Inhalt Hilde Gruber - Comment

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Inhalt Hilde Gruber - Comment
Aktuelles
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Inhalt
Hilde Gruber †
Aktuelles
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Eine für alle, alles in einer: Services und Projekte
der Abteilung PC-Systeme & Fakultätsunterstützung
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UNIorientiert: Ganz und gar nicht orientierungslos
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Personalnachrichten
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UNIVIS: Anmeldesysteme – Piloten ist nichts verboten
11 Das Postamt zieht um:
Ein neues Mailsystem für die Uni Wien
13 Wenn der Postmann zweimal klingelt:
Der neue Spamfilter der Uni Wien
17 Evaluierung des ZID-Informationsangebots
Am 4. März 2006, nur wenige Tage nach ihrem
51. Geburtstag, ist unsere liebe Kollegin Hildegard Gruber nach langer und schwerer Krankheit,
die sie vor uns und vor ihrer Familie bis zuletzt
vollständig verborgen hat, verstorben. Die Nachricht von ihrem Tod hat uns völlig unerwartet getroffen und bei allen die größte Bestürzung ausgelöst.
Hilde Gruber trat am 1. März 2001 als Angestellte
in den Zentralen Informatikdienst ein und kümmerte sich vor allem um die Hardware-Installationen und Software-Konfigurationen am Vienna
Internet eXchange (VIX). Wie oft hat sie in diesen
fünf Jahren die TechnikerInnen der diversen Internet-Provider in die Maschinenräume im NIG begleitet, um ihnen beim Anschluss ihres Datennetzes an den VIX behilflich zu sein? Wie viele
Anfragen hat sie am Telefon oder per eMail in
kompetentester Weise beantwortet, wenn VIXTeil nehmerInnen Auskünfte zu betrieb lichen
Detailfragen benötigten?
18 Veni, vidi – und testete Vista!
Das neue Betriebssystem von Microsoft
26 Schrödinger-News
26 Neue Standardsoftware
Netzwerk- & Infodienste
27 Social Software mit dunkler Seite:
Warum Internet-Telefonie via Skype Debatten
über Freiheit und Missbrauch der Netze schürt
31 Nebenstellen der Uni Wien via VoIP erreichbar
36 Infrastructure ENUM –
Die Inter-Net(z)-Verbindung für Telefonprovider
37 Phishing: Bitte nicht anbeißen!
42 SSL-Zertifikate: Ein „Reisepass“ für Webseiten
43 Was ist TLS/SSL?
44 Der Weg zum SSL-Zertifikat für Uni-Server
46 WWW + SSL = HTTPS
Der steinige Weg zum sicheren Surfen
53 Neuerungen beim WLAN-Service
Anhang
54 WebCT Vista: Schulungen für Lehrende
54 ECDL-Prüfungen bis Ende Oktober 2006
55 EDV-Kurse bis Ende Oktober 2006
56 Kontaktadressen am ZID
56 Öffnungszeiten
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In den letzten Monaten hat Hilde Gruber vom
Zentralen Informatikdienst eine kurze Auszeit erbeten und einen Karenzurlaub angetreten. Wir
hatten nicht die geringste Ahnung, dass sie längst
fest entschlossen war, als Schwerkranke ihren Tod
in aller Stille zu erwarten. Hilde Gruber wird uns
allen, die mit ihr zusammenarbeiten durften, mit
ihrer netten, hilfsbereiten und ruhigen Art für
immer als hochgeschätzte Kollegin in Erinnerung
bleiben.
Peter Rastl
PCs & Workstations
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PCs & Workstations
VENI, VIDI – UND TESTETE VISTA !
Das neue Betriebssystem von Microsoft
Microsoft ist im Moment wieder in aller Munde, weil die
AnwenderInnen noch ein Weilchen länger warten müssen,
bis sie ihr Betriebssystem mit Windows Vista – das übrigens
mit der Lernplattform der Universität Wien, WebCT Vista,
nur den Namen gemeinsam hat – auf den neuesten Stand
bringen dürfen. Eh schon erwartet, könnte man bösartigerweise sagen. Aber was entgeht uns wirklich, wenn Windows
Vista erst Anfang 2007 (sofern der derzeit angekündigte
Auslieferungstermin eingehalten wird) mit einer Entwicklungszeit von satten fünf Jahren unsere Computer heimsucht? Worin liegen die bahnbrechenden Neuerungen, und
ist ein sofortiger Umstieg überhaupt empfehlenswert? Der
nachfolgende Testbericht soll einen ersten Einblick in die
neue Windows-Welt geben und damit vielleicht die eine
oder andere Fragestellung beantworten.
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Getestet wurde die Windows Vista Beta 2 Build 5384
(englisch) auf einem AMD Sempron 3000+ Rechner mit
1.80 GHz und 512 MB RAM. Die Installation dieses Betriebssystems läuft folgendermaßen ab: Nach Auswahl der Basisinformationen (z.B. Installation language, Keyboard language, Time and currency format) werde ich aufgefordert,
mittels Klick auf Install now die Installation zu starten. Nun
muss ich den Product key eingeben, die License items akzeptieren und auswählen, welche Art der Installation vorgenommen werden soll – wobei hier ohnehin nur Custom (Advanced) zur Verfügung steht – bzw. auf welchem Laufwerk
das Betriebssystem installiert werden soll. Die Installation
selbst (aufgrund der Datenmenge via DVD) gestaltet sich
reibungslos. Dass Windows Vista vor allem auf verbesserte
Sicherheitsmechanismen setzt, fällt bereits im Zuge der Programminstallation auf, denn erstmals muss ich mich schon
unmittelbar nach der Installation des Betriebssystems mit
Benutzername und Passwort authentifizieren. Hier wird
auch gleich nachgefragt, wie ich mit verfügbaren Updates
umgehen möchte (die Bandbreite liegt zwischen Never
Abb. 1: Windows Vista – Welcome Center
check for updates bis hin zu Install updates automatically).
Dann muss ich noch die Regional and Language Options
bzw. Date and Time festlegen, und anschließend kann es
mittels Klick auf You’re ready to start endlich losgehen.
Nach einer guten halben Stunde Installieren, dem erforderlichen Neustart und der Eingabe des korrekten Passworts
wird mein Warten belohnt, und Windows Vista begrüßt
mich mit dem neuen Welcome Center.
Was mir als eingefleischter Windows-Benutzerin – neben
der optischen Neugestaltung der Fenster – auf den ersten
Blick ins Auge springt, ist die Übersichtlichkeit: Dort, wo
früher mit zum Teil nichts sagenden Icons gespickte Symbolleisten zu finden waren, herrscht nunmehr Ordnung.
Navigiert wird wie im Browser mit Vor- und Zurück-Pfeilen;
mittels Deep Linking hat man exakt den Überblick, wo man
sich gerade befindet und welche Navigationswege einem
offen stehen. Ein Suchfeld – am rechten oberen Fensterrand
positioniert – legt nahe, dass hier nach den gewünschten
Einstellungsmöglichkeiten gesucht werden kann. Ausgehend
von der Detailansicht meiner Computerspezifikation innerhalb des Welcome Center teste ich die Suche durch Eingabe
des Begriffs monitor – und siehe da, bereits während des
Eintippens werden aus der Masse der zur Verfügung stehenden Einstellungsmöglichkeiten innerhalb des Control Panel
(das Welcome Center ist ein Teil davon) nur mehr jene angezeigt, die in Übereinstimmung mit dem gesuchten Begriff
stehen. Im Nu kann ich also via Personalization unter anderem die Bildschirmauflösung bzw. das Farbmanagement
meines Monitors kontrollieren. Alles in allem: Information
in kleinen, übersichtlichen Portionen mit intuitiver Bedienbarkeit – und kommt man damit nicht zu Rande, bleibt
immer noch die Suchfunktion.
Herzlich willkommen
Aber zurück zum Welcome Center, das
sich quasi als Einstiegsportal präsentiert
(siehe Abb. 1). Es ermöglicht einen raschen
Überblick über die Computerspezifikation,
und daneben lassen sich hier bereits die
wichtigsten Basisaufgaben durchführen:
das Hinzufügen von Hardware komponenten, die Vista während des Installationsvorganges nicht automatisch erkannt
bzw. installiert hat, das Hinzufügen oder
Entfernen von Druckern und last but not
least die persönlichen WindowsEinstellungen wie Bildschirmhintergrund
und -auflösung, Bildschirmschoner usw.
Hinter dem Punkt Windows Basics versteckt sich eine Art Leitfaden für PC-Neu-
PCs & Workstations
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linge, die mit dieser Anleitung ihre
nung in eine Liste speichern (somit
ersten Windows-Schritte machen
ist sie wieder abrufbar bzw. nachsollen. Über das integrierte Hilfeträglich kontrollier- und editierbar,
system wird der Anwender Schritt
denn nicht immer bestätigt man solfür Schritt in die Welt der Computer
che Abfragen bei vollem Bewusstsein) – mehr verlange ich gar nicht.
und Peripheriegeräte bzw. in die
Windows-Welt eingeführt. Diesen
Beim verzweifelten Versuch, dieAnsatz gab es auch schon unter
Abb. 2: Windows Vista – Warnung bei Aufruf
sem Treiben Einhalt zu gebieten,
Windows XP, allerdings an nicht so
eines Programms
stoße ich schließlich auf die Option
prominenter Stelle und bei weitem
Change Security Settings innerhalb der User Accounts.
nicht so ausführlich. Klickt man auf den Eintrag Show all
Allerdings bietet sich hier nur die Möglichkeit, dieses
12 items, wird der Inhalt des Welcome Center um acht
Sicherheitsfeature entweder zu verwenden oder nicht.
mehr oder weniger nützliche Tools erweitert. Neben
Deaktiviere ich die Option, indem ich das Häkchen wegeinem Programm mit der Bezeichnung Windows Easy
klicke, muss ich einen Neustart durchführen und kann
Transfer (das laut Beschreibung dem guten alten Migranun ohne Warnmeldungen arbeiten. Ob es jedoch wirktion Wizard entspricht, mit dem sich Daten und Einstellich schlau ist, dieses Feature generell zu deaktivieren, ist
lungen des „alten“ PCs auf den neuen übertragen lassen)
fraglich. Microsoft empfiehlt jedenfalls die Verwendung,
gibt es hier noch die Möglichkeit, über Add new users
und standardmäßig ist die Option auch aktiviert.
neue Benutzerkonten anzulegen, den PC mit dem Internet zu verbinden, zum Control Panel zu wechseln oder
Der nächste Test mit dem Welcome Center, das Anlegen
sich über die Windows-Neuigkeiten zu informieren und
von zusätzlichen Benutzerkonten, funktioniert bereits
die installierte Version auch gleich zu registrieren. Und
beim ersten Anlauf reibungslos. Ein Klick auf die Option
weil’s so wichtig ist, kann man hier auch seinen WinAdd new users, Name eingeben und Standarduser-Rechte
dows Media Player konfigurieren.
bzw. Administrator-Rechte zuordnen – schon fügt sich
der neue User in die Reihe der Benutzerkonten ein.
Beim Versuch, neue Benutzerkonten anzulegen, fällt mir
Neben den schon unter Windows XP vorhandenen Opso nebenbei auf, dass Windows Vista hierfür meine Ertionen wie Change Name, Create a password, Change
laubnis einholt (siehe Abb. 2). Dezent werde ich mittels
the picture sowie Delete the account stoße ich auf eine
Warnmeldung darauf hingewiesen, dass die User Account
interessante Neuerung: Parental Controls.
Control (UAC) dafür verantwortlich ist, und falls ich diejenige war, die das Programm gestartet hat, soll ich auf
den Continue-Button klicken. Im Gegensatz zu vorherigen Beta-Versionen werde ich nicht mehr durch MelKindersicher
dungen verunsichert, die mir eine Entscheidung abverHinter der Bezeichnung Parental Controls verbirgt sich
langen, ob ich dem Programmcode vertraue oder nicht.
die Möglichkeit, für jedes Benutzerkonto sehr detaillierte
Scheinbar hat auch Microsoft mittlerweile eingesehen
Einschränkungen zu treffen (siehe Abb. 3) – sinnvolleroder einsehen müssen, dass es für „unbedarfte“ Winweise allerdings nur mit Administrator-Rechten. Zum
dows-AnwenderInnen keineswegs einfach ist, solche Enteinen geht es nach Zeit, indem man ganze Tage oder
scheidungen zu treffen. Nach einem kurzen In-michaber auch nur einzelne Stunden definiert, in denen der
Hineinhorchen komme ich zu dem Ergebnis, dass ich die
Anwendung tatsächlich gerade eben starten wollte, und
PC, bestimmte Programme oder das Internet verwendet
klicke daher ohne weiteres Zögern auf Continue. Gewerden können bzw. gesperrt sind. Zum anderen kann
spanntes Warten – dürfte funktioniert haben, das Proman die Nutzung nicht altersgemäßer Spiele mit Hilfe so
gramm startet ohne Probleme.
genannter Rating-Systeme unterbinden bzw. Spiele mit
bestimmten Inhalten überhaupt blockieren. Das funktioWie bereits ihre Vorgänger konfrontiert mich auch diese
niert auch mit Programmen und Webseiten, indem genau
Beta-Version im Laufe der weiteren Tests noch unzählige
festgelegt werden kann, welche davon ein bestimmter
Male mit diesem „Bitte um Erlaubnis“-Spiel. Was ich anBenutzer verwenden bzw. aufrufen darf und welche für
fangs noch mit einem gewissen Wohlwollen sehe (schließihn gesperrt sind. Zu guter Letzt bietet Vista in diesem
lich ist man ja doch ein wenig um die Sicherheit seines
Bereich Eltern die Möglichkeit, einen detaillierten AktiviPCs besorgt), mutiert spätestens nach dem zehnten Mal
tätsbericht anzufordern, worin aufgelistet ist, was die liezum Ärgernis, dann nämlich, wenn das wiederholte Ausben Kinder in letzter Zeit auf dem Computer gemacht
führen desselben Programms jedes Mal bestätigt werden
haben. Auf den ersten Blick handelt es sich hierbei um
muss. Die vielzitierte Banner-Blindness mutiert hier zur
wirkungsvolle Methoden, um Kinder vor schädlichen
Continue-Blindness: Vor lauter Frust liest man die MelSpielen und Webseiten besser zu schützen – fraglich ist
dung gar nicht mehr und denkt auch nicht mehr darüber
nur, ob sich die Elternschaft wirklich die Mühe machen
nach, ob man das Programm wirklich selbst gestartet
wird, das hierfür nötige Feintuning durchzuführen, oder
hat. Ein wenig mehr Merkfähigkeit wäre hier angebracht:
ob sich dieses Feature nicht als reine Alibiaktion erweist.
Einmal bestätigen und die Aktion mit ProgrammbezeichWie die Praxis zeigt, ist ein absoluter Schutz (gerade im
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PCs & Workstations
Abb. 3: Windows Vista – Parental Controls
Hinblick auf das Verbieten des Aufrufs von „schädlichen“
Webseiten) ein frommer Wunsch, der leider selten von Erfolg gekrönt ist.
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Aber zurück zum Benutzerkonto-Konzept, das sich in Benutzer mit Administrator-Rechten und Benutzer mit Standarduser-Rechten unterteilt und im Vergleich zu den Vorgänger versionen mehr Flexibilität verspricht. Spezielle administrative Tätigkeiten wie z.B. die Installation neuer Programme können erst nach erfolgter Bestätigung einer Berechtigungsabfrage ausgeführt werden. Das gestaltet sich so,
dass eine Meldung am Bildschirm darauf hinweist, dass nur
Personen mit Administrator-Berechtigung die nötigen Privilegien besitzen, um die gewünschte Aktion vorzunehmen. Der Vorteil ist allerdings, dass man
als Standarduser nicht mehr ausloggen muss,
sondern dass bereits die Eingabe des Administrator-Passworts im entsprechenden Dialogfenster die nötige Berechtigung erteilt. Damit
wird effizienter als bisher der Problematik der
Administrator-Berechtigungen begegnet.
(siehe Abb. 4), das bis auf wenige Erweiterungen schon unter Windows XP
SP2 zur Verfügung stand. Laut der VistaProduktbeschreibung auf der österreichischen Microsoft-Website habe ich sicherheitstechnisch kaum mehr etwas zu befürchten, denn neben der Möglichkeit,
mittels des automatischen Windows Update stets auf dem neuesten Stand in
puncto Security-Patches zu sein, sorgt
die eingebaute Windows Firewall für
zusätzlichen Schutz vor Hackern, Viren
und Würmern, die sich via Internet in
den PC einschmuggeln wollen. Mit dem
Windows Defender zum Schutz vor
Spyware und der Malware protection
zur Erkennung und Entfernung bösartiger Software ist das Security-Quartett
komplett. Also alles in Butter in puncto
Sicherheit, könnte man meinen, denn
immerhin halte ich doch gerade die laut
Microsoft-Werbekampagne „bislang sicherste Version von Windows“ in Händen,
die mir „mit den neuen Features von
Windows Vista die benötigte Kontrolle und Sicherheit bietet,
um das Optimale aus meinem PC herauszuholen.“ Solchen
Aussagen stehe ich schon von Berufs wegen skeptisch gegenüber, und nach einem Gespräch mit dem Security Coordinator des ZID steigt die Skepsis weiter – denn im Wesentlichen verbirgt sich hinter den vielgelobten sicherheitstechnischen Neuerungen zum Teil Altbekanntes im neuen
Look, und von einem völlig neuartigen Sicherheitskonzept
ist in dieser Beta-Version nicht viel erkennbar.
Während die Windows Firewall automatisch und das Automatic updating durch mich (im Zuge der Installation) aktiviert wurde, findet sich unter Malware protection alles, nur
Safe – Safer – Security Center
Die mögliche Einschränkung von Benutzerberechtigungen ist jedoch nur ein Ansatz von
Microsoft in Richtung verbesserte Sicherheit.
Glaubt man Microsoft, so wird in Windows Vista
nicht nur die unbemerkte Installation „böser“
Software (so genannter Malware) verhindert,
sondern auch der Suche nach bzw. dem Entfernen von bereits vorhandener Malware besonderes Augenmerk geschenkt. Als zentrale Stelle
hierfür präsentiert sich das Security Center
Abb. 4: Windows Vista – Security Center
PCs & Workstations
keine Antivirus-Software. Mit dem Button Find a program
erhält man jedoch die Chance, ein solches von einem Drittanbieter via Internet downzuloaden. Ich entscheide mich
für die u.a. angebotene 30-Tage-Gratisversion der EZ Antivirus Software von Computer Associates – lasse es dann
aber doch bleiben, denn ich werde mit einer Pseudorechnung über $ 0.00 beglückt, soll dafür meine Kontaktdaten
eingeben, und erst dann funktioniert der Download. Nein
danke. Ohne Pseudorechnung lade ich den VirusScan Enterprise 8.0 von McAfee herunter (siehe www.univie.ac.
at/ZID/gratissoftware/) und installiere ihn. Beleidigt
meldet Microsoft, dass zwar eine Antivirus-Software installiert ist, jedoch die Wartung im Hinblick auf verfügbare
Updates einzig und allein in meiner Hand liegt.
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nungen, fragt nach, ob ich über diese Vorgänge informiert
bin und holt meine Erlaubnis ein, um fortfahren zu dürfen.
Zu Testzwecken rufe ich einschlägig bekannte Websites auf
und werde mehrmals gewarnt, dass sich das eine oder andere Internet Explorer Add-On installieren möchte – was
ich selbstverständlich jedes Mal dankend ablehne. Ob Spyware, die sich unbemerkt auf den Rechner einschleichen
möchte, es allerdings tatsächlich nicht schafft, wird wohl
erst dann wirklich zu erkennen sein, wenn das Betriebssystem im Echtbetrieb eingesetzt wird.
Der Desktop
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Von den Sicherheitsmechanismen nun aber zurück zu augenscheinlicheren Dingen – beispielsweise dem Desktop,
Neu hinzugekommen ist der Windows Defender, dessen
dessen Grundaufbau sehr ähnlich dem von XP ist. Da finAufgabe darin besteht, Spyware, Rootkits sowie Keylogger
den sich die Taskleiste und das Startmenü wieder, welches
zu erkennen und diese vom Rechner zu verbannen. Die
allerdings nur mehr durch einen runden Startbutton mit der
eingebaute Scanfunktion spürt auf dem PC vorhandene SpyWindows-Flagge gekennzeichnet ist. Ins Auge springt selbstware (das sind Programme, die beispielsweise Interneteinverständlich das veränderte Design, wobei ich auf den vielstellungen ändern bzw. personenbezogene Daten ohne das
gerühmten Glaseffekt beim Aufruf von Dialogfenstern bisEinverständnis der AnwenderInnen nutzen) rasch auf. Alles
lang verzichten musste, was wohl auf die vorliegende Betaim grünen Bereich, meldet mir der abgeschlossene ScanVersion zurückzuführen ist. Nur ein halbtransparenter Pavorgang: No unwanted oder harmful software was detected.
pierkorb und die Verwendung der Sidebar lässt in etwa erVia History erhält man einen Überblick über all die Aktivitäahnen, wie es aussehen könnte. Allerdings sollen laut
ten, die man mittels Windows Defender zugelassen oder in
Microsoft-Policy ohnehin nur jene Anwender in den Genuss
die Quarantänestation geschickt hat. Findet sich in der Liste
dieser Oberfläche kommen, die ihr System ordnungsgemäß
ein Programm, das nicht ausgeführt wird, weil es versehentlizenzieren, also quasi einer Überprüfung standhalten, ob
lich via Warnmeldung geblockt wurde, kann man diese
die verwendete Vista-Version nicht vielleicht doch eine
Blockade durch Klick auf die Quarantined items und die
Raubkopie ist.
Schaltfläche Restore wieder funktionstüchtig machen. Unter
Tools und Settings
befinden sich die Options, die festlegen,
wie sensibel der Windows Defender reagieren soll. Hier lassen sich z.B. die Scanfrequenz, aber auch
die Real-time protection options festlegen. Neben der Möglichkeit, diese Realtime protection generell zu deaktivieren, findet sich auch
eine Liste möglicher
Optionen, die davon
ausgenommen werden können. Beispiels weise meldet
sich der Win dows
Defender bei Internet-Downloads und
Software instal la tionen (ge testet beim
Download von McAfee VirusScan) mit
entsprechenden War- Abb. 5: Windows Vista – Start menu und Sidebar
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PCs & Workstations
eine Slideshow und ein Mülleimer als Gadgets
auswählbar, so ist anhand der vorliegenden BetaVersion bereits erkennbar, dass uns in nicht allzu
ferner Zukunft wohl eine Vielzahl von Gadgets
überschwemmen wird, mit denen man alle möglichen und unmöglichen Dinge rasch im Zugriff
hat. Ob man die Sidebar überhaupt verwenden
bzw. mit wie vielen Gadgets man diese bestücken
möchte, lässt sich in den zugehörigen Einstellungen festlegen.
Control Panel
Abb. 6: Windows Vista – Control Panel
Als Mac-Anwenderin hätte ich beim ersten Anblick der
neuen Aero-Benutzeroberfläche eine Art Déjà-vu-Erlebnis –
präsentiert sich doch das Apple-Betriebssystem ziemlich
ähnlich, allerdings unter dem Namen Aqua. Generell fällt
an einigen Stellen eine nicht nur rein optische Verwandtschaft zu Mac OS X auf. Wer da von wem abkupfert, soll
nicht Gegenstand dieses Artikels sein; interessierte LeserInnen können sich aber z.B. unter www.winsupersite.
com/showcase/winvista_beta1_vs_tiger_01.asp
genauer über dieses Thema informieren.
Comment 06 / 2
Start menu & Sidebar
Einen sehr wesentlichen Bestandteil des Betriebssystems stellt nach wie vor das Control Panel
(die Systemsteuerung) dar, dessen klassische Ansicht bereits unter Windows XP unübersichtlich
war. In Windows Vista sind noch ein paar Einstellungsmöglichkeiten hinzugekommen, und dem
Anwender eröffnet sich in der klassischen Ansicht
nun eine schier unüberschaubare Zahl verschiedener Icons. Selbst ich als langjährige Windows-Kennerin
bin damit ein wenig überfordert. Um des Problems Herr zu
werden und die AnwenderInnen nicht unnötig in die Irre
laufen zu lassen, wartet Vista mit einer verbesserten Gliederung in Kategorien auf, erweitert um die zum Teil sehr aufschlussreichen Beschreibungen der Aufgaben, die mit den
jeweiligen Programmen erledigt werden können (siehe
Abb. 6). Wer sich trotzdem nicht zurechtfindet, kann auf
die integrierte Suchfunktion zurückgreifen, die bereits während der Eingabe des Begriffs nur noch die passenden Optionen anzeigt.
Ein interessantes Werkzeug namens Per for mance Rating
and Tools (siehe Abb. 7) ist innerhalb des Control Panel im
Auch das Start menu (siehe Abb. 5) wartet mit
einem überarbeiteten Layout auf – wobei sich die
Frage stellt, ob es wirklich notwendig ist, dass
sich das Icon am oberen rechten Rand immer wieder der unterhalb gewählten Option anpasst. Weggefallen ist das Popup-Menü, das aufklappt, sobald die Option All Programs ausgewählt wird;
stattdessen ist die Programmliste nun direkt im
Start menu implementiert und öffnet sich im Bereich der linken Fensterhälfte. Wenn ich daran
denke, wie verzweifelt manche TeilnehmerInnen
im Windows-Grundkurs versuchen, im aufklappenden Untermenü das richtige Programm zu
treffen, zweifle ich nicht daran, dass diese Neuerung zum Bedienungskomfort beitragen wird.
Aber nicht nur das Start menu bietet in Windows
Vista Zugriff auf installierte Anwendungen, sondern auch die neue Sidebar. Sie fungiert als Ablage für Miniapplikationen (so genannte Gadgets),
die schnell greifbar sein sollen. Waren in den vorangegangenen Beta-Versionen nur eine Uhr, ein
RSS-Reader, ein Startfeld für mehrere Programme,
Abb. 7: Windows Vista – Performance Rating and Tools
PCs & Workstations
Bereich System and Maintenance zu finden. Anhand der
Prozessorleistung, des vorhandenen Arbeitsspeichers, des
Speichervolumens der Festplatte sowie der Spezifikation
der Grafikkarte vergibt Windows Vista Noten. Ich kann
mich glücklich schätzen, denn mein Test-PC bekommt eine
glatte Eins. Also gibt es zumindest von der PC-Seite her keinerlei Ausrede dafür, dass Arbeiten nicht zügig und rasch
erledigt werden können. Für all jene PCs, die nicht mit
Spitzennoten aufwarten können, finden sich hier die nötige
Hilfestellung, die nötigen Programme (z.B. Disk Cleanup)
bzw. auch diverse Einstellungsmöglichkeiten (z.B. Adjust
visual effects oder Adjust power settings), um die Leistungsfähigkeit des Computersystems zu verbessern. Über die so
genannten Advanced tools kommt man zur Performance
Diagnostic Console, die beispielsweise mit einem Performance Monitor aufwartet, der die CPU-Auslastung grafisch
darstellt (startet man z.B. den Internet Explorer, erhält Vista
einen Adrenalinstoß, und die CPU-Auslastung beträgt kurzfristig 100%). Daneben finden sich hier etliche Diagnosetools, die Auskunft über ausgeführte Tätigkeiten bzw. über
Fehlermeldungen und -behebungen geben.
kann ich die Treffsicherheit und Qualität dieses Features
leider nicht austesten. Nur soviel sei gesagt: Auf fragwürdige Webseiten wird laut Microsoft-Beschreibung mittels
Warnmeldung hingewiesen bzw. erscheint innerhalb der
Adresszeile ein entsprechender Hinweis. Basis dafür soll einerseits eine so genannte Whitelist von mehreren tausend
Websites sein, die Microsoft als sicher einstuft, anderseits
das Erkennen typischer Charakteristika, die Phishing-Websites gemeinhin auszeichnen. Dass dabei Kontakt zu Microsoft-Servern aufgenommen werden muss und ob vielleicht
nebenbei andere Informationen mitgeschickt werden könnten, möchte ich nicht näher kommentieren. Scheinbar hat
aber auch Microsoft ein verstärktes Problembewusstsein im
Hinblick auf den Schutz der Privatsphäre seiner KundInnen
entwickelt und Jefferson Wells (ein auf die Überprüfung
von Technologien spezialisiertes Unternehmen) beauftragt,
die Anti-Phishing-Funktion des IE7 unter diesem Gesichtspunkt zu kontrollieren. Als Ergebnis stellte Jefferson Wells
fest, dass diese keine persönlichen Benutzerdaten übermittelt und auch die versendeten Daten keinen Rückschluss
auf den Anwender geben. Wer es genau wissen möchte, sei
auf den Report verwiesen, der als PDF-Datei abrufbar ist
(www.jeffersonwells.com/Client_Audit_Reports/
Surfen mit dem Internet Explorer 7
Microsoft_PF_IE7_IEToolbarAddin_Privacy_
Audit.pdf).
Microsoft hat dem Internet Explorer 7 ein vollkommen
neues Gesicht verpasst, und auch hier wird Übersichtlichkeit
groß geschrieben: Die Mehrzahl der Icons wurde durch ein
paar zielgerichtete Hinweise (z.B. Page oder Tools) ersetzt,
die bei Anklicken die dazu passenden Optionen wie Send
this Page, Save as oder aber Pop-up Blocker, Toolbars, Internet Options usw. freigeben. Vorbei ist nun auch die „Neverending-Window-Story“ – anstelle unzähliger Browserfenster
hält jetzt endlich auch im Internet Explorer 7 das so genannte Tabbed Browsing Einzug, was bedeutet, dass mehrere Webseiten gleichzeitig mittels Registerkarten-System im
selben Fenster angezeigt werden können.
Auch in puncto Sicherheit hat der IE7 angeblich einiges dazugelernt, beispielsweise sollen Schäden
durch Phishing und gefälschte Websites nun der Vergangenheit angehören (siehe Abb. 9; mehr zum
Thema Phishing finden Sie auf Seite 37). Mangels
entsprechender, noch existenter Phishing-Webseiten
Wenn wir schon beim Thema Phishing sind, ein kleiner
Schwenk zum integrierten Mailing-Programm: Nach Outlook Express als Mail-Client sucht man unter Windows Vista
vergeblich. Fündig wird man allerdings unter dem Namen
Windows Mail, und wie erwartet gibt es hier keine bahnbrechenden Neuerungen. Allerdings ist ein via Windows
Mail empfangener Newsletter als potentielle Phishing-Mail
eingestuft und mit einem roten Warn-Icon markiert. Ruft
man die so gekennzeichnete Nachricht auf, finden sich nähere Informationen unterhalb des Mail-Headers. Wahlweise
kann man nach den ausführlichen Phishing-Erläuterungen
die Nachricht löschen oder freischalten. Ein sehr löblicher
Beitrag Microsofts zum Thema Phishing. Von „Filterung“
kann allerdings nicht die Rede sein, wenn die Treffsicherheit
Abb. 8: Windows Vista – Internet Explorer 7
Comment 06 / 2
Selbst dem relativ neuen Thema Newsfeeds – bekannt auch
unter der Bezeichnung RSS (siehe Artikel RSS Enterprise in
Comment 06/1, Seite 46 bzw. unter www.univie.
ac.at/comment/06-1/061_46.html ) – wird
Rechnung getragen. Newsfeeds können mit dem
IE7 rasch und einfach bezogen werden: Sobald via
IE7 eine Seite aufgerufen wird, die einen Newsfeed
enthält, wird in einem gelben Meldungskästchen
darauf hingewiesen (siehe Abb. 8). Um diesen zu
abonnieren, genügt es, auf Subscribe to this feed zu
klicken und den gewünschten Namen und Speicherort anzugeben – schon ist man dabei. Sortierund Gruppiermöglichkeiten runden die einfache
Nutzung von Newsfeeds ab.
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PCs & Workstations
nicht noch erhöht wird: Mir graut
bei dem Gedanken, dass in Zukunft
womöglich bei vielen meiner abonnierten Newsletters ein solcher Fehlalarm gegeben wird und ich mir
neben meiner Continue-Blindness
auch noch eine Phishing-ReminderBlindness zuziehe.
sieht man nicht nur, was man angerichtet hat, sondern hört es auch
noch: Anna gibt dezentes „Delete“
von sich und schon ist die Datei
futsch – gelöscht! Als weitere Hilfestellungen für AnwenderInnen mit
körperlichen Einschränkungen bietet dieser Bereich ein Vergrößerungstool, mit dem Bildschirmbereiche
vergrößert dargestellt werden können, und eine Bildschirmtastatur, die
mittels Maus zu bedienen ist.
Kleine Helferlein
Selbstverständlich sind auch wieder
Zu erwähnen ist weiters noch die
verschiedene, zum Teil sehr brauchAbb. 9: Windows Vista – Phishing Filter
BitLocker Drive Encryption, ein
bare Zusatzprogramme mit von der
neues Sicherheitsfeature, das vor
Partie: Neben den schon erwähnten
allem Notebook-BesitzerInnen interessieren wird: Es soll
Programmen Internet Explorer 7 und Windows Mail findet
bewirken, dass im Falle eines Diebstahls weder vertrauliche
sich auch der Media Player mit der nächst höheren VerDaten noch das Betriebssystem des Rechners missbraucht
sionsnummer 11 im Lieferumfang von Vista. MovieMaker
werden können. Allerdings scheitere ich hier bereits bei
und Paint sind ebenfalls enthalten. Neu hinzugekommen
den Grundvoraussetzungen, denn ich kann meine Festist der Windows Calendar, mit dem sich Termine und
platte mangels geeigneter Software nicht partitionieren. BitAufgaben planen lassen und der auch im Internet publiLocker Drive Encryption benötigt jedoch zumindest zwei
ziert werden kann, um KollegInnen, FreundInnen und VerPartitionen: Auf der einen Partition befindet sich das Bewandten die Terminkoordination zu erleichtern. Mittels
triebssystem, das via BitLocker verschlüsselt werden soll;
Windows Contacts lassen sich bequem Adressinformadie zweite Partition muss unverschlüsselt bleiben, damit der
tionen von einzelnen Personen wie auch Firmendaten verComputer überhaupt hochgefahren werden kann. Im Gegenwalten. Dieses Tool wird auch von Windows Mail als Adresssatz zu den vorangegangenen Beta-Versionen bietet das inbuch genützt und ermöglicht somit den Zugriff auf gespeitegrierte Hilfsprogramm aber jetzt die nötigen Informatiocherte Kontaktdaten – mit dem Vorteil, dass die doppelte
nen, wie man mit dem BitLocker-Verschlüsselungssystem
Adresswartung wegfällt. Unter Accessories finden sich noch
umzugehen hat, damit es wie gewünscht funktioniert.
einige weitere nützliche Zusatzprogramme, beispielsweise
die Möglichkeit DVDs zu brennen.
Comment 06 / 2
Mit der Windows Photo Gallery trägt Microsoft der zunehmenden Beliebtheit digitaler Medien Rechnung. Die
Photo Gallery zeigt gespeicherte Bilder und Videos (nach
dem Datum der Aufnahme sortiert) übersichtlich an und ermöglicht es, die Metadaten derselben zu bearbeiten. Mit
Hilfe von Assistenten wird das korrekte Drucken und Versenden von Bildern per eMail zum Kinderspiel, und auch
eine vereinfachte Bearbeitungsmöglichkeit für Bilder steht
hier zur Verfügung.
Neu ist auch das Sync Center, ein Tool, welches den einfachen Datenabgleich zwischen verschiedenen Geräten ermöglicht. Im Vordergrund steht hierbei die Synchronisation
mit mobilen Endgeräten wie Telefonen oder PDAs – wobei
Microsoft schon jetzt darauf hinweist, dass die bei diversen
mobilen Geräten mitgelieferten Synchronisationstools mitunter besser funktionieren als sein Sync Center.
Mit dem Ease of Access Center – was wohl wieder mit
„Eingabehilfen“ übersetzt werden wird – lässt sich unter anderem ein Narrator aktivieren, dessen Funktion darin besteht, vorzulesen, was auf dem Bildschirm zu sehen ist,
wenn man mittels Tastatur navigiert. Nach Auswahl einer
Stimme – derzeit steht nur eine Dame mit dem Vornamen
Anna und dem Nachnamen Microsoft zur Verfügung –
geht’s auch schon los. Sobald man mit der Tastatur arbeitet,
Superfetch
Laut Microsoft-Produktbeschreibung verbirgt sich hinter der
Superfetch-Funktion die Möglichkeit, ungenutzte Bereiche
des Arbeitsspeichers als Cache für Programme und Dateien
zu verwenden (Caching bedeutet, dass oft benötigte Daten
auf einem schnelleren Medium „zwischengelagert“ werden,
damit sie rascher abgerufen werden können). Dadurch sollen die vergleichsweise langsamen Festplattenzugriffe minimiert werden. Auch USB-Sticks können zum Cachen der
Programme genutzt werden, was natürlich getestet werden
muss. Ich stecke also einen USB-Stick an. Das AutostartFenster bietet daraufhin – wie von Windows XP gewohnt –
an, diesen als externen Datenträger zu verwenden, zeigt
aber auch noch einen neuen Eintrag: Speed up your system.
Klickt man darauf, so landet man im Dialogfenster Properties
und kann dort zusätzlichen Speicher freigeben, was die
Performance deutlich verbessern soll.
Aber egal welche Speicherkapazität der USB-Stick aufweist,
mehr als 110 MB für die Systembeschleunigung werden –
so scheint es – nicht akzeptiert. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass in meinen Tests mehrere Versuche mit
einer Vielzahl von USB-Sticks nötig sind, bis die Systembeschleunigung überhaupt funktioniert. Von zu wenig freiem
Speicher auf dem USB-Stick (obwohl es laut Beschreibung
PCs & Workstations
bereits ab 64 MB funktionieren sollte und ausreichend Platz
vorhanden ist) bis hin zur fehlenden Registerkarte, um die
erforderlichen Einstellungen zu treffen, reichen die Steine,
die mir Windows Vista in den Weg legt. Aber gut Ding
braucht eben Weile: Letztendlich funktioniert es doch, und
ich darf Vista anweisen, einen Teil des Speichers des USBSticks für das Auslagern von Dateien zu nutzen und damit
den Systemspeicher zu erweitern.
Untermenü begeben und dort den Befehl Shut Down auswählen. Damals dachte ich mir im Stillen, dass Microsoft
zumindest ein Gadget hierfür implementieren könnte, denn
drei Klicks zum Ausschalten tragen nicht gerade zum erhöhten Bedienungskomfort bei. Aber siehe da – in der neuen
Beta 2 Build 5384 ist der Aus-Schalter wieder an der gewohnten Stelle, mit einem Klick über das Start menu erreichbar und fährt den PC prompt herunter.
Gesucht – Gefunden?
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Wie habe ich diese Datei nur benannt und wo zum Teufel
habe ich sie hingespeichert? Geht es nach Microsoft, soll ich
mir nie wieder diese Frage stellen müssen – und wenn
doch, gibt es eine rasche Antwort mit Hilfe der neu konzipierten Suchfunktionalität. Neuerdings reicht es durchaus,
sich nur noch eine dateibezogene Information zu merken
(z.B. ein Schlüsselwort, einen Teil des Dateinamens oder
das Datum, an dem ein Foto gemacht wurde). Einzugeben
ist der Suchbegriff in die neuen Desktop-Suchfunktionen,
und wie es richtig heißt, findet sich nahezu alles auf dem
Computer wieder. Hier wurde im Vergleich zu den vorangegangenen Beta-Versionen Entscheidendes verbessert, denn
mittlerweile erhalte ich tatsächlich ein Suchergebnis. Während eine in der Beta-Version 5308 mittels Notepad erstellte
Datei (abgespeichert unter Documents, also beileibe kein
exotischer Aufbewahrungsort) nicht mehr gefunden werden
konnte, wartet die Beta 2 Build 5384 mit einem prompten
Suchergebnis auf. Egal ob ich mit dem Dateinamen, einem
Teil des Inhalts oder der Dateierweiterung suche: Das Ergebnis wird in allen Fällen sofort geliefert, wobei ich vor Suchbeginn noch definieren muss, ob im Internet oder auf dem
Computer nach dem Begriff gefahndet werden soll. Auch
mit den mitgelieferten Beispielbildern funktioniert es wie
am Schnürchen: Eingabe der Dateierweiterung jpg, Klick
auf die Option Search the computer – schon erhalte ich eine
Liste aller JPG-Dateien, die sich auf dem Rechner befinden,
mitsamt ihren Speicherorten und sonstigen Details.
Damit die BenutzerInnen mit Jahresbeginn 2007 nicht vollkommen verwirrt im Geschäft und ratlos vor der Qual der
Wahl stehen, welche Vista-Version die für sie am besten geeignete ist, hat Microsoft bereits im Februar 2006 via Pressebericht verlautbart, dass Windows Vista in mehreren Versionen auf den Markt kommen wird. Private AnwenderInnen
können zwischen drei Versionen wählen: Windows Vista
Home Basic, Windows Vista Home Premium und Windows
Vista Ultimate. Zwei Versionen sind für Unternehmen gedacht: Windows Vista Business und Windows Vista Enterprise. Der Unterschied liegt vor allem im Funktionsumfang
– die Basisprodukte enthalten deutlich weniger Features.
Wer sich detaillierter damit auseinandersetzen möchte, sei
auf die Microsoft Homepage verwiesen: Unter dem URL
Während meiner Such-Odysee stoße ich auch auf die neue
Funktion, so genannte Searches zu definieren. Hinter diesem Begriff verbirgt sich schlicht und einfach ein gespeicherter Suchvorgang, der durch Öffnen der jeweiligen Searches
unmittelbar ausgeführt wird. Auch dieses Feature funktioniert reibungslos und ist allen AnwenderInnen ans Herz zu
legen, die immer wieder dieselben Suchanfragen an das
Computersystem stellen (müssen).
Erstaunlich, wie schnell Wünsche in Erfüllung gehen können: Beim ersten Testdurchgang mit der Windows Vista
Beta 5308 scheiterte ich daran, den PC ordnungsgemäß
herunterzufahren – hinter dem vermeintlichen Aus-Schalter
verbarg sich der neue Betriebsmodus, der sich Sleep nennt,
und ich wartete daher vergeblich darauf, dass der PC herunterfährt. Um das zu erreichen, musste ich mich in das
www.microsoft.com/germany/presseservice/
service/pressemappen/windows-vista.mspx findet
sich dort im Artikel Microsoft präsentiert Editionen für
Windows Vista (27.02.2006) alles Wissenswerte.
Fazit
Obwohl Geschmäcker bekanntlich ja verschieden sind,
kann das optische Erscheinungsbild der Windows Vista
Beta 2 Build 5384 im Vergleich zum Teletubbie-Outfit von
Windows XP durchaus als gelungen bezeichnet werden (all
diejenigen, die sich dieser Meinung nicht anschließen können oder möchten, haben nach wie vor die Möglichkeit, zur
altbewährten klassischen Ansicht zu wechseln). Die integrierten Applikationen zeichnen sich durch Übersichtlichkeit und erhöhten Bedienkomfort aus, der vor allem durch
wirksame Hilfestellungen bzw. Querverlinkungen zu weiterführenden Applikationen erzielt wird. Und im Vergleich zur
vorhergehenden Beta Build 5308 ist die nunmehr getestete
Version nicht nur Feature-complete, sondern die Features
funktionieren auch im Großen und Ganzen wie erwartet.
Microsoft hat zwischenzeitlich sichtlich einiges an Arbeit geleistet, wobei mich die vielgerühmten Sicherheitsfunktionen
noch nicht wirklich überzeugen. Da gilt es, noch an dem
einen oder anderen Feature Hand anzulegen, denn schließlich will Microsoft mit Vista doch die bislang sicherste
Windows-Version verkaufen. Gerade in diesem Bereich gibt
es allerdings noch einiges zu überdenken, will man „Otto
Normalverbraucher“ nicht mit allzu vielen, zum Teil sehr
komplexen Sicherheitsoptionen überfordern. Aber die nächste Betaversion kommt bestimmt – Hasta la vista!
Eva Birnbacher I
Comment 06 / 2
Shut down
25
26
PCs & Workstations
SCHRÖDINGER -NEWS
Offiziell ist das Supercomputer-Projekt „Schrödinger“ seit
der letzten Ausbaustufe (siehe Comment 05/2; www.
univie.ac.at/comment/05-2/052_20.html) beendet. Dennoch gibt es laufend kleinere Ausbauten:
• Viele Applikationen, z.B. Gaussian 03, haben praktisch unbeschränkten Bedarf an Hauptspeicher. Daher
wurden 16 Knoten mit 4 GB (statt 2 GB) Hauptspeicher
ausgerüstet. Für diese Knoten wurde eine eigene
Batch-Queue bigmem eingerichtet, in der Paralleljobs
maximal vier Knoten verwenden können.
• Es ist nicht einfach, die Ressourcen gerecht aufzuteilen und einen Scheduling-Algorithmus zu finden, der
allen Anforderungen gerecht wird. Da es bei Paralleljobs manchmal zu unakzeptabel langen Wartezeiten
kam, wurde dafür die Batch-Queue parallel eingerichtet, für die 64 Knoten reserviert sind.
• Die Software wird laufend aktualisiert und erweitert:
GaussView 3.0 ist nun am Login-Server verfügbar,
und folgende Pakete wurden auf den neuesten Stand
gebracht: Gaussian 03 (Rev. D2), Matlab (R2006a),
Portland Group Compiler (6.1) und die dazugehörige
Parallelsoftware mpich (1.2.7p1).
Peter Marksteiner I
Neue Standardsoftware
Neue Produkte (Stand: 1. Juni 2006)
•
•
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•
•
•
•
•
•
Adobe After Effects Prof. 7.0 für Win./Mac
Adobe Audition 2.0 für Win.
Adobe Encore DVD 2.0 für Win.
Adobe Premiere Elements 2.0 für Win.
Adobe Premiere Pro 2.0 für Win.
IDL 6.2 für Win./Unix (Datenanalyse/-visualisierung)
ProCite 5 für Win./Mac (Bibliographieprogramm)
RedHat Linux Enterprise Server
Reference Manager 11 für Win. (Bibliographieprogramm)
• RefViz 2.1 für Win./Mac (Textanalyse/-visualisierung)
• Roxio Toast 7 Titanium für Mac (CDs/DVDs brennen)
• SPSS 14 für Win.
Updates (Stand: 1. Juni 2006)
• MATLAB 7.2 R2006a für Win./Mac/Unix
(bisher 7.0 R14)
• Apple Mac OS X 10.4.3 (bisher 10.4)
Alle Informationen zur Standardsoftware finden Sie
unter www.univie.ac.at/ZID/standardsoftware/.
Peter Wienerroither
Comment 06 / 2
Inserat
2
Aktuelles
EINE FÜR ALLE, ALLES IN EINER:
Services und Projekte der Abteilung PC-Systeme & Fakultätsunterstützung
Als im Mai 2005 die Abteilung PC-Systeme & Fakultätsunterstützung durch Zusammenfassung mehrerer PC-orientierter
Aufgabenbereiche des ZID gegründet wurde, war dies in
erster Linie von einem tragischen Ereignis induziert,1) die
Idee hingegen, durch diese Zusammenlegung mögliche
Synergien zu nutzen und die EDV-Unterstützung für die
Fakultäten der Uni Wien neu zu gestalten, war bereits seit
längerem gegenwärtig. Heute, ein Jahr später, umfasst die
Abteilung folgende Tätigkeitsgebiete:
• die Entwicklung und Administration des EDV-Systems,
das in den vom ZID betreuten PC-Räumen der Universität
Wien zum Einsatz kommt,
• den Support in den PC-Räumen der Universitätsstandorte NIG/1. Stock, AAKH und UZA durch PC-RaumBetreuerInnen,
• die Entwicklung und den Support der Verwaltungs- und
Instituts-PCs,
der PC-Systeme durch den ZID besteht. Unabdingbare Voraussetzung für eine solche Unterstützung (diese umfasst im
Wesentlichen das zentral gesteuerte Einspielen von Betriebssystem-Updates und neuesten Virendefinitionen sowie die
Verfügbarkeit eines breit gefächerten Software-Angebots,
das sich auf Wunsch der jeweiligen OE unter Berücksichtigung möglicher Lizenzpflichten auf den einzelnen PCs installieren lässt) sind Flexibilität in der Konfiguration sowie
lokale Administrierbarkeit durch EDV-Verantwortliche und
FakultätsbetreuerInnen.
Die bereits für das Projekt Juridicum erarbeiteten „Paradigmen“ einer Fakultätsunterstützung (siehe Kasten Anforderungen an ein Konzept zur Instituts-PC-Betreuung) sind
mittlerweile in einem neuen, vollständig vom ZID entwickelten, so genannten „Deployment-System“ zur Ferninstallation und -wartung von PCs realisiert und um einige
Aspekte erweitert worden, die teils unter Mitarbeit von
BenutzerInnen und EDV-Verantwortlichen vorgeschlagen
wurden bzw. sich als notwendige Erweiterungen erwiesen.
So wird es unter anderem auch Deployments und Support
• die Support-Gruppe für Hardware und Kaufberatung,
• die Betreuung der für die genannten Dienste erforderlichen zentralen Server (Windows-Server und RedHatCluster) sowie
• den gesamten Bereich der Standardsoftware für Universitäts-MitarbeiterInnen.
Aus den genannten Bereichen ersieht man die Ausrichtung
der Abteilung: Hier werden für den jeweiligen „Kundenkreis“
(Studierende, MitarbeiterInnen, so genannte „Organisationseinheiten“ von Fakultäten bis zu Arbeitsgruppen) speziell
zugeschnittene Lösungen angeboten und dabei Entwicklungen und Support für die verschiedenen Bereiche eng
miteinander verknüpft.
Comment 06 /2
Fakultätsunterstützung
Die zentrale Herausforderung, der sich die Abteilung zu
stellen hat, war und ist wohl die Reorganisation der Fakultätsunterstützung: Das Projekt Juridicum2) zeigte ob seines
Erfolges, dass in den Organisationseinheiten (kurz OE) der
Uni Wien großes Interesse an einer zentralen Unterstützung
1) siehe Personalnachrichten in Comment 05/2, Seite 3 bzw. unter
www.univie.ac.at/comment/05-2/052_3.html
2) siehe Artikel Anmerkungen zur EDV-Sanierung des Juridicums
in Comment 05/1, Seite 3 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/05-1/051_3.html
Anforderungen an ein Konzept
zur Instituts-PC-Betreuung
Quelle: Comment 05/1, Seite 3
(www.univie.ac.at/comment/05-1/051_3.html)
• Zentrale Verteilung und Installation von Betriebssystemen, Security-Patches, Virenscanner-Updates
und so genannter Standardsoftware durch den
ZID;
• Implementierung eines Netzwerk-Sicherheitskonzepts (VLANs, Instituts-Firewalls, Datentankstellen
für ungewartete Notebooks etc.), um den SecurityProblemen der Vergangenheit entgegentreten zu
können;
• Ablage der Dateien auf zentralen Fileservern
(Samba) in selbst verwalteten Verzeichnissen, die
entweder nur für den jeweiligen Benutzer persönlich zugänglich sind oder von Instituten bzw. Arbeitsgruppen gemeinsam genutzt werden können;
• lokale Administrierbarkeit der PCs durch die EDVVerantwortlichen der Institute und die EDV-Beauftragten der Fakultät, da im universitären Alltag zusätzlich zur Basis-Konfiguration oft verschiedenste
Programme installiert und deinstalliert werden
müssen, was im Zeitrahmen einer zentral organisierten Wartung nicht möglich ist.
Aktuelles
für Mac OS und Linux geben, die freilich personell an der
realen Verteilung dieser Systeme in den Organisationseinheiten orientiert bleiben müssen.
3
dem Anmeldeformular zum PC-Deployment (erhältlich
unter www.univie.ac.at/ZID/formulare/#fu ) die
entsprechenden Verantwortlichen der OE namentlich genannt werden.
PC-Deployment
Nach erfolgreicher Initiierung an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät (und weiteren Installationen an den Fakultäten für Physik und für Philosophie, in Hörsälen, in der
Universitätsverwaltung, am ZID und in einigen kleineren
Bereichen) kann das PC-Deployment nun also für die gesamte Universität Wien angeboten werden. Seit Mitte Mai
dieses Jahres laufen weitere Umstellungen an, die von den
FakultätsbetreuerInnen und den EDV-Verantwortlichen vorbereitet sein müssen.
Diese Umstellungen erfolgen nach der Reihung, die sich
aus den Vereinbarungen der jeweiligen Fakultäten mit dem
Rektorat ergeben haben. Die früheren Leistungen der Außenstellen des ZID werden damit in skalierbarer, nachvollziehbarer und kommunizierter Form allen Bereichen der Universität zugänglich und damit deutlich effizienter, die Unterstützung damit auch transparenter für die Organisationseinheiten.
Unbedingte Voraussetzungen, um in den Genuss der Fakultätsunterstützung zu kommen, sind:
• Die Benennung eines EDV-Verantwortlichen durch
die Organisationseinheit, der in Übereinkunft mit deren
LeiterIn „politische“, vom ZID unbeantwortbare Entscheidungen fällt (z.B. Wer darf sich an welchem PC
einloggen? Wer hat welche Zugriffe auf Verzeichnisse
am Instituts-Share? ) sowie
• die Benennung eines Technical Staff (z.B. Fakultätsbetreuer), der den Vollzug des Deployments vor Ort
überwacht, mögliche Problemlagen analysiert und die
lokale Administration übernimmt. Letzteres umfasst
• das Initiieren von Garantieabwicklungen durch Hersteller bei Hardware-Defekten,
• das Aufstellen neuer Geräte und
• die Installation oder das Skripten von Spezial-Software, die nicht vom ZID zentral eingespielt werden
kann.
Die Arbeitsgruppe Fakultätsunterstützung des ZID und die
FakultätsbetreuerInnen, die den jeweiligen Fakultäten unterstellt bleiben, bilden ein kommunikatives Netzwerk, das
die Entwicklung des Systems im Sinne der BenutzerInnen
vorantreibt. Ein genaues Verständnis des DeploymentSystems ist dafür unerlässlich, deshalb müssen bereits auf
Zusätzlich zu (und unabhängig von) der Ferninstallation
und -wartung der PCs bietet die Fakultätsunterstützung des
ZID den Organisationseinheiten der Universität Wien die
Verwendung einer Groupware an. Diese Groupware (MSExchange) ermöglicht die Nutzung gemeinsam verwalteter
Kalender, Aufgaben, Notizen, Adressen oder beliebiger Ressourcen und erlaubt via MS-Outlook die einfache Synchronisation mit einer Vielzahl von Handhelds. Der Zugriff auf
die Groupware ist via OWA (Outlook Web Access) von allen
Betriebssystemen aus möglich. Mit Evolution steht zudem
ein leistungsstarker eMail-Client unter Linux zur Verfügung,
der problemlos mit dem Exchange-Cluster zu „sprechen“
vermag.
Diese Groupware-Lösung ist per definitionem ( group) nur
Organisationseinheiten zugänglich und nicht einzelnen BenutzerInnen, da sie kein (!) Ersatz für das zentrale Mailing
ist und an dieses vollständig gekoppelt bleibt. Das bedeutet auch, dass die Nutzung der Groupware keinen Einfluss
auf die Geschwindigkeit der Mailzustellung hat, und auch
die Spam-Problematik bleibt weiterhin die des zentralen
Mailings (siehe dazu auch den Artikel Wenn der Postmann
zweimal klingelt auf Seite 13).
Die Fakultätsunterstützung stellt jeder Organisationseinheit
auf Wunsch einen eigenen Exchange-Bereich zur Verfügung. Die Rechtestruktur innerhalb von Exchange (Wer
darf welche Daten einsehen oder ändern? ) wird dabei ausschließlich von der OE selbst verwaltet; der ZID nimmt hierauf keinen Einfluss. Das Anmeldeformular zum GroupwareService finden Sie ebenfalls unter www.univie.ac.at/
ZID/formulare/#fu (Groupware-Service und PC-Deployment können getrennt voneinander bezogen werden).
Software-Projekte
Neben dem Schwerpunkt „Aufbau einer effektiven, kollaborativen Fakultätsunterstützung“ verfolgt die neue Abteilung derzeit auch noch andere Projekte. Darunter fällt die
Reorganisation des Software-Bestellwesens, das in
eine Art elektronischen Warenkorb umgewandelt werden
soll. Der jeweiligen Organisationseinheit wird es dann möglich sein, auch online die Lizenzzahlen, die Ablaufdaten
von Mietlizenzen sowie die Verteilung der Software innerhalb der OE abzufragen. Bei Ausscheiden von MitarbeiterInnen kann die Organisationseinheit deren Lizenzen in
einem Pool „zwischenparken“ und bei Bedarf an andere
MitarbeiterInnen vergeben. Zudem werden die Lizenzbedingungen übersichtlich zusammengefasst sein. Mit der
Konsolidierung im Storage-Bereich wird das gesamte am
Software-Distributionsserver notierte Software-Sortiment so-
Comment 06 /2
Im Falle von Zweifeln bei der Beurteilung von HardwareProblemen steht den Fakultäten der neu geschaffene Service
Desk Hardware des ZID zur Seite, der auch bei Fragen zu
Neuanschaffungen von PCs, Notebooks, Monitoren und
Druckern konsultiert werden kann (siehe www.univie.
ac.at/ZID/hardware/).
Groupware-Service
4
Aktuelles
wohl als ISO-Images zum Selbstbrennen als auch als Installations-Images für das PC-Deployment verfügbar gemacht werden.
In einem weiteren Projekt versuchen wir, günstige Konditionen für Studenten-Software zu verhandeln. Die besondere Schwierigkeit an der Uni Wien liegt hier zum einen
an der großen Zahl von Studierenden, die Campus-Verträge
für Studierende zumeist unfinanzierbar macht, und zum anderen an der (im Gegensatz zu einer Technischen Univer-
sität) hohen Diversifikation der Fachrichtungen, die einem
einigermaßen einheitlichen Portfolio zuwiderläuft. Sollten
wir trotz dieser Hürden zu einem positiven Abschluss und
einem ansprechenden Portfolio gelangen, werden wir einen
geeigneten Distributionsweg finden, um die Software den
Studierenden zur Verfügung zu stellen.
Über die Fortschritte dieser und anderer Projekte werden
wir in den nächsten Ausgaben des Comment informieren.
Christian Marzluf I
Fakultätsunterstützung – Hilfe & Kontakt
• Allgemeine Informationen zur Fakultätsunterstützung (kurz FU) sowie einen Überblick über das umfangreiche
Software-Portfolio finden Sie unter:
www.univie.ac.at/ZID/fu/
• Etliche EDV-Verantwortliche und/oder FakultätsbetreuerInnen haben sich das Deployment-System des ZID auf eigenen Wunsch hin bereits vorführen lassen, um die Vorarbeiten für die Umstellungen beschleunigen zu können.
Falls auch Sie eine Präsentation des PC-Deployments wünschen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung:
Christian Marzluf, Tel.: 4277-141 20, eMail: [email protected]
• Das so genannte Organon (die Verwaltungs- und Informationswebseite für PCs, die bereits im Deployment erfasst
sind) finden Sie unter:
https://organon.univie.ac.at/
Sie können dort – nach Eingabe Ihrer Mailbox-UserID und Ihres Mailbox-Passworts – jederzeit Einblick in die zu
Ihrem PC erfassten Daten nehmen. Den EDV-Verantwortlichen und den FakultätsbetreuerInnen dient diese Webseite zum Verwalten der ihrem Bereich zugeordneten PCs, Netzwerkdrucker und BenutzerInnen (Viren- und Updatekontrolle, Zuweisen von Druckern sowie zentralen und lokalen BenutzerInnen, Verwalten von File-Shares, Zugriff
auf Exchange-Services etc.).
• Über den ZID-Agent, der im Systemtray (das ist der Infobereich rechts unten in der Windows-Taskleiste) installiert
ist, erfahren Sie, falls Probleme mit zentralen Services oder lokale Problemlagen einen nicht vollständigen Betrieb
bedingen. Der ZID-Agent informiert Sie auch über anstehende Updates oder neue Softwarepakete.
Comment 06 /2
• Die Fakultätsunterstützung des Zentralen Informatikdienstes ist Montag – Freitag von 08:00 – 18:00 Uhr unter
der Telefonnummer 4277-141 40 für Sie erreichbar. Denken Sie aber bitte daran, dass der Weg zur Problemlösung
in der Regel zuerst über Ihren zuständigen EDV-Verantwortlichen oder Fakultätsbetreuer und nur bei dessen Nichtverfügbarkeit oder bei Unlösbarkeit des Problems über die Fakultätsunterstützung des ZID führen sollte.
Eine Kontrolle über Ihre Anfrage erhalten Sie am besten, wenn Sie diese via eMail an [email protected]
senden. Sie erhalten unmittelbar nach Versenden der Nachricht eine Bestätigung vom Ticketsystem des ZID und
können über den an Sie zurückgesandten Link die Bearbeitung Ihrer Anfrage verfolgen.
Bei allgemeinen Anfragen wenden Sie sich bitte direkt an den Helpdesk des Zentralen Informatikdienstes
(siehe www.univie.ac.at/ZID/helpdesk/).
An Anfragen, Vorschlägen, Anregungen und Kritik zu den einzelnen Projekten der Fakultätsunterstützung ist uns sehr
gelegen. Bitte nutzen Sie dazu die unter www.univie.ac.at/ZID/staff/ veröffentlichten eMail-Adressen der jeweiligen Teilbereiche.
Aktuelles
UNIORIENTIERT:
5
PERSONALNACHRICHTEN
Ganz und gar nicht
orientierungslos
Wie schon im Vorjahr beteiligte sich der Zentrale
Infor matikdienst auch heuer wieder an der von
Student Point organisierten Beratungs- und Informationswoche UNIorientiert (siehe www.univie.
ac.at/bologna-lab/uniorientiert/ ). Im
Rahmen dieser Veranstaltung wurde StudieninteressentInnen die Möglichkeit geboten, sich bereits
vorab über das umfangreiche Studien- und Serviceangebot der Universität Wien zu informieren. Die
Veranstaltungsreihe stieß dabei auch dieses Jahr
wieder auf positive Resonanz bei den potentiellen
StudienkandidatInnen.
© Universität Wien
Ratsuchende konnten sich am Informationsstand
des ZID ausführlich über die EDV-Services der Universität Wien informieren sowie technische Fragen
stellen (siehe Foto). Zudem gab es für sie jede
Menge Infomaterialien und natürlich eine Gratisausgabe unserer Zeitschrift Comment. Neben diesem
Beratungsangebot veranstaltete der Zentrale Informatikdienst am ersten Tag der Veranstaltungsreihe
einen Workshop, der den angehenden Studierenden
Gelegenheit bot, in die diversen Services auch gleich
praktisch „hineinzuschnuppern“. Inhalte des Workshops waren u.a. die Anmeldung zum Unet-Service,
ein Überblick über die Einrichtungen und Servicestellen des ZID sowie über die wichtigsten EDVServices (eMail, Webspace, Fileservices, PC-Räume,
vergünstigter Internetzugang von daheim, …) und
Informationssysteme (UNIVIS online, Account-Info,
…) für Studierende. Im Rahmen der Veranstaltung
standen den TeilnehmerInnen auch PCs zur Verfügung, um sich aktiv am Workshop zu beteiligen.
Zudem bot der kleine aber feine TeilnehmerInnenkreis optimale Bedingungen für eine persönliche
Betreuung durch die Vortragenden.
Michaela Bociurko I
Im Referat UNIVIS-Produktionsbetrieb unserer Abteilung Universitätsverwaltung, dessen Leiter Dejan Vidovic kürzlich den ZID
verlassen hat, wurde mit Juni 2006 Martin Huxhold als neuer
Mitarbeiter aufgenommen; im Referat Projekt- und Changemanagement verstärkt Karin Englhart seit Mitte Juni 2006 unser Analytiker-Team. In der Abteilung PC-Systeme & Fakultätsunterstützung
freuen wir uns seit Mitte April 2006 über die Mitarbeit von Tibor
Rudas, der davor etliche Jahre lang die Computersysteme am Institut für Biomolekulare Strukturchemie betreut hat.
Gerade rechtzeitig, um noch tatkräftig bei der Erneuerung unserer Klimaanlage im NIG mitarbeiten zu können, wurde Mitte
März 2006 Eva Rubasch in der Abteilung Datennetze & Infrastruktur angestellt. Die Aufgaben im Bereich des Vienna Internet
eXchange, die durch den Tod von Hilde Gruber so plötzlich
verwaist waren, übernimmt seit Juni 2006 Tina Stadlmann, die
Schwester von Uwe Stadlmann, dem langjährigen Systembetreuer
unserer Bibliotheks-Services. Da dürfen auch wir als seine Kolleginnen und Kollegen mit Befriedigung die Vermutung anstellen,
dass der große Bruder im Familienkreis immer nur das Allerbeste
über seinen Arbeitsplatz am ZID berichtet hat.
Zwei Mitarbeiterinnen haben innerhalb des ZID neue Aufgaben
übernommen: Susanne Kriszta ist Ende März 2006 vom Helpdesk
in das Referat IT-Security übersiedelt, und Christine Dworak
wechselt nach dem erfolgreichen Abschluss ihres FachhochschulStudiums von ihrem Praktikums-Arbeitsplatz im Referat Datenleitungs-Infrastruktur in das Referat ACOnet & VIX.
Last but not least müssen wir uns bei unserer Direktionssekretärin Claudia Eitler-Buchner seit ihrer Hochzeit nicht nur an den
Doppelnamen gewöhnen, sondern auch an ihre Abwesenheit
während der nächsten Monate: Mitte Mai 2006 hat sie ihre Mutterschutz-Karenz angetreten. Wir wünschen ihr und ihrer Familie
alles Gute! Aber auch allen anderen ZID-Mitarbeiterinnen und
-Mitarbeitern wünschen wir das Beste für ihre Zukunft, vor allem
viel Freude und Erfolg mit ihren jeweiligen neuen Tätigkeiten!
Peter Rastl I
Comment 06 /2
UNIorientiert: Beratungsgespräch am Infostand des ZID
Auch in dieser Comment-Ausgabe ist wieder über etliche Veränderungen in unserem Personalstand zu berichten: Unserem
langjährigen Datenbank-Administrator Lukas Ertl ist trotz seiner
wichtigen Aufgaben am ZID die Einberufung zum Zivildienst
nicht erspart geblieben, und so wird er ab Juli 2006 statt am ZID
bei einer steirischen Feuerwehr ausrücken, wenn es wo brennt.
Um die Administration unserer Oracle-Datenbanken wird sich an
seiner Stelle ein alter Bekannter kümmern: Robert Brunnthaler,
der bereits von 1998 bis 2001 am ZID angestellt war, kehrt nach
fünf Jahren einschlägiger Tätigkeiten in einem anderen großen
Rechenzentrum wieder an den ZID zurück. Auch in unserem
eLearning-Team verlieren wir eine wichtige Mitarbeiterin, die drei
Jahre lang entscheidend zum Aufbau der eLearning-Services an
der Uni Wien beigetragen hat: Birgit Zens hat ein attraktives
Angebot als Wissenschaftlerin an der Donau-Universität Krems
angenommen und verlässt uns mit Ende Juni 2006. Herzlichen
Dank für die gute Arbeit am ZID!
6
Aktuelles
UNIVIS: ANMELDESYSTEME
PILOTEN IST NICHTS VERBOTEN
Im letzten Comment-Artikel zum Thema UNIVIS1) wurde
bereits kurz über Arbeiten an einem Prototyp eines Lehrveranstaltungs-Anmeldesystems für die Studienrichtung
Politikwissenschaft berichtet. Der im Rahmen dieses Pilotprojekts Politikwissenschaft entwickelte Prototyp ist mittlerweile seit zwei Semestern im Einsatz – Zeit also für ein
Resümee.
Wie es in diesem Bereich zu einem – für das Projekt UNIVIS
durchaus untypischen – Verzug von mittlerweile mehreren
Jahren gekommen ist, warum man sich für die – ebenfalls
untypische – Durchführung eines Pilotprojekts ohne vorherige breit angelegte Planung und Entscheidungsfindung
entschieden hat und was das Thema LehrveranstaltungsAnmeldesysteme ausreichend komplex macht, um eine universitätsweite Lösung nachhaltig zu verzögern, obwohl
doch vermeintlich schon der Begriff allein den Leistungsumfang eines solchen Systems recht umfassend beschreibt
– auch diesen Fragen soll im Rahmen dieses Artikels nachgegangen werden.
Lehr- und Prüfungsverwaltung
in UNIVIS
Comment 06 /2
Die Einführung eines Anmeldesystems für Lehrveranstaltungen und Prüfungen ist im Rahmen des Projektes UNIVIS
im Teilprojekt Studienwesen angesiedelt. 2) In diesem
Teilprojekt werden die Bereiche Studierendenverwaltung,
Lehrverwaltung und Prüfungsverwaltung unterschieden.
Während die Studierendenverwaltung und die Lehrverwaltung weitgehend planmäßig in Betrieb genommen werden
konnten, zeichneten sich bei der Prüfungsverwaltung bald
Probleme ab, die die Aufspaltung in zwei Teilbereiche erforderlich machten, nämlich die Prüfungsergebnisverwaltung einerseits und die umfassende Prüfungsverwaltung
andererseits.
Im Rahmen der Prüfungsergebnisverwaltung wurden mit
hoher Priorität jene Funktionen umgesetzt, die zur Erfüllung
des gesetzlichen Auftrags rasch benötigt wurden, also im
Wesentlichen eine zentrale Prüfungsevidenz mit angeschlossenen Funktionen (z.B. Zeugnisausfertigung). Die
darüber hinausgehenden Funktionen wurden in der umfassenden Prüfungsverwaltung zusammengefasst – und aus
Zeitgründen auf später verschoben.
1) siehe Comment 05/2, Seite 10 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/05-2/052_10.html
2) siehe Comment 04/3, Seite 4 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/04-3/043_4.html
Der gesamte Bereich Anmeldesysteme (inklusive Lehrveranstaltungs-Anmeldesysteme) wurde der umfassenden Prüfungsverwaltung zugerechnet. Diese auf den ersten Blick
widersprüchliche Zuordnung ist bei einer näheren Betrachtung eher verständlich: Es ist prinzipiell zu unterscheiden
zwischen Anmeldungen zu Lehrveranstaltungen und Anmeldungen zu Prüfungen. Bei den Lehrveranstaltungen ist
weiters zu unterscheiden zwischen
• Lehrveranstaltungen mit immanentem Prüfungscharakter (auch prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen genannt): Bei diesen Lehrveranstaltungen (z.B. Übungen,
Proseminare) erfolgt die Beurteilung während der gesamten Dauer der Lehrveranstaltung. Die Anmeldung
zur Lehrveranstaltung ist daher zugleich auch die Anmeldung zur Prüfung.
• Lehrveranstaltungen ohne immanenten Prüfungscharakter: Bei diesen Lehrveranstaltungen (z.B. Vorlesungen) erfolgt die Beurteilung im Rahmen eines eigenständigen Prüfungsaktes, in der Regel am Ende des Semesters und in weiteren Prüfungsterminen danach. Zusätzlich zur Anmeldung zur Lehrveranstaltung (sofern
eine solche vorgesehen ist), wird eine gesonderte Anmeldung zu einem der Prüfungstermine erforderlich
sein, zumal ja mit der Teilnahme an der Lehrveranstaltung noch keine Verpflichtung zur Ablegung der entsprechenden Prüfung entsteht.
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen haben im Normalfall eine beschränkte TeilnehmerInnenzahl, und dies führt
– vor allem dann, wenn die Nachfrage größer ist als das
Angebot – zumeist unmittelbar zur Notwendigkeit einer
„Anmeldung“ im weitesten Sinne. Bei entsprechend großen
Studierendenzahlen wird eine Anmeldung durch persönliches Vorsprechen oder handschriftliches Eintragen in einer
Liste nicht mehr administrierbar sein, und ein EDV-unterstütztes Anmeldesystem wird erforderlich. Der Hauptbeweggrund für die Einführung eines LehrveranstaltungsAnmeldesystems ist somit die Verteilung der beschränkt
verfügbaren Plätze in prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen.
Ein weiterer Umstand intensiviert den Zusammenhang zwischen Lehrveranstaltungsanmeldung und Prüfungsverwaltung: Neben dem beschränkten Platzangebot sind bei der
Anmeldung zu Lehrveranstaltungen auch studienrechtliche
Rahmenbedingungen zu beachten. Im Curriculum (vor
dem UG2002: Studienplan) kann festgelegt werden, dass
für die Teilnahme an einer Lehrveranstaltung bestimmte
Voraussetzungen (z.B. die positive Absolvierung von Prüfungen) zu erfüllen sind (§ 54(7) UG2002). Wenn ein Anmeldesystem derartige Nebenbedingungen prüfen soll, so
Aktuelles
ist das jeweilige Curriculum im System in geeigneter Weise
abzubilden. Eine entsprechende Curriculum-Verwaltung ist
eines der Ziele der umfassenden Prüfungsverwaltung.
Ein Problem – viele Lösungen
Die Erfahrungen im Projekt UNIVIS haben gezeigt, dass die
universitätsweit einheitliche Unterstützung von Abläufen
durch Informationstechnologie dann vergleichsweise reibungslos umgesetzt werden kann, wenn zumindest einer
der folgenden Umstände zutrifft:
• Der Ablauf ist durch gesetzliche Vorgaben relativ genau
geregelt.
• Der Ablauf wird von einer zentralen Stelle der Universität durchgeführt oder zumindest koordiniert und damit
an der gesamten Universität weitgehend einheitlich abgewickelt.
• Der Ablauf wird bereits durch ein zumindest in weiten
Teilen der Universität eingesetztes System unterstützt,
das somit den kleinsten gemeinsamen Nenner der unter
Umständen unterschiedlichen Ansprüche darstellt und
als Basis für eine Neuentwicklung geeignet ist.
Leider trifft für den Bereich Anmeldesysteme keiner dieser
Umstände zu. Die entsprechende gesetzliche Regelung findet sich im § 54(8) UG2002:
Im Curriculum ist für Lehrveranstaltungen mit einer beschränkten Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern
die Anzahl der möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie das Verfahren zur Vergabe der Plätze festzulegen. Dabei ist zu beachten, dass den bei einer Anmeldung zurückgestellten Studierenden daraus keine
Verlängerung der Studienzeit erwächst.
Abgesehen vom Funktionsumfang und dem äußeren Erscheinungsbild unterscheiden sich die bestehenden Anmeldesysteme vor allem hinsichtlich der Vorgangsweise bei
der Vergabe der Plätze. Im Wesentlichen sind hier drei Varianten zu unterscheiden:
• Vergabe der Plätze in der Reihenfolge der Anmeldung: Diese Strategie simuliert die früher übliche Warteschlange. Neben der Grundidee wurde dabei auch die
überdurchschnittlich häufige mediale Präsenz aufgrund
der mitunter unerfreulichen Begleitumstände (menschliche Zusammenbrüche einst, Serverzusammenbrüche
jetzt) übernommen.
• Vergabe der Plätze durch Zufall/Losentscheid
• Vergabe der Plätze auf individueller Basis: Als Kriterien werden hier Präferenzen der Studierenden (z.B. mit
Hilfe so genannter Auktionssysteme), eine Bewertung
des Studienfortschritts oder andere individuelle Faktoren herangezogen.
Gemeinsam ist den meisten Systemen, dass sie schon länger im Einsatz und daher recht gut auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt sind. Die Ablösung durch ein einheitliches System wird daher verständlicherweise nur dann auf
Akzeptanz stoßen, wenn durch das neue System zumindest
keine Verschlechterung der Situation eintritt. Vor allem auch
die Art der Platzvergabe stellt für die meisten BetreiberInnen
solcher Systeme ein Kriterium dar, auf das nicht verzichtet
werden kann. Für ein universitätsweites System ist es jedoch, nicht zuletzt im Sinne der Bedienbarkeit, ein wesentlicher Erfolgsfaktor, dass man sich – wenn schon nicht auf
eine – auf einige wenige Vergabevarianten einigt, die darüber hinaus auch miteinander verträglich sein müssen (was
leider auf die meisten im Einsatz befindlichen Varianten
nicht zutrifft).
Auch die grundsätzlich sinnvolle Verknüpfung des universitätsweiten Anmeldesystems mit der Curriculum-Verwaltung
hat sich als ein der raschen Umsetzbarkeit nicht eben zuträgliches Ziel erwiesen. Zwar ist praktisch jedes Curriculum
für sich genommen in einem solchen System abbildbar,
indem im Extremfall alle Vorschriften des Curriculums „ausprogrammiert“ werden; dies wird in einigen der bestehenden Anmeldesysteme auch erfolgreich umgesetzt. Angesichts der Vielzahl von Curricula der Uni Wien würde dies
bei einem universitätsweiten Anmeldesystem aber einen
weder zeit- noch kostenmäßig vertretbaren Aufwand bedeuten, der zudem nicht nur bei der Einführung des Systems
anfällt, sondern bei jeder Neuerstellung oder Änderung
eines Curriculums. Die technische Herausforderung besteht
also darin, ein System zu entwickeln, in dem mittels Konfiguration (also ohne Eingriff in das eigentliche System) alle
Curricula abgebildet werden können und das im Idealfall
von den fachlich für die Erstellung und Pflege der Curricula
zuständigen Personen selbst bedient werden kann.
Es gab im Laufe des Projektes UNIVIS einige zeitintensive
Bemühungen in diesem Zusammenhang, die im Wesentlichen ergaben, dass ein Formalismus, der ausreichend
mächtig ist, um zumindest einen großen Teil der an der Uni-
Comment 06 /2
Es hat sich herausgestellt, dass der zweite Teil dieser Regelung zwar schwierig zu erfüllen ist, aber insgesamt kaum
konkrete Hinweise enthalten sind, wie dies zu bewerkstelligen sei. Die Anmeldung zu Lehrveranstaltungen (und Prüfungen) wird an der Uni Wien weder zentral abgewickelt
noch koordiniert, und es gibt auch keine universitätsweit
einheitlichen Vorgaben. Der massiv vorhandene Bedarf an
Anmeldesystemen in Verbindung mit dem Fehlen eines
zentralen Serviceangebots hat daher seit etwa 1985 zur
Entwicklung von zahlreichen individuellen Anmeldesystemen geführt, die von Fakultäten, Instituten und mitunter
einzelnen LehrveranstaltungsleiterInnen betrieben wurden
und werden. Der Student Point führt eine Liste von Anmeldesystemen unter http://studentpoint.univie.
ac.at/index.php?id=325; der dort enthaltene Aufruf,
neu entdeckte Anmeldesysteme doch bitte der Redaktion
zu melden, verdeutlicht die Situation recht plastisch.
7
8
Aktuelles
versität Wien gültigen Curricula (bzw. damals Studienpläne)
in hinreichender Genauigkeit abzubilden, einen so hohen
Grad an Komplexität aufweist, dass der Einsatz eines darauf aufbauenden Systems gegenüber der individuellen Ausprogrammierung jedes einzelnen Curriculums praktisch
keinen Vorteil hat. Es war daher bald klar, 3) dass eine universitätsweite Abbildung von Curricula nur dann erfolgreich
sein kann, wenn die Curricula nach einheitlichen Konstruktionsprinzipien aufgebaut sind. Ein Formalismus, der diese
Konstruktionsprinzipien unterstützt, kann dann in Folge zur
Abbildung aller Curricula benutzt werden, die diesen Prinzipien gehorchen. Selbstverständlich ist bei der Festlegung
derartiger Prinzipien darauf zu achten, dass die dadurch
zwangsläufig definierten Einschränkungen ausschließlich
struktureller und keinesfalls inhaltlicher Natur sind. Aus
diesem Grund kann die Festlegung solcher Prinzipien auch
nicht durch den ZID erfolgen, sondern nur durch die für
die Entwicklung von Curricula zuständigen Organe der
Universität Wien.
Ein Pilotprojekt …
Die im Zuge von UNIVIS im Bereich Studienwesen eingesetzte Software i3v verfügte bereits bei der Einführung über
eine Komponente zur Modellierung von Studienplänen. Um
Erfahrungen zu sammeln, wurde diese Komponente von
der Firma GINIT um ein Online-Anmeldesystem erweitert
und im Rahmen des Pilotprojekts [mcw]150 im Wintersemester 2001 an der damaligen Medizinischen Fakultät
eingesetzt. 4) Mit dem Inkrafttreten des neuen medizinischen Studienplanes im Wintersemester 2002 wurde das
System auf die gesamte Fakultät ausgedehnt; an der heutigen Medizinischen Universität Wien ist es nach wie vor im
Einsatz. Das Online-Anmeldesystem stellte sich jedoch bald
als Schwachstelle heraus und wurde daher von der Universität Wien völlig neu entwickelt und in UNIVIS online
(siehe Kasten auf Seite 9) integriert.
Comment 06 /2
Die Erfahrungen an der Medizinischen Fakultät zeigten,
dass die Modellierungsmöglichkeiten von i3v für den medizinischen Studienplan recht gut geeignet sind. Es zeigte
sich allerdings auch, dass dies zu einem wesentlichen Teil
auf die spezifischen Eigenheiten dieses Studienplanes zurückzuführen ist und die Erkenntnisse daher nicht ohne
weiteres für andere Studienpläne verallgemeinert werden
konnten (aus heutiger Sicht mag daher die Wahl der Medi-
3) siehe z.B. Comment 01/2, Seite 2 bzw. unter www.univie.ac.
at/comment/01-2/012_2.html
4) siehe Comment 02/1, Seite 6 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/02-1/021_6.html
5) Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle den MitarbeiterInnen
des Instituts für Politikwissenschaft, des Instituts für Staatswissenschaft und der Studienprogrammleitung Politikwissenschaft, insbesondere Mag. Marion Löffler und Michael Mühlböck, deren unermüdlicher Einsatz den Erfolg des Pilotprojektes erst ermöglicht hat,
sowie den Studierenden der politikwissenschaftlichen Studienrichtungen.
zinischen Fakultät als Versuchsgelände ein wenig unglücklich erscheinen).
Noch ein weiterer Aspekt war dem Einsatz an der Medizinischen Fakultät förderlich, einem Einsatz an der gesamten Uni Wien jedoch hinderlich: Das System beruht auf der
Voraussetzung, dass nur Studierende teilnehmen, deren Studienplan im System abgebildet ist. Das war für die Medizinische Fakultät (und danach für die Medizinische Universität) aufgrund der überschaubaren Anzahl von Studienrichtungen mit vertretbarem Aufwand umsetzbar. Für die gesamte Universität Wien bedeutet dies aber, dass für den
Einsatz des Systems die Abbildung aller aktuell gültigen
Studienpläne erforderlich ist, was aufgrund der großen Anzahl von Studien für viele Jahre – wenn nicht überhaupt auf
Dauer – unrealistisch ist.
… und noch eines
Im Juni 2005 wurde ein neuerlicher Anlauf zur Entwicklung
eines Anmeldesystems im Rahmen von UNIVIS unternommen. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollte UNIVIS
online bis zum Beginn des Wintersemesters 2005 um ein
Anmeldesystem erweitert werden (genau genommen um
ein weiteres Anmeldesystem, denn das Anmeldesystem für
die Medizinische Universität war ja bereits integriert). Als
Zugeständnis an diesen ehrgeizigen Zeitplan wurden – den
bisherigen Erfahrungen Rechnung tragend – folgende Rahmenbedingungen festgelegt:
• Um weltanschauliche Diskussionen in Bezug auf die Modalitäten der Platzvergabe zu vermeiden und auch sonst
den Bedarf an zeitaufwendigen Abstimmungen auf ein
Minimum zu reduzieren, sollte das Projekt vorerst auf
eine Studienprogrammleitung (SPL) beschränkt bleiben
(somit konnte die betroffene SPL autonom entscheiden)
und alle erforderlichen Abstimmungen direkt zwischen
der SPL und dem ZID erfolgen.
• Da einerseits die Entwicklung einer allgemein verwendbaren Komponente zur Abbildung von Curricula im vorgesehenen Zeitrahmen nicht realisierbar schien (nicht
zuletzt aufgrund der Tatsache, dass einheitliche Konstruktionsprinzipien nach wie vor nicht vorlagen), und andererseits im Sinne einer späteren Ausdehnung des Projekts
auf andere Studienprogrammleitungen die Entwicklung
einer speziell auf die Bedürfnisse der teilnehmenden SPL
abgestimmten Komponente zu vermeiden war, wurde
auf eine Integration des Curriculums vorerst überhaupt
verzichtet.
Als Projektpartner konnte die Studienprogrammleitung Politikwissenschaft gewonnen werden, 5) die bereits erste Erfahrungen mit einem selbst entwickelten Anmeldesystem gesammelt hatte, das seit dem Studienjahr 2002/2003 für einen
Teil der vom Institut für Politikwissenschaft angebotenen
Lehrveranstaltungen eingesetzt worden war. Dieses System
sollte nun durch ein Nachfolgesystem abgelöst werden, das
Aktuelles
einerseits für alle Lehrveranstaltungen der SPL zum Einsatz
kommen und zudem auch für die Prüfungsanmeldung geeignet sein sollte.
Im Juli 2005 begannen intensive Gespräche zwischen VertreterInnen der SPL und dem ZID, die aufgrund der bereits
recht konkreten Vorstellungen der SPL rasch vorankamen.
Planmäßig ab 3. 10. 2005 erfolgte die Anmeldung zu den
Lehr veranstaltungen des Instituts für Politikwissenschaft
über UNIVIS online. Die Anmeldephase verlief technisch
reibungslos, lediglich die gewohnt spartanische Benutzeroberfläche von UNIVIS online bereitete vereinzelt Probleme
bei der Bedienung.
Für die Anmeldungen des Sommersemesters 2006 wurden
die Erfahrungen aus dem Wintersemester 2005 berücksichtigt und das System um einige Funktionen erweitert. Außerdem wurden nunmehr auch die Lehrveranstaltungen des
Instituts für Staatswissenschaft in das System aufgenommen. Im Wintersemester 2005 war (wie in den Semestern
davor) die Anmeldung zu diesen Lehrveranstaltungen noch
im Anmeldesystem ISWI abgewickelt worden, und zwar im
Wesentlichen deshalb, weil die entsprechenden Vorarbeiten
am Institut (Erfassung der Lehrveranstaltungen, Festlegung
der Anmeldefristen, Information der Studierenden usw.)
längst abgeschlossen waren, als das Pilotprojekt Politikwissenschaft ins Leben gerufen wurde.
Zur Charakterisierung des im Rahmen des Pilotprojektes
entwickelten Prototyps soll im Folgenden auf einige Eigenschaften desselben eingegangen werden:
• Das Anmeldesystem ist Bestandteil des Universitätsverwaltungssystems i3v und arbeitet daher mit dem zentralen Datenbestand der Universität Wien. Folglich entfällt etwaige Mehrarbeit durch mehrfaches Erfassen von
Daten, und auch der aufwendige Betrieb fehleranfälliger Systemschnittstellen ist nicht erforderlich.
• Das System unterscheidet hinsichtlich der Lehrveranstaltungsanmeldung zwischen Lehrveranstaltungen
mit beschränkter TeilnehmerInnenzahl (in der Regel
prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen) und solchen
ohne Zugangsbeschränkung (klassischer Vertreter dieser
Kategorie ist die Vorlesung). Die – nicht in allen Systemen übliche – Anmeldung zu Vorlesungen dient zum
einen der SPL als Information über die Nachfrage nach
den einzelnen Veranstaltungen, um z.B. eine Veranstal-
UNIVIS online
UNIVIS online (www.univie.ac.at/uvo/) ist der
Online-Zugang zum zentralen Universitätsverwaltungssystem der Universität Wien und bietet Studierenden die Möglichkeit, persönliche Daten einzusehen, die Heimat- und Zustelladresse zu ändern,
den Studienstatus zu überprüfen und Studien online
fortzusetzen (dies ist erforderlich, wenn der Studienbeitrag an einer anderen Universität eingezahlt
wurde), das Studienbeitragskonto und Prüfungsergebnisse abzufragen sowie über die Zweckwidmung
der Studienbeiträge abzustimmen.
UNIVIS online ging im Jänner 2004 als Prototyp in
Betrieb und wurde sukzessive erweitert, zuletzt um
ein Lehrveranstaltungs- und Prüfungsanmeldesystem
und ein kommentiertes Vorlesungsverzeichnis.
Der Prototyp wurde auf Basis der J2EE-Technologie
implementiert, als Application Server kommt der
Open Source-Server JBoss (www.jboss.com) mit
eingebettetem Apache Tomcat (http://tomcat.
apache.org/) zum Einsatz. Der JBoss Application
Server läuft auf einem HP DL380-Server unter dem
Betriebssystem RedHat AS 3.0. Die SSL-gesicherte
Kommunikation wird über einen Apache-Webserver
(http://httpd.apache.org/) abgewickelt. An
Web-Technologien werden derzeit ausschließlich
HTML und CSS eingesetzt, was zwar die Möglichkeiten
der Benutzeroberfläche und der Client-Server-Kommunikation einschränkt, aber eine möglichst gute
Verträglichkeit mit einer Vielzahl von Browsern gewährleistet.
UNIVIS online wird täglich von durchschnittlich
5 000 Personen benutzt; dieser Wert steigt zu Semesterbeginn und -ende auf über 12 000. Ende 2006
soll der Prototyp von einem regulären Nachfolger
abgelöst werden.
tung bei Bedarf in einen größeren Hörsaal zu verlegen
(wobei die Reaktionsmöglichkeiten in Anbetracht der
Hörsaalsituation der Universität in der Regel beschränkt
sind). Zum anderen können die TeilnehmerInnen einer
Veranstaltung künftig per eMail mit relevanten Informationen (z.B. kurzfristigen Änderungen) versorgt werden.
• Die Aufnahme in Veranstaltungen mit Platzbeschränkung
erfolgt nach einem so genannten Präferenzsystem;
der Zeitpunkt der Anmeldung ist dabei nicht relevant.
Die Studierenden melden sich zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhalb der Anmeldefrist (diese dauert in der
Regel eine Woche) zu den gewünschten Lehrveranstaltungen an und reihen diese nach persönlicher „Wichtig-
Comment 06 /2
• Die Bedienung des Systems erfolgt für Studierende (z.B.
zum An- und Abmelden) und Lehrende (z.B. zum Zugriff auf Anmeldelisten) über UNIVIS online – also
über einen beliebigen Webbrowser. Die Verwaltung des
Systems (z.B. die Festlegung der Anmeldefristen oder
die Erfassung von Noten) erfolgt über i3v. Da die zugrunde liegenden Daten (Lehrveranstaltungsdaten, Studierendendaten usw.) ohnehin bereits in i3v verfügbar
sind, ist der für die Konfiguration der Anmeldung erforderliche Zusatzaufwand minimal.
9
10
Aktuelles
Comment 06 /2
keit“, beginnend mit 1 für die
subjektiv wichtigste Lehrveranstaltung. Diese Wunschliste
wird bei der Vergabe der
Plätze insofern berücksichtigt,
als die Aufnahme in die Veranstaltungen in der Reihenfolge der Wunschliste erfolgt.
In eine konkrete Lehrveranstaltung werden also zuerst
alle Studierenden aufgenommen, die diese auf Platz 1 der
Wunschliste haben, danach
folgen jene, die sie auf Platz 2
haben usw., bis die Veranstaltung ausgebucht ist.
• Lehrveranstaltungen,
die
mehrfach angeboten werden
(Parallelveranstaltungen),
können nur einmal besucht
werden (d.h. man kann nicht
zwei inhaltlich gleiche Parallelveranstaltungen im selben
Semester besuchen). Es ist jedoch möglich, sich für mehAbb. 1: Prototyp des Anmeldesystems in UNIVIS online (Ausschnitt)
rere davon anzumelden und
die persönlichen Präferenzen
• Auch die Anmeldung zu Lehrveranstaltungsprüfunin Form einer Reihung anzugeben, die bei der Zuteilung
gen kann über UNIVIS online abgewickelt werden. Die
nach Maßgabe verfügbarer Plätze berücksichtigt wird.
Listen der aufgenommenen Studierenden stehen den
PrüferInnen auch hier sowohl in UNIVIS online als auch
• Nach der Anmeldefrist erfolgt die Zuteilung der Plätze
in i3v zur Verfügung. Die Erfassung der Beurteilungen
aufgrund der festgelegten Kriterien. Die Studierenden
(Noteneingabe) erfolgt vorerst nur über i3v.
können online eruieren, in welche Veranstaltungen sie
aufgenommen wurden. Nach der Zuteilung erfolgt eine
zweite Anmeldephase für Restplätze und etwaige infolge der Nachfrage zusätzlich angebotenen LehrveranAusblick
staltungen. Die Anmeldung und Zuteilung in dieser
Das Projekt Lehre XXI – Services (Näheres siehe http://
Nachfrist erfolgt nach denselben Kriterien wie im ersten
lehrexxi-services.univie.ac.at/) beschäftigt sich
Durchgang. Die Listen der aufgenommenen Studierenim Rahmen des universitätsweiten Projekts Lehre XXI mit
den stehen den LehrveranstaltungsleiterInnen sowohl in
der operativen Planung, Umstellung und Neuorientierung
UNIVIS online als auch in i3v zur Verfügung.
der Administration des Studienbetriebs und gliedert sich in
verschiedene Teilprojekte (u.a. Anmeldesysteme, Elektroni• Da die Studierenden bei der Anmeldung noch nicht
sches Curriculum, Lehrcontrolling, Prozessdokumentation).
wissen können, in welche Veranstaltungen sie letztlich
aufgenommen werden, besteht prinzipiell die Gefahr, in
Im Rahmen einer Präsentation am 14. 3. 2006 im Kleinen
Lehrveranstaltungen aufgenommen zu werden, die sich
teilweise oder zur Gänze zeitlich überschneiden und daFestsaal der Universität Wien wurde das Pilotprojekt Politikher nicht besucht werden können. Um die Anmeldung
wissenschaft als Vorarbeit zu Lehre XXI – Services vorgeflexibler zu gestalten, erlaubt das System zwar eine Anstellt und die Einführung eines auf diesem Pilotprojekt aufmeldung zu kollidierenden Veranstaltungen, teilt jebauenden Systems für weitere Studienrichtungen im Rahdoch nur Veranstaltungen zu, die auch besucht werden
men des Teilprojekts Anmeldesysteme angekündigt. Dakönnen (eine minimale Überschneidung wird toleriert).
durch ist gewährleistet, dass die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt in die Konzipierung eines universitätsweiten An• Damit alle für die Auswahl von Lehrveranstaltungen hilfmeldesystems einfließen, und darüber hinaus ist eine reireichen Informationen an einer Stelle zugänglich sind,
bungslose Zusammenarbeit mit den anderen Teilprojekten
wurde auch ein Kommentiertes Vorlesungsverzeichvon Lehre XXI – Services (insbesondere mit dem Teilprojekt
nis in UNIVIS online integriert. Die entsprechenden DaElektronisches Curriculum) sichergestellt.
ten werden (wie auch alle anderen) in i3v gepflegt.
Martin Polaschek I
Aktuelles
11
DAS POSTAMT ZIEHT UM:
Ein neues Mailsystem für die Uni Wien
Warum ein neues Mailsystem?
Seit im Comment 94/2 das „Mailbox-Service“ zum ersten
Mal vorgestellt wurde (siehe www.univie.ac.at/
comment/94-2.pdf), haben sich die Anforderungen an
ein Mailsystem vervielfacht. Heute gehört Electronic Mail
zur grundlegenden Kommunikations-Infrastruktur – ein zuverlässiges Mailsystem wird genauso als selbstverständlich
vorausgesetzt wie die Wasserversorgung.
Um den wachsenden Ansprüchen gerecht zu werden,
musste das Mailsystem der Universität Wien ständig weiterentwickelt werden: In fast jeder Ausgabe des Comment gab
es mindestens einen Artikel zum Thema Mailing, und laufend wurde über Neuerungen berichtet. Schon mehrmals
war von einem „neuen Mailbox-Rechner“ zu lesen; inzwischen gibt es schon lange keinen Mailbox-Rechner mehr,
stattdessen sorgt rund ein Dutzend Server für die reibungslose Abwicklung des Mailverkehrs. Vor acht Jahren wurde
im Comment 98/2 noch die Frage gestellt: Viren über eMail
– Gefahr oder Gerücht? Heute ist klar, dass die Gefahren
real sind, und verlässliche Maßnahmen zur Abwehr von
Viren sind unumgänglich, ebenso wie eine effiziente Spambekämpfung.
Trotz aller Erneuerungen, Erweiterungen und Umbauten
des universitären Mailsystems wurde dessen grundlegende
Achitektur unverändert beibehalten. Dabei haben sich im
Laufe der Jahre einige Altlasten angesammelt. Wenn ein
Haus zu klein wird und auch sonst nicht mehr den Anforderungen der Zeit genügt, kann man sich lange Zeit mit
Um- und Ausbauten behelfen: Aus dem Dienstbotenzimmer
wird ein Bad, der Dachboden wird ausgebaut, ein Schuppen
wird zur Garage usw. Irgendwann nützt aber alles nichts
mehr, und ein Neubau ist erforderlich. Das Mailsystem der
Uni Wien ist an diesem Punkt angelangt: Alle Komponenten
– Architektur, Hardware, Software – wurden erneuert.
Eine so radikale Umstellung erfordert selbstredend eine
gründliche Vorbereitung. Das neue Mailsystem wurde daher
im Laufe von mehreren Monaten parallel zum bestehenden
aufgebaut und gründlich getestet. Eine schrittweise Inbetriebnahme war hier nicht möglich; das System wurde vielmehr am Vormittag des 16. Juni 2006 durch die Änderung
der entsprechenden Nameserver-Einträge aktiviert, die nur
Was ist anders?
Wie das neue Mailing technisch funktioniert, wird im Kasten
Das neue „Postverteilerzentrum“ der Universität Wien vom
Architekten des Systems, Wolfgang Breyha, beschrieben
(siehe Seite 12). Im Folgenden ist kurz zusammengefasst,
welche Erweiterungen und Features das System bietet:
Neuer Spamfilter
Dem komplett erneuerten Spamfilter ist ein eigener Artikel
gewidmet (siehe Seite 13).
Verschlüsselte Übertragung
Als die im Mailing verwendeten Übertragungsprotokolle 2)
erfunden wurden, dachte noch niemand daran, eine Verschlüsselung vorzusehen. Es stellte sich jedoch bald heraus,
dass dies problematisch ist, besonders dort, wo Passwörter
übertragen werden. Deshalb wurden nachträglich verschlüsselte Erweiterungen definiert, von denen es zwei Varianten
gibt:
• Das gesamte Protokoll wird verschlüsselt. Für verschlüsselte Übertragungen wird ein anderer Port verwendet
als für unverschlüsselte.
• Die beiden „Gesprächspartner“ (Client und Server) beginnen ihren Dialog unverschlüsselt, können sich aber
darauf einigen, verschlüsselt fortzufahren. Dies geschieht mit Hilfe des Befehls STARTTLS, weshalb diese
Variante in vielen Mailprogrammen TLS genannt wird,
während die durchgehend verschlüsselte als SSL bezeichnet wird (siehe Abb. 1 auf Seite 13) – eine reichlich
verwirrende Nomenklatur, da TLS eigentlich ein Synonym
für neuere Varianten von SSL ist (mehr über Transport
Layer Security und Secure Sockets Layer erfahren Sie auf
Seite 43).
1) Ausnahmen sind lediglich einige Altlasten, die im Zuge der Umstellung bereinigt wurden. Dazu gehören Mailadressen der Form
username @pcserv.univie.ac.at und username @rs6000.
univie.ac.at – mehrere Jahre nach Einstellung der „alten“ PCRäume und des RS6000-Clusters wurden auch die dazugehörigen
Mailadressen aufgelassen. Auch die vor der Mailbox-Umstellung
im Sommer 1999 üblichen Mailbox-IDs (z.B. a4711max) funktionieren auf dem neuen System nicht mehr.
2) SMTP (Simple Mail Transfer Protocol ), POP (Post Office Protocol)
und IMAP (Internet Message Access Protocol)
Comment 06 /2
Nach außen sollte von der Umstellung möglichst wenig
zu merken sein: Alles, was bisher funktioniert hat, sollte –
ohne Änderungen an Einstellungen in Mailprogrammen –
auch weiter funktionieren.1) Deshalb wurde so verfahren,
wie es manchmal beim Umbau von denkmalgeschützten
Häusern geschieht: Die Fassade wurde stehengelassen,
aber dahinter blieb kaum ein Stein auf dem anderen.
wenige Minuten in Anspruch nahm. Nach einigen kleinen
Nachbesserungen läuft das System seither ohne Probleme.
12
Aktuelles
Das neue „Postverteilerzentrum“ der Universität Wien
Die große Herausforderung und Chance, am Neudesign des Mailsystems der Uni Wien (mehr dazu siehe Seite 11) mitzuwirken, lockte mich vor etwa neun Monaten an den ZID. Seither wurde eine komplett neue „Postleitstelle“ geplant, gebaut und getestet – parallel zum laufenden Mail-Betrieb, der bis zum Tag der Umstellung über das bisherige System lief,
und stets unter Rücksichtnahme auf die bestehenden organisatorischen Strukturen und Notwendigkeiten. Selbstverständlich flossen auch Elemente und Ideen des bisherigen Mailsystems (das technisch gesehen noch lange nicht zum „alten
Eisen“ gehört) in das neue System ein. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, dieses vorzustellen:
• Als Hardware werden derzeit 10 Server der Type HP Proliant DL380 G4 eingesetzt.
• Beim Betriebssystem fiel die Entscheidung zugunsten von Linux (Fedora Core 4), nicht zuletzt aufgrund langjähriger
guter Erfahrungen mit RedHat/Fedora auf eben dieser Hardware.
• Als Mail Transfer Agent (MTA) kommt Exim (www.exim.org) anstelle von sendmail (www.sendmail.org) zum
Einsatz: Obwohl ich sendmail ebenfalls sehr schätze – vor allem auch aufgrund des Milter-API zur Einbindung externer Programme wie Virenscanner oder Spamfilter –, hat Exim in meinen Augen doch einige Vorteile. Dazu zählen
unter anderem die gute Dokumentation, die vergleichsweise leicht verständliche Konfiguration, die exzellente Unterstützung von LDAP und ein ausgefeiltes Queue-Handling. Auch die Anbindung von Viren- und Spamfiltern ist in den
letzten Jahren stetig verbessert worden.
• Ein wesentlicher Unterschied zum bisherigen Mailsystem ist die Verwendung von LDAP (Lightweight Directory Access
Protocol ). Dadurch werden Änderungen bzw. Neuanschaltungen von eMail-Adressen, Forwards etc. deutlich schneller aktiv: Anstatt alle Daten periodisch auf den Mailservern selbst zu aktualisieren, werden Änderungen inkrementell
im LDAP-Verzeichnis durchgeführt. Das Mailsystem befragt für jede Transaktion neuerlich die LDAP-Server und hat
somit unmittelbar Zugriff auf veränderte Daten (es ist eine der besonderen Eigenschaften von LDAP, die immense
Anzahl von Anfragen, die dabei entstehen, zu bewältigen). Sowohl server- als auch clientseitig wird dabei das Open
Source-Produkt OpenLDAP (www.openldap.org) verwendet.
• Im Bereich der Virenscanner setzen wir nun ebenfalls auf Open Source und wechseln von McAfee zu ClamAV (www.
clamav.net). Zwar entstehen auch durch die Verwendung von McAfee keine Kosten, die Unix-Unterstützung dieses
Scanners ist aber aufgrund des fehlenden Daemons nach wie vor äußerst mangelhaft. ClamAV bietet neben einer
hoch performanten Scan-Engine auch guten Schutz gegen die meisten Phishing-Attacken; die Reaktionszeiten bei
neuen Bedrohungen liegen im Spitzenfeld, weit vor Symantec oder McAfee. Der Nachteil dieser Lösung ist, dass ältere Viren nicht immer erkannt werden. Da es aber nach wie vor unerlässlich ist, jeden Computer zusätzlich mit einem
lokalen Virenscanner zu schützen, sollte dies keine ernsthafte Bedrohung darstellen.
• Der Spamfilter wurde vollständig neu entwickelt; mehr dazu erfahren Sie im Artikel Wenn der Postmann zweimal
klingelt auf Seite 13.
Die Mailserver sind in den Arbeitsgruppen MX, MSA, DCC und RELAY zusammengefasst und für folgende Aufgabengebiete
zuständig:
Comment 06 /2
• MX (Mail eXchanger): Diese Server empfangen Mails aus dem Internet. Hier sind alle Filterkomponenten – wie
Greylisting, Virenfilter und Spamfilter – aktiv.
• MSA (Mail Submission Agent): Die MSA-Server – besser bekannt als MAIL.UNIVIE.AC.AT – übernehmen Mails aus
dem Bereich der Universität Wien und beherbergen die POP3- und IMAP4-Proxies. Aktiv sind nur die Virenfilter.
• DCC (Distributed Checksum Clearinghouse): Hier laufen die DCC- und Greylisting-Services sowie lokal gespiegelte
Blacklists (Näheres dazu finden Sie im Artikel Wenn der Postmann zweimal klingelt auf Seite 13).
• RELAY: Diese Gruppe dient als Smarthost, d.h. sie übernimmt die Zustellung aller Mails an externe Systeme.
Alle Server des neuen Mailsystems können prinzipiell jede beliebige Rolle übernehmen. Die Zuteilung zu einer Gruppe
erfolgt zentral von einem Management-Server.
Wolfgang Breyha
Aktuelles
Teilweise konnten die verschlüsselten Protokolle schon bisher verwendet werden.
Mit dem neuen Mailsystem wird nun aber
eine flächendeckende Unterstützung für
verschlüsselte Übertragung angeboten:
13
Authentifizierung beim Mailversand
Zum Versenden von eMail ist, anders als
beim Abholen, meist keine Authentifizierung (d.h. kein „Identitätsnachweis“ mittels
Username und Passwort) erforderlich. Um
• Der SMTP-Server MAIL.UNIVIE.AC.AT
Missbrauch – vor allem durch Spammer –
unterstützt TLS. Dieser Server dient im
zu unterbinden, akzeptierten die Mailserver
neuen Mailsystem allen Universitätsanfür ausgehende Mail (MAIL.UNIVIE.AC.AT
und MAIL.UNET.UNIVIE.AC.AT) daher bisgehörigen – auch Studierenden – als
lang nur Verbindungen aus dem Datennetz
Server für ausgehende Mail. (Der bisAbb. 1: Aktivieren der SMTPder Uni Wien. Wenn man sich aber authenherige SMTP-Server für Studierende,
Authentifizierung in Thunderbird
MAIL.UNET.UNIVIE.AC.AT, kann weitertifiziert (was, wie erwähnt, nur vom Server
MAIL.UNIVIE.AC.AT unterstützt wird und
hin verwendet werden, unterstützt jebei den meisten Mailprogrammen durch einfaches Ankreudoch keine Verschlüsselung und Authentifizierung.)
zen der entsprechenden Option geschieht, siehe Abb. 1), ist
• Die Server für eingehende Mail – IMAP.UNIVIE.AC.AT
diese Einschränkung nicht nötig: Damit ist es z.B. möglich,
(für UniversitätsmitarbeiterInnen) und IMAP.UNET.
bei einem Gastaufenthalt im Ausland ein Notebook einfach
UNIVIE.AC.AT (für Studierende) – unterstützen die verans Netzwerk anzustecken und das Mailprogramm ohne
schlüsselte Variante des IMAP-Protokolls und, sofern
jede Konfigurationsänderung weiter zu verwenden.
gewünscht, auch des POP-Protokolls.
Authentifizierung und Verschlüsselung sind zwar im Prinzip
Zu beachten ist, dass die Verschlüsselung in allen Fällen
voneinander unabhängig, der Server ist jedoch so konfigunur den Transport betrifft – am Mailserver werden die Nachriert, dass er Authentifizierung nur bei gleichzeitiger Verrichten unverschlüsselt gespeichert. Soll die Nachricht selbst
schlüsselung akzeptiert. Aktivieren Sie daher bitte die entkryptisiert werden, benötigt man spezielle Programme wie
sprechende Option TLS in Ihrem Mailprogramm (bei
z.B. PGP (die selbstverständlich verwendet werden können,
Thunderbird z.B. mittels Extras – Konten – Postausgangfür die der Zentrale Informatikdienst aber derzeit keinen
Server (SMTP) – Bearbeiten; siehe Abb. 1).
Support bietet).
Peter Marksteiner I
WENN DER POSTMANN ZWEIMAL KLINGELT:
Der neue Spamfilter der Uni Wien
Noch immer Spam?
Seit Sommer 2003 bietet der Zentrale Informatikdienst einen
Spamfilter auf seinen Mailservern an. Dieser wurde im
Comment 03/1 vorgestellt, wo im Artikel Forever Spam!? –
Warum Spam nicht schon längst abgeschafft wurde eine
ausführliche Diskussion zum Thema Spam und zur Problematik der Spambekämpfung zu finden ist.1)
• Als „Spam“ werden unerwünschte eMail-Nachrichten
bezeichnet, die massenweise – oft millionenfach – verschickt werden. Zweck dieser Massensendungen ist fast
immer schlicht und einfach das Geldverdienen; man
spricht dann von Unsolicited Commercial E-Mail (UCE,
unerwünschte Werbemail). Massensendungen zu anderen Zwecken – z.B. politische Propaganda – kommen
seltener vor und werden allgemein als Unsolicited Bulk
E-Mail (UBE, unerwünschte Massenmail) bezeichnet.
1) siehe Comment 03/1, Seite 2 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/03-1/031_2.html
2) TAN steht für Transaktionsnummer; damit werden die im OnlineBanking verwendeten Einmalpasswörter bezeichnet.
3) Benannt nach § 419 des nigerianischen Strafgesetzbuches, weil
diese Art des Betrugs in Nigeria besonders beliebt ist (Näheres
siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Scam).
Comment 06 /2
Die wichtigsten Punkte sind im Folgenden kurz zusammengefasst:
• Manche Formen von Spam sind nicht nur leicht anrüchige Methoden des Geschäftemachens, sondern eindeutig kriminell. Dazu gehören Phishing-Mails, das sind
gefälschte Nachrichten von Banken, Online-Versandhäusern usw., die auf ebenfalls gefälschten Webseiten zur
Preisgabe von Konto- und Kreditkartennummern, Passwörtern, TANs 2) usw. verleiten (Näheres siehe Seite 37).
Beim Nigeria- oder 419-Scam 3) wird um Unterstützung
beim Transfer fabelhafter Summen von einem Land in
ein anderes gebeten. Auch wenn manche dieser Geschäftsangebote durchaus seriös und verlockend wirken:
Bitte lassen Sie davon unbedingt die Finger!
14
Aktuelles
Ausschnitt aus einer Spam-Mail: Kopfzeilen und Inhalt
Date: Wed, 31 May 2006 02:05:21 +0600
From: “Charles Dupree“ <[email protected]>
To: [email protected]
Subject:
Best Pharmacy r56
X-DCC-Univie-Metrics: ray.univie.ac.at 32722; Body=1 Fuz1=1 Fuz2=8300035
X-Univie-Virus-Scan: scanned by ClamAV on ray.univie.ac.at
X-Univie-Spam-Score: 29.3
X-Univie-Spam-Score-Int: 293
X-Univie-Spam-Level: +++++++++++++++++++++++++++++
X-Univie-Spam-Checker-Version: SpamAssassin 3.1.1 (2006-03-10) on ray.univie.ac.at
X-Univie-Spam-Status: Yes, score=29.3, required=8.0, tests=DNS_FROM_RFC_ABUSE,
DNS_FROM_RFC_POST,FUZZY_GUARANTEE,FUZZY_PHARMACY,FUZZY_VLIUM,
FUZZY_VPILL,FUZZY_XPILL,SPF_SOFTFAIL,UNPARSEABLE_RELAY,URIBL_AB_SURBL,
URIBL_JP_SURBL,URIBL_OB_SURBL,URIBL_SC_SURBL,URIBL_WS_SURBL,ZIDDCC_ONE
X-Univie-Spam-Languages: en
X-Univie-Spam-Report: Content analysis details:
*
*
(29.3 points, 8.0 required)
1.5 SPF_SOFTFAIL SPF: sender does not match SPF record (softfail)
[SPF failed: Please see http://www.openspf.org/why.html?sender=frdyjn%40msn.com&
ip=194.152.96.145&receiver=ray.univie.ac.at]
*
0.0 UNPARSEABLE_RELAY Informational: message has unparseable relay lines
*
3.0 FUZZY_GUARANTEE BODY: Attempt to obfuscate words in spam
*
0.6 FUZZY_VLIUM BODY: Attempt to obfuscate words in spam
*
2.6 FUZZY_XPILL BODY: Attempt to obfuscate words in spam
*
2.6 FUZZY_PHARMACY BODY: Attempt to obfuscate words in spam
*
0.7 FUZZY_VPILL BODY: Attempt to obfuscate words in spam
*
0.5 DNS_FROM_RFC_ABUSE RBL: Envelope sender in abuse.rfc-ignorant.org
*
1.4 DNS_FROM_RFC_POST RBL: Envelope sender in postmaster.rfc-ignorant.org
*
3.6 URIBL_SC_SURBL Contains an URL listed in the SC SURBL blocklist
*
*
*
*
*
*
*
*
*
*
[URIs: bestproofonline.com]
3.4 URIBL_JP_SURBL Contains an URL listed in the JP SURBL blocklist
[URIs: bestproofonline.com]
3.3 URIBL_AB_SURBL Contains an URL listed in the AB SURBL blocklist
[URIs: bestproofonline.com]
1.5 URIBL_WS_SURBL Contains an URL listed in the WS SURBL blocklist
[URIs: bestproofonline.com]
2.6 URIBL_OB_SURBL Contains an URL listed in the OB SURBL blocklist
[URIs: bestproofonline.com]
2.0 ZIDDCC_ONE reached threshold in one DCC category
Comment 06 /2
X-Univie-Spam-Flag: YES
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Beim neuen Spamfilter der Uni Wien beginnen alle von SpamAssassin
erzeugten Kopfzeilen mit X-Univie-Spam. Für die hier abgebildete
Nachricht wurden 29.3 Schlechtpunkte vergeben (das ist ein sehr
hoher Wert). Diese Zahl wird in mehreren Formaten ausgegeben
(X-Univie-Spam-Score, X-Univie-Spam-Score-Int,
X-Univie-Spam-Level), um ein automatisches Verarbeiten
durch Filterprogramme zu erleichtern. Unter X-Univie-Spam-Report
ist detailliert aufgelistet, aufgrund welcher Tests die Punkte vergeben
wurden. Das abschließende Urteil ist unter X-Univie-Spam-Flag
zu finden: YES – es ist eindeutig Spam.
Aktuelles
• Eine automatisierte, fehlerfreie Spam-Erkennung ist unmöglich: Das entscheidende Kriterium ist „unerwünscht“,
und das ist ein subjektives Kriterium. Bei jeder Form der
automatisierten Spambekämpfung besteht daher die Gefahr so genannter False Positives: Es kann vorkommen,
dass legitime und vom Empfänger gewünschte Nachrichten fälschlicherweise als Spam klassifiziert werden.
• In Österreich ist das Versenden von Massenmail im § 107
des Telekommunikationsgesetzes 2003 geregelt. Bei unerwünschter elektronischer Post aus Österreich ist eine
Beschwerde beim jeweiligen örtlich zuständigen Fernmeldebüro möglich und sinnvoll (Näheres siehe www.
bmvit.gv.at/telekommunikation/spam/ ). Fast
alles an Spam kommt jedoch aus dem Ausland, und die
Aussichten auf Erfolg sind bei einer gerichtlichen Verfolgung außerhalb Österreichs bzw. der EU sehr gering.
Bei der Implementierung des Spamfilters vor drei Jahren
wurde größter Wert auf die Vermeidung von False Positives
gelegt. In dieser Hinsicht war er auch außerordentlich erfolgreich: Es ist uns kein einziger derartiger Fall bekannt.
Trotz des ehrgeizigen Zieles „keine False Positives“ konnte
nach einigen Anlaufschwierigkeiten eine respektable Trefferquote erzielt werden. Leider ist diese im Lauf der Jahre wieder gesunken: Form und Inhalt von Spam sowie die Methoden von Spammern ändern sich andauernd, was laufende
Anpassungen am Spamfilter erforderlich macht. Diese konnten nicht immer schnell genug durchgeführt werden.
Nicht nur der Spam hat sich in den letzten drei Jahren verändert, sondern auch die Maßnahmen zur Spambekämpfung:
Heute stehen ganz andere Werkzeuge zur Verfügung als
noch vor drei Jahren. Deshalb hat der ZID beschlossen, im
Zuge der Erneuerung des Mailsystems (siehe Seite 11) auch
einen vollständig neuen Spamfilter zu entwickeln, wobei
möglichst viele der bisher gewonnenen Erfahrungen in das
neue System einfließen sollten.
Die Tricks der Spammer ...
Andererseits durchforsten die ungebetenen Gäste auf dem
Wirtssystem etliche Dateien nach eMail-Adressen. So verschicken z.B. einige Varianten des Sobig-Wurms nichts als
eMail-Adressen, um die Adresslisten anderer Systeme zu
füttern. Auf diesem Weg kommen die Spammer auch an die
bestgehüteten Adressen, die nur im privaten Bereich verwendet werden.6)
... und die Waffen der Spamjäger
Die meisten der nachfolgend beschriebenen Methoden liefern nur Indizien, ob es sich bei einer Mail um Spam handelt oder nicht. Zur erfolgreichen Spambekämpfung ist daher immer eine Kombination möglichst vieler Methoden erforderlich. Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, beinhaltet jedoch die wichtigsten der Verfahren,
die im neuen Spamfilter der Uni Wien eingesetzt werden.
Die Masse macht’s
Eine Eigenschaft hat Spam immer: Er wird in Massen versandt. Zwar gibt es auch legitime Massenmails, aber in
jedem Fall ist das massenhafte Vorkommen von Nachrichten
gleichen oder ähnlichen Inhalts verdächtig. Das Distributed Checksum Clearinghouse (DCC, www.rhyolite.
com/anti-spam/dcc/) bietet die Möglichkeit, Prüfsummen zu bilden, die Prüfsumme bei einer zentralen Stelle zu
registrieren und festzustellen, wie oft weltweit eine Nachricht
mit derselben Prüfsumme schon registriert wurde. Auch
Spamtraps lassen sich in Verbindung mit DCC erfolgreich
einsetzen: Das sind Mailadressen, deren einziger Zweck es
ist, von automatischen Suchprogrammen (so genannten
Harvestern) gefunden zu werden. Mail an solche Adressen
ist ausschließlich Spam und kann beim Clearinghouse wesenlich höher gewichtet werden.
Schwarze, weiße und graue Listen
Zahlreiche Organisationen und Firmen pflegen Blacklists
– „Schwarze Listen“, auf denen üblicherweise IP-Adressen
stehen, von denen aus Spam versandt wurde. Details dazu
sind im Artikel Spammer vs. Blacklists: Ein ewiges Wett4) siehe Artikel We do not relay in Comment 98/2, Seite 28 bzw. unter
www.univie.ac.at/comment/98-2/982_28.html
5) Als Bot (abgekürzt für Robot) wird ein Computerprogramm bezeichnet, das weitgehend autonom und unbeaufsichtigt simple,
aber arbeitsintensive Aufgaben erledigt – wie z. B. das Versenden
von Spam.
6) Spammer erhalten Adressen auf vielen Wegen, u.a. auch durch
systematisches Probieren. Es wird immer wieder diskutiert, wie
sehr das Publizieren von Adressen (z.B. auf Webseiten oder in
Newsgruppen) zu einer „Verseuchung“ durch Spam führt; wirklich
schlüssige Antworten auf diese Fragen gibt aber es nicht. Die Veröffentlichung von eMail-Adressen im Online-Personalverzeichnis der Uni Wien (http://online.univie.ac.at/pers)
trägt vermutlich kaum – wenn überhaupt – zum Spam-Aufkommen
bei. Auch sind diese Adressen im Quelltext der Seite kodiert angegeben, was ein automatisiertes Auslesen erschwert.
Comment 06 /2
Nachdem sie einem unsauberen und in fast allen Ländern
der Welt illegalen Gewerbe nachgehen, müssen Spammer
große Anstrengungen unternehmen, um ihre Spuren zu verwischen. Auch müssen sie sich immer wieder etwas Neues
einfallen lassen, um die Gegenmaßnahmen der InternetProvider und Software-Hersteller zu umgehen. Vor einigen
Jahren wurde Spam hauptsächlich über ungenügend geschützte Mailserver, so genannte „offene Relays“, versendet.4) Inzwischen sind die meisten dieser offenen Relays
abgedichtet, und die verbliebenen stehen auf Schwarzen
Listen (siehe weiter unten). Deshalb verbünden sich viele
Spammer kurzerhand mit den Urhebern von Viren und Trojanern (siehe dazu auch den Artikel Ferngesteuerte SpamArmeen im c‘t-Magazin 5/04, Seite 18). Einerseits fungieren
die von solchen Schädlingen infizierten Rechner als ferngesteuerte Spambots 5) und verschicken – von ihren ahnungslosen BenutzerInnen unbemerkt – große Mengen an Spam.
15
16
Aktuelles
rüsten im Comment 03/1 zu finden.7) Eine relativ neue
Entwicklung sind Blacklists, welche die Domains von URLs
enthalten, die in Spam-Mails beworben werden. Solche
Blacklists sind außerordentlich erfolgreich, weil sie eine
Schwachstelle von Spammern treffen: Diese können sich
zwar immer gefinkeltere Umwege ausdenken, um IP-basierten Blacklists zu entgehen, aber die URLs der Webseiten,
über die sie ihre zweifelhaften Produkte verkaufen wollen,
müssen irgendwo im Klartext stehen und können sich auch
nicht allzu schnell ändern.
Es gibt auch Whitelists, das sind „Weiße Listen“ von vertrauenswürdigen Adressen. In Österreich wird z.B. eine
Whitelist vom Verband der Internet-Provider (ISPA, www.
ispa.at) gepflegt: Die teilnehmenden Provider verpflichten sich, an ihren Mailservern ausreichende Maßnahmen
gegen Spam zu ergreifen, im Gegenzug behandeln sie alle
anderen Mailserver auf dieser Whitelist bevorzugt und ignorieren etwaige Einträge in beliebigen Blacklists (auch als seriöser Betreiber eines Mailservers kann man relativ leicht
auf einer Schwarzen Liste landen).
Spammer haben es beim Mailversand grundsätzlich sehr
eilig. So kommen sie mit dem Umstand, dass ein Mailsystem
temporär Probleme haben könnte, nicht sonderlich gut zurecht. Normalerweise legt ein Mailserver bei Zustellungsproblemen die betroffene Nachricht in eine Warteschlange und
versucht es in regelmäßigen Intervallen erneut. Spammern
ist das aber zu aufwendig. Sie probieren es daher meist nur
einmal pro Mail und ignorieren alle Rückmeldungen vom
Mailserver des Empfängers. Dieser Umstand wird vom Greylisting ausgenutzt, einer höchst wirksamen Methode zur
Spambekämpfung: Beim Eintreffen einer neuen Nachricht
wird diese vorerst mit einem temporären Fehler abgewiesen, aber dabei die Kombination aus Absenderadresse,
Empfängeradresse und IP-Adresse notiert. Erst wenn „der
Postmann zweimal klingelt“, d.h. wenn innerhalb eines gewissen Intervalls ein zweiter Zustellversuch erfolgt, wird
daraus gefolgert, dass es der Absender ernst meint, und die
Nachricht wird zugestellt. Der große Vorteil von Greylisting
ist, dass praktisch keine False Positives auftreten: Schlimmstenfalls kommt es zu gewissen Verzögerungen bei der Zustellung. „Kollateralschäden“ gibt es höchstens bei fehlerhaften Programmen zur automatisierten (aber legitimen) Versendung von Mail, die temporäre Fehler bei der Zustellung
ebenfalls nicht richtig behandeln.
Comment 06 /2
Inhalt und Form
Zu guter Letzt bleibt noch die Möglichkeit, programmgesteuert das zu tun, was auch ein Mensch tut, der seine Post
liest und Spam dabei löscht: anhand verschiedener formaler und inhaltlicher Kriterien zu entscheiden, ob es sich um
Spam handelt oder nicht. Für einen „menschlichen Spamfilter“ sind hauptsächlich inhaltliche Kriterien ausschlaggebend, die sich aber relativ schwer automatisiert überprüfen lassen. Zwar sind viele Programme in der Lage, nach
verdächtigen Phrasen wie Order Viagra now zu suchen, im
Allgemeinen sind jedoch formale Kriterien Erfolg ver-
sprechender: Blacklists, Phantasie-Adressen als Absender,
spezielle HTML-Formatierung und viele andere.
Eines der erfolgreichsten Programme dieser Art ist SpamAssassin ( http://spamassassin.apache.org/ ).
Dieser unterwirft jede Nachricht einer Reihe von aufwendigen Tests. Für jede „verdächtige“ Eigenschaft gibt es Schlechtpunkte (in seltenen Fällen vergibt SpamAssassin auch Gutpunkte). Am Ende werden alle Testergebnisse addiert und
das abschließende Urteil in Form von Kopfzeilen (Header)
vermerkt. SpamAssassin ist sehr flexibel und kann beliebig
an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Diese Flexibilität ist sehr wichtig, um auch für die Zukunft gerüstet zu
sein, da Spammer ihre Taktiken andauernd ändern.
Neu: Drei Fallen für Spammer
Beim neuen Spamfilter der Universität Wien muss eine
Nachricht im Wesentlichen drei Tests bestehen, bevor sie
zugestellt wird:
• Der Transport von eMail erfolgt nach wohldefinierten
Regeln. Die Basis bildet das Simple Mail Transfer Protocol (SMTP), das in mehreren Standard-Dokumenten,
so genannten RFCs, definiert ist (siehe http://de.
wikipedia.org/wiki/Request_for_Comments ).
Wer das Protokoll nicht einhält, muss damit rechnen,
dass seine Nachrichten nicht ankommen. Da sich Spammer an keinerlei Regeln halten, ist es weiter nicht verwunderlich, dass sie auch bei der Einhaltung von RFCs
immer wieder Fehler begehen. Deshalb ist es möglich,
bis zu einem Viertel der unerwünschten Mails schon
anhand solcher Kriterien einfach abzulehnen, ohne sich
der Gefahr von False Positives auszusetzen.
• Die zweite Hürde, die eine Nachricht zu überwinden
hat, ist das Greylisting. Um eine generelle Verzögerung
bei der Zustellung zu vermeiden, kommt eine leicht abgeschwächte Version von Greylisting zum Einsatz: Mails
von unverdächtigen IP-Adressen werden sofort zugestellt (dazu gehören insbesondere alle Adressen, die auf
der ISPA-Whitelist stehen). Dadurch ist weitestgehend
sichergestellt, dass erwünschter Mailverkehr ungehindert passieren kann. Ist der Absender aber auch nur im
Geringsten verdächtig, d.h. steht er auf einer beliebigen
der zahlreichen Blacklists, so heißt es beim ersten Zustellversuch „bitte warten“. Insbesondere werden auch
jene Listen berücksichtigt, die Netze mit dynamisch vergebenen IP-Adressen beinhalten (Wählleitungszugänge,
ADSL-Anschlüsse usw.). Zwar sind das meist die Adressen von braven BürgerInnen, aber gerade die haben oft
virenverseuchte PCs und verschicken, ohne es zu wis-
7) siehe Comment 03/1, Seite 37 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/03-1/031_37.html
8) siehe Kammerjäger im Netz in Comment 06/1, Seite 31 bzw.
unter www.univie.ac.at/comment/06-1/061_31.html
Aktuelles
17
sen, massenhaft Spam.8) Nach unseren bisherigen Erfahrungen scheitert weit mehr als die Hälfte aller SpamNachrichten am Greylisting.
• Anschließend werden alle restlichen Nachrichten von
SpamAssassin auf Herz und Nieren geprüft. Dieses Programm markiert in Form von Kopfzeilen, ob es die jeweilige Nachricht für Spam hält oder nicht. Natürlich
gibt es dann noch immer einen unvermeidlichen Rest,
der auch SpamAssassin durch die Lappen geht – der ist
allerdings kaum mehr der Rede wert.
Abb. 1: Thunderbird – Konfiguration einer Regel zum Löschen von
Mails, sobald das Spam-Level größer als 15 ist (Extras – Filter – Neu)
Wie aktiviere ich den Spamfilter?
Den schon eingangs abgeblockten Spam – sei es aufgrund
von Regelwidrigkeiten oder durch Greylisting – bekommt
man sowieso nie zu Gesicht; hier ist eine Aktivierung nicht
erforderlich. SpamAssassin hingegen filtert Spam nicht aus,
sondern markiert ihn nur. Das eigentliche Filtern kann auf
mehrere Arten erfolgen:
• Am Mailserver (die empfohlene Methode): Zur Aktivierung muss die Webseite www.univie.ac.at/ZID/
spamfilter-webmaske/ aufgerufen werden. In den
Standard-Einstellungen werden alle Nachrichten mit
einem Spam-Level von 15 oder mehr automatisch gelöscht – hier sind False Positives praktisch ausgeschlossen. Mails mit einem Spam-Level von 8 oder mehr werden in einen eigenen Ordner verschoben. Auch hier sind
False Positives extrem selten, aber nicht ganz unmöglich,
weshalb sich von Zeit zu Zeit ein Blick in diesen Ordner
empfiehlt (wer seine Mail mittels POP abruft, kann den
Spam-Ordner via Webmail überprüfen). Nach einer frei
wählbaren Zeitspanne (Standard: 30 Tage) werden die
Nachrichten in diesem Ordner automatisch gelöscht.
Im Unterschied zum bisherigen Spamfilter werden nun
auch Nachrichten gefiltert, die indirekt zugestellt wer-
den, z.B. über eine Service-Mailadresse mit einer Weiterleitung. Eine separate Aktivierung des Spamfilters für
Service-Mailadressen ist daher normalerweise nicht erforderlich.
• Am Klienten: Die meisten Mailprogramme unterstützen das Sortieren anhand beliebiger Kopfzeilen. SpamAssassin ist so konfiguriert, dass es zahlreiche Kopfzeilen
mit sehr vielen Detailinformationen liefert (siehe Kasten
auf Seite 14). Am besten geeignet zur Filterung durch
Klienten ist wohl die Zeile X-Univie-Spam-Level. In
Abb. 1 ist dargestellt, wie eine solche Sortier-Regel im
Mailprogramm Thunderbird konfiguriert werden kann;
das Dialogfenster ist unter Extras – Filter – Neu zu finden. Falls Sie zusätzlich eigene Filter-Regeln (z.B. nach
Absender/Betreff oder anhand von Black-/Whitelists)
definieren wollen, so verwenden Sie dazu bitte Ihr Mailprogramm: Diese Funktionen werden vom neuen Spamfilter vorerst nicht unterstützt.
Electronic Mail ohne Spam – bis auf Weiteres ist das wohl
ein unerreichbares Ideal. Mit dem neuen Spamfilter kommen wir diesem Ideal aber ein gutes Stück näher.
Wolfgang Breyha & Peter Marksteiner I
EVALUIERUNG DES ZID-INFORMATIONSANGEBOTS
Bis zu den Sommerferien werden wir nun damit beschäftigt
sein, die Daten der Evaluierung auszuwerten und die aus
den Ergebnissen gewonnenen Erkenntnisse in die zukünftige Gestaltung unserer Medien einfließen zu lassen. Ihr
Feedback dient uns dabei als unschätzbare Orientierungshilfe, um unser Angebot stetig für Sie zu verbessern und zu
erweitern.
In diesem Sinne freuen wir uns natürlich auch weiterhin
über Ihre Anregungen und Wünsche – ob nun postalisch
( „Leserbrief“ ), als eMail-Nachricht an redaktion.zid@
univie.ac.at oder auch als Posting im Comment-Board
des ZIDforum (www.univie.ac.at/ZID/forum/). Herzlichen Dank im Voraus!
Michaela Bociurko I
Comment 06 /2
Der Zentrale Informatikdienst führte im Zeitraum von
Ende März bis Ende April 2006 eine Umfrage unter Studierenden zu den Dokumentations- und Informationsmaterialien des ZID (Anleitungen, Folder, Webseiten, Zeitschrift
Comment) durch. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei all jenen bedanken, die sich die Zeit
genommen haben, an unserer Befragung (online bzw. per
Fragebogen) teilzunehmen – zu unserer großen Freude hat
sich die überwiegende Mehrheit der Angesprochenen spontan zur Teilnahme bereit erklärt.
Netzwerk- & Infodienste
27
SOCIAL SOFTWARE MIT DUNKLER SEITE
Warum Internet-Telefonie via Skype Debatten über
Freiheit und Missbrauch der Netze schürt
Während es in den letzten Jahren ganz selbstverständlich
geworden ist, das Internet mit surfen, emailen, chatten,
spielen, publizieren, tauschen, ansehen, anhören, kaufen,
ersteigern, sich selbst darstellen etc. – und auch gerne alles
auf einmal – für Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationszwecke zu nutzen, hat ein weiteres, uns bereits
sehr vertrautes Anwendungsgebiet seinen festen Platz im
Online-Bereich gefunden: Internet-Telefonie oder auch
Voice over Internet Protocol (VoIP).
Wer gerade nicht über Festnetz erreichbar ist, den rufen
wir ganz selbstverständlich auf dem Handy an, ganz egal,
an welchem Ort sich der gewünschte Gesprächspartner soeben befindet. Ob geschäftlich oder privat, die stete telefonische Verfügbarkeit ist aus unserem Kommunikationsrepertoire einfach nicht mehr wegzudenken. Und obwohl uns heutzutage selbst ein Telefongespräch zwischen Gramatneusiedl und einem beliebigen Punkt auf der Chinesischen
Mauer kaum mehr spektakulärer erscheint als der Anruf bei Frau Müller
um die Ecke – abgesehen von der
spä teren Rechnung und das auch
nur vielleicht –, suchen wir immer wieder nach weiteren,
neuen und auch preiswerteren Alternativen, die uns ungebundene und allerorten verfügbare Erreichbarkeit ermöglichen. Die Internet-Telefonie verspricht hier neue Lösungen zu bieten.
Vor allem ein Programm ist dabei ganz besonders in den
Fokus der Aufmerksamkeit – nicht nur vieler begeisterter
User, sondern vor allem auch entgeisterter SecurityFachleute – gerückt: der VoIP-Client namens Skype.
Was genau ist Skype?
Der Erfolg von Skype wurde vor allem im Laufe des letzten
Jahres sichtbar. Weltweit verzeichnet der Dienst über 100
Millionen registrierte User. Noch im Mai 2005 belief sich die
durchschnittliche Zahl der Skype-User, die gleichzeitig online waren, weltweit auf knapp über 3 Millionen. Im Juni
2006 ist diese Zahl bereits auf über 6 Millionen User angewachsen.
Über die Homepage von Skype
(www.skype.com) kann sich jeder
das Programm für sein entsprechendes Betriebssystem (Windows, Mac
OS X, Linux sowie für Pocket PCs)
herunterladen. Die Installation ist
spielend einfach: Download-Button
klicken, Installationsdatei ausführen,
einen Usernamen, Passwort und seine eMail-Adresse angeben und schon lässt sich kostenlos drauf los telefonieren.4)
Weitere Einstellungen oder Konfigurationen sind normalerweise nicht notwenig. Selbst Netzwerk- oder Firewall-Einstellungen sollten Skype, im Gegensatz zu den meisten anderen VoIP-Clients, keine Probleme bereiten. Ein ganz entscheidender Grund, warum Skype bei den Usern so beliebt
ist – und Netzwerkadministratoren einen kalten Schauer
über den Rücken laufen lässt.
Was ist also dran an Skype? Und warum spaltet gerade dieser Client – wo der Markt doch genügend andere, vermeintlich gleichwertige oder gar bessere Programme 5) zur Verfügung stellt – Nutzer und Gegner in zwei scheinbar unvereinbare Lager?
1) Hier im Sinne von nicht allgemein anerkannter Standard in der ITBranche; eine Art „hauseigene“ Entwicklung.
2) Beta-Version bezeichnet eine unfertige Version eines Programms,
das jedoch zum Testen an die User freigegeben wurde.
3) Netzwerk ohne zentrale Instanz: In einem Peer-to-Peer-Netz (auch:
P2P) sind alle Computer gleichberechtigt und können sowohl
Dienste in Anspruch nehmen als auch zur Verfügung stellen.
4) Benutzerleitfäden zu Skype finden sich auf der Website
www.skype.com/intl/de/help/guides/
5) siehe VoIP-Clients (Auswahl) im Kasten auf Seite 32
Comment 06 /2
Skype ist eine gratis erhältliche, proprietäre 1) VoIP-Software,
die sowohl das kostenlose Telefonieren im Internet, als
auch kostenpflichtige Gespräche ins Fest- und Mobilnetz
(SkypeOut) sowie eine Erreichbarkeit aus herkömmlichen
Telefonnetzen (SkypeIn) ermöglicht. Darüber hinaus bietet
Skype die Möglichkeit, Sofortnachrichten zu versenden –
sprich zu chatten –, Dateien zu übertragen sowie Telefonals auch Chat-Konferenzen mit mehreren Usern gleichzeitig
abzuhalten. Seit Anfang des Jahres unterstützt die Software
auch Videotelefonie. Mit der neuesten Beta-Version 2) kann
der Benutzer so genannte Skypecasts – moderierte VoIPDiskussionsgruppen – einrichten oder an diesen mitwirken
und zudem erstmalig auch SMS versenden.
Begonnen hat Skype als reines Peer-to-Peer-Netzwerk 3), in
dem sich der Nutzer registriert und dann mittels SkypeSoftware für andere Online-Teilnehmer erreichbar ist. Mit
der Registrierung wird jeder Nutzer direkt in eine Art Telefonbuch (Buddy-Liste) eingetragen. So lässt sich jeder User
anhand des Benutzernamens ausfindig machen und kontaktieren.
28
Netzwerk- & Infodienste
Grundlegendes über IP-Telefonie
Die Anfänge der Sprachübertragung über das Internet lassen sich bereits zehn Jahre zurückverfolgen, als die Firma
VocalTec das erste öffentliche Telefongespräch von Computer zu Computer vorführte. Der IP-Telefonie ging es damals
auch nicht anders als vielen innovativen Online-Features: Die Leistungsfähigkeit der Netze und der verfügbaren Hardware
waren noch zu gering, als dass Sprachübertragungen in einer zufrieden stellenden Qualität von einem gebräuchlichen
Rechner mit Internetanschluss aus möglich gewesen wären. Mittlerweile verschmelzen bei der Internet-Telefonie kaum
merkbar die beiden bisher getrennten Bereiche Sprach- und Datenübertragung. Dabei hat sich seit Beginn der elektrischen, damals noch handvermittelten, Sprachübertragung Ende des 19. Jahrhunderts über Einführung digitaler Übertragung
von Sprache via ISDN und Etablierung der Mobilkommunikation mit GSM bis hin zur Sprache über IP am eigentlichen
Funktionsprinzip der Telefonie nichts geändert.
Bei der IP-Telefonie teilt sich vergleichbar zur klassischen Telefonie das Gespräch in zwei voneinander getrennte
Vorgänge auf: der Verbindungsaufbau und die Gesprächsübertragung. Im Unterschied zum herkömmlichen Telefonnetz,
in dem für jedes Gespräch eine dedizierte Verbindung freigeschaltet wurde, wird bei VoIP Sprache erst komprimiert und
digitalisiert, dann in jeweils nur kleine, zerlegte Pakete, eventuell auch über verschiedene Wege transportiert, um beim
Empfänger wieder entpackt, zusammengefügt und ausgegeben zu werden. Innerhalb eines bestehenden Netzwerkes
werden so die vorhandenen Datenleitungen für verschiedene Dienste je nach Bedarf genutzt. Grundsätzlich gilt einmal,
dass Gespräche über VoIP entweder netzintern, also nur von Computer zu Computer, oder aber netzübergreifend geführt werden können. Dabei werden dann Verbindungen zwischen Computer und Festnetztelefon bzw. Mobiltelefon hergestellt, oder gar Gespräche von Telefon zu Telefon via Internet über ein Voice-Gateway geführt. Diese Vermittlungsrechner
werden eingesetzt, um eine Verbindung aus einem Datennetz in ein reines Telefonnetz herzustellen und Anfragen zwischen den verschiedenen Netzen zu bearbeiten und weiterzuleiten.
Comment 06 /2
Eine Verbindung zwischen zwei Rechnern wird über die jeweilige IP-Adresse hergestellt, die sich vor allem bei
Privatnutzern ändern kann. Ihnen wird beim Verbindungsaufbau für die Dauer einer Online-Sitzung eine dynamische
IP-Adresse zugewiesen. Eine eindeutige Ansprache des Teilnehmers im Netz ist somit nicht so einfach möglich. Um dem
entgegenzuwirken, wurde das Session Initiation Protocol (SIP) entwickelt, welches erlaubt, sich an einem zentralen SIPServer zeitlich befristet anzumelden und dort die momentane IP-Adresse zu hinterlassen. SIP bietet zudem die Möglichkeit,
über eine eigene, eindeutige Adresse angesprochen zu werden, die entweder in der Form sip:user @domain oder aber
als herkömmliche Rufnummer vorliegen kann. Eine Rufnummer ist dann zu bevorzugen, wenn zwischen Computer und
Telefonapparat oder zwei Apparaten gesprochen werden soll. Es geht aber auch ganz ohne Nummer. Für die Peer-toPeer-Telefonie mit zentraler Verwaltung, beispielsweise bei Skype, reicht auch nur ein eindeutiger, frei wählbarer
Username. Spezielle Server vermerken, wer online ist, und tragen die Teilnehmer mit Status verfügbar in so genannte
Buddy-Listen ein. Einziger Haken ist, dass beide Teilnehmer für die Gesprächsführung online sein müssen.
Vor der privaten Nutzung ist Sprachkommunikation über Datennetze zuerst für Unternehmen und Institutionen interessant geworden. Gerade Firmen, die neben einer konventionellen Telefonanlage über ein firmeninternes Netzwerk verfügen, rechnen sich mit der Umstellung auf nur eine gemeinsame Sprach-Daten-Lösung neben geringerem Installationsund Wartungskostenaufwand auch Kostenersparnis bei Gesprächs- und Datenübertragungen aus. Ebenso sind
Zwischenschritte denkbar, wenn etwa firmenintern via VoIP gesprochen wird und externe Anschlüsse weiterhin über
das herkömmliche Telefonnetz erreicht werden. Private Haushalte versprechen sich beim Telefonieren über das Internet
vor allem einen entscheidenden Kostenersparniseffekt, besonders dann, wenn man nur von Computer zu Computer telefoniert. Netzinterne Gespräche, sprich Telefonate im Internet oder LAN, sind nämlich kostenlos. Hierbei fallen in der
Regel nur die Kosten für den Internetzugang selbst an, unabhängig davon, ob der angesprochene Rechner direkt nebenan oder um den halben Erdball entfernt steht. Mit zusätzlichen Gesprächsgebühren muss allerdings rechnen, wer netzübergreifend telefoniert. Hier lassen sich die Telefongesellschaften die Vermittlung von Gesprächen über ihre Netze
grundsätzlich bezahlen. Inwieweit die Preise hierfür unter oder gar über den normalen Telefongebühren liegen, ist von
Anbieter zu Anbieter verschieden.
Durch die Verbreitung von Breitband-Internetanschlüssen wird die IP-Telefonie vermutlich immer stärker ins Blickfeld
der privaten Nutzer rücken. Wer zudem ohnehin ständig online ist, kann mit netzinterner Telefonie durchaus Geld sparen. Ein weiterer positiver Aspekt neben der Kostenersparnis liegt in der Mobilität. Mit dem eigenen Laptop können von
jedem beliebigen Einwahlpunkt kostenlose bzw. kostengünstige Gespräche über das Internet geführt werden. Mit gratis
erhältlichen VoIP-Clients (siehe Kasten auf Seite 32) ist es zudem für jeden Interessierten ein Leichtes, Telefonie über
das Internet auszuprobieren und zu entscheiden, ob und inwieweit man dieses Medium nutzen möchte.
Netzwerk- & Infodienste
Skype aus Sicht einer Userin
Als sich Skype in meinen kommunikationstechnischen
Wahrnehmungshorizont schob, dauerte es keine drei Tage
und ich war süchtig. Ein guter Freund – mit Wohnsitz jenseits dieser Landesgrenzen – legte mir damals nach Wochen
des reduzierten Sprachaustauschs aufgrund horrender
Handyrechnungen weniger bittend als vielmehr verpflichtend das Programm Skype ans mitteilsame Herz.
Schon ein erster Blick auf die Website (www.skype.com/
intl/de/index.html ) stimmte mich vergnügt: Zum
einen stach mir direkt das Motto „kostenlos telefonieren“
ins Auge. Seit neuestem gibt’s das sogar mit Videotelefonie,
um einander amüsiert zuzuwinken. Wenn
das eigene Büro dann schon von Haus aus
mit einem Highspeed-Internetzugang ausgestattet ist, benötigt man nur mehr ein
Headset – und wer spielerisch veranlagt
ist, eine Webcam – und dem gebührenfreien Telefonieren steht nichts mehr im
Weg. Zum anderen animierten besonders
die herzigen Flash-Filmchen für Einsteiger
sowie die ausgesprochen überzeugend
und flott geschriebenen Texte der Website
zum Weiter- und letztendlich DownloadButton-klicken.
Click ‘n‘ Call
29
discount 6), deutlich preiswerter ist. Verschiedene Tageszeiten oder Wochentage haben dabei keinen Einfluss auf
den Minutenpreis. Dieser bleibt rund um die Uhr immer
gleich. Berechnet werden nur die reinen Gesprächsgebühren, weitere Kosten für Anmeldung, Aktivierung etc. fallen
nicht an.
Alle machen mit
Es verging keine Woche, da waren Freunde, Bekannte,
Verwandte und Kollegen – eben all jene Leute, die meines
Wissens ohnehin ständig online sind – mit dem Link zur
Skype-Homepage und ein paar animierenden Zeilen versorgt. Wer nicht gleich anbiss, den hat der gruppendynamische Sozialdruck letztendlich
überzeugt. Denn nur so funktioniert Skype: als proprietäres, zu
allen anderen VoIP-Clients inkompatibles Protokoll sind kostenlose Gespräche nur zu anderen Skype-Usern möglich. So
macht Skype erst dann richtig
Sinn (und Spaß), je mehr Mitglieder die Gemeinschaft verzeichnet. Und wie man diese für sich
gewinnt, hat Skype mit technischer Raffinesse und gekonntem
Marketing bereits bestens unter
Beweis gestellt.
Später fand ich noch heraus, dass sich mit
Kommunizieren ohne Limit
Skype auch normale Telefonanschlüsse erWas mit einer Spielerei begann,
reichen lassen, nur dass für diese Anrufe
hat sich mittlerweile bei einer begezahlt werden muss. Um „nach draußen“
freundeten Kollegin zugunsten
zu telefonieren, muss man sich zuerst einihrer wissenschaftlichen Arbeit
mal ein entsprechendes Konto über die
ver festigt. Wie die meisten der
Skype-Website einrichten und dieses mit
fest angestellten MitarbeiterInnen
einem Gesprächsguthaben auffüllen, das
Der Skype-Client mit Kontaktliste, Guthabeninfo,
der
Uni Wien verfügt auch sie
sich dann ähnlich einer Prepaid-Karte für
Wähltasten und Symbolleiste. Unten rechts die
über
einen eigenen PC-Arbeitsdas Handy ganz einfach abtelefonieren
aktuelle Anzahl der Online-User.
platz mit frei nutzbarem Internetlässt. Bezahlt wird, wie im Internet meizugang. Beim Telefon sieht das jedoch schon anders aus.
stens üblich, mit Kreditkarte, wobei man sofort, nachdem
Hier werden grenzüberschreitende Gespräche in der Regel
die Dateneingabe erfolgt ist, den ersten Anruf tätigen kann.
reglementiert. Meistens muss hierfür sogar eine gesonderte
Der Skype-Client verfügt dazu über entsprechende ZiffernBerechtigung beim Institut beantragt werden. Gerade für
Wähltasten, mit denen ganz normal eine Rufnummer eingeWissenschaftlerInnen, deren Arbeit von internationalem
geben werden kann, so wie man es auch vom herkömmAustausch geprägt ist und die oft selber aus dem Ausland
lichen Telefon her kennt. Danach den grünen Hörer ankommen, keine sehr günstigen Voraussetzungen.
klicken und die Verbindung wird aufgebaut.
Zum anderen ist es des Öfteren der Fall, dass eMailAccounts auf ein bestimmtes, manchmal nur sehr geringes
Datenvolumen beschränkt sind. Und nicht jeder kennt sich
mit FTP oder dergleichen aus. Was also tun, wenn man die
umfangreichen Konferenzpapiere dem Kollegen nach
Berlin schicken will? Auch hier entpuppte sich Skype als
ungeahnt hilfreiches Werkzeug, das für den unkomplizier-
6) www.telediscount.at
Comment 06 /2
Die Tarife für SkypeOut-Gespräche sind dabei äußerst einfach gestaltet: Grundsätzlich ist es einmal egal, von woher
man einen Anruf tätigt. Interessant ist nur, wohin auf der
Welt das Gespräch tatsächlich geht. Dabei hat Skype für bestimmte Zielorte weltweit eine einheitliche Globalgebühr
eingerichtet, die zum Beispiel für ein Telefonat von Wien
nach Neuseeland, Kanada, Hongkong, nach China aufs
Handy oder auch nur innerhalb Österreichs pro Minute den
gleichen Betrag in Rechnung stellt, und der, verglichen mit
Telekom, Handy oder selbst Billigdrittanbietern wie Tele-
30
Netzwerk- & Infodienste
ten Austausch von Dateiformaten jeder Art benutzt werden
kann. Das Skype-Transfervolumen unterliegt dabei keinerlei Beschränkungen, was vor allem dann sehr nützlich ist,
wenn der eigene bzw. der eMail-Dienst des Kommunikationspartners Kapazitäts- oder Übertragungsbeschränkungen aufweist und auch sonst keine adäquate Transfermöglichkeit besteht.
– mal abgesehen von dessen fester Freundin – in Erfahrung
zu bringen. Und auch meine versandten Daten sind nicht
besonders sensibel, es sei denn, jemand interessiert sich
brennend für diverse Partybilder vom letzten Wochenende.
Vermutlich nicht. Und so ist es dem „einfachen“ User erst
einmal egal, wie und was und überhaupt. Hauptsache es
funktioniert. Und das tut es, bestens sogar.
Und selbst das ist noch nicht genug: Wer gerne mit mehreren Freunden oder KollegInnen gleichzeitig chatten oder
telefonieren möchte, weil man an einer gemeinsamen
Arbeit tüftelt oder einfach nur das letzte Wochenende ausgiebig erörtern mag, lädt einfach mehrere Skype-Kontakte
zu einer Gruppenunterhaltung oder Konferenzschaltung
ein, und schon lässt sich mit bis zu vier weiteren Personen
telefonieren oder mit so vielen Leuten chatten wie man
will.
Dabei schürt neben der strikten Geheimhaltung des
Programmcodes noch eine weitere Eigenheit des SkypeClients die Debatte um das Für und Wider: Die Rede ist
hier vom Begriff Supernode. Was es damit und der vermuteten Backdoor auf sich hat, ist im folgenden Exkurs The
Dark Side of the Skype-Hype genauer zu erfahren:
The Dark Side of the Skype-Hype
Alles super – Alles schlecht
Internet-Telefonie scheint somit für vieles die Lösung zu
sein: Sie kostet einen selbst sowie die Institute keinen Cent,
bedient sich der bereits vorhandenen Infrastruktur und
funktioniert quasi von allein. Nichts an Skype ist kompliziert. Wer sich weder von der Einfachheit noch vom nicht
ausbleibenden Fun-Faktor überzeugen lässt, ist spätestens
von der Sprachqualität und den wirklich günstigen Gesprächspreisen ins Festnetz begeistert.
Es sei denn, man arbeitet als Security Coordinator in der
Netzwerkabteilung des ZID. So erntet man von diesem – im
Gegensatz zur Kollegin, die immer wieder betont, wie
dankbar und begeistert sie ist – als (technisch interessierte
und durchaus datensicherheitsbedachte) Autorin eines
Skype-ist-Klasse-Artikels jede Menge Missfallen, einen mehrstündigen Vortrag über Sicherheit im Netz und den Anflug
eines schlechten Gewissens, weil man nun vielleicht für
naiv gehalten wird. Und so bröckelt die Macht-Spaß-undkostet-nix-Fassade von Skype ein wenig dahin.
Comment 06 /2
Wo liegt nun das Problem mit Skype?
Das Problem mit Skype, so habe ich mir sagen lassen, ist,
dass keiner eigentlich weiß, was es wirklich tut. Erst unlängst veröffentlichten zwei Mitarbeiter der EADS 7), Philippe
Biondi und Fabrice Desclaux, in ihrem Vortrag Silver Needle
in the Skype (www.secdev.org/conf/skype_BHEU06.
handout.pdf) umfassendere Analyseergebnisse zur Arbeitsweise von Skype, deren Aufdeckung von den SkypeMachern aller Wahrscheinlichkeit nach nicht sehr gerne gesehen wird. Biondi und Desclaux konnten zwar Teile des
sehr gut verschlüsselten Codes 8) freilegen, nur ob sich, wie
von Sicherheitsspezialisten vermutet, eine Backdoor im
System befindet oder VoIP-Daten umgeleitet oder gar belauscht werden, bleibt weiterhin fraglich.
Jetzt stellt sich einem natürlich die Frage, welchen Nutzen
jemand davon haben könnte, den Inhalt meines SkypeTelefonats über die nette Zugbekanntschaft eines Freundes
Alexander Talos, IT-Security Coordinator des ZID
Die Entwickler von Skype haben bereits mit KaZaA [1] bewiesen, dass sie begnadete Programmierer sind. Beide PeerTo-Peer-Programme folgen einem einleuchtenden Erfolgsrezept: Sie machen Spaß, kosten nichts, bieten endlich die
kommunikativen Goodies, die die Menschheit vor der Vereinsamung erretten sollen – und funktionieren, ohne dass
die hauptamtliche Spaßbremse, der Firewall-Administrator,
es verhindern könnte.
Hier zeigt sich ein klassisches Dilemma: Sobald die User die
ihnen – im Namen der Sicherheit – auferlegten Beschränkungen als schikanös oder ungebührlich hinderlich empfinden, werden sie sie zu umgehen versuchen – mit allzu oft
fatalen Folgen. So ist völlig klar, dass restriktive Handhabung von telefonischen Privat- und Auslandsgesprächen in
Kombination mit lächerlichen Mailquota und drakonischer
Firewall-Konfiguration zu einer katastrophalen Lösung wie
Skype führen mussten.
Skype ist ein geniales Underground-Produkt und gleichzeitig ein Musterbeispiel dafür, wie man vieles falsch machen
kann:
• Der Erfolg des Internet und all seiner Dienste fußt auf
ausreichend diskutierten, standardisierten und veröffentlichten Protokollen. Was Skype über die Leitungen
schickt, ist hingegen ein Geheimnis. [2]
• Vor Einführung eines Service sollte man sich Gedanken
machen, welche Folgen das für das Netz hat und wie
7) European Aeronautic Defence and Space Company;
www.eads.net
8) Die Studie gibt Aufschlüsse über den Netzwerkverkehr, die Art der
Datenverschlüsselung, die Berechnung des Schlüssels sowie die
Authentifizierung von Skype (siehe dazu auch www.heise.de/
newsticker/meldung/71094/)
Netzwerk- & Infodienste
man die Voraussetzungen für einen reibungslosen, sicheren und kontrollierbaren Betrieb schafft. Skype verwendet im Gegensatz zu fast allen offiziellen InternetProtokollen keine fixen Port-Nummern [3] und entzieht
sich somit jedem Management.
• Der verantwortungsvolle Betrieb eines Dienstes erfordert Werkzeuge zu seiner Wartung und Kontrolle. Die
Erfinder von Skype haben immensen Aufwand betrieben, genau dies zu verhindern.
Ein selbst gebasteltes Protokoll
Alle großen Netze haben eines gemeinsam: verbindliche
Vereinbarungen, wie alles funktionieren soll. Beim Fernsehen etwa gibt es die Standards PAL, SECAM, NTSC, und
jeder Fernseher, der sich daran hält, kann teilnehmen.
Ebenso gibt es Standards für Festnetz- und Mobiltelefonie,
genau wie für den Straßen-, Schiffs- und Luftverkehr. Anders
ginge es nicht, das versteht jedes Kind. Besonders beim
Internet gibt es eine solide Tradition, wie Dienste spezifiziert werden. Die drei Säulen sind:
• Aufbau auf bewährten, erprobten Protokollen – Webseiten werden z.B. über das Transmission Control Protocol (TCP) transportiert, das in vielen Anwendungen
erfolgreich eingesetzt wird.
• Diskussion des Entwurfs durch Experten aus verschiedenen Fachrichtungen, wobei zum Beispiel die Folgen
für die Netzwerkinfrastruktur und Sicherheitsüberlegungen von Anfang an einfließen.
• Veröffentlichung, Implementation durch mehrere Hersteller und bei Bedarf Evaluation sowie Erweiterung
bzw. Verbesserung. [4]
Im Gegensatz dazu wurde Skype im stillen Kämmerchen
ausgetüftelt und unter Verschluss gehalten. Es ist nicht ersichtlich, dass vorhandene Methoden verwendet werden.
Dabei existieren längst echtzeitfähige Streaming-Protokolle,
die von Routern entsprechend priorisiert und von Skype
hätten verwendet werden können.
Da das von Skype verwendete Protokoll geheim ist [5], können auch keine Verbesserungsvorschläge einfließen, wie
das sonst üblich ist. Besonders schmerzlich ist, dass selbst
Technikern wenig Verständnis dessen möglich ist, was vor
sich geht. Im Fall von Störungen können – außer von Skype
selbst – keine zielgerichteten Maßnahmen ergriffen werden.
Schon gar nicht können die für das Netz Verantwortlichen
diese Probleme vorhersehen oder abwenden.
Nebenstellen der Uni Wien
via VoIP erreichbar
Seit kurzem können alle Nebenstellen des Telefonsystems der Uni Wien auch über VoIP (Voice over IP =
Internettelefonie) erreicht werden.
Wenn Sie ein ENUM-fähiges (ENUM = Electronic Number Mapping; siehe Artikel auf Seite 36) SIP-Phone verwenden, so geben Sie die gewünschte Uni-Rufnummer
mit Vorwahl ein (z.B. +431427714060).
Sonst lautet der URI sip: nebenstelle @univie.
ac.at (z.B. sip:[email protected]). Ein ENUMtaugliches SIP-Phone für Windows XP ist unter www.
enum.at/index.php?id=softphone kostenlos verfügbar.
Für einen erfolgreichen Betrieb ...
... ist es offensichtlich notwendig, den Client auf dem
Computer zu installieren. Dass das mit eineinhalb Mausklicks in Null-Komma-Nix vonstatten geht, ist schön, aber
nicht hinreichend.
Da stellt sich schon einmal die Frage nach dem Telefonbuch, der Buddy-Liste. Wer soll verhindern, dass irgendjemand die Katze seiner Nachbarin als Professorin der
Rechtswissenschaften bei Skype einträgt und beliebigen
Unfug treibt?
Legt man die Aufregung, die die vergleichsweise leicht zu
durchschauenden Phishing-Attacken (Näheres siehe Artikel
auf Seite 37) auslösen, auf die Skype-Buddy-Liste um, wird
sofort klar, dass der Beruf des Internetbetrügers einige Zukunft hat (Fernstudien dazu bietet das Humbug-Fernlehrinstitut unter www.humbug.at an).
Die Verankerung in einem professionellen Umfeld, etwa so
wie die Verknüpfung des Telefonsystems der Universität
Wien mit der Personaldatenbank und Services wie CTI, ist
bei einem geschlossenen und undokumentierten System
wie Skype nicht möglich.
Und wie sieht es mit Notrufen aus? Eine im wahrsten Sinne
des Wortes vitale Infrastruktur – bei Skype aber ausdrücklich ausgeschlossen. Das ist ausgesprochen hilfarm.
Telefonie ist für eine Universität eine ausgesprochen wichtige Infrastruktur, und es wurden zum Beispiel vom ZID
jede Menge Vorkehrungen getroffen, um die Zuverlässigkeit
der Telefonanlage zu gewährleisten. Ein wichtiger Punkt
dabei sind Wartungsverträge mit garantierten Reaktionszeiten. Wie sieht das bei Skype aus?
Furthermore, You acknowledge and agree that Skype, in
its sole discretion, may modify or discontinue or suspend
Your ability to use any version of the Skype Software,
Comment 06 /2
Über die Sicherheit von Skype oder darüber, was passiert,
wenn tatsächlich großflächig mit Skype telefoniert wird,
kann derzeit kaum eine seriöse Aussage getroffen werden.
Dass die übliche Begutachtung fehlt, legt aber den Verdacht
nahe, dass sich einige fundamentale Schnitzer eingeschlichen haben.
31
32
Netzwerk- & Infodienste
Startbedingungen – Wie der Computer zum Telefon wird
Hardware
Wer VoIP ausprobieren möchte, benötigt zuerst einmal
einen Computer mit einer Verbindung zum Internet. Die
Grundanforderungen sollten bereits mit einem Rechner
um die 400 Megaherz und einem 56 Kbps-Modem (V.90
Standard) erfüllt sein, wobei selbstverständlich die Devise
gilt: Je leistungsfähiger die Hardware ist, umso qualitativ
besser wird das Ergebnis bei der Sprachübertragung sein.
Ferner muss der Rechner mit einer Soundkarte ausgestattet sein, die im Vollduplex-Modus arbeiten kann, um
gleichzeitiges Hören und Sprechen zu ermöglichen. Zur
Spracheingabe bzw. -ausgabe empfiehlt sich, statt separatem bzw. eingebautem Mikrofon und Lautsprechern,
ein Headset, also eine Mikrofon-Kopfhörer-Kombination.
Hier ist zu beachten, dass ein Computer-Headset im Gegensatz zum Telefon-Headset über zwei separate Anschlüsse (für das Mikrofon und für den Lautsprecher) verfügt, sofern es sich nicht um ein USB-Headset handelt,
das ebenfalls verwendet werden kann und sogar ohne
Soundkarte funktioniert. Wer lieber einen Hörer in die
Hand nehmen will, kann sich auch ein USB-Telefon,
Netzwerktelefon oder einen VoIP-Adapter, um ein „normales“ Telefon zu nutzen, zulegen. Ein brauchbares StereoHeadset bekommt man schon ab ca. 15 Euro, für ein
USB-Headset muss man ebenfalls ab 15 Euro rechnen. Im
Skype-Webshop wird zudem ein preiswertes USB-Telefon
bereits um 22 Euro angeboten.
Einwahl und Standorten des WLAN-Service unter dem
Link www.univie.ac.at/ZID/wlan/.
Software
Sofern die benötigte Hardware und ein Internetanschluss
vorhanden sind, kann man sich nach einem entsprechenden Programm zur Internet-Telefonie umsehen. Mittlerweile gibt es die verschiedensten Produkte mehrerer Anbieter, von denen Skype neben GMX NetPhone, Freenet
iPhone und Yahoo! Voice Messenger wohl am bekanntesten und weitesten verbreitet ist. Welches Produkt das
Richtige ist, muss im Endeffekt jeder für sich selbst entscheiden und hängt ganz vom individuellen Geschmack,
von den entsprechenden Anwenderkenntnissen sowie
den gewünschten Funktionen ab, wobei einige grundlegende Kriterien zu beachten sind: Unmittelbare Computer-zu-Computer-Kommunikation kann nur dann stattfinden, wenn beide Telefonpartner zum Zeitpunkt des
Anrufes online sind. Zudem sollten die Teilnehmer über
eine gleichwertige Rechnerausstattung verfügen und
müssen in jedem Fall kompatible, wenn nicht gar identische Programme auf dem Rechner installiert haben.
VoIP-Clients (Auswahl)
Freenet iPhone:
Internetzugang
Vor allem die Anforderungen an die Internetverbindung
sind nicht zu unterschätzen, da die Sprache der Teilnehmer während des Gespräches permanent digitalisiert,
komprimiert, dekomprimiert und in Form kleiner Datenpakete über das Datennetz, zumeist unter Beteiligung
mehrerer Rechner, hin und her transportiert werden muss.
In Abhängigkeit von der Datenleistung der Verbindung
kann es zu transportbedingten, nicht vollständig eliminierbaren Verzögerungen der Übertragung kommen, die sich
in zerhackter oder verzerrter Sprache, in Gesprächsechos
oder gar im kompletten Verlust der Daten, sprich einem
Gesprächsaussetzer oder gar Gesprächsabriss, äußern.
www.freenet.de/freenetiphone/
Gizmo:
http://gizmoproject.com/intl/de/
GMX NetPhone:
http://faq.gmx.de/dienste/netphone/
SIP Discount:
www.sipdiscount.com
sipgate X-Lite:
www.sipgate.at
Skype:
www.skype.com/intl/de/index.html
Comment 06 /2
SparVoIP:
Studierenden und MitarbeiterInnen der Universität Wien
stehen für den Internetzugang von zu Hause verschiedene vergünstigte Angebote zur Verfügung, darunter
auch Breitbandzugänge über uniADSL, chello oder xDSL.
Ferner können Unet- oder Mailbox-User, die über ein eigenes Notebook mit WLAN-Karte verfügen, sich in Bereichen des WLAN-Service des ZID (siehe auch Seite 53)
mit dem Datennetz der Uni Wien verbinden und dann
beispielsweise aus den Höfen des Alten AKH Gespräche
via Internet-Telefonie in die ganze Welt führen. Auf den
Webseiten des ZID finden Sie alle Infos zu Konfiguration,
www.sparvoip.de
VoIPBuster:
www.voipbuster.com/de/index.html
web.de FreePhone:
www.freephone.web.de
WengoPhone:
www.openwengo.com
Yahoo! Voice Messenger:
http://de.messenger.yahoo.com/
Netzwerk- & Infodienste
and/or disable any Skype Software You may already
have accessed or installed without any notice to You, [...]
[6]
Eine Selbstverständlichkeit bei jeder Produktion ist die
zweite Bezugsquelle. Kein Betrieb setzt freiwillig auf ein
Produkt, für das es nur einen Lieferanten gibt – die Abhängigkeit ist unkalkulierbar. Skype ist ein Monopolprodukt. Damit lässt sich kein Staat machen, auch
keine Uni.
Jedes seriöse Unternehmen muss sich auf seine
Werkzeuge verlassen können, also die Kontrolle
darüber behalten, was es tut und was nicht. Bereits bei der Installation von Skype verkauft
man jedoch die Seele seines Computers
an den Teufel:
4.1 Utilization of Your computer. You
hereby acknowledge that the Skype
Software may utilize the processor and bandwidth of the
computer (or other applicable device) You are utilizing,
for the limited purpose of facilitating the communication between Skype Software users. [7]
Von dieser Möglichkeit wird fleißig Gebrauch gemacht:
Die Firma Skype erbringt nämlich die Funktion eines
Wählamts – nicht mit eigenen Servern, sondern sie verwendet dafür die Rechenleistung und den Internetanschluss der Skype-User. Wann immer der User mit Skype
online ist, kann es passieren – ohne dass der User etwas
davon wüsste oder dagegen unternehmen könnte –, dass
sein Rechner plötzlich zu einem so genannten Supernode
wird und anderer Leute Telefonate abwickelt. Das hat drei
potentiell verheerende Folgen:
• Es werden, auch ohne dass telefoniert wird, unkontrollierbare Datenmengen transportiert. Pech für die, die
ein Download-Limit haben, und besonders schmerzhaft,
wenn bei dessen Überschreitung das Datenvolumen
verrechnet wird.
• Was es bedeutet, ein Telefonie-Provider zu sein, erfährt
der überraschte User möglicherweise erst dann, wenn
die Polizei bei Verfolgung eines Drohanrufs oder dergleichen mit dem Einsatzkommando an die Wohnungstür klopft.
33
stammt) lässt Böses ahnen. Konkrete Anhaltspunkte für diesen Verdacht gibt es zwar zur Zeit keine, aber wir können
nicht abschätzen, ob oder wann sich das ändern könnte.
Außer Kontrolle...
Wenn Skypes Firewall-Freundlichkeit gelobt wird, stehen dem Netzwerker die Haare
zu Berge. In Wahrheit bedeutet das nämlich
folgendes: Um auf keinen Fall behindert zu
werden, verwendet Skype keine – wie die
„anständigen“ Services – fixen Portnummern
oder wenigstens dedizierte Server. Folglich
ist das Sperren, Priorisieren, aber
auch nur Messen oder Erkennen
von Skype-Datenverkehr – etwa
um ihn im Rahmen von Intrusion
Detection Systems [8] als harmlos einzustufen – mit herkömmlichen Werkzeugen unmöglich.
Den Entwicklern war offenbar in der Tradition der Spaßguerilla die unkontrollierbare Hacker-Aura wichtiger als die
Einhaltung guter Netzwerk-Sitten.
Angenommen, Skype würde ein ähnlicher Schnitzer passieren wie Microsoft mit seinem MS-SQL-Server. Zur Erinnerung: Der Wurm SQL-Slammer infizierte am 25. Januar 2003
in so kurzer Zeit so viele Rechner, dass es weltweit zu
schweren Ausfällen und Beeinträchtigungen im Internet
kam. Die Epidemie konnte jedoch eingedämmt werden, da
MS-SQL einen fixen Port verwendet, der dann im Netzwerk
gesperrt wurde. Sollte Vergleichbares bei Skype passieren,
gibt es jedoch kein Mittel, gezielt diesem Problem zu begegnen. Im Wesentlichen bliebe nur, quasi das Internet abzuschalten und auf bessere Zeiten zu warten. [9]
Dadurch, dass Skype Sicherheitslücken aufweist, unterscheidet es sich nicht von anderer Software. In Kombination mit der völligen Unkontrollierbarkeit ergibt sich aber
eine neue Gefährdung: Da man nicht weiß, was normal ist,
kann niemand feststellen, wenn mit Skype irgendetwas
nicht stimmt. Es kann passieren – und nichts rechtfertigt die
Annahme, dass das nicht geschehen wird –, dass ein Heer
von kompromittierten Skype-Rechnern entsteht, ohne dass
irgendjemand etwas davon merkt. Was man mit einem solch
immensen Botnet (siehe Artikel Kammerjäger im Netz in
Comment 06/1, Seite 31 bzw. unter www.univie.ac.at/
comment/06-1/061_31.html) anstellen könnte, will man
sich nicht vorstellen.
Software, deren Funktion in keiner Weise nachvollziehbar
ist, hat auch auf die Firewall, die Angriffe von außen abwehren soll, Auswirkungen: Die Firewall wird Makulatur.
Vom Trojanischen Pferd her kennen wir es alle: Ist der
Feind erst einmal innerhalb der Stadtmauern, helfen diese
nicht mehr.
Ganz allgemein weiß man nicht so genau, was Skype auf
dem Computer tut. Die Erinnerung an die Spyware-Funktionen von KaZaA (das, wie gesagt, aus gleicher Hand
Die Filetransfer-Möglichkeiten von Skype verdienen ebenfalls besondere Beachtung. Während die Mailserver des
ZID die weitergeleiteten eMails nach Viren durchsuchen
Comment 06 /2
• Bildungsnetze wie die Uni Wien bzw. das ACOnet
haben dadurch, dass keine Dienste für Dritte an Dritte
erbracht werden, in vielfacher Hinsicht eine Sonderstellung, die durch öffentliche Server wie Supernodes
gefährdet würde. In Providerverträgen ist, wenn auch
aus anderen Gründen, der Serverbetrieb meist ebenfalls
verboten.
34
Netzwerk- & Infodienste
und so einen großen Teil der Schädlinge vom Uni-Netz fernhalten, ist, wegen der Geheimniskrämerei von Skype, eine
derartige Maßnahme dort unmöglich. Erfahrungsberichte
von Netzen, in denen andere Peer-to-Peer-Programme gefiltert wurden, deuten darauf hin, dass bis zu zwei Drittel
der Viren auf diesem Weg übertragen wurden.
[4]
ftp.univie.ac.at/netinfo/rfc/rfc2026.txt
[5]
Auf keinen Fall sollte man auf die Idee kommen, mit Skype
ließe sich die herkömmliche Telefonie auch nur teilweise
ersetzen und damit gar auch noch Geld sparen.
Der ZID der Universität Wien kann keine Empfehlung für
die Verwendung von Skype abgeben, will aber die bisherige Übung, die Freiheit von Forschung und Lehre durch
möglichst liberale Handhabung des Datennetzes zu unterstützen, fortsetzen. Deswegen gibt es vorerst kein direktes
Verbot. In jedem Fall ist es sinnvoll, Skype und alle anderen Peer-to-Peer-Programme aufmerksam und kritisch im
Auge zu behalten. Wie allerdings der Laie diese Verantwortung wahrnehmen soll, wenn sogar die Experten nicht
recht wissen, was bei Skype abläuft, ist unklar und wir
raten daher zur Enthaltsamkeit.
Anmerkungen:
Comment 06 /2
[1]
[2]
[3]
KaZaA ist eine Internet-Tauschbörse basierend auf
dem Peer-to-Peer-System, die durch integrierte Spyware
(Software, die persönliche Daten des Benutzers ohne
dessen Wissen oder gar Zustimmung an den Hersteller
der Software oder an Dritte sendet) in Verruf gekommen ist.
Unter
www.secdev.org/conf/skype_BHEU06.
handout.pdf findet sich zwar eine Analyse einer be-
stimmten Skype-Version; da Skype seine Software und
ihr Verhalten aber jederzeit ändern kann, stellt diese
Analyse lediglich eine Momentaufnahme dar.
Warnung des Gesundheitsministers
Es gibt also durchaus gute Gründe – und viele davon gelten ebenso für die meisten anderen P2P-Programme – auf
die Benutzung von Skype zu verzichten: Aus der Sicherheitsperspektive ist die Benutzung des Skype-Clients zumindest sehr bedenklich, und für ein nicht gerade lebensnotwendiges Produkt
ein Risiko einzugehen,
zahlt sich wohl kaum
aus. Der CERN [10] –
immerhin die Wiege
des World Wide Web –
ist sogar so weit gegangen, die Ver wendung
von Skype zu verbieten. [11]
The Internet Standards Process – Revision 3: http://
[6]
EULA 2.5: www.skype.com/company/legal/eula/
[7]
EULA 4.1, 4.2:
www.skype.com/company/legal/eula/
[8]
Intrusion Detection Systems sind Software- oder Hardware-Werkzeuge, mit denen unauthorisierte Zugriffe
auf Computersysteme oder Netzwerke aufgespürt werden können.
[9]
Das ist übrigens kein an den Haaren herbeigezogenes
Szenario: Am 25. Oktober 2005 wurde eine Lücke in
Skype gefunden, die genau wie damals beim MS-SQLServer die Ausführung beliebigen Codes durch ein
einziges UDP-Paket erlaubt. Glücklicherweise war der
Entdecker verantwortungsbewusst und hat den Fehler
bei Skype gemeldet, statt einen Wurm zu schreiben.
[10] CERN: Europäische Organisation für Kernforschung,
an der Tim Berners-Lee im Jahr 1990 die Idee des
WWW (World Wide Web) auf den Weg brachte.
[11] siehe http://security.web.cern.ch/security/
skype/
Zum Weiterlesen und -klicken:
Wer sich eingehender über das Thema IP-Telefonie informieren möchte, der sei auf den Artikel Infrastructure ENUM – Die Inter-Net(z)-Verbindung für Telefonprovider auf Seite 36 verwiesen.
Weiteres erfahren Sie im Artikel ENUM: Eine Nummer
Und Mehr – Telefonie und Internet verbünden sich
in Comment 05/1, Seite 27 bzw. unter www.univie.
ac.at/comment/05-1/051_27.html.
Ebenso sei hier auf die Notiz Nebenstellen der Uni
Wien über VoIP erreichbar auf Seite 31 verwiesen.
Eine fundierte Analyse dessen, was sich dennoch beobachten lässt, stellt Simson L. Garfinkel in seinem Paper
VoIP and Skype Security dar: www.tacticaltech.
Ausführliches Funktionsprinzip
von IP-Telefonie:
org/files/tacticaltech/Skype_Security.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/IP-Telefonie
Mit einer Ausnahme: Für den Login-Vorgang verwendet Skype den Port, der eigentlich für Webseiten reserviert ist, und entzieht sich somit auch hier jeder Kontrolle.
FAQ zu VoIP – Antworten auf
die häufigsten Fragen:
www.heise.de/ct/05/18/174/default.shtml
Netzwerk- & Infodienste
Skype aus Sicht einer Userin – Revised
Pro und Contra für Skype sollten nun erst einmal auf der
Hand liegen. Vor allem die Argumente gegen diesen Client
erscheinen einleuchtend, denn wer hätte ehrlich gewusst,
was ein Supernode ist oder warum die Verwendung einer
fixen Portnummer sicherheitsrelevante Bedeutung hat? Ob
Skype dagegen nun wirklich Böses im Schilde führt oder
ob die Verschlüsselung rein wettbewerbsrelevante Hintergründe hat, um die eigene Marktposition zu verteidigen,
bleibt vorerst unbeantwortet.
So stellt sich nun die Frage, was davon abhält, einfach auf
eine andere, vergleichbare, noch weniger bekannte VoIPSoftware umzusteigen? Warum gerade Skype so bekannt
und überaus erfolgreich ist, bleibt nur mehr zu erahnen. Mit
Sicherheit, weil sie mit die ersten waren, die ein ausgefeiltes Marketing betrieben haben, weil es eben so prima einfach und unkompliziert funktioniert und es deswegen viele
verwenden.
Weiterhin skypen?
Dabei beweist gerade letzterer Punkt enormes Gewicht. So
zeigt ein pflichtbewusster Selbstversuch, den mit Skype vergleichbaren VoIP-Client WengoPhone downzuloaden, bereits beim ersten Klick auf die Website (www.openwengo.
com) die Marketing-Fauxpas der WengoPhone-Macher: Die
Seite gibt es nämlich nur auf Englisch und Französisch –
neuerdings auch Mandarin, wem das hilft (dazu Skype im
Vergleich: die Website gibt es in 24 Sprachen).
Hat man diese Hürde genommen, klappt es mit Download
und Installation dann genauso gut wie mit Skype. OpenWengo schenkt dazu jedem neu registrierten User 80 Eurocent für netzübergreifende Telefonate oder – was Skype
bisher nicht kann 9) – um SMS zu versenden. Klingt und
funktioniert soweit gut! Neues Problem jetzt: Außer mir
kenne ich keinen Menschen, der WengoPhone benutzt.
Kostenlose Gespräche sind somit erst mal keine drin (und
jemand völlig Fremden anzurufen, habe ich jetzt auch keine
große Lust ...). Bliebe wieder nur die eMail an Freunde,
Verwandte etc. Aber auch das ist schwierig, jetzt, wo man
mal Skype hat.
9) In der aktuellen Beta-Version ist diese Funktion bereits vorhanden,
womit zu erwarten ist, dass demnächst auch mit Skype SMS versandt werden können.
10) z.B. Net Meter 3.0 (www.mp3cdsoftware.com/net-meterdownload-19912.htm)
oder Online Eye 2.11 (http://
download.freenet.de/archiv_o/online_eye_4275.
html) für Windows; für Mac-User gibt es Net Monitor (http://
homepage.mac.com/rominar/net.html)
Telefonie in seine Auktionen einbauen will. Nutzerstarke
Kontaktbörsen wie z.B. die Business-Plattform OpenBC
(www.openbc.com) oder die österreichische Singlebörse
Websingles (www.websingles.at) haben die Referenz
des Skype-Usernamens bereits in ihre Profilvorlage fest integriert. Das trägt nicht nur dazu bei, die Skype-Gemeinschaft ungemein zu erweitern, sondern setzt damit auch gegenüber diesem Client einen Vertrauensvorschuss in Gang,
der heutzutage vielerorts im Netz vorausgesetzt wird.
Wachsamkeit statt Hausverbot
Nichtsdestotrotz ist das Bewusstsein für Sicherheit im Netz
und von elektronischen Daten bei den meisten von uns
sehr wohl vorhanden. Wir wissen, dass wir nicht jeder eMail
sorglos trauen dürfen, da sie Viren oder gefälschte Links
enthalten kann (mehr dazu ist im Artikel Phishing: Bitte
nicht anbeißen! auf Seite 37 zu finden), dass man sich mit
unbedachten Klicks auf Webseiten böswillige Dialer einfangen kann. Wir haben schon mal von Spyware und Cookies
gehört, die versuchen, Daten und Surfverhalten auszuspionieren. Man ist vorsichtig geworden. Man überlegt durchaus, sich ein Programm wie Skype einfach herunterzuladen, und hätte sicher größere Bedenken, wenn es nicht aus
„vertrauenswürdigen“ Quellen käme. Und in letzter Instanz
fühlen wir uns noch immer von unserer Firewall geschützt,
über deren Achillesferse man aus diesem Artikel gelernt
haben sollte.
Größeres Augenmerk ist wohl auch auf die SupernodeEigenheit von Skype zu richten, insbesondere dann, wenn
man über einen trafficlimitierten Internetanschluss verfügt,
beispielsweise chello StudentConnect. Wer sich Gedanken
über sein Datenvolumen macht, kann sich mit einem kleinen Zusatzprogramm 10) ganz einfach die übertragenen
Datenmengen anzeigen lassen.
Koexistenz
Was Ausfallsicherheit, Wartungsverträge, Notrufe etc. angeht: Bisher deuten noch alle Zeichen darauf hin, dass
VoIP-Clients nach Vorbild Skype als reines Zusatzangebot
zur herkömmlichen Telefonie in klar umrissenen Bereichen
genutzt werden. Dass Skype tatsächlich in näherer Zukunft
Festnetztelefon oder gar Handy ersetzt, ist nicht abzusehen.
So bleibt auch die klassische Telefonie der Uni Wien in
ihren Grundfesten von kostenloser Internet-Telefonie erst
einmal völlig unberührt. Hier sind die Entwicklungen rund
um ENUM (siehe Artikel Infrastructure ENUM – Die InterNet(z)-Verbindung für Telefonprovider auf Seite 36) weitaus interessanter.
So spricht durchaus eine ganze Reihe an Faktoren dafür,
Skype trotz aller Bedenken weiterhin – wenn auch differenzierter und gegenüber seinen Unzulänglichkeiten sensibler
– zu verwenden. Zurück bleibt vielmehr ein kritisches
Hinterfragen und Beobachten, ob und was Skype in Zukunft
von sich hören lässt.
Katharina Lüthke Comment 06 /2
Zudem ist Skype mittlerweile an vielen prägnanten – scheinbar vertrauenswürdigen – Ecken des WWW anzutreffen. So
wurde Skype erst kürzlich an das Online-Auktionshaus
Ebay (www.ebay.at ) verkauft, das zukünftig Internet-
35
36
Netzwerk- & Infodienste
INFRASTRUCTURE ENUM
Die Inter-Net(z)-Verbindung für Telefonprovider
Als im Dezember 2004 die weltweit erste ENUM-Registrierungsstelle1) in Österreich in Betrieb genommen wurde,
hatte auch der ZID der Universität Wien Grund zum Feiern:
Die Software-Entwicklung und die Implementierung dieses
Service wurde von derselben Arbeitsgruppe am Zentralen
Informatikdienst durchgeführt, die auch die technischen
Bereiche des Registry-Service der nic.at seit Jahren erfolgreich betreut (siehe Kasten Who is who?).
Ende April 2006 fiel der Startschuss für den zweiten Teil der
ENUM-Story: Die RTR GmbH beauftragte enum.at mit dem
Betrieb einer neuen ENUM-Variante, wobei für die technische Realisierung dieses so genannten „Infrastructure
ENUM“ wiederum der Zentrale Informatikdienst der Uni
Wien verantwortlich zeichnet. Der Testbetrieb hat bereits
im Mai 2006 begonnen.
Was ist ENUM?
ENUM steht für Electronic NUmber Mapping – ein Standard,
der regelt, auf welche Weise Informationen zu Telefonnummern im DNS (Domain Name System, eine globale Datenbank zur Umwandlung von Hostnamen in IP-Adressen) gespeichert werden können. Die Hauptanwendung dafür liegt
im Zusammenschluss von klassischem Telefonnetz (PSTN,
Public Switched Telephone Network) und VoIP (Voice over
IP, Telefonieren über das Internet). Während im PSTN
Telefonnummern zur Adressierung von TeilnehmerInnen
verwendet werden, sind es bei VoIP üblicherweise Adressen
der Form sip:user @domain. ENUM vermittelt zwischen
diesen Welten, indem es eine Übersetzung von Telefonnummern auf VoIP-Adressen ermöglicht.
User-ENUM
Who is who?
enum.at
Die enum.at GmbH (www.enum.at), eine Schwesterorganisation von nic.at, verwaltet die österreichische
ENUM-Zone 3.4.e164.arpa sowie das neue Infrastructure ENUM.
nic.at
Die nic.at Internet Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H. (www.nic.at) ist für die Registrierung
und Verwaltung aller Domains unter .at, .co.at
und .or.at zuständig – also für die gesamte österreichische Topleveldomain mit Ausnahme des Bildungsbereichs (.ac.at), der vom österreichischen
Wissenschaftsnetz ACOnet (www.aco.net) verwaltet
wird.
RTR GmbH
Comment 06 /2
Die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH
(www.rtr.at) fungiert als österreichische Regulierungsbehörde für Rundfunk und Telekommunikation.
ZID
Die Entwicklung der Registry-Software sowie der
technische Betrieb des Registry-Service für die .atTopleveldomain, für das User-ENUM und für das
Infrastructure ENUM wird von der Arbeitsgruppe
Internet-Domainverwaltung des Zentralen Informatikdienstes der Universität Wien (www.univie.ac.
at/ZID/) durchgeführt.
Das Zielpublikum für die ENUM-Variante, die im Dezember
2004 in Österreich in Betrieb genommen wurde („UserENUM“), sind die EndkundInnen: Der jeweilige Nummerninhaber hat das Verfügungsrecht über die ENUM-Domain
zu seiner Telefonnummer. Das ist primär dann interessant,
wenn der Nutzer selbst eine VoIP-Infrastruktur – etwa eine
moderne Nebenstellenanlage – betreibt. In diesem Fall ermöglicht ENUM die automatische Kopplung solcher Nebenstellenanlagen über das Internet, sodass für Gespräche zwischen ENUM-NutzerInnen keine Dienste von TelefonnetzBetreibern mehr benötigt werden.
Infrastructure ENUM
Die Kopplung von VoIP-Systemen ist aber nicht nur auf der
Ebene von privaten VoIP-Geräten oder Firmen-Nebenstellenanlagen ein Thema, sondern auch zwischen Netzbetreibern: Auch dort ersetzen VoIP-basierte Lösungen zunehmend die klassische Vermittlungstechnik. Ob die KundInnen
per VoIP oder über andere Technologien angebunden sind,
spielt dabei kaum eine Rolle.
Wenn – wie es jetzt bereits geschieht – die Kernnetze auf
VoIP umgestellt werden (bzw. neue Betreiber erst gar keine
alten Systeme einsetzen), ist es natürlich sinnvoll, die Querverbindungen zwischen den Providern ebenfalls auf VoIP
umzustellen. Auch hier braucht man ENUM, um eine Telefonnummer auf eine VoIP-Adresse umzusetzen.
1) Ausführliche Informationen über ENUM finden Sie im Artikel
ENUM: Eine Nummer Und Mehr – Telefonie und Internet verbünden sich in Comment 05/1, Seite 27 bzw. unter www.univie.
ac.at/comment/05-1/051_27.html.
Netzwerk- & Infodienste
Dieses „Infrastructure ENUM“ (kurz I-ENUM) unterscheidet
sich vom User-ENUM in einigen wesentlichen Punkten:
• Der Netzbetreiber trägt seine Rufnummern ein. Die Zustimmung des Nummerninhabers ist dazu nicht nötig;
dieser kann auch nicht die im I-ENUM abgelegten Informationen bestimmen.
• Eine Überprüfung (Validierung) der Nutzungsberechtigung ist nicht erforderlich.
• Die VoIP-Adressen sind nicht mehr notwendigerweise
offen erreichbar, sondern die Netzbetreiber können definieren, von welchen anderen Betreibern sie Gespräche
per VoIP annehmen wollen.
37
• Beim User-ENUM werden die Adressinformationen zu
den Rufnummern bei der jeweiligen Registrierungsstelle
gehalten (die übergeordnete Registry macht nur entsprechende Verweise), beim Infrastructure ENUM werden sie hingegen direkt in der zentralen Registry-Datenbank verwaltet.
Eine direkte Verbindung per VoIP hat für die Netzbetreiber
viele Vorteile – nicht zuletzt auch finanzielle: Da die Zusammenschaltung von zwei Betreibern keine dedizierte physikalische Verbindung mehr benötigt, sondern das Internet
als Transportmedium nutzt, lassen sich Transitnetze vermeiden und somit die Kostenstrukturen im Telefonnetz revolutionieren.
Otmar Lendl (enum.at) & Gerhard Winkler PHISHING: BITTE NICHT ANBEISSEN !
Als versucht wurde, mittels Massenmails und gefälschter
Webseiten die Zugangscodes der KundInnen einiger österreichischer Banken zu stehlen, wurde Password Fishing,
kurz Phishing 1), plötzlich auch hierzulande
als Bedrohung wahrgenom men.
Dabei kämpft der gesamte
eCommerce von Anfang an
mit zwei Problemen.
Das erste: Die KundInnen
misstrauen dem elektronischen Hokuspokus und shoppen und „banken“ nur zögerlich online. Das ist schade für
die Firmen (schließlich ließen sich
doch auf diese Weise Kosten sparen), und so
begegneten sie dieser Herausforderung fachgerecht und nicht ohne Erfolg mit der Werbekeule.
Die Rache der Benutzerfreundlichkeit
In ein Geschäft gehen, eine Wurstsemmel verlangen und
ein paar Münzen hinlegen – das durchschaut jedes Kind,
und allen Beteiligten ist wenigstens im Prinzip klar, worauf
sie aufpassen müssen, um nicht über den Tisch gezogen zu
werden. Dennoch finden BetrügerInnen immer wieder ein
Opfer.
Ergebnis: Nicht weil die Technik versagt, ist Internet-Betrug so einfach, sondern weil sie ihre AnwenderInnen beherrscht anstatt umgekehrt.
Das Kind nicht mit
dem Bade ausschütten
Einerseits nicht der Paranoia zu verfallen und die ganze
Computerei zum Teufel zu jagen, andererseits dennoch ein
sozial verträgliches Maß an Sicherheit für die BenutzerInnen
herzustellen, ist eine große Herausforderung, der wir alle
uns jetzt stellen müssen.
Serverbetreiber und Softwarehersteller müssen, das versteht
sich von selbst, ihre Systeme dem Stand der Technik entsprechend konzipieren und dafür sorgen, dass allfällige
1) Die Benennung erfolgte in Anlehnung an das in den frühen 90erJahren in Hacker-Kreisen übliche Phreaking, das von Phone Freak
abgeleitet wurde.
Comment 06 /2
Das andere Problem liegt tiefer und Fachleute wissen es
schon längst: Das Misstrauen der technikfeindlichen eSkeptiker ist nicht ganz unberechtigt. Zwar haben – wie der Artikel WWW + SSL = HTTPS auf Seite 46 zeigt – die TechnikerInnen einiges unternommen, um elektronische Transaktionen sicher abwickeln zu können, doch der Faktor
Mensch bleibt ein mitunter recht schwaches Glied in der
Kette.
In der virtuellen Welt haben die intuitive Bedienbarkeit und
die enorm gestiegene Benutzerfreundlichkeit zweierlei Erfolge gebracht: Jeder kann etwas mit dem Computer anfangen, und niemand weiß mehr, was er eigentlich tut. Wer
hat schon eine Ahnung, was passiert, wenn wir auf
der Telebanking-Webseite irgendwohin
klicken? Wer kann sagen, worauf wir
aufpassen müssen, um nicht übers
Ohr gehauen zu werden? Nur ein
verschworener Klüngel von Bitologen und Byte-Experten ist, wenn
überhaupt, in der Lage, von sich
aus die lauernden Gefahren zu
überschauen und zu vermeiden.
38
Netzwerk- & Infodienste
Fehler unverzüglich behoben werden. Das ist der vergleichsweise einfache Teil.
Wesentlich komplizierter ist es, Rahmenbedingungen zu
schaffen, die Sicherheit ermöglichen:
• Da neue Features neue Käufer anlocken und Geldverdienen das Ziel jeder Firma ist, werden gerne neue
Funktionen erfunden. Dort allerdings, wo die Beherrschbarkeit und Sicherheit des Produkts gefährdet sind, müssen dem Featurismus Grenzen gesetzt werden. Ein Beispiel, das uns bereits viele Tränen gekostet hat: Die
Möglichkeit, kinderleicht mit einem Mausklick aus einer
eMail heraus neue Software zu installieren und auszuführen, hat sich als extrem ärgerliches und teures Feature erwiesen. Der Großteil aller Würmer, Viren und
Trojaner – die heute zunehmend kriminellen Zwecken
dienen 2) und sich auch für Phishzüge vorzüglich eignen
– kam so in die PCs, und dass das passieren musste, war
abzusehen.
Brauchbare Ansätze für einen diesbezüglichen Paradigmenwechsel sind leider rar. Auch Microsofts kommendes Betriebssystem Windows Vista, in dem Security als
Feature vermarktet wird, dürfte sich in dieser Hinsicht
eher als Marketing-Luftblase erweisen (siehe dazu den
Artikel Veni, vidi – und testete Vista! auf Seite 18).
• Nur sehr zögerlich spricht sich in die Chefetagen durch,
dass Sicherheit ein unternehmenskritischer Prozess ist,
der bei Entscheidungen unbedingt berücksichtigt werden muss. Eine gesunde Balance zwischen der Technokratie paranoider Hacker 3) und der Erfolgsorientiertheit
bilanzfixierter Schlipsträger 4) zu finden, erfordert einige
Dialogbereitschaft zwischen diesen beiden Gruppen, die
einander leider eher als natürliche Fressfeinde erleben
dürften.
2) siehe Artikel Kammerjäger im Netz in Comment 06/1, Seite 31
bzw. www.univie.ac.at/comment/06-1/061_31.html
3) Seebach, Peter: The Hacker FAQ (www.plethora.net/
~seebs/faqs/hacker.html)
4) Seebach, Peter: The Manager FAQ (www.plethora.net/
~seebs/faqs/manager.html)
Comment 06 /2
5) Chipkarten stellen bei der Mehrzahl der Anwendungsszenarios
lediglich eine teilweise Verbesserung mit enttäuschendem Sicherheitsgewinn dar.
6) Dies ist ein Vorteil der Passwörter: Man kann erforderlichenfalls ein
Recht befristet hergeben und gleich darauf durch Änderung des
Passworts wieder zurücknehmen. Bei biometrischen Verfahren
geht beides nicht.
7) siehe Artikel WWW + SSL = HTTPS auf Seite 46
8) Glücklicherweise handelt es sich hier noch um eine Simulation:
Das Passwort-Formular versendet das eingegebene Passwort nicht,
und der abgerufene Server befindet sich im Wohnzimmer des
Autors. Obwohl die verlinkte Seite von einer Uni-Webseite optisch
kaum zu unterscheiden ist, hat dieser „Phishing-Server“ – wie beim
echten Phishing – netzwerktechnisch und administrativ nichts mit
der Universität Wien zu tun.
• Die BenutzerInnen müssen selbstverständlich über den
richtigen und sicheren Umgang mit den Systemen, die
sie verwenden sollen, Bescheid wissen. Dazu gehört ein
ausreichendes Verständnis von deren inneren Abläufen
– zumindest so weit, dass man einigermaßen beurteilen
kann, was man gerade im Begriff ist zu tun.
In Bezug auf Phishing gibt es eine gute Nachricht: Eigentlich sind es gar nicht so viele Dinge, auf die man achten
muss, um einigermaßen sicher durch – und eben nicht in –
das Netz zu gehen.
Die Bedrohung
Bevor wir auf Angriffe und Gegenmaßnahmen eingehen, sei das Bedrohungsszenario skizziert, das als Phishing bezeichnet
wird.
Als Ersatz für das persönliche Erscheinen im Geschäft, das eine Identität
bildet, weist man sich beim digitalen
Shopping in den meisten Fällen durch
Nennung eines Namens (UserID, Kontoname, Nickname) und eines Geheimnisses (Passwort, PIN, Geheimzahl) aus. 5) Wird die Kombination von Name und Geheimnis Dritten bekannt, können
diese im Namen des Berechtigten alle Verfügungen treffen,
die das System ermöglicht. Bei einem Bankkonto sind die
Konsequenzen offensichtlich.
Es gibt eine ganze Reihe von Wegen, wie das vertrauliche
Passwort in die falschen Hände geraten kann. Die meisten
davon fallen in eine der beiden folgenden Kategorien:
• Der Geheimnisträger gibt es freiwillig preis 6) oder
• der Bösewicht belauscht den Geheimnisträger, während
dieser sich mit dem Passwort ausweist.
Eine Variation dieses Themas, wenn z.B. Einmalpasswörter,
TANs oder zeitabhängige Passwörter verwendet werden:
• Der Bösewicht klinkt sich in die Kommunikation zwischen Geheimnisträger und System ein und verändert
deren Inhalt.
Die scheinbar einfache (Techniker-)Antwort auf diese Probleme – „Verwenden Sie doch HTTPS!“ 7) – hat allerdings
einen Haken: HTTPS hilft nicht, wenn der Benutzer nicht
den Server seiner Bank, sondern den des Bösewichts kontaktiert. Ihn dazu zu überreden, genau darum geht es beim
Phishing.
Panik killt gesunden Menschenverstand
Technik wird häufig als kinderfressendes Monster erlebt,
vor dem man sich lieber fürchtet, als gelassen darüber nach-
Netzwerk- & Infodienste
zudenken. Angenommen, jemand würde folgende Nachricht
massenweise an Uni-Mailadressen verschicken:
From: Sicherheit <[email protected]>
To: Uni-Angehoerige <[email protected]>
Subject: Diebstahl Ihres Passwortes
Sehr geehrte Damen und Herren,
Österreich ist derzeit von einer großangelegten
elektronischen Betrugswelle betroffen. Es mehren
sich die Berichte, dass in zahlreichen öffentlichen Einrichtungen die geheimen Nutzerkennungen
gestohlen worden sind. Damit können jetzt Unbekannte Ihre eMail lesen, auf Ihre Dateien zugreifen, Ihre Homepage ändern, ein Diensthandy
bestellen, mittels CTI Ihr Telefon kontrollieren
und so weiter.
Wir ersuchen Sie dringend, Ihre Nutzerdaten auf
folgender Webseite zu prüfen:
39
• Rufen Sie sensible Seiten soweit wie möglich über die
Bookmark-Funktion Ihres Browsers auf (für den Urlaub können Sie diese auch als Webseite exportieren
und auf Ihrer Homepage an geeigneter Stelle speichern).
Dann kann Ihnen niemand plötzlich einen gefälschten
URL unterjubeln.
• Prägen Sie sich wenigstens bei Ihrer Bank den Domainnamen ein und behalten Sie im Auge, wie deren URLs
aussehen. Wenn diese nicht mehr wie gewohnt – z.B.
mit https://telebanking.meine-bank.at/ – beginnen (zu beachten sind https, der richtige Domainname und dass der Schrägstrich unmittelbar dahinter
liegt), sondern stattdessen beispielsweise
• https://192.168.23.44/xxx
(also eine IP-Adresse),
• https://telebanking.meine-bank.
http://security.univie.atat.at/validation.htm
Damit können wir sichergehen, dass Ihr Zugang
nicht missbraucht wurde. Wenn Sie nicht innerhalb
der nächsten Tage Ihren Zugang bestätigen, müssen
wir diesen leider deaktivieren.
[email protected]/xxx
(also ein @-Zeichen vor dem Schrägstrich),
• https://telebanking.meine-bank.as/xxx
(also ein anderes Land) oder
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre IT-Sicherheitsabteilung
• https://telebanking.maine-bank.at/xxx
(also eine geringfügig abweichende Schreibweise)
Selbst wenn die Mehrheit unserer BenutzerInnen sich nicht
ins Bockshorn jagen lässt: In der ersten Aufregung über die
Gefahr eines massiven Eingriffs in die Privatsphäre würden
wohl allzu viele sofort auf den angegebenen Link klicken.
Dieser führt aber nicht zu einer Seite der Uni Wien (auch
wenn die angezeigte Seite so aussieht), sondern zu einem
Phishing-Server. 8) Auf diese Weise könnten angesichts unserer nicht geringen Benutzerzahlen sicher einige tausend
Mailbox- und Unet-Passwörter „gewonnen“ werden.
erscheint, sind Sie höchstwahrscheinlich auf einer
Phishing-Seite gelandet. Leider sind mehr Methoden der
URL-Verschleierung bekannt, als hier aufgezählt werden können, aber häufig geben sich Phisher in dieser
Hinsicht keine besondere Mühe.
Was ist passiert? Der Geheimnisträger hat sich reinlegen
lassen und selbst sein Geheimnis verraten. Dagegen sind
keine technischen Maßnahmen möglich. Hilfreich, aber leider nur spärlich vorhanden, sind Schulungen und eindeutige Handlungsanleitungen.
Gute Ratschläge, kostenlos
• Achten Sie bei sensiblen Transaktionen darauf, dass
der URL der angezeigten Seite mit https:// beginnt
und dass das Schloss-Symbol rechts unten im
Browserfenster geschlossen ist (im Browser
Firefox wird bei verschlüsselten Seiten zusätzlich die
Adresszeile gelb hinterlegt). Lassen Sie sich nicht von
Bildchen innerhalb einer Seite, die behaupten, diese sei
sicher, in die Irre führen: Jeder HTML-Anfänger kann
ein Logo in eine Webseite einblenden.
• Vorsicht bei Links, die Sie per eMail erhalten haben!
Diesem wichtigen Punkt widmet sich der folgende Abschnitt.
Gefahrenquelle eMail
Über die Probleme, die eMail als Virenträger und Belästigungsmedium mit sich bringt, wird seit Jahren in allen einschlägigen Medien ausführlichst berichtet. Die zahlreichen
Täuschungsmöglichkeiten werden durch das fragwürdige
Feature „formatierter“ HTML-Mails um eine Facette bereichert, die zum Missbrauch förmlich einlädt:
Wenn Sie in einer eMail einen Link auf https://telebanking.meine-bank.at/xxx sehen, bedeutet das noch
lange nicht, dass Sie ein Klick darauf auch tatsächlich zur
angegebenen Seite führt. Was bei Webseiten normal ist,
nämlich dass sich der auf der Seite angezeigte Link-Text
Comment 06 /2
Aus dem geschilderten Szenario lassen sich einige allgemeine Empfehlungen ableiten:
• Wenn Sie den Verdacht haben, fehlgeleitet worden zu
sein, kontrollieren Sie das Zertifikat (siehe Seite 50):
Stimmen Name und Adresse? Ist der Aussteller vertrauenswürdig, ist die Zertifikatskette vollständig? Eine gute
Idee ist es, das bereits frühzeitig an bekannten Seiten
(z.B. https://www.univie.ac.at/) auszuprobieren.
40
Netzwerk- & Infodienste
ZID, fisch mit!
Unfreiwillige Mithilfe beim Phishing
Wer phishen geht, möchte dabei natürlich nicht erwischt werden. Daher verwenden Phisher nicht ihren eigenen Server,
sondern missbrauchen fremde Rechner, zu denen sie irgendwie Zugang erhalten haben. Ist ein solcher gekaperter
Rechner im Bereich des österreichischen Wissenschaftsnetzes ACOnet angebunden, sorgt das ACOnet-CERT (siehe Artikel
Kammerjäger im Netz in Comment 06/1, Seite 31 bzw. unter www.univie.ac.at/comment/06-1/061_31.html)
dafür, dass dieser Zustand schnellstmöglich behoben wird. In den meisten Fällen ist der Tathergang relativ unspektakulär: Mit Hilfe eines Virus (genauer: Trojaners) oder eines schwachen Passworts, das mittels automatisiertem Ausprobieren
„erraten“ wurde, bemächtigt sich der Phisher eines Rechners und missbraucht ihn – vom Anwender unbemerkt – als
Webserver für Phishing-Seiten. Einmal jedoch war unser eigener Webserver WWW.UNIVIE.AC.AT auf ungewöhnliche Art
und Weise daran beteiligt, Zugangsdaten einer südamerikanischen Bank zu erhaschen:
Was geschah?
Die Webseiten eines Instituts der Uni Wien enthielten eine Übung, in deren Rahmen ein Webformular auszufüllen war.
Dabei wurde ein verbreitetes, vorgefertigtes CGI-Skript dazu verwendet, die in diesem Formular eingegebenen Daten
automatisch per eMail an den Übungsleiter zu übermitteln. Dummerweise ist dieses Skript so gestaltet, dass es sämtliche
Anweisungen – vor allem die eMail-Adresse, an welche die Daten zu senden sind – aus den ihm übergebenen Formulardaten nimmt. Unserem Phisher kam dieses Übungsskript gerade recht: Da es willig und ungeprüft beliebige Daten an
beliebige Adressen sendet, spielte es ihm auf nur schwer nachzuvollziehende Weise die erschlichenen Bankcodes zu.
Um es zusammenzufassen: Ein von einem Institut auf dessen Webseiten installiertes Skript zur Auswertung von Webformularen wurde von einem Phisher für seine Zwecke mitverwendet, und dazu musste dieser nicht einmal in den Uni-Webserver einbrechen.
Die Reaktion
Als die betroffene Bank das ACOnet-CERT kontaktierte, waren die Phishing-Webseiten, die auf den Uni-Webserver verwiesen hatten, bereits aus dem Netz genommen worden. Von Seiten des Instituts wurde das Skript zügig entfernt. Die
Logfiles des Webservers verzeichnen auch den sogenannten Referer, das ist die Seite, von welcher der Besucher auf den
Server verwiesen wurde. Daraus ergab sich, dass das missbrauchte Skript an diesem Tag nur von Phishing-Opfern aufgerufen worden war. Um der Bank die Chance zu geben, die Kunden, die auf den Phishzug hereingefallen waren, zu
identifizieren und zu warnen, wurden ihr etwa 250 betroffene IP-Adressen übermittelt.
Spurensuche
Leider war nicht mehr feststellbar, wohin die Formulardaten gesendet wurden: Da die Phishing-Webseiten bereits entfernt worden waren, konnten wir den Vorgang nicht mehr „live“ beobachten. Das Skript selbst führt keine Protokolle
und verwendete für den Versand keine uns bekannten Mailserver, deren Logfiles uns Hinweise hätten geben können.
Eine weitere Frage beschäftigte uns: Wie kam ein offenbar im spanischen Sprachraum agierender Phisher darauf, dass
es tief vergraben in den Webseiten eines österreichischen Universitätsinstituts ein Skript namens uebung.cgi gibt, das
sich gut gebrauchen lässt? Ein Blick auf den Referer, der beim ersten Zugriff auf dieses Skript im fraglichen Zeitraum aufgezeichnet worden war, beantwortete diese Frage (Daten leicht verändert):
Comment 06 /2
10.14.60.123 - - [16/Mar/2006:02:45:48 +0100] “GET /Institut/Lehre/uebung.cgi HTTP/1.1“
200 47 “http://www.google.es/search?hl=es&q=inurl%3A.cgi+intitle%3ANo+input+data&meta=“
“Mozilla/4.0 (compatible; MSIE 6.0; Windows NT 5.1; .NET CLR 1.1.4322)“
Des Rätsels Lösung: Der Robot von Google gibt beim Indizieren des fraglichen Skripts natürlich keine Formulardaten
ein. Das führt zur Fehlermeldung No input data, und diese wird von Google gespeichert. Genau danach – das ist im
Referer zu lesen, da bei Google die Frage immer Teil des URLs ist – hat der Phisher gesucht und auf diese Weise zu uns
gefunden. Die gezeigte Abfrage wurde also vom Phisher selbst getätigt; folglich hätte 10.14.60.123 seine IP-Adresse
sein müssen. Leider führte auch diese Spur nicht zum Täter: Es handelte sich um einen trojanisierten PC, der als Proxy
missbraucht wurde. Naturgemäß war nicht mehr festzustellen, von woher der Phisher auf diesen PC zugegriffen hatte.
Eine Konsequenz konnten wir aus dem Ereignis ziehen: Wir befragen jetzt selbst regelmäßig Google, um solche verwundbaren Skripts in unserem Netz aufzuspüren und deren Betreiber rechtzeitig warnen zu können.
Netzwerk- & Infodienste
und der tatsächlich verlinkte URL
unterscheiden, kann in eMails
gewinnbringend verwendet
werden: Gezeigt wird der
richtige URL der Bank, verwiesen wird hingegen auf
die Phishing-Seite.
Die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen sind also
eigentlich ganz einfach:
• Links, die Sie per Mail erhalten haben, sollten Sie
möglichst überhaupt nicht anklicken. Besonders
wenn es sich um ein Service handelt, für das Sie ein
Passwort oder dergleichen besitzen, ist es besser, dessen Homepage aus den Bookmarks heraus aufzurufen
und zu versuchen, mittels „Durchklicken“ zur angegebenen Seite zu gelangen.
• Je dringlicher die Nachricht ist und je größer die geschilderte Katastrophe: Überprüfen Sie, z.B. durch Anruf
bei der Hotline, ob die Story echt ist. Die Telefonnummer dürfen Sie natürlich nicht der eMail entnehmen
– es könnte ja auch die gesamte Hotline ein Fake sein.
• Wenn Sie meinen, dass Sie dem Absender vertrauen
können, und einen Link daher doch anklicken wollen,
sollten Sie folgende Punkte beherzigen:
• Geben Sie keine Passwörter oder sonstigen vertraulichen Daten auf per eMail-Link erreichten
Seiten ein.
• Kontrollieren Sie auf jeden Fall das TLS/SSLZertifikat, wie auf Seite 50 beschrieben.
• Prüfen Sie, sofern vorhanden und möglich, die
digitale Unterschrift. (Es ist sehr bedauerlich, dass
sich diese Technik in eMail bisher nicht durchgesetzt
hat, daher wird das leider nur selten gelingen.)
• Bedenken Sie, dass Sie der Absender unwissentlich auf eine Phishing-Seite verweisen könnte,
der er selbst soeben auf den Leim gegangen ist.
Es gibt viel zu tun
9) Auch die Uni Wien ist in dieser Hinsicht noch kein leuchtendes
Vorbild, aber wir arbeiten daran. Dass es bei uns noch niemand
ernsthaft probiert hat, hat wohl zwei Gründe: Noch ist die PhishingBranche in Europa nicht so richtig in Fahrt gekommen, und wir
sind für Phisher nicht so interessant wie eine Bank.
festlegen, dann könnten die obigen
Ratschläge noch um einiges kürzer
ausfallen.
Banken und andere Betreiber heikler Services müssen einen Mittelweg
zwischen Benutzerfreundlichkeit und
Sicherheit finden. So wie das Sicherheitsballett in Flugzeugen Vorschrift ist,
sollte auch Online-KundInnen eine Anleitung gegeben
werden, die z.B. folgenden Inhalt haben könnte:
Das Team der Firma WirSindToll freut sich,
Sie als Kunde in unserem Online-Shop begrüßen
zu können. Wir setzen stets die allerneuesten
Sicherheits-Technologien ein. Damit diese zum
Tragen kommen, beachten Sie bitte vier einfache Tipps:
• Rufen Sie unseren Online-Shop stets nur aus
den Bookmarks Ihres Browsers auf, nicht
durch Links in eMails oder fremden Webseiten.
• Wenn Sie bei uns einkaufen, achten Sie darauf, dass der URL im Browserfenster immer
mit https://shop.wirsindtoll.at/ beginnt.
• Achten Sie darauf, dass das Schloss rechts
unten im Browserfenster geschlossen ist.
• Niemals senden wir Ihnen eMail, die einen
anzuklickenden Link enthält und zur Aufforderung führt, ein Passwort einzugeben. Wenn
Sie eine solche eMail-Nachricht erhalten,
löschen Sie diese ganz einfach.
Vergleichen Sie diesen Text mit den Unterlagen Ihres
Telebanking-Zugangs. Vermutlich werden Sie enttäuscht
feststellen, dass dort nur zu lesen ist, dass wegen toller
Verschüsselung alles ganz sicher ist und Sie sich keine
Sorgen machen müssen. Diese Banken haben ihre Hausaufgaben leider nicht gemacht – wohl, um die Kunden
nicht zu verunsichern. Hier hätte die Chefetage besser ihren
TechnikerInnen zugehört, denn ein falsches Gefühl der
Sicherheit zu erzeugen, ist natürlich der Kardinalfehler
schlechthin.
Phishing ist ein Phänomen mit furchterregendem Entwicklungspotential. Zum einen gilt es daher, durch technische Mittel, Aufklärung und zweckmäßige Sicherheitsgebräuche auf Betreiberseite dagegen vorzugehen.9) Zum
anderen zeigt sich wieder, dass mit Viren, Würmern oder
Trojanern infizierte PCs ein unkalkulierbares – aber jedenfalls gewaltiges – Sicherheitsrisiko darstellen und dass Softwarehersteller, Netzbetreiber und AnwenderInnen gemeinsam alle erdenklichen Anstrengungen unternehmen müssen, um die zahllosen verseuchten Rechner aus dem Verkehr
zu ziehen.
Alexander Talos Comment 06 /2
Geschäfte im Internet lassen sich auch für NichtexpertInnen
sicher – also mit vertretbarem Restrisiko – gestalten. Wenn
die Betreiber von Telebanking-Seiten, Online-Shops usw.
mitarbeiten und ihrerseits eine klare Anti-Phishing-Strategie
41
42
Netzwerk- & Infodienste
SSL-ZERTIFIKATE:
EIN „REISEPASS “ FÜR WEBSEITEN
Heute werden mehr und mehr Geschäfte via Internet abgewickelt – vom Reißnagel bis zur Weltreise kann man dort
mittlerweile alles kaufen, verkaufen, tauschen oder versteigern. Dabei ist es von essentieller Bedeutung, dass diese
Transaktionen sicher durchgeführt werden können. Und
nicht nur, wenn es ums Geld geht, ist Sicherheit wichtig:
Vertrauliche Daten werden ebenfalls zunehmend im bzw.
über das Internet transportiert, und private eMails, Dokumente und Ähnliches sollen natürlich auch vertraulich bleiben und nicht von jedermann abgehört werden können.
Was sind SSL-Zertifikate?
Im WWW hat sich als Standard für sichere Datenverbindungen das Protokoll HTTPS auf Basis von TLS/SSL etabliert
(siehe Artikel WWW + SSL = HTTPS auf Seite 46 und Was
ist TLS/SSL? auf Seite 43). Ein wesentlicher Teil dieses Konzepts sind die so genannten SSL-Zertifikate, die nähere Angaben über die Server enthalten, mit denen man Verbindung aufgenommen hat.
Comment 06 /2
Ein Zertifikat soll vor allem sicherstellen, dass der Eigentümer einer Webseite auch wirklich der ist, der er zu sein vorgibt. Jedes Zertifikat ist signiert; wie viel das Zertifikat wert
ist, hängt natürlich davon ab, wer es signiert. Im Prinzip ist
es auch möglich, ein Zertifikat selbst zu signieren. Ein solches Zertifikat ist als Nachweis der Identität allerdings ungeeignet, deshalb präsentieren Webbrowser und andere
Klientenprogramme den BenutzerInnen jedesmal ein Popup-Fenster mit einer Warnung, wenn ein solcherart zertifizierter Server aufgerufen wird.
Aus diesem Grund lassen seriöse Anbieter von sicheren
Webseiten ihre Zertifikate von „Vertrauenswürdigen Dritten“
erstellen, deren Signatur in den Webbrowsern verankert ist.
Derartige CAs (Certificate Authorities) gibt es fast wie Sand
am Meer, allerdings unterscheiden sie sich zum Teil sehr in
der Qualität des Service, der Verifikation des Zertifikatsbestellers und damit der „Vertrauenswürdigkeit“ des Zertifikats. Nicht zuletzt unterscheiden sich die CAs auch beim
Preis: Ein Zertifikat kann durchaus mit mehreren hundert
Euro zu Buche schlagen.
Auch für eine Universität, die zwar nicht im eCommerce
tätig ist, sehr wohl aber eine Unzahl von Services bietet, die
ebenfalls mit Verschlüsselung angeboten werden (müssen),
kann das schnell sehr teuer und sehr aufwendig werden.
1) ACOnet (Österreich), CARNet (Kroatien), CESNET (Tschechien),
RENATER(CRU) (Frankreich), RedIRIS (Spanien), SURFnet (Niederlande), SWITCH (Schweiz) und UNI-C (Dänemark)
SCS – Der Anfang
Da sich viele Universitäten in dieser misslichen Lage befinden, lag es nahe, sich gemeinsam um günstigere Zertifikate
für die Bildungseinrichtungen zu bemühen. Unter der
Schirmherschaft von TERENA (dem Dachverband der europäischen Wissenschaftsnetze, www.terena.nl) schlossen
sich daher im Jahr 2004 acht Wissenschaftsnetze 1) zusammen, um ein Service für „Pop-Up Free SSL Certificates“ für
die europäischen Universitäten aufzubauen – das Projekt
SCS (Server Certificate Service) war geboren.
Die Idee war, eine Certificate Autority zu finden, die imstande ist, mit der großen Zahl an potentiell benötigten Zertifikaten umzugehen und diese auf Basis der Gesamtmenge
möglichst kostengünstig anzubieten. Die administrative
Tätigkeit des Verifizierens der Anträge sollte dabei jedoch
in der Hand der einzelnen Wissenschaftsnetze bleiben. Da
das SCS-Projekt für die kommerziellen Zertifizierungsstellen
Neuland war, musste für dieses Projekt einiges an Vorarbeiten geleistet werden. TERENA entschloss sich deshalb
im Sommer 2005, eine Ausschreibung für dieses Service zu
starten. Etliche Firmen haben auch Angebote eingebracht,
sodass im Herbst mit allen interessierten Unternehmen konkrete Gespräche geführt werden konnten.
Im Dezember 2005 wurde schließlich die Firma Globalsign
(www.globalsign.com) als „Bevorzugter Anbieter“ ausgewählt, und am 9. Jänner 2006 konnte der Vertrag zwischen TERENA und Globalsign unterzeichnet werden (siehe
www.terena.nl/activities/tf-emc2/scs.html). Im
Februar und März 2006 galt es dann, die technischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die neuen Zertifikate
den einzelnen KundInnen möglichst unkompliziert zur Verfügung stellen zu können.
SCS – Status quo
Auch das österreichische Wissenschaftsnetz ACOnet hat im
Laufe des März die nötigen Vorbereitungen getroffen, um
das Server Certificate Service allen ACOnet-Teilnehmern zugänglich zu machen (Näheres siehe www.aco.net). Auf
Basis dieses Service ist es nun für die ServerbetreiberInnen
an Österreichs Bildungseinrichtungen erstmals möglich,
SSL-Zertifikate ohne Lizenzkosten ausstellen zu lassen.
Innerhalb der Universität Wien können wir das Service an
Institute und Dienststellen weitergeben; dadurch profitieren auch jene Server von diesen Zertifikaten, die von den
Instituten selbst betrieben werden.
Mittels SCS lässt sich im Prinzip jedes Service zertifizieren,
das TLS/SSL nutzt; allerdings muss der Domain-Name, unter
Netzwerk- & Infodienste
dem der Server läuft, auf die Universität Wien registriert
sein. Jeder Serverbetreiber kann die benötigten Zertifikate
selbst beantragen. Nach einer Bestätigung des Antrags
durch den von der Universität authorisierten Ansprechpartner
– den so genannten Proxy – wird das Zertifikat von der im
ACOnet angesiedelten Registration Authority (RA) freigegeben und dann sofort vom Globalsign-System ausgestellt.
Eine genaue Beschreibung der Voraussetzungen und des
Anmeldevorgangs finden Sie im Artikel Der Weg zum SSLZertifikat für Uni-Server auf Seite 44.
43
Fazit
Nachdem die Frage der Zertifizierungskosten dank SCS
keine ausschlaggebende mehr ist, entfällt der wichtigste
Grund, SSL nicht zu verwenden. TLS/SSL – bzw. ganz allgemein der Einsatz verschlüsselter Übertragungsprotokolle –
ist heute im Interesse der Security schon fast ein Muss, und
dieses Service bietet die Gelegenheit, im universitären Bereich eine möglichst flächendeckende Verschlüsselung einzuführen.
Ulrich Kiermayr WAS IST TLS/SSL?
Bei TLS (Transport Layer Security) oder SSL (Secure Sockets
Layer) handelt es sich um ein Verschlüsselungsprotokoll zur
Datenübertragung im Internet bzw. um eine
verschlüsselte Netzver bin dung zwischen
Server und Client, über die auch unverschlüsselte Anwendungsprotokolle (z.B.
HTTP, POP3, IMAP, SMTP, NNTP, SIP, ...)
sicher transportiert werden können.
Wie funktioniert SSL?
TLS/SSL sorgt also dafür, dass die Daten
verschlüsselt über das Netz geschickt
werden und somit vor unerwünschten
Zugriffen und Manipulationen geschützt
sind. Es sichert jedoch nur den Übertragungsweg zwischen Server und Client; auf alles, was davor
oder danach mit den Daten geschieht, hat TLS/SSL keinen
Einfluss.
• Asymmetrische Verschlüsselung: Asymmetrische Verfahren benutzen zwei verschiedene Schlüssel zum Verund Entschlüsseln – einen öffentlichen (Public Key) und
einen geheimen (Private Key).
Warum zwei Namen?
SSL Version 1.0 wurde 1994 von der Firma Netscape entwickelt. Als SSL 3.0 schließlich 1999 vom StandardisierungsGremium IETF (Internet Engineering Task Force) im RFC
2246 1) als Proposed Standard festgelegt wurde, benannte
man es auf TLS um. Die Unterschiede zwischen SSL 3.0 und
TLS sind minimal; umgangssprachlich wird daher meistens
weiterhin der Begriff SSL verwendet.
2) Detailliertere Informationen zu den einzelnen Methoden finden Sie
z.B. im Artikel Grundbegriffe der Kryptographie in Comment 00/3,
Seite 20 bzw. unter www.univie.ac.at/comment/00-3/
003_20.html.
3) Neben dem SSL Handshake Protocol umfasst die obere Schicht
auch noch das SSL Application Data Protocol, das SSL Alert Protocol und das SSL Change Cipherspec. Protocol, die ebenfalls ihr
Scherflein zu einer sicheren Datenübertragung beisteuern, hier jedoch nicht näher beschrieben werden.
• Symmetrische Verschlüsselung: Hierbei wird für die
Ver- und Entschlüsselung der Daten derselbe Schlüssel
(Key) verwendet.
• Hash-Funktion: Damit wird ein „digitaler Fingerabdruck“ mit einer konstanten Länge (128 bis 512 Bit, abhängig vom verwendeten Algorithmus) erstellt, anhand
dessen kontrolliert werden kann, ob die übermittelten
Daten am Weg zum Empfänger verändert wurden.
Das SSL-Protokoll selbst besteht aus zwei übereinanderliegenden Schichten:
• Auf der unteren Schicht befindet sich das SSL Record
Protocol. Dieses prüft, ob die übertragenen Daten vollständig und unverändert ihren jeweiligen Empfänger erreichen und verschlüsselt, sofern dies gewünscht wird,
die Daten mit einem symmetrischen Verfahren. Der dabei verwendete Schlüssel wird über das SSL Handshake
Protocol vereinbart.
• Die obere Schicht enthält unter anderem das SSL Handshake Protocol.3) Dieses baut auf dem SSL Record Protocol auf und wird einerseits zum Aushandeln der verwendeten kryptographischen Algorithmen und Schlüssel
benötigt, andererseits zur Identifikation und Authentifizierung der Kommunikationspartner mit Hilfe asymmetrischer Verschlüsselungsverfahren (in der Regel authentifiziert sich zumindest der Server gegenüber dem
Client).
Susanne Kriszta Comment 06 /2
1) siehe www.ietf.org/rfc/rfc2246.txt (mittlerweile abgelöst durch RFC 4346, www.ietf.org/rfc/rfc4346.txt)
Bei SSL kommen verschiedene kryptographische Methoden 2) zum Einsatz:
44
Netzwerk- & Infodienste
DER WEG ZUM SSL-ZERTIFIKAT FÜR UNI-SERVER
Das Zertifizierungs-Service des ZID (Näheres dazu siehe
Seite 42) bietet allen Instituten und Dienststellen der Universität Wien die Möglichkeit, ihre diversen Server mit SSLZertifikaten auszustatten.
weniger Tage) auszustellen, bitten aber um Verständnis
dafür, dass wir keine Antwortzeiten garantieren können.
Schritt für Schritt zum Zertifikat
Voraussetzungen
• Die Weitergabe der Zertifikate an Dritte sowie ihre Verwendung für kommerzielle Zwecke (z.B. für Webshops)
ist nicht erlaubt.
• Die Zertifikate werden nur für Domains ausgestellt, deren Inhaber die Universität Wien ist. Bei Domains, die
auf Universitäts-MitarbeiterInnen bzw. Studierende persönlich registriert sind, kann dieses Service nicht genutzt werden.
• Zertifikate für Domains, die nicht auf univie.ac.at
enden, sind möglich, benötigen allerdings eine längere
Bearbeitungszeit und sind daher rechtzeitig zu beantragen.
Das Service ist für die EndbenutzerInnen kostenlos, erfordert jedoch am Zentralen Informatikdienst einen gewissen
administrativen Aufwand. Wir sind zwar bemüht, die Zertifikate so schnell wie möglich (d.h. in der Regel innerhalb
Zunächst muss der Administrator des Servers – der Technical
Contact – einen Private Key und einen Certificate Signing
Request (CSR) generieren. Das dazu benötigte Programm
(z.B. openssl bei Apache-Webservern) ist in der Serversoftware enthalten. Nähere Informationen zu diesem Schritt
finden Sie in Ihrer Serverdokumentation und auf der Webseite https://www.univie.ac.at/ZID/ssl-antrag/
unter dem Link Help with creating your CSR.
Die Webseite https://www.univie.ac.at/ZID/
ssl-antrag/ müssen Sie auch aufrufen, um das Zertifikat zu beantragen:
Step 1:
Wählen Sie unter dem Punkt Options die gewünschte
Laufzeit (maximal 3 Jahre) und den Typ des Zertifikats (das
Standardprodukt ist SureServerEDU TLS ) sowie Ihren Webserver-Typ. Anschließend kopieren Sie den zuvor generierten CSR in das Eingabefeld darunter und klicken auf Go to
step 2 (siehe Abb. 1).
Step 2:
Hier sind die Daten des Antragstellers auszufüllen
(siehe Abb. 2 auf Seite 45). Der Technical Contact
ist der Administrator des jeweiligen Servers. Unter
dem Punkt Email ist auch die Angabe einer
Gruppen-Mailadresse möglich und sinnvoll – an
diese Adresse werden nämlich das Zertifikat und
die Warnungen über den Ablauf geschickt.
Comment 06 /2
Die Funktion der Admin Contact Person (auch
Proxy genannt) hat für die Universität Wien ein
Mitarbeiter des Zentralen Informatikdienstes inne.
Es ist Bestandteil der Vertragsvereinbarungen mit
der Firma GlobalSign, dass der Request ausschließlich von der Person bearbeitet werden darf, die an
dieser Stelle im Formular genannt wird. Der Name
und die Kontaktdaten des jeweils aktuellen „Proxy
vom Dienst“ sind im rechten Bereich des Webformulars eingeblendet (siehe Abb. 2); bitte übertragen Sie dort angegebenen Daten in Ihren Antrag.
Step 3:
Abb. 1: SCS-Zertifikat beantragen – Step 1
Abschließend erhalten Sie nochmals eine Zusammenfassung Ihrer Angaben (siehe Abb. 3 auf Seite
45). Sofern alles korrekt ausgefüllt ist, klicken Sie
Netzwerk- & Infodienste
45
auf Request this certificate!, um Ihren Antrag
abzuschicken.
Was passiert dann?
Abb. 2: SCS-Zertifikat beantragen – Step 2
Der Proxy kontaktiert
nun den Technical Contact per eMail, um zu
überprüfen, ob dieser
auch tatsächlich das jeweilige Zertifikat beantragt hat. Innerhalb von
14 Tagen muss eine Bestätigung via Mail erfolgen, sonst wird der Request automatisch aus
dem System gelöscht
(bei Unklarheiten benötigen wir zusätzlich
eine Bestätigung des
Institutsvorstands). Sofern keine Kompli kationen auftreten, erhält
der Technical Contact
wenige Tage nach Eintreffen der Bestätigung
eine eMail-Nach richt
mit dem signierten Zertifikat, einem Link für dessen zukünftigen Download sowie einem Link, unter dem es widerrufen
werden kann (siehe unten).
Das Zertifikat erlischt automatisch nach Ablauf der
gewünschten Zeitspanne. Eine Verlängerung ist
nicht möglich, sondern das Zertifikat muss – wie
oben beschrieben – neu beantragt werden. Wenn
der Private Key kompromittiert wurde (z.B. durch
Einbruch in den Server), muss das Zertifikat vom
Technical Contact unter dem per Mail übermittelten Link widerrufen werden. Dazu ist das bei der
Anmeldung gewählte Passwort erforderlich. Sollte
der Technical Contact dieses vergessen haben,
kann er den Widerruf – nach Vorlage eines Lichtbildausweises – auch durch den Proxy durchführen lassen (dessen aktuelle Kontaktdaten sind
unter dem URL https://www.univie.ac.at/
ZID/ssl-antrag/ zu finden).
Abb. 3: SCS-Zertifikat beantragen – Step 3
GlobalSign bietet ein Support-Portal mit jeder
Menge Dokumentation zum Thema Zertifikate an,
das unter http://support.globalsign.net/
zu finden ist. Bitte wenden Sie sich mit Fragen, Anregungen bzw. mit Meldungen über Probleme mit
dem System nicht an GlobalSign, sondern per Mail
an [email protected].
Susanne Kriszta Comment 06 /2
Weitere Infos
46
Netzwerk- & Infodienste
WWW + SSL = HTTPS
Der steinige Weg zum sicheren Surfen
Bei all dem Tamtam, das in dieser Ausgabe des Comment
um TLS bzw. SSL gemacht wird 1), drängt sich eine Frage
auf: Was, ganz konkret, habe ich davon? – Verständlich,
denn bei TLS/SSL ist es durchaus eine Tugend, gleich einem
Butler völlig unbemerkt zu dienen. Das vergleichsweise auffälligste Anwendungsgebiet soll hier näher beschrieben werden: der Aufruf von Webseiten mit dem Protokoll HTTPS.
Was ist HTTPS?
TLS/SSL (Transport Layer Security / Secure Sockets Layer)
fungiert als „digitale Eskorte“ für die beim Websurfen übertragenen Bits und Bytes. Es wird als Sicherheitsschicht zwischen dem für den Webseiten-Transport zuständigen HTTP
(Hypertext Transport Protocol) und dem Transportprotokoll
TCP (Transmission Control Protocol ) eingefügt.
Was das für die Sicherheit bedeutet, sieht man am besten
an den konkreten Bedrohungen, die damit abgewehrt werden – oder eben nicht. Dabei werden gewöhnlich drei Kategorien betrachtet:
• Vertraulichkeit,
• Integrität (die Daten müssen unverändert sein und
von der richtigen Quelle stammen) und
• Verfügbarkeit (Daten, die man nicht bekommt, nützen
einem nichts).
Durch Verschlüsselung kann die Vertraulichkeit geschützt
werden, aber das setzt, wie dieser Artikel zeigen wird, die
ohnehin geforderte Sicherung der Integrität voraus. In diesem Bereich hat TLS/SSL einiges zu bieten. Zur Verfügbarkeit, das sei gleich vorweggenommen, kann TLS/SSL nichts
beitragen. Eher im Gegenteil: Das System wird durch seinen Einsatz komplexer und damit etwas verwundbarer.
HTTP (WWW-Inhalt)
HTTP (WWW-Inhalt)
SSL (Crypto)
TCP (Transport)
TCP (Transport)
IP (Internet-Fundament)
IP (Internet-Fundament)
normales Websurfen
mit TLS/SSL gesichertes Surfen
Da sozusagen das HTTP mit Security angereichert wird,
nennt man das Duo dann HTTPS (Secure HTTP). Das können Sie bereits am URL in Ihrem Browser erkennen, z.B.
wenn Sie das Webmail-Service der Universität Wien aufrufen (https://webmail.univie.ac.at/).
1) siehe SSL-Zertifikate: Ein „Reisepass“ für Webseiten (Seite 42), Was
ist TLS/SSL? (Seite 43), Der Weg zum SSL-Zertifikat für Uni-Server
(Seite 44) und Das Postamt zieht um: Ein neues Mailsystem für die
Uni Wien (Seite 11)
Die Verbindung zwischen Browser und Webserver ist nichts
anderes als eine Folge von Datenpaketen, jedes mit einer
Zieladresse – je nach Richtung ist das die des Servers oder
die des Browsers – beschriftet, die von den einzelnen Internet-Knoten etappenweise näher zum Ziel transportiert werden, bis sie dort angekommen sind. Damit sie belauscht
oder manipuliert werden können, müssen diese Datenpakete beim Langohr vorbeikommen.
Betrachten wir zunächst einen einfachen Rechner (in dieser Hinsicht sind der Webserver und der PC weitestgehend
gleich). Dieser „sieht“ natürlich sämtliche Pakete von Verbindungen, an denen er selbst teilnimmt.
6) Nähere Informationen dazu finden Sie z.B. im Artikel Grundbegriffe der Kryptographie in Comment 00/3, Seite 20 bzw. unter
www.univie.ac.at/comment/00-3/003_20.html.
• Lokale Netze (LANs, z.B. Institutsnetze oder das lokale
Netz daheim) werden heutzutage durch so genannte
Switches verbunden, die aus Effizienzgründen Daten
stets nur zum bestimmungsgemäßen Empfänger-PC
oder dem Router, dem Tor zur Außenwelt, weitersenden. Damit sind jedoch keinerlei Sicherheitsgarantien
verbunden, und es sind verschiedene Methoden bekannt, einen Switch dazu zu überreden, seine Datenpakete anderswohin umzuleiten.2) In einem lokalen Netz
kann mit etwas Glück auch ein Rechner einen anderen
dazu verleiten, ihm seine Pakete zu schicken.3) Wer
einen Rechner belauschen möchte, der nicht im selben
LAN angeschlossen ist, kann sich z.B. durch Verwendung verwaister Netzwerksteckdosen, Anzapfen von
Leitungen etc. Zugang dazu verschaffen.
7) Die mit einer bestimmten Schlüssellänge erzielte Sicherheit kann
von Verfahren zu Verfahren variieren: 3DES mit 160 Bit gilt als
weniger sicher als AES mit 128 Bit.
• Aus der Ferne kann ein Angreifer sozusagen einen
Agenten in das abzuhörende lokale Netzwerk entsen-
2) CAM Table Flooding, Näheres siehe www.packetwatch.net/
documents/papers/layer2sniffing.pdf
3) ARP Cache Poisoning, siehe ebenfalls www.packetwatch.net/
documents/papers/layer2sniffing.pdf
Comment 06 /2
Lauschen – geht das denn?
4) z.B. DNS Cache Poisoning (erklärt im Wikipedia-Artikel http://
de.wikipedia.org/wiki/DNS-Spoofing), gefälschte Einträge in der hosts-Datei (siehe www.heise.de/security/
news/meldung/52935)
5) siehe EU-Richtlinie 2006/24/EG: Vorratsspeicherung von Daten
(www.bmvit.gv.at/telekommunikation/recht/europa/
richtlinien/rl2006-24.html)
Netzwerk- & Infodienste
den: Entweder er infiltriert damit einen Rechner, der
sich in diesem Netz befindet – dafür steht eine reiche
Auswahl von Viren, Trojanern und fertigen Scripts zur
Verfügung – oder er zielt unmittelbar auf den abzuhörenden Rechner. Wenn lediglich Zugriff auf dessen Konversation mit einem bestimmten anderen Rechner erlangt werden soll, gibt es auch die Möglichkeit, die Namensauflösung zu manipulieren. 4) Gelingt dies, dann
sendet das Opfer seine Daten unwissentlich direkt zum
Lauscher.
Wer zentrale Knoten des Internet betreibt, verfügt über Geräte, die viele (wenn auch nicht alle) Daten verarbeiten, die
international oder weitläufig national transportiert werden.
Während die Internet Service Provider selbst keinerlei Interesse an diesen Daten haben, sind die Begehrlichkeiten mehr
oder weniger rechtsstaatlicher Instanzen im Zunehmen. 5)
Im Internet ist es also für Unbefugte zwar unterschiedlich
schwierig, aber keinesfalls unmöglich, auf fremden Datenverkehr zuzugreifen.
Schutz der Vertraulichkeit
Die Vorstellung, dass beim Online-Shoppen mehr oder weniger jeder die Kreditkartennummer und das Gültigkeitsdatum mithören und dann damit einkaufen gehen kann,
lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Der folgerichtige Schluss ist der Ruf nach Verschlüsselung, getreu
dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Das Verschlüsseln von Daten hat jedoch mit zahlreichen
Problemen zu kämpfen. Eines der prominentesten davon
ist folgendes: Wie vereinbaren die Gesprächspartner den
Schlüssel?
Daran haben sich die Kryptologen jahrtausendelang die
Zähne ausgebissen, bis Computer jene komplizierten mathematischen Verfahren alltagstauglich gemacht haben, auf
denen die Public Key-Kryptosysteme (auch asymmetrische
47
Verschlüsselung genannt) beruhen.6) Der Gag daran ist,
dass ein Schlüssel hier aus zwei Teilen besteht, einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel, und was der eine
Teil verschlüsselt hat, kann nur der andere entschlüsseln.
Bei HTTPS geben beide Gesprächspartner zu Beginn der
Verbindung ihren öffentlichen Schlüssel bekannt. Der jeweils andere kann damit Nachrichten verschlüsseln, die nur
der berechtigte Empfänger entschlüsseln kann, weil er allein den zweiten Teil, den privaten Schlüssel, besitzt. Das
Verfahren ist genial: Es ermöglicht abhörsichere Kommunikation, ohne dass im Vorhinein ein gemeinsames Geheimnis
mühsam vereinbart werden müsste.
Einen Schönheitsfehler hat die Sache: Diese asymmetrischen Verfahren sind viel zu rechenaufwendig, um im großen Stil (etwa auf einem Webserver zur Verschlüsselung der
gesamten Kommunikation) eingesetzt zu werden. Daher
wird – mit dieser Methode geschützt – zu Beginn der Verbindung ein so genannter Session Key ausgehandelt, ein
Schlüssel für symmetrische Verschlüsselung, der (bzw. die)
anschließend für die Dauer der Verbindung verwendet
wird. Da symmetrische Verschlüsselung deutlich schneller
und ebenfalls sehr sicher ist, sofern der Schlüssel geheim
vereinbart wurde, hat man dadurch das Beste aus allen
Welten unter einen Hut gebracht.
Verschlüsselung ist gut, man muss aber auch darauf achten,
dass der Schlüssel zufällig gewählt und nicht vorhersagbar
ist (das stellt TLS/SSL sicher), dass er ausreichend lang ist,
um nicht durch Ausprobieren geknackt zu werden, und dass
das gewählte Verfahren ausreichend sicher ist. Bei den zur
Zeit üblicherweise eingesetzten Systemen kann man sich an
die Faustregel 7) halten: Wenn die Schlüssellänge mindestens 128 Bit beträgt, ist alles gut. Das überprüft man mit
Hilfe des geschlossenen Schloss-Symbols rechts unten im
Browserfenster, das bei jeder verschlüsselten Seite angezeigt wird: Nach einem Doppelklick auf dieses Schloss erscheint das Fenster Seiteninformation, und auf der Registerkarte Sicherheit ist der verwendete Algorithmus angeführt
(siehe Abb. 1).
Comment 06 /2
Abb. 1: Durch Doppelklick auf das SchlossSymbol rechts unten im
Browserfenster erscheint
die Registerkarte Sicherheit der Seiteninformation,
auf der der verwendete
Schlüssel angezeigt wird.
48
Netzwerk- & Infodienste
An dieser Stelle ist ein Hinweis angebracht: Alle „Klickanweisungen“ und Abbildungen in diesem Artikel beziehen
sich, sofern nicht anders angegeben, auf den Open SourceBrowser Firefox, dessen deutsche Version unter dem URL
www.mozilla-europe.org/de/products/firefox/
kostenlos erhältlich ist. Es handelt sich dabei um eine „abgespeckte“, auf die Browser-Funktionalitäten reduzierte
Version der Mozilla Application Suite, die mittlerweile in
vollem Umfang – d.h. inklusive Browser, Mail- und Chatprogramm, Newsreader, HTML-Editor – unter dem Namen
SeaMonkey weiterentwickelt wird und von der Webseite
http://mozilla.kairo.at/ bezogen werden kann.
SeaMonkey ist also sozusagen ein viergängiges Menü, Firefox die Hauptspeise daraus – mit etwas weniger Beilagen
(sprich Einstellungsoptionen), aber für den durchschnittlichen Hunger durchaus ausreichend.
SeaMonkey-AnwenderInnen haben z.B. die Möglichkeit
(das ist eine der Beilagen), alle „schwachen“ Schlüssel in
der Browserkonfiguration zu verbieten: Unter Preferences –
Privacy & Security – SSL findet sich dort die Schaltfläche
Edit Ciphers. Dahinter kann (und sollte) man für SSL2, SSL3/
TLS und Extra SSL3/TLS jeweils alle Schlüssel deaktivieren,
die weniger als 128 Bit verwenden (siehe Abb. 2). In Firefox
geht das leider nicht, oder zumindest nicht so einfach.
Also wenn wir mit ganz vielen
Bits verschlüsseln, dann ist alles sicher?
Comment 06 /2
Leider nein, aber danke fürs Mitspielen – um es mit den
Worten von Mr. Keating im Club der toten Dichter zu sagen.
Ebensowenig wie sich der Wert eines Gedichts einfach
durch Berechnung von Perfektion in der X-Achse und Ausdruck in der Y-Achse bewerten lässt, kann man Sicherheit
allein an der Schlüssellänge ermessen. Es gibt noch viel
mehr zu bedenken.
Eine Gefahr, die trotz Verschlüsselung noch nicht gebannt
ist, besteht darin, dass eine Webseite in der Regel aus mehreren Teilen besteht (z.B. Bilder, Frames, Stylesheets, FlashAnimationen, Hintergrundmusik), die separat transportiert
werden. Was nützt es, wenn ein Teil davon gesichert übertragen wird, aber vielleicht genau dort, wo es ums Eingemachte geht, die Verschlüsselung leider nicht angewendet
wird? Klar, dann hat der Seitenverantwortliche einen Fehler
gemacht, und bei einer professionell gestalteten Site sollte
das nicht passieren – aber das hilft uns nicht weiter. Immerhin zeigen Webbrowser eine Warnung an (siehe Abb. 3),
wenn HTTPS und unverschlüsseltes HTTP gemischt werden. Die Browserhersteller neigen hier jedoch zum Unterden-Teppich-Kehren: Browser jüngeren Datums warnen
nicht, wenn Stylesheets und Bilder unverschlüsselt übertragen werden, wohl aber bei Hintergrundmusik und Frames.
Das Kontrollkästchen unterhalb dieser und ähnlicher Warnungen hat leider einen fatalen Designfehler: Es muss beim
ersten Auftauchen angeklickt werden, damit die Warnung
bei gegebenem Anlass auch in Zukunft erscheint. Bitte achten Sie also darauf, dieses Kästchen zu aktivieren, sobald
Abb. 2: Auswählen von „starken“ Schlüsseln in SeaMonkey
(Preferences – Privacy & Security – SSL – Edit Ciphers)
Abb. 3: Warnmeldung bei Seiten, die sowohl verschlüsselte
als auch unverschlüsselte Informationen enthalten
Sie es zu Gesicht bekommen! Auch hier haben SeaMonkeyAnwenderInnen einen Vorteil: Sie können diese Warnungen
nachträglich unter Preferences – Privacy & Security – SSL
aktivieren (siehe Abb. 4).
Gerade die Warnung bei Webseiten mit „Protokollmixtur“
bringt die AnwenderInnen in eine unangenehme Situation:
Zwar ist offenbar irgendetwas nicht koscher, aber es erfordert ein fundiertes Verständnis von HTML, um beurteilen zu
können, ob ein ernsthaftes Problem vorliegt. Wir können
nur empfehlen, in solchen Fällen vorsichtig zu sein und
keine sensiblen Daten zu übertragen, ohne vorher jemanden um Rat zu fragen – etwa den Seitenbetreiber selbst, der
sich des Problems möglicherweise gar nicht bewusst ist. Die
Warnung einfach zu ignorieren, ist eher keine gute Idee.
Was auf diese Weise leider nicht festgestellt werden kann,
ist, ob Teile der Seite von einem anderen Server stammen.
Das kann absolut erwünscht sein – etwa bei großen Sites,
die statische Bilder auf anderen Servern ablegen als die
Seiten-Bestandteile, die von Datenbanken generiert werden. Es kann aber auch sein, dass fremde Inhalte ihren Weg
auf die Seite gefunden haben, was gar nicht geplant war.
Der Browser hat leider keine Chance, das zu beurteilen,
und kann also auch nicht davor warnen. Wovor Ihr Browser
jedoch warnt: Wenn ein gesicherter Bereich verlassen wird
(siehe Abb. 5). Besonders kritisch ist das dann, wenn Sie
beispielsweise auf einer sicheren Seite ein Formular finden,
dort Ihre Kreditkartendaten eingeben, diese aber beim
Klick auf Absenden oder Bestellen unverschlüsselt übertragen werden (siehe Abb. 6).
Netzwerk- & Infodienste
49
es doch die Möglichkeit, etwas Sinnvolles einzufügen. Es
mag einem Saboteur aber auch genügen, die Nachricht einfach nur zu verstümmeln.
Technisch kann zwar die Manipulation nicht verhindert
werden, aber es ist möglich, sie zu erkennen. Dazu werden
die übertragenen Datenpakete ganz einfach digital unterschrieben. Das funktioniert so: Der Absender bildet eine
kryptographische Prüfsumme aus der Nachricht und dem
Session Key und sendet das Ergebnis mit, das vom Empfänger nachgerechnet wird. Da außer Sender und Empfänger niemand den Session Key kennt, kann niemand die zur
einer gefälschten Nachricht passende Prüfsumme berechnen. Wenn Prüfsumme und Nachricht nicht übereinstimmen, wird die Verbindung sofort beendet.
Abb. 4: Aktivieren von Warnmeldungen in SeaMonkey
(Preferences – Privacy & Security – SSL)
Abb. 5: Warnmeldung bei Verlassen einer verschlüsselten Seite
Abb. 6: Warnmeldung bei Versenden von Formulardaten
über eine unverschlüsselte Verbindung
Bis repetita non placent 8)
Trotz all dieser Sicherungen sind die Cyberbetrüger noch
nicht mit ihrem Latein am Ende. Mit so genannten Replay
Attacks kann man, indem man die gesamte Verbindung
oder einen Teil davon wie mit einem Kassettenrekorder
aufnimmt und später wieder abspielt, zumindest jede Menge
Schaden anrichten. Aber auch eine tausendfach wiederholte Überweisung ist denkbar, oder dass irgendjemand nur
den Loginvorgang aus der Konserve abspielt und die
Account-Daten dann für seine Zwecke missbraucht. Bei
menschlicher Konversation würden solche Wiederholungen schnell auffallen; ein Computer führt jedoch bereitwillig ad nauseam 9) denselben Dialog immer wieder, ohne
sich zu wundern.
Das Protokoll HTTPS wehrt sich gegen Replay-Attacken,
indem jeder Nachrichtenblock innerhalb einer Verbindung
eine fortlaufende Nummer erhält. Da sowohl der Session
Key als auch die Blocknummern in die Berechnung der
integritätsschützenden Prüfsumme einbezogen werden,
wird jeder Versuch des Daten-Recyclings sofort erkannt und
führt zur Beendigung der Verbindung.
Schutz der Integrität
Da aß der Wolf etwas Kreide
und machte seine Stimme ganz fein...
Zum Schutz der Integrität gehört es auch, die Authentizität
einer Nachricht oder eines Kommunikationspartners sicherzustellen. Wenn der Wolf Teig auf seine Pfoten streichen
lässt und Kreide frisst, will er damit eines erreichen: Dass
die Geißlein ihn für ihre Mutter halten und ihm vertrauen.
Ein Internet-Wolf würde damit anfangen, z.B. die Telebanking-Startseite auf seinem eigenen Server nachzubauen.
Mittels Kopieren und Einfügen ist das eine weitgehend tri-
Plumpe Fälschung
Ein gängiger Irrglaube ist, dass durch die Verschlüsselung
auch die Manipulation verhindert wird. Zwar wird die freie
Gestaltung beim Fälschen durch die Verschlüsselung deutlich erschwert, aber je nach den konkreten Umständen gibt
8) „Wiederholungen gefallen nicht“ – Julius Cäsar zu Tullius Firlefanzus, als er einen erneuten Angriff auf Gergovia ablehnt (Asterix
XI/46; www.comedix.de/lexikon/db/bisrepet.htm)
9) „bis zur Übelkeit“
Comment 06 /2
In der chinesischen Schrift gibt es verschiedene Sätze von
Zahlzeichen: einfache Zeichen für den alltäglichen Gebrauch
und eine Langform aus komplizierteren Graphemen, die
wegen ihrer Fälschungssicherheit bei Verträgen verwendet
werden (siehe dazu http://de.wikipedia.org/wiki/
Chinesische_Zahlen). Ein Webbrowser kommuniziert
mit dem Webserver nicht mittels Pinsel und Tusche, sondern mittels elektronischer Signale, die völlig ohne Farbkleckse oder Kratzspuren zu fälschen sind. Dennoch kann
und muss die weise Voraussicht der ehrwürdigen Chinesen
ins Zeitalter des Internet übertragen werden.
50
Netzwerk- & Infodienste
viale Angelegenheit. Eine andere Methode, die noch subtilere Manipulationen ermöglicht, besteht darin, ähnlich
dem bekannten Stille-Post-Spiel alle Anfragen an den zu
imitierenden Server weiter- und dessen Antworten zurückzureichen. Auf seinem Klon-Server hat der Bösewicht dabei
die volle Kontrolle über das Geschehen: Er kann Daten
(z.B. Passwörter) mitschneiden, Kontonummern austauschen – der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Um einen Browser zu diesem falschen Server zu locken,
kann man sich der eingangs beschriebenen Umleitungsverfahren bedienen. Wie wirkt nun der TLS/SSL-Schutz, soweit
er bisher beschrieben wurde, angesichts dieser Fälschung?
Verschlüsselung und Integritätsschutz beruhen auf asymmetrischen Schlüsseln, die Server und Client jeweils selbst
bekanntgeben. Das kann der gefälschte Server genauso gut
wie das Original. Die Tarnung ist also fast perfekt – eine
verschlüsselte Verbindung wird aufgebaut und transportiert die Geheimnisse des Users abhör- und manipulationssicher direkt in die Arme des Abhörers bzw. Fälschers.
Jede Hoffnung auf Sicherheit wäre damit endgültig dahin,
hätten nicht findige Kryptologen auch für dieses Problem
eine (allerdings relativ aufwendige) Lösung gefunden. Diese
besteht darin, dass der Webserver erst seine Identität nachweisen muss. 10) Hätten die Geißlein Ausweise mit Fingerabdrücken gekannt, wären sie nicht gefressen worden; man
braucht also einen solchen Mechanismus auch für HTTPS.
Das Zertifikat – der „Reisepass“ für Webserver
Comment 06 /2
Der elektronische Ausweis für den Server, das so genannte
TLS/SSL-Zertifikat, ist eine normierte Datenstruktur, die
unter anderem folgende Angaben enthält: Rechnername,
Organisation, Gültigkeitszeitraum, öffentlicher Schlüssel des
Rechners, Bezeichnung der Stelle, die das Zertifikat ausgestellt hat (Certificate Authority, kurz CA), sowie deren
Signatur. Zur Kontrolle eines Zertifikats entschlüsselt der
Browser die Unterschrift der Zertifizierungsstelle mit deren
öffentlichem Schlüssel, berechnet selbst die Prüfsumme aus
den Angaben im Zertifikat und vergleicht die Ergebnisse.
Stimmen sie überein, kann man sich auf die Identität des
Servers verlassen – vorausgesetzt, man vertraut dem Zertifikatsaussteller.
Sie können den genauen Zertifikatsinhalt abrufen, indem
Sie – wie bei Abb. 1 beschrieben – einen Doppelklick auf
das Schloss-Symbol rechts unten im Browserfenster machen und anschließend auf der Registerkarte Sicherheit auf
die Schaltfläche Anzeigen klicken (siehe Abb. 7).
10) Bei TLS/SSL handelt es sich hierbei um ein konfigurierbares Feature, ebenso optional wie die Ausweispflicht für den Client. Bei
HTTPS ist das Serverzertifikat allerdings Pflicht.
11) Um der Wahrheit die Ehre zu geben, müssen wir einräumen, dass
immer ein Restrisiko bleibt – das aber so gering ist, dass es in deutscher Sprache nicht mehr formulierbar ist.
Abb. 7: Anzeigen des Zertifikats einer HTTPS-geschützten Webseite
(Aufruf mittels Doppelklick auf das Schloss-Symbol und anschließendem Klick auf die Schaltfläche Anzeigen auf der
Registerkarte Sicherheit der Seiteninformation)
Ein Henne-und-Ei-Problem bleibt aber noch zu lösen: Wie
kommt Ihr Browser zum öffentlichen Schlüssel der Zertifizierungsinstanz? Es gibt zweieinhalb Möglichkeiten:
• Große Zertifizierungsfirmen wie Thawte oder Globalsign haben Verträge mit Browser- bzw. BetriebssystemHerstellern abgeschlossen, damit diese deren Zertifikate
fix in ihre Software einbauen. Die Voraussetzungen für
die Ausstellung eines Zertifikats sind ausgesprochen
streng, und es ist zu hoffen, dass die Softwarehersteller
deren Einhaltung auch kontrollieren, da Fehler zu nennenswerten Schadenersatzforderungen führen können.
Ihren Zertifizierungsdienst lassen sich solche Firmen
auch gut bezahlen: Es ist mit Kosten von € 250,– pro
Jahr und Rechnername zu rechnen. Daher wurde das
auf Seite 42 vorgestellte Projekt SCS (Server Certificate
Service) ins Leben gerufen, durch das im Universitätsbereich Zertifikate ohne weitere Kosten für den Endverbraucher bezogen werden können.
• Sie importieren das Zertifikat selbst, weil Sie dem Aussteller trauen. Dieser Schritt sollte aber wohl überlegt
werden und wird hier nicht weiter beschrieben.
• Die zweieinhalbte Variante ist ein mehrstufiges Verfahren: Das Server-Zertifikat ist mit einem Schlüssel unterschrieben, welcher durch ein zweites Zertifikat bestätigt
wird, das seinerseits von einem dem Browser bekannten Zertifikat unterschrieben wurde. Diese Variante ist
insofern erwähnenswert, als beim SCS-Projekt genau so
verfahren wird.
Um nachzuverfolgen, woraus sich die Identität einer gerade
angezeigten Seite ergibt, klicken Sie – wie bei Abb. 1 und
Abb. 7 beschrieben – auf das Schloss-Symbol im Browser-
Netzwerk- & Infodienste
fenster und anschließend auf der Registerkarte Sicherheit
der Seiteninformation auf die Schaltfläche Anzeigen. Diesmal müssen Sie zusätzlich die Registerkarte Details auswählen. Abb. 8 zeigt den hierarchischen Aufbau dieser Registerkarte: Wenn Sie im ersten Bereich (Zertifikatshierarchie) einen Punkt anklicken, erscheinen die dazu verfügbaren Informationen im Bereich Zertifikats-Layout darunter. Wählen Sie hier einen Eintrag aus, so werden die Details
dazu im Bereich Feld-Wert angezeigt.
gelistet und werden durch einen Klick auf Ansicht angezeigt (siehe Abb. 10 auf Seite 52).
Das vom Server präsentierte Zertifikat können Sie mit Hilfe
dieses Dialogfensters auch wider besseres Wissen akzeptieren. Das sollten Sie jedoch nur unter gewissen Randbedingungen machen, nämlich wenn
Ein ähnlicher Fall wie bei lückenhaften Zertifizierungsketten liegt vor, wenn das Zertifikat abgelaufen ist. Das sollte
durch den Seitenbetreiber zügig behoben werden; geschieht dies nicht, wirkt der Server ohnehin nicht vertrauenswürdig. Gänzlich die Finger lassen sollten Sie von einem
Server, der anders heißt als sein Zertifikat angibt (siehe
Abb. 11): Wenn ein Server sich als jemand ausgibt, der er
nicht ist, ist ganz sicher etwas faul. Eine solche Situation ist
durchaus einen Anruf bei der Hotline des Betreibers wert,
dem sein Problem vielleicht gar nicht bewusst ist. Zwar ist
es durchaus üblich, dass ein Server berechtigterweise mehrere Namen hat (beispielsweise bei virtuellen Servern), aber
auch diese Situation müssen AdministratorInnen von Services, die den Schutz von TLS/SSL benötigen, zu meistern
in der Lage sein.
• der dargestellte Fingerprint mit dem des gewünschten
Servers (den Sie natürlich über einen sicheren – also
zumindest anderen – Weg erhalten haben als den, der
Sie auf diese Seite geführt hat) verglichen wurde oder
Mit all diesen Vorkehrungen aber ist HTTPS endlich wirklich sicher. 11) Der Datenverkehr kann weder belauscht
noch manipuliert werden, und es ist sichergestellt, dass sich
kein falscher Server einschmuggelt.
Wenn Sie mit HTTPS auf eine Seite gelangen, deren Identität
nicht durch eine lückenlose Kette zu einem dieser Zertifikate
führt, zeigt der Browser eine Warnung an (siehe Abb. 9).
• Sie auf dieser Seite keine sensiblen Daten, insbesondere
keine Passwörter, eingeben (wozu dann aber die Verschlüsselung?). Sofern Ihr Browser die Möglichkeit bietet, sollten Sie den Schlüssel nur für diese Sitzung annehmen.
Welche Zertifizierungsinstanzen und welche individuellen
Serverzertifikate Ihr Browser akzeptiert, sehen Sie in Firefox
unter Einstellungen – Erweitert – Sicherheit – Zertifikate anzeigen. Die Zertifikate so genannter „Vertrauenswürdiger
Dritter“ sind auf der Registerkarte Zertifizierungsstellen auf-
51
Grenzen von TLS/SSL
Es klingt zu gut, um wahr zu sein: TLS/SSL hat sich in über
einem Jahrzehnt in höchstem Maße bewährt. Schwächen in
manchen Details wurden ausgebessert, haben aber nicht zu
spektakulären Einbrüchen geführt. Manche Schlüssel, speziell die von den US-Exportbestimmungen erlaubten Schlüssel mit weniger als 128 Bit, sind unbefriedigend und sollten
nicht verwendet werden. Das Konzept selbst aber ist reif
und erfolgreich.
Dank TLS/SSL ist das Internet also völlig sicher? Leider
immer noch nicht: Nicht das Surfen ist sicher, sondern nur
die HTTPS-Verbindung zwischen den Endpunkten einer bestimmten Verbindung – und das ist etwas entscheidend anderes als das gesamte Internet. Dort gibt es noch ein paar
weitere Risikofaktoren.
Comment 06 /2
Abb. 8: Anzeigen der Zertifikat-Details einer
HTTPS-geschützten Webseite (Aufruf mittels Doppelklick auf das
Schloss-Symbol und anschließendem Klick auf die Schaltfläche
Anzeigen auf der Registerkarte Sicherheit der Seiteninformation)
Abb. 9: Warnmeldung bei zweifelhaftem Zertifikat
52
Netzwerk- & Infodienste
Abb. 11: Warnmeldung, wenn Servername und
Zertifikatsbesitzer nicht übereinstimmen
(Bitte lassen Sie sich von dem Wörtchen „unwahrscheinlich“
nicht in die Irre führen – diese Warnungen sollten
unbedingt ernst genommen werden!)
Abb. 10: Anzeigen der vom Browser anerkannten Zertifizierungsinstanzen (Aufruf mittels Einstellungen – Erweitert – Sicherheit
– Zertifikate anzeigen – Zertifizierungsstellen)
Der Server
Was nutzt es, wenn die Daten bombensicher transportiert
werden, aber der Server nicht dichthält? Leider nichts. Und
gerade hier existiert eine ganze Reihe von Problemzonen:
• Menschliches Versagen – eine der größten Bedrohungen
der EDV – gibt es auch bei Server-AdministratorInnen.
• Es ist möglich (und auch bereits passiert), dass Fehler in
der Server-Software den Schutz zumindest schwächen.
• Der Server könnte gehackt werden. Bei einem gut gewarteten Server ist die Wahrscheinlichkeit dafür zwar
gering, aber völlig ausschließen kann das niemand.
Comment 06 /2
• Nachdem in einen Server eingebrochen wurde, kann
auch sein privater Schlüssel gestohlen worden sein. Damit ist auch der Zertifikatsschutz hinfällig. Deshalb muss
im Fall eines Einbruchs unbedingt das Zertifikat widerrufen und ein neues bestellt werden. Leider prüfen real
existierende Browser die so genannten Certificate Revocation Lists (CRLs), in denen die widerrufenen Zertifikate aufgelistet werden, derzeit nicht.
• Der Serverbetreiber könnte in Konkurs gehen oder eine
seiner Wartungsfirmen könnte den Datenschutz nicht
ganz ernst nehmen. Wer aus Konkursmassen oder bei
eBay gebrauchte Festplatten kauft, bekommt oft unglaubliche Mengen an Kreditkartendaten oder sonstigen
vertraulichen Informationen gratis dazu.12)
12) Garfinkel, Simson L.: Zero-Klick Security (www.simson.net/
ref/2006/medialab-march6.pdf)
13) Die vielgerühmten Chipkarten, Iris-Scans, Fingerabdrucksensoren
und dergleichen haben ebenfalls mit gravierenden Problemen und
Beschränkungen zu kämpfen, sodass in jedem Einzelfall geprüft
werden muss, ob sich ihr Einsatz für die geplante Anwendung
lohnt.
• Webmail, Onlineforen und ähnliche Systeme werden
immer wieder durch das so genannte Cross Site Scripting
missbraucht. Hierbei wird ausgenützt, dass die Inhalte
solcher Systeme teilweise vom Benutzer eingefügt werden können, obwohl die Website insgesamt – TLS/SSLgeschützt – unter der Flagge des Betreibers segelt. Bei
eBay werden immer wieder Fälle bekannt, wo BenutzerPasswörter auf diese Weise ausgespäht wurden.
Die Anwenderseite
Der Erfolg des TLS-Schutzes kann ebenso zunichte gemacht
werden, wenn beim Webbrowser etwas schief läuft:
• Das beim Server über menschliches Versagen und Softwarefehler Gesagte gilt natürlich auch für den Client.
• Wenn der Benutzer dazu überredet wird, ohne das S in
HTTPS sensible Daten zu übertragen, ist TLS/SSL machtlos – da es ja nicht zum Einsatz kommt. Ob es sich hierbei um Fahrlässigkeit oder mangelnde Schulung handelt, ist ein ergiebiges Thema für Schuldzuweisungen.
• Die TLS/SSL-Warnungen werden häufig nicht aktiviert.
• Den Zugang zu Daten oder Diensten mittels UserID und
Passwort zu regulieren, ist eine relativ verständliche und
bewährte Methode.13) Sie wird jedoch in der Praxis dadurch unpraktikabel, dass es so viele Anwendungsgebiete
dafür gibt: Einerseits sollte für jeden Dienst ein eigenes
Passwort gewählt werden, andererseits wären das zu
viele, um sie im Kopf zu behalten. Ein Mindestmaß an
Trennung ist dennoch anzuraten: Beispielsweise sollte
das Unet- bzw. Mailbox-Passwort nirgendwo sonst verwendet werden.
• Fatal ist es natürlich, wenn der Benutzer ausdrücklich
einen anderen Webserver aufruft, als er aufzurufen
glaubt. Um das zu erreichen, genügt es oft, eine eMail
mit einem plausiblen Vorwand, einen darin enthaltenen
Link anzuklicken, zu versenden. Wenn der dort angegebene – vom Angreifer gewählte – Rechnername eine
auch nur entfernte Ähnlichkeit mit dem Original hat,
werden allzu viele BenutzerInnen darauf reinfallen.
(Dem Thema Phishing, das sich im Wesentlichen genau
darum dreht, widmet sich der Artikel Phishing: Bitte
nicht anbeißen! auf Seite 37.)
Netzwerk- & Infodienste
• Der Rechner könnte kompromittiert oder durch einen
Trojaner missbraucht werden. In diesem Fall kann man
davon ausgehen, dass jede Tastatureingabe (und damit
jedes Passwort) abgehört wird, bevor sie noch im Webbrowser ankommt oder gar von TLS/SSL geschützt werden könnte.
• Dasselbe gilt für im Browser gespeicherte Passwörter
und alles, was in Formular-Ausfüllhilfen hinterlegt ist.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von TLS/SSL sind erfreulich gering.
Der zusätzliche Rechenaufwand hält sich, zumal bei den
heutzutage sehr schnellen Rechnern, in Grenzen. Einen
möglicherweise negativen Effekt kann die gesamte Ver-
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schlüsselung aber haben: In Netzwerken, wo der HTTPVerkehr durch einen Proxy geleitet wird, der auch eine
Virenscanner-Funktion enthält, wird eben diese umgangen.
Es ist einleuchtend, dass der Virenscanner dort nicht scannen kann, wo er nicht hineinsehen kann. Daher kann er in
diesem Fall auch keine Viren aus dem Verkehr ziehen.
Fazit
Durch TLS/SSL bzw. HTTPS können Datenverbindungen für
Webservices überaus wirkungsvoll gegen Abhören und Fälschen gesichert werden. Das ist ein wichtiger Puzzlestein, zu
dem aber noch sichere Server, sichere Clients und die richtige Handhabung durch den Anwender kommen müssen,
damit das Bild eines sicheren Webservice komplett wird.
Alexander Talos NEUERUNGEN BEIM WLAN-SERVICE
Um seine verschiedenen Funknetze (WLANs, Wireless Local
Area Networks) zu vereinheitlichen und die Servicequalität
zu verbessern, hat der ZID im Mai 2006 ein neues WLANManagement-System in Betrieb genommen. Durch diese
Umstellung ergeben sich einige wesentliche Änderungen:
• Es gibt kein Zeitlimit für die WLAN-Nutzung mehr.
Sie bleiben online, bis Sie sich händisch ausloggen, Ihr
Notebook in den Ruhezustand versetzen oder es aus der
Reichweite der Accesspoints entfernen. Auch ein Ortswechsel ohne neuerliches Login ist jetzt möglich, solange Sie sich nicht aus dem Sendebereich der Accesspoints des ZID bewegen.
• Die Unterscheidung zwischen Hörsaalnetz und Datentankstellen entfällt – in den Hörsälen kann nun
auch mit Unet-UserID drahtlos gearbeitet werden.
und nicht mehr bei jedem Verbindungsaufbau eingegeben
werden. Entsprechende Konfigurationsanleitungen sind
unter www.univie.ac.at/ZID/anleitungen-wlan/
verfügbar; nähere Infos zur Datentankstelle802.1X finden
Sie in Comment 06/1 auf Seite 54 (www.univie.ac.at/
comment/06-1/061_54.html). Mit UserIDs der Medizinischen Universität Wien kann dieses Service derzeit nicht
genutzt werden.
Auch die eduroam-Nutzung ist an der Uni Wien möglich.
Dabei handelt es sich um ein internationales Projekt, das es
erlaubt, mit den Zugangsdaten des Heimatnetzes die WLANInfrastruktur zahlreicher europäischer Bildungseinrichtungen zu verwenden (Details siehe Comment 06/1, Seite 53
bzw. unter dem URL www.univie.ac.at/comment/
06-1/061_53.html).
Elisabeth Zoppoth • Die „Datentankstelle Juridicum“ existiert in
dieser Form nicht mehr, sondern wurde in „normale“ Datentankstellen umgewandelt. Der Zugang
zur Rechtsdatenbank (RDB) ist weiterhin möglich.
In diesem Zusammenhang möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass an der Universität Wien seit einiger
Zeit auch ein verschlüsseltes Funknetz angeboten wird,
die Datentankstelle802.1X. Sofern Sie ein Notebook
unter Windows XP oder Mac OS X 10.4 verwenden,
können (und sollten) Sie dieses verschlüsselte WLAN
nutzen. Die Konfiguration ist etwas aufwendiger, dafür
müssen die Login-Daten aber nur bei der Konfiguration
Comment 06 /2
Die genannten Änderungen gelten nicht für die verkabelten Datentankstellen – hier bleibt (vorläufig) alles
beim Alten.
Arbeiten mittels WLAN in den Höfen des Universitätscampus Altes AKH
(Foto: Peter Wienerroither / © Zentraler Informatikdienst der Universität Wien)