WM-Titel imponierend verteidigt

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WM-Titel imponierend verteidigt
Journal
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3/2007
WM-Titel imponierend
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Editorial
Liebe Freunde
des Fußballs,
selten gab es für den Deutschen Fußball-Bund in seiner
nunmehr 107-jährigen Geschichte binnen kurzer Zeit so
viele Ereignisse, über die wir uns freuen und die wir daher
entsprechend feiern konnten. Der Höhepunkt war sicher
der Gewinn der Frauen-Weltmeisterschaft in China.
Erstmals in der Geschichte dieses FIFA-Turniers gelang
unserer Nationalmannschaft das Kunststück, den Titel
erfolgreich verteidigen zu können. Zudem hat sie durch
ihre überzeugenden Leistungen und attraktiven Fußball
die Sympathien vieler Fans gewonnen.
Allein die TV-Einschaltquote bei der Live-Übertragung
des Finales gegen Brasilien in Shanghai – bei einem
Marktanteil von 50,5 Prozent schauten durchschnittlich
9,05 Millionen und in der Spitze 11,53 Millionen Zuschauer
an den Bildschirmen zu – ist dafür ein eindrucksvoller
Beweis. Der begeisternde Empfang auf dem Frankfurter
mit den Erfolgen unserer
Frauen identifizieren. Es
passt in dieses Bild, dass
Jürgen Klinsmann ebenso
wie Oliver Bierhoff nach dem Finale zu den ersten Gratulanten zählten, die mir telefonisch ihre Glückwünsche an
alle übermittelten.
Ebenfalls von ihrer besten Seite gezeigt hat sich trotz
erheblicher Personalprobleme unsere Männer-Nationalmannschaft nach der Sommerpause. Der Sieg im traditionsreichen Prestigeduell gegen England im neuen WembleyStadion war ein optimaler Saisonauftakt. Genauso
imponierend waren die Auftritte in Cardiff gegen Wales
und gegen Rumänien in Köln. Natürlich hoffen wir alle
nun darauf, dass der noch fehlende eine Punkt zur Qualifikation für die EM-Endrunde 2008 so schnell wie möglich
geholt wird.
Zum sportlichen Rückblick auf die vergangenen Monate
gehört selbstverständlich außerdem eine Würdigung der
Leistungen unserer U 19-Frauen und U 17-Junioren. Das
von Maren Meinert trainierte Team sicherte sich in Island
den Europameisterschafts-Titel und qualifizierte sich
damit für die WM in Chile. Gelungen war der Einstand von
DFB-Trainer Heiko Herrlich, der die U 17 bei der WM in
Südkorea auf den dritten Platz hinter Welt- und Afrikameister Nigeria sowie Europameister Spanien führte.
Solche und andere Ergebnisse der deutschen NachwuchsNationalmannschaften lassen nur einen Schluss zu: Die
Investitionen in eine gezielte Talentförderung machen sich
deutlich bemerkbar.
Freude pur: Dr. Theo Zwanziger feiert mit Linda Bresonik,
Sandra Smisek, Anja Mittag und Fatmire Bajramaj (von links)
den Gewinn des WM-Titels.
Römerberg wird ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis
bleiben. Bei allem Stolz auf diesen tollen Triumph muss
der Blick nun schnell nach vorne gehen, um den in jüngster
Vergangenheit ohnehin stark gestiegenen Stellenwert des
Frauenfußballs weiterhin zu steigern. Entscheidend wird
dabei nicht nur sein, dass unsere Nationalmannschaft ihre
vorzüglichen und souveränen Vorstellungen fortsetzt,
sondern auch der Bundesliga-Alltag stärker als bisher
durch interessante Spiele bei den Fans und Medienvertretern in den Blickpunkt des Interesses rückt.
Persönlich besonders gefreut hat mich die Begrüßung
unseres Teams durch Joachim Löw, Hans-Dieter Flick und
Matthias Sammer bei der Ankunft auf dem Frankfurter
Flughafen, denn damit haben sie dokumentiert, wie sie sich
In diesem Sinne schauen wir optimistisch in die Zukunft
und freuen uns bereits auf einen weiteren Höhepunkt:
Wenige Tage nach dem DFB-Bundestag in Mainz entscheidet das FIFA-Exekutivkomitee am 30. Oktober 2007 in
Zürich über den Ausrichter der Frauen-WM 2011. Ein weiterer Traum würde in Erfüllung gehen, wenn Deutschland
den Zuschlag erhält. Unser Versprechen gilt, dass wir
unter dem Motto „Wiedersehen bei Freunden” wie beim
Sommermärchen 2006 mit Gästen aus aller Welt wieder
Tage in friedlich-fröhlicher Atmosphäre feiern wollen.
Dr. Theo Zwanziger
Präsident des Deutschen Fußball-Bundes
DFB-Journal 3/2007
3
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Inhalt
Gelungener Einstand:
Christian Pander erzielt bei
seiner Länderspiel-Premiere
den 2:1-Siegtreffer in England.
So sehen Weltmeisterinnen
aus: Trainerin Silvia Neid
(Mitte) mit Nadine Angerer
(links) und Birgit Prinz unmittelbar nach der Rückkehr
in Frankfurt am Main.
Editorial
Dr. Theo Zwanziger
3
Frauen-Nationalmannschaft
Deutschland ist Weltmeisterin
6
Interview mit Simone Laudehr
„Das ist der helle Wahnsinn“
14
Großes Talent: Toni Kroos ließ
bei der U 17-Weltmeisterschaft in der Republik Korea
sein Können erkennen.
Bilderbogen
Impressionen aus Fernost
18
Frauen-WM 2011
Wiedersehen bei Freunden
24
Beeindruckende Auftaktserie
26
34
„Wir geben den Spielern ein tolles Umfeld“
40
Seine Story geht weiter
44
Noch Luft nach oben
48
DFB-Präsidium beschließt verstärkte Trainingskontrollen
52
„Fußball ist Zukunft“
54
Kleine Ursache – große Wirkung
58
Experten auf dem Vormarsch
62
Ein neuer Rekord
68
Doppelpass für die Zukunft
72
Die Würde des Menschen achten
74
Super-Erlebnis für einen besonderen Fan
76
Michael Gabriel: „Nicht wegschauen!“
78
Viele gute, neue Ideen
82
122
Fußball-Köpfe
Günter Linn – ein Leben mit Pfiff
Fair ist mehr
120
NOFV-Sportschulen
Beneidenswerte „Herbergsväter“
Wie ich es sehe
116
Aus den Verbänden
Hermann Korfmacher einstimmig wiedergewählt
Fan Club Nationalmannschaft
114
50 Jahre BDFL
Stolz auf Trainer-Pioniertat
Julius-Hirsch-Preis
112
Fußball für Ältere
Auch im Alter am Ball bleiben
DFB-Vereinswettbewerb
110
Schulfußball
Ein Ball kommt ins Rollen
Schiedsrichter
108
Paules Welt
Erfolg ist die beste Medizin
Bundesliga
106
fussball.de
Online-Ergebnisportal mit neuen Services
DFB-Pokal
102
Internet-Ecke
Bewegte Bilder bewegender Momente
DFB-Bundestag
98
Turnierbörse
Die Zukunft wird jetzt geplant
Namen und Nachrichten
96
Junioren-Bundesligen
Gelungener Start
U 21-Nationalmannschaft
94
DFB-Trainer Marco Pezzaiuoli
Teamplayer mit eigenen Ideen
Treffpunkt mit Christian Pander
88
U 19-Frauen
Belohnung für ein paar Prozent mehr Einsatz
Gespräch mit Oliver Bierhoff
84
U 17-Junioren
Teamgeist als große Stärke
Reportage
Erfolgsmixtur aus Löws Labor
U 19-Junioren
An Nuancen gescheitert
Nationalmannschaft
Vorschau und Impressum
126
130
DFB-Journal 3/2007
5
Frauen-Nationalmannschaft
Zum zweiten Mal nach 2003 gewann
die Frauen-Nationalmannschaft des
Deutschen Fußball-Bundes den WMTitel. Beim Turnier in China setzte sich
das Team von Trainerin Silvia Neid in
beeindruckender Manier durch. In sechs
Spielen blieb die DFB-Auswahl ohne
Gegentor und imponierte durch ihre
mannschaftliche Geschlossenheit. Der
2:0-Erfolg im Finale über Brasilien in
Shanghai war dabei die Krönung eines
rundherum gelungenen WM-Auftritts.
DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer begleitete die Frauen-Nationalmannschaft
in China.
DFB-Frauen gewinnen zum zweiten Mal
Deutschland
Birgit Prinz präsentiert den Weltpokal.
6 DFB-Journal 3/2007
inmalig!“ „Unglaublich!“ „Der helle
Wahnsinn!“ Die Spielerinnen der
deutschen Frauen-Nationalmannschaft suchten nach Worten, um
ihr Empfinden auszudrücken. Im
Freudentaumel nach dem Gewinn der
Weltmeisterschaft durch den 2:0-Sieg
im Finale von Shanghai über Brasilien
gingen ihnen jedoch emotionale Worte
erst langsam über die Lippen. Dabei
bedurfte es nicht unbedingt der Aussagen der Aktiven, um die Dimension
des Erreichten zu dokumentieren.
E
Über 30.000 begeisterte Zuschauer
im ausverkauften Hongkou-Stadion
sparten nicht mit Applaus, um dem
neuen Weltmeister zu huldigen. In
Deutschland fieberten durchschnittlich
über neun Millionen Fernseh-Zuschauer
mit, in der Spitze gar mehr als elf Millionen. Vor Ort drückten DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, die Vize-
den WM-Titel
ist Weltmeisterin
Silvia Neid und Ulrike Ballweg
haben nicht nur bei den
WM-Volunteers einen positiven
Eindruck hinterlassen.
Sandra Smisek versetzt die deutsche Bank in Feierlaune.
DFB-Journal 3/2007
7
Frauen-Nationalmannschaft
Der Weg zum WM-Titel 2007
Gruppe A
Deutschland – Argentinien
Japan – England
Argentinien – Japan
England – Deutschland
England – Argentinien
Deutschland – Japan
1. Deutschland
2. England
3. Japan
4. Argentinien
3
3
3
3
2
1
1
0
11:0 (5:0)
2:2 (0:0)
0:1 (0:0)
0:0 (0:0)
6:1 (2:0)
2:0 (1:0)
1
2
1
0
0
0
1
3
13:0
8:3
3:4
1:18
7
5
4
0
Viertelfinale
Deutschland – Nordkorea
USA – England
Norwegen – China
Brasilien – Australien
3:0 (1:0)
3:0 (0:0)
1:0 (1:0)
3:2 (2:1)
Halbfinale
Deutschland – Norwegen
USA – Brasilien
3:0 (1:0)
0:4 (0:2)
Spiel um Platz 3
Norwegen – USA
1:4 (0:1)
Finale
Deutschland – Brasilien
2:0 (0:0)
Melanie Behringer trug mit zwei Treffern gegen Argentinien zum guten Start bei.
Präsidenten Rolf Hocke und Karl-Josef
Tanas, Hannelore Ratzeburg, die Vorsitzende des DFB-Ausschusses für
Frauenfußball, sowie der ehemalige
DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder die Daumen. Auch Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble und der
Sportausschuss des Deutschen Bundestages waren in Shanghai live dabei.
Wie sehr alle bei der Sache waren,
verdeutlichte Dr. Theo Zwanziger.
„Wenn ich das Private einmal ausklammern darf: Das war der schönste Tag in
meinem Leben“, erklärte der sichtlich
ergriffene DFB-Präsident nach dem
Schlusspfiff. Ihre Freude und Hochachtung über den Erfolg der DFB-Frauen
übermittelte Bundeskanzlerin Dr. Angela
Merkel in einem persönlichen Telefonat
mit Silvia Neid. Glückwünsche gingen
zudem von Bundespräsident Prof. Dr.
Horst Köhler, Bundestrainer Joachim
Löw, DFB-Sportdirektor Matthias
Sammer und NationalmannschaftsManager Oliver Bierhoff ein.
Die Gratulationen erreichten Spielerinnen und Trainerinnen noch fern der
8 DFB-Journal 3/2007
Heimat in China. Was zu Hause abging,
davon konnten sie sich dann nach der
Rückkehr beim Empfang im Frankfurter
Römer ein Bild machen. Von der Stadt
Frankfurt eingeladen und vom hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch
und dem hessischen Innenminister
Volker Bouffier im Kaisersaal empfangen,
durften die WM-Heldinnen anschließend ein Bad in der Menge nehmen.
Schätzungsweise 15.000 Fans waren
auf den Römerberg gekommen und
jubelten ihnen zu, als sie auf dem Balkon
des Frankfurter Rathauses erschienen.
Mit Sprechchören und Gesängen feierten sie die DFB-Auswahl frenetisch und
schafften es damit, den Empfang nach
der WM 2003 zu steigern.
Ob Fan oder Funktionär, sie alle einte
die Anerkennung für eine tolle Mannschaftsleistung im gesamten Turnier.
Schon beim Eröffnungsspiel gegen
Argentinien stellten die DFB-Frauen
unter Beweis, dass sie ein starkes
Kollektiv sind. Ein einheitliches, hohes
Niveau in allen Mannschaftsteilen
wurde zum Charakteristikum des von
Trainerin Silvia Neid geformten Teams.
Bei der ersten Partie der WM setzten
sie dort an, wo sie in der Qualifikation
aufgehört hatten, in der die DFB-Auswahl acht Siege in acht Spielen verbuchte und zwölf Torschützinnen für
31 Treffer auflistete. Sandra Smisek
und Birgit Prinz mit je drei Treffern,
Renate Lingor und Melanie Behringer
mit je zwei Toren und Kerstin Garefrekes waren gegen Argentinien erfolgreich. Dass am Ende gegen die Südamerikanerinnen ein 11:0-Rekordsieg
gefeiert werden konnte, hätte vorher
niemand gedacht, doch es passte ideal
ins Konzept. „Wir wollten gut ins Turnier starten und uns Selbstvertrauen
für die kommenden Aufgaben holen –
das ist uns gelungen“, sagte Silvia Neid
anschließend.
Wohl wissend, dass im zweiten
Gruppenspiel ein ganz anderes Kaliber
auf die deutschen Frauen warten würde.
England war für die amtierenden Weltund Europameisterinnen ein Gegner,
der wohl bekannt ist. Bereits vor der
Partie warnte Silvia Neid: „Die Engländerinnen haben sich enorm entwickelt.
Sie haben unser System kopiert und
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Frauen-Nationalmannschaft
setzen es auch sehr gut um.“ Mit dieser
Einschätzung sollte sie recht behalten.
In einer taktisch auf höchstem Niveau
stehenden Begegnung ertrotzten die
Britinnen einen Punkt. Keineswegs ein
Rückschlag für die deutsche Mannschaft.
Vielmehr war es ein erster Beleg dafür,
dass die Mechanismen in der DFB-Auswahl funktionieren, dass die Aufgaben
Mannschaftsteile übergreifend umgesetzt werden, zum Beispiel was das Mittelfeld-Pressing angeht. Aber es unterstrich auch die vor der WM getroffene
Aussage, dass die Weltspitze im Frauenfußball weiter zusammengerückt ist.
Renate Lingor hebt gegen Norwegen ab.
Birgit Prinz bejubelt den wichtigen ersten Treffer im Halbfinale.
10 DFB-Journal 3/2007
Dessen ungeachtet hatte sich das
deutsche Team eine sehr gute Ausgangsposition für das Weiterkommen
geschaffen. Vor dem abschließenden
Gruppenspiel gegen Japan führte die
DFB-Auswahl die Gruppe 1 an und hatte
es dank des überragenden Torverhältnisses selbst in der Hand, die Viertelfinal-Teilnahme perfekt zu machen.
Deswegen wollten die Titelverteidigerinnen schnell für klare Verhältnisse
sorgen. Im Dragon Stadium von Hangzhou lief das Spiel auch nur in eine
Richtung. Allerdings dauerte es ein
Weilchen, bis das erste Tor fiel. Wieder
einmal war es Birgit Prinz, die die
deutsche Mannschaft auf die Siegerstraße brachte. Clever verwandelte sie
nach einer Ecke von Renate Lingor. Die
Vorbereiterin selbst war es dann, die
mit einem verwandelten Foulelfmeter
in der 87. Minute die endgültige Entscheidung herbeiführte. Damit war der
Einzug in die Runde der letzten Acht
perfekt und die Qualifikation für die
Olympischen Spiele 2008 in Peking
gesichert. „Ich bin zufrieden mit der
Leistung und froh, dass wir als
Gruppenerster weitergekommen sind.
Jetzt wartet ein schweres Spiel auf
uns. Das wussten wir ja schon seit der
Auslosung“, kommentierte Silvia Neid.
Denn als Viertelfinal-Gegner wurde
dem Sieger der Gruppe 1 der Zweite der
Gruppe 2 zugeordnet. Und in der Gruppe 2
standen mit den USA, Schweden, Nordkorea und Nigeria vier Mannschaften,
die alle zum Favoritenkreis zählten.
Letztlich setzten sich die USA vor Nordkorea durch. „Wir haben Respekt vor
den Nordkoreanerinnen, aber keine
Angst“, hieß der Tenor im deutschen
Lager nach Bekanntwerden des Gegners.
Entsprechend konzentriert ging die
DFB-Auswahl dann in die Partie in Wuhan.
Die Asiatinnen, die im vergangenen Jahr
mit dem Gewinn der U 20-Weltmeisterschaft aufhorchen ließen, entpuppten
sich auch als der erwartet schwere
Gegner. Dennoch hatte das deutsche
Team die richtigen Gegenmittel. „Wir
haben die Tore genau zum richtigen
Zeitpunkt geschossen. Das erste von
Kerstin Garefrekes kurz vor der Pause,
das zweite von Renate Lingor direkt nach
einer Großchance der Nordkoreanerinnen, als sie sehr stark aufspielten“,
sagte Silvia Neid. Annike Krahn beseitigte letzte Zweifel mit dem dritten Tor.
Anschließend gab es viel Lob für
eine starke Gesamtleistung. „Ich bin
sehr glücklich. In der ersten Hälfte
waren wir in der Abwehr sehr gut
organisiert, überhaupt haben wir eine
sehr geschlossene Mannschaftsleistung geboten. Ich muss mich bei meinen Spielerinnen bedanken, denn sie
waren mental sehr stark“, so die DFBTrainerin. Gleichzeitig schaute sie
optimistisch nach vorne: „Nordkorea
war für uns einer der Favoriten auf den
Titel, wenn wir also gegen so eine
Mannschaft gewinnen, dann stimmt
mich das schon optimistisch auf den
weiteren Turnierverlauf.“
Leichtsinnig ließ sie das aber keineswegs werden. Mit ungeminderter
Akribie und Konzentration bereitete sie
ihr Team auf das Halbfinale gegen
Norwegen vor. Ein Schlüsselelement
dieser Vorbereitung sind die Videoanalysen über den anstehenden Gegner,
die das Trainergespann, zu dem die
Assistenz-Trainerinnen Ulrike Ballweg
und Maren Meinert sowie TorwartTrainer Michael Fuchs gehören, zusammenschneiden. Bei diesen Besprechungen hängen die Spielerinnen an den
Lippen der Vortragenden. So auch vor
der Partie gegen die Skandinavierinnen.
Und wie sich auf dem Spielfeld zeigte,
hatten die Übungsleiter wieder die
richtigen Hinweise parat gehabt. Und
zwar solche, die konkret umgesetzt
werden können. „Es macht einfach
Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten“,
sagt Silvia Neid, „wir haben selbstkritische und intelligente Spielerinnen, die
lernwillig und aufnahmefähig sind.“
So waren sie auf den Punkt hin topfit.
Dabei zahlte sich sicherlich die intensive
Vorbereitung aus. Seit dem 25. Juni 2007
war das Team in wöchentlichen Lehrgängen zusammen, stand bis zu fünf
An Ariane Hingst gab es in China kaum ein Vorbeikommen.
Martina Müller fliegt im Viertelfinale gegen Nordkorea heran.
DFB-Journal 3/2007
11
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Gegen Norwegen zahlt es sich aus. Ein
Eigentor von Trine Rönning (42.) und
die Treffer von Kerstin Stegemann (72.)
und Martina Müller (75.) ebneten den
Weg ins Finale. „Ich bin sehr stolz auf
meine Mannschaft. Unsere Abwehr war
wieder einmal der Schlüssel zum Erfolg.
Wir haben Norwegen kaum Torchancen
erlaubt. Wir haben einmal mehr bewiesen, dass wir eine tolle Mannschaft
sind. Wir sind ins Finale eingezogen,
ohne ein einziges Gegentor kassiert zu
haben. Das ist absolut klasse“, freute
sich Silvia Neid, deren Vertrag vorzeitig
bis 2011 verlängert wird. „Die Trainerin
hat mein vollstes Vertrauen“, erklärte
Dr. Theo Zwanziger, „ich wünsche mir,
dass sie das Gesicht der WM 2011 wird.“
Und es sollte noch besser kommen.
Nach der Gala Brasiliens beim 4:0 im
zweiten Halbfinale gegen die USA sahen
viele Experten den Weltpokal bereits in
Händen der Südamerikanerinnen. Ein
voreiliges Urteil. Denn erneut schlug
das bestens organisierte Kollektiv die
individuelle Klasse. Dabei boten beide
Teams ein Spiel, das einem WM-Finale
absolut würdig war. Denn auf der einen
Seite wirbelten Marta, Cristiane und
Daniela, während auf der anderen Seite
eine Nadine Angerer das Spiel ihres
Lebens machte, eine Birgit Prinz sich
einmal mehr als Leader zeigte und
ansonsten ein Rädchen in das andere
griff. So löste die DFB-Auswahl manche
kritische Situation, wobei Annike Krahn
und Ariane Hingst im Abwehr-Zentrum
vorzügliche Arbeit leisteten.
auszuzeichnen. Kurz bevor sie den
Rekord von Walter Zenga brach, der
517 Minuten bei der Weltmeisterschaft
1990 ohne Gegentor blieb, parierte sie
gar einen Foulelfmeter von Marta.
Wenig später fischte sie einen Freistoß
von Daniela aus dem Winkel, so dass
sie am Ende während der kompletten
540 WM-Minuten keinen Treffer hinnehmen musste. Und während sich die
brasilianischen Angreiferinnen an der
deutschen Abwehr die Zähne ausbissen, machte Simone Laudehr mit dem
2:0 kurz vor Schluss alles klar.
Aber die deutschen Frauen ergriffen
auch selbst die Initiative, ließen sich
nicht in die Passivität drängen, wussten
stets Akzente zu setzen. So gelang dem
amtierenden Weltmeister nach schöner
Vorarbeit von Sandra Smisek durch
Birgit Prinz kurz nach der Pause der
Führungstreffer. Was wütende Angriffe
der Brasilianerinnen nach sich zog und
Nadine Angerer die Gelegenheit gab,
sich als beste Torhüterin des Turniers
Danach gab es kein Halten mehr.
Als erste Mannschaft überhaupt schaffte
die DFB-Auswahl das Kunststück, zwei
Mal in Folge die WM zu gewinnen. Ein
Erfolg, der den Spielerinnen eine Prämie
von 55.000 Euro und dem deutschen
Frauenfußball hohes Ansehen einbrachte – und der die Hoffnung schürt,
dass die ohnehin positive Entwicklung
des Sports hierzulande weiter vorangetrieben werden kann.
Nadine Angerer war bei der WM nicht zu bezwingen.
DFB-Journal 3/2007
13
Interview
Simone Laudehr ist bei der Weltmeisterschaft 2007 in China auf Anhieb in den
Blickpunkt gerückt. Die 21 Jahre alte
Mittelfeldspielerin absolvierte in der
Vorbereitung ihren ersten Einsatz in der
Nationalmannschaft und ergatterte sich
sofort einen Stammplatz. An der Seite
von Renate Lingor erwies sie sich
gleichsam als Antreiberin und „Abfangjägerin“. Wie sie den Titelgewinn erlebt
hat, schildert sie im Interview mit DFBMitarbeiter Niels Barnhofer.
Simone Laudehr lässt
ihrer Freude freien Lauf.
Die 21 Jahre alte Duisburgerin
spielt dynamisch auf.
Simone Laudehr feiert als Neuling bei
„Das ist der
Simone Laudehr, Gratulation zum
Gewinn der Weltmeisterschaft. Wie
haben Sie das Finale erlebt?
Das ist der helle Wahnsinn, dass wir
den Titel geholt haben. Ich habe ein paar
Tage gebraucht, bis ich es fassen konnte.
Im Finale war Brasilien der erwartet
starke Gegner. Aber wir haben es erneut
geschafft, in der Defensive sehr kompakt zu stehen. Gleichzeitig ist es uns
gelungen, jeweils zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. Dass wir uns auf eine
starke Abwehr verlassen konnten und oft
im entscheidenden Moment unsere Tore
erzielt haben, hat uns mit zunehmender
Dauer des Turniers ausgezeichnet.
14 DFB-Journal 3/2007
Simone Laudehr ist
bei der WM obenauf.
der Frauen-Nationalmannschaft gleich den WM-Titel
helle Wahnsinn“
Hand aufs Herz: Hätten Sie mit
einem solchen Abschneiden vor der
WM gerechnet?
Natürlich hatten wir gehofft, den Titel
holen zu können und uns dies zum Ziel
gesteckt. Allerdings hatten wir uns auf
dem Weg dorthin kleine Etappenziele
gesetzt, weil wir wussten, dass es ein
schwerer Weg werden würde. Die Zuversicht, es dennoch zu schaffen, ist dann
von Runde zu Runde gewachsen. Wir
haben als Mannschaft unheimlich gut
funktioniert, uns immer mehr gefunden.
Was war der Schlüssel zum
Erfolg?
Ja, unser Teamgeist war der Schlüssel zum Erfolg. Es war eine für die
andere da. Auch das menschliche
Miteinander hat gestimmt. Außerdem
hatten wir eine sehr gute Vorbereitung,
seit Ende Juni haben wir uns vor allem
eine sehr gute Fitness angeeignet.
Spieltaktisch sind wir ebenfalls sehr gut
eingestellt worden. Die Trainer haben
vor jedem Spiel eine DVD gezeigt, in der
sie den Gegner exakt analysiert haben.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer
Rolle im Verlauf des Turniers?
Ich bin total happy und habe nie
damit gerechnet, bei der WM in der
Startformation der DFB-Auswahl zu
stehen. Ich habe erst im Juli mein
erstes Länderspiel gemacht, da konnte
es keiner erwarten, dass ich gleich so
viel Einsatzzeit erhalten würde. Aber
meine Nebenleute haben mir meine
Aufgabe auch leicht gemacht. Es ist
eine Ehre neben einer solchen Weltklassespielerin wie Renate Lingor zu
spielen.
Mit Ihnen, Melanie Behringer,
Annike Krahn und Fatmire Bajramaj
haben sehr junge Spielerinnen im
Verlauf der WM auf sich aufmerksam
gemacht. Was bedeutet das für die
Zukunft des deutschen Frauenfußballs?
Es stimmt, dass wir gut gespielt
haben. Von einem Generationswechsel
kann jetzt jedoch nicht die Rede sein. In
der Nationalmannschaft haben die
Älteren das Sagen. Kann sein, dass sich
DFB-Journal 3/2007
15
Interview
deswegen etwas heraus. Besser konnte
ich gar nicht aufgenommen werden.
Werden Sie bei der WM 2011 die Führungsspielerin sein, die für die Integration der jungen Spielerinnen sorgt?
Nur weil ich jetzt eine ordentliche WM
gespielt habe, habe ich keine Garantie,
dass ich in vier Jahren wieder
dabei bin. Dafür muss ich etwas
tun. Die Konkurrenz wird groß
sein. Wenn die WM 2011 nach
Deutschland vergeben werden
sollte, wird es zudem so sein,
dass sich da auch die älteren Spielerinnen darüber
Gedanken
machen, ob
sie bis dahin nicht weiterspielen sollen.
Denn eine WM im eigenen Land ist
eben das Größte überhaupt.
Wenn die WM 2011 in Deutschland
ausgerichtet werden sollte, holt die
DFB-Auswahl dann das Triple?
Das wäre natürlich ein Traum. Aber
wer weiß das jetzt schon. Der Frauenfußball entwickelt sich sehr gut. Da sind
vier Jahre eine lange Zeit. Und wer weiß,
wer dann zu den führenden Nationen
zählt. Wir werden allerdings auf Grund
unserer vielen Erfolge seit vielen
Jahren mit Sicherheit wieder zu den
Favoriten zählen.
Glauben Sie, dass die WM 2011 in
Deutschland stattfindet?
Die Mittelfeldspielerin kann technisch
einiges bieten.
das irgendwann einmal ändern wird.
Wir haben in Deutschland eine sehr
gute Nachwuchsförderung. Da ist
Potenzial vorhanden. Welches, sieht
man ja an den vielen Erfolgen unserer
Juniorinnen-Teams. Trotzdem ist es ein
großer Sprung in die Frauen-Nationalmannschaft zu Weltklassespielerinnen
wie Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes
oder Kerstin Stegemann.
Wie sind Sie denn in diesem illustren Kreis aufgenommen worden? Wie
ist Ihr Verhältnis zu diesen Stars?
Das sind alles sehr gute Fußballerinnen, doch keine von ihnen nimmt sich
16 DFB-Journal 3/2007
Simone Laudehr scheut keinen Zweikampf.
Da bin ich die falsche Ansprechpartnerin. Aber DFB-Präsident Dr. Theo
Zwanziger verbreitet Zuversicht, deswegen bin ich auch ganz optimistisch.
Es wäre überragend, wenn es klappen
würde.
Wie schnell hat Sie nach der WM
der Alltag wieder eingeholt?
Wir hatten ja eine Woche nach dem
WM-Finale schon wieder das erste
Bundesliga-Spiel. Insofern war der
Übergang fließend. Allerdings verging
die Zeit nach der Rückkehr wie im Flug.
Wir hatten sehr viele Termine, das
öffentliche Interesse ist beachtlich. Das
fing mit dem Empfang in Frankfurt am
Römer an und ging in Duisburg weiter.
Es herrscht schon ein ganz schöner
Trubel.
Glauben Sie, dass der Bundesliga
nun mehr Aufmerksamkeit geschenkt
werden wird – bei den Fans und in den
Medien?
Die Nationalmannschaft ist mit diesem Erfolg wieder einmal in Vorleistung getreten. Ich hoffe, dass wir die
Begeisterung in die Bundesliga mitnehmen können, künftig mehr Zuschauer
kommen und die Berichterstattung
umfangreicher wird. Gleichzeitig sind
die Vereine gefordert, die Bundesliga
attraktiver zu gestalten. Ich bin jedoch
recht zuversichtlich, dass es auch in diesem Bereich Schritt für Schritt vorangehen wird. Das Potenzial ist auf jeden
Fall noch lange nicht ausgereizt.
Bilderbogen Frauen-WM
„Projekt Titelverteidigung“
Ohne Niederlage und ohne ein einziges
Gegentor hat die deutsche FrauenNationalmannschaft bei der WM in China
ihren Titel von 2003 verteidigt.
Stillleben: Fatmire Bajramaj und Anja
Mittag bejubeln den Finaleinzug.
Goldregen: Das „Projekt Titelverteidigung“ ist erfolgreich abgeschlossen.
Geschafft: Birgit Prinz nach der Siegerehrung.
Hebefigur: Annike Krahn und
Sandra Smisek.
18 DFB-Journal 3/2007
Luftig: Simone Laudehr bejubelt ihren
Endspiel-Treffer zum 2:0.
Besonderer Augenblick: Martina Müller
nach ihrem Treffer gegen Norwegen.
erfolgreich
Schlüsselszene: Nadine Angerer pariert im Finale den Elfmeter von Marta.
Lust und Frust: Die deutschen Frauen nach dem Finaleinzug gegen Norwegen.
Verdientes Lob: Die DFB-Frauen bedanken sich beim Publikum für eine tolle WM.
Torgarant: Birgit Prinz ist die erfolgreichste WM-Torschützin aller Zeiten.
Ratlos: Argentiniens Torfrau Vanina
Correa beim 0:11 gegen Deutschland.
Wasserspiele: Martina Müller, Ariane Hingst
und Renate Lingor mit deutschen Fans.
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19
Bilderbogen Frauen-WM
Rückendeckung: Ariane Hingst, Birgit Prinz und Kerstin Stegemann genießen den
Empfang der Fans.
Große Ehre: Als Erste trug sich
Trainerin Silvia Neid in das Goldene
Buch der Stadt Frankfurt ein.
Weltmeisterlicher Empfang
Rund 26 Stunden nach dem Titelgewinn in China landete die deutsche Frauen-Nationalmannschaft wieder in der Heimat und
wurde am Frankfurter Römer von rund 15.000 Fans begeistert empfangen.
Stimmgewaltig: Ausgelassen feiert die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf dem Römer-Balkon.
Fanarbeit: Renate Lingor und die
deutsche Nationalmannschaft wurden
im Römer auch von den kleinsten
Anhängern freudig erwartet.
20 DFB-Journal 3/2007
Da ist das Ding: 15.000 Fans auf dem Römerberg bejubeln die Weltmeisterinnen
und ihren Pokal.
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Bilderbogen Frauen-WM
Farbenfroh: Auch die Eröffnungsfeier der WM stand ganz im Zeichen des runden Leders.
Themen-Frisur: nur Fußball im und am Kopf.
Impressionen aus Fernost
Liebevoll: Rasenpflege made in China.
Stimmgewaltig: Die chinesische
Sängerin Wei-Wei präsentierte bei der
Eröffnungsfeier den WM-Song.
22 DFB-Journal 3/2007
Nachwuchshoffnungen: Die WM in China hatte auch viele junge Anhänger.
Körpereinsatz: Trotz der Unterstützung ihrer Fans erreichten die chinesischen Frauen „nur“ das Viertelfinale der WM.
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in China war ein großer Erfolg. Die Stadien
waren gut besucht, die Stimmung prächtig und auch eine Vielzahl der Spiele zeigte,
dass das Niveau des Frauenfußballs steigt.
Sport und Kultur: Die beste Torhüterin
der WM, Nadine Angerer, und ein
chinesischer Löwe aus Gold.
Kussecht: Die Engländerin Kelly Smith
bei ihrer eigenen Art von Torjubel.
Traurig im Erfolg: Die Brasilianerin Marta kann sich nach dem Finale nicht so recht
darüber freuen, dass sie als beste Spielerin der WM geehrt wurde.
Siegertanz: Silvia Neid und Dr. Theo
Zwanziger legten bei den Feierlichkeiten
nach dem Finale mitsamt WM-Pokal eine
flotte Sohle aufs Parkett.
DFB-Journal 3/2007
23
Frauen-WM 2011
Die große Begeisterung und tolle Stimmung der WM 2006 sollen aufs Neue geweckt werden
Wiedersehen bei Freunden
Der Countdown läuft: Am 30. Oktober 2007 soll für den Deutschen Fußball-Bund eine neue Zeitrechnung beginnen. An diesem Tag
nämlich wird FIFA-Präsident Joseph S. Blatter in Zürich nach der Abstimmung im FIFA-Exekutivkomitee den Ausrichter für die
Frauen-Weltmeisterschaft 2011 bekannt geben. Mit – so hofft man hierzulande – exakt den gleichen Worten, die dem DFB am
6. Juli 2000 die WM 2006 beschert hatten. „And the winner is ... Deutschland“, lautete damals der legendäre Satz von Blatter.
DFB-Mitarbeiter Jens Grittner skizziert den aktuellen Stand der „Mission 2011“.
„Wir sind unseren Freunden des
Französischen Fußball-Verbandes sehr
dankbar für deren Zusage, die deutsche Bewerbung um die Frauen-WM
2011 unterstützen zu wollen. Nun hoffen wir bei der Entscheidung über die
WM-Vergabe auf die geschlossene
Unterstützung durch die UEFA, auf die
innerhalb des FIFA-Exekutivkomitees acht
von 24 Stimmen entfallen“, sagt folglich DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger.
Mit dem Französischen Fußball-Verband
wird derzeit an einer weitreichenden
Kooperationsvereinbarung gearbeitet.
Dazu soll dem DFB-Bundestag am
25./26. Oktober 2007 in Mainz ein umfangreicher Maßnahmenkatalog zur
Beschlussfassung vorgelegt werden.
Im Klaren sind sich die von Generalsekretär Horst R. Schmidt angeführten
24 DFB-Journal 3/2007
entwickelt worden war. „Ein solches
erstellen wir nun genauso für 2011 auf der
Grundlage eines FIFA-Pflichtenhefts,
das kaum unter den Anforderungen für
2006 liegt. Der große Unterschied ist
nur, dass uns vergleichsweise viel weniger
Zeit zur Verfügung stand als seinerzeit“,
so der DFB-Generalsekretär weiter. Der
Endspurt im Bewerbungs-Fahrplan hat
längst begonnen, denn am 15. Oktober
2007 erwartet die FIFA die umfangreichen Unterlagen für die WM-Kandidatur.
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handelnden Personen in der DFB-Zentralverwaltung jedoch darüber, dass die
Vorbereitungen auf sportpolitischem
Parkett allein nicht ausreichen. „In einer
Bewerbung müssen wir vor allem mit
schlagkräftigen Argumenten aufwarten,
um zu überzeugen. Die Voraussetzungen
für den Zuschlag müssen hart erarbeitet
werden“, betont Schmidt, unter dessen
Federführung bereits bei der Bewerbung
für die FIFA WM 2006 ein exakt 1.212 Seiten umfassendes Bewerbungs-Dossier
The German
ustralien, Kanada, Peru oder
Deutschland – in einem dieser
Länder wird die Frauen-WM 2011
stattfinden. Ursprünglich bemühten sich allein drei Kandidaten aus
Europa um das Fußball-Großereignis in
vier Jahren. Die Schweiz erklärte frühzeitig ihren Verzicht, und im August
gaben dann auch die Franzosen ihren
Rückzug bekannt. Der DFB konnte
damals nach der Nachricht aus Paris
per Pressemitteilung folgende Meldung
verkünden: „DFB einziger europäischer
Kandidat für Frauen-WM 2011“. Hinter
dieser nüchternen Information steckt
allerdings möglicherweise ein ganz
entscheidender Schritt in Richtung
Zuschlag. Denn immer wieder hatten
die DFB-Verantwortlichen zuvor betont,
dass die deutschen Chancen dann optimal sind, wenn die Auseinandersetzung
mit einem europäischen Mitbewerber
vermieden werden kann. Diese Ausgangsposition ist nun gegeben.
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Die komplette
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2011 umfassen
rund 1.000
Seiten.
Darin detailliert beschrieben und
aufgelistet sind natürlich die zwölf
Bewerber-Städte und -Stadien – von
A wie Augsburg bis W wie Wolfsburg.
„Wie viele und welche Städte bei einem
positiven FIFA-Votum für Deutschland
als Austragungsort ausgewählt werden, wäre dann mit dem Weltverband
noch abzustimmen. Seitens des DFB
könnten wir uns für das Stadion in
Frankfurt am Main eine zentrale Rolle
vorstellen. Ebenso könnte in Frankfurt
mit dem Sitz des DFB das organisatorische Herz der WM 2011 schlagen. Alle
weiteren Stadien sollten mit Blick auf
eine regional möglichst ausgewogene
Verteilung benannt werden. Denn wie
schon 2006 würden wir die WM-Spiele
2011 über das ganze Land verteilen
wollen,“ betont Schmidt. DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger ergänzt: „Ausgehend von 16 Mannschaften fordert die
FIFA nur vier bis sechs Stadien. Wir
bewerben uns mit zwölf Arenen, um so
auch frühzeitig zu signalisieren, dass
wir bereit wären für eine mögliche
Erweiterung des Teilnehmerfeldes auf
24 Teams."
Darüber hinaus hinterlegt der DFB
mit dem Bewerbungs-Dossier bereits
detaillierte Konzepte zu Sicherheit,
Akkreditierung, Ticketing, Finanzen,
Versicherungen, Medieneinrichtungen, Unterbringung, Transport
und Verkehr sowie Informationstechnologie. Zu den inklusive aller
Anlagen und Pläne voraussichtlich
rund 1.000 Seiten zählenden Unterlagen gehören auch zwölf sogenannte
Regierungsgarantien der zuständigen
Ministerien und Institutionen. Diese
beinhalten neben einer allgemeinen
Willkommenserklärung der Bundesregierung unter anderem Zusagen
für Visa-Angelegenheiten, Arbeitsgenehmigungen, Zölle und Steuern
sowie den Bank- und Devisenverkehr.
„Wir werden der FIFA eine lückenlose Bewerbung übergeben, an der
wir nicht nur mit großem Engagement, sondern auch mit viel Enthusiasmus arbeiten. Denn über die
Pflichtteile hinaus lassen wir in unser
Dossier außerdem auch Kür-Elemente
einfließen. So gehört Deutschland zu
den Ländern, in denen der Frauenfußball einen enormen Stellenwert
und ein riesiges Potenzial hat – darauf weisen wir natürlich ausdrücklich
hin. Wir sind daher sehr optimistisch,
als Gastgeber der Frauen-WM 2011
gekürt zu werden und die große
Begeisterung und tolle Stimmung von
2006 wieder aufs Neue wecken zu
können“, erklärt Dr. Theo Zwanziger.
Aus guten Gründen also wird im
Bewerbungslogo die Idee von der
„Arena Deutschland“ aufgegriffen.
In ganz Deutschland soll bei der
Frauen-WM 2011 erneut eine super
Stadion-Atmosphäre herrschen. Kein
Wunder also, dass im Slogan die
Emotionalität des vergangenen WMMottos aufgegriffen wurde. „Wiedersehen bei Freunden – Welcome back“,
so lautet in deutscher und englischer
Version der Claim. In Anlehnung an
den aus 2006 bekannten Slogan „Die
Welt zu Gast bei Freunden – Time to
make friends“. Nach der WM ist vor
der WM!
11 Reasons
11 Reasons for Germany
1
The land of women’s football
A unique success story: World Cup winners twice, European Champions six times
Although support for women’s football was included
in the articles of the German Football Association only
in 1970, women's football in Germany is a unique success story.
Only one nation had ever won two FIFA World Cups in
succession: no other than the great Brazilian team achie-
ved this feat in 1958 and 1962. While the German women
will politely reject any comparison to such heroics, the
fact is that their two successive wins in 2003 and 2007
have put them at the top of the women’s game worldwide. On both occasions, more than twelve million viewers
in Germany watched the final match live on TV in
Germany, defying the considerable variance between the
local kick-off times and peoples’ usual viewing habits.
The newly-crowned world champions also won the
Euro-pean Championship in 2005, this after winning the
much-coveted trophy already in 2001, 1997, 1995, 1991
and 1989.
The clubs of the women’s football division are a byword for the quality of German women’s football, first
and foremost 1. FFC Frankfurt and 1. FFC Turbine
Potsdam.
Germany is the land of women's football!
11 good reasons for 2011
The German Football Association (DFB) is presenting its bid to host the FIFA Women's World Cup 2011
in the firm belief that there are many reasons why
Germany can stage another football festival after
what has become known – at least in Germany – as
the “2006 Summer Fairy Tale“.
Women's football speaks for itself. Our bid pays
homage to the performance of the women's
national teams over the years who were always in
the running to win World Cup and European
Championship titles.
This is recognition which comes from abroad as well.
Our sporting reputation is also reflected in the fact that
many internationals are drawn to the Women's
Bundesliga clubs and top German players set new
trends in leagues abroad. And the German internationals in particular have an exemplary function as
girls' football is the DFB's segment with the highest
growth.
The scene is already set. In summer 2006, the world
celebrated a lavish football party in Germany.
And the DFB again would love to be a good host and
give the world a warm welcome.
Can it be done again? Germany and the Germans
very much think so. With its state-of-the-art infrastructure, its vast media environment and its central location in the heart of Europe, this country is tailor-made
for staging this women's football showpiece event.
The German Women of the
DFB – an international
success story
The German National Team
FIFA World Cup Champions 2003, 2007
Runners-up at FIFA World Cup 1995
6 x UEFA European Champions
(1989, 1991, 1995, 1997, 2001, 2005)
2 x Bronze Medalists at the Olympic
Games (2000, 2004)
The German U 18 Women
FIFA World Champions (2004)
5 x UEFA European Champions
(2000, 2001, 2002, 2006, 2007)
Elf Gründe für Deutschland beinhaltet das Bewerbungs-Dossier für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011.
DFB-Journal 3/2007
25
Nationalmannschaft
Lukas Podolski krönte seine gute Leistung
gegen Rumänien mit einem fulminanten
Distanzschuss zum 3:1-Endstand.
Nur noch ein Punkt fehlt zum Erreichen der EM-Endrunde 2008
Beeindruckende Auftaktserie
2:1-Erfolg im neuen Wembley-Stadion gegen England, 2:0-Sieg in der EM-Qualifikation
in Wales und als Zugabe ein 3:1 im Länderspiel gegen Rumänien in Köln: Die deutsche
Nationalmannschaft hat einen glänzenden Start in die EM-Saison hingelegt. Gerade
mit dem 2:0 gegen Wales im Millennium-Stadion von Cardiff hat das Team von
Bundestrainer Joachim Löw seine ohnehin herausragende Ausgangsposition in der
EM-Qualifikationsgruppe D deutlich verbessert und kann bereits in diesem Monat die
Fahrkarte zur EURO 2008 in Österreich und der Schweiz lösen. Michael Horeni,
Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und seit einigen Jahren ständiger
Begleiter der DFB-Auswahl, beschreibt die aktuelle Erfolgsstory.
26 DFB-Journal 3/2007
s ist lange her, dass ein Testspiel
der deutschen Nationalmannschaft das Publikum zu Jubelstürmen hingerissen hat. Beim 3:1-Sieg
gegen Rumänien war es in der 82.
Minute so weit: Der ehemalige Kölner
Lukas Podolski legte alle Entschlossenheit und vielleicht auch alle Enttäuschung der vergangenen Monate in
seinen Schuss aus rund 20 Metern –
und als der Ball schließlich mit aller
Macht sein Ziel unter der Latte gefunden hatte, war das Publikum völlig aus
E
Zur Freude über die ständigen
Fortschritte seiner Mannschaft, ja
seines gesamten, weit über 20 Spieler
großen Kaders gesellte sich beim
Bundestrainer unverkennbarer Stolz.
„Bei uns gibt es eine unglaubliche
Energie im Team. Ich freue mich sehr
über die Siege gegen Wales und
Rumänien“, sagte Joachim Löw nach
dem glänzend abgeschlossenen
Doppelspieltag. Aber die Warnung vor
zu viel Begeisterung nach dem fünften
Sieg der DFB-Auswahl nacheinander
lieferte er gleich mit. „Wir sind noch
nicht auf der Überholspur“, warnte der
Bundestrainer vor zu großer Selbstzufriedenheit nach einem perfekten
Saisonstart.
Die Partie in Cardiff geriet zeitweise
zu einer Demonstration neuen deutschen Fußball-Selbstbewusstseins, so
ungefährdet entledigte sich die
Mannschaft der vermeintlich schwierigen und undankbaren Aufgabe auf der
Insel. Nach sechs Minuten schon
schloss Kapitän Miroslav Klose einen
mit aller Leichtigkeit über Thomas
Hitzlsperger und Kevin Kuranyi vorgetragenen Angriff mit einer Lässigkeit
wie im Training ab. Mit dem Führungstreffer, und vor allem der schwerelosen Art seiner Entstehung, war der
Weg zum siebten Sieg im achten EMQualifikationsspiel so früh wie selten
vorgezeichnet. Es folgte nach einer
Stunde Kloses zweites Tor zu einem
hochverdienten 2:0-Erfolg, der auch
leicht höher hätte ausfallen können,
vielleicht sogar müssen.
dem Häuschen angesichts des Volltreffers ihres großen Lokalmatadors
und Lieblings von gestern. Das Tor
bedeutete aber nicht nur einen schönen
persönlichen Erfolg für den lange verletzten Stürmer des FC Bayern München – der Erfolg gegen die starken
Rumänen krönte vor allem eine ganz
erstaunliche Auftaktserie der DFB-Auswahl in der EM-Saison. Das 3:1 gegen
ein zuvor in 14 Länderspielen unbesiegtes rumänisches Team bedeutete für die
Mannschaft von Bundestrainer Joachim
Löw schon den dritten Sieg im dritten
Spiel unter erschwerten Bedingungen.
Den Anfang hatten die Deutschen mit
einem historischen 2:1-Sieg gegen England in Wembley gemacht, womit den
Engländern ausgerechnet in diesem
Prestigeduell die erste Niederlage im
neuen, traditionsreichsten Fußballstadion der Welt zugefügt wurde. Es folgte
ein müheloser 2:0-Sieg in Wales in der
EM-Qualifikation – und als ob es mit den
guten Nachrichten nicht schon genug
gewesen wäre, folgte vier Tage später
zusammen mit dem 3:1 gegen Rumänien
auch noch die erfreuliche Botschaft,
dass dem WM-Dritten in der EM-Qualifikationsgruppe D wegen der Ergebnisse der Konkurrenz bei den verbleibenden Spielen in Irland und zu Hause
gegen Tschechien, Zypern und Wales
ein einziger Punkt zur Qualifikation für
die Endrunde 2008 in der Schweiz und
Österreich genügt. Die gute Nachricht
von den äußerst günstigen Perspektiven in der EM-Qualifikation traf just in
dem Moment ein, als die Fans in Köln
die deutschen Nationalspieler nach dem
Schlusspfiff hochleben ließen.
Der Fußball-Lehrer in Löw blühte
auf, nachdem seine immer wieder zu
personellen Veränderungen gezwungene Mannschaft in Cardiff rein gar
nichts von ihren taktischen und spielerischen Vorgaben abbringen konnte.
Der kein bisschen zu Selbstlob neigende Bundestrainer ertappte sich jedoch
dabei, eine Begegnung gegen einen
deutlich unterlegenen Gegner „vielleicht zu positiv“ zu bewerten. „Wir
sind wie Gewinner aufgetreten“, sagte
Joachim Löw über die große Stärke
seines auf vielen Positionen und zum
Teil erst sehr kurzfristig veränderten
Teams.
Im Mittelfeld hatten die Deutschen
auf fast das gesamte Stammpersonal
verzichten müssen. Kapitän Michael
Ballack fehlte gegen Wales ebenso
DFB-Journal 3/2007
27
Nationalmannschaft
auf den Außenpositionen mit Roberto
Hilbert und Marcell Jansen ebenfalls
ungewohnt besetzt war.
Chancenlos war der walisische Torhüter Wayne Hennessey bei diesem KopfballTreffer von Miroslav Klose.
wegen einer Verletzung wie der
Bremer Torsten Frings, dazu musste
der Leverkusener Bernd Schneider
wegen einer Gelb-Sperre zuschauen.
Zudem verletzte sich zwei Tage vor der
Partie auch noch Philipp Lahm, auf den
Löw im Mittelfeld so große Hoffnungen
gesetzt hatte. Nicht zuletzt, weil der
gelernte Außenverteidiger seine Sache
schon beim 2:1 in Wembley auf der
ungewohnten defensiven Mittelfeldposition glänzend gemacht hatte.
sam verkörperten sie damit auch das
Potenzial, das in der deutschen Nationalmannschaft auch über die Europameisterschafts-Endrunde 2008 hinaus
steckt. „Sie haben ihre Sache hervorragend gemacht“, lobte Löw die Achse
mit Zukunft im Mittelfeld, das in Cardiff
„Für die kurze Zeit der Vorbereitung
hat es perfekt funktioniert. Ich kann
mich blind auf Thomas verlassen. Er ist
immer anspielbar“, sagte Schweinsteiger über seinen Partner. So ehrgeizig
sie in die Zukunft schauen, Ansprüche
für die Gegenwart aber stellten die
Gewinner Schweinsteiger und Hitzlsperger nicht. Beide versicherten, dass
sie ihre neuen Rollen sofort wieder
aufgeben und andere Aufgaben wahrnehmen, wenn die verletzten Stammkräfte zurückkehren. „Ich weiß, dass die
Position irgendwann mal frei sein wird
für mich, wir haben jedoch mit Michael
Ballack und Torsten Frings derzeit zwei
exzellente Spieler dafür. Es ist gar kein
Problem, im Mittelfeld wieder nach außen
zu gehen“, äußerte Schweinsteiger.
Nachdem der Bundestrainer gesehen hatte, was seine vielen unerfahrenen Spieler auf zum Teil auch noch
ungewohnten Positionen an Lerner-
Doch die zahlreichen Beschwernisse
und Rückschläge änderten rein gar
nichts an der offensiven, auf Dominanz
ausgelegten Spielphilosophie der
deutschen Mannschaft. Im Mittelfeld
übergab der Bundestrainer die Leitung
an Bastian Schweinsteiger, der seine
Chance eindrucksvoll nutzte. Schweinsteiger kam auf über 110 Ballkontakte,
ein famoser Wert. „Bastian hatte einen
großen Aktionsradius. Er war laufstark,
er war präsent, er war willensstark, das
Spiel an sich zu reißen und die anderen
Spieler einzusetzen“, sagte der Bundestrainer über den technisch starken
und nach längerer Verletzungspause
mental offenkundig gereiften Münchner, der mit seinen 23 Jahren und
bereits 45 Länderspielen einen gewissen Führungsanspruch nicht verhehlt.
Doch nicht nur Schweinsteiger
machte Löw an diesem für den deutschen Fußball so angenehmen Spätsommerabend große Freude. Neben
Schweinsteiger zeigte außerdem
Thomas Hitzlsperger in der defensiven
Mittelfeldrolle seine Qualitäten – gemein-
28 DFB-Journal 3/2007
Miroslav Klose avancierte zum Matchwinner in Cardiff.
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Nationalmannschaft
folgen aus dem Training schnurstracks
unter den Bedingungen einer EMQualifikations-Begegnung boten,
mochte er seinen Stolz auf dieses
ebenso lernwillige wie erfolgshungrige
Team gar nicht verbergen. „Wir haben
heute einen großen Schritt gemacht.
Ich bin absolut zufrieden mit dem
Ergebnis. Wir haben stark begonnen
und klasse Fußball gespielt“, sagte Löw.
Die DFB-Auswahl ließ jedenfalls in
Cardiff dank ihrer taktischen und
spielerischen Cleverness die Waliser
nicht ansatzweise dazu kommen, ihre
Stärken im Zweikampf auszuspielen.
„Wir wissen, was wir können“, sagte
der Bundestrainer zur Langzeitwirkung
eines Sieges, der die Mannschaft
tabellarisch schon mal zur Nummer 1 in
Europa gemacht hat. Außer Kroatien,
das allerdings eine Begegnung mehr
ausgetragen hat, hat kein anderes
Team in der EM-Qualifikation mehr
Punkte auf dem Konto und erfolgreicher
die bisherigen Aufgaben absolviert.
Außerdem könnten sie sich immer
sicher sein, zu wissen, was auf dem
Platz auf sie zukommt, sagte Löw. Die
Analysen von Spielbeobachter Urs
Siegenthaler sind jedenfalls von enormem Wert für die DFB-Auswahl und
ihren Trainerstab, die gemeinsam aus
den Informationen und Lösungsansätzen des Schweizers nun schon seit
Thomas Hitzlsperger zeigte im defensiven Mittelfeld – hier gegen den Waliser Carl
Robinson – eine starke Leistung.
Bastian Schweinsteiger
übernahm in Wales
erstmals die Chefrolle im
deutschen Mittelfeld.
Qualifikationsgruppe D
02.09.2006
06.09.2006
11.10.2006
15.11.2006
24.03.2007
02.06.2007
06.06.2007
08.09.2007
Deutschland – Republik Irland 1:0 (0:0)
San Marino – Deutschland 0:13 (0:6)
Slowakei – Deutschland
1:4 (0:3)
Zypern – Deutschland
1:1 (1:1)
Tschech. Rep. – Deutschland 1:2 (0:1)
Deutschland – San Marino
6:0 (1:0)
Deutschland – Slowakei
2:1 (2:1)
Wales – Deutschland
0:2 (0:1)
1. Deutschland
8
2. Tschechische Republik 9
3. Republik Irland
9
4. Slowakei
9
5. Wales
8
6. Zypern
8
7. San Marino
9
13.10.2007
17.10.2007
17.11.2007
21.11.2007
7
6
4
3
3
3
0
1
2
2
1
1
1
0
0
1
3
5
4
4
9
31: 4
19: 4
14:11
20:20
13:13
13:16
1:43
22
20
14
10
10
10
0
Republik Irland – Deutschland in Dublin
Deutschland – Tschech. Republik in München
Deutschland – Zypern in Hannover
Deutschland – Wales in Frankfurt am Main
Die jeweiligen Sieger und Tabellenzweiten der sieben Qualifikationsgruppen nehmen neben den Gastgebern Schweiz
und Österreich an der EURO 2008 teil. Bei Punktgleichheit
nach Abschluss der Gruppenspiele entscheidet zunächst der
direkte Vergleich über die Platzierung in der Tabelle.
30 DFB-Journal 3/2007
Monaten das Beste machen. Darüber
hinaus stellte der Bundestrainer immer
wieder hochzufrieden fest, „wie die
Automatismen in der Mannschaft funktionieren“, selbst dann, wenn nur wenig
Zeit im Training bleibt. Sein Fazit: „Daran
sieht man, wie konzentriert sie arbeiten.“
Es zeigte sich sowohl gegen Wales
als auch in Köln gegen Rumänien, dass
die Nationalmannschaft außerdem
derzeit die glückliche Fähigkeit besitzt,
genau jenen Spielern ganz persönliche
Erfolgserlebnisse zu verschaffen, die
sie gerade besonders gut gebrauchen
können. In Wales war Miroslav Klose
nach genau einem Jahr wieder als
Torjäger erfolgreich. Zuletzt hatte er im
Nationaltrikot beim 13:0 im September
2006 in San Marino getroffen. Mit
seinen Länderspiel-Treffern Nummer
34 und 35 schob sich der 29 Jahre alte
Kapitänsvertreter von Michael Ballack
sogar an Fritz Walter (33 Tore) und Ulf
Kirsten (34) vorbei auf Platz acht der
deutschen Rangliste, den er sich nun
mit Ballack teilt. Statistisch gesehen
hat Klose damit nach dieser Partie in
jedem zweiten seiner 70 Länderspiele
getroffen und damit eine exzellente
Quote vorzuweisen.
Klose untermauerte mit seinen beiden Toren seinen geglückten Neuanfang in dieser Saison nach den
Querelen in der vergangenen Rückrunde, die seinen Wechsel von
Bremen nach München begleitet hatten. In der Bundesliga hatte er bis
Ende September acht Treffer für die
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Nationalmannschaft
Mit einem prächtigen
Fernschuss gelang Debütant
Christian Pander der
2:1-Siegtreffer im neuen
Wembley-Stadion.
Bayern erzielt. „Ich habe einen Schlussstrich gezogen. Es war besser für mich,
das alles abzuhaken und mich auf das
Wesentliche zu konzentrieren. Das ist
mir, glaube ich, gelungen. Wie man sieht,
fühle ich mich sehr wohl in München
und bei der Nationalmannschaft“,
meinte Klose nach dem Abpfiff in
Cardiff. Und zur aktuellen Situation des
Teams machte der Kapitän deutlich:
„Wir sind souverän Tabellenführer, so
müssen wir weiterspielen. Wir bringen
immer wieder Talente in die Mannschaft rein, die sich gut etablieren. Wir
sind auf einem sehr guten Weg.“
In Köln spielten sich dann zwei der
WM-Lieblinge in den Vordergrund, die
seit dem „Sommermärchen“ nicht
mehr so ohne Weiteres die große
Erfolgsstory fortsetzen konnten: Lukas
Podolski und David Odonkor. „Für
Lukas war es eine Erlösung“, sagte Löw
über den erst 22 Jahre alten Stürmer,
der nach seinem Wechsel zum FC Bayern
seine schwierigste Saison erlebte hatte
und sich in dieser Spielzeit nach einer
langwierigen Verletzung erst langsam
wieder in Richtung Stammpersonal
herankämpfen musste. „Er hat lange
gebraucht, um wieder Fuß zu fassen.
Aber wir haben immer an ihm festgehalten“, freute sich der Bundestrainer
über die Leistung des Torjägers, den er
trotz dessen Rückschläge ohne zu
zögern nominiert hatte.
Ebenfalls schwere Zeiten nach der
WM und seinem Wechsel nach Sevilla
hatte Odonkor erlebt. Zu den beiden
Länderspielen gegen Wales und Rumä-
32 DFB-Journal 3/2007
nien wurde er deshalb auch erst wegen
weiterer Absagen kurzfristig nachnominiert. Ursprünglich sollte er nur die
Fitnesstests vor dem Doppelspieltag
absolvieren. „David Odonkor tut das
Tor enorm gut, er war lange verletzt
und hat sich hart rankämpfen müssen“,
sagte Löw über den schnellsten Spieler
in seinem Team, der den Führungstreffer in der zweiten Halbzeit erzielt hatte,
nachdem Bernd Schneider kurz vor der
Pause mit einem Kopfballtreffer nach
schöner Vorarbeit von Schweinsteiger
den Ausgleich markierte und damit das
1:0 der Rumänen nach nur drei Minuten
durch Goian wettmachte.
Löw hatte auch in dieser Partie die
DFB-Auswahl erheblich umgestellt. Er
beorderte Manuel Friedrich und Roberto
Hilbert in die Vierer-Abwehrkette,
stellte Piotr Trochowski zu Schneider
sowie Hitzlsperger und Schweinsteiger
ins Mittelfeld und er vertraute zur
Freude des Publikums auf den „Urkölner“ Sturm mit Podolski und Patrick
Helmes. Nach Startschwierigkeiten in
der ersten Halbzeit steigerte sich das
Team, aber große Sorgen hatte sich Löw
gar nicht gemacht. „An eine Niederlage
habe ich eigentlich nie gedacht. Ich
hatte frühzeitig den Eindruck, dass die
Rumänen das Tempo nicht durchhalten
und wir die Mannschaft niederkämpfen
können. Am Ende war es imponierend,
wie wir das gemacht haben“, urteilte
der Bundestrainer selbstbewusst.
Doch auf solche Umstellungsaktionen im großen Rahmen wie gegen
Rumänien ist Joachim Löw mittlerweile
gewöhnt und vorbereitet. Schon beim
2:1-Sieg in England trat er mit einem
Team an, das in der Öffentlichkeit als
„Not-Elf“ oder „B-Mannschaft“
bezeichnet wurde – das allerdings trotz
der vielen Ausfälle das volle Vertrauen
des Bundestrainers genoss. „Es gab
wegen der vielen Verletzten einige
Überlegungen. Am Ende haben wir uns
entschlossen, aufgrund der Ausfälle
von Klose, Podolski und Gomez nur mit
einer Spitze zu spielen, was wir eigentlich nicht so gerne machen“, begründete Löw eine eher unerwartete Veränderung im Angriff. Die spektakulärste
Maßnahme war jedoch sicherlich, dass
Philipp Lahm im zentralen defensiven
Mittelfeld in London auflief. Schon
während der WM 2006 hatte der heutige
Bundestrainer in der damaligen Rolle
des Klinsmann-Assistenten erkannt,
dass Lahm problemlos variabel einzusetzen ist und unter anderem die
Position des „Sechsers“ übernehmen
kann. Nun wurde diese Überlegung zur
Überraschung vieler Realität und Lahm
bewies erneut seine Klasse. „Ich wollte
mit ihm nach den Ausfällen von Ballack
und Frings einen intelligenten Spieler
ins Mittelfeld stellen, der hinter Schneider und Trochowski den zweiten Ball
abfängt und dann wieder klug nach
vorne spielen kann“, freute sich Löw
nach dem gelungenen Experiment und
ergänzte auch im Blick auf die Umstellung im Sturm: „Ich bin froh, dass wir in
der Lage sind, mal ein anderes System
zu spielen, wenn es nötig ist.“
In der großartigen WembleyAtmosphäre gelang dem Team eben-
falls nach einer ersten Viertelstunde, in
der es manchen deutschen Fans schon
angst und bange wurde, sich in die
prestigeträchtige Partie hineinzuspielen – und dies trotz eines frühen
Rückstands. Mit einer kaum erwarteten
Ballsicherheit und klugem Kombinationsspiel setzten die Deutschen den
Engländern immer mehr zu. Die Tore
durch Kevin Kuranyis schnelle Reaktion
nach einem Torwartfehler und durch
einen prachtvollen Fernschuss des
Schalker Debütanten Christian Pander
noch vor der Pause waren verdienter
Lohn einer erstaunlichen Leistungssteigerung. In der zweiten Halbzeit
dominierte die DFB-Auswahl zunächst
weiterhin, ehe sie durch einige Unkonzentriertheiten die Engländer zurück
ins Spiel brachte und damit zumindest
zwischenzeitlich den Sieg gefährdete,
der in Wembley natürlich viel mehr
bedeutet als nur ein gewonnenes Spiel.
Das sah auch die Bundeskanzlerin
so. Sie kam nach dem prestigeträchtigen
Erfolg in die Kabine, um den Spielern
persönlich zu gratulieren. „Das war ein
schöner Tag“, resümierte Dr. Angela
Merkel nach dem fünften deutschen
Sieg in Folge in Wembley: „Ich bin
natürlich froh über das Ergebnis, aber
jetzt warten auf die Mannschaft große
Herausforderungen. Deshalb muss man
mit beiden Beinen auf der Erde bleiben.“ Mit anderen Worten das Gleiche
sagte der Bundestrainer: „Ich bin sehr
glücklich und stolz auf diese Mannschaft.
Es gibt nicht so viele Orte wie das
Fortsetzung einer bewährten Partnerschaft: DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und
adidas-Vorstandsvorsitzender Herbert Hainer gaben die Verlängerung der Zusammenarbeit bis 2018 bekannt.
Wembley-Stadion, wo man sich so sehr
über einen Sieg freut. Ich kann das
Spiel und den Erfolg jedoch richtig
einordnen. Ein Sieg in Wales würde mir
mehr bedeuten.“
Darauf musste er nicht lange warten –
und ebenso nicht auf die Zugabe gegen
Rumänien. In dieser Saison, so scheint
es, glückt der deutschen Nationalmannschaft einfach alles. Joachim Löw
blickt unterdessen in seiner Arbeit
bereits weit über die Europameisterschafts-Endrunde 2008 hinaus: „Uns
muss es dauerhaft gelingen, pro Saison
fünf, sechs Spieler an das Team heranzuführen. Das muss unser Ziel sein.“ So
wichtig der augenblickliche Erfolge für
einen Trainer ist, Löw denkt stets auch
langfristig und perspektivisch.
Kevin Kuranyi, Torschütze zum 1:1, war von den englischen Gegenspielern nicht zu halten.
DFB und adidas setzen
Partnerschaft bis 2018 fort
Der Deutsche Fußball-Bund und adidas haben in
Herzogenaurach die langfristige Verlängerung
ihrer über 50 Jahre währenden erfolgreichen
Partnerschaft bis 2018 bekannt gegeben. Die
Vertragsverlängerung ist Resultat eines
Vergleichs, den das angerufene Schiedsgericht
nach einer ausführlichen und intensiven
Verhandlung beiden Parteien angeraten hatte.
Im Rahmen dieses Vertrages bleibt adidas bis
Ende 2018 offizieller Ausrüster des DFB und wird
auch weiterhin die komplette Spiel-, Trainingsund Freizeitbekleidung aller DFB-Auswahlmannschaften stellen.
Zentraler Bestandteil der neuen Vereinbarung ist
darüber hinaus, die weitere Entwicklung des
Fußballs in Deutschland auf allen Ebenen
nachhaltig zu unterstützen. Dazu zählen eine
intensive Zusammenarbeit mit den FußballLandesverbänden, die Förderung des
Nachwuchses, die Kooperation bei zahlreichen
sozialen Projekten und das Engagement beim
Bau von Mini-Spielfeldern.
„Die Zusammenarbeit zwischen adidas und dem
Deutschen Fußball-Bund ist zweifelsohne etwas
ganz Besonderes. Es gibt in der Welt wohl nur
wenige andere Beispiele dafür, wie intensiv und
erprobt ein Unternehmen und ein Verband über
so eine lange Zeit zusammenarbeiten. Ich freue
mich, dass mit dem neuen Vertrag eine der
längsten und erfolgreichsten Partnerschaften im
Sport ihre Fortsetzung findet“, sagte Herbert
Hainer, Vorstandsvorsitzender der adidas AG.
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger äußerte:
„Der DFB freut sich auf die Fortsetzung der
Zusammenarbeit mit adidas. Im Rahmen dieser
bewährten Partnerschaft sollen künftig neben
unseren Nationalmannschaften, die mit ihren
sportlichen Leistungen immer im Blickpunkt der
Öffentlichkeit stehen werden, auch neue soziale
Projekte und gesellschaftliche Initiativen
unterstützt werden.“
DFB-Journal 3/2007
33
Reportage
Die sportliche Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf ein Länderspiel
Erfolgsmixtur aus Löws Labor
Die erstaunliche Erfolgsstrecke der deutschen Nationalmannschaft seit der WM 2006
hat viele gute Gründe. Zu den wichtigsten zählt die sportliche Vorbereitung des
Teams unter Bundestrainer Joachim Löw. Sie basiert auf einer sorgfältigen Auswertung der jüngsten Vergangenheit, einer exakten Analyse des Gegners durch Urs
Siegenthaler und dem von Assistenztrainer Hansi Flick koordinierten Zusammenspiel
aller Spezialisten im Betreuerteam, wie DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien in den
Tagen vor dem mit 3:1 gewonnenen Länderspiel gegen Rumänien beobachten konnte.
er Raum „Augustin“ befindet sich
ganz am Ende des verwinkelten
Gangs auf der ersten Etage des
Hotels „InterContinental“ in Köln,
dem Quartier der deutschen Nationalmannschaft vor dem Länderspiel gegen Rumänien. Kein Außenstehender
gelangt hierhin in das Zentrum des
D
34 DFB-Journal 3/2007
sorgfältig bewachten Funktionsbereichs der DFB-Auswahl. 11:45 Uhr ist
es am Tag vor dem Anpfiff der Partie in
der WM-Arena der rheinischen Metropole, als sich das Team mit seinem
Trainerstab zu der vor jedem Länderspiel wohl wichtigsten Zusammenkunft
trifft.
Videositzung im Besprechungsraum –
so lautet der Tagesordnungspunkt. Im
„Augustin“ erreicht die Vorbereitung
vor dem Aufeinandertreffen gegen
Rumänien ihren Höhepunkt in der
letzten von drei Sitzungen, kumulieren
die Beobachtungen, Erkenntnisse und
Maßnahmen der vergangenen Tage
und Wochen in der konkreten Einstimmung der Nationalmannschaft auf das
Spiel.
Klare Anweisungen: Bundestrainer
Joachim Löw mit David Odonkor, Patrick
Helmes, Simon Rolfes, Lukas Podolski,
Gonzalo Castro und Bernd Schneider
(von links) auf dem Trainingsplatz.
Wertvolle Erkenntnisse:
Hans-Dieter Flick, Joachim Löw und
Urs Siegenthaler (von links) beim Studium
einer Spielszene vor der riesigen Video-Wall.
Bundestrainer Joachim Löw nennt
die Mannschaftsaufstellung, die sich
für sein Team nach den vorausgegangenen Trainingseindrücken und Einzelgesprächen mit den Spielern ohnehin
schon abgezeichnet hatte. Nun aber
werden die wichtigsten Aufgaben für
den bevorstehenden Härtetest gegen
eines der besten und konstantesten
Nationalteams Europas kurz und präzise
verteilt. Urs Siegenthaler, der Chefscout, trägt seine Analyse über die
rumänische Mannschaft vor, unterlegt
seine Eindrücke in geraffter Form mit
prägnanten Videosequenzen über die
bedeutsamsten Stärken und Schwächen
und präsentiert greifbare Lösungsansätze. Joachim Löw und sein Assistent
Hans-Dieter Flick erläutern an der
Magnettafel die taktischen und spielerischen Konsequenzen, die daraus zu
ziehen sind.
In der Kürze liegt gerade hier die
Würze. Da zu viele Reize zur Abstumpfung führen, werden die Spieler bei
dieser Sitzung nicht mit Daten und
Informationen überschüttet. Knapp
fünf Minuten lang ist das Kurzvideo
über die Rumänen, in dessen Mittelpunkt deren offensiver Schlüsselspieler
Adrian Mutu steht. Nicht einmal zehn
Minuten beträgt die Zeitspanne, in der
Urs Siegenthaler seine wichtigsten
Eindrücke vorträgt.
Ein Thema sind dabei die Aktionen,
mit denen die Rumänen den Gegner
mit ihrer Cleverness und Raffinesse zu
zermürben und dessen Rhythmus mit
allen erlaubten Mitteln zu brechen
versuchen. Der Bundestrainer erläutert, wie darauf zu reagieren sei, dass
die Mannschaft sich nicht auf Diskussionen einzulassen habe und freut sich
später nach dem Spiel: „Wir haben
gezeigt, dass wir darauf vorbereitet
waren, und haben die Provokationen
ins Leere laufen lassen.“
Hansi Flick betont bei der mit vielen
konkreten Verhaltensmaßnahmen
angereicherten Mannschaftssitzung
„dass wir nicht nur reagieren, sondern
den Gegner im Gegenteil mit enger
Organisation zu Fehlern zwingen und
ihm unser Spiel aufdrängen wollen, um
nach Ballgewinn möglichst schnell
unser Vertikalspiel nach vorne zu
bringen“. 12:18 Uhr ist es, als die
Sitzung endet. Wie zuvor schon bei den
anderen Treffen ist es Joachim Löw
und seinem Trainerstab bei diesem 33minütigen Meeting gelungen, das Team
auf das avisierte Ziel einzustellen und
einzuschwören.
Wichtiger Bestandteil der
Langzeitplanung: die Fitnesstests,
hier mit Per Mertesacker.
DFB-Journal 3/2007
35
Reportage
Experten für Körper und Seele: Diplom-Psychologe Dr. Hans-Dieter Hermann (links) und Internist Prof. Dr. Tim Meyer.
Was an jenem Mittag im Raum „Augustin“ in aller Kürze und Deutlichkeit
der Mannschaft vor- und aufgetragen
wird, sind die Essenz und das Konzentrat einer mehr als zwei Wochen andauernden durchdachten und durchplanten Detailarbeit zur Vorbereitung auf
dieses Länderspiel. Die Begegnung mit
Rumänien ist bekanntlich der zweite
Teil eines Doppelspieltags nach dem
EM-Qualifikationsspiel in Wales vier
Tage zuvor als Auftakt. „Wie immer
haben wir uns darauf mit einer
Nachbetrachtung des vorausgegangenen Spiels, in diesem Fall das Match in
London gegen England, vorbereitet
und danach beim direkten Zusammensein mit der Mannschaft die wichtigsten Erkenntnisse mitgeteilt“, sagt Löw
und betont: „Als Hansi Flick, Andy
Köpke und ich uns erstmals konkret mit
Rumänien befasst haben, war die Analyse unseres eigenen Spiels in England
ebenso eine wichtige Arbeitsgrundlage
wie die Eindrücke von Urs Siegenthaler,
der die Rumänen zu diesem Zeitpunkt
schon zwei Mal live gesehen hatte.“
„Nichts bleibt dem Zufall überlassen.
Dementsprechend groß ist der Betreu-
36 DFB-Journal 3/2007
erstab. Der ganze Tag ist durchgeplant.“
So beschreibt Torwart-Trainer Andreas
Köpke am Beispiel des Duells gegen
Rumänien die Zeit zwischen der Ankunft
am Sonntagmittag im Mannschaftshotel mit einer anschließenden Regenerationseinheit im Fitnessbereich und der
Abreise am Donnerstagmorgen.
Mit der sportlichen Vorbereitung auf
dieses Länderspiel direkt befasst sind
neben Oliver Bierhoff, dem Manager
der Nationalmannschaft, und den drei
Trainern Löw, Flick und Köpke sowie
dem Analysten Siegenthaler die drei
Mannschaftsärzte Prof. Dr. Tim Meyer
als Internist, Dr. Hans-Wilhelm MüllerWohlfahrt und Dr. Josef Schmitt als
Orthopäden, der Sportpsychologe
Dr. Hans-Dieter Hermann, die FitnessTrainer Oliver Schmidtlein und Shad
Forsythe sowie die Physiotherapeuten
Adolf Katzenmeier, Klaus Eder, Christian Müller und Wolfgang Bunz.
Die Einsatzzeiten dieser Spezialisten
und Experten werden akribisch geplant
und koordiniert. Eine Aufgabe, die
Hans-Dieter Flick übertragen ist. „Die
unverrückbaren Eckpunkte im Tages-
ablauf sind natürlich die abwechselnd
von Hansi Flick und mir geleiteten
Trainingseinheiten, die Mannschaftssitzung und die Pressekonferenzen.
Daneben aber gilt es, weitere Zeitfenster zu finden. Zum Beispiel für ein
jeweils einstündiges Meeting des
Trainerstabs mit Urs Siegenthaler und
mit Hans-Dieter Hermann oder eine
halbe Stunde für die Auswertung der
Leistungstests, die vier Tage vor dem
Wales-Spiel auf dem Terminplan standen. Am Ende eines jeden Tages findet
dazu eine kurze Besprechung mit den
Medizinern statt über Spieler, die
verletzt oder angeschlagen sind oder
am nächsten Tag geschont werden
müssen“, sagt Löw mit einem großen
Kompliment an Flick: „Der Hansi regelt
das alles perfekt.“
Dreh- und Angelpunkt der Länderspiel-Vorbereitung ist der Besprechungsraum der Mannschaft als unverzichtbares Kommunikationszentrum
des gesamten Unternehmens. Dort
ist oft auch der Diplom-Psychologe
Dr. Hans-Dieter Hermann anzutreffen.
„Ich bin in die gesamte Vorbereitung
mit einbezogen, nehme an den meis-
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Reportage
ten Sitzungen teil und bin natürlich
auch beim Training anwesend. Oft kann
man gerade hierbei auch in psychischer Hinsicht erkennen, in welcher
Verfassung einzelne Spieler sind.
Daraus ergibt sich die Grundlage für
die weitere Zusammenarbeit“, sagt
der Mental-Coach aus Heidelberg und
ergänzt: „In der Regel treffe ich mich
mit Spielern individuell. Gruppenmaßnahmen sind die Ausnahme. Ich
verstehe mich mit meinem Job als
einer, der im Zweifelsfall für andere
Termine zurücktritt, da Training und
wichtige sportliche Dinge klar im
Vordergrund stehen. Für mich ist es
äußerst angenehm, in diesem Team zu
arbeiten, und ich genieße die Wertschätzung, die mir von Spielern und
Trainern zuteil wird.“
Im Fokus der Torhüter-Vorbereitung:
Timo Hildebrand, die Nummer 1 gegen
Rumänien, mit Torwart-Trainer
Andreas Köpke.
Ebenfalls im Raum „Augustin“ trifft
sich Andreas Köpke am Tag vor dem
Spiel mit Timo Hildebrand. Für das
Sorgfältige Auswertung aller Unterlagen: Joachim Löw und Assistenztrainer
Hans-Dieter Flick.
Spiel gegen Rumänien ist er der Torwart Nummer 1. Die gemeinsame Auswertung der eigens erstellten TorhüterDVD ist jetzt angesagt. „Darauf ist
unter anderem zu erkennen, wie die
Rumänen ihre Eckbälle, Freistöße und
Elfmeter ausführen. Nachdem feststand, dass Jens Lehmann nicht spielen wird und Robert Enke durch eine
leichte Ellenbogenverletzung gehandicapt ist, verschiebt sich der Schwerpunkt bei der Torhüter-Vorbereitung
diesmal eindeutig auf Timo Hildebrand.
Mit ihm wird deshalb gezielt trainiert,
er kann sich mit der Abwehr ein-
38 DFB-Journal 3/2007
spielen und wird mit einem speziellen
Schuss- und Beweglichkeitstraining
körperlich zusätzlich gefordert.
Wichtig ist, dass er 100-prozentig
eingestimmt und eingestellt ist für
den Mittwoch. Er soll und muss sich
wohlfühlen in seiner Rolle“, sagt
Köpke.
Gleichzeitig betont der frühere
Nationaltorhüter und Europameister
von 1996: „Im Rahmen der von Jogi
Löw und vorher von Jürgen Klinsmann
entwickelten Spielphilosophie haben
wir auch ein modifiziertes und neu
interpretiertes Torwartspiel entwickelt.
Eine offensive Spielweise mit schnellen
Abschlägen, raschem Umschalten mit
der Absicht, fußballspezifisch besser zu
sein und die eigenen Spieler unverzüglich an den Ball zu bringen:“
Der Besprechungsraum mit seinem
hochmodernen technischen Equipment,
vor allem für die Auswertung und
Präsentation der Siegenthaler-Studien,
Natürlich ist das bei der Nationalmannschaft eine ganz andere Ebene. Mit
einer perfekten Organisation, mit
absolut kompetenten Medizinern und
Fitnesscoaches und mit Urs Siegenthaler, der ein überragender Analyst
ist. Geprägt ist dies alles von einem
tiefen Vertrauen von Jogi Löw zu
seinen Mitarbeitern“, sagt Hansi Flick
und ergänzt: „Jogi verlässt sich total
auf sein Team. Das macht uns alle
stark.“
Kein Zweifel, Joachim Löw ist die
Führungs- und Zentralfigur im ebenso
detaillierten wie konkreten Vorbereitungspuzzle der Nationalmannschaft
vor einem Länderspiel. Ohne künstliche
Pointen und gewaltsame Schaueffekte
lebt er seinem Stab und seinen
Spielern Verantwortungsgefühl und
Berufsauffassung vor, demonstriert mit
Fleiß und großem Engagement, mit
Kompetenz und Kreativität ein ausgesprochen seriöses Verhältnis zu seinem
Job als Bundestrainer.
Unverzichtbare Präsenz in der
Öffentlichkeit: Joachim Löw auf dem
Weg zur Pressekonferenz.
Gelungene Analyse der rumänischen
Mannschaft: DFB-Chefscout
Urs Siegenthaler und Christofer
Clemens von MasterCoach.
ist als Herzstück der Vorbereitung
freilich nur der eine Part des zweiteiligen Stellwerks, in dem die Weichen für
das bevorstehende Länderspiel justiert
werden. Nicht minder bedeutsam ist
der Trainerraum, der diesmal in Köln
auf der Spieleretage im siebten Stock
eingerichtet ist.
„Hierhin zieht sich der Trainerstab
ab und zu zurück, um in aller Ruhe
über Strategien und Innovationen oder
die Mannschaftsaufstellung nachzudenken, zu überlegen, wie wir den
morgigen Tag gestalten oder jene
Einzelgespräche angehen, die nicht
den technisch-taktischen Bereich
betreffen. Dies ist ein BrainstormingRoom, in dem wir uns beraten und,
wenn es sein muss, auch kontrovers
diskutieren, eine kreative Rückzugsmöglichkeit, bei der wir absolut nicht
gestört und abgelenkt werden wollen“,
erklärt Löw.
Der Trainerraum als kleine Denkfabrik und Ideenschmiede, in der
erdacht wird, was im Besprechungsraum als Konstruktionsbüro danach
weiterentwickelt sowie später auf dem
Trainingsplatz und selbstverständlich
auch auf dem Spielfeld als Produktionsstätte umgesetzt werden soll. Insgesamt ein mobiles Laboratorium, in dem
– ergänzt durch die mit dem Trainerstab und Oliver Bierhoff mindestens
einmal wöchentlich durchgeführten
Telefonkonferenzen in der Zeit zwischen den Länderspielen – die Erfolgsmixtur der Ära Löw zusammengestellt
wird.
„Ich habe immer schon konzeptionell gearbeitet und weiß als früherer
Cheftrainer aus eigener Erfahrung, was
ein Co-Trainer zur Unterstützung seines
Chefs machen kann und machen muss.
Als leidenschaftlicher Verfechter
eines attraktiven Vorwärtsspiels befindet sich der 47 Jahre alte Südbadener
auch während der sportlichen Vorbereitung bei aller Konzentration auf
das Wesentliche in einer Offensive der
Natürlichkeit und Freundlichkeit, weiß
dabei genau zu unterscheiden, was
tatsächlicher Substanz in seinem Team
zu verdanken ist und bisweilen natürlich dem Glück. Auf diese Weise gelingt
es ihm, eine besondere Bereitschaft
unter seinen Spielern zu erzeugen, die
selbst in bislang so oft veränderter
Formation gewillt und immer häufiger
in der Lage sind, alle taktischen und
spielerischen Vorgaben umzusetzen.
Die „Operation Rumänien“ der DFBAuswahl beweist eindrucksvoll: Selbst
in der Vorbereitung auf ein Freundschaftsspiel verhindert das „System
Löw“ einen Spannungsabfall, der
normalerweise keiner Mannschaft
erspart bleibt, die zwischen zwei hohen
Anforderungen in der EM-Qualifikation
die Gelegenheit für eine Atempause vor
sich wähnt. Für viele Beobachter ist
Joachim Löw daher derjenige, an dem
sich die inzwischen erreichte Sonderstellung der deutschen Nationalmannschaft auf dem Weg zur EM 2008
personell fixieren lässt. Der Raum „Augustin“ in Köln ist hierbei eine bemerkenswerte Zwischenstation gewesen.
DFB-Journal 3/2007
39
Reportage/Interview
Detailliert, prägnant und konkret. So beschreibt Oliver Bierhoff die wesentlichen
Inhalte der sportlichen Vorbereitung auf ein Länderspiel. Wie die DFB-Auswahl dabei
außerdem die Verpflichtungen gegenüber den diversen Partnern erfüllt und wie die
sportliche Leitung auch für den Fall eines gravierenden Rückschlags gewappnet ist,
beschreibt der Manager der deutschen Nationalmannschaft im Interview mit Wolfgang Tobien – und kündigt ein Handbuch speziell für jeden Spieler zur EM 2008 an.
70 Länderspiele haben Sie als
Spieler für die deutsche Nationalmannschaft bestritten, sind seit
2004 nunmehr deren Manager. Wie
hat sich die Vorbereitung auf ein
Länderspiel heutzutage verändert?
Oliver Bierhoff über die veränderte
„Wir geben
Mit Freude bei der Sache: Vielschichtig
ist das Aufgabengebiet von Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff.
Eine wesentliche Veränderung ist,
dass ich den Jour fixe eingeführt habe
als wichtigen Bestandteil der organisatorischen Vorbereitung. Dabei wird in
einem intensiven Gedankenaustausch
daran gearbeitet, die Abläufe in Bereichen wie Marketing, Medien und
Gesamtorganisation vor einem Länderspiel zu optimieren und neue Ideen
zu entwickeln, wovon natürlich auch
die sportliche Vorbereitung nicht
unberührt bleibt. Dort ist neu, dass
Hansi Flick als Co-Trainer den gesamten Scouting-Bereich verantwortet in
enger Zusammenarbeit mit Urs Siegenthaler. Durch die spezielle VideoBeobachtung und -Schulung ergibt sich
eine viel intensivere Aufbereitung. Es
wird nicht mehr nur, wie zu meiner Zeit
als Stürmer, die 30-Minuten-Videokassette abgespielt, vielmehr werden
Das erfolgreiche und attraktive
„System Bierhoff/Löw“ wird von
allen Seiten gelobt.
einzelne Spieler und Mannschaftsbereiche mit Kurzvideos ganz gezielt
vorbereitet.
Täuscht der Eindruck, dass
speziell dank Urs Siegenthaler die
Beschäftigung und Einstellung mit
und zum jeweiligen Gegner eine
andere, konkretere Qualität bekommen hat?
Im Gespräch mit Jens Lehmann: Oliver Bierhoff pflegt den Kontakt zu den
Nationalspielern.
40 DFB-Journal 3/2007
Die Vorbereitung auf den Gegner ist
in der Tat weniger allgemein, sondern
viel detaillierter und prägnanter geworden. Man versucht typische Aspekte
der gegnerischen Stärken und
Schwächen hervorzuheben, zu veran-
Länderspiel-Vorbereitung des Nationalteams
den Spielern ein tolles Umfeld“
Wir haben vertragliche Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern.
Optimal ist die Planung, dass wir sie in
der Regel vor Freundschaftsspielen
mindestens zwei Tage vor dem Anpfiff
erledigen. Die drei, vier Spots und FotoShootings im Hinblick auf große Turniere, dazu zählt auch der adidas-Dreh
in Köln vor dem Rumänien-Spiel, sollten an einem gesonderten, trainingsfreien Tag gemacht werden. Das alles
muss optimal organisiert werden,
damit der Zeitaufwand für die Spieler
minimal ist.
Der Betreuer-Stab ist seit 2004
erheblich größer geworden. Wer
koordiniert deren Einsätze und fügt
sie zu einem sinnvollen Ganzen
zusammen?
schaulichen und dementsprechend das
Training abzustimmen.
Wie gestaltete sich zum Beispiel
vor dem jüngsten Länderspiel gegen
Rumänien in Köln Ihr spezieller Part
an der sportlichen Vorbereitung?
Von Anfang an habe ich bei meiner Tätigkeit als Manager deutlich
gemacht, dass die Trainer für die
sportliche Vorbereitung verantwortlich
sind. Da ich aber auch das Sprachrohr
der Nationalmannschaft bin, den
Spielern sehr nahe stehe und ihren
Weg begleite, bin ich natürlich in die
sportlichen Diskussionen und Maßnah-
men mit einbezogen. So entsteht das
Handbuch, das wir im Büro Nationalmannschaft für jeden einzelnen Spieler
mit allen wichtigen Informationen für
die EM 2008 erstellen, in engem
Austausch mit den Trainern. Daneben
sind während der LänderspielVorbereitung werbe- und marketingtechnische Dinge sowie repräsentative
und karitative Auftritte wahrzunehmen.
Ich versuche eben, alle Termine möglichst reibungslos unter einen Hut zu
bringen.
Nach welchem Grundsatz werden
die Werbetermine im Vorfeld eines
Länderspiels abgewickelt?
Es liegt natürlich im Ermessen des
Cheftrainers, wie er seine Mitarbeiter
einsetzt. Doch es ist eine klare Vorgabe
von uns, dass wir den kompetenten
Spezialisten in unserem Team als die
Dienstleister für die Mannschaft den
Freiraum geben, mit den Spielern
selbstständig zu arbeiten. Es gibt ja
Trainer, die sagen, alles läuft nur über
mich und ich bin der einzige, der redet.
Das ist bei uns ganz anders, ohne dass
Jogi Löws Führungsrolle dadurch
beeinträchtigt wird. So herrschen aus
meiner Sicht bei der LänderspielVorbereitung optimale Arbeitsbedingungen.
Beinhaltet das viel gelobte, weil
sehr erfolgreiche und attraktive
„System Bierhoff/Löw“ auch ein
Krisenmanagement für den Fall eines
gravierenden Rückschlags?
Wir haben vor der WM 2006 alle
Möglichkeiten und Unwägbarkeiten
durchdiskutiert. Generell muss man
feststellen, dass die Nationalmannschaft heute auf einem ungemein
stabilen Fundament steht. Diese Basis
hat sie sich geschaffen, weil die sportliche Leitung in sich absolut geschlossen
DFB-Journal 3/2007
41
Reportage/Interview
Wohlfühl-Atmosphäre: In der Players Lounge können sich die Spieler bestens entspannen.
ist und sich auch so nach außen präsentiert. Und weil es dem Team gelungen ist, eine enge Verbindung zu seinen Fans herzustellen. Ich denke nur an
das Riesenplakat beim Confed-Cup in
Leipzig oder an die Art und Weise, wie
es sich am Finaltag der WM 2006 von
den Fans am Brandenburger Tor in
Berlin verabschiedet hat. Dieses offensive Verhalten nicht nur auf dem Spielfeld und vor allem die totale Geschlossenheit der sportlichen Leitung mit den
Locker und souverän während einer Pressekonferenz: Oliver Bierhoff ist das
Sprachrohr der Nationalmannschaft.
42 DFB-Journal 3/2007
drei Trainern und mir als Manager
werden uns, davon bin ich überzeugt,
eine etwaige Krisensituation bewältigen lassen.
Wäre ein Spieler wie Oliver
Bierhoff in einem solchen Sichtungsund Betreuungssystem schon in
jüngeren Jahren und nicht erst als
fast 28-Jähriger Nationalspieler
geworden?
Wenn ich ein solches System im
Verein gehabt hätte, wäre ich vielleicht
früher Nationalspieler geworden. Die
Frage ist, ob ich mit meinen Leistungen
als 24-Jähriger schon reif gewesen bin
für die Nationalmannschaft. Fakt ist
ganz sicher, dass wir wahnsinnig gute
Bedingungen für die jungen Spieler
geschaffen haben, um in das Nationalteam hineinzuwachsen. Wir geben
ihnen, aber auch den älteren Spielern,
ein tolles Umfeld. Ich wäre gerne
unter diesen Bedingungen Nationalspieler gewesen. Unsere Spieler haben
viele Freiräume, und bei der eigentlichen Vorbereitung auf ein Länderspiel
gibt es weder Leerlauf noch Langeweile.
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Assistenztrainer Hans-Dieter Flick, Bundestrainer Joachim Löw, Bernd Schneider, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Jan Schlaudraff, Philipp Lahm, Torwart-Trainer Andreas Köpke und Manager Oliver Bierhoff.
Vordere Reihe (v.l.): Manuel Friedrich, Christoph Metzelder, Per Mertesacker, Jens Lehmann, Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi, Marcell Jansen und Tim Borowski. · Foto: picture-alliance
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Sicherer Rückhalt: Jens Lehmann dirigiert seine Abwehrspieler.
Foto: Rauchensteiner/Augenklick
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Wir sind ein Team: die deutsche Nationalmannschaft.
Foto: picture-alliance/dpa
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Fußballzauber
2008
des
Kalender
es
Offizieller Fußball-Bund
Deutschen
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Kalende
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Offiziellern Fußball-Bunde
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Mariä Himmelf.
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Aktivposten:
Kevin Kuranyi
sorgt für mächtig
Schwung.
Foto:
firo/Augenklick
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08:2008
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Baden-Württemberg
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Brandenburg
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Mecklenburg-Vorpom.
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Winter
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04.02. – 09.02.
04.02.
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31.01. – 01.02.
01.02.
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04.02. – 16.02.
Ostern
17.03. – 28.03.
17.03. – 29.03.
17.03. – 29.03.
19.03. – 28.03.
10.03. – 25.03.
10.03. – 20.03.
25.03. – 05.04.
17.03. – 26.03.
Himmelf./Pfingsten
Sommer
13.05. – 23.05.
24.07. – 06.09.
13.05. – 24.05.
04.08. – 15.09.
02.05./13.05. – 16.05. 16.07./17.07. – 29.08.
13.05. – 16.05.
17.07. – 30.08.
13.05. – 16.05.
10.07. – 20.08.
02.05./13.05. – 17.05.
17.07. – 27.08.
–
23.06. – 01.08.
09.05. – 13.05.
21.07. – 30.08.
Herbst
27.10. – 30.10.
03.11. – 05.11.
20.10. – 31.10.
20.10. – 30.10.
13.10. – 25.10.
13.10. – 25.10.
06.10. – 18.10.
27.10. – 01.11.
Weihnachten
22.12. – 10.01.
22.12. – 05.01.
22.12. – 03.01.
22.12. – 03.01.
22.12. – 06.01.
22.12. – 02.01.
22.12. – 10.01.
22.12. – 03.01.
Do Maifeiertag / Chr. Himmelfahrt
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Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
Winter
31.01. – 01.02.
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–
31.01. – 06.02.
04.02. – 15.02.
02.02. – 09.02.
–
04.02. – 09.02.
*vorverlegt wegen Pfingsten
Ostern
10.03.– 26.03.
17.03. – 29.03.
12.03. – 28.03.
17.03. – 29.03.
20.03. – 28.03.
17.03. – 20.03.
20.03. – 05.04.
22.03. – 28.03.
Himmelf./Pfingsten
02.05. / 13.05.
13.05.
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02.05./10.05. – 13.05.
13.05. – 23.05.
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13.05. – 16.05.
Sommer
10.07. – 20.08.
26.06. – 08.08.
23.06. – 01.08.
30.06. – 09.08.
14.07. – 22.08.
10.07. – 22.08.
21.07. – 30.08.
10.07. – 20.08.
Herbst
13.10. – 25.10.
29.09. – 11.10.
06.10. – 17.10.
04.10. – 18.10.
20.10. – 30.10.
13.10. – 17.10.
13.10. – 25.10.
13.10. – 24.10.
Weihnachten
22.12. – 06.01.
22.12. – 06.01.
22.12. – 07.01.
19.12. – 03.01.
22.12. – 02.01.
22.12. – 05.01.
22.12. – 07.01.
20.12. – 03.01.
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Bernd Schneider · Foto: picture-alliance/dpa
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© 2007, DFB · Lizenz durch: m4e GmbH & Co. KG, Grünwald · Mohn media Kalender & Promotion Service GmbH, Gütersloh · Made in Germany · Alle Angaben ohne Gewähr, Stand der Ferientermine laut KMK 16.11.2006 · Bilder: Augenklick, Getty Images, picture-alliance/dpa, pixathlon
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Postkarten-Kalender
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Treffpunkt mit Christian Pander
Mit seinem Tor zum 2:1-Sieg in England
hat der Schalker Christian Pander ein
herausragendes Debüt in der deutschen
Nationalmannschaft gefeiert. Doch es
war ein langer Weg bis nach Wembley,
dem vorläufigen Höhepunkt in der
Karriere des 24-Jährigen. 19 Monate
musste Pander wegen einer schweren
Knieverletzung pausieren; über die
Erlebnisse in dieser Zeit hat der
„Hobby-Rapper“ sogar ein eigenes Lied
geschrieben und aufgenommen. Manfred
Hendriock, der für die „Westfälische
Rundschau“ über Schalke 04 und die
deutsche Nationalmannschaft berichtet,
traf sich mit Christian Pander.
ienberge, ein kleiner Vorort von
Münster. Viele Studenten wohnen hier, etwa zwei Kilometer
außerhalb der Stadt. Der Fußball
spielt nicht die allerwichtigste Rolle.
Es gibt unter anderem ein kleines
Tonstudio, in dem junge Künstler ihre
Musik produzieren und mit deutschem
Hip-Hop Erfolge feiern. Die beiden
Geschäftsführer des Studios kennen
sich schon seit über zehn Jahren,
sind dicke Freunde aus ihrer gemeinsamen Jugendzeit. Einer der beiden
ist der Fußball-Profi Christian Pander.
„Mein Kumpel betreibt das Studio“,
erklärt der Nationalspieler von
Schalke 04, „ich bin stiller Teilhaber.“
N
Die Musik, sagt Pander, ist für ihn
das, was für andere Profis das Golfspielen ist: „Mein Hobby – eine Art
Ausgleich, um Spaß zu haben.“ Wenn
es die Zeit erlaubt, nimmt er unter
dem Künstlernamen „Funky Pee“
(Pee ist die englische Lautschrift für
„P“ wie Pander) sogar auch eigene
Lieder auf. Sein bekanntestes Stück
ist entstanden, als er zwischen dem
9. April 2005 und dem 5. November
2006 wegen einer schweren Knieverletzung um die Fortsetzung seiner
Karriere als Fußballer bangen musste.
44 DFB-Journal 3/2007
Der „Hobby-Rapper“ feiert traumhaftes Nationalmannschafts-Debüt
Seine Story geht
Es heißt „Meine Story“, und Pander
hat darin „alles reflektiert, was mir
in diesen 19 Monaten passiert ist.“
Unter anderem heißt es in dem Lied:
„Wer kämpft, kann gewinnen. Wer
nicht kämpft, nur verlieren.“
Christian Pander hat gekämpft.
Und gewonnen.
Ortswechsel, von Nienberge im
Münsterland nach Wembley in England. Dort hat Christian Pander am
22. August 2007 nun „ein Stück von
dem zurückbekommen“, was er in
den 19 Monaten der Verletzungs-
pause entbehren musste. So empfindet er selbst dieses unglaublich große
Glück, dass er bei seinem ersten
offiziellen Länderspiel gleich das Siegtor zum 2:1 gegen England schießen
konnte. Ein Traum-Debüt in Wembley,
ein Höhepunkt der Karriere. „Der
vorläufige Höhepunkt“, ergänzt
Pander lächelnd, „denn nun möchte
ich Nationalspieler bleiben und
bei einem großen Turnier dabei sein.“
Es war ein langer Anlauf bis nach
Wembley, denn zuvor hatte Pander
sein Debüt in der Nationalmannschaft
mehrfach wegen Verletzungen ver-
Am Mischpult: Die Musik ist
für Christian Pander neben dem
Fußball die große Leidenschaft.
Den idealen Ausgleich findet der
24-jährige Abwehrspieler im kleinen
Tonstudio in Nienberge.
in Wembley
weiter
schieben müssen – das erste Mal
im Dezember 2004 vor der AsienReise. Nun, beinahe drei Jahre
später, nominierte ihn Bundestrainer
Joachim Löw kurzfristig für den
London-Trip, nachdem Marcell Jansen
verletzt absagen musste. Bereits
zwei Tage vor dem Spiel teilte Löw
dem Neuling mit, dass er zur StartFormation gehören würde. Die
Reaktion von Pander entspricht seinem zurückhaltenden, vorsichtigen
Charakter: „Im ersten Moment war
ich geschockt. Natürlich will man
spielen, aber gerechnet hatte ich
damit nicht.“
Der Schalker ist eigentlich kein Typ
für überschwängliche Emotionen.
Wembley jedoch war schon „etwas
anderes“. Zum Beispiel mit dem
„Gänsehaut-Moment“, als 80.000
Engländer die Nationalhymne sangen.
Oder mit dem sportlichen Wechselbad:
Erst konnte er vor dem gegnerischen
Führungstor nicht das Zuspiel auf
den Torschützen Frank Lampard
verhindern. Dann traf Kevin Kuranyi
zum Ausgleich. Und schließlich, in der
40. Minute, erzielte Pander selbst mit
einem Weitschuss aus 22 Metern Entfernung das 2:1. Nüchtern beschreibt
er diese Szene, die seinen Schalker
Trainer Mirko Slomka daheim vor dem
Fernseher begeistert in die Höhe
springen ließ und eigentlich einem
David Beckham zur Ehre gereichen
würde: „Ich wusste, dass ich nicht
allzu weit weg vom Tor war, habe
hochgeschaut und gedacht: Das könnte
klappen. Also habe ich draufgehalten.“
Nur wer kämpft, kann gewinnen.
Christian Pander hat gekämpft – und
gewonnen.
Inzwischen, mit dem zeitlichen
Abstand von einigen Wochen, ist ihm
bewusst geworden, was ihm da gelungen ist an diesem 22. August: ein Tor
für die Ewigkeit. So wie Dietmar
Hamann im Jahr 2000 den letzten
Treffer im alten Stadion erzielte und
für einen unvergessenen Moment
sorgte, so wird dieser erste deutsche
Triumph im neuen Wembley auf ewig
mit dem Namen Christian Pander
verbunden sein. Zwar sagt er: „Ich
weiß nicht, ob die Leute noch lange
davon reden werden.“ Gleichzeitig
räumt er ein: „Ich werde bestimmt
immer daran denken. Die ganze
Vorgeschichte mit meiner Verletzung,
die vielen Anläufe bis zu meinem
ersten Länderspiel, dann gleich mein
erstes Tor, und das in Wembley gegen
DFB-Journal 3/2007
45
Treffpunkt mit Christian Pander
Wenn es die Zeit erlaubt, nimmt
der Nationalspieler unter dem
Künstlernamen „Funky Pee“ sogar
eigene Lieder auf.
England: Da sind so viele Dinge
zusammengekommen, dass ich das
sicher nie vergessen werde.“
Ortswechsel, zurück nach Schalke.
Acht Tage vor dem Spiel in London
hatte Pander seinen Vertrag beim
deutschen Vize-Meister bis zum
30. Juni 2011 verlängert, obwohl er
zuvor Signale vernommen hatte, dass
sogar Real Madrid ein Auge auf ihn
geworfen hat. Die Königlichen aus
Spanien wollten ihn beobachten;
Kontakte hatte es gegeben – Verhandlungen ließ er jedoch nicht zu.
Für Pander war von Anfang an klar,
dass er Schalke zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlassen wird. Bemerkenswert die Begründung des
24-Jährigen: Mit der Vertragsverlängerung wollte er seinem Verein auch
dafür danken, dass man während der
Verletzungspause stets zu ihm
gestanden hatte. „Schalke hat mir in
einer schwierigen Zeit geholfen“,
erklärt Pander: „Dann steht man auch
ein bisschen in der Schuld, wenn
man ein Mensch ist, der sein Rückgrat
nicht irgendwo abgegeben hat.“
46 DFB-Journal 3/2007
Die Nationalmannschaft, Schalke 04 und die Musik waren Themen beim
Interview-Termin von Christian Pander und Manfred Hendriock.
Vier Mal musste Christian Pander
in diesen 19 Monaten am linken Knie
operiert werden – der vierte Eingriff
im Sommer 2006 war für ihn eine
Art „letzter Ausweg“: Im Fall eines
erneuten Misserfolgs hätte er wohl
seine junge Karriere beenden müssen.
Dennoch verzichtete Schalke in diesen eineinhalb Jahren der Ungewissheit darauf, einen anderen Spieler für
seine Position zu verpflichten. Stattdessen hofften die Verantwortlichen
darauf, dass das große Talent irgendwann einmal auf den Platz zurückkehrt. Wie vage diese Hoffnung bisweilen war, beschreibt Pander selbst:
„Mit Sicherheit können nicht alle
sagen, dass sie immer daran geglaubt
haben. Wenn ich selbst manchmal
nicht daran geglaubt habe – wie
sollen Außenstehende das tun?“
Wer kämpft, kann gewinnen. Wer
nicht kämpft, nur verlieren. Zwischendurch fiel es schwer.
Letzter Ortswechsel, von Wembley
und Schalke zurück nach Nienberge im
Münsterland, wo Pander immer noch
zu Hause ist. So kurios es klingt: Im
Rückblick ist Pander sogar „froh“, diese
„Erfahrungen" in den 19 schweren
Monaten gesammelt zu haben. „Ich
habe in dieser Zeit sehr viel gelernt“,
sagt der 24-Jährige nachdenklich und
erklärt: „Man merkt, für wen man
dann wirklich interessant ist. Auf wen
man zählen kann, und auf wen nicht.“
Der gute Kumpel in dem Tonstudio in
Nienberge ist noch derselbe wie vor
zehn Jahren. „Das Leben“, heißt es in
dem Lied von „Funky Pee“, „ist mehr
als dicke Autos und Geld.“
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U 21-Nationalmannschaft
Auf heftige Gegenwehr stieß die
deutsche U 21 gegen die
zweikampfstarken Nordiren – hier
ein Duell zwischen Mesut Özil und
Thomas Stewart.
Die ersten drei Punkte gegen Nordirland zum Auftakt in der EuropameisterschaftsQualifikation 2009 eingefahren und bei EM-Gastgeber Schweden gewonnen – die
deutsche U 21-Nationalmannschaft erwischte einen optimalen Saisonstart. Zumindest auf dem Papier. „Auf dem Platz“, sagt DFB-Trainer Dieter Eilts, „gibt es noch
einiges zu verbessern.“ Jens Grittner, Mitarbeiter der DFB-Direktion Kommunikation,
zeichnet einen aktuellen Lagebericht der U 21.
Erfolg versprechender Start in die
ast ein Jahr lag zwischen der
Niederlage gegen England in den
Play-off-Spielen für die EMEndrunde 2007 und dem Sieg in
Nordirland. „Dies war kein verlorenes
Jahr, im Gegenteil,“ sagt Trainer Dieter
Eilts und spielt dabei an auf die
Tatsache, dass unmittelbar nach dem
Scheitern gegen die Engländer konsequent mit dem Aufbau einer neuen
U 21 begonnen wurde. Dieter Eilts weiter: „Bei der Auswahl der Spieler hatten wir die Qual der Wahl.“ Insgesamt
50 Akteure des U 21-Jahrgangs haben
in dieser Phase den Dress mit dem
Bundesadler übergestreift. Etwa 30
spielen in den Planungen des DFBTrainers weiterhin eine Rolle. „Ich bin
zuversichtlich, für die EM-Qualifikation
eine schlagkräftige Mannschaft aufbie-
oben,“ sagte der DFB-Trainer nach den
beiden Begegnungen in Lurgan und
Malmö. Die Erwartungen in die Höhe
geschraubt hat die U 21 selbst. Denn
insbesondere in den ersten 30 Minuten
gegen das Drei-Kronen-Team hatte die
DFB-Auswahl, so Dieter Eilts bei der
Pressekonferenz nach dem SchwedenSpiel, „fast perfekten Fußball gezeigt,
mit schnellen Kombinationen, viel
Leidenschaft und Engagement“.
F
48 DFB-Journal 3/2007
ten zu können. Voraussetzung aber ist,
dass die Spieler ihr Potenzial ausschöpfen und die Vorgaben umsetzen,“ hofft
der Europameister von 1996.
Noch allerdings liegen Anspruch und
Wirklichkeit auseinander. Trotz der zwei
Siege binnen fünf Tagen in Folge in
Nordirland (3:0) und anschließend in
Schweden (2:1) schlägt Eilts in seinem
sportlichen Resümee der SeptemberReise auch kritische Töne an: „Mit dem
Start in die Qualifikationsrunde für das
EM-Turnier 2009 sind wir natürlich
zufrieden. Doch durch die nackten
Zahlen lassen wir uns nicht blenden.
Die Mannschaft kann viel besser spielen. Von den vier Halbzeiten haben wir
nur annähernd eine so gespielt, wie ich
mir das vorstelle. Da ist Luft nach
Noch Luft
Tatsächlich blitzten gegen die
Skandinavier gleichermaßen Spielwitz
und Kampfeswille auf. Besonders zu
Beginn war der Gegner sichtlich verunsichert, ja eingeschüchtert. Eine
Erfahrung, die auch von der Mannschaft registriert wurde. „Das
Schweden-Spiel hat uns sicher ein
Qualifikationsgruppe 9
01.06.2007
07.09.2007
07.09.2007
11.09.2007
12.09.2007
Moldawien – Nordirland 0:1 (0:1)
Israel – Luxemburg
3:0 (2:0)
Nordirland – Deutschland 0:3 (0:0)
Moldawien – Israel
1:0 (0:0)
Luxemburg – Nordirland 1:2 (1:0)
1. Nordirland
2. Deutschland
3. Israel
4. Moldawien
5. Luxemburg
3
1
2
2
2
2
1
1
1
0
0
0
0
0
0
1
0
1
1
2
3:4
3:0
3:1
1:1
1:5
6
3
3
3
0
12.10.2007 Israel – Deutschland
in Tel Aviv
16.10.2007 Deutschland – Moldawien
in Pirmasens
20.11.2007 Luxemburg – Deutschland
25.03.2008 Deutschland – Luxemburg
19.08.2008 Moldawien – Deutschland
05.09.2008 Deutschland – Nordirland
09.09.2008 Deutschland – Israel
Test-Länderspiel:
16.11.2007 Deutschland – Island in Trier
Mit einem 3:0-Erfolg in
Nordirland startete die
U 21 in die EM-Qualifikation.
Qualifikationsrunde zur U 21-Europameisterschaft 2009 in Schweden
nach oben
Stück vorangebracht, weil wir uns als
Team präsentiert haben. Wenn wir die
spielerische Linie der ersten Halbzeit
über die gesamte Distanz bringen
können, brauchen wir uns vor keinem
Gegner zu verstecken,“ sagt Kapitän
Eugen Polanski.
Vor allem moralisch war gerade der
Erfolg in Schweden wichtig, sogar
gleich in dreifacher Hinsicht. Zum einen
galt es, der Kritik entgegenzuwirken,
die trotz des 3:0-Sieges in Nordirland
aufgekommen war. Zum anderen wollte
man Selbstbewusstsein tanken für das
nächste wichtige Qualifikationsspiel am
12. Oktober 2007 in Tel Aviv gegen
Israel. Also gegen den Gegner in der
Qualifikationsgruppe, den Eilts als
„wohl härtesten Brocken“ bewertet.
Schwedens Torhüter Johan Dahlin besaß beim 0:1 durch einen glänzend
aufgelegten Rouwen Hennings keine Abwehrchance.
DFB-Journal 3/2007
49
U 21-Nationalmannschaft
Modisches Outfit: Chic gekleidet sind die U 21-Nationalspieler in den offiziellen Anzügen von Esprit.
Und schließlich sollte ein Signal ausgesendet werden, dass die DFB-Auswahl
in zwei Jahren an gleicher Stelle wieder zu Gast sein will. Als Teilnehmer an
der U 21-Europameisterschaft.
„Obwohl wir in Schweden letztlich
eine gute Visitenkarte abgegeben
haben, müssen wir noch viel arbeiten.
Die einfachen Dinge im Fußball sind
eminent wichtig. Dazu zählen Ballannahme und -mitnahme, das Freilaufen,
aber auch der Wille, mehr Verantwortung zu übernehmen. Besonders für
den Mitspieler,“ sagt Dieter Eilts.
Grundsätzlicher formuliert es Matthias
Sammer: „Von einer deutschen Nationalmannschaft erwarte ich ein anderes
Auftreten. Von der Körpersprache her
müssen die Spieler viel mehr Selbstvertrauen und Dominanz ausstrahlen.“
Einen Aspekt jedoch stellt der Sportdirektor des DFB immer wieder in den
Mittelpunkt: die Forderung nach einer
Sieger-Mentalität. Unmissverständlich
macht er klar: „Das Denken beim DFB
ist klar ergebnisorientiert. Von Nationalspielern erwarten wir den unbedingten Siegeswillen.“
Zugleich stellt Matthias Sammer den
besonderen Stellenwert des U 21-Teams
heraus: „Es ist nach der A-Mannschaft
die wichtigste DFB-Auswahl. Das muss
jedem U 21-Nationalspieler bewusst
sein. Damit müssen natürlich auch
Verhaltensweisen einhergehen, auf
50 DFB-Journal 3/2007
dem Platz und außerhalb des Spielfelds. Ein Nationalspieler, egal welcher
Altersklasse, muss Vorbild sein. Sportlich wie charakterlich.“ Dass gerade die
U 21 eine wichtige und sensible Schnittstelle im Elite-Konstrukt des DFB ist,
wird besonders deutlich an drei Funktionen und Personen, die innerhalb
ihrer spezifischen Aufgabenbereiche in
die Arbeit mit der U 21 an verantwortlicher Stelle eingebunden sind.
Dieter Eilts, der Trainer, trägt die
sportliche Verantwortung. Sportdirektor Matthias Sammer bringt sich
konzeptionell ein, indem er in Abstimmung mit dem Bundestrainer die sportlichen Leitlinien formuliert und auf den
Nachwuchsbereich projiziert. Unter
anderem für die Persönlichkeitsentwicklung der Spieler sowie bestimmte
Verhaltensregeln in Form eines „Kodex“
ist Manager Oliver Bierhoff zuständig.
Bierhoff, Eilts, Sammer – als Spieler
sind sie auf dem Rasen von Wembley
1996 Europameister geworden. Schon
damals wollten alle drei den bedingungslosen Erfolg. Und auch jetzt
haben die drei ehemaligen Profis,
bezogen auf die U 21, wieder gemeinsame sportliche Ziele: In den kommenden Monaten wollen sie das Team
zur Europameisterschaft in Schweden
führen und dann natürlich bei der
Endrunde eine starke, ehrgeizige
Mannschaft präsentieren.
Fotoshooting mit „Esprit“
Viel Spaß hatten die Spieler der U 21-Nationalmannschaft vor ihrem Abflug nach Belfast zum
Spiel gegen Nordirland: Esprit, seit September
2007 Mode-Ausstatter der U 21-Nationalmannschaft, arrangierte am Dortmunder
Flughafen ein Fotoshooting. „Dabei ging es uns
darum, die Spieler locker, spontan und ungezwungen zu fotografieren“, erklärt Sandra
Massow, die Marketingleiterin von Esprit.
Im Rahmen einer langfristig angelegten
Zusammenarbeit erhalten Spieler und
Betreuer aus der jeweils aktuellen Kollektion
Outfits für offizielle Anlässe, Reisen und
Freizeit. „Wir freuen uns über die Partnerschaft mit Esprit. Die Lifestyle-Marke passt
sehr gut zu unserer U 21-Nationalmannschaft.
Ich bin sicher, dass sich unsere Spieler in den
lockeren und modischen Outfits sehr wohlfühlen werden“, sagt Oliver Bierhoff, der
Manager der Nationalmannschaft.
Als engagierter Partner hat sich Esprit bereits
mit der Ausstattung der U 19-Nationalmannschaft des DFB bei der Europameisterschaft im
Juli 2007 in Österreich gezeigt, wo die deutsche Mannschaft das Halbfinale erreichte.
Auch die Spieler und Betreuer der U 17Nationalmannschaft, die bei der FIFA U 17Weltmeisterschaft den dritten Platz belegte,
werden von Esprit ausgestattet.
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Menschen begeistern
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Wer heute als Nachwuchssportler Erfolg
haben will, braucht neben viel Talent
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über 100 Jahren ein engagierter Förderer
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Fähigkeiten in aller Ruhe zu entwickeln
und sich selbst zu verwirklichen.
Und dies nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Breitensport und Behindertensport.
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Namen und Nachrichten
Frauen-Nationalmannschaft
stellvertretender Pressesprecher im
Bundesministerium des Innern für Otto
Schily und Dr. Wolfgang Schäuble tätig.
Joachim Löw äußerte
sich bei „DFB live“ in
Augsburg zu aktuellen
Fragen. Links
DFB-Pressechef
Harald Stenger.
Interessante Talks
bei „DFB live“
Die neue Veranstaltungsreihe „DFB
live“ – ein bunter Mix aus Gesprächsrunden, Einspielfilmen und Unterhaltungselementen – fand großen Anklang.
Interessante Talks gab es auf den
Stationen Kamen-Kaiserau, Mainz,
Leipzig und Augsburg. Bei der vierten
Veranstaltung im Kurhaustheater in
Augsburg zählten Bundestrainer
Joachim Löw, NationalmannschaftsManager Oliver Bierhoff und der ehemalige Nationalspieler Helmut Haller
zu den prominenten Gästen. Das Motto
gab DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger,
ebenso wie Horst R. Schmidt und Wolfgang Niersbach bei den Veranstaltungen immer mit von der Partie, bei der
Begrüßung aus: „Der Fußball steht
mitten in der Gesellschaft, deshalb
wollen wir uns auch nicht einigeln!“
Zuvor machte „DFB live“ einen Halt
in der Geburtsstadt des Deutschen Fußball-Bundes. Im Leipziger „Da Capo“
waren DFB-Trainerin Silvia Neid, DFBSportdirektor Matthias Sammer und
dessen Vater Klaus Sammer sowie der
für die U 19-Nationalmannschaft verantwortliche Trainer Frank Engel Talkgäste auf dem Podium. Als Gesprächspartner war außerdem Sönke Wortmann in die sächsische Metropole
gekommen. Der Regisseur des erfolgreichen WM-Films „Deutschland. Ein
Sommermärchen“ erinnerte noch ein-
52 DFB-Journal 3/2007
Das gemeinsame Büro des DFB und
DOSB wird komplettiert durch Sibylle
Meimberg-Putzhammer und Bernd
Roeder, der ebenfalls von Frankfurt am
Main nach Berlin wechselt. Roeder war
bis zur Gründung des DOSB als
Justiziar des Nationalen Olympischen
Komitees für Deutschland tätig. Der
50-Jährige arbeitet in seiner neuen
Funktion ebenfalls dem DFB zu.
mal an die wunderschönen Erlebnisse
des WM-Sommers 2006.
Einen echten „Zweitliga-Gipfel“ gab
es bei „DFB live“ in der Mainzer
Rheingoldhalle: Dieter Müller (Präsident von Kickers Offenbach), Jürgen
Klopp (Trainer des 1. FSV Mainz 05),
Christian Hock (Trainer des SV Wehen
Wiesbaden), Philipp Laux (Mitglied des
Trainerteams der TSG 1899 Hoffenheim) und Michael Schjönberg
(Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern)
waren zu Gast. Der 54er-Weltmeister
Horst Eckel und DFB-Vizepräsident Karl
Schmidt sprachen in der rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt über die
sozialen Aktivitäten des Deutschen
Fußball-Bundes und berichteten ausführlich über die DFB-Stiftung Egidius
Braun und die Sepp-Herberger-Stiftung
des DFB. Aktuellen Fragen stellten sich
an diesem Abend auch ZDF-Intendant
Markus Schächter und Günter Netzer,
die die Berichterstattung von der EURO
2008 in der Schweiz und Österreich „zu
einem großen Fest machen wollen“.
„Christian Sachs hat durch seine
Tätigkeit im Innenministerium die
Strukturen des politischen Berlin
bestens kennen gelernt. Wir gewinnen
mit ihm einen sehr erfahrenen Büroleiter“, sagt DOSB-Generaldirektor
Dr. Michael Vesper. „Für den deutschen
Sport ist es wichtig, in der Hauptstadt
bestens vertreten zu sein. Dieses Vorhaben wird durch die Lösung des jetzt
neu installierten Berliner Büros und die
personelle Besetzung bestens umgesetzt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit“, erklärt Horst R. Schmidt,
Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes.
Die neuen Räumlichkeiten in der
Behrenstraße 24, 10117 Berlin, wurden
bereits bezogen.
Christian Sachs leitet
Berliner „Büro des Sports“
Das Berliner Büro des Deutschen
Fußball-Bundes und des Deutschen
Olympischen Sportbundes (DOSB)
leitet zukünftig Christian Sachs. Der
39-jährige Journalist wird ab dem
15. Oktober 2007 seine Arbeit aufnehmen. Zuvor war Sachs ab Juli 2005 als
Ab dem 15. Oktober 2007 wird Christian
Sachs das Berliner „Büro des Sports“
leiten.
seit 2004 als Honorartrainerin, weiterhin als Assistenztrainerin von Maren
Meinert die U 19- und U 20-Nationalmannschaft betreuen.
Zukünftig werden pro Jahr 480 Trainingskontrollen durchgeführt.
DFB-Präsidium beschließt
verstärkte Trainingskontrollen
Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes hat beschlossen, dass die
im Rahmen des DFB-Anti-Doping-Symposiums am 25. Juli 2007 vorgeschlagenen Maßnahmen unter dem Motto
„Aufklärung, Prävention, intelligente
und effiziente Kontrollen“ verstärkt und
konsequent umgesetzt werden sollen.
Eine weitreichende Entscheidung in
diesem Zusammenhang ist, dass in Zukunft gemäß Vorschlag der NADA pro
Jahr 480 Trainingskontrollen durchgeführt werden; in der NADA-Statistik für
das Jahr 2006 wurden 87 Trainingskontrollen im Fußball ausgewiesen. DFB,
DFL und NADA werden bezüglich der
Ausweitung zeitnah ein gemeinsames
Konzept für die Durchführung von sogenannten „intelligenten Kontrollen“
entwickeln. Dies beinhaltet, verstärkt in
wettkampffreien Zeiten und damit
dopingsensiblen Phasen die Trainingsund Zielkontrollen durchzuführen. Die
Kosten für die Kontrollen in den Lizenzligen werden gemäß Grundlagenvertrag
vom DFB verauslagt und von der DFL
getragen.
Unabhängig davon zahlt der DFB
wie alle anderen Sportfachverbände
weiterhin einen jährlichen Solidarbeitrag an die NADA. Die Wettkampfkontrollen, die vom DFB durchgeführt werden, sollen in der laufenden Saison um
etwa ein Drittel erhöht werden. Seit der
Einführung der Doping-Kontrollen in
der Spielzeit 1988/1989 wurde die
Anzahl der Doping-Kontrollen ständig
erhöht. Zuletzt wurden 964 Kontrollen
in der Saison 2006/2007 vorgenommen,
womit der DFB gemäß NADA-Angaben
für 2006 der deutsche Sportverband
ist, der mit Abstand die meisten Wettkampfkontrollen durchgeführt hat. In
der NADA-Addition von Trainings- und
Wettkampfkontrollen nimmt der DFB
den zweiten Platz in der Gesamtstatistik hinter dem Deutschen Leichtathletik-Verband ein.
Kontrolliert wird mittlerweile in 16
Spielklassen beziehungsweise Wettbewerben, und zwar den Lizenz-, Regional-,
Frauen- und Junioren-Bundesligen
sowie DFB- und Liga-Pokal. Mit Beginn
der Spielzeit 2008/2009 werden die
vom DFB eingesetzten Dopingkontrollärzte bei allen Vereinen der kontrollierten Klassen eine Info-Veranstaltung
durchführen, bei denen die Anti-DopingBestimmungen und der Ablauf der
Doping-Kontrollen erläutert werden.
„Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Mit den Jugendteams des DFB zu
arbeiten, ist eine schöne Herausforderung“, äußerte Bettina Wiegmann,
die auf Vorschlag von Franz Beckenbauer beim Bundestag in Osnabrück
am 23. Oktober 2004 zur ersten Ehrenspielführerin des DFB ernannt wurde,
zu ihrem neuen Aufgabengebiet.
Den größten Erfolg im DFB-Dress
feierte Bettina Wiegmann 2003 mit
dem Gewinn des Weltmeistertitels in
den USA. Zuvor hatte die Mittelfeldspielerin 1991, 1995, 1997 und 2001
vier Mal den Europameistertitel mit
den DFB-Frauen gewonnen. Auch am
Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft
1995 und der Bronze-Medaille bei den
Olympischen Sommerspielen 2000 in
Sydney hatte Bettina Wiegmann maßgeblichen Anteil. Bereits während ihrer
aktiven Karriere verfolgte sie zielstrebig
die Laufbahn als Trainerin und erwarb
2000 die Fußball-Lehrer-Lizenz.
Bettina Wiegmann wird
DFB-Trainerin
Bettina Wiegmann gehört seit dem
1. September 2007 dem Trainerstab des
Deutschen Fußball-Bundes an. Die 36
Jahre alte Euskirchenerin, die bisher
als Verbandssportlehrerin im FußballVerband Mittelrhein arbeitete, unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag. „Wir
freuen uns, mit Bettina Wiegmann eine
kompetente Fachfrau, ehemalige Weltklassespielerin und tolle Persönlichkeit
als engagierte Mitarbeiterin für den
Nachwuchsfußball in Deutschland
gewonnen zu haben“, erklärte DFBPräsident Dr. Theo Zwanziger.
Mit der Einstellung der Spielführerin
der Weltmeister-Mannschaft von 2003
will der DFB die Förderung im weiblichen Nachwuchsbereich intensivieren.
Bettina Wiegmann wird hauptverantwortlich für die U 15-Nationalmannschaft sein. Dazu wird sie, wie schon
Weltmeisterin Bettina Wiegmann wird
künftig ihre große Erfahrung an den weiblichen Nachwuchs beim DFB weitergeben.
DFB-Journal 3/2007
53
DFB-Bundestag
Im September 2006 wurde Dr. Theo Zwanziger nach dem Ende der zwei Jahre
amtierenden Doppelspitze mit Gerhard
Mayer-Vorfelder beim außerordentlichen
Bundestag in Frankfurt zum alleinigen
Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes gewählt. 13 Monate später stellt sich
der 62 Jahre alte Jurist aus Altendiez
beim 39. ordentlichen DFB-Bundestag am
25./26. Oktober 2007 in Mainz zur Wiederwahl. Nach einem Jahr beachtlicher
Erfolgsmeldungen wie der Mitgliederzuwachs an die 6,5 Millionen-Grenze als
Folge der FIFA WM 2006, die eindrucksvolle
Siegesserie der A-Nationalmannschaft auf
ihrem Weg zur EM 2008 und der umjubelte
WM-Gewinn der Frauen-Nationalmannschaft nach einer fantastischen Turnierleistung als Höhepunkt. In Mainz werden
zudem verdienstvolle Führungskräfte
verabschiedet, Präsidium und Vorstand
teilweise neu strukturiert und nominiert,
über 98 Anträge entschieden und der Weg
weisende Fußball-Entwicklungsplan den
257 Delegierten vorgelegt, wie DFBMitarbeiter Wolfgang Tobien in seinem
Ausblick auf die Zusammenkunft des
höchsten DFB-Gremiums zu berichten weiß.
54 DFB-Journal 3/2007
Viel Prominenz zu Gast in Mainz
„Fußball ist Zukunft“
ußball ist Zukunft“. Unter diesem
Motto steht der 39. ordentliche
Bundestag in Mainz. Der schon
traditionell „große Bahnhof“ mit
der Anwesenheit hochkarätiger Ehrengäste bei der Zusammenkunft des
deutschen Fußball-Parlaments zeigt,
dass die Zukunft des DFB vor allem auf
einer starken und erfolgreichen Vergangenheit basiert, in der die inzwischen fast 6,5 Millionen Mitglieder
zählende deutsche Fußball-Familie sich
als stabile und verlässliche Größe im
sport- und gesellschaftspolitischen
nationalen Geschehen etabliert hat und
im internationalen Bereich, insbesondere im europäischen Fußball, fest verankert ist. Nachdem Bundespräsident
Prof. Dr. Horst Köhler vor drei Jahren
als erster Mann des Staates beim Bundestag in Osnabrück die Festrede
gehalten hatte, wird diesmal Dr. Wolfgang Schäuble, der für den Sport
zuständige Bundesminister des Innern,
F
In Mainz werden die verdienten Präsidiums-Mitglieder Heinrich Schmidhuber,
Engelbert Nelle, Karl-Josef Tanas und
Karl Schmidt (von links) verabschiedet.
als Vertreter der Bundesregierung der
höchste politische Repräsentant sein.
Höchst klangvoll sind dazu die Namen
der von der UEFA an den Rhein entsandten Vertreter: Michel Platini, der
im Januar in Düsseldorf neu gewählte
Präsident, gibt sich in Mainz ebenso
die Ehre wie Gerhard Mayer-Vorfelder,
der nach Platinis Amtsantritt zum
UEFA-Vizepräsidenten berufen
werden, stellt vor allem den organisierten Fußball in Deutschland, speziell vor
dem Hintergrund des geänderten Freizeitverhaltens und beruflich bedingter
Wanderungsbewegungen, vor große
Herausforderungen. Der DFB und seine
Mitgliedsverbände reagieren darauf mit
dem von Dr. Zwanziger initiierten und
forcierten Fußball-Entwicklungsplan als
Leitfaden und Orientierungshilfe, der den
Delegierten in Mainz vorliegen wird. Er
beinhaltet eine Reihe von Projekten, mit
denen der DFB seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht
werden will und seine Mitgliederstruktur vergrößern und verändern möchte.
sowie der DFB-Präsidiums- und Vorstandsmitglieder zu diskutieren und zu
verabschieden. Über die weiteren der
insgesamt 98 Anträge wird im dritten
Teil der Plenarsitzung am Nachmittag
des 26. Oktober entschieden.
„Wir wollen die über die WM 2006
erreichte gesellschaftliche Bedeutung
bewahren und, wenn möglich, weiter
ausbauen. Dies setzt ein klares
Bekenntnis zu einem Werte orientierten Fußball voraus, der die Kraft und
die Popularität hat, Menschen aller
Schichten und Altersklassen zu erreichen, so dass der DFB und seine Mitglieder die Möglichkeit haben, den
Kampf gegen rechtsextremistische
Gewalt und fremdenfeindliche Entwicklungen mit aller Entschiedenheit
zu führen“, sagt Dr. Zwanziger.
Es ist hinlänglich bekannt, welch
hohen Stellenwert für Präsident Dr. Theo
Zwanziger die Aufgaben im sozial- und
gesellschaftspolitischen Bereich, im
Freizeit- und Breitensport haben. Die
demografische Entwicklung in einem
Land, dessen Einwohner weniger, älter,
weiblicher, internationaler und in
etlichen Bevölkerungsschichten ärmer
Nicht minder unmissverständlich ist
das Bekenntnis des DFB-Präsidenten
zum Leistungssport und zur sportlichen Elite, an der Spitze die Frauenund Männer-Nationalmannschaft als
sportliches Aushängeschild und
Zugpferd des Verbandes. Die jüngsten
Erfolge des Frauen-Teams mit dem in
China in eindrucksvoller Manier vertei-
Der Festakt anlässlich des DFB-Bundestages findet im Mainzer Staatstheater statt,
Schauplatz der Plenarsitzung ist die Rheingoldhalle (links).
wurde. Außerdem wird Dr. Thomas Bach,
der Vizepräsident des Internationalen
Olympischen Komitees und Präsident
des Deutschen Olympischen Sportbundes, bei der feierlichen Eröffnung des
Bundestags am Nachmittag des 25. Oktober im Staatstheater Mainz zu Gast sein.
Dem Festakt voraus gehen wird der
erste Teil der Plenarsitzung im KongressSaal der Rheingoldhalle. Zahlreiche
Anträge auf Änderungen der Satzung
und der Ehrungsordnung gilt es zum
Auftakt von den 257 stimmberechtigten Delegierten der 21 Landes- und fünf
Regionalverbände, des Ligaverbandes
DFB-Journal 3/2007
55
DFB-Bundestag
Horst R. Schmidt, der 1972 in die
damals 40 Mitarbeiter zählende DFBGeschäftsstelle eintrat, scheidet nach
Erreichen der Altersgrenze als Generalsekretär, zu dem er 1992 vom Präsidium berufen wurde, aus dem Dienst
der heute mehr als 170 Mitarbeiter
zählenden hauptamtlichen Zentralverwaltung aus. „Er genießt in Deutschland sowie bei der FIFA und UEFA
enorme Anerkennung und Wertschätzung. Seine DFB-Amtszeit, insbesondere als Generalsekretär, ist eine
Erfolgsstory, die untrennbar mit seinem Namen verbunden ist und bleibt“,
sagt Dr. Zwanziger.
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger
stellt sich zur Wiederwahl.
digten WM-Titel wertet der DFB-Präsident ebenso wie die souveränen Auftritte der A-Mannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw auf dem Weg zur
EM 2008 und natürlich auch die positiven Vorstellungen der Junioren- und
Juniorinnenteams des Deutschen
Fußball-Bundes als wertvolle Basis „für
die Verwirklichung unserer Vorhaben
in allen anderen Bereichen“. Gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein und rückhaltloses
Bekenntnis zu Elite und Leistungssport
werden denn auch die Kernpunkte in
der Rede des DFB-Präsidenten während des zweiten Teils der Plenarsitzung am Vormittag des 26. Oktober
sein. Entlastung des Präsidiums und
Vorstands sowie Neuwahlen stehen
danach als weitere Programmpunkte
auf der Tagesordnung.
Nach Ablauf der Antragsfrist steht
fest, dass Dr. Theo Zwanziger, vorgeschlagen von den Regional- und Landesverbänden sowie dem Ligaverband,
der einzige Kandidat für das Amt des
Präsidenten ist. Das Gleiche gilt für
Horst R. Schmidt für die Wahl des
Schatzmeisters.
56 DFB-Journal 3/2007
Während die personelle Neuformierung des Direktoriums der Zentralverwaltung mit der beabsichtigten Berufung von Wolfgang Niersbach zum
neuen Generalsekretär im Anschluss
an den Bundestag abgeschlossen sein
wird, steht bei der Plenarsitzung in
Mainz ein Antrag zur strukturellen und
damit auch personellen Erweiterung des
DFB-Präsidiums zur Entscheidung an.
So soll das Führungsgremium künftig
16 Personen umfassen und dabei unter
anderem neben dem Präsidenten und
Schatzmeister weiterhin aus je einem 1.
Vizepräsidenten für die Bereiche Profis
und Amateure bestehen. Die Zahl der
weiteren Vizepräsidenten soll dagegen
von sechs auf neun erhöht werden, wobei
der Ligaverband künftig mit insgesamt
vier statt bisher drei Mitgliedern im
DFB-Präsidium vertreten sein wird.
Wegen der 2004 beim Bundestag in
Osnabrück eingeführten Altersgrenze
werden etliche höchst verdienstvolle
Persönlichkeiten in Mainz aus den
Führungsgremien des DFB verabschiedet. Im Präsidium gilt dies für Schatzmeister Heinrich Schmidhuber ebenso
wie für den langjährigen 1. Vizepräsidenten Engelbert Nelle, zuständig für
Amateur-, Jugend- und Frauenfußball,
für Karl Schmidt, den Vizepräsidenten
für sozial- und gesellschaftspolitische
Fragen, und für Karl-Josef Tanas, den
bisherigen Vizepräsidenten für Freizeitund Breitensport. Aus dem gleichen
Grund müssen Hermann Selbherr,
Horst Hilpert, Rudi Krämer, Josef
Bowinkelmann und Richard Jacobs
als Vorstandsmitglieder sowie der
langjährige Vorsitzende des DFBBundesgerichts, Georg Adolf Schnarr,
und der Vorsitzende der Revisionsstelle Dr. Friedel Gütt ersetzt werden.
Neu als Mitglieder ins Präsidium einziehen könnten unter anderem Oliver
Bierhoff, der Manager der deutschen
Nationalmannschaft, und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. Im Antrag
Nr. 20 heißt es, dass „das Präsidium
einen Vertreter der Nationalmannschaft und der sportlichen Leitung des
Jugend- und Talentförderbereichs des
DFB in das Präsidium berufen kann“. Ein
deutlicher Hinweis, welche Bedeutung
der Leistungssport für das diesjährige
Motto des DFB-Bundestags „Fußball ist
Zukunft“ hat.
Horst R. Schmidt scheidet nach Erreichen der Altersgrenze als hauptamtlicher
DFB-Generalsekretär aus und kandidiert für das Amt des Schatzmeisters.
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DFB–Pokal
Der Vorschlag wurde schnell für gut befunden. Eine Reportage über die Arbeit
der ARD beim Live-Spiel der ersten
Runde des DFB-Pokals, so die einhellige
Meinung in der Redaktionsbesprechung
für das neue DFB-Journal, ist eine
interessante Idee. Eine Geschichte darüber,
wie es beim bayerischen Derby zwischen „David“ Wacker Burghausen und
„Goliath“ FC Bayern München hinter den
TV-Kulissen zugeht, wie viele Kameras
wo im Einsatz sind und welche Arbeitsabläufe im rund 80 Mitarbeiter umfassenden Stab des übertragenden
Bayerischen Rundfunks vor, während
und nach der Partie bewältigt werden.
Aber manchmal kommt es eben anders
als geplant. Eine klitzekleine Sicherung
im Übertragungswagen sorgte dafür,
dass sich die folgende Geschichte von
DFB-Mitarbeiter Stephan Brause nun
doch nicht um die gesamte TV-Produktion, sondern nur um spannende
15 Minuten vor und während der ersten
Halbzeit der Verlängerung dreht.
15 reichlich hektische Minuten, die
zeigen, dass selbst die beste Detailplanung bei Fernseh-Liveübertragungen
manchmal nichts hilft und es immer
gut ist, einen ausgefeilten Notfallplan
in der Schublade zu haben.
58 DFB-Journal 3/2007
Durchgebrannte Sicherung
Kleine Ursache– große
nd plötzlich geht nichts mehr, gar
nichts. Den bis zu 10,11 Millionen
Zuschauern vor den Fernsehgeräten wird unmittelbar vor
Beginn der mit Spannung erwarteten
Verlängerung sprichwörtlich schwarz
vor Augen. Die komplette Übertragungstechnik des externen Dienstleisters in der Wacker-Arena von
Burghausen ist von einer Sekunde auf
die andere zusammengebrochen und
zunächst weiß niemand so recht,
warum. Schnell macht die Vermutung
die Runde, dass – wie schon bei einem
anderen Livespiel in Burghausen vor
einigen Jahren – die Stromversorgung
im Stadion den hohen Belastungen
durch die TV-Technik nicht gewachsen
war und kurzerhand zusammengebrochen ist. Doch weit gefehlt, den
Heimverein, der den Stromkreis extra
hatte absichern lassen, trifft keine
Schuld, die elektronische Versorgung
U
im Stadion funktioniert einwandfrei,
inklusive des Flutlichts. Also muss der
Fehler irgendwo anders liegen. Leicht
gesagt, aber schwer gefunden, angesichts von mehreren Kilometern extra
für die Übertragung verlegter Kabel,
18 eingesetzten Kameras und einem
mit modernster Technik „vollgestopften“ HDTV-Übertragungswagen. Eine
schier unüberschaubare Zahl an möglichen Gründen für den elektronischen K.o.
Bis da der richtige gefunden ist,
das kann dauern. Und deshalb existiert bei jeder Fußball-Liveübertragung
im „Ersten“ ein so genanntes HavarieKonzept. „Ein ausgefeilter Plan, mit
dem wir für einen Notfall, wie er in
Burghausen passiert ist, immer bestens vorbereitet sind. Pannen passieren jedoch immer wieder und eine
hundertprozentige Sicherheit gibt es
Der überragende Burghausener Torhüter Manuel Riemann war chancenlos
beim Ausgleichstor zum 1:1 durch Miroslav Klose. Bayern München gewann das
dramatische Pokalspiel glücklich mit 4:3 im Elfmeterschießen.
Ein Blick in den hochmodernen Übertragungswagen, in dem eine durchgebrannte
Sicherung für einen kurzzeitigen Bildausfall sorgte.
Wirkung
im Fernsehbereich leider nicht“, erklärt Christoph Netzel, Redaktionsleiter des Bayerischen Rundfunks für
dieses Spiel. Zwar sei man generell
heilfroh, wenn dieser Plan in der
Schublade bleiben kann, ebenso positiv sei es aber auch, dass das Krisenmanagement in dem Moment, als es
benötigt worden war, perfekt funktioniert habe. Unmittelbar nachdem im
Stadion nichts mehr ging, schaltete
die ARD in das so genannte HavarieStudio in München um, um von dort
einen kurzen Trailer mit den schönsten Toren aller Zeiten einzuspielen.
Bis dann nach fünf Minuten die Techniker im Stadion dank Akkubetrieb
wenigstens eine Führungskamera
wieder zum Laufen bringen, so dass
sich die Zuschauer an Fernsehbildern
„erfreuen“ können, die sie aus den
frühen 80er-Jahren, zum Beispiel von
Europapokalspielen deutscher Mann-
Mit der Hintertorkamera werden in erster
Linie spektakuläre Strafraumszenen eingefangen.
DFB-Journal 3/2007
59
DFB–Pokal
18 Fernsehkameras fingen jede Szene von der Erstrunden-Begegnung zwischen Wacker Burghausen und Rekord-Pokalsieger
Bayern München ein.
schaften in Dnjepopetrowsk oder
Wladiwostok, noch bestens kennen.
Großaufnahmen von nur einer Kamera
und die verzerrte Stimme von Kommentator Gerd Gottlob, der, da natürlich auch die komplette Tonübertragung nicht mehr funktioniert, die erste
Halbzeit der spannenden Verlängerung via „Havarie-Telefon“ kommentieren muss.
Im rund 16 Millionen teuren Übertragungswagen unter der Haupttribüne
läuft derweil die fieberhafte Suche
nach dem Grund für den TechnikKollaps. Und nach gut 15 Minuten,
pünktlich zum Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung, ist der Übeltäter dann doch tatsächlich gefunden –
eine klitzekleine Sicherung ist durchgebrannt und hat kurzerhand alles
lahmgelegt. Kleine Ursache – große
Wirkung. Ein Problem, das ein jeder
aus dem Haushalt kennt, und das, wenn
erst mal diagnostiziert, schnell behoben ist. „Eigentlich war die Sicherung
mit 53 Ampere für den Stromkreis,
der maximal mit 55 Ampere belastet
war, völlig ausreichend. Aber das war
scheinbar höhere Gewalt, dagegen
kann man nichts machen, auch wenn
wir das natürlich sehr bedauern“,
meint Netzel später.
Also durchgebrannte Sicherung
schnell rausgedreht, neue rein und
60 DFB-Journal 3/2007
schon läuft die Übertragung wieder
auf vollen Touren und – was für die
Fernseh-Zuschauer besonders wichtig
ist – mit allen Kameras und „normalem“ Kommentar. Die zweite Halbzeit
der Verlängerung und das spannende
Elfmeterschießen, das dann der
Favorit aus München für sich entscheidet, können die Fans daheim an
den Bildschirmen bereits wieder in
gewohnt perfekter Qualität genießen.
Und sie bekommen nach Spielende
nicht nur reichlich Analysen, sondern
auch den Grund für den kurzzeitigen
Bildausfall exklusiv geliefert. Mit
einem Augenzwinkern hält Moderator
Waldemar Hartmann die durchgebrannte Sicherung in die Kamera und
entschuldigt sich noch einmal für die
kleine „Panne“. Ein Zwischenfall, der
zwar ärgerlich ist, aber dank der
Tatsache, dass in der ersten Halbzeit
der Verlängerung auf dem Spielfeld
nicht viel passierte und vor allem
dank des bestens funktionierenden
Havarieplans der ARD ohne große
Schlagzeilen in die Geschichte des
DFB-Pokals eingeht.
ARD-Kommentator Waldemar Hartmann entschuldigte sich nach Spielende für
die kleine Panne mit großer Wirkung.
Bundesliga
Die einen bezeichnen es als „Klinsmann-Löwsche-InnovationsOffensive“ (Kicker-Sportmagazin), die anderen nennen es das
„Jürgen-Klinsmann-Virus“ (Sport Bild). Das gemeinsame Thema:
Training und Trainer. Nie zuvor haben mehr Trainer und Fitmacher
mit den deutschen Profis gearbeitet als seit Beginn dieser Saison.
Selten zuvor strahlten bei der Nationalmannschaft getroffene Maßnahmen stärker auf
die Liga ab. Ein Bericht von Rainer Franzke, Chefreporter des „Kicker-Sportmagazin“.
Fitnesstrainer Riccardo Proietti (rechts)
bei einem speziellen Sprungkrafttraining
der Bayern-Spieler Mark van Bommel
und Valerien Ismael. Cheftrainer
Ottmar Hitzfeld schaut interessiert zu.
In der Bundesliga wurden seit der Ära Klinsmann die Trainerstäbe kontinuierlich vergrößert
Experten auf dem Vormarsch
er Cheftrainer als Allroundtrainer
hat ausgedient. Der „Chef“, wie
Sepp Herberger als Trainer der
Weltmeister-Mannschaft von
1954 respektvoll genannt wurde, ist gut
ein halbes Jahrhundert später vor
allem als Chefkoordinator eines Spe-
D
62 DFB-Journal 3/2007
zialisten-Teams gefragt. Innerhalb von
drei Jahren wurde quasi die Trainingswelt revolutioniert.
War das ein Aufschrei, als Jürgen
Klinsmann vor dem Spiel gegen Brasilien am 8. September 2004 in Berlin
drei Fitness-Profis mit Mark Verstegen
an der Spitze aus dem fernen Kalifornien einfliegen ließ und plötzlich neben
Sprint- und Sprungkraftwerten auch
Beweglichkeit und Geschicklichkeit der
Nationalspieler gecheckt wurden. Die
Nationalspieler bekamen hellgrüne
Bernhard Peters, bei der
TSG Hoffenheim Direktor für Sportund Nachwuchsförderung, im Dialog
mit Cheftrainer Ralf Rangnick.
„Die Übungen waren nichts Revolutionäres“, bemerkte Falko Götz, der in
jenen Tagen als Trainer von Hertha
BSC das Klinsmann-Programm im Berliner Olympiastadion live verfolgte. Und
sogar DFB-Präsident Gerhard MayerVorfelder meinte seinerzeit: „Die Frage
ist schon, ob wir immer Leute aus
Amerika holen müssen. Wir haben in
Deutschland sehr gute Spezialisten.“
DVDs, auf denen jeder Akteur mit
seinen Stärken und Schwächen konfrontiert wurde, waren fortan im Reisegepäck der Nationalspieler. Individuelle
Programme für Heimtraining zur
Verbesserung von Koordination und
Schnelligkeit gingen ihnen zu. Leistungstests wurden intensiviert, auch
nach dem Motto: Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser. Mit Dr. Hans-Dieter
Hermann stieß ein Sportpsychologe
zur Nationalmannschaft hinzu.
Der Argwohn im Kreis etablierter
Bundesligatrainer blieb. Trotz der
begeisternden Auftritte der Nationalmannschaft beim Confed-Cup im Sommer 2005. Und vieles wurde erneut in
Frage gestellt nach der 1:4-Niederlage
in Italien am 1. März 2006 im Auftaktspiel des WM-Jahres. Gerade Uli Hoeneß,
der Manager des FC Bayern München,
bis dato ein eher kritischer Beobachter
der Innovationen bei der DFB-Auswahl,
forderte jedoch just in dieser Phase
einen „Schulterschluss für die Nationalmannschaft“ und sagte: „Man muss
jetzt den Weg geradeaus und konsequent weitergehen und nicht umdrehen. Sonst gibt es ein Chaos.“
Als sich Jürgen Klinsmann nach der
phantastischen Weltmeisterschaft
2006 vom Amt des Bundestrainers
verabschiedete, gab er der Bundesliga
mit auf den Weg: „Ein zusätzlicher
Individualtrainer ist oft wichtiger als
ein weiterer Spieler.“
Trainer, Assistent, Mannschaftsarzt,
Masseur – so waren die Klubs der
Bundesliga nach deren Gründung im
Jahr 1963 über ein Vierteljahrhundert
in der Regel aufgestellt. Als Teamchef
Franz Beckenbauer 1987 Sepp Maier als
Bundestorwarttrainer zur Nationalmannschaft holte, glich das schon einer
kleinen Revolution. Fortan war ein
Torwarttrainer auch in der Bundesliga
in Mode. Die Einbindung weiterer
Spezialisten wie Fitness- und Mentaltrainer bis hin zu Ernährungswissenschaftlern in den Bundesliga-Vereinen
wurde aber erst richtig ausgelöst durch
die Ära Klinsmann/Löw.
In dieser Saison kümmern sich bei
den 36 Profiklubs über 200 Spezialisten um die mehr als 800 Spieler. Die
vielen Fachkräfte in den mit dem Profibereich verzahnten Leistungszentren
der Lizenzvereine nicht eingerechnet,
Experten wie zum Beispiel der frühere
Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters
als Direktor für Sport- und Nachwuchs-
Gummibänder um die Waden gespannt,
die erinnerten an die berühmten Bänder des früheren Masseurs Erich Deuser,
und wackelten, mehr oder weniger belustigt, in Hockstellung über den Trainingsplatz. „Durch die neuen Übungen
werden neue Reize gesetzt, alle waren
sehr neugierig, es hat toll geklappt“,
registrierte Jürgen Klinsmann.
Die Bundesliga reagierte mit Argwohn.
„Ich denke, im Bereich der Leistungsdiagnostik sind wir in der Bundesliga
führend“, meinte Klaus Augenthaler,
damals Trainer bei Bayer Leverkusen.
Schalkes Torwarttrainer Oliver Reck begutachtet die Übungen von Mathias Schober
(links) und Ralf Fährmann.
DFB-Journal 3/2007
63
Bundesliga
Holger Genius, Ernährungswissenschaftler Christian Frank, Prof. Dr. Jürgen
Freiwald als Koordinator für Leistungsdiagnostik und Zeugwart Enrico Heil.
Nicht bei allen Klubs ist ein so
großes Team an Experten direkt engagiert. Doch alle Trainer setzen inzwischen verstärkt auf Individualisierung
und kooperieren gegebenenfalls mit
externen Spezialisten. Eintracht Frankfurt mit dem Reha-Zentrum SPOREG
an der Stadtgrenze zu Offenbach, wo
Rudi Völler schon vor 20 Jahren sein
Aufbautraining nach Verletzungen
durchzog. Werder Bremen kooperiert
eng mit dem Institut für Leistungsdiagnostik der Universität Paderborn
und dem Bremer Psychologen Wilfrid
Sondag. Bayer Leverkusen pflegt einen
intensiven Austausch mit dem Deutschen
Forschungszentrum für Leistungssport
an der Sporthochschule in Köln.
förderung beim Zweitliga-Aufsteiger
TSG Hoffenheim.
Bleiben wir beim Beispiel Hoffenheim:
Das Kompetenzteam der TSG besetzt
auf dem Mannschaftsfoto die komplette mittlere Reihe: Cheftrainer Ralf
Rangnick mit Co-Trainer Achim Sarstedt,
Athletik-Trainer Rainer Schrey, Torwarttrainer Philipp Laux, Sportpsychologe
Dr. Hans-Dieter Hermann, den Physiotherapeuten Simon Stadler, Michael
Grau und Peter Geigle sowie Mannschaftsarzt Dr. Pieter Beks und Heinz
Seyfert, Betreuer und Zeugwart.
In der Bundesliga sind aktuell 137
Spezialisten fest im Einsatz. Allein drei
Torwarttrainer beim Rekordmeister
FC Bayern München mit Sepp Maier,
Walter Junghans und Bernd Dreher, die
geballte Erfahrung aus insgesamt 829
Bundesliga-Begegnungen vermitteln
können. Beim FC Schalke 04 arbeiten
an der Seite von Cheftrainer Mirko
Slomka ebenfalls 13 Experten, wenn
man das „Königsblaue Unikum“, den
76 Jahre alten Mannschaftsbetreuer
Charly Neumann, in diesen Kreis einbezieht: Oliver Reck als Assistent und
Torwarttrainer, Nestor El Maestro als
Assistent- und Techniktrainer, Dr. Christos Papadopoulos als Reha-Trainer,
Rouven Schirp als Konditionstrainer,
Elliot Paes Alves Junior als RehaTrainer, Dr. Bernd Brexendorf als Mannschaftsarzt, die Physiotherapeuten
Karl-Heinz Ohland, Gregor Zieleznik,
64 DFB-Journal 3/2007
Besonderer Wert wird auf die medizinische Versorgung gelegt: David de Mel,
Physiotherapeut von Hertha BSC Berlin,
behandelt Arne Friedrich.
Nationalspieler Torsten Frings und seine
Bremer Mannschaftskollegen befinden
sich unter Aufsicht von Co-Trainer
Wolfgang Rolff auf dem Prüfstand.
Bundestrainer Joachim Löw erfreut
dieser Aufbruch in der Liga und er vertritt die Auffassung, dass dies erst ein
Anfang sei: „Im Basketball gibt es Trainer
für Technik, Offensive und Defensive. In
Dr. Reinhard Rauball neuer Präsident des Ligaverbandes
Einstimmig haben die Vertreter der 36 Lizenzvereine
und Kapitalgesellschaften Dr. Reinhard Rauball am
7. August 2007 in Berlin zum neuen Präsidenten des
Ligaverbandes gewählt. Der Präsident von Borussia
Dortmund tritt die Nachfolge von Leverkusens
Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser an, der nach
dem Tod von Werner Hackmann am 27. Januar 2007
die Geschäfte der Liga als Präsident kommissarisch
übernommen hatte. Werner Hackmann wurde auf
der Generalversammlung der Liga posthum zum
ersten Ehrenpräsidenten des Ligaverbandes ernannt.
Wie Rauball wurden auch die weiteren zehn Mitglieder des Ligaverbands-Vorstandes einstimmig
für drei Jahre gewählt. 1. Vizepräsident wurde
Peter Peters, der Geschäftsführer des FC Schalke 04.
Wolfgang Holzhäuser, der in der Ära von Werner
Hackmann diese Position innehatte, verzichtete
auf eine Kandidatur. Zum 2. Vizepräsidenten wurde
als Vertreter der 2. Bundesliga Harald Strutz, der
Präsident des 1. FSV Mainz 05, gewählt. Die Bundesliga wird im Vorstand außerdem von Karl-Heinz
Rummenigge, Vorstands-Vorsitzender des FC Bayern
Der neue Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball mit den Vizepräsidenten Peter Peters
(links) und Harald Strutz (rechts).
München, und Heribert Bruchhagen, VorstandsVorsitzender von Eintracht Frankfurt, repräsentiert.
Die 2. Bundesliga wählte Michael Meier, Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln, und Andreas Rettig,
Geschäftsführer des FC Augsburg, in den Vorstand.
Im Zuge einer Strukturreform zogen nach einer
Satzungsänderung die vier DFL-Geschäftsführer
Christian Seifert, der Vorsitzende der Geschäftsführung, Holger Hieronymus (Spielbetrieb), Christian Müller (Finanzen und Lizenzierung) und Tom
Bender (Marketing und Kommunikation) in den
Vorstand ein. Das Quartett der Hauptamtlichen
besitzt im Vorstand allerdings nur zwei Stimmen.
Der sechsköpfige Aufsichtsrat der Liga ist nicht mehr
in Personalunion mit den Mitgliedern des Vorstandes
des Ligaverbandes besetzt. Der Vorstand ist im Aufsichtsrat lediglich durch den Präsidenten Dr. Reinhard Rauball und den 1. Vizepräsidenten Peter
Peters vertreten. Manfred Müller (Geschäftsführer
Marketing und Management Werder Bremen) und
Kurt Gaugler (früherer Manager Wacker Burghausen)
zogen einstimmig in den Aufsichtsrat ein. In der
einzigen geheimen Abstimmung bei allen Wahlen
dieser Generalversammlung setzten sich Roland
Kentsch (Finanzgeschäftsführer Arminia Bielefeld)
und Dr. Heinrich Breit (Stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister des SC Freiburg) durch.
Unter Leitung von Dr. Raymond Best (rechts) und Physiotherapeut Gerhard Wörn
absolvieren die Stuttgarter Profis Thomas Hitzlsperger und Yildiray Bastürk ein
Lauftraining.
England und Italien sind im Fußball seit
vielen Jahren Spezialisten gang und gäbe.
Das ist die Zukunft des Fußballs.“ Physis
und Psyche, Technik und Taktik, Offensive
und Defensive – Spezialisten für jeden
Bereich bringen nach Auffassung von Löw
den Fußball entscheidend weiter. Dabei,
so der Bundestrainer, könne die Individualisierung in der Trainingsarbeit nicht früh
genug einsetzen, müsse schon im Bereich
der B-Junioren praktiziert werden.
Die Liga hat sich auf den Weg gemacht, der in anderen Nationen bereits
früher eingeschlagen worden ist, mit
Fitness-, Reha-, Mental-, Torwart-, Konditions-, Athletik- und Techniktrainern,
mit Psychologen und Leistungsdiagnostikern, mit Bioenergetikern und
Ernähungswissenschaftlern in Stäben
mit 18 Experten wie zum Beispiel beim
FC Chelsea, die der Größe des Spielerkaders kaum nachstehen.
DFB-Journal 3/2007
65
www.mercedes-benz.de/c-klasse
Manche fahren ihn nur deshalb nicht,
weil sie ihn nie gefahren sind.
Die neue C-Klasse. Probefahrt vereinbaren unter 08 00/80 55 000.
Ein Mensch lässt sich nicht an
schaften vereint nur die neue C-Klasse.
einem Wesenszug festmachen. Bei der
Darum sollten Sie sich genügend Zeit
neuen C-Klasse ist es ebenso. Einerseits
nehmen, sie ganz in Ruhe auf sich wirken
agil und sportlich, andererseits kultiviert
zu lassen. Es lohnt sich, denn Sie wer-
und souverän. So viele verschiedene Eigen-
den ein Auto wie kein zweites erleben.
Schiedsrichter
Deutsche Schiedsrichter sind sehr
begehrt, wenn es darum geht, internationale Spiele zu leiten. Dabei ist im
Vorfeld schnelles Handeln gefragt.
Thomas Roth, Redakteur beim „KickerSportmagazin“, beschreibt im Detail,
wie die Unparteiischen zu ihren vielfältigen Aufgaben kommen.
bwohl die Saison 2007/2008
noch relativ jung ist, haben die
deutschen Schiedsrichter bereits
einen neuen Rekord aufgestellt.
Nicht weniger als acht Berufungen
erhielten sie für die ersten beiden
Durchgänge der Champions League
sowie für die Hin- und Rückspiele der
ersten Runde im UEFA-Pokal. „Das gab
es noch nie“, staunt selbst Volker Roth,
der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses. In gleicher Funktion
war der Unternehmer aus Salzgitter
lange auch bei der UEFA tätig, seit
einer Umstrukturierung im Sommer ist
er eines von elf Mitgliedern der Kommission des europäischen Verbandes.
Roth wertet die Tatsache, dass die
neue Bestmarke ohne ihn als Chef
aufgestellt wurde, als letzten Beweis
dafür, dass er nie die deutschen
Unparteiischen bevorzugt hat.
Michael Stark hat sich mit glänzenden
Leistungen in der Bundesliga für
internationale Aufgaben empfohlen.
O
Dies hat er auch bei Herbert Fandel
nicht getan. Der gelernte KonzertPianist leitete das Finale der europäischen Königsklasse zwischen dem
AC Mailand und dem FC Liverpool im
Mai 2007. Dies erstaunte die Fachwelt auf den ersten Blick, war der
43-Jährige immerhin erst ein Jahr
zuvor beim Endspiel des UEFA-Pokals
zwischen dem FC Sevilla und dem
FC Middlesbrough zum Einsatz gekommen. Doch die Kommission entschied
mit großer Mehrheit, dass Fandel der
Richtige für das wichtigste Ereignis des
Jahres auf europäischer Klub-Ebene
sei und somit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres vor spektakulärer
Kulisse im Blickpunkt stand.
Wie kommen die Schiedsrichter
überhaupt zu internationalen Einsätzen? Dafür gibt es prinzipiell zwei
unterschiedliche Möglichkeiten. Handelt es sich um Länderspiele, die im
Rahmen eines offiziellen Wettbewerbs
68 DFB-Journal 3/2007
Bereits acht Berufungen an den ersten beiden Spieltagen der Champions
Ein neuer Rekord
stattfinden oder Begegnungen im
Europapokal, dann teilen FIFA oder
UEFA einen Unparteiischen ein. Treffen
Nationalmannschaften in Freundschaftsspielen aufeinander oder wird
ein Leiter für eine – meist als brisant
eingestufte – Auseinandersetzung in
einer nationalen Liga gesucht, so bittet
der zuständige Verband um „Amtshilfe“.
Trifft beim DFB eine solche Anfrage
ein, so landet das Fax oder die E-Mail
zunächst auf dem Schreibtisch von
Matthias Eiles. „20 bis 30 Bitten dieser
Art“, so der Mitarbeiter der Schiedsrichter-Abteilung, „gehen bei uns pro
Saison ein. Wenn wir auch nur eine
geringe Chance sehen, dem Wunsch
entsprechen zu können, dann setzen
wir das in die Realität um.“ Oft kommt
die Mitteilung sehr kurzfristig. Dann
kann es zeitlich sehr knapp werden mit
der Beschaffung eines Visums und
logistische Gründe, wie Terminprobleme
beim Flug, können eine Abstellung
League und im UEFA-Pokal
Routiniert leitete Herbert Fandel
das diesjährige UEFA-ChampionsLeague-Finale AC Mailand gegen
den FC Liverpool.
Immer auf Ballhöhe: FIFA-Schiedsrichter Dr. Markus Merk.
ebenso verhindern wie die Tatsache,
dass alle deutschen FIFA-Schiedsrichter
bereits anderweitig verplant sind. Von
diesen gibt es übrigens zehn, das ist
weltweit die Höchstmarke. Seit der
Vereinigung von DFB und DFV im Jahr
1990 besteht diese Zahl konstant,
zuvor hatten die beiden deutschen
Verbände je sieben Unparteiische bei
der FIFA im Einsatz.
„Wenn es nötig ist, schaffen wir es in
weniger als 24 Stunden, einen Schiedsrichter zu dem gewünschten Ort zu
bringen“, sagt Matthias Eiles. Manchmal sind aber auch ihm Grenzen
gesetzt. So zum Beispiel, als der
Ukrainische Fußball-Verband einen
Leiter für das Pokalfinale zwischen
Schachtjor Donezk und Dynamo Kiew
am 27. Mai 2007 dieses Jahres suchte.
Tags zuvor fand das deutsche Pokalendspiel in Berlin statt. Seit Jahren
nutzt der DFB-Schiedsrichter-Ausschuss diese Gelegenheit zu einem
Treffen und einer Sitzung mit den Bun-
desliga-Schiedsrichtern. Die Absage
der Einladung nach Kiew war die logische Konsequenz.
Während in der DFB-Zentrale in
Frankfurt am Main geeignete Reisemöglichkeiten gesucht werden, geht
der Vorgang an Volker Roth weiter.
Diesem obliegt es nun zu prüfen, ob er
einen seiner Unparteiischen an dem
gewünschten Termin entbehren kann.
„Ich kann zum Beispiel unter der
Woche keinen schicken, der am
Samstag oder Sonntag in der
Bundesliga vorgesehen ist“, sagt Roth.
Setzen FIFA oder UEFA einen deutschen Referee an, muss der DFB die
beiden Assistenten und den Vierten
Offiziellen verbandsintern nominieren.
Bei der Anfrage eines nationalen
Verbandes wird das komplette Team
vom DFB festgelegt. Allerdings gibt es
in solchen Fällen häufig die – nicht
verbindliche – Frage nach einem speziellen Unparteiischen. So äußerte der
englische Verband explizit den Wunsch,
DFB-Journal 3/2007
69
Schiedsrichter
Dr. Markus Merk für das Spiel gegen
Brasilien zur Eröffnung des neuen
Wembley-Stadions am 1. Juni 2007 zu
benennen. Diesem entsprach der DFB,
und auch Merk selbst flog gerne nach
London: „ Dies war eine ganz tolle und
ehrenvolle Aufgabe.“
Prinzipiell tut man beim DFB alles,
um seinen Schiedsrichtern die Einsätze
bei internationalen Aufgaben zu
ermöglichen. Volker Roth ist natürlich
ein Befürworter dieser Reisen: „Das
waren schon zu meiner Zeit interessante
und wichtige Aufgaben.“ Genauso
sehen es die Schiedsrichter selbst, sie
nehmen dafür sogar berufliche Nachteile in Kauf. Wie Wolfgang Stark zum
Beispiel. Der 37-Jährige hat seit zwei
Jahren seine Stunden bei der Sparkasse Landshut um die Hälfte reduziert. Wie viele Unparteiische ist er
auf einen verständnisvollen und kooperativen Arbeitgeber angewiesen.
„Mein beruflicher Werdegang ist
dadurch eingeschränkt“, so Wolfgang Stark, „aber es funktioniert auf
diese Weise gut, Beruf, Schiedsrichterei und die Familie miteinander zu
verbinden.“
Spätestens seit 2001 weiß der
Bankkaufmann, dass Auslands-Einsätze
seine Leistungen auf dem Platz verbessern. Damals weilte er vier Wochen in
Japan: „In der J-League gab es kein
Zurück, keinen Spieler, der beim
Neuaufbau mal auf den Ball trat. Es
ging immer nur nach vorne, ständig hin
und her. Ich war läuferisch unheimlich
gefordert.“ Auf dieser Reise hat er
gelernt, sich „taktisch“ zu bewegen:
„Manchmal ist es besser, wenn man
nicht so viel rennt und dafür besser
steht.“
44 Europapokal- und 17 A-Länderspiele hat Wolfgang Stark bisher geleitet. Bei Markus Merk steht die Quote
kurz vor dem altersbedingten Ende
seiner internationalen Laufbahn am
31. Dezember dieses Jahres bei beeindruckenden 125 Einsätzen. „Es sind
immer wieder ‘Kracher’, zu denen
deutsche Schiedsrichter geholt werden.
Das ist eine Bestätigung unserer aller
Leistungen“, sagt Stark zu Recht.
Internationale Einsätze der deutschen Schiedsrichter
Dr. Felix Brych
Herbert Fandel
Manuel Gräfe
Thorsten Kinhöfer
Knut Kircher
Dr. Markus Merk
Florian Meyer
Peter Sippel
Wolfgang Stark
Michael Weiner
Seit Anfang dieses Jahres international
im Einsatz: Manuel Gräfe und Dr. Felix
Brych (oben rechts).
70 DFB-Journal 3/2007
A-Länderspiele
Europapokalspiele
0
24
0
2
5
49
12
0
17
10
1
48
1
6
12
76
21
15
44
14
Insgesamt 119 A-Länderspiele und 238 Partien im Europapokal haben die zehn deutschen FIFA-Schiedsrichter
bisher geleitet. Dr. Felix Brych und Manuel Gräfe, beide erst seit Beginn dieses Jahres international im Einsatz,
durften kürzlich ihr Debüt geben. Dr. Markus Merk, der Ende 2007 seine internationale Karriere beenden muss,
weil er die Altersgrenze von 45 Jahren erreicht hat, steht unmittelbar vor seinem 50. Länderspiel.
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DFB-Vereinswettbewerb
Im Oktober dieses Jahres startet auf www.dfb.de die Registrierung
Doppelpass für die Zukunft
Dieser Tage läuft der DFB-Vereinswettbewerb an. Mit dieser frisch konzipierten
Kampagne unterstützt der Deutsche Fußball-Bund die teilnehmenden Klubs beim
Um- und Ausbau für die Aufgaben der Zukunft. Beim Nachfolgemodell von
„Klub 2006“, dem mit 5.000 mitspielenden Vereinen erfolgreichen Wettbewerb zur
Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, warten erneut attraktive Preise auf die
engagierten Mitspieler. DFB-Internet-Redakteur Thomas Hackbarth berichtet, wie
der Wettbewerb dazu beitragen kann, den eigenen Verein zukunftsfähiger zu
gestalten.
Dem Aufruf des DFB-Wettbewerbs
„Unser Verein macht mit!“ sollen
alle Klubs folgen.
er Startschuss fällt definitiv am
25. Oktober 2007. Dann können
sich Vereine beim DFB-Wettbewerb anmelden. Über die Startseite von www.dfb.de gelangt man
schnell und bequem zur Registrierung.
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger
beschreibt den Grundgedanken der
Aktion: „Die Inhalte sollen dazu beitragen, die Arbeit unserer Vereine
zukunftsfähiger zu gestalten. Hier
sind die Bereiche Schulkooperation,
Fußball für Ältere, Mädchenfußball
sowie das DFB & McDonald’s FußballAbzeichen von besonderer Bedeutung.“
D
Und so funktioniert es: Jeder Klub
kann maximal zwölf Punkte erreichen.
Drei Punkte bekommt ein Verein gutgeschrieben, wenn seine Mädchenoder Frauenmannschaft am Ligabetrieb teilnimmt. Insgesamt sechs
Punkte verbucht der Klub, der neben
einer Mädchenmannschaft auch eine
Schulkooperation betreibt – etwa in
Form einer Arbeitsgemeinschaft oder
eines Schnuppertrainings. Weitere
drei Punkte gibt es für die Ausrichtung eines Ü 40- oder Ü 50-Turniers.
Wer alle drei Kriterien erfüllt und
dann noch einen Abnahmetag für das
DFB & McDonald’s Fußball-Abzeichen
organisiert, erreicht zwölf Zähler und
72 DFB-Journal 3/2007
damit die volle Punktzahl. Das bedeutet „Goldcup“ und die große Chance
auf Eintrittskarten für ein Länderspiel
oder das DFB-Pokalfinale. Ab sechs
gesammelten Punkten liegt das Vereinslos im „Silvercup“ mit der Chance
auf Preise wie etwa eine Trainingseinheit mit DFB-Trainern, einen
Trikotsatz oder eine Fahrt mit dem
DFB-Bus.
Der Wettbewerb wird über drei
Jahre bis ins WM-Jahr 2010 laufen,
wobei immer im Sommer die Preise
vergeben werden. Nach der jährlichen Prämierung rutscht das Punktekonto auf null, und jeder Verein kann
sich neu anmelden und mitspielen.
Attraktive Preise, ein leichter und
Sinn machender Spielmodus – das
Mitmachen ist so einfach wie möglich
und lohnt sich jedes Mal aufs Neue.
„Wir möchten, dass wenig zusätzliche
Arbeit auf die Ehrenamtlichen in den
Vereinen zukommt. Und die Teilnahmebedingungen sind wirklich überschaubar und leicht verständlich. In
den 21 Landesverbänden wird es feste
Ansprechpartner geben und ein InfoTeam wird die Aktion begleiten“, sagt
Theo Zwanziger.
Im Idealfall dient der Wettbewerb
als Auslöser zum anstehenden Ausbau der Vereinsstruktur. Unter ande-
Mädchen- und Frauenfußball ist in:
Gerade beim weiblichen Geschlecht
erfreut sich die Sportart Nummer
eins größter Beliebtheit.
Spaß für Jung und Alt beim
„Turnier der Generationen“.
rem bedingt durch demografische
Veränderungen sollten alle Vereine
ein großes Interesse daran haben,
Mädchen und ältere Fußballer/-innen
neu anzusprechen oder weiter als
Mitglied zu halten. Die Kooperation
mit einer Schule ist ein weiterer
Beitrag zur Stabilisierung der eigenen Nachwuchsarbeit. Zudem wird
gerade durch die Zusammenarbeit
mit einer Schule das öffentliche
Ansehen des Klubs aufpoliert. Das
DFB & McDonald’s Fußball-Abzeichen
schließlich spornt die aktiven
Mitglieder an, Basistechniken wie
Köpfen, Dribbeln, Passen fleißig zu
üben.
Gründe genug also, beim DFBVereinswettbewerb mitzumachen. Ab
dem 25. Oktober 2007 ist die OnlineRegistrierung auf www.dfb.de freigeschaltet. Ein Flyer in 50.000-facher
Auflage wird ebenfalls für die aktuelle
Initiative werben. Neben Dr. Theo
Zwanziger kommen dabei vier weitere
prominente DFB-Verantwortliche zu
Wort, die die Vorteile des VereinsWettbewerbs darstellen: Silvia Neid,
Joachim Löw, Oliver Bierhoff und
Matthias Sammer. Alle hoffen, dass
die Resonanz groß sein wird.
DFB-Journal 3/2007
73
Julius-Hirsch-Preis
Der Deutsche Fußball-Bund verleiht den mit 20.000 Euro dotierten Julius-HirschPreis 2007 an Eichenkreuz Nürnberg, die Sportarbeit der Evangelischen Jugend
Nürnberg, und an den TuS Plettenberg, einen Fußballverein aus dem Sauerland.
Der DFB erinnert mit seinem Engagement an den in Auschwitz ermordeten deutschjüdischen Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch (1892–1943). DFB-Internet-Redakteur
Thomas Hackbarth berichtet über die Preisträger 2007.
it der inzwischen dritten
Verleihung des Julius-HirschPreises will der DFB ein
Zeichen für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen
setzen, in den Stadien und in der
Gesellschaft“, sagte DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger. Das Votum über
die Vergabe des Julius-Hirsch-Preises
2007 fällte eine Jury, der unter
anderem auch Charlotte Knobloch,
die Vorsitzende des Zentralrats der
Juden in Deutschland, angehört.
M
Beide Preisträger 2007 haben
Fußballturniere und Ausstellungen
organisiert, die im Zeichen einer
intensiven Auseinandersetzung mit
„Rassismus“, „Fremdenfeindlichkeit“
und „Antisemitismus“ standen. Die
Jury beeindruckte, dass es den
Preisträgern gelungen ist, die Ansprache in den Vereinsalltag einzubinden und gerade Kinder und
Jugendliche zu sensibilisieren.
Dafür werden Eichenkreuz
Nürnberg und TuS Plettenberg, die
Preisträger 2007, am Nachmittag des
Länderspiels Deutschland gegen
Tschechien am 17. Oktober in
Münchens Jüdischem Gemeindezentrum ausgezeichnet.
Eichenkreuz Nürnberg hatte im
Frühjahr 2007 eine Selbstverpflichtung zu Antirassismus und Antisemitismus initiiert, die auch von
Nürnbergs Oberbürgermeister
Dr. Ulrich Maly unterzeichnet wurde.
Im Schulterschluss mit anderen Nürnberger Organisationen veranstaltete
Eichenkreuz darüber hinaus am
19. Juli 2007 den ersten Friedenslauf
auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, dessen Erlös die Eichenkreuz-Verantwortlichen unter anderem an Friedensprojekte in Palästina
und Israel überwiesen. Bereits im Mai
hatten die Nürnberger den StreetSoccer-Cup 2007 ausgerichtet, bei
dem 1.100 Kinder und Jugendliche
74 DFB-Journal 3/2007
DFB verleiht Julius-Hirsch-Preis an
Die Würde
aus 62 Herkunftsländern mitspielten.
2008 wollen Peter Reuter, der Sportreferent von Eichenkreuz Nürnberg,
und seine Mitstreiter gemeinsam mit
weiteren Partnern ein europaweites
Turnier afrikanischer Flüchtlinge
veranstalten.
Als zweiten Preisträger 2007 ehrte
die Jury den TuS Plettenberg, einen
knapp 600 Mitglieder zählenden
Fußballverein mit vier Senioren- und
14 Junioren-Mannschaften. Die
Plettenberger B-Junioren hatten bei
einer Fahrt nach Berlin ein Freundschaftsspiel gegen Makkabi Berlin
ausgetragen und verschiedene
Gedenkstätten – unter anderem die
Gedenkstätte ermordeter Juden in
Europa, die Neue Wache und eine
Synagoge – besucht. Diskussionen mit
der Bundestagsabgeordneten Dagmar
Freitag und dem Makkabi-Vorsitzenden Tuvia Schlesinger waren ebenfalls Teil des Programms. Der Verein
sorgte dafür, dass bei der dem Fußball
gewidmeten Ausstellung „Kicker,
Kämpfer, Legenden“ mehrere Texte
und Exponate über das Schicksal von
Julius Hirsch informierten. Schließlich
veranstaltete der TuS Plettenberg im
Juni das Turnier „Julius-Hirsch-Cup
2007“.
Neben dem ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily und Charlotte
Knobloch sind zahlreiche bekannte
Entscheidungsträger aus Sport und
Politik in der Jury des Julius-HirschPreises vertreten, so etwa DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Dr. Thomas
Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Auch die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Maria Böhmer, und
Oliver Bierhoff, der Teammanager der
deutschen Nationalmannschaft,
gehören der Jury an.
Der Namensgeber des offiziellen
DFB-Preises, Julius Hirsch, hatte in
seiner aktiven Laufbahn zwei Mal die
Einer der Preisträger 2007: Die B-Jugend
des TuS Plettenberg vor dem Freundschaftsspiel gegen Makkabi Berlin.
Eichenkreuz Nürnberg und TuS Plettenberg
des Menschen achten
Deutsche Meisterschaft gewonnen
und in sieben Länderspielen vier Tore
erzielt. „Juller“, wie Julius Hirsch auf
dem Fußballplatz gerufen wurde,
erfuhr 1933 aus der Tageszeitung,
dass sein Heimatverein Karlsruher FV
beschlossen hatte, jüdische Mitglieder
auszuschließen. 1943 wurde er nach
Auschwitz-Birkenau deportiert. Sein
letztes Lebenszeichen schickte er an
seine Tochter: eine Postkarte, abgesandt am 3. März 1943.
„Wir möchten unsere gesellschaftliche Position nutzen, um uns einzusetzen für Freiheit, Toleranz und
Menschlichkeit. Wir wenden uns
entschieden gegen das Vergessen der
Nazidiktatur, gegen Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit“, sagt Theo
Zwanziger. „Das Schicksal des Julius
Hirsch darf nicht in Vergessenheit
geraten.“
Bisherige Preisträger
Charlotte Knobloch (links) und Andreas
Hirsch (rechts) mit den Preisträgern des
Julius-Hirsch-Preises 2006.
2005
FC Bayern München
2006
Fan-Initiative „Dem Ball is’
egal, wer ihn tritt“
Fan-Projekt Dortmund
2007
Eichenkreuz Nürnberg
TuS Plettenberg
Den Julius-Hirsch-Preis 2005 nahm der
Vorstands-Vorsitzende des FC Bayern München,
Karl-Heinz Rummenigge, entgegen.
DFB-Journal 3/2007
75
Fan Club Nationalmannschaft
FAN CLUB
N AT IO N A LM
A N N SC H A FT
POWE RED BY
Der DFB und Coca-Cola ehrten das 50.000. Mitglied
Super-Erlebnis für einen
Oliver Bierhoff und Ines Rupprecht vom DFB-Partner Coca-Cola ehrten Lukas
Winterschladen als 50.000. Mitglied des Fan Club Nationalmannschaft.
Diesen Tag wird Lukas Winterschladen
nicht vergessen: Vor dem 3:1 im
Länderspiel gegen Rumänien wurde der
19-Jährige im WM-Stadion Köln als
50.000. Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola
geehrt. Was der Jubilar rund ums
Nationalteam an diesem Ehrentag alles
erlebte, berichtet DFB-Redakteur
Christian Müller.
76 DFB-Journal 3/2007
Weitere Informationen zum Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola gibt es im Internet
unter www.fanclub.dfb.de und www.coca-cola-fussball.de oder unter der Hotline 0 18 05 / 33 23 26.
besonderen Fan
ukas Winterschladen war einfach
der richtige Mann zur richtigen
Zeit am richtigen Ort: an seinem
Computer. Bei seiner OnlineAnmeldung für den Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola
drückte er nämlich im richtigen
Moment auf den Knopf und sicherte
sich so den Mitgliedsausweis mit der
Nummer 50.000. So viel Maßarbeit
sollte belohnt werden: Für den 19jährigen Freizeitfußballer ließen sich
die Verantwortlichen des Fan Club
einiges einfallen – und so durfte er am
12. September 2007 im Rahmen des
Testländerspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen die Rumänen in
Köln an ganz besonderen Aktionen
teilnehmen.
L
„Das Beste war wirklich“, fand der
Mittelfeldspieler des Kreisligisten
Wahlscheider SV, „vor dem Anpfiff
unten auf dem Rasen vor knapp
45.000 Zuschauern von Oliver Bierhoff
geehrt zu werden.“ Der Manager der
Nationalmannschaft, zugleich Pate des
Fan Club, ließ es sich nicht nehmen,
dem Jubilar ein Fan-Club-Shirt mit
seinem Nachnamen und der Nummer
50.000 zu überreichen. „Wir gratulieren Lukas und freuen uns, in ihm einen
großen Anhänger der Nationalmannschaft zu haben“, erklärte Bierhoff, und
staunte: „50.000 Mitglieder, diese Zahl
spricht eigentlich für sich.“
Mit dabei war auch Ines Rupprecht,
bei Coca-Cola verantwortlich für den
Sportbereich und damit ebenfalls für
den Fan Club Nationalmannschaft.
„Coca-Cola ist stolz darauf, seit der
ersten Stunde vor vier Jahren als
Partner dabei zu sein – und selbstverständlich auf die mittlerweile 50.000
Mitglieder“, so Rupprecht. „Ich hoffe
und denke, dass wir Lukas Winterschladen hier in Köln einen tollen Tag mit
fantastischen Momenten bereiten
konnten.“
Einen spannenden Tag mit zahlreichen
Attraktionen erlebte der 19-Jährige rund
um das Länderspiel gegen Rumänien in Köln.
In der Tat war alles, was der Borussia Dortmund-Fan in der Rheinmetropole erlebte, absolut unvergesslich für
ihn – und sogar in der Reihe der so
beliebten Fan-Club-Aktion „Fan-tastic
Moments“ etwas ganz Spezielles. Denn
Lukas Winterschladen wurde nicht nur
geehrt und mit dem „Welcome-Pack“
des Fan Club beschenkt, der aus Cap,
Schal, Pin und dem individuellen PoloShirt besteht. Der Lohmarer stand
zudem im und ums WM-Stadion als
Hauptdarsteller und Ehrengast im
Mittelpunkt.
Zunächst avancierte er zur Hauptfigur im neuen Trailer des Fan Club
Nationalmannschaft powered by CocaCola, wurde schon vor der Stadionöffnung in der Südkurve und bei vielen
anderen Einstellungen gefilmt.
Schauspielerisches und fußballerisches
Talent waren auch am Fan-Club-Bus
und im Fan-Treff-Zelt gefragt, wo der
19-Jährige den Ball hoch hielt, auf die
Torwand schoss, Tischkicker spielte
und „Glücksfee“ für ein Gewinnspiel
war. Alles vor der Kamera, professionell
und mit einigem Aufwand gedreht. „Es
hat mich überrascht, wie viel Zeit ein
kurzer Trailer in Anspruch nimmt“,
berichtete Winterschladen, der von
Regisseur und Kameramann gelobt
wurde für seine Leistung und Ausdauer
als Schauspieler.
Danach durfte Lukas dorthin, wo
sich sonst nur der engste Kreis der
Nationalmannschaft trifft – in die
Kabine. Fast ehrfürchtig berührte er
Bastian Schweinsteigers Trikot und
durfte einige Blicke hinter die Kulissen
wagen: „Dabei hat es mich beeindruckt,
was an Planung und Organisation nötig
ist, damit alles so reibungslos läuft, wie
es vor, während und nach einem
Länderspiel von außen aussieht.“
Sein „super spannender, interessanter und toller Tag“ wurde mit dem
erfolgreichen Spiel, das er wieder in
der Kurve mit Anfeuerungsrufen, Torjubel und Fan-Choreographien erlebte,
zur „vollen Zufriedenheit“ abgerundet.
Was den beim DFB für den Fan Club
zuständigen Michael Kirchner natürlich auch freute – mehr noch: „Für uns
ist das nicht nur eine Zahl: Denn
50.000 Mitglieder, das bedeutet, dass
der Fan Club Nationalmannschaft
powered by Coca-Cola eine große
Akzeptanz bei den Fußball-Anhängern
in Deutschland gefunden hat. Den
erfolgreichen Weg wollen wir nun
weitergehen.“
DFB-Journal 3/2007
77
Wie ich es sehe
Michael Gabriel zu Fußball und Rassismus, die Folgen des Fan-Kongresses und den „Fall Weidenfeller“
Nicht wegschauen!
Unter der Überschrift „Wie ich es sehe“ wird künftig in jedem DFB-Journal ein
Beitrag veröffentlicht, in dem eine bekannte Persönlichkeit seine Meinung zu einem
aktuellen Fußball-Thema äußert. Den Auftakt macht heute Michael Gabriel, der
Leiter der Koordinationsstelle Fan-Projekte. Sein Thema: „Rassismus und Diskriminierung im Fußball“. Gabriel, der unter anderem der per DFB-Präsidiums-Beschluss
vom 24. August 2007 in die Arbeit der DFB-Gremien überführten Task Force gegen
Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit angehörte, befasst sich in seinem
Beitrag auch mit den Folgen des Fan-Kongresses in Leipzig.
ußball und Rassismus – leider ist
das ein Begriffspaar, das in vielen
Köpfen ähnlich selbstverständlich
zusammengehört wie beispielsweise Tore und Gerd Müller. Betrachtet
man die Berichterstattung in den Medien,
scheint es, als würde der Fußball diesem Phänomen nie effektiv begegnen
können. Dabei müsste aus meiner Perspektive die Situation deutlich differenzierter und auch positiver dargestellt
werden.
F
Zuerst gilt es zu unterscheiden
zwischen der Situation im für den stärker als Zuschauersport im Mittelpunkt
stehenden Profifußball, also von der
Bundesliga bis hin zu traditionsreichen
78 DFB-Journal 3/2007
Vereinen in der 4. Liga, und der Situation im Amateur- und Jugendfußball.
Während im ersten Fall die Akteure, die
mit rassistischen Parolen negativ auffallen, eher auf den Tribünen und in
den Stadionkurven zu suchen sind,
rücken an der Basis eher die Spieler,
Schiedsrichter und die „Vereinsfamilie“
in den Blickpunkt. Denn in der Kreisliga A schauen eben neben den
Vorstandsmitgliedern, Familienangehörigen, Freunden und Freundinnen
nicht mehr sehr viele zu.
Unbestritten, in den 80er-Jahren
waren einige Stadionkurven mehrheitlich rechts orientiert. Rassistische und
antisemitische Beleidigungen gehörten
Vehement setzt sich Michael Gabriel,
der Leiter der Koordinationsstelle
Fan-Projekte, gegen Rassismus und
Diskriminierung im Fußball ein.
bedauerlicherweise zum StandardRepertoire und zu wenige in der Fanszene störten sich daran. Die aktuelle
Situation ist jedoch mit der damaligen
überhaupt nicht mehr vergleichbar.
Dies ist seit kurzem sogar wissenschaftlich belegt. Sabine Behn und
Victoria Schwenzer haben im Rahmen
der Studie „Zuschauerverhalten im
Profifußball“ von Prof. Dr. Gunter A.
Pilz, die im vergangenen Jahr veröf-
Deutlich war das Signal der Nationalmannschaften von Deutschland und Georgien vor dem Länderspiel in Rostock.
fentlicht wurde, einen deutlichen
Rückgang von Rassismus und Antisemitismus in den ersten beiden Ligen
konstatieren können.
Dies deckt sich auch mit den Beobachtungen der 36 derzeit in Deutschland tätigen Fan-Projekte, die seit den
80er-Jahren gemeinsam mit allen Fans
für eine offene, diskriminierungsfreie
Fankultur streiten. Im Übrigen waren es
Fangruppen, die zuerst begannen, sich
gegen die Rassisten und Nazis in den
Stadien zu wehren. Beispielsweise die
Fans von St. Pauli, die „Löwenfans
gegen Rechts“ oder die Frankfurter
Fanzeitung „Fan geht vor“ mit ihrer
Aktion „United Colors of Bembeltown“.
Diese Initiativen wurden von den lokalen Fan-Projekten unterstützt, in dem
Wissen, dass es oftmals mehr Wirkung
hat, wenn jemand mit denselben
Farben und derselben Leidenschaft im
Verein oder eben auf den Rängen eine
deutliche Position einnimmt.
Die ersten antirassistischen FanInitiativen gründeten sich Anfang der
90er-Jahre, als Nazis in Rostock, Mölln
oder Solingen massive Angriffe auf
Flüchtlingsheime starteten und dabei
sogar auf Unterstützung in Teilen der
Bevölkerung stießen. Mancherorts
schauten die Bürger damals nicht mal
weg, sondern sogar mit Beifall zu, wie
die Wohnheime in Brand gesteckt
wurden. Dementsprechend bedurfte es
großen persönlichen Muts, sich in der
Stadionkurve ungeschützt gegen eine
vermeintlich rechte Mehrheit zu stellen. Leider wurden zu dieser Zeit die
Fan-Initiativen viel zu oft alleine gelassen, manchmal sogar als Nestbeschmutzer gesehen.
Damit ist ein zentrales Phänomen im
Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus benannt. Denn überall
dort, wo weggeschaut wird, wo so
getan wird, als bestünde kein Problem
oder wo verharmlost wird, breitet sich
das schleichende Gift des Rechtsextremismus aus. Das gilt für alle gesellschaftlichen Bereiche, nicht nur für den
Fußball. Deswegen waren die Äußerungen des Bürgermeisters von Mügeln,
als dort acht Inder von 50 Deutschen
durch den Ort gehetzt wurden, so
erschreckend. Mügeln habe angeblich
kein Problem mit Rechten, das wären
alles Auswärtige gewesen, so eine
seiner Schutzbehauptungen. Er steht
mit dieser Verharmlosungsstrategie
aber beileibe nicht allein, wie viele
Berichte aus anderen Gegenden in Ost
und West belegen.
Im Gegensatz dazu stellt sich die
Situation im Fußball schon lange nicht
Bei der Aktion „Zeig´ dem Rassismus die Rote Karte!“ signalisierten 2006 die
Zuschauer, dass Rassisten und Randalierer keinen Platz in den Fußball-Stadien haben.
DFB-Journal 3/2007
79
Wie ich es sehe
tung des ehemaligen Sicherheitsbeauftragten Dr. Alfred Sengle im Jahr
2003 verabschiedete, der von Präsident Dr. Theo Zwanziger im Rahmen
der Aufarbeitung der NS-Geschichte
des DFB initiierte Julius-Hirsch-Preis, in
dessen Rahmen bereits zwei Mal FanProjekte ausgezeichnet wurden, der
erstmals in diesem Jahr ausgeschriebene Integrationspreis oder die AntiRassismus-Aktionen im Umfeld von
Länderspielen sind deutliche Signale
des Verbandes, dass er dem Kampf
gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit
und jede Form von Diskriminierung
einen hohen Stellenwert einräumt.
itfaden „GewaltIn einem Referenten-Le
gang mit KonUm
prävention“ wird der
annschaften
d-M
en
ug
A-J
bis
flikten in Cgeschildert.
mehr so negativ dar. In den Stadien
wird nämlich nicht mehr weggeschaut.
Die „echten“ Fans reagierten, wie bereits
beschrieben, als Erste, sie wollten den
Rechten und Rassisten die Stimmung
auf den Rängen und damit auch das
Spiel nicht kampflos überlassen. Der
DFB und die Vereine folgten, sicher mit
einiger Verzögerung, und vertraten
diese Position ebenfalls mit Nachdruck.
Der Zehn-Punkte-Plan gegen Rassismus, den der DFB unter der Verantwor-
Das bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass kein Unterschied
gemacht wird, ob beispielsweise
Schwarze, Schwule oder Frauen perfide
en passant oder gezielt und massiv beleidigt werden. Vor diesem Hintergrund
wäre es sicher zu begrüßen gewesen,
wenn im „Fall Weidenfeller/Asamoah“
die Öffentlichkeit deutlich zur Kenntnis
genommen hätte, dass die Reduzierung
des Strafmaßes für den BVB-Torhüter
seiner sofortigen Entschuldigung und
seinem bisher untadeligen Verhalten
geschuldet war. Unter dem Strich steht
bei dieser Angelegenheit allerdings
auch die Erkenntnis und Tatsache, dass
das DFB-Sportgericht auf Antrag des
Kontrollausschusses in Einklang mit
den FIFA-Regularien eine Sperre und
Geldstrafe wegen diskriminierenden
Verhaltens gegen ihn aussprach.
Natürlich gibt es mancherorts immer
noch Probleme, sind Rassismus und
Diskriminierung weiter präsent. Doch
der Fußballsport, von der Bundesliga
bis zur F-Jugend, bietet die außergewöhnliche Chance, dass Menschen
unterschiedlichster Herkunft miteinander spielen, sich so auf spielerische Art
und Weise kennen und damit respektieren lernen.
Mit Dr. Theo Zwanziger steht ein
Mann an der Spitze des DFB, der dieses
Potenzial nutzen möchte und vor dem
Hintergrund der gesellschaftlichen
Herausforderungen, den Fußball selbstbewusst und offensiv als zivilgesellschaftliche Integrationskraft positioniert. Damit ist der DFB vielen Vereinen
eine gute Orientierung, sich ebenfalls
mit Nachdruck dieser Thematik zuzuwenden, und den unabhängigen FanInitiativen eine große Unterstützung,
weil diese sich nicht mehr isoliert
fühlen. Dass den Fans nicht nur im
Kampf gegen Diskriminierungen von
Seiten des DFB eine höhere Wertschätzung entgegengebracht wird,
zeigt der Fan-Kongress in Leipzig, der
jetzt schon greifbare Ergebnisse
gebracht hat. Der Dialog mit den Fans
wurde in einer AG beim DFB institutionalisiert, und beim derzeit zentralen
Thema der Stadionverbote wird es mit
Beginn des nächsten Jahres deutlich
fanfreundlichere Richtlinien geben.
Als vielleicht wichtigstes Ergebnis
des Fan-Kongresses ist aber die erzielte
Überzeugung zu nennen, dass der
Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und jede Form von Diskriminierung nur gemeinsam gewonnen
werden kann. Denn wie heißt eine
antirassistische Fan-Initiative aus
Gelsenkirchen so schön: „Dem Ball is’
egal, wer ihn tritt!“
„Unsre Kurve – kein Platz für Rassismus“ – ein klares Bekenntnis der Fans des 1. FSV Mainz 05.
80 DFB-Journal 3/2007
Fair ist mehr
Seit Beginn der Aktion „Fair ist mehr“ wurden über 50 Bundessieger ausgezeichnet
Viele gute, neue Ideen
Seit zehn Jahren gibt es die Aktion „Fair ist mehr“. Die Auswahl der Bundessieger
und die Ehrung der Gewinner hat seitdem einen festen Platz im Terminkalender des
Deutschen Fußball-Bundes. Bei einer Tagung in Hennef wurde kürzlich zurück und
nach vorne geblickt, um auch künftig immer wieder auf faires und sportliches
Verhalten aufmerksam zu machen. Maximilian Geis, Mitarbeiter der DFB-Direktion
Kommunikation, berichtet über die Jubiläumsveranstaltung.
m 3. August 1995 wurde die DFBArbeitsgruppe Fair Play unter
dem Vorsitz des heutigen DFBPräsidenten Dr. Theo Zwanziger
gegründet. Schon bald konnten erste
Ergebnisse präsentiert werden. Auf
dem DFB-Bundestag in Düsseldorf
wurde im Oktober 1995 der Begriff
„Fair Play“ in die Präambel der DFBSatzung aufgenommen. Bald darauf
beriefen alle Landesverbände einen
A
82 DFB-Journal 3/2007
Fairplay-Beauftragten. Und im Juni
1996 startete die DFB-Aktion „Fair ist
mehr“ in Zusammenarbeit mit den
Landesverbänden. Die ersten Sieger
des Wettbewerbs wurden am 11. Oktober 1997 anlässlich des Länderspiels
zwischen Deutschland und Albanien in
Hannover ausgezeichnet.
Nur kurz wurde bei der Tagung in
Hennef am 21. und 22. September die-
ses Jahres zurückgeblickt. Denn die
Aufmerksamkeit geht nach vorne.
„Über 3.000 Meldungen aus allen
Landesverbänden und Spielklassen hat
es seither gegeben. Im Rahmen von
Länderspielen wurden über 50 Bundessieger ausgezeichnet. Doch wir dürfen
uns nicht ausruhen. Dieses Jubiläum
muss genutzt werden, um die Aktion
weiter voranzubringen“, sagte DFBVizepräsident Karl-Josef Tanas in
seiner Begrüßung.
Teilnehmer waren die Fairplay-Beauftragten der Landesverbände sowie
international anerkannte Experten wie
der Fanforscher Prof. Dr. Gunter A. Pilz
aus Hannover oder der Mainzer
Sportwissenschaftler Prof. Dr. Norbert
Müller. Prominentester Gast war FIFASchiedsrichter Herbert Fandel, der seit
Prof. Dr. Norbert Müller (links) und Prof. Dr. Gunter A. Pilz (rechts) diskutierten mit
einem Bundessieger.
Die Teilnehmer der Tagung
„10 Jahre Fair ist mehr“ in Hennef.
DFB-Vizepräsident Karl-Josef Tanas dankte FIFA-Schiedsrichter Herbert Fandel
für sein Engagement.
2003 Schirmherr der Aktion ist. „Ich
stelle mich gerne als Symbolfigur für
die Aktion 'Fair ist mehr' zur Verfügung“, sagte Fandel in seinem
Vortrag. „Ich denke, dass gerade wir
Schiedsrichter diese Botschaft hervorragend dokumentieren und in den
Blickpunkt der Öffentlichkeit transportieren können“, so der Unparteiische, der sich immer Zeit nimmt, um
an den Sitzungen der Arbeitsgruppe
Fair Play teilzunehmen und die Sieger
des Wettbewerbs auszuzeichnen.
schaftler. Folgende Kernaussagen sind
das Ergebnis der Untersuchung:
Pünktlich zum Jubiläum hat nun
Norbert Müller die DFB-Initiative mit der
Mainzer Sportwissenschaftlerin Sandra
Hentz analysiert. Die Effektivität der
Aktion, die Preis-Vergabe-Kriterien und
die Beurteilung der fairen Gesten durch
die Jury wurden untersucht. „Es hat
sich gezeigt, dass die Bedeutung von
Fairplay für die Aktiven stark vom
Erfolgs- und Leistungsniveau abhängig
ist. Deswegen kommen die meisten
Meldungen aus der Kreisliga und dem
Nachwuchs-Bereich“, so der Wissen-
Die Anzahl der Meldungen für den
Wettbewerb ist kontinuierlich gestiegen.
Die Bewertungskriterien der DFBJury waren nachvollziehbar, transparent und wurden konsequent beibehalten.
In einigen Spielklassen – beispielsweise der Kreisliga – wird grundsätzlich
fairer gespielt, unabhängig von der
Zahl der Mannschaften in den einzelnen Klassen.
Die Inkaufnahme eines Nachteils bei
den einzelnen Aktionen wurde als
„beachtenswert“ eingestuft.
Ein Schwerpunkt der Beratungen
von Hennef war außerdem ein Vortrag
von Hans-Joachim Elz, dem Pressesprecher der Stiftung Deutsche Sporthilfe, zur Marketing-Kampagne „Die
Prinzipien des Sports stärken unser
Land“. Ein weiteres Ziel der Tagung, in
den Landesverbänden Ideen und
Anregungen für eigene FairplayProjekte zu wecken, wurde ebenfalls
ausführlich erörtert. Vier Landesverbände stellten eigene Fairplay-Projekte vor, um eine Diskussionsgrundlage zu schaffen. Danach begaben
sich die Teilnehmer in Arbeitsgruppen
und tauschten dort ihr Wissen und
ihre Erfahrungen aus.
Mit den gewonnenen Erkenntnissen
geht der Deutsche Fußball-Bund
bestärkt in die nächste Stufe seines
Fairplay-Engagements. „Fairness ist
ein unverzichtbarer Bestandteil des
Sports im Allgemeinen und damit
auch des Fußballs. Vereine besitzen
soziale Kompetenz. Daraus erwächst
die Verantwortung, die ethischen
Werte des Spiels nicht kurzfristigem
Erfolg zu opfern. DFB sowie die
Regional- und Landesverbände müssen immer wieder aufs Neue darauf
achten, der ethischen Seite des sportlichen Alltags einen hohen Stellenwert
einzuräumen“, sagt DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger.
DFB-Journal 3/2007
83
U 19-Junioren
Halbfinal-Aus in letzter Minute
An Nuancen gescheitert
Überraschend kommt es nicht. Es hat
sich irgendwie angedeutet. Den Schock,
über das Gegentor in allerletzter
Spielminute, kann diese Tatsache dennoch nicht lindern. Eckball, Kopfball,
Tor, Anstoß und Abpfiff – 3:2 für
Griechenland, das Aus der deutschen
U 19-Nationalmannschaft im Halbfinale
der Europameisterschaft in Oberösterreich ist perfekt, der Traum vom ersten
Titel in dieser Altersklasse nach über
20 Jahren ziemlich abrupt beendet. Und
das, obwohl die Auswahl von Trainer
Frank Engel auf Grund ihrer ansehnlichen Leistungen in der Vorrunde von
nicht wenigen zum Turnierfavoriten
erklärt worden war. Stephan Brause,
Mitarbeiter der Direktion Kommunikation, berichtet, warum aus dem angestrebten Europameister-Titel nichts
wurde.
en Zettel hält er bereits fest in
der Hand. Genauestens hat
U 19-Trainer Frank Engel aufgezeichnet, wie er sich das Spiel
seiner Mannschaft in der Verlängerung vorstellt, wie seiner Meinung
nach der Defensiv-Riegel der spielerisch eher durchschnittlichen Griechen
doch noch entscheidend zu knacken
ist. Aber dann passiert es. Wenige
Sekunden vor dem Abpfiff ein fataler
Fehlpass im Mittelfeld, ein völlig
ungefährlicher Schuss der Griechen
aus 40 Metern wird zum Eckball
abgefälscht und das Unheil nimmt
seinen Lauf. Eine Ecke des besten
Griechen, des erst 17 Jahre alten
Sotirios Ninis, schätzen Torhüter
Martin Männel und die gesamte
deutsche Abwehr falsch ein und so
In der Defensive zeigte
Griechenland eine starke
Leistung – hier ein Zweikampf
zwischen Sebastian Tyrala und
Vasilis Apostolopoulos.
D
84 DFB-Journal 3/2007
kann Andreas Lampropoulos unbedrängt einköpfen. Die Entscheidung
ist gefallen in einem Spiel, in das die
deutsche Mannschaft als klarer
Favorit gegangen war. „Es ist eine
sportliche Tragödie, dass wir die
große Chance auf das Finale und den
Titelgewinn nicht genutzt und gegen
einen Gegner verloren haben, der
spielerisch sicher nicht unsere Klasse
hatte. Wir sind an Nuancen und an
uns selbst gescheitert. Das muss sich
das Team vorwerfen lassen“, hadert
der deutsche Trainer noch Wochen
nach dem Turnier.
Vor allem in der Defensive fehlte
es der deutschen Mannschaft gegen
die hoch motivierten Griechen an der
nötigen Stabilität. Was sicher unter
anderem auch daran lag, dass Benedikt
Höwedes und Daniel Schwaab angeschlagen in die Partie gegangen waren.
Ein wenig schien es allerdings auch
so, als fühle sich der ein oder andere
deutsche Nachwuchsspieler des Jahr-
Während die Griechen den
Finaleinzug feiern, ist
Kim Falkenberg am Boden
zerstört.
Der Neu-Hamburger Jerome Boateng im Halbfinale gegen Griechenland.
gangs 1988 durch die guten Kritiken, die
es nach den Vorrundenspielen gegen
Russland (3:2), Serbien (3:2) und vor
allem Frankreich (1:1) aufgrund der
offensiven und modernen Spielweise
gegeben hatte, bereits zu sicher auf
dem Weg zum Europameistertitel.
„Überall wurde nach unserer guten
Vorrunde ja bereits darüber geredet
und geschrieben, dass eigentlich nur
Deutschland diese EM gewinnen kann.
Gut möglich, dass sich das bei dem
ein oder anderen im Kopf festgesetzt
hat und einige in Gedanken schon im
Finale waren“, sagt Engel. Ähnlich
sah es DFB-Sportdirektor Matthias
Sammer, der das Halbfinale in Steyr
vor Ort verfolgte: „In diesem Spiel hat
sicher nicht die spielerisch bessere
Mannschaft gewonnen, sondern die
mit deutlich mehr Herz und Leidenschaft. Wir haben wirklich zahlreiche
gute Jungs in diesem Jahrgang, aber
der ein oder andere wird in Zukunft
Probleme bekommen, wenn er seine
Einstellung nicht ändert.“
Alles in allem ist Frank Engel jedoch
mit dem Erreichten in Österreich
durchaus zufrieden, obwohl die leichtfertig vertane Titelchance natürlich
schmerzt: „Wir haben uns unter die
besten vier Mannschaften Europas
gespielt und sind spieltechnisch sehr
stark aufgetreten. Ich denke, dass
sich unsere Leistungen in der Vorrunde, vor allem gegen Frankreich
und Serbien, durchaus sehen lassen
konnten.“ Besonders die erste Halbzeit gegen Frankreich war eine der
DFB-Journal 3/2007
85
U 19-Junioren
Treffsicher: Max Kruse erzielte
bei der EM in Österreich zwei Tore
für die deutsche U 19.
besten Leistungen einer deutschen
Jugendmannschaft in den vergangenen Jahren. Aber um ein Turnier wie
die Europameisterschaft zu gewinnen, bedarf es eben auch einer gewissen Konstanz und die ließen einige
Spieler in Oberösterreich im Halbfinale vermissen. „Aber Fußball ist
eben ein Tagesgeschäft und man
muss permanent sein Leistungspotenzial abrufen. Das ist einigen
Akteuren nicht gelungen und aus
dieser Tatsache müssen sie die richtigen Lehren ziehen“, so Engel.
Trotzdem ist Frank Engel davon
überzeugt, dass der deutsche Nachwuchs in Zukunft weiterhin in der
europäischen Spitze mitmischen und
sicherlich irgendwann auch wieder
internationale Titel gewinnen wird.
„Das Umfeld in den Jugendnationalmannschaften des DFB ist mittlerweile
nahezu perfekt, das hat die Europameisterschaft gezeigt. Zahlreiche
Dinge wurden dem A-Team angepasst
und haben bei den Nachwuchsspielern positive Reaktionen hervorgerufen“, äußert Engel.
So kümmerte sich ein Betreuerstab
von zwölf Personen um die Mannschaft, inklusive zweier Physiotherapeuten, eines Scouts und eines eigenen Fitnesstrainers. Hinzu kam in der
Vorbereitung und vor dem Halbfinale
noch die Unterstützung eines Psychologen. Zum ganz großen Wurf hat es
trotzdem nicht gereicht. Zumindest
noch nicht...
86 DFB-Journal 3/2007
Steffen Freund neuer Assistenztrainer der U 20
Steffen Freund gehört seit dem 1. September 2007 dem
Trainerstab des Deutschen Fußball-Bundes an. Der 37
Jahre alte ehemalige Nationalspieler arbeitet zunächst
auf Honorarbasis als Assistent von U 20-Nationaltrainer
Frank Engel. „Ich freue mich auf diese Aufgabe und bin
überzeugt, dass ich an der Seite eines so erfahrenen
Mannes wie Frank Engel eine Menge für meine weitere
Laufbahn als Trainer lernen kann“, sagt Freund, der
1996 den EM-Titel mit der deutschen Nationalmannschaft in England gewann sowie mit Borussia Dortmund
Champions-League-Sieger 1997 und zwei Mal Deutscher
Meister wurde.
Nach dem Ende seiner aktiven Zeit als Spieler vor drei
Jahren gründete der 21-fache Nationalspieler eine
Europameister Steffen Freund
Sportmanagement-Agentur, die sich vor allem mit den
lernt bei der U 20 das TrainerThemen Vereinsberatung und -entwicklung befasst, und
handwerk.
war als Fernsehexperte unter anderem bei der WM 2006
im Einsatz. Zudem sammelte Freund, der in naher Zukunft auch den Fußball-Lehrer-Lehrgang absolvieren will, beim ESV Lok Elstal erste Erfahrungen als Trainer im Nachwuchsbereich.
„Dadurch, dass ich viele Spiele in der Bundesliga und in der englischen Premier League absolviert
habe, bin ich ja noch lange kein guter Coach. Deshalb möchte ich den Trainerjob von der Pike auf
lernen. Dafür bietet sich mir als Assistent von Frank Engel bei der U 20 eine hervorragende
Möglichkeit, die ich sehr gerne annehme“, sagt Freund, der beim Länderspiel gegen Österreich am
5. September 2007 in Kaufbeuren (0:1) sein Debüt als Assistenztrainer gab.
Schon vor der Premiere von Steffen Freund als Trainer hatte sich Frank Engel auf die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Profi, der in der Bundesliga für den FC Schalke 04, Borussia Dortmund und
den 1. FC Kaiserslautern sowie in England für Tottenham Hotspur und Leicester City aktiv war, riesig
gefreut: „Ich habe Steffen Freund schon vor vielen Jahren für die Jugendnationalmannschaft der DDR
empfohlen und seine Entwicklung seither immer verfolgt. Nach seiner großen Karriere als Spieler will
er nun den Trainerberuf erlernen und ich freue mich, ihm bei seinem Einstieg behilflich zu sein.“
Reisen wie die Profis.
Mit den Profis.
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U 17-Junioren
Heiko Herrlichs Mannschaft erreicht bei der WM die beste Platzierung seit 22 Jahren
Teamgeist als große Stärke
Mit dem dritten Platz bei der FIFA U 17-Weltmeisterschaft 2007 in der Republik Korea haben die deutsche Mannschaft und ihr
Trainer Heiko Herrlich die beste WM-Platzierung seit dem Finaleinzug 1985 erreicht. Mit Toni Kroos stellte der Nachwuchs des
Deutschen Fußball-Bundes sogar den besten Spieler des Turniers. Bei der Siegerehrung zollte Franz Beckenbauer dem deutschen
Team hohes Lob. Maximilian Geis, Mitarbeiter der Direktion Kommunikation, hat die DFB-Auswahl in Südkorea begleitet.
s war ein beeindruckender, unvergesslicher Moment. Wenige
Minuten nach dem Finale der
Weltmeisterschaft lagen die
Akteure von Verlierer Spanien enttäuscht auf dem Rasen. Weltmeister
Nigeria taumelte erschöpft, aber
überglücklich nach dem 3:0-Erfolg im
Elfmeterschießen durch das WMStadion von Seoul. Die deutsche
Mannschaft, wenige Stunden zuvor
durch ein 2:1 über Ghana auf den
dritten Podiumsrang geklettert,
bahnte sich ihren Weg zur Sieger-
E
ehrung. Plötzlich hielt der DFB-Nachwuchs inne und entrollte ein zehn
Meter langes Transparent mit der
Aufschrift „Kamsahamnida! Thank
you Korea! (Danke Korea!)”. Die
Zuschauer auf den Tribünen jubelten
den deutschen Spielern lautstark zu.
Wie so oft bei dieser Weltmeisterschaft hatte das DFB-Team mit
Kreativität und Ideenreichtum alle
überrascht. Auf wie neben dem Spielfeld hatte Heiko Herrlichs Auswahl
„den deutschen Fußball hervorragend
vertreten“, wie DFB-Sportdirektor
Matthias Sammer anerkennend resümierte. Und Franz Beckenbauer,
der die Siegerehrung als Mitglied des
FIFA-Exekutivkomitees begleitete,
brachte gegenüber der deutschen
Mannschaft „Respekt für die gezeigten
Leistungen“ zum Ausdruck. DFBTrainer Bernd Stöber, der für die FIFA
in der Technical Study Group die WM
analysierte, zog als Fazit: „Unser
Team hat von allen Experten großes
Lob erhalten, weil wir starke Kombinationen gezeigt haben und dabei
Die deutsche Mannschaft und Franz Beckenbauer bedanken sich für die Gastfreundschaft in Korea.
88 DFB-Journal 3/2007
torgefährlich waren. Außerdem
erstaunten die technischen Fähigkeiten, vor allem der Offensivspieler.“
Teambuilding im Hochseilgarten
in Heidelberg.
Dass sich Ästhetik und Effizienz im
Fußball nicht ausschließen müssen,
hatte die DFB-Auswahl während des
Turniers hinreichend bewiesen.
20 Treffer erzielten die „Jungs“ von
Heiko Herrlich und das waren die
meisten Tore aller WM-Teilnehmer.
Eine Reminiszenz an die Laufbahn
des Bundesliga-Torschützenkönigs
von 1995, wie viele Beobachter meinten? „Nein“, antwortet Herrlich
bestimmt, „meine Philosophie heißt,
dass man Wert auf die Defensive
legen muss, um der Kreativität im
Angriff Raum und Zeit geben zu
können. Deshalb haben wir zunächst
an unserer Grundordnung gearbeitet
und darauf unser Angriffsspiel aufgebaut.“
Neben dieser funktionierenden
Spielidee trug eine weitere Auffälligkeit zum erfolgreichen deutschen
Abschneiden bei: der gute Teamgeist.
„Alle Mannschaften in diesem Turnier
waren stark“, befand Yemi Tella, der
DFB-Journal 3/2007
89
U 17-Junioren
Großer Jubel nach dem ersten
WM-Erfolg gegen Kolumbien.
Videoanalyse im Mannschaftsbus
beim Umzug nach Goyang City.
Trainer des Weltmeisters Nigeria,
„aber in Sachen Teamwork machte
den Deutschen keiner was vor“. In
fünf Phasen hatte Heiko Herrlich sein
Team auf die Herausforderung Korea
vorbereitet. Eine Phase beinhaltete
ein Trainingslager unter der Überschrift „Teambuilding“ in Heidelberg.
„Ich bin überzeugt davon, dass sich
die Maßnahmen, die wir mit unserem
Team in der Vorbereitung konzeptioniert und durchgeführt haben, auch
ausgezahlt haben“, so Herrlich, der
das Lob nicht für sich alleine beansprucht: „Ich kann mich nur bei meinem Trainer- und Betreuerstab für die
hervorragende Arbeit und Unterstützung bedanken. Vom Assistenz-,
Torwart- und Fitnesstrainer über die
medizinische Abteilung und den
Psychologen bis zum Koch und der
Administration: Alle haben ihren Teil
dazu beigetragen und sich optimal
mit unserem gemeinsamen Ziel
identifiziert, so dass unser Team sich
auf die Arbeit auf dem Platz konzentrieren und dort die bestmögliche
Leistung abrufen konnte.“
90 DFB-Journal 3/2007
U 17-Junioren
Es waren daher letztlich nur Nuancen, die ein noch besseres Ergebnis
der deutschen Mannschaft verhinderten. Entscheidend war die 1:3-Niederlage gegen Nigeria im Halbfinale, bei
der Torwart René Vollath bereits in
der Anfangsviertelstunde zwei Bälle
passieren lassen musste. Dabei hatte
der Afrikameister enormen Respekt
vor Deutschland. Trainer Tella hatte
die Außenpositionen doppelt besetzt,
um das gefährliche Flügelspiel der
DFB-Auswahl zu unterbinden und
dafür zwei seiner Offensivkräfte geopfert. Zudem bewegte sich Macauley
Chrisantus, der Torschützenkönig und
eine der auffälligsten Figuren der
WM, vermehrt im Mittelfeld, um die
Kreise von Toni Kroos zu stören.
Diese Vorsicht Nigerias war nicht
unbegründet: Toni Kroos (FC Bayern
München), Kapitän und Spielmacher
der Mannschaft, stellte mit seinen
Mittelfeldkollegen Sebastian Rudy
(VfB Stuttgart) und Kevin Wolze
(Bolton Wanderers) das Herz des
deutschen Spiels dar. Fünf Treffer
erzielte er selbst, fünf weitere leitete
er direkt ein. Deutschland zeigte, wie
von Heiko Herrlich gefordert, auf der
Basis einer kompakten Grundordnung
ein variantenreiches Offensivspiel mit
Toni Kroos, der für die Überraschungsmomente und den kleinen Unterschied in mancher Partie sorgte. Da
war es nur folgerichtig, dass der
17-Jährige von den akkreditierten
Journalisten als bester Spieler des
Turniers mit dem „Goldenen Ball“
ausgezeichnet wurde. Der bronzene
Schuh als drittbester Torschütze war
für das große Talent des FC Bayern
München noch eine Zugabe. „Ottmar
Hitzfeld wird sich darauf freuen, Dich
wieder in München zu haben und
weiter fördern zu können“, hatte
Franz Beckenbauer dem deutschen
Kapitän bei der Siegerehrung mit auf
den Weg gegeben.
Große Enttäuschung
nach der Halbfinalniederlage gegen Nigeria.
92 DFB-Journal 3/2007
„Diese Auszeichnungen sind eine
nette Anerkennung für meine Leistungen und die des gesamten Teams“,
bezog Kroos nach der Siegerehrung
seine Mitspieler ein, „trotzdem würde
ich diese Trophäen gerne gegen den
Weltpokal eintauschen.“ Mit dieser
Einstellung pflichtete Toni Kroos
seinem Trainer Heiko Herrlich bei. Der
Champions-League-Sieger von 1997
Sebastian Rudy erzielt die Führung
im Viertelfinale gegen England.
Franz Beckenbauer zeichnete Toni Kroos als besten Spieler der WM aus.
Bum-Kun Cha begrüßte das DFB-Team im Finalstadion von Seoul.
Der Spielplan der FIFA U 17-Weltmeisterschaft 2007
Vorrunden-Gruppe F
20.08.2007
Kolumbien – Deutschland
3:3 (1:2)
23.08.2007
Ghana – Deutschland
2:3 (0:3)
26.08.2007
Deutschland – Trinidad und Tobago
5:0 (4:0)
Tabelle
hatte seinem Team zwar eine Siegermentalität vermittelt und Deutschland
nach dem fünften Platz bei der EM
sensationell ins Halbfinale geführt.
Trotzdem fiel seine Bilanz differenziert aus: „Der dritte Platz ist als
Erfolg zu werten, aber es war unser
Ziel, das Finale zu bestreiten und
Weltmeister zu werden. Das haben
wir nicht geschafft. Nigeria hat uns
im Halbfinale die Grenzen aufgezeigt.
Daraus werden wir lernen müssen.“
Im kommenden Jahr, wenn Herrlich den
Jahrgang 1990 als U 18 betreut, wird
die DFB-Auswahl dazu ausreichend
Gelegenheit bekommen. Um dann als
U 19 wieder für beeindruckende, unvergessliche Momente zu sorgen.
1.
2.
3.
4.
Deutschland
Ghana
Kolumbien
Trinidad und Tobago
3
3
3
3
2
2
1
0
1
0
1
0
0
1
1
3
11: 5
8: 5
9: 5
1:14
7
6
4
0
Achtelfinale
30.08.2007
Deutschland – USA
2:1 (0:0)
England – Deutschland
1:4 (0:0)
Nigeria – Deutschland
3:1 (2:1)
Ghana – Deutschland
1:2 (0:1)
Viertelfinale
02.09.2007
Halbfinale
06.09.2007
Spiel um Platz drei
09.09.2007
DFB-Journal 3/2007
93
U 19-Frauen
Maren Meinerts U 19-Frauen verteidigen den EM-Titel
Belohnung für ein paar
Prozent mehr Einsatz
Die Dominanz ist überwältigend: Bei der zehnten Auflage der U 19-Europameisterschaft der Frauen in Island sicherte sich
die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes zum fünften Mal den Titel. Maren Meinert und ihrem Team gelang damit die
Verteidigung des im Vorjahr gewonnenen Pokals. UEFA-Präsident Michel Platini überreichte den EM-Pokal, und DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger empfing die U 19-Frauen nach der Rückkehr direkt am Frankfurter Flughafen. DFB-Mitarbeiter Maximilian
Geis berichtet über Fußball und Feierlichkeiten.
as ließ sich der UEFA-Präsident
nicht nehmen. Michel Platini war
extra nach Reykjavik gereist, um
den Siegerinnen der U 19-Europameisterschaft den Pokal zu überreichen. „Er hat uns und der Trainerin
gratuliert und gesagt, dass wir würdige
Europameisterinnen sind“, erklärte
Nadine Keßler, die als Spielführerin die
Trophäe aus den Händen des französischen Fußball-Idols in Empfang nahm.
D
Mit 2:0 nach Verlängerung siegten
die U 19-Frauen gegen England und
gewannen damit zum fünften Mal
nach 2000, 2001, 2002 und 2006 die
Europameisterschaft. „Das fühlt sich
einfach richtig gut an“, sagte Maren
Meinert wenige Minuten nach dem Finale, „da macht es keinen Unterschied,
ob man zum ersten oder zweiten Mal
einen Titel gewinnt. Ich habe dem
Team vor der Verlängerung gesagt:
Wir müssen uns jetzt dafür belohnen,
wie wir die Begegnung und das Turnier bestritten haben.“ Nathalie Bock
(107.) und Monique Kerschowski (118.)
erzielten in der zweiten Hälfte der
Verlängerung die Treffer zu einem
quasi historischen Triumph. Denn zum
ersten Mal wurden keine Mannschaften für die zweite Quali-Runde gesetzt, die DFB-Auswahl musste sich
bereits in der ersten Runde der Qualifikation gegen vier Gegner durchsetzen.
Michel Platini überreichte Nadine Keßler den EM-Pokal.
94 DFB-Journal 3/2007
So war das Team vor dem Aufeinandertreffen mit England bereits gegen
Frankreich (4:2 nach Verlängerung),
Island (4:2), Norwegen (2:0), Dänemark
(1:0), Schottland (3:0), Ungarn (6:0),
Schweden (4:1), Österreich (5:1), Georgien (18:0) und Mazedonien (7:0) erfolgreich. Vom ersten Spiel der Qualifikation bis zum EM-Finale blieben die
deutschen Frauen also unbesiegt – und
trotzten damit erfolgreich der steigenden Qualität in Europas Frauenfußball.
„Vielleicht ist dieser Erfolg auch die
Belohnung dafür, dass wir immer ein
paar Prozent mehr in Vorbereitung und
Betreuung der Mannschaften investieren als andere Nationen“, erklärt Heike
Ullrich, Leiterin der Abteilung Frauenund Mädchenfußball beim DFB, und
fügt hinzu, „hier zahlt sich aus, dass
sich der DFB und vor allem Präsident
Dr. Theo Zwanziger seit Jahren zum
Frauen- und Mädchenfußball bekennen
und mit einem Budget ausstatten, das
es uns ermöglicht, auch in diesem
Bereich professionell zu arbeiten.“
Dass Dr. Theo Zwanziger ein Freund
und Förderer des Frauen- und Mädchenfußballs ist, zeigte sich wieder
einmal bei der Ankunft der U 19-Frauen
in Deutschland. Der DFB-Präsident
stand persönlich am Gate 23, als Nadine
Keßler und Maren Meinert mit dem
EM-Pokal als erste aus dem Flugzeug
kamen. „Ich gratuliere Euch im Namen
des DFB ganz herzlich, Ihr habt den
deutschen Fußball toll vertreten“, sagte
Dr. Zwanziger bei der Ankunft der
Europameisterinnen. „Wir sind stolz auf
den großartigen Erfolg. Es ist schwierig,
Europameister zu werden – und noch
schwieriger, den Titel zu verteidigen.
Eure Leistungen machen außerdem
große Hoffnungen im Hinblick auf die
WM 2011, die dann vielleicht in Deutschland stattfindet und bei der eventuell
die ein oder andere von Euch auf dem
Platz stehen wird.“
Gäbe es eine Rangliste für die Europameister der U 19-Frauen, das bisher
fünf Mal erfolgreiche deutsche Team
wäre dem Rest Europas weit enteilt.
Russland (2005), Spanien (2004),
Frankreich (2003), Schweden (1999)
und Dänemark (1998) haben jeweils
Nathalie Bock erzielte die Führung in der Verlängerung des Endspiels.
einmal den Titel gewonnen. Statistisch
gesehen steht der Pokal also alle zwei
Jahre in der Vitrine der DFB-Zentralverwaltung in der Frankfurter OttoFleck-Schneise.
Übrigens: Bei den U 20-Weltmeisterschaften konnten die DFB-Frauen
bei bisher drei Auflagen einmal 2004
in Thailand den WM-Pokal in Händen
halten. Um die Statistik der Weltmeisterschaften den Europameisterschaften
anzupassen, braucht es somit einen
Erfolg bei der WM im Dezember 2008
in Chile. Die Teilnahme daran hat
Maren Meinerts Mannschaft mit dem
erfolgreichen Abschneiden in Island
bereits geschafft...
Dr. Theo Zwanziger empfing die U 19-Frauen am Frankfurter Flughafen.
DFB-Journal 3/2007
95
DFB-Trainer
Marco Pezzaiuoli bietet sich im DFB-Trainerstab eine tolle Chance
Teamplayer mit eigenen Ideen
Seit dem 1. Juli 2007 gehört Marco
Pezzaiuoli dem Trainerstab des DFB an.
Der 38 Jahre alte Fußball-Lehrer betreut
die U 16-Nationalmannschaft des
Deutschen Fußball-Bundes. Maximilian
Geis porträtiert den Neuzugang im DFBTrainerstab.
is zum August 2007 war er ein
großer Unbekannter. Erstmals
tauchte der Name „Marco
Pezzaiuoli“ in der breiten FußballÖffentlichkeit auf, als Bundestrainer
Joachim Löw nach dem „Sommermärchen“ einen Assistenztrainer
suchte. Der gebürtige Mannheimer
gehörte zu den Kandidaten, über die
spekuliert wurde.
B
„Das war eine interessante Zeit und
ich habe mich natürlich geehrt gefühlt.
Ich habe diese Angelegenheit zwar
nicht überbewertet, aber für mich war
es äußerst positiv und eine Bestätigung
der geleisteten Arbeit, in diesem
Zusammenhang genannt zu werden“,
sagt Pezzaiuoli. „Mein Ziel war aber
ohnehin die Ausbildung zum FußballLehrer. Deswegen bin ich aus Südkorea
zurückgekehrt.“ Schnell wird klar, dass
Marco Pezzaiuoli einen interessanten
Werdegang durchlaufen hat.
Begonnen hat seine Trainer-Laufbahn in Mannheim. Als Spielführer
der A-Junioren sprang er für den
B-Junioren-Trainer ein. Beispielsweise
Ümit Davala, der ehemalige türkische
Nationalspieler von Werder Bremen,
wurde durch ihn gefördert. Der SV 98
Schwetzingen war – ebenfalls noch
als aktiver Spieler – seine nächste
Trainerstation in der Nachwuchsarbeit. Michael Piwowarski, der Jugendkoordinator des Bundesligisten
Karlsruher SC, erkannte das Talent des
damals 20-Jährigen und der KSC
stellte ihn ein.
96 DFB-Journal 3/2007
Marco Pezzaiuoli ist seit über 18 Jahren
im Trainerbereich tätig.
In der Ära des Bundesliga-Trainers
Winfried Schäfer wurde Pezzaiuoli bei
den Badenern Trainer der B- und
A-Junioren, später auch Trainer der
Amateurmannschaft. Er stellte das
Bindeglied zwischen dem Nachwuchsund dem Profi-Bereich dar. „Ich arbeitete als Nachwuchskoordinator für
Amateure und Jugend und wurde
unter Rainer Ulrich Co-Trainer unserer
Profi-Mannschaft. Unsere Aufgabe
war es, Nachwuchsspieler durch individuelles Training schnell an den ProfiBereich heranzuführen“, so Pezzaiuoli,
der dem KSC insgesamt 14 Jahre treu
blieb.
Seit 1. Juli 2007 gehört der Mannheimer
zum DFB-Trainerstab.
Als Südkoreas Fußball-Idol Bum-Kun
Cha 2002 einen Assistenztrainer bei
den Suwon Samsung Blue Wings suchte,
fiel seine Wahl nach mehreren
Empfehlungen auf Pezzaiuoli. „Die
Eindrücke der WM 2002 waren noch
frisch. Im Vergleich zu Europa gab es
natürlich einige Unterschiede in der
Kultur. Sportlich herrschten in Suwon
absolut professionelle Bedingungen.
Der Klub ist das Bayern München
Koreas: Wir hatten ein Trainingszentrum mit Schlafmöglichkeiten und
Ganztagsbetreuung für die Spieler“,
erzählt Pezzaiuoli. Pokale für die
Koreanische Meisterschaft, die AsienMeisterschaft und der Super-Cup
wanderten in den Trophäenschrank der
Blue Wings. „Dem Trainerberuf wird in
Südkorea enormer Respekt entgegengebracht. Trotz toller Erlebnisse und
einem breiten Spektrum an Wissen und
Erfahrung, das ich mir aneignen konnte,
ist der Kontakt nach Deutschland nie
abgerissen“, erinnert sich Pezzaiuoli.
So kehrte er 2006 zurück, um seine
Kenntnisse mit der Ausbildung zum
Fußball-Lehrer abzurunden. „Im Lauf
des Lehrgangs hat Matthias Sammer
Pezzaiuoli wird die U 16-Nationalmannschaft betreuen.
mir das Angebot unterbreitet, als DFBTrainer zu arbeiten. Diese Aufgabe ist
eine so tolle Chance, dass meine
Entscheidung sehr bald feststand“,
berichtet Pezzaiuoli heute. Mit der
Philosophie des DFB-Sportdirektors
stimmt er überein. Besonders der
Persönlichkeitsentwicklung und der
Individualität im technischen und taktischen Bereich misst Marco Pezzaiuoli
hohe Bedeutung zu: „Ich möchte die
Spieler in diesem weiten Feld intensiv
begleiten und habe einige eigene Ideen
dazu. Dieser persönliche Kontakt
neben Spiel- und Trainingsbesuchen ist
auch durch die neuen Medien sehr gut
möglich.“
Detailarbeit ist das Credo von Marco
Pezzaiuoli. So soll bereits im Training
mit Videoanalysen gearbeitet werden.
Darüber hinaus macht er deutlich:
„Außerdem sollen die Jungs auf ihre
Ernährung achten, Stabilisationstraining machen und sich grundsätzlich
auf die psychischen und physischen
Anforderungen des professionellen
Fußballs vorbereiten. Man muss auch
vermitteln, dass ein guter Schulabschluss unabhängig von der sportlichen Karriere wichtig ist. So haben wir
kürzlich zwei Spieler wegen Schularbeiten vom Training freigestellt.“
Diese Zielsetzung lebt Marco
Pezzaiuoli vor, denn er selbst ist immer
neugierig und aufgeschlossen. „Wann
immer es die Zeit ermöglicht, lese ich
ein Buch oder bilde mich fort. Derzeit
frische ich meine Sprachkenntnisse auf,
lerne nach Deutsch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Koreanisch noch
Französisch.“ Man darf gespannt sein,
wie der verheiratete Vater eines 16
Monate alten Sohnes seine Vorstellungen von Fußball an die Nachwuchshoffnungen des DFB vermittelt.
DFB-Journal 3/2007
97
Junioren-Bundesligen
Der 19. August 2007 wird als
wichtiges Datum in die Geschichte des DFB-Jugendfußballs eingehen. In der neu gegründeten B-Junioren-Bundesliga fand der
erste Spieltag statt. Neben den A-Junioren ist nun auch eine Meisterschaft für
U 17-Mannschaften auf Topniveau unter
Federführung des Deutschen FußballBundes geschaffen worden. Die Spielleiter Daniel Feld und Tobias Wolf aus
der DFB-Jugendabteilung berichten über
den Start und die aktuellen Entwicklungen in den Junioren-Bundesligen.
ie A-Junioren-Bundesliga besteht
mittlerweile vier Jahre. Doch
schon seit geraumer Zeit hat sie
die mit ihrer Gründung verknüpften hohen Erwartungen erfüllt. Die
Vereine, die Landes- und Regionalverbände des DFB und besonders die
Talente profitieren von der strukturellen Veränderung im Spielbetrieb der
Junioren. Nicht nur die MeisterschaftsBegegnungen, sondern auch die Endrunde im Titelkampf haben eindeutig
gezeigt, dass eine Konzentration auf
die drei Staffeln Nord/Nordost, Süd/
Südwest und West der richtige Weg war
und Potenzial für die Leistungsentwicklung der Junioren bietet. Insofern
ist die Einführung einer B-JuniorenBundesliga die logische Konsequenz,
denn auch die jüngeren Talente sollen
ebenfalls frühzeitig eine optimale Förderung auf höchster Ebene erfahren.
D
„Bei der A-Junioren-Bundesliga hat
sich die Nachwuchsförderung auf
hohem Wettbewerbsniveau als geeignete Maßnahme erwiesen, die talentierten jugendlichen Fußballer noch
intensiver auf die Anforderungen im
Seniorenbereich vorzubereiten. Analog
dazu soll diese Leistungskonzentration
nun auch bei den B-Junioren erreicht
werden. Die neue Liga ist ein weiterer
wichtiger Baustein, die Elite zu fördern“, erklärte Dr. Theo Zwanziger.
Den ersten Spieltag der B-JuniorenBundesliga eröffnete der DFB-Präsident
in Essen. Gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden des DFB-
98 DFB-Journal 3/2007
Mit Volldampf starteten die Spieler von
Schalke 04 und Rot-Weiss Essen in die
erste Saison der B-Junioren-Bundesliga.
B-Junioren-Bundesliga als neue Spielklasse auf Topniveau
Gelungener Start
Jugendausschusses, Peter Frymuth,
übergab er den Spielführern des
FC Schalke 04 und von Rot-Weiss Essen
vor dem Anpfiff einen Wimpel zur
Erinnerung an diese Partie. Gleichzeitig
entsandte der DFB am Premierentag
hochrangige Vertreter in alle anderen
Stadien, um jeder der 42 Mannschaften
einen Wimpel zu überreichen.
tor Rot-Weiss Essen) und Bodo Menze
(Leiter des Nachwuchsleistungszentrum von Schalke 04) wurde von Vereinsseite nochmals ein klares Votum
für die Einführung einer neuen Liga
abgegeben. „Mit der Einführung der
B-Junioren-Bundesliga haben sich die
Rahmenbedingungen erheblich verbessert“, äußerte beispielsweise Winkler.
Bei einer anschließenden Pressekonferenz in Essen mit Dr. Theo Zwanziger,
Andreas Winkler (Nachwuchs-Koordina-
Bei den DFB-Trainern der JuniorenNationalmannschaften wird die Einführung der neuen Liga ebenfalls als
Peter Frymuth neuer Vorsitzender
des DFB-Jugendausschusses
Der DFB-Jugendausschuss bekommt einen neuen Vorsitzenden. Nach neun Jahren kandidierte Dr. Hans-Dieter
Drewitz (Haßloch) beim Bundesjugendtag nicht mehr für
dieses Amt. Als seinen Nachfolger wählten die Delegierten
den Düsseldorfer Peter Frymuth. Der Jugendobmann des
Fußball-Verbandes Niederrhein gehört dem DFB-Jugendausschuss bereits seit neun Jahren an. Formal muss seine
Wahl noch durch den DFB-Bundestag bestätigt werden.
Neben Dr. Drewitz scheiden auch die bisherigen Mitglieder
Eberhard Bernatzki (Berlin), Heinz-Herbert Kreh (Haßfurt)
und Wolfgang Waßmund (Buchholz/Nordheide) aus dem
Gremium aus. Als neue Jugendausschuss-Mitglieder
wählten die Delegierten die Stuttgarterin Dagmar
Schütter, Manfred Deister (Gütersloh) und Karl-Heinz
Wilhelm (Höchberg/Bayern).
Neben den Personalentscheidungen lagen den Delegierten einige wichtige Anträge zur Neustrukturierung
der Arbeit im Nachwuchsbereich vor. So stimmte der
Bundesjugendtag zu, den Schulfußballausschuss zu
Gunsten einer Schulfußballkommission aufzulösen, der
zukünftig neben den gewählten Vertretern der
Regionalverbände auch externe Fachleute, zum Beispiel
aus den Kultusministerien, angehören. Dadurch soll die
Zusammenarbeit des DFB mit Ministerien und
Schulämtern intensiviert und die Kommunikation
verbessert werden.
Dr. Hans-Dieter Drewitz wurde als Vorsitzender des DFB-Jugendausschusses
verabschiedet.
Ablehnend reagierten die Mitglieder des Bundesjugendtages auf den Vorschlag, den Mädchenfußballausschuss
aufzulösen und statt dessen in einen gemeinsamen
Frauen- und Mädchenausschuss zu integrieren. In ihrer
Stellungnahme an den DFB-Bundestag unterstrichen die
Delegierten ihre Auffassung, dass sich die bisherigen
Strukturen zur Förderung des Mädchenfußballs bewährt
haben. Der Mädchenfußball sei fester Bestandteil der
Jugendarbeit des DFB, Jungen und Mädchen sollten
weiterhin eine Einheit bilden – eine definitive
Entscheidung bleibt dem DFB-Bundestag vorbehalten.
Einen speziellen Wimpel erhielten die beiden Mannschaftskapitäne im Essener
Georg-Melches-Stadion von Dr. Theo Zwanziger und Peter Frymuth (rechts).
Dagegen empfahl der Bundesjugendtag dem Bundestag,
nach einer Übergangsfrist den Vereinen der neuen 3. Liga
die Führung eines Nachwuchsleistungszentrums zur Pflicht
zu machen. Der Bedeutung der Spielklasse entsprechend
müssen die Vereine ihren Beitrag zur besseren und
intensiveren Ausbildung junger Talente leisten.
DFB-Journal 3/2007
99
Junioren-Bundesligen
Bilanz, so ist festzustellen, dass die
Junioren-Bundesliga eine optimale
Vorbereitung für den Seniorenbereich ist. Spieler wie Serdar Tasci
(VfB Stuttgart), Manuel Neuer
(FC Schalke 04), Lukas Podolski
(FC Bayern München) oder René Adler
(Bayer 04 Leverkusen) haben allesamt
in der A-Junioren-Bundesliga gespielt
und sich in der Bundesliga inzwischen
einen Namen gemacht. Diese und viele
andere Beispiele belegen eindeutig,
dass die bestehende Struktur der Bund A-Junioren-Bundesliga eine ideale
Plattform darstellt für spätere Anforderungen.
Überschwänglicher Jubel bei den Spielern des Deutschen A-Junioren-Meisters 2007:
Bayer 04 Leverkusen.
sinnvolle und logische Konsequenz
erachtet. „Es ist sehr erfreulich, dass es
neben der A-Junioren-Bundesliga seit
der Saison 2007/2008 auch eine
B-Junioren-Bundesliga gibt. Die Einführung einer bundesweiten Klasse hat
eine Leistungskonzentration zur Folge,
von der die jungen Spieler profitieren
werden“, freute sich Horst Hrubesch.
Zur Einführung der B-JuniorenBundesliga hat der DFB ein Sonderheft
aufgelegt, das den Vereinen, den Landes- und Regionalverbänden sowie der
Presse zur Verfügung gestellt worden
ist und unter www.dfb.de im Bereich
Publikationen/Download heruntergeladen werden kann. Hier sind detaillierte
Informationen zu jedem Verein wie
beispielsweise die Kaderliste aufgeführt oder aktuelle Informationen zu
den Bundesligen sowie Rückblicke auf
die Endspiele um die Deutschen
Junioren-Meisterschaften und den
DFB-Junioren-Vereinspokal zu finden.
Der Aufbau der B-Junioren-Bundesliga entspricht der seit vier Spielzeiten
bewährten Struktur der A-Junioren. In
den drei Staffeln Nord/Nordost, Süd/
Südwest und West spielen jeweils 14
Mannschaften und somit um die Qualifikation zur Endrunde um die Deutsche
Meisterschaft. In diesem Jahr wird sich
zudem der Zweitplatzierte der Staffel
Süd/Südwest dafür direkt qualifizieren.
Zukünftig wird eine Leistungstabelle
beziehungsweise ein Punktesystem
darüber entscheiden, welche Staffel
den vierten Teilnehmer stellen darf.
Die A-Junioren-Bundesliga geht
nach der Gründung im Jahr 2003
bereits in die fünfte Saison. Zieht man
Mit einem 1:0-Endspielsieg über Borussia Dortmund sicherten sich die B-Junioren
des FC Bayern München die Deutsche Meisterschaft 2007.
100 DFB-Journal 3/2007
Auch die Zuschauer haben mittlerweile die Besonderheit des Spitzenfußballs im Juniorenbereich erkannt. In
diesem Sommer kamen 22.500
Zuschauer zum Finale um die Deutsche
Meisterschaft der A-Junioren zwischen
Bayer 04 Leverkusen und dem
FC Bayern München in die voll besetzte
BayArena. Dabei besiegte die BayerMannschaft von Thomas Hörster die
U 19 des FC Bayern München mit 2:1
nach Verlängerung. Ein wunderbarer
Rahmen, ein spannendes Spiel und
eine grandiose Stimmung ließen jeden
Zuschauer die Faszination Jugendfußball erleben. Ebenfalls äußerst
attraktiv war das B-Jugend-Finale, das
das von Stefan Beckenbauer trainierte
Bayern München vor 7.000 Zuschauern
im Stadion „Rote Erde“ bei Borussia
Dortmund mit 1:0 gewann.
Um dieser Entwicklung weiterhin
Rechnung zu tragen, wurde als Kommunikations-Instrument eine JuniorenInfo eingeführt, die die Vereine, Landesund Regionalverbände und auch die
Presse monatlich mit aktuellen Projekten und statistischen Angaben für den
Juniorenbereich und deren Bundesligen versorgt. Ein Schwerpunkt ist derzeit beispielsweise ein Doping-Präventionsprogramm für Spieler, Trainer und
Verantwortliche der Vereine. Hier geht
es besonders darum, die Jugendlichen
ausreichend über diese Thematik zu
informieren und sie optimal auf mögliche Gefahren vorzubereiten. Die DFBDopingkontrollärzte referieren bei
jedem Verein der A-und B-JuniorenBundesliga unter anderem über die
theoretische Durchführung einer
Doping-Probe, die Anti-DopingRichtlinien oder auch die Rechte und
Pflichten der Spieler.
Turnierbörse
Die Zukunft wird jetzt geplant. Und die
bietet viele Spielgelegenheiten für die
Nachwuchsteams. Das Angebot für
Juniorinnen- und Juniorenmannschaften
ist enorm. Wo überall gespielt wird, darüber gibt die „Turnierbörse der Jugend“
Auskunft. Sie ist auch im Internet unter
www.dfb.de/dfb-info/juniorecke einzusehen. Wer zukünftig dort mit seinem
Turnier erscheinen möchte, kann dies
erreichen, indem er das entsprechende
Formular unter der angegebenen
Internet-Adresse ausfüllt oder seine
Angaben an folgende Adresse sendet:
DFB-Direktion Kommunikation, Stichwort:
Turnierbörse, Otto-Fleck-Schneise 6,
60528 Frankfurt am Main.
DEUTSCHLAND
TuS 1882 Asbach
G- bis A-Jugend
13. bis 15. Juni 2008
Manfred Houck
Bornstraße 6
57632 Kescheid
0 26 85 / 98 88 54
[email protected]
SpVgg. Bärenkeller
A-Jugend
5. und 6. Juli 2008
E- und D-Jugend
12. Juli 2008
Thomas Paschek
Hirblinger Straße 156
86156 Augsburg
01 76 / 22 22 33 71
[email protected]
FV Biebrich 02
F-Jugend und
F-Juniorinnen
13. und 14. Dezember 2008
Hakan Tutkun
Salizestraße 1
65203 Wiesbaden
01 74 / 9 74 85 77
[email protected]
BFV Hassia Bingen
F- und E-Jugend
8. und 9. Dezember 2007
Markus Rehbein
Elisabethenstraße 28
55545 Bad Kreuznach
01 51 / 12 88 62 44
markus.rehbein@
kreis-badkreuznach.de
SV 1919 Bedburdyck-Gierath
G- bis D-Jugend
C- und B-Juniorinnen
12. und 13. Januar 2008
Ralf Zimmermann
Kreuzstraße 21
41363 Juechen
0 21 81 / 70 68 30
[email protected]
TV 01 Bohmte
G- bis D-Jugend
9. bis 12. Mai 2008
Guido Kröger
Am Hügel 15
49163 Bohmte
0 54 71 / 25 74
[email protected]
FV Biberach/Riss
A-Jugend
30. Dezember 2007
Wolfgang Hoehn
Hainbuchenstraße 9
88400 Biberach
01 60 / 97 97 47 14
[email protected]
BSC Braunschweig
F- bis A-Jugend
1. Mai 2008
Frank Mengersen
Vor der Burg 1
38100 Braunschweig
05 31 / 1 71 70
[email protected]
102 DFB-Journal 3/2007
Bulacher SC
G- bis D-Jugend
1. und 2. März 2008
Heiko Brath
Neue-Anlage-Straße 29 a
76135 Karlsruhe
07 21 / 9 86 34 09
[email protected]
Delmenhorster Turnerbund
E-Jugend
14. und 15. Juni 2008
Michael Zoll
Düsternortstraße 222
27755 Delmenhorst
01 74 / 9 25 06 33
[email protected]
TSV Eintracht Eggebek
G- bis B-Jugend und
D- bis B-Juniorinnen
12. und 13. Juli 2008
Peter Schiefelbein
Hauptstraße 20 a
24852 Eggebek
01 70 / 3 45 78 80
[email protected]
FSV Erlangen-Bruck
D- bis B-Juniorinnen
1. März 2008
Michael Lang
Henkestraße 112
91052 Erlangen
01 71 / 2 85 62 35
Erler SV 08
G- bis E-Jugend
8. bis 10. August 2008
Lutz Baudler
Burgmühlenhof 25
45891 Gelsenkirchen
02 09 / 78 57 17
[email protected]
Explosion der Freude: So sehen Sieger aus.
SGV Freiberg/Neckar
C-Jugend
9. Februar 2008
D-Jugend
10. Februar 2008
E-Jugend
5. Januar sowie
21. und 22. Juni 2008
Wilfried Hess
Eberhardstraße 51
70736 Fellbach
01 77 / 2 76 90 09
[email protected]
FSC Guxhagen
C-Jugend
12. und 13. Januar 2008
D-Jugend
9. und 10. Februar 2008
Dieter Elsner
Mittelgasse 10
34302 Guxhagen
0 56 65 / 92 23 80
[email protected]
Horremer SV
A-Jugend
10. November 2007
G- bis C-Jugend
14. und 15. Juni 2008
Thomas Kompa
Schaevenstraße 40
50171 Kerpen
0 22 37 / 92 12 41
[email protected]
2. März 2008
B-Juniorinnen
15. Juni 2008
C-Jugend
21. und 22. Juni 2008
Manfred Weiler
Bergstraße 18 a
53919 Weilerswist
01 77 / 2 06 88 19
[email protected]
1. Kölner FC Sülz-Klettenberg
F- bis D-Jugend
21. und 22. Juni 2008
Michael Rätsch
Zülpicher Straße 373
50935 Köln
01 63 / 8 66 69 78
VfL Munderkingen
F- und E-Jugend
1. und 2. Dezember 2007
C- bis A-Jugend sowie
C- und B-Juniorinnen
15. und 16. Dezember 2007
Thomas Knez
Alter Galgen 24
89597 Munderkingen
01 70 / 8 36 14 71
[email protected]
TSV Schott Mainz
D-Jugend, 24. Mai 2008
Wolfgang Schneider
Karlsbaderstraße 23
55122 Mainz
0 61 31 / 68 18 97
[email protected]
Heidmühler FC
G- bis A-Jugend sowie
C- und B-Juniorinnen
9. bis 12. Mai 2008
Jürgen Kulbatzki
Borkumer Straße 21
26419 Schortens
0 44 61 / 8 26 29
[email protected]
TSV Meimsheim
G- bis B-Jugend
12. bis 20. Juli 2008
Alexander Herrmann
Postfach
74336 Brackenheim
0 71 35 / 9 65 27 66
[email protected]
TV Nellingen
C- und A-Jugend
5. Januar 2008
B-Jugend
26. Januar 2008
D-Jugend, 10. Februar 2008
Sven Wrobel
Reuteweg 6
73760 Ostfildern
01 76 / 21 62 87 43
[email protected]
FC Honhardt
A-Jugend
10. und 11. Mai 2008
Heinrich Kraft
Steinbacherstraße 8
74586 Frankenhardt-Honhardt
0 79 59 / 3 38
[email protected]
SV Metternich
E-Jugend
9. Februar und 22. Juni 2008
G- und F-Jugend
17. Februar und 14. Juni 2008
D- und C-Juniorinnen
1. März und 15. Juni 2008
C-Jugend und B-Juniorinnen
SV Nollingen
B-Jugend
27. Januar 2008
Thomas Hess
Rheinfelder Straße 52
79639 Grenzach-Wyhlen
0 76 24 / 89 90 84
[email protected]
Einsatz ist Trumpf:
Wer gewinnt dieses Laufduell?
DFB-Journal 3/2007
103
Turnierbörse
TuS Obenstrohe
G- bis D-Jugend
1. bis 4. Mai 2008
Andreas Freiheit
Yorck-von-Wartenburg-Straße 13
26316 Varel
01 72 / 4 43 81 82
[email protected]
SpVgg. 90 Oelde
A-Jugend
5. Januar 2008
Michael Gehre
59302 Oelde
01 71 / 8 33 38 09
[email protected]
SV Rot-Weiß Pirmasens
G- bis D-Jugend
8. und 9. Dezember 2007
Ralf Friedewald
Am Sommerwald 38 a
66953 Pirmasens
01 76 / 41 03 11 23
[email protected]
SuS Scheidingen
E- bis B-Juniorinnen
15. und 16. Dezember 2007
Maik Büsser
Hubertus-Schützen-Straße 51
59457 Werl
0 29 28 / 83 98 83
[email protected]
1. FC Schweinfurt 1905
D-Jugend
12. Januar 2008
Bernd Lehfer
Neutorstraße 47
97421 Schweinfurt
0 97 21 / 73 00 84
[email protected]
TSV Untergruppenbach
E- und D- sowie A-Jugend
B-Juniorinnen
12. und 13. Januar 2008
G- und F- sowie
C- und B-Jugend
19. und 20. Januar 2008
Jürgen Pfahl
Lilienweg 7
74199 Untergruppenbach
0 71 31 / 97 00 49
[email protected]
SG Untertürkheim
C- und B-Jugend
10. bis 12. Mai 2008
Hubert Leiser
Beuthener Straße 5
70374 Stuttgart
07 11 / 52 43 03
[email protected]
SSV Vingst 05
G-Jugend, 22. Mai 2008
F-Jugend, 24. Mai 2008
E-Jugend, 25. Mai 2008
D-Jugend, 31. Mai 2008
C-Jugend, 1. Juni 2008
Marcel Brauner
Zur alten Wassermühle 16
50259 Pulheim
01 62 / 9 11 44 57
[email protected]
VfL Eintracht Warden 1922
F- und D-Jugend
7. Juni 2008
G- und E-Jugend
8. Juni 2008
Markus Altmann
Kimbernstraße 7
52477 Alsdorf
0 24 04 / 6 10 75
[email protected]
Packendes Duell: Das Mädchen
scheint in diesem Zweikampf die
Nase vorn zu haben.
104 DFB-Journal 3/2007
Viele Tore konnten
die Zuschauer bei einem
Kleinfeld-Turnier auf
dem Wangener Marktplatz
bestaunen.
TSV Weikersheim
B-Jugend
10. bis 12. Mai 2008
Karl Stirnkorb
Fasanenweg 10
97990 Weikersheim
0 79 34 / 87 19
[email protected]
TV Wellingholzhausen
A-Jugend
4. bis 6. Januar 2008
Dietrich Grünkemeier
Hubertusstraße 10
49326 Melle
01 73 / 1 62 28 48
[email protected]
TuS 1860 Wickrath
G- bis A-Jugend
18. bis 25. Mai 2008
Udo Pasch
Dorthausen 150 b
41179 Mönchengladbach
0 21 61 / 20 75 89
[email protected]
FC Rot-Weiß Wolgast
D-Jugend
28. Juni 2008
Jens Jahnke
Beethovenstraße 8
17438 Wolgast
01 73 / 7 98 73 13
[email protected]
Frankreich
Jeunesse Sportive Lafarge Limoges
C- und B-Jugend
24. und 25. Mai 2008
J. S. Lafarge Limoges
Claude Dagout
3, Rue Philippe de Commines
87000 LIMOGES
FRANKREICH
00 33 / 5 55 05 16 14
[email protected]
NIEDERLANDE
1. FC Wilmersdorf
D-Jugend
5. Januar 2008
B-Jugend
10. und 11. Mai 2008
Andrea Gierok
Sodener Straße 26
14197 Berlin
0 30 / 89 72 53 57
[email protected]
GSBW
D- bis B-Jugend
22. und 23. März 2008
Jan Otten
Frankische Driehoek 28
5052 BM GOIRLE
NIEDERLANDE
00 31 / 1 35 30 30 44
[email protected]
SVN/Vossenberg
G- und F-Jugend
11. Mai 2008
F- und E-Jugend
17. Mai 2008
D-Jugend
24. Mai 2008
C-Jugend
25. Mai 2008
Roger Theunissen
Mgr. Lemmensstraat 23
6373 BM LANDGRAAF
NIEDERLANDE
00 31 / 6 18 03 51 27
[email protected]
SC Landskron, Magdalen, Admira
C- und B-Jugend sowie
D-Juniorinnen
26. Dezember 2007
E- und D-Jugend
27. Dezember 2007
D- und C-Jugend
28. Dezember 2007
F- und E-Jugend
29. Dezember 2007
G- und F-Jugend
30. Dezember 2007
Hubert Sabitzer
Ossiacherstraße
9523 VILLACH-LANDSKRON
ÖSTERREICH
00 43 – 42 42 / 4 27 89
[email protected]
ÖSTERREICH
USV Gabersdorf
E- und D-Jugend
10. und 11. Mai 2008
Christian Luttenberger
Gabersdorf 93
8424 GABERSDORF
ÖSTERREICH
00 43 – 6 64 / 2 31 31 13
[email protected]
Magdalener SC
F- bis C-Jugend und
D-Juniorinnen
10. bis 12. Mai 2008
Ernst Hofer
St. Magdalenerstraße 93
9524 VILLACH-ST. MAGDALEN
ÖSTERREICH
00 43 – 42 42 / 4 48 19
[email protected]
ISK Innsbruck
F- bis B-Jugend
9. bis 12. Mai 2008
Uwe Morio
Im Nassen Grund 6
67725 Breunigweiler
0 63 57 / 9 60 61
[email protected]
FC Schruns
E- bis B-Jugend
23. bis 25. Mai 2008
Uwe Morio
Im Nassen Grund 6
67725 Breunigweiler
0 63 57 / 9 60 61
[email protected]
Freude pur bei
diesem kleinen
Mädchen.
SC St. Stefan
F- bis B-Jugend
21. bis 24. März 2008
Uwe Morio
Im Nassen Grund 6
67725 Breunigweiler
0 63 57 / 9 60 61
[email protected]
ASV Wolfsberg
E- bis A-Jugend
9. bis 12. Mai 2008
F- bis B-Jugend
9. bis 13. Juli 2008
Uwe Morio
Im Nassen Grund 6
67725 Breunigweiler
0 63 57 / 9 60 61
[email protected]
DFB-Journal 3/2007
105
Internet-Ecke
Der Sonderbereich zur Frauen-WM 2007 lockte mit 13 interessanten Rubriken
Bewegte Bilder bewegender
Die Frauen-WM 2007 in China war in den vergangenen Wochen natürlich einer der Themen-Schwerpunkte auf der DFB-Website.
Die User von www.dfb.de waren auf diesem Weg immer ganz dicht dran am deutschen Team. Michael Herz berichtet über die
Online-Aktivitäten der DFB-Direktion Kommunikation.
enn einer eine Reise tut, dann
kann er was erzählen.“ Wenn
dieser Jemand dann noch
zufällig das DFB-Maskottchen
„Paule“ ist, sind die Erzählungen garantiert auch sehr amüsant, informativ
und kurzweilig. So geschehen im Tagebuch des kleinen Adlers zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2007 auf
www.dfb.de. Die Erlebnisse und Eindrücke von „Paule“ waren einer der
Höhepunkte im WM-Sonderbereich auf
der Homepage des Deutschen FußballBundes. Seine Geschichten über die
Sitten und Gebräuche der Chinesen,
seine Erfahrungen und Erlebnisse
begeisterten die User der DFB-Website.
Diese Interpretation legen auf jeden Fall
die Abrufzahlen der DFB-Seite nahe. Bis
zu 1.000 Klicks wurden bei den einzelnen Beiträgen des kleinen Vogels gezählt.
W
DFB-Medienportal ist
gestartet
Vor dem Länderspiel der deutschen A-Nationalmannschaft in London gegen England
wurde das neue Medienportal der DFB-Direktion Kommunikation online vorgestellt. Unter
http://presse.dfb.de bietet der DFB den Medienvertretern künftig etliche Service-Leistungen
auf einen Blick. So können sich die Journalisten online für DFB-Veranstaltungen wie
Länderspiele, die Pokalendspiele oder den
DFB-Bundestag akkreditieren. Natürlich hält
der neue Bereich auch umfassendes Informationsmaterial für die Presse bereit. Egal ob
Adressenverzeichnisse, die Medienrichtlinien
für DFB-Pokalspiele oder Sonderpublikationen
wie beispielsweise die Broschüre zur FrauenWM oder zum Jubiläum „25 Jahre FrauenLänderspiele“ – die DFB-Publikationen stehen
als hochwertige PDF-Dateien zum Download
bereit. Abgerundet wird das Angebot durch
den Abonnementservice für die DFB-Pressemitteilungen und den DFB-Newsletter.
106 DFB-Journal 3/2007
So wissen wir nun, dass in chinesische LKWs – und erscheinen sie noch
so klein und zerbrechlich – mit etwas
Geduld das gesamte Mannschaftsgepäck verstaut werden kann. Dass ein
chinesischer Koch durchaus auch ein
paar deutsche Würstchen braten kann
oder Renate Lingor und Sandra Smisek
für das chinesische Ohr wie Lunnatie
Linge’er und Sangdela Simisaike klingen. Den Zungenbrecher, der entsteht,
wenn „Paule“ den Namen Kerstin
Garefrekes ins Chinesische übersetzt,
möchten wir Ihnen an dieser Stelle
ersparen. Falls Sie die Neugier packt:
Der Sonderbereich und vor allem das
Tagebuch inklusive der Auflösung sind
immer noch online.
Die Geschichten des DFBMaskottchens sind allerdings nur eine
der insgesamt 13 Rubriken, die im
Sonderbereich zur WM 2007 online
angeboten wurden. In Anlehnung an
das erfolgreiche Online-Videomagazin
„ImTeam“ der A-Nationalmannschaft
bot der Sonderbereich der Frauen-WM
den Fans zum Beispiel ebenfalls attraktive „Videos“. Mit Hilfe der eingestellten Interviews, Hintergrundberichte
und Spielzusammenfassungen konnten
sich die User des Videobereichs so ein
Momente
umfassendes Bild der Abläufe vor Ort
machen. Zusätzlich bereichert wurde
das aktuelle Angebot durch kurze FilmPorträts von Birgit Prinz, Renate
Lingor, Anja Mittag, Kerstin Stegemann
und Ariane Hingst, die vor der Weltmeisterschaft aufgezeichnet wurden.
Natürlich hielt der WM-Sonderbereich auch die „Standardinformationen“ für den User bereit. Neben
einer News-Rubrik mit den aktuellen
Meldungen rund um die Frauen-WM
waren dies der WM-Spielplan, die SpielStatistiken, die Porträts der Stadien
und Städte, die Ergebnisse der WMQualifikation sowie Informationen zu
den gegnerischen Teams und zur WMGeschichte. Aufgelockert wurde alles
durch Unterhaltungselemente – beispielsweise durch die sehr beliebten
Bildergalerien. Großen Anklang bei den
Anhängern der Frauen-Nationalmannschaft fand außerdem die Rubrik
„Autogrammkarten zum Download“.
So war bereits nach der WM-Vorrunde
klar: Die Frauen-WM wird für den DFB
ein Erfolg – auf jeden Fall online.
Der Sonderbereich
zur Frauen-WM 2007
bot attraktive Videos und
fand großen Anklang.
Vereinswettbewerb – online
informieren
Der Kreis der Adressaten ist ungewöhnlich
groß: Schließlich wendet sich der Vereinswettbewerb des Deutschen Fußball-Bundes an
alle deutschen Fußball-Vereine. Also sind fast
26.000 Klubs, knapp 6,5 Millionen Mitglieder
oder eben rund 40 Millionen FußballInteressierte in Deutschland angesprochen.
Die Laufzeit ist ungewöhnlich lange: Fast drei
Jahre wird der DFB-Vereinswettbewerb dauern.
Und die Preise sind unglaublich attraktiv: So
gibt es unter anderem einen Besuch bei der
Nationalmannschaft für 50 Personen oder ein
Training mit Bundestrainer Joachim Löw,
seinem Assistenten Hansi Flick und DFBTorwarttrainer Andreas Köpke zu gewinnen. So
umfangreich der Wettbewerb ist, so kompakt
bietet die Rubrik dazu dem User der DFBWebsite www.dfb.de alle Informationen zur
Kampagne auf einen Blick. Mehr noch: Über die
DFB-Seite kann jeder Interessierte seinen
Verein für den Wettbewerb anmelden. Einfach
reinklicken und mitmachen!
DFB-Journal 3/2007
107
fussball.de
Hochbetrieb auf www.fussball.de - das
Ergebnisportal des deutschen Fußballs
klettert jede Woche auf neue Rekordhöhen. In allen Klassen, von der Kreisklasse C bis in die Bundesliga, von der
G-Jugend bis zu den Alt-Senioren und
von Niebüll in Schleswig-Holstein bis
Berchtesgaden in Bayern, überall läuft
der Spielbetrieb. An einem typischen
Herbstwochenende werden auf Deutschlands Fußballplätzen etwa 80.000 Spiele
ausgetragen. Die Ergebnisse sind meist
bereits eine Stunde nach dem Abpfiff
auf www.fussball.de abrufbar. Nach
18 Uhr erreicht fussball.de nahezu eine
hundertprozentige Abdeckung. Der Lohn:
mehr als 100 Millionen Abrufe pro Monat.
Tendenz steigend. Doch das OnlinePortal bietet weitaus mehr, wie Thomas
Hackbarth berichtet.
www.fussball.de ab sofort kostenlos von über 8.000 Hotspots abrufbar
Online-Ergebnisportal
b sofort können Fußballfans auch
unterwegs kinderleicht und
kostenlos das Ergebnis ihres
Lieblingsklubs abfragen. Die Seite
www.fussball.de, eine gemeinsame
Unternehmung des Deutschen FußballBundes und der Deutschen Telekom AG,
ist jetzt gratis von allen T-Mobile
HotSpots in Deutschland abrufbar.
Über 8.000 öffentliche Internetzugänge
gibt es insgesamt im Land, vor allem
auf Flughäfen, Bahnhöfen, in Hotels,
Restaurants und Cafes. In Zukunft
können neue Einwahlpunkte im direkten Fußball-Umfeld geschaffen werden.
Gregor Erkel, Executive Vice President
Personal Social Networks der Deutschen Telekom, dem Betreiber von
www.fussball.de: „Fußball ist eine große
A
108 DFB-Journal 3/2007
Leidenschaft. Ein richtiger Fan muss
einfach sofort das Ergebnis wissen. Das
kann er jetzt auch unterwegs - dank
unseres neuen Service’, mit dem jeder
Fan www.fussball.de über WLAN
kostenlos besuchen kann.“
Technisch funktioniert der neue
Service so: Man startet am HotSpot sein
WLAN-fähiges Notebook und verbindet
mit dem Netzwerk „T-Mobile_T-Com“,
öffnet anschließend den Browser und gibt
www.fussball.de ein. Sofort kann der
User die Ergebnisse abrufen oder etwa
den Live-Ticker verfolgen. Die kostenlose
Einwahl am HotSpot komplettiert das
Mobilangebot der www.fussball.de.
Denn Fans können sich das aktuelle
Ergebnis ihres Teams auch als SMS-
Service abonnieren oder die Webseite
mit ihrem Mobiltelefon aufrufen.
„Ohne den Einsatz von rund
100.000 ehrenamtlichen Helfern wären
wir nicht in der Lage, die Spielansetzungen und Ergebnisse so lückenlos
bereitzustellen. Ihnen gilt immer unser
herzlicher Dank“, sagt Kurt Gärtner,
Geschäftsführer der DFB Medien.
„Auch technisch bieten wir momentan
eine reife Leistung. Am Wochenende
werden bis zu 80.000 Ergebnisse von
allen Punkten Deutschlands aus über
die passwortgeschützte DFBnetApplikation eingestellt. Unsere Server
für DFBnet und fussball.de müssen
jeden Sonntag einem gewaltigen
Ansturm standhalten.“
Wie hat mein Verein gespielt?
Selbst auf der grünen Wiese können
alle Ergebnisse auf www.fussball.de
abgerufen werden.
Viva Italia
Am Wochenende war ich im Preussenpark in
Berlin. Na, da war was los. Club Italia in der
Kreisklasse, aber über 2.000 Leute waren da.
Die hatten Buden aufgebaut, da haste gedacht,
du bist auf der Fanmeile bei der WM. Aber eins
muss man den Italienern lassen. Bei denen hat
der Platzwart noch den Stellenwert, der ihm
gebührt. Der ist da so ’ne Art „la Mama“ und
kriegt immer den besten Platz. Oben auf der
Tribüne hat der Kollege seine eigens reservierte
Bude. Und damit auch der Allerblödeste das
kapiert, wer da sitzt, haben die gleich ein
Schild „Reserviert für den Platzwart“ aufgehängt. Weltmeisterlich!
Was die da an den Buden verkauft haben, war
natürlich ein bisschen gewöhnungsbedürftig.
Da haben die auf dolle gemacht. An dem einen
Stand gab’s „Pasta“. Da bin ich natürlich
neugierig geworden. Verkauft haben sie da
aber nur Nudeln. Zum Glück hatten die aber
auch ’ne Wurst auf´m Grill. Ein Sizilianer, der
aussah wie Al Pacino in „Der Pate“, hat mir
dann erklärt, dass das keine Thüringer sei,
sondern einen „Saltschischtischti“ oder so.
Da widerspricht man nicht. Geschmeckt hat’s
trotzdem. Mit den Getränken war das aber so
eine Sache. Bierchen war noch okay. Aber ’nen
Filterkaffee haben die nicht auf die Reihe
gekriegt. Und als ich versucht habe, einen
Futschi zu bestellen, haben die mich angeguckt, als ob ich ’ne Reise nach Japan buchen
will.
mit neuen Services
In der Community, dem anderen
großen und in dieser technischen
Ausprägung einzigartigen Angebot auf
www.fussball.de, haben die Macher der
Seite ebenfalls eine Neuerung für die
Fans. Ein Platzwart wurde eingestellt.
Täglich wächst die Zahl von UserKommentaren und Spielberichten,
Fotos der Spiele und selbstgedrehten
Kurzvideos auf www.fussball.de. Der
Platzwart soll den mittlerweile über
30.000 registrierten Mitgliedern der
Community helfen, den Überblick zu
bewahren oder selbst groß rauszukommen. Auf seiner Seite werden die
besten Fotos, Videos und Spielkommentare ausgestellt. Außerdem
erscheint zwei Mal wöchentlich eine
Kolumne des Platzwarts zum aktuellen
Fußball-Geschehen. Dabei
dreht sich nicht immer
alles um die Bundesliga oder
UEFA Champions League.
Manchmal geht der
Platzwart auch in
den Berliner
Preussenpark.
Promis waren auch da. Axel Kruse und der
Fredi Bobic. Denen ist der Erfolg der vergangenen Tage auch ein bisschen zu Kopf gestiegen. Die haben Weinchen getrunken. Aus so
Pullen, wie sie sonst der Schumi gekriegt
hat, wenn er ein Rennen gewonnen hatte.
Fehlt nur noch, dass die da mit ´nem
Sektflötchen am Spielfeldrand stehen. Da
hätte der Platzwart eigentlich eingreifen müssen. War aber
trotzdem ein schöner
Ausflug. Und meiner
Frau hat’s auch
gefallen. Ach so,
Italia hat 7:0
gewonnen.
Ich sag mal
Tschööö mit ö.
Euer Platzwart
Neue Idee: Zwei Mal
wöchentlich schreibt der
Platzwart eine Kolumne
zum Fußball-Geschehen.
DFB-Journal 3/2007
109
Paules Welt
Oh Mann! Was tun mir die Flügel weh!
Muskelkater nennt Ihr Menschen das
wohl. Die vergangenen Wochen waren
aber auch so was von anstrengend.
Nach der, zumindest für mich fußballbegeisterten Adler, etwas leidigen Sommerpause, über die ich mich ja schon in
der letzten Ausgabe des DFB-Journals
ein wenig beklagt habe, ging es gleich
wieder mächtig rund. Wo ich überall
gewesen bin. In Cardiff zum Beispiel, in
Steyr, Linz, Cheonan, Changwon, Seoul,
Reykjavik, Hangzhou, Tianjin und Shanghai. In etwas mehr als zwei Monaten sind
so über 50.000 Flugkilometer zusammengekommen. Sprich, ich habe mehr
als einmal die ganze Welt umrundet und
im Schnitt täglich über 1.000 Kilometer
zurückgelegt. Kein Wunder, dass mich
derzeit jeder meiner eigentlich gut trainierten Muskeln ein bisschen schmerzt.
Und irgendwie schade, dass es für
selbst fliegende Maskottchen keine
Bonusmeilen gibt. Da wäre ganz schön
was zusammengekommen...
So sehen Sieger aus: „Paule“ im Kreis der Weltmeisterinnen.
Des Maskottchens Muskelkater
Erfolg ist die beste Medizin
ie muskuläre Pein ließ und lässt
sich allerdings bestens ertragen.
Denn egal, wo ich in den vergangenen acht Wochen auch als DFBMaskottchen gewesen bin, überall hatte
ich reichlich Grund zur Freude. Die Fußballer und Fußballerinnen im schwarzweißen Dress, deren größter Fan ich ja
bekanntlich bin, haben derzeit einfach
das, was man in Sportlerkreisen gerne
einen Lauf nennt.
D
Begonnen hat alles in Österreich, bei
der U 19-Europameisterschaft. Obwohl das
Team von Frank Engel den angestrebten
110 DFB-Journal 3/2007
Titel nicht gewonnen hat, zeigte es dennoch gute Leistungen und ist im Halbfinale denkbar knapp an Griechenland
gescheitert. Noch erfreulicher verlief
dann mein nächster Abstecher ins Ausland, nur einige Tage später. Auf Island
wurden die U 19-Frauen des DFB zum
zweiten Mal in Folge Europameister, durch
ein 2:0 nach Verlängerung im Finale
gegen England. Der erste, aber nicht
letzte Titel, den ich auf meiner privaten
Weltreise im Zeitraffer bejubeln durfte.
Zum Feiern blieb zunächst allerdings
nicht so viel Zeit, denn sozusagen un-
mittelbar nach der Siegerehrung stand
bereits der nächste Trip auf dem
Programm. Nach einem Abstecher
nach Wales, wo die A-Mannschaft durch
ein 2:0 einen riesigen Schritt in
Richtung Euro 2008 machte, und dem
stimmungsvollen Länderspiel in Köln
gegen Rumänien hob ich ab zum
nächsten Langstrecken-Flug. Die
U 17-Junioren sorgten bei der WM in
Südkorea für Furore, und das wollte ich
mir natürlich vor Ort anschauen. Also
rasch die Flügel gespreizt und schnell
ab nach Asien. Ist zwar ‘ne ganz schöne Strecke, hat sich aber gelohnt, denn
überhaupt. Und nicht nur das, sie
haben außerdem als erstes Team ein
Turnier ohne Gegentreffer überstanden. Respekt!
Ihr könnt Euch vorstellen, wie stolz
ich bin und was für ein unglaubliches
Erlebnis es war, als wir zurück nach
Deutschland gekommen sind. Von rund
15.000 Fans sind wir am Frankfurter
Römer empfangen worden und ich
durfte sogar mit raus auf diesen
berühmten Balkon, auf dem schon so
viele erfolgreiche Fußball-Mannschaften
bejubelt wurden. Dort habe ich mit
Birgit Prinz, Nadine Angerer und all
den anderen dann endlich ausgiebig
feiern können. Der reinste Wahnsinn
war das. Komisch, plötzlich habe ich
gar nicht mehr gespürt, dass ich so
viele Kilometer in den Flügeln habe.
Erfolg ist eben doch die beste Medizin.
Vor allem für malade MaskottchenMuskeln.
Endlich Zeit zum Feiern: „Paule“ mit
Birgit Prinz und Melanie Behringer auf
dem Balkon des Frankfurter Römer.
auch dort gab es reichlich Grund zu
feiern. Dritter sind die Jungs von
Trainer Heiko Herrlich geworden, das
DFB-Team war auf die Minute topfit.
Doch das Beste stand mir noch
bevor. In China, bei der Frauen-WM, bin
ich im Endspurt meiner Welttournee
natürlich auch gewesen. Habe tagtäglich im Internet meine Impressionen
aus dem Reich der Mitte geschildert
und kräftigst die Daumen für das Team
von Silvia Neid gedrückt. Es hat geholfen, denn die Mädels haben doch
tatsächlich ihren Titel verteidigt, als
erste Mannschaft der WM-Geschichte
DFB-Journal 3/2007
111
Schulfußball
Fußball-Begeisterung ohne Barrieren in den Köpfen
Ein Ball kommt ins Rollen
Ein Themenschwerpunkt der Schulfußball-Offensive des Deutschen Fußball-Bundes sind Kooperationen von Schulen und
Vereinen. Von einer ebenso ungewöhnlichen wie beispielhaften Zusammenarbeit zwischen einem Fußballverein und einer Schule
für Körperbehinderte berichtet Wolfgang Staab, beim DFB zuständiger Abteilungsleiter Schulfußball.
ie Schule liefert die optimale Plattform, um Jungen und Mädchen
mit Behinderungen zu erreichen.
Wir möchten über die Strahlkraft
des Fußballs diese Schülerinnen und
Schüler in unsere Gesellschaft einbinden,“ erklärt DFB-Präsident Dr. Theo
Zwanziger.
D
Am Anfang war es eine Idee zweier
begeisterter und leidenschaftlicher Fußballer, die den Ball ins Rollen brachten.
112 DFB-Journal 3/2007
Mittlerweile spielen Günter Bechtold,
Jugendtrainer des SC Neuburgweier
(Baden) und Lothar Reisinger, Konrektor der Schule für Körperbehinderte
in Karlsbad, gekonnte „Doppelpässe“.
Die Fußballbegeisterung ohne Barrieren
in den Köpfen hat eine Eigendynamik
entwickelt, von der beide Seiten profitieren. Die D-Junioren des SC Neuburgweier kommen in die Schule, übernehmen eine Patenschaft mit einem
Körperbehinderten und trainieren
engagiert mit ihm im „Tandem“. „Bei
allen körperbehinderten Projektschülern sind Fortschritte unverkennbar – im Umgang mit dem Ball, beim
Verständnis für Spielsituationen, beim
Beachten von Spielregeln oder beim
sozialen Umgang miteinander“, sagt
Lothar Reisinger. Die Jugendlichen aus
dem Fußballverein sind in ihrer Funktion
als Paten oder Co-Trainer gefordert,
von gewohnten Bewertungsmustern
abzurücken, kleine Fortschritte als
Strahlende Gesichter beim Highlight des
Schul(fußball-)jahres bei den Schülern
der Schule für Körperbehinderte Karlsbad
und ihren „Paten“ des SC Neuburgweier.
Gelebte Integration: im „Tandem“
zum Fußball-Abzeichen.
Start. Die (sportliche) Begeisterung ist
riesig, der Gewinn an (sozialen)
Kompetenzen und Erfahrungen für
beide Seiten erstaunlich.
bedeutsam und wertvoll zu erkennen
und zu achten, sich auf eine ganz
andere als die gewohnte Anforderungsebene einzustellen. Unterstützen und
Impulse geben steht dabei ganz im
Vordergrund. Konkurrenz- und Wettkampfaspekte, die normalerweise das
Handeln von Jugendlichen im Sport
stark dominieren, sind in diesem Aufgabenbereich eher unwichtig.
Auf eine gemeinsame Aktion freuen
sich die „Schüler-Trainer“ und Fuß-
baller der Schule ganz besonders.
Der fußballerische Höhepunkt des
Schul(sport)jahres ist die Abnahme des
Fußball-Abzeichens im „Tandem“ auf
dem Sportgelände des SC Neuburgweier. Die beiden „Väter“ des Kooperationsmodells modifizierten kurzerhand
die Stationen des „Kurzpass-Asses“
oder des „Elferkönigs“ aus dem Fußball-Abzeichen-Parcours für die Zielgruppe um, und so geht jeweils ein
Zweierteam aus einem nicht-behinderten und behinderten Fußballer an den
„In den drei Projektjahren sind
Freundschaften zwischen Jugendspielern und Jugendtrainern des
SC Neuburgweier sowie Schülern,
Betreuern und Lehrkräften der Karlsbader Körperbehindertenschule entstanden, die auf beiden Seiten eindrucksvolle Spuren hinterlassen und
besondere Akzente gesetzt haben“, so
die beiden „Macher“ Günter Bechtold
und Lothar Reisinger unisono.
Viele sprechen von und über
Integration: Beim SC Neuburgweier
und an der Schule in Karlsbad wird seit
drei Jahren Integration gelebt. Ein
beispielhaftes Modell, das hoffentlich
bundesweit viele Nachahmer finden
wird.
DFB-Journal 3/2007
113
Fußball für Ältere
Premiere des DFB-Ü 40-Cup in Berlin
Auch im Alter am Ball bleiben
Der DFB intensiviert seine Anstrengungen im Bereich „Fußball für Ältere“. Die Online-Umfrage zu dieser Thematik auf
www.dfb.de fand große Resonanz, und auch der erste DFB-Ü 40-Cup in Berlin war ein voller Erfolg. DFB-Redakteur Christian
Müller berichtet, wohin der Ball im Seniorenfußball in der Zukunft rollen soll.
orst Eckel darf als Vorbild gelten.
Noch heute ist der Weltmeister
von 1954, inzwischen 75 Jahre
alt, für die regelmäßig bei Prominentenspielen antretende Mannschaft
von Lotto Rheinland-Pfalz aktiv. „Fußball für Ältere“ in Reinkultur und,
nebenbei bemerkt, sogar weiterhin auf
beachtlichem Niveau.
H
Wenn der „Windhund“, wie der
Pfälzer während seiner Karriere auf
Grund seiner läuferischen Qualitäten
gern genannt wurde, heutzutage sein
Können auf den Fußballplätzen zeigt,
dann kommt er der Idealvorstellung
von Dr. Theo Zwanziger schon sehr
nahe. „Unser Ziel ist es, die Aktiven
auch nach ihrem Karriereende beim
Fußball und im Verein zu halten“, sagt
114 DFB-Journal 3/2007
Spektakuläre Aktionen konnten die Zuschauer im Endspiel des DFB-Ü 40-Cup
zwischen den Sportfreunden Neukölln/Rudow und der SG Balve/Garbeck bestaunen.
Die SG Balve/Garbeck sicherte
sich den erstmals ausgetragenen
DFB-Ü 40-Cup.
Horst Eckel macht es vor: Auch im
hohen Alter ist der 54er-Weltmeister
noch am Ball.
DFB-Bereich aufzubauen“. Bislang stellt
sich der Seniorenfußball in Deutschland eher heterogen dar: Landesverbände wie Hamburg, Bremen oder
Berlin haben bereits einen gut funktionierenden Spielbetrieb, in anderen
Verbänden werden Spielrunden oder
Freundschafts-Begegnungen in Eigenregie organisiert. Deshalb sagt Hink:
„Wir wollen hier eine bundesweite
Vereinheitlichung erreichen.“
Um dafür beste Voraussetzungen zu
schaffen, wollte der DFB die Wünsche
seiner Zielgruppe besser kennenlernen. Eine Intention der Untersuchung
war daher, die Angebote von Vereinen
gezielt auf die Bedürfnisse derer abzustimmen, die nach dem Ende ihrer
aktiven Laufbahn im wettkampforientierten Spielbetrieb weiterhin aktiv sein
wollen. Angesprochen waren hier
besonders jene Fußballer, die innerhalb
der vergangenen beiden Jahre aus
dem aktiven Wettkampfgeschehen
ausgestiegen sind oder planen, dies in
den beiden kommenden Jahren zu tun.
Die verschiedenen Fragenkomplexe
zielten ebenso auf die Einteilung von
Altersklassen und Spieldauer ab wie auf
die Möglichkeiten von Sonderregeln,
etwa dem Verbot von Grätschen, ja
sogar auf die Option, Kleinspielfelder zu
nutzen. Mögliche Angebote wie die
„Altherren“-Spielrunden sind dabei aus
DFB-Sicht ausdrücklich nicht als eine
Konkurrenz des normalen Spielbetriebs,
sondern als Ergänzung zu verstehen.
der DFB-Präsident. „Die demografische
Entwicklung lässt erwarten, dass die
Menschen immer länger Sport treiben –
und das sollen sie am Besten als
Fußballer im bekannten Umfeld.“
Um dafür optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, hat der Deutsche
Fußball-Bund eine Online-Umfrage zum
Thema „Fußball für Ältere“ durchgeführt. Auf der Verbandswebsite
www.dfb.de konnten sich Interessierte
durch einen Fragebogen klicken, welchen der DFB in Zusammenarbeit mit
der Universität Frankfurt am Main
entwickelt hatte. Demnächst werden
unter den Teilnehmern attraktive
Preise verlost, unter anderem zwei
Karten für ein Heimländerspiel der
deutschen Nationalmannschaft, ein
Ball mit Unterschriften der Nationalspieler und ein von ihnen signiertes
DFB-Trikot – womöglich einer von
mehreren Gründen für die überwältigende Resonanz der Aktion.
Denn insgesamt 6.191 Interessierte
füllten von Ende Juni bis Mitte September den Online-Fragebogen auf der
DFB-Homepage aus – also weit mehr
als die gewünschten 2.500 und die
erhofften 5.000 Teilnehmer. „Diese
Zahl ist äußerst positiv und mehr als
ausreichend für eine repräsentative
Umfrage“, erläutert der bei der Universität Frankfurt zuständige Projektleiter
Christopher Heim, der die umfangreichen
Ergebnisse gemeinsam mit der Fachabteilung beim DFB derzeit auswertet.
Der steht DFB-Direktor Willi Hink vor,
der sich von der Umfrage wertvolle
Erkenntnisse erhofft, wie das Ziel zu
erreichen ist, „im sogenannten Altherrenfußball mittel- bis langfristig einen
Regelspielbetrieb für den gesamten
Aushängeschild dafür könnte in
Zukunft der DFB-Ü 40-Cup werden, der
Ende September eine gelungene
Premiere feierte. „Diese Veranstaltung
war ein Riesenerfolg“, urteilt Bernd
Schultz, der Präsident des im Bereich
„Fußball für Ältere“ sehr engagierten
Berliner Fußball-Verbandes. Der BFV war
folglich auch Gastgeber des Turniers, für
das sich insgesamt zehn Mannschaften
aus den fünf DFB-Regionalverbänden
in Vorausscheidungen qualifiziert
hatten. Nach zwei ereignisreichen
Tagen, bei denen unter anderem ein
Besuch des Bundesliga-Spiels Hertha
BSC Berlin gegen Borussia Dortmund
auf dem Terminplan stand, gewann das
Team der Sauerländer von der SG
Balve/Garbeck im Berliner Olympiapark
durch ein 5:4 nach Elfmeterschießen
gegen die Lokalmatadoren der
Sportfreunde Neukölln/Rudow.
DFB-Journal 3/2007
115
50 Jahre BDFL
Der 9. September 1957 war ein historischer Tag: Damals trafen sich 129 lizenzierte
Trainer in der Sportschule Duisburg-Wedau, um den Bund Deutscher Fußball-Lehrer
(BDFL) zu gründen. Mittlerweile gehören dieser Institution fast 4.000 Mitglieder an.
Das 50-jährige Bestehen feierte der Verband im Rahmen des Internationalen TrainerKongresses vom 23. bis 25. Juli 2007 in Nürnberg mit namhaften Gästen. BDFLPressereferent Horst Hülß berichtet über den Festakt und die Entwicklung des
Bundes Deutscher Fußball-Lehrer in den zurückliegenden 50 Jahren.
Festakt zum 50-jährigen Bestehen mit
Stolz auf
BDFL-Präsident Horst Zingraf
hieß die Teilnehmer und Gäste des
Internationalen Trainer-Kongresses
herzlich willkommen.
Viel Beachtung fanden die Vorträge von
DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.
Die anwesenden Gründungsmitglieder
des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer
(von links): Ferdinand Fabra, Horst
Stürze, Oswald Osadczuk, Heinz Lucas,
Günter Hentschke und Willi Gerke.
116 DFB-Journal 3/2007
zahlreichen prominenten Gästen
Trainer-Pioniertat
Am 9. September 1957 erlebte die
Sportschule Duisburg-Wedau die Gründungsversammlung von 129 lizenzierten
Fußball-Lehrern des Bundes Deutscher
Fußball-Lehrer. Nach eingehender
Beratung der Satzung, die einstimmig
angenommen wurde, konnte der erste
geschäftsführende Vorstand gewählt
werden: Paul Oßwald (1. Vorsitzender),
Herbert Widmayer (2. Vorsitzender)
und Fritz Buchloh (Schatzmeister).
Bestätigt wurden an diesem denkwürdigen Tag außerdem die Vorsitzenden
der fünf gebildeten Verbandsgruppen.
weifellos krönte am frühen Abend
des 24. Juli 2007 der Festakt zum
50-jährigen Bestehen des Berufsverbandes Bund Deutscher FußballLehrer diesen Internationalen TrainerKongress, der im Congress Centrum
Nürnberg Ost von BDFL-Präsident Horst
Zingraf eröffnet wurde. Filmzusammenschnitte von Trainerlegenden und
Akrobatik von zwei „Freestyle-Ballartisten“ stimmten auf die Höhepunkte
ein. Dettmar Cramer, Gründungsmitglied und von 1963 bis 1967 auch
Vorsitzender des BDFL, FIFA-Trainer in
vielen Ländern und Ex-Bundesliga-Trainer, zog mit einem philosophisch tiefgründigen Diskurs alle in seinen Bann.
Z
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger
gratulierte herzlich zum 50-jährigen
Bestehen und würdigte das Wirken des
BDFL. „Der deutsche Fußball kann stolz
auf die Trainer-Persönlichkeiten sein,
die er hervorgebracht hat“, betonte
Dr. Zwanziger. Danach war es ein bewegender Augenblick, als Horst Zingraf
die anwesenden sieben Gründungs-
mitglieder Dettmar Cramer, Ferdinand
Fabra, Willi Gerke, Günter Hentschke,
Heinz Lucas, Oswald Osadczuk und
Horst Stürze auf die Bühne bat und
jedem zum Dank für die Gründung des
BDFL und zur Erinnerung einen Ehrenteller überreichte.
Zurück zu den Anfängen: Im Jahr 1957
erinnerten sich engagierte Trainer an
Überlegungen und Gedanken, die schon
1920 bei der Gründung der Deutschen
Hochschule für Leibesübungen in Berlin
vom damaligen Dozenten für Fußball,
Richard Girulatis, mit Prof. Dr. Otto
Nerz, Sepp Herberger, Paul Oßwald und
Fritz Buchloh diskutiert wurden: die
Bildung eines Verbandes von FußballLehrern. Der Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs verhinderte zunächst dieses
Vorhaben. Mitte der 50er-Jahre drängte
aber Georg Knöpfle immer wieder Paul
Oßwald, die entscheidenden Gespräche
mit dem DFB und Bundestrainer Sepp
Herberger zu führen. Man erhielt auch
bald die notwendige Unterstützung und
Zustimmung von dort.
Auf der ganzen Welt gibt es keinen
zweiten Berufsverband an lizenzierten
Fußball-Trainern mit ähnlicher Tradition
und entsprechendem Stellenwert. Die
Mitgliederzahl hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten enorm
entwickelt. Heute gehören dem BDFL
fast 4.000 Mitglieder an, davon 20 Prozent mit Fußball-Lehrer-Lizenz (UEFAPro-Lizenz), 80 Prozent sind A-LizenzInhaber. Seit 2003 steht Präsident Horst
Zingraf an der Spitze. Er wird von den
Vizepräsidenten Felix Magath (Bundesliga) und Lutz Hangartner (Amateure)
sowie Schatzmeister Jürgen Pforr
unterstützt.
Weitere Mitglieder im Präsidium sind
DFB-Sportdirektor Matthias Sammer,
DFB-Chefausbilder Erich Rutemöller
und Bundesgeschäftsführer Michael M.
Meurer. Dem Bundesvorstand gehören
außerdem die Vorsitzenden der mittlerweile acht Verbandsgruppen an. Dazu
kommen Thomas Schaaf und Jürgen
Klopp für die Bundesliga, Benno Möhlmann und Rudi Bommer für die 2. Bundesliga. Helmut Horsch vertritt die
Verbandssportlehrer. Zuständig für die
Verbandszeitschrift „BDFL-Journal“ ist
seit Ende 1995 Horst Hülß, der sich mit
Michael Meurer in der Zusammenarbeit
ergänzt. International kann man den
BDFL auch als Pionier in der Fußballtrainer-Fortbildung bezeichnen. Als
Gründungsmitglied der Union Europäischer Fußball-Trainer (UEFT) trägt er
seit 1980 in der Geschichte der europäischen Trainer-Ausbildung von
Anfang an Verantwortung.
DFB-Journal 3/2007
117
50 Jahre BDFL
Leidenschaftlich wie als Spieler fand
Matthias Sammer klare Worte, um
seine Vorstellungen zu verdeutlichen.
Wie in den vergangenen Jahren
konnten im weiteren Verlauf des Kongresses die Teilnehmer zwischen den
angebotenen Parallelveranstaltungen
über fußballrelevante Themen wählen.
Dr. Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe der Nationalmannschaft, sprach
beispielsweise über „Stressbewältigung
für Trainer im leistungsorientierten
Fußball“. Am Abschlusstag referierte
unter anderem Klaus Eder, Mitglied im
medizinischen Team der Nationalmannschaft, über die „Verletzungsprophylaxe aus der Sicht des Sportphysiotherapeuten“.
Talente fördern: In der Nürnberger WM-Arena gab es Einblicke in die Praxisarbeit.
Der diesjährige Internationale
Trainer-Kongress fand im Congress
Centrum Nürnberg Ost und im nahe
gelegenen WM-Stadion unter dem Motto
„Individualisierung des Trainings – ein
wichtiger Baustein für die Entwicklung
sportlicher Höchstleistungen“ statt.
Rund 800 Trainer und 47 Gäste aus
24 Ländern bildeten einen prächtigen
Rahmen. Als BDFL-Präsident Horst
Zingraf die Teilnehmer und Ehrengäste
begrüßte, konnte niemand ahnen, was
für temperamentvolle Vorträge von
DFB-Sportdirektor Matthias Sammer
folgen sollten: „Der weite Weg zum
Erfolg – die neue Ausbildungskonzeption und Eliteförderung des DFB“
und „Ist Erfolg planbar? Initiativen zur
Leistungsoptimierung im Bereich der
DFB-Junioren-Nationalmannschaften“.
Mit einer interessanten Podiumsdiskussion endete dieser TrainerKongress. Unter der Leitung von
Rainer Holzschuh, dem Chefredakteur
der Sportfachzeitschrift „KickerSportmagazin“, tauschten Felix
Magath, Hans Meyer, Jürgen Klopp,
Martin Bader und Andreas Rettig ihre
Meinungen zum Thema „Trainer und
Manager – Architekten des sportlichen
Erfolgs“ aus.
Podiumsdiskussion zum Abschluss des Kongresses mit (von links) Andreas Rettig, Martin Bader, Felix Magath,
Rainer Holzschuh, Hans Meyer und Jürgen Klopp.
118 DFB-Journal 3/2007
DFB veröffentlicht erste umfassende Ausbildungskonzeption
„Der weite Weg zum Erfolg“
Der Deutsche Fußball-Bund hat unter Federführung seines Sportdirektors Matthias Sammer
und in Zusammenarbeit mit dem DFB-Trainerstab
erstmals eine umfassende Ausbildungskonzeption
erarbeitet. Die 40-seitige Broschüre „Der weite
Weg zum Erfolg“, die auch an die im DFB gemeldeten Vereine verteilt wurde, zeigt erstmals die
ganzheitliche Struktur der Ausbildungsstufen im
Fußball – vom sportbegeisterten Anfänger bis zum
erfolgreichen Nationalspieler. Das im Zeitraum
eines Jahres erarbeitete Konzept hat Leitbildfunktion für die gesamte DFB-Trainerausbildung.
Dem aktiven Trainer bietet die Broschüre praxisnahe Orientierung für eine motivierende
Förderung und pädagogische Betreuung der
jungen Talente.
Die DFB-Ausbildungskonzeption umfasst die
beiden großen Aufgaben des 6,5 Millionen
Mitglieder zählenden Verbandes, nämlich mit den
DFB-Nationalmannschaften in der Spitze mitzuhalten, aber auch den Fußball in der Breite und in
seiner gesamten gesellschaftlichen Vielfalt zu
fördern. „Wir wollen so viele junge Mädchen und
Jungen wie möglich für das Fußballspielen
begeistern und diese Motivation im Idealfall
lebenslang konservieren“, sagt DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger. „Zweitens verfolgen wir klare
leistungssportliche Ziele und Aufgaben. Selbstbewusst wollen wir mit unseren National- und
besten Vereinsmannschaften dauerhaft mit zur
Weltspitze gehören oder sie sogar bestimmen.“
Bewusst werden in dieser DFB-Broschüre die
Jüngsten angesprochen. „Wir müssen uns bereits
über die spielerisch vermittelte Bewegungsschulung bei unseren Jüngsten – in der Kita und in
der Schule – Gedanken machen“, appelliert Matthias
Sammer, an den häufig festzustellenden motorischen Defiziten der Kinder spielerisch zu arbeiten,
weil hier bereits die Weichen für die mögliche
Entwicklung zum Nationalspieler gestellt werden.
Die Förderung der Persönlichkeit der Fußballspielerin oder des Fußballspielers ist dabei die
wichtigste Leitlinie für die tägliche Trainerarbeit.
Wie von Bundestrainer Joachim Löw oft betont,
sind Eigenverantwortung, Selbstkritik und
Leistungswille die Voraussetzungen für eine
positive fußballerische Entwicklung. Zudem rückt
die neue DFB-Ausbildungskonzeption die individuelle Förderung in den Mittelpunkt. Der Fußballtrainer wird aufgefordert und ermutigt, jede
In der Broschüre „Der weite Weg zum Erfolg“ hat der DFB erstmals eine
umfassende Ausbildungskonzeption erarbeitet.
Spielerin und jeden Spieler sportlich zu begleiten
und regelmäßig den individuellen Leistungsstand
zu testen und zu analysieren.
In „Der weite Weg zum Erfolg“ definiert der DFB
auch die von der A-Nationalmannschaft und den
Junioren-Auswahlteams angestrebte Spielkultur.
Unter der Fragestellung „Wohin wollen wir mit
unserem Fußball?“ wird ein Modell präsentiert, bei
dem die Spielfreude im Mittelpunkt steht, ergänzt
von vier weiteren Aspekten des deutschen
Fußballs: 1. Die Fähigkeit, auch unter großem
Druck des Gegners den Ball zu spielen (Techniken
unter Druck); 2. Die physischen und psychischen
Fähigkeiten für ein tempoorientiertes Spiel (Fitness);
3. Eine klare und offensiv ausgerichtete Spielphilosophie (Taktisches Konzept) und 4. Die sich aus
Leidenschaft, Stärke, Konzentration, Disziplin und
Teamgeist zusammensetzende mentale Grundlage
(Siegeswille).
Die DFB-Ausbildungskonzeption ist im Bereich
„Publikationen/Download“ auf www.dfb.de in
voller Länge hinterlegt.
DFB-Journal 3/2007
119
Aus den Verbänden
Westfalen:
Hermann Korfmacher
einstimmig wiedergewählt
Das neue FLVW-Präsidium (von links): Vizepräsident Jugend Manfred Deister,
Vizepräsident Fußball Siegfried Hirche, Vizepräsident Freizeit- und Breitensport Klaus
Jahn, Präsident Hermann Korfmacher, Vizepräsident Finanzen Benno Ittermann,
Vizepräsident Leichtathletik Hans-G. Schulz und Direktor Carsten Jaksch-Nink.
Mittelrhein:
Internet-Service für
FVM-Mitglieder
Die Mitglieder des FußballVerbandes Mittelrhein (FVM)
können sich seit einiger Zeit
über den Stadion-Guide, eine wesentliche Neuerung im Bereich Internet,
freuen.
Mit dem neuen Stadion-Guide hat
das lästige Suchen eines Fußballplatzes
bei Auswärtsspielen ein Ende: Denn der
FVM hat unter www.fvm.de einen so
genannten „Sportplatzfinder“ veröffentlicht. Mit diesem System können Interessierte alle Sportplätze im Verbandsgebiet des FVM – von der Kreisliga bis
zur Bundesliga – per Suchfunktion
ausfindig machen und sich die Route
vom Ausgangsort zum gewünschten
Sportplatz berechnen und ausdrucken
lassen. Einmalig wird das Modul durch
die Verbindung der vereinseigenen
Datenbank mit dem Programm „Google
Maps“, mit dem man sich per Satellitenbild ein realitätsnahes Bild vom
Sportplatz machen kann.
Die Kernangaben zu Adresse und
Anfahrt sind bereits eingepflegt, die
Vereine können Detailangaben zu
ihrem Sportgelände ergänzen: Wie
hoch sind die Eintrittspreise? Wie viele
Zuschauer fasst das Stadion? Gibt es
überdachte Tribünen oder eine
Würstchenbude? Außerdem können
Bilder der Sportanlage hochgeladen
oder interessante Zusatzangaben
eingetragen werden. Einloggen zur
Ergänzung dieser Angaben können sich
die Vereine mit der vom Ergebnisdienst
des DFBnet bekannten Vereinskennung.
Ellen Bertke
Auf dem Verbandstag des
Fußball- und LeichtathletikVerbandes Westfalen (FLVW)
in Olpe-Sondern, der unter dem Motto
„Verband – Kreise – Vereine...gemeinsam ein starkes Westfalen“ stand,
wurde FLVW-Präsident Hermann
Korfmacher von den Delegierten für
die nächsten drei Jahre einstimmig das
Vertrauen ausgesprochen.
In seiner Rede machte Korfmacher
differenzierte Aussagen unter anderem
zu folgenden Themen: die Verbandsstrukturreform, die Herausforderungen
des gesellschaftlichen Wandels mit den
Auswirkungen auf den Sport, die
finanzielle Situation des Verbandes, die
inzwischen herausragende Stellung des
SportCentrums Kamen-Kaiserau in der
deutschen Sportschul-Landschaft, die
Spielklassen-Strukturreform und die
Bedeutung des Bereichs Qualifizierung.
Nachdem der Beirat des FLVW der
neuen Verbandsstruktur seine Zustimmung gegeben hat, erfolgte durch
Wahlen auf dem Verbandstag der
nächste Schritt zur Umsetzung einer
modernen, zeitgemäßen und effizienten Struktur. Grundlage der Struktur ist
die vom Beirat verabschiedete Satzung.
Wichtigste Neuerungen:
1. Verkleinerung des Verbandstages ab 2010
(Delegiertenzahl).
2. Neue Verbandsorgane sind neben dem
Verbandstag künftig der Verwaltungsrat, das
Präsidium und die Ständige Konferenz.
3. Das geschäftsführende Präsidium existiert
künftig genau wie der alte Verbands-Beirat
nicht mehr.
4. Das Präsidium ist auf sieben Mitglieder
(Präsident und fünf Vizepräsidenten)
reduziert, wobei künftig der hauptamtliche
Direktor stimmberechtigtes Mitglied des
Präsidiums ist.
5. Es gibt nur noch sechs Satzungs-Ausschüsse,
daneben können Kommissionen und
Arbeitskreise berufen werden.
Karl-Heinz Trockel
Alle Informationen zur gesuchten
Sportanlage auf einen Blick, wie hier
am Beispiel von Fortuna Bonn.
120 DFB-Journal 3/2007
Bayern:
Jugendliche Meisterspieler
attraktiv geehrt
Schleswig-Holstein:
Hans-Ludwig Meyer
neuer Präsident
Das schönste Erlebnis der
Schulferien – da waren sich
rund 10.000 Fußballer/innen
aus Schwaben von den D- bis
F-Junioren einig – war der Aktionstag
des Bayerischen Fußball-Verbandes
(BFV) im Legoland Günzburg.
Im Mittelpunkt des Verbandstages des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes
(SHFV) in Neumünster standen die Verabschiedung von Präsident
Erdmann Fischer und Schatzmeister
Hans-Hermann Sütel sowie Neuwahlen.
In ihre Amtszeit fiel vor allem die Strukturreform des Verbandes sowohl in
spieltechnischer als auch in struktureller Hinsicht. Neben Erdmann Fischer
und Hans-Hermann Sütel schied mit
dem langjährigen Beauftragten für Freizeit- und Breitensport, Günter Schmidt,
eine weitere langjährige Persönlichkeit
aus dem SHFV-Vorstand aus.
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger
würdigte in seiner Rede vor allem das
langjährige Engagement von Erdmann
Fischer auf Landesverbands- und
Regionalebene.
Tausende jugendliche Meisterspieler
wurden im Legoland Günzburg geehrt.
Schwabens Bezirksvorsitzender
Volker Wedel und Bezirks-Jugendleiter
Fritz Glück hatten mit etwa 40 Helfern
die Idee von BFV-Präsident Dr. Rainer
Koch, Meisterehrungen einmal in einem
publikumswirksamen Rahmen durchzuführen, in glänzender Manier umgesetzt.
Es herrschte bei den jungen Fußballern großer Jubel, als sie in der
Arena im Beisein ihrer stolzen Eltern
und Jugendbetreuer die Urkunden in
Empfang nehmen durften. 219 Vereine
aus den drei schwäbischen Kreisen
waren vertreten, das Management des
Erlebnisparks stand voll zur Veranstaltung und hat bereits angekündigt,
eine Neuauflage im kommenden Jahr
zu unterstützen. Die Sparkasse Günzburg-Krumbach mit ihrem sportfreudigen Vorstandsvorsitzenden Walter
Pache war mit dabei, wie auch der
FC Augsburg, der die Profis Lars Müller
und Sven Neuhaus zur gefragten
Autogrammstunde abgestellt hatte.
Der Fußball-Nachwuchs gestaltete nach
Lust und Laune „seinen Tag“.
Armin Klughammer
Für den Generationswechsel im Vorstand präsentierte der SHFV vorrangig
bekannte und bewährte Gesichter. Der
ehemalige Vizepräsident Hans-Ludwig
Meyer wurde mit überwältigender
Mehrheit zum neuen Präsidenten
gewählt. Neuer Vizepräsident wurde
Gerhard Schröder, der in Doppelfunktion auch weiterhin als Verbands-Lehrwart tätig sein wird. Der bisherige
Beauftragte für Kommunikation,
Reinhard Gusner, wurde zum Schatzmeister, Manfred Hipp zum Beauftragten für Kommunikation und Fabian
Thiesen zum Beauftragten für Freizeitund Breitensport gewählt, während
Regine Schweim als Verbands-JugendObfrau bestätigt wurde. Wiedergewählt
in den Vorstand wurden Hans-Rainer
Hansen (Verbands-SpielausschussObmann der Herren), Egon Biere
(Verbands-SchiedsrichterObmann),
Sabine Mammitzsch (Verbands-FrauenReferentin), Uwe Bachmann (Ehrenamts-Beauftragter), Eberhard Münch
(Beisitzer für sozial-politische Angelegenheiten) und Volker Marten (Verbandsgerichts-Vorsitzender).
Eine besondere Ehrung wurde
Erdmann Fischer zuteil: Er wurde von
den Delegierten zum Ehrenpräsidenten
des SHFV gewählt.
Sein Nachfolger Hans-Ludwig Meyer
umriss in seiner Antrittsrede die
Schwerpunkte der zukünftigen
Verbandsarbeit in Schleswig-Holstein:
„Wir müssen den Schwung der WM
2006 für die Zukunft nutzen. Dazu
zählen für mich neben der Diskussion
über neue Spielformen und der
Sicherung der Finanzierung der Sportorganisationen die Themen Integration,
Gewaltprävention, Qualifizierung sowie
langfristige Motivation für das Ehrenamt, um die Tradition des Fußballsports
als Sportart Nummer 1 zu erhalten.“
Reinhard Gusner
Hans-Ludwig Meyer (links) gratulierte seinem Vorgänger Erdmann Fischer, der zum
Ehrenpräsidenten des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes ernannt wurde.
DFB-Journal 3/2007
121
NOFV-Sportschulen
Pelé, Franz Beckenbauer, Zinedine Zidane, Regina Halmich und Stefan Kretzschmar in den Gästebüchern
Beneidenswerte „Herbergsväter“
Im dritten Teil der Serie über die Sportschulen der Landesverbände des
Deutschen Fußball-Bundes berichtet der freie Journalist Gottfried Weise über
sechs unterschiedliche Einrichtungen des Nordostdeutschen Fußballverbandes
(NOFV): Leipzig, Bad Blankenburg, Osterburg, Cottbus, Berlin und Parchim.
elcher „Hausherr“ einer Sportschule kann schon auf so eine
Fülle an prominenten Namen in
seinem Gästebuch verweisen?
Das liest sich wie ein „Who’s who“: Pelé,
Franz Beckenbauer, Zinedine Zidane,
Otto Rehhagel, Michael Ballack... Alle
fanden bei ihren unterschiedlichen
Auftritten zwischen Confederations
Cup 2005 und Weltmeisterschaft 2006
erstklassige Bedingungen in der sächsischen Metropole Leipzig vor. André
Kühn, der Leiter der Egidius-BraunSportschule im Nordosten der Stadt,
sagt: „Unser Plus ist die Nähe zum
Zentralstadion. Ohne die WM-Arena
hätten wir die Stars nie zu Gesicht
bekommen.“
W
Egidius Braun – seit September 2001
trägt die Sportschule in Leipzig den
122 DFB-Journal 3/2007
Namen des Ehrenpräsidenten des
Deutschen Fußball-Bundes. Der ehemalige DFB-Präsident hatte sich nach der
Wende früh für Leipzig als Spielort der
WM 2006 und für den Erhalt der Sportschule eingesetzt. Prunkstück bei den
Sportstätten: die größte Kunstrasenhalle Deutschlands mit einer Fläche
von 90 mal 60 Metern. Darüber hinaus
stehen für die Fußballer zwei Rasenplätze und ein Kunstrasenplatz mit
Flutlicht zur Verfügung. Tennisspielern
werden zwei Felder und eine Halle mit
vier Plätzen angeboten.
Nicht ganz so nobel wie die Sportstätten sind die Unterkünfte. Aber
immerhin: Die fünf Appartements
sowie die 17 Einzel- und 22 Doppelzimmer „haben schon gefühltes DreiSterne-Niveau“, wie André Kühn ver-
rät. Seit Juni 2005 steht außerdem auf
dem acht Hektar großen Gelände der
Egidius-Braun-Sportschule ein neues
modernes Haus mit 22 Betten, vorrangig für Kinder und Jugendliche.
Im Tagungszentrum mit einer
Kapazität für 120 Personen trifft man
in Abständen dann jene, die künftig
ausbilden wollen. Jüngst drückten die
Ex-Nationalspieler Steffen Freund und
Olaf Marschall die Schulbank, erwarben
ihre B-Lizenz als Trainer. „Zwei Kumpeltypen, überhaupt nicht abgehoben“,
erinnert sich André Kühn und denkt
sich wohl: Wie recht hatte doch der alte
Goethe? „Mein Leipzig lob’ ich mir! Es
bildet seine Leute.“
Wer gehobenen Komfort und ein
beschauliches Ambiente sucht, sollte
die nicht weniger traditionsreiche
Landessportschule Bad Blankenburg
aufsuchen – nur runde 50 Kilometer
vom kulturhistorisch interessanten
Städtedreieck Erfurt/Weimar/Jena
entfernt. Die Werbe-Broschüre hebt
hervor: „Das Schwarzatal ist eine der
reizvollsten Gegenden Thüringens.
Die Egidius-Braun-Sportschule in
Leipzig bietet Sportlern und Gästen
vielfältige Möglichkeiten.
Die Landessportschule Bad
Blankenburg liegt am Eingang des
romantischen Schwarzatals.
Direkt am Eingang des Tals befindet
sich das weitläufige, parkähnliche
Gelände der Landessportschule.“
Rainer Milkoreit, Präsident des Thüringer Fußball-Verbandes und Leiter der
Sportschule in Personalunion, sagt
nicht ohne Stolz: „Von dieser Idylle ist
erst einmal fast jeder Gast überwältigt.“
Die Sportschule Bad Blankenburg
hat allerdings mehr als eine faszinierende Naturkulisse zu bieten. 102
Zimmer im Hotelbereich verfügen über
beachtlichen Komfort, sind unter
anderem mit Sat-TV und teilweise
Wireless Lan ausgestattet. 2006 wurde
das „Thüringer Haus“ offiziell in die
Kategorie „Drei Sterne Superior“ eingestuft. So war es dann im Juni dieses
Jahres für den georgischen VizeMeister Dinamo Tiflis eine gute und
willkommene Adresse, zuvor schon war
Hans Meyer mit seinen Profiteams aus
Gladbach und Nürnberg hier zu Gast.
Kein Wunder, denn auch die Sportstätten befinden sich auf Topniveau:
Fünf Rasenplätze – einer mit Flutlicht –
und ein Kunstrasenfeld stehen ebenso
zur Verfügung wie Hallen mit jeweils
vier beziehungsweise zwei Feldern.
Zum Gesamtangebot gehören nach
professionellem Training, Tagungsstress oder ausgedehnter Wanderung
außerdem ein Besuch in der Sauna
oder im Dampfbad sowie ein erfrischender Drink im „Champions Pub“.
Inmitten der Altmark, am Rande der
Stadt Osterburg, befindet sich die
Landessportschule von SachsenAnhalt. Welchen Anspruch hat die
Sportschule Osterburg, die 2001 eröffnet wurde und 60 Zimmer bietet?
Herbert Doepke, Mitarbeiter im Bereich
Marketing, stellt klar: „Wir sind für alle
offen, für Sportvereine genauso wie für
Seminargruppen oder Schulklassen.“
Die Attraktion im vielfältigen Sportstättenangebot seit Juni 2006 ist das
Schwimmbad am Fuchsbau mit fünf
25-Meter-Bahnen. Einmalig an der
Sportschule Osterburg ist die sportmedizinische beziehungsweise diagnostische Betreuung mit individuellen
Belastungsprofilen.
Neben Box-Weltmeisterin Regina
Halmich und Handball-Legende Stefan
Kretzschmar fühlten sich zuletzt die
Oberliga-Fußballer vom Halleschen FC
in der Landessportschule Osterburg
sehr wohl und schwärmten im Gästebuch vom „Superservice“ und „nahezu
optimalen Rahmenbedingungen“.
Einen gänzlich anderen Charakter
hat die Lausitzer Sportschule im
Verbandsleistungszentrum Cottbus.
Michael Hillmann, der Geschäftsführer
des Fußball-Landesverbandes Brandenburg, betont: „Wir sind keine öffentliche, sondern eine Schule der TalentDFB-Journal 3/2007
123
NOFV-Sportschulen
förderung.“ Im Klartext: Die Lausitzer
Sportschule ist integrierender Bestandteil eines gut funktionierenden Netzwerks von Schule, Verein und Verband.
Am 15. September 2006 wurde sie im
Beisein von DFB-Präsident Dr. Theo
Zwanziger und DFB-Sportdirektor
Matthias Sammer als erste „Eliteschule
des Fußballs“ in Deutschland ausgezeichnet. Gegenwärtig drücken die
U 19-Spieler Martin Männel und Arne
Feick die Schulbank der Lausitzer
Sportschule. Da die Bewerberzahl
dreimal so groß ist wie die derzeitige
Kapazität, ist ein zweites „Haus der
Athleten“ für die Saison 2008/2009
geplant.
Die Lausitzer Sportschule unter der Leitung von Wolfgang Neubert (Zweiter von
rechts) wurde im vergangenen Jahr von Matthias Sammer, Dr. Hans-Georg
Moldenhauer und Dr. Theo Zwanziger als erste „Eliteschule des Fußballs“ in
Deutschland ausgezeichnet.
In der Landessportschule Osterburg, die 2001 ihrer Bestimmung übergeben
wurde, gibt es optimale Trainingsmöglichkeiten.
124 DFB-Journal 3/2007
In der Nähe der einst berühmten
Avus-Rennstrecke befindet sich das
Leistungszentrum „Richard Genthe“
des Berliner Fußball-Verbandes. Das
„grüne Paradies“ mit seinen über
6.000 Quadratmetern im Bezirk
Zehlendorf/Wannsee ist nur 15 Autominuten vom Flughafen Tegel entfernt.
Die Sportschule, direkt am Wasser
gelegen und von Wald umgeben,
beherbergte im modernen Anbau mit
22 Zimmern schon manch prominenten Gast. So wurden 2004 die einstigen
Bremer Stars Micoud und Ailton vor
dem DFB-Pokalgewinn per Jagdhorn
geweckt. Doch Claudio Goldstein, der
Leiter der Sportschule am Kleinen
Wannsee, sieht den Aufenthalt einer
Bundesliga-Mannschaft heute „schon
auf Grund der Kapazitäten eher als
eine Ausnahme“. Deshalb macht er
deutlich: „Wir verstehen uns zuerst als
Sportschule mit Lehrgangsbetrieb.“
Dazu gehört zum Beispiel das DFBStützpunkttraining. Das Stadion am
Wannsee mit Natur- und Kunstrasen
sowie einer Halle – 42 mal 18 Meter –
bietet dafür optimale Bedingungen.
Klein, aber fein – das trifft auf
Parchim zu. Umgeben von Wald, direkt
am Wockersee, rund 40 Kilometer
südöstlich von Schwerin, befindet sich
die Sportschule des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Ein Hobbyangler auf dem Steg vor der
Terrasse – nicht selten kann man dieses
Bild aus der Suite oder einem der
komfortabel ausgestatteten 23 Zimmer
des modernen Motels beobachten. Uwe
Kanter, Leiter der Sportschule, weiß um
seine Trümpfe: „Das sind eindeutig die
Idylle und moderne Trainingsstätten
vor der Tür.“
Kontaktadressen
Sportschule Egidius Braun
Abtnaundorfer Straße 47
04347 Leipzig
Telefon 03 41 / 24 44 60
E-Mail: [email protected]
Landessportschule Bad Blankenburg
Wirbacher Straße 10
07422 Bad Blankenburg
Telefon 03 67 41 / 6 20
E-Mail: [email protected]
Landessportschule Osterburg
Arendseer Straße 4
39606 Osterburg
Telefon 0 39 37 / 2 50 60
E-Mail: [email protected]
Verbandsleistungszentrum Cottbus
Dresdener Straße 18
03050 Cottbus
Telefon 03 55 / 4 31 02 20
E-Mail: [email protected]
Sportschule Parchim
Voigtsdorfer Weg 18
19370 Parchim
Telefon 0 38 71 / 60 43 02
E-Mail: [email protected]
Landesleistungszentrum Richard Genthe
Das Landesleistungszentrum „Richard Genthe“ des Berliner Fußball-Verbandes
befindet sich im Bezirk Zehlendorf/Wannsee.
Bestens aufgestellt ist „Pütt“, wie
Parchim auf plattdeutsch genannt wird,
wenn der DFB-Nachwuchs einen Mix
von intensivem Training und erholsamer
Entspannung sucht. Horst Hrubesch,
Klaus Sammer und Bernd Stöber – sie
alle übten schon mit „ihren Jungs“ im
Stadion am See und auf den vier Trainingsfeldern. Auch das DFB-Fußball-
Camp, von der Egidius-Braun-Stiftung
initiiert, hat in der Sportschule Parchim
schon Tradition. Uwe Kanter muss nicht
die Trommel rühren: „Im Prinzip sind
wir ein Jahr im Voraus ausgebucht.
Stammkunden sind Nachwuchsteams
aus dem Hamburger Raum, aus Niendorf, Bahrenfelde oder Norderstedt.“
Beneidenswerter „Herbergsvater“!
Am kleinen Wannsee 14
14109 Berlin
Telefon 030 / 8 06 90 30
E-Mail: [email protected]
Das Motel der Sportschule Parchim direkt am Wockersee ist eingebettet in die idyllische mecklenburgische Landschaft.
DFB-Journal 3/2007
125
Fußball-Köpfe
Die Fußball-Regeln kennt er aus dem Effeff: Die Rede ist von Günter Linn, einem
Schiedsrichter-Beobachter des Deutschen Fußball-Bundes. Der 72-Jährige hat
sich dem Schiedsrichter-Wesen verschrieben. Doch nach dem DFB-Bundestag beendet er seine Tätigkeit als Beobachter der Unparteiischen in der höchsten
deutschen Spielklasse. Der freie Journalist Andreas Kötter hat Günter Linn während des Bundesliga-Spiels Schalke 04
gegen Hertha BSC Berlin begleitet.
Günter Linn ist als Schiedsrichter vor und hinter den Kulissen aktiv
Ein Leben mit Pfiff
ieses Blau. So intensiv strahlen diese
Augen, so voller Leben scheinen
sie, dass man gar nicht glauben
mag, dass dieser Mann 72 Jahre
alt ist. Und wenn Günter Linn dann über
sein Liebstes spricht, dann scheint dieses
ohnehin kräftige Blau an Intensität noch
einmal zuzunehmen. Das Liebste, das
ist für den Altendiezer der Fußball im
Allgemeinen und das Schiedsrichter-
D
Von seinem Platz hat Günter Linn einen Rundumblick auf das Geschehen im Stadion.
126 DFB-Journal 3/2007
Wesen im Besonderen. Linn war bis zur
vergangenen Saison als Mitglied im DFBSchiedsrichter-Ausschuss für das Beobachtungs-Wesen zuständig. „Ich habe mich
schon früh um die Lehrarbeit gekümmert“,
sagt er. „Meine Erfahrungen weiterzugeben, das ist mein großes Anliegen.“
Bis zur vergangenen Saison war es
Linns Aufgabe, für die je neun Bundes-
liga- und Zweitliga-, die 18 Regionalligaund die Junioren-Bundesliga-Begegnungen die Schiedsrichter-Beobachter
zuzuteilen. Seit fast 50 Jahren ist Linn
dem Schiedsrichter-Wesen verbunden.
Da darf man durchaus feststellen, dass
der Fußball die zentrale Rolle im Leben
des ehemaligen Post-Beamten gespielt
hat und immer noch spielt.
Wie am letzten September-Wochenende beim Aufeinandertreffen zwischen
Schalke 04 und Hertha BSC Berlin, wo
er selbst als Schiedsrichter-Beobachter
im Einsatz war. Wenn das Wort vom
„Kind der Bundesliga“ auf jemanden
zutrifft, dann ganz sicher auch auf Linn.
Schließlich war er vor Ort, als Bundes-
liga-Geschichte geschrieben wurde. Als
das erste Bundesligator überhaupt fiel,
das 1:0 in der ersten Minute für Dortmund
in Bremen, am 23. August 1963, war er
als Assistent dabei. Knapp 20 Jahre
später, am 29. Mai 1982, endete mit der
Partie Nürnberg gegen Dortmund seine
aktive Zeit als Schiedsrichter. 128 Mal
hatte Linn in der Zwischenzeit in der
höchsten deutschen Spielklasse gepfiffen.
Und auch international war der für
sein Durchsetzungsvermögen bekannte
Unparteiische gefragt, leitete er doch
zwischen 1979 und 1982 als FIFASchiedsrichter drei Länderspiele sowie
drei Begegnungen im Europapokal. Nur
ein Jahr später startete dann bereits
seine Laufbahn als SchiedsrichterBeobachter des DFB.
„Meine Frau hat sich über die Jahre
hinweg daran gewöhnt, dass ich am
Wochenende häufig unterwegs bin“,
sagt Linn, gibt allerdings zu: „Sicher
hätte sie sich gewünscht, dass ich mehr
Zeit zu Hause verbracht hätte.“ Ein
Wunsch, der vielleicht bald in Erfüllung
geht. „Nach dem DFB-Bundestag Ende
Oktober höre ich als SchiedsrichterBeobachter in der Bundesliga auf,“ sagt
er und man hört heraus, dass ihn dieses
fixe Datum für seinen ganz persönlichen Abpfiff ein wenig bedrückt.
Ein Nostalgiker ist er trotzdem nicht.
„Obwohl das Einzige, das sich nicht
verändert hat, die Tatsache ist, dass zu
einem Fußballspiel noch immer ein Ball,
22 Spieler, ein Schiedsrichter und seine
Assistenten gehören, hat sich doch über
die Jahre vieles zum Besseren gewandelt“,
sagt er. „Unsere Stadien sind fantastisch, der Service für die Zuschauer ist
um ein Vielfaches besser als früher. Aber
es geht natürlich auch um viel mehr Geld
und die Medienpräsenz hat in einer
Weise zugenommen, wie man das nie
vermutet hätte.“ Ob einer wie er sich da
heute als Schiedsrichter noch zurechtfinden würde? „Wenn die Kondition
vorhanden wäre, dann hätte ich keine
Bedenken“, lautet seine Antwort und
tatsächlich macht Linn den Eindruck
ein Mann zu sein, der stets weiß, was zu
tun ist. Später, nach Abpfiff des Duells
in der Arena auf Schalke, wird er das
noch unter Beweis stellen.
Schon vor dem Spiel besucht Linn
die Schiedsrichter-Kabine, wechselt ein
paar Worte mit den vier Unparteiischen
und begleitet sie auch bei der Inspektion
des Rasens. Und weil zu seinem Job-
Vor Spielbeginn begleitet Linn die Unparteiischen bei der Inspektion des Platzes.
DFB-Journal 3/2007
127
Fußball-Köpfe
Profil als Schiedsrichter-Beobachter
auch administrative Dinge gehören,
von denen sich Schiedsrichter und
Assistenten vor der Partie nicht von
der eigentlichen Aufgabe ablenken
lassen sollen. „Wenn es beispielsweise
Probleme mit der Unterscheidbarkeit
der Trikots gibt, dann kläre ich das mit
den Vereinen“, nennt Linn ein Beispiel.
Überhaupt ist sein Verhältnis zu den
meisten Schiedsrichtern eher kameradschaftlich, vielleicht sogar väterlich. Linn
sieht sich als Partner der Unparteiischen
und die sehen ihn auch so, wie Dr. Felix
Brych, der Referee an diesem Freitagabend, ohne Wenn und Aber kundtut.
„Es hilft bei der Konzentration, wenn
Günter uns vor dem Anpfiff den Rücken
frei hält“, sagt Brych. Nicht nur vor dem
Spiel. Gerade nach dem Abpfiff ist Linn
Freund und Helfer, ohne deshalb jedoch
Fehler bei der Nachbereitung nicht
anzusprechen. So bespricht er mit dem
Quartett mittels Videoaufzeichnung die
Spielleitung und bereitet den Schiedsrichter auch auf die Fragen der Medien
vor. An diesem Abend bleiben größere
Aufregungen aber aus. Schalke besiegt
Hertha durch einen Elfmeter des
Brasilianers Rafinha verdient mit 1:0.
„Ein ganz klarer Elfmeter“, bestätigt
Linn. „Und es war auch richtig, lediglich
die Gelbe Karte zu zeigen. Rot wäre für
dieses Foul eine zu harte Strafe gewesen.“
Linn, der wie jede Woche und wie
jeder Schiedsrichter-Beobachter auf
einem Vordruck alle Facetten der Leis-
Punkt 20:30 Uhr: Die
Bundesliga-Begegnung
zwischen Schalke 04 und
Hertha BSC Berlin
beginnt.
tung des Unparteiischen (Regelanwendung, Persönlichkeit, Zusammenarbeit
mit den Assistenten und so weiter)
vermerkt hat, ist mit Brych zufrieden.
„In einer Begegnung mit normalen
Anforderungen haben er und seine
Assistenten eine sehr gute Leistung
geboten “, lautet Linns Fazit. Besonders
schätzt er an Brych, „dass er das Spiel
laufen lässt, nicht jeden Körperkontakt
abpfeift und so den Spielfluss unterstützt.“ Für Brych und seine Kollegen
ist die Arbeit auf Schalke mit dem
Video-Studium in der Kabine beendet.
Für Linn geht es weiter. Er muss zu
Hause einen Bewertungsbogen ausfül-
len. Doch Linn liebt seine Arbeit, selbst
wenn außer Spesen nichts bleibt. „Es
macht Spaß und ist wahnsinnig interessant“, sagt er. Kein Wunder, dass eine
gehörige Portion Wehmut dabei ist,
wenn er künftig nicht mehr als Schiedsrichter-Beobachter in der Bundesliga
aktiv ist.
Ganz verzichten muss der Fußball
aber auch in Zukunft nicht auf Günter
Linn. Als Schiedsrichter-Obmann des
Regional-Verbandes Südwest wird er
dem Fußball noch einige Jahre erhalten bleiben. „Damit nicht mit einem Mal
alles vorbei ist“, sagt er und seine Augen
strahlen wieder ganz besonders hell.
Mittels Video-Aufzeichnung bespricht Günter Linn nach Spielende mit dem Schiedsrichter-Team die wichtigsten Szenen.
128 DFB-Journal 3/2007
Vorschau
Mit einem Sieg gegen Wales – hier eine
Szene aus dem Hinspiel mit Christoph
Metzelder und Freddy Eastwood - soll
in Frankfurt am Main das LänderspielJahr 2007 abgeschlossen werden.
Die Auslosung für die Endrunde der
EURO 2008 findet am 2. Dezember
2007 in Luzern statt. Bereits eine
Woche zuvor – exakt am 25. November 2007 – wird weltweit die WM 2010
in Südafrika ins Blickfeld rücken. In
Durban steigt die Auslosung der WMQualifikationsgruppen und dabei
wird nicht nur die Frage beantwortet,
gegen wen der dreimalige Weltmeister
Deutschland in der Qualifikation zur
WM-Endrunde 2010 antreten wird.
DFB-Journal 4/2007
m letzten Quartal dieses Jahres ist für
die Nationalmannschaft eine Vielzahl
an Terminen angesagt. Es geht sozusagen Schlag auf Schlag. Vom 13. Oktober bis 21. November 2007 stehen gegen Irland, Tschechien, Zypern und Wales
die entscheidenden Begegnungen in der
I
Qualifikation zur EURO 2008 in Österreich und der Schweiz auf dem Programm. Die Ausgangsposition für das
Team von Bundestrainer Joachim Löw
ist glänzend, denn aus den ausstehenden
vier Spielen wird nur noch ein Punkt für
das Erreichen der EM-Endrunde benötigt.
Journal
Abo für mich
Unter besonderen Vorzeichen steht
das nächste EM-Qualifikationsspiel
der U 21-Nationalmannschaft. In
Israel geht es beim vermeintlich
stärksten Gruppengegner nicht nur
um wichtige Punkte. Der Besuch der
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem
durch eine DFB-Delegation ist ebenfalls von herausragender Bedeutung.
Über all diese Themen wird die nächste
Ausgabe des DFB-Journals 4/2007,
die zum Jahreswechsel erscheinen
wird, in aller Ausführlichkeit berichten.
Ein weiterer Schwerpunkt ist ein
Rückblick auf den DFB-Bundestag in
Mainz, auf dem wichtige Weichen für
die Zukunft des deutschen Fußballs
gestellt werden.
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Impressum:
DFB-Journal - 19. Jahrgang - Ausgabe 3/2007
Layout:
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Deutscher Fußball-Bund (DFB)
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130 DFB-Journal 3/2007
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