Kapitel 2 Messung wirtschaftlichen Wachstums
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Kapitel 2 Messung wirtschaftlichen Wachstums
Kapitel 2 Messung wirtschaftlichen Wachstums 2.1 Nominales Bruttoinlandsprodukt 2.2 Reales Bruttoinlandsprodukt 2.3 Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt FT 2009 2.1 Nominales Bruttoinlandsprodukt FT 2009 Nominales Bruttoinlandsprodukt (BIP) Nominales BIP = Summe der in einer Periode im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen, wobei Vorleistungen zum Abzug gebracht werden Verwendung des Inlandskonzepts: FT 2009 Messung der Wirtschaftsleistung innerhalb deutscher Grenzen Nominales BIP kann prinzipiell über verschiedene Methoden berechnet werden: Verwendungsrechnung Verteilungsrechnung Entstehungsrechnung Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 3 2.1.1 Verwendungsrechnung FT 2009 BIP-Verwendungsrechnung Verwendungsrechnung (Angaben in Mrd. €) Bundesrepublik Deutschland 2005 + Konsumausgaben der privaten Haushalte 1.312,5 + Konsumausgaben der priv. Organisationen ohne Erwerbszweck 36,2 + Konsumausgaben des Staates 426,6 + Brutto(anlage)investitionen 409,2 + Außenbeitrag (Exporte – Importe) 122,7 = Bruttoinlandsprodukt 2.307,2 Quelle: Statistisches Bundesamt (2006) FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 5 2.1.2 Verteilungsrechnung FT 2009 BIP-Verteilungsrechnung Verteilungsrechnung (Angaben in Mrd. €) Bundesrepublik Deutschland 2005 + Arbeitnehmerentgelt 1.144,9 + Unternehmens- und Vermögenseinkommen 585,5 + Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich Subventionen vom Staat 254,1 + Abschreibungen 334,4 - Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt 11,6 = Bruttoinlandsprodukt 2.307,2 Quelle: Statistisches Bundesamt (2006) FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 7 2.1.3 Entstehungsrechnung FT 2009 Wirtschaftszweiggliederung (WZ 2003) Kennziffer FT 2009 Wirtschaftszweig A Land- und Forstwirtschaft B Fischerei und Fischzucht C Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden D Verarbeitendes Gewerbe E Energie- und Wasserversorgung F Baugewerbe G Handel H Gastgewerbe I Verkehr und Nachrichtenübermittlung J Kredit- und Versicherungsgewerbe K Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung, Erbringung von wirt. Dienstleistungen L Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung M Erziehung und Unterricht N Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen O Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen P Private Haushalte mit Hauspersonal Q Exterritoriale Organisationen und Körperschaften Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 9 Produktionskonten der Unternehmen Produktionskonto eines Unternehmens Input Output Verbrauch an Vorleistungen Verkäufe von Vorleistungen an Unternehmen Bestandszunahme an Vorleistungen Verkäufe an Haushalte Abschreibungen Verkäufe von Kapitalgütern Löhne und Gehälter Mehrbestand an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Zinsen, Mieten, Pachten Selbsterstellte Anlagen Unternehmensgewinn (Saldo) FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 10 Bruttoproduktionswert der Unternehmen Produktionskonto eines Unternehmens Input Output Verbrauch an Vorleistungen Verkäufe von Vorleistungen an Unternehmen Bestandszunahme an Vorleistungen Verkäufe an Haushalte Abschreibungen Verkäufe von Kapitalgütern Löhne und Gehälter Mehrbestand an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Zinsen, Mieten, Pachten Selbsterstellte Anlagen Unternehmensgewinn (Saldo) Als Bruttoproduktionswert bezeichnet man den gesamten Output eines Unternehmens FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 11 Bruttowertschöpfung der Unternehmen Produktionskonto eines Unternehmens Input Output Verbrauch an Vorleistungen Verkäufe von Vorleistungen an Unternehmen Bestandszunahme an Vorleistungen Verkäufe an Haushalte Abschreibungen Verkäufe von Kapitalgütern Löhne und Gehälter Mehrbestand an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Zinsen, Mieten, Pachten Selbsterstellte Anlagen Unternehmensgewinn (Saldo) Als Bruttowertschöpfung bezeichnet man den gesamten Output eines Unternehmens, vermindert um den Verbrauch an Vorleistungen und Bestandsveränderungen an Vorleistungen FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 12 BIP-Entstehungsrechnung (Achtung: 2005 novelliert) Aggregation der Bruttowertschöpfungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche Addition der Differenz aus Gütersteuern und Gütersubventionen Entstehungsrechnung (Angaben in Mrd. €) Bundesrepublik Deutschland 2005 + BWS Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei 20,1 + BWS Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 539,7 + BWS Baugewerbe 82,3 + BWS Handel, Gastgewerbe und Verkehr 380,4 + BWS Finanzierung, Vermietung und unternehmensnahe Dienstleistungen + BWS Öffentliche und private Dienstleistungen 602,0 = Bruttowertschöpfung insgesamt + (Gütersteuern – Gütersubventionen) = nominales Bruttoinlandsprodukt 454,5 2.079,0 228,2 2.307,20 Quelle: Statistisches Bundesamt (2006) FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 13 Rechenbeispiel Konsumgüter FT 2009 Investitionsgüter Periode Mengen Preise Mengen Preise 1 100,0 6,0 50,0 4,0 2 102,0 6,1 55,0 3,5 3 104,0 6,2 60,0 3,1 4 106,0 6,3 65,0 2,7 5 108,0 6,4 70,0 2,3 6 110,0 6,5 75,0 2,2 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 14 Berechnung nominales Bruttoinlandsprodukt Konsumgüter Investitionsgüter BIP Periode Mengen Preise Mengen Preise nom. 1 100,0 6,0 50,0 4,0 800,0 2 102,0 6,1 55,0 3,5 814,7 3 104,0 6,2 60,0 3,1 830,8 4 106,0 6,3 65,0 2,7 843,3 5 108,0 6,4 70,0 2,3 852,2 6 110,0 6,5 75,0 2,2 880,0 Berechnung der Wachstumsraten FT 2009 2 1,8 3 2,0 4 1,5 5 1,1 6 3,3 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 15 Nominales Bruttoinlandsprodukt Bundesrepublik Deutschland, 1991 bis 2006, in Millionen € 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0 1991 FT 2009 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Statistisches Bundesamt (2008) Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 16 Nominales BIP in regionaler Gliederung Bundesrepublik Deutschland, 2006, in Millionen € 600.000 500.000 400.000 300.000 200.000 100.000 0 BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH Quelle: Statistisches Bundesamt (2008), AK VGR der Länder FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 17 Nominales BIP pro Erwerbstätigem, regional Bundesrepublik Deutschland, 2006, in Millionen € 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH Quelle: Statistisches Bundesamt (2008), AK VGR der Länder FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 18 2.2 Reales Bruttoinlandsprodukt FT 2009 Berechnungsbeispiel reales Bruttoinlandsprodukt Konsumgüter Investitionsgüter Basisjahr Periode Mengen Preise Mengen Preise Periode 1 Periode 2 Periode 3 Periode 4 Periode 5 Periode 6 1 100,0 6,0 50,0 4,0 800,0 785,0 775,0 765,0 755,0 760,0 2 102,0 6,1 55,0 3,5 832,0 814,7 802,9 791,1 779,3 784,0 3 104,0 6,2 60,0 3,1 864,0 844,4 830,8 817,2 803,6 808,0 4 106,0 6,3 65,0 2,7 896,0 874,1 858,7 843,3 827,9 832,0 5 108,0 6,4 70,0 2,3 928,0 903,8 886,6 869,4 852,2 856,0 6 110,0 6,5 75,0 2,2 960,0 933,5 914,5 895,5 876,5 880,0 Berechnung der Wachstumsraten 2 4,0 3,8 3,6 3,4 3,2 3,2 3 3,8 3,6 3,5 3,3 3,1 3,1 4 3,7 3,5 3,4 3,2 3,0 3,0 5 3,6 3,4 3,2 3,1 2,9 2,9 6 3,4 3,3 3,1 3,0 2,9 2,8 FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 20 2.3 Preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt FT 2009 Berechnungsschritte der Wachstumsrate des preisbereinigten BIP 1. Schritt: Für jedes einzelne Jahr das nominale BIP berechnen (aktuelle Preise und Mengen) 2. Schritt: Für jedes einzelne Jahr Berechnung des BIP in Preisen des Vorjahres 3. Schritt: Für jedes einzelne Jahr Berechnung eines Laspeyres-Mengenindex mit dem Vorjahr als Basisjahr (dabei können die in den Schritten 1 und 2 berechneten Werte verwendet werden) Für das Ausgangsjahr ist der Laspeyres-Mengenindex 100 Für jedes folgende Jahr das BIP in Preisen des Vorjahres durch das nominale BIP des Vorjahres teilen 4. Schritt: Verkettung der einzelnen Laspeyres-Mengenindizes (wie bei Preisindizes) Für das Ausgangsjahr den Indexwert auf 100 setzen Für jedes Folgejahr den Laspeyres-Mengenindex aus Schritt 3 mit dem Indexwert des Vorjahres multiplizieren und durch 100 teilen 5. Schritt: Berechnung verketteter Volumenwerte bei Verwendung eines beliebigen Basisjahrs Nominales BIP aus dem Basisjahr mit dem Indexwert aus Schritt 4 multiplizieren und durch 100 teilen 6. Schritt: Wirtschaftswachstum ergibt sich dann als Wachstumsrate des verketteten Laspeyres- Mengenindex oder der verketteten Volumenwerte (gleiches Ergebnis!) FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 22 Berechnung preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt Konsumgüter Investitionsgüter BIP LaspeyresMengenindex Verketteter LaspeyresMengenindex Verkettete Volumenangaben auf Vorjahrespreisbasis Basisperiode 1 Basisperiode 1 Periode Mengen Preise Mengen Preise in Preisen des Vorjahres 1 100,0 6,0 50,0 4,0 - 100,0 100,0 800,0 2 102,0 6,1 55,0 3,5 832,0 104,0 104,0 832,0 3 104,0 6,2 60,0 3,1 844,4 103,6 107,8 862,3 4 106,0 6,3 65,0 2,7 858,7 103,4 111,4 891,3 5 108,0 6,4 70,0 2,3 869,4 103,1 114,9 918,9 6 110,0 6,5 75,0 2,2 876,5 102,9 118,1 945,1 2 4,0 4,0 3 3,6 3,6 4 3,4 3,4 5 3,1 3,1 6 2,9 2,9 Berechnung der Wachstumsraten FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 23 Wachstumsraten des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts 1992 - 2006 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 -0,5 -1 Quelle: Statistisches Bundesamt (2006) FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 24 Wachstumsraten des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts 2006 nach Bundesländern 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 BW BY BE BB HB HH HE MV NI NW RP SL SN ST SH TH Quelle: Statistisches Bundesamt (2006), AK VGR der Länder FT 2009 Prof. Berlemann: Vorlesung Konjunktur und Wachstum 25