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Eine Betrachtung über »Ehescheidung- Entlassung- und Wiederheirat«
überarbeitet und ergänzt Baldur Gscheidle Juni 2011
INHALT UND VORWORT - LITERATURHINWEISE:
I. EHE – ALTES TESTAMENT
I .1 GOTT erschafft die Menschen – GOTT stiftet die Ehe
I .2 Sündenfall – Der sittliche und sexuelle Niedergang
II . GOTTES NOTVERORDNUNG – MÖGLICHKEIT DER ENTLASSUNG
II . 1 GOTTES Notverordnung – der Scheidebrief
II . 2 Die Tragödie des Sündenfalls – Notverordnung – stellvertretendes Opfer
II . 3 Sexuelle Vergehen und Sünden
II . 4 Entlassung im Alten Testament – GOTT und Israel:
II . 5 GOTT fordert die Entlassung
III .
III . 1
III . 2
III . 3
III. 4
DER BABYLONISCHE TALMUD
Einführung – der Talmud – Jesus – Sein Urteil über die Pharisäer
der Talmud – Geschichte und Bedeutung
Die Stellung der Frau im talmudischen – pharisäischen Judentum
Entlassung – Wiederheirat – Entlassungsgründe bei Frau und Mann:
IV. DIE KATHOLISCHEN KIRCHENVÄTER – DER PROTESTANTISMUS
IV. 1 Kirchenväter – Glaubenszeugen – Vertreter der Wahrheit?
IV. 2 Rechtsauffassung – Katholische Kirche
IV. 3 Protestantismus – Die Reformatoren Luther und Calvin, Papst Johannes Paul II.
V.
ENTLASSUNG UND WIEDERHEIRAT BEI JESUS UND PAULUS
V. 1 Jesus und die Auseinandersetzung mit den Pharisäern
V. 2 Die Antwort Jesu:
V. 3 Der Apostel Paulus zur Frage Entlassung und Wiederheirat bei Gläubigen:
V. 4 Zerrüttung aus Glaubensgründen:
V. 5 König Herodes und Johannes der Täufer:
VI .
MYSTISCHES EHEVERSTÄNDNIS IM LAUF DER GESCHICHTE:
VII. EINIGE SZENEN AUS DEM LEBEN . SEID BARMHERZIG!
VII. 1 Die Realität des Alltags .
VII. 2 GOTT gebraucht Sünder zum Bau seines Reiches
Literaturhinweise:
•
Abd al Masih, „Christus in euch“, AG Ost-West Dienste Stuttgart, 2008
•
Baltensweiler Heinrich, Die Ehe im Neuen Testament, ZVZ 1967
•
Bibel und Gemeinde 4/2007, Dr. theol. Friedhelm Jung
•
Bräumer Rosemarie und Hansjörg, Scheidung und Wiederheirat, Hänssler Verlag
•
Das jüdische Leben Jesu - Toldot Jeschu R. Oldenbourg Verlag, Veröffentlichungen des
Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Band 39. (2003).,
•
Denker Steffen, Bibel und Gemeinde 1998/4
•
Durant Will, Kulturgeschichte der Menschheit. EDITION RENCONTRE LAUSANNE
•
Eichberger Andreas, Scheitern Verboten.
•
Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel.
•
Gassmann Lothar /Herbert Jantzen/Jürgen Kuberski: GESCHIEDEN - und doch
Hoffnung. Edition Philemon
•
Gesenius Wilhelm, Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das AT.
•
Gießler Albert, Ehescheidung und Wiederheirat - das Wort Gottes gibt die Antwort!
•
Goldschmidt Lazarus, Der Babylonische Talmud. Biblion Verlag Berlin
•
Hempelmann Heinzpeter, „Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat“. „Mut zur Ehe“ VLM
•
Ihli Stefan, Die potestas vicaria des Papstes
•
Jung Friedhelm, Scheidung und Wiederheirat – was sagt die Bibel?
•
MacDonald William, Kommentar zum Neuen Testament
•
Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S.74-75.
Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, Verlag Friedrich Pustet
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Plock Wilfried, Eine Ehe zur Ehre Gottes, Christlicher Mediendienst CMV
•
Reutimann Stefan, Ehebund, Scheidung und Wiederheirat
www.feg-effretikon.ch/.../EhebundScheidungWiederheirat Stefan Reutimann
Rosenberg Alfons, J.FR. Oberlin, Die Bleibstätten der Toten. Turm Verlag Bietigheim.
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Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht
Christlicher Mediendienst Hünfeld e. K. – CMD
Schäfer Peter, Jesus im Talmud, Mohr Siebeck Tübingen 2007
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Schweiger Alfred, Ehescheidung und Wiederverheiratung. www.sbg.at/alfred.schweiger/
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Schrenk Elias „Gedanken zum Heiraten“ Berlin, Ernst Röttgers Verlag
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Seidler Meir. www.hagalil.com/judentum/talmud/talmud-judentum.htm
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Shahak Israel: Jüdische Geschichte, Jüdische Religion. Der Einfluss von 3000 Jahren.
Kap. 5. „Gesetze gegen Nichtjuden“. S. 139 ff. Süderbrarup 1999, Lühe Verlag.
•
Weiland Paul Joseph – 1991: Ein Messias aus Galiläa, Araki Verlag
Vorwort
Mit meinem Manuskript beabsichtige ich für diejenigen Gläubigen ein Plädoyer
halten, deren Ehe wegen Ehebruch eines Partners geschieden wurde. Der Schwerpunkt meiner
Betrachtung befasst sich mit der häufig vorgebrachten Forderung nach einem „Verbot der
Wiederheirat“ nach einer Ehescheidung, auch für den „unschuldigen Ehepartner, der also
selbst die Ehe nicht aktiv gebrochen hat. In manchen Predigten die ich schon über dieses
Thema gehört habe, wurde mit geradezu „pharisäischer Spitzfindigkeit“ vorgegangen, um die
eigene Meinung zu untermauern, nämlich, auch für den unschuldigen Teil ist eine
Wiederheirat auf jeden Fall als Sünde und Ehebruch anzusehen!
Dabei wird dann bei der Argumentation gegen eine „neue Ehe“, häufig das Wort
Gottes sehr einseitig angewandt und ausgelegt. Es geht dabei jedoch nicht um eigene
Meinungen und Ansichten, sondern um das WORT GOTTES. Die Betroffenen werden, wie
ich es schon selbst in einer Predigt gehört habe, als potentielle Ehebrecher, die man nicht in
den offenen Ehebruch laufen lassen kann, in Anfechtung und Zweifel gestürzt.
Vorausschicken möchte ich noch, dass wir, meine Frau und ich seit 1962 verheiratet
sind. Wir haben gemeinsam vier Kinder und führen eine glückliche Ehe. Schon von Beginn
an war es uns beiden klar, dass wir unsere Ehe vor Gott stellen und miteinander daran
arbeiten, dass unser Leben mit Gottes Hilfe gelingt. Seit geraumer Zeit bewegt mich nun aus
aktuellem Grund das Thema „Ehescheidung und Wiederheirat“ bei Gläubigen. Dazu gibt es
eine Vielzahl von Publikationen und auch unterschiedliche Meinungen, wie bei solchen
Fällen verfahren werden soll. Betroffene Menschen werden dabei häufig durch ihre
„Seelsorger“ verwirrt und verunsichert.
Die öffentliche Schamgrenze, die es früher einmal bei dieser Frage gab, ist eingeebnet
worden. Ehescheidung ist in der Gesellschaft heute weitestgehend akzeptiert, werden doch
leider immer mehr Ehen geschieden. Die Zahl derer, die ohne Trauschein zusammenleben
und sich wieder trennen, ist indes von der Scheidungsstatistik nicht erfasst. Gleichzeitig
werden in unserem Land immer weniger Kinder geboren.
Es ist bedauerlich, dass dies auch im Bereich der christlichen Gemeinde gilt, wo die
von Gott gegebenen Schranken ebenfalls immer häufiger überschritten werden.
Während das Problem einer Widerheirat in der Evangelischen Kirche marginalisiert
wird, existieren dagegen im Evangelikalen Bereich zahlreiche Publikationen, in denen eine
erneute Eheschließung, gerade auch schuldlos Geschiedener, in jedem Fall als Ehebruch
verurteilt, oder wenigstens als ein Übel gegen den Willen Gottes bezeichnet wird. Diese Leute
werden so gerade noch am unteren Ende der Werteskala in der Gemeinde geduldet.
„Die Wiederheirat, so schreibt Heinzpeter Hempelmann, bleibt ein Übel, ein Tun
gegen den erklärten und von Jesus eingeschärften Willen. Aber sie ist dann eben
das kleinere Übel“.
Nach solchen Aussagen können dann unter Umständen die von einem solchen
Schicksal betroffenen Männer und Frauen ihre Gemeinde verlassen, was auch in der Tat
immer wieder geschieht. Anstatt diesen Menschen Hilfestellung zu geben, werden sie darüber
hinaus zu einem erlittenen Ehebruch und dem schmerzlichen Erleben der Scheidung, zu
einem Singledasein verurteilt, bis der Ehepartner vielleicht einmal gestorben ist.
Betrachtet man die praktischen Auswirkungen einer solchen Vorgehensweise näher,
muss leider festgestellt werden, dass dabei die Betroffenen häufig in schwere geistliche und
existentielle Konflikte geraten. Zu dem Leid über den Zerbruch der Ehe, ich spreche hier von
dem Partner der die Ehe nicht mit einem anderen Menschen gebrochen hat, kommt nun auch
oft noch das „Spießrutenlaufen“ in der Gemeinde. Dies alles geht am wahren Kernpunkt und
den Auswirkungen im Leben der betroffenen Personen vorbei.
Ich habe verschiedene gläubige Männer und Frauen kennen gelernt, denen diese
Problematik in ihrem Leben schon viele Tränen, Not und Anfechtung bereitet hat. Diese
Fragen haben mich herausgefordert, die Problematik einmal anhand von Gottes Wort
durchzuarbeiten. Ich habe die Bibel und die Hintergründe zu den Aussagen des HERRN
Jesus, sowie des Apostels Paulus über die „Entlassung“ der Ehefrau und Wiederheirat
ebenfalls gründlich untersucht.
Dieses „Verbot einer Wiederheirat“ vertritt auch die katholische Papstkirche. Deshalb
habe ich auch einige der Lehrentscheidungen der katholischen Kirche mit herangezogen und
beleuchtetet. Ebenfalls den „Babylonischen Talmud“, der auch schon zu der Zeit Jesu zu
einem Teil vorhanden war. Unser HERR wurde schließlich von den (talmudischen)
Pharisäern direkt auf die Entlassung der Frau (aus beliebigem Grund) angesprochen. Beim
Studium des Babylonischen Talmud war mir schon vor längerer Zeit bewusst geworden, dass
die Auseinandersetzungen unseres Herrn Jesus Christus mit den Pharisäern und
Schriftgelehrten tatsächlich nur von diesem talmudischen Hintergrund her zu verstehen sind,
so auch die Thematik der Entlassung und Wiederheirat der Frau. Zu der Zeit Jesu herrschte in
Israel ein Eheverständnis, das sich von Gottes Geboten und Ordnungen weit entfernt hatte.
Ich will nun in meiner Arbeit keineswegs die biblischen und von Gott, Jesus Christus
und dem Apostel Paulus gegebenen Weisungen aufweichen und aufgeben, vielmehr möchte
ich dem Leser einen Denkanstoß geben, doch einmal den gesamten Fragenkomplex mit den
Folgen für die betroffenen und „verunsicherten Glaubensgeschwister“ am Wort GOTTES und
anhand dieser Ausführungen zu prüfen.
Anmerkung:
Die Bibelstellen im Text sind, wenn nicht anders vermerkt, der unrevidierten Elberfelder
Bibel 1905 entnommen.
I. EHE – IM ALTEN TESTAMENT
I.1 GOTT ERSCHAFFT DIE MENSCHEN –
GOTT STIFTET DIE EHE
GOTTES Schöpfung und die Stiftung der Ehe müssen bestimmt nicht besonders erläutert
werden. Das Wissen darüber setze ich voraus.
1Mo 1,27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf
ER ihn; und schuf sie als Mann und Weib.
1Mo 1,31 Und Gott sah an alles, was ER gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
1Mo 2,18 Und GOTT der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein
sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. …1
1Mo 2,21-24 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen,
und er schlief ein. Und ER nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch.
Und GOTT der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die ER von dem Menschen
nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: „Das ist doch Bein von meinem
Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom
Manne genommen ist“. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen
und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.
I. 2 SÜNDENFALL – DER SITTLICHE UND SEXUELLE NIEDERGANG:
Zwischen 1 Mose 2 und 5 Mose 24 liegt die große Katastrophe und Tragödie des
Sündenfalls. Was Gott in seiner Gnade und Liebe dem Menschen an Glück und Freude
geschenkt hat, wurde bei diesem schrecklichen Einschnitt unwiderruflich zerstört. Der
Mensch wollte sein wie Gott, wissen was gut und böse ist, er wollte aus der Abhängigkeit in
die Freiheit. Die Sünde lässt den Menschen die lebenslängliche Zuordnung von Mann und
Frau nicht länger als neue unzerreißbare Lebenseinheit, als exklusive Verbindung, als totale
Lebens- und Liebesgemeinschaft, als von ihrem Wesen her unauflöslich und als geschützten
Ort der sexuellen Gemeinschaft erfahren. Es kommt zur Entfremdung, zu Streit und Hass,
Missbrauch, Egoismus, gedanklichem oder vollzogenem Ehebruch und auch zur Entlassung
der Frau.2 Dieser Einbruch der Sünde war so umfassend, dass alle Lebensbereiche des Menschen davon betroffen wurden, ja, sogar die ganze Schöpfung leidet unter diesem Fall.3
Die Menschen wurden beim Sündenfall, anstatt die Freiheit zu erfahren, von Gott
getrennt, vom geistlichen und körperlichen Tod erfasst. Gottes gute Gaben, wie Sexualität,
Essen, Trinken, Musik – kein Bereich des Lebens, der nicht vom Satan zerstört wurde. Wie
viel Elend gibt es gerade im engsten menschlichen Bereich der Sexualität, was sich besonders
auf Ehe und Familie destruktiv auswirkt. Mann und Frau stehen von nun an unter dem Gesetz
und Fluch der Sünde und des Todes.4 Gott gab seinem Volk das Gesetz zum Leben: Bald
schon, noch zu Adams Lebzeiten, so lesen wir zum ersten Mal in 1 Mose 4, nahm Lamech,
der aus der Kainslinie stammte, zwei Frauen. Adah und Zillah. Er war, so wird berichtet, ein
rachsüchtiger Gewaltmensch.5
1
Luther 84.
Steffen Denker, Bibelbund
3
Röm 8, 19 ff.
4
Röm 3, 10-12. 1 Mo 3.
5
Lamech 1Mo 4, 24. Nach Brown-Driver-Briggs, Hebrew Lexicon: lemek Lamech = "powerful = stark, kräftig,
mächtig . JESUS dagegen fordert uns auf zu vergeben und keine Rache zu üben:
2
Weiter wird in 1 Mose 6 von den „Gottessöhnen“ berichtet, die sich zu Frauen
nahmen, welche sie wollten. Im Urtext steht der hebräische Ausdruck „benej Elohim“, den
fast alle Bibelübersetzer mit „Gottessöhne“ übersetzen. Elohim bedeutet jedoch nicht nur
Gott. „Elohim“ wird im AT auch für andere Götter, Götzen, Menschen, Mächtige, Herrscher
und Starke gebraucht. Auch Engel und sogar Totengeister werden in der Bibel mit dem
Begriff Elohim beschrieben.6
Manche Bibelausleger sehen diese „benej Elohim“, als gefallene Engel, die sich mit
den Menschen vermischten. Sie wurden auch als Nephilim bezeichnet, die zu den
adamitischen Frauen eingingen. Oft als "Riesen, Titanen, Tyrannen übersetzt, wörtlich aber
bedeutet dies „Gefallene“ oder „Abgefallene“. Diese Nephilim sind keine Nachkommen aus
der Verbindung von 1 Mo 6,1.2.
Vielleicht bezieht sich der Text auf damalige despotische Herrscher, die sich Städte
bauen ließen und den Lebensstil und die Grausamkeit Lamechs nachahmten. Sie fingen an,
sich Göttersöhne zu nennen und hatten selbstverständlich Umgang mit dämonischen
Mächten.7
Durch den Missbrauch der Sexualität, der guten Gabe GOTTES, wurden die
familiären, sozialen und auch kulturellen Verhältnisse grundlegend zersetzt und zerstört. Die
Sünde ist mit einer sich rasant ausbreitenden Krebserkrankung zu vergleichen. Die
verheerenden Folgen sehen wir heute in unserer Gesellschaft – also nichts Neues unter der
Sonne. Dieser ausufernde Frevel veranlasste GOTT später bei Mose in der Gesetzgebung die
scharfe Verurteilung dieser verheerenden Auswüchse.8 Das Volk Israel wurde mit dem
ägyptischen Götzendienst mit seinen Zaubereien, Sexualpraktiken und Kulten über 4
Jahrhunderte konfrontiert. Nach der Rückkehr ins „Gelobte Land“ kamen sie unter die
anstößigen Einflüsse der kanaanitischen Völker, Babylons und Assyriens hinzu. Der HERR
aber redete mit Mose und lässt das Volk warnen:
3Mo 18,1-3
Und Jehova redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel
und sprich zu ihnen: Ich bin Jehova, euer Gott. Nach dem Tun des Landes Ägypten, in
welchem ihr gewohnt habt, sollt ihr nicht tun; und nach dem Tun des Landes Kanaan,
wohin ich euch bringe, sollt ihr nicht tun; und in ihren Satzungen sollt ihr nicht
wandeln.9
Mt 18,22 Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.
6
1. Sam. 28,13 Und der König sagte zu ihr: Fürchte dich nicht! Nun, was siehst du? Die Frau antwortete Saul:
Ich sehe einen Geist (Elohim) aus der Erde heraufsteigen. (andere übersetzen Götter)
7
Nach Karl-Heinz van Heiden
8
3 Mose 18 und 20
9
2Mo 23,24.
II.
HEIRAT UND ENTLASSUNG
DER FRAU IM AT
II. 1 GOTTES NOTVERORDNUNG – DER SCHEIDEBRIEF
Zwei Texte die sich auf Heirat und Entlassung der Frau beziehen, finden sich im 5. Buch
Mose:
5Mo 21,10-14 Wenn du wider deine Feinde zum Kriege ausziehst, und Jehova, dein
Gott, sie in deine Hand gibt, und du ihre Gefangenen wegführst, 11 und du siehst unter
den Gefangenen ein Weib, schön von Gestalt, und hast Lust zu ihr und nimmst sie dir
zum Weibe, 12 so sollst du sie in das Innere deines Hauses führen; und sie soll ihr
Haupt scheren und ihre Nägel beschneiden 13 und die Kleider ihrer Gefangenschaft
von sich ablegen; und sie soll in deinem Hause bleiben und ihren Vater und ihre
Mutter einen Monat lang beweinen; und danach magst du zu ihr eingehen und sie
ehelichen, dass sie dein Weib sei. 14Und es soll geschehen, wenn du kein Gefallen
mehr an ihr hast, so sollst du sie nach ihrem Wunsche entlassen; {d.h. sie gehen
lassen, wohin es ihr beliebt} aber du darfst sie keineswegs um Geld verkaufen; du
sollst sie nicht als Sklavin {Eig. gewaltsam} behandeln, darum dass du sie geschwächt
(gefügig gemacht, ihr Gewalt angetan) hast.
Um die schwerwiegenden Folgen sexueller Vergehen, wodurch ein normales Zusammenleben in einer Ehe nicht mehr erträglich und zumutbar war zu mildern, gab „Gott“
Mose eine „Notverordnung“, von der später JESUS ausdrücklich sagte, dass dies von
Anfang an vom Schöpfer so nicht gedacht und geplant war.
5Mo 24,1- 4 Wenn ein Mann ein Weib nimmt und sie ehelicht, und es geschieht,
wenn sie keine Gnade in seinen Augen findet, weil er etwas Schamwürdiges an ihr
gefunden hat, dass er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn in ihre Hand gibt und sie
aus seinem Hause entlässt, 2 und sie geht aus seinem Hause und geht hin und wird das
Weib eines anderen Mannes, 3 und der andere Mann hasst sie, und schreibt ihr einen
Scheidebrief und gibt ihn in ihre Hand und entlässt sie aus seinem Hause; oder wenn
der andere Mann stirbt, der sie sich zum Weibe genommen hat: 4 so kann ihr erster
Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiederum nehmen, dass sie sein Weib sei,
nachdem sie verunreinigt worden ist. Denn das ist ein Gräuel vor Jehova; und du sollst
nicht das Land sündigen machen, welches Jehova, dein Gott, dir als Erbteil gibt.
Es fällt auf, GOTT erlaubt an dieser Stelle die Wiederheirat einer sogar „mehrmals
Entlassenen“. ER verbietet der Frau keineswegs, eine neue Ehe einzugehen. Sogar eine
mehrmalige Heirat mit anderen Partnern ist nicht ausgeschlossen, wenn sie von einem ihrer
Männer gehasst (verabscheut) und entlassen wird. Lediglich darf ihr erster Ehemann sie nicht
wiederum zur Frau nehmen. Grundlage ist der rechtsgültig verfasste Scheidebrief.
Selbstverständlich heiratet dann auch der Mann wieder eine neue Partnerin, er ist dazu sogar
verpflichtet. Es machte für einen Israeliten keinen Sinn, seine Frau zu entlassen um dann
unverheiratet zu leben. Das drückt auch 5 Mo 24 nicht aus. In den mosaischen Gesetzen wird
dem Volk Israel eine große Anzahl von Geboten, gerade was die Sexualität betrifft gegeben,
auf deren Übertretung sogar die Todesstrafe steht.10 Dies gilt auch für Ehebruch. Die
Möglichkeit einen Scheidebrief auszustellen, ist allerdings „keine normale und allgemeine
Rechtsordnung“, die sich Mose eben so mal ersonnen hat, sondern eine barmherzige
10
3. Mose 18, 6ff ; 3 Mo 20
„Notverordnung“ GOTTES, für eine außerhalb der göttlichen Norm liegende
Ausnahmesituation. GOTT hat sie ausschließlich „nur für bestimmte Fälle“ gegeben.
„Auch dieser Text ist Gottes Wort“!
2Tim 3,16
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur
Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,
Diese „Notverordnung“ milderte im Grunde genommen das grausame Gesetz, wo eine
verheiratete Frau, die mit einem anderen Mann Ehebruch beging, zusammen mit dem
Ehebrecher gesteinigt werden sollte. Man kann sich die Frage stellen, damals wie heute, wie
viele Menschen einer Steinigung zum Opfer gefallen wären. Heute wäre sicher die halbe
Bevölkerung Deutschlands hingerichtet, betrachtet man einmal die Statistiken über das
Sexualverhalten in unserem Land.
5Mo 22,22 Wenn ein Mann bei einem Weibe liegend gefunden wird, das eines
Mannes Eheweib ist, so sollen sie alle beide sterben, der Mann, der bei dem Weibe
gelegen hat, und das Weib. Und du sollst das Böse aus Israel hinwegschaffen. 11
Gottes „Notverordnung“ wurde jedoch in der Geschichte des Volkes Israel und
später von den talmudischen Pharisäern unzweifelhaft aufs Gröbste missbraucht. Indem sie
den Begriff „etwas Schändliches“ nach ihrer eigenen Willkür auf geradezu infame Weise zu
Ungunsten der Frau auslegten, annullierten sie GOTTES heiliges Wort. Das war ein klarer
Rechtsverstoß gegen die Gebote des HERRN und gegen Seinen Bund mit Israel. Dennoch
gibt es bei dieser Notverordnung eine Ausnahme, bei der die Entlassung einer Ehefrau
von Gott absolut verboten ist:
5Mo 22,28-29 Wenn ein Mann ein Mädchen findet, eine Jungfrau, die nicht verlobt
ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden gefunden: so soll der Mann, der
bei ihr gelegen hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Schekel Silber geben; und sie
soll sein Weib sein, darum dass er sie geschwächt hat, er kann sie nicht entlassen
alle seine Tage.
II. 3 DIE TRAGÖDIE DES SÜNDENFALLS – DAS STELLVERTRETENDE OPFER
Diese „Notverordnung“ welche die Ehe betrifft, ist aber dem HERRN sei Dank, nicht
die einzige in Seinem Wort.12 Von größter Bedeutung für uns alle ist Seine Notverordnung,
die ER schon auf den ersten Seiten der Bibel dargelegt hat. Die geschichtliche Tragödie und
die für uns alle sichtbaren Auswirkungen dieser folgenschweren Begebenheit des
Sündenfalles, sind für jeden zu erkennen. Dem vollkommenen göttlichen „Heils- und
Rettungsplan“ liegt die Realität eines doppelten Todes zugrunde. Seit dem Sündenfall sind
alle Menschen von Geburt an geistlich tot! Dieser Tod trat zwar bei dem ersten Menschenpaar
nicht sofort erkennbar ein, jedoch wurde schon zu Adams Lebenszeit Abel von seinem
Bruder Kain erschlagen und somit der leibliche Tod sichtbar. Eine wichtige Grundwahrheit
bezeugt uns die Schrift: Nur durch eine Neu- und Wiedergeburt, durch den Glauben an den
Sohn Jesus Christus, den gekreuzigten und vom Tode auferstandenen und
wiederkommenden Herrn, wird uns das „neue Leben als Gabe Gottes geschenkt“.13
11
3. Mose 20,10;
Siehe auch 4 Mo 21,4-8. Die eherne Schlange
13
Joh.3
12
Wer im Glauben von neuem geboren ist, wie die Schrift sagt, stirbt nur den leiblichen
Tod; der vom Geist gezeugte Mensch erleidet keinen zweiten Tod, da der Leben schaffende
Geist Gottes der in ihm wohnt, selbst unsterblich ist und den Gläubigen zum Leben führt.
Anders die nicht an Jesus Gläubigen. Sie müssen den zweifachen, den leiblichen und ewigen
Tod erleiden.
Offb 20,6 Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese
hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus
sein und mit ihm herrschen tausend Jahre.
Das Wort redet unzweideutig von der herrlichen Hoffnung der Kinder Gottes, dass
wenn ER wiederkommt, wie im Thessalonicherbrief ausgeführt, sie zum „Ewigen Leben“
auferstehen werden.14 Das sind klare und unmissverständliche Aussagen, die uns hier im Wort
gegeben sind. An dieser Stelle sind wir doch alle dankbar, dass GOTT in seiner Liebe für alle
Menschen die Sein Opfer annehmen, diese „Notverordnung“ gegeben hat. ER setzte das
stellvertretende Opfer für die Rettung des Menschen ein. Im AT musste ein Tier anstelle des
Menschen sterben, dann sandte ER seinen Sohn, als das einmalige und ewig gültige Opfer für
die Menschen, die Seine Gnade annehmen. Hier dürfen wir von Herzen dankbar sein und Ihn
loben. Diese „Notverordnung“ aus Seiner Barmherzigkeit heraus, nehmen wir doch alle gerne
an.
II. 4
SEXUELLE VERGEHEN UND SÜNDEN IN ISRAEL
Nun steht oben der Text aus 5. Mose 24,1- 4. Sicher hat Mose unter diesen zerrütteten
Verhältnissen im Volk gelitten. Auch dort gab es Götzendienst, Ehebruch, Unzucht,
Prostitution und ebenfalls alle nur möglichen sexuellen Verirrungen. Recht schnell wurde der
Abfall des Volkes offenbar, als die aus der Gefangenschaft in Ägypten Geführten sich das
„Goldene Kalb“ machten, um es als ihren Gott anzubeten. Mose stellt fest: „Das Volk war
zügellos oder zuchtlos geworden“. Das Gericht kam anschließend über sie!
2Mo 32,25 Und Mose sah das Volk, dass es zügellos war; denn Aaron hatte es
zügellos gemacht, zum Gespött unter ihren Widersachern.
Wir lesen im ganzen Alten Testament immer wieder davon, wie sich das Volk Israel
an Gott versündigte, indem sie alle Gräuel der heidnischen Nationen mit denen sie in
Berührung kamen, aufnahmen und praktizierten. Man darf aber hier nicht einfach den Heiden
die Schuld geben.
Die von GOTT trennende Sünde hat jeder Mensch seit dem
Sündenfall im eigenen Herzen.
In 3. Mose 18 und 3 Mo 20 wird dieser
ganze Sündenkatalog von Ehebruch bis hin zu Inzest,15 (kultische) Prostitution,
Homosexualität, Verkehr mit Tieren usw. aufgelistet.
Das ist heute leider auch in unserer Gesellschaft Praxis und für Gott ein Gräuel!
GOTTES Heiligkeit wird hier aufs gröbste missachtet und ruft seinen Zorn hervor. Diese
sexuellen Praktiken wurden schon damals in allen Kulturen und Kulten der alten Welt
gepflegt, so auch in Kanaan.
Der gesamte Götzendienst war tatsächlich nichts anderes
als ein orgiastischer Fruchtbarkeits- und Sexualkult. Die Anbetung dieser Götzen war immer
mit den widerlichsten Ausschweifungen verbunden. Bei diesen falschen Göttern gab es keine
14
1. Thess 4
Inzest (Blutschande) bezeichnet den Geschlechtsverkehr zwischen nahen Verwandten. Alle Kulturen der
Menschheit kennen ein Inzesttabu
15
einschränkenden Tabus in der Sexualität.16 Bekannt sind die Geschehnisse in Sodom und
Gomorrha und bei Bileam. Um das Volk Israel vor Schaden und diesen lasterhaften
Zuchtlosigkeiten zu bewahren, gab Gott Seine Gebote – nicht um den Menschen
einzuschränken und zu strafen – sondern zu seinem eigenen Wohl und Schutz. Dessen
ungeachtet, wurden alle diese Gebote vom Volk Israel übertreten. Beim Propheten Hesekiel
findet sich ebenfalls ein Hinweis auf die damaligen abscheulichen Gebräuche in Israel. Das
war die so genannte „Heilige Hochzeit“, die in vielen Religionen und Kulturen zuhause war
und sich bis in unsere Tage hinübergerettet hat. 17
Hes 8,13-14 Und ER sprach zu mir: Du sollst noch weiter große Gräuel sehen, die sie
verüben. Und er brachte mich an den Eingang des Tores des Hauses Jehovas, das
gegen Norden ist; und siehe, dort saßen die Weiber, welche den Tammuz beweinten.
Wer ist dieser Tammuz? Tammuz oder Dumuzi war der Gott der Fruchtbarkeit. Sein Fest
wurde schon vor 5000 Jahren zwischen Euphrat und Tigris im Frühling gefeiert. In dieser
Region mit den damals mächtigen Städten herrschte Inanna in Uruk als Göttin, Königin und
Hohepriesterin ihres Tempels. Tammuz, ihr Bruder, wurde bei der Jagd von einem wilden
Eber getötet, seine Schwester Inanna folgt ihm in die Unterwelt. Auch auf der Erde stirbt alles
Leben. Inanna erwirkte die Rückkehr ihres Bruders Tammuz zur Erde. Alle beweinten diesen
toten Gott und warteten auf seine Auferstehung. Man feierte die Auferstehung des Tammuz
und seine Vereinigung mit Inanna, seiner Schwester. Nun beginnt die Erde wieder zu blühen,
das Leben ist zurückgekehrt. … Es »vereinigten sich die Ehefrauen nicht nur mit ihren
Ehemännern, sondern sie hatten die Freie Wahl der Liebe, das ihnen von den Männern
zugestandene Recht, mit und bei dem Mann zu schlafen den sie begehrten. Es wird berichtet,
dass die Festteilnehmer sich verkleideten.
Männer hüllten sich in Frauenkleidung und
Frauen, kleideten sich in Männertracht. Das hob die Fesseln der Scham auf. Und nun waren
alle Ausschweifungen erlaubt. Von hier aus gesehen werden die Gebote Gottes zur Sexualität
– auch die Kleiderfrage, die heute noch immer in manchen Kreisen ein fast ehernes Gesetz ist,
verständlich. 18 /19
5Mo 22,5
Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll nicht
Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein
Gräuel.
Noch heute ist „Tammuz“ in Israel, als Monatsname im jüdischen Kalender vertreten. Er
hat seine Ursprünge in den Monatsnamen des alten Babylonien, die während der
babylonischen Gefangenschaft zwischen 586 v. Chr. und 536 v. Chr. von den Juden
übernommen wurden.
Viele Kommentatoren und Ausleger beziehen nun den Ausdruck „etwas Schändliches
oder Anstößiges“ auf Sünden im geschlechtlichen Bereich.20 Im Urtext steht hier das
hebräische Wort „ärwah, ‛ervâh“ (Strong Nr. H 6172) und hat zusammen mit den
verwandten Wörtern folgende Bedeutungen: Blöße, Bloßstellung, die Scham aufdecken,
Hässlichkeit, Ausschweifung, Schande, Schmach, Schändlichkeit, Anstößigkeit. Übertragen
bedeutet es auch „von der göttlichen und sittlichen Norm abweichend“.21 Etwas Schändliches
war auch, wenn es sich bei der Hochzeit herausstellte, dass eine Verlobte keine Jungfrau mehr
16
3 Mo 20, 10-21/5 Mo 27, 20-23
Tantrismus und Buddhismus
18
Auszüge http://gerd-a-braun.de/VenuskultAuszug.doc.
19
http://muenchen.neue-akropolis.de/index.php?option=com_content&task=view&id=314&Itemid=53
20
5Mo 22,28-29
21
Siehe auch Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel. Nummern 6294; 6298; 6299.
17
Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament. Wilhelm Gesenius.
war. Sie musste nach dem Gesetz gesteinigt werden.22 Wie die moralischen Zustände im Volk
Israel in Wahrheit aussahen, beschreibt GOTTES Wort schonungslos:
Jer 5,7-9 Weshalb sollte ich dir vergeben? Deine Söhne haben mich verlassen und
schwören bei Nichtgöttern. Obwohl ich sie schwören ließ, haben sie Ehebruch
getrieben und laufen scharenweise ins Hurenhaus. Wie wohlgenährte Pferde
schweifen sie umher; sie wiehern ein jeder nach seines Nächsten Weibe. Sollte ich
solches nicht heimsuchen? spricht Jehova; oder sollte an einer Nation, wie diese,
meine Seele sich nicht rächen?
Jer 23,1 Denn das Land ist voll von Ehebrechern; denn das Land trauert wegen des
Fluches, die Auen der Steppe verdorren, und ihr Lauf ist böse, und ihre Macht ist
Unrecht.
In diesen Schriftstellen wird aber das Gericht GOTTES angekündigt. So sagt es auch der
Hebräerbrief: Ehebrecher und Unzüchtige wird GOTT richten.23
22
23
5 Mo 22,13 ff.
Hebr 13,4
III.
DER BABYLONISCHE TALMUD:24
III. 1 DER TALMUD – EINFÜHRUNG – GESCHICHTE UND BEDEUTUNG
Dieser Abschnitt über den „Babylonischen Talmud“ ist etwas ausführlicher
dargestellt. Einmal um den Charakter dieses Werkes „in Etwa“ zu begreifen, zum anderen soll
auch verständlich werden, warum und wie sich JESUS mit den Pharisäern und
Schriftgelehrten auseinandergesetzt hat. Der Talmud lag zu der Zeit JESU noch nicht
vollständig in schriftlicher Form vor. Er hat jedoch die Gesetze des pharisäischen Judentums
seit dem Entstehen des Talmuds zwischen dem 5.ten Jahrhundert vor Christus bis zum 5.ten
Jahrhundert nach Christus bis in unsere Tage hinein tief geprägt.
Der Talmud, wörtlich »die Belehrung«, ist das grundlegende Werk der jüdischen
Religion, das biblische Grundsätze in ihrer Auslegung, in den Erörterungen der
Schriftgelehrten wiedergibt. Der Talmud hält mündliche Ausführungen, Fragen und
Antworten, Streitpunkte wie Rätsel fest und gibt ihnen verbindliche Gestalt. Der
Talmud enthält zwei Werke: die Mischna aus Palästina, die kanonische Sammlung
jüdischer Gesetze, und die Gemara, die Diskussionen über diese Gesetze, die in
Babylonien geführt und aufgezeichnet wurden. Nach diesem Ort heißt das Werk
„Babylonischer Talmud“ (gegenüber dem kleineren Palästinischen oder
Jerusalemer Talmud). Der Babylonische Talmud ist das verbindliche Werk für das
Studium der Heiligen Schrift. Die erste deutschsprachige Auflage nach Lazarus
25
Goldschmidt erschien zwischen 1929 und 1936 im Jüdischen Verlag Berlin.
Laut traditioneller jüdischer Überlieferung erhielt Israel über Mose jedoch nicht nur
diese Schriften (die schriftliche Tora), sondern auch deren mündlich überlieferte
Ausdeutung, den Talmud, der den Schlüssel für das Verständnis der schriftlichen
Tora liefere. Diese wurde von den Propheten (Neviim) und den weiteren Lehrern
des Volkes mündlich überliefert. Unter Rabbi Jehuda ha-Nassi wurde das in
einzelnen Sammlungen erhaltene, aber kaum überschaubare Material in ein
System von 6 Ordnungen gebracht. Diese erste schriftliche Fixierung der
Mündlichen Tora wurde zum Standardkanon, der in seinem Bestand nicht ergänzt,
26
wohl aber kommentiert wurde.
Das Herz der jüdischen Eigenart und das Wesen des jüdischen Volkes liegen in
einem Werk verborgen, das als Talmud bekannt ist. Der Talmud ist der Kern des
27
Judentums. Verständnis des Talmud ist Verständnis des Judentums. Der Talmud
ist das Ergebnis der Denkarbeit rund eines Jahrtausends. Die mündlichen
Überlieferungen entstanden im 6. Jahrhundert v. Chr., als die Juden in der Babylonischen Gefangenschaft waren. Aus diesem Umfeld sind auch viele der
talmudischen Lehren beeinflusst. Um diese Lehren vor dem Untergang zu
bewahren, begann um das Jahr 450 n. Chr. ein Rabbiner namens Judas mit der
Aufzeichnung, die er Mischna nannte. Beendet wurde diese Arbeit um das Jahr
28
500 n. Chr.
24
DER BABYLONISCHE TALMUD. Übersetzung Lazarus Goldschmidt. Jüdischer Verlag Suhrkamp,
Frankfurt/Main. – Goldschmidt - in den weiteren Fußnoten kurz als BT. angeführt.
25
http://www.judentum.org/talmud/babylonischer-talmud.htm
26
http://de.wikipedia.org/wiki/Tora
27
Meir Seidler. www.hagalil.com/judentum/talmud/talmud-judentum.htm
28
Ein Messias aus Galiläa: Was Christen nicht wissen- aber sollten. Paul Joseph Weiland - 1991
Eine Passage aus dem Geleitwort des Übersetzers des Babylonischen Talmuds, Lazarus
Goldschmidt:
"Nicht ein Corpus juris sollte es sein, kein Leitfaden des kanonischen und
bürgerlichen Rechtes, wie einst Tora und Mischna, ein Stenogramm vielmehr, das
die gesamte Disputation des Lehrhauses getreulich registriert, wie die Worte aus
des Meisters Munde geflossen. Kein System, keine Methode: ein Durcheinander
von Lehren und Belehrungen, Sprüchen und Sentenzen, Schnurren und
29
Anekdoten. Neben einer haarspaltigen Deduktion eine Fabel, eine harmlose Zote
an eine Rechtsfrage anschließend. Scholastische Hermeneutik und metaphysische
Spekulation durcheinander, gemengt der historische Bericht mit der
Himmelskunde. Wie die Materie, so auch die Sprache: ein Gewirr verschiedener
30
Zungen, ein Jargon ohne Zügel."
Die„Universal Jewish Encyclopedia“ führt aus:
Die jüdische Religion so wie sie sich heute darstellt, geht auf eine über Jahrhunderte
lange ununterbrochene Herkunftslinie bis auf die Pharisäer zurück. Ihre Leitgedanken
und Methoden fanden ihren Ausdruck in einer Literatur von enormen Ausmaßen,
davon auch heute noch immer viel existiert. Der Talmud ist das größte und wichtigste
Einzelteil dieser Literatur …und das Studium davon ist unentbehrlich für das rechte
31
Verständnis des Pharisäertums.
Der Babylonische Talmud wie er in der deutschen Übersetzung von Lazarus Goldschmidt
vorliegt, ist ein Sammelwerk von 12 Bänden und umfasst 9550 Seiten. Das Werk enthält
63 Traktate (Bücher) und nimmt langatmig und haarspalterisch Stellung zu allen nur
möglichen und unmöglichen erdachten Lebenssituationen. Im Talmud finden sich unter
anderem neben Weisheiten auch krasser Aberglaube, Okkultismus, Dämonologie,
Götzendienst, der Gebrauch von Amuletten, Kinderopfer, Totenbeschwörung, Zauberei,
Inzest und obszöne Phantasien, dazu Abgötterei und unmenschliche Grausamkeiten. In den
nach dem Tode unseres HERRN dem Talmud hinzugefügten Passagen, finden sich Flüche
32
und Lügen über Jesus Christus und Seine Nachfolger.
III. 2 DER TALMUD – JESUS – SEIN URTEIL ÜBER DIE PHARISÄER
Es finden sich eine große Anzahl an Bibelstellen im NT, die Sein Verhältnis zu ihnen und
ihren Lehrsätzen veranschaulichen. JESUS demaskiert sie und hält ihnen ihr falsches und
heuchlerisches Leben und Denken vor Augen. SEIN Urteil über sie ist geradezu vernichtend.
ER prangert in aller Schärfe an, dass sie die Schriften, das heißt die mosaischen Gesetze, ins
Gegenteil verkehren und sogar aufheben. So konstruierten sie die talmudischen Vorschriften
mit zahlreichen Ausnahmeregeln, um auf irgendeine Weise die klaren und eindeutigen Gebote
Gottes dennoch straflos umgehen zu können. Hier ein Beispiel:
Sabbath 83b: Rabbi Abadboj ben Ami fragte: Wie verhält es sich mit einem Götzen
kleiner als eine Olive? … Ein solcher ist nicht geringer als die Fliege, der Schutzgott
29
Deduktion = Ableitung von Aussagen mithilfe logischer Schlussregeln aus anderen, allgemeineren Aussagen
Aus Vorwort des BT von Lazarus Goldschmidt, Band I, Seite IX
31
THE UNIVERSAL JEWISH ENCYCLOPEDIA VOL. VIII Pharisees Page 474
32
1Thes 2,14-15. Israel Shahak: Jüdische Geschichte, Jüdische Religion. Der Einfluss von 3000 Jahren. Kap. 5,
„Gesetze gegen Nichtjuden“. S. 139 ff. Süderbrarup 1999, Lühe Verlag,.
Das jüdische Leben Jesu - Toldot Jeschu R. Oldenbourg Verlag Veröffentlichungen des Instituts für
Österreichische Geschichtsforschung, Band 39. (2003). Peter Schäfer, Jesus im Talmud.
30
von Ekron. (Baal- Sebub) Dies lehrt, dass ein jeder das Abbild seiner Gottheit
fertigte und sie in die Tasche tat, und sobald er ihrer erwähnte, nahm er sie aus der
Tasche und liebkoste und küsste sie. …Es wird gelehrt: einem Götzen kleiner als
eine Olive haftet überhaupt keine Unreinheit an … ebenso ist der Götze nur in
33
Olivengröße verunreinigend.
Mt 5,20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der
Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Mt 23,3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken
sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen's zwar, tun's aber nicht.
Mehrfach findet sich im babylonischen Talmud die Aussage:
Berakhoth 19b: Groß ist die Ehre des Menschen, dass sie sogar ein Gebot der
Tora verdrängt. … Rabbi b. Saba bezog dies vor R. Kahana auf das Verbot: du
34
sollst nicht abweichen … Du sollst nicht abweichen ist ja aus der Tora. … wo
aber die Ehre zu berücksichtigen ist, ist es erlaubt. Komm und höre, du darfst dich
35
ihrer (der Gebote) entziehen.
Diese Haltung rügt auch Jesus:
Mt 15,8- 9
»Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir;
vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als
Menschengebote sind. «36
Die Tora hat uns Mose anbefohlen zum Erbbesitze für die Gemeinde Jakobs, die
37
uns Mose als Erbteil gegeben hat" (Sukka 42a ) und ohne die "weder Himmel
38
noch Erde Bestand haben" (Pesahim 68b ). Das ist die entscheidende Maxime für
alle Gegenwartsbewältigungen und alle Zukunftserwartungen. Damit ist gegeben,
dass die Rabbinen wichtiger sind als die Propheten. Ihre Aussagen sind die
aktualisierte Tora, deren Worte sogar wichtiger sind als die originalen Worte der
39
Tora: "Die Worte der Schriftgelehrten sind wichtiger als die Worte der Tora".
Im Mittelalter war der Talmud anstelle der Heiligen Schrift die Seele des
40
Judentums; nun trat die Kabbala an seine Stelle. Die mündliche Lehre (der
Talmud), die den überwiegenden Teil des jüdischen Rechts ausmacht und
eigentlich für dieses wichtiger als die Tora ist, ist in der schriftlichen Lehre (der
Tora) verankert. Aufhebung einer Toranorm: Die Lehre Moses (die Tora) hatte nicht
immer in der Geschichte den extrem sakralen Stellenwert, den sie in späteren
41
Jahrhunderten erlangte.
33
Sabbath 83b. BT. Bd. I, S. 683
5 Mose 17, 8-12, hier sind die Anordnungen der levitischen Richter und Priester gemeint, keinesfalls lesen wir
in diesem Text, dass die Gebote der Tora außer Kraft gesetzt werden dürfen.
35
Berakhoth 19b, BT Bd. I, S. 84/85; ebenso Erubin 41b BT Bd. II, S. 126
36
Luther 84
37
Sukka 42a, BT Bd. II, S. 518
38
Pesahim 68b, BT Bd. III, S. 371
39
http://religion.orf.at/projekt03/religionen/judentum/fachartikel/re_ju_fa_landmessias4-96.htm
40
Will Durant, Band 24, S. 389 ff.
41
Aus Einführung in das Jüdische Recht. http://www.juedisches-recht.de/studium-einfuehrung.htm
34
Die Pharisäer vertraten wie JESUS in Mt 23,3 betont, zwei verschiedene Lehren. Zum
einen predigten sie in der Synagoge die Lehren der Tora. Dort wurde regelmäßig aus den
Schriftrollen ein Abschnitt für die versammelte Gemeinde am Sabbat vorgelesen und
42
ausgelegt. Für sich selbst handelten sie jedoch nach den überlieferten Lehrsätzen des
„Babylonischen Talmud“, die – wie noch dargestellt wird, mit den göttlichen Lehren der Tora
nicht in Einklang stehen. JESUS sagt den Menschen:
Mt 23,3 Alles nun, was sie euch sagen, (die Pharisäer) das tut und haltet; aber nach
ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen's zwar, tun's aber nicht.
Mt 23,13 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das
Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hinein
wollen, lasst ihr nicht hineingehen.
Anzumerken ist aber, dass es unter den Pharisäern sehr wohl auch redliche und
rechtschaffene Menschen gab, die Jesus offen und ehrlich begegneten, wie wir z.B. in Joh 3
von Nikodemus lesen. Durch die Kenntnis der talmudisch- pharisäischen Gesetze werden die
Aussagen unseres HERRN JESUS CHRISTUS zum Thema „Entlassung der Ehefrau und
Wiederheirat“ für den Leser gewiss leichter durchschaubar. Auch Paulus schreibt an die
Adresse der Juden gerichtet:
Röm 2,22 Du sprichst, man solle nicht ehebrechen, und du brichst die Ehe? Du
verabscheust die Götzen, und beraubst ihre Tempel?
42
Lukas 4, 16 ff.
III. 4 ENTLASSUNG – WIEDERHEIRAT – ENTLASSUNGSGRÜNDE
IM TALMUD:
Die Entlassung der Ehefrau war ja die große Frage der Pharisäer in Mt 5 und Mt 19.
Der Talmud stellt die Frauen außerhalb des öffentlichen religiösen Lebens, verbietet, sie in
der Religion zu unterrichten und lässt sie ohne religiöse Vorschriften, indem er sie auf Familie
und Haus anweist. Das war noch Fakt im Jahre 1847. 43
Für die Entlassung musste ein Scheidebrief, (Scheidungsurkunde, hebr. Get)
geschrieben werden.44 Dieser muss von Anfang bis Ende speziell für eine
bestimmte Frau zum Zweck dieser Scheidung geschrieben werden. Der
Scheidungsakt besteht in einer Willenserklärung des Ehemannes, die
urkundlich in einem Scheidebrief unter Einhaltung bestimmter Formen
niedergelegt sein muss, und in der Übergabe dieses Scheidebriefes an die Ehefrau. Der Ehefrau steht ein Recht auf Scheidung ursprünglich nicht zu; es
bedurfte zur Scheidung durch den Ehemann nicht einmal ihrer Zustimmung;
erst durch die Verordnung der Rabbinerversammlung in Worms 1040 n. Chr.,
wurde auf Veranlassung von R. Gerschom die Einwilligung der Ehefrau zur
Scheidung verlangt.45
Der wesentliche Text des Scheidebriefes lautet nach dem Talmud, Traktat Gittin 85b,
„Von der Ehescheidung“ wie folgt:
Gittin 85b: Du bist nun jedermann erlaubt. R. Jehuda sagt, (man schreibe)
auch: dies diene dir von mir als Trennungsschrift, Entlassungsbrief und
Scheidungsurkunde, um zu gehen, und jedermann nach Belieben zu heiraten.
Der wesentliche Text des Freilassungsbriefes ist: du bist nun ein Freier, du
gehörst nun dir selber.46
Nedarim 5b: Du bist nun jedem Menschen erlaubt. R. Jehuda sagt: Man
schreibe noch zu: Dies diene dir von mir als Scheidungsschrift und
Entlassungsbrief." 47
Rabbi Sammaj lässt nun als Entlassungsgrund ausschließlich Ehebruch gelten; Rabbi
Hillel dagegen, hält die Scheidung für ein freies, unbegrenztes Recht des Ehemannes, der
davon selbst bei unbedeutenden Vorkommnissen häuslichen Unfriedens Gebrauch machen
kann.
Gittin 90a-b: Die Schule Sammajs sagt, man dürfe sich von seiner Frau nur
dann scheiden, wen man an ihr etwas Schändliches gefunden hat, denn es
heißt: denn er fand an ihr etwas Schändliches; die Schule Hillels sagt, selbst
wenn sie ihm die Suppe versalzen hat, denn es heißt: denn er fand an ihr etwas
Schändliches; Rabbi Akiba sagt, selbst wenn er eine andere schönere als sie
findet, denn es heißt: wenn sie keine Gunst in seinen Augen findet.48/49
43
Ergänzungsblätter zu allen Converationslexiken. Nr. 81, vom 13. Januar 1847, Seite 454; erwähnt auf einer
Rabbinerversammlung im Juli 1846 in Breslau.
44
s. 5 Mo 24,1-4
45
Diese ist spätestens seit den Erlassen des R. Gerschom aus Worms auf der Rabbinerkonferenz um 1040
eingeführt.
46
Gittin 85b. BT. Bd. VI, S. 480
47
Nedarim 5b. BT. Bd. V, S. 378
48
5 Mo 24,1 Gittin 90ab BT. Bd. VI, S. 499-501. Rabbi Akiba war ein Talmudweiser des ersten Jahrhunderts,
auf den Moses angeblich eifersüchtig war. Er starb um 135 A.D. Akiba ben Josef wurde um das Jahr 50 n. Chr.
Kethuboth 77a: Folgende zwinge man, (ihre Frau) zu entlassen: Den
Grindbehafteten, den Polypenbehafteten, den Sammler … usw. was heißt
polypenbehaftet? Rabbi Jehuda erwiderte im Namen Semuels: Mit üblem
Nasengeruch behaftet. Es wurde gelehrt: Mit üblem Mundgeruche. … Was
heißt Sammler? R. Jehuda erwiderte: Der Hundekot sammelt – und den
Gerber.50
Jabmuth 63b: Raba sagte: Es ist Gebot, ein böses Weib fortzujagen, denn es
heißt (Spr 22, 10): Jage den Spötter fort, so geht auch der Zank weg und Streit
und Schimpf hören auf. Ein böses Weib ist wie ein Tag des Unwetters. Einem
bösen Weib mit großer Morgengabe (Mitgift) setze man eine Nebenbuhlerin zur
Seite.51
Kethuboth 72a: Folgende sind ohne Morgengabe 52 zu entlassen: Die das
Mosaische Gesetz und die jüdische Sitte (Mores) übertritt. Das Mosaische
Gesetz übertreten heißt, wenn sie ihm zu essen gibt, was nicht verzehntet ist,
sich als Menstruierende begatten lässt, die Teighebe 53 nicht absondert, oder
gelobt und nicht hält. Jüdische Sitte übertreten heißt: wenn sie mit entblößtem
Haupte ausgeht, auf der Straße spinnt, oder wenn sie sich mit jedem Menschen
unterhält. R. Tryphon sagt: Auch die Schreierin. Wer heißt Schreierin? Wenn
sie zu Hause spricht und die Nachbarinnen ihre Stimme hören. 54
Es war also somit möglich, die Frau ohne jegliche wirtschaftliche Versorgung und
Absicherung mit ein paar konstruierten Gründen wegzuschicken. Welches Elend kam auf
diese Frauen zu. Prostitution, eheähnliche Lebensgemeinschaften mit wechselnden Partnern
waren sicher für manche die tragischen Folgen, wenn sie sich nicht wieder verheiraten
konnten. Im Traktat Gittin werden auf vielen Seiten die Modalitäten wie ein Scheidungsbrief
geschrieben und übergeben werden muss, dass er rechtskräftig wird, breit diskutiert und
aufgelistet. Nur eines der vielen spitzfindigen Beispiele:
Gittin 79a: Wenn sie auf der Spitze des Daches gestanden hat und er ihr den
Scheidebrief zugeworfen hat, so ist sie, sobald er den Luftraum des Daches
erreicht hat geschieden; wenn er oben und sie unten gestanden hat, und er ihr
ihn zugeworfen hat, so ist sie, sobald er aus dem Gebiet des Daches
gekommen, auch wenn er verwischt oder verbrannt worden ist, geschieden.55
Wie in den meisten antiken Kulturen wird auch im Talmud ausschließlich der
Ehebruch auf Seiten der Ehefrau verurteilt und bestraft, nicht aber auf Seiten
des Mannes; denn der Ehebruch ist begrifflich im jüdischen Recht nur mit einer
geboren. Als gesichert kann gelten, dass er gegen Ende des jüdischen Bar-Kochbar-Aufstandes gegen die Römer,
etwa 135 n. Chr., den Märtyrertod erlitten hat.
49
Etwas Schändliches konnte bereits der Verdacht einer Untreue der Frau sein. Sota 1a. BT. Bd. VI, S. 3 ff.
50
Kethuboth 77a. BT. Bd. V, S. 246-47 und folgende. Anmerkung 204: Der Hundekot wurde zum Gerben von
Fellen verwendet.
51
Jabmuth 63b. BT. Bd. IV, S. 533-34
52
Das in die Ehe eingebrachte Heiratsgut. Die Frau stand dann mittellos da.
53
Gesetz des Maimonides Nr. 273. Ihr sollt einen Teil vom Teig für die Priester zur Seite stellen. Nach 4Mo
15,20: Als Erstling eures Teigs sollt ihr einen Kuchen als Opfergabe darbringen. Wie die Opfergabe von der
Tenne.
54
Kethuboth 72a. BT. Bd. V, S. 232 (Zitat gekürzt).
55
Gittin 79a. BT. Bd. VI, S. 455
verheirateten Frau oder mit einer Jungfrau nach ihrer Antrauung möglich,
während dem verheirateten Manne der Verkehr mit einer andern
unverheirateten Frau (Nichtjüdin) nicht untersagt ist, da die Mehrehe, also die
Polygamie für den Mann zugelassen ist.
Nach R. Gerschom wird von den aschkenasischen 56 Juden eine polygame Ehe
nur in Ausnahmefällen bei entsprechender Zustimmung von 100 Rabbinern
eingegangen. Die sephardischen 57 Juden behielten das alte Recht weiter bei;
die Polygamie ist bei ihnen auch heute noch rechtlich zugelassen.58
Ehebruch stellte die Verletzung von Rechten des Ehemannes durch den
Ehebrecher dar, ein Ehebruch durch den Ehemann war juristisch ohne
Bedeutung. Eine Mehrehe des Mannes war erlaubt. Scheidung war nur durch
einseitige Erklärung des Mannes möglich. Viel später wurde dies durch einen
Scheidungsbrief für die Frau ergänzt, damit sie sich nicht bei einer späteren
Heirat des Ehebruchs verdächtig machen konnte.59
In einer Abhandlung über jüdisches Recht ist zu lesen:
Die Strafe für Ehebruch kann nur dann zur Anwendung kommen, wenn die
Ehebrecherin (no-efet) und der Ehebrecher (no-ef) auf frischer Tat ertappt
werden und dies durch zwei Zeugen festgestellt wird. Hingegen ist der
Ehemann berechtigt, sich scheiden und die Frau ihrer güterrechtlichen
Ansprüche gemäß ihrer Kethubah (Hochzeitsgut, Mitgift) verlustig erklären zu
lassen (Sota 23b60), wenn nur ein begründeter Verdacht des Ehebruchs
vorliegt. In vorsinaitischer Zeit mag schon bei bloßem Unzuchtsverdacht die
Anwendung der Todesstrafe üblich gewesen sein (1 Mo 38, 24). Eine Heirat
zwischen einer wegen Ehebruch geschiedenen Frau mit dem Ehebrecher ist
unstatthaf (Sota 27b61); dem jüdischen Recht ist auch der in modernen Rechten
hierfür vorgesehene Dispens fremd. Zur eigentlichen Verurteilung wegen
Ehebruch dürfte es nur selten gekommen sein, da es zumeist wohl an den
unerlässlichen Zeugen fehlte. Der Ehebruch wird an beiden beteiligten
Ehebrechern mit dem Tode (3Mo. 20, 10 und 5 Mo 22, 22), und zwar im
Allgemeinen mit Erdrosselung (Sanhedrin 10a.62) bestraft; der Ehebruch der
Verlobten (d.h. angetrauten Jungfrau, (na-ara betula me-orassa) wird mit der
strengeren Strafart, der Steinigung, gesühnt, weil die Verlobte noch nicht unter
der Obhut ihres künftigen Ehemannes steht und daher eines besonderen
Schutzes bedarf, der in dieser verschärften Strafandrohung zum Ausdruck
kommt. 63 Für die der Hurerei überführte Priestertochter ist die Verbrennung
56
Die Aschkenasim , deren Vorfahren in Deutschland oder Frankreich lebten, bevor sie nach Osteuropa und
teilweise später in die USA auswanderten,.
57
Sephardim , deren Vorfahren auf der iberischen Halbinsel (Spanien , Portugal ) lebten, die orientalischen
Juden (Misrachim), die im Nahen Osten und in Nordafrika lebten, aber auch nach Mittel- und Südasien
wanderten (orientalische Juden werden oft auch als sephardisch bezeichnet, da ihre Traditionen weitgehend
übereinstimmen)
58
Einehe: Diese ist spätestens seit den Erlassen des R. Gerschom aus Worms auf der Rabbinerkonferenz um
1040 die einzig geltende Norm. http://juedisches-recht.org
59
http://www.juedisches-recht.de/studium-hausarbeit-rechtsverfassungen.htm#_Toc520015269
60
Sota 23b-24a. BT. Bd. VI, S. 85
61
Sota 27b. BT. Bd. VI, S. 94-95
62
Sanhedrin 10a. BT. Bd. VIII, S. 495 ff.
63
5 Mo. 22, 24; Sanhedrin 53-55. BT. Bd. XIII, S.674-684 (In diesem Abschnitt werden noch weitere sexuelle
vergehen aufgeführt).
vorgesehen. 64 (3 Mo. 21, 9; vgl. auch 1 Mo. 37, 24). Der Schreiber bezieht sich
hier auf die Tora und den Talmud.
So ist die die Anklage der Ehebrecherin durch die Pharisäer in Johannes 8 nur ein
Vorwand, um Jesus in eine verfängliche Lage zu bringen.
Im Talmud finden sich viele Ausnahme- oder Dispensationsmöglichkeiten65, um
irgendeine verbotene Handlung dennoch straffrei ausführen zu können. Diese
Ausnahmemöglichkeiten demonstrieren folgende Talmudstellen:
Hulin 109b: Jalta (die Frau Nahmans) sprach zu Rabbi Nahman: Merke, der
Allbarmherzige hat für alles, was er uns verboten hat, entsprechendes
erlaubt: er erlaubte uns die Leber, anstelle des verbotenen Blutes, das Blut der
Reinheit 66 anstelle der Menstruation, den Talg des Wildes, anstelle des Talges
vom Vieh, das Gehirn des Sibutha anstelle des Schweines … die Geschiedene
bei Lebzeiten ihres Ehemannes, anstelle einer verheirateten Frau, die
Bruderswitwe, anstelle der Schwester des Bruders, die schöne Gefangene,
anstelle der der Nichtjüdin. …67
So ist es verständlich, dass Jesus dieses Volk als „ehebrecherisches Geschlecht“ bezeichnete.
Mt 12,39
… ER aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und
ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm
gegeben werden, als nur das Zeichen Jonas', des Propheten.
Mk 8,38 Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem
ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des
Menschen schämen, wenn ER kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den
heiligen Engeln.
64
http://juedisches-recht.org
Befreiung von einer Vorschrift
66
Anmerkung 156: Verkehr mit der Frau während der Reinheitstage nach der Geburt; die Menstruation gilt dann
als aufgehoben, selbst wenn sie Blutfluss bemerkt. Verdreht nach 3 Mo 12,4
67
Hulin 109b. BT. Bd. XI, S. 333-334. Nach Qiddushin 41a, Anmerkung 4, Sibutha, Name eines Fisches, vom
Geschmack des Schweines; wahrscheinlich der Stör, der von den alten Schriftstellern „Porcus marinus“=
Meerschwein, genannt wird.
65
III. 3 Talmud: DIE PFLICHT ZUR WIEDERHEIRAT NACH EINER SCHEIDUNG
Auch nach einer erfolgten Entlassung und Scheidung von der Ehefrau, durfte ein
Israelit nicht ohne Frau bleiben. Die Ehe war im alten Israel kein Selbstzweck. Es ging nicht
in erster Linie darum, ein glückliches und ausgefülltes Geschlechts- und Eheleben zu führen,
sondern vielmehr war es wichtig, Kinder und Nachkommen zu zeugen. Wir lesen im AT,
welche große Bedeutung es auch für die Patriarchen hatte, dass ihnen Kinder, insbesondere
Söhne geboren wurden. Aus dieser Geburtenfolge heraus, wurde auch unser HERR Jesus
geboren. Nicht umsonst wird der Stammbaum Jesu so ausführlich im NT dargestellt. Heirat
und Fortpflanzung waren in Israel religiöses Gebot und tief im Denken des Volkes verankert.
Ohne Nachkommen zu sein, war eine große Belastung, ja eine Schande für die Frau
und eine existentielle Tragödie für das betroffene Ehepaar. Das bezeugt uns die Schrift wie z.
B. im AT bei Abraham und Sara, Elkana und Hanna, sowie im NT bei Zacharias und
Elisabeth. Im Talmud ist festgelegt:
„Wenn jemand die Fortpflanzung nicht übt, so ist es ebenso, als würde er Blut
vergießen“. 68
Ein unverheirateter Mann gilt nur als halber Mensch, denn die Bibel gibt kund: Es ist nicht
gut, dass der Mensch allein sei (1 Mo 2,18) und „seid fruchtbar und vermehrt euch!" (1 Mo 1,
28).
Jabmuth 63a: Ein Mensch der keine Frau hat ist kein Mensch, denn es heißt:
Mann und Weib erschuf er sie und nannte ihren Namen Mensch.69
Die Mischna sagt in Jabmuth 61b: Niemand unterlasse die Fortpflanzung. …
Das Zusammenleben mit einer Frau darf er nicht unterlassen. … Auch wer viele
Kinder hat, darf nicht ohne Frau sein, denn es heißt: Es ist nicht gut dass der
Mensch allein sei. Wer keine Kinder hat, nehme eine zeugungsfähige Frau, wer
Kinder hat nehme auch eine zeugungsfähige Frau.70
Jabmuth 62b: „Wer keine Frau hat, lebt ohne Freude, ohne Glück, und ohne
Segen. 71
Jabmuth, 63b: Sobald ein Mensch eine Frau genommen hat, sind seine
Sünden zu Ende, denn es heißt: wer ein Weib gefunden, hat gutes gefunden und
findet Beifall beim Herrn. Rabba sagt: Es ist Gebot, ein böses Weib fortzujagen
(sie zu entlassen), denn es heißt: jage den Spötter fort, so geht der Zank weg
und Streit und Schimpf hören auf. (Prediger 22,10) Ein böses Weib ist ein
Aussatz für seinen Mann. Was mache man? Man jage es fort und man ist von
seinem Aussatz geheilt.72
68
Jabmuth 63b BT Bd. IV, S.536
Jabmuth 63a BT Bd. IV, S.531
70
Jabmuth 61b BT Bd. IV, S. 526 Auszüge
71
Jabmuth 62b BT Bd. IV, S. 530
72
Jabmuth BT Bd. IV, S. 533/535 Auszüge
69
Jabmuth 64a: Wenn jemand eine Frau genommen hat und er zehn Jahre beisammen
war, ohne dass sie geboren hat, so darf er es nicht länger unterlassen. (Er muss eine
andere heiraten). Hat er sich von ihr geschieden, so darf ein anderer sie heiraten, und
auch der andere darf mit ihr zehn Jahre beisammen sein.73
Die Schlussfolgerung daraus: Kein jüdischer Mann darf mithin unverheiratet bleiben!
Im Judentum geht es dabei vordergründig jedoch nicht allein um das Glück und
Wohlbefinden im menschlichen und ehelichen Zusammenleben. Dahinter befindet sich noch
ein wichtiger Aspekt mit einer weittragenden Bedeutung. Es geht um das „Kommen des
Messias“ aus dem Samen Davids. Im Talmud ist der Gedanke verankert, dass sich in der
„jenseitigen Welt“ der „Guph“ oder „Guf“, das ist ein abgeschlossener Raum, eine
„Schatzkammer“ befindet. Der „Guph“ ist in der himmlischen Dimension, im „Aravot“, das
ist ein Bereich, in dem sich der Thron Gottes und die Seelen der noch nicht geborenen
Menschen befinden. Die Seelen kommen erst aus diesem Raum, wenn sie gezeugt und als
Kinder geboren werden. Der Talmud beruft sich dabei auf Jes 57, 15-16; Jes 45,18. Solange
nicht alle Seelen durch Zeugung und Geburt in diese Welt hineingeboren sind, kann der
„Sohn Davids“ nicht erscheinen. Die „Welt, die im Kommen ist", kann nicht anbrechen. Dazu
wurde gelehrt, dass die Göttlichkeit von Israel weicht, wenn auch nur „einer“ zur Vollzahl
fehlt.
Jabmuth 62a: Rabbi Asis lehrte: der Sohn Davids kommt erst dann, wenn keine
Seele mehr im Guph ist, denn es heißt: der Geist wird vor mir eingehüllt und die
Seelen sind von mir geschaffen. 74
Deshalb ist es für den gläubigen Israeliten wichtig, dass die Fortpflanzung ausgeübt wird.
Jabmuth 64a: Die Rabbanen lehrten: (nach 4 Mo 10,34+36) Und wenn sie sich
niederließ, (die Wolke die vor dem Volk herzog) sprach er: kehre wieder o Herr,
zu den Myriaden und Tausenden Jisraels. Dies lehrt, dass die Göttlichkeit auf
nicht weniger als zwei Tausend und zwei Myriaden Jisraeliten ruht. Wenn nur
einer von zweitausend und zwei Myriaden Jisraeliten fehlt, und jemand die
Fortpflanzung nicht übt, so verursacht er, dass die Göttlichkeit von Jisrael
weicht. … Er verdient den Tod. … Er verursacht, dass die Göttlichkeit von
Jisrael weicht. 75
Von weiterer Bedeutung ist eine „mystische Vorstellung“ im Talmud und der Kabbala.
Hier wird „Gottes Geist“ als „Shekhinah“ bezeichnet, das ist die „weibliche Seite Gottes“.
Shekhinah ist die göttliche Gegenwart des Heiligen Geistes. Sie ist die Herrlichkeit Gottes,
die Wolke, die der Welt innewohnende Göttlichkeit.
Gott ist dabei androgyn,76 das heißt, YHWH hat eine „männliche und eine weibliche“
Seite. Beim ehelichen Verkehr, der Vereinigung von Mann und Frau, soll dies die
Wiedervereinigung des androgynen „Adam Kadmon“77 mit seinem weiblichen Gegenbild, der
„Shekhinah“ fördern. Diese Vereinigung symbolisiert die kosmische Wiedervereinigung, und
wird letztlich durch die sexuelle Vereinigung der Gottheit mit seinem weiblichen Gegenüber,
der Shekhinah, erreicht. Die Kabbalistische Lehre drückt aus, dass die richtige Ausführung
73
Jabmuth 64a. BT. Bd. IV, S. 536
Jabmuth 62a, BT Bd. IV, S. 529/Jabmuth 63b, S. 535
75
Jabmuth 64a, BT Bd. IV, S. 536
76
androgyn, sowohl männlich als auch weiblich
77
Adam- Kadmon, der Ur- Adam
74
des meditativen Geschlechtsverkehrs eines Ehepaares den Tempel wieder erneuert. Der
Geschlechtsverkehr, die Vereinigung auf der Erde, symbolisiert im Geist die himmlische
Vereinigung, und die Verwandlung für die Arbeit Gottes in dieser Welt. Somit wird auch
diese Vereinigung als heilige, sakrale Handlung, als Gottesdienst angesehen.
Reb Zalman sagt: Im traditionellen Judentum geht es bei der Sexualität darum,
Gott mit einzubeziehen. "Vergesst Gott nicht dabei!" sagt er, wenn er seine BarMizwa-Schüler über Sexualität unterrichtet. Die sexuelle Vereinigung ist Mizwa,
das Erfüllen eines göttlichen Gebotes, und muss so einfühlsam und respektvoll
ausgeführt werden wie jede andere Handlung im Gottesdienst. Er schreibt:
"Wenn ein Mann seiner Frau in Heiligkeit anhängt, manifestiert sich die göttliche
Gegenwart. Im Mysterium von Mann und Frau ist Gott. Gott sollte nicht nur im
Liebesakt präsent sein, sondern die sexuelle Vereinigung an sich wird als ein
Mittel zum Erreichen von Transzendenz gesehen78, wobei die Vereinigung von
Mann und Frau – Yichud genannt, die himmlische, kosmische Verschmelzung –
das Ziel der Kabbala symbolisiert. 79
III. 3 DIE STELLUNG DER FRAU IM TALMUDISCH – PHARISÄISCHEN JUDENTUM 80
Ein ganzer Abschnitt des Talmud mit Hunderten von Seiten, befasst sich mit Fragen
welche die Frauen betreffen. Der Traktat Gittin handelt speziell von den Scheidebriefen. Im
Talmud werden häufig schamlos und weitschweifig alle nur möglichen Situationen über
geschlechtliche Angelegenheiten dargestellt, erörtert und diskutiert. Was erlaubt und verboten
ist, wo und wie man Ausnahmeregeln findet, die eine Übertretung der biblischen Gebote
erlauben. Diese Regeln finden sich im Talmud zuhauf, so dass was Gott absolut verboten hat,
doch noch durch eine spitzfindige Ausnahmeregelung erlaubt wird. Darüber hinaus existieren
im gesamten Talmud nur wenige Traktate, in denen sich nicht zwischen anderen
Abhandlungen eingefügt, Verordnungen über Frauen und Sexualität erwähnt werden.
Anschließend einige Talmudzitate zum Thema Frauen und Mädchen:
Sabbath 152a: Es wird gelehrt: „Die Frau ist ein Schlauch voll Unrat“. …81
Sota 20a: R. Eliezer sagte: Wer seine Tochter die Tora lehrt, lehrt sie
Ausschweifung. R. Jehoshua sagte: Einer Frau ist ein Kab82 und Ausschweifung
lieber, als neun Kab und Enthaltsamkeit. Er pflegte zu sagen: Ein dummer
Frömmling, ein listiger Bösewicht, eine pharisäische Frau und die Schläge der
Pharisäer, das sind diejenigen, die die Welt zugrunde richten.83
Die Frau ist Eigentum des Mannes, er kann mit ihr machen was er will.
Sanhedrin 71a: Was die Frau besitzt, gehört dem Ehemann.84
Nedarim 20b: über die Beiwohnung: … die Weisen sagten: …vielmehr könne
jeder mit seiner Frau machen, was ihm beliebt. Dies ist ebenso, als wenn man
Fleisch vom Schlächter holt; will man es mit Salz essen, esse man es so, wenn
78
Transzendenz (lateinisch transcendere - überschreiten) bezeichnet die Bereiche des Denkens, das
Übersinnliche, das Jenseitige.
79
Sexualität und Spiritualität im Judentum. Interview mit Rabbi Zalman Schachter-Shalomi von Amy Edelstein
80
Weiterführende Literatur: Will Durant, Kulturgeschichte der Menschheit Bd.11, S.11-146. Die Juden im
Mittelalter. EDITION RENCONTRE LAUSANNE
81
Sabbath 152a. BT. Bd. I, S. 924. Text gekürzt, der volle Text ist zu obszön.
82
Kab, Hohlmaß - ca. 1,2 l
83
Sota 20b, BT. Bd. VI, S. 73. Der Traktat Sota behandelt die „des Ehebruchs verdächtige Frau“.
84 84
Sanhedrin 71a. BT.. Bd. VIII. S. 746
gebraten, so esse man so, wenn gekocht, so esse man es so, wenn gesotten,
esse man es so. Oder ebenso, als ob man einen Fisch vom Fänger holt. 85
Nidda 44b, 45a Ein drei Jahre altes Mädchen kann durch Beiwohnung
angetraut werden – so Rabbi Meir; … Ist sie drei Jahre alt oder auch nur
zwei Jahre und einen Tag, so kann sie durch Beiwohnung angetraut werden –
so Rabbi Meir. … Unter diesem Alter ist es ebenso, als wenn man einen Finger
an das Auge legt. Sie fragten: Geht die Jungfernschaft und kommt wieder, oder
wird sie erst nach drei Jahren zerstört? … Unter diesem Alter ist es ebenso, als
wenn man einen Finger an das Auge legt, sollte er doch lehren: unter diesem
Alter ist es nichts – wie das Auge tränt und wieder tränt, ebenso geht die
Jungfernschaft und kommt wieder.86 (Ebenso Kethuboth 6a,87 9a,88 Jabmuth
57b,89 60a90, Qiddushin 10a91).
Aboda zara 37a: Ein nichtjüdisches Mädchen mit drei Jahren und einem Tag ist
zum Beischlaf geeignet.92
85
Nedarim 20b. BT. Bd. V, S. 406-7. Das bezog sich auch auf die Art der ehelichen Beiwohnung.
Nidda 44b, 45a BT Bd. XII, S: 491-91
87
Kethuboth 6a, BT Bd, V, S.13-14
88
Kethuboth 9a, BT Bd, V, S. 23
89
Jabmuth 57b, BT Bd IV, S. 512
90
Jabmuth 60a, BT Bd. IV. S.520
91
Qiddushin 10a, BT Bd. VI. S. 532
92
Aboda zara 37a, BT Bd. IX, S. 546
86
V.
ENTLASSUNG –
SCHEIDUNG UND WIEDERHEIRAT BEI JESUS UND PAULUS
V. 1 JESUS UND DIE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEN PHARISÄERN
In den vorhergehenden Abschnitten wurde deutlich, wie mit dem Thema Sexualität,
Ehe und Entlassung/Ehescheidung im talmudischen Pharisäertum umgegangen wurde. Diese
Sichtweise und Praxis im jüdischen Alltag mit all ihren Folgen kannte Jesus aus eigener
Anschauung. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich das Kapitel 23 des
Matthäusevangeliums ansieht. Er sah den ganzen Jammer des Volkes und besonders auch das
Elend vieler der betroffenen Frauen. Er durchbrach immer wieder bewusst die unzähligen
verkrusteten und menschenverachtenden Gebote der talmudischen Pharisäer und
Schriftgelehrten. Deshalb zog ER auch den tödlichen Hass dieser Leute auf sich. Wir können
an vielen Stellen lesen, wie sie IHM immer wieder nach dem Leben trachteten und ER
schließlich am Kreuz hingerichtet wurde.
Mk 6,34 Und Jesus ging heraus und sah das große Volk; und es jammerte ihn derselben; denn sie waren wie die Schafe, die keinen Hirten haben;
In den Kapiteln 5 und 19 des Matthäusevangeliums werden wir nun insbesondere mit der
Frage der Pharisäer „Entlassung aus „irgendeinem beliebigen Grund“ und der
Wiederheirat“ konfrontiert. Den Hintergrund dazu finden wir in den folgenden Texten:
Mt 19,3 Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist's erlaubt,
dass sich ein Mann aus irgendeinem (aus jedem beliebigen) Grund seine Frau
entlässt?
Es ging in diesem Vers zuerst einmal ausschließlich um die Anfrage der Pharisäer.
Sie waren an der Frage nach einer Entlassung bei Ehebruch überhaupt nicht interessiert, das
war keinesfalls ein Problem für sie. Es war ihnen als eine Selbstverständlichkeit bekannt, dass
eine Entlassung wegen Ehebruch sowohl nach der Tora wie auch nach den talmudischpharisäischen Gesetzen erlaubt, beziehungsweise sogar geboten war. Ihre Fangfrage an IHN
war die Erlaubnis zur „Entlassung aus irgendeinem beliebigen Grund“. Diese „beliebigen“
Gründe sind im Abschnitt „Scheidungsgründe im Talmud“ ausführlich dargelegt.
Jesus antwortet weder mit "Ja" (etwa im Sinn der Schule Hillels) noch mit "Nein." ER
verweist vielmehr auf den ursprünglichen Plan Gottes, nachdem Mann und Frau sich für ihre
Ehe von ihrem Elternhaus loslösen, aneinander hängen und eine neue Einheit, "ein Fleisch"
werden. Diese Einheit soll der Mensch nicht auflösen.93
Die Pharisäer wollten IHN offensichtlich nach talmudischer Art und Weise in eine
spitzfindige Diskussion verwickeln, ähnlich, wie dies im Talmud tausendfach zu lesen ist. Mit
ihrer Fragestellung wollten sie JESUS auf hinterlistige Weise eine Falle stellen.
Wahrscheinlich wollten sie auch die Ansichten der anderen talmudischen Schulen
gegeneinander ausspielen. ER ging jedoch mit keinem Wort auf ihre Frage nach der
„Beliebigkeit einer Entlassung“ ein, sondern ER rückte die im Volk Israel übliche
Scheidungspraxis der Pharisäer nach der „göttlichen Rechtsordnung“ zurecht. Die Pharisäer
erwähnten dabei bewusst nur die halbe Wahrheit der damaligen pervertierten
Scheidungspraxis. Sie redeten lediglich vom Scheidebrief, welchen jedoch nur ein Mann
ausstellen konnte. Dahinter steckte aber für sie der Freibrief, anschließend eine neue Ehe
93
Steffen Denker, Bibelbund
eingehen zu können, die sicher schon vorher klug geplant war. Ein Jude war ja verpflichtet,
nicht unverheiratet zu bleiben.
V. 2 DIE ANTWORT JESU:
Jesus zeigte ihnen, was Ehe vor GOTT in Wahrheit bedeutet, und hielt ihnen einen Spiegel für
ihr Verhalten vor. Schon in Mt 5,20 greift ER, ähnlich wie Johannes der Täufer, die Pharisäer
und Juden an. 94
ER weist darauf hin, dass sie selbst alle zur Kategorie der Ehebrecher gehören.
Mt 5,20 Denn ICH sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der
Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Mt 5,27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen.
Mt 5,28 ICH aber sage euch, dass jeder, der ein Weib ansieht, ihrer zu begehren,
schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen.
Mt 5,31-32 Es ist aber gesagt: Wer irgend sein Weib entlassen wird, gebe ihr einen
Scheidebrief. ICH aber sage euch: Wer irgend sein Weib entlassen wird, außer auf
Grund von Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht; und wer irgend eine
Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.95
Eine willkürliche Entlassung lässt in jedem Fall schuldig werden: „der macht, dass sie
die Ehe bricht“ könnte auch mit „er macht, dass die Ehe mit ihr gebrochen wird“ übersetzt
werden.96 Die Formulierung JESU mit der Ausnahmeregelung in Vers 32, ist gebräuchliche
jüdische Terminologie; sie findet sich im Talmud an ungezählten Stellen. Das war die
Sprache des talmudischen Pharisäertums. An diese Adresse richtete ER Seine Worte – die
Pharisäer waren schließlich die Fragesteller. Die Parallelstelle dazu findet sich in den
folgenden Versen:
Mt 19,3-9
Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist's
erlaubt, dass sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet? ER
aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen: Der im Anfang den Menschen
geschaffen hat, schuf sie als Mann und Frau und sprach 1. Mose 2,24: »Darum wird
ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden
ein Fleisch sein«? So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott
zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! Da fragten sie: Warum hat
dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen? ER sprach
zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euere Frauen, eures Herzens Härte wegen zu
entlassen; von Anfang an aber ist's nicht so gewesen. ICH aber sage euch: Wer seine
Frau entlässt, es sei denn wegen Ehebruch, und heiratet eine andere, der bricht die
Ehe.
94
Mt 3.
unrevidierte Elberfelder. Hurerei, Unzucht, Ehebruch, alle sexuellen Sünden, griechisch porneia
96
Ehescheidung und Wiederverheiratung, Alfred Schweiger
95
Die Parallelstellen in den anderen Evangelien:
Mk 10,2-6
Und es traten Pharisäer herzu und fragten ihn: Ist es einem Manne
erlaubt, sein Weib zu entlassen? indem sie ihn versuchten. Er aber antwortete und
sprach zu ihnen: Was hat euch Moses geboten? Sie aber sagten: Moses hat gestattet,
einen Scheidebrief zu schreiben und zu entlassen. Und Jesus antwortete und sprach zu
ihnen: Wegen eurer {Eig. in Hinsicht auf eure} Herzenshärtigkeit hat er euch dieses
Gebot geschrieben; von Anfang der Schöpfung aber schuf Gott sie, Mann und Weib.
Mk 10,11-12 Wer irgend sein Weib entlassen und eine andere heiraten wird, begeht
Ehebruch gegen sie. Und wenn ein Weib ihren Mann entlassen und einen anderen
heiraten wird, so begeht sie Ehebruch.
Lk 16,18 Jeder, der sein Weib entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; und
jeder, der die von einem Manne Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.
Dass die Parallelstellen in Markus 10 und Lukas 16 den Zusatz „es sei denn wegen
Ehebruchs“ nicht enthalten, ist jedoch kein Argument gegen Mt 5 und Mt 19. Diese beiden
Stellen bestätigen zwei Mal die Ausnahmesituation. Markus und Lukas heben dadurch
Matthäus nicht auf! Zwei Zeugen sind hier ausreichend. Es ist nicht statthaft, diese
Bibelstellen gegeneinander auszuspielen. Es gibt genügend Stellen in den Evangelien, die sich
nicht zu 100% gleichlautend decken, einfach weil hier auch verschiedene Schwerpunkte
gesetzt sind.
Die Pharisäer gingen jedoch mit keinem Wort auf den Hinweis JESU in den Versen
Mt 19,4-6 ein, dass nämlich die Ehe als eine verbindliche Gemeinschaft von GOTT eingesetzt
war. In Vers 7 legten sie jedoch hartnäckig nochmals nach, sie führten jetzt nach dem Talmud
die Tora und Mose ins Feld:
Mt 19,7-8
Sie sagen zu ihm: Warum hat denn Moses geboten, einen Scheidebrief
zu geben und [sie] zu entlassen? Er spricht zu ihnen: Moses hat wegen eurer
Herzenshärtigkeit euch gestattet, eure Weiber zu entlassen; von Anfang aber ist es
nicht also gewesen.
Sie betrachteten das Wort des Moses schon mehr als eine allgemeine Aufforderung, während
dies JESUS nur als eine gerade noch erlaubte Möglichkeit in Sonderfällen ausweist. JESUS
wies darauf hin:
Mt 5,28 ICH aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat
schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
An dieser Stelle gibt Jesus ganz klare Anweisungen zu diesem Thema und zeigt den
Pharisäern und allen Menschen, dass keiner in dieser Frage ohne Schuld vor Gott ist.
Dasselbe findet seine Entsprechung bei der Ehebrecherin in Johannes Kapitel 8. Auch bei
dieser Begebenheit müssen Pharisäer und Älteste beschämt den Platz verlassen. JESUS
befreit diese Frau von ihrer Schuld und schenkt ihr einen neuen Anfang. Mt 5,28 ist kein
neues Gesetz das Jesus hier aufstellt. Das sind lediglich zwei Gebote Gottes aus dem AT
zusammengefasst und auf die Situation passend umgeformt:
3Mo 18,20 Du sollst auch nicht bei der Frau deines Nächsten liegen, dass du an ihr
nicht unrein werdest.
5Mo 5,21 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weibes. Du sollst nicht begehren
deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was sein ist.
Also auch im AT warnt der HERR allein schon vor dem Begehren. Dies waren ernste Worte
des allmächtigen GOTTES. Dass diese Entlassungspraxis im Volk damals üblich und
verankert war, zeigt auch das verunsicherte Verhalten der Jünger.
Mt 19,10 Seine Jünger sagen zu ihm: Wenn die Sache des Mannes mit dem Weibe
also steht, so ist es nicht ratsam zu heiraten.
A. Schweiger schreibt: Das ist von der damaligen – und leider auch von der
heutigen Scheidungspraxis her leicht verständlich: Sie werden, was sie betrifft,
zu unbedingter Treue verpflichtet. Sie dürfen sich nicht von sich aus scheiden
und jemanden anderen heiraten! Aber zu künftiger Ehelosigkeit zu verpflichten,
nur weil der Partner nicht mehr treu sein will, kann aus den Worten Jesu nicht
herausgelesen werden.97
Unbedingt sollte aber beachtet werden, dass JESUS Seine Antwort in erster Linie an die
Pharisäer richtete. Sie waren ja die Fragesteller und die Scheidungspraxis entsprach dem
damals vorherrschenden Recht. Denkt man über Mt 5,28 richtig nach, so kann man feststellen,
dass in manchen Gemeinden offensichtlich zwei verschiedene Rechtsnormen zu gelten
scheinen. Einmal für denjenigen, der den Ehebruch (lediglich) im Herzen, das heißt im Kopf
vollzogen hat. (Wobei eigentlich jeder Ehebruch im Kopf beginnt). „Das ist ja nicht so
schlimm und wird schon vorneweg als vergeben betrachtet“. Nun aber meint man das Recht
zu haben, souverän über diejenigen entscheiden zu können, die als unschuldige Ehepartner
Opfer eines Ehebruchs geworden sind. Bei GOTT und unserem HERRN JESUS machen
Denken und Handeln jedoch keinen Unterschied. Wer dürfte dann eigentlich noch auf der
Kanzel
stehen
oder
sonst
ein
Amt
in
der
Gemeinde
haben?
Wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen? Vergessen wir doch nicht: „Wir leben alle
ohne Ausnahme allein aus der vergebenden Gnade und Barmherzigkeit unseres
HERRN“.
Entlassung „aus irgendeinem beliebigen Grund“ so wie es im talmudischen
Pharisäertum an der Tagesordnung war, lehnte unser HERR zu Recht ab. ER wischte diese
ganze scheinheilige Argumentation und Praxis der Pharisäer und Schriftgelehrten vom Tisch;
ER zeigte ihnen den ursprünglich von Gott angelegten Plan für die Ehe nach Seinem Willen,
ohne jedoch Seine unermessliche Gnade dabei auszuklammern.
Grundsätzlich gilt:
Mt 5,27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen!98
Mt 19,5- 6 ER sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an
seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr
zwei, sondern ein Fleisch. Was nun GOTT zusammengefügt hat, das soll der
Mensch nicht scheiden!
Jesus beschreibt jedoch in beiden Textstellen in den Kapiteln 5 und 19, die einzige
Ausnahmesituation, wo einer Wiederheirat nichts entgegensteht – im Falle von Ehebruch.
97
98
Alfred Schweiger, Ehescheidung und Wiederverheiratung,
2. Mose 20,14
Mt 19,9 Ich sage euch aber, dass, wer irgend sein Weib entlassen wird, nicht (außer)
wegen Hurerei, und eine andere heiraten wird, Ehebruch begeht; und wer eine
Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.
Das heißt nach normalen Sprach- und Sinnverständnis, dass wenn die unschuldigen
Personen, deren Partner die Ehe gebrochen haben, wieder heiraten, keinen Ehebruch begehen.
JESUS hebt also die „Notverordnung“ die GOTT Mose gegeben hat keineswegs auf!
Im Gegenteil, ER bestätigt sie ausdrücklich im Falle von „Ehebruch“.
Jesus sagt in der Bergpredigt:
Mt 5,17 Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten
aufzulösen! Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Eine entlassene Frau hatte damals schon aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt keine
andere Wahl als sich wieder zu verheiraten, wenn dies überhaupt möglich war, oder sie
landete wie die Frau am Jakobsbrunnen bei wechselnden Partnern. Diese Frau könnte auch
eine mehrfach Entlassene gewesen sein. Sicher konnte eine Entlassene auch nicht immer in
ihren elterlichen Familienverband zurückkehren. Den gab es vielleicht gar nicht mehr. Sie
hing dann buchstäblich in der Luft. Die Wiederheirat wurde ja nach talmudischer Lehre sogar
gefordert; nach der Aushändigung des Scheidebriefes war sie frei wieder zu heiraten. Sie
sollte allerdings eine Frist von drei Monaten wegen einer eventuell bestehenden
Schwangerschaft einhalten.
JESUS war genauestens über die spitzfindigen konstruierten Trennungsgründe die der
Talmud erlaubte im Bild. ER brachte durch Seine Rede und Antwort an die Pharisäer, das von
ihnen im Talmud deformierte und aufgelöste Gebot des Schöpfers wieder zur göttlichen
Ordnung. Was jedoch bei unserem HERRN deutlich wird, Er legte den Menschen, auch
schuldig gewordenen, keine neuen Lasten auf. Er verdammte weder die Ehebrecherin aus
Johannes 8, noch die Frau am Jakobsbrunnen in Johannes 4. Im Handeln und Reden Jesu
offenbart sich die gnädige Barmherzigkeit unseres HERRN, ebenfalls auch Sein
barmherziges, gesundes und praktisches Empfinden und Denken. ER stülpt den Menschen
nicht einfach ein hartes und unbarmherziges Gesetz über.
V.3 PAULUS ZUR FRAGE ENTLASSUNG UND WIEDERHEIRAT BEI GLÄUBIGEN:
Der Text aus dem 1 Korintherbrief Kapitel 7 soll hier ebenfalls noch angeführt
werden. Dieser dient in vielen „Bibeltreuen Gemeinden“ zur Begründung, dass eine
Wiederheirat nach einer Trennung in keinem Fall zu gestatten ist. Hier werden zwei
unterschiedliche Sachverhalte auf unzulässige Weise miteinander verknüpft.
Es wird oft mit großem Nachdruck erklärt, dass Entlassung/Scheidung im NT zwar
erlaubt ist, aber die Wiederheirat grundsätzlich nicht zulässig sei.99 Dennoch geht das
Argument an der Fragestellung vorbei. Wiederheirat des unschuldigen Teiles wird auch im
NT nicht verurteilt – das gilt im NT allein für den, der den Anlass zur Entlassung gegeben hat.
Außerdem ist die schriftgemäße Entlassung einer der Hauptgründe für die Möglichkeit zur
Wiederheirat, sonst würde ja eine einfache Trennung ausreichen.100
99
Plock, Hempelmann, Piper
nach William MacDonald, Kommentar zum NT.
100
Da werden die eigenen Argumente in zahlreichen Wiederholungen immer wieder
angeführt, um die schon vorher festgelegte Meinung zu untermauern. Auch wenn eine falsche
Aussage noch so oft wiederholt wird, wird daraus dennoch noch lange keine Wahrheit. Hier
wird in der Tat bei Betroffenen Geschwistern ein nicht geringes Angstpotential erzeugt.
An welchen Personenkreis schreibt nun Paulus hier im Korintherbrief? Es sind keine
Pharisäer wie bei Jesus in den Evangelien, die Empfänger sind Christen aus Juden und
Nationen in der Gemeinde in Korinth:
1Kor 1,2 … an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in
CHRISTUS JESUS, an die berufenen Heiligen, samt allen, die den Namen unsres Herrn
Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns.
1Kor 7,10-11 Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die
Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll - hat sie sich aber geschieden, soll sie
ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und dass der Mann seine
Frau nicht verstoßen soll.
Die Verse 10 und 11 beziehen sich also offenkundig auf gläubige Ehepartner. Da gilt
eindeutig das Gebot, nach einer Entlassung oder Trennung, wo kein Ehebruch vorliegt:
„keine Wiederheirat“ oder aber nach einer gewissen Trennungszeit, Versöhnung und
Weiterführung der Ehe. Dies könnte auch ein Einzelfall in Vers 11 gewesen sein, der hier in
der Gemeinde in Korinth geschehen war. Da lief eine gläubige Frau einfach davon. Dies war
außergewöhnlich, denn auch im hellenistischen Griechenland konnte sich eine Frau ebenso
wenig von ihrem Ehemann rechtsgültig trennen, wie im Volk Israel. Auch hier gab es kein
Scheidungsrecht für eine Frau.
An dieser Stelle wird eine Zerrüttung der Ehe beschrieben, wo eine erneute
Eheschließung nach der Trennung absolut verboten war. Hier fand schließlich kein
Ehebruch statt.
V.4 ZERRÜTTUNG AUS GLAUBENSGRÜNDEN:
In den folgenden Versen werden „d i e “ Ehepaare angeführt, wo nur „e i n
E h e p a r t n e r “ an den HERRN JESUS gläubig ist: Paulus schreibt ausdrücklich „ d e n
a n d e r e n “ , das ist wie aus dem Text logischerweise hervorgeht,
eine neue
Personengruppe.
1Kor 7,12-15 „D e n a n d e r n “ aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine
ungläubige Frau hat und es gefällt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr
scheiden. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es gefällt ihm, bei ihr
zu wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden. Denn der ungläubige Mann ist
geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen
Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig. Wenn aber der
Ungläubige sich trennt, so trenne er sich. Der Bruder oder die Schwester ist in
solchen Fällen nicht gebunden; in Frieden aber hat uns Gott berufen.
Es ist festzuhalten, dass in dem gesamten vorliegenden Textabschnitt kein Wort von
Ehebruch oder Unzucht zu finden ist. Es geht hier nicht um „porneia“, um Sünde und
Schuld. Paulus beschreibt eine ganz andere Situation. Es geht dabei um Ehen zwischen
gläubigen und ungläubigen Partnern. „Der Bruder oder die Schwester ist bei einer
Trennung nicht (sklavisch) gebunden in solchen Fällen“. Das heißt, der gläubige Partner
ist, wenn sich der ungläubige Partner getrennt hat, frei, wieder eine neue Ehe einzugehen.
Wenn ein Partner die gemeinsame Wohnung verlässt – also auszieht, kann der Gläubige ihn ja
nicht mit Gewalt zurückhalten. Das war damals im römisch-griechischen Kulturbereich so –
und ist auch heute in unserer Gesellschaft eine Gegebenheit.
Eine Ehe wird auch dann geschieden, wenn nur einer der Partner die Ehe fortführen
will. Folglich kann das sklavisch gebunden sein, niemals lediglich nur eine Genehmigung
zur Trennung sein. Analysiert man den Text genau, so kann festgestellt werden, dass es hier
um eine „z e r r ü t t e t e E h e “ geht. Der ungläubige Partner kann und will die Ehe nicht
weiterführen, da der andere Partner jetzt an JESUS CHRISTUS glaubt und IHM gehorsam
ist und somit das alte Leben nicht mehr fortsetzen will und kann. Es ist ja hinlänglich bekannt,
welch sprichwörtlich unzüchtige Praktiken in Korinth geherrscht haben, und das nicht nur in
Korinth, es war im gesamten römischen Reich an der Tagesordnung. Alle sittlichen Normen
befanden sich in Auflösung. Die Sexualkulte des Orients mit all ihren abscheulichen
Ausschweifungen waren schon vor Langem in die mediterranen europäischen Hochkulturen
eingedrungen. Hellas und Rom gingen schließlich durch ihre entartete Lebensweise als
beherrschende Mächte unter.
In diesen Versen von 1 Kor 7 beschreibt und erläutert Paulus wieder eine
Ausnahmesituation, wo der Gläubige frei ist, noch einmal zu heiraten. Diese beiden
Personengruppen, gläubige Ehepaare und „gemischt Gläubige“ zusammenzufügen, ist nach
dem Wortsinn dieses Textes unzulässig.
Daraus nun zu folgern, dass auch in dem Fall von Ehebruch nach Vers 11, der
unschuldige Partner solange warten muss, bis der schuldige Teil, der sich zwischenzeitlich
vielleicht wieder verheiratet hat, eventuell nach Jahren des Verharrens im Ehebruch wieder
zurückkommt, mit dem neuen Partner auch noch Kinder hat – ist dieses Warten auf
Versöhnung gerade nicht abzuleiten. Ebenfalls nicht, dass er auf den Tod des ehemaligen
Partners warten muss. Nach wie vor ist es der Wille Gottes, dass es für einen Menschen nicht
gut ist, allein zu leben. Das betonen ja alle christlichen Ehebücher und heben dabei den
großen Wert einer sexuellen Erfüllung, auch noch im Alter hervor. Während nun der oder die
Schuldige vielleicht schon eine neue Ehe eingegangen ist, soll nun der verlassene Partner
warten, bis dieser wieder zurückkommt? Dies ist wirklich weltfremd!
Wird mit diesen Betroffenen nicht recht oberflächlich umgegangen? Hier wird Gottes
Liebe und Gerechtigkeit herabgewürdigt! Es ist doch anzunehmen, dass wenigstens einer der
Ehepartner echtes Gotteskind ist. Das heißt, er oder sie ist wiedergeboren, hat den Heiligen
Geist empfangen, hat Vergebung und Reinigung durch das Blut Jesu, ist zum ewigen Leben
und zu Seiner Herrlichkeit berufen! – und dies sind nun die Christen zweiter Klasse? Jeder
von uns ist doch dankbar für Seine vergebende und barmherzige Liebe, die uns zuteil
geworden ist.
William MacDonald: Einige Gelehrte sehen 1. Korinther 7,12-16 als eine Lehre,
die die Scheidung erlaubt, wenn ein Gläubiger von einem ungläubigen
Ehepartner verlassen wird. Paulus sagt, dass der übrig gebliebene Partner in
diesem Falle »nicht geknechtet« ist, d.h., er oder sie ist frei, eine Scheidung zu
erlangen. Die Meinung des Autors dieses Kommentars ist, dass hier der gleiche
Fall wie in Matthäus 5 und 19 gemeint ist, dass nämlich der Ungläubige
weggeht, um mit jemandem anderen zusammenzuleben. Deshalb kann dem
Gläubigen eine Scheidung nur dann gewährt werden, wenn der andere Partner
Ehebruch begeht.101
101
William MacDonald, Kommentar zum NT. CLV.
Jesus und auch Paulus kannten das Elend einer verstoßenen und entlassenen Ehefrau in
der damaligen Zeit gewiss aus eigener Anschauung. So wie Jesus den Pharisäern und
Schriftgelehrten begegnete ist anzunehmen, dass ER die Lehren und Gesetze des Talmud
genau gekannt hat. Paulus war wie er selbst bezeugt, ein Talmudschüler bei dem bekannten
Rabbi Gamaliel. Er wusste also um diese Hintergründe.102 Paulus kannte als römischer Bürger
ebenfalls gewiss den kulturellen Hintergrund und den moralisch-sittlichen Niedergang in der
damaligen Welt und in Israel aus eigener Anschauung.
V. 5 KÖNIG HERODES UND JOHANNES DER TÄUFER:
Auch König Herodes der im Ehebruch mit seines Bruders Frau lebte, wird zur
Beweisführung herangezogen, dass eine Wiederheirat in keinem Fall gestattet ist. Dieser Fall
ist jedoch zuerst nach jüdischem Recht zu untersuchen. Johannes der Täufer hatte diesen
König persönlich scharf angegriffen und wurde von ihm deshalb gefangen gesetzt. Wir alle
kennen seine tragische Geschichte und sein Ende.
Mk 6,17-18
Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins
Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn
er hatte sie geheiratet. Johannes hatte nämlich zu Herodes gesagt: Es ist nicht recht,
dass du die Frau deines Bruders hast.
Johannes hatte natürlich Recht, ihn nach dem Gesetz der Tora anzuklagen. Hier
besaßen das mosaische Gesetz und auch der Talmud ihre volle Gültigkeit. Herodes hatte
sicher einen Scheidebrief aus „irgendeinem beliebigen“ Grund für seine eigene Frau
ausgestellt. Auch von seinem Bruder Philippus ist anzunehmen, dass er den Scheidebrief für
seine Frau Herodias ausgestellt hat. Dennoch war eine Heirat zwischen Herodes und Herodias
nach der Tora nicht rechtmäßig. Den Grund dazu will ich noch erläutern:
Da sein Bruder Philippus noch lebte, durfte Herodes weder die „Schwagerehe“, die
„Halica“ vollziehen, noch sie überhaupt zur Ehefrau nehmen. Erst nach dem Tod seines
Bruders, wenn keine männlichen Nachkommen vorhanden waren, durfte er sie nach dem
Gesetz Moses heiraten, um seinem Bruder männliche Nachkommen zu zeugen.103 GOTTES
Wort sagt dazu:
2Mo 20,14 Du sollst nicht ehebrechen.
3Mo 18,16 Du sollst mit der Frau deines Bruders nicht Umgang haben; denn damit
schändest du deinen Bruder.
3Mo 20,10 Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide
des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin, weil er mit der Frau seines Nächsten
die Ehe gebrochen hat.
Wenn nun Herodes seiner eigenen Frau einen rechtsgültigen Scheidebrief zugestellt
hatte, konnte er anschließend nach geltendem pharisäischem Recht irgendeine andere Frau
ungestraft heiraten. Nicht jedoch seine Schwägerin bei Lebzeiten ihres Ehemannes. Da die
Pharisäer und Schriftgelehrten König Herodes und seinen nach GOTTES Wort „offenen
Ehebruch“ jedoch mit keiner Silbe tadelten, könnte es noch einen anderen Ausweg gegeben
haben. Wie schon im Kapitel III angeführt, gab es ja im Talmud viele Möglichkeiten ein
Gesetz straflos zu umgehen. Nochmals:
102
103
Apg 22,3
5 Mo 25,5 ff
Hulin 109b: Jalta (die Frau Nahmans) sprach zu Rabbi Nahman: Merke, der
Allbarmherzige hat für alles, was er uns verboten hat, entsprechendes
erlaubt: er erlaubte uns die Leber, anstelle des verbotenen Blutes, das Blut der
Reinheit 104 anstelle der Menstruation, den Talg des Wildes, anstelle des Talges
vom Vieh, das Gehirn des Sibutha 105 anstelle des Schweines … die
Geschiedene bei Lebzeiten ihres Ehemannes, anstelle einer verheirateten
Frau, die Bruderswitwe, anstelle der Schwester des Bruders, die schöne
Gefangene, anstelle der der Nichtjüdin. …106
„Die Rabbinen sind wichtiger als die Propheten“. Ihre Aussagen sind die
aktualisierte (dem Zeitgeist angepasste)Tora, deren Worte sogar wichtiger sind als
die originalen Worte der Tora: „Die Worte der Schriftgelehrten (Pharisäer) sind
wichtiger als die Worte der Tora". 107
Diese Geschichte um Herodes kann jedoch nicht mit 1 Korinther Kapitel 7 in Verbindung
gebracht werden. Hier werden Texte zusammengefügt, die absolut nicht zusammengehören.
104
Anmerkung 156: Verkehr mit der Frau während der Reinheitstage nach der Geburt; die Menstruation gilt
dann als aufgehoben, selbst wenn sie Blutfluss bemerkt. Verdreht nach 3 Mo 12,4
105
Nach Qiddushin 41a, Anmerkung 4, Name eines Fisches, vom Geschmack des Schweines; wahrscheinlich der
Stör, der von den alten Schriftstellern „Porcus marinus“= Meerschwein, genannt wird.
106
Hulin 109b. BT. Bd. XI, S. 333-334
107
http://religion.orf.at/projekt03/religionen/judentum/fachartikel/re_ju_fa_landmessias4-96.htm
IV. DIE KATHOLISCHEN KIRCHENVÄTER –
DER PROTESTANTISMUS
IV. 1 KIRCHENVÄTER – GLAUBENSZEUGEN – VERTRETER DER WAHRHEIT?
Die katholische Kirche und eine Reihe konservativer evangelikaler Kirchen und
Gemeinden haben aus der Aussage „Gott verabscheut/hasst Entlassung“ und einer Anzahl
weiterer Texte den Schluss gezogen, dass Wiederheirat prinzipiell ausgeschlossen ist. Zur
Begründung des absoluten Verbots einer Wiederheirat, auch für den unschuldig
Geschiedenen, wird gerade auch die Tradition und Überlieferung der „Kirchenväter“ zur
Beweisführung herangezogen. „Diese „Kirchenväter“ waren jedoch ausnahmslos Vertreter
der römisch-katholischen Papstkirche. Sie sind allerdings keine Glaubensväter oder
Glaubenzeugen im biblischen Sinne. Sie waren und sind dem Papst als „Stellvertreter des
HERRN Jesus auf Erden“, untergeordnet. Zudem sind diese Kirchenväter zu „Heiligen“
erhoben worden, das heißt, man darf zu ihnen beten, sie um Beistand und Hilfe, als
Fürsprecher bei GOTT anrufen. Dies ist von GOTT absolut verboten. Der Umgang mit
Abgeschiedenen und den Totengeistern ist bei GOTT eine schwerwiegende Sünde die im AT
mit dem Tode bestraft werden musste! 108
Eine der Voraussetzungen für eine Heiligsprechung nach katholischer Lehre, ist dass diese
Menschen nach ihrem Tode Wunder vollbracht haben müssen. 109 Stefan Ihli schreibt:
In seiner alljährlichen Rede zur Eröffnung des Gerichtsjahres der „Romana
Rota“110 sah sich Papst Johannes Paul II. am 21. Januar 2000 veranlasst zu
bekräftigen, „dass die gültige und vollzogene sakramentale Ehe nie aufgelöst
werden kann, nicht einmal durch die Vollmacht des Römischen Pontifex. …
Auch wenn der Papst stellvertretende Vollmacht für die göttliche Macht Jesu
Christi habe, habe er dennoch „keine Vollmacht über das natürliche oder
positive göttliche Recht“. Aufgrund der Lehre der Hl. Schrift und der kirchlichen
Tradition sei dies eine „als definitiv anzusehende Lehre“, auch wenn sie nicht
als Dogma verkündet worden ist.. … Wenn man vom Papst als Träger
eigenberechtigter ordentlicher Leitungsgewalt sagt, er besitze potestas vicaria,
(stellvertretende Vollmacht) so geschieht dies in einem weiteren Sinne. Die
Begründung ist, dass der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus der
Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist. Damit besitzt der Papst aber auch eine
stellvertretende Gewalt für die „göttliche Gewalt Christi“, nämlich die potestas
divina vicaria. Karl der Große brachte eine Wende, indem er in seinem Reich
108
3Mo 19,31; 3Mo 20,6
Kirchenväter, Heilige und Gelehrte, die bis zum 7./8. Jh. die christliche Lehre durch ihre Schriften beeinflusst
haben. Ihr Zeugnis in Fragen der Glaubens- und Sittenlehre gilt in der katholischen Kirche als unfehlbar.
Manche Kirchenväter sind auch * Kirchenlehrer, nämlich jene, die sich durch überragende Gelehrsamkeit
auszeichnen und offizielle, ausdrückliche Anerkennung durch die Kirche gefunden haben. Als westliche oder
lateinische Kirchenväter Erwähnung finden meist Ambrosius, Augustinus, * Hieronymus und Gregor d. Gr. Im
Zusammenhang mit der Ostkirche angeführt werden im Allgemeinen Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz
und Johannes Chrysostomos. Die westlichen Kirchenväter wurden in der christlichen Kunst des Mittelalters oft
dargestellt, u. a. in Verbindung mit Kanzeln, etwa im Stephansdom in Wien. Kirchenlehrer, ein von Papst oder
Konzil mit dem Titel "Doctor ecclesiae" ausgezeichneter Kirchenschriftsteller. Seine Lehren haben dann
besonderen Beweiswert. Die frühchristlichen Kirchenlehrer gehören zu den * Kirchenvätern.
110
Die Römische Rota ist ein Gerichtshof der römischen Kurie, der die Gültigkeit kirchlicher Eheschließungen
beurteilt. Da die christliche Ehe unauflöslich ist, kann der Gerichtshof lediglich feststellen, dass eine Ehe von
Beginn an nicht zustande gekommen ist, jedoch eine vorhandene Ehe nicht auflösen.
siehe auch http://www.uni-tuebingen.de/kirchenrecht/nomokanon. Unauflöslichkeit der Ehe ist göttliches Gesetz.
Ansprache von Papst Johannes Paul II. am 21. Januar 2000 zur Eröffnung des Gerichtsjahres der Römischen
Rota.
109
das geltende Recht vereinheitlichen wollte. Er ließ sich von römischen
Rechtsvorstellungen leiten. Einer der zentralen Teile war die CollectioDionysio-Hadriana, die einen Kanon des 11. Konzils von Karthago enthielt, der
jede Form der Wiederheirat zu Lebzeiten des ersten Partners verbot. Während
das Recht des germanischen Reiches davon bestimmt wurde, wurden
Ausnahmen vom Verbot der Ehescheidung auf mehreren Konzilien in Rom
noch erlaubt. 111
Es gab also in der katholischen Kirche über die Jahrhunderte ebenfalls verschiedene
Lehrmeinungen zu dieser Frage. Hintergrund dieser nun unbeugsamen katholischen Haltung
ist auch der Gedanke an Maria, die „jungfräuliche Gottesmutter“, mit ihrer
immerwährenden unbefleckten Jungfrauschaft. Sie kann ja nach dem Verständnis der
Papstkirche niemals mit Joseph verheiratet gewesen sein und weitere Kinder geboren haben.
Das wäre eigentlich eine ungültige Ehe und somit Ehebruch. Deshalb auch ein weiterer Grund
für die Unauflösbarkeit der Ehe nach katholischer Sicht.
IV. 2 RECHTSAUFFASSUNG –
KATHOLISCHE
KIRCHE
Von Beginn an war die Unauflöslichkeit der Ehe jedoch innerhalb der
katholischen Kirche nicht die Allgemeine Rechtsauffassung.
Auch die
katholische Kirche hat gegenüber dem Ehebruch nicht immer eine übertriebene
Strenge an den Tag gelegt. Kirchenväter haben den Ehebruch gepriesen, wenn
er für den Gatten vorteilhaft war. Der Heilige Augustinus lobt das
Entgegenkommen der Sara und behauptet, eine Frau dürfe einer anderen das
Recht abtreten, das sie auf den Körper des Mannes besitze, woraus er folgert,
dass ein Mann einem anderen seine Rechte über den Körper der Frau abtreten
dürfe. Er begründet seine Ansicht mit der Stelle des Apostel Paulus, die besagt,
dass die Gatten gegenseitig ihren Körper besitzen. 112/ 113
Die Katholische Kirche versteht sich als Ursakrament. Sie ist unter allen Völkern
und Religionen das sichtbare Zeichen des bleibenden und für immer
siegreichen Heilswillen Gottes und seiner Heilszusage in JESUS Christus. …
Die Sakramente sind Kirche im Vollzug. … Die Sakramente sind die Träger der
Gnade.
… Sie werden wirksam gespendet durch die Setzung des
sakramentalen Zeichens mit der rechten Absicht. Das Sakrament bewirkt im
Empfänger jene Gnade, die durch das Zeichen bezeichnet wird. Die
sakramentale Wirkung ist nicht von der Würdigkeit des Spenders abhängig.114
Wer sagt, die Priester die im Stand der Todsünde sind, hätten nicht die
Vollmacht, zu binden und zu lösen, … der sei ausgeschlossen.115 Das
Sakrament der Ehe ist ganz auf das übernatürliche Ziel des Menschen
bezogen. Ehe und Priesterweihe sind die beiden Sakramente, die nicht nur dem
111
Stefan Ihli, Die potestas vicaria des Papstes. Ursprung, Reichweite und Grenzen
http://www.nomokanon.de/aufsaetze/004.htm
112
St. Augustinus: Kirchenlehrer (354-430) De civitate Dei, XVI, 25. – * „Von der Gattin wird um eines
Nachkommen willen die Magd dem Manne übergeben und sie wird vom Manne um des Nachkommen willen
angenommen; von beiden wird keine sündhafte Wollust, sondern die Frucht der Natur verlangt“ (Aurelius
Augustinus, Der Gottesstaat, Salzburg 1953, III, 52 unter Berufung auf den 1 Korinther 7, 3-5, wo es heißt: „Die
Frau hat kein Verfügungsrecht über ihren Leib, sondern der Mann; ebenso wenig hat der Mann ein
Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern die Frau“ .
113
Stefan Ihli, Die potestas vicaria des Papstes. Ursprung, Reichweite und Grenzen
114
Neuner-Roos, „Der Glaube der Kirche“. Auszüge S. 347-50. Die Sakramente
115
Neuner-Roos, S .427/669 Aus Sakrament der Buße.
Einzelnen zur Erreichung dieses Zieles dienen, sondern auf die Gemeinschaft
hingeordnet sind. … Die gegenseitige Hingabe der Ehegatten ist also wirklich
das Nachbild der heiligenden Hingabe Christi für seine Kirche und an seine
Kirche. … Die Ehe ist von Christus zum Sakrament erhoben.116
Die katholische Kirche vertritt seit dem Mittelalter die Lehre vom heiligen
Sakrament der Ehe. Danach bildet die Ehe zwischen Mann und Frau die
Beziehung zwischen Christus und der Kirche ab. Wie diese Einheit unauflöslich
ist, so soll auch ihr Abbild, die Ehe als Einheit von Frau und Mann, unauflöslich
sein. Jesu Aufforderung zu Liebe und Hingabe wird in kirchliche Gesetze
umgeformt. Das Kirchenrecht, der Codex Iuris Canonici, anerkennt weder
Scheidung noch Wiederheirat. Katholiken, die ein zweites Mal heiraten, werden
aus der eucharistischen Gemeinschaft ausgeschlossen. Da jedoch nur eine
gültig geschlossene Ehe als unauflöslich gilt, können Geschiedene beim
kirchlichen Gericht den Antrag stellen, ihre frühere Ehe für ungültig zu erklären.
In den deutschen Diözesen entscheiden die Gerichte jährlich in mehr als
tausend solcher Fälle.
Katholisches Verständnis:
Das übernatürliche Geheimnis der Ehe: Den letzten Grund für die Unauflöslichkeit der
Ehe, finden wir in der gleichnishaften Bedeutung der christlichen Ehe. Diese
Bedeutung ist voll enthalten in der zwischen Gläubigen vollzogenen Ehe. …
niemals, solange Christus lebt und die Kirche durch ihn lebt, kann diese
Gemeinschaft irgendwie getrennt werden. Auch der Heilige Augustinus lehrt dies
ausdrücklich mit folgenden Worten: „In Christus und der Kirche erfüllt es sich,
dass es zu Lebzeiten des einen Teils keine Scheidung geben kann“. Und dies
Geheimnis wird im Staat unseres Gottes, das ist die Kirche Christi, so sehr
beobachtet, dass Frauen, die heiraten oder zur Ehe genommen werden, um
Kindern das Leben zu schenken, auch wegen Unfruchtbarkeit nicht entlassen
werden dürfen, um eine andere, fruchtbare zur Ehe zu nehmen. Wenn jemand
solches tut, so ist er zwar nicht nach weltlichem Recht, wohl aber nach dem
Gesetz des Evangeliums des Ehebruchs schuldig, wie auch die Frau, wenn sie
eine neue Ehe eingeht.117
Wer sagt, die Kirche irre, wenn sie gelehrt hat und lehrt: Nach evangelischer
und apostolischer Lehre, (Mt 196 ff.; Mk 10, 6 ff., 1Kor 7,10 ff.) könne wegen
eines Ehebruchs des einen Ehegatten das eheliche Band nicht gelöst werden und
beide, auch der unschuldige Teil, der keinen Anlass zum Ehebruch gegeben hat,
könne zu Lebzeiten des anderen Ehegatten keine andere Ehe eingehen; und der
Mann begehe einen Ehebruch, der nach der Entlassung der ehebrecherischen
Frau eine andere heirate, ebenso die Frau, die nach Entlassung des
ehebrecherischen Mannes mit einem anderen vermähle, der sei
ausgeschlossen.118
Neuner- Roos: Die letzte Begründung der kirchlichen Lehre, die in der frühen
Christenheit jedem Irrtum gegenübergestellt wurde, war nicht der Beweis aus der
116
Neuner-Roos, Auszüge S. 466-68. Die Ehe
Neuner-Roos, Auszüge S.477-478.
118
Neuner-Roos, Auszüge S. 473. Papst Johannes Paul II. hat diese Doktrin der alten Päpste im Jahre 2000, wie
schon oben angeführt, nochmals bestätigt
117
Heiligen Schrift allein oder gar aus der theologischen Vernunfterwägung, sondern
die Berufung auf die kirchliche Überlieferung. Aus dieser Zeit haben wir nicht so
sehr eine theoretische Lehre von der Überlieferung als vielmehr das lebendige
Bewusstsein des Wahrheitsbesitzes durch die Überlieferung aus der Zeit der
Apostel. … (84) Wer sich nicht entsprechend den heiligen Vätern mit Herz und
Mund bis aufs letzte Wort eigentlich und wahrhaft all das bekennt, was von den
Heiligen Vätern und von den fünf allgemeinen verehrungswürdigen
Kirchenversammlungen der katholischen und apostolischen Kirche Gottes
überliefert und verkündet worden ist, der sei ausgeschlossen. … (85) Wer nicht
die ganze kirchliche Überlieferung annimmt, die geschriebene und die
ungeschriebene, der sei ausgeschlossen.119
Andreas Eichberger über das katholische Dogma der Unauflöslichkeit der Ehe:
„Im absoluten Wort von der Unauflöslichkeit der Ehe liegt meines Erachtens ein
grundsätzliches Missverständnis und eine Verneigung vor der unbiblischen
katholischen Sakramentslehre. 120
In der Auseinandersetzung mit den Götterwelten neu bekehrter Völker sah die Kirche
dämonologische Auseinandersetzungen als bleibende Notwendigkeit an. Sie entfaltete u.a. die
augustinische Lehre von der Fortpflanzung der Dämonen durch Incubi und Succubi in
Anlehnung an Genesis 6, 1–4. Summarien wie die „Summa theologica“ des Thomas von
Aquin bildeten theoretische Grundlage späterer unduldsamer Hexenverfolgungen
hauptsächlich durch die sich allein zuständig haltende Amtskirche. Die Kirchen der
Reformation nahmen an der mittelalterlichen Dämonenvorstellung keinen Anstoß.121
Einige Aussagen Katholischer Autoritäten über den Wert der Frauen:
Augustinus: "Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach
seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung,
dass die Frauen den Männern dienen." Er bezeichnet die Frau in einer seiner
Schriften als die „Eingangspforte des Teufels“. 122
Ambrosius: "Die Frau muss das Haupt verhüllen, weil sie nicht das Ebenbild
Gottes ist."123
Thomas von Aquin: "Wenn du eine Frau siehst, denke, es sei der Teufel! Sie ist
eine Art Hölle!"124
Franz von Assisi: "Wer mit dem Weibe aber verkehrt, der ist der Befleckung
seines Geistes so ausgesetzt wie jener, der durchs Feuer geht, der Versengung
seiner Sohlen." 125
119
Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, S.74-75. (Karl Rahner und Karl-Heinz Weger, Verlag Friedrich Pustet
Andreas Eichberger, Scheitern Verboten, S. 73. http://www.andreaseichberger.de/Scheiternverboten/
121
Christian Thomasius, Vom Laster der Zauberey. Ähnliches lehrt auch Rebecca Brown in „Er kam um die
Gefangenen zu befreien“.
122
Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430 - Augustinus gilt als einer der bedeutendsten Kirchenlehrer. Mit dem
Titel 'Kirchenlehrer' erkennt die Kirche den Beitrag einer Person zur Lehre und Verständnis des Glaubens an.
123
Ambrosius, Kirchenlehrer, 339-397
124
Papst Pius II., 1405-1464
125
Franz von Assisi, Ordensstifter u. Heiliger, 1181-1226
120
Papst Pius II: "Die Frau ist ein Missgriff der Natur... mit ihrem FeuchtigkeitsÜberschuss
und
ihrer
Untertemperatur
körperlich
und
geistig
minderwertiger...eine Art verstümmelter, verfehlter, misslungener Mann...die
volle Verwirklichung der menschlichen Art ist nur der Mann."126"
Synode zu Tyrnau: Alle Bosheit ist klein gegen die Bosheit des Weibes. Besser ist
die Gottlosigkeit des Mannes als ein wohltuendes Weib."127
Albertus Magnus, ein 1941 von Pius XII. zum »Patron aller Naturwissenschaftler«
erklärter Mönch aus dem 13. Jahrhundert, nennt die Frauen defekte Wesen. 128
126
Thomas von Aquin, hl., Kirchenlehrer, 1225-1274
Die Synode zu Tyrnau, 1611, (damals Nagyszombat, Ungarn, heute Slowakei) Bereits 1611 verabschiedete
die vom slowakischen Erzbischof František Forgáč veranstaltete katholische Synode von Trnava/Tyrnau
Maßnahmen für eine intensive Gegenreformation
128
http://www.dominikaner-koeln.de/albertus_magnus/am-frauen.php/3
127
I.
EINIGE SZENEN AUS DEM LEBEN – SEID BARMHERZIG!
VI. 1 DIE REALITÄT IM ALLTAG
Eine Missionarin die als Briefseelsorgerin unter anderem Gefängnisinsassen in Afrika
erreicht berichtete, dass sie in Kontakt mit einem jungen muslimischen Mann kam. Er
stammte aus Nigeria, war verheiratet und hatte zwei Kinder. Als Rauschgiftkurier wurde er in
Ägypten festgenommen und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch die Arbeit der
Missionarin kam er zum Glauben an Jesus Christus und begann seinen Glauben zu bezeugen.
Er informierte darüber auch seinen Vater in Nigeria, der ihn nun nicht mehr sehen will.
Kommt er je zurück, droht ihm der Tod. Der Vater hat nun seine Ehefrau mit ihren Kindern
an einen Moslem weiterverheiratet. Er selbst ist nun nach den 14 Jahren Haft wieder frei und
besucht eine Bibelschule in Ghana. Die Geschwister beten dafür, dass ihm der HERR wieder
eine Frau schenkt. Heiratet er wieder, so ist dies nach Hempelmann ein Übel – eine Sünde!
Nach der Doktrin von Piper, Hempelmann und anderen, muss er warten bis die Frau
irgendwann zurückkommt?? Solche Lebensschicksale kommen in ihren doch recht einseitigen
Betrachtungen nicht vor.
Persönlich bekannt war mir ein jetzt schon vor Jahren verstorbenes gläubiges Ehepaar.
Der (in einer ersten Ehe) verheiratete Mann kam in den letzten Kriegstagen an der russischen
Front zum Glauben an den HERRN Jesus Christus, als er das erschütternde und furchtbare
Sterben, die Schreie der jungen „Kindersoldaten“ nach der Mutter, schmerzlich erleben
musste. Er hatte mit seiner Ehefrau vier Kinder. Als er aus der Gefangenschaft zurückkehrte
und seiner Ehefrau seinen Glauben an Jesus Christus bezeugte, lehnte sie ihn ab, verspottete
ihn und zog aus der gemeinsamen Wohnung. Sie ließ ihn mit den vier Kindern allein zurück
und kümmerte sich nicht mehr um die Familie. Darüber hinaus hatte sie laufend Verhältnisse
mit wechselnden Männern. Er versuchte alles um sie zur Rückkehr zu bewegen – leider ohne
jeglichen Erfolg. Nach der zwangsläufigen Scheidung der Ehe wurde ihm das Sorgerecht über
die vier Kinder zugesprochen.
Der Bruder fand sich jetzt in einer äußerst prekären Situation, einmal seinen Beruf
ausüben zu müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen, zum anderen, die Kinder zu
betreuen und zu versorgen. Gott schenkte es, dass er eine gläubige Witwe mit zwei Kindern
finden durfte. Sie war in der gleichen misslichen Lage, Kinder und Arbeit koordinieren zu
müssen. Nach langen Überlegungen und Selbstprüfung, seelsorgerlicher Rücksprache mit
anderen Brüdern, hatten sie schließlich geheiratet und die sechs Kinder gemeinsam erzogen
und versorgt. Er besuchte treu die Gemeinschaft und wurde schließlich sogar von der Leitung
des Gemeinschaftsverbandes als Gemeinschaftsleiter eingesetzt. Das Ehepaar war ein großer
Segen für die Gemeinde. Ich kenne nun mehrere Fälle aus christlichen Gemeinden, wo beide
Ehepartner Glieder der Gemeinde waren. Die Frauen begingen aktiv Ehebruch und reichten
anschließend selbst die Scheidung von ihren Ehemännern ein.
Obwohl sich die Männer nicht scheiden lassen wollten, wurden die Ehen auf Betreiben
der Frauen geschieden. In einem der Fälle hatte die Frau von einem anderen verheirateten
Mann ein Kind – der verlassene Ehemann bot ihr trotz ihrem Ehebruch die Versöhnung und
Wiederaufnahme samt dem Kind an. Leider waren seine Bemühungen vergebens. Nun ist der
zur Versöhnung bereite Partner in so manchen Augen nach ihren gestrengen Gesetzen ein
Ehebrecher, falls ihm GOTT eine neue Frau zuführt. (Mittlerweile hat er nun eine gläubige
Frau gefunden). Anderen mir bekannten Frauen wurde die Heirat mit einem unschuldig
geschiedenen Mann unter Druck der Pastoren und verschiedenen Gemeindegliedern
ausgeredet.
Solche und ähnliche Verhältnisse gibt es auch heute Land auf Land ab in so manchen
Gemeinden. Da bleiben dann nach einer solchen Entscheidung der Gemeindeleitung, eine
Mutter oder ein Vater mitsamt den Kindern auf der Strecke. Wer löst nun ihre Probleme? Wer
erzieht die Kinder? Der Staat? Der Fernsehapparat? Die fast unbezahlbare Tagesmutter? Die
Kinderkrippe? Was ist mit der Altersversorgung? Hat nun die „bibeltreue Gemeinde“ eine
Möglichkeit über Jahre hinaus für solche Fälle einzuspringen? Hier reicht nicht nur ab und zu
ein stilles Gebet. Wer bedenkt die Einsamkeit, in welcher sich solch ein Mensch ohne
Gegenüber befindet? Mit wem kann er oder sie die Alltagsprobleme besprechen? Macht man
sich das alles nicht sehr einfach, zumal die „Richter“ selbst, alles in trockenen Tüchern
haben? Glücklich bis überglücklich verheiratet – sie haben Kinder, Familie, alles bestens! Sie
brechen die Ehe vielleicht nur ab und zu – in ihren Gedanken, die sowieso keiner sieht.
In der Broschüre eines Evangelisten und Seelsorgers zum Thema Scheidung und
Wiederheirat, findet sich der folgenschwere und unbarmherzige Satz:
„In den Evangelien ist nach der Schöpfungsordnung Gottes keine Scheidung
erlaubt! „Die Ehescheidung ist keine Sünde, vielmehr, „die Sünde ist die
Wiederheirat“. Wer als Geschiedener, egal aus welchem Anlass die Scheidung
ausgesprochen wurde, wieder heiratet, lebt im permanenten Ehebruch und wird
nicht ins „Neue Jerusalem“ hineinkommen“. Denn, so begründen die Autoren A.
Gießler und M. Ott:129
Nach der Lehre der Bibel, werden Ehebrecher NICHT in das Königreich kommen! Das
ist eine ernste Aussage. Ehebrechern wird also auch keine Errettung ihrer Seele (2.
Petrus 1,9) zuteil, mit der sie in den Himmel kommen könnten. Ehebruch schließt
130
kategorisch vom Himmelreich aus!
Offb 22,15 Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die
Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.
Hier wird eine neue Gesetzlichkeit konstruiert, die sogar das alte mosaische Gesetz
übertrifft! Das Gesetz, das unser HERR durch Seinen Tod am Kreuz erfüllt und vollendet hat.
Dies ist ein falsch verstandener Fundamentalismus, der im Wort Gottes keine Legitimität hat.
Und was geschieht nun mit den Unbarmherzigen? Jesus sagt:
Mt 7,1-2
Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei
Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet,
wird euch gemessen werden.
Werden durch diese unbeugsame Haltung anderen Menschen nicht großes Unrecht und
schwere Verletzungen zugefügt? Über das Richten sagt uns GOTTES Wort:
1Kor 4,5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht
bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen
offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.
Hempelmann hebt in seinem Buch hervor,
129
130
A. Gießler
Michael Ott: soli deo gloria
„dass ethische wie seelsorgerliche Theoriebildung nicht von Extremfällen ausgehen
und an ihnen ihre Normativität gewinnen. Der Extremfall darf nicht unter der Hand zum
131
Normalfall werden, der Gottes Willen unwirksam macht“.
Weiter:
„Der barmherzigste Seelsorger darf nicht beanspruchen, barmherziger als der
lebendige Gott: barmherziger als Jesus – sein zu wollen. … Wenn Jesus in großer
Eindeutigkeit die Unauflöslichkeit der Ehe vertritt und schon der entlassenen,
damals wirtschaftlich viel bedrängter lebenden Frau die Perspektive der
Wiederheirat verschließt, dann formuliert er den Willen Gottes angesichts
menschlicher Not und nimmt damit sogar den Vorwurf der Unbarmherzigkeit und der
132
fehlenden Praktikabilität und Lebbarkeit in Kauf“ .
Wenn wir die Geschichten um Ehe und Geschlechtlichkeit im AT untersuchen, so ist leicht
festzustellen, dass im Grunde genommen jeder Fall von Ehebruch, Ehescheidung und
Unzucht einen Extremfall darstellt. Das ist heute nicht anders. Bringt eine Ehescheidung für
denjenigen der als schuldlos verlassen dasteht, nicht eine extrem große Belastung mit sich?
Welche Fälle sind wohl bei Hempelmann nur belanglose „Bagatellfälle“, die so nebenher
abgehandelt werden können? Was hat der Autor wohl von der Barmherzigkeit Jesu begriffen?
Es ist erschütternd zu sehen, was sich Hempelmann hier anmaßt, nämlich Jesus eine
rücksichtslose Unbarmherzigkeit zu unterstellen! Will er Jesus vorschreiben, wie die göttliche
Barmherzigkeit auszusehen hat? Sein ganzes Buch zeigt auf, „er meint, mit seinen Ansichten
im Recht zu sein“.
Mit großem Nachdruck hämmert er dem Leser in zahlreichen nicht endenden
Wiederholungen ein: „Scheidung ist auf jeden Fall Sünde, ebenso ist „Wiederheirat Sünde“,
„auch das kleinere „Übel – wenn also eine Wiederheirat stattgefunden hat, ist diese ein „Übel
und somit ebenfalls Sünde“. Gott und Jesus haben so zu handeln wie er es erkannt haben will
und sich ausgedacht hat! Diese „vermeintlichen biblischen Wahrheiten“, werden nun auf dem
Rücken der betroffenen Geschwister von den „besser wissenden Theologen“ mit ihren
Theorien gnadenlos ausgefochten. Auf diese Weise kann man in der Tat solche Menschen
auch aus der Gemeinde hinaus predigen! Wir sollten uns ein Beispiel an der vergebenden
Liebe unseres HERRN nehmen. ER sagt:
Mt 5,7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen
Er vergab uns alle Schuld – auch unsere Gedankensünden, die uns von Gott trennen.
Wer ist hier ohne Schuld? Unser HERR JESUS begegnet uns ganz anders: ER fordert uns auf:
Lk 6,36
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Hebr 2,17-18 Daher musste ER in allem seinen Brüdern gleich werden, damit ER
barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des
Volkes. Denn worin ER selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen
denen, die versucht werden.
Lassen wir uns doch durch die folgenden Verse bewegen:
1Petr 3,8 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig,
demütig …
Mt 5,22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht
verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! der wird dem Hohen Rat
131
132
Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. S. 85, S.113
Hempelmann, S. 85. (nach Mt 19,10)
verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen
133
sein.
JESUS ließ den größten Sündern Seine Vergebung und Barmherzigkeit zukommen.
ER starb für unser aller Sünden, die großen und kleinen! Aber wo in der gesamten Schrift
findet sich ein Beispiel, dass der Unschuldige bestraft wird, der schuldige Teil, hier der
Partner, der die Ehe gebrochen hat, jedoch straffrei ausgeht? Dem Unschuldigen, selbst wenn
er wieder heiraten könnte, wird nach Hempelmann in seiner Broschüre „Mut zur Ehe“
auferlegt,
„zölibatär“ (ehelos) zu leben, wie etwa die große Zahl an Singles. „Christen wissen:
134
Ich kann – mit Gottes Hilfe – auch anders“.
Mit dieser Argumentation wird den Betroffenen nun zugemutet, dass er oder sie nun
einer lebenslangen Versuchung Satans ausgesetzt sind, welcher gerade Paulus entgegentritt.
Im Übrigen lässt sich die „Erfolgsgeschichte des Zölibats“ nahezu jede Woche in
Zeitungsmeldungen und Gerichtsurteilen verfolgen. Was also nach Paulus in der Ehe völlig
normal ist, soll demnach bei solchen zu „Singles gemachten“ nicht mehr gelten?
W. Plock geht in seinem Buch eingehend auch auf den hormonellen Unterschied
zwischen Mann und Frau ein. Jeder Körper produziert eben diese Hormone, die nicht allein
das Geschlechtsleben steuern. Dies ist einfach biologische Tatsache! Schaltet Gott bei den
betroffenen Alleinstehenden, ob nun geschieden oder Singles, einfach die Hormonproduktion
als besondere Gabe ab? Sicher nicht! Das macht sich der Autor hier sehr einfach.
Es stellt sich die Frage, ob das Singledasein, das auch in „christlichen Kreisen mehr
und mehr um sich greift“, dem Willen Gottes entspricht, oder ob nicht eine große Zahl dieser
Leute unfähig ist, eine verbindliche Beziehung in einer Ehe einzugehen? Wäre nicht ein
Großteil, gerade auch der „ungewollt als Singles Lebenden“ gerne bereit, eine Ehe zu wagen,
wenn ein Mann oder eine Frau den Mut zu einer vor Gott verantwortlichen Eheverbindung
hätte? Sollen wir uns damit abfinden, dass in unseren Gemeinden Familien und Kinder
fehlen? Krankt da nicht vieles auch in der „frommen Gesellschaft“? Soll so die Zukunft der
Gemeinde aussehen?
Von William Shakespeare stammt bekanntlich das Zitat: »Gut gehenkt ist besser als
135
schlecht verheiratet. «
Macht das oben angeführte Zitat wohl tatsächlich „Mut zur Ehe? Diesen Ausspruch
erwähnen sowohl Plock als auch Rosenthal. Damit kann man wirklich niemanden zur Ehe
ermutigen. Schauen wir in die Bibel, so lesen wir doch etwas anderes. Wir werden darin
bestärkt, auf Gottes Wort zu schauen und dem HERRN vertrauen.
Spr 18,22 Wer eine Ehefrau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden und
Wohlgefallen erlangt vom HERRN.
Spr 19,14
…. eine verständige Ehefrau kommt vom HERRN.
Spr 31,10
Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die
köstlichsten Perlen. 136
133
Schlachter
Broschüre „Mut zur Ehe“von Hempelmann www.chrischona-frauenfeld.ch/downloads/mut-zur-ehe
Herausgegeben von der Liebenzeller Mission
135
Rosenthal S.35 / Plock S. 92
136
Luther 84
134
Anscheinend haben die die feministische Ideologie einer Simone de Beauvoir und Alice
Schwarzer, sowie die Parolen der „68-er Revolutionäre“ auch in evangelikalen Kreisen schon
Fuß gefasst. Feminismus ist allgegenwärtig! Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und
Selbstverwirklichung sind mehr und mehr gefragt. 137 Das Bild sowohl des Mannes als auch
der Frau wurde und wird heute durch die Gender- Mainstream Ideologie zerstört. Das Ziel ist
eindeutig: Gottes gute Ordnungen sollen zerstört und aufgelöst werden! Jesus Christus soll in
unserem Land verschwinden.
Abd al- Masih nennt den Grund für die heutige Misere – die Ursache – an der so vieles
krankt: Er schreibt sinngemäß, dass sich heute die emanzipierte Frau dem Mann nicht mehr
unterordnen will, der Mann weigert sich dagegen, der Frau sich selbst zum Opfer zu bringen,
138
wie das Christus für die Gemeinde getan hat!
W. Plock vertritt in seinem Buch, „Eine Ehe zur Ehre Gottes“ die Meinung, dass eine
Wiederheirat auch einer/eines unschuldig geschiedenen Ehepartners grundsätzlich Sünde ist.
Er führt dabei im Anhang „A“ eine Stellungnahme von Dr. John Piper, einen USamerikanischen Theologen an. Thema: „Scheidung und Wiederheirat“.
Piper listet elf Gründe auf, „warum ich glaube“ (ich glaube ist hier sicher nicht das
richtige Wort „ich nehme an wäre korrekter“), dass jede Wiederheirat nach einer
Scheidung verboten ist, solange beide Partner am Leben sind. „Jede Ehe nach
einer Scheidung ist Ehebruch, auch für diejenigen, die als Unschuldige geschieden
worden sind. Wiederheirat ist nicht erst dann falsch, wenn jemand an der Scheidung
Schuld hat, sondern auch dann, wenn jemand unschuldig ist“. „Da nun nach meiner
Annahme eine unschuldig geschiedene Frau Ehebruch begeht, wenn sie erneut
heiratet, ist daher eine schuldige Frau, die nach einer Scheidung wieder heiratet,
139
umso mehr schuldig“.
In Maleachi 2,16, so auch Hempelmann,140 „finden wir, die eindeutige Aussage die
gegen jegliche Ehescheidung spricht“. Hempelmann zitiert diesen Vers 16 auf 145
Seiten nicht weniger als 15-mal und bezeichnet sie als „Fundamentalaussage“ zum
141
Thema Scheidung.
Auch J. Rosenthal schließt sich hier an.142
Hansjörg Bräumer schreibt darüber auch in seinem Buch „Scheidung und
Wiederheirat“. Er erwähnt dabei auch die Ansichten verschiedener Autoren. Grundsätzlich
hält Bräumer jedoch die Möglichkeit einer Wiederheirat nach vorhergehender Buße für
erlaubt.
Im gesamten Neuen Testament findet sich kein Text, der die Wiederheirat
Geschiedener erlaubt. Jesus spricht überhaupt nicht von der Wiederheirat
Geschiedener. Paulus sagt, wobei er sich ausdrücklich auf Jesus beruft: »Hat sich
eine Frau doch geschieden, so soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem
137
http://www.wilhelm-griesinger-institut.de/veroeffentlichungen/seelenvergiftung.html
Abd al-Masih, „Christus in euch“ Vergleiche Epheserbrief Kapitel 5!
139
Wilfried Plock, CMD, Eine Ehe zur Ehre Gottes. John Piper, S. 103 ff.
140
Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. Auch Bräumer unterstützt diese Haltung.
Rosemarie und Hansjörg Bräumer, Scheidung und Wiederheirat Eine biblisch-seelsorgerliche Studie. S. 14
141
Eichberger Andreas, Scheitern Verboten. S. 66
142
Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht S. 75
138
Mann wieder versöhnen« (1. Kor 7,11). Wo die Scheidung geschehen ist, gibt es
danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Wo die Scheidung
geschehen ist, gibt es danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Die
erste und vornehmste Aufgabe eines Seelsorgers in Ehefragen bleibt es, alles zu
versuchen, ob sich nicht noch einmal der Mann mit seiner Frau oder die Frau mit
ihrem Mann versöhnen kann. Um den Weg zur Wiederversöhnung und
Wiedergutmachung freizuhalten, kann ein Seelsorger einem Geschiedenen nur den
143
Rat geben, nicht wieder zu heiraten.
Bräumer zitiert auch Heinrich Baltensweiler zum Thema Ausnahmeklausel: Auch bei ihm
gilt diese Klausel nur für die Scheidung, bzw. Entlassung der schuldigen Ehefrau, keinesfalls
jedoch erlaubt Jesus die Wiederheirat auch des unschuldigen Partners.
Ausgangspunkt dieser Annahme ist die Festlegung: Wenn Jesus die Ehe überhaupt
als unscheidbar erklärt hat, dann kann er nicht gleichzeitig von einem Ausnahmefall
reden, in dem eine Ehescheidung gestattet ist. Folglich kann die Ausnahmeklausel
kein Wort Jesu sein. Es muß sich deshalb um einen späteren Zusatz des
Evangelisten Matthäus und seiner Gemeinde handeln. Nicht Jesus, sondern
Matthäus und sein Kreis haben in einem ganz bestimmten Fall die
Ehescheidung zugelassen, ja eventuell sogar gefordert. Die Ausnahmeklauseln
144
sind eine spätere Einfügung.
Ähnlich wie Piper und Hempelmann argumentiert auch Joachim Rosenthal in seinem Buch
„Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht“:145
Gott schuf den Menschen in seinem Bild – und zwar als Mann und Frau.
Das Männliche und Weibliche entspricht somit dem göttlichen Wesen. Nur in
dieser Kombination ist das Abbild Gottes vollständig. Und so wurden Adam und Eva
derart geschaffen, dass sie erst in der ehelichen Gemeinschaft zu einer vollständigen
Einheit wurden. Die Bibel bezeichnet diese Einheit als »ein Fleisch«. (S.9)
Man kann nun aus dieser Aussage Rosenthals ableiten, dass er Gott als androgyn, also als
männlich und gleichzeitig als weiblich sieht. Dies ist eine blasphemische Anschauung und
kommt aus dem Heidentum, der Götterwelt antiker Kulturen. Dieser falsche Gedanke findet
sich auch im Talmud und der Mystischen Kabbala, auch Zinzendorf und Michael Hahn
vertraten dieses Denken.
Wiederheirat ist nicht der Wille Gottes. Die Aussagen der Heiligen Schrift gehen
deutlich in die Richtung, dass die Wiederheirat nicht dem Willen Gottes entspricht.
Mit einer Wiederheirat wird die erste Ehe endgültig und unwiderruflich gebrochen.
Während die Möglichkeit der Scheidung bei Unzucht in der Bibel beschrieben ist, wird für eine Wiederheirat keine
Ausnahmeregelung beschrieben. Auch die Stelle aus Mt 19,9 reicht hier für die Begründung der Wiederheirat nicht aus An dieser
Stelle könnte die Frage auftreten, warum das Zugeständnis der Wiederheirat nicht auch den Geschiedenen eingeräumt wird. Sie
stehen ja in einer ähnlichen Situation.
(S.81)
Die Antwort liegt wohl darin, dass der Treuebruch ungleich schwerer wiegt und das Lebenszeugnis durch die Wiederheirat in der
Regel auch Anlass zur Lästerung bei den Ungläubigen hervorruft. Sie werden damit argumentieren, dass die Christen ja auch nicht
besser sind als die Ungläubigen, weil sie die Treue brechen.
(S.87)
143
Bräumer, S.22
Heinrich Baltensweiler, Die Ehe im Neuen Testament Bräumer S.29.
145
Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht
144
Die Schuldfrage bei Scheidung und Wiederheirat spielt in diesem Fall eine völlig untergeordnete Rolle und kann von
Außenstehenden in der Regel auch nicht beurteilt werden. Und doch hat die Ehe für Christen aus biblischer Sicht sehr wohl auch
die Funktion einer Begrenzung und Lenkung menschlicher Triebe und Bedürfnisse.
Die Ehe ist nüchtern betrachtet zu einem großen Teil eine vorbeugende Maßnahme, um Unzucht und Hurerei zu verhindern. Das
Problem dabei ist nur, dass auch Verheiratete in der Ehe ihr körperliches Drängen nicht immer in den Griff bekommen und in
schwere Sünde fallen.
(S.88) 146
W
ie alle Autoren geht auch Rosenthal mit keinem Gedanken auf die Situation ein, dass der
schuldige Partner sich in der Zwischenzeit wieder verheirat hat. Und nun – warten bis der
neue Partner verstorben ist und dann eine Versöhnung anstreben?
Dagegen schreibt S. Denker: Im Volk Gottes (Israel) ist Scheidung eine Tatsache,
sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. An Gottes guten Bestimmungen
ändert dies jedoch nichts. Wenn das mosaische Gesetz eine Regelung über die
Scheidung kennt (5Mo 24,1-4), hebt diese nicht, wie Jesus es deutlich macht, die
gute Absicht des Schöpfers auf. Und wenn Paulus sich mit Scheidung in der
Gemeinde beschäftigen muss, dann deshalb, weil das Erbarmen Gottes auch für
geschiedene Leute (1Kor 7,11) keine Ausnahme macht (1 Joh 1,9); und weil der
christliche Glaube eines der beiden Ehepartner dem anderen bis zur Scheidung hin
147
ein Ärgernis zu werden vermag (1Kor 7,12-13).
Wir danken doch unserem HERRN und Erlöser, dass Er „alle“ unsere Sünden
vergeben hat – wirklich alle! Und im Falle einer eventuellen Wiederheirat einer/eines
schuldlos Geschiedenen, sollte Gott etwa einen solchen Menschen vom „Neuen Jerusalem“
ausschließen?! Ist dies lediglich nach Ansicht einiger Theologen und Gemeinden eine
unvergebbare Sünde? Gott vergibt auch Ehebruch, wenn echte Buße vorliegt Gottes
Vergebung schließt einen Neuanfang immer mit ein! Siehe David! Betrachten wir diese
Probleme auch einmal aus der Sicht anderer Kulturkreise. Wie soll solch ein absolutistisches
Vorgehen in afrikanischen oder indianischen Stämmen bei Gläubigen durchgesetzt und
praktiziert werden? Da kommt eine Frau zum Glauben, der Ehemann verschwindet und lässt
die Frau mit den Kindern allein und ohne Versorgung zurück. Ohne neuen Partner, kann sie
mit ihren Kindern nicht durchkommen. Sie ist nun bei den „wissenden Theologen“ mit dem
Makel des „permanenten Ehebruchs“ behaftet.
146
147
Rosenthal Joachim
Steffen Denker, Bibelbund
VI. 1 DIE REALITÄT IM ALLTAG
Eine Missionarin die als Briefseelsorgerin unter anderem Gefängnisinsassen in Afrika
erreicht berichtete, dass sie in Kontakt mit einem jungen muslimischen Mann kam. Er
stammte aus Nigeria, war verheiratet und hatte zwei Kinder. Als Rauschgiftkurier wurde er in
Ägypten festgenommen und zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Durch die Arbeit der
Missionarin kam er zum Glauben an Jesus Christus und begann seinen Glauben zu bezeugen.
Er informierte darüber auch seinen Vater in Nigeria, der ihn nun nicht mehr sehen will.
Kommt er je zurück, droht ihm der Tod. Der Vater hat nun seine Ehefrau mit ihren Kindern
an einen Moslem weiterverheiratet. Er selbst ist nun nach den 14 Jahren Haft wieder frei und
besucht eine Bibelschule in Ghana. Die Geschwister beten dafür, dass ihm der HERR wieder
eine Frau schenkt. Heiratet er wieder, so ist dies nach Hempelmann ein Übel – eine Sünde!
Nach der Doktrin von Piper, Hempelmann und anderen, muss er warten bis die Frau
irgendwann zurückkommt?? Solche Lebensschicksale kommen in ihren doch recht einseitigen
Betrachtungen nicht vor.
Persönlich bekannt war mir ein jetzt schon vor Jahren verstorbenes gläubiges Ehepaar.
Der (in einer ersten Ehe) verheiratete Mann kam in den letzten Kriegstagen an der russischen
Front zum Glauben an den HERRN Jesus Christus, als er das erschütternde und furchtbare
Sterben, die Schreie der jungen „Kindersoldaten“ nach der Mutter, schmerzlich erleben
musste. Er hatte mit seiner Ehefrau vier Kinder. Als er aus der Gefangenschaft zurückkehrte
und seiner Ehefrau seinen Glauben an Jesus Christus bezeugte, lehnte sie ihn ab, verspottete
ihn und zog aus der gemeinsamen Wohnung. Sie ließ ihn mit den vier Kindern allein zurück
und kümmerte sich nicht mehr um die Familie. Darüber hinaus hatte sie laufend Verhältnisse
mit wechselnden Männern. Er versuchte alles um sie zur Rückkehr zu bewegen – leider ohne
jeglichen Erfolg. Nach der zwangsläufigen Scheidung der Ehe wurde ihm das Sorgerecht über
die vier Kinder zugesprochen.
Der Bruder fand sich jetzt in einer äußerst prekären Situation, einmal seinen Beruf
ausüben zu müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen, zum anderen, die Kinder zu
betreuen und zu versorgen. Gott schenkte es, dass er eine gläubige Witwe mit zwei Kindern
finden durfte. Sie war in der gleichen misslichen Lage, Kinder und Arbeit koordinieren zu
müssen. Nach langen Überlegungen und Selbstprüfung, seelsorgerlicher Rücksprache mit
anderen Brüdern, hatten sie schließlich geheiratet und die sechs Kinder gemeinsam erzogen
und versorgt. Er besuchte treu die Gemeinschaft und wurde schließlich sogar von der Leitung
des Gemeinschaftsverbandes als Gemeinschaftsleiter eingesetzt. Das Ehepaar war ein großer
Segen für die Gemeinde. Ich kenne nun mehrere Fälle aus christlichen Gemeinden, wo beide
Ehepartner Glieder der Gemeinde waren. Die Frauen begingen aktiv Ehebruch und reichten
anschließend selbst die Scheidung von ihren Ehemännern ein.
Obwohl sich die Männer nicht scheiden lassen wollten, wurden die Ehen auf Betreiben
der Frauen geschieden. In einem der Fälle hatte die Frau von einem anderen verheirateten
Mann ein Kind – der verlassene Ehemann bot ihr trotz ihrem Ehebruch die Versöhnung und
Wiederaufnahme samt dem Kind an. Leider waren seine Bemühungen vergebens. Nun ist der
zur Versöhnung bereite Partner in so manchen Augen nach ihren gestrengen Gesetzen ein
Ehebrecher, falls ihm GOTT eine neue Frau zuführt. (Mittlerweile hat er nun eine gläubige
Frau gefunden). Anderen mir bekannten Frauen wurde die Heirat mit einem unschuldig
geschiedenen Mann unter Druck der Pastoren und verschiedenen Gemeindegliedern
ausgeredet.
Solche und ähnliche Verhältnisse gibt es auch heute Land auf Land ab in so manchen
Gemeinden. Da bleiben dann nach einer solchen Entscheidung der Gemeindeleitung, eine
Mutter oder ein Vater mitsamt den Kindern auf der Strecke. Wer löst nun ihre Probleme? Wer
erzieht die Kinder? Der Staat? Der Fernsehapparat? Die fast unbezahlbare Tagesmutter? Die
Kinderkrippe? Was ist mit der Altersversorgung? Hat nun die „bibeltreue Gemeinde“ eine
Möglichkeit über Jahre hinaus für solche Fälle einzuspringen? Hier reicht nicht nur ab und zu
ein stilles Gebet. Wer bedenkt die Einsamkeit, in welcher sich solch ein Mensch ohne
Gegenüber befindet? Mit wem kann er oder sie die Alltagsprobleme besprechen? Macht man
sich das alles nicht sehr einfach, zumal die „Richter“ selbst, alles in trockenen Tüchern
haben? Glücklich bis überglücklich verheiratet – sie haben Kinder, Familie, alles bestens! Sie
brechen die Ehe vielleicht nur ab und zu – in ihren Gedanken, die sowieso keiner sieht.
In der Broschüre eines Evangelisten und Seelsorgers zum Thema Scheidung und
Wiederheirat, findet sich der folgenschwere und unbarmherzige Satz:
„In den Evangelien ist nach der Schöpfungsordnung Gottes keine Scheidung
erlaubt! „Die Ehescheidung ist keine Sünde, vielmehr, „die Sünde ist die
Wiederheirat“. Wer als Geschiedener, egal aus welchem Anlass die Scheidung
ausgesprochen wurde, wieder heiratet, lebt im permanenten Ehebruch und wird
nicht ins „Neue Jerusalem“ hineinkommen“. Denn, so begründen die Autoren A.
Gießler und M. Ott:148
Nach der Lehre der Bibel, werden Ehebrecher NICHT in das Königreich kommen! Das
ist eine ernste Aussage. Ehebrechern wird also auch keine Errettung ihrer Seele (2.
Petrus 1,9) zuteil, mit der sie in den Himmel kommen könnten. Ehebruch schließt
149
kategorisch vom Himmelreich aus!
Offb 22,15 Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die
Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.
Hier wird eine neue Gesetzlichkeit konstruiert, die sogar das alte mosaische Gesetz
übertrifft! Das Gesetz, das unser HERR durch Seinen Tod am Kreuz erfüllt und vollendet hat.
Dies ist ein falsch verstandener Fundamentalismus, der im Wort Gottes keine Legitimität hat.
Und was geschieht nun mit den Unbarmherzigen? Jesus sagt:
Mt 7,1-2
Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei
Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet,
wird euch gemessen werden.
Werden durch diese unbeugsame Haltung anderen Menschen nicht großes Unrecht und
schwere Verletzungen zugefügt? Über das Richten sagt uns GOTTES Wort:
1Kor 4,5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht
bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen
offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.
Hempelmann hebt in seinem Buch hervor,
„dass ethische wie seelsorgerliche Theoriebildung nicht von Extremfällen ausgehen
und an ihnen ihre Normativität gewinnen. Der Extremfall darf nicht unter der Hand zum
150
Normalfall werden, der Gottes Willen unwirksam macht“.
Weiter:
148
A. Gießler
Michael Ott: soli deo gloria
150
Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. S. 85, S.113
149
„Der barmherzigste Seelsorger darf nicht beanspruchen, barmherziger als der
lebendige Gott: barmherziger als Jesus – sein zu wollen. … Wenn Jesus in großer
Eindeutigkeit die Unauflöslichkeit der Ehe vertritt und schon der entlassenen,
damals wirtschaftlich viel bedrängter lebenden Frau die Perspektive der
Wiederheirat verschließt, dann formuliert er den Willen Gottes angesichts
menschlicher Not und nimmt damit sogar den Vorwurf der Unbarmherzigkeit und der
151
fehlenden Praktikabilität und Lebbarkeit in Kauf“ .
Wenn wir die Geschichten um Ehe und Geschlechtlichkeit im AT untersuchen, so ist leicht
festzustellen, dass im Grunde genommen jeder Fall von Ehebruch, Ehescheidung und
Unzucht einen Extremfall darstellt. Das ist heute nicht anders. Bringt eine Ehescheidung für
denjenigen der als schuldlos verlassen dasteht, nicht eine extrem große Belastung mit sich?
Welche Fälle sind wohl bei Hempelmann nur belanglose „Bagatellfälle“, die so nebenher
abgehandelt werden können? Was hat der Autor wohl von der Barmherzigkeit Jesu begriffen?
Es ist erschütternd zu sehen, was sich Hempelmann hier anmaßt, nämlich Jesus eine
rücksichtslose Unbarmherzigkeit zu unterstellen! Will er Jesus vorschreiben, wie die göttliche
Barmherzigkeit auszusehen hat? Sein ganzes Buch zeigt auf, „er meint, mit seinen Ansichten
im Recht zu sein“.
Mit großem Nachdruck hämmert er dem Leser in zahlreichen nicht endenden
Wiederholungen ein: „Scheidung ist auf jeden Fall Sünde, ebenso ist „Wiederheirat Sünde“,
„auch das kleinere „Übel – wenn also eine Wiederheirat stattgefunden hat, ist diese ein „Übel
und somit ebenfalls Sünde“. Gott und Jesus haben so zu handeln wie er es erkannt haben will
und sich ausgedacht hat! Diese „vermeintlichen biblischen Wahrheiten“, werden nun auf dem
Rücken der betroffenen Geschwister von den „besser wissenden Theologen“ mit ihren
Theorien gnadenlos ausgefochten. Auf diese Weise kann man in der Tat solche Menschen
auch aus der Gemeinde hinaus predigen! Wir sollten uns ein Beispiel an der vergebenden
Liebe unseres HERRN nehmen. ER sagt:
Mt 5,7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen
Er vergab uns alle Schuld – auch unsere Gedankensünden, die uns von Gott trennen.
Wer ist hier ohne Schuld? Unser HERR JESUS begegnet uns ganz anders: ER fordert uns auf:
Lk 6,36
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Hebr 2,17-18 Daher musste ER in allem seinen Brüdern gleich werden, damit ER
barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des
Volkes. Denn worin ER selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen
denen, die versucht werden.
Lassen wir uns doch durch die folgenden Verse bewegen:
1Petr 3,8 Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig,
demütig …
Mt 5,22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht
verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! der wird dem Hohen Rat
verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen
sein.152
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Hempelmann, S. 85. (nach Mt 19,10)
Schlachter
JESUS ließ den größten Sündern Seine Vergebung und Barmherzigkeit zukommen.
ER starb für unser aller Sünden, die großen und kleinen! Aber wo in der gesamten Schrift
findet sich ein Beispiel, dass der Unschuldige bestraft wird, der schuldige Teil, hier der
Partner, der die Ehe gebrochen hat, jedoch straffrei ausgeht? Dem Unschuldigen, selbst wenn
er wieder heiraten könnte, wird nach Hempelmann in seiner Broschüre „Mut zur Ehe“
auferlegt,
„zölibatär“ (ehelos) zu leben, wie etwa die große Zahl an Singles. „Christen wissen:
153
Ich kann – mit Gottes Hilfe – auch anders“.
Mit dieser Argumentation wird den Betroffenen nun zugemutet, dass er oder sie nun
einer lebenslangen Versuchung Satans ausgesetzt sind, welcher gerade Paulus entgegentritt.
Im Übrigen lässt sich die „Erfolgsgeschichte des Zölibats“ nahezu jede Woche in
Zeitungsmeldungen und Gerichtsurteilen verfolgen. Was also nach Paulus in der Ehe völlig
normal ist, soll demnach bei solchen zu „Singles gemachten“ nicht mehr gelten?
W. Plock geht in seinem Buch eingehend auch auf den hormonellen Unterschied
zwischen Mann und Frau ein. Jeder Körper produziert eben diese Hormone, die nicht allein
das Geschlechtsleben steuern. Dies ist einfach biologische Tatsache! Schaltet Gott bei den
betroffenen Alleinstehenden, ob nun geschieden oder Singles, einfach die Hormonproduktion
als besondere Gabe ab? Sicher nicht! Das macht sich der Autor hier sehr einfach.
Es stellt sich die Frage, ob das Singledasein, das auch in „christlichen Kreisen mehr
und mehr um sich greift“, dem Willen Gottes entspricht, oder ob nicht eine große Zahl dieser
Leute unfähig ist, eine verbindliche Beziehung in einer Ehe einzugehen? Wäre nicht ein
Großteil, gerade auch der „ungewollt als Singles Lebenden“ gerne bereit, eine Ehe zu wagen,
wenn ein Mann oder eine Frau den Mut zu einer vor Gott verantwortlichen Eheverbindung
hätte? Sollen wir uns damit abfinden, dass in unseren Gemeinden Familien und Kinder
fehlen? Krankt da nicht vieles auch in der „frommen Gesellschaft“? Soll so die Zukunft der
Gemeinde aussehen?
Von William Shakespeare stammt bekanntlich das Zitat: »Gut gehenkt ist besser als
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schlecht verheiratet. «
Macht das oben angeführte Zitat wohl tatsächlich „Mut zur Ehe? Diesen Ausspruch
erwähnen sowohl Plock als auch Rosenthal. Damit kann man wirklich niemanden zur Ehe
ermutigen. Schauen wir in die Bibel, so lesen wir doch etwas anderes. Wir werden darin
bestärkt, auf Gottes Wort zu schauen und dem HERRN vertrauen.
Spr 18,22 Wer eine Ehefrau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden und
Wohlgefallen erlangt vom HERRN.
Spr 19,14
…. eine verständige Ehefrau kommt vom HERRN.
Spr 31,10
Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die
köstlichsten Perlen. 155
Anscheinend haben die die feministische Ideologie einer Simone de Beauvoir und Alice
Schwarzer, sowie die Parolen der „68-er Revolutionäre“ auch in evangelikalen Kreisen schon
Fuß gefasst. Feminismus ist allgegenwärtig! Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und
153
Broschüre „Mut zur Ehe“von Hempelmann www.chrischona-frauenfeld.ch/downloads/mut-zur-ehe
Herausgegeben von der Liebenzeller Mission
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Rosenthal S.35 / Plock S. 92
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Luther 84
Selbstverwirklichung sind mehr und mehr gefragt. 156 Das Bild sowohl des Mannes als auch
der Frau wurde und wird heute durch die Gender- Mainstream Ideologie zerstört. Das Ziel ist
eindeutig: Gottes gute Ordnungen sollen zerstört und aufgelöst werden! Jesus Christus soll in
unserem Land verschwinden.
Abd al- Masih nennt den Grund für die heutige Misere – die Ursache – an der so vieles
krankt: Er schreibt sinngemäß, dass sich heute die emanzipierte Frau dem Mann nicht mehr
unterordnen will, der Mann weigert sich dagegen, der Frau sich selbst zum Opfer zu bringen,
157
wie das Christus für die Gemeinde getan hat!
W. Plock vertritt in seinem Buch, „Eine Ehe zur Ehre Gottes“ die Meinung, dass eine
Wiederheirat auch einer/eines unschuldig geschiedenen Ehepartners grundsätzlich Sünde ist.
Er führt dabei im Anhang „A“ eine Stellungnahme von Dr. John Piper, einen USamerikanischen Theologen an. Thema: „Scheidung und Wiederheirat“.
Piper listet elf Gründe auf, „warum ich glaube“ (ich glaube ist hier sicher nicht das
richtige Wort „ich nehme an wäre korrekter“), dass jede Wiederheirat nach einer
Scheidung verboten ist, solange beide Partner am Leben sind. „Jede Ehe nach
einer Scheidung ist Ehebruch, auch für diejenigen, die als Unschuldige geschieden
worden sind. Wiederheirat ist nicht erst dann falsch, wenn jemand an der Scheidung
Schuld hat, sondern auch dann, wenn jemand unschuldig ist“. „Da nun nach meiner
Annahme eine unschuldig geschiedene Frau Ehebruch begeht, wenn sie erneut
heiratet, ist daher eine schuldige Frau, die nach einer Scheidung wieder heiratet,
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umso mehr schuldig“.
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In Maleachi 2,16, so auch Hempelmann,
„finden wir, die eindeutige Aussage die
gegen jegliche Ehescheidung spricht“. Hempelmann zitiert diesen Vers 16 auf 145
Seiten nicht weniger als 15-mal und bezeichnet sie als „Fundamentalaussage“ zum
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Thema Scheidung.
Auch J. Rosenthal schließt sich hier an.
161
Hansjörg Bräumer schreibt darüber auch in seinem Buch „Scheidung und
Wiederheirat“.
Er erwähnt dabei auch die Ansichten verschiedener Autoren.
Grundsätzlich hält Bräumer jedoch die Möglichkeit einer Wiederheirat nach vorhergehender
Buße für erlaubt.
Im gesamten Neuen Testament findet sich kein Text, der die Wiederheirat
Geschiedener erlaubt. Jesus spricht überhaupt nicht von der Wiederheirat
Geschiedener. Paulus sagt, wobei er sich ausdrücklich auf Jesus beruft: »Hat sich
eine Frau doch geschieden, so soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem
Mann wieder versöhnen« (1. Kor 7,11). Wo die Scheidung geschehen ist, gibt es
danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Wo die Scheidung
geschehen ist, gibt es danach nur Wiederversöhnung oder Verzicht auf die Ehe. Die
erste und vornehmste Aufgabe eines Seelsorgers in Ehefragen bleibt es, alles zu
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http://www.wilhelm-griesinger-institut.de/veroeffentlichungen/seelenvergiftung.html
Abd al-Masih, „Christus in euch“ Vergleiche Epheserbrief Kapitel 5!
158
Wilfried Plock, CMD, Eine Ehe zur Ehre Gottes. John Piper, S. 103 ff.
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Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. Auch Bräumer unterstützt diese Haltung.
Rosemarie und Hansjörg Bräumer, Scheidung und Wiederheirat Eine biblisch-seelsorgerliche Studie. S. 14
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Eichberger Andreas, Scheitern Verboten. S. 66
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Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht S. 75
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versuchen, ob sich nicht noch einmal der Mann mit seiner Frau oder die Frau mit
ihrem Mann versöhnen kann. Um den Weg zur Wiederversöhnung und
Wiedergutmachung freizuhalten, kann ein Seelsorger einem Geschiedenen nur den
162
Rat geben, nicht wieder zu heiraten.
Bräumer zitiert auch Heinrich Baltensweiler zum Thema Ausnahmeklausel: Auch bei ihm
gilt diese Klausel nur für die Scheidung, bzw. Entlassung der schuldigen Ehefrau, keinesfalls
jedoch erlaubt Jesus die Wiederheirat auch des unschuldigen Partners.
Ausgangspunkt dieser Annahme ist die Festlegung: Wenn Jesus die Ehe überhaupt
als unscheidbar erklärt hat, dann kann er nicht gleichzeitig von einem Ausnahmefall
reden, in dem eine Ehescheidung gestattet ist. Folglich kann die Ausnahmeklausel
kein Wort Jesu sein. Es muß sich deshalb um einen späteren Zusatz des
Evangelisten Matthäus und seiner Gemeinde handeln. Nicht Jesus, sondern
Matthäus und sein Kreis haben in einem ganz bestimmten Fall die
Ehescheidung zugelassen, ja eventuell sogar gefordert. Die Ausnahmeklauseln
163
sind eine spätere Einfügung.
Ähnlich wie Piper und Hempelmann argumentiert auch Joachim Rosenthal in seinem Buch
„Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht“:164
Gott schuf den Menschen in seinem Bild – und zwar als Mann und Frau.
Das Männliche und Weibliche entspricht somit dem göttlichen Wesen. Nur in
dieser Kombination ist das Abbild Gottes vollständig. Und so wurden Adam und Eva
derart geschaffen, dass sie erst in der ehelichen Gemeinschaft zu einer vollständigen
Einheit wurden. Die Bibel bezeichnet diese Einheit als »ein Fleisch«. (S.9)
Man kann nun aus dieser Aussage Rosenthals ableiten, dass er Gott als androgyn, also als
männlich und gleichzeitig als weiblich sieht. Dies ist eine blasphemische Anschauung und
kommt aus dem Heidentum, der Götterwelt antiker Kulturen. Dieser falsche Gedanke findet
sich auch im Talmud und der Mystischen Kabbala, auch Zinzendorf und Michael Hahn
vertraten dieses Denken.
Wiederheirat ist nicht der Wille Gottes. Die Aussagen der Heiligen Schrift gehen
deutlich in die Richtung, dass die Wiederheirat nicht dem Willen Gottes entspricht.
Mit einer Wiederheirat wird die erste Ehe endgültig und unwiderruflich gebrochen.
Während die Möglichkeit der Scheidung bei Unzucht in der Bibel beschrieben ist, wird für eine Wiederheirat keine
Ausnahmeregelung beschrieben. Auch die Stelle aus Mt 19,9 reicht hier für die Begründung der Wiederheirat nicht aus An dieser
Stelle könnte die Frage auftreten, warum das Zugeständnis der Wiederheirat nicht auch den Geschiedenen
eingeräumt wird. Sie stehen ja in einer ähnlichen Situation.
(S.81)
Die Antwort liegt wohl darin, dass der Treuebruch ungleich schwerer wiegt und das Lebenszeugnis durch die Wiederheirat in der
Regel auch Anlass zur Lästerung bei den Ungläubigen hervorruft. Sie werden damit argumentieren, dass die Christen ja auch nicht
besser sind als die Ungläubigen, weil sie die Treue brechen.
(S.87)
Die Schuldfrage bei Scheidung und Wiederheirat spielt in diesem Fall eine völlig untergeordnete Rolle und kann von
Außenstehenden in der Regel auch nicht beurteilt werden. Und doch hat die Ehe für Christen aus biblischer Sicht sehr wohl auch
die Funktion einer Begrenzung und Lenkung menschlicher Triebe und Bedürfnisse. Die Ehe ist nüchtern betrachtet zu einem
162
Bräumer, S.22
Heinrich Baltensweiler, Die Ehe im Neuen Testament Bräumer S.29.
164
Rosenthal Joachim, Eine schwere Entscheidung Ehe und Ehelosigkeit aus biblischer Sicht
163
großen Teil eine vorbeugende Maßnahme, um Unzucht und Hurerei zu verhindern. Das Problem dabei ist nur, dass auch
Verheiratete in der Ehe ihr körperliches Drängen nicht immer in den Griff bekommen und in schwere Sünde fallen.
(S.88) 165
W
ie alle Autoren geht auch Rosenthal mit keinem Gedanken auf die Situation ein, dass der
schuldige Partner sich in der Zwischenzeit wieder verheirat hat. Und nun – warten bis der
neue Partner verstorben ist und dann eine Versöhnung anstreben?
Dagegen schreibt S. Denker: Im Volk Gottes (Israel) ist Scheidung eine Tatsache,
sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. An Gottes guten Bestimmungen
ändert dies jedoch nichts. Wenn das mosaische Gesetz eine Regelung über die
Scheidung kennt (5Mo 24,1-4), hebt diese nicht, wie Jesus es deutlich macht, die
gute Absicht des Schöpfers auf. Und wenn Paulus sich mit Scheidung in der
Gemeinde beschäftigen muss, dann deshalb, weil das Erbarmen Gottes auch für
geschiedene Leute (1Kor 7,11) keine Ausnahme macht (1 Joh 1,9); und weil der
christliche Glaube eines der beiden Ehepartner dem anderen bis zur Scheidung hin
166
ein Ärgernis zu werden vermag (1Kor 7,12-13).
Wir danken doch unserem HERRN und Erlöser, dass Er „alle“ unsere Sünden
vergeben hat – wirklich alle! Und im Falle einer eventuellen Wiederheirat einer/eines
schuldlos Geschiedenen, sollte Gott etwa einen solchen Menschen vom „Neuen Jerusalem“
ausschließen?! Ist dies lediglich nach Ansicht einiger Theologen und Gemeinden eine
unvergebbare Sünde? Gott vergibt auch Ehebruch, wenn echte Buße vorliegt Gottes
Vergebung schließt einen Neuanfang immer mit ein! Siehe David! Betrachten wir diese
Probleme auch einmal aus der Sicht anderer Kulturkreise. Wie soll solch ein absolutistisches
Vorgehen in afrikanischen oder indianischen Stämmen bei Gläubigen durchgesetzt und
praktiziert werden? Da kommt eine Frau zum Glauben, der Ehemann verschwindet und lässt
die Frau mit den Kindern allein und ohne Versorgung zurück. Ohne neuen Partner, kann sie
mit ihren Kindern nicht durchkommen. Sie ist nun bei den „wissenden Theologen“ mit dem
Makel des „permanenten Ehebruchs“ behaftet.
165
166
Rosenthal Joachim
Steffen Denker, Bibelbund
VI. MYSTISCHES EHEVERSTÄNDNIS IM LAUF DER GESCHICHTE:
Das christliche Eheverständnis wurde und wird häufig auf eine „übergeistliche –
mystische Ebene“ emporgehoben. Dies war schon bei den katholischen Mystikern und
Mystikerinnen des Mittelalters der Fall. Diese Mystik hat entscheidende Impulse von
Bernhard von Clairvaux empfangen. Teilweise nahm das recht eigenartige Züge an, wie z.B.
bei Mechthild von Magdeburg, die in ihrer Liebe zu Jesus, innige und erotisch gefärbte Lieder
verfasste. Die Liebe zu Jesus erscheint als Jesusminne, das heißt, als erotische Anbetung. Im
Augenblick der mystischen Entzückung gelangt die Seele zum „KUSS des Mundes“, zur
„Unio mystica“, zum „Eins werden mit Christus“. Im Gegensatz dazu, wurde bei den
katholischen Mystikern die Liebe zu Maria betont. Dieses Denken hat aber auch den frühen
Pietismus erreicht und wirkt bis in unsere Tage weiter. So finden sich diese Gedanken auch
bei Jakob Böhme, Emanuel Swedenborg, Johann Christoph Oetinger, Johann Michael Hahn
und anderen; sie alle waren von der „Mystischen Kabbala“ stark beeinflusst. Auch bei ihnen
ging es um die mystische Vereinigung mit dem weiblichen Teil der Gottheit, der „Sophia“,
(Schechina) der göttlichen Weisheit. Möchte unten einmal Michael Hahns Anschauung
vorstellen:
J. M. Hahn erlebte eine so genannte Zentralschau und beschreibt sein Erlebnis
wie folgt: „Ich sah zuerst ein elektrisches Feuerlicht, und in demselben eine
Geburtsquelle,167 ein vierfaches Rad, und dass es nicht anders erschien, als wenn
es aus vier Lebewesen bestünde. In diesem wunderbaren Rad e r b l i c k t e i c h
das Original der Menschheit und also die Herrlichkeit des
H e r r n , und noch tiefer, die Kräfte der Aktion und Reaktion. Hier erkannte ich
also den Ursprung und Anfang aller Kreatur und aus dem Zentrum, darin mein
Geist versetzt war, sah ich die auseinander sich windenden168 und sich
entwickelnden Schöpfungsstufen und Abstufungen aller Welten und
Schöpfungsgattungen.169 Ich sah in die innerste Geburt und allen Dingen ins Herz
und mir war, als wäre auf einmal die Erde zum Himmel geworden, und als ob ich
die » A l l e n t h a l b e n h e i t « 170 (allumfassende Gegenwart) Gottes schaute. Mein
Herz war gleich der ausgedehnten Ewigkeit, darin sich Gott offenbart. Er sagte, es
seien in jener „zentralistischen Schau“ die innersten Sinne und alle möglichen
Fragen von Gott, von Christus, vom Geiste Gottes, nämlich wie, wo und was der
dreieinige Gott sei, und wie alles von ihm komme, in ihm bestehe und durch ihn
wiedergebracht werde, auf einmal beantwortet worden.171 Er erkannte seine
eigene Seele als Abbild des göttlichen Lebensrades.172 Da der Mensch als eine
vollständige, Gott ebenbildliche173 Lebens- und Geburtsquelle geschaffen wurde,
so vereinigte er beide, die männlich wirkenden Aktions- und die weiblich leidenden
Reaktionskräfte in sich, war also in „Einem Bild“ eine „männliche Jungfrau“, gleich
167
Diesen Begriff leitet Hahn und mit ihm andere aus Jak. 3,6 ab. Hier steht im griechischen Urtext der
Ausdruck „trochos genesis“. Alle der Allversöhnung nahe stehenden Bibelübersetzungen schreiben hier Rad der
Geburt, Geburtsrad. Jedoch kann dies im Zusammenhang mit der alles in Flammen setzenden Zunge nicht
gemeint sein. Hier geht es vielmehr um diese böse Gewalt, die den gesamten Lebenskreis eines Menschen in
Brand setzt. So lesen wir fast in allen Bibelübersetzungen.
168
dies ist ein kabbalistischer Begriff. (Spirale = Serpent = Schlange !!)
169
Die Hahnsche Gemeinschaft 2 S. 15
170
Stroh S. 12
171
Württembergische Väter II. Band. W. Claus. S. 303. Stroh S. 19
172
Trautwein S. 273, Stroh S. 14
Stroh S. 307:hier schreibt Hahn vom göttlich- menschlichen Muttergeist, Gott ist also männlich und
weiblich!!
173
dem Ein- und Erstgeborenen. (also Jesus Christus) Gott schuf nur "einen"
Menschen ungeteilt in beiden Tinkturen. (androgyn) Hahn weiter:
Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, deshalb schuf er auch eine
männliche Jungfrau in einem Bild. Vor dem Fall war der Mensch ein reines
„Zwittergeschöpf“, mit beiden Tinkturen begabt, nämlich der männlichen und der
weiblichen. Hier sah Gott sein wahres Ebenbild, das Bild seiner Herrlichkeit; er
schuf ihn zu einem Männlein und Fräulein- nicht in zwei Personen, da die
Tinkturen wären geteilt gewesen. Das würde nicht ein Mensch nach Gottes
Ebenbild gewesen sein. In Gott sind die beiden Tinkturen (männlich und weiblich)
nicht getrennt. Der Mensch wäre nicht Gottes Ebenbild gewesen in diesen
geteilten Tinkturen und Lebenseigenschaften.174
Diese Vereinigung mit der „ S o p h i a “ zum „androgynen Menschen“, in einer
personalen Einheit, als „männlich-weibliches Wesen“, ist das Ziel der endlichen
Wiederherstellung.175 So wurde der Mensch von Gott geschaffen, so soll er auch wieder
werden. Von diesem Gedanken her ist auch Hahns Eheverständnis zu sehen. Ihm schwebte
eine keusche Ehe vor, in welcher die Eheleute, wenn überhaupt, nur zum Zweck der
Kinderzeugung zusammenkommen sollten. Das war für Hahn ein besonders heiliger und
anzustrebender Stand. Alles was über die Kinderzeugung hinausging war von Übel. Von
Hahn und auch seinen späteren Anhängern wird häufig ein eheloses Leben, oder die Form
einer Art „Geschwisterehe“ als heiliges und vorbildliches Leben hervorgehoben.176
Die Bildung der geschlechtlich getrennten Personen geschah durch die
Wirkung des Weltgeistes; aber auch Adam hat auf magische Weise vermöge
seiner Begierde an der Eva mitgeschaffen. Weil das Schöpfungsrad im Wirken
stand, und sich Adam damit vereinigte, so wirkte es durch den werkzeuglichen Teil
der unterschöpferischen Kräfte, und bildete dem Adam einen tierischen Leib. Nach
Hahn war der Sündenfall notwendig, um die Herrlichkeit des Menschen zur
Entfaltung kommen zu lassen.177 Wollend schaffte Adams ganzes Gemüt, eine
Gehilfin für sich zu erzwingen.178 Weil der Mensch von der Weisheit, die seine
Braut und Gespielin war verlassen wurde, so stand er nun im Garten Eden allein
da. Gott schuf ihm ein Weib nach seinem (Adams) Willen. Diese Bildung der
geschlechtlich getrennten Personen geschah durch die Wirkung des Weltgeistes;
aber auch Adam hat auf magische Weise vermöge seiner Begierde an der Eva
mitgeschaffen.179 Adam war ein paradiesischer Mensch, Mann und Frau in einer
Person, ehe ihn der Teufel mit dem Weltgeist überwunden hatte.180
Der Gründer der „Herrnhuter Brüdergemeine“, Graf Nikolaus Ludwig von
Zinzendorf (1700-1760), heute weltweit bekannt durch die Losungen, sprach vom Geist
Gottes als der „Heiligen Geistin“.
Zinzendorf stieß sich daran, Gott für männlich zu halten. Die dritte Person der
Gottheit sei weiblich, der Heilige Geist habe ein Mutteramt. In barocker
Sprachspielerei wollte er lieber von der "Geistin" als vom "Geist" reden. Die
174
Stroh S. 110
Apokatastasis
176
Stroh S. 331, 364, 371 Ehestand
177
Trautwein S. 176
178
Stroh S. 140 ff
179
Stroh S. 145
180
Stroh S. 117
175
Christen müssten eigentlich "Christinnen" heißen, meinte er. Eigentlich seien
sie alle weiblich, da ja Christus der Bräutigam und die Kirche die Braut sei.181
Zinzendorf pflegte auch den anstößigen „Seitenhöhlchenkult“ und besang die
Seitenwunde Jesu, schon ins „Peinliche“ gehend, in zahlreichen erotischen Liedern und
Gedichten.182
Der Graf interpretierte die Wunde in der Seite Christi, verursacht, als der Soldat
Longinus den Körper mit seiner Lanze durchbohrte, um festzustellen, ob der
Tod schon eingetreten ist, in offen sexuellen Begriffen. Diese Wunde wurde für
Zinzendorf zum wahren Geburtskanal der „Christlichen Kirche“. Die Wunde
wurde zur vaginalen Öffnung, das "Seitenhöhlchen" verband die Funktion von
Geburt, sexuellem Vergnügen und geistlicher Errettung. Bei ihrer Verehrung der
„Seitenhöhle“ erklärten die Herrenhuter, dass Christus der Bräutigam und
Sexualpartner aller Menschen, Männer und Frauen gleichermaßen ist.
Zinzendorf trug seinen Anhängern auf, über die „Höhle" im größtmöglichen
phallischen Sinn zu meditieren und in sie einzukehren, um ihr Vergnügen darin
zu haben und zur Zufriedenheit ihres "Herzens" dort zu spielen und zu leben. 183
Pfarrer Johann Friedrich Oberlin, (1740-1826) im Steintal/Elsass, ist durch seine
mystisch-okkulte „Geisterehe“, die er nach dem Tode mit seiner Frau Salome führte, bekannt.
Er beschrieb, wie sie ihm noch neun Jahre nach ihrem Ableben immer wieder erschienen ist
und er mit ihr kommunizierte. Alfons Rosenberg schreibt in seiner Oberlin- Biographie: Neun
Jahre dauerte diese eigentümliche Geisterehe – bald trat Frau Oberlin in den Bereich ihres
Gatten herein, wobei sie sich oft leibhaftig manifestierte, bald wurde er in der Vision in ihre
Bereiche entrückt. 184 … Rosenberg zitiert Oberlin weiter:
Am 18. Januar 1783, Tag der Abigail; sie ist gestorben – am 21. wurde sie
beerdigt. Etwa 26. sie legt sich neben mich, in eine unbekannte Person
verkleidet; aber ihre Umarmungen, ihre Küsse, ihre tränen auf meinen Wangen,
ließen mich bald fühlen, wer sie war. … Überrascht und hingerissen erkannte er
seine Frau. .. Oberlin war unersättlich im Begehren immer neuer Erscheinungen
seiner Frau. … Er hoffte auf ein künftiges, in alle Ewigkeit unzertrennliches
immerwährendes Zusammensein mit seiner Frau. …185
Seit dem Tode meiner Frau sah ich sie neun Jahre lang fast alle Tage,
träumend und wachend, teils bei mir, teils drüben in ihrem jenseitigen
Aufenthaltsorte. Sie erschien aber nicht nur mir, sondern auch meinen
Hausgenossen und vielen Personen im Steintal.
12. Oktober 1785. Es wurde mir abermals begreiflich gemacht: erstens, dass
geistliche Körper sich sehen und fühlen in allem Betracht als irdische; zweitens,
dass die irdische als solche auf geistlichen ganz und gar nicht wirken können
186
… In einem Gesicht, so Oberlin, wurde mir gezeigt, dass seine Frau nun vom
Fleischestreiben geheilt, befreit und erlöst wäre. Vom Jenseits aus verhinderte
seine Frau Salome eine zweite Ehe187.
181
nach Prof. Dr. Johannes Wallmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.05.2000
12. Anhang zum Herrnhuter Gesangbuch 1743. Gedichte http://www.zeno.org/Literatur/M/Zinzendorf
183
The EROTIC FREEMASONRY OF Count Nicholas von Zinzendorf. TIM O’NEILL.
SECRET AND SUPPRESSED BANNED IDEAS & HIDDEN HISTORY, edited by Jim Keith 1993 BY FERAL HOUSE
184
J.FR. Oberlin, Die Bleibstätten der Toten. Turm Verlag Bietigheim, Alfons Rosenberg S. 140
185
Rosenberg S. 139
186
Rosenberg , S. 148
187
Rosenberg S. S.140/142
182
Oberlin hatte in seinem Leben zahlreiche Visionen und Erscheinungen, So berichtete er
am 18. April 1798 von einer Marienvision im Traume, in der die Mutter Jesu Christi ihr Alter
bei ihrem Tode mit fünfundfünfzigeinhalb Jahren angab.188 Auch Heinzpeter Hempelmann
vertritt in seinem Buch „Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat“ ein Eheverständnis, das
ebenfalls schon als mystisch zu bezeichnen ist, indes aber jeglicher Logik entbehrt:
Durch die Ehe als „Ein- Fleisch- werden“, entsteht ein neues, die alte
Blutsverwandtschaft an Intensität und Bedeutung noch überholendes
„verwandtschaftliches“ Verhältnis. Wie die Blutsverwandtschaft ist die Ehe also
mithin unauflösbar.189
Hempelmann ist in seinem Buch stellenweise recht widersprüchlich: So schreibt er:
Das „Ein Fleisch Werden“ ist die höchste Form der Verwandtschaft zweier
Menschen. … Hempelmann spricht vom „Angeleimt sein“. Dieses
Angeleimtwerden an einen anderen Menschen geschieht überall da, wo zwei
Menschen ein Fleisch werden. Selbst in dem Fall, dass ein Mann zu einer Dirne
geht und ein Leib mit ihr wird, ist er an diese Frau angeleimt. (1 Kor 6,16)190
Dagegen führt Hempelmann an anderer Stelle aus:
Der junge Mann der seinen ersten Geschlechtsverkehr mit einer Frau gehabt
hat, die ihren Körper professionell verkauft, kann nicht verpflichtet werden,
diese Frau zu heiraten. Die Verbindung mit Prostituierten entspricht gerade
nicht dem Willen Gottes, der einen Mann mit einer Frau zu einer Einheit
verbinden möchte, sondern pervertiert diesen. … Dass das das sexuellkörperliche „Ein Fleisch Sein“ nicht als solches und in jedem Fall Ehe bedeutet,
sagt Jesus selbst in Johannes 4,17 f. 191
Was ist bei Hempelmann nun eigentlich richtig? Ist der junge Mann nun mit der
Prostituierten „zusammengeleimt“ oder nicht? Sind sie als verwandt miteinander zu
betrachten oder nicht? Hier widerspricht sich Hempelmann selbst! Leider gibt es zahlreiche
dokumentierte Fälle, wo Mädchen und Jungen missbraucht werden. Ja sogar, dass Mütter ihre
Söhne und Väter ihre Töchter verführen und sexuell misshandeln und missbrauchen. Und wie
viele Mädchen und Frauen werden täglich allein in unserem Land geschändet?!
Darauf geben Hempelmann und andere in ihren Ausführungen keine Antworten. Der Autor
scheint einen Tunnelblick zu haben, der ihn die Realitäten des Lebens nicht mehr erkennen
lässt!
Wie war das nun bei Hosea? Bei ihm war die eheliche Verbindung mit einer Hure gerade
GOTTES ausgesprochener Wille!
Hos 1,2 Als der HERR anfing zu reden durch Hosea, sprach er zu ihm: Geh hin und
nimm ein Hurenweib und Hurenkinder; denn das Land läuft vom HERRN weg der
Hurerei nach.
188
Rosenberg , Seite 150
Hempelmann Heinzpeter, Ehe, Ehescheidung und Wiederheirat. S.39/S.73. H. studierte Theologie und
Philosophie.
190
Hempelmann S. 44
191
Hempelmann S. 158
189
Hos 3,1 Und der HERR sprach zu mir: Geh noch einmal hin und wirb um eine
buhlerische und ehebrecherische Frau, wie denn der HERR um die Israeliten wirbt,
obgleich sie sich zu fremden Göttern kehren und Traubenkuchen lieben.
In einem Vortrag von Wilfried Plock/KfG192 zum Thema „Ehescheidung und
Wiederheirat“, wird ebenfalls ein wahrhaft mystisch-sakramentales Eheverständnis
entwickelt. Er konstruiert dabei eine „Blutsverwandtschaft“ zwischen Mann und Frau, die
durch den ehelichen Verkehr zustande kommen soll. Daraus begründet er, dass ein Mann nach
5 Mose 24 seine entlassene Frau nicht wiederum heiraten darf. Denn nach dem mosaischen
Gesetz ist es nicht erlaubt, eine Blutsverwandte zu heiraten. Nimmt er seine Frau wieder
zurück, wäre es gerade, so Plock, als hätte er Umgang mit seiner eigenen Schwester. Heiratet
er nun wieder wie Mose dies erlaubt, wird so etwa auch die zweite Frau zu seiner eigenen
„Schwester“? Dabei liegt außerdem ein grober Denkfehler vor. Die entlassene Frau wäre ja
schon während ihrer noch intakten Ehe zu seiner Blutsverwandten geworden, beide hätten
also gesteinigt werden müssen. Dies ist „krasser Aberglaube“! Solche absurden Ansichten
werden den Hörern aufgetischt und als große Erkenntnis weitergegeben.193
Aus der Bibel ist ein solch magisch-mystisches Eheverständnis nicht abzuleiten. Auch im
Judentum gab und gibt es bis heute keine Parallele zu einer solchen Denkweise. Weder im
Talmud noch in der gewiss „magisch-mystischen Kabbala“, wird eine solche Terminologie
gebraucht. Ehe ist wie die Schrift zeigt, für unser Erdendasein gegeben, und ist die
Voraussetzung, dass Gottes Gebot, „Füllet die Erde“, in dem von Gott gegebenen Rahmen
ausgeführt werden kann. Solche mystischen Gedanken kommen aus der Philosophie und den
verschiedenen heidnischen Gesellschaften der Antike und ihren Kulten. Jesus sagt: Mt
22,30 … denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern
sie sind wie Engel Gottes im Himmel.Auch das „ein Fleisch werden“ von dem die Bibel
spricht, berechtigt nicht zu solchen „philosophischen Spekulationen“.
VI. 2 GOTT
GEBRAUCHT
SÜNDER
ZUM
BAU
SEINES REICHES
GOTT gebrauchte in der Geschichte Seines Reiches Menschen, die den heutigen
Vorstellungen in vielen Gemeinden keinesfalls entsprechen:
Vor ihrer Bekehrung:
Rahab war eine Prostituierte,
Mose war ein Mörder,
Simon der Zelot, ein Jünger Jesu, war ein Revolutionär oder Terrorist194.
Zachäus der Zöllner war ein Betrüger und Wirtschaftskrimineller.
Saulus/Paulus war ein jüdischer Fanatiker, Verfolger der Gemeinde Jesu, und Mörder.
192
Konferenz für Gemeindegründung
Audiokassette, Wilfried Plock. KfG.
194
Zeloten: Eine extremistische Gruppe der Zeloten, Sikarier („Dolchmänner”) genannt, ermordete Römer und
einige wichtige jüdische Persönlichkeiten, die mit den römischen Behörden gemeinsame Sache machten. Der
Aufstand der Zeloten konnte schon bald niedergeschlagen werden. Dem jüdischen Historiker Flavius Josephus
zufolge kam den Zeloten eine bedeutende Rolle in der jüdischen Rebellion gegen die Römer zu (66-70 n. Chr.).
Eine weitere Gruppe von Zeloten hielt die Festung von Masada gegen die Belagerung der römischen Truppen bis
73 n. Chr. Microsoft® Encarta® Professional 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation.
193
Nach ihrer Umkehr zu GOTT:
Noah entblößte sich im Alkoholrausch,
Lot der Gerechte“ hatte sexuellen Umgang mit seinen Töchtern,
Jakob war ein Betrüger und Erbschleicher,
David Mörder und Ehebrecher, er hatte 7 Frauen und 10 Nebenfrauen
Salomo erlaubte vielfachen Götzendienst,
Petrus verleugnete den HERRN. 195
Zwei Fragen seien noch erlaubt:
•
„Hätten diese Menschen wohl in unseren Gemeinden heute auch das Heimatrecht“?
•
„Dürfen wir dann z.B. auf die Psalmen Davids, der ein Mörder und Ehebrecher war,
überhaupt zurückgreifen und sie lehren? Er müsste nach der Doktrin so mancher
Theologen und Gemeinden von jeglichem Lehramt dispensiert werden“!
Abschließend aus „Worte des Lebens“ von Abd al Masih:
Randbemerkungen zum Nachdenken: (von Abd al Masih). Er schreibt: „Wer den
Stammbaum Jesu aufmerksam liest, findet darin den alarmierenden Satz: „David
zeugte Salomo mit der Frau des Uria.“ (2 Sam 12, 24: Mt 1,6) Hat die geistgewirkte
Buße Davids alle seine Sünden und sein Verbrechen so sehr überwunden und
eliminiert, dass Gott David und Bathseba, die Frau des Hethiters Uria, samt Salomo
zu Voreltern des Sohnes Gottes erwählen konnte? Es werden noch andere Frauen
mit dunkler Vergangenheit im Stammbaum Jesu erwähnt Mt 1,3 ,5). Damit ist
offensichtlich, dass die Erbmasse Jesu alle Laster und Sünden der Menschheit
beinhaltete. Er war jedoch von Gottes Geist geboren worden. Dieser heilige und
allmächtige Geist hat die Sünden der Vorväter in dem Sohn der Maria überwunden,
so dass Er sagen konnte: „Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?“ (Joh 8,46)
Jesus blieb der einzige Mensch ohne Sünde (2Kor 5,21; 1Petr 2,22-23; 1 Joh 3,5;
Hebr 4.15 u.a.). Wenn Er sich trotzdem im Jordan taufen ließ, so geschah das nicht
wegen seiner eigenen Sünden, sondern weil ER als unschuldiges Lamm Gottes die
Sünde der Welt auf sich nahm (Mt 3,13-17). Deshalb rief der Täufer: „Siehe, das ist
Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt! (Joh 1,29) Um seiner Sündlosigkeit war
der Sohn Davids berechtigt, die Welt mit Gott zu versöhnen (1Petr 1,18-19; Joh 1,7;
Hebr 9,17 u.a.). Wie die Buße Davids den Ehebrecher und Mörder innerlich befreite,
zeigt der 103. Psalm als Krönung der Bußpsalmen Davids. Wer den Inhalt dieses
Anbetungsliedes mit Psalm 51 vergleicht, kommt aus dem Staunen nicht mehr
heraus. David hat in seinem Zerbruch nicht nur die grenzenlose Barmherzigkeit
Gottes erfahren, sondern auch sein Vatersein und seine bleibende Güte erkannt und
bezeugt“.196
195
196
Nach „Biblisch Glauben - Denken – Leben“, Nr. 68, Mai 2005
Aus Worte des Lebens Heft 3. Abd al Masih, AG Ost-West Dienste Stuttgart