschärft, dass längst nicht
alle geborenen Tiere für die Weiterführung der
Zucht genutzt wurden, damals so wenig wie
heute.
Die Lage der Landseer wurde also immer
prekärer. Walterspiel selbst hatte sich ja in den
langen Jahren seiner züchterischen Aktivität
mehrmals damit geholfen, dass er Landseer
zur Zucht einsetzte, die aus der Kreuzung
von Landseern mit Neufundländern stammten.
Damals war der Landseer noch nicht als eigenständige Rasse durch die FCI anerkannt. Das
kam erst 1960. Der Gesundheit der Hunde aus
Walterspiels Zucht war diese Methode sicher
zuträglich gewesen, aber im Sinn einer RasseReinzucht war das gewiss kein Königsweg!
Eine solche Genehmigung würde heute nie
mehr erteilt werden.
Man kann die oben gestellte Ausgangsfrage
also nur in dem Sinn beantworten, dass die
Landseer in Deutschland, als wir sie um 1970
kennen lernten, eine aussterbende Minderheit
im ‚Deutschen Neufundländer-Klub’ waren.
Man muss es leider so sagen.
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„Baron von Waldeck“ – der erste Landseer
im Hause Matenaar.
Was veranlasste Sie, die Rasse zu
züchten?
Meine erste Begegnung mit einem LandseerPärchen hatte auf mich einen starken Eindruck
gemacht. Ich wünschte mir so einen Hund und
suchte danach. Da merkte ich erst, wie schwierig es war, einen Welpen zu bekommen. „Afra
von Waldeck“ erwies sich leider als unfruchtbar. Aber bei ihrer Züchterin lag wieder ein
Wurf, und einer von diesen Welpen kam an
meinem 35. Geburtstag zu uns. Für den Kauf
konnte ich das Geld einsetzen, das mein Vater
mir zum Geburtstag geschickt hatte. Ein wahrhaft schicksalsträchtiges Geburtstagsgeschenk.
Unser „Baron von Waldeck“ entwickelte sich
wunderschön. Vor allem besaß er ein äußerst
liebenswürdiges Wesen. Er verließ niemals
ohne Begleitung unser Grundstück. Das Tor
konnte noch so lange offen stehen. Unsere Kinder liebte er über alles, musste aber
auch in jeden Kinderwagen schauen, dem wir
unterwegs begegneten. Wir waren furchtbar
stolz auf ihn und liebten ihn sehr. Wir wollten,
dass diese herrlichen Hunde nicht einfach verschwinden sollten.
Es war die Untergangssituation, in der sich die
Landseer befanden, die uns veranlasst hat, mit
unseren Möglichkeiten helfend einzugreifen
und zum Erhalt dieser wunderbaren Tiere beizutragen.
Oben: Dr. Hans Matenaar mit seiner
Meute 1973 – Baron, Cläre und Senta
(Cennen Smokey Dawn). Rechts: Dr. Hans
Matenaar mit Baron und Cläre 1974.
„Baron von Waldeck“
– 18 Monate alt.
Wie bauten Sie Ihre Zucht auf?
Da wir den nötigen Platz für die Haltung mehrerer Hunde hatten, wünschten wir uns eine
Hündin für unseren Baron. Ein Züchter, der
seinen Zwinger auflösen wollte, bot uns eine
etwa 10 Monate alte Hündin an. Wir zeigten
ihm die Ahnentafel unseres Baron und fragten,
ob die Tiere denn zusammenpassen würden.
Er hatte keine Bedenken. Also kauften wir die
„Cläre vom Heidenberg“, die später unsere
erste Champion-Hündin wurde. Wir fuhren
stolz mit ihr nach Hause. Dort verglichen wir
die Ahnentafeln der beiden Tiere und sahen,
dass der Vater von beiden der genau gleiche
Rüde war. Das hatten wir nicht gewollt! Wir
wollten doch nicht mit Inzucht anfangen! Erst
waren wir empört. Aber dann sagten wir uns,
dass die Cläre wunderschön und sehr lieb sei
und wir sie doch lieber behalten wollten.
Nun brauchten wir eine andere Hündin für den
Baron und einen Rüden für die Cläre. So kam
„Asta von der Schalksburg“ zu uns. Sie war
zwar schon sechs Jahre alt, aber sie passte von
der Abstammung her wirklich gut zu unserem
Baron. Sie brachte uns herrliche Welpen, von
denen wir zwei Jungtiere behielten, die beide
Internationale Champions wurden und noch
andere Siegertitel einsammelten.
Im gleichen Jahr kamen noch zwei Gestrandete
dazu: der Rüde „Othello von Schartenberg“
Ch. „Cläre vom Heidenberg“,
Bundessiegerin 1975.
aus der berühmten Zucht von Otto Walterspiel sollte ins Tierheim, was wir gerade noch
verhindern konnten. – Eine kleine Hündin,
die über den Tierhandel aus England gekommen war und mit unglücklichem Gesicht im
Ruhrgebiet in einem Hühnerstall saß, fand
ebenfalls den Weg zu uns. Sie war keine
Schönheit und entsprach nicht unseren Vorstellungen vom Typ der Rasse. Aber sie brachte mit
ihren englischen Vorfahren genau den Tropfen
fremden Bluts, den wir brauchten, um die
Inzuchtbelastung unserer deutschen Landseer
so weit auszugleichen, dass ein Zuchterfolg
überhaupt möglich wurde. „Cennen Smokey
Dawn“ bildete mit dem Tierheimaspiranten
Othello zusammen ein passendes Paar, das
uns den D-Wurf ‚vom Petersberg’ brachte. Aus
diesem Wurf stammten die Schwestern Diotima
und Donna, die beide eine tragende Rolle beim
weiteren Zuchtausbau spielten.
Unsere Cläre hatte noch immer keinen Partner.
Ein Rüde aus Dänemark hatte mir auf Ausstellungen sehr gut gefallen, aber es stellte sich
bei der Untersuchung auf HD heraus, dass er
schlechte Hüften hatte. Die HD war damals
ein riesiges Problem, auch und gerade bei
Neufundländern und Landseern. Seit 1968 ist
daher das HD-Röntgen für die Zuchtzulassung
verpflichtend, und zwar nicht aus Spaß. Seither
hat sich die Situation erheblich gebessert.
Ich studierte das Zuchtbuch, bis ich es fast auswendig konnte! Es gab eine Landseer-Zuchtlinie in Bayern, die gepasst hätte. Aber keiner
der aufgeführten Rüden besaß eine Zuchtzulassung oder war je auf einer Ausstellung gezeigt
worden. Wir riefen den Züchter an. Er freute
sich über unser Interesse und lud meinen Mann
ein, über ein Wochenende zu kommen. Bei dieser Gelegenheit wurde „Clae vom Weinberg“
entdeckt, der so bedeutend für den Wiederaufbau der Landseerzucht werden sollte.
Seine Besitzerin konnte ihn nicht ausstellen,
ließ ihn jedoch auf HD röntgen. Er erwies sich
als HD-frei! Das war für uns damals ein ungeheurer Treffer. Clae war mit seinen drei Jahren
ein voll ausgewachsener, vitaler und sehr dominanter, aber auch ein sehr kluger Rüde von
erstaunlicher Lernfähigkeit. Er hat unser Leben
und unsere Zucht bereichert. Er war mit seiner
Persönlichkeit ein Schwergewicht in unserem
Haus und durch seine Vererbungskraft ganz
sicher der wichtigste Hund in unserer Zucht.
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Züchter, die die Rasse prägten
Man kann nur schwer abschätzen, was aus
dem Wiederaufbau der Rasse geworden wäre
ohne ihn.
Auf welche Schwierigkeiten
stießen Sie dabei?
Unsere Anfangsbemühungen um die Rasse
wurden vom Vorstand des ‚Deutschen Neufundländer-Klubs’ zunächst durchaus wohlwollend verfolgt. Seit Jahrzehnten hatte sich
niemand mehr mit einer so großen Zahl von
Tieren in diese Zucht mit all ihren Problemen
eingebracht. Aber im weiteren Verlauf wollten
wir natürlich im Gegenzug einen größeren
Einfluss auf die Zuchtentwicklung der Landseer im Klub haben. Dieses Bestreben wurde
weniger gern gesehen. Man war gewöhnt, dass
die Landseer sich bescheiden als Randgruppe
mitbetreuen ließen, voller Dankbarkeit dafür,
dass der Deutsche und der Schweizerische
Neufundländer-Klub gemeinsam 1960 bei der
FCI den eigenen Standard für Landseer durchgesetzt hatten. Aber diese Existenz am Rande
hatte mittlerweile zu der oben beschriebenen
Situation des Beinahe-Verschwindens geführt.
Und die wollten wir ändern.
So standen die Positionen leider ziemlich unversöhnlich gegeneinander. Es blieb zuletzt nur
die Wahl, entweder unsere Landseerzucht ganz
aufzugeben oder den ‚Deutschen Neufundländer-Klub’ zu verlassen und einen Club für die
Landseer zu gründen, der sich ausschließlich
dieser Rasse widmen würde. Wir waren uns von
Anfang an darüber im Klaren, dass wir nicht
allein und aus eigener Kraft eine ganze Rasse
sanieren konnten. Nur als Gemeinschaftsleistung von möglichst vielen Züchtern war dieses
Ziel überhaupt zu erreichen. Die Realisierung
wäre nur in einem eigenen Verein für die Landseer denkbar gewesen. Aber das war schwierig.
Noch nie hatte es weltweit einen Club nur für
Landseer gegeben. Das Wagnis war groß, aber
die Sache war es wert.
Am 1. August 1976 wurde der ‚Deutsche Landseer Club (DLC) e.V.’ in Bonn gegründet. Es
war nur eine kleine Gruppe von verschworenen
Freunden und Liebhabern der Rasse, die sich
zusammengefunden hatten. Denn eins war
klar: Der DNK würde jedes seiner Mitglieder,
das sich an dieser Neugründung beteiligt hatte
oder sich in Zukunft daran beteiligen würde,
mit allen Schwierigkeiten belegen, die ein Klub
einem Mitglied machen kann. So kam es denn
auch. Man brauchte schon ein starkes Stehvermögen, um damit fertig zu werden.
Natürlich setzte der DNK alle Hebel in Bewegung, um die Aufnahme des DLC in den Dachverband VDH zu verhindern. Für die Aufnahme des DLC in den Dachverband, worauf es in
der Außenwirkung wesentlich ankam, zog der
DLC vor Gericht. Die Auseinandersetzungen
mit dem VDH zogen sich über fünf Jahre
durch alle Instanzen und landeten schließlich
beim Bundesgerichtshof. Daraus wurde ein
Grundsatzurteil, das sog. „Landseer-Urteil“.
Der DLC obsiegte auf allen Ebenen, und der
VDH musste ihn 1981 als Mitglied aufnehmen. Es war gerade noch rechtzeitig vor der
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Dortmunder Weltausstellung der Rassehunde.
Der DLC durfte dort seine erste Sonderschau
angliedern und bekam 75 Meldungen! Eine
solche Kollektion von Landseern hatte es noch
nie gegeben! Das war ein wunderbarer Erfolg
und der Lohn für viele Mühe. Fünf lange Jahre
hatte man dafür prozessiert, um sich schließlich
auf der gerichtlich festgeschriebenen Basis mit
allen zu vertragen. Seither konnte der DLC
seine Mitglieder- und Züchterzahlen kontinuierlich ausbauen und die Anzahl der Würfe
und Welpen steigern. Zu der Jubiläums-Clubschau nach zehnjährigem Bestehen kamen 150
Landseer aus Deutschland, der Schweiz, den
Benelux-Staaten und Dänemark zusammen. Es
war ein überwältigendes Erlebnis!
„Kanada vom Petersberg“, geboren 1980.
Welcher Genpool steht Ihnen
heute zur Verfügung?
Als Genpool steht heute das zur Verfügung,
was in 30 Jahren züchterischer Aktivität aus der
kleinen Gruppe von Landseern geworden ist,
mit denen wir, d.h. der DLC, damals beginnen
konnten. Ich möchte über den Aufbau unserer
Zucht ‚vom Petersberg’ berichten, um an diesem Beispiel zu erklären, worum es ging und
wo die Probleme lagen.
Wenn ich mir die Ahnentafeln unserer heute
lebenden Landseer anschaue, dann finde ich
in der 6., 7. und 8. Generation unsere allerersten Ausgangstiere wieder. Keines ist verloren
gegangen. Alle haben ihre Erbanlagen beigesteuert zu den Hunden, die heute mit uns
leben und mit denen wir noch immer züchten.
Viele Erinnerungen verbinden sich mit den
alten Namen. Oft begegnen uns die Hunde
von früher in ihren Nachkommen in verjüngter
Form wieder. Ein bestimmtes Erscheinungsbild,
ein typisches Reagieren, ein ganz persönliches
Verhalten, ein ergreifender Augenausdruck
erinnert plötzlich an einen längst verstorbenen
Hund, der einem lieb und nahe war und mit
dem man sich besonders verbunden fühlte. Solche ‚Wiederbegegnungen’ erfreuen einen. Sie
beweisen die Konstanz von Wesen und Erscheinungsbild in der Vererbung unserer Rasse.
Natürlich haben wir uns bei der Weiterführung
unserer Zucht nicht auf die ursprünglichen
drei Ausgangslinien beschränkt. Es musste
immer wieder anderes Blut von außen zugeführt werden. Das war schwierig genug. Andere Züchter bedienten sich zwar gern der Tiere
‚vom Petersberg’ für ihre eigenen Aktivitäten,
aber wer züchtete etwas, das wir gebrauchen
konnten? Wir wollten ja nicht irgendeinen
Rüden benutzen, nur weil er gerade wegen
seiner Ahnentafel in Frage gekommen wäre,
sondern wir hielten dauernd Ausschau nach
einem Exemplar, das uns eine Verbesserung
bringen konnte, ohne das einmal Erreichte zu
gefährden.
Ein wesentlicher Teil unserer persönlichen
Zuchtstrategie bestand daher von Anfang an
darin, Welpen aus unseren Würfen bei Käufern
unterzubringen, die damit züchten wollten.
Man kann trotz allen Engagements nicht jeden
jungen Hund selbst behalten, der viel versprechend erscheint. Die sehr prekäre Situation der
Atemberaubende Verbindung
von Mächtigkeit und Eleganz –
„Orlando vom Petersberg“.
Leichtfüßig und elegant schwebt Ximena
über den Rasen.
Christa Matenaar mit dem Originalgemälde
von Reinagle aus dem Jahre 1802 mit einem
typischen Landseer, wie er im 18. und beginnenden 19. Jh. häufig dargestellt wurde.
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Fam. Matenaar mit „Hektor vom Petersberg“.
Christa Matenaar mit
„Galathea vom Petersberg“ 1989
auf einer DLC-Clubschau.
Dr. Hans Matenaar mit seiner Meute – im
Vordergrund „Daisy vom Petersberg“.
Christa Matenaar mit einer der erfolgreichsten Landseer-Hündinnen: Weltsiegerin
2003, Int. Ch., Dt. Ch., Europasiegerin 2004
„Suzetta vom Petersberg“ 2007.
Rasse damals machte es aber zwingend nötig,
dass möglichst mit jedem guten Tier gezüchtet
werden sollte, auch wenn viele solcher Versprechungen und Pläne sich später doch nicht
realisierten. Aber in etlichen Fällen glückte es.
„Bosko vom Petersberg“ brachte z.B. mit „Asta
vom Talhof“ die wunderschöne „Ceresa vom
Freudental“, die nach Holland ging und später
Weltsiegerin wurde. – Boskos Wurfschwester
Bijou wurde die Mutter von „Bussi“ und „Birthe von der Rheinhöhe“, die beide Spitzentiere
ihrer Generation waren. Bussi wurde übrigens, zusammen mit Ceresa, 1985 Weltsieger in
Amsterdam. – „Eroica vom Petersberg“ wurde
über ihren Sohn „Askan vom Weißenwasser“
die Großmutter von „Iwan vom Haus am Sollbrüggenpark“. Das war der beste Vererber, den
wir im Club bisher gehabt haben. Er brachte
praktisch mit jeder Hündin, die er deckte,
überdurchschnittlich gute Nachkommen, und
das bedeutete damals einen entscheidenden
Fortschritt für die gesamte Zucht. Einer von
Iwans Söhnen, „Arko vom Niersgrund“, wurde
dreimal Weltsieger, nämlich 1990, 1991 und
1995. Da war er bereits sieben Jahre alt.
So lassen sich viele Hunde ‚vom Petersberg’
aufzählen, die in andere Hände gelangten, aus
denen aber ein echter züchterischer Beitrag zur
Weiterentwicklung der Rasse gemacht wurde.
Im Ausland verlief die Entwicklung ähnlich. In
Frankreich wirkte sich „Idole vom Pertersberg“
als Mutter vieler guter Landseer, die fleißig zur
Zucht gebraucht wurden, stark prägend aus.
– In der Schweiz fiel 1987 der A-Wurf ‚vom Horgener Berg’ aus „Vanessa vom Petersberg“. Ein
Rüde aus diesem Wurf gelangte gleich nach der
Wende nach Prag in den Zwinger ‚Lux’. Dort
wurde er mit Hündinnen aus DDR-Zucht vielfach eingesetzt und leistete so einen prägenden
Beitrag zum Aufbau der Landseerzucht in den
ehemaligen europäischen Ostblockstaaten. Ein
wunderschöner Nachkomme von ihm steht
heute in Polen mit einer Zwingergefährtin aus
Deutschland, die wiederum einen Petersberger
Großvater hat. Wir versprechen uns schöne
Nachkommen daraus, die hier bei uns wieder
einen verbessernden Beitrag leisten können.
– In Italien war es Jonathan, der nicht nur auf
Ausstellungen Eindruck machte. Er wurde zum
Stammvater einer gut etablierten Zuchtlinie.
Eine Tochter von ihm kauften wir zurück und
züchteten selbst mit ihr weiter. Das war der
Weg, auf dem wir den Ausbau unserer Zuchtlinie kontinuierlich anstrebten.
Nur ein einziges Mal in all den Jahren trafen
wir auf einen wirklich blutsfremden Rüden, der
nicht nur in Wesen und Erscheinungsbild ein
herrlicher Hund war, sondern für unsere Zucht
in Gestalt seiner Tochter Primavista für uns
einen echten Fortschritt gebracht hat. Ansonsten waren wir immer wieder auf Nachkommen aus unseren eigenen Tieren angewiesen.
Aber in der Beschränkung auf das Bewährte
liegt eben auch die Chance zur Festigung von
erwünschten Eigenschaften. Jedenfalls sind wir
bis jetzt mit dieser Methode gut gefahren.
Christian Matenaar mit Dt. Ch.,
Bundessiegerin 1997 und 1999 Grandezza
vom Petersberg, der besten Hündin auf der
großen 25-jährigen Jubiläumszuchtschau.
Die drei Zuchtbücher des DLC
umfassen die gesamte Rasse in Historie
und Zucht – Christa Matenaars
Lebenswerk.
Welche waren Ihre
herausragenden Zuchterfolge?
Ich möchte Zuchterfolge nicht über Ausstellungserfolge definieren. Mein Mann und ich
haben im Lauf der Jahre mehr als ein Dutzend
Tiere aus unserem persönlichen Zuchtbestand
zum Internationalen Schönheits-Championat
gebracht. Viele andere Siegertitel kamen dazu.
Ich habe sie nicht gezählt. Es ging uns beim
regelmäßigen Besuch von Ausstellungen immer
um die Werbung für die Rasse. Jeder Unternehmer, der sein Produkt verkaufen möchte, muss
regelmäßig Messen besuchen. Ebenso muss ein
engagierter Züchter sich mit seinen Hunden
regelmäßig auf Ausstellungen zeigen. Es geht
dabei auf der einen Seite um den Vergleich mit
anderen Exemplaren der Rasse, auf der anderen Seite um die Information des interessierten
Publikums. Ausstellungen sind durchaus nicht
nur Veranstaltungen zur Befriedigung des persönlichen Ehrgeizes! Aber der Ehrgeiz kommt
auch auf seine Kosten.
Wir haben Spitzentiere gehabt, vor allem Hündinnen, die praktisch innerhalb ihrer Generation nicht zu schlagen waren. Ich denke dabei vor
allem an Primavera, an Blanchefleur, an Caresse, Grandezza und Susetta. Diese Hündinnen
und ihr verwandtschaftliches Umfeld setzten
Maßstäbe. Jedes von den genannten Tieren hat
seine Titel errungen und seine BOBs gehabt,
Primavera und Blanchefleur mehr als ein Dutzend Mal. Aus diesen jahrelangen Erfahrungen
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Züchter, die die Rasse prägten
Christa Matenaar mit Orlando (hinten) und
seiner Gefährtin Europasiegerin 2006 Ximena
vom Petersberg 2007.
Mit Stolz kann Christa Matenaar auf viele
Generationen schöner Landseer zurückblicken – hier Ximena 2007.
Christa Matenaar
mit der jungen Zinia im Vordergrund
2007.
weiß ich aber auch, dass es oft keine Frage der
Qualität eines Hundes ist, ob er zu Siegerehren
kommt, sondern viel mehr eine Frage des konsequenten Besuchs von Schauen. Außerdem
möchte ich in diesem Zusammenhang einmal
ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein erfahrener Züchter eigentlich wissen muss, ob ein
Tier in seinem Besitz ein Spitzenexemplar ist
oder nicht, denn nur für einen wirklich guten
Hund lohnt sich der teure Besuch von Schauen.
Besser als jeder Richter kennt doch der Besitzer
die Stärken und Schwächen seines Tieres. Als
erfahrener Aussteller kennt man auch die Stärken und Schwächen der Konkurrenz – sowie
die Vorlieben der Richter.
Insofern ist ein Erfolg auf einer Schau nicht
unbedingt eine Hexerei.
Daher möchte ich unsere herausragenden
Zuchterfolge lieber darin sehen, dass in den
30 Jahren der Existenz des DLC ca. 30 Zuchtstätten im Inland und zehn weitere im Ausland
ihren A-Wurf mit einem Zuchttier ‚vom Petersberg‘ hatten. Meistens handelte es sich um
Hündinnen, aber es gab auch Rüden als Väter
von A-Würfen.
Viele, wenn nicht die meisten dieser Anfänge
führten zu einem langjährigen züchterischen
Engagement für die Rasse.
Das war, so möchte ich meinen, der Zuchterfolg,
auf den es wirklich ankommt. Wir konnten die
Basis, auf der die Rasse heute mit der Anzahl
ihrer Individuen steht, in ungeahnter Weise
ausweiten und auch bei bereits bestehenden
Zuchtlinien mit guten, blutsfremden Tieren
verbessernd helfen. Das Ergebnis zeigte sich
dann recht bald auf den Ausstellungen in der
Verbesserung der durchschnittlichen Qualität
der vorgestellten Hunde.
Züchten mitbrachte, war es sehr schwierig, eine
praktikable Zuchtstrategie zu finden.
Da kam uns das große Glück zu Hilfe. Auf einer
Fortbildungsveranstaltung für die Zuchtleiter
der VDH-Zuchtvereine erlebten wir Professor
Schleger aus Wien als Referenten. Er war
damals der Rektor der tierärztlichen Universität in Wien und ein ausgewiesener Genetiker. Er konfrontierte uns mit dem unentbehrlichen Basiswissen über Populationsgenetik,
was damals für die meisten von uns geradezu
überwältigend neu war. Heute gibt es auch für
Laien lesbare Fachliteratur zu diesem Thema.
Damals kannten wir kaum den Begriff. Da
wir aber alle als Zuchtleiter eine größere oder
kleinere Population betreuten, die sich nach
Gesetzen entwickelte, von denen wir wenig
genug wussten, ging uns die Problematik alle
gleichermaßen an. – Natürlich war das nötige
Wissen nicht im Rahmen einer Wochenendveranstaltung zu erwerben.
Aber es gelang immerhin ein Einstieg, weil ein
Problembewusstsein geweckt wurde. Professor
Schleger kam damals häufiger nach Deutschland, eingeladen von den verschiedensten
Zuchtvereinen. Großzügig teilte er Ratschläge für alle möglichen Probleme aus. Er ließ
sich auch privat ansprechen und half beratend
jedem, der ihn befragte:
Für die Landseer ließ er in Wien eine genaue
Analyse ihrer Situation bezüglich der Belastung
durch Inzucht machen. Natürlich war sie viel zu
hoch. Diese Situation mussten wir zur Kenntnis
nehmen und schauen, wie wir ihr begegnen
konnten. Professor Schleger gab uns die nötigen Ratschläge. Allein hätten wir die nötige
Strategie niemals entwickeln können.
Der wesentliche Kern seines Zuchtprogramms
für die Landseer, an das wir uns in den folgenden Jahren im Club strikt gehalten haben,
bestand in der Bekämpfung von Ahnenverlust
(AVK) und Inzuchtgrad (IK), die vor jeder Paarung zu berechnen waren, und zwar auf der
Basis von fünf Generationen. Hinzu kam die
Begrenzung der Würfe pro Rüde pro Jahr. Nicht
mehr als zehn Prozent der gezüchteten Würfe
durften auf einen Rüden entfallen.
Für den AVK und den IK gab er uns Grenzwerte an, die unbedingt einzuhalten waren.
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass wir
noch jahrelang am Erreichen dieser Grenzwerte
gearbeitet haben. Die Einhaltung war dann
nicht mehr das Problem. Darum bemühten die
Züchter sich selbst, denn sie sahen ja den Fortschritt, den das Zuchtprogramm ihnen brachte.
Es war ganz unglaublich, welchen Zuwachs an
Gesundheit, an Vitalität, an Wesensfestigkeit
und guter, korrekter Anatomie im Allgemeinen
uns die Ratschläge von Professor Schleger
gebracht haben.
Aus diesen Hunden ist im Lauf von 30 Jahren
die Landseerpopulation Europas geworden.
Heute gibt es die Rasse von Sizilien bis Finnland, von Frankreich und den Benelux-Staaten
bis ins Baltikum, bis nach Polen, bis in die
Tschechei und Ungarn hinein. Der Genpool
hat sich also enorm ausgeweitet. Aber seine
Herkunft geht nach wie vor auf den kleinen
Restbestand von Landseern zurück, der sich in
Deutschland und der Schweiz bis in die 70igerJahre gehalten hatte.
Abschließend muss man aber leider sagen, dass
unser so erfolgreiches Zuchtprogramm kaum
irgendwo im Ausland mitgetragen wurde. Es
war unsere große Hoffnung gewesen, dass
allein auf Grund des unbestreitbaren Zuchterfolgs andere die bewährte Strategie übernehmen würden.
Das war leider ein Irrtum. Das alte Rezept,
durch Inzucht zu schnellen Ausstellungserfolgen zu gelangen, hielt sich hartnäckig in den
Köpfen vieler Züchter im Ausland. Die lange,
geduldige Arbeit an der Sanierung der Rasse
erschien wenig attraktiv. Schnelle Erfolge auf
Ausstellungen waren gefragt. Deshalb wurde
wieder Inzucht praktiziert, die die Landseer
doch schon in der Vergangenheit an den Rand
des Verschwindens gebracht hatte.
Aus der neuerlichen Inzucht entstand leider
ein immenser Schaden, unter dem alle Landseerzüchter in ganz Europa zu leiden hatten.
Es blieb ja nichts anderes übrig, als die von
Erbkrankheit befallenen Zuchtlinien ganz zu
meiden, und das bedeutete eine schmerzliche
Einengung der Zuchtbasis, die wir gerade
erweitern wollten.
Eine Erweiterung des Genpools hat aber nur
dann Sinn, wenn auf die Erbgesundheit der
Hunde das züchterische Hauptgewicht gelegt
wird. Und so bleibt die Arbeit an der sinnvollen
Ausweitung des Genpools eine Aufgabe für
heute, morgen und auch noch für übermorgen.
Wie konnten Sie die Rasse in
Deutschland fördern?
Die Zukunft der Rasse hing daran, was wir
aus dem wenigen Ausgangsmaterial machten.
Mit anderen Worten: Es musste im Verein so
viel wie möglich und – vor allem – so gut wie
möglich gezüchtet werden, um mehr und – hoffentlich – bessere Tiere zu bekommen. Nur so
konnte die Zuchtbasis verbreitert werden.
Da wir alle Laien waren und niemand von
uns irgendeine berufliche Vorbildung für das
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Isabella Matenaar – die Kinder –
heute längst erwachsen – halfen bei der
Welpenaufzucht mit
Welche Ziele haben Sie verfolgt
und was haben Sie erreicht?
Unser Ziel bestand darin, die Rasse der Landseer zu erhalten und zu verbessern. Unter
Verbesserung verstanden wir in erster Linie
die Arbeit an der Wiederherstellung eines korrekten und daher gesunden anatomischen Aufbaus. Hier gab es anfangs riesige Probleme,
die sich durch Inzucht eingeschlichen und
durch weitere Inzucht erblich gefestigt hatten.
Ich nenne nur den weichen, viel zu langen
Rücken, die schlecht gestellte und schlecht
gewinkelte Vorder- und/oder Hinterhand, die
offenen Lefzen, die rot entzündeten Augenränder ... Diese Abweichungen kamen wohl am
häufigsten vor. Aber es gab auch noch andere.
Der fehlerhaften Anatomie lag ja das Problem
der dauernden Vermischung von zwei Rassen
zugrunde, die ständig miteinander verkreuzt
worden waren. Dadurch hatten sich die Rassemerkmale gemischt, und zwar in untypischer,
unerwünschter Weise. Meist waren die Vorderläufe kurz wie beim Neufundländer, die
Hinterbeine aber lang wie beim Landseer. Die
Ellenbogen standen niedrig – wie beim Neufundländer – dagegen die Sprunggelenke hinten eher hoch, wie es beim Landseer sein soll.
Hinzu kam oft der viel zu lange und eben
dadurch weiche Senkrücken. Wenn dann die
Rute noch hoch erhoben oder eingerollt getragen wurde, war die Karikatur perfekt. Verbesserung war also dringend angesagt.
Sie ergab sich mit Hilfe unseres Zuchtprogramms in kleinen Schritten, aber doch deutlich spürbar. Die bisher erschienenen drei
Zuchtbücher des DLC lassen anhand der Photografien diesen Wandel zum Besseren deutlich erkennen. Natürlich bleiben immer noch
Wünsche offen, aber der Typ der Hunde hat
an Einheitlichkeit stark gewonnen. Die Bewegungsabläufe sind mit dem, was man früher
an Gangwerk sah, nicht mehr zu vergleichen.
Die anatomische Korrektheit im Aufbau ist allgemein viel besser geworden. Auch das Wesen
hat sich egalisiert. Wir erleben kaum noch die
hysterischen Beller im Ring oder die überängstlichen Tiere. Aber mit etwas Glück können wir heute viele schöne Exemplare unserer
Rasse auf den großen Ausstellungen sehen.
Das möchte ich doch als echten Fortschritt
bezeichnen. Wir lehnen Inzucht als Mittel zur
Erreichung von Schönheitschampions ganz und
gar ab. Wir haben die lang anhaltenden, zerstörerischen Folgen von Inzucht gesehen. Unser
Zuchtprogramm im DLC hat entscheidend dazu
beigetragen, dass der Ruf unserer Rasse bei den
meisten Tierärzten hervorragend ist. Meistens
wird gesagt, die Landseer seien NOCH eine
gesunde Rasse. Offenbar weiß niemand, dass
sie es nach einer langen Phase von Vernachlässigung und Deformierung WIEDER geworden
sind.
An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich darauf
hinweisen, dass die Landseer keineswegs eine
leicht zu züchtende Rasse sind. Wer meint, es
ginge so auf dem üblichen Vermehrungsweg
ganz schnell und ganz einfach, der wird sich
sehr bald bitter getäuscht sehen. Ohne Hilfestellung durch die Zuchtberatung des Clubs,
ohne die Disziplinierung durch die Zuchtbestimmungen geht es ganz schnell schief. Dafür
gibt es Beispiele genug. Ich kann nur warnen.
Einmal erreichte Ziele wie die Verbesserung
von Gesundheit und Erscheinungsbild können
natürlich auch schneller als gedacht gefährdet werden oder wieder verloren gehen. Wird
der Königsweg der bewährten Zuchtbestim„Clae vom Weinberg“ – einer der
bedeutendsten Vererber der Rasse.
mungen verlassen, droht diese Gefahr. Die Mitgliedschaft im Club ist allein keine Garantie für
nichts. Die führenden Leute müssen die richtige
Richtung angeben und vor allem selbst als Vorbild in die richtige Richtung marschieren. Nur
so lange führt der Weg aufwärts.
Welche Ziele sehen Sie für die
Zukunft der Rasse?
Ich wünsche mir eine Weiterentwicklung auf
dem Weg, den wir so erfolgreich beschritten
haben. Ich bin mir aber nicht sicher, dass es
so kommt. Zu wenige von den heute aktiven
Züchtern erinnern sich an die erbärmliche
Ausgangslage. Fachleute hielten damals das
gesamte Unterfangen für aussichtslos und
warnten uns davor, Geld, Energie und Zeit
in die Sanierung der verlorenen Landseer zu
stecken. Nun, wir haben diese Warnungen zum
Glück nicht beachtet. Aber heute halten fast
alle Züchter das Erreichte für gesichert und
für selbstverständlich, was es keineswegs ist.
Diese Sorglosigkeit gefährdet den heutigen, im
Vergleich wirklich guten Stand der Zucht. Die
Falle, die immer offen steht, heißt ‚persönlicher
Ehrgeiz’. Die Entwicklung läuft aus dem Ruder,
wenn der Erfolg in der Zucht nicht für das Wohl
der Rasse angestrebt wird, sondern zur Aufwertung der eigenen Person. Das ist einfach das
falsche Motiv und führt dann zwangsläufig zu
falschen Ergebnissen.
Ich würde mir daher wünschen, dass die Zucht
im DLC wieder als Gemeinschaftsleistung
begriffen wird, die sie ist und von Anfang
an war. Es gibt keinen züchterischen Erfolg
des Einzelnen, wenn nicht alle anderen dazu
beitragen und letzen Endes davon auch wieder profitieren. Nur als Gemeinschaftsleistung
kann die Landseerzucht gesichert werden.
Ich würde mir weiterhin wünschen, dass auch
in den anderen nationalen Landseerclubs der
züchterische Weg beschritten wird, den Professor Schleger uns gezeigt hat. Auf jeder
FCI-Ahnentafel sollte der AVK und der IK des
betreffenden Tieres vermerkt sein, berechnet
auf der Basis von fünf Ahnengenerationen. Das
wäre leicht zu machen und würde die Zucht
überall nur positiv beeinflussen. Auch die nervliche Belastbarkeit verbessert sich mit Hilfe
dieser Zuchtmethode zusehends. Es gibt keinen sachlichen Grund, der dagegen spräche. Es
gibt nur die Unwilligkeit von Funktionären, die
die Methode und ihre Wirkung nicht verstanden haben und lieber weitermachen wollen wie
bisher. Man könnte die Zuchtstrategie, die Professor Schleger uns gezeigt hat, um einen großen Schritt erweitern und voranbringen, wenn
nicht nur der DLC, sondern andere nationale
Vereine genauso mit der Berechnung von AVK
und IK sowie mit der Begrenzung der Würfe pro
Rüde pro Jahr arbeiten würden. Man könnte
die Landseer zur schönsten, vitalsten, gesündesten Rasse machen, die es gibt, wenn es zu
einer internationalen Bereitschaft zur Zusammenarbeit käme. Dies wäre mein Wunsch für
die Zukunft der Rasse.
Fotos: Krämer, Fischer, privat ■
Das Deutsche Hunde Magazin 12/2007
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