Abstract der Arbeit der Stipendtiatin Marlene Miersch

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Abstract der Arbeit der Stipendtiatin Marlene Miersch
GAB ES EINE LIBERAL-DEMOKRATISCHE WIRTSCHAFTSPOLITIK? EINE UNTERSUCHUNG ZUR REGIONALEN PARTEIARBEIT
DER LDPD IM BEZIRK ERFURT ZWISCHEN MAUERBAU UND MAUERFALL.
Marlene Miersch
Universität Potsdam, Geschichtswissenschaften
Als Blockpartei unter dem Regime der SED in der DDR hatte die Liberal-Demokratische Partei
Deutschlands (LDPD) insgesamt einen nur geringen Spielraum für eine eigenständige politische Identität und Programmatik. Ihre vorrangige Funktion war es (ebenso wie die der anderen Blockparteien
und Massenorganisationen), die Ziele der SED-Politik in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur ihrer Klientel – im Falle der LDPD war das insbesondere der Mittelstand – nahezubringen und sie in die herrschende Ideologie einzubinden.
Trotz dieser zentralen Transmissionsfunktion behielt die LDPD den Ruf, eine Wirtschaftspartei zu
sein, die sich um die Interessen des Mittelstands kümmert – obwohl die Parteiführung seit den späten 1950er Jahren ausnahmslos dem Kurs der SED nachkam. Gerade mit Blick auf den Grundwiderspruch zwischen der Marktwirtschaft als Strukturelement klassisch liberaler Wirtschaftspolitik und
der Planwirtschaft als politische Ökonomie des Sozialismus verwundert diese Bewertung als Wirtschaftspartei.
Diese Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Ruf als Wirtschaftspartei und der wirtschaftlichen Programmatik der LDPD, die der ideologisierten SED-Wirtschaftspolitik entsprach, soll Ausgangspunkt
der Dissertation sein. Im Fokus liegt der DDR-Bezirk Erfurt, ein traditioneller Wirtschaftsstandort mittelständischer Unternehmen. Das Augenmerk richtet sich auf die unteren Ebenen der Parteihierarchie – die Orts- und Kreisverbände sowie den Bezirksverband der LDPD Erfurt. Hier bestand die Möglichkeit, sich als Lokalpolitiker mit konkreten Wirtschaftsfragen zu befassen: Dort ging es unmittelbar
um die Lebenswirklichkeit der Menschen und weniger um die Fragen der großen Politik und Ideologie; die SED schickte hier die Blockparteien in ihrer Funktion als Transmissionsriemen auf das Feld,
um alltägliche Probleme im Sinn der herrschenden Ideologie zu lösen. Kernfrage ist somit, ob auf der
regionalen Ebene – im Rahmen der herrschenden Planwirtschaft – ein Spielraum für eigenständige
liberale wirtschaftliche Konzepte und Initiativen bestand, ob dieser Spielraum auch genutzt wurde
und in welchem Umfang von der SED-Linie abgewichen werden konnte und wurde. Neben einer Aufarbeitung der „liberalen“ Regionalpolitik können zusätzlich Erkenntnisse zum Verständnis von Herrschaftssicherung, Monopolstellung und Herrschaftspraxis in der SED-Diktatur gewonnen werden.
Kooperationspartner:
Prof. André Steiner
Universität Potsdam / Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Doktorvater (http://zzf-pdm.de/site/426/default.aspx)
Prof. Ralph Jessen
Universität zu Köln
Zweitbetreuung (http://histinst.phil-fak.uni-koeln.de/288.html)
Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
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Abteilung II: Geschichte des Wirtschaftens
Assoziierung als Doktorandin
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e. V. Dresden
Projekt: Das sozialistische Mehrparteiensystem in der DDR. Funktionsweisen und Grenzen der Blockpolitik. Analysen unter besonderer Berücksichtigung der LDPD
Koordination: Dr. Thomas Widera
inhaltliche Angliederung/Bezugnahme (http://www.hait.tu-dresden.de/ext/homepage.asp)
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