NR31 letzte - Alternative

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NR31 letzte - Alternative
alternative
Für die Kolleginnen und Kollegen im DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim
Nr. 31 März 2007
Unternehmer missbrauchen ERA - Einführung zu Lohnsenkungen:
Widerstand in den Belegschaften wächst
Überall im Land versuchen die
Arbeitgeber mit der Einführung
vom ERA-Tarifvertrag die Einkommen zu senken. Massenhaft zu niedrige Eingruppierungen sind dabei die Regel. Aber
auch der Widerstand der Beschäftigten wächst:
♦ Aktionen im DC Werk Bremen
Mehrere Arbeitsniederlegungen mit
Protestdemos durchs Werksgelände.
Forderung der Bremer: Facharbeiterlohn für alle!! An zwei Tagen
demonstrierten insgesamt 4.000 Kolleginnen und Kollegen zum Krawatten-Silo, um im Personalbüro gemeinsam ihre Reklamationen gegen
die Eingruppierung abzugeben.
Mehrere Stunden Produktionsausfall
waren die Folge. Inzwischen zieren
Aufkleber
„ S t o p p t
Lohnraub“
das ganze
Werk
und
die Personaler sind mit
dem Abkratzen beschäftigt. Die Kollegen meinen: „Dafür gibt‘s aber nur
Entgeltgruppe 1.“
♦ Proteste im DC-Werk Berlin
Über 1.000 Reklamationen, Protestaktionen in und vor dem Betrieb,
erfolgreiche Unterschriftensammlung
in der Belegschaft für eine außerordentliche Betriebsversammlung. Auf
einer IGM-Mitgliederversammlung
wurde Tacheles geredet: Lohnklau
durch ERA – nicht mit uns!
♦ Streik bei DC-EVO-BUS in Ulm
Am 05. März legen 1.800 Busbauer
aus Protest gegen die ERA-Politik
der Firma die Arbeit nieder und gehen nach Hause.
♦ Frühschluss bei John Deere,
Mannheim
Geschäftsleitung will mit ERA 7,5
Millionen Euro Lohnkosten sparen.
Zusätzliche Betriebsversammlungen
in allen Schichten. Am 23. 02. geht
die Frühschicht bei John Deere nach
der Betriebsversammlung um 11.30
Uhr nach Hause.
♦ Protest-Aktionen bei AlstomPower in Mannheim 2-stündige Arbeitsniederlegungen gegen die niedrigen Eingruppierungen.
Entschließung der Großen Tarifkommission für die Metall- und
Elektroindustrie
BadenWürttemberg in Sindelfingen am
06. Dezember 2006. Aus dem
Text:“… Insbesondere weist die IG
Metall alle Versuche seitens der Arbeitgeber und seitens Südwestmetall
zurück, Facharbeit in den Betrieben
systematisch abzuwerten. Die IG
Metall wird betrieblich die Auseinandersetzungen um diese Fragen im
Interesse der Mitglieder und Beschäftigten führen…“
Na denn los! Mit guten Worten allein
lassen sich die Arbeitgeber wohl
kaum von ihren ERA-Sparplänen
abbringen. Wir brauchen Aktionen
gegen den ERA-Lohnklau:
Auf die Dauer hilft nur Power!
Was die Kolleginnen und Kollegen bei Siemens über die
ERA-Sparpläne ihres Arbeitgebers denken, zeigten Sekretärinnen und Teamassistentinnen vor der Hauptverwaltung in Erlangen. Sie protestierten gegen die absolut empörenden Billigeinstufungen.
Nach den vom Unternehmen
vorgelegten
ERAEingruppierungen lägen 87%
von ihnen unter dem bisherigen Tarifniveau. Durchschnittlich sollen sie zukünftig € 660,
in einigen Fällen sogar bis zu
€ 1.500 weniger verdienen.
Wir meinen: Lasst Euch nicht
berauben, sondern wehrt
Euch weiter gegen dieses
Siemens-Lohndumping.
1
DC Werk Untertürkheim:
Auch bei uns im Werk werden Reklamationen von der Firma abgeblockt und ERA als LohnabbauProgramm missbraucht. Für schwere
Gießerei-Maloche zum Beispiel soll
zukünftig viel weniger bezahlt werden. Auch in den Montage- und Fertigungsbereichen, in der Presserei/
Schweißerei, der Logistik und den
Angestelltenbereichen gibt es noch
tausende offener Reklamationen.
Höchste Zeit, auch in Untertürkheim
dem Vorstand die Zähne zu zeigen!
Wann verwandeln wir im Werk Untertürkheim unseren
Zorn in wirkungsvolle
Aktionen gegen Zetsches ERA-Einsparpläne ?
Michael Clauss
Betriebsrat
Tel. 67977
Übrigens: Wer mehr über den
konkreten ERA-Lohnaufbau
wissen will, kann unseren
„ERA-Tarifrechner“ nutzen.
Erhältlich bei den alternative-Betriebsräten.
Leserbrief
Lager Hedelfingen:
Inkompetenz und Mobbing
Im folgenden Bericht werden die Proteste der Arbeitskollegen und Probleme im Lager Hedelfingen publik gemacht, da die Verantwortlichen die
Problematik ignorieren und sich ihrer
Verantwortung entziehen.
Seit im August 2006 Frau Reemts als
neue Verwalterin aus dem Lager Untertürkheim nach Hedelfingen kam,
ist ein friedliches Zusammenarbeiten
nicht mehr möglich. Der zuständige
Teamleiter für das Lager Hedelfingen, Herr Geissler, hat nach der letzten Mitarbeiterbefragung die schlechteste Beurteilung im ganzen Werk 10
bekommen. Die Mehrheit beschuldigte ihn der Inkompetenz in Sachen
Mitarbeiterführung und dass er seiner
Aufgabe nicht gewachsen sei. Das
abgehaltene Seminar, das ihm helfen
sollte, sein Verhalten gegenüber dem
Personal zu verbessern, hat nicht zur
Verbesserung geführt.
Zu seiner Inkompetenz kommt jetzt
noch das Mobbing der Frau Reemts.
Trotz ihrer leitenden Funktion ist sie
nicht in der Lage, Arbeitspläne nach
Prioritäten zu organisieren. Stattdessen versucht sie, ihre Unfähigkeit zu
kaschieren, indem sie beim Teamleiter Geissler behauptet, dass ihre Arbeit von den Mitarbeitern boykottiert
würde. Sie hat es geschafft, in kürzester Zeit ein gespanntes und unerträgliches Arbeitsklima zu schaffen
und damit die gute Arbeitsstruktur
und das Arbeitsklima zerstört. Seither
steigen die Krankenfehlzeiten, was
zur Folge hatte, dass sich der Kundenservice verschlechtert hat.
Niemand möchte mehr etwas mit diesem Duo zu tun haben, selbst Mitarbeiter außerhalb des Lagers. Solche
Vorgesetzte sind vor allem eins:
überflüssig!!
(Verfasser der Redaktion bekannt)
Klimaerwärmung duldet keinen Aufschub
Am 1. März führten wir eine Veranstaltung mit Dr. Dieter Stein über die
Ursachen und Auswirkungen der Klimaveränderungen durch. Der Referent stellte anhand zahlreicher Folien anschaulich dar, dass ein sofortiger radikaler Kurswechsel in der Klimapolitik notwendig ist, wenn wir
den rasanten Temperaturanstieg abbremsen und stoppen wollen.
Doch davon sind die Vorstände der
Automobilindustrie weit, weit weg:
Anstatt mit Hochdruck alternative
Antriebe marktreif zu entwickeln und
den CO2-Ausstoss der Verbrennungsmotoren drastisch zu reduzieren stehen andere Maximen im Mittelpunkt:
- Technologische Entwicklungen im
Motorenbau werden nicht umfassend genutzt zur CO2-Reduzierung,
sondern zur Leistungssteigerung
und PS-Protzerei.
- Die Fahrzeuge werden mit immer
mehr Energie fressender Elektronik
voll gestopft und immer schwerer
statt leichter.
- Die freiwillige Selbstverpflichtung
den CO2-Ausstoss bis 2008 auf
140g/km zu reduzieren, entpuppt
sich als leeres Versprechen! Und
das Ziel bis 2012 auf 120g CO2/km
runter zu kommen. wurde jetzt auch
noch ausgehebelt.
- Die A-Klasse wurde
ursprünglich als 3-LiterAuto angekündigt und
ein serienreifes Brennstoffzellenfahrzeug bis
2008.
Die Fakten sprechen
für sich
- In den letzten 100
Jahren ist der CO2Anteil von 280 auf
380ppm
sprunghaft
angestiegen,
die
Durchschnittstemperaturen folgen diesem
Anstieg (+1°C in 100
Jahren).
- 2004 ist der CO2-
Ausstoß auf 27,5 Mrd. Tonnen angestiegen, seit 200 Jahren wurden
weltweit 1 Billion Tonnen produziert.
- Die heißesten 6 Jahre seit Beginn
der Messungen 1860 waren: 2005 –
1998 – 2002 – 2003 – 2001 – 1997
- über 50% aller verfügbaren fossilen
Brennstoffe sind bereits verbraucht,
wird der Rest „verheizt“ ist eine weltweite Klimakatastrophe unausweichlich und wird die Lebensgrundlagen
von Millionen zerstören!
Der Vortrag und die anschließende
Diskussion machten deutlich: Um
diese Entwicklung abzubremsen, ist
eine Reduzierung des CO 2 Ausstoßes um 90% dringend nötig
und technisch auch möglich. Doch
für die Automobilvorstände steht
nach wie vor die den maximalen
Profit versprechende Produktion von
Sprit fressenden Luxuskarossen,
Sport- und Geländewagen im Mittelpunkt.
Krebserregendes Dacromet weiterhin im Einsatz
Schon seit dem Jahr 2000 ist bekannt, dass Chrom-VI Verbindungen, wie sie z.B. bei verchromten
Schrauben vorkommen, Krebserkrankungen bewirken können. Selbst
Handschuhe bieten keinen ausreichenden Schutz. Kleinste Partikel
dieses Stoffes können über die Haut
oder die Atemluft in die Blutbahn
gelangen und somit diese gefährliche Krankheit auslösen.
DaimlerChrysler muss nun wegen
einer europäischen Gesetzesverordnung diese Schraubverbindungen
bei Motoren und Getrieben durch
andere Erzeugnisse ersetzen. Allerdings ist Dacromet bei Fahrwerken
und in der LKW-Produktion noch bis
ins Jahr 2008 zugelassen.
In Zuffenhausen werden diese
Schrauben immer noch in der Getriebeproduktion eingesetzt. Die Firma begründet dies mit großen Qualitätsschwierigkeiten und Lieferengpässe bei entsprechenden Ersatzprodukten. Nach unseren Recherchen ist dies nicht der Fall.
Wird hier wieder mal auf Kosten der
2
Gesundheit unserer Kollegen gespart? Wenn es darum geht Druck
auf kranke Kolleginnen und Kollegen
aufzubauen, wird gerne die so genannte „Fürsorgepflicht“ der Firma
bemüht. Doch wenn es darum geht
krebserregende Stoffe schnellstmöglich aus der Fabrik zu
verbannen: Fürsorgepflicht? Fehlanzeige!
Fritz Patig
Betriebsrat
Tel. 64117
Der nächste Sommer kommt bestimmt
Der Jahrhundert-Sommer 2003, der Jahrhundert-Juli 2006 und die unerträglich hohen Temperaturen in den Hallen sind uns noch gut in Erinnerung. Die Prognosen führender Klimaforscher kommen zu dem Ergebnis,
dass wir auf Grund des Treibhauseffekts mit einer weiteren Erwärmung
des Klimas und der Zunahme extremer Wettersituationen zu rechnen haben - mit unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Arbeitsplätze in den
Hallen.
Der extrem heiße Juli war nur ein
kleiner Vorgeschmack auf das was
uns künftig erwartet. Allein schon
deshalb muss die Firma hier für Abhilfe sorgen – oder sollen wir warten
bis die ersten wegen Herz-Kreislaufversagen umkippen?! Ganz zu
schweigen von den langfristigen Folgen für unsere Gesundheit.
Hausgemachte Probleme
kommen hinzu
Zur globalen Problematik der Klimaerwärmung kommt noch eine ganze
Latte hausgemachter Probleme:
● DZG (ehemals GWB) Halle 19,
mechanische Fertigung und Kokillenbau:
Die Halle aus der Zeit der Maschinenfabrik Esslingen wird den Anforderungen an die heutige NCFertigung nicht mehr gerecht. Die
um ein vielfaches höhere Zerspanungsleistung führt zu einem entsprechend hohen Wärmeeintrag und
Eintrag von Kühlwasserdämpfen in
die Halle.
Hinzu kommen leistungsstarke Hydraulikaggregate, Elektromotoren und
Schaltschränke, die die Halle hoch
heizen. Die Betonplatten auf dem
Hallendach strahlen in den Abendstunden wie ein Backofen.
Temperaturen von 35°C und mehr
sind in den Sommermonaten keine
Seltenheit. Absauganlagen sowie
Be- und Entlüftung: Fehlanzeige.
● GLZ Halle 7, LOI-Öfen:
Auch hier plagen die Kollegen unerträglich hohe Temperaturen und eine
extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Die
Abwärme der Anlage wird völlig unzureichend nach außen abgeführt,
die Be- und Entlüftung ist mehr als
mangelhaft.
● Diesel und Benziner Zylinderkopfbearbeitung Halle 2, OG:
Obwohl die Halle erst wenige Jahre
alt ist, steigen auch hier die Temperaturen viel zu hoch. Offensichtlich
wurde beim Bau der Halle am Thema Absaugung, Be- und Entlüftung
auf Kosten unserer Gesundheit gespart.
In all diesen Fällen besteht Handlungsbedarf, Abhilfe ist dringend erforderlich – und zwar vor dem
nächsten Sommer!
Erinnert sei an dieser Stelle nochmals an die große Fürsorglichkeit
von Werkleiter Stauch: Anfang letzten Jahres steuerte er im Betriebsausschuss ein „Projekt Raumtemperatur max. 18°C“ ein – und dachte
dabei wohl an die Heizkosten im
Winter.
Unser Tipp Herr Stauch: Backen Sie
erst mal kleinere Brötchen. Wie
wär’s mit einem „Projekt Raumtemperatur max. 28°C“ – und zwar im
Sommer! Die Kollegen und ihre Gesundheit werden es Ihnen danken.
Thomas Adler
Betriebsrat
Tel. 60140
Martin Bott
Betriebsrat
Tel. 67965
Reichtum reicht auch für Rentner
Es ist ein großer Unterschied, ob man
die Beschneidung der Rente mit Demografie begründet oder ob deutlich wird,
dass es sich um einen gesellschaftlichen Konflikt handelt. Wirkliche Sachzwänge muss man akzeptieren. Politische Konflikte kann man austragen und
sie für sich entscheiden.
In Frankreich, Italien, Griechenland und
selbst Österreich haben Gewerkschaften in der Rentenfrage sich gegen Verschlechterungen erfolgreich gewehrt.
Rentenpolitik heißt deshalb für uns:
Kampf gegen die Rente mit 67. Und
deutliche Lohnerhöhungen, gerade im
Jahr 2007!
Politiker, die von Überalterung und Demographie reden, haben sich längst auf
eine beständige Umverteilung von unten nach oben eingestellt. Ein Verteilungskonflikt wird zum scheinbaren
Sachzwang, er wird zu einem
„biologischen“ Problem erklärt. Wer die
alte Verteilungsfrage kaschieren möchte, redet möglichst viel von Demografie,
Demografie und nochmals Demografie.
(aus einem Beitrag von Michael
Schlecht, ver.di Bundesvorstand)
3
Rente mit 67:
Gut bezahlte Verräter
Der Rente mit 67 haben im Bundestag fast alle Abgeordneten der
SPD gemeinsam mit der CDU zugestimmt.
Die Gewerkschaften
lehnen das gemeinsam mit über
80% der Bevölkerung ab.
Diesem Lebenszeit- und Rentenklau zugestimmt haben auch zwei
Drittel der SPD-Abgeordneten, die
sich vorher als hauptamtliche Gewerkschaftsfunktionäre von unseren Beiträgen bezahlen ließen.
Zum Beispiel Walter Riester, früher Vize-Vorsitzender der IGM.
Zum Beispiel Jörg Tauss, vorher
Sekretär in der IGM-Bezirksleitung.
Und zum Beispiel Ute Kumpf, vorher IGM-Bezirksleitung.
Besonders an die Stuttgarter Abgeordnete Ute Kumpf erinnert sich
vielleicht auch der eine oder andere
Leser des SCHEIBENWISCHER:
ihr Parteifreund Helmut Lense hat
sie immer mal wieder in den Betrieb eingeladen und ihr im Scheibenwischer (auch bezahlt aus Mitgliedsbeiträgen) einen günstigen
Werbeplatz geboten.
Dass es auch anders geht, zeigte
Klaus Ernst, IG Metall-Bevollmächtigter in Schweinfurt und Abgeordneter der Linksfraktion, und erklärte:
“Das ist ein Schlag mitten ins
Gesicht der Millionen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Während am Freitag Tausende Kolleginnen und Kollegen vor
dem Reichstag aus guten Gründen gegen die Erhöhung des
Renteneintrittsalters
demonstriert haben, stimmten im Plenum
Walter Riester, Franz Thönnes,
Gerd Andres, Klaus Brandner,
Karin Roth, Doris Barnet, Kurt
Bodewig, Ute Kumpf, Jörg
Tauss, die aus Gewerkschaftsbeiträgen zum Teil bis heute bezahlt werden, diesem Rentenraub
zu. Sie haben das, was man einst
Arbeiterehre nannte, mit Füßen
getreten.“
…………………………………
Veranstaltungshinweis:
Konferenz für Vertrauensleute,
Betriebsrätinnen und Betriebsräte mit Oskar Lafontaine
Mittwoch, 21. März, 17:00 Uhr
Stuttgart, Gewerkschaftshaus
Willi-Bleicher-Straße 20
Ende einer Welt AG!
Mitte Februar kündigte Zetsche die erneute Sanierung bei Chrysler an. Die Zeche zahlen wie immer die Arbeiter
und Arbeiterinnen. Nachdem bereits in den Jahren 2002 bis 2005 vom damaligen Chryslerchef Dr. Zetsche
26.000 Arbeitsplätze vernichtet worden waren, steht bis 2009 ein weiterer drastischer Personalabbau von über
13.000 Arbeitsplätzen in den USA und Kanada und die Schließung zweier Werke an.
Keine Solidarität aus Deutschland
Außer ein paar markigen Sprüchen
über Managementfehler hört man von
den Interessenvertretern von Daimler
wenig. Von Solidarität ist
nichts zu spüren. Das war
auch nicht zu erwarten: Hat
der Betriebsrat mit seiner
Scheibenwischermehrheit im
Sommer letzten Jahres den
Kolleginnen und Kollegen bei
Chrysler 400 Arbeitsplätze für
die Fertigung von Hinterachsgetrieben weggenommen.
Arbeitsplätze, die Chrysler
selber dringend gebraucht
hätte, wie man heute weiß
und was man auch vor einem
dreiviertel Jahr schon hätte
wissen können.
Kaputtsanierer verschläft
Entwicklung
Vor einem Jahr noch als erfolgreicher
Sanierer auch von den Amis gefeiert,
führte Zetsche Chrysler im Jahr 2005
mit 1,5 Mrd. € Gewinn wieder in die
schwarzen Zahlen. Das machte ihn
zum Schremppnachfolger und neuen
Vorstandsvorsitzenden. Im Jahr darauf
fuhr Chrysler mit über einer Milliarde
Euro wieder in die Verlustzone. Beides
ist kein Zufall: Mit den Methoden des
Dr. Z. – umfangreicher Personalabbau, Streichung von Sozialleistungen
und massivem Kostendruck auf die
Zulieferer – spart man natürlich zunächst Geld. Was sich kurzfristig als
Gewinn bemerkbar macht. Es führt
aber nicht dazu, dass die eigenen Autos besser werden oder sich am Markt
besser verkaufen lassen. Während
japanische Hersteller ihre Marktanteile
in den USA stetig steigerten, musste
Chrysler seine panzerähnlichen Spritfresser wie Sauerbier anbieten. Nur
gegen riesige Rabatte gingen sie noch
übern Ladentisch. Zwei Entwicklungen
– beide spätestens 2003 absehbar –
haben dazu geführt: Zum einen sind
auch in den USA die Spritpreise unter
dem Druck des Marktes ständig gestiegen. Angesichts der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und
der damit verbundenen Nachfrage
nach Öl war das nicht überraschend.
Außer für Dr. Z.?
PS-Aufrüstung statt CO2-Abrüstung
Zum andern entwickelt sich angesichts
der dramatischen Klimaveränderungen
auch in den USA zunehmend ein Umweltbewusstsein, das dazu führt, dass
die Menschen dort mehr und mehr auf
kleinere verbrauchsärmere Fahrzeuge
umsteigen. Auch die Politik erkennt
langsam, dass es so nicht weitergeht.
Umweltvorschriften werden – vor allem
in Kalifornien - verschärft. Bei weniger
ideologischer Borniertheit wäre auch
diese Entwicklung bereits 2003 absehbar gewesen. Doch die Fixierung auf
den Shareholdervalue führt dazu, dass
nur auf die kurzfristige Gewinnerwartung gestarrt wird. Die langfristigeren
Folgen einer solchen Unternehmenspolitik zahlen dann wie gehabt wieder
die Beschäftigten.
Wachstum löst Probleme nicht
Die Probleme bei Chrysler sind nicht
nur die Folgen einer schwer verkäufli-
chen Modellpalette. Da weltweit große
Überkapazitäten bestehen, verlagert
das Angebot der „richtigen“ Fahrzeuge
die Probleme nur woanders hin. Mehr
und sichere Arbeitsplätze
gibt es nicht, indem man sich
gegenseitig Produkte und
Marktanteile abjagt. „Eine
Wachstumsstrategie für
Chrysler“, wie der GBR sie in
seiner Erklärung fordert, ist
deshalb mit Vorsicht zu genießen. Denn das Wachstum
des einen ist die Schrumpfung des anderen. Die gewaltigen Produktivitätsfortschritte in der Automobilindustrie
ziehen zwangsläufig Arbeitsplatzvernichtung und Schließung ganzer Werke nach
sich. Das kann nicht in unserem Interesse sein. Um die
Überkapazitäten abzubauen, muss
deshalb eine Lebens- und Wochenarbeitszeitverkürzung international zum
Top-Thema aller Beschäftigten in der
Automobil- und Zuliefererindustrie werden. Gehen wir mit
gutem Beispiel voran –
Solidarität statt Konkurrenz!
Georg Rapp
alternativeErsatz-Betriebsrat
Urlaub 2007, Ärger vorprogrammiert
Erklärtes Ziel der Firma ist es Personalkosten zu sparen. Die Werkleitung hat
deshalb Anweisung gegeben, mit möglichst wenig Ferienarbeitern zu planen.
Der Gießerei-Abteilungsleiter Koppenhöfer (PTU/PSB) übersetzte das gegenüber
einem Betriebsratsmitglied dann auch
gleich folgendermaßen: “Machen Sie die
Augen zu und träumen sie weiter, es
kommen keine Ferienarbeiter. Auch wenn
ich Ferienarbeiter bekommen würde, ich
will Sie gar nicht.“ Schon heute ist also
der Krach vorprogrammiert.
Klar ist, und so steht es auch in der Betriebsvereinbarung, dass es für Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern in den
Sommerferien mindestens 3 Wochen
Urlaub gibt. Auch für Mitarbeiter ohne
schulpflichtige Kinder ist es möglich, mehr
als 3 Wochen Urlaub zu bekommen. Der
Meister darf auch keinen Urlaubswunsch
zusammenstreichen, sondern muss alles
sauber dokumentieren. Strittige Fälle
werden dann von Werkleitung und dem
Betriebsrat geklärt.
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Und eines ist auch klar: Ausfallschichten,
Zwangsfreischichten und Abordnungen in
andere Werke und gleichzeitig Restriktionen beim Urlaub, das passt nicht zusammen. Wenn die Werkleitung einen Großkonflikt vermeiden will, ist sie folglich gut
beraten, ausreichend Ferienarbeiter einzustellen und besonders sparwütige Abteilungsleiter zurückzupfeifen. Ausreichend Urlaub, um sich vom Arbeitsstress
wirklich erholen zu können, trägt übrigens
auch zur Gesunderhaltung bei. Nicht nur
immer über den Krankenstand schimpfen,
meine Herren Manager, sondern die viel
gepriesene Fürsorgepflicht auch mal wirklich annehmen.
Solltet Ihr, liebe Kolleginnen
und Kollegen Probleme mit
der Urlaubsgewährung haben, wendet Euch an die
Betriebsräte Eures Vertrauens.
André Halfenberg
Betriebsrat
Tel. 64358