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Nachhaltige
Weidesysteme
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Inhalt
VORWORT ........................................................................................................ 3
1
EINLEITUNG ............................................................................................... 4
2
ZIELSETZUNG UND METHODEN ............................................................. 5
2.1
Kernziel: Umsetzung nachhaltiger Weidesysteme ...................................................... 5
2.2
Methoden ......................................................................................................................... 5
3
LANDWIRTSCHAFTSFACHLICHE UMSETZUNG .................................... 7
3.1
Ergebnisse der Betriebsauswahl................................................................................... 7
3.2
Betrieb Marterer............................................................................................................... 8
3.2.1
Betriebsprofil Marterer, Oberhepschingen .................................................................... 8
3.2.2
Betriebliches Entwicklungskonzept ............................................................................... 9
3.2.3
Beschreibung des Projektverlaufs ................................................................................. 9
3.2.4
Die Weideführung........................................................................................................ 12
3.2.5
Ökologische Aspekte................................................................................................... 14
3.2.6
Ökonomische Aspekte ................................................................................................ 14
3.2.7
Abschließende Beurteilung ......................................................................................... 16
3.3
Der Betrieb Birk, Mundelfingen ................................................................................... 18
3.3.1
Betriebsprofil Birk ........................................................................................................ 18
3.3.2
Betriebliches Entwicklungskonzept ............................................................................. 19
3.3.3
Beschreibung des Projektverlaufs ............................................................................... 20
3.3.4
Die Weideführung........................................................................................................ 22
3.3.5
Ökologische Aspekte................................................................................................... 22
3.3.6
Daten zur Wirtschaftlichkeit ......................................................................................... 23
3.3.7
Abschließende Beurteilung ......................................................................................... 25
3.4
Der Betrieb Eble, Oberspitzenbach ............................................................................. 26
3.4.1
Betriebsprofil Eble ....................................................................................................... 26
3.4.2
Betriebliches Entwicklungskonzept ............................................................................. 27
3.4.3
Umgesetzte Maßnahmen im Projektzeitraum ............................................................. 27
3.4.4
Die Weideführung........................................................................................................ 30
3.4.5
Ökologische Aspekte................................................................................................... 31
3.4.6
Daten zur Wirtschaftlichkeit ......................................................................................... 32
3.4.7
Abschließende Beurteilung ......................................................................................... 34
4 EXKURS: TIERGERECHTHEIT BEI GANZJÄHRIGER
FREILANDHALTUNG VON RINDERN ........................................................... 36
4.1
Eine Begriffsbestimmung ............................................................................................. 36
4.2
Zu Standards und Kriterien der ganzjährigen Freilandhaltung ................................ 37
4.3
Die Untersuchung in den Fallstudienbetrieben ......................................................... 39
4.4
Wissenschaftliche Untersuchung zur Tiergerechtheit .............................................. 43
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
4.5
Ansätze zur Optimierung der Tiergerechtheit ............................................................ 44
5 KRITISCHES UND ERFOLGREICHES ZUR GANZJÄHRIGEN
AUßENHALTUNG ........................................................................................... 46
5.1.1
Tiergerechtheit ............................................................................................................ 46
5.1.2
Standorteignung .......................................................................................................... 47
5.1.3
Weidemanagement ..................................................................................................... 47
5.1.4
Absatz und Vermarktung ............................................................................................. 48
5.1.5
Ökologie ...................................................................................................................... 48
5.1.6
Wirtschaftlichkeit ......................................................................................................... 48
6
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT .................................................................... 50
7 REGELN ZUR MINIMIERUNG VON BEEINTRÄCHTIGUNGEN DURCH
WINTERWEIDESYSTEME .............................................................................. 52
8
LITERATUR .............................................................................................. 54
9
BETRIEBSPROFILE ................................................................................. 55
10
ANHANG: DARSTELLUNG ZUM WEIDEREGIME ............................... 58
11
ANHANG: DIE WITTERUNGSVERHÄLTNISSE ................................... 62
Seite 2
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Vorwort
Das Projekt ‚Halboffene Weidesysteme’ des Naturparks Südschwarzwald startete als konsequente Umsetzung einer Machbarkeitsstudie
aus dem Jahr 2002. Die Ergebnisse sollten Antworten geben auf dem
Weg zu wirtschaftlichen, tiergerechten und ökologischen Formen der
Offenhaltung der einmaligen Landschaft des Südschwarzwaldes.
Das Projekt startete mit Skepsis seitens vieler Akteure. Hinterfragt
wurde, ob eine Ganzjahresweide auch unter den Bedingungen des
Schwarzwaldes umsetzbar sei. Nach zwei milden, regenreichen Wintern war der dritte ‚Projektwinter’ 2008/2009 mit einer langen Frostperiode nochmals ein Prüfstein für das Projekt. Der nachfolgende Bericht
stellt – ohne die kritischen Punkte auszusparen – die Ergebnisse des
Projekts vor.
Dass ein Umsetzungsprojekt gestartet werden konnte und es überhaupt Datenaufnahmen gibt, liegt am Engagement des Naturparks
Südschwarzwald für die Landschaftsoffenhaltung. Ein Dank gilt daher
dem Naturpark, der das Projekt initiiert und jederzeit fördernd begleitete hat. Ebenso wirkte das Regierungspräsidium Freiburg vermittelnd
und unterstützend mit. Von der Landwirtschaftsverwaltung erfuhr das
Projekt eine hohe Akzeptanz und Impulse, die wir gerne aufgenommen
haben. Vor allem aber sind es die drei Betriebe Birk, Marterer und Eble, die in ihrer Diskussionsbereitschaft gegenüber dem Projekt und
einer Vielzahl von Besuchern, in ihrer Offenheit bei der Auswertung der
Betriebsdaten und vor allem in der Umsetzung der Ideen zur Ganzjahresweide die Basis für dieses Projekt gelegt haben. Ihnen gilt unser
besonderer Dank.
Freiburg, den 15. Mai 2009
Bernd Wippel, Jürgen Vögtlin, Daniel Weiß
ARGE Weidesysteme
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
1 Einleitung
Vor dem Hintergrund eines rasant verlaufenden Strukturwandels in der
Landwirtschaft verändert sich auch das charakteristische und strukturreiche Landschaftsbild, bestehend aus extensiv genutzten Weideflächen, artenreichen Schnittwiesen, Feldgehölzen und Wald. In Fachkreisen des Naturschutzes wird seit einigen Jahren die Schaffung von
halboffenen Weidesystemen als geeignete Maßnahme zum Erhalt
wertvoller Offenlandbiotope diskutiert. Dabei werden große zusammenhängende Flächen mit robusten Rinderrassen (z.B. Hinterwälder,
Heckrind) oder mit Schafen und Ziegen ganzjährig beweidet. Bewusst
sollen auch Wald und durch Sukzession verbuschte Bereiche mit in die
bewirtschafteten Flächen einbezogen werden. Dabei muss sich für den
Landwirt eine ökonomisch auskömmliche und vom Arbeitszeiteinsatz
leistbare Bewirtschaftungssituation ergeben.
Im Bereich des Naturparks Südschwarzwald wurde in einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2002 die Möglichkeit zur Einführung halboffener,
extensiver Weidesysteme geprüft. Im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie wurde die These formuliert, dass mit dem System extensiver,
halboffener Weidesysteme gegenüber den traditionellen arbeitsintensiven Bewirtschaftungsformen ökonomische Vorteile verbunden sind und
gleichzeitig naturschutzfachliche Aspekte in hohem Maße berücksichtigt werden.
Zur Untermauerung dieser These liegen allerdings kaum gut dokumentierte und allenfalls Teilaspekte umfassende Erkenntnisse aus der Praxis vor. Insbesondere auf die örtlichen Verhältnisse kleinräumiger
Strukturen einer niederschlagsreichen Mittelgebirgslandschaft bezogene Daten und Ergebnisse sind kaum vorhanden. Das spricht dafür, die
Umsetzung eines angepassten extensiven, halboffenen Weidesystems
über einen längeren Zeitraum zu erproben.
Mit diesem Bericht liegen die Ergebnisse aus Beobachtungen von drei
Winterperioden in drei Pilotbetrieben vor. Diese Erfahrungen, eigene
Datenerhebungen und eine Fotodokumentation sind Bestandteil der
landwirtschaftsfachlichen, ökonomischen und ökologischen Evaluation
von Betrieb und Fläche.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
2 Zielsetzung und Methoden
2.1
Kernziel: Umsetzung nachhaltiger Weidesysteme
Ziel des Projektes ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’ ist die Umsetzung eines auf den Einzelfall angepassten
extensiven, halboffenen Weidesystems und der Durchführung einer
ganzjährigen Beweidung.
Zu dieser Umsetzung zählt die landwirtschaftsfachliche, ökonomische
und ökologische Evaluation und Betreuung der Betriebe und Flächen.
Hervorgehoben werden muss der Fallstudiencharakter der Untersuchung, der gleichwohl verallgemeinernde Aussagen zum Ziel hatte.
2.2
Methoden
Auswahl von Modellbetrieben – Lernen an Fallbeispielen
Da eine intensive Betreuung einer großen Zahl von Betriebe im Umsetzungsprozess nicht möglich ist, war die Beschränkung auf wenige
Betriebe von Beginn an vorgesehen. Dabei sollten die unterschiedlichen Naturräume des Naturparks Südschwarzwald mit ihren unterschiedlichen Eigentumsstrukturen (Realteilungsgebiet, Höfegebiet)
berücksichtigt werden und ein besonderer Schwerpunkt auf die höher
gelegenen Betriebe gelegt werden.
Landwirtschaftsfachliche Begleitung der Modellbetriebe
Die landwirtschaftsfachliche Begleitung der Betriebe hat die Unterstützung in Fragen der Tierhaltung und des Weidemanagements zur Aufgabe und zielte auf einen Wissenstransfer ab. Dieser sollte auch durch
die Diskussion innerhalb der Gruppe der Landwirte mit dem Beraterteam und weiteren Fachleuten erfolgen.
Flankierende Maßnahmen wie die Unterstützung bei Genehmigungen,
in der Verhandlung mit Behörden (artenreiches Grünland, Finanzierungsfragen) sind ebenfalls Inhalt der Begleitung.
Methoden zur Erfassung landwirtschaftsfachlicher Parameter
Folgende Methoden zur Erfassung der landwirtschaftsfachlichen Parameter sind umgesetzt worden:

Erhebung der Daten für einen Betriebsspiegel

Zielformulierung mit den Betriebsinhabern und der formale
Rahmen (Planung und Verbindlichkeit)

Dokumentation der Ganzjahresweide

Dokumentation der Weideführung
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Methoden zur Erfassung ökologischer Parameter
Die Arten- und Strukturvielfalt der Weideflächen in den drei Probebetrieben wird im Rahmen einer ökologischen Begleituntersuchung beobachtet. Im Rahmen einer Ersterhebung wird der Ist-Zustand der
Pflanzenbestände erhoben. Gemessen werden die Vielfalt der Gefäßpflanzen sowie der Zustand und die räumliche Ausprägung des vorhandenen Lebensraummosaiks (Biotoptypen). Ferner wurde sowohl im
Bereich der Winterweide, als auch im Bereich des Gesamtbetriebes
der Flächenanteil des Agrar-Umweltindikators „High-Nature-ValueFarmland“ geschätzt. Die Methode zur Erfassung des HNV-Indikator
dient der Bewertung der ökologischen Wirksamkeit von Agrarumweltprogrammen.
Nach einem angemessenen Zeitraum kann die Erhebung der erhobenen Parameter wiederholt werden. Auswirkungen, die sich durch eine
verändernde Bewirtschaftungsweise ergeben, werden durch den Vergleich von Erst- und Wiederholungserhebung dokumentiert und bewertet. Zusätzlich werden Flächen, auf denen es durch Tritt und Nährstoffeinträge zu einer Zunahme von Beeinträchtigungen kommt, flächenscharf erfasst.
Methoden zur Erfassung ökonomischer Parameter
Das ökonomische Monitoring basiert auf der Auswertung der vergangenheitsbezogenen Jahresabschlussdaten. Erst im letzten Projektzeitraum werden die Buchführungsdaten auch mit den Beobachtungszeiträumen des Projektes und den teilweise geänderten Haltungssystemen übereinstimmen.
Als einzige Quelle stehen hierzu Daten der Buchführung und des Jahresabschlusses zur Verfügung. Um die Schwankungen zwischen den
einzelnen Jahren auszugleichen wurde der Mittelwert aus mehreren
Wirtschaftsjahren herangezogen. In den Betrieben, die nicht buchführungspflichtig sind, werden die Daten anhand der Belege und Bescheide recherchiert.
Wesentlich ist die Unterteilung der wirtschaftlichen Ergebnisse auf die
einzelnen landwirtschaftlichen Teilbereiche (Milchvieh-, Mutterkuh-,
Ziegenhaltung). Für die Vergleichbarkeit der Daten stehen weniger die
absoluten Werte im Mittelpunkt als Kenn- und Vergleichszahlen. Ein
Fokus liegt dabei auf der Arbeitszeitverwertung, die als wirtschaftliche
Kernkennzahl eine herausgehobene Stellung einnimmt.
Kommunikation nach Innen und Außen
Im Laufe der Zeit stieg die Aufmerksamkeit gegenüber den Aktivitäten,
die im Rahmen der Umsetzung zur ganzjährigen Außenhaltung erfolgten. Das Interesse der Fachleute und anderer landwirtschaftlicher Betriebsleiter wurde geweckt. Diesem Interesse wurde mit einer zunehmenden Kommunikation der Aktivitäten und der Ergebnisse begegnet.
In Fachgesprächen und Publikationen mit den Akteuren und durch Exkursionen erfolgte ein intensiver Austausch auch mit dem Ziel, das
Projekt ‚auf die Fläche zu bringen’ und um im weiteren sogar Nachahmer zu finden.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
3 Landwirtschaftsfachliche Umsetzung
3.1
Ergebnisse der Betriebsauswahl
Im Dezember 2006 haben drei Betriebe einer Kooperation mit dem
Naturpark Südschwarzwald zugestimmt. Jeder der Betriebe repräsentiert einen anderen Teil der Höhenlagen im Gebiet des Naturparks
Südschwarzwald:

Der Betrieb Marterer im Landkreis Lörrach steht für den traditionellen Nebenerwerbsbetrieb im Allmendgebiet des südlichen
Schwarzwaldes.

Der Betrieb Birk im Landkreis Schwarzwald Baar-Kreis hat von
Beginn an vor etwa 10 Jahren die Landwirtschaft auf extensive
Grünlandnutzung ausgerichtet.

Der Betrieb Eble im Landkreis Emmendingen ist, wenn auch in
der Vorbergzone gelegen, typisch für einen auf Rinderhaltung
und Waldwirtschaft basierenden Betrieb im Höfegebiet des Mittleren Schwarzwalds.
Eble, Oberwinden
Birk, Mundelfingen
Marterer, Fröhnd
Abbildung 1: Lage der drei Betriebe
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
3.2
Betrieb Marterer
3.2.1 Betriebsprofil Marterer, Oberhepschingen
Der Betrieb hat sich aus einem traditionellen Südschwarzwälder Milchviehbetrieb entwickelt. Der Betrieb wirtschaftet nach den Richtlinien
des ökologischen Landbaus. Er wird im Nebenerwerb betrieben und
unterhält eine Vorderwälder Herdbuchherde. Bis vor ein paar Jahren
nahm der Landwirt regelmäßig Rinder von einem Milchviehbetrieb in
Pension, der aber zwischenzeitlich die Rinderaufzucht aufgegeben hat.
Im Jahr 2005 konnten von einem anderen Betrieb Mutterkühe und
Nachzucht als Pensionsvieh übernommen werden. Außerdem wird
eine kleine eigene Mutterkuhherde gehalten und einige Bullen im Jahr
als Masttiere aufgezogen. Die Milchkühe, Bullen und Nachzucht sind
im Winter im alten Milchviehstall untergebracht. Dieser ist ein klassischer Anbindestall mit einem Laufstall für Kälber. Die Mutterkühe und
deren Nachzucht waren bisher im Stall des (inzwischen viehlosen)
Nachbarhofes (ebenfalls ein traditioneller Anbindestall) untergebracht.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst ca. 70 ha Grünland. Die
Flächen sind weitgehend arrondiert; sie enthalten auch eine große zusammenhängende Weidefläche von knapp 30 ha. Die über 20 ha große Mähfläche schätzt der Landwirt auch bei einer Vergrößerung des
Eigenviehbestandes als für die Winterfütterung ausreichend ein.
Probleme bei der Bewirtschaftung sind auf den am höchsten gelegenen Flächen Verdornung, Verhurstung und Farnbewuchs. Auch von
Waldrändern vom Tal her drängt Bewuchs nach, und eine Fläche von
ca. 19 ha ist komplett von Farn überwachsen. Bisher wird versucht,
den Farn durch Mähen zurückzudrängen. Dies ist arbeitswirtschaftlich
jedoch immer weniger zu leisten. Eine Arbeitsextensivierung für die
Zukunft wird angestrebt. Die Milchviehwirtschaft bringt bei hoher Arbeitsintensität regelmäßige Erträge. Diese sind momentan noch ein
wichtiges Standbein. Durch die (Vollzeit-)Mitarbeit des SeniorLandwirts könnte der Übergang von arbeitsintensiver Bewirtschaftung,
bei der die Milchviehhaltung parallel weitergeführt wird, zu extensiverem Wirtschaften mit Mutterkuhhaltung allmählich erfolgen.
Das aktuelle Ziel des Bewirtschafters ist die Beibehaltung der arbeitsintensiven Milchviehhaltung. Aus diesem Grund ist auch ein Umbau und
Erweiterung des Milchviehstalls geplant. Langfristig wird die Pensionsviehhaltung aufgrund fehlender Beschicker fraglich eingeschätzt. In
manchen Jahren war es bereits schwierig gewesen, einen Beschicker
von Pensionsvieh zu finden. Deshalb wurde eine eigene Mutterkuhherde aufgebaut. Allerdings besteht zu dem jetzigen PensionsviehBeschicker ein ausnehmend gutes Verhältnis, und solange dieser seine Tiere weiterhin im Sommerhalbjahr auf den Hof stellt, will der
Landwirt die Pensionsviehhaltung beibehalten. Er übernimmt sogar die
Betreuung der tragenden Färsen im Abkalbezeitraum, also eine große
Verantwortung für das Gastvieh.
Der Betrieb dient heute bereits als Auffangbetrieb. Nachbarhöfe wurden übernommen. Wenn sich die Gelegenheit zur Flächenvergrößerung bietet, möchte der Landwirt die z.Zt. mit ca. 8 Mutterkühen anvisierte Herde also weiter aufstocken. Nach Möglichkeit würde der
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Landwirt das Einkommen aus der Landwirtschaft so vergrößern, dass
er einen Teil seiner außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit aufgeben kann.
Sowohl dem Senior Marterer wie dem Junior Marterer liegt nicht nur an
einem ökonomischen Erfolg ihrer Landwirtschaft. Auch dass sie zum
Offenhalten der Landschaft einen wichtigen, lokal merkbaren Beitrag
leisten, ist ihnen wichtig.
3.2.2 Betriebliches Entwicklungskonzept
Aus den Zielen des Betriebsleiters, den Ergebnissen der Fachgespräche und den gemeinsamen Besprechungen ergibt sich folgendes Entwicklungskonzept:
Tierarten und Tierhaltung

Vergrößerung der Mutterkuhherde mittelfristig von acht auf ca.
12 bis 15 Mutterkühe

Winterhaltung der Mutterkuhherde mit möglichst geringem
baulichem Aufwand.

Stufenweise Anpassung des Besatzes auf eine für die Fläche optimale Dichte.

Zur Diskussion steht der Einsatz von Ziegen, entweder als
Herde im Eigenbesitz oder in Kooperation mit anderen Ziegenhaltern in der Nachbarschaft zur Landschaftspflege.
Weideorganisation

Notwendig ist ein Weidemanagement, das die Verbuschung zurückdrängt, die gleichwohl immer noch erforderliche mechanische Pflege in Grenzen hält und den Weidetieren eine zum Erzielen zufriedenstellender Schlachtkörperqualitäten ausreichende Futtergrundlage bietet. Im Spannungsfeld ökologischer
und ökonomischer Ansprüche (Artenvielfalt, Offenhaltung, Erzeugung von Qualitätsrindfleisch) soll also ein auf den Betrieb
zugeschnittener Kompromiss gefunden werden.

Kultivierung bereits nicht mehr als LF-registrierter verbuschter
Flächen.

Zurückdrängung des Adlerfarns: sehr frühe Beweidung der
stark mit Farn bewachsenen Flächen, um die Farntriebe in der
Wachstumsphase zu schwächen.
3.2.3 Beschreibung des Projektverlaufs
Auf dem Hof Marterer haben sich die Erfahrungen im dritten Jahr zur
Winteraußenhaltung im wesentlichen verstetigt. Im Laufe des Projekteszeitraums die Tieranzahl stetig erhöht. Im Winter 2006/2007 waren
vier Mutterkühe, im darauffolgenden Winter acht und im Winter
2007/2008 schließlich 8 Mutterkühe, 2 Pferde und 4 Rinder auf der
Fläche.
Den Tieren steht eine Fläche von ca. 16 ha als Winterweide zur Verfügung. Dabei richten sie ihre Wanderaktivität v.a. nach der Witterung
und Futterverfügbarkeit aus. Die Topographie ermöglicht es ihnen,
immer eine windgeschützte Stelle aufsuchen zu können. Bevorzugte
Liegeplätze sind auf der Anhöhe, auch wenn diese weniger geschützt
sind. Die mobilen Futterraufen sind in diesem Winter nicht verrückt
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
worden, jedoch wurden nicht alle Raufen zu jeder Zeit gefüllt, so dass
es auch dadurch zu einer temporären Entlastung der Bereiche unmittelbar um die Raufen kam.
Abbildung 2 : Vorderwälderherde im März 2008 an der Futterraufe
Die Beobachtungen des letzten Winters zeigen, dass sich die Tiere
tatsächlich während Kälteperioden nur etwa fünf Hektar tatsächlich
nutzen und die sich die Wegstrecken auf die Wanderungen zwischen
Wasserstelle, Futterraufe und Schutzzonen konzentrieren.
Die Standfläche um die beiden Hauptfutterflächen herum wurde mit
Plastikgitterelementen befestigt. Das hat sich nicht bewährt. Das Plastik zeigte sich als zu spröde und brach durch Tiertritte oder durch die
Befahrung mit dem Frontlader. Eine Trennung von Futterresten, Mist
und Plastikgitterelementen ist nicht möglich, damit verteilen sich Plastikelemente beim Abräumen der Flächen und Ausbringen auf den Betriebsflächen. Erfahrungen mit Hackschnitzeln am Standort der Futterraufe waren bei dem Betrieb Birk positiv. Grundsätzlich sollten nur organische, verrottbare Materialien zur Eindämmung der Matschbildung
an der Futterstelle eingesetzt werden.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Abbildung 3: Kunststoffgitter zur Befestigung der Futterraufe zeigen sich
als wenig geeignet
Bei den hinzugekommenen Pferden handelt es sich um Kaltblüter
(Percherons), also um sehr schwere Tiere. Um Bodenschäden zu vermeiden wurden die Pferde nach der Frostperiode von hängigen Flächen auf ebenere Flächen verlegt.
Abbildung 4: Kaltblüter beweiden zusätzlich zu den Rindern die Fläche
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Abbildung 5: Die Pferde suchen intensiv nach Weideresten unter der
Schneedecke (Winter 2008/2009)
Von Veterinärseite wurde beim Betrieb Marterer die Frage der Tiergerechtheit aufgegriffen. An der Winteraußenhaltung wurde vor allem das
Fehlen einer trockenen und isolierenden Liegefläche, wie sie etwa
durch eine Strohmatratze gegeben wäre, bemängelt. Aufgrund der
ansonsten ausgezeichneten Tierbetreuung und dem offensichtlich guten gesundheitlichen Zustand der Tiere kann jedoch darauf geschlossen werden, dass die die Winteraußenhaltung für die vorhandene
Standortsituation und Herdenkonstellation unter den Witterungsbedingungen der letzten drei Winter problemlos ist. Als Beleg dafür können
die nach Angaben des Landwirts niedrigen Tierarztkosten sowie das
problemlose Abkalben der Tiere im Frühjahr 2008 herangezogen werden. Bei den Weidebegängen zeigen die Tiere ein ruhiges Verhalten.
3.2.4 Die Weideführung
Die Weideführung im Betrieb Marterer war in den vergangenen drei
Jahren geprägt von einem Herantasten an das System Winteraußenhaltung und an die Integration zusätzlicher Grünlandflächen von aufgebenden Betrieben. Bedingt durch ein vorsichtiges Weidmanagement
wurde die Zuwachsleistung im Frühjahr unterschätzt so dass in der
ersten Sommerhälfte oftmals überständiges Futter zu finden war.
Die Weideflächen werden als Umtriebsweide mit mehreren festen
Koppeln genutzt. Der Betrieb verfolgt eine nahezu strikte Trennung
zwischen Weide- und Mähflächen. Damit ist eine Anpassung des
Graswachstums an den konstanten Futterbedarf der Weidetiere im
Vegetationsverlauf kaum möglich. Insbesondere in der ersten Hälfte
der Vegetationsperiode ist das Graswachstum höher als der Verzehr.
Nahezu die kompletten Weideflächen werden, auch zur Farnbekämpfung, mindestens einmal pro Jahr gemulcht. Im Gesamtbetrieb werden
ca. 400 Maschinenstunden Mulcharbeit mit einem Hangspezialschlepper geleistet.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Der Bewirtschafter hat die Erfahrung gemacht, dass die Aufnahme von
Weidefutter im Frühjahr bereits sehr früh erfolgt (sobald die Witterung
einsetzt und die ersten grünen Spitzen erkennbar sind geht die Aufnahme von Futterkonserven deutlich zurück), als auch im
Herbst/Winter noch erhebliche Mengen an Weideresten verzehrt werden. Alleine durch diese Effekte können mit einer Winteraußenhaltung
nennenswerte Mengen an teuren Winterfutterkonserven eingespart
werden.
Mittelfristig sieht der Betrieb Marterer noch deutliche Potentiale darin,
durch eine optimierte Weideführung die Nutzung von Futter auf dem
Halm auszuweiten. Durch ein extrem frühes Überweiden aller Flächen
im Frühjahr kann die Phase der Winterfütterung früher beendet werden. Analog lässt sich durch ein geschicktes Staffeln der Weideführung
im Spätsommer ein gewisser Vorrat an Futter auf dem Halm schaffen.
Damit ist es möglich den Beginn der Fütterung von Konserven herauszuzögern. Um diese Möglichkeiten auf den Standort in Oberhepschingen optimal zu nutzen und umzusetzen sind jedoch langjährige standortspezifische Erfahrungswerte notwendig. Innerhalb der bisherigen 3jährinen Projektphase gewonnenes Wissen ist noch nicht ausreichend
um ein optimiertes System umzusetzen.
Die Umsetzung einer optimierten Weidestrategie aus Sicht der Winteraußenhaltung steht auf dem Betrieb Marterer teilweise in Konkurrenz
zum Betriebszweig Milchkuhhaltung. Eine nachhaltige Milcherzeugung
erfordert die Bereitstellung von qualitativ sehr guten Winterfutterkonserven. Der Betriebsleiter ist daher darauf bedacht, die Gunstflächen
zur Winterfutterbereitung früh zu nutzen, um Konserven mit einer hohen Energiedichte bereitzustellen. Dies führt zu einer für den Standort
sehr hohen Nutzungsintensität von vier Schnitten und damit zu vergleichsweise hohen Grundfutterkosten.
Für die Winterfütterung von trockenstehenden Mutterkühen wären
auch wesentlich extensiver geworbene Winterkonserven ausreichend.
Eine separate Winterfutterbereitung für die wenigen Mutterkühe bringt
jedoch in der aktuellen Betriebsstruktur keine Kostenentlastung. Das
Ziel eines für die Milchkuhhaltung optimierten Grünlandbestandes zur
Schnittnutzung hält bisher den Betriebsleiter auch davon ab, Mähflächen in der Nähe der Winterweide wenigstens zeitweise in die Winterweide mit einzubeziehen. Durch diese Maßnahme wäre es neben den
beschriebenen weiteren Maßnahmen möglich, die punktuelle Nährstoffbelastung auf der Winterweide durch das Angebot an alternativen
Liegeplätzen zu minimieren.
Die Weideführung im Betrieb Marterer erfolgt, teilweise bedingt durch
die Schlagstruktur, mit einem erheblichen Zaunaufwand (Trennung
Weide- und Mähfläche, Koppelweide). Das massive Auftreten von Adlerfarn erfordert mechanische Pflegemaßnahmen mit erheblichen Kosten. Eine optimiertes Zusammenspiel von Weideaufwuchs und Nutzung z.B. durch eine flexiblere Gestaltung der Flächennutzung, oder
durch höhere Tierzahlen im Frühjahr (z.B. gezielter zusätzlicher Auftrieb von Ochsen/Färsen im April/Mai bis zur Schlachtung im Juni/Juli)
könnte dazu beitragen, den Bedarf für eine mechanische Weidepflege
zu reduzieren.
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3.2.5 Ökologische Aspekte
Im Betrieb Marterer kam es im zweiten und dritten Winter zu einer
Verdoppelung des Besatzes auf acht Mutterkühe. Zusätzlich zu den
Kühen verbrachten ab Februar 2008 drei Percherons (französische
Kaltblüter) den Winter auf den Weideflächen. Die Trittschäden haben
sich im Bereich der Futterraufen und entlang der Viehwege über den
Beobachtungszeitraum hinweg verstärkt. Insbesondere im Bereich der
gut zugänglichen Futterraufe zwischen Kastanienbaum und Fahrstraße
hat sich bis zum März 2009 eine ca. 0,4 ha große vegetationsfreie
Trittfläche herausgebildet, die von den Tieren auch als bevorzugte Liegefläche genutzt wird. Durch die Kombination von Nährstoffeintrag und
offenen Bodenstellen ist in diesem Bereich zukünftig mit einer weiteren
Zunahme des Stumpfblättrigen Ampfers (Rumex obtusifolius) zu rechnen.
Da die Tiere die Kuppenlage auch stets als bevorzugten Liegeplatz
aufsuchen werden, bietet sich als Lösungsstrategie zur Verminderung
der Nährstoffeinträge das Einstreuen mit Stroh und spätere Abräumen
der Einstreu sowie eine anschließende Einsaat an. Allerdings sind erhebliche Strohmengen erforderlich um nennenswerte Effekte hinsichtlich einer Nährstoffabfuhr aus dem Liegebereich zu erreichen. Auch
die Aufgabe des Bereiches als Fütterungsstelle ist zu erwägen, da dadurch die Tiere zu einer erhöhten Laufaktivität gezwungen wären und
Nährstoffe über einen größeren Bereich verteilt werden könnten. Das
Ausweichen von Futterstellen und Liegeplätze auf die angrenzenden
Mähflächen (wie im Betrieb Birk) stellt für den Betrieb keine geeignete
Alternative dar, würde aber sicherlich eine deutliche Entlastung der
punktuellen Nährstoffüberschüsse erreichen. Da die Mähflächen als
Grundfutter für den Betriebszweig Milch einem sehr zeitigen Silageschnitt unterzogen werden, ist dies aktuell jedoch nicht realisierbar.
Der Anteil an ökologisch bedeutsamen Flächen und Strukturen (HNVIndikator) beträgt im Bereich der rund 16 ha großen Winterweide ca.
44%. In Bezug auf den Gesamtbetrieb (ca. 70 ha) beträgt der HNVAnteil ca. 45%.
Größe Winterweide
16 ha
Gesamtartenzahl Pflanzen
124
Anteil HNV Indikator
44 %
Anteil § 32 Biotope
10 %
Tabelle 1: Ökologische Kenndaten der Winterweide Betrieb Marterer
3.2.6 Ökonomische Aspekte
Der Betrieb Marterer ist ein Nebenerwerbsbetrieb. Das Haupteinkommen kommt aus einer Beschäftigung im Angestelltenverhältnis. Zusätzlich trägt die Teilzeitbeschäftigung der Ehefrau zum Familieneinkommen bei. Die Routinearbeiten des Melkens sowie die Fütterung im Winter und die täglichen Kontrollgänge werden durch den Senior Marterer
übernommen. Mahd, Ballenpressen, Farnbekämpfung werden vom
Bewirtschafter durchgeführt.
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Für den Betrieb Marterer wie auch für die übrigen Betriebe wurde versucht, die Ergebnisse für die Mutterkuhhaltung zu isolieren. Dabei wird
eine einfache Einnahmen-Ausgabenrechnung verwendet. Alle der Mutterkuhhaltung zurechenbaren Ausgaben und Einnahmen wurden erfasst. Dort, wo beispielsweise Transferzahlungen auf die Fläche bezogen sind und somit alle landwirtschaftlichen Betriebsteile betreffen,
wurden die Anteile für das Milchvieh oder die Ziegenhaltung entsprechend berücksichtigt.
Die Auswertungen wurden unter der Restriktion der Verwendung der
genannten Datenquellen und von Schätzwerten durchgeführt. Eine
Plausibilisierung mit den Betriebsleitern fand statt. Den Aussagen liegt
eine Auswertung von zwei Wirtschaftsjahren zugrunde.
Auf die Verwendung von absoluten Zahlen soll an dieser Stelle verzichtet werden, sondern es sollen, um auch die Möglichkeiten zum
Vergleich zu schaffen, aussagekräftige Kennzahlen diskutiert werden.
Als eine Kernkennzahl hat sich die Arbeitszeitverwertung je Stunde
etabliert. Diese setzt die geleistete Arbeitszeit mit dem Gewinn vor
Steuer, also Differenz aus Einnahmen abzüglich der Ausgaben, ins
Verhältnis. Weiterhin interessant ist die Abhängigkeit von Transferzahlungen. Das Verhältnis von Verkaufserlösen zu den Transferzahlungen
spiegelt auch die Möglichkeit und die Bereitschaft der Gesellschaft
wider, das Produkt ‚offene Landschaft’ mit einem Preis zu versehen.
Schließlich gibt die Relation von fixen, also produktionsunabhängigen
Ausgaben und variablen, also produktionsmengengebundenen Ausgaben, Aufschluss darüber, wie flexibel der jeweilige Betrieb in seinen
Kostenstrukturen ist.
Reinertrag
Einen Überblick über die betriebswirtschaftlichen Daten gibt die unten
stehende Tabelle. Der Anteil am Gesamteinkommen (‚Gewinn’) aus
der Mutterkuhhaltung bei dem Betrieb Marterer fällt mit 4 T€ gering aus
und liegt deutlich unter 10% des gesamten Einkommens. Insgesamt ist
der Betrieb Marterer stark diversifiziert. Er verfügt im landwirtschaftlichen Bereich noch über Einnahmen aus der Milchvieh- der Gastviehhaltung; daneben werden Einkommen aus den beiden Beschäftigungsverhältnissen des Betriebsleiters und der Ehefrau erzielt.
Die Arbeitszeitverwertung
Bei dem Betrieb Marterer wurden für die Mutterkuhhaltung etwa 300
Stunden jährlich aufgewendet. Neben dem Betriebsleiter wird die Arbeit (Kontrollgänge, Weideeinrichtungen, Umtrieb) vor allem vom Senior Marterer durchgeführt. Dritte werden zur Bewältigung der Aufgaben in der Mutterkuhhaltung nicht beschäftigt.
Der Gewinn von 4 T€ führt bei den veranschlagten 300 Arbeitsstunden
zu einer AZV von ca. 13 Euro je Arbeitsstunde. Die Gesamtarbeitszeitverwertung bei dem Betrieb Marterer liegt bei ca. 10 Euro und bezieht
sich auf das Mittel aus Mutterkuh-, Milchvieh-, Gastviehhaltung, Bullenmast und der Vermietung einer Ferienwohnung. Der gesamte Be-
Seite 15
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
triebsgewinn von ca. 19 T€ wurde dabei in Relation zu den gesamten
1.900 geleisteten Arbeitsstunden gesetzt.
Einheit
Marterer
T€
4
≤ 10 %
Erhebungszeitraum
Gewinn
Gewinn vor Steuer (gerundet)
Anteil am Gesamteinkommen
Arbeitszeitverwertung
Arbeitsstunden des Betriebsleiters Std./Jahr
Arbeitsstunden Familienangehörige Std./Jahr
Arbeitsstunden Fremdkräfte Std./Jahr
Gesamtstunden Mutterkuhhaltung €/Std.
100
200
0
300
Arbeitszeitverwertung (ohne Fremdkräfte)
13
€/Std.
Erlöse
Anteil Transferzahlungen
Anteil Verkaufserlöse
Anteil Eigenbedarf
%
variable Kosten
Versicherungen, Steuern (fixe Kosten)
Abschreibungen (fixe Kosten)
Pacht (fixe Kosten)
Finanzierungskosten (fixe Kosten)
Summe
%
%
%
64%
31%
5%
Kosten
%
%
%
%
%
61%
7%
20%
0%
12%
100%
Tabelle 2: Überblick über die betriebswirtschaftlichen Daten
Erlös- und Kostenstrukturen
Der Betrieb Marterer hat eine Kostenstruktur, die sich zu etwa 60 %
aus variablen Kosten und zu 40 % aus fixen Kosten zusammensetzt.
Die Erlöse stammen zu knapp zwei Dritteln aus Transferzahlungen
(MEKA, LPR etc.) und zu einem knappen Drittel aus den Verkaufserlösen. Die naturalen Privatentnahmen liegen unter 5 % der Einnahmen;
sie wurden geschätzt.
Dies Zahlen spiegeln auch das Betriebsziel des Betriebes Marterer
wider: die Liquidität aus den regelmäßigen Zahlungen des dominanten
Betriebsteils Milch rücken stärker in den Vordergrund. Hinter der Mutterkuhhaltung stehen auch nicht-monetäre Motive wie die Landschaftsoffenhaltung.
Bei der Arbeitszeitverwertung liegt der Betrieb Marterer mit einem Wert
von 13 Euro je aufgewendeter Arbeitsstunde auf einem guten Niveau.
Die Nutzung von Stallungen aufgegebener Höfe führt auch beim Betrieb Marterer zu einer geringen Fixkostenbelastung durch Abschreibungen mit den positiven Auswirkungen für die Arbeitszeitverwertung.
3.2.7 Abschließende Beurteilung
Der Betrieb Marterer vollzog innerhalb des Projektes eine Entwicklung,
die mit der Diskussion über einen ‚Einfachstall’ begann und bei einer
lediglich mit Futterraufen ausgestatteten Winteraußenhaltung endete.
Im dritten und schließlich ‚normalen’ Winter war eine Rinderherde und
mehrere Kaltblutpferde auf der Weide ohne dass es zu Problemen mit
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
der Tiergesundheit durch Frost oder Schnee auf der Höhenlage von
ca. 700 Meter kam. In den drei Winterperioden konnte sich der Betrieb
an die Belastbarkeit der Flächen unter unterschiedlichen Witterungsbedingungen herantasten. Die derzeitige Besatzdichte scheint daher
unter den Bedingungen der vorhandenen Flächengröße, der Installation der Futterraufen und des vorhandenen Witterungsschutzes tragbar,
nicht jedoch wesentlich zu erhöhen.
Sowohl die Milchviehhaltung wie auch die Pensionsviehhaltung sollen
bis auf weiteres parallel zur Mutterkuhhaltung weitergeführt werden. Es
ist der Neubau bzw. die Erneuerung des Milchviehstalls vorgesehen
mit einer deutlichen Ausdehnung der zu produzierenden Milchmenge.
Daraus ergibt sich, dass Veränderungen im Weidemanagement nur
auf einem Teil der Flächen durchgeführt werden können. Für die
Milchkühe sind weiterhin hofnahe Weiden mit nährstoffreichem Weidefutter erforderlich, und auch die zur Winterfutterwerbung benötigten
Flächen bleiben auf den Futterbedarf der Milch- und Mutterkuhherde
abgestimmt. Auch die Futteransprüche des Pensionsviehs und ihr Beweidungsdruck bestimmen das Weidemanagement. Die drei 'Produktionsverfahren' können also nicht getrennt voneinander betrachtet werden, sondern bei der Optimierung des Weidemanagements im Rahmen dieses Projekts muss es auch darum gehen, diese optimal aufeinander abzustimmen.
Durch die geplante Aufstockung der Milchproduktion käme der Mutterkuhhaltung künftig eine abnehmende gesamtbetriebliche Bedeutung
zu. Es wird keine Extensivierung im Sinne eines reduzierten Finanzund Technikinputs verfolgt. Stattdessen wird der Betrieb über zusätzliche Investitionen (Anlage, Kauf von Milchquote) und die Bindung von
Arbeitskraft (Melken, Stallarbeit) künftig deutlich intensiver und unflexibler ausgerichtet werden. Mit entscheidend für diese Festlegung sind
sicherlich nicht nur Rentabilitätsgesichtspunkte. Die Daten der reinen
Arbeitszeitverwertung deuten hier in eine andere Richtung. Wichtig
sind auch die liquiditätsbezogenen Punkte. Die monatlichen Milchgeldzahlungen fließen – wenn auch mitunter auf niedrigem Niveau – regelmäßig. Demgegenüber erfolgen die Zahlungen aus der Landschaftspflegerichtlinie oder des Betriebsindividuellen Beitrags jährlich,
oftmals mit hoher zeitlicher Verzögerung, mit Unsicherheiten bezüglich
der Höhe und drohender Rückzahlung bei Verstoß gegen mitunter auslegungsbedürftigen Cross-Compliance-Regelungen.
Im Grundsatz lassen sich an diesem Fallstudienbetrieb die Möglichkeiten der Entwicklung von einem traditionellen Milchviehbetrieb im Höhengebiet zu einem auf extensivere Verfahren der Rinderhaltung spezialisierten Betrieb anschaulich demonstrieren. Der Betriebsleiter verfolgt aktuell das Ziel die Milchviehhaltung zu intensivieren. Die Skepsis
hinsichtlich der langfristigen Abhängigkeit von staatlichen Transferzahlungen und der Wunsch nach der Realisierung von regelmäßigen Einkommensbeiträgen aus Marktprodukten (Milch) lassen dem Betriebsleiter eine Weiterentwicklung der Milchproduktion tragfähiger erscheinen als eine konsequente Extensivierung des Betriebes.
Das Betriebskonzept in Richtung Extensivierung könnte auf viele kleine
Milchviehbetriebe im Höhengebiet übertragen werden, zeigt deutliche
Vorteile der Flexibilisierung der Arbeitskraft, einer niedrigen Investitionsquote und einer trotzdem attraktiven Arbeitszeitverwertung je StunSeite 17
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
de. Das Verfahren ist anspruchsvoll im Hinblick auf das Flächen- und
Tiermanagement, ist mit den empfundenen Unwägbarkeiten des Auszahlungswesens der Fördermittel ausgestattet. Zusätzlich erfordert es
gegenüber dem eigenen Berufsstand und dessen berufsständischer
Vertretungen ein hohes Maß an Durchhaltevermögen.
3.3
Der Betrieb Birk, Mundelfingen
3.3.1 Betriebsprofil Birk
Der Landwirt bewirtschaftet die Flächen eines Tales (ehemalige Jungviehweide der Gemeinde) nach den Richtlinien des Ökologischen
Landbaus. Die Grünlandfläche des vom Aubach gebildeten Talschlusses umfasst ca. 32 Hektar. Zusätzlich bewirtschaftet der Landwirt noch
einige Hektar Biotopfläche in der Region mit Ziegen. Die Maßnahme
wird über die Landschaftspflegerichtlinie gefördert. Alle Steillagen und
schwer befahrbare Flächen werden ausschließlich als Weide genutzt
(ca. 2/3), alle befahrbaren Flächen als Mähweide (ca. 1/3). Das Weideland wird als großflächige Standweide geführt und im Sommerhalbjahr
von Ziegen, Rindern und zeitweise auch von Pferden gleichzeitig beweidet. Vor Bewirtschaftungsaufnahme durch den jetzigen Pächter
waren die Hangflächen stark verbuscht. Durch mechanische Enthurstung, vor allem aber durch den Auftrieb von Ziegen und anschließende
Mischbeweidung mit Ziegen, Rindern und Pferden bieten die Hangflächen jetzt das Bild einer halboffenen Weidelandschaft. Die Standweide
ist artenreich und durch Feuchtstellen und viele 'Landschaftselemente',
darunter auch Streuobst, Buschwerk und Felsen, reich gegliedert.
Abbildung 6: Blick auf die von Verbuschung befreiten, artenreichen
Streuobstwiesen (Juli, 2007)
Die Weidesaison der Rinder dauert von März bis November/Dezember, danach werden sie auf den Mähflächen des Betriebes
gehalten und mit Rundballen gefüttert. Die Kuppe des Gewanns Spitzenbühl wird wie die außerhalb der Jungviehweide gelegenen Biotopflächen nur mit Ziegen beweidet. Die Ziegen werden im Herbst aufgesSeite 18
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
tallt und verbleiben bis zum Frühjahr im Stall. Die Rinderherde besteht
aus den kleinrahmigen und robusten Hinterwälder und Evolener Rindern. Die Ziegenherde umfasst je nach Saison 60 bis über 100 Muttertiere der Rassen 'Tauernschecke', 'Walliser', 'Burenziege' und
'Deutsche Braune Edelziege'.
Außerdem werden einige Waldschafe, Pferde und Schweine gehalten.
Die Tierhaltung ist geprägt vom Interesse des Landwirts an einer vielfältigen Tierhaltung und der Zucht und Haltung alter und gefährdeter
Nutztierrassen. Aus der Mutterkuhhaltung werden die nicht für die
Zucht verkäuflichen Tieren als Absetzer zur Weitermast an den (konventionellen) Handel verkauft. Die Ziegen- und Schaflämmer werden
direkt vermarktet.
3.3.2 Betriebliches Entwicklungskonzept
Die mit dem Erwerb des Hofgebäudes verbundenen neuen Entwicklungsmöglichkeiten sind vielfältig und nicht ausschließlich den landwirtschaftlichen Bereich betreffend. Im Rahmen des Naturparkweideprojekts wurden folgende Maßnahmen zur Optimierung der Rinderhaltung und der Flächennutzung umgesetzt:

Einbeziehung von Wald als natürlichen Witterungsschutz bei
der Winteraußenhaltung der Mutterkuhherde

Zurückführung eines Sukzessionswaldstreifens im FFH-Gebiet
in halboffene Extensivweide.
Neben den landwirtschaftlich geprägten Zielen verfolgt der Betriebsleiter eine Reihe von weiteren Ideen für die Entwicklung des Hofes. Einige davon seien hier genannt:

Versorgung seines Marktstandes mit Ziege- und Rinderfleischprodukten (Wochenmärkte in der Region)

Teilnahme an den Naturparkmärkten der Region; Ausrichtung
von Hoffesten, Verköstigung von Wanderern

Schaffung eines Stützpunktes für Wanderreiter mit Übernachtungsmöglichkeiten.

Angebot für das Ausrichten von Festen (‚Kindergeburtstag auf
dem Bauernhof’).

Übernahme von Landschaftspflegearbeiten außerhalb der
Jungviehweide.
Seite 19
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Abbildung 7: geplant ist die Einbeziehung von FFH-Flächen in die
Beweidung (rechter Hang, Dez. 2007)
Grundsätzlich ist der Landwirt daran interessiert, mehr Fläche und insbesondere Wiesen hinzuzunehmen. Ideal wäre es, wenn er die im weiteren Talverlauf südlich anschließenden Flächen übernehmen könnte.
3.3.3 Beschreibung des Projektverlaufs
Die Verlegung des Wohnsitzes innerhalb des Projektzeitraums auf die
Hofstelle hatte auf die Betriebsentwicklung positive Auswirkungen. Die
Tatsache, dass Landwirtsfamilie nun auf der Hofstelle wohnen kann,
bietet eine bessere Ausgangssituation für eine Weiterentwicklung des
Hofes. Es erfolgten vielfältige bauliche Investitionen in den Hof. So
sind zahlreiche bauliche Verbesserungen am Wohnhaus und an den
Nebengebäuden vorgenommen worden. Dazu gehören der Umbau
des alten Kuhstalles in geräumige Pferdeboxen, der Anlage eines
Pferdeauslaufes und die Installation von Photovoltaikelementen auf
dem Dach des Nebengebäudes. Außerdem ermöglicht die größere
Präsenz auf dem Hof eine flexiblere Tierbetreuung.
Abbildung 8: Im Frühjahr trittgeschädigter Waldrand (Feb. 2007)
Seite 20
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Abbildung 9: Im April setzt die Wiederbegrünung durch die Krautschicht
ein; die Nassstellen trocknen aus (April 2007)
Im dritten Winter erfolgte nach Absprache mit der Forst- und Gemeindeverwaltung die Fütterung an einer wegenahen, abgelegenen Stelle.
Die Trittbelastung im Wald in den beiden vorangegangenen milden
Wintern führte zu einer Belastung der durch Quellhorizonte gekennzeichneten Waldflächen. Der optische Eindruck stark vertretender Flächen sowie im Folgesommer absterbende Fichten führten zu einer
starken Kritik von Seiten des Forsts und der Kommune. Ein Waldunterstand ist nun auf eine kleine Stelle konzentriert.
Abbildung 10: Gefrorener Boden von November bis März verhindert Trittbelastungen (März 2009)
Im Jahr 2007 wurde eine ornithologische Untersuchung durchgeführt
(Ergebnisse vgl. naturschutzfachlicher Teil), deren Ergebnisse auf die
Besonderheit der Flächen als Brut- und Nahrungshabitate vieler Vogelarten hinweisen.
Seite 21
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
3.3.4 Die Weideführung
Die Weideführung im Betrieb Birk zeugt von einer langjährigen Erfahrung mit dem System der Winteraußenhaltung. Eine wesentliche Herausforderung liegt in den schweren, trittempfindlichen Böden des Betriebes. Eine Winterweide auf den stark hängigen Flächen im nördlichen Bereich des Weges ist aufgrund zu starker Trittschäden daher
ausgeschlossen. Die Winterweideflächen des Betriebes Birk umfassen
daher die flacheren Mähflächen und den angrenzenden Wald bzw.
Gehölzstruktur als Witterungsschutz. Durch eine gezielte Weideführung versucht der Betriebsleiter die Notwendigkeit der Zufütterung auf
ein Minimum zu begrenzen. Durch den Verkauf der Absetzer im Herbst
reduziert sich zusätzlich der Tierbestand für die Monate Dezember bis
März/April deutlich. Während der Trockenstehphase über den Winter
wird den Mutterkühen bewusst spät geworbenes Heu gefüttert. Zusätzlich wird versucht, die Tiere auf der Winterweide in Bewegung zu halten (keine Liegeflächen nahe der Futterraufe, Tränkestelle diagonal
entgegengesetzt zur Futterstelle usw.).
Mit einem Bündel dieser Maßnahmen gelingt es dem Betriebsleiter die
Nährstoff- und Bodenbelastung für den trittempfindlichen Standort in
Grenzen zu halten. Durch die Nutzung der Mähflächen als Winterweide
gelingt eine Rückführung der Nährstoffe aus den Winterkonserven auf
die Mähflächen in nahezu idealer Weise.
Das Weidemanagement erfolgt mit minimalem Aufwand als Standweide. Eine mechanische Weidepflege wird, mit Ausnahme des vereinzelten manuellen Mähens von Disteln, nicht durchgeführt. Bei abnehmendem Aufwuchs im Sommer/Herbst werden nach dem ein bis zweimaligen relativ späten Schnitt die Mähflächen nachbeweidet.
Durch die Mischbeweidung mit Ziegen kann insbesondere der Aufwuchs von Gehölzen und Dornen verhindert werden. Der Betrieb Birk
realisiert damit die Grundgedanken des Projektes einer konsequenten
Vermeidung von Technik und Arbeitseinsatz durch einen angepassten
Tierarteneinsatz und optimale Weideführung in idealer Weise.
3.3.5 Ökologische Aspekte
Im Betrieb Birk wurde erstmals im Winter 06/07 eine gemeindeeigene
Fichtenerstaufforstung als Witterungsschutz für das Vieh genutzt.
Nachdem durch den Viehtritt an den Wurzelansätzen Schäden entstanden sind, wurde die flächenhafte Zugänglichkeit des Waldes durch
Zäune fortan verhindert. Die Tiere hielten sich in der Folge nur noch im
Bereich des Waldtraufes auf. Im Sommer 07 zeigte sich, dass im Bereich des Waldrandes einige Fichten dürr geworden sind. Eine Beeinträchtigung durch die Weidenutzung kann nicht ausgeschlossenen
werden.
Trittschäden und Schäden durch Nährstoffeinträge sind im Bereich der
rund 5 ha großen Winterweide (artenarme Mähweide) ist sehr gering.
Das Auftreten von Weideunkräutern und eine Akkumulation von Nährstoffen kann dort durch den zweimaligen Wiesenschnitt in der Vegetationsperiode verhindert werden.
Seite 22
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Die geringe ökologische Wertigkeit aller Mähflächen im Bereich der
Mundelfinger Jungviehweide ist in erster Linie durch eine nährstoffintensive Bewirtschaftungshistorie zu interpretieren. Das ökologische
Risiko der Winteraußenhaltung in Bezug auf die Artenausstattung der
Winterweide kann als sehr gering bewertet werden. Der Anteil an ökologisch bedeutsamen Flächen und Strukturen (HNV-Indikator) beträgt
im Bereich der als Winterweide genutzten Mähweiden 0%. In Bezug
auf den gesamten Bereich der Jungviehweide beträgt der HNV-Anteil
63%. Hierzu zählen die steilen, äußerst arten- und strukturreichen Bereiche der Sommerweiden. Auch bei der Artenvielfalt von Gefäßpflanzen gibt es markante Unterschiede zwischen der Winterweide und dem
Gesamtbetrieb. Im Vergleich zur artenarmen Winterweide wurden im
Bereich der gesamten Jungviehweide 153 Pflanzenarten erfasst.
Größe Winterweide
5,23 ha
Gesamtartenzahl Pflanzen
37
Anteil HNV Indikator
0%
Anteil § 32 Biotope
0%
Tabelle 3: Ökologische Kenndaten der Winterweide Betrieb Birk
Eine im Bereich der Mundelfinger Jungviehweide durchgeführte avifaunistische Untersuchung zeigt, dass das Gebiet eine sehr hohe Bedeutung für die Vogelwelt besitzt. Insbesondere die strukturelle Vielfalt
aus Extensivweiden, Streuobstbeständen und Trockengebüschen zeigt
sehr positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt der Vögel. Nach der
aktuellen Roten Liste der Brutvogelarten Baden-Württembergs (Hölzinger et al. 2007) stellen die Flächen für den stark gefährdeten Arten
Wendehals und Waldlaubsänger zumindest Teillebensräume dar. Als
gefährdete Arten zählt Zinke die Taggreife Wespenbussard und Baumfalke auf. Besonders arten- und individuenreich stellt sich die Lebensgemeinschaft der Strauchbrüter mit Offenlandbezug dar. Als Arten der
Vorwarnliste werden von dem Ornithologen Neuntöter, Klappergrasmücke, Dorngrasmücke, Goldammer und Bluthänfling genannt.
3.3.6 Daten zur Wirtschaftlichkeit
Der Betrieb Birk ist ein Nebenerwerbsbetrieb. Das Haupteinkommen
wird aus dem gewerblichen Handel mit Fleisch, Wurst und Käseerzeugnissen erwirtschaftet. Die Partnerin von Herrn Birk arbeitet im Angestelltenverhältnis und trägt so ebenfalls zum Familieneinkommen
bei.
Reinertrag
Einen Überblick über die betriebswirtschaftlichen Daten gibt die unten
stehende Tabelle. Der Gewinnanteil der Mutterkuhhaltung ist dominant
in Bezug zum Gewinn aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit; zum Gesamteinkommen trägt die Mutterkuhhaltung mit ca. 10 T€ aber nur unter 20 % bei. Weitere Einkommensquellen sind die LandschaftspflegeSeite 23
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
einsätze mit der Ziegenherde, der Käse-, Fleisch- und Wursthandel,
die Pferdehaltung und die Veranstaltungen auf dem Hof.
Die Arbeitszeitverwertung
Der Betrieb Birk erwirtschaftet mit geschätzten 550 je Jahr in der Mutterkuhhaltung eine Arbeitszeitverwertung von 18 Euro in der Arbeitsstunde. Für den Gesamtbetrieb erwirtschaftet der Betrieb Birk eine
Arbeitszeitverwertung von ca. 12 Euro. Die Reduzierung ergibt sich
aus den geringeren Arbeitszeitverwertungen aus der Ziegen- und Pferdehaltung. Vor allem die Pferdehaltung tendiert aus ökonomischer
Perspektive stärker in den Hobbybereich.
In begrenztem Umfang setzt der Betriebsleiter die Arbeitsleistung Dritter ein. Dieser Einsatz verschafft dem Betriebsleiter die Möglichkeit, an
den für den Betrieb lukrativeren Marktverkauf teilnehmen zu können.
Die Möglichkeit, Arbeit von Dritten kostengünstig durchführen zu lassen ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Arbeitszeitverwertung
des Betriebsleiters in der Mutterkuhhaltung relativ hoch ausfällt. Durch
die Winteraußenhaltung entfallen auch Finanzierungskosten oder Abschreibungskosten für bauliche Anlagen.
Einheit
Birk
T€
10
≤ 20 %
Erhebungszeitraum
Gewinn
Gewinn vor Steuer (gerundet)
Anteil am Gesamteinkommen
Arbeitszeitverwertung
Arbeitsstunden des Betriebsleiters Std./Jahr
Arbeitsstunden Familienangehörige Std./Jahr
Arbeitsstunden Fremdkräfte Std./Jahr
Gesamtstunden Mutterkuhhaltung €/Std.
Arbeitszeitverwertung (ohne Fremdkräfte)
€/Std.
550
0
300
850
18
Erlöse
Anteil Transferzahlungen
Anteil Verkaufserlöse
Anteil Eigenbedarf
%
variable Kosten
Versicherungen, Steuern (fixe Kosten)
Abschreibungen (fixe Kosten)
Pacht (fixe Kosten)
Finanzierungskosten (fixe Kosten)
Summe
%
%
%
67%
31%
2%
Kosten
%
%
%
%
%
67%
9%
13%
9%
1%
100%
Tabelle 4: Überblick über die betriebswirtschaftlichen Daten
Erlös- und Kostenstrukturen
Etwa zwei Drittel der Erlöse kommen aus Transferzahlungen (LPR,
Betriebsindividueller Beitrag etc.) und ein knappes Drittel aus den Verkaufserlösen. Die naturalen Privatentnahmen liegen unter 5 % der Einnahmen.
Seite 24
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Das Betriebsziel des Betriebes Birk ist im Rahmen der Mutterkuhhaltung zwar ökonomisch orientiert, wird jedoch von anderen, weniger
wirtschaftlich motivierten Interessen überlagert. Dazu gehört das Engagement für die Zucht von bedrohten Haustierrassen wie z.B. das
Evolener Rind oder die Hinterwälder Rasse. Das züchterische Interesse steht im Vordergrund gegenüber dem Ziel bspw. attraktive
Schlachtkörper und damit höhere Erlöse zu erzielen.
Die Höhe der fixen Kosten liegt Birk bei 33 % der gesamten Kosten.
Die Abschreibungen beziehen sich lediglich auf die beschafften Maschinen und Fahrzeuge und betragen 13 % der Kosten. Da die Gebäude und die Flächen gepachtet sind, stellt der Fixkostenanteil durch
die Pachtzahlung an die Gemeinde mit 9 % der Gesamtkosten den
zweiten großen Fixkostenblock dar. Die Zinszahlungen spielen bei
dem Betrieb Birk so gut wie keine Rolle.
3.3.7 Abschließende Beurteilung
Der Betrieb Birk hatte bereits zu Projektstart das realisiert, was bei den
anderen Betrieben erst geplant bzw. aufgebaut wurde. Dazu gehören
eine ganzjährige Außenhaltung der Rinderherde, die großflächige extensive Beweidung mit mehreren Tierarten, die Vermarktung von Produkten aus extensiven Tierhaltungsverfahren. Somit war der Betrieb –
was den Leitgedanken des Projektes betrifft - als ‚Zielbetrieb’ einzustufen.
Der Landwirt war ein 'Neueinsteiger' in die Landwirtschaft und hat seinen Betrieb von Anfang an unter Berücksichtigung der zur Verfügung
stehenden Flächen seinen Neigungen und Möglichkeiten entsprechend
nach Prinzipien ausgerichtet, wie das Projekt sie verfolgt. Insofern findet auf diesem Hof kein Umstrukturierungsprozess statt, sondern eine
konsequente Weiterverfolgung der schon eingeschlagenen Bewirtschaftungsrichtung. Der Landwirt ist von seinem Vorgehen überzeugt
und vermag seine Erfahrungen mit der extensiven Tierhaltung auch gut
zu vermitteln. Daher entsprechen die Flächen des Betriebs im Rahmen
des Projekts den Zielvorstellungen halboffener Weidesysteme in hohem Maße.
Abbildung 11: Schafbeweidung auf den Flächen in Mundelfingen
Seite 25
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Durch die Tatsache, dass der Betrieb in hohem Maße bereits das System einer Ganzjahresbeweidung realisiert, sind die Möglichkeiten neue
Aspekte umzusetzen begrenzt.
Die beobachteten Trittbelastungen im Fichtenbestand haben dazu geführt, dass für den Winter 2008/2009 eine neue Unterstandsmöglichkeit gesucht werden musste. Dies erfolgte in einem Abstimmungsprozess zwischen Betriebsleiter, Gemeinde sowie der Forst- und Landwirtschaftsverwaltung. Positiv ist zu vermerken, dass sich aus einer
eher kritischen Haltung einiger Akteure eine insgesamt konstruktive
Atmosphäre entwickelt hat. Anfeindungen sind nicht ausgeblieben und
werden vermutlich weiterhin stattfinden; das Konzept und der (wirtschaftliche) Erfolg können jedoch nicht mehr grundsätzlich in Frage
gestellt werden.
3.4
Der Betrieb Eble, Oberspitzenbach
3.4.1 Betriebsprofil Eble
Bei diesem Fallstudienbetrieb handelt es sich um einen typischen
Schwarzwaldhof mit Land- und Waldwirtschaft im Höfegebiet des mittleren Schwarzwaldes. Der Betrieb wird als Vollerwerbsbetrieb bewirtschaftet. Die Milchviehhaltung war Anfang der 90er Jahre aufgegeben
worden, als sich die Frage nach einer Erweiterung des Milchkontingents stellte. Seitdem hat der Landwirt auf Basis der vorhandenen
Milchviehherde eine inzwischen knapp 40köpfige Mutterkuhherde in
eigener Zuchtrichtung aufgebaut. Ende der 90er Jahre wurde der traditionelle Kuhstall in Eigenleistung in einen Laufstall umgebaut und vergrößert. Außerdem wurden ein Laufhof und zwei überdachte Fahrsilos
als Futterstelle angelegt. Der Hof wird nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus (EU-kontrolliert, keine Verbandsmitgliedschaft) bewirtschaftet. Der derzeitige Schwerpunkt des Absatzes aus der Mutterkuhhaltung liegt im Verkauf von Zuchttieren.
Die Hofnachfolge scheint gesichert, da der Sohn durch den
des Nebengebäudes mit seiner Familie selbst am Hof lebt. Ob
nach dem Generationswechsel weiter im Vollerwerb geführt
kann, ist noch unklar. Auch dazu soll das Projekt wesentliche
tützung leisten.
Umbau
der Hof
werden
Unters-
Die landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst mehr als 70 ha Grünland,
von dem ca. 20 ha Eigentum sind; dazu kommen 35 ha eigener Wald.
Der Landwirt ist auch weiterhin daran interessiert, günstig gelegene
Flächen hinzuzunehmen und den Viehbestand entsprechend aufzustocken; bereits jetzt ist er einer der größeren Bewirtschafter in der Gemeinde. Da ein großer Teil der Nachzucht zunächst für die Zucht aufgezogen wird, ist die Herde in den vergangenen Jahren stark angewachsen (ca. 100 Tiere), und der vorhandene Stallplatz reicht nicht
mehr aus.
Dies war einen der wesentlichen Intentionen, die den Landwirt bewegt
haben, an dem Projekt mitzuwirken. Eine Teilherde sollte im Winterhalbjahr in einiger Entfernung von der Hofstelle in Außenhaltung unterSeite 26
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
gebracht werden. Dabei sollte der natürliche Witterungsschutz durch
Wald und Gebüsch genutzt werden und die Fütterung mit Hilfe eines
überdachten Fahrsilos erfolgen.
3.4.2 Betriebliches Entwicklungskonzept
Aus der oben skizzierten Betriebssituation, den Zielen des Betriebsleiters, den Ergebnissen des Fachgesprächs und den gemeinsamen
Besprechungen ergibt sich folgendes Entwicklungskonzept:

Winteraußenhaltung einer Teilherde auf einer Fläche mit natürlichem Witterungsschutz und

der Einrichtung eines überdachten Fahrsilos (ca. 5 x 14 m) als
Futterstelle, gegebenenfalls Befestigung des Untergrunds um
die Futter- und Tränkestellen z.B. mit Plastikgittern;

Bereitstellung einer frostsicheren Tränke; Installation einer ausbruchssicheren Umzäunung.

Bei aufkommender Verbuschung: gezielte Beweidung der Problemflächen mit Ziegen.
3.4.3 Umgesetzte Maßnahmen im Projektzeitraum
Zunächst war der Standort in einem Waldstück ca. in zwei Kilometer
Entfernung zum Hof geplant gewesen. In mehreren Gesprächen mit
den Fachleuten aus Land- und Forstwirtschaft sowie dem Naturschutz
wurde der Standort verworfen (vgl. ausführlichen Bericht 2007). Es
folgte daher eine neue Standortsuche, die weitere Flächen in Hofnähe
einbezog, die sich jedoch alle als ungeeignet herausstellten. Schließlich fiel die Wahl auf Pachtflächen in Oberwinden, ca. acht Kilometer
vom Hof entfernt.
Im Projektzeitraum wurden folgenden Maßnahmen umgesetzt:

Absprachen mit den zuständigen Fachverwaltungen am Landratsamt; Einholen der Baugenehmigung.

Bau und Befüllen des überdachten Fahrsilos.

Einrichtung des Standortes für die Winterhaltung (Zufahrt, Tore,
Zäune, Tränke) und Aufstellen einer zusätzlichen Futterraufe.

Einsaat der Fläche nach der Wiederherstellung der ehemaligen
Deponiefläche.

Erprobung der Winteraußenhaltung mit einer Teilherde.
Das überdachte Fahr-/Fresssilo hat sich in den ersten Wintern der Inbetriebnahme bewährt:


Die Tiere haben den Fressplatz angenommen und im Frühjahr
war bis auf einen kleinen Rest die Silage aufgebraucht.
Das in Eigenregie montierte Fressgitter funktioniert bislang
nicht vollständig zufrieden stellend. Die für den zweiten Winter
geänderte Kettenführung arbeitet technisch zur Zufriedenheit
des Betriebsleiters.
Seite 27
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’


Der Standort ist von der Dorfseite aus kaum wahrnehmbar;
Bürgerproteste gab es bislang nicht; bei Planungsgesprächen
war die Gemeinde eingebunden worden.
Der Vorplatz stellt zwar bislang noch eine Schwachstelle dar
(Matschbildung der Tiere bei Regen); der Betriebsleiter hatte
vor, dies noch während der Projektphase zu verbessern. Dies
wird nun voraussichtlich erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Für den Abfluss des Regenwassers vom Dach ist noch keine endgültige Lösung installiert worden. Das von der Ostseite des Daches abfließende Wasser muss über fest zu installierende Regenrohre auf die
Seite hangabwärts in Richtung Fischteich entwässert werden.
Eine Befestigung der Zugangsfläche und des ‚Silovorplatzes’ schien im
ersten Winter ein größeres Problem. Der über lange Phasen gefrorene
Boden des zweiten Winters deutet eher auf ein optisches Problem. Ein
Versiegeln der Fläche würde vermutlich den Bau einer Güllegrube
nach sich ziehen, das als weiteres bauliches Element dem extensiv
wirtschaftenden Ansatz des Projektes widerspricht.
Abbildung 12: Aufbau des Fahrsilos unter Mitwirkung von Eble Junior
Das Silo ist ohne Befestigung - zumindest in dem direkt an das Silo
angrenzenden Bereich, bei nasser Witterung kaum befahrbar. Der Siloboden musste im Winter mehrere Male abgeschoben werden, was
für eine Befestigung des Silovorplatzes spricht.
Die Fütterung im Fahrsilo mit von den Tieren entsprechend des Verzehrs vorgerücktem Fressgitter hat sich mit Einschränkungen bewährt.
Grundbedingung ist jedoch dass nur eine relativ homogenen Herde
auch Zugang zu homogenen Futter hat. Kleinere Tiere erreichen den
Futterstock mit frischer Silage nicht direkt und müssen mit den Futterresten der älteren Tiere vorlieb nehmen. Alternativ denkbar wäre auch
der Ersatz des Gitters durch eine Zaunlitze als Abtrennung.
Seite 28
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Abbildung 13: Befüllen des Fahrsilos (Okt. 2008)
Ebenso wie die beiden anderen Betriebsleiter, kann Herr Eble bestätigen, dass sich die Tiere je nach Witterung und vorhandenem Weidefutterangebot in einem großen Umkreis bewegen und aufhalten. Der Aufenthaltsort der Herde konzentriert sich weitaus weniger um die Futterstelle herum als zu Projektbeginn angenommen.
In den Kälteperioden des Winters 2008/09 fand erstmalig die Nutzung
der Liegeboxen statt. In den extremen Kälteperiode mit Nachttemperaturen von unter minus zehn Grad waren die Boxen eingestreut worden
und wurden von den Tieren auch angenommen. In den Kälteperioden
beschränkte sich der Bewegungsradius der Tiere stark auf die Distanz
Wasserstelle und Fahrsilo.
Abbildung 14: Rinder am Fressgitter, das sich durch gemeinsames
Schieben vorwärts bewegen lässt
Trotz der genannten Einschränkungen hat sich das System ‚Fahrsilo
zur Winterfütterung’ aus Sicht des Landwirts bewährt. Herr Eble plant
Seite 29
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
ein zweites Fahr-Fressilo für eine weitere Teilherde auf einer anderen
Weide zu bauen. Eine wichtige Kosten- und Arbeitsersparnis liegt für
den Landwirt bei diesem System in den kurzen Wegen der Futterwerbung (vom Halm zum Silo) sowie in der Möglichkeit, trotz einer relativ
intensiven Fütterung auf Grasbasis die Kosten der Winterhaltung klein
zu halten.
Abbildung 15: Fressgitter mit Silage und obenliegender Schicht Apfeltrester
Hervorzuheben beim Betrieb Eble ist die extrem ruhige VorderwälderHerde. Das Tierverhalten ist ein wichtiges Anliegen von Herrn Eble.
Dieses Verhalten stellt ein gewisses Alleinstellungsmerkmal auf dem
Zuchtviehmarkt dar. Wie kaum ein zweiter Betrieb kann er handzahme
Bullen und Kühe für die Mutterkuhhalter anbieten. Dies erfordert den
Aufbau einer entsprechenden Tier-Mensch Beziehung die Herrn Eble
in einer vorbildlichen Weise – sicherlich auch mit einem entsprechenden Arbeitsaufwand – gelingt und Ihm attraktive Zuchtvieherlöse ermöglicht.
3.4.4 Die Weideführung
Der Betrieb Eble bewirtschaftet die Winterweidefläche in Oberwinden
als Standweide. Ebene Teilflächen werden für ein bis zwei Schnitte
ausgezäunt und im Laufe des Sommers nach Bedarf wieder zugeteilt.
Die Kernfläche wird ohne weitere Einteilung als einheitliche Fläche
beweidet. Trotz der sehr starken Reliefunterschiede und des sehr heterogenen Grünlandbestandes erreicht der Betrieb Eble mit diesem Weidekonzept eine sehr homogene Nutzung der Weidefläche in Oberwinden. Weidepflege durch einmal jährliches Nachmähen mit einen herkömmlichen Scheibenmähwerk und einem Standardschlepper wird nur
auf einen befahrbaren Teilbereich der Kernfläche durchgeführt. Obwohl Teilbereiche der Weideflächen erst vor zwei Jahren auf der Erddeponie angesät wurden hat sich in der in der Zwischenzeit eine überraschend tragfähige Grasnarbe entwickelt. Das Weidemanagement im
Betrieb Eble unterstützt demzufolge die Etablierung einer entsprechenden Narbe.
Seite 30
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Der Betrieb Eble verfolgt das Ziel entsprechend attraktive und damit
vollfleischige Zuchttiere zu erzeugen. Die Weideführung während der
Vegetationsperiode ist gekennzeichnet durch einen vergleichsweise
hohen Weidedruck. Damit wird die Bildung von überständigen und damit nährstoffarmen Weidegrasbeständen vermieden und die Grundlage
für entsprechend attraktive Tiere gelegt. Die Anpassung des Verzehrs
an die Zuwachsleistung der Grünlandfläche in Oberwinden erfolgt
durch das Wegzäunen/Hinzugeben von Teilbereichen im Talboden.
Diese Teilbereiche umfassen nur ca. 4,5 ha der Gesamtfläche von ca.
17,5 ha in Oberwinden. Da diese jedoch die ertragreichsten Teilflächen
darstellen, ist die Vorgehensweise ausreichend, um die Zuwachsleistung der Weidefläche und den Verzehr in Einklang zu bringen.
Der Betrieb realisiert mit diesem Konzept eine sehr arbeitsextensive
Form der Weidenutzung und realisiert damit die Grundgedanken des
Projektes in nahezu idealer Weise. Nach zwei Wintern Ganzjahresweide auf der Fläche in Oberwinden scheinen sich die Dornenflächen
(Abb. 19) nicht weiter auszubreiten. Ein Zurückdrängen dieses Aufwuchses ist mit einer Rinderbeweidung ausgeschlossen. Wenn durch
das aktuell realisierte Konzept eine weitere Ausbreitung verhindert
werden könnte, ist bereits dies als Erfolg zu werten. Eine abschließende Beurteilung ist innerhalb der Projektlaufzeit jedoch nicht möglich.
3.4.5 Ökologische Aspekte
Der Betrieb Eble beweidete nach der Erstellung des Fahrsilos mit einer
Vorderwälderherde von 12 bis 18 Tieren die Fläche einer ehemaligen
Erdmassendeponie in Oberwinden. Im Rahmen der Baumaßnahme für
das Fahrsilo kam es zu Erdarbeiten, die zu Beginn des ersten Winters
noch nicht von einer festigenden Vegetationsdecke stabilisiert wurden.
Die daraus resultierenden Trittschäden im Bereich des Silos waren im
Rahmen des Fachgespräches am 22. November 2007 im Fokus der
Diskussion. Die neu eingesäten Bereiche der Erdauffüllungen sind
mittlerweile durch Klee-Gräser-Saatmischung bewachsen.
Den Vorschlag, die Artenvielfalt auf der neu begrünten Deponiefläche
durch eine Heudruschsaat zu erhöhen, wurde nicht aufgegriffen. Ein
mit der Neubegrünung einhergehendes starkes Distelaufkommen wurde durch eine mehrmalige Nachmahd begrenzt. Im Bereich der südexponierten Hangseite wurde in den ersten beiden Jahren eine Zunahme
von Brombeergestrüpp festgestellt. Eine weitere Ausbreitung kann
scheinbar durch den hohen Weidedruck begrenzt werden.
Die ursprünglich geplante Mischbeweidung mit Kühen und Ziegen
wurde nicht realisiert. Das Angebot mit einer externen Ziegenherde
über einen begrenzten Zeitraum den Gestrüppbewuchs zu reduzieren,
wurde nicht gewünscht.
Seite 31
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Abbildung 16: Zunehmende Verbuschungstendenzen mit Brombeere
Aus ökologischer Sicht wird der relativ hohe Einsatz von Saftfutter
(Biertreber, im Folgejahr Apfeltrester) während der Wintersaison und
den damit in Zusammenhang stehenden Nährstoffeintrag als kritisch
eingestuft. Zwar führt die Fütterungspraxis auch im Winter einerseits
zu einem vom Landwirt gewünschten zufriedenstellendem Gewichtszuwachs. Andererseits können die Nährstoffeinträge mittel- bis langfristig zu Beeinträchtigungen von Boden und Wasser führen. Eine weitere Beobachtung und Messung der Nährstoffverhältnisse in Boden
und Vorfluter wird über den Projektzeitraum hinaus empfohlen.
Der Anteil an ökologisch bedeutsamen Flächen und Strukturen (HNVIndikator) beträgt im Bereich der Winterweide in Oberwinden 28%. In
Bezug auf den Gesamtbetrieb können für HNV-Indikator und Artenvielfalt keine Angaben gemacht werden, da diese Werte nicht flächendeckend untersucht wurde.
Größe Winterweide
14 ha
Gesamtartenzahl Pflanzen
118
Anteil HNV Indikator
28 %
Anteil § 32 Biotope
<1%
Tabelle 5: Ökologische Kenndaten der Winterweide Betrieb Eble
3.4.6 Daten zur Wirtschaftlichkeit
Herr Eble bewirtschaftet seinen Betrieb im Haupterwerb. Neben dem
Landwirtschaftsbetrieb kommt als weitere Einkommensquelle den Verkauf des Holzes aus dem eigenen Wald hinzu. Auch im Fall des Betriebes Eble übt die Frau Nebentätigkeiten aus.
Reinertrag
Einen Überblick über die betriebswirtschaftlichen Daten gibt die unten
stehende Tabelle. Der Betrieb Eble kann mit einem Reinertrag nach
Abzug der Ausgaben von 26 T€ (vor Steuer) aus der Mutterkuhhaltung
schätzungsweise 50 % oder mehr seines Familieneinkommens erwirtSeite 32
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
schaften. Neben der Mutterkuhhaltung gibt es keinen weiteren landwirtschaftlichen Betriebszweig.
Die Arbeitszeitverwertung
Entsprechend der Größenordnung der Einnahmen entfallen Arbeitszeiten auf den Bereich der Mutterkuhhaltung. Beim Betrieb Eble gehen
etwa 60 % der Gesamtarbeitszeit des Betriebsleiters bzw. 1.600 Stunden pro Jahr in den Bereich Mutterkuhhaltung. Von den mithelfenden
Familienangehörigen (Frau und zwei Söhne) wird noch einmal die gleiche Arbeitszeit aufgewandt. Die Gegenüberstellung von 26 T€ an Reinertrag und ca. 3.200 geleisteten Arbeitsstunden pro Jahr führt zu einer Arbeitszeitverwertung von acht Euro je Stunde für die Mutterkuhhaltung.
Einheit
Eble
2006
T€
26
≥ 50 %
Erhebungszeitraum
Gewinn
Gewinn vor Steuer (gerundet)
Anteil am Gesamteinkommen
Arbeitszeitverwertung
Arbeitsstunden des Betriebsleiters
Arbeitsstunden Familienangehörige
Arbeitsstunden Fremdkräfte
Gesamtstunden Mutterkuhhaltung
Arbeitszeitverwertung (ohne Fremdkräfte)
€/Std.
1.600
1.600
0
3.200
€/Std.
8
Std./Jahr
Std./Jahr
Std./Jahr
Erlöse
Anteil Transferzahlungen
Anteil Verkaufserlöse
Anteil Eigenbedarf
%
variable Kosten
Versicherungen, Steuern (fixe Kosten)
Abschreibungen (fixe Kosten)
Pacht (fixe Kosten)
Finanzierungskosten (fixe Kosten)
Summe
%
%
%
41%
57%
2%
Kosten
%
%
%
%
%
23%
11%
48%
5%
14%
100%
Tabelle 6: Überblick über die betriebswirtschaftlichen Daten
Erlös- und Kostenstrukturen
Beim Betrieb Eble setzen sich die Einnahmen zu 57 % aus Verkaufserlösen und zu 41 % aus Transferzahlungen zusammen. Die Relation
hat sich im Vergleich zu den beiden Nebenerwerbsbetrieben in etwa
umgekehrt.
Die stärkere Orientierung des Betriebsleiters auf den Absatz der Tiere
und die Konzentration auf züchterische Merkmale oder Schlachtkörper
führt zu höheren Verkaufserlösen je Absetzer. Der Aspekt der Landschaftspflege tritt – im Gegensatz zu den Betrieben Birk und Marterer eher in den Hintergrund. Bei Eble liegt der Anteil der variablen Kosten
nur bei einem Viertel der Kosten. Rund drei Viertel sind fixe Kosten.
Davon ragen mit knapp der Hälfte die Abschreibungen deutlich hervor.
Die Ursache dieser Abschreibungshöhe liegt zum einen in dem verfügSeite 33
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
baren Maschinenpark (geschätzte 200 T€ bei 10%iger Abschreibung)
und in einer vor wenigen Jahren durchgeführten Stallbauinvestition
(geschätzte 200 T€ bei 4%iger Abschreibung).
Die niedrigeren Werte zur Arbeitszeitverwertung bei Eble (im Gegensatz zu Birk und Marterer) lassen sich zum einen durch die Abschreibungen im Stallbau erklären. Dennoch liegt der Wert im Vergleich zu
Auswertungen baden-württembergischer Mutterkuhbetriebe (der Report weist für Mutterkuhbetriebe mit Stall einen negativen Wert aus)
noch positiv. Ursächlich für diese Zwischenstellung ist die hohe Tierzahl in Bezug zur Abschreibungshöhe. Hätte Herr Eble seine komplette
Muttertierherde eingestallt und müsste dafür Abschreibungen in die
Kalkulation einbeziehen, wäre die Stundenverwertung tatsächlich noch
weitaus geringer.
3.4.7 Abschließende Beurteilung
Die Erfahrungen mit der Winteraußenhaltung waren nach dem zweiten
Winter im Frühjahr 2009 aus Sicht des Betriebsleiters positiv. Das System der intensiven, hoffernen Fütterung mit Hilfe eines Fahrsilos hat
sich nach Aussage von Herrn Eble bewährt. Der Wunsch (und die
Notwendigkeit für die Vermarktung im Betrieb Eble) ständig schlachtreife Tiere oder Zuchttiere verkaufen zu können, erfordert jedoch auch
eine vergleichsweise intensive Fütterung im Winter. Dadurch ist ein
ausgeprägt extensives System, das Futterreste auf dem Halm nutzt
und auf kompensatorisches Wachstum im Frühjahr setzt nicht anwendbar.
Gegenüber dem Betrieb Birk, der durch eine saisonale Abkalbung im
Frühjahr einerseits die Tierzahl im Winter deutlich reduziert, anderseits
durch den geringen Nährstoffanspruch der Mutterkühe in der Trockenstehphase den Futter- und Nährstoffbedarf in der Winterperiode deutliche reduziert, ergeben sich im System Eble Nährstoffumsätze während
der Winterperiode die die um den Faktor zwei bis drei höher liegen wie
in den beiden anderen Projektbetrieben.
Aus Gründen der Tiergerechtheit sind das überdachte Fahrsilo und der
für Extremwitterung gedachte Liegebereich nicht zwingend. Zu dieser
Einschätzung gelangen auch die ersten Ergebnisse der Bachelorarbeit
Kiefer (Kiefer 2009). Eine strikte Umsetzung der Projektidee extensiver
Ganzjahresweide läge eher im Verzicht auf stallähnliche Einrichtungen
und die Nutzung von Landschaftselementen und des Waldes.
Mit dem Betriebsleiter wurden Fragen zur Landschaftspflege an den
verbuschten bzw. vor allem mit Brombeere bewachsenen Stellen diskutiert. Dies könnte durch die Stoßbeweidung mit einer Landschaftspflege-Ziegenherde erfolgen. Eine eigene Ziegenherde würde unverhältnismäßig viel Aufwand für den Betrieb Eble verursachen, so dass
sicherlich die Wahl auf eine mechanische Pflege fallen würde. Ideal
wäre daher die Kooperation mit einem Ziegenhalter. Im Sinne des Projektansatzes wurde die Diskussion geführt, statt eines Maschineneinsatzes geeigneten Fresser (Kooperation mit einem Ziegenhalter) einzusetzen.
Der Betriebsleiter engagiert sich seit Jahren aktiv in der Vermarktung
seiner Produkte. Der Landwirt ist in einem Mutterkuh-Arbeitskreis aktiv
und Vorstandsmitglied einer Erzeugergemeinschaft ‚Zweitälerrind’. Die
Erzeugergemeinschaft bemüht sich um den Absatz von regional erSeite 34
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
zeugtem Rindfleisch (Frischfleisch und Wurstwaren) an örtliche Metzger und Gastronomie sowie direkt an den Endverbraucher. Das große
Engagement in den Aufbau der Erzeugergemeinschaft (vor allem auch
durch den Betriebsleiter Eble) mündete allerdings nicht in den gewünschten Erfolg. Zum einen sind die Anreize der Landwirte direkt zu
vermarkten stets groß. Zum andern konnte die Idee einer ganzjährigen
Belieferung von Metzgereien nicht umgesetzt werden. Für eine gesicherte Belieferung der Abnehmer sind größere Einheiten sowie eine
deutliche Marktorientierung der Lieferanten notwendig. Das System
einer saisonalen Abkalbung wie durch Birk und Marterer realisiert, bietet keine Grundlage für eine konstante Belieferung von Abnehmern.
Eine erfolgreiche Erzeugergemeinschaft ist daher auf eine gesunde
Mischung verschiedener Betriebskonzepte angewiesen. Offensichtlich
konnte dies in der Erzeugergemeinschaft „Zweitälerrind“ nicht realisiert
werden. Um Marktchancen zu nutzen, setzt der Betrieb Eble bewusst
auf eine ganzjährige Abkalbung, was jedoch, wie schon diskutiert, wiederum zu Einschränkungen mit einer extensiven Bewirtschaftungsform
im Sinne der Projektansatzes führt.
Seite 35
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
4 Exkurs: Tiergerechtheit bei ganzjähriger Freilandhaltung von Rindern
Der Aspekt der Tiergerechtheit für Fallstudienbetriebe im Projekt
"Nachhaltige Bergweidesysteme im Naturpark Südschwarzwald" wurde
immer wieder kritisch diskutiert. Nicht nur, dass Fachleute aus und
unterschiedlichen Disziplinen wie z.B. Rinderhaltung, Tiermedizin,
Landschaftspflege unterschiedliche Ansätze zur Tiergerechtheit aufwiesen. Es zeigte sich, dass auch innerhalb eines Arbeitsfeldes ganz
unterschiedliche Einschätzungen existieren. Aus diesem Grund wurde
für das vorliegende Gutachten der Bereich der Tiergerechtheit ausführlicher beleuchtet, und es wird in einem Exkurs getrennt dargestellt. Am
Ende des Kapitels werden zusätzlich die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Arbeit in einem der Pilotbetriebe kurz vorgestellt und diskutiert.
4.1
Eine Begriffsbestimmung
In der Fachwelt (ACHILLES 2002, DEUTZ 2008, EILERS 2005, HOCHBERG
u. DYCKMANN 2002, POLLMANN u. ZEEB 1997, TVT 2001) ist man sich
darüber einig, dass die ganzjährige Freilandhaltung als naturnahes
Haltungsverfahren bei richtiger und verantwortungsvoller Gestaltung
den Rindern sehr tierfreundliche Bedingungen bietet. Weidegang im
Herdenverbund erlaubt dem Rind als evolutionsbiologisch 'großer Wiederkäuer' von halboffenen Graslandschaften am besten, sein arteigenes Verhaltensrepertoire auszuschöpfen und fördert nach HOCHBERG
ET AL (2002) sein Wohlbefinden und Gesundheit besonders, da

den Rindern durch die Bewegungsfreiheit die Ausübung ihrer
natürlichen Verhaltensweisen ermöglicht wird

die Tiere vielfältigen Klimareizen ausgesetzt sind, durch die die
Fähigkeit des Organismus zur Regulation des Wärmehaushalts
trainieren und die Abwehrkräfte gestärkt wird

die Bewegungsaktivität wirkt wie ein ständiges Funktionstraining auf den gesamten Körper und ist somit gesundheitsfördernd.
Aus ethologischer Sicht (Ethologie = Verhaltensforschung) wird die
Freilandhaltung von Rindern als naturnah bezeichnet, weil sie das angeborene und erlernte Normalverhalten des Rindes in allen Funktionskreisen gewährleistet. Allerdings handelt es sich nicht um Wildtiere,
sondern um landwirtschaftliche Nutztiere, die auch Produktionsleistungen für den Menschen erbringen sollen. Auch leben die in Freilandhaltung gehaltenen Rinder eben nur bedingt frei und in einer ihrer Art gemäßen natürlichen Umwelt. Deshalb ist es für das Wohlbefinden der
Tiere und für die reibungslose Eingliederung in den landwirtschaftlichen Betriebsablauf wichtig, wie der gewährte Freiland-Lebensraum
gestaltet wird.
So wird an die artgerechte Haltung von den sich in unserer Obhut befindenden Hausrindern die Forderung gestellt, dass die Tiere bedarfsgerecht gefüttert werden und dass sie im Krankheitsfall fachgerecht
behandelt werden und Ihnen Leiden und Schmerzen erspart werden
(Bundestierschutzgesetz § 2). Grundsätzlich erfüllt die Freilandhaltung
Seite 36
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
die Ansprüche an eine tiergerechte Haltung von Rindern auch im Winter. Damit die Vorteile dieser Haltungsform nutzbar sind, werden nach
HOCHBERG ET AL (2002) folgende Anforderungen an den Tierhalter
gestellt:
4.2

notwendige Sachkunde

geeignete Standortwahl

Schaffung tiergerechter Haltungsbedingungen

angemessene (tierschutzgerechte) Betreuung der Tiere.
Zu Standards und Kriterien der ganzjährigen Freilandhaltung
In der landwirtschaftlichen Fachwelt (s.o.), die sich in Wissenschaft
und Praxis mit der ganzjährigen Freilandhaltung von Rindern auseinandergesetzt hat, ist man sich über die Kriterien und Standards weitgehend einig, die für eine artgerechte Freilandhaltung anzusetzen sind.
Sie sind als Übersicht in nachfolgender Tabelle dargestellt.
Nr.
Kriterium
1
Faktor 'Tier'
1a
Tiergesundheit
1b
Körperkondition
1c
Vorbereitungsphase
Angepasster
Produktionszyklus
1d
2
2a
Zielgröße
nur gesunde Tiere verfügen über das erforderliche Anpassungsvermögen
auch an extreme Witterungslagen  keine sehr alten, sehr jungen sowie
kranke und geschwächte Tiere extremen Witterungsverhältnissen aussetzen, deren Thermoregulation eingeschränkt ist.
Mutterkühe sollten in guter Kondition, d.h. mit mittleren bis guten Fettreserven (entspricht Konditionsnote 3 auf der Skala von 0=stark abgemagert bis
5 =stark verfettet) in den Winter gehen; die Fettreserven dienen als Isolationsschicht vor Kälte und als Energiedepot; besonders Robustrinderrassen,
aber auch gut konditionierte Fleischrinder vermögen diese Körperreserven
bei Bedarf stoffwechselverträglich zu mobilisieren; frühjahrskalbende Mutterkühe sollten bei der Kalbung eine Kondition der Note 2 erreicht haben,
also ein Teil ihre Fettdepots für den Winter wieder abgebaut haben; Gewichtsabnahmen von bis zu 10 % des Körpergewichts sind bei ausgewachsenen Rindern durchaus zu tolerieren und werden i.d.R. in der Vegetationsperiode schnell wieder, u.a. durch den Effekt des kompensatorischen Wachstums aufgeholt
Weidegang im Sommer und im Herbst, damit sich die Tiere allmählich an
die rauheren Witterungsverhältnisse im Winterhalbjahr gewöhnen können
 saisonale Abkalbung, Winterkalbungen vermeiden
 Produktionszyklus auf die ganzjährige Weidehaltung abstimmen, d.h. in
der Winterperiode keine hohen Milch- und Wachstumsleistungen von
den Tieren erwarten,  Hauptlaktationsphase in die Zeit des besten
Futteraufwuchses legen, d.h. im Frühjahr/Frühsommer), bei Mast- und
Zuchttieren für den Verkauf auf kompensatorischen Wachstumseffekt
im Sommerhalbjahr setzen
 geeignete Herdengröße und Herdenzusammensetzung für Winterweidefläche finden
Faktor 'Standort und Weideeinrichtungen'
Standort der
Winterweide
Geeignete Bodenverhältnisse: trittfest, nicht zur Vernässung neigend 
grundwasserferne, tonarme Mineralböden; in Mittelgebirgslagen z.B. Bodentypen Ranker und Rendzinen
 gut erreichbar und mit Schlepper befahrbar
Seite 37
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
2b
2cI
2c
2d
2e
2f
 dichte Grünlandnarbe
 Winterfläche der Herdengröße angepasst und möglichst reich strukturiert, aber zur Herdenkontrolle noch überschaubar
Futterplätze, Tränkestellen, häufig aufgesuchte Lagerplätze sollen mögUntergrundbeschaffenheit u. lichst trocken gehalten werden, um Nährstoffeinträge in den Boden zu
begrenzen; stark vermatschter und nasser Untergrund beeinträchtigt das
Pflege hochfreWohlbefinden und ggf. die Gesundheit der Tiere (dauerfeuchter Untergquentierter Berund beeinträchtigt Klauengesundheit; stark verschmutztes Fell hat gerinreiche
gere Schutzfunktion usw.)
- im Frühjahr Tiere so bald wie möglich von der Winterweide nehmen; stark
frequentierte Bereiche auf der Winterweide vor der Hauptwuchszeit einebnen, Futterreste abfahren, Flächen einebnen, neu ansähen, ggf. gezielte
Unkrautkontrolle z.B. Ausstechen von Stumpfblättrigem Ampfer
Grundfutter muss in ausreichender Menge und von hochwertiger Qualität
Fütterung und
zur Verfügung stehen, Futterversorgung entsprechend des Bedarfs: stets
Fütterungsausreichend Raufutter, bedarfsgerechte Mineralstoffversorgung;
einrichtungen
Herdengröße, Futterversorgung und Anzahl Fressplätze sind aufeinander
abzustimmen  alle Tiere müssen freien Zugang zum Futter haben; wird
Futter nicht täglich, sondern vorrätig vorgelegt, ist überdachte Fütterungseinrichtung (Raufe, Fresssilo)erforderlich, Standort so auswählen, dass er
gut und ohne große Narbenschäden anzurichten erreichbar ist: Untergrund
sollte befahrbar sein, Raufe und Futterplätze sauber halten, evt. Futterstellen öfter wechseln; Futter- und Liegebereich sollten zwar getrennt, aber in
Sichtweite und max. 100m voneinander entfernt sein
winterfeste Tränke: alle Tiere müssen täglich ihren Wasserbedarf ungehinTränke
dert decken können  freier Tränkezugang und Wasserverfügbarkeit auch
bei starkem Frost; ausreichende Wassermenge und hygienisch einwandfreie Wasserqualität:
 Tränkestellen kontrollieren und sauber halten
Tiere müssen im Krankheitsfall entsprechend behandelt werden können
Fang- und Fi(Bundestierschutzgesetz); d.h. Tiere müssen separiert und fixiert werden
xiereinrichtung
können  für Rinder in Weidehaltung ist Fang- und Fixiereinrichtung erforderlich
Ansprüchen an Sommer- und Wintereinzäunung sind gleich: ausbruchssiEinzäunung
chere und verletzungssichere Eingrenzung  im Winter bei Schnee
Drahthöhe ggf. anpassen; in ausbruchssensiblen Gebieten sind mehrdrahtige stationäre elektrisierte Festzäune als Außenzaun empfehlenswert; bei
Bullenhaltung innerhalb der Herde sind Anforderungen an Pfahlstärke, Abstand, Anzahl und Ausführung der Drähte höher; leicht handhabbare
und gut proportionierte Tore verwenden, evt. Durchgang/Übergang für
Fußgänger schaffen; Zäune sind täglich auf Hütesicherheit zu kontrollieren
Ein effektiver Witterungsschutz, in dem alle Herdenmitglieder gleichzeitig
WitterungsSchutz finden können muss vorhanden sein; Nässe in Kombination mit
schutz
Wind und Kälte setzt Tieren besonders zu, deshalb wirksamer Windschutz
wichtig; Tiere dürfen nicht ständig stark durchnässten Böden ausgesetzt
sein; bauliche Anlagen sind hierzu nicht erforderlich, wenn ein ausreichender natürlicher Witterungsschutz vorhanden ist: Waldtrauf, Wald und Gehölzinseln (möglichst Koniferen, da wintergrün); wo nicht vorhanden windgeschützte Senken, Wand aus Strohballen zur Hauptwindrichtung, Windschutzzaun, Windschutzhecken evt. in Kombination mit Einfachunterstand
Viele Autoren (BUCHGRABER et al. 2006, DEUTZ 2008, EILERS 2005, TVT
2001, WAßMUTH 2003) fordern eine windgeschützte, trockene, isolierende
Liegefläche, z.B. Strohmatratze; Empfehlungen von EILERS (2005): in
Abhängigkeit von Standort und Witterung Einstreumenge 6-15 kg
Stroh/Tier und Tag; Platzangebot 3,0 m ²( nicht-behornt) – 6,0 m² (behornt)
/Kuh. Im Sommer ist ein Sonnenschutz erforderlich, am besten durch vorhandene Gehölzstrukturen.
3
3a
Faktor 'Mensch'
Tierbetreuung
Tiere und Weide mind. einmal täglich, bei extremen Witterungslagen evt.
Seite 38
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
3b
Tiergesundheit
häufiger auf das Wohlbefinden der Tiere und Funktionsfähigkeit der Versorgungseinrichtungen überprüfen
 Regelmäßige Untersuchung des Befalls mit Endo- und Ektoparasiten
und ggf. Behandlung bzw. regelmäßige Wurmkuren im Frühjahr/Frühsommer und Spätherbst
 regelmäßige Kontrolle der Klauengesundheit und ggf. Klauenpflege
Tabelle 7: Kriterien- und Checkliste für tiergerechte Winterfreilandhaltung von Rindern
MATTHES et al. (1999) arbeiteten analog zu dem für die Beurteilung von
Stallhaltungssystemen für Rinder entwickelten 'Tiergerechtheitsindex
für Rinder' (TGI 200) (SUNDRUM et al. 1994) einen Tiergerechtheitsindex für die ganzjährige Freilandhaltung von Rindern (TGI-FHR) aus.
Diese TGI beanspruchen, als Leitfaden für eine systematische Bewertung von Haltungssystemen unterschiedlicher Ausgestaltung zu dienen
und sich ohne aufwändige Schulung bei geringem apparativen und mit
vertretbarem zeitlichen Aufwand anwenden zu lassen. ACHILLES und
ZEEB (2002) halten den THI-FHR für ein geeignetes Kontroll- und Beratungsinstrument, das aber nach anwendungsbezogenen und ethologischen Gesichtspunkten weiterentwickelt werden sollte.
Im Vergleich zur oben dargestellten 'Kriterien- und Checkliste' (Tabelle
7) sind über den TGI-FHR nur ein Teil der als für die Tiergerechtheit
der Freilandhaltung als wichtig erachteten Aspekte benannt, dennoch
beinhaltet er alle wichtigen Funktionsbereiche des Rindes. Da der TGIFHR als Kontrollinstrument entwickelt wurde und auch eine Bewertung
über ein Punktesystem beinhaltet, wurde er auf die drei Fallstudienbetriebe angewandt.
4.3
Die Untersuchung in den Fallstudienbetrieben
Die im Vergleich in nachstehende Tabelle dargestellten Ergebnisse
werden anschließend für die Fallstudienbetriebe auch unter Bezugnahme auf die obige Checkliste bewertet und Möglichkeiten zur Optimierung der Tiergerechtheit diskutiert.
Einflussbereich
I Rasseeignung
Maximalpunktzahl
Marterer
Birk
Eble
II Sozialkontakt
Maximalpunktzahl
Marterer
Birk
Eble
III Bodenbeschaffenheit
Maximalpunktzahl
Marterer
Birk
Eble
A
B
Kälteresistenz Bewegungsaktivität
20
20
18
20
18
20
18
20
Bewegungsflä- Herdenstruktur
che
10
10
10
10
10
10
10
8
Sauberkeit der Untergrund der
Liegefläche
Liegefläche
10
10
0
0
0
0
0
5
Seite 39
C
-
D
Gesamtpunkte
-
-
40
38
38
38
-
20
20
20
18
-
-
30
0
0
13
-
-
-
Trittsicherheit
10
0
0
8
-
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
IV Komfortverhalten
Maximalpunktzahl
Marterer
Birk
Eble
V Windschutz
Maximalpunktzahl
Marterer
Birk
Eble
VI Kondition,
Adaption
Maximalpunktzahl
Marterer
Birk
Eble
VII Betreuungsintensität
Marterer
Birk
Eble
Scheuereinrichtung
10
10
10
10
Höhe
20
10
18
15
Kondition
Zustand des
Haarkleides
10
10
10
10
-
-
20
20
20
20
20
10
18
15
Adaption
20
10
15
10
18
10
20
10
Sauberkeit der Zustand der
Tränken und
Klauen
Futterbehälter
10
10
10
10
8
10
8
10
-
-
Unversehrtheit der
Klauen
10
10
10
10
Dokumentation
10
10
10
10
30
25
28
30
40
40
38
38
Ergebnis
maximal
200
Marterer
153
Birk
162
Eble
172
Tabelle 8: Einflussbereiche und Bewertung nach dem TGI-FHR (MATTHES et al. 1999) und
Anwendung auf die Fallstudienbetriebe
Nach dem Bewertungsschemas des TGI-FHR unterscheidet sich die
von den drei Betrieben erreichte Gesamtpunktzahl nicht wesentlich:
alle haben die Anforderungen an die Tiergerechtheit in den meisten
Einflussbereichen weitgehend erfüllt. Der Einflussbereich 'Rasseeignung' wird durch die Haltung von regionaltypischen Nutztierrassen von
allen Betrieben gut erfüllt. Eventuell sind reine Robustrassen wie
Schottische Hochlandrinder, Yaks oder Galloways durch ihr längeres
Haarkleid im Winter unempfindlicher.
Bodenbeschaffenheit
Auf den Einflussbereich 'Bodenbeschaffenheit' wird später noch zurückgekommen, weil im TGI-FHR von eingestreuten Liegeflächen ausgegangen wird, die von keinem der Betriebe eingerichtet wurden. Betrieb Eble hat allerdings, ausreichend für einen Teil der Herde, Liegeboxen an der windgeschützten Seite des Fresssilos eingerichtet. Wird
das Kriterium 'Trittsicherheit' folgegemäß auch nur auf die Liegefläche
bezogen, so kann es nur für den Betrieb Eble bewertet werden.
Sozialkontakt
In allen Betrieben zeigen die Rinder ein ausgeprägtes Bewegungsverhalten auf der Winterweidefläche. Auch der Einflussbereich 'SozialkonSeite 40
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
takt' ist bei allen drei Betrieben als optimal zu bewerten: Die Bewegungsflächen sind ausreichend groß und gut strukturiert, die Herdenstruktur bleibt auf den Betrieben das Winterhalbjahr über stabil; lediglich auf dem Betrieb Eble werden gelegentlich einzelne Tiere ausgetauscht, die sich aber gut in die Winterweide-Herde integrieren ließen.
Abbildung 17: nach Schneefall sind die ‚Wanderrouten’ gut erkennbar
(Februar 2009)
Komfortverhalten
Der Einflussbereich 'Komfortverhalten' wird von allen drei Betrieben
bestens erfüllt. Die Tiere sind wenig verschmutzt, das Haarkleid kann
also seine Schutzfunktion gut erfüllen, auch sind keine Hauterkrankungen aufgetreten. Die auf allen Winterweiden der Fallstudienbetriebe
ausreichend vorhandenen Bäume und Sträucher dienen als natürliche
Scheuereinrichtung.
Abbildung 18: Haarkleid der Rinder weist kaum Verschmutzungen auf
(Februar 2008)
Seite 41
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Kondition und Adaption
Im Einflussbereich 'Kondition, Adaption' schneiden alle drei Betriebe
gut ab. Alle Tiere auf der Winterweide konnten sich während des vorausgehenden Weidegangs im Herbst allmählich an die winterlichen
Witterungsverhältnisse gewöhnen. Auch wiesen alle Tiere im Herbst
gute Fettreserven auf und waren auch im Frühjahr noch in ausreichender Kondition, wobei auf dem Betrieb Eble die meisten Tiere auch am
Ende des Winters noch in sehr guter Kondition standen.
Abbildung 19: Tiere verfügen über ausreichend Fettreserven (Dez. 2007)
Windschutz
Der Einflussbereich 'Windschutz' wurde als ausreichend bis gut bewertet, weil alle drei Winterweiden recht groß sind und topographiebedingt
über unterschiedlich exponierte Teilflächen verfügen; außerdem haben
alle Winterweiden in Teilbereichen Waldrandanschluss; bei den Betrieben Birk und Marterer haben die Rinder auch Zugang zu einem Waldstück. Die als Kriterium vorgegebene 'Höhe des Windschutzes' ist für
die drei Betriebe dadurch weniger relevant. Entscheidender für die
Schutzwirksamkeit der Gehölzstrukturen ist vielmehr, ob es sich um
Laubwald oder um Koniferen handelt, wie dicht der Gehölzbestand ist
und ob die Kronen oder überhängenden Äste ein dichtes Dach bilden,
ob die Gehölze auch ausreichend ebene Flächen umfassen, auf denen
sich die Tiere ablegen können, ob alle Tiere dort Platz haben, wie gut
sie erreichbar sind, wie attraktiv sie für die Tiere sind (Entfernung zur
Futterstelle, steiler oder weniger steiler Anmarsch usw.). Bezüglich des
Windschutzes schneidet der Betrieb Birk durch den Waldtrauf und
Streifen Hochfichtenwald in Sichtentfernung der Futterfläche am besten ab. Auch auf dem Betrieb Eble haben die Rinder Zugang zu einem
Waldstück, in dem die gesamte Herde Platz finden könnte.
Auf der Winterweide des Betriebs Marterer wird der Windschutz v.a.
durch den Strukturreichtum der Weide geboten. Je nach Windrichtung
können sich hier die Rinder auf einen weniger windexponierten Teil der
Weide zurückziehen. Es gibt allerdings kein dicht mit Koniferen bewachsenes zusammenhängendes, ebenes Waldstück, in dem alle Kühe gemeinsam abliegen könnten. Zwar sind mehrere und ausreichend
vielfältige Gehölzstrukturen vorhanden, doch stehen fast alle auf mehr
oder weniger hängigem Gelände und befinden sich nicht in der Nähe
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
der Futterstellen, so dass sie von den Tieren nur bei extremer Witterung aufgesucht werden.
Betreuungsintensität
Hinsichtlich des Einflussbereichs 'Betreuungsintensität' ist allen drei
Betrieben eine hervorragende Arbeit zu bescheinigen. Tränken und
Futterstellen werden regelmäßig gesäubert und sind im funktionsfähigen Zustand, alle Tiere wiesen eine gute Klauengesundheit auf und,
auch bedingt durch dieses Projekt, wird die Gesundheitssituation der
Tiere sowie die mit der Freilandhaltung verbundenen Arbeiten gut dokumentiert.
Abbildung 20: Vertrautheit im Umgang mit den genetisch hornlosen Vorderwäldern (‚Schwarzwälder Ricke’) wird durch eine hohe Betreuungsintensität erzielt
4.4
Wissenschaftliche Untersuchung zur Tiergerechtheit
Von Dezember 2008 bis März 2009 fand auf den Flächen des Betriebes Marterer eine tierethologische Untersuchung statt. Im Rahmen
einer Bachelorarbeit (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geißlingen, Bearbeiter Lukas Kiefer) wurde das Verhalten der Tiere in der Winterperiode untersucht. Hintergrund war die Fragestellung,
ob witterungsbedingte reduzierte Liegezeiten sich auf die Wiederkauaktivitäten der Tiere auswirken. D und die Tiergesundheit beispielsweise durch die Gefahr von Pansenübersäuerung gefährdet sein könnte.
An 24 Tagen wurden insgesamt 214 Beobachtungsstunden durchgeführt. Die Tage wurden in vier Perioden unterteilt, wobei für jede Tagesperiode 50 Beobachtungsstunden ausgewertet wurden. Die Beobachtungen fanden während unterschiedlichster Witterungsbedingungen statt. Dabei wurden die Beobachtungen auch bei Extremverhältnissen, wie bspw. klaren Nächten mit Temperaturen von unter minus
10° Celsius durchgeführt.
Im Ergebnis lässt sich zusammenfassen, dass das singuläre Auftreten
der Witterungsfaktoren Wind, Regen oder Kälte kaum dazu führt, dass
die Tiere sich von ihren bevorzugten Liegeplätzen (Nähe Futterraufe
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
bei der Kastanie) entfernen. Erst Kälte in Verbindung mit Wind und
Niederschlag führen dazu, dass die Tiere geschützte Bereiche aufsuchen. In diesen Situationen, insbesondere bei Nässe liegen die Tiere
weniger ab. Allerdings zeigen die Beobachtungen, dass bei dieser Witterungssituation die Tiere im Stehen wiederkauen. Die Wiederkauzeiten bleiben grundsätzlich wenig bis nicht unbeeinflusst.
Befürchtungen, wonach sich bei der Winteraußenhaltung von Rindern
bei Extremwitterung die Tiere leiden und dies durch Verhaltensänderungen, insbesondere durch eine Reduktion der Wiederkautätigkeit
deutlich wird, haben sich nicht bestätigt. Für das Zusammentreffen
mehrerer kritischer Faktoren sind jedoch gut erreichbare, angepasste
Schutzzonen auf den Flächen notwendig.
4.5
Ansätze zur Optimierung der Tiergerechtheit
Betrieb Marterer
Prinzipiell ist im Betrieb Marterer ein ausreichender Witterungsschutz
vorhanden. Evtl. noch optimiert werden könnte dieser - wenn die Weide langfristig als Winterweidefläche genutzt werden soll - durch die
gezielte Anpflanzung von Koniferen ('Weideschachen') in geeigneter
Entfernung zur Futterstelle.
In der Fachliteratur (s.o.) wird häufig eine trockene eingestreute Liegefläche, auf jeden Fall aber ein gegen Bodenkälte isolierter und windgeschützter Liegeplatz gefordert, wo das ungestörte Liegeverhalten der
gesamten Herde gewährleistet ist. Von der Forderung nach einer absolut trockenen Liegefläche kann aber abgesehen werden, wenn ein zu
jeder Jahreszeit wirksamer Witterungsschutz mit natürlich schnell
trocknendem Untergrund wie z.B. ein ausreichend dicht mit Nadelbäumen bewachsene Fläche mit entsprechender Streuschicht, die so
zur Weidefläche platziert ist, dass sie auch von den Tieren aufgesucht
wird. Die Untersuchungen zur Tierethologie im eher strengen Winter
2008/09 (s.u.) zeigen, dass sich die Situation auf den Flächen des Betriebs Marterer grundsätzlich ausreichend Schutz für das Wohlbefinden
der Tiere bieten.
Betrieb Birk
Das oben in Bezug auf die Anforderungen an den Witterungsschutz gilt
im Prinzip auch für den Betrieb Birk. Hier sind durch die Einbeziehung
eines Gehölzstreifens mit gut ausgebildetem Waldtrauf in die Winterweidefläche jedoch die an einen natürlichen Witterungsschutz gestellten Anforderungen weitgehend erfüllt. Werden doch einmal Kälber in
nasskalter Witterung geboren, die zunächst nur eine geringe Kältetoleranz besitzen, sollte ihnen ein Platz mit genügend Wärmedämmung
des Bodens und Schutz vor Wind und Niederschlag zur Verfügung
gestellt werden.
Die stark frequentierten und zertretenen Futterplätze sollten im Frühjahr rasch geräumt, geebnet und nachgesät werden, damit sich möglichst schnell wieder eine dichte Grasnarbe bilden kann und die Fläche
weiterhin als Futterfläche attraktiv bleibt und für den nächsten Winter
wieder trittfest ist.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Betrieb Eble
Der Zugang zum Fresssilo vermatscht bei Nässe regelmäßig, so dass
die Tiere z.T. durch den Schlamm waten müssen, um zum Futter zu
gelangen. Auch ist dann der Zugang mit dem Tecker zum Silo erschwert und verhindert das aus Hygienegründen gelegentlich erforderliche Abschieben der Fläche vor dem Fressgitter. Daher wäre die –
weiter oben bereits diskutierte - Befestigung des Silozugangs zu prüfen
oder aber mögliche alternative Maßnahmen wie die Verwendung anderer Wegematerialien, ein verbesserter Regenwasserablauf oder eine
andere Wegeführung der Tiere zum Fahrsilo in die Überlegungen einzubeziehen.
Auch wenn die Rinder der betriebseigenen Zucht sich durchweg durch
ein ruhiges Temperament ausweisen und der Betriebsleiter sie von
früh an den Menschen gewöhnt und eine enge Mensch-Tier-Beziehung
aufbaut, so muss doch bei den Sicherheitsvorkehrungen der Tatsache
Rechnung getragen werden, dass sich auch Bullen auf der Winterweide befinden. Da sich die Winterweide in größerer Entfernung zur Hofstelle und in der Nähe einer Wohnsiedlung befindet, wären entsprechende Hinweise und Markierung des Zaunes empfehlenswert. Der
Außenzaun sollte auch eine optische Barriere darstellen und mit ausreichender Stromspannung versehen sein.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
5 Kritisches und Erfolgreiches zur ganzjährigen
Außenhaltung
Die ganzjährige Außenhaltung in Mittelgebirgen steckt noch in den
Anfängen. Faktoren, die zu Projektbeginn als kritisch eingestuft wurden, wie beispielsweise das Thema Schnee oder Kälte, zeigten sich
als weitestgehend unproblematisch. Nach den praktischen Erfahrungen der Pilotbetriebe ist gerade die Tiergesundheit dieser Haltungsform eher besser einzuschätzen als bei Winterstallhaltung.
Andere Faktoren, insbesondere der potentiell mögliche übermäßige
Nährstoffeintrag an Futter-, Liege- und Tränkestellen stellen vermutlich
- insbesondere für Mittelgebirgsregionen - eine wesentlich größere
Herausforderung dar. Gleichwohl gibt es hierzu kaum auf die Pilotbetriebe übertragbare Untersuchungen.
Zusammenfassend sollen die wesentlichen Faktoren vorgestellt und
hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auch auf andere Betriebe diskutiert
werden.
5.1.1 Tiergerechtheit
Die Ganzjahresweide stellt im Hinblick auf die Tiergerechtheit aus der
Sicht der teilnehmenden Betriebsleiter, eigenen Beobachtungen und
unterstützt durch die Anwendung des TGI keinen limitierenden Faktor
dar
Als Indikatoren können zudem noch einzelne weitere Faktoren herangezogen werden. So sind die Tierarztkosten nach Aussage der Betriebsleiter auf einem niedrigen Niveau und wurden durch die Haltungsform nicht erhöht sondern eher noch gesenkt. Dort, wo Problemsituationen auftauchen, reagieren die Betriebsleiter rasch. Bei den Abkalbungen 2008 und 2009 gab es bei Birk und Marterer keine Schwierigkeiten; bei Eble werden die Tiere zum Abkalben noch in den Stall geholt. Als es dennoch ungeplante Abkalbungen auf der Weide gab, verliefen diese problemlos. Die Tiere zeigen bei den Weidebegängen ein
ruhiges Verhalten. Betrieb Eble nutzt eine intensive Mensch-Tier Beziehung und damit das handzahme Verhalten als wesentliches Verkaufsargument für seine Zuchttiere. Die Mutterkühe im Betrieb Marterer sind im wesentlichen ehemalige Milchkühe und haben daher ebenfalls keine oder nahezu keine Fluchtdistanz zum Menschen. Betrieb
Birk hält seine Mutterkühe sehr extensiv, die arrondierte Weidefläche
ermöglicht eine Tierkontrolle ohne direkten Kontakt mit den Tieren.
Daher sind die Mutterkühe im Betrieb Birk den direkten Umgang mit
dem Menschen nicht gewohnt und haben eine entsprechende Fluchtdistanz. Wird diese unterschritten reagieren die Tiere nervös und
ängstlich. Bei allen drei Betriebsleitern kann eine exzellente Herdenführung und Tierbetreuung beobachtet werden. Eine Betreuung der
Tiere im Rahmen der Befüllung von Futterraufen oder durch Kontrollgänge erfolgt täglich oder doch nahezu täglich. Die Tiere sind somit
unter ständiger Beobachtung des Betriebsleiters.
Optimierungsmöglichkeiten bestehen am partiell ehesten hinsichtlich
der Aufwertung des natürlichen Witterungsschutzes und hinsichtlich
der Folgepflege bzw. Gestaltung der stark frequentierten Futterstellen.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
An die Tierbetreuung stellt die ganzjährige Freilandhaltung hohe Anforderungen: Know-how, flexibles und ggf. schnelles situationsspezifisches Handeln, ein guter Blick für das Befinden der Tiere, Zeit und
Bereitschaft eine gute Mensch-Tier Beziehung herzustellen und die
grundsätzliche Bereitschaft, Neues auszuprobieren, Diese Fähigkeiten
haben die drei Fallstudienlandwirte bisher unter Beweis gestellt.
5.1.2 Standorteignung
Eng mit der Tiergerechtheit ist die Eignung des Standortes verbunden.
Die Wasserversorgung, der Zugang zum Futter und vor allem die Möglichkeit zum Schutz vor Witterungssituationen mit Wind und Regen
sind notwendig. Im Idealfall liegen auch bei Nässe trittfeste Böden vor,
die sich für das Aufstellen der Futterraufen eignen.
In allen drei Betrieben ist auf der Fläche die Wasserversorgung mit
fließendem Wasser gegeben. Auf allen Flächen haben die Tiere die
Möglichkeit, windgeschützte Zonen im Wald, am Waldtrauf oder auf
verbuschten Teilflächen aufzusuchen. Bei Eble und Marterer sind dies
Teile der Weide; bei Birk wurde dazu ein Stück Waldfläche der Gemeinde in die Weide integriert. Die Beobachtungen zeigen, dass die
Tiere diese Standorte bei extremer Witterung (Regen-Wind) gerne aufsuchen.
Mit der Verteilung bzw. dem Zugang zu Futterraufen, Tränken und Unterstände kann eine Herde gelenkt werden. Dort wo die Möglichkeiten
die Wegeführung beengt oder durch die Steilheit des Geländes vorgegeben sind, bilden sich sichtbare Pfade. Der geschickten Lenkung des
Tierverhaltens bekommt eine entscheidende Schlüsselposition, um
extreme Nährstoffüberschüsse auf Teilflächen zu vermeiden. Ein wesentliches Ziel für eine erfolgreiche Ganzjahresbeweidung ist es, die
Tiere in Bewegung zu halten. Ansatzpunkte hierzu sind verschiedenen
Tränken zu nutzen, Futterplätze zu wechseln, bevorzugte Liegefläche
zeitweise auszuzäunen oder zeitweise attraktive Liegebereiche zum
Beispiel durch Einstreu anzulegen.
5.1.3 Weidemanagement
Die Grundsätzliche Weideregel, den Zuwachs und den Verzehr im Einklang zu halten, gilt auch für eine ganzjährige Außenhaltung. Auch
eine extensive Weidehaltung ist auf die Erzeugung von verkaufsfähigen Tieren angewiesen. Selbst mit sehr extensiven Weiden lassen sich
bei einer Nutzung zum optimalen Zeitpunkt erstaunlich hohe Zuwachsraten erzielen. Den Schwankungen des Graswachstums muss jedoch
entweder mit wechselnden Tierzahlen (mehr Tiere im Frühjahr) oder
durch die Zuteilung von Mähflächen im Laufe des Sommers entsprochen werden. Wird diese grundlegende Weideregel nicht befolgt, so
sinken die tierischen Leistungen und der Bedarf für eine teure, mechanische Nachpflege von Weideflächen steigt rapide.
Die Beispiele Birk und Eble zeigen das mit einfachsten Standweiden
ohne weitere Lenkung der Tiere alleine durch einen sehr frühen Weidebeginn und durch Zuteilung von Mähflächen im Sommer eine sehr
gute Weidegrasqualität über die gesamte Vegetationsperiode erreicht
werden kann.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
5.1.4 Absatz und Vermarktung
Obwohl die Tierhaltung an vergleichbaren und geeigneten Standorten
(Strukturiertheit, Geländeneigung) durchgeführt wird, sind die Produkte
der Ganzjahresweide der drei Betriebe sehr unterschiedlich. Bei Marterer werden Absetzer, Färsen für die Milchvieh- oder Mutterkuhhaltung
erzeugt; bei Birk dienen die Evolener vor allem einem (weniger kommerziell ausgerichteten) Zuchtinteresse. Und bei Eble sind das Betriebsziel hochpreisige Zuchttiere, die ganzjährig angeboten werden
müssen.
Die Haltungsform der Ganzjahresweide scheint damit nicht nur tiergerecht für die drei eher typischen Standorte des Schwarzwalds mittlerer
Höhenlagen; sie kann nach den Erfahrungen auch für unterschiedliche
Betriebsziele genutzt werden; eher der landschaftspflegebetonten wie
bei Birk und Marterer oder den eher produktorientierten Betrieben wie
bei Eble.
5.1.5 Ökologie
Während sich aus der Perspektive der Tierhaltung und der Standorteignung keine stark begrenzenden Faktoren ergeben, könnten sich die
konzentriert anfallende Stickstoff- und Phosphoreinträge in das System
als kritisch herausstellen.
Vor allem im Bereich der Futterraufen (alle Betriebe) und des Fahrsilos
(Eble) ist durch den Aufenthalt der Tiere mit einem erhöhten Eintrag an
Nährstoffen zu rechnen. Diese Fragestellung kann nicht aus gutachterlicher Sicht durch Beobachtung geklärt werden, sondern erfordert die
Durchführung von Bodenanalysen und weiterführenden, mehrjährigen
Untersuchungen. Aus den Beobachtungen der drei Betriebe zu urteilen, kommt einer Reduzierung der Winterfütterungsphase eine entscheidende Bedeutung zu. Die wird durch eine Maximierung der Futteraufnahme vom Halm durch geschickte Futterstaffelung im Herbst
und extrem frühes Überweiden aller verfügbaren Flächen (auch der
Mähflächen im Frühjahr) erreicht. Sehr wesentlich scheint es auch zu
sein, das Herdenverhalten zu nutzen um die Tiere in „Bewegung zu
halten“. Dies kann durch Veränderungen auf der Winterweidefläche
(Futterstelle, Tränke, bevorzugte Liegeflächen) erreicht werden. Insbesondere bei großen Höhenunterschieden erfordert die erfolgreiche
Umsetzung dieses Ansatzes jedoch große Fachkunde und viel Erfahrung des Tierhalters. Durch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Standort und Tieren sind pauschale Aussagen hinsichtlich maximal möglichem Tierbesatz oder maximalen Weidezeiten nahezu unmöglich.
5.1.6 Wirtschaftlichkeit
Für die Betriebe wurde der Versuch unternommen, den Betriebszweig
Mutterkuhhaltung zu isolieren und dessen Wirtschaftlichkeit darzustellen. Als Maßstab der Wirtschaftlichkeit diente die Arbeitszeitverwertung, also letztlich das Ergebnis je eingesetzter Arbeitsstunde.
Die Betriebe Birk und Marterer sind landwirtschaftliche Mischbetriebe,
die ihr Haupteinkommen aus anderen Quellen, sei es als abhängig
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Beschäftigte oder im gewerblichen Bereich, erzielen. Auch für den Betrieb Eble sind andere Einkommensquellen (Wald) wesentlich. Zudem
tragen in allen Betrieben die Ehefrauen zum Familieneinkommen bei.
In der Landwirtschaft mithelfende Familienangehörige (Ehefrauen, Vater, Söhne) müssen zudem berücksichtigt werden. Die Mutterkuhhaltung ist für die Pilotbetriebe innerhalb des gesamten Familieneinkommens von wirtschaftlich dominant (Eble) bis eher untergeordnet (Marterer) einzustufen.
Als Ausgangsüberlegung wurde formuliert, dass durch extensive Weidesysteme die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden kann. Auch wenn
die verwendeten Datenquellen Schwächen aufweisen (Schätzwerte,
Jahresabschlüsse), so scheinen sich die Ausgangsüberlegungen durch
die Trends deutlich bestätigt. Das System der Mutterkuhhaltung ist
durch einen hohen Einkommensanteil an Transferzahlungen charakterisiert, der bei Landschaftspflegebetrieben bis zu zwei Drittel der Einnahmen ausmacht. In Abhängigkeit gerät der Produktionszweig unweigerlich mit hohen Investitionen in Stallbauten. Mit Zins- und Tilgungszahlungen bindet sich der Mutterkuhhalter oftmals über Jahrzehnte. Er
gerät so in die Abhängigkeit von Politik (Transferzahlungen) und Bank
(Kredite). ‚Belohnt’ wird dies durch niedrige Ergebnisse bei der Arbeitszeitverwertung. Ein Aspekt, den auch der Mutterkuhreport des
Landes Baden-Württemberg bestätigt.
Die Ergebnisse zeigen, dass durch eine optimierte Abstimmung von
Grasaufwuchs und Besatzdichte sowie durch eine mit hoher Fachkenntnis ausgestattete Herdenbetreuung der Verzicht auf Stallbauinvestitionen möglich ist. In dessen Folge steigt die Wirtschaftlichkeit der
eingesetzten Arbeitszeit und es sinken die Abhängigkeiten. Als begrenzend für eine Übertragbarkeit lassen sich standörtliche Faktoren
(Verfügbarkeit und Eignung von Flächen) sowie der Aufbau von Wissen und Umsetzungserfahrung anführen. Auch gilt es mancherorts den
Widerstand von Berufskollegen, örtlicher Bevölkerung oder aus Teilen
der Fach- und Kommunalverwaltung zu überwinden.
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6 Öffentlichkeitsarbeit
Die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt wurde während der Laufzeit des
Projektes zunehmend verstärkt. Die sich bestätigende These, dass
eine Ganzjahresweide unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten sowie unter Wahrung der Tiergerechtheit auch im
Schwarzwald möglich sein kann, wurde an Fachleute, Landwirten und
die Öffentlichkeit weitergegeben.
Fachgespräche und Exkursionen
Von Projektstart an fand ein fachlicher Austausch auf den Flächen der
drei Betriebe statt. Standen zu Beginn die Fragen von Standort und
Gestaltung der Winteraußenhaltung im Vordergrund, so konnten im
zunehmenden Verlauf Ergebnisse präsentiert werden. Zu Themenschwerpunkten fanden zudem Exkursionen einzelner Fachgruppen der
Verwaltung statt.
Abbildung 21: Fachgespräche mit Minister Hauk auf dem Betrieb Marterer
(März 2008)
Publikationen und Berichte
Zahlreich waren die Berichte in der Tagespresse anlässlich des Ministerbesuchs im März 2008. Es erschienen mehrere Fachpublikationen
über das Projekt in der LEL Landinfo. In einem Filmbericht des SWR
über den Betrieb Birk wurde auf die Konfliktsituation im Rahmen der
Nutzung von Wald als Winterunterstand berichtet.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Informationen auf Internetseiten
Das Projekt ist auf den Internetseiten des Naturpark Südschwarzwald
und der ARGE Weidesysteme dokumentiert. Aktuelle Veranstaltungen
oder Informationen werden über dieses Medium Interessierten zugänglich gemacht.
Abbildung 22: Internetdarstellungen zum Projekt
Vermittlung bei Veranstaltungen
Auf Naturparkmärkten und auf einzelnen Veranstaltungen wurden Informationen zu dem Projekt an eine breitere Öffentlichkeit weitergegeben.
Abbildung 23: Naturparkmarkt in Hüfingen (Juli 2008)
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
7
Regeln zur Minimierung von Beeinträchtigungen durch Winterweidesysteme
Die Winteraußenhaltung von Rindern führt im Vergleich zur Stallhaltung grundsätzlich zu höheren Belastungen der Schutzgüter Boden
und Wasser. Gleichzeitig kann die Winterweide positive Auswirkungen
ausüben, in erster Linie dadurch, dass sie als kostenreduziertes Haltungsverfahren die wirtschaftlich tragfähige Nutzung produktionsschwacher Grünlandbestände langfristig sichert und so zu einer standortsgerechten Offenhaltung der Kulturlandschaft beiträgt. Die Erfahrungen aus dem Umsetzungsprojekt des Naturparks zeigen, dass die
entstehenden Beeinträchtigungen durch entsprechendes Know-how zu
minimieren sind. Im Folgenden werden die wichtigsten Grundsätze
einer erfolgreichen Winteraußenhaltung aufgeführt:
1. Weniger Infrastruktur - mehr Fachwissen
Der Verzicht auf einen Stall bedeutet eine Einsparung von Investition.
Gleichzeitig erhöhen sich aber die fachlichen Anforderungen an den
Bewirtschafter. Eine Winteraußenhaltung kann nicht pauschal jedem
Betrieb empfohlen werden. Neben technischen Aspekten wie Eignung
der Flächen und des Tiermaterials ist auch die Bereitschaft des Landwirts notwendig in ein solches System hineinzuwachsen.
Praktikable Lösungen ergeben sich in der Regel erst nach einer mehrjährigen Anlaufphase. Die verstärkte Einführung der Winteraußenhaltung bietet – wie in den Fallbeispielen aufgezeigt - interessante Perspektiven. Sie erfordert jedoch in der Regel eine intensive fachliche Begleitung, für die Praxis sollte daher entsprechende Beratungskapazitäten geschaffen, bzw. vorgehalten werden.
2. Ökologischen Mehrwert abschätzen
Grundsätzlich sollte es vor der Durchführung der Winteraußenhaltung
von Rindern zu einer fachlichen Abwägung von erwartenden Beeinträchtigungen und dem anvisierten ökologischen Mehrwert kommen.
Der Nachweis positiver Effekte kann z.B. dadurch erfolgen, dass unrentable Grünlandflächen in Nutzung und Pflege verbleiben, die ohne
kostenreduzierte Weidehaltung von einer Nutzungsaufgabe bedroht
sind. Grundsätzlich jedoch müssen für jeden Einzelfall die - räumlich
zwar sehr begrenzt vorkommenden - Schäden einer Ganzjahresbeweidung abgewogen werden gegenüber den ökologischen Effekten der
gesamten offen gehaltenen Fläche.
3. Weidefläche variieren - Herde in Bewegung halten
Die Größe der Weidefläche orientiert sich am Grasaufwuchs. Sie ist im
Frühjahr am kleinsten und im Spätsommer am größten. Die Größe der
Winterweide bzw. deren Besatzdichte ist nicht das wesentliche Kriterium, entscheidend ist, dass es gelingt die Nährstoffimporte durch die
Winterfutterkonserven auf diesen Flächen in einer geeigneten Form in
der folgenden Vegetationsperiode wieder abzuschöpfen. Eine räumliche Entzerrung von Liegeflächen, Tränke und Fütterungsstellen geSeite 52
Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
währleistet die Tierbewegung und damit die regelmäßige Verteilung
der durch die Zufütterung verursachten Nährstoffeinträge. Die Einbeziehung von flachgründigen Gehölzbeständen oder Wald als Standorte
für die Futterraufen ist zu erwägen. Als Liegefläche sind derartige Bereiche nicht geeignet, da Rinder während der Liegezeiten gern den
„Überblick“ behalten.
4. Nährstoffeinträge minimieren – Winterweide auf Mähweiden
Zur Minimierung der Nährstoffproblematik bieten sich verschiedenste
Strategien an (KTBL Schriftenreihe). Ein wesentlicher Faktor ist eine
möglichst kurze Periode mit Konservenfütterung Dies ist durch ein
durchdachtes, an den Witterungsverlauf angepasstes Weidemanagement zu gewährleisten. Zur Abschöpfung des in der winterlichen Fütterungsperiode anfallenden Nährstoffeintrages bietet sich die Mähnutzung von Winterweideflächen an. Da sich die Liegeflächen von Rindern stets in ebenen Geländelagen befinden, ist eine Mahd häufig
möglich. Auch das „Abschieben“ von nährstoffangereicherten Streuauflagen oder eine zurückhaltende Fütterung zu Lasten ausbleibender
Gewichtszunahmen im Winter kann zu einer Verminderung der Nährstoffeinträge führen.
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
8 Literatur
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Freilandhaltung, In: Ganzjährige Freilandhaltung von Fleischrindern,
KTBL-Schrift 409, Kuratorium für Technik und Bauwesen in der
Landwirtschaft e.V. (KTBL), Darmstadt.
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– Kurzfassung. LEL Schwäbisch Gmünd. 4 Seiten.
BUCHGRABER, K., PÖTSCH, E.M., BOHNER, A., OFNER, E., GASTEINER, J. U. A.
HAUSLEITNER (2006): Ganzjährige Tierhaltung im Freiland – Problemfelder und Lösungsansätze, 12. Alpenländische Expertenforum am
30.03.2006, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, A-8952 Irdning.
DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND E.V. (2005): Winterweidehaltung von Rindern,
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EILERS, U. (2005): Freilandhaltung von Mutterkühen, Bildungs- und Wissenschaftszentrum Aulendorf für Viehhaltung, Grünlandwirtschaft, Wild
und Fischerei (LVVG), S 1-6
HOCHBERG, H., DYCKMANNS, A, FINKE, C., HOCHBERG, E., MORING, S. UND F.
MÖRchen (2002): Umweltwirkungen der Freilandhaltung im Winter In:
Hochberg H. u. A. Dyckmans (2002): Tiergerechte und umweltgerechte Freilandhaltung von Fleischrindern im Winter, Deutscher Grünlandverband e.V., Schriftenreihe Heft 2/2002
KIEFER, L. (2009): Ganzjährige Weidehaltung im Südschwarzwald – Tierethologische Untersuchungen am Fallbeispiel Marterer, Oberhepschingen (Arbeitstitel). Mündliche Mitteilung zu den Ergebnissen der
Bachelorarbeit.
KTBL (2002): Ganzjährige Freilandhaltung von Fleischrindern. KTBL-Schrift
409
N.N. (2009): Weidetiere bedarfsgerecht halten, Schafszucht 1/2009, S. 13
MATTHES ET AL. (1999): Bewertung der Einflussbereiche des TGI-FHR. In:
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Landwirtschaft e.V. (KTBL), Darmstadt, S 69-70.
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Nutztieren im Zusammenhang mit Witterungseinflüssen. Broschüre
des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Freiburg.
SUNDRUM, A., ANDERSSON, R. UND GÜNTER POSTLER (1994): Tiergerechtheitsindex – 200 1994, Köllen Druck + Verlag GmbH, Bonn. ISBN 388579-066-1.
TVT – TIERÄRZTLICHE VEREINIGUNG FÜR TIERSCHUTZ (2001): Ganzjährige
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
9 Betriebsprofile
Betriebsprofil Jungviehweide
Bewirtschafter: Michael Birk, Mundelfingen
Hofhistorie
Hof als gemeindeeigene Allmendweide wurde vor 10 Jahren vom derzeitigen Betriebsleiter mit großen Pflegerückständen übernommen. Gelegen auf der Ostabdachung des
Schwarzwaldes auf der Baar. Rinder in Mutterkuhhaltung (Evolener und Hinterwälder)
sowie Ziegen, Schafe, Pferde, Schweine und Hühner. Landschaftspflegebetrieb mit
vielen seltenen Nutztierrassen.
Standort
Flächen um den Hof arrondiert. Höhe 650 bis 770 m.ü.NN, ca. 950 mm Jahresniederschlag. Weitere Landschaftspflegeflächen in der Region.
Betriebliche Ausrichtung
 Mutterkuhbetrieb Schwerpunkt Landschaftspflege; Zucht seltener Haustierrassen
 Landwirtschaftlicher Nebenerwerb
 Öko-Betrieb
 Einkommensverteilung: ca. 20 % Landwirtschaft, ca. 80 % gewerblicher Handel
Flächenausstattung
 LF: ca. 40 ha Grünland
 ca. 66 % Weide, 33 % Mähweide
 gesamte Fläche FFH
 Landschaftspflegeflächen in der Region
Tierbestand
 ca. 20 Mutterkühe und Nachzucht
 60 bis 100 Ziegen zur Landschaftspflege
 Schafe und Pferde
Personelle Konstellation
Betriebsleiter, Partnerin und Kinder; Saisonkraft zur Unterstützung bei Stallumbau und
landwirtschaftlichen Arbeiten
Vermarktung
Zuchttiere: Verkauf von Zuchttieren auch außerhalb der Region (Schweiz)
Masttiere: eigene Schlachtung (gepachteter Schlachthof) und Hofverkauf
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Betriebsprofil Quellenhof
Bewirtschafter: Bernd Marterer, Oberhepschingen
Hofhistorie
Bewirtschaftung des Hofes in 4. Generation im Zuerwerb mit biologischer Ausrichtung,
Ziel ist die Offenhaltung der Landschaft/Landschaftspflege. Weiterer Betriebszweig ist
die Vermietung zweier Ferienwohnungen mit je 150 Belegungstagen.
Standort
Lage im Oberen Wiesental auf 500–900 über NN; Niederschläge 1200-1900 mm, Jahrestemperatur 5,5-6,5 C
Böden sind überwiegend lehmiger Sand, Sandstein, steinig auf Granit
Betriebliche Ausrichtung
 Milchviehbetrieb
 Mutterkuhbetrieb Schwerpunkt Zucht und Mast
 Landwirtschaftlicher Nebenerwerb
 Öko-Betrieb
 Einkommensverteilung: Mutterkuhhaltung weniger als 10 % des Einkommens
Flächenausstattung
 Betriebsgröße: 78,0 ha davon 3,50 ha Landschaftselemente und 75 ha LF
 LF: Weide 47 ha, Mähweide 14 ha, Wiesen 11 ha, Ackerfutter 2ha
 Almendfläche beträgt 46 ha
 Hangneigung: 25-35% 21 ha und über 35% 31 ha
 Artenvielfalt 27 ha
 Farnfläche 20 ha
Personelle Konstellation
Arbeitskräfte sind der Betriebsleiter, Vater, Ehefrau und Tochter; der Arbeitsbedarf liegt
bei ca. 2000 Std. im Jahr
Tierbestand
 z.Zt. ca. 50 Stück Vieh inklusiv Nachzucht, 2 Zuchtbullen durchschnittl. GVE 44
 Milchvieh: Anbindehaltung, durchschnittliche Milchleistung: ca. 5500 l pro Kuh, Umtriebsweide bis Kurzrasenweide, ganzjährige Kalbung
 Mutterkühe: Ganzjahresweide mit natürlichem Unterstand in Koppelhaltung, bedingte Kraftfutter und Mineralfutterzugabe. Abkalbung März-Mai
 Rinder über 1 Jahr: Anbindehaltung im Nachbargebäude, Nachzucht für Milchvieh
und Mutterkühe
 Pferde (Kaltblüter) zur besseren Ausnutzung des Grünlandes (Landschaftspflege)
 Pensionsvieh: 10 Mutterkühe, 10 Rinder, 1 Zuchtbulle
Vermarktung
Milch wird an Breisgaumilch geliefert und ab 1.3.2008 BIO-Milch, Verkauf der Absetzer
bis Ende Oktober ab Weide, Rinder als Zuchtvieh
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Betriebsprofil Schillhof
Bewirtschafter: Heinrich Eble, Oberspitzenbach
Hofhistorie
Traditioneller Familienbetrieb im Höfegebiet des mittleren Schwarzwaldes; die Milchviehhaltung wurde Anfang der 90er Jahre aufgegeben, als sich die Frage nach einer
Erweiterung des Milchkontingents stellte; seitdem Mutterkuhhaltung mit hofeigener
Zucht: hornlose ‚Schwarzwälder Ricke’ auf Vorderwälderbasis; Ende der 90er Jahre in
Eigenleistung Umbau und Erweiterung des traditionellen Anbindestalles in Laufstall mit
Auslauf.
Standort
Hofstelle und arrondierte Flächen: Bergkuppe in Vorbergzone des mittleren Schwarzwaldes; 600-700 m.ü.NN, 1200 mm Jahresniederschlag, weitere Pachtflächen in 300600 m ü.NN; um Hofstelle voll arrondiert, aber auch Flächen bis 20 km vom Hof entfernt gelegen
Betriebliche Ausrichtung
 Mutterkuhbetrieb Schwerpunkt Zucht und Mast
 Landwirtschaftlicher Haupterwerb
 Öko-Betrieb (LACON Kontrollstelle)
 Waldwirtschaft
 Einkommensverteilung: ca. 2/3 Landwirtschaft, 1/3 Waldwirtschaft
Flächenausstattung
 LF: ca. 75 ha Dauergrünland, davon ca. 55 ha Pacht
 Dauergrünland: ca. 50 % Weide, 50 % Mähweide
 7,5 ha § 24a-Biotop; LPR-Vertrag: späte Mahd
 3,4 ha im Wasserschutzgebiet
 35 ha eigener Wald
Tierbestand
 ca. 40 Mutterkühe und Nachzucht
 ca. 0,77 GVE/ha
Personelle Konstellation
Betriebsleiter und Ehefrau; 2 erwachsene Söhne, die auf dem Hof leben und stundenweise auf dem Hof mithelfen, 1 Sohn wohnt im Altenteilerhaus; Hofnachfolge ist gesichert, jedoch noch unklar, ob im Nebenerwerb oder Haupterwerb
Vermarktung
Zuchttiere: weibliche und männliche Tiere an andere Mutterkuhbetriebe in der Region
Masttiere: über Erzeugergemeinschaft „Zweitälerrind“
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
10 Anhang: Darstellung zum Weideregime
Betrieb Marterer
Betrieb Marterer
01.01.- 30.04.
Tierbestand:
(8 MK plus 4 Rinder
plus 3 Pferde)
18,99 ha Weide
Betrieb Marterer
01.05.- 30.06.
Tierbestand:
8 MK plus Kälber
18,99 ha Weide
10,36 ha Wiesen
Betrieb Marterer
01.07.- 31.08.
Tierbestand:
13 MK plus Kälber
30,19 ha Weide
10,36 ha Wiesen
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Betrieb Marterer
01.09.- 30.10.
Tierbestand:
13 MK plus Kälber
30,19 ha Weide
1,82 ha Mähweiden
Betrieb Marterer
01.11.- 31.12.
Tierbestand:
8 MK plus 4 Rinder
18,99 ha Weide
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Betrieb Birk
Betrieb Birk
15.10. - 15.03.
Tierbestand:
(22 MK ohne Kälber)
Weideffläche:
5,23 ha Mähweide
Betrieb Birk
15.03. - 15.09.
Tierbestand:
(22 MK plus Kälber)
18,49 ha Weide
8,83 ha Mähflächen
Betrieb Birk
15.09. - 15.10.
Tierbestand:
(22 MK plus
Kälber)
Weideffläche:
18,49 ha Weide
3,60 ha Mähweide
21,09 ha Gesamt
nur
Ziegen
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Betrieb Eble
Betrieb Eble
15.11.-01.05.
Tierbestand:
(10 MK plus Rinder)
13,05 ha Weide
1,29 ha Mähweide
14,34 ha Winterweide
Betrieb Eble
01.05.-15.07
Tierbestand:
(10 MK plus Rinder)
13,05 ha Weide
4,49 ha Mähfläche
Betrieb Eble
15.07.-15.09
Tierbestand:
(10 MK plus Rinder)
13,05 ha Weide
1,29 ha Mähweide
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
11 Anhang: Die Witterungsverhältnisse
Nachdem die Winter 2006/2007 und 2007/2008 warm und schneearm
waren, hatte der Winter 2008/2009 einen wahrhaft winterlichen Charakter mit tiefen Temperaturen und lang anhaltender Schneebedeckung. Eine entsprechende „echte“ Wintersaison konnte dadurch mit in
die Untersuchung einbezogen werden. Exemplarisch soll dies anhand
der Januarwerte dargestellt werden
Quelle: http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?
Tabelle 9: Wetterdaten Januar 2007
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Abschlussbericht ‚Nachhaltige Weidesysteme im Naturpark Südschwarzwald’
Tabelle 10: Wetterdaten Januar 2008
Tabelle 11: Wetterdaten Januar 2009
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