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HEIDELBERG Nr. 292 / Rhein-Neckar-Zeitung Donnerstag, 18. Dezember 2014 Wie werden die Gebäude genutzt? STADTREDAKTION HEIDELBERG So erreichen Sie uns: Tel.: 0 62 21 - 519 56 00 Fax : 0 62 21 - 519 956 00 Für die Flüchtlinge wird im PHV viel umgebaut E-Mail: [email protected] Die schönsten Seiten der Stadt tt. Der PanoramaKalender 2015 von Heidelberg Images in der Plöck 32a zeigt mit zwölf jahreszeitlich passenden Motiven die schönsten Seiten von Heidelberg. Die verwendete Technik verleiht den SchwarzWeiß-Bildern einen stärkeren Kontrast und eine besondere Tiefe. Der Clou dieses Kalenders: Alte Kalenderblätter braucht man nicht wegzuwerfen, sondern kann sie – dank eingebautem Passepartout auf den einzelnen Blättern – ganz einfach rahmen. Wir möchten heute wissen: Wer sind die Fotografen dieser Bilder? Wer die Antwort weiß, schreibt sie bis zum 22. Dezember auf eine Postkarte an die RNZStadtredaktion, Stichwort: „Adventskalender“, Neugasse 2, 69117 Heidelberg oder schickt sie per E-Mail an: [email protected]. Flüchtlinge aus Gambia in Westafrika, die in einer Einrichtung in Mannheim leben, richteten gestern für den Betreiber der Unterkunft, European Homecare, die Zimmer ein. Die Matratzen für die Betten wurden bis dahin im ehemaligen Offiziersklub gelagert. Fotos: Rothe Patrick-Henry-Village: Bis morgen muss alles fertig sein Fall 40 der Weihnachtsaktion We i kt RNZ io n os. Unser Fall 40 der Weihnachtsaktion zeigt, wie rasch manche Menschen in finanzielle Not geraten können. Wirtschaftlich ist es der Familie M. zwar noch nie gut gegangen; was die beiden berufstätigen Eltern in ihren gering bezahlten Jobs verdienten, reichte gerade, um sa sich und die beiden h n a cht Kinder über die Runden zu bringen. Doch jetzt ist plötzlich eine akute Notlage da, nachdem Frau M. durch einen tragischen Arbeitswegeunfall als Mitverdienerin ausgefallen ist. Da die Vollzeitstelle des Ehemanns schlecht bezahlt wird, das Geld, das seine Frau verdiente, völlig wegfiel, und auch die Unfallfolgen die Familie belasten, ist das Familieneinkommen derart gesunken, dass die Eheleute oft ganz verzweifelt sind. Erschwert wird ihre Situation dadurch, dass eines ihrer Kinder unter gravierenden psychischen Problemen leidet und zuletzt viele Wochen in Kinder- und Jugendpsychiatrien verbringen musste. Alle Therapieversuche sind bisher gescheitert, doch die Eltern kämpfen weiter. Die Mutter unternimmt häufige Fahrten zwischen Wohnort und Kliniken, die viel Geld verschlingen – und das fehlt nun auch noch für das tägliche Leben. Einmal an Weihnachten etwas finanziell entspannt zu sein wäre eine große Freude für diese Familie. > Um Spenden für diesen Fall und viele weitere Fälle bitten wir auf das Konto IBAN: DE20 6725 0020 0000 0010 07 (früheres, weiterhin gültiges Konto 1007 Sparkasse Heidelberg); Stichwort: „RNZWeihnachtsaktion 2014“. Kontroverse Themen im Gemeinderat hob. Heute tagt der Gemeinderat zum letzten Mal in diesem Jahr. Die Tagesordnung hat es in sich. Neben den Sperrzeiten in der Altstadt (siehe Artikel rechts) werden nämlich viele weitere strittige Themen behandelt. Diskutiert wird über die Erhaltungssatzung Neuenheim, aber auch über die Erweiterung des MarriottHotels in Bergheim und den Bebauungsplan Südstadt. Spannend wird es auch, wie der Gemeinderat wohl über die Haltestellenverlegung am Hauptbahnhof entscheiden wird, zumal der Hauptausschuss die ursprünglich favorisierte Variante „Z*red“ ablehnte. Die Verlegung des Kulturhauses Karlstorbahnhofs auf die ehemaligen US-Flächen in der Südstadt und das Herrichten des Hotels Metropol als Flüchtlingswohnheim werden heute ebenfalls thematisiert. F i Info: Der Gemeinderat tagt öffentlich um 16 Uhr im Großen Rathaussaal, Marktplatz 10. tt. Auch wenn die Gebäude im PatrickHenry-Village erst in diesem Jahr von der US-Army an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zurückgegeben wurden, müssen für die jetzige Zwischennutzung zahlreiche Änderungen vorgenommen werden. Vieles in der Siedlung, die 1947 für die US-Army neu errichtet und nach dem amerikanischen Politiker Patrick Henry (1736 - 1799) benannt wurde, entspricht nicht den deutschen Richtlinien. So muss in den Wohnblocks beispielsweise eine Brandmeldeanlage installiert werden. Auf dem 97,2 Hektar großen Areal stehen 448 Gebäude, in denen zu US-Army-Zeiten 1600 Menschen lebten. Neben Wohngebäuden und Einfamilienhäusern gab es hier auch ein Schnellrestaurant, eine Zahnklinik, Sportanlagen und ein Kino. > Die Zahnklinik wird künftig von European Homecare genutzt. Hier soll zum Beispiel die Arztsprechstunde abgehalten werden. > Das Jugendzentrum wird entkernt, darin wird ab Februar der zentrale Speisesaal für die Flüchtlinge untergebracht. Das Regierungspräsidium arbeitet unter Hochdruck an der Fertigstellung der Flüchtlingsunterkunft Von Timo Teufert Plötzlich in finanzieller Not 3 wurde die Fernwärmeleitung reaktiviert, damit die Heizungen wieder laufen. Da die Wasserleitungen auf dem Gelände in die Jahre gekommen sind, muss in den bestehenden Rohren im sogenannten Reliningverfahren eine neue Leitung verlegt werden. Das braucht Zeit bis Februar, deshalb wurde für die Blocks entlang der Autobahn, an der Gettysburg Avenue, eine Behelfsleitung verlegt. „Die Leitungen sind gespült, desinfiziert und werden nun noch mikrobiologisch untersucht“, berichtet Jens Harich vom Baureferat Süd. Eigentlich baut er gerade an der Autobahn 8 zwischen Karlsbad und Pforzheim-West mit, doch als Mitglied des Katastrophenstabes des Regierungspräsidiums ist er nun für das PHV zuständig allem den beteiligten Unternehmen: „Wir hatten es hier mit vielen hilfsbereiten FirDas Patrick-Henry-Village – die ehemen zu tun, die alles möglich gemacht hamalige US-Siedlung an der Autobahn – ben, damit wir hier die Termine einhalgleicht im Moment einem Ameisenstaat: ten können.“ Ständig fahren Bagger über das GelänAuch ohne die Hilfe der Stadtwerke de, und Sattelzüge liefern Waren und Heidelberg und des Hochbauamtes wäEinrichtungsgegenstände für die neue ren die Arbeiten nicht so schnell zu erFlüchtlingsunterkunft an. Überall wird ledigen gewesen. Denn schon am Freitag gewerkelt, geschraubt und geputzt. Unund Samstag sollen die ersten Flüchtzählige Handwerker und Dienstleister linge nach Heidelberg kommen, dafür sind im Moment im Dauereinsatz, damit mussten die Elektrotechnik in den Geam morgigen Freitag die ersten 450 von bäuden erneuert und Rauchmelder ins2000 Flüchtlingen ihr Notquartier betalliert werden. In den Außenbereichen ziehen können. Im Laufe der nächsten mussten die Bäume geschnitten und die Woche sollen die Wohnblocks dann komGehwege vom Moos befreit werden. „Weil plett belegt sein. Nicht immer klappt alalles gleichzeitig passieren muss, stehen les ganz problemlos, denn sowohl das sich die Gewerke auch oft im Weg“, erWetter als auch die vielen zu koklärt Harich. Und zu allem Überordinierenden Arbeiten führen fluss machte der Reinigungsfirzu Verzögerungen. Den Überma gestern auch noch das Wetter blick über den Trubel haben Jens einen Strich durch die Rechnung. Harich und Kai Kohm vom ReSie kommt erst am Freitag wiegierungspräsidium Karlsruhe. der, um Moos und Laub von den Sie sorgen mit einem weiteren Gehwegen zu entfernen. Kollegen dafür, dass der nordJeweils acht Personen werden östliche Bereich des Patrickkünftig in den 15 Wohnungen in Henry-Village (PHV) bis Freitag den zweigeschossigen Blocks lebezugsfertig ist. ben. Immer zwei Zimmer teilen Insgesamt 2000 Flüchtlinge sich eine kleine Küchenzeile und will das Regierungspräsidium im ein Badezimmer. Die ersten WohPHV den Winter über unternungen sind bereits fertig und gebringen: „In der Erstaufnahsäubert und wurden gestern vom meeinrichtung in Karlsruhe sind zukünftigen Betreiber European wir mit 4000 Menschen am Ran- Kai Kohm und Jens Harich vom Regierungspräsidium Karlsruhe Homecare mit Betten und Matde der Möglichkeiten“, be- koordinieren die Arbeiten im Patrick-Henry-Village. ratzen ausgestattet. Dafür wurschreibt Uwe Herzel, Sprecher den Flüchtlinge aus Gambia eindes Regierungspräsidiums, die derzeitige – auch wenn der Katastrophenfall nicht gesetzt, die in einer Einrichtung in MannSituation. Seit Anfang des Monats seien ausgerufen wurde. heim leben. Insgesamt 21 Blöcke nutzt das 3100 Menschen angekommen, allein am Weil weitere Wohnblöcke am Santi- Regierungspräsidium, 19 davon dienen Montag seien es 370 gewesen. Auch die ago und Saratoga Drive vorerst nicht mit als Unterkunft. In einen zieht die Verneu eröffnete Aufnahmestelle in Meß- Wasser über die provisorische Leitung waltung und in einen anderen die Polistetten ist voll. „Wir können nicht abse- versorgt werden können, wurden vor dem zei, die mit zwei Beamten immer vor Ort hen, was uns über die Feiertage erwar- ehemaligen Offizierskasino eine Reihe sein wird. tet. Deshalb sind wir sehr froh, dass uns von Dusch- und Sanitärcontainern aufFür die Männer des Regierungsprädiese Möglichkeit in Heidelberg gegeben gestellt. Um die Wege kurz zu halten, ste- sidiums geht es heute noch einmal in den wird“, so Herzel. Der Heidelberger Ge- hen vorübergehend vor den betroffenen Endspurt: „Der ständige Druck geht an meinderat hatte Mitte November einer Wohnblöcken jeweils zwei mobile Toi- die Substanz“, gibt Kai Kohm zu, der auch Anfrage des Landes zugestimmt, im PHV letten. „Ab Februar steht dann die Was- schon die Einrichtung in Meßstetten mit vorübergehend 2000 Flüchtlinge aufzu- serversorgung komplett, dann fallen die aufgebaut hat. Denn „die größte Henehmen. Container wieder weg“, berichtet Kai rausforderung waren die knappe Zeit und Seit Ende November wird nun im PHV Kohm von der Landeserstaufnahmeein- die bevorstehenden Feiertage“, betont unter Hochdruck gearbeitet: Als erstes richtung. Harich und Kohm danken vor auch Harich. Diese Rohre werden in die maroden Wasserleitungen eingezogen. Erst dann sind alle Gebäude wieder mit Trinkwasser versorgt. Bis er fertig ist, wird das Essen im Offizierskasino ausgegeben und muss mit auf die Zimmer genommen werden. > Das Schnellrestaurant „Burger King“ soll bis Januar zum Aufenthaltsraum mit Teestube ausgebaut werden. > Das Offizierskasino „Village Pavillion“ wird derzeit von European Homecare als Lager für die Einrichtungsgegenstände der Räume in den Wohnblöcken genutzt. Es soll auch nach dem Bezug der Wohnungen als Lager dienen. Bis der Speisesaal im Jugendzentrum in etwa acht Wochen fertig gestellt ist, wird Bis die Wasserversorgung komplett funktioniert, müssen die Flüchtlinge diese Duschund Sanitärcontainer benutzen. Fotos: Rothe das Essen für die Flüchtlinge in dem etwa handballfeldgroßen Saal mit seinen sechs Kronleuchtern ausgegeben. Eigentlich war die Nutzung dieses Gebäudes gar nicht vorgesehen, da es technisch nur schwer anzubinden sei, so die Verantwortlichen. Der Aufwand für die Sanierung der veralteten Technik wäre nicht verhältnismäßig gewesen. > Der Spielplatz auf dem Gelände mit seinen unzähligen Türmen und Rutschen ist derzeit abgesperrt und wird im Januar abgebaut. Der Grund: Die Klettertürme halten den Mindestabstand zu der darüber verlaufenden Hochspannungsleitung nicht ein. Ein Fonds zur Unterstützung von Anwohner-Klagen? Streit um Kneipenöffnungszeiten: Verein Alt-Heidelberg will Nachbarn von Lokalen im Falle eines Rechtsstreits finanziell unterstützen Von Holger Buchwald Der Ton im Streit um die Kneipenöffnungszeiten in der Altstadt wird kurz vor der heutigen Gemeinderatssitzung rauer. Sollten die Stadträte tatsächlich die Sperrzeitverordnung für die Innenstadt kippen, werde ein Fonds zur finanziellen Unterstützung derjenigen Anwohner aufgelegt, die gegen einzelne Wirte oder die Stadtverwaltung klagen wollen. Das kündigte Karin Werner-Jensen (Foto: Hentschel), Vorsitzende des Vereins Alt-Heidelberg und eine der Gründerinnen der Initiative „Leben in der Altstadt“, an. „Wir appellieren an den neuen Gemeinderat, die Sperrzeiten in der Altstadt zu verlängern oder wenigstens der Verwaltungsvorlage zuzustimmen“, so Werner-Jensen. Bisher müssen die Gaststätten in der gesamten Altstadt werktags um 2 Uhr morgens und am Wochenende um 3 Uhr schließen. Der städ- tische Entwurf sieht vor, dass die Kneipen unter der Woche nur noch bis 1 Uhr geöffnet haben dürfen, samstags und sonntags bliebe alles beim Alten. Doch mittlerweile ist eine große Mehrheit der Stadträte dafür, die gesonderten Sperrzeiten für die Altstadt ganz abzuschaffen. Dann würde in ganz Heidelberg die Landesregelung gelten. Das heißt, schon ab 1. Januar dürften die Gäste bis um 3 und 5 Uhr bewirtet werden. Weil ein Ehepaar aus der Kettengasse klagte, verpflichtete sich die Stadtverwaltung in einem vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg geschlossenen Vergleich, ein Lärmgutachten in Auftrag zu geben und auf dieser Grundlage eine neue Sperrzeitver- ordnung für die Heidelberger Altstadt auszuarbeiten. Daher wäre eine vollständige Liberalisierung der Kneipenöffnungszeiten für Werner-Jensen eine „unverständliche Ignoranz gegenüber dem Verwaltungsgerichtshof“ und eine „hohe Missachtung gegenüber dem Oberbürgermeister und seiner Verwaltung“. Bedauerlich sei auch, dass inzwischen Bürger auf eigene Kosten geltendes Recht – nämlich die Einhaltung der in der TA Lärm vorgegebenen Richtwerte – einklagen müssten. „Nicht einmal zehn Kneipen, also rund fünf Prozent aller Gaststätten in der Altstadt gefährden den Ruf der gesamten Gastronomie“, glaubt Werner-Jensen. Selbst Hoteliers hätten sich bereits an den Verein Alt-Heidelberg gewandt, weil sie ihre lauten Zimmer nicht mehr vermieten könnten. Auch die Polizei beklage, dass längere Öffnungszeiten zu höherem Alkoholkonsum und mehr Schlägereien führten. „Wozu sollen sich die Bürger überhaupt beteiligen, wenn die Politik sie vollständig ignoriert?“, fragt WernerJensen: „Wo sind all die Stadträte, die noch bis vor Kurzem die Anwohner unterstützt und die bestehenden Öffnungszeiten verteidigt haben?“ Besonders ärgert sich die Vorsitzende von AltHeidelberg über ihre eigene Partei, die SPD, für die sie bis Mai selbst im Gemeinderat saß. Die „Bunte Linke“ beantragt unterdessen, dass die Entscheidung über die Sperrzeiten vertagt wird. Denn andernfalls wiederhole der Gemeinderat den vom VGH kritisierten „Rechtsfehler“, dass die Kneipenöffnungszeiten ohne Tatsachengrundlage geändert werden. Die Folge wären Klagen gegen einzelne Wirte. Der Verein Alt-Heidelberg hat laut Werner-Jensen bereits mit Geldgebern gesprochen, die die Anwohner im Falle eines Rechtsstreits unterstützen wollen.