NR31 letzte - Alternative
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NR31 letzte - Alternative
alternative Für die Kolleginnen und Kollegen im DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim Nr. 31 März 2007 Unternehmer missbrauchen ERA - Einführung zu Lohnsenkungen: Widerstand in den Belegschaften wächst Überall im Land versuchen die Arbeitgeber mit der Einführung vom ERA-Tarifvertrag die Einkommen zu senken. Massenhaft zu niedrige Eingruppierungen sind dabei die Regel. Aber auch der Widerstand der Beschäftigten wächst: ♦ Aktionen im DC Werk Bremen Mehrere Arbeitsniederlegungen mit Protestdemos durchs Werksgelände. Forderung der Bremer: Facharbeiterlohn für alle!! An zwei Tagen demonstrierten insgesamt 4.000 Kolleginnen und Kollegen zum Krawatten-Silo, um im Personalbüro gemeinsam ihre Reklamationen gegen die Eingruppierung abzugeben. Mehrere Stunden Produktionsausfall waren die Folge. Inzwischen zieren Aufkleber „ S t o p p t Lohnraub“ das ganze Werk und die Personaler sind mit dem Abkratzen beschäftigt. Die Kollegen meinen: „Dafür gibt‘s aber nur Entgeltgruppe 1.“ ♦ Proteste im DC-Werk Berlin Über 1.000 Reklamationen, Protestaktionen in und vor dem Betrieb, erfolgreiche Unterschriftensammlung in der Belegschaft für eine außerordentliche Betriebsversammlung. Auf einer IGM-Mitgliederversammlung wurde Tacheles geredet: Lohnklau durch ERA – nicht mit uns! ♦ Streik bei DC-EVO-BUS in Ulm Am 05. März legen 1.800 Busbauer aus Protest gegen die ERA-Politik der Firma die Arbeit nieder und gehen nach Hause. ♦ Frühschluss bei John Deere, Mannheim Geschäftsleitung will mit ERA 7,5 Millionen Euro Lohnkosten sparen. Zusätzliche Betriebsversammlungen in allen Schichten. Am 23. 02. geht die Frühschicht bei John Deere nach der Betriebsversammlung um 11.30 Uhr nach Hause. ♦ Protest-Aktionen bei AlstomPower in Mannheim 2-stündige Arbeitsniederlegungen gegen die niedrigen Eingruppierungen. Entschließung der Großen Tarifkommission für die Metall- und Elektroindustrie BadenWürttemberg in Sindelfingen am 06. Dezember 2006. Aus dem Text:“… Insbesondere weist die IG Metall alle Versuche seitens der Arbeitgeber und seitens Südwestmetall zurück, Facharbeit in den Betrieben systematisch abzuwerten. Die IG Metall wird betrieblich die Auseinandersetzungen um diese Fragen im Interesse der Mitglieder und Beschäftigten führen…“ Na denn los! Mit guten Worten allein lassen sich die Arbeitgeber wohl kaum von ihren ERA-Sparplänen abbringen. Wir brauchen Aktionen gegen den ERA-Lohnklau: Auf die Dauer hilft nur Power! Was die Kolleginnen und Kollegen bei Siemens über die ERA-Sparpläne ihres Arbeitgebers denken, zeigten Sekretärinnen und Teamassistentinnen vor der Hauptverwaltung in Erlangen. Sie protestierten gegen die absolut empörenden Billigeinstufungen. Nach den vom Unternehmen vorgelegten ERAEingruppierungen lägen 87% von ihnen unter dem bisherigen Tarifniveau. Durchschnittlich sollen sie zukünftig € 660, in einigen Fällen sogar bis zu € 1.500 weniger verdienen. Wir meinen: Lasst Euch nicht berauben, sondern wehrt Euch weiter gegen dieses Siemens-Lohndumping. 1 DC Werk Untertürkheim: Auch bei uns im Werk werden Reklamationen von der Firma abgeblockt und ERA als LohnabbauProgramm missbraucht. Für schwere Gießerei-Maloche zum Beispiel soll zukünftig viel weniger bezahlt werden. Auch in den Montage- und Fertigungsbereichen, in der Presserei/ Schweißerei, der Logistik und den Angestelltenbereichen gibt es noch tausende offener Reklamationen. Höchste Zeit, auch in Untertürkheim dem Vorstand die Zähne zu zeigen! Wann verwandeln wir im Werk Untertürkheim unseren Zorn in wirkungsvolle Aktionen gegen Zetsches ERA-Einsparpläne ? Michael Clauss Betriebsrat Tel. 67977 Übrigens: Wer mehr über den konkreten ERA-Lohnaufbau wissen will, kann unseren „ERA-Tarifrechner“ nutzen. Erhältlich bei den alternative-Betriebsräten. Leserbrief Lager Hedelfingen: Inkompetenz und Mobbing Im folgenden Bericht werden die Proteste der Arbeitskollegen und Probleme im Lager Hedelfingen publik gemacht, da die Verantwortlichen die Problematik ignorieren und sich ihrer Verantwortung entziehen. Seit im August 2006 Frau Reemts als neue Verwalterin aus dem Lager Untertürkheim nach Hedelfingen kam, ist ein friedliches Zusammenarbeiten nicht mehr möglich. Der zuständige Teamleiter für das Lager Hedelfingen, Herr Geissler, hat nach der letzten Mitarbeiterbefragung die schlechteste Beurteilung im ganzen Werk 10 bekommen. Die Mehrheit beschuldigte ihn der Inkompetenz in Sachen Mitarbeiterführung und dass er seiner Aufgabe nicht gewachsen sei. Das abgehaltene Seminar, das ihm helfen sollte, sein Verhalten gegenüber dem Personal zu verbessern, hat nicht zur Verbesserung geführt. Zu seiner Inkompetenz kommt jetzt noch das Mobbing der Frau Reemts. Trotz ihrer leitenden Funktion ist sie nicht in der Lage, Arbeitspläne nach Prioritäten zu organisieren. Stattdessen versucht sie, ihre Unfähigkeit zu kaschieren, indem sie beim Teamleiter Geissler behauptet, dass ihre Arbeit von den Mitarbeitern boykottiert würde. Sie hat es geschafft, in kürzester Zeit ein gespanntes und unerträgliches Arbeitsklima zu schaffen und damit die gute Arbeitsstruktur und das Arbeitsklima zerstört. Seither steigen die Krankenfehlzeiten, was zur Folge hatte, dass sich der Kundenservice verschlechtert hat. Niemand möchte mehr etwas mit diesem Duo zu tun haben, selbst Mitarbeiter außerhalb des Lagers. Solche Vorgesetzte sind vor allem eins: überflüssig!! (Verfasser der Redaktion bekannt) Klimaerwärmung duldet keinen Aufschub Am 1. März führten wir eine Veranstaltung mit Dr. Dieter Stein über die Ursachen und Auswirkungen der Klimaveränderungen durch. Der Referent stellte anhand zahlreicher Folien anschaulich dar, dass ein sofortiger radikaler Kurswechsel in der Klimapolitik notwendig ist, wenn wir den rasanten Temperaturanstieg abbremsen und stoppen wollen. Doch davon sind die Vorstände der Automobilindustrie weit, weit weg: Anstatt mit Hochdruck alternative Antriebe marktreif zu entwickeln und den CO2-Ausstoss der Verbrennungsmotoren drastisch zu reduzieren stehen andere Maximen im Mittelpunkt: - Technologische Entwicklungen im Motorenbau werden nicht umfassend genutzt zur CO2-Reduzierung, sondern zur Leistungssteigerung und PS-Protzerei. - Die Fahrzeuge werden mit immer mehr Energie fressender Elektronik voll gestopft und immer schwerer statt leichter. - Die freiwillige Selbstverpflichtung den CO2-Ausstoss bis 2008 auf 140g/km zu reduzieren, entpuppt sich als leeres Versprechen! Und das Ziel bis 2012 auf 120g CO2/km runter zu kommen. wurde jetzt auch noch ausgehebelt. - Die A-Klasse wurde ursprünglich als 3-LiterAuto angekündigt und ein serienreifes Brennstoffzellenfahrzeug bis 2008. Die Fakten sprechen für sich - In den letzten 100 Jahren ist der CO2Anteil von 280 auf 380ppm sprunghaft angestiegen, die Durchschnittstemperaturen folgen diesem Anstieg (+1°C in 100 Jahren). - 2004 ist der CO2- Ausstoß auf 27,5 Mrd. Tonnen angestiegen, seit 200 Jahren wurden weltweit 1 Billion Tonnen produziert. - Die heißesten 6 Jahre seit Beginn der Messungen 1860 waren: 2005 – 1998 – 2002 – 2003 – 2001 – 1997 - über 50% aller verfügbaren fossilen Brennstoffe sind bereits verbraucht, wird der Rest „verheizt“ ist eine weltweite Klimakatastrophe unausweichlich und wird die Lebensgrundlagen von Millionen zerstören! Der Vortrag und die anschließende Diskussion machten deutlich: Um diese Entwicklung abzubremsen, ist eine Reduzierung des CO 2 Ausstoßes um 90% dringend nötig und technisch auch möglich. Doch für die Automobilvorstände steht nach wie vor die den maximalen Profit versprechende Produktion von Sprit fressenden Luxuskarossen, Sport- und Geländewagen im Mittelpunkt. Krebserregendes Dacromet weiterhin im Einsatz Schon seit dem Jahr 2000 ist bekannt, dass Chrom-VI Verbindungen, wie sie z.B. bei verchromten Schrauben vorkommen, Krebserkrankungen bewirken können. Selbst Handschuhe bieten keinen ausreichenden Schutz. Kleinste Partikel dieses Stoffes können über die Haut oder die Atemluft in die Blutbahn gelangen und somit diese gefährliche Krankheit auslösen. DaimlerChrysler muss nun wegen einer europäischen Gesetzesverordnung diese Schraubverbindungen bei Motoren und Getrieben durch andere Erzeugnisse ersetzen. Allerdings ist Dacromet bei Fahrwerken und in der LKW-Produktion noch bis ins Jahr 2008 zugelassen. In Zuffenhausen werden diese Schrauben immer noch in der Getriebeproduktion eingesetzt. Die Firma begründet dies mit großen Qualitätsschwierigkeiten und Lieferengpässe bei entsprechenden Ersatzprodukten. Nach unseren Recherchen ist dies nicht der Fall. Wird hier wieder mal auf Kosten der 2 Gesundheit unserer Kollegen gespart? Wenn es darum geht Druck auf kranke Kolleginnen und Kollegen aufzubauen, wird gerne die so genannte „Fürsorgepflicht“ der Firma bemüht. Doch wenn es darum geht krebserregende Stoffe schnellstmöglich aus der Fabrik zu verbannen: Fürsorgepflicht? Fehlanzeige! Fritz Patig Betriebsrat Tel. 64117 Der nächste Sommer kommt bestimmt Der Jahrhundert-Sommer 2003, der Jahrhundert-Juli 2006 und die unerträglich hohen Temperaturen in den Hallen sind uns noch gut in Erinnerung. Die Prognosen führender Klimaforscher kommen zu dem Ergebnis, dass wir auf Grund des Treibhauseffekts mit einer weiteren Erwärmung des Klimas und der Zunahme extremer Wettersituationen zu rechnen haben - mit unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Arbeitsplätze in den Hallen. Der extrem heiße Juli war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was uns künftig erwartet. Allein schon deshalb muss die Firma hier für Abhilfe sorgen – oder sollen wir warten bis die ersten wegen Herz-Kreislaufversagen umkippen?! Ganz zu schweigen von den langfristigen Folgen für unsere Gesundheit. Hausgemachte Probleme kommen hinzu Zur globalen Problematik der Klimaerwärmung kommt noch eine ganze Latte hausgemachter Probleme: ● DZG (ehemals GWB) Halle 19, mechanische Fertigung und Kokillenbau: Die Halle aus der Zeit der Maschinenfabrik Esslingen wird den Anforderungen an die heutige NCFertigung nicht mehr gerecht. Die um ein vielfaches höhere Zerspanungsleistung führt zu einem entsprechend hohen Wärmeeintrag und Eintrag von Kühlwasserdämpfen in die Halle. Hinzu kommen leistungsstarke Hydraulikaggregate, Elektromotoren und Schaltschränke, die die Halle hoch heizen. Die Betonplatten auf dem Hallendach strahlen in den Abendstunden wie ein Backofen. Temperaturen von 35°C und mehr sind in den Sommermonaten keine Seltenheit. Absauganlagen sowie Be- und Entlüftung: Fehlanzeige. ● GLZ Halle 7, LOI-Öfen: Auch hier plagen die Kollegen unerträglich hohe Temperaturen und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Die Abwärme der Anlage wird völlig unzureichend nach außen abgeführt, die Be- und Entlüftung ist mehr als mangelhaft. ● Diesel und Benziner Zylinderkopfbearbeitung Halle 2, OG: Obwohl die Halle erst wenige Jahre alt ist, steigen auch hier die Temperaturen viel zu hoch. Offensichtlich wurde beim Bau der Halle am Thema Absaugung, Be- und Entlüftung auf Kosten unserer Gesundheit gespart. In all diesen Fällen besteht Handlungsbedarf, Abhilfe ist dringend erforderlich – und zwar vor dem nächsten Sommer! Erinnert sei an dieser Stelle nochmals an die große Fürsorglichkeit von Werkleiter Stauch: Anfang letzten Jahres steuerte er im Betriebsausschuss ein „Projekt Raumtemperatur max. 18°C“ ein – und dachte dabei wohl an die Heizkosten im Winter. Unser Tipp Herr Stauch: Backen Sie erst mal kleinere Brötchen. Wie wär’s mit einem „Projekt Raumtemperatur max. 28°C“ – und zwar im Sommer! Die Kollegen und ihre Gesundheit werden es Ihnen danken. Thomas Adler Betriebsrat Tel. 60140 Martin Bott Betriebsrat Tel. 67965 Reichtum reicht auch für Rentner Es ist ein großer Unterschied, ob man die Beschneidung der Rente mit Demografie begründet oder ob deutlich wird, dass es sich um einen gesellschaftlichen Konflikt handelt. Wirkliche Sachzwänge muss man akzeptieren. Politische Konflikte kann man austragen und sie für sich entscheiden. In Frankreich, Italien, Griechenland und selbst Österreich haben Gewerkschaften in der Rentenfrage sich gegen Verschlechterungen erfolgreich gewehrt. Rentenpolitik heißt deshalb für uns: Kampf gegen die Rente mit 67. Und deutliche Lohnerhöhungen, gerade im Jahr 2007! Politiker, die von Überalterung und Demographie reden, haben sich längst auf eine beständige Umverteilung von unten nach oben eingestellt. Ein Verteilungskonflikt wird zum scheinbaren Sachzwang, er wird zu einem „biologischen“ Problem erklärt. Wer die alte Verteilungsfrage kaschieren möchte, redet möglichst viel von Demografie, Demografie und nochmals Demografie. (aus einem Beitrag von Michael Schlecht, ver.di Bundesvorstand) 3 Rente mit 67: Gut bezahlte Verräter Der Rente mit 67 haben im Bundestag fast alle Abgeordneten der SPD gemeinsam mit der CDU zugestimmt. Die Gewerkschaften lehnen das gemeinsam mit über 80% der Bevölkerung ab. Diesem Lebenszeit- und Rentenklau zugestimmt haben auch zwei Drittel der SPD-Abgeordneten, die sich vorher als hauptamtliche Gewerkschaftsfunktionäre von unseren Beiträgen bezahlen ließen. Zum Beispiel Walter Riester, früher Vize-Vorsitzender der IGM. Zum Beispiel Jörg Tauss, vorher Sekretär in der IGM-Bezirksleitung. Und zum Beispiel Ute Kumpf, vorher IGM-Bezirksleitung. Besonders an die Stuttgarter Abgeordnete Ute Kumpf erinnert sich vielleicht auch der eine oder andere Leser des SCHEIBENWISCHER: ihr Parteifreund Helmut Lense hat sie immer mal wieder in den Betrieb eingeladen und ihr im Scheibenwischer (auch bezahlt aus Mitgliedsbeiträgen) einen günstigen Werbeplatz geboten. Dass es auch anders geht, zeigte Klaus Ernst, IG Metall-Bevollmächtigter in Schweinfurt und Abgeordneter der Linksfraktion, und erklärte: “Das ist ein Schlag mitten ins Gesicht der Millionen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Während am Freitag Tausende Kolleginnen und Kollegen vor dem Reichstag aus guten Gründen gegen die Erhöhung des Renteneintrittsalters demonstriert haben, stimmten im Plenum Walter Riester, Franz Thönnes, Gerd Andres, Klaus Brandner, Karin Roth, Doris Barnet, Kurt Bodewig, Ute Kumpf, Jörg Tauss, die aus Gewerkschaftsbeiträgen zum Teil bis heute bezahlt werden, diesem Rentenraub zu. Sie haben das, was man einst Arbeiterehre nannte, mit Füßen getreten.“ ………………………………… Veranstaltungshinweis: Konferenz für Vertrauensleute, Betriebsrätinnen und Betriebsräte mit Oskar Lafontaine Mittwoch, 21. März, 17:00 Uhr Stuttgart, Gewerkschaftshaus Willi-Bleicher-Straße 20 Ende einer Welt AG! Mitte Februar kündigte Zetsche die erneute Sanierung bei Chrysler an. Die Zeche zahlen wie immer die Arbeiter und Arbeiterinnen. Nachdem bereits in den Jahren 2002 bis 2005 vom damaligen Chryslerchef Dr. Zetsche 26.000 Arbeitsplätze vernichtet worden waren, steht bis 2009 ein weiterer drastischer Personalabbau von über 13.000 Arbeitsplätzen in den USA und Kanada und die Schließung zweier Werke an. Keine Solidarität aus Deutschland Außer ein paar markigen Sprüchen über Managementfehler hört man von den Interessenvertretern von Daimler wenig. Von Solidarität ist nichts zu spüren. Das war auch nicht zu erwarten: Hat der Betriebsrat mit seiner Scheibenwischermehrheit im Sommer letzten Jahres den Kolleginnen und Kollegen bei Chrysler 400 Arbeitsplätze für die Fertigung von Hinterachsgetrieben weggenommen. Arbeitsplätze, die Chrysler selber dringend gebraucht hätte, wie man heute weiß und was man auch vor einem dreiviertel Jahr schon hätte wissen können. Kaputtsanierer verschläft Entwicklung Vor einem Jahr noch als erfolgreicher Sanierer auch von den Amis gefeiert, führte Zetsche Chrysler im Jahr 2005 mit 1,5 Mrd. € Gewinn wieder in die schwarzen Zahlen. Das machte ihn zum Schremppnachfolger und neuen Vorstandsvorsitzenden. Im Jahr darauf fuhr Chrysler mit über einer Milliarde Euro wieder in die Verlustzone. Beides ist kein Zufall: Mit den Methoden des Dr. Z. – umfangreicher Personalabbau, Streichung von Sozialleistungen und massivem Kostendruck auf die Zulieferer – spart man natürlich zunächst Geld. Was sich kurzfristig als Gewinn bemerkbar macht. Es führt aber nicht dazu, dass die eigenen Autos besser werden oder sich am Markt besser verkaufen lassen. Während japanische Hersteller ihre Marktanteile in den USA stetig steigerten, musste Chrysler seine panzerähnlichen Spritfresser wie Sauerbier anbieten. Nur gegen riesige Rabatte gingen sie noch übern Ladentisch. Zwei Entwicklungen – beide spätestens 2003 absehbar – haben dazu geführt: Zum einen sind auch in den USA die Spritpreise unter dem Druck des Marktes ständig gestiegen. Angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und der damit verbundenen Nachfrage nach Öl war das nicht überraschend. Außer für Dr. Z.? PS-Aufrüstung statt CO2-Abrüstung Zum andern entwickelt sich angesichts der dramatischen Klimaveränderungen auch in den USA zunehmend ein Umweltbewusstsein, das dazu führt, dass die Menschen dort mehr und mehr auf kleinere verbrauchsärmere Fahrzeuge umsteigen. Auch die Politik erkennt langsam, dass es so nicht weitergeht. Umweltvorschriften werden – vor allem in Kalifornien - verschärft. Bei weniger ideologischer Borniertheit wäre auch diese Entwicklung bereits 2003 absehbar gewesen. Doch die Fixierung auf den Shareholdervalue führt dazu, dass nur auf die kurzfristige Gewinnerwartung gestarrt wird. Die langfristigeren Folgen einer solchen Unternehmenspolitik zahlen dann wie gehabt wieder die Beschäftigten. Wachstum löst Probleme nicht Die Probleme bei Chrysler sind nicht nur die Folgen einer schwer verkäufli- chen Modellpalette. Da weltweit große Überkapazitäten bestehen, verlagert das Angebot der „richtigen“ Fahrzeuge die Probleme nur woanders hin. Mehr und sichere Arbeitsplätze gibt es nicht, indem man sich gegenseitig Produkte und Marktanteile abjagt. „Eine Wachstumsstrategie für Chrysler“, wie der GBR sie in seiner Erklärung fordert, ist deshalb mit Vorsicht zu genießen. Denn das Wachstum des einen ist die Schrumpfung des anderen. Die gewaltigen Produktivitätsfortschritte in der Automobilindustrie ziehen zwangsläufig Arbeitsplatzvernichtung und Schließung ganzer Werke nach sich. Das kann nicht in unserem Interesse sein. Um die Überkapazitäten abzubauen, muss deshalb eine Lebens- und Wochenarbeitszeitverkürzung international zum Top-Thema aller Beschäftigten in der Automobil- und Zuliefererindustrie werden. Gehen wir mit gutem Beispiel voran – Solidarität statt Konkurrenz! Georg Rapp alternativeErsatz-Betriebsrat Urlaub 2007, Ärger vorprogrammiert Erklärtes Ziel der Firma ist es Personalkosten zu sparen. Die Werkleitung hat deshalb Anweisung gegeben, mit möglichst wenig Ferienarbeitern zu planen. Der Gießerei-Abteilungsleiter Koppenhöfer (PTU/PSB) übersetzte das gegenüber einem Betriebsratsmitglied dann auch gleich folgendermaßen: “Machen Sie die Augen zu und träumen sie weiter, es kommen keine Ferienarbeiter. Auch wenn ich Ferienarbeiter bekommen würde, ich will Sie gar nicht.“ Schon heute ist also der Krach vorprogrammiert. Klar ist, und so steht es auch in der Betriebsvereinbarung, dass es für Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern in den Sommerferien mindestens 3 Wochen Urlaub gibt. Auch für Mitarbeiter ohne schulpflichtige Kinder ist es möglich, mehr als 3 Wochen Urlaub zu bekommen. Der Meister darf auch keinen Urlaubswunsch zusammenstreichen, sondern muss alles sauber dokumentieren. Strittige Fälle werden dann von Werkleitung und dem Betriebsrat geklärt. 4 Und eines ist auch klar: Ausfallschichten, Zwangsfreischichten und Abordnungen in andere Werke und gleichzeitig Restriktionen beim Urlaub, das passt nicht zusammen. Wenn die Werkleitung einen Großkonflikt vermeiden will, ist sie folglich gut beraten, ausreichend Ferienarbeiter einzustellen und besonders sparwütige Abteilungsleiter zurückzupfeifen. Ausreichend Urlaub, um sich vom Arbeitsstress wirklich erholen zu können, trägt übrigens auch zur Gesunderhaltung bei. Nicht nur immer über den Krankenstand schimpfen, meine Herren Manager, sondern die viel gepriesene Fürsorgepflicht auch mal wirklich annehmen. Solltet Ihr, liebe Kolleginnen und Kollegen Probleme mit der Urlaubsgewährung haben, wendet Euch an die Betriebsräte Eures Vertrauens. André Halfenberg Betriebsrat Tel. 64358