MAKRO¨OKONOMIK I“ (SoSe 2013) Aufgabenblatt 3
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MAKRO¨OKONOMIK I“ (SoSe 2013) Aufgabenblatt 3
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Prof. Dr. Bernd Lucke, Dr. Michael Paetz ÜBUNG ZUR VORLESUNG MAKROÖKONOMIK I“ (SoSe 2013) ” Aufgabenblatt 3 Aufgabe 1: Kreislaufanalyse VGR Betrachten Sie die folgende Volkswirtschaft: In der Getreideproduktion werden Löhne und Gehälter in Höhe von 75 Euro gezahlt. Die gesamte Getreideproduktion wird für 140 Euro von Unternehmen aufgekauft, die damit Mehl produzieren. In der Mehlproduktion werden Löhne und Gehälter in Höhe von 50 Euro gezahlt. Die Mehlproduktion wird an die Brotindustrie für 250 Euro geliefert. Dort fallen Löhne und Gehälter in Höhe von 125 Euro an. Verkauft wird die Brotproduktion für 140 Euro an den Staat und für 360 Euro an die Konsumenten. Die Haushalte zahlen auf ihr Einkommen Steuern in Höhe von 20%. Sie konsumieren 90% ihres verfügbaren Einkommens. Es gibt keine Abschreibungen, indirekten Steuern und Subventionen. Der Saldo der Primäreinkommen mit der übrigen Welt beträgt Null. a) Wie groß ist die Wertschöpfung auf jeder Produktionsstufe? Die Wertschöpfung auf jeder Produktionsstufe entspricht der Differenz aus dem Produktionswert (dem Geldwert der produzierten Güter) abzüglich der Vorleistungen (Abschreibungen werden in dieser Aufgabe vernachlässigt): Getreideproduktion: 140 Mehlproduktion: 250 - 140 = 110 Brotproduktion: 500 - 250 = 250 b) Wie groß ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach der Entstehungsrechnung genannt? Das BIP nach der Entstehungsrechnung entspricht der Differenz aus dem Bruttoproduktionswert und den Vorleistungen. Der Bruttoproduktionswert entspricht der Summe aller Produktionswerte (auf allen Produktionsstufen): Bruttoproduktionswert = 140 + 250 + 140 + 360 = 890 Für das BIP muss nun die Summe der Vorleistungen abgezogen werden: Vorleistungen = 140 + 250 = 390 ⇒ Bruttowertschöpfung = BIP = 890 - 390 = 500 c) Wie groß ist das BIP nach der Verteilungsrechnung (alternativ auch Einkommensrechnung genannt)? 1 Prinzipiell gilt selbstverständlich: Das BIP ist unabhängig von der Berechnungsweise. In der Verteilungsrechnung wird das BIP berechnet, indem man die Arbeitnehmerentgelt (ANE) sowie Unternehmens- und Vermögenseinkommen (UVE) aufaddiert (beachten Sie, dass die Wertschöpfung in Form von Faktoreinkommen ausgezahlt wird). ANE = 75 + 50 + 125 = 250 UVE = 65 + 60 + 125 = 250 BIP = ANE + UVE = 500 d) Wie groß ist das BIP nach der Verwendungsrechnung? In der Verwendungsrechnung wird das BIP berechnet, indem seine Nachfragekomponenten aufaddiert werden, also Konsum (C), Investitionen (I), Staatskonsum (G) und Außenbeitrag (Ex-Im). Da letzterer gerade Null ist (Saldo der Primäreinkommen mit der übrigen Welt), gilt: BIP = C + I + G = 360 + 0 + 140 = 500 Die folgende Graphik verdeutlicht den volkswirtschaftlichen Kreislauf: (DV steht hier für die volkswirtschaftliche Vermögensänderung.) 2 Aufgabe 2: VGR und gesamtwirtschaftliche Ersparnis Betrachten Sie folgende Daten der deutschen Volkswirtschaft (in Mrd. Euro): • Einkommen aus unselbständiger Arbeit 1.550 • Einkommen aus Unternehmertätigkeit 440 • Zins- und Mieteinkünfte 200 • Exporte 1.110 • Importe 900 • Privater Verbrauch 1.640 • Staatsverbrauch 520 • Bruttoinvestitionen 570 • Indirekte Steuern abzgl. Subventionen 330 Die Primäreinkommen, die Inländer aus dem Rest der Welt beziehen, entsprechen den Primäreinkommen, die an den Rest der Welt geleistet werden. a) Bestimmen Sie das Volkseinkommen, das Bruttonationaleinkommen sowie das Nettonationaleinkommen. Das Volkseinkommen entspricht der Summe aller Einkommensarten (unselbstständige sowie selbstständige Arbeit und Zins- und Mieteinkünfte): Volkseinkommen = 1.550 + 440 + 200 = 2.190 Das Bruttonationaleinkommen entspricht dem BIP und entspricht (nach der Verwendungsrechnung) der Summe aus privatem und staatlichen Konsum, Investitionen und dem Außenbeitrag (Exporte - Importe): BNE = BIP = 1.640 + 520 + 570 + 1.110 - 900 = 2.940 Das Nettonationaleinkommen entspricht dem Volkseinkommen zuzüglich den indirekten Steuern abzüglich der Subventionen: NNE = 2.190 + 330 = 2.520 b) Wie hoch war die volkswirtschaftliche Ersparnis im betrachteten Zeitraum? Die (Netto-)Ersparnis (S) entspricht der Summe aus Nettoinvestitionen und Außenbeitrag. Die Nettoinvestitionen entsprechen den Bruttoinvestitionen abzüglich der Abschreibungen. Diese entsprechen wiederum der Differenz aus Brutto- und Nettonationaleinkommen. S = 570 - ( 2940 - 2520 ) + (1110 - 900) = 360 Nettoinvestitionen + Exporte - Importe = 570 - ( BNE - NNE ) + 210 = 360 3 Aufgabe 3: Wichtige Zusammenhänge der VGR a) Erläutern Sie den Unterschied zwischen Inländerkonzept und Inlandskonzept. Inlandskonzept • Im Inland produzierte Einheiten, z.B. BIP = Wertschöpfung im Inland • betont produktionsseitige Zusammenhänge. Bruttoinlandsprodukt: Ist gleich dem Wert aller Güter und Dienstleistungen, die in einer Periode im Inland entstehen und an die Endverbraucher zu Marktpreisen verkauft werden. (Bzw.: Der Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), ” soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden.“) Inländerkonzept • von Inländern erwirtschaftete Einkommen, z.B. BNE (Unterschied zum BIP durch Grenzgänger, Kapitalbeteiligungen im Ausland) • betont einkommensseitige Zusammenhänge. Bruttonationaleinkommen: Ist gleich dem Wert aller Güter und Dienstleistungen, die in einer Periode durch Aktivitäten der Inländer entstehen und an die Endverbraucher zu Marktpreisen verkauft werden. (Bzw.: Das Bruttonationaleinkommen ist gleich dem Brut” toinlandsprodukt abzüglich der an die übrige Welt geleisteten Primäreinkommen zuzüglich der aus der übrigen Welt empfangenen Primäreinkommen.“) b) Erläutern Sie, wie und weshalb die VGR zwischen Brutto- und Nettogrößen unterscheidet. Nettogrößen berücksichtigen, dass ein Teil des gesamtwirtschaftlichen Kapitalstocks in einer Periode einem Verschleiß unterliegt und deshalb ersetzt werden muss. Will die Volkswirtschaft ihren Kapitalstock zumindest konstant halten, stehen ihr produzierte Ressourcen im Ausmaß des Verschleißes nicht zur Verfügung. Bruttoinvestitionen - Ersatzinvestitionen (Abschreibungen) = Zuwachs des Kapitalstocks Bruttoprodukte können in Nettoprodukte umgewandelt werden, indem der laufende Verschleiß der Volkswirtschaft, gemessen durch Abschreibungen D, berücksichtigt wird: BNE - D = NNE BIP - D = NIP c) Erläutern Sie, in welcher Form indirekte Steuern und Subventionen in die VGR eingehen. Ausgehend vom NNE werden die indirekten Steuern abgezogen und die Subventionen hinzugezogen, um zum Volkseinkommen zu gelangen. Volkseinkommen: Summe des von Inländern empfangenen Arbeitnehmerentgelts und den Unternehmens- und Vermögenseinkommen der Inländer (vor Abzug der direkten Steuern und vor Berücksichtigung von staatlichen Transfereinkommen). 4 d) Stellen Sie die drei Berechnungsweisen des BIP möglichst übersichtlich in einem einheitlichen Rahmen dar. Anmerkungen: 1) Der Produktionswert ergibt sich als Summe der einzelnen Produktionswerte von Unternehmen, Staat und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck. Üblicherweise fließen in die Produktionswerte verkaufter Güter die in Rechnung gestellte Umsatzsteuer sowie Gütersubventionen nicht ein. Diese beiden Posten werden deshalb normalerweise separat erfasst: Zu dieser werden die Gütersteuern addiert, die Gütersubventionen werden subtrahiert. Als Ergebnis erhält man das BIP. Ohne die hier vorgenommene Vereinfachung, die unterstellt, dass Gütersteuern und Gütersubventionen bereits im Produktionswert enthalten sind, ergibt sich demzufolge für die Entstehungsrechnung folgender Zusammenhang: 5 Produktionswert - Vorleistungen ————————— = Bruttowertschöpfung + Gütersteuern - Gütersubventionen —————————= Bruttoinlandsprodukt 2) Die Bruttoinvestitionen setzen sich zusammen aus: Ausrüstungsinvestitionen, Bauinvestitionen, sonstigen Anlagen, Vorratsveränderungen und dem Nettozugang an Wertsachen. 3) Häufig wird hier vereinfachend der Begriff Indirekte Steuern“verwendet. ” Aufgabe 4: Makroökonomische Daten Das Statistische Bundesamt veröffentlicht regelmäßig die Daten zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). Diese können auf der Internetseite des Statistischen Bundesamtes heruntergeladen werden. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um die folgende Aufgabe zu bearbeiten: Ermitteln Sie das deutsche BIP für das Jahr 2012 mit Hilfe der Verwendungsgleichung und zeigen Sie, dass das BIP der Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen aus inländischer Produktion entspricht. Das gesuchte Dokument finden Sie auf der Seite des statistischen Bundesamtes unter VGR des Bundes - Inlandsproduktsberechnung - Vierteljahresergebnisse - Fachse” rie 18 Reihe 1.2 - 4. Vierteljahr 2012“ (InlandsproduktsberechnungVjXLS 2180120.xls). Das BIP nach Verwendung findet sich auf Blatt 3.1. Auf der folgenden Seite ist das entsprechende Blatt dargestellt. Die einzelnen Nachfragekomponenten des BIP sind privater Konsum (C), staatlicher Konsum (G), Bruttoinvestitionen (I) sowie der Außenbeitrag (EX - IM). Es gilt Y= C + I + G + (EX - IM). 6 3 Tabellen zur Verwendung des Bruttoinlandsprodukts 3.1 Verwendung des Bruttoinlandsprodukts in jeweiligen Preisen Jahr, Vierteljahr Bruttoinlandsprodukt 1 Inländische Verwendung Konsumausgaben insgesamt 2 Bruttoinvestitionen Konsumprivate ausgaben Konsumzusammen zusammen des Staates, ausgaben, C G 3 4 Bruttoanlageinvestitionen, I Vorratsveränderungen 1) 8 5 6 7 Außenbeitrag (Sp.10–11), EX-IM Exporte 2), EX Importe, IM 9 10 11 Mrd. EUR 2008 2009 2010 2011 2012 2 473,80 2 374,50 2 496,20 2 592,60 2 643,90 2 317,97 2 257,57 2 357,30 2 460,94 2 492,27 1 841,54 1 866,85 1 920,76 1 987,43 2 037,02 1 389,62 1 391,55 1 433,16 1 487,66 1 521,59 451,92 475,30 487,60 499,77 515,43 476,43 390,72 436,54 473,51 455,25 459,53 408,65 435,26 469,85 464,68 16,90 – 17,93 1,28 3,66 – 9,43 155,83 116,93 138,90 131,66 151,63 1 191,19 1 006,54 1 173,34 1 300,81 1 362,59 1 035,36 889,61 1 034,44 1 169,15 1 210,96 2009 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 573,67 577,74 608,81 614,28 551,58 549,38 583,91 572,70 445,45 464,42 473,75 483,23 330,97 349,17 356,65 354,76 114,48 115,25 117,10 128,47 106,13 84,96 110,16 89,47 89,32 104,05 107,36 107,92 16,81 – 19,09 2,80 – 18,45 22,09 28,36 24,90 41,58 245,65 240,44 251,42 269,03 223,56 212,08 226,52 227,45 2010 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 598,33 612,66 640,71 644,50 563,07 579,87 610,77 603,59 457,17 474,51 488,94 500,14 337,82 356,65 369,71 368,98 119,35 117,86 119,23 131,16 105,90 105,36 121,83 103,45 89,05 113,20 116,49 116,52 16,85 – 7,84 5,34 – 13,07 35,26 32,79 29,94 40,91 268,69 290,38 298,41 315,86 233,43 257,59 268,47 274,95 2011 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 633,01 637,56 663,12 658,91 592,31 607,31 636,74 624,58 473,39 492,94 506,52 514,58 352,38 370,96 384,49 379,83 121,01 121,98 122,03 134,75 118,92 114,37 130,22 110,00 102,21 120,60 122,97 124,07 16,71 – 6,23 7,25 – 14,07 40,70 30,25 26,38 34,33 320,25 319,84 326,85 333,87 279,55 289,59 300,47 299,54 2012 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 651,25 648,60 674,85 669,20 610,79 610,59 639,90 630,99 489,91 503,62 515,77 527,72 364,95 378,54 389,84 388,26 124,96 125,08 125,93 139,46 120,88 106,97 124,13 103,27 105,09 119,21 120,94 119,44 15,79 – 12,24 3,19 – 16,17 40,46 38,01 34,95 38,21 335,54 339,73 344,16 343,16 295,08 301,72 309,21 304,95 Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in % in Mrd. EUR in % 2008 2009 2010 2011 2012 1,9 – 4,0 5,1 3,9 2,0 2,6 – 2,6 4,4 4,4 1,3 2,8 1,4 2,9 3,5 2,5 2,4 0,1 3,0 3,8 2,3 4,1 5,2 2,6 2,5 3,1 1,9 – 18,0 11,7 8,5 – 3,9 2,6 – 11,1 6,5 7,9 – 1,1 – 2,97 – 34,83 19,21 2,38 – 13,09 – 14,15 – 38,90 21,97 – 7,24 19,97 4,0 – 15,5 16,6 10,9 4,7 6,1 – 14,1 16,3 13,0 3,6 2009 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj – 5,7 – 6,5 – 3,6 – 0,2 – 1,8 – 3,8 – 3,0 – 1,8 1,6 1,2 0,9 1,7 0,2 0,1 – 0,6 0,9 6,0 4,8 6,0 4,1 – 14,0 – 24,5 – 16,9 – 17,1 – 11,6 – 13,5 – 10,5 – 8,7 – 5,49 – 11,35 – 9,83 – 8,16 – 24,58 – 18,49 – 4,88 9,05 – 17,6 – 21,4 – 16,4 – 6,0 – 11,1 – 18,2 – 16,5 – 10,3 2010 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 4,3 6,0 5,2 4,9 2,1 5,5 4,6 5,4 2,6 2,2 3,2 3,5 2,1 2,1 3,7 4,0 4,3 2,3 1,8 2,1 – 0,2 24,0 10,6 15,6 – 0,3 8,8 8,5 8,0 0,04 11,25 2,54 5,38 13,17 4,43 5,04 – 0,67 9,4 20,8 18,7 17,4 4,4 21,5 18,5 20,9 2011 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 5,8 4,1 3,5 2,2 5,2 4,7 4,3 3,5 3,5 3,9 3,6 2,9 4,3 4,0 4,0 2,9 1,4 3,5 2,3 2,7 12,3 8,6 6,9 6,3 14,8 6,5 5,6 6,5 – 0,14 1,61 1,91 – 1,00 5,44 – 2,54 – 3,56 – 6,58 19,2 10,1 9,5 5,7 19,8 12,4 11,9 8,9 2012 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 2,9 1,7 1,8 1,6 3,1 0,5 0,5 1,0 3,5 2,2 1,8 2,6 3,6 2,0 1,4 2,2 3,3 2,5 3,2 3,5 1,6 – 6,5 – 4,7 – 6,1 2,8 – 1,2 – 1,7 – 3,7 – 0,92 – 6,01 – 4,06 – 2,10 – 0,24 7,76 8,57 3,88 4,8 6,2 5,3 2,8 5,6 4,2 2,9 1,8 1) Einschl. Nettozugang an Wertsachen; im 4. Vierteljahr 2006 negativ beeinflusst durch Gegenbuchung zum Außenbeitrag. – 2) Im 4. Vierteljahr 2006 durch Nachmeldungen positiv beeinflusst. Statistisches Bundesamt, Fachserie 18, Reihe 1.2, 4.Vj 2012