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18 week MOVIE DOKTORSPIELE Von wem möchten Sie sich lieber behandeln lassen – von Sex-Doktor Alfred Kinsey oder von Date-Doktor Alex Hitch? TEXT BENJAMIN BÖGLI In Paarungsfragen kennen sie sich bestens aus, und ab diesem Wochenende treten sie nun in den Schweizer Kinos gegeneinander an: der Sex-Doktor Alfred Kinsey (provokatives Credo: «Es gibt nur drei Abnormalitäten – die Abstinenz, das Zölibat und die späte Ehe») im Film «Kinsey» und der neureiche Date-Doktor Alex Hitch (romantisches Credo: «Im Leben kommt es nicht darauf an, wie oft man atmet. Was zählt, ist der eine Moment, in dem es einem den Atem verschlägt») im Film «Hitch». Die fiktive Figur Hitch (Will Smith) war früher ein verschupfter, gutmütiger Kerl, der von der Frauenwelt ausgenützt wurde, worauf er sich tiefer mit den Mechanismen des Flirtens und dem Beziehungsverhalten der Frau auseinander setzte und sich zum erfolgreichen DateDoktor mauserte, der es sogar fertig bringt, einen unappetitlichen Angestellten mit einer attraktiven Prominenten zu verkuppeln. Er selbst ist Single, buhlt aber um die Gunst der schönen, toughen Journalistin Sara (Eva Mendes). Der 1956 verstorbene Alfred C. Kinsey, im Film dargestellt von Liam Neeson, war noch Jungfrau, als er sich im zarten Alter von 27 Jahren mit seiner Ehefrau (Laura Linney) ins Bett wagte und danach völlig aufgewühlt einen Arzt aufsuchte, weil es beim Sex nicht richtig klappen wollte. Dieses Erlebnis prägte den weltfremden Insektenforscher dermassen, dass er sich dazu berufen fühlte, die amerikanische Gesellschaft sexuell aufzuklären. Er entwarf umfrangreiche Fragebögen mit bis zu 521 Einzelfragen und interviewte zusammen mit seinem Team Tausende von Amerikanerinnen und Amerikanern zu ihrem Sexualverhalten. So entstanden zwischen 1948 und 1953 die skandal-umwitterten «Kinsey Reports» – zwei Bücher, in denen der Biologe nachwies, dass Babys nicht aus dem Bauchnabel schlüpfen, Onanie nicht zwangsläufig zu Blindheit führt und dass tatsächlich auch Frauen Orgasmen haben. Äusserst fruchtbare Erkenntnisse – immerhin hielt Kinseys Ehe bis zu seinem Tod. Hitch ist auf den ersten Blick sicherlich der lockerere Typ als Kinsey: Er ist nie um einen Spruch verlegen und ist stets guter Laune. Als ihn aber einer seiner Patienten während einer Date-Lektion auf den Mund küsst, hört der Spass schlagartig auf. In solchen Belangen gibt sich Kinsey weit weniger verkrampft: Es gehört mitunter zu seinen Studien, dass er sich auch mal mit einem Mann einlässt – seine Ehefrau zahlt es ihm später heim, indem sie mit demselben «Objekt» ins Bett hüpft. Fazit: Nach der Lektüre der «Kinsey Reports» ginge Hitch bestimmt etwas cooler mit seiner Sexualität um. Mit den charmanten Flirt-Tipps von Hitch im Kopf wäre Kinseys Ehe andererseits sicherlich in die Brüche gegangen. «HITCH», REGIE: ANDY TENNANT, MIT WILL SMITH, EVA MENDES UND KEVIN JAMES. «KINSEY», REGIE: BILL CONDON, MIT LIAM NEESON, LAURA LINNEY UND CHRIS O’DONNELL. JETZT IM KINO. Forschen und flirten im Schatten der Frauen: Die Herren Kinsey (oben) und Hitch.