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Eine Betrachtung über »Ehescheidung- Entlassung- und Wiederheirat« überarbeitet und ergänzt Baldur Gscheidle Juni 2011 INHALT UND VORWORT - LITERATURHINWEISE: I. EHE – ALTES TESTAMENT I .1 GOTT erschafft die Menschen – GOTT stiftet die Ehe I .2 Sündenfall – Der sittliche und sexuelle Niedergang II . GOTTES NOTVERORDNUNG – MÖGLICHKEIT DER ENTLASSUNG II . 1 GOTTES Notverordnung – der Scheidebrief II . 2 Die Tragödie des Sündenfalls – Notverordnung – stellvertretendes Opfer II . 3 Sexuelle Vergehen und Sünden II . 4 Entlassung im Alten Testament – GOTT und Israel: II . 5 GOTT fordert die Entlassung III . III . 1 III . 2 III . 3 III. 4 DER BABYLONISCHE TALMUD Einführung – der Talmud – Jesus – Sein Urteil über die Pharisäer der Talmud – Geschichte und Bedeutung Die Stellung der Frau im talmudischen – pharisäischen Judentum Entlassung – Wiederheirat – Entlassungsgründe bei Frau und Mann: IV. DIE KATHOLISCHEN KIRCHENVÄTER – DER PROTESTANTISMUS IV. 1 Kirchenväter – Glaubenszeugen – Vertreter der Wahrheit? IV. 2 Rechtsauffassung – Katholische Kirche IV. 3 Protestantismus – Die Reformatoren Luther und Calvin, Papst Johannes Paul II. V. ENTLASSUNG UND WIEDERHEIRAT BEI JESUS UND PAULUS V. 1 Jesus und die Auseinandersetzung mit den Pharisäern V. 2 Die Antwort Jesu: V. 3 Der Apostel Paulus zur Frage Entlassung und Wiederheirat bei Gläubigen: V. 4 Zerrüttung aus Glaubensgründen: V. 5 König Herodes und Johannes der Täufer: VI . MYSTISCHES EHEVERSTÄNDNIS IM LAUF DER GESCHICHTE: VII. EINIGE SZENEN AUS DEM LEBEN . SEID BARMHERZIG! VII. 1 Die Realität des Alltags . VII. 2 GOTT gebraucht Sünder zum Bau seines Reiches Literaturhinweise: • Abd al Masih, „Christus in euch“, AG Ost-West Dienste Stuttgart, 2008 • Baltensweiler Heinrich, Die Ehe im Neuen Testament, ZVZ 1967 • Bibel und Gemeinde 4/2007, Dr. theol. Friedhelm Jung • Bräumer Rosemarie und Hansjörg, Scheidung und Wiederheirat, Hänssler Verlag • Das jüdische Leben Jesu - Toldot Jeschu R. Oldenbourg Verlag, Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Band 39. (2003)., • Denker Steffen, Bibel und Gemeinde 1998/4 • Durant Will, Kulturgeschichte der Menschheit. EDITION RENCONTRE LAUSANNE • Eichberger Andreas, Scheitern Verboten. • Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel. • Gassmann Lothar /Herbert Jantzen/Jürgen Kuberski: GESCHIEDEN - und doch Hoffnung. Edition Philemon • Gesenius Wilhelm, Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das AT. • Gießler Albert, Ehescheidung und Wiederheirat - das Wort Gottes gibt die Antwort! • Goldschmidt Lazarus, Der Babylonische Talmud. Biblion Verlag Berlin • Hempelmann Heinzpeter, „Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat“. „Mut zur Ehe“ VLM • Ihli Stefan, Die potestas vicaria des Papstes • Jung Friedhelm, Scheidung und Wiederheirat – was sagt die Bibel? • MacDonald William, Kommentar zum Neuen Testament • Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S.74-75. Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, Verlag Friedrich Pustet • Plock Wilfried, Eine Ehe zur Ehre Gottes, Christlicher Mediendienst CMV • Reutimann Stefan, Ehebund, Scheidung und Wiederheirat www.feg-effretikon.ch/.../EhebundScheidungWiederheirat Stefan Reutimann Rosenberg Alfons, J.FR. Oberlin, Die Bleibstätten der Toten. Turm Verlag Bietigheim. • • • Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht Christlicher Mediendienst Hünfeld e. K. – CMD Schäfer Peter, Jesus im Talmud, Mohr Siebeck Tübingen 2007 • Schweiger Alfred, Ehescheidung und Wiederverheiratung. www.sbg.at/alfred.schweiger/ • Schrenk Elias „Gedanken zum Heiraten“ Berlin, Ernst Röttgers Verlag • Seidler Meir. www.hagalil.com/judentum/talmud/talmud-judentum.htm • Shahak Israel: Jüdische Geschichte, Jüdische Religion. Der Einfluss von 3000 Jahren. Kap. 5. „Gesetze gegen Nichtjuden“. S. 139 ff. Süderbrarup 1999, Lühe Verlag. • Weiland Paul Joseph – 1991: Ein Messias aus Galiläa, Araki Verlag Vorwort Mit meinem Manuskript beabsichtige ich für diejenigen Gläubigen ein Plädoyer halten, deren Ehe wegen Ehebruch eines Partners geschieden wurde. Der Schwerpunkt meiner Betrachtung befasst sich mit der häufig vorgebrachten Forderung nach einem „Verbot der Wiederheirat“ nach einer Ehescheidung, auch für den „unschuldigen Ehepartner, der also selbst die Ehe nicht aktiv gebrochen hat. In manchen Predigten die ich schon über dieses Thema gehört habe, wurde mit geradezu „pharisäischer Spitzfindigkeit“ vorgegangen, um die eigene Meinung zu untermauern, nämlich, auch für den unschuldigen Teil ist eine Wiederheirat auf jeden Fall als Sünde und Ehebruch anzusehen! Dabei wird dann bei der Argumentation gegen eine „neue Ehe“, häufig das Wort Gottes sehr einseitig angewandt und ausgelegt. Es geht dabei jedoch nicht um eigene Meinungen und Ansichten, sondern um das WORT GOTTES. Die Betroffenen werden, wie ich es schon selbst in einer Predigt gehört habe, als potentielle Ehebrecher, die man nicht in den offenen Ehebruch laufen lassen kann, in Anfechtung und Zweifel gestürzt. Vorausschicken möchte ich noch, dass wir, meine Frau und ich seit 1962 verheiratet sind. Wir haben gemeinsam vier Kinder und führen eine glückliche Ehe. Schon von Beginn an war es uns beiden klar, dass wir unsere Ehe vor Gott stellen und miteinander daran arbeiten, dass unser Leben mit Gottes Hilfe gelingt. Seit geraumer Zeit bewegt mich nun aus aktuellem Grund das Thema „Ehescheidung und Wiederheirat“ bei Gläubigen. Dazu gibt es eine Vielzahl von Publikationen und auch unterschiedliche Meinungen, wie bei solchen Fällen verfahren werden soll. Betroffene Menschen werden dabei häufig durch ihre „Seelsorger“ verwirrt und verunsichert. Die öffentliche Schamgrenze, die es früher einmal bei dieser Frage gab, ist eingeebnet worden. Ehescheidung ist in der Gesellschaft heute weitestgehend akzeptiert, werden doch leider immer mehr Ehen geschieden. Die Zahl derer, die ohne Trauschein zusammenleben und sich wieder trennen, ist indes von der Scheidungsstatistik nicht erfasst. Gleichzeitig werden in unserem Land immer weniger Kinder geboren. Es ist bedauerlich, dass dies auch im Bereich der christlichen Gemeinde gilt, wo die von Gott gegebenen Schranken ebenfalls immer häufiger überschritten werden. Während das Problem einer Widerheirat in der Evangelischen Kirche marginalisiert wird, existieren dagegen im Evangelikalen Bereich zahlreiche Publikationen, in denen eine erneute Eheschließung, gerade auch schuldlos Geschiedener, in jedem Fall als Ehebruch verurteilt, oder wenigstens als ein Übel gegen den Willen Gottes bezeichnet wird. Diese Leute werden so gerade noch am unteren Ende der Werteskala in der Gemeinde geduldet. „Die Wiederheirat, so schreibt Heinzpeter Hempelmann, bleibt ein Übel, ein Tun gegen den erklärten und von Jesus eingeschärften Willen. Aber sie ist dann eben das kleinere Übel“. Nach solchen Aussagen können dann unter Umständen die von einem solchen Schicksal betroffenen Männer und Frauen ihre Gemeinde verlassen, was auch in der Tat immer wieder geschieht. Anstatt diesen Menschen Hilfestellung zu geben, werden sie darüber hinaus zu einem erlittenen Ehebruch und dem schmerzlichen Erleben der Scheidung, zu einem Singledasein verurteilt, bis der Ehepartner vielleicht einmal gestorben ist. Betrachtet man die praktischen Auswirkungen einer solchen Vorgehensweise näher, muss leider festgestellt werden, dass dabei die Betroffenen häufig in schwere geistliche und existentielle Konflikte geraten. Zu dem Leid über den Zerbruch der Ehe, ich spreche hier von dem Partner der die Ehe nicht mit einem anderen Menschen gebrochen hat, kommt nun auch oft noch das „Spießrutenlaufen“ in der Gemeinde. Dies alles geht am wahren Kernpunkt und den Auswirkungen im Leben der betroffenen Personen vorbei. Ich habe verschiedene gläubige Männer und Frauen kennen gelernt, denen diese Problematik in ihrem Leben schon viele Tränen, Not und Anfechtung bereitet hat. Diese Fragen haben mich herausgefordert, die Problematik einmal anhand von Gottes Wort durchzuarbeiten. Ich habe die Bibel und die Hintergründe zu den Aussagen des HERRN Jesus, sowie des Apostels Paulus über die „Entlassung“ der Ehefrau und Wiederheirat ebenfalls gründlich untersucht. Dieses „Verbot einer Wiederheirat“ vertritt auch die katholische Papstkirche. Deshalb habe ich auch einige der Lehrentscheidungen der katholischen Kirche mit herangezogen und beleuchtetet. Ebenfalls den „Babylonischen Talmud“, der auch schon zu der Zeit Jesu zu einem Teil vorhanden war. Unser HERR wurde schließlich von den (talmudischen) Pharisäern direkt auf die Entlassung der Frau (aus beliebigem Grund) angesprochen. Beim Studium des Babylonischen Talmud war mir schon vor längerer Zeit bewusst geworden, dass die Auseinandersetzungen unseres Herrn Jesus Christus mit den Pharisäern und Schriftgelehrten tatsächlich nur von diesem talmudischen Hintergrund her zu verstehen sind, so auch die Thematik der Entlassung und Wiederheirat der Frau. Zu der Zeit Jesu herrschte in Israel ein Eheverständnis, das sich von Gottes Geboten und Ordnungen weit entfernt hatte. Ich will nun in meiner Arbeit keineswegs die biblischen und von Gott, Jesus Christus und dem Apostel Paulus gegebenen Weisungen aufweichen und aufgeben, vielmehr möchte ich dem Leser einen Denkanstoß geben, doch einmal den gesamten Fragenkomplex mit den Folgen für die betroffenen und „verunsicherten Glaubensgeschwister“ am Wort GOTTES und anhand dieser Ausführungen zu prüfen. Anmerkung: Die Bibelstellen im Text sind, wenn nicht anders vermerkt, der unrevidierten Elberfelder Bibel 1905 entnommen. I. EHE – IM ALTEN TESTAMENT I.1 GOTT ERSCHAFFT DIE MENSCHEN – GOTT STIFTET DIE EHE GOTTES Schöpfung und die Stiftung der Ehe müssen bestimmt nicht besonders erläutert werden. Das Wissen darüber setze ich voraus. 1Mo 1,27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf ER ihn; und schuf sie als Mann und Weib. 1Mo 1,31 Und Gott sah an alles, was ER gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag. 1Mo 2,18 Und GOTT der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. …1 1Mo 2,21-24 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und ER nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und GOTT der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die ER von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: „Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist“. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. I. 2 SÜNDENFALL – DER SITTLICHE UND SEXUELLE NIEDERGANG: Zwischen 1 Mose 2 und 5 Mose 24 liegt die große Katastrophe und Tragödie des Sündenfalls. Was Gott in seiner Gnade und Liebe dem Menschen an Glück und Freude geschenkt hat, wurde bei diesem schrecklichen Einschnitt unwiderruflich zerstört. Der Mensch wollte sein wie Gott, wissen was gut und böse ist, er wollte aus der Abhängigkeit in die Freiheit. Die Sünde lässt den Menschen die lebenslängliche Zuordnung von Mann und Frau nicht länger als neue unzerreißbare Lebenseinheit, als exklusive Verbindung, als totale Lebens- und Liebesgemeinschaft, als von ihrem Wesen her unauflöslich und als geschützten Ort der sexuellen Gemeinschaft erfahren. Es kommt zur Entfremdung, zu Streit und Hass, Missbrauch, Egoismus, gedanklichem oder vollzogenem Ehebruch und auch zur Entlassung der Frau.2 Dieser Einbruch der Sünde war so umfassend, dass alle Lebensbereiche des Menschen davon betroffen wurden, ja, sogar die ganze Schöpfung leidet unter diesem Fall.3 Die Menschen wurden beim Sündenfall, anstatt die Freiheit zu erfahren, von Gott getrennt, vom geistlichen und körperlichen Tod erfasst. Gottes gute Gaben, wie Sexualität, Essen, Trinken, Musik – kein Bereich des Lebens, der nicht vom Satan zerstört wurde. Wie viel Elend gibt es gerade im engsten menschlichen Bereich der Sexualität, was sich besonders auf Ehe und Familie destruktiv auswirkt. Mann und Frau stehen von nun an unter dem Gesetz und Fluch der Sünde und des Todes.4 Gott gab seinem Volk das Gesetz zum Leben: Bald schon, noch zu Adams Lebzeiten, so lesen wir zum ersten Mal in 1 Mose 4, nahm Lamech, der aus der Kainslinie stammte, zwei Frauen. Adah und Zillah. Er war, so wird berichtet, ein rachsüchtiger Gewaltmensch.5 1 Luther 84. Steffen Denker, Bibelbund 3 Röm 8, 19 ff. 4 Röm 3, 10-12. 1 Mo 3. 5 Lamech 1Mo 4, 24. Nach Brown-Driver-Briggs, Hebrew Lexicon: lemek Lamech = "powerful = stark, kräftig, mächtig . JESUS dagegen fordert uns auf zu vergeben und keine Rache zu üben: 2 Weiter wird in 1 Mose 6 von den „Gottessöhnen“ berichtet, die sich zu Frauen nahmen, welche sie wollten. Im Urtext steht der hebräische Ausdruck „benej Elohim“, den fast alle Bibelübersetzer mit „Gottessöhne“ übersetzen. Elohim bedeutet jedoch nicht nur Gott. „Elohim“ wird im AT auch für andere Götter, Götzen, Menschen, Mächtige, Herrscher und Starke gebraucht. Auch Engel und sogar Totengeister werden in der Bibel mit dem Begriff Elohim beschrieben.6 Manche Bibelausleger sehen diese „benej Elohim“, als gefallene Engel, die sich mit den Menschen vermischten. Sie wurden auch als Nephilim bezeichnet, die zu den adamitischen Frauen eingingen. Oft als "Riesen, Titanen, Tyrannen übersetzt, wörtlich aber bedeutet dies „Gefallene“ oder „Abgefallene“. Diese Nephilim sind keine Nachkommen aus der Verbindung von 1 Mo 6,1.2. Vielleicht bezieht sich der Text auf damalige despotische Herrscher, die sich Städte bauen ließen und den Lebensstil und die Grausamkeit Lamechs nachahmten. Sie fingen an, sich Göttersöhne zu nennen und hatten selbstverständlich Umgang mit dämonischen Mächten.7 Durch den Missbrauch der Sexualität, der guten Gabe GOTTES, wurden die familiären, sozialen und auch kulturellen Verhältnisse grundlegend zersetzt und zerstört. Die Sünde ist mit einer sich rasant ausbreitenden Krebserkrankung zu vergleichen. Die verheerenden Folgen sehen wir heute in unserer Gesellschaft – also nichts Neues unter der Sonne. Dieser ausufernde Frevel veranlasste GOTT später bei Mose in der Gesetzgebung die scharfe Verurteilung dieser verheerenden Auswüchse.8 Das Volk Israel wurde mit dem ägyptischen Götzendienst mit seinen Zaubereien, Sexualpraktiken und Kulten über 4 Jahrhunderte konfrontiert. Nach der Rückkehr ins „Gelobte Land“ kamen sie unter die anstößigen Einflüsse der kanaanitischen Völker, Babylons und Assyriens hinzu. Der HERR aber redete mit Mose und lässt das Volk warnen: 3Mo 18,1-3 Und Jehova redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Ich bin Jehova, euer Gott. Nach dem Tun des Landes Ägypten, in welchem ihr gewohnt habt, sollt ihr nicht tun; und nach dem Tun des Landes Kanaan, wohin ich euch bringe, sollt ihr nicht tun; und in ihren Satzungen sollt ihr nicht wandeln.9 Mt 18,22 Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. 6 1. Sam. 28,13 Und der König sagte zu ihr: Fürchte dich nicht! Nun, was siehst du? Die Frau antwortete Saul: Ich sehe einen Geist (Elohim) aus der Erde heraufsteigen. (andere übersetzen Götter) 7 Nach Karl-Heinz van Heiden 8 3 Mose 18 und 20 9 2Mo 23,24. II. HEIRAT UND ENTLASSUNG DER FRAU IM AT II. 1 GOTTES NOTVERORDNUNG – DER SCHEIDEBRIEF Zwei Texte die sich auf Heirat und Entlassung der Frau beziehen, finden sich im 5. Buch Mose: 5Mo 21,10-14 Wenn du wider deine Feinde zum Kriege ausziehst, und Jehova, dein Gott, sie in deine Hand gibt, und du ihre Gefangenen wegführst, 11 und du siehst unter den Gefangenen ein Weib, schön von Gestalt, und hast Lust zu ihr und nimmst sie dir zum Weibe, 12 so sollst du sie in das Innere deines Hauses führen; und sie soll ihr Haupt scheren und ihre Nägel beschneiden 13 und die Kleider ihrer Gefangenschaft von sich ablegen; und sie soll in deinem Hause bleiben und ihren Vater und ihre Mutter einen Monat lang beweinen; und danach magst du zu ihr eingehen und sie ehelichen, dass sie dein Weib sei. 14Und es soll geschehen, wenn du kein Gefallen mehr an ihr hast, so sollst du sie nach ihrem Wunsche entlassen; {d.h. sie gehen lassen, wohin es ihr beliebt} aber du darfst sie keineswegs um Geld verkaufen; du sollst sie nicht als Sklavin {Eig. gewaltsam} behandeln, darum dass du sie geschwächt (gefügig gemacht, ihr Gewalt angetan) hast. Um die schwerwiegenden Folgen sexueller Vergehen, wodurch ein normales Zusammenleben in einer Ehe nicht mehr erträglich und zumutbar war zu mildern, gab „Gott“ Mose eine „Notverordnung“, von der später JESUS ausdrücklich sagte, dass dies von Anfang an vom Schöpfer so nicht gedacht und geplant war. 5Mo 24,1- 4 Wenn ein Mann ein Weib nimmt und sie ehelicht, und es geschieht, wenn sie keine Gnade in seinen Augen findet, weil er etwas Schamwürdiges an ihr gefunden hat, dass er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn in ihre Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt, 2 und sie geht aus seinem Hause und geht hin und wird das Weib eines anderen Mannes, 3 und der andere Mann hasst sie, und schreibt ihr einen Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entlässt sie aus seinem Hause; oder wenn der andere Mann stirbt, der sie sich zum Weibe genommen hat: 4 so kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiederum nehmen, dass sie sein Weib sei, nachdem sie verunreinigt worden ist. Denn das ist ein Gräuel vor Jehova; und du sollst nicht das Land sündigen machen, welches Jehova, dein Gott, dir als Erbteil gibt. Es fällt auf, GOTT erlaubt an dieser Stelle die Wiederheirat einer sogar „mehrmals Entlassenen“. ER verbietet der Frau keineswegs, eine neue Ehe einzugehen. Sogar eine mehrmalige Heirat mit anderen Partnern ist nicht ausgeschlossen, wenn sie von einem ihrer Männer gehasst (verabscheut) und entlassen wird. Lediglich darf ihr erster Ehemann sie nicht wiederum zur Frau nehmen. Grundlage ist der rechtsgültig verfasste Scheidebrief. Selbstverständlich heiratet dann auch der Mann wieder eine neue Partnerin, er ist dazu sogar verpflichtet. Es machte für einen Israeliten keinen Sinn, seine Frau zu entlassen um dann unverheiratet zu leben. Das drückt auch 5 Mo 24 nicht aus. In den mosaischen Gesetzen wird dem Volk Israel eine große Anzahl von Geboten, gerade was die Sexualität betrifft gegeben, auf deren Übertretung sogar die Todesstrafe steht.10 Dies gilt auch für Ehebruch. Die Möglichkeit einen Scheidebrief auszustellen, ist allerdings „keine normale und allgemeine Rechtsordnung“, die sich Mose eben so mal ersonnen hat, sondern eine barmherzige 10 3. Mose 18, 6ff ; 3 Mo 20 „Notverordnung“ GOTTES, für eine außerhalb der göttlichen Norm liegende Ausnahmesituation. GOTT hat sie ausschließlich „nur für bestimmte Fälle“ gegeben. „Auch dieser Text ist Gottes Wort“! 2Tim 3,16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, Diese „Notverordnung“ milderte im Grunde genommen das grausame Gesetz, wo eine verheiratete Frau, die mit einem anderen Mann Ehebruch beging, zusammen mit dem Ehebrecher gesteinigt werden sollte. Man kann sich die Frage stellen, damals wie heute, wie viele Menschen einer Steinigung zum Opfer gefallen wären. Heute wäre sicher die halbe Bevölkerung Deutschlands hingerichtet, betrachtet man einmal die Statistiken über das Sexualverhalten in unserem Land. 5Mo 22,22 Wenn ein Mann bei einem Weibe liegend gefunden wird, das eines Mannes Eheweib ist, so sollen sie alle beide sterben, der Mann, der bei dem Weibe gelegen hat, und das Weib. Und du sollst das Böse aus Israel hinwegschaffen. 11 Gottes „Notverordnung“ wurde jedoch in der Geschichte des Volkes Israel und später von den talmudischen Pharisäern unzweifelhaft aufs Gröbste missbraucht. Indem sie den Begriff „etwas Schändliches“ nach ihrer eigenen Willkür auf geradezu infame Weise zu Ungunsten der Frau auslegten, annullierten sie GOTTES heiliges Wort. Das war ein klarer Rechtsverstoß gegen die Gebote des HERRN und gegen Seinen Bund mit Israel. Dennoch gibt es bei dieser Notverordnung eine Ausnahme, bei der die Entlassung einer Ehefrau von Gott absolut verboten ist: 5Mo 22,28-29 Wenn ein Mann ein Mädchen findet, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden gefunden: so soll der Mann, der bei ihr gelegen hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben; und sie soll sein Weib sein, darum dass er sie geschwächt hat, er kann sie nicht entlassen alle seine Tage. II. 3 DIE TRAGÖDIE DES SÜNDENFALLS – DAS STELLVERTRETENDE OPFER Diese „Notverordnung“ welche die Ehe betrifft, ist aber dem HERRN sei Dank, nicht die einzige in Seinem Wort.12 Von größter Bedeutung für uns alle ist Seine Notverordnung, die ER schon auf den ersten Seiten der Bibel dargelegt hat. Die geschichtliche Tragödie und die für uns alle sichtbaren Auswirkungen dieser folgenschweren Begebenheit des Sündenfalles, sind für jeden zu erkennen. Dem vollkommenen göttlichen „Heils- und Rettungsplan“ liegt die Realität eines doppelten Todes zugrunde. Seit dem Sündenfall sind alle Menschen von Geburt an geistlich tot! Dieser Tod trat zwar bei dem ersten Menschenpaar nicht sofort erkennbar ein, jedoch wurde schon zu Adams Lebenszeit Abel von seinem Bruder Kain erschlagen und somit der leibliche Tod sichtbar. Eine wichtige Grundwahrheit bezeugt uns die Schrift: Nur durch eine Neu- und Wiedergeburt, durch den Glauben an den Sohn Jesus Christus, den gekreuzigten und vom Tode auferstandenen und wiederkommenden Herrn, wird uns das „neue Leben als Gabe Gottes geschenkt“.13 11 3. Mose 20,10; Siehe auch 4 Mo 21,4-8. Die eherne Schlange 13 Joh.3 12 Wer im Glauben von neuem geboren ist, wie die Schrift sagt, stirbt nur den leiblichen Tod; der vom Geist gezeugte Mensch erleidet keinen zweiten Tod, da der Leben schaffende Geist Gottes der in ihm wohnt, selbst unsterblich ist und den Gläubigen zum Leben führt. Anders die nicht an Jesus Gläubigen. Sie müssen den zweifachen, den leiblichen und ewigen Tod erleiden. Offb 20,6 Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre. Das Wort redet unzweideutig von der herrlichen Hoffnung der Kinder Gottes, dass wenn ER wiederkommt, wie im Thessalonicherbrief ausgeführt, sie zum „Ewigen Leben“ auferstehen werden.14 Das sind klare und unmissverständliche Aussagen, die uns hier im Wort gegeben sind. An dieser Stelle sind wir doch alle dankbar, dass GOTT in seiner Liebe für alle Menschen die Sein Opfer annehmen, diese „Notverordnung“ gegeben hat. ER setzte das stellvertretende Opfer für die Rettung des Menschen ein. Im AT musste ein Tier anstelle des Menschen sterben, dann sandte ER seinen Sohn, als das einmalige und ewig gültige Opfer für die Menschen, die Seine Gnade annehmen. Hier dürfen wir von Herzen dankbar sein und Ihn loben. Diese „Notverordnung“ aus Seiner Barmherzigkeit heraus, nehmen wir doch alle gerne an. II. 4 SEXUELLE VERGEHEN UND SÜNDEN IN ISRAEL Nun steht oben der Text aus 5. Mose 24,1- 4. Sicher hat Mose unter diesen zerrütteten Verhältnissen im Volk gelitten. Auch dort gab es Götzendienst, Ehebruch, Unzucht, Prostitution und ebenfalls alle nur möglichen sexuellen Verirrungen. Recht schnell wurde der Abfall des Volkes offenbar, als die aus der Gefangenschaft in Ägypten Geführten sich das „Goldene Kalb“ machten, um es als ihren Gott anzubeten. Mose stellt fest: „Das Volk war zügellos oder zuchtlos geworden“. Das Gericht kam anschließend über sie! 2Mo 32,25 Und Mose sah das Volk, dass es zügellos war; denn Aaron hatte es zügellos gemacht, zum Gespött unter ihren Widersachern. Wir lesen im ganzen Alten Testament immer wieder davon, wie sich das Volk Israel an Gott versündigte, indem sie alle Gräuel der heidnischen Nationen mit denen sie in Berührung kamen, aufnahmen und praktizierten. Man darf aber hier nicht einfach den Heiden die Schuld geben. Die von GOTT trennende Sünde hat jeder Mensch seit dem Sündenfall im eigenen Herzen. In 3. Mose 18 und 3 Mo 20 wird dieser ganze Sündenkatalog von Ehebruch bis hin zu Inzest,15 (kultische) Prostitution, Homosexualität, Verkehr mit Tieren usw. aufgelistet. Das ist heute leider auch in unserer Gesellschaft Praxis und für Gott ein Gräuel! GOTTES Heiligkeit wird hier aufs gröbste missachtet und ruft seinen Zorn hervor. Diese sexuellen Praktiken wurden schon damals in allen Kulturen und Kulten der alten Welt gepflegt, so auch in Kanaan. Der gesamte Götzendienst war tatsächlich nichts anderes als ein orgiastischer Fruchtbarkeits- und Sexualkult. Die Anbetung dieser Götzen war immer mit den widerlichsten Ausschweifungen verbunden. Bei diesen falschen Göttern gab es keine 14 1. Thess 4 Inzest (Blutschande) bezeichnet den Geschlechtsverkehr zwischen nahen Verwandten. Alle Kulturen der Menschheit kennen ein Inzesttabu 15 einschränkenden Tabus in der Sexualität.16 Bekannt sind die Geschehnisse in Sodom und Gomorrha und bei Bileam. Um das Volk Israel vor Schaden und diesen lasterhaften Zuchtlosigkeiten zu bewahren, gab Gott Seine Gebote – nicht um den Menschen einzuschränken und zu strafen – sondern zu seinem eigenen Wohl und Schutz. Dessen ungeachtet, wurden alle diese Gebote vom Volk Israel übertreten. Beim Propheten Hesekiel findet sich ebenfalls ein Hinweis auf die damaligen abscheulichen Gebräuche in Israel. Das war die so genannte „Heilige Hochzeit“, die in vielen Religionen und Kulturen zuhause war und sich bis in unsere Tage hinübergerettet hat. 17 Hes 8,13-14 Und ER sprach zu mir: Du sollst noch weiter große Gräuel sehen, die sie verüben. Und er brachte mich an den Eingang des Tores des Hauses Jehovas, das gegen Norden ist; und siehe, dort saßen die Weiber, welche den Tammuz beweinten. Wer ist dieser Tammuz? Tammuz oder Dumuzi war der Gott der Fruchtbarkeit. Sein Fest wurde schon vor 5000 Jahren zwischen Euphrat und Tigris im Frühling gefeiert. In dieser Region mit den damals mächtigen Städten herrschte Inanna in Uruk als Göttin, Königin und Hohepriesterin ihres Tempels. Tammuz, ihr Bruder, wurde bei der Jagd von einem wilden Eber getötet, seine Schwester Inanna folgt ihm in die Unterwelt. Auch auf der Erde stirbt alles Leben. Inanna erwirkte die Rückkehr ihres Bruders Tammuz zur Erde. Alle beweinten diesen toten Gott und warteten auf seine Auferstehung. Man feierte die Auferstehung des Tammuz und seine Vereinigung mit Inanna, seiner Schwester. Nun beginnt die Erde wieder zu blühen, das Leben ist zurückgekehrt. … Es »vereinigten sich die Ehefrauen nicht nur mit ihren Ehemännern, sondern sie hatten die Freie Wahl der Liebe, das ihnen von den Männern zugestandene Recht, mit und bei dem Mann zu schlafen den sie begehrten. Es wird berichtet, dass die Festteilnehmer sich verkleideten. Männer hüllten sich in Frauenkleidung und Frauen, kleideten sich in Männertracht. Das hob die Fesseln der Scham auf. Und nun waren alle Ausschweifungen erlaubt. Von hier aus gesehen werden die Gebote Gottes zur Sexualität – auch die Kleiderfrage, die heute noch immer in manchen Kreisen ein fast ehernes Gesetz ist, verständlich. 18 /19 5Mo 22,5 Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel. Noch heute ist „Tammuz“ in Israel, als Monatsname im jüdischen Kalender vertreten. Er hat seine Ursprünge in den Monatsnamen des alten Babylonien, die während der babylonischen Gefangenschaft zwischen 586 v. Chr. und 536 v. Chr. von den Juden übernommen wurden. Viele Kommentatoren und Ausleger beziehen nun den Ausdruck „etwas Schändliches oder Anstößiges“ auf Sünden im geschlechtlichen Bereich.20 Im Urtext steht hier das hebräische Wort „ärwah, ‛ervâh“ (Strong Nr. H 6172) und hat zusammen mit den verwandten Wörtern folgende Bedeutungen: Blöße, Bloßstellung, die Scham aufdecken, Hässlichkeit, Ausschweifung, Schande, Schmach, Schändlichkeit, Anstößigkeit. Übertragen bedeutet es auch „von der göttlichen und sittlichen Norm abweichend“.21 Etwas Schändliches war auch, wenn es sich bei der Hochzeit herausstellte, dass eine Verlobte keine Jungfrau mehr 16 3 Mo 20, 10-21/5 Mo 27, 20-23 Tantrismus und Buddhismus 18 Auszüge http://gerd-a-braun.de/VenuskultAuszug.doc. 19 http://muenchen.neue-akropolis.de/index.php?option=com_content&task=view&id=314&Itemid=53 20 5Mo 22,28-29 21 Siehe auch Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel. Nummern 6294; 6298; 6299. 17 Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. Wilhelm Gesenius. war. Sie musste nach dem Gesetz gesteinigt werden.22 Wie die moralischen Zustände im Volk Israel in Wahrheit aussahen, beschreibt GOTTES Wort schonungslos: Jer 5,7-9 Weshalb sollte ich dir vergeben? Deine Söhne haben mich verlassen und schwören bei Nichtgöttern. Obwohl ich sie schwören ließ, haben sie Ehebruch getrieben und laufen scharenweise ins Hurenhaus. Wie wohlgenährte Pferde schweifen sie umher; sie wiehern ein jeder nach seines Nächsten Weibe. Sollte ich solches nicht heimsuchen? spricht Jehova; oder sollte an einer Nation, wie diese, meine Seele sich nicht rächen? Jer 23,1 Denn das Land ist voll von Ehebrechern; denn das Land trauert wegen des Fluches, die Auen der Steppe verdorren, und ihr Lauf ist böse, und ihre Macht ist Unrecht. In diesen Schriftstellen wird aber das Gericht GOTTES angekündigt. So sagt es auch der Hebräerbrief: Ehebrecher und Unzüchtige wird GOTT richten.23 22 23 5 Mo 22,13 ff. Hebr 13,4 III. DER BABYLONISCHE TALMUD:24 III. 1 DER TALMUD – EINFÜHRUNG – GESCHICHTE UND BEDEUTUNG Dieser Abschnitt über den „Babylonischen Talmud“ ist etwas ausführlicher dargestellt. Einmal um den Charakter dieses Werkes „in Etwa“ zu begreifen, zum anderen soll auch verständlich werden, warum und wie sich JESUS mit den Pharisäern und Schriftgelehrten auseinandergesetzt hat. Der Talmud lag zu der Zeit JESU noch nicht vollständig in schriftlicher Form vor. Er hat jedoch die Gesetze des pharisäischen Judentums seit dem Entstehen des Talmuds zwischen dem 5.ten Jahrhundert vor Christus bis zum 5.ten Jahrhundert nach Christus bis in unsere Tage hinein tief geprägt. Der Talmud, wörtlich »die Belehrung«, ist das grundlegende Werk der jüdischen Religion, das biblische Grundsätze in ihrer Auslegung, in den Erörterungen der Schriftgelehrten wiedergibt. Der Talmud hält mündliche Ausführungen, Fragen und Antworten, Streitpunkte wie Rätsel fest und gibt ihnen verbindliche Gestalt. Der Talmud enthält zwei Werke: die Mischna aus Palästina, die kanonische Sammlung jüdischer Gesetze, und die Gemara, die Diskussionen über diese Gesetze, die in Babylonien geführt und aufgezeichnet wurden. Nach diesem Ort heißt das Werk „Babylonischer Talmud“ (gegenüber dem kleineren Palästinischen oder Jerusalemer Talmud). Der Babylonische Talmud ist das verbindliche Werk für das Studium der Heiligen Schrift. Die erste deutschsprachige Auflage nach Lazarus 25 Goldschmidt erschien zwischen 1929 und 1936 im Jüdischen Verlag Berlin. Laut traditioneller jüdischer Überlieferung erhielt Israel über Mose jedoch nicht nur diese Schriften (die schriftliche Tora), sondern auch deren mündlich überlieferte Ausdeutung, den Talmud, der den Schlüssel für das Verständnis der schriftlichen Tora liefere. Diese wurde von den Propheten (Neviim) und den weiteren Lehrern des Volkes mündlich überliefert. Unter Rabbi Jehuda ha-Nassi wurde das in einzelnen Sammlungen erhaltene, aber kaum überschaubare Material in ein System von 6 Ordnungen gebracht. Diese erste schriftliche Fixierung der Mündlichen Tora wurde zum Standardkanon, der in seinem Bestand nicht ergänzt, 26 wohl aber kommentiert wurde. Das Herz der jüdischen Eigenart und das Wesen des jüdischen Volkes liegen in einem Werk verborgen, das als Talmud bekannt ist. Der Talmud ist der Kern des 27 Judentums. Verständnis des Talmud ist Verständnis des Judentums. Der Talmud ist das Ergebnis der Denkarbeit rund eines Jahrtausends. Die mündlichen Überlieferungen entstanden im 6. Jahrhundert v. Chr., als die Juden in der Babylonischen Gefangenschaft waren. Aus diesem Umfeld sind auch viele der talmudischen Lehren beeinflusst. Um diese Lehren vor dem Untergang zu bewahren, begann um das Jahr 450 n. Chr. ein Rabbiner namens Judas mit der Aufzeichnung, die er Mischna nannte. Beendet wurde diese Arbeit um das Jahr 28 500 n. Chr. 24 DER BABYLONISCHE TALMUD. Übersetzung Lazarus Goldschmidt. Jüdischer Verlag Suhrkamp, Frankfurt/Main. – Goldschmidt - in den weiteren Fußnoten kurz als BT. angeführt. 25 http://www.judentum.org/talmud/babylonischer-talmud.htm 26 http://de.wikipedia.org/wiki/Tora 27 Meir Seidler. www.hagalil.com/judentum/talmud/talmud-judentum.htm 28 Ein Messias aus Galiläa: Was Christen nicht wissen- aber sollten. Paul Joseph Weiland - 1991 Eine Passage aus dem Geleitwort des Übersetzers des Babylonischen Talmuds, Lazarus Goldschmidt: "Nicht ein Corpus juris sollte es sein, kein Leitfaden des kanonischen und bürgerlichen Rechtes, wie einst Tora und Mischna, ein Stenogramm vielmehr, das die gesamte Disputation des Lehrhauses getreulich registriert, wie die Worte aus des Meisters Munde geflossen. Kein System, keine Methode: ein Durcheinander von Lehren und Belehrungen, Sprüchen und Sentenzen, Schnurren und 29 Anekdoten. Neben einer haarspaltigen Deduktion eine Fabel, eine harmlose Zote an eine Rechtsfrage anschließend. Scholastische Hermeneutik und metaphysische Spekulation durcheinander, gemengt der historische Bericht mit der Himmelskunde. Wie die Materie, so auch die Sprache: ein Gewirr verschiedener 30 Zungen, ein Jargon ohne Zügel." Die„Universal Jewish Encyclopedia“ führt aus: Die jüdische Religion so wie sie sich heute darstellt, geht auf eine über Jahrhunderte lange ununterbrochene Herkunftslinie bis auf die Pharisäer zurück. Ihre Leitgedanken und Methoden fanden ihren Ausdruck in einer Literatur von enormen Ausmaßen, davon auch heute noch immer viel existiert. Der Talmud ist das größte und wichtigste Einzelteil dieser Literatur …und das Studium davon ist unentbehrlich für das rechte 31 Verständnis des Pharisäertums. Der Babylonische Talmud wie er in der deutschen Übersetzung von Lazarus Goldschmidt vorliegt, ist ein Sammelwerk von 12 Bänden und umfasst 9550 Seiten. Das Werk enthält 63 Traktate (Bücher) und nimmt langatmig und haarspalterisch Stellung zu allen nur möglichen und unmöglichen erdachten Lebenssituationen. Im Talmud finden sich unter anderem neben Weisheiten auch krasser Aberglaube, Okkultismus, Dämonologie, Götzendienst, der Gebrauch von Amuletten, Kinderopfer, Totenbeschwörung, Zauberei, Inzest und obszöne Phantasien, dazu Abgötterei und unmenschliche Grausamkeiten. In den nach dem Tode unseres HERRN dem Talmud hinzugefügten Passagen, finden sich Flüche 32 und Lügen über Jesus Christus und Seine Nachfolger. III. 2 DER TALMUD – JESUS – SEIN URTEIL ÜBER DIE PHARISÄER Es finden sich eine große Anzahl an Bibelstellen im NT, die Sein Verhältnis zu ihnen und ihren Lehrsätzen veranschaulichen. JESUS demaskiert sie und hält ihnen ihr falsches und heuchlerisches Leben und Denken vor Augen. SEIN Urteil über sie ist geradezu vernichtend. ER prangert in aller Schärfe an, dass sie die Schriften, das heißt die mosaischen Gesetze, ins Gegenteil verkehren und sogar aufheben. So konstruierten sie die talmudischen Vorschriften mit zahlreichen Ausnahmeregeln, um auf irgendeine Weise die klaren und eindeutigen Gebote Gottes dennoch straflos umgehen zu können. Hier ein Beispiel: Sabbath 83b: Rabbi Abadboj ben Ami fragte: Wie verhält es sich mit einem Götzen kleiner als eine Olive? … Ein solcher ist nicht geringer als die Fliege, der Schutzgott 29 Deduktion = Ableitung von Aussagen mithilfe logischer Schlussregeln aus anderen, allgemeineren Aussagen Aus Vorwort des BT von Lazarus Goldschmidt, Band I, Seite IX 31 THE UNIVERSAL JEWISH ENCYCLOPEDIA VOL. VIII Pharisees Page 474 32 1Thes 2,14-15. Israel Shahak: Jüdische Geschichte, Jüdische Religion. Der Einfluss von 3000 Jahren. Kap. 5, „Gesetze gegen Nichtjuden“. S. 139 ff. Süderbrarup 1999, Lühe Verlag,. Das jüdische Leben Jesu - Toldot Jeschu R. Oldenbourg Verlag Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Band 39. (2003). Peter Schäfer, Jesus im Talmud. 30 von Ekron. (Baal- Sebub) Dies lehrt, dass ein jeder das Abbild seiner Gottheit fertigte und sie in die Tasche tat, und sobald er ihrer erwähnte, nahm er sie aus der Tasche und liebkoste und küsste sie. …Es wird gelehrt: einem Götzen kleiner als eine Olive haftet überhaupt keine Unreinheit an … ebenso ist der Götze nur in 33 Olivengröße verunreinigend. Mt 5,20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Mt 23,3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen's zwar, tun's aber nicht. Mehrfach findet sich im babylonischen Talmud die Aussage: Berakhoth 19b: Groß ist die Ehre des Menschen, dass sie sogar ein Gebot der Tora verdrängt. … Rabbi b. Saba bezog dies vor R. Kahana auf das Verbot: du 34 sollst nicht abweichen … Du sollst nicht abweichen ist ja aus der Tora. … wo aber die Ehre zu berücksichtigen ist, ist es erlaubt. Komm und höre, du darfst dich 35 ihrer (der Gebote) entziehen. Diese Haltung rügt auch Jesus: Mt 15,8- 9 »Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind. «36 Die Tora hat uns Mose anbefohlen zum Erbbesitze für die Gemeinde Jakobs, die 37 uns Mose als Erbteil gegeben hat" (Sukka 42a ) und ohne die "weder Himmel 38 noch Erde Bestand haben" (Pesahim 68b ). Das ist die entscheidende Maxime für alle Gegenwartsbewältigungen und alle Zukunftserwartungen. Damit ist gegeben, dass die Rabbinen wichtiger sind als die Propheten. Ihre Aussagen sind die aktualisierte Tora, deren Worte sogar wichtiger sind als die originalen Worte der 39 Tora: "Die Worte der Schriftgelehrten sind wichtiger als die Worte der Tora". Im Mittelalter war der Talmud anstelle der Heiligen Schrift die Seele des 40 Judentums; nun trat die Kabbala an seine Stelle. Die mündliche Lehre (der Talmud), die den überwiegenden Teil des jüdischen Rechts ausmacht und eigentlich für dieses wichtiger als die Tora ist, ist in der schriftlichen Lehre (der Tora) verankert. Aufhebung einer Toranorm: Die Lehre Moses (die Tora) hatte nicht immer in der Geschichte den extrem sakralen Stellenwert, den sie in späteren 41 Jahrhunderten erlangte. 33 Sabbath 83b. BT. Bd. I, S. 683 5 Mose 17, 8-12, hier sind die Anordnungen der levitischen Richter und Priester gemeint, keinesfalls lesen wir in diesem Text, dass die Gebote der Tora außer Kraft gesetzt werden dürfen. 35 Berakhoth 19b, BT Bd. I, S. 84/85; ebenso Erubin 41b BT Bd. II, S. 126 36 Luther 84 37 Sukka 42a, BT Bd. II, S. 518 38 Pesahim 68b, BT Bd. III, S. 371 39 http://religion.orf.at/projekt03/religionen/judentum/fachartikel/re_ju_fa_landmessias4-96.htm 40 Will Durant, Band 24, S. 389 ff. 41 Aus Einführung in das Jüdische Recht. http://www.juedisches-recht.de/studium-einfuehrung.htm 34 Die Pharisäer vertraten wie JESUS in Mt 23,3 betont, zwei verschiedene Lehren. Zum einen predigten sie in der Synagoge die Lehren der Tora. Dort wurde regelmäßig aus den Schriftrollen ein Abschnitt für die versammelte Gemeinde am Sabbat vorgelesen und 42 ausgelegt. Für sich selbst handelten sie jedoch nach den überlieferten Lehrsätzen des „Babylonischen Talmud“, die – wie noch dargestellt wird, mit den göttlichen Lehren der Tora nicht in Einklang stehen. JESUS sagt den Menschen: Mt 23,3 Alles nun, was sie euch sagen, (die Pharisäer) das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen's zwar, tun's aber nicht. Mt 23,13 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hinein wollen, lasst ihr nicht hineingehen. Anzumerken ist aber, dass es unter den Pharisäern sehr wohl auch redliche und rechtschaffene Menschen gab, die Jesus offen und ehrlich begegneten, wie wir z.B. in Joh 3 von Nikodemus lesen. Durch die Kenntnis der talmudisch- pharisäischen Gesetze werden die Aussagen unseres HERRN JESUS CHRISTUS zum Thema „Entlassung der Ehefrau und Wiederheirat“ für den Leser gewiss leichter durchschaubar. Auch Paulus schreibt an die Adresse der Juden gerichtet: Röm 2,22 Du sprichst, man solle nicht ehebrechen, und du brichst die Ehe? Du verabscheust die Götzen, und beraubst ihre Tempel? 42 Lukas 4, 16 ff. III. 4 ENTLASSUNG – WIEDERHEIRAT – ENTLASSUNGSGRÜNDE IM TALMUD: Die Entlassung der Ehefrau war ja die große Frage der Pharisäer in Mt 5 und Mt 19. Der Talmud stellt die Frauen außerhalb des öffentlichen religiösen Lebens, verbietet, sie in der Religion zu unterrichten und lässt sie ohne religiöse Vorschriften, indem er sie auf Familie und Haus anweist. Das war noch Fakt im Jahre 1847. 43 Für die Entlassung musste ein Scheidebrief, (Scheidungsurkunde, hebr. Get) geschrieben werden.44 Dieser muss von Anfang bis Ende speziell für eine bestimmte Frau zum Zweck dieser Scheidung geschrieben werden. Der Scheidungsakt besteht in einer Willenserklärung des Ehemannes, die urkundlich in einem Scheidebrief unter Einhaltung bestimmter Formen niedergelegt sein muss, und in der Übergabe dieses Scheidebriefes an die Ehefrau. Der Ehefrau steht ein Recht auf Scheidung ursprünglich nicht zu; es bedurfte zur Scheidung durch den Ehemann nicht einmal ihrer Zustimmung; erst durch die Verordnung der Rabbinerversammlung in Worms 1040 n. Chr., wurde auf Veranlassung von R. Gerschom die Einwilligung der Ehefrau zur Scheidung verlangt.45 Der wesentliche Text des Scheidebriefes lautet nach dem Talmud, Traktat Gittin 85b, „Von der Ehescheidung“ wie folgt: Gittin 85b: Du bist nun jedermann erlaubt. R. Jehuda sagt, (man schreibe) auch: dies diene dir von mir als Trennungsschrift, Entlassungsbrief und Scheidungsurkunde, um zu gehen, und jedermann nach Belieben zu heiraten. Der wesentliche Text des Freilassungsbriefes ist: du bist nun ein Freier, du gehörst nun dir selber.46 Nedarim 5b: Du bist nun jedem Menschen erlaubt. R. Jehuda sagt: Man schreibe noch zu: Dies diene dir von mir als Scheidungsschrift und Entlassungsbrief." 47 Rabbi Sammaj lässt nun als Entlassungsgrund ausschließlich Ehebruch gelten; Rabbi Hillel dagegen, hält die Scheidung für ein freies, unbegrenztes Recht des Ehemannes, der davon selbst bei unbedeutenden Vorkommnissen häuslichen Unfriedens Gebrauch machen kann. Gittin 90a-b: Die Schule Sammajs sagt, man dürfe sich von seiner Frau nur dann scheiden, wen man an ihr etwas Schändliches gefunden hat, denn es heißt: denn er fand an ihr etwas Schändliches; die Schule Hillels sagt, selbst wenn sie ihm die Suppe versalzen hat, denn es heißt: denn er fand an ihr etwas Schändliches; Rabbi Akiba sagt, selbst wenn er eine andere schönere als sie findet, denn es heißt: wenn sie keine Gunst in seinen Augen findet.48/49 43 Ergänzungsblätter zu allen Converationslexiken. Nr. 81, vom 13. Januar 1847, Seite 454; erwähnt auf einer Rabbinerversammlung im Juli 1846 in Breslau. 44 s. 5 Mo 24,1-4 45 Diese ist spätestens seit den Erlassen des R. Gerschom aus Worms auf der Rabbinerkonferenz um 1040 eingeführt. 46 Gittin 85b. BT. Bd. VI, S. 480 47 Nedarim 5b. BT. Bd. V, S. 378 48 5 Mo 24,1 Gittin 90ab BT. Bd. VI, S. 499-501. Rabbi Akiba war ein Talmudweiser des ersten Jahrhunderts, auf den Moses angeblich eifersüchtig war. Er starb um 135 A.D. Akiba ben Josef wurde um das Jahr 50 n. Chr. Kethuboth 77a: Folgende zwinge man, (ihre Frau) zu entlassen: Den Grindbehafteten, den Polypenbehafteten, den Sammler … usw. was heißt polypenbehaftet? Rabbi Jehuda erwiderte im Namen Semuels: Mit üblem Nasengeruch behaftet. Es wurde gelehrt: Mit üblem Mundgeruche. … Was heißt Sammler? R. Jehuda erwiderte: Der Hundekot sammelt – und den Gerber.50 Jabmuth 63b: Raba sagte: Es ist Gebot, ein böses Weib fortzujagen, denn es heißt (Spr 22, 10): Jage den Spötter fort, so geht auch der Zank weg und Streit und Schimpf hören auf. Ein böses Weib ist wie ein Tag des Unwetters. Einem bösen Weib mit großer Morgengabe (Mitgift) setze man eine Nebenbuhlerin zur Seite.51 Kethuboth 72a: Folgende sind ohne Morgengabe 52 zu entlassen: Die das Mosaische Gesetz und die jüdische Sitte (Mores) übertritt. Das Mosaische Gesetz übertreten heißt, wenn sie ihm zu essen gibt, was nicht verzehntet ist, sich als Menstruierende begatten lässt, die Teighebe 53 nicht absondert, oder gelobt und nicht hält. Jüdische Sitte übertreten heißt: wenn sie mit entblößtem Haupte ausgeht, auf der Straße spinnt, oder wenn sie sich mit jedem Menschen unterhält. R. Tryphon sagt: Auch die Schreierin. Wer heißt Schreierin? Wenn sie zu Hause spricht und die Nachbarinnen ihre Stimme hören. 54 Es war also somit möglich, die Frau ohne jegliche wirtschaftliche Versorgung und Absicherung mit ein paar konstruierten Gründen wegzuschicken. Welches Elend kam auf diese Frauen zu. Prostitution, eheähnliche Lebensgemeinschaften mit wechselnden Partnern waren sicher für manche die tragischen Folgen, wenn sie sich nicht wieder verheiraten konnten. Im Traktat Gittin werden auf vielen Seiten die Modalitäten wie ein Scheidungsbrief geschrieben und übergeben werden muss, dass er rechtskräftig wird, breit diskutiert und aufgelistet. Nur eines der vielen spitzfindigen Beispiele: Gittin 79a: Wenn sie auf der Spitze des Daches gestanden hat und er ihr den Scheidebrief zugeworfen hat, so ist sie, sobald er den Luftraum des Daches erreicht hat geschieden; wenn er oben und sie unten gestanden hat, und er ihr ihn zugeworfen hat, so ist sie, sobald er aus dem Gebiet des Daches gekommen, auch wenn er verwischt oder verbrannt worden ist, geschieden.55 Wie in den meisten antiken Kulturen wird auch im Talmud ausschließlich der Ehebruch auf Seiten der Ehefrau verurteilt und bestraft, nicht aber auf Seiten des Mannes; denn der Ehebruch ist begrifflich im jüdischen Recht nur mit einer geboren. Als gesichert kann gelten, dass er gegen Ende des jüdischen Bar-Kochbar-Aufstandes gegen die Römer, etwa 135 n. Chr., den Märtyrertod erlitten hat. 49 Etwas Schändliches konnte bereits der Verdacht einer Untreue der Frau sein. Sota 1a. BT. Bd. VI, S. 3 ff. 50 Kethuboth 77a. BT. Bd. V, S. 246-47 und folgende. Anmerkung 204: Der Hundekot wurde zum Gerben von Fellen verwendet. 51 Jabmuth 63b. BT. Bd. IV, S. 533-34 52 Das in die Ehe eingebrachte Heiratsgut. Die Frau stand dann mittellos da. 53 Gesetz des Maimonides Nr. 273. Ihr sollt einen Teil vom Teig für die Priester zur Seite stellen. Nach 4Mo 15,20: Als Erstling eures Teigs sollt ihr einen Kuchen als Opfergabe darbringen. Wie die Opfergabe von der Tenne. 54 Kethuboth 72a. BT. Bd. V, S. 232 (Zitat gekürzt). 55 Gittin 79a. BT. Bd. VI, S. 455 verheirateten Frau oder mit einer Jungfrau nach ihrer Antrauung möglich, während dem verheirateten Manne der Verkehr mit einer andern unverheirateten Frau (Nichtjüdin) nicht untersagt ist, da die Mehrehe, also die Polygamie für den Mann zugelassen ist. Nach R. Gerschom wird von den aschkenasischen 56 Juden eine polygame Ehe nur in Ausnahmefällen bei entsprechender Zustimmung von 100 Rabbinern eingegangen. Die sephardischen 57 Juden behielten das alte Recht weiter bei; die Polygamie ist bei ihnen auch heute noch rechtlich zugelassen.58 Ehebruch stellte die Verletzung von Rechten des Ehemannes durch den Ehebrecher dar, ein Ehebruch durch den Ehemann war juristisch ohne Bedeutung. Eine Mehrehe des Mannes war erlaubt. Scheidung war nur durch einseitige Erklärung des Mannes möglich. Viel später wurde dies durch einen Scheidungsbrief für die Frau ergänzt, damit sie sich nicht bei einer späteren Heirat des Ehebruchs verdächtig machen konnte.59 In einer Abhandlung über jüdisches Recht ist zu lesen: Die Strafe für Ehebruch kann nur dann zur Anwendung kommen, wenn die Ehebrecherin (no-efet) und der Ehebrecher (no-ef) auf frischer Tat ertappt werden und dies durch zwei Zeugen festgestellt wird. Hingegen ist der Ehemann berechtigt, sich scheiden und die Frau ihrer güterrechtlichen Ansprüche gemäß ihrer Kethubah (Hochzeitsgut, Mitgift) verlustig erklären zu lassen (Sota 23b60), wenn nur ein begründeter Verdacht des Ehebruchs vorliegt. In vorsinaitischer Zeit mag schon bei bloßem Unzuchtsverdacht die Anwendung der Todesstrafe üblich gewesen sein (1 Mo 38, 24). Eine Heirat zwischen einer wegen Ehebruch geschiedenen Frau mit dem Ehebrecher ist unstatthaf (Sota 27b61); dem jüdischen Recht ist auch der in modernen Rechten hierfür vorgesehene Dispens fremd. Zur eigentlichen Verurteilung wegen Ehebruch dürfte es nur selten gekommen sein, da es zumeist wohl an den unerlässlichen Zeugen fehlte. Der Ehebruch wird an beiden beteiligten Ehebrechern mit dem Tode (3Mo. 20, 10 und 5 Mo 22, 22), und zwar im Allgemeinen mit Erdrosselung (Sanhedrin 10a.62) bestraft; der Ehebruch der Verlobten (d.h. angetrauten Jungfrau, (na-ara betula me-orassa) wird mit der strengeren Strafart, der Steinigung, gesühnt, weil die Verlobte noch nicht unter der Obhut ihres künftigen Ehemannes steht und daher eines besonderen Schutzes bedarf, der in dieser verschärften Strafandrohung zum Ausdruck kommt. 63 Für die der Hurerei überführte Priestertochter ist die Verbrennung 56 Die Aschkenasim , deren Vorfahren in Deutschland oder Frankreich lebten, bevor sie nach Osteuropa und teilweise später in die USA auswanderten,. 57 Sephardim , deren Vorfahren auf der iberischen Halbinsel (Spanien , Portugal ) lebten, die orientalischen Juden (Misrachim), die im Nahen Osten und in Nordafrika lebten, aber auch nach Mittel- und Südasien wanderten (orientalische Juden werden oft auch als sephardisch bezeichnet, da ihre Traditionen weitgehend übereinstimmen) 58 Einehe: Diese ist spätestens seit den Erlassen des R. Gerschom aus Worms auf der Rabbinerkonferenz um 1040 die einzig geltende Norm. http://juedisches-recht.org 59 http://www.juedisches-recht.de/studium-hausarbeit-rechtsverfassungen.htm#_Toc520015269 60 Sota 23b-24a. BT. Bd. VI, S. 85 61 Sota 27b. BT. Bd. VI, S. 94-95 62 Sanhedrin 10a. BT. Bd. VIII, S. 495 ff. 63 5 Mo. 22, 24; Sanhedrin 53-55. BT. Bd. XIII, S.674-684 (In diesem Abschnitt werden noch weitere sexuelle vergehen aufgeführt). vorgesehen. 64 (3 Mo. 21, 9; vgl. auch 1 Mo. 37, 24). Der Schreiber bezieht sich hier auf die Tora und den Talmud. So ist die die Anklage der Ehebrecherin durch die Pharisäer in Johannes 8 nur ein Vorwand, um Jesus in eine verfängliche Lage zu bringen. Im Talmud finden sich viele Ausnahme- oder Dispensationsmöglichkeiten65, um irgendeine verbotene Handlung dennoch straffrei ausführen zu können. Diese Ausnahmemöglichkeiten demonstrieren folgende Talmudstellen: Hulin 109b: Jalta (die Frau Nahmans) sprach zu Rabbi Nahman: Merke, der Allbarmherzige hat für alles, was er uns verboten hat, entsprechendes erlaubt: er erlaubte uns die Leber, anstelle des verbotenen Blutes, das Blut der Reinheit 66 anstelle der Menstruation, den Talg des Wildes, anstelle des Talges vom Vieh, das Gehirn des Sibutha anstelle des Schweines … die Geschiedene bei Lebzeiten ihres Ehemannes, anstelle einer verheirateten Frau, die Bruderswitwe, anstelle der Schwester des Bruders, die schöne Gefangene, anstelle der der Nichtjüdin. …67 So ist es verständlich, dass Jesus dieses Volk als „ehebrecherisches Geschlecht“ bezeichnete. Mt 12,39 … ER aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als nur das Zeichen Jonas', des Propheten. Mk 8,38 Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn ER kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. 64 http://juedisches-recht.org Befreiung von einer Vorschrift 66 Anmerkung 156: Verkehr mit der Frau während der Reinheitstage nach der Geburt; die Menstruation gilt dann als aufgehoben, selbst wenn sie Blutfluss bemerkt. Verdreht nach 3 Mo 12,4 67 Hulin 109b. BT. Bd. XI, S. 333-334. Nach Qiddushin 41a, Anmerkung 4, Sibutha, Name eines Fisches, vom Geschmack des Schweines; wahrscheinlich der Stör, der von den alten Schriftstellern „Porcus marinus“= Meerschwein, genannt wird. 65 III. 3 Talmud: DIE PFLICHT ZUR WIEDERHEIRAT NACH EINER SCHEIDUNG Auch nach einer erfolgten Entlassung und Scheidung von der Ehefrau, durfte ein Israelit nicht ohne Frau bleiben. Die Ehe war im alten Israel kein Selbstzweck. Es ging nicht in erster Linie darum, ein glückliches und ausgefülltes Geschlechts- und Eheleben zu führen, sondern vielmehr war es wichtig, Kinder und Nachkommen zu zeugen. Wir lesen im AT, welche große Bedeutung es auch für die Patriarchen hatte, dass ihnen Kinder, insbesondere Söhne geboren wurden. Aus dieser Geburtenfolge heraus, wurde auch unser HERR Jesus geboren. Nicht umsonst wird der Stammbaum Jesu so ausführlich im NT dargestellt. Heirat und Fortpflanzung waren in Israel religiöses Gebot und tief im Denken des Volkes verankert. Ohne Nachkommen zu sein, war eine große Belastung, ja eine Schande für die Frau und eine existentielle Tragödie für das betroffene Ehepaar. Das bezeugt uns die Schrift wie z. B. im AT bei Abraham und Sara, Elkana und Hanna, sowie im NT bei Zacharias und Elisabeth. Im Talmud ist festgelegt: „Wenn jemand die Fortpflanzung nicht übt, so ist es ebenso, als würde er Blut vergießen“. 68 Ein unverheirateter Mann gilt nur als halber Mensch, denn die Bibel gibt kund: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei (1 Mo 2,18) und „seid fruchtbar und vermehrt euch!" (1 Mo 1, 28). Jabmuth 63a: Ein Mensch der keine Frau hat ist kein Mensch, denn es heißt: Mann und Weib erschuf er sie und nannte ihren Namen Mensch.69 Die Mischna sagt in Jabmuth 61b: Niemand unterlasse die Fortpflanzung. … Das Zusammenleben mit einer Frau darf er nicht unterlassen. … Auch wer viele Kinder hat, darf nicht ohne Frau sein, denn es heißt: Es ist nicht gut dass der Mensch allein sei. Wer keine Kinder hat, nehme eine zeugungsfähige Frau, wer Kinder hat nehme auch eine zeugungsfähige Frau.70 Jabmuth 62b: „Wer keine Frau hat, lebt ohne Freude, ohne Glück, und ohne Segen. 71 Jabmuth, 63b: Sobald ein Mensch eine Frau genommen hat, sind seine Sünden zu Ende, denn es heißt: wer ein Weib gefunden, hat gutes gefunden und findet Beifall beim Herrn. Rabba sagt: Es ist Gebot, ein böses Weib fortzujagen (sie zu entlassen), denn es heißt: jage den Spötter fort, so geht der Zank weg und Streit und Schimpf hören auf. (Prediger 22,10) Ein böses Weib ist ein Aussatz für seinen Mann. Was mache man? Man jage es fort und man ist von seinem Aussatz geheilt.72 68 Jabmuth 63b BT Bd. IV, S.536 Jabmuth 63a BT Bd. IV, S.531 70 Jabmuth 61b BT Bd. IV, S. 526 Auszüge 71 Jabmuth 62b BT Bd. IV, S. 530 72 Jabmuth BT Bd. IV, S. 533/535 Auszüge 69 Jabmuth 64a: Wenn jemand eine Frau genommen hat und er zehn Jahre beisammen war, ohne dass sie geboren hat, so darf er es nicht länger unterlassen. (Er muss eine andere heiraten). Hat er sich von ihr geschieden, so darf ein anderer sie heiraten, und auch der andere darf mit ihr zehn Jahre beisammen sein.73 Die Schlussfolgerung daraus: Kein jüdischer Mann darf mithin unverheiratet bleiben! Im Judentum geht es dabei vordergründig jedoch nicht allein um das Glück und Wohlbefinden im menschlichen und ehelichen Zusammenleben. Dahinter befindet sich noch ein wichtiger Aspekt mit einer weittragenden Bedeutung. Es geht um das „Kommen des Messias“ aus dem Samen Davids. Im Talmud ist der Gedanke verankert, dass sich in der „jenseitigen Welt“ der „Guph“ oder „Guf“, das ist ein abgeschlossener Raum, eine „Schatzkammer“ befindet. Der „Guph“ ist in der himmlischen Dimension, im „Aravot“, das ist ein Bereich, in dem sich der Thron Gottes und die Seelen der noch nicht geborenen Menschen befinden. Die Seelen kommen erst aus diesem Raum, wenn sie gezeugt und als Kinder geboren werden. Der Talmud beruft sich dabei auf Jes 57, 15-16; Jes 45,18. Solange nicht alle Seelen durch Zeugung und Geburt in diese Welt hineingeboren sind, kann der „Sohn Davids“ nicht erscheinen. Die „Welt, die im Kommen ist", kann nicht anbrechen. Dazu wurde gelehrt, dass die Göttlichkeit von Israel weicht, wenn auch nur „einer“ zur Vollzahl fehlt. Jabmuth 62a: Rabbi Asis lehrte: der Sohn Davids kommt erst dann, wenn keine Seele mehr im Guph ist, denn es heißt: der Geist wird vor mir eingehüllt und die Seelen sind von mir geschaffen. 74 Deshalb ist es für den gläubigen Israeliten wichtig, dass die Fortpflanzung ausgeübt wird. Jabmuth 64a: Die Rabbanen lehrten: (nach 4 Mo 10,34+36) Und wenn sie sich niederließ, (die Wolke die vor dem Volk herzog) sprach er: kehre wieder o Herr, zu den Myriaden und Tausenden Jisraels. Dies lehrt, dass die Göttlichkeit auf nicht weniger als zwei Tausend und zwei Myriaden Jisraeliten ruht. Wenn nur einer von zweitausend und zwei Myriaden Jisraeliten fehlt, und jemand die Fortpflanzung nicht übt, so verursacht er, dass die Göttlichkeit von Jisrael weicht. … Er verdient den Tod. … Er verursacht, dass die Göttlichkeit von Jisrael weicht. 75 Von weiterer Bedeutung ist eine „mystische Vorstellung“ im Talmud und der Kabbala. Hier wird „Gottes Geist“ als „Shekhinah“ bezeichnet, das ist die „weibliche Seite Gottes“. Shekhinah ist die göttliche Gegenwart des Heiligen Geistes. Sie ist die Herrlichkeit Gottes, die Wolke, die der Welt innewohnende Göttlichkeit. Gott ist dabei androgyn,76 das heißt, YHWH hat eine „männliche und eine weibliche“ Seite. Beim ehelichen Verkehr, der Vereinigung von Mann und Frau, soll dies die Wiedervereinigung des androgynen „Adam Kadmon“77 mit seinem weiblichen Gegenbild, der „Shekhinah“ fördern. Diese Vereinigung symbolisiert die kosmische Wiedervereinigung, und wird letztlich durch die sexuelle Vereinigung der Gottheit mit seinem weiblichen Gegenüber, der Shekhinah, erreicht. Die Kabbalistische Lehre drückt aus, dass die richtige Ausführung 73 Jabmuth 64a. BT. Bd. IV, S. 536 Jabmuth 62a, BT Bd. IV, S. 529/Jabmuth 63b, S. 535 75 Jabmuth 64a, BT Bd. IV, S. 536 76 androgyn, sowohl männlich als auch weiblich 77 Adam- Kadmon, der Ur- Adam 74 des meditativen Geschlechtsverkehrs eines Ehepaares den Tempel wieder erneuert. Der Geschlechtsverkehr, die Vereinigung auf der Erde, symbolisiert im Geist die himmlische Vereinigung, und die Verwandlung für die Arbeit Gottes in dieser Welt. Somit wird auch diese Vereinigung als heilige, sakrale Handlung, als Gottesdienst angesehen. Reb Zalman sagt: Im traditionellen Judentum geht es bei der Sexualität darum, Gott mit einzubeziehen. "Vergesst Gott nicht dabei!" sagt er, wenn er seine BarMizwa-Schüler über Sexualität unterrichtet. Die sexuelle Vereinigung ist Mizwa, das Erfüllen eines göttlichen Gebotes, und muss so einfühlsam und respektvoll ausgeführt werden wie jede andere Handlung im Gottesdienst. Er schreibt: "Wenn ein Mann seiner Frau in Heiligkeit anhängt, manifestiert sich die göttliche Gegenwart. Im Mysterium von Mann und Frau ist Gott. Gott sollte nicht nur im Liebesakt präsent sein, sondern die sexuelle Vereinigung an sich wird als ein Mittel zum Erreichen von Transzendenz gesehen78, wobei die Vereinigung von Mann und Frau – Yichud genannt, die himmlische, kosmische Verschmelzung – das Ziel der Kabbala symbolisiert. 79 III. 3 DIE STELLUNG DER FRAU IM TALMUDISCH – PHARISÄISCHEN JUDENTUM 80 Ein ganzer Abschnitt des Talmud mit Hunderten von Seiten, befasst sich mit Fragen welche die Frauen betreffen. Der Traktat Gittin handelt speziell von den Scheidebriefen. Im Talmud werden häufig schamlos und weitschweifig alle nur möglichen Situationen über geschlechtliche Angelegenheiten dargestellt, erörtert und diskutiert. Was erlaubt und verboten ist, wo und wie man Ausnahmeregeln findet, die eine Übertretung der biblischen Gebote erlauben. Diese Regeln finden sich im Talmud zuhauf, so dass was Gott absolut verboten hat, doch noch durch eine spitzfindige Ausnahmeregelung erlaubt wird. Darüber hinaus existieren im gesamten Talmud nur wenige Traktate, in denen sich nicht zwischen anderen Abhandlungen eingefügt, Verordnungen über Frauen und Sexualität erwähnt werden. Anschließend einige Talmudzitate zum Thema Frauen und Mädchen: Sabbath 152a: Es wird gelehrt: „Die Frau ist ein Schlauch voll Unrat“. …81 Sota 20a: R. Eliezer sagte: Wer seine Tochter die Tora lehrt, lehrt sie Ausschweifung. R. Jehoshua sagte: Einer Frau ist ein Kab82 und Ausschweifung lieber, als neun Kab und Enthaltsamkeit. Er pflegte zu sagen: Ein dummer Frömmling, ein listiger Bösewicht, eine pharisäische Frau und die Schläge der Pharisäer, das sind diejenigen, die die Welt zugrunde richten.83 Die Frau ist Eigentum des Mannes, er kann mit ihr machen was er will. Sanhedrin 71a: Was die Frau besitzt, gehört dem Ehemann.84 Nedarim 20b: über die Beiwohnung: … die Weisen sagten: …vielmehr könne jeder mit seiner Frau machen, was ihm beliebt. Dies ist ebenso, als wenn man Fleisch vom Schlächter holt; will man es mit Salz essen, esse man es so, wenn 78 Transzendenz (lateinisch transcendere - überschreiten) bezeichnet die Bereiche des Denkens, das Übersinnliche, das Jenseitige. 79 Sexualität und Spiritualität im Judentum. Interview mit Rabbi Zalman Schachter-Shalomi von Amy Edelstein 80 Weiterführende Literatur: Will Durant, Kulturgeschichte der Menschheit Bd.11, S.11-146. Die Juden im Mittelalter. EDITION RENCONTRE LAUSANNE 81 Sabbath 152a. BT. Bd. I, S. 924. Text gekürzt, der volle Text ist zu obszön. 82 Kab, Hohlmaß - ca. 1,2 l 83 Sota 20b, BT. Bd. VI, S. 73. Der Traktat Sota behandelt die „des Ehebruchs verdächtige Frau“. 84 84 Sanhedrin 71a. BT.. Bd. VIII. S. 746 gebraten, so esse man so, wenn gekocht, so esse man es so, wenn gesotten, esse man es so. Oder ebenso, als ob man einen Fisch vom Fänger holt. 85 Nidda 44b, 45a Ein drei Jahre altes Mädchen kann durch Beiwohnung angetraut werden – so Rabbi Meir; … Ist sie drei Jahre alt oder auch nur zwei Jahre und einen Tag, so kann sie durch Beiwohnung angetraut werden – so Rabbi Meir. … Unter diesem Alter ist es ebenso, als wenn man einen Finger an das Auge legt. Sie fragten: Geht die Jungfernschaft und kommt wieder, oder wird sie erst nach drei Jahren zerstört? … Unter diesem Alter ist es ebenso, als wenn man einen Finger an das Auge legt, sollte er doch lehren: unter diesem Alter ist es nichts – wie das Auge tränt und wieder tränt, ebenso geht die Jungfernschaft und kommt wieder.86 (Ebenso Kethuboth 6a,87 9a,88 Jabmuth 57b,89 60a90, Qiddushin 10a91). Aboda zara 37a: Ein nichtjüdisches Mädchen mit drei Jahren und einem Tag ist zum Beischlaf geeignet.92 85 Nedarim 20b. BT. Bd. V, S. 406-7. Das bezog sich auch auf die Art der ehelichen Beiwohnung. Nidda 44b, 45a BT Bd. XII, S: 491-91 87 Kethuboth 6a, BT Bd, V, S.13-14 88 Kethuboth 9a, BT Bd, V, S. 23 89 Jabmuth 57b, BT Bd IV, S. 512 90 Jabmuth 60a, BT Bd. IV. S.520 91 Qiddushin 10a, BT Bd. VI. S. 532 92 Aboda zara 37a, BT Bd. IX, S. 546 86 V. ENTLASSUNG – SCHEIDUNG UND WIEDERHEIRAT BEI JESUS UND PAULUS V. 1 JESUS UND DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEN PHARISÄERN In den vorhergehenden Abschnitten wurde deutlich, wie mit dem Thema Sexualität, Ehe und Entlassung/Ehescheidung im talmudischen Pharisäertum umgegangen wurde. Diese Sichtweise und Praxis im jüdischen Alltag mit all ihren Folgen kannte Jesus aus eigener Anschauung. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich das Kapitel 23 des Matthäusevangeliums ansieht. Er sah den ganzen Jammer des Volkes und besonders auch das Elend vieler der betroffenen Frauen. Er durchbrach immer wieder bewusst die unzähligen verkrusteten und menschenverachtenden Gebote der talmudischen Pharisäer und Schriftgelehrten. Deshalb zog ER auch den tödlichen Hass dieser Leute auf sich. Wir können an vielen Stellen lesen, wie sie IHM immer wieder nach dem Leben trachteten und ER schließlich am Kreuz hingerichtet wurde. Mk 6,34 Und Jesus ging heraus und sah das große Volk; und es jammerte ihn derselben; denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben; In den Kapiteln 5 und 19 des Matthäusevangeliums werden wir nun insbesondere mit der Frage der Pharisäer „Entlassung aus „irgendeinem beliebigen Grund“ und der Wiederheirat“ konfrontiert. Den Hintergrund dazu finden wir in den folgenden Texten: Mt 19,3 Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist's erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem (aus jedem beliebigen) Grund seine Frau entlässt? Es ging in diesem Vers zuerst einmal ausschließlich um die Anfrage der Pharisäer. Sie waren an der Frage nach einer Entlassung bei Ehebruch überhaupt nicht interessiert, das war keinesfalls ein Problem für sie. Es war ihnen als eine Selbstverständlichkeit bekannt, dass eine Entlassung wegen Ehebruch sowohl nach der Tora wie auch nach den talmudischpharisäischen Gesetzen erlaubt, beziehungsweise sogar geboten war. Ihre Fangfrage an IHN war die Erlaubnis zur „Entlassung aus irgendeinem beliebigen Grund“. Diese „beliebigen“ Gründe sind im Abschnitt „Scheidungsgründe im Talmud“ ausführlich dargelegt. Jesus antwortet weder mit "Ja" (etwa im Sinn der Schule Hillels) noch mit "Nein." ER verweist vielmehr auf den ursprünglichen Plan Gottes, nachdem Mann und Frau sich für ihre Ehe von ihrem Elternhaus loslösen, aneinander hängen und eine neue Einheit, "ein Fleisch" werden. Diese Einheit soll der Mensch nicht auflösen.93 Die Pharisäer wollten IHN offensichtlich nach talmudischer Art und Weise in eine spitzfindige Diskussion verwickeln, ähnlich, wie dies im Talmud tausendfach zu lesen ist. Mit ihrer Fragestellung wollten sie JESUS auf hinterlistige Weise eine Falle stellen. Wahrscheinlich wollten sie auch die Ansichten der anderen talmudischen Schulen gegeneinander ausspielen. ER ging jedoch mit keinem Wort auf ihre Frage nach der „Beliebigkeit einer Entlassung“ ein, sondern ER rückte die im Volk Israel übliche Scheidungspraxis der Pharisäer nach der „göttlichen Rechtsordnung“ zurecht. Die Pharisäer erwähnten dabei bewusst nur die halbe Wahrheit der damaligen pervertierten Scheidungspraxis. Sie redeten lediglich vom Scheidebrief, welchen jedoch nur ein Mann ausstellen konnte. Dahinter steckte aber für sie der Freibrief, anschließend eine neue Ehe 93 Steffen Denker, Bibelbund eingehen zu können, die sicher schon vorher klug geplant war. Ein Jude war ja verpflichtet, nicht unverheiratet zu bleiben. V. 2 DIE ANTWORT JESU: Jesus zeigte ihnen, was Ehe vor GOTT in Wahrheit bedeutet, und hielt ihnen einen Spiegel für ihr Verhalten vor. Schon in Mt 5,20 greift ER, ähnlich wie Johannes der Täufer, die Pharisäer und Juden an. 94 ER weist darauf hin, dass sie selbst alle zur Kategorie der Ehebrecher gehören. Mt 5,20 Denn ICH sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Mt 5,27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Mt 5,28 ICH aber sage euch, dass jeder, der ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Mt 5,31-32 Es ist aber gesagt: Wer irgend sein Weib entlassen wird, gebe ihr einen Scheidebrief. ICH aber sage euch: Wer irgend sein Weib entlassen wird, außer auf Grund von Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht; und wer irgend eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.95 Eine willkürliche Entlassung lässt in jedem Fall schuldig werden: „der macht, dass sie die Ehe bricht“ könnte auch mit „er macht, dass die Ehe mit ihr gebrochen wird“ übersetzt werden.96 Die Formulierung JESU mit der Ausnahmeregelung in Vers 32, ist gebräuchliche jüdische Terminologie; sie findet sich im Talmud an ungezählten Stellen. Das war die Sprache des talmudischen Pharisäertums. An diese Adresse richtete ER Seine Worte – die Pharisäer waren schließlich die Fragesteller. Die Parallelstelle dazu findet sich in den folgenden Versen: Mt 19,3-9 Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist's erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet? ER aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach 1. Mose 2,24: »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein«? So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! Da fragten sie: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen? ER sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euere Frauen, eures Herzens Härte wegen zu entlassen; von Anfang an aber ist's nicht so gewesen. ICH aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Ehebruch, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe. 94 Mt 3. unrevidierte Elberfelder. Hurerei, Unzucht, Ehebruch, alle sexuellen Sünden, griechisch porneia 96 Ehescheidung und Wiederverheiratung, Alfred Schweiger 95 Die Parallelstellen in den anderen Evangelien: Mk 10,2-6 Und es traten Pharisäer herzu und fragten ihn: Ist es einem Manne erlaubt, sein Weib zu entlassen? indem sie ihn versuchten. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Was hat euch Moses geboten? Sie aber sagten: Moses hat gestattet, einen Scheidebrief zu schreiben und zu entlassen. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Wegen eurer {Eig. in Hinsicht auf eure} Herzenshärtigkeit hat er euch dieses Gebot geschrieben; von Anfang der Schöpfung aber schuf Gott sie, Mann und Weib. Mk 10,11-12 Wer irgend sein Weib entlassen und eine andere heiraten wird, begeht Ehebruch gegen sie. Und wenn ein Weib ihren Mann entlassen und einen anderen heiraten wird, so begeht sie Ehebruch. Lk 16,18 Jeder, der sein Weib entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; und jeder, der die von einem Manne Entlassene heiratet, begeht Ehebruch. Dass die Parallelstellen in Markus 10 und Lukas 16 den Zusatz „es sei denn wegen Ehebruchs“ nicht enthalten, ist jedoch kein Argument gegen Mt 5 und Mt 19. Diese beiden Stellen bestätigen zwei Mal die Ausnahmesituation. Markus und Lukas heben dadurch Matthäus nicht auf! Zwei Zeugen sind hier ausreichend. Es ist nicht statthaft, diese Bibelstellen gegeneinander auszuspielen. Es gibt genügend Stellen in den Evangelien, die sich nicht zu 100% gleichlautend decken, einfach weil hier auch verschiedene Schwerpunkte gesetzt sind. Die Pharisäer gingen jedoch mit keinem Wort auf den Hinweis JESU in den Versen Mt 19,4-6 ein, dass nämlich die Ehe als eine verbindliche Gemeinschaft von GOTT eingesetzt war. In Vers 7 legten sie jedoch hartnäckig nochmals nach, sie führten jetzt nach dem Talmud die Tora und Mose ins Feld: Mt 19,7-8 Sie sagen zu ihm: Warum hat denn Moses geboten, einen Scheidebrief zu geben und [sie] zu entlassen? Er spricht zu ihnen: Moses hat wegen eurer Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure Weiber zu entlassen; von Anfang aber ist es nicht also gewesen. Sie betrachteten das Wort des Moses schon mehr als eine allgemeine Aufforderung, während dies JESUS nur als eine gerade noch erlaubte Möglichkeit in Sonderfällen ausweist. JESUS wies darauf hin: Mt 5,28 ICH aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. An dieser Stelle gibt Jesus ganz klare Anweisungen zu diesem Thema und zeigt den Pharisäern und allen Menschen, dass keiner in dieser Frage ohne Schuld vor Gott ist. Dasselbe findet seine Entsprechung bei der Ehebrecherin in Johannes Kapitel 8. Auch bei dieser Begebenheit müssen Pharisäer und Älteste beschämt den Platz verlassen. JESUS befreit diese Frau von ihrer Schuld und schenkt ihr einen neuen Anfang. Mt 5,28 ist kein neues Gesetz das Jesus hier aufstellt. Das sind lediglich zwei Gebote Gottes aus dem AT zusammengefasst und auf die Situation passend umgeformt: 3Mo 18,20 Du sollst auch nicht bei der Frau deines Nächsten liegen, dass du an ihr nicht unrein werdest. 5Mo 5,21 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weibes. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist. Also auch im AT warnt der HERR allein schon vor dem Begehren. Dies waren ernste Worte des allmächtigen GOTTES. Dass diese Entlassungspraxis im Volk damals üblich und verankert war, zeigt auch das verunsicherte Verhalten der Jünger. Mt 19,10 Seine Jünger sagen zu ihm: Wenn die Sache des Mannes mit dem Weibe also steht, so ist es nicht ratsam zu heiraten. A. Schweiger schreibt: Das ist von der damaligen – und leider auch von der heutigen Scheidungspraxis her leicht verständlich: Sie werden, was sie betrifft, zu unbedingter Treue verpflichtet. Sie dürfen sich nicht von sich aus scheiden und jemanden anderen heiraten! Aber zu künftiger Ehelosigkeit zu verpflichten, nur weil der Partner nicht mehr treu sein will, kann aus den Worten Jesu nicht herausgelesen werden.97 Unbedingt sollte aber beachtet werden, dass JESUS Seine Antwort in erster Linie an die Pharisäer richtete. Sie waren ja die Fragesteller und die Scheidungspraxis entsprach dem damals vorherrschenden Recht. Denkt man über Mt 5,28 richtig nach, so kann man feststellen, dass in manchen Gemeinden offensichtlich zwei verschiedene Rechtsnormen zu gelten scheinen. Einmal für denjenigen, der den Ehebruch (lediglich) im Herzen, das heißt im Kopf vollzogen hat. (Wobei eigentlich jeder Ehebruch im Kopf beginnt). „Das ist ja nicht so schlimm und wird schon vorneweg als vergeben betrachtet“. Nun aber meint man das Recht zu haben, souverän über diejenigen entscheiden zu können, die als unschuldige Ehepartner Opfer eines Ehebruchs geworden sind. Bei GOTT und unserem HERRN JESUS machen Denken und Handeln jedoch keinen Unterschied. Wer dürfte dann eigentlich noch auf der Kanzel stehen oder sonst ein Amt in der Gemeinde haben? Wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen? Vergessen wir doch nicht: „Wir leben alle ohne Ausnahme allein aus der vergebenden Gnade und Barmherzigkeit unseres HERRN“. Entlassung „aus irgendeinem beliebigen Grund“ so wie es im talmudischen Pharisäertum an der Tagesordnung war, lehnte unser HERR zu Recht ab. ER wischte diese ganze scheinheilige Argumentation und Praxis der Pharisäer und Schriftgelehrten vom Tisch; ER zeigte ihnen den ursprünglich von Gott angelegten Plan für die Ehe nach Seinem Willen, ohne jedoch Seine unermessliche Gnade dabei auszuklammern. Grundsätzlich gilt: Mt 5,27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen!98 Mt 19,5- 6 ER sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun GOTT zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! Jesus beschreibt jedoch in beiden Textstellen in den Kapiteln 5 und 19, die einzige Ausnahmesituation, wo einer Wiederheirat nichts entgegensteht – im Falle von Ehebruch. 97 98 Alfred Schweiger, Ehescheidung und Wiederverheiratung, 2. Mose 20,14 Mt 19,9 Ich sage euch aber, dass, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht (außer) wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht; und wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch. Das heißt nach normalen Sprach- und Sinnverständnis, dass wenn die unschuldigen Personen, deren Partner die Ehe gebrochen haben, wieder heiraten, keinen Ehebruch begehen. JESUS hebt also die „Notverordnung“ die GOTT Mose gegeben hat keineswegs auf! Im Gegenteil, ER bestätigt sie ausdrücklich im Falle von „Ehebruch“. Jesus sagt in der Bergpredigt: Mt 5,17 Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Eine entlassene Frau hatte damals schon aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt keine andere Wahl als sich wieder zu verheiraten, wenn dies überhaupt möglich war, oder sie landete wie die Frau am Jakobsbrunnen bei wechselnden Partnern. Diese Frau könnte auch eine mehrfach Entlassene gewesen sein. Sicher konnte eine Entlassene auch nicht immer in ihren elterlichen Familienverband zurückkehren. Den gab es vielleicht gar nicht mehr. Sie hing dann buchstäblich in der Luft. Die Wiederheirat wurde ja nach talmudischer Lehre sogar gefordert; nach der Aushändigung des Scheidebriefes war sie frei wieder zu heiraten. Sie sollte allerdings eine Frist von drei Monaten wegen einer eventuell bestehenden Schwangerschaft einhalten. JESUS war genauestens über die spitzfindigen konstruierten Trennungsgründe die der Talmud erlaubte im Bild. ER brachte durch Seine Rede und Antwort an die Pharisäer, das von ihnen im Talmud deformierte und aufgelöste Gebot des Schöpfers wieder zur göttlichen Ordnung. Was jedoch bei unserem HERRN deutlich wird, Er legte den Menschen, auch schuldig gewordenen, keine neuen Lasten auf. Er verdammte weder die Ehebrecherin aus Johannes 8, noch die Frau am Jakobsbrunnen in Johannes 4. Im Handeln und Reden Jesu offenbart sich die gnädige Barmherzigkeit unseres HERRN, ebenfalls auch Sein barmherziges, gesundes und praktisches Empfinden und Denken. ER stülpt den Menschen nicht einfach ein hartes und unbarmherziges Gesetz über. V.3 PAULUS ZUR FRAGE ENTLASSUNG UND WIEDERHEIRAT BEI GLÄUBIGEN: Der Text aus dem 1 Korintherbrief Kapitel 7 soll hier ebenfalls noch angeführt werden. Dieser dient in vielen „Bibeltreuen Gemeinden“ zur Begründung, dass eine Wiederheirat nach einer Trennung in keinem Fall zu gestatten ist. Hier werden zwei unterschiedliche Sachverhalte auf unzulässige Weise miteinander verknüpft. Es wird oft mit großem Nachdruck erklärt, dass Entlassung/Scheidung im NT zwar erlaubt ist, aber die Wiederheirat grundsätzlich nicht zulässig sei.99 Dennoch geht das Argument an der Fragestellung vorbei. Wiederheirat des unschuldigen Teiles wird auch im NT nicht verurteilt – das gilt im NT allein für den, der den Anlass zur Entlassung gegeben hat. Außerdem ist die schriftgemäße Entlassung einer der Hauptgründe für die Möglichkeit zur Wiederheirat, sonst würde ja eine einfache Trennung ausreichen.100 99 Plock, Hempelmann, Piper nach William MacDonald, Kommentar zum NT. 100 Da werden die eigenen Argumente in zahlreichen Wiederholungen immer wieder angeführt, um die schon vorher festgelegte Meinung zu untermauern. Auch wenn eine falsche Aussage noch so oft wiederholt wird, wird daraus dennoch noch lange keine Wahrheit. Hier wird in der Tat bei Betroffenen Geschwistern ein nicht geringes Angstpotential erzeugt. An welchen Personenkreis schreibt nun Paulus hier im Korintherbrief? Es sind keine Pharisäer wie bei Jesus in den Evangelien, die Empfänger sind Christen aus Juden und Nationen in der Gemeinde in Korinth: 1Kor 1,2 … an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in CHRISTUS JESUS, an die berufenen Heiligen, samt allen, die den Namen unsres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns. 1Kor 7,10-11 Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll - hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und dass der Mann seine Frau nicht verstoßen soll. Die Verse 10 und 11 beziehen sich also offenkundig auf gläubige Ehepartner. Da gilt eindeutig das Gebot, nach einer Entlassung oder Trennung, wo kein Ehebruch vorliegt: „keine Wiederheirat“ oder aber nach einer gewissen Trennungszeit, Versöhnung und Weiterführung der Ehe. Dies könnte auch ein Einzelfall in Vers 11 gewesen sein, der hier in der Gemeinde in Korinth geschehen war. Da lief eine gläubige Frau einfach davon. Dies war außergewöhnlich, denn auch im hellenistischen Griechenland konnte sich eine Frau ebenso wenig von ihrem Ehemann rechtsgültig trennen, wie im Volk Israel. Auch hier gab es kein Scheidungsrecht für eine Frau. An dieser Stelle wird eine Zerrüttung der Ehe beschrieben, wo eine erneute Eheschließung nach der Trennung absolut verboten war. Hier fand schließlich kein Ehebruch statt. V.4 ZERRÜTTUNG AUS GLAUBENSGRÜNDEN: In den folgenden Versen werden „d i e “ Ehepaare angeführt, wo nur „e i n E h e p a r t n e r “ an den HERRN JESUS gläubig ist: Paulus schreibt ausdrücklich „ d e n a n d e r e n “ , das ist wie aus dem Text logischerweise hervorgeht, eine neue Personengruppe. 1Kor 7,12-15 „D e n a n d e r n “ aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und es gefällt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es gefällt ihm, bei ihr zu wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden. Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig. Wenn aber der Ungläubige sich trennt, so trenne er sich. Der Bruder oder die Schwester ist in solchen Fällen nicht gebunden; in Frieden aber hat uns Gott berufen. Es ist festzuhalten, dass in dem gesamten vorliegenden Textabschnitt kein Wort von Ehebruch oder Unzucht zu finden ist. Es geht hier nicht um „porneia“, um Sünde und Schuld. Paulus beschreibt eine ganz andere Situation. Es geht dabei um Ehen zwischen gläubigen und ungläubigen Partnern. „Der Bruder oder die Schwester ist bei einer Trennung nicht (sklavisch) gebunden in solchen Fällen“. Das heißt, der gläubige Partner ist, wenn sich der ungläubige Partner getrennt hat, frei, wieder eine neue Ehe einzugehen. Wenn ein Partner die gemeinsame Wohnung verlässt – also auszieht, kann der Gläubige ihn ja nicht mit Gewalt zurückhalten. Das war damals im römisch-griechischen Kulturbereich so – und ist auch heute in unserer Gesellschaft eine Gegebenheit. Eine Ehe wird auch dann geschieden, wenn nur einer der Partner die Ehe fortführen will. Folglich kann das sklavisch gebunden sein, niemals lediglich nur eine Genehmigung zur Trennung sein. Analysiert man den Text genau, so kann festgestellt werden, dass es hier um eine „z e r r ü t t e t e E h e “ geht. Der ungläubige Partner kann und will die Ehe nicht weiterführen, da der andere Partner jetzt an JESUS CHRISTUS glaubt und IHM gehorsam ist und somit das alte Leben nicht mehr fortsetzen will und kann. Es ist ja hinlänglich bekannt, welch sprichwörtlich unzüchtige Praktiken in Korinth geherrscht haben, und das nicht nur in Korinth, es war im gesamten römischen Reich an der Tagesordnung. Alle sittlichen Normen befanden sich in Auflösung. Die Sexualkulte des Orients mit all ihren abscheulichen Ausschweifungen waren schon vor Langem in die mediterranen europäischen Hochkulturen eingedrungen. Hellas und Rom gingen schließlich durch ihre entartete Lebensweise als beherrschende Mächte unter. In diesen Versen von 1 Kor 7 beschreibt und erläutert Paulus wieder eine Ausnahmesituation, wo der Gläubige frei ist, noch einmal zu heiraten. Diese beiden Personengruppen, gläubige Ehepaare und „gemischt Gläubige“ zusammenzufügen, ist nach dem Wortsinn dieses Textes unzulässig. Daraus nun zu folgern, dass auch in dem Fall von Ehebruch nach Vers 11, der unschuldige Partner solange warten muss, bis der schuldige Teil, der sich zwischenzeitlich vielleicht wieder verheiratet hat, eventuell nach Jahren des Verharrens im Ehebruch wieder zurückkommt, mit dem neuen Partner auch noch Kinder hat – ist dieses Warten auf Versöhnung gerade nicht abzuleiten. Ebenfalls nicht, dass er auf den Tod des ehemaligen Partners warten muss. Nach wie vor ist es der Wille Gottes, dass es für einen Menschen nicht gut ist, allein zu leben. Das betonen ja alle christlichen Ehebücher und heben dabei den großen Wert einer sexuellen Erfüllung, auch noch im Alter hervor. Während nun der oder die Schuldige vielleicht schon eine neue Ehe eingegangen ist, soll nun der verlassene Partner warten, bis dieser wieder zurückkommt? Dies ist wirklich weltfremd! Wird mit diesen Betroffenen nicht recht oberflächlich umgegangen? Hier wird Gottes Liebe und Gerechtigkeit herabgewürdigt! Es ist doch anzunehmen, dass wenigstens einer der Ehepartner echtes Gotteskind ist. Das heißt, er oder sie ist wiedergeboren, hat den Heiligen Geist empfangen, hat Vergebung und Reinigung durch das Blut Jesu, ist zum ewigen Leben und zu Seiner Herrlichkeit berufen! – und dies sind nun die Christen zweiter Klasse? Jeder von uns ist doch dankbar für Seine vergebende und barmherzige Liebe, die uns zuteil geworden ist. William MacDonald: Einige Gelehrte sehen 1. Korinther 7,12-16 als eine Lehre, die die Scheidung erlaubt, wenn ein Gläubiger von einem ungläubigen Ehepartner verlassen wird. Paulus sagt, dass der übrig gebliebene Partner in diesem Falle »nicht geknechtet« ist, d.h., er oder sie ist frei, eine Scheidung zu erlangen. Die Meinung des Autors dieses Kommentars ist, dass hier der gleiche Fall wie in Matthäus 5 und 19 gemeint ist, dass nämlich der Ungläubige weggeht, um mit jemandem anderen zusammenzuleben. Deshalb kann dem Gläubigen eine Scheidung nur dann gewährt werden, wenn der andere Partner Ehebruch begeht.101 101 William MacDonald, Kommentar zum NT. CLV. Jesus und auch Paulus kannten das Elend einer verstoßenen und entlassenen Ehefrau in der damaligen Zeit gewiss aus eigener Anschauung. So wie Jesus den Pharisäern und Schriftgelehrten begegnete ist anzunehmen, dass ER die Lehren und Gesetze des Talmud genau gekannt hat. Paulus war wie er selbst bezeugt, ein Talmudschüler bei dem bekannten Rabbi Gamaliel. Er wusste also um diese Hintergründe.102 Paulus kannte als römischer Bürger ebenfalls gewiss den kulturellen Hintergrund und den moralisch-sittlichen Niedergang in der damaligen Welt und in Israel aus eigener Anschauung. V. 5 KÖNIG HERODES UND JOHANNES DER TÄUFER: Auch König Herodes der im Ehebruch mit seines Bruders Frau lebte, wird zur Beweisführung herangezogen, dass eine Wiederheirat in keinem Fall gestattet ist. Dieser Fall ist jedoch zuerst nach jüdischem Recht zu untersuchen. Johannes der Täufer hatte diesen König persönlich scharf angegriffen und wurde von ihm deshalb gefangen gesetzt. Wir alle kennen seine tragische Geschichte und sein Ende. Mk 6,17-18 Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn er hatte sie geheiratet. Johannes hatte nämlich zu Herodes gesagt: Es ist nicht recht, dass du die Frau deines Bruders hast. Johannes hatte natürlich Recht, ihn nach dem Gesetz der Tora anzuklagen. Hier besaßen das mosaische Gesetz und auch der Talmud ihre volle Gültigkeit. Herodes hatte sicher einen Scheidebrief aus „irgendeinem beliebigen“ Grund für seine eigene Frau ausgestellt. Auch von seinem Bruder Philippus ist anzunehmen, dass er den Scheidebrief für seine Frau Herodias ausgestellt hat. Dennoch war eine Heirat zwischen Herodes und Herodias nach der Tora nicht rechtmäßig. Den Grund dazu will ich noch erläutern: Da sein Bruder Philippus noch lebte, durfte Herodes weder die „Schwagerehe“, die „Halica“ vollziehen, noch sie überhaupt zur Ehefrau nehmen. Erst nach dem Tod seines Bruders, wenn keine männlichen Nachkommen vorhanden waren, durfte er sie nach dem Gesetz Moses heiraten, um seinem Bruder männliche Nachkommen zu zeugen.103 GOTTES Wort sagt dazu: 2Mo 20,14 Du sollst nicht ehebrechen. 3Mo 18,16 Du sollst mit der Frau deines Bruders nicht Umgang haben; denn damit schändest du deinen Bruder. 3Mo 20,10 Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin, weil er mit der Frau seines Nächsten die Ehe gebrochen hat. Wenn nun Herodes seiner eigenen Frau einen rechtsgültigen Scheidebrief zugestellt hatte, konnte er anschließend nach geltendem pharisäischem Recht irgendeine andere Frau ungestraft heiraten. Nicht jedoch seine Schwägerin bei Lebzeiten ihres Ehemannes. Da die Pharisäer und Schriftgelehrten König Herodes und seinen nach GOTTES Wort „offenen Ehebruch“ jedoch mit keiner Silbe tadelten, könnte es noch einen anderen Ausweg gegeben haben. Wie schon im Kapitel III angeführt, gab es ja im Talmud viele Möglichkeiten ein Gesetz straflos zu umgehen. Nochmals: 102 103 Apg 22,3 5 Mo 25,5 ff Hulin 109b: Jalta (die Frau Nahmans) sprach zu Rabbi Nahman: Merke, der Allbarmherzige hat für alles, was er uns verboten hat, entsprechendes erlaubt: er erlaubte uns die Leber, anstelle des verbotenen Blutes, das Blut der Reinheit 104 anstelle der Menstruation, den Talg des Wildes, anstelle des Talges vom Vieh, das Gehirn des Sibutha 105 anstelle des Schweines … die Geschiedene bei Lebzeiten ihres Ehemannes, anstelle einer verheirateten Frau, die Bruderswitwe, anstelle der Schwester des Bruders, die schöne Gefangene, anstelle der der Nichtjüdin. …106 „Die Rabbinen sind wichtiger als die Propheten“. Ihre Aussagen sind die aktualisierte (dem Zeitgeist angepasste)Tora, deren Worte sogar wichtiger sind als die originalen Worte der Tora: „Die Worte der Schriftgelehrten (Pharisäer) sind wichtiger als die Worte der Tora". 107 Diese Geschichte um Herodes kann jedoch nicht mit 1 Korinther Kapitel 7 in Verbindung gebracht werden. Hier werden Texte zusammengefügt, die absolut nicht zusammengehören. 104 Anmerkung 156: Verkehr mit der Frau während der Reinheitstage nach der Geburt; die Menstruation gilt dann als aufgehoben, selbst wenn sie Blutfluss bemerkt. Verdreht nach 3 Mo 12,4 105 Nach Qiddushin 41a, Anmerkung 4, Name eines Fisches, vom Geschmack des Schweines; wahrscheinlich der Stör, der von den alten Schriftstellern „Porcus marinus“= Meerschwein, genannt wird. 106 Hulin 109b. BT. Bd. XI, S. 333-334 107 http://religion.orf.at/projekt03/religionen/judentum/fachartikel/re_ju_fa_landmessias4-96.htm IV. DIE KATHOLISCHEN KIRCHENVÄTER – DER PROTESTANTISMUS IV. 1 KIRCHENVÄTER – GLAUBENSZEUGEN – VERTRETER DER WAHRHEIT? Die katholische Kirche und eine Reihe konservativer evangelikaler Kirchen und Gemeinden haben aus der Aussage „Gott verabscheut/hasst Entlassung“ und einer Anzahl weiterer Texte den Schluss gezogen, dass Wiederheirat prinzipiell ausgeschlossen ist. Zur Begründung des absoluten Verbots einer Wiederheirat, auch für den unschuldig Geschiedenen, wird gerade auch die Tradition und Überlieferung der „Kirchenväter“ zur Beweisführung herangezogen. „Diese „Kirchenväter“ waren jedoch ausnahmslos Vertreter der römisch-katholischen Papstkirche. Sie sind allerdings keine Glaubensväter oder Glaubenzeugen im biblischen Sinne. Sie waren und sind dem Papst als „Stellvertreter des HERRN Jesus auf Erden“, untergeordnet. Zudem sind diese Kirchenväter zu „Heiligen“ erhoben worden, das heißt, man darf zu ihnen beten, sie um Beistand und Hilfe, als Fürsprecher bei GOTT anrufen. Dies ist von GOTT absolut verboten. Der Umgang mit Abgeschiedenen und den Totengeistern ist bei GOTT eine schwerwiegende Sünde die im AT mit dem Tode bestraft werden musste! 108 Eine der Voraussetzungen für eine Heiligsprechung nach katholischer Lehre, ist dass diese Menschen nach ihrem Tode Wunder vollbracht haben müssen. 109 Stefan Ihli schreibt: In seiner alljährlichen Rede zur Eröffnung des Gerichtsjahres der „Romana Rota“110 sah sich Papst Johannes Paul II. am 21. Januar 2000 veranlasst zu bekräftigen, „dass die gültige und vollzogene sakramentale Ehe nie aufgelöst werden kann, nicht einmal durch die Vollmacht des Römischen Pontifex. … Auch wenn der Papst stellvertretende Vollmacht für die göttliche Macht Jesu Christi habe, habe er dennoch „keine Vollmacht über das natürliche oder positive göttliche Recht“. Aufgrund der Lehre der Hl. Schrift und der kirchlichen Tradition sei dies eine „als definitiv anzusehende Lehre“, auch wenn sie nicht als Dogma verkündet worden ist.. … Wenn man vom Papst als Träger eigenberechtigter ordentlicher Leitungsgewalt sagt, er besitze potestas vicaria, (stellvertretende Vollmacht) so geschieht dies in einem weiteren Sinne. Die Begründung ist, dass der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist. Damit besitzt der Papst aber auch eine stellvertretende Gewalt für die „göttliche Gewalt Christi“, nämlich die potestas divina vicaria. Karl der Große brachte eine Wende, indem er in seinem Reich 108 3Mo 19,31; 3Mo 20,6 Kirchenväter, Heilige und Gelehrte, die bis zum 7./8. Jh. die christliche Lehre durch ihre Schriften beeinflusst haben. Ihr Zeugnis in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre gilt in der katholischen Kirche als unfehlbar. Manche Kirchenväter sind auch * Kirchenlehrer, nämlich jene, die sich durch überragende Gelehrsamkeit auszeichnen und offizielle, ausdrückliche Anerkennung durch die Kirche gefunden haben. Als westliche oder lateinische Kirchenväter Erwähnung finden meist Ambrosius, Augustinus, * Hieronymus und Gregor d. Gr. Im Zusammenhang mit der Ostkirche angeführt werden im Allgemeinen Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos. Die westlichen Kirchenväter wurden in der christlichen Kunst des Mittelalters oft dargestellt, u. a. in Verbindung mit Kanzeln, etwa im Stephansdom in Wien. Kirchenlehrer, ein von Papst oder Konzil mit dem Titel "Doctor ecclesiae" ausgezeichneter Kirchenschriftsteller. Seine Lehren haben dann besonderen Beweiswert. Die frühchristlichen Kirchenlehrer gehören zu den * Kirchenvätern. 110 Die Römische Rota ist ein Gerichtshof der römischen Kurie, der die Gültigkeit kirchlicher Eheschließungen beurteilt. Da die christliche Ehe unauflöslich ist, kann der Gerichtshof lediglich feststellen, dass eine Ehe von Beginn an nicht zustande gekommen ist, jedoch eine vorhandene Ehe nicht auflösen. siehe auch http://www.uni-tuebingen.de/kirchenrecht/nomokanon. Unauflöslichkeit der Ehe ist göttliches Gesetz. Ansprache von Papst Johannes Paul II. am 21. Januar 2000 zur Eröffnung des Gerichtsjahres der Römischen Rota. 109 das geltende Recht vereinheitlichen wollte. Er ließ sich von römischen Rechtsvorstellungen leiten. Einer der zentralen Teile war die CollectioDionysio-Hadriana, die einen Kanon des 11. Konzils von Karthago enthielt, der jede Form der Wiederheirat zu Lebzeiten des ersten Partners verbot. Während das Recht des germanischen Reiches davon bestimmt wurde, wurden Ausnahmen vom Verbot der Ehescheidung auf mehreren Konzilien in Rom noch erlaubt. 111 Es gab also in der katholischen Kirche über die Jahrhunderte ebenfalls verschiedene Lehrmeinungen zu dieser Frage. Hintergrund dieser nun unbeugsamen katholischen Haltung ist auch der Gedanke an Maria, die „jungfräuliche Gottesmutter“, mit ihrer immerwährenden unbefleckten Jungfrauschaft. Sie kann ja nach dem Verständnis der Papstkirche niemals mit Joseph verheiratet gewesen sein und weitere Kinder geboren haben. Das wäre eigentlich eine ungültige Ehe und somit Ehebruch. Deshalb auch ein weiterer Grund für die Unauflösbarkeit der Ehe nach katholischer Sicht. IV. 2 RECHTSAUFFASSUNG – KATHOLISCHE KIRCHE Von Beginn an war die Unauflöslichkeit der Ehe jedoch innerhalb der katholischen Kirche nicht die Allgemeine Rechtsauffassung. Auch die katholische Kirche hat gegenüber dem Ehebruch nicht immer eine übertriebene Strenge an den Tag gelegt. Kirchenväter haben den Ehebruch gepriesen, wenn er für den Gatten vorteilhaft war. Der Heilige Augustinus lobt das Entgegenkommen der Sara und behauptet, eine Frau dürfe einer anderen das Recht abtreten, das sie auf den Körper des Mannes besitze, woraus er folgert, dass ein Mann einem anderen seine Rechte über den Körper der Frau abtreten dürfe. Er begründet seine Ansicht mit der Stelle des Apostel Paulus, die besagt, dass die Gatten gegenseitig ihren Körper besitzen. 112/ 113 Die Katholische Kirche versteht sich als Ursakrament. Sie ist unter allen Völkern und Religionen das sichtbare Zeichen des bleibenden und für immer siegreichen Heilswillen Gottes und seiner Heilszusage in JESUS Christus. … Die Sakramente sind Kirche im Vollzug. … Die Sakramente sind die Träger der Gnade. … Sie werden wirksam gespendet durch die Setzung des sakramentalen Zeichens mit der rechten Absicht. Das Sakrament bewirkt im Empfänger jene Gnade, die durch das Zeichen bezeichnet wird. Die sakramentale Wirkung ist nicht von der Würdigkeit des Spenders abhängig.114 Wer sagt, die Priester die im Stand der Todsünde sind, hätten nicht die Vollmacht, zu binden und zu lösen, … der sei ausgeschlossen.115 Das Sakrament der Ehe ist ganz auf das übernatürliche Ziel des Menschen bezogen. Ehe und Priesterweihe sind die beiden Sakramente, die nicht nur dem 111 Stefan Ihli, Die potestas vicaria des Papstes. Ursprung, Reichweite und Grenzen http://www.nomokanon.de/aufsaetze/004.htm 112 St. Augustinus: Kirchenlehrer (354-430) De civitate Dei, XVI, 25. – * „Von der Gattin wird um eines Nachkommen willen die Magd dem Manne übergeben und sie wird vom Manne um des Nachkommen willen angenommen; von beiden wird keine sündhafte Wollust, sondern die Frucht der Natur verlangt“ (Aurelius Augustinus, Der Gottesstaat, Salzburg 1953, III, 52 unter Berufung auf den 1 Korinther 7, 3-5, wo es heißt: „Die Frau hat kein Verfügungsrecht über ihren Leib, sondern der Mann; ebenso wenig hat der Mann ein Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern die Frau“ . 113 Stefan Ihli, Die potestas vicaria des Papstes. Ursprung, Reichweite und Grenzen 114 Neuner-Roos, „Der Glaube der Kirche“. Auszüge S. 347-50. Die Sakramente 115 Neuner-Roos, S .427/669 Aus Sakrament der Buße. Einzelnen zur Erreichung dieses Zieles dienen, sondern auf die Gemeinschaft hingeordnet sind. … Die gegenseitige Hingabe der Ehegatten ist also wirklich das Nachbild der heiligenden Hingabe Christi für seine Kirche und an seine Kirche. … Die Ehe ist von Christus zum Sakrament erhoben.116 Die katholische Kirche vertritt seit dem Mittelalter die Lehre vom heiligen Sakrament der Ehe. Danach bildet die Ehe zwischen Mann und Frau die Beziehung zwischen Christus und der Kirche ab. Wie diese Einheit unauflöslich ist, so soll auch ihr Abbild, die Ehe als Einheit von Frau und Mann, unauflöslich sein. Jesu Aufforderung zu Liebe und Hingabe wird in kirchliche Gesetze umgeformt. Das Kirchenrecht, der Codex Iuris Canonici, anerkennt weder Scheidung noch Wiederheirat. Katholiken, die ein zweites Mal heiraten, werden aus der eucharistischen Gemeinschaft ausgeschlossen. Da jedoch nur eine gültig geschlossene Ehe als unauflöslich gilt, können Geschiedene beim kirchlichen Gericht den Antrag stellen, ihre frühere Ehe für ungültig zu erklären. In den deutschen Diözesen entscheiden die Gerichte jährlich in mehr als tausend solcher Fälle. Katholisches Verständnis: Das übernatürliche Geheimnis der Ehe: Den letzten Grund für die Unauflöslichkeit der Ehe, finden wir in der gleichnishaften Bedeutung der christlichen Ehe. Diese Bedeutung ist voll enthalten in der zwischen Gläubigen vollzogenen Ehe. … niemals, solange Christus lebt und die Kirche durch ihn lebt, kann diese Gemeinschaft irgendwie getrennt werden. Auch der Heilige Augustinus lehrt dies ausdrücklich mit folgenden Worten: „In Christus und der Kirche erfüllt es sich, dass es zu Lebzeiten des einen Teils keine Scheidung geben kann“. Und dies Geheimnis wird im Staat unseres Gottes, das ist die Kirche Christi, so sehr beobachtet, dass Frauen, die heiraten oder zur Ehe genommen werden, um Kindern das Leben zu schenken, auch wegen Unfruchtbarkeit nicht entlassen werden dürfen, um eine andere, fruchtbare zur Ehe zu nehmen. Wenn jemand solches tut, so ist er zwar nicht nach weltlichem Recht, wohl aber nach dem Gesetz des Evangeliums des Ehebruchs schuldig, wie auch die Frau, wenn sie eine neue Ehe eingeht.117 Wer sagt, die Kirche irre, wenn sie gelehrt hat und lehrt: Nach evangelischer und apostolischer Lehre, (Mt 196 ff.; Mk 10, 6 ff., 1Kor 7,10 ff.) könne wegen eines Ehebruchs des einen Ehegatten das eheliche Band nicht gelöst werden und beide, auch der unschuldige Teil, der keinen Anlass zum Ehebruch gegeben hat, könne zu Lebzeiten des anderen Ehegatten keine andere Ehe eingehen; und der Mann begehe einen Ehebruch, der nach der Entlassung der ehebrecherischen Frau eine andere heirate, ebenso die Frau, die nach Entlassung des ehebrecherischen Mannes mit einem anderen vermähle, der sei ausgeschlossen.118 Neuner- Roos: Die letzte Begründung der kirchlichen Lehre, die in der frühen Christenheit jedem Irrtum gegenübergestellt wurde, war nicht der Beweis aus der 116 Neuner-Roos, Auszüge S. 466-68. Die Ehe Neuner-Roos, Auszüge S.477-478. 118 Neuner-Roos, Auszüge S. 473. Papst Johannes Paul II. hat diese Doktrin der alten Päpste im Jahre 2000, wie schon oben angeführt, nochmals bestätigt 117 Heiligen Schrift allein oder gar aus der theologischen Vernunfterwägung, sondern die Berufung auf die kirchliche Überlieferung. Aus dieser Zeit haben wir nicht so sehr eine theoretische Lehre von der Überlieferung als vielmehr das lebendige Bewusstsein des Wahrheitsbesitzes durch die Überlieferung aus der Zeit der Apostel. … (84) Wer sich nicht entsprechend den heiligen Vätern mit Herz und Mund bis aufs letzte Wort eigentlich und wahrhaft all das bekennt, was von den Heiligen Vätern und von den fünf allgemeinen verehrungswürdigen Kirchenversammlungen der katholischen und apostolischen Kirche Gottes überliefert und verkündet worden ist, der sei ausgeschlossen. … (85) Wer nicht die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene und die ungeschriebene, der sei ausgeschlossen.119 Andreas Eichberger über das katholische Dogma der Unauflöslichkeit der Ehe: „Im absoluten Wort von der Unauflöslichkeit der Ehe liegt meines Erachtens ein grundsätzliches Missverständnis und eine Verneigung vor der unbiblischen katholischen Sakramentslehre. 120 In der Auseinandersetzung mit den Götterwelten neu bekehrter Völker sah die Kirche dämonologische Auseinandersetzungen als bleibende Notwendigkeit an. Sie entfaltete u.a. die augustinische Lehre von der Fortpflanzung der Dämonen durch Incubi und Succubi in Anlehnung an Genesis 6, 1–4. Summarien wie die „Summa theologica“ des Thomas von Aquin bildeten theoretische Grundlage späterer unduldsamer Hexenverfolgungen hauptsächlich durch die sich allein zuständig haltende Amtskirche. Die Kirchen der Reformation nahmen an der mittelalterlichen Dämonenvorstellung keinen Anstoß.121 Einige Aussagen Katholischer Autoritäten über den Wert der Frauen: Augustinus: "Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen." Er bezeichnet die Frau in einer seiner Schriften als die „Eingangspforte des Teufels“. 122 Ambrosius: "Die Frau muss das Haupt verhüllen, weil sie nicht das Ebenbild Gottes ist."123 Thomas von Aquin: "Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist eine Art Hölle!"124 Franz von Assisi: "Wer mit dem Weibe aber verkehrt, der ist der Befleckung seines Geistes so ausgesetzt wie jener, der durchs Feuer geht, der Versengung seiner Sohlen." 125 119 Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S.74-75. (Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, Verlag Friedrich Pustet Andreas Eichberger, Scheitern Verboten, S. 73. http://www.andreaseichberger.de/Scheiternverboten/ 121 Christian Thomasius, Vom Laster der Zauberey. Ähnliches lehrt auch Rebecca Brown in „Er kam um die Gefangenen zu befreien“. 122 Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430 - Augustinus gilt als einer der bedeutendsten Kirchenlehrer. Mit dem Titel 'Kirchenlehrer' erkennt die Kirche den Beitrag einer Person zur Lehre und Verständnis des Glaubens an. 123 Ambrosius, Kirchenlehrer, 339-397 124 Papst Pius II., 1405-1464 125 Franz von Assisi, Ordensstifter u. Heiliger, 1181-1226 120 Papst Pius II: "Die Frau ist ein Missgriff der Natur... mit ihrem FeuchtigkeitsÜberschuss und ihrer Untertemperatur körperlich und geistig minderwertiger...eine Art verstümmelter, verfehlter, misslungener Mann...die volle Verwirklichung der menschlichen Art ist nur der Mann."126" Synode zu Tyrnau: Alle Bosheit ist klein gegen die Bosheit des Weibes. Besser ist die Gottlosigkeit des Mannes als ein wohltuendes Weib."127 Albertus Magnus, ein 1941 von Pius XII. zum »Patron aller Naturwissenschaftler« erklärter Mönch aus dem 13. Jahrhundert, nennt die Frauen defekte Wesen. 128 126 Thomas von Aquin, hl., Kirchenlehrer, 1225-1274 Die Synode zu Tyrnau, 1611, (damals Nagyszombat, Ungarn, heute Slowakei) Bereits 1611 verabschiedete die vom slowakischen Erzbischof František Forgáč veranstaltete katholische Synode von Trnava/Tyrnau Maßnahmen für eine intensive Gegenreformation 128 http://www.dominikaner-koeln.de/albertus_magnus/am-frauen.php/3 127 I. EINIGE SZENEN AUS DEM LEBEN – SEID BARMHERZIG! VI. 1 DIE REALITÄT IM ALLTAG Eine Missionarin die als Briefseelsorgerin unter anderem Gefängnisinsassen in Afrika erreicht berichtete, dass sie in Kontakt mit einem jungen muslimischen Mann kam. Er stammte aus Nigeria, war verheiratet und hatte zwei Kinder. Als Rauschgiftkurier wurde er in Ägypten festgenommen und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch die Arbeit der Missionarin kam er zum Glauben an Jesus Christus und begann seinen Glauben zu bezeugen. Er informierte darüber auch seinen Vater in Nigeria, der ihn nun nicht mehr sehen will. Kommt er je zurück, droht ihm der Tod. Der Vater hat nun seine Ehefrau mit ihren Kindern an einen Moslem weiterverheiratet. Er selbst ist nun nach den 14 Jahren Haft wieder frei und besucht eine Bibelschule in Ghana. Die Geschwister beten dafür, dass ihm der HERR wieder eine Frau schenkt. Heiratet er wieder, so ist dies nach Hempelmann ein Übel – eine Sünde! Nach der Doktrin von Piper, Hempelmann und anderen, muss er warten bis die Frau irgendwann zurückkommt?? Solche Lebensschicksale kommen in ihren doch recht einseitigen Betrachtungen nicht vor. Persönlich bekannt war mir ein jetzt schon vor Jahren verstorbenes gläubiges Ehepaar. Der (in einer ersten Ehe) verheiratete Mann kam in den letzten Kriegstagen an der russischen Front zum Glauben an den HERRN Jesus Christus, als er das erschütternde und furchtbare Sterben, die Schreie der jungen „Kindersoldaten“ nach der Mutter, schmerzlich erleben musste. Er hatte mit seiner Ehefrau vier Kinder. Als er aus der Gefangenschaft zurückkehrte und seiner Ehefrau seinen Glauben an Jesus Christus bezeugte, lehnte sie ihn ab, verspottete ihn und zog aus der gemeinsamen Wohnung. Sie ließ ihn mit den vier Kindern allein zurück und kümmerte sich nicht mehr um die Familie. Darüber hinaus hatte sie laufend Verhältnisse mit wechselnden Männern. Er versuchte alles um sie zur Rückkehr zu bewegen – leider ohne jeglichen Erfolg. Nach der zwangsläufigen Scheidung der Ehe wurde ihm das Sorgerecht über die vier Kinder zugesprochen. Der Bruder fand sich jetzt in einer äußerst prekären Situation, einmal seinen Beruf ausüben zu müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen, zum anderen, die Kinder zu betreuen und zu versorgen. Gott schenkte es, dass er eine gläubige Witwe mit zwei Kindern finden durfte. Sie war in der gleichen misslichen Lage, Kinder und Arbeit koordinieren zu müssen. Nach langen Überlegungen und Selbstprüfung, seelsorgerlicher Rücksprache mit anderen Brüdern, hatten sie schließlich geheiratet und die sechs Kinder gemeinsam erzogen und versorgt. Er besuchte treu die Gemeinschaft und wurde schließlich sogar von der Leitung des Gemeinschaftsverbandes als Gemeinschaftsleiter eingesetzt. Das Ehepaar war ein großer Segen für die Gemeinde. Ich kenne nun mehrere Fälle aus christlichen Gemeinden, wo beide Ehepartner Glieder der Gemeinde waren. Die Frauen begingen aktiv Ehebruch und reichten anschließend selbst die Scheidung von ihren Ehemännern ein. Obwohl sich die Männer nicht scheiden lassen wollten, wurden die Ehen auf Betreiben der Frauen geschieden. In einem der Fälle hatte die Frau von einem anderen verheirateten Mann ein Kind – der verlassene Ehemann bot ihr trotz ihrem Ehebruch die Versöhnung und Wiederaufnahme samt dem Kind an. Leider waren seine Bemühungen vergebens. Nun ist der zur Versöhnung bereite Partner in so manchen Augen nach ihren gestrengen Gesetzen ein Ehebrecher, falls ihm GOTT eine neue Frau zuführt. (Mittlerweile hat er nun eine gläubige Frau gefunden). Anderen mir bekannten Frauen wurde die Heirat mit einem unschuldig geschiedenen Mann unter Druck der Pastoren und verschiedenen Gemeindegliedern ausgeredet. Solche und ähnliche Verhältnisse gibt es auch heute Land auf Land ab in so manchen Gemeinden. Da bleiben dann nach einer solchen Entscheidung der Gemeindeleitung, eine Mutter oder ein Vater mitsamt den Kindern auf der Strecke. Wer löst nun ihre Probleme? Wer erzieht die Kinder? Der Staat? Der Fernsehapparat? Die fast unbezahlbare Tagesmutter? Die Kinderkrippe? Was ist mit der Altersversorgung? Hat nun die „bibeltreue Gemeinde“ eine Möglichkeit über Jahre hinaus für solche Fälle einzuspringen? Hier reicht nicht nur ab und zu ein stilles Gebet. Wer bedenkt die Einsamkeit, in welcher sich solch ein Mensch ohne Gegenüber befindet? Mit wem kann er oder sie die Alltagsprobleme besprechen? Macht man sich das alles nicht sehr einfach, zumal die „Richter“ selbst, alles in trockenen Tüchern haben? Glücklich bis überglücklich verheiratet – sie haben Kinder, Familie, alles bestens! Sie brechen die Ehe vielleicht nur ab und zu – in ihren Gedanken, die sowieso keiner sieht. In der Broschüre eines Evangelisten und Seelsorgers zum Thema Scheidung und Wiederheirat, findet sich der folgenschwere und unbarmherzige Satz: „In den Evangelien ist nach der Schöpfungsordnung Gottes keine Scheidung erlaubt! „Die Ehescheidung ist keine Sünde, vielmehr, „die Sünde ist die Wiederheirat“. Wer als Geschiedener, egal aus welchem Anlass die Scheidung ausgesprochen wurde, wieder heiratet, lebt im permanenten Ehebruch und wird nicht ins „Neue Jerusalem“ hineinkommen“. Denn, so begründen die Autoren A. Gießler und M. Ott:129 Nach der Lehre der Bibel, werden Ehebrecher NICHT in das Königreich kommen! Das ist eine ernste Aussage. Ehebrechern wird also auch keine Errettung ihrer Seele (2. Petrus 1,9) zuteil, mit der sie in den Himmel kommen könnten. Ehebruch schließt 130 kategorisch vom Himmelreich aus! Offb 22,15 Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut. Hier wird eine neue Gesetzlichkeit konstruiert, die sogar das alte mosaische Gesetz übertrifft! Das Gesetz, das unser HERR durch Seinen Tod am Kreuz erfüllt und vollendet hat. Dies ist ein falsch verstandener Fundamentalismus, der im Wort Gottes keine Legitimität hat. Und was geschieht nun mit den Unbarmherzigen? Jesus sagt: Mt 7,1-2 Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. Werden durch diese unbeugsame Haltung anderen Menschen nicht großes Unrecht und schwere Verletzungen zugefügt? Über das Richten sagt uns GOTTES Wort: 1Kor 4,5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden. Hempelmann hebt in seinem Buch hervor, 129 130 A. Gießler Michael Ott: soli deo gloria „dass ethische wie seelsorgerliche Theoriebildung nicht von Extremfällen ausgehen und an ihnen ihre Normativität gewinnen. Der Extremfall darf nicht unter der Hand zum 131 Normalfall werden, der Gottes Willen unwirksam macht“. Weiter: „Der barmherzigste Seelsorger darf nicht beanspruchen, barmherziger als der lebendige Gott: barmherziger als Jesus – sein zu wollen. … Wenn Jesus in großer Eindeutigkeit die Unauflöslichkeit der Ehe vertritt und schon der entlassenen, damals wirtschaftlich viel bedrängter lebenden Frau die Perspektive der Wiederheirat verschließt, dann formuliert er den Willen Gottes angesichts menschlicher Not und nimmt damit sogar den Vorwurf der Unbarmherzigkeit und der 132 fehlenden Praktikabilität und Lebbarkeit in Kauf“ . Wenn wir die Geschichten um Ehe und Geschlechtlichkeit im AT untersuchen, so ist leicht festzustellen, dass im Grunde genommen jeder Fall von Ehebruch, Ehescheidung und Unzucht einen Extremfall darstellt. Das ist heute nicht anders. Bringt eine Ehescheidung für denjenigen der als schuldlos verlassen dasteht, nicht eine extrem große Belastung mit sich? Welche Fälle sind wohl bei Hempelmann nur belanglose „Bagatellfälle“, die so nebenher abgehandelt werden können? Was hat der Autor wohl von der Barmherzigkeit Jesu begriffen? Es ist erschütternd zu sehen, was sich Hempelmann hier anmaßt, nämlich Jesus eine rücksichtslose Unbarmherzigkeit zu unterstellen! Will er Jesus vorschreiben, wie die göttliche Barmherzigkeit auszusehen hat? Sein ganzes Buch zeigt auf, „er meint, mit seinen Ansichten im Recht zu sein“. Mit großem Nachdruck hämmert er dem Leser in zahlreichen nicht endenden Wiederholungen ein: „Scheidung ist auf jeden Fall Sünde, ebenso ist „Wiederheirat Sünde“, „auch das kleinere „Übel – wenn also eine Wiederheirat stattgefunden hat, ist diese ein „Übel und somit ebenfalls Sünde“. Gott und Jesus haben so zu handeln wie er es erkannt haben will und sich ausgedacht hat! Diese „vermeintlichen biblischen Wahrheiten“, werden nun auf dem Rücken der betroffenen Geschwister von den „besser wissenden Theologen“ mit ihren Theorien gnadenlos ausgefochten. Auf diese Weise kann man in der Tat solche Menschen auch aus der Gemeinde hinaus predigen! Wir sollten uns ein Beispiel an der vergebenden Liebe unseres HERRN nehmen. ER sagt: Mt 5,7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen Er vergab uns alle Schuld – auch unsere Gedankensünden, die uns von Gott trennen. Wer ist hier ohne Schuld? Unser HERR JESUS begegnet uns ganz anders: ER fordert uns auf: Lk 6,36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Hebr 2,17-18 Daher musste ER in allem seinen Brüdern gleich werden, damit ER barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin ER selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden. Lassen wir uns doch durch die folgenden Verse bewegen: 1Petr 3,8 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig … Mt 5,22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! der wird dem Hohen Rat 131 132 Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. S. 85, S.113 Hempelmann, S. 85. (nach Mt 19,10) verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen 133 sein. JESUS ließ den größten Sündern Seine Vergebung und Barmherzigkeit zukommen. ER starb für unser aller Sünden, die großen und kleinen! Aber wo in der gesamten Schrift findet sich ein Beispiel, dass der Unschuldige bestraft wird, der schuldige Teil, hier der Partner, der die Ehe gebrochen hat, jedoch straffrei ausgeht? Dem Unschuldigen, selbst wenn er wieder heiraten könnte, wird nach Hempelmann in seiner Broschüre „Mut zur Ehe“ auferlegt, „zölibatär“ (ehelos) zu leben, wie etwa die große Zahl an Singles. „Christen wissen: 134 Ich kann – mit Gottes Hilfe – auch anders“. Mit dieser Argumentation wird den Betroffenen nun zugemutet, dass er oder sie nun einer lebenslangen Versuchung Satans ausgesetzt sind, welcher gerade Paulus entgegentritt. Im Übrigen lässt sich die „Erfolgsgeschichte des Zölibats“ nahezu jede Woche in Zeitungsmeldungen und Gerichtsurteilen verfolgen. Was also nach Paulus in der Ehe völlig normal ist, soll demnach bei solchen zu „Singles gemachten“ nicht mehr gelten? W. Plock geht in seinem Buch eingehend auch auf den hormonellen Unterschied zwischen Mann und Frau ein. Jeder Körper produziert eben diese Hormone, die nicht allein das Geschlechtsleben steuern. Dies ist einfach biologische Tatsache! Schaltet Gott bei den betroffenen Alleinstehenden, ob nun geschieden oder Singles, einfach die Hormonproduktion als besondere Gabe ab? Sicher nicht! Das macht sich der Autor hier sehr einfach. Es stellt sich die Frage, ob das Singledasein, das auch in „christlichen Kreisen mehr und mehr um sich greift“, dem Willen Gottes entspricht, oder ob nicht eine große Zahl dieser Leute unfähig ist, eine verbindliche Beziehung in einer Ehe einzugehen? Wäre nicht ein Großteil, gerade auch der „ungewollt als Singles Lebenden“ gerne bereit, eine Ehe zu wagen, wenn ein Mann oder eine Frau den Mut zu einer vor Gott verantwortlichen Eheverbindung hätte? Sollen wir uns damit abfinden, dass in unseren Gemeinden Familien und Kinder fehlen? Krankt da nicht vieles auch in der „frommen Gesellschaft“? Soll so die Zukunft der Gemeinde aussehen? Von William Shakespeare stammt bekanntlich das Zitat: »Gut gehenkt ist besser als 135 schlecht verheiratet. « Macht das oben angeführte Zitat wohl tatsächlich „Mut zur Ehe? Diesen Ausspruch erwähnen sowohl Plock als auch Rosenthal. Damit kann man wirklich niemanden zur Ehe ermutigen. Schauen wir in die Bibel, so lesen wir doch etwas anderes. Wir werden darin bestärkt, auf Gottes Wort zu schauen und dem HERRN vertrauen. Spr 18,22 Wer eine Ehefrau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden und Wohlgefallen erlangt vom HERRN. Spr 19,14 …. eine verständige Ehefrau kommt vom HERRN. Spr 31,10 Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen. 136 133 Schlachter Broschüre „Mut zur Ehe“von Hempelmann www.chrischona-frauenfeld.ch/downloads/mut-zur-ehe Herausgegeben von der Liebenzeller Mission 135 Rosenthal S.35 / Plock S. 92 136 Luther 84 134 Anscheinend haben die die feministische Ideologie einer Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer, sowie die Parolen der „68-er Revolutionäre“ auch in evangelikalen Kreisen schon Fuß gefasst. Feminismus ist allgegenwärtig! Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung sind mehr und mehr gefragt. 137 Das Bild sowohl des Mannes als auch der Frau wurde und wird heute durch die Gender- Mainstream Ideologie zerstört. Das Ziel ist eindeutig: Gottes gute Ordnungen sollen zerstört und aufgelöst werden! Jesus Christus soll in unserem Land verschwinden. Abd al- Masih nennt den Grund für die heutige Misere – die Ursache – an der so vieles krankt: Er schreibt sinngemäß, dass sich heute die emanzipierte Frau dem Mann nicht mehr unterordnen will, der Mann weigert sich dagegen, der Frau sich selbst zum Opfer zu bringen, 138 wie das Christus für die Gemeinde getan hat! W. Plock vertritt in seinem Buch, „Eine Ehe zur Ehre Gottes“ die Meinung, dass eine Wiederheirat auch einer/eines unschuldig geschiedenen Ehepartners grundsätzlich Sünde ist. Er führt dabei im Anhang „A“ eine Stellungnahme von Dr. John Piper, einen USamerikanischen Theologen an. Thema: „Scheidung und Wiederheirat“. Piper listet elf Gründe auf, „warum ich glaube“ (ich glaube ist hier sicher nicht das richtige Wort „ich nehme an wäre korrekter“), dass jede Wiederheirat nach einer Scheidung verboten ist, solange beide Partner am Leben sind. „Jede Ehe nach einer Scheidung ist Ehebruch, auch für diejenigen, die als Unschuldige geschieden worden sind. Wiederheirat ist nicht erst dann falsch, wenn jemand an der Scheidung Schuld hat, sondern auch dann, wenn jemand unschuldig ist“. „Da nun nach meiner Annahme eine unschuldig geschiedene Frau Ehebruch begeht, wenn sie erneut heiratet, ist daher eine schuldige Frau, die nach einer Scheidung wieder heiratet, 139 umso mehr schuldig“. In Maleachi 2,16, so auch Hempelmann,140 „finden wir, die eindeutige Aussage die gegen jegliche Ehescheidung spricht“. Hempelmann zitiert diesen Vers 16 auf 145 Seiten nicht weniger als 15-mal und bezeichnet sie als „Fundamentalaussage“ zum 141 Thema Scheidung. Auch J. Rosenthal schließt sich hier an.142 Hansjörg Bräumer schreibt darüber auch in seinem Buch „Scheidung und Wiederheirat“. Er erwähnt dabei auch die Ansichten verschiedener Autoren. Grundsätzlich hält Bräumer jedoch die Möglichkeit einer Wiederheirat nach vorhergehender Buße für erlaubt. Im gesamten Neuen Testament findet sich kein Text, der die Wiederheirat Geschiedener erlaubt. Jesus spricht überhaupt nicht von der Wiederheirat Geschiedener. Paulus sagt, wobei er sich ausdrücklich auf Jesus beruft: »Hat sich eine Frau doch geschieden, so soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem 137 http://www.wilhelm-griesinger-institut.de/veroeffentlichungen/seelenvergiftung.html Abd al-Masih, „Christus in euch“ Vergleiche Epheserbrief Kapitel 5! 139 Wilfried Plock, CMD, Eine Ehe zur Ehre Gottes. John Piper, S. 103 ff. 140 Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. Auch Bräumer unterstützt diese Haltung. Rosemarie und Hansjörg Bräumer, Scheidung und Wiederheirat Eine biblisch-seelsorgerliche Studie. S. 14 141 Eichberger Andreas, Scheitern Verboten. S. 66 142 Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht S. 75 138 Mann wieder versöhnen« (1. Kor 7,11). Wo die Scheidung geschehen ist, gibt es danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Wo die Scheidung geschehen ist, gibt es danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Die erste und vornehmste Aufgabe eines Seelsorgers in Ehefragen bleibt es, alles zu versuchen, ob sich nicht noch einmal der Mann mit seiner Frau oder die Frau mit ihrem Mann versöhnen kann. Um den Weg zur Wiederversöhnung und Wiedergutmachung freizuhalten, kann ein Seelsorger einem Geschiedenen nur den 143 Rat geben, nicht wieder zu heiraten. Bräumer zitiert auch Heinrich Baltensweiler zum Thema Ausnahmeklausel: Auch bei ihm gilt diese Klausel nur für die Scheidung, bzw. Entlassung der schuldigen Ehefrau, keinesfalls jedoch erlaubt Jesus die Wiederheirat auch des unschuldigen Partners. Ausgangspunkt dieser Annahme ist die Festlegung: Wenn Jesus die Ehe überhaupt als unscheidbar erklärt hat, dann kann er nicht gleichzeitig von einem Ausnahmefall reden, in dem eine Ehescheidung gestattet ist. Folglich kann die Ausnahmeklausel kein Wort Jesu sein. Es muß sich deshalb um einen späteren Zusatz des Evangelisten Matthäus und seiner Gemeinde handeln. Nicht Jesus, sondern Matthäus und sein Kreis haben in einem ganz bestimmten Fall die Ehescheidung zugelassen, ja eventuell sogar gefordert. Die Ausnahmeklauseln 144 sind eine spätere Einfügung. Ähnlich wie Piper und Hempelmann argumentiert auch Joachim Rosenthal in seinem Buch „Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht“:145 Gott schuf den Menschen in seinem Bild – und zwar als Mann und Frau. Das Männliche und Weibliche entspricht somit dem göttlichen Wesen. Nur in dieser Kombination ist das Abbild Gottes vollständig. Und so wurden Adam und Eva derart geschaffen, dass sie erst in der ehelichen Gemeinschaft zu einer vollständigen Einheit wurden. Die Bibel bezeichnet diese Einheit als »ein Fleisch«. (S.9) Man kann nun aus dieser Aussage Rosenthals ableiten, dass er Gott als androgyn, also als männlich und gleichzeitig als weiblich sieht. Dies ist eine blasphemische Anschauung und kommt aus dem Heidentum, der Götterwelt antiker Kulturen. Dieser falsche Gedanke findet sich auch im Talmud und der Mystischen Kabbala, auch Zinzendorf und Michael Hahn vertraten dieses Denken. Wiederheirat ist nicht der Wille Gottes. Die Aussagen der Heiligen Schrift gehen deutlich in die Richtung, dass die Wiederheirat nicht dem Willen Gottes entspricht. Mit einer Wiederheirat wird die erste Ehe endgültig und unwiderruflich gebrochen. Während die Möglichkeit der Scheidung bei Unzucht in der Bibel beschrieben ist, wird für eine Wiederheirat keine Ausnahmeregelung beschrieben. Auch die Stelle aus Mt 19,9 reicht hier für die Begründung der Wiederheirat nicht aus An dieser Stelle könnte die Frage auftreten, warum das Zugeständnis der Wiederheirat nicht auch den Geschiedenen eingeräumt wird. Sie stehen ja in einer ähnlichen Situation. (S.81) Die Antwort liegt wohl darin, dass der Treuebruch ungleich schwerer wiegt und das Lebenszeugnis durch die Wiederheirat in der Regel auch Anlass zur Lästerung bei den Ungläubigen hervorruft. Sie werden damit argumentieren, dass die Christen ja auch nicht besser sind als die Ungläubigen, weil sie die Treue brechen. (S.87) 143 Bräumer, S.22 Heinrich Baltensweiler, Die Ehe im Neuen Testament Bräumer S.29. 145 Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht 144 Die Schuldfrage bei Scheidung und Wiederheirat spielt in diesem Fall eine völlig untergeordnete Rolle und kann von Außenstehenden in der Regel auch nicht beurteilt werden. Und doch hat die Ehe für Christen aus biblischer Sicht sehr wohl auch die Funktion einer Begrenzung und Lenkung menschlicher Triebe und Bedürfnisse. Die Ehe ist nüchtern betrachtet zu einem großen Teil eine vorbeugende Maßnahme, um Unzucht und Hurerei zu verhindern. Das Problem dabei ist nur, dass auch Verheiratete in der Ehe ihr körperliches Drängen nicht immer in den Griff bekommen und in schwere Sünde fallen. (S.88) 146 W ie alle Autoren geht auch Rosenthal mit keinem Gedanken auf die Situation ein, dass der schuldige Partner sich in der Zwischenzeit wieder verheirat hat. Und nun – warten bis der neue Partner verstorben ist und dann eine Versöhnung anstreben? Dagegen schreibt S. Denker: Im Volk Gottes (Israel) ist Scheidung eine Tatsache, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. An Gottes guten Bestimmungen ändert dies jedoch nichts. Wenn das mosaische Gesetz eine Regelung über die Scheidung kennt (5Mo 24,1-4), hebt diese nicht, wie Jesus es deutlich macht, die gute Absicht des Schöpfers auf. Und wenn Paulus sich mit Scheidung in der Gemeinde beschäftigen muss, dann deshalb, weil das Erbarmen Gottes auch für geschiedene Leute (1Kor 7,11) keine Ausnahme macht (1 Joh 1,9); und weil der christliche Glaube eines der beiden Ehepartner dem anderen bis zur Scheidung hin 147 ein Ärgernis zu werden vermag (1Kor 7,12-13). Wir danken doch unserem HERRN und Erlöser, dass Er „alle“ unsere Sünden vergeben hat – wirklich alle! Und im Falle einer eventuellen Wiederheirat einer/eines schuldlos Geschiedenen, sollte Gott etwa einen solchen Menschen vom „Neuen Jerusalem“ ausschließen?! Ist dies lediglich nach Ansicht einiger Theologen und Gemeinden eine unvergebbare Sünde? Gott vergibt auch Ehebruch, wenn echte Buße vorliegt Gottes Vergebung schließt einen Neuanfang immer mit ein! Siehe David! Betrachten wir diese Probleme auch einmal aus der Sicht anderer Kulturkreise. Wie soll solch ein absolutistisches Vorgehen in afrikanischen oder indianischen Stämmen bei Gläubigen durchgesetzt und praktiziert werden? Da kommt eine Frau zum Glauben, der Ehemann verschwindet und lässt die Frau mit den Kindern allein und ohne Versorgung zurück. Ohne neuen Partner, kann sie mit ihren Kindern nicht durchkommen. Sie ist nun bei den „wissenden Theologen“ mit dem Makel des „permanenten Ehebruchs“ behaftet. 146 147 Rosenthal Joachim Steffen Denker, Bibelbund VI. 1 DIE REALITÄT IM ALLTAG Eine Missionarin die als Briefseelsorgerin unter anderem Gefängnisinsassen in Afrika erreicht berichtete, dass sie in Kontakt mit einem jungen muslimischen Mann kam. Er stammte aus Nigeria, war verheiratet und hatte zwei Kinder. Als Rauschgiftkurier wurde er in Ägypten festgenommen und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch die Arbeit der Missionarin kam er zum Glauben an Jesus Christus und begann seinen Glauben zu bezeugen. Er informierte darüber auch seinen Vater in Nigeria, der ihn nun nicht mehr sehen will. Kommt er je zurück, droht ihm der Tod. Der Vater hat nun seine Ehefrau mit ihren Kindern an einen Moslem weiterverheiratet. Er selbst ist nun nach den 14 Jahren Haft wieder frei und besucht eine Bibelschule in Ghana. Die Geschwister beten dafür, dass ihm der HERR wieder eine Frau schenkt. Heiratet er wieder, so ist dies nach Hempelmann ein Übel – eine Sünde! Nach der Doktrin von Piper, Hempelmann und anderen, muss er warten bis die Frau irgendwann zurückkommt?? Solche Lebensschicksale kommen in ihren doch recht einseitigen Betrachtungen nicht vor. Persönlich bekannt war mir ein jetzt schon vor Jahren verstorbenes gläubiges Ehepaar. Der (in einer ersten Ehe) verheiratete Mann kam in den letzten Kriegstagen an der russischen Front zum Glauben an den HERRN Jesus Christus, als er das erschütternde und furchtbare Sterben, die Schreie der jungen „Kindersoldaten“ nach der Mutter, schmerzlich erleben musste. Er hatte mit seiner Ehefrau vier Kinder. Als er aus der Gefangenschaft zurückkehrte und seiner Ehefrau seinen Glauben an Jesus Christus bezeugte, lehnte sie ihn ab, verspottete ihn und zog aus der gemeinsamen Wohnung. Sie ließ ihn mit den vier Kindern allein zurück und kümmerte sich nicht mehr um die Familie. Darüber hinaus hatte sie laufend Verhältnisse mit wechselnden Männern. Er versuchte alles um sie zur Rückkehr zu bewegen – leider ohne jeglichen Erfolg. Nach der zwangsläufigen Scheidung der Ehe wurde ihm das Sorgerecht über die vier Kinder zugesprochen. Der Bruder fand sich jetzt in einer äußerst prekären Situation, einmal seinen Beruf ausüben zu müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen, zum anderen, die Kinder zu betreuen und zu versorgen. Gott schenkte es, dass er eine gläubige Witwe mit zwei Kindern finden durfte. Sie war in der gleichen misslichen Lage, Kinder und Arbeit koordinieren zu müssen. Nach langen Überlegungen und Selbstprüfung, seelsorgerlicher Rücksprache mit anderen Brüdern, hatten sie schließlich geheiratet und die sechs Kinder gemeinsam erzogen und versorgt. Er besuchte treu die Gemeinschaft und wurde schließlich sogar von der Leitung des Gemeinschaftsverbandes als Gemeinschaftsleiter eingesetzt. Das Ehepaar war ein großer Segen für die Gemeinde. Ich kenne nun mehrere Fälle aus christlichen Gemeinden, wo beide Ehepartner Glieder der Gemeinde waren. Die Frauen begingen aktiv Ehebruch und reichten anschließend selbst die Scheidung von ihren Ehemännern ein. Obwohl sich die Männer nicht scheiden lassen wollten, wurden die Ehen auf Betreiben der Frauen geschieden. In einem der Fälle hatte die Frau von einem anderen verheirateten Mann ein Kind – der verlassene Ehemann bot ihr trotz ihrem Ehebruch die Versöhnung und Wiederaufnahme samt dem Kind an. Leider waren seine Bemühungen vergebens. Nun ist der zur Versöhnung bereite Partner in so manchen Augen nach ihren gestrengen Gesetzen ein Ehebrecher, falls ihm GOTT eine neue Frau zuführt. (Mittlerweile hat er nun eine gläubige Frau gefunden). Anderen mir bekannten Frauen wurde die Heirat mit einem unschuldig geschiedenen Mann unter Druck der Pastoren und verschiedenen Gemeindegliedern ausgeredet. Solche und ähnliche Verhältnisse gibt es auch heute Land auf Land ab in so manchen Gemeinden. Da bleiben dann nach einer solchen Entscheidung der Gemeindeleitung, eine Mutter oder ein Vater mitsamt den Kindern auf der Strecke. Wer löst nun ihre Probleme? Wer erzieht die Kinder? Der Staat? Der Fernsehapparat? Die fast unbezahlbare Tagesmutter? Die Kinderkrippe? Was ist mit der Altersversorgung? Hat nun die „bibeltreue Gemeinde“ eine Möglichkeit über Jahre hinaus für solche Fälle einzuspringen? Hier reicht nicht nur ab und zu ein stilles Gebet. Wer bedenkt die Einsamkeit, in welcher sich solch ein Mensch ohne Gegenüber befindet? Mit wem kann er oder sie die Alltagsprobleme besprechen? Macht man sich das alles nicht sehr einfach, zumal die „Richter“ selbst, alles in trockenen Tüchern haben? Glücklich bis überglücklich verheiratet – sie haben Kinder, Familie, alles bestens! Sie brechen die Ehe vielleicht nur ab und zu – in ihren Gedanken, die sowieso keiner sieht. In der Broschüre eines Evangelisten und Seelsorgers zum Thema Scheidung und Wiederheirat, findet sich der folgenschwere und unbarmherzige Satz: „In den Evangelien ist nach der Schöpfungsordnung Gottes keine Scheidung erlaubt! „Die Ehescheidung ist keine Sünde, vielmehr, „die Sünde ist die Wiederheirat“. Wer als Geschiedener, egal aus welchem Anlass die Scheidung ausgesprochen wurde, wieder heiratet, lebt im permanenten Ehebruch und wird nicht ins „Neue Jerusalem“ hineinkommen“. Denn, so begründen die Autoren A. Gießler und M. Ott:148 Nach der Lehre der Bibel, werden Ehebrecher NICHT in das Königreich kommen! Das ist eine ernste Aussage. Ehebrechern wird also auch keine Errettung ihrer Seele (2. Petrus 1,9) zuteil, mit der sie in den Himmel kommen könnten. Ehebruch schließt 149 kategorisch vom Himmelreich aus! Offb 22,15 Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut. Hier wird eine neue Gesetzlichkeit konstruiert, die sogar das alte mosaische Gesetz übertrifft! Das Gesetz, das unser HERR durch Seinen Tod am Kreuz erfüllt und vollendet hat. Dies ist ein falsch verstandener Fundamentalismus, der im Wort Gottes keine Legitimität hat. Und was geschieht nun mit den Unbarmherzigen? Jesus sagt: Mt 7,1-2 Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. Werden durch diese unbeugsame Haltung anderen Menschen nicht großes Unrecht und schwere Verletzungen zugefügt? Über das Richten sagt uns GOTTES Wort: 1Kor 4,5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden. Hempelmann hebt in seinem Buch hervor, „dass ethische wie seelsorgerliche Theoriebildung nicht von Extremfällen ausgehen und an ihnen ihre Normativität gewinnen. Der Extremfall darf nicht unter der Hand zum 150 Normalfall werden, der Gottes Willen unwirksam macht“. Weiter: 148 A. Gießler Michael Ott: soli deo gloria 150 Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. S. 85, S.113 149 „Der barmherzigste Seelsorger darf nicht beanspruchen, barmherziger als der lebendige Gott: barmherziger als Jesus – sein zu wollen. … Wenn Jesus in großer Eindeutigkeit die Unauflöslichkeit der Ehe vertritt und schon der entlassenen, damals wirtschaftlich viel bedrängter lebenden Frau die Perspektive der Wiederheirat verschließt, dann formuliert er den Willen Gottes angesichts menschlicher Not und nimmt damit sogar den Vorwurf der Unbarmherzigkeit und der 151 fehlenden Praktikabilität und Lebbarkeit in Kauf“ . Wenn wir die Geschichten um Ehe und Geschlechtlichkeit im AT untersuchen, so ist leicht festzustellen, dass im Grunde genommen jeder Fall von Ehebruch, Ehescheidung und Unzucht einen Extremfall darstellt. Das ist heute nicht anders. Bringt eine Ehescheidung für denjenigen der als schuldlos verlassen dasteht, nicht eine extrem große Belastung mit sich? Welche Fälle sind wohl bei Hempelmann nur belanglose „Bagatellfälle“, die so nebenher abgehandelt werden können? Was hat der Autor wohl von der Barmherzigkeit Jesu begriffen? Es ist erschütternd zu sehen, was sich Hempelmann hier anmaßt, nämlich Jesus eine rücksichtslose Unbarmherzigkeit zu unterstellen! Will er Jesus vorschreiben, wie die göttliche Barmherzigkeit auszusehen hat? Sein ganzes Buch zeigt auf, „er meint, mit seinen Ansichten im Recht zu sein“. Mit großem Nachdruck hämmert er dem Leser in zahlreichen nicht endenden Wiederholungen ein: „Scheidung ist auf jeden Fall Sünde, ebenso ist „Wiederheirat Sünde“, „auch das kleinere „Übel – wenn also eine Wiederheirat stattgefunden hat, ist diese ein „Übel und somit ebenfalls Sünde“. Gott und Jesus haben so zu handeln wie er es erkannt haben will und sich ausgedacht hat! Diese „vermeintlichen biblischen Wahrheiten“, werden nun auf dem Rücken der betroffenen Geschwister von den „besser wissenden Theologen“ mit ihren Theorien gnadenlos ausgefochten. Auf diese Weise kann man in der Tat solche Menschen auch aus der Gemeinde hinaus predigen! Wir sollten uns ein Beispiel an der vergebenden Liebe unseres HERRN nehmen. ER sagt: Mt 5,7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen Er vergab uns alle Schuld – auch unsere Gedankensünden, die uns von Gott trennen. Wer ist hier ohne Schuld? Unser HERR JESUS begegnet uns ganz anders: ER fordert uns auf: Lk 6,36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Hebr 2,17-18 Daher musste ER in allem seinen Brüdern gleich werden, damit ER barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin ER selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden. Lassen wir uns doch durch die folgenden Verse bewegen: 1Petr 3,8 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig … Mt 5,22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.152 151 152 Hempelmann, S. 85. (nach Mt 19,10) Schlachter JESUS ließ den größten Sündern Seine Vergebung und Barmherzigkeit zukommen. ER starb für unser aller Sünden, die großen und kleinen! Aber wo in der gesamten Schrift findet sich ein Beispiel, dass der Unschuldige bestraft wird, der schuldige Teil, hier der Partner, der die Ehe gebrochen hat, jedoch straffrei ausgeht? Dem Unschuldigen, selbst wenn er wieder heiraten könnte, wird nach Hempelmann in seiner Broschüre „Mut zur Ehe“ auferlegt, „zölibatär“ (ehelos) zu leben, wie etwa die große Zahl an Singles. „Christen wissen: 153 Ich kann – mit Gottes Hilfe – auch anders“. Mit dieser Argumentation wird den Betroffenen nun zugemutet, dass er oder sie nun einer lebenslangen Versuchung Satans ausgesetzt sind, welcher gerade Paulus entgegentritt. Im Übrigen lässt sich die „Erfolgsgeschichte des Zölibats“ nahezu jede Woche in Zeitungsmeldungen und Gerichtsurteilen verfolgen. Was also nach Paulus in der Ehe völlig normal ist, soll demnach bei solchen zu „Singles gemachten“ nicht mehr gelten? W. Plock geht in seinem Buch eingehend auch auf den hormonellen Unterschied zwischen Mann und Frau ein. Jeder Körper produziert eben diese Hormone, die nicht allein das Geschlechtsleben steuern. Dies ist einfach biologische Tatsache! Schaltet Gott bei den betroffenen Alleinstehenden, ob nun geschieden oder Singles, einfach die Hormonproduktion als besondere Gabe ab? Sicher nicht! Das macht sich der Autor hier sehr einfach. Es stellt sich die Frage, ob das Singledasein, das auch in „christlichen Kreisen mehr und mehr um sich greift“, dem Willen Gottes entspricht, oder ob nicht eine große Zahl dieser Leute unfähig ist, eine verbindliche Beziehung in einer Ehe einzugehen? Wäre nicht ein Großteil, gerade auch der „ungewollt als Singles Lebenden“ gerne bereit, eine Ehe zu wagen, wenn ein Mann oder eine Frau den Mut zu einer vor Gott verantwortlichen Eheverbindung hätte? Sollen wir uns damit abfinden, dass in unseren Gemeinden Familien und Kinder fehlen? Krankt da nicht vieles auch in der „frommen Gesellschaft“? Soll so die Zukunft der Gemeinde aussehen? Von William Shakespeare stammt bekanntlich das Zitat: »Gut gehenkt ist besser als 154 schlecht verheiratet. « Macht das oben angeführte Zitat wohl tatsächlich „Mut zur Ehe? Diesen Ausspruch erwähnen sowohl Plock als auch Rosenthal. Damit kann man wirklich niemanden zur Ehe ermutigen. Schauen wir in die Bibel, so lesen wir doch etwas anderes. Wir werden darin bestärkt, auf Gottes Wort zu schauen und dem HERRN vertrauen. Spr 18,22 Wer eine Ehefrau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden und Wohlgefallen erlangt vom HERRN. Spr 19,14 …. eine verständige Ehefrau kommt vom HERRN. Spr 31,10 Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen. 155 Anscheinend haben die die feministische Ideologie einer Simone de Beauvoir und Alice Schwarzer, sowie die Parolen der „68-er Revolutionäre“ auch in evangelikalen Kreisen schon Fuß gefasst. Feminismus ist allgegenwärtig! Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und 153 Broschüre „Mut zur Ehe“von Hempelmann www.chrischona-frauenfeld.ch/downloads/mut-zur-ehe Herausgegeben von der Liebenzeller Mission 154 Rosenthal S.35 / Plock S. 92 155 Luther 84 Selbstverwirklichung sind mehr und mehr gefragt. 156 Das Bild sowohl des Mannes als auch der Frau wurde und wird heute durch die Gender- Mainstream Ideologie zerstört. Das Ziel ist eindeutig: Gottes gute Ordnungen sollen zerstört und aufgelöst werden! Jesus Christus soll in unserem Land verschwinden. Abd al- Masih nennt den Grund für die heutige Misere – die Ursache – an der so vieles krankt: Er schreibt sinngemäß, dass sich heute die emanzipierte Frau dem Mann nicht mehr unterordnen will, der Mann weigert sich dagegen, der Frau sich selbst zum Opfer zu bringen, 157 wie das Christus für die Gemeinde getan hat! W. Plock vertritt in seinem Buch, „Eine Ehe zur Ehre Gottes“ die Meinung, dass eine Wiederheirat auch einer/eines unschuldig geschiedenen Ehepartners grundsätzlich Sünde ist. Er führt dabei im Anhang „A“ eine Stellungnahme von Dr. John Piper, einen USamerikanischen Theologen an. Thema: „Scheidung und Wiederheirat“. Piper listet elf Gründe auf, „warum ich glaube“ (ich glaube ist hier sicher nicht das richtige Wort „ich nehme an wäre korrekter“), dass jede Wiederheirat nach einer Scheidung verboten ist, solange beide Partner am Leben sind. „Jede Ehe nach einer Scheidung ist Ehebruch, auch für diejenigen, die als Unschuldige geschieden worden sind. Wiederheirat ist nicht erst dann falsch, wenn jemand an der Scheidung Schuld hat, sondern auch dann, wenn jemand unschuldig ist“. „Da nun nach meiner Annahme eine unschuldig geschiedene Frau Ehebruch begeht, wenn sie erneut heiratet, ist daher eine schuldige Frau, die nach einer Scheidung wieder heiratet, 158 umso mehr schuldig“. 159 In Maleachi 2,16, so auch Hempelmann, „finden wir, die eindeutige Aussage die gegen jegliche Ehescheidung spricht“. Hempelmann zitiert diesen Vers 16 auf 145 Seiten nicht weniger als 15-mal und bezeichnet sie als „Fundamentalaussage“ zum 160 Thema Scheidung. Auch J. Rosenthal schließt sich hier an. 161 Hansjörg Bräumer schreibt darüber auch in seinem Buch „Scheidung und Wiederheirat“. Er erwähnt dabei auch die Ansichten verschiedener Autoren. Grundsätzlich hält Bräumer jedoch die Möglichkeit einer Wiederheirat nach vorhergehender Buße für erlaubt. Im gesamten Neuen Testament findet sich kein Text, der die Wiederheirat Geschiedener erlaubt. Jesus spricht überhaupt nicht von der Wiederheirat Geschiedener. Paulus sagt, wobei er sich ausdrücklich auf Jesus beruft: »Hat sich eine Frau doch geschieden, so soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem Mann wieder versöhnen« (1. Kor 7,11). Wo die Scheidung geschehen ist, gibt es danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Wo die Scheidung geschehen ist, gibt es danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Die erste und vornehmste Aufgabe eines Seelsorgers in Ehefragen bleibt es, alles zu 156 http://www.wilhelm-griesinger-institut.de/veroeffentlichungen/seelenvergiftung.html Abd al-Masih, „Christus in euch“ Vergleiche Epheserbrief Kapitel 5! 158 Wilfried Plock, CMD, Eine Ehe zur Ehre Gottes. John Piper, S. 103 ff. 159 Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. Auch Bräumer unterstützt diese Haltung. Rosemarie und Hansjörg Bräumer, Scheidung und Wiederheirat Eine biblisch-seelsorgerliche Studie. S. 14 160 Eichberger Andreas, Scheitern Verboten. S. 66 161 Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht S. 75 157 versuchen, ob sich nicht noch einmal der Mann mit seiner Frau oder die Frau mit ihrem Mann versöhnen kann. Um den Weg zur Wiederversöhnung und Wiedergutmachung freizuhalten, kann ein Seelsorger einem Geschiedenen nur den 162 Rat geben, nicht wieder zu heiraten. Bräumer zitiert auch Heinrich Baltensweiler zum Thema Ausnahmeklausel: Auch bei ihm gilt diese Klausel nur für die Scheidung, bzw. Entlassung der schuldigen Ehefrau, keinesfalls jedoch erlaubt Jesus die Wiederheirat auch des unschuldigen Partners. Ausgangspunkt dieser Annahme ist die Festlegung: Wenn Jesus die Ehe überhaupt als unscheidbar erklärt hat, dann kann er nicht gleichzeitig von einem Ausnahmefall reden, in dem eine Ehescheidung gestattet ist. Folglich kann die Ausnahmeklausel kein Wort Jesu sein. Es muß sich deshalb um einen späteren Zusatz des Evangelisten Matthäus und seiner Gemeinde handeln. Nicht Jesus, sondern Matthäus und sein Kreis haben in einem ganz bestimmten Fall die Ehescheidung zugelassen, ja eventuell sogar gefordert. Die Ausnahmeklauseln 163 sind eine spätere Einfügung. Ähnlich wie Piper und Hempelmann argumentiert auch Joachim Rosenthal in seinem Buch „Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht“:164 Gott schuf den Menschen in seinem Bild – und zwar als Mann und Frau. Das Männliche und Weibliche entspricht somit dem göttlichen Wesen. Nur in dieser Kombination ist das Abbild Gottes vollständig. Und so wurden Adam und Eva derart geschaffen, dass sie erst in der ehelichen Gemeinschaft zu einer vollständigen Einheit wurden. Die Bibel bezeichnet diese Einheit als »ein Fleisch«. (S.9) Man kann nun aus dieser Aussage Rosenthals ableiten, dass er Gott als androgyn, also als männlich und gleichzeitig als weiblich sieht. Dies ist eine blasphemische Anschauung und kommt aus dem Heidentum, der Götterwelt antiker Kulturen. Dieser falsche Gedanke findet sich auch im Talmud und der Mystischen Kabbala, auch Zinzendorf und Michael Hahn vertraten dieses Denken. Wiederheirat ist nicht der Wille Gottes. Die Aussagen der Heiligen Schrift gehen deutlich in die Richtung, dass die Wiederheirat nicht dem Willen Gottes entspricht. Mit einer Wiederheirat wird die erste Ehe endgültig und unwiderruflich gebrochen. Während die Möglichkeit der Scheidung bei Unzucht in der Bibel beschrieben ist, wird für eine Wiederheirat keine Ausnahmeregelung beschrieben. Auch die Stelle aus Mt 19,9 reicht hier für die Begründung der Wiederheirat nicht aus An dieser Stelle könnte die Frage auftreten, warum das Zugeständnis der Wiederheirat nicht auch den Geschiedenen eingeräumt wird. Sie stehen ja in einer ähnlichen Situation. (S.81) Die Antwort liegt wohl darin, dass der Treuebruch ungleich schwerer wiegt und das Lebenszeugnis durch die Wiederheirat in der Regel auch Anlass zur Lästerung bei den Ungläubigen hervorruft. Sie werden damit argumentieren, dass die Christen ja auch nicht besser sind als die Ungläubigen, weil sie die Treue brechen. (S.87) Die Schuldfrage bei Scheidung und Wiederheirat spielt in diesem Fall eine völlig untergeordnete Rolle und kann von Außenstehenden in der Regel auch nicht beurteilt werden. Und doch hat die Ehe für Christen aus biblischer Sicht sehr wohl auch die Funktion einer Begrenzung und Lenkung menschlicher Triebe und Bedürfnisse. Die Ehe ist nüchtern betrachtet zu einem 162 Bräumer, S.22 Heinrich Baltensweiler, Die Ehe im Neuen Testament Bräumer S.29. 164 Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht 163 großen Teil eine vorbeugende Maßnahme, um Unzucht und Hurerei zu verhindern. Das Problem dabei ist nur, dass auch Verheiratete in der Ehe ihr körperliches Drängen nicht immer in den Griff bekommen und in schwere Sünde fallen. (S.88) 165 W ie alle Autoren geht auch Rosenthal mit keinem Gedanken auf die Situation ein, dass der schuldige Partner sich in der Zwischenzeit wieder verheirat hat. Und nun – warten bis der neue Partner verstorben ist und dann eine Versöhnung anstreben? Dagegen schreibt S. Denker: Im Volk Gottes (Israel) ist Scheidung eine Tatsache, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. An Gottes guten Bestimmungen ändert dies jedoch nichts. Wenn das mosaische Gesetz eine Regelung über die Scheidung kennt (5Mo 24,1-4), hebt diese nicht, wie Jesus es deutlich macht, die gute Absicht des Schöpfers auf. Und wenn Paulus sich mit Scheidung in der Gemeinde beschäftigen muss, dann deshalb, weil das Erbarmen Gottes auch für geschiedene Leute (1Kor 7,11) keine Ausnahme macht (1 Joh 1,9); und weil der christliche Glaube eines der beiden Ehepartner dem anderen bis zur Scheidung hin 166 ein Ärgernis zu werden vermag (1Kor 7,12-13). Wir danken doch unserem HERRN und Erlöser, dass Er „alle“ unsere Sünden vergeben hat – wirklich alle! Und im Falle einer eventuellen Wiederheirat einer/eines schuldlos Geschiedenen, sollte Gott etwa einen solchen Menschen vom „Neuen Jerusalem“ ausschließen?! Ist dies lediglich nach Ansicht einiger Theologen und Gemeinden eine unvergebbare Sünde? Gott vergibt auch Ehebruch, wenn echte Buße vorliegt Gottes Vergebung schließt einen Neuanfang immer mit ein! Siehe David! Betrachten wir diese Probleme auch einmal aus der Sicht anderer Kulturkreise. Wie soll solch ein absolutistisches Vorgehen in afrikanischen oder indianischen Stämmen bei Gläubigen durchgesetzt und praktiziert werden? Da kommt eine Frau zum Glauben, der Ehemann verschwindet und lässt die Frau mit den Kindern allein und ohne Versorgung zurück. Ohne neuen Partner, kann sie mit ihren Kindern nicht durchkommen. Sie ist nun bei den „wissenden Theologen“ mit dem Makel des „permanenten Ehebruchs“ behaftet. 165 166 Rosenthal Joachim Steffen Denker, Bibelbund VI. MYSTISCHES EHEVERSTÄNDNIS IM LAUF DER GESCHICHTE: Das christliche Eheverständnis wurde und wird häufig auf eine „übergeistliche – mystische Ebene“ emporgehoben. Dies war schon bei den katholischen Mystikern und Mystikerinnen des Mittelalters der Fall. Diese Mystik hat entscheidende Impulse von Bernhard von Clairvaux empfangen. Teilweise nahm das recht eigenartige Züge an, wie z.B. bei Mechthild von Magdeburg, die in ihrer Liebe zu Jesus, innige und erotisch gefärbte Lieder verfasste. Die Liebe zu Jesus erscheint als Jesusminne, das heißt, als erotische Anbetung. Im Augenblick der mystischen Entzückung gelangt die Seele zum „KUSS des Mundes“, zur „Unio mystica“, zum „Eins werden mit Christus“. Im Gegensatz dazu, wurde bei den katholischen Mystikern die Liebe zu Maria betont. Dieses Denken hat aber auch den frühen Pietismus erreicht und wirkt bis in unsere Tage weiter. So finden sich diese Gedanken auch bei Jakob Böhme, Emanuel Swedenborg, Johann Christoph Oetinger, Johann Michael Hahn und anderen; sie alle waren von der „Mystischen Kabbala“ stark beeinflusst. Auch bei ihnen ging es um die mystische Vereinigung mit dem weiblichen Teil der Gottheit, der „Sophia“, (Schechina) der göttlichen Weisheit. Möchte unten einmal Michael Hahns Anschauung vorstellen: J. M. Hahn erlebte eine so genannte Zentralschau und beschreibt sein Erlebnis wie folgt: „Ich sah zuerst ein elektrisches Feuerlicht, und in demselben eine Geburtsquelle,167 ein vierfaches Rad, und dass es nicht anders erschien, als wenn es aus vier Lebewesen bestünde. In diesem wunderbaren Rad e r b l i c k t e i c h das Original der Menschheit und also die Herrlichkeit des H e r r n , und noch tiefer, die Kräfte der Aktion und Reaktion. Hier erkannte ich also den Ursprung und Anfang aller Kreatur und aus dem Zentrum, darin mein Geist versetzt war, sah ich die auseinander sich windenden168 und sich entwickelnden Schöpfungsstufen und Abstufungen aller Welten und Schöpfungsgattungen.169 Ich sah in die innerste Geburt und allen Dingen ins Herz und mir war, als wäre auf einmal die Erde zum Himmel geworden, und als ob ich die » A l l e n t h a l b e n h e i t « 170 (allumfassende Gegenwart) Gottes schaute. Mein Herz war gleich der ausgedehnten Ewigkeit, darin sich Gott offenbart. Er sagte, es seien in jener „zentralistischen Schau“ die innersten Sinne und alle möglichen Fragen von Gott, von Christus, vom Geiste Gottes, nämlich wie, wo und was der dreieinige Gott sei, und wie alles von ihm komme, in ihm bestehe und durch ihn wiedergebracht werde, auf einmal beantwortet worden.171 Er erkannte seine eigene Seele als Abbild des göttlichen Lebensrades.172 Da der Mensch als eine vollständige, Gott ebenbildliche173 Lebens- und Geburtsquelle geschaffen wurde, so vereinigte er beide, die männlich wirkenden Aktions- und die weiblich leidenden Reaktionskräfte in sich, war also in „Einem Bild“ eine „männliche Jungfrau“, gleich 167 Diesen Begriff leitet Hahn und mit ihm andere aus Jak. 3,6 ab. Hier steht im griechischen Urtext der Ausdruck „trochos genesis“. Alle der Allversöhnung nahe stehenden Bibelübersetzungen schreiben hier Rad der Geburt, Geburtsrad. Jedoch kann dies im Zusammenhang mit der alles in Flammen setzenden Zunge nicht gemeint sein. Hier geht es vielmehr um diese böse Gewalt, die den gesamten Lebenskreis eines Menschen in Brand setzt. So lesen wir fast in allen Bibelübersetzungen. 168 dies ist ein kabbalistischer Begriff. (Spirale = Serpent = Schlange !!) 169 Die Hahnsche Gemeinschaft 2 S. 15 170 Stroh S. 12 171 Württembergische Väter II. Band. W. Claus. S. 303. Stroh S. 19 172 Trautwein S. 273, Stroh S. 14 Stroh S. 307:hier schreibt Hahn vom göttlich- menschlichen Muttergeist, Gott ist also männlich und weiblich!! 173 dem Ein- und Erstgeborenen. (also Jesus Christus) Gott schuf nur "einen" Menschen ungeteilt in beiden Tinkturen. (androgyn) Hahn weiter: Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, deshalb schuf er auch eine männliche Jungfrau in einem Bild. Vor dem Fall war der Mensch ein reines „Zwittergeschöpf“, mit beiden Tinkturen begabt, nämlich der männlichen und der weiblichen. Hier sah Gott sein wahres Ebenbild, das Bild seiner Herrlichkeit; er schuf ihn zu einem Männlein und Fräulein- nicht in zwei Personen, da die Tinkturen wären geteilt gewesen. Das würde nicht ein Mensch nach Gottes Ebenbild gewesen sein. In Gott sind die beiden Tinkturen (männlich und weiblich) nicht getrennt. Der Mensch wäre nicht Gottes Ebenbild gewesen in diesen geteilten Tinkturen und Lebenseigenschaften.174 Diese Vereinigung mit der „ S o p h i a “ zum „androgynen Menschen“, in einer personalen Einheit, als „männlich-weibliches Wesen“, ist das Ziel der endlichen Wiederherstellung.175 So wurde der Mensch von Gott geschaffen, so soll er auch wieder werden. Von diesem Gedanken her ist auch Hahns Eheverständnis zu sehen. Ihm schwebte eine keusche Ehe vor, in welcher die Eheleute, wenn überhaupt, nur zum Zweck der Kinderzeugung zusammenkommen sollten. Das war für Hahn ein besonders heiliger und anzustrebender Stand. Alles was über die Kinderzeugung hinausging war von Übel. Von Hahn und auch seinen späteren Anhängern wird häufig ein eheloses Leben, oder die Form einer Art „Geschwisterehe“ als heiliges und vorbildliches Leben hervorgehoben.176 Die Bildung der geschlechtlich getrennten Personen geschah durch die Wirkung des Weltgeistes; aber auch Adam hat auf magische Weise vermöge seiner Begierde an der Eva mitgeschaffen. Weil das Schöpfungsrad im Wirken stand, und sich Adam damit vereinigte, so wirkte es durch den werkzeuglichen Teil der unterschöpferischen Kräfte, und bildete dem Adam einen tierischen Leib. Nach Hahn war der Sündenfall notwendig, um die Herrlichkeit des Menschen zur Entfaltung kommen zu lassen.177 Wollend schaffte Adams ganzes Gemüt, eine Gehilfin für sich zu erzwingen.178 Weil der Mensch von der Weisheit, die seine Braut und Gespielin war verlassen wurde, so stand er nun im Garten Eden allein da. Gott schuf ihm ein Weib nach seinem (Adams) Willen. Diese Bildung der geschlechtlich getrennten Personen geschah durch die Wirkung des Weltgeistes; aber auch Adam hat auf magische Weise vermöge seiner Begierde an der Eva mitgeschaffen.179 Adam war ein paradiesischer Mensch, Mann und Frau in einer Person, ehe ihn der Teufel mit dem Weltgeist überwunden hatte.180 Der Gründer der „Herrnhuter Brüdergemeine“, Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760), heute weltweit bekannt durch die Losungen, sprach vom Geist Gottes als der „Heiligen Geistin“. Zinzendorf stieß sich daran, Gott für männlich zu halten. Die dritte Person der Gottheit sei weiblich, der Heilige Geist habe ein Mutteramt. In barocker Sprachspielerei wollte er lieber von der "Geistin" als vom "Geist" reden. Die 174 Stroh S. 110 Apokatastasis 176 Stroh S. 331, 364, 371 Ehestand 177 Trautwein S. 176 178 Stroh S. 140 ff 179 Stroh S. 145 180 Stroh S. 117 175 Christen müssten eigentlich "Christinnen" heißen, meinte er. Eigentlich seien sie alle weiblich, da ja Christus der Bräutigam und die Kirche die Braut sei.181 Zinzendorf pflegte auch den anstößigen „Seitenhöhlchenkult“ und besang die Seitenwunde Jesu, schon ins „Peinliche“ gehend, in zahlreichen erotischen Liedern und Gedichten.182 Der Graf interpretierte die Wunde in der Seite Christi, verursacht, als der Soldat Longinus den Körper mit seiner Lanze durchbohrte, um festzustellen, ob der Tod schon eingetreten ist, in offen sexuellen Begriffen. Diese Wunde wurde für Zinzendorf zum wahren Geburtskanal der „Christlichen Kirche“. Die Wunde wurde zur vaginalen Öffnung, das "Seitenhöhlchen" verband die Funktion von Geburt, sexuellem Vergnügen und geistlicher Errettung. Bei ihrer Verehrung der „Seitenhöhle“ erklärten die Herrenhuter, dass Christus der Bräutigam und Sexualpartner aller Menschen, Männer und Frauen gleichermaßen ist. Zinzendorf trug seinen Anhängern auf, über die „Höhle" im größtmöglichen phallischen Sinn zu meditieren und in sie einzukehren, um ihr Vergnügen darin zu haben und zur Zufriedenheit ihres "Herzens" dort zu spielen und zu leben. 183 Pfarrer Johann Friedrich Oberlin, (1740-1826) im Steintal/Elsass, ist durch seine mystisch-okkulte „Geisterehe“, die er nach dem Tode mit seiner Frau Salome führte, bekannt. Er beschrieb, wie sie ihm noch neun Jahre nach ihrem Ableben immer wieder erschienen ist und er mit ihr kommunizierte. Alfons Rosenberg schreibt in seiner Oberlin- Biographie: Neun Jahre dauerte diese eigentümliche Geisterehe – bald trat Frau Oberlin in den Bereich ihres Gatten herein, wobei sie sich oft leibhaftig manifestierte, bald wurde er in der Vision in ihre Bereiche entrückt. 184 … Rosenberg zitiert Oberlin weiter: Am 18. Januar 1783, Tag der Abigail; sie ist gestorben – am 21. wurde sie beerdigt. Etwa 26. sie legt sich neben mich, in eine unbekannte Person verkleidet; aber ihre Umarmungen, ihre Küsse, ihre tränen auf meinen Wangen, ließen mich bald fühlen, wer sie war. … Überrascht und hingerissen erkannte er seine Frau. .. Oberlin war unersättlich im Begehren immer neuer Erscheinungen seiner Frau. … Er hoffte auf ein künftiges, in alle Ewigkeit unzertrennliches immerwährendes Zusammensein mit seiner Frau. …185 Seit dem Tode meiner Frau sah ich sie neun Jahre lang fast alle Tage, träumend und wachend, teils bei mir, teils drüben in ihrem jenseitigen Aufenthaltsorte. Sie erschien aber nicht nur mir, sondern auch meinen Hausgenossen und vielen Personen im Steintal. 12. Oktober 1785. Es wurde mir abermals begreiflich gemacht: erstens, dass geistliche Körper sich sehen und fühlen in allem Betracht als irdische; zweitens, dass die irdische als solche auf geistlichen ganz und gar nicht wirken können 186 … In einem Gesicht, so Oberlin, wurde mir gezeigt, dass seine Frau nun vom Fleischestreiben geheilt, befreit und erlöst wäre. Vom Jenseits aus verhinderte seine Frau Salome eine zweite Ehe187. 181 nach Prof. Dr. Johannes Wallmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.05.2000 12. Anhang zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. Gedichte http://www.zeno.org/Literatur/M/Zinzendorf 183 The EROTIC FREEMASONRY OF Count Nicholas von Zinzendorf. TIM O’NEILL. SECRET AND SUPPRESSED BANNED IDEAS & HIDDEN HISTORY, edited by Jim Keith 1993 BY FERAL HOUSE 184 J.FR. Oberlin, Die Bleibstätten der Toten. Turm Verlag Bietigheim, Alfons Rosenberg S. 140 185 Rosenberg S. 139 186 Rosenberg , S. 148 187 Rosenberg S. S.140/142 182 Oberlin hatte in seinem Leben zahlreiche Visionen und Erscheinungen, So berichtete er am 18. April 1798 von einer Marienvision im Traume, in der die Mutter Jesu Christi ihr Alter bei ihrem Tode mit fünfundfünfzigeinhalb Jahren angab.188 Auch Heinzpeter Hempelmann vertritt in seinem Buch „Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat“ ein Eheverständnis, das ebenfalls schon als mystisch zu bezeichnen ist, indes aber jeglicher Logik entbehrt: Durch die Ehe als „Ein- Fleisch- werden“, entsteht ein neues, die alte Blutsverwandtschaft an Intensität und Bedeutung noch überholendes „verwandtschaftliches“ Verhältnis. Wie die Blutsverwandtschaft ist die Ehe also mithin unauflösbar.189 Hempelmann ist in seinem Buch stellenweise recht widersprüchlich: So schreibt er: Das „Ein Fleisch Werden“ ist die höchste Form der Verwandtschaft zweier Menschen. … Hempelmann spricht vom „Angeleimt sein“. Dieses Angeleimtwerden an einen anderen Menschen geschieht überall da, wo zwei Menschen ein Fleisch werden. Selbst in dem Fall, dass ein Mann zu einer Dirne geht und ein Leib mit ihr wird, ist er an diese Frau angeleimt. (1 Kor 6,16)190 Dagegen führt Hempelmann an anderer Stelle aus: Der junge Mann der seinen ersten Geschlechtsverkehr mit einer Frau gehabt hat, die ihren Körper professionell verkauft, kann nicht verpflichtet werden, diese Frau zu heiraten. Die Verbindung mit Prostituierten entspricht gerade nicht dem Willen Gottes, der einen Mann mit einer Frau zu einer Einheit verbinden möchte, sondern pervertiert diesen. … Dass das das sexuellkörperliche „Ein Fleisch Sein“ nicht als solches und in jedem Fall Ehe bedeutet, sagt Jesus selbst in Johannes 4,17 f. 191 Was ist bei Hempelmann nun eigentlich richtig? Ist der junge Mann nun mit der Prostituierten „zusammengeleimt“ oder nicht? Sind sie als verwandt miteinander zu betrachten oder nicht? Hier widerspricht sich Hempelmann selbst! Leider gibt es zahlreiche dokumentierte Fälle, wo Mädchen und Jungen missbraucht werden. Ja sogar, dass Mütter ihre Söhne und Väter ihre Töchter verführen und sexuell misshandeln und missbrauchen. Und wie viele Mädchen und Frauen werden täglich allein in unserem Land geschändet?! Darauf geben Hempelmann und andere in ihren Ausführungen keine Antworten. Der Autor scheint einen Tunnelblick zu haben, der ihn die Realitäten des Lebens nicht mehr erkennen lässt! Wie war das nun bei Hosea? Bei ihm war die eheliche Verbindung mit einer Hure gerade GOTTES ausgesprochener Wille! Hos 1,2 Als der HERR anfing zu reden durch Hosea, sprach er zu ihm: Geh hin und nimm ein Hurenweib und Hurenkinder; denn das Land läuft vom HERRN weg der Hurerei nach. 188 Rosenberg , Seite 150 Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. S.39/S.73. H. studierte Theologie und Philosophie. 190 Hempelmann S. 44 191 Hempelmann S. 158 189 Hos 3,1 Und der HERR sprach zu mir: Geh noch einmal hin und wirb um eine buhlerische und ehebrecherische Frau, wie denn der HERR um die Israeliten wirbt, obgleich sie sich zu fremden Göttern kehren und Traubenkuchen lieben. In einem Vortrag von Wilfried Plock/KfG192 zum Thema „Ehescheidung und Wiederheirat“, wird ebenfalls ein wahrhaft mystisch-sakramentales Eheverständnis entwickelt. Er konstruiert dabei eine „Blutsverwandtschaft“ zwischen Mann und Frau, die durch den ehelichen Verkehr zustande kommen soll. Daraus begründet er, dass ein Mann nach 5 Mose 24 seine entlassene Frau nicht wiederum heiraten darf. Denn nach dem mosaischen Gesetz ist es nicht erlaubt, eine Blutsverwandte zu heiraten. Nimmt er seine Frau wieder zurück, wäre es gerade, so Plock, als hätte er Umgang mit seiner eigenen Schwester. Heiratet er nun wieder wie Mose dies erlaubt, wird so etwa auch die zweite Frau zu seiner eigenen „Schwester“? Dabei liegt außerdem ein grober Denkfehler vor. Die entlassene Frau wäre ja schon während ihrer noch intakten Ehe zu seiner Blutsverwandten geworden, beide hätten also gesteinigt werden müssen. Dies ist „krasser Aberglaube“! Solche absurden Ansichten werden den Hörern aufgetischt und als große Erkenntnis weitergegeben.193 Aus der Bibel ist ein solch magisch-mystisches Eheverständnis nicht abzuleiten. Auch im Judentum gab und gibt es bis heute keine Parallele zu einer solchen Denkweise. Weder im Talmud noch in der gewiss „magisch-mystischen Kabbala“, wird eine solche Terminologie gebraucht. Ehe ist wie die Schrift zeigt, für unser Erdendasein gegeben, und ist die Voraussetzung, dass Gottes Gebot, „Füllet die Erde“, in dem von Gott gegebenen Rahmen ausgeführt werden kann. Solche mystischen Gedanken kommen aus der Philosophie und den verschiedenen heidnischen Gesellschaften der Antike und ihren Kulten. Jesus sagt: Mt 22,30 … denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel Gottes im Himmel.Auch das „ein Fleisch werden“ von dem die Bibel spricht, berechtigt nicht zu solchen „philosophischen Spekulationen“. VI. 2 GOTT GEBRAUCHT SÜNDER ZUM BAU SEINES REICHES GOTT gebrauchte in der Geschichte Seines Reiches Menschen, die den heutigen Vorstellungen in vielen Gemeinden keinesfalls entsprechen: Vor ihrer Bekehrung: Rahab war eine Prostituierte, Mose war ein Mörder, Simon der Zelot, ein Jünger Jesu, war ein Revolutionär oder Terrorist194. Zachäus der Zöllner war ein Betrüger und Wirtschaftskrimineller. Saulus/Paulus war ein jüdischer Fanatiker, Verfolger der Gemeinde Jesu, und Mörder. 192 Konferenz für Gemeindegründung Audiokassette, Wilfried Plock. KfG. 194 Zeloten: Eine extremistische Gruppe der Zeloten, Sikarier („Dolchmänner”) genannt, ermordete Römer und einige wichtige jüdische Persönlichkeiten, die mit den römischen Behörden gemeinsame Sache machten. Der Aufstand der Zeloten konnte schon bald niedergeschlagen werden. Dem jüdischen Historiker Flavius Josephus zufolge kam den Zeloten eine bedeutende Rolle in der jüdischen Rebellion gegen die Römer zu (66-70 n. Chr.). Eine weitere Gruppe von Zeloten hielt die Festung von Masada gegen die Belagerung der römischen Truppen bis 73 n. Chr. Microsoft® Encarta® Professional 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. 193 Nach ihrer Umkehr zu GOTT: Noah entblößte sich im Alkoholrausch, Lot der Gerechte“ hatte sexuellen Umgang mit seinen Töchtern, Jakob war ein Betrüger und Erbschleicher, David Mörder und Ehebrecher, er hatte 7 Frauen und 10 Nebenfrauen Salomo erlaubte vielfachen Götzendienst, Petrus verleugnete den HERRN. 195 Zwei Fragen seien noch erlaubt: • „Hätten diese Menschen wohl in unseren Gemeinden heute auch das Heimatrecht“? • „Dürfen wir dann z.B. auf die Psalmen Davids, der ein Mörder und Ehebrecher war, überhaupt zurückgreifen und sie lehren? Er müsste nach der Doktrin so mancher Theologen und Gemeinden von jeglichem Lehramt dispensiert werden“! Abschließend aus „Worte des Lebens“ von Abd al Masih: Randbemerkungen zum Nachdenken: (von Abd al Masih). Er schreibt: „Wer den Stammbaum Jesu aufmerksam liest, findet darin den alarmierenden Satz: „David zeugte Salomo mit der Frau des Uria.“ (2 Sam 12, 24: Mt 1,6) Hat die geistgewirkte Buße Davids alle seine Sünden und sein Verbrechen so sehr überwunden und eliminiert, dass Gott David und Bathseba, die Frau des Hethiters Uria, samt Salomo zu Voreltern des Sohnes Gottes erwählen konnte? Es werden noch andere Frauen mit dunkler Vergangenheit im Stammbaum Jesu erwähnt Mt 1,3 ,5). Damit ist offensichtlich, dass die Erbmasse Jesu alle Laster und Sünden der Menschheit beinhaltete. Er war jedoch von Gottes Geist geboren worden. Dieser heilige und allmächtige Geist hat die Sünden der Vorväter in dem Sohn der Maria überwunden, so dass Er sagen konnte: „Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?“ (Joh 8,46) Jesus blieb der einzige Mensch ohne Sünde (2Kor 5,21; 1Petr 2,22-23; 1 Joh 3,5; Hebr 4.15 u.a.). Wenn Er sich trotzdem im Jordan taufen ließ, so geschah das nicht wegen seiner eigenen Sünden, sondern weil ER als unschuldiges Lamm Gottes die Sünde der Welt auf sich nahm (Mt 3,13-17). Deshalb rief der Täufer: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt! (Joh 1,29) Um seiner Sündlosigkeit war der Sohn Davids berechtigt, die Welt mit Gott zu versöhnen (1Petr 1,18-19; Joh 1,7; Hebr 9,17 u.a.). Wie die Buße Davids den Ehebrecher und Mörder innerlich befreite, zeigt der 103. Psalm als Krönung der Bußpsalmen Davids. Wer den Inhalt dieses Anbetungsliedes mit Psalm 51 vergleicht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. David hat in seinem Zerbruch nicht nur die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes erfahren, sondern auch sein Vatersein und seine bleibende Güte erkannt und bezeugt“.196 195 196 Nach „Biblisch Glauben - Denken – Leben“, Nr. 68, Mai 2005 Aus Worte des Lebens Heft 3. Abd al Masih, AG Ost-West Dienste Stuttgart