150 Jahre Ruder-Club Allemannia

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150 Jahre Ruder-Club Allemannia
1866 · 2016
❱ GruSSworte {2}
❱ Einleitung {13}
❱ Sport {27}
❱ Bootshaus und Boote {93}
❱ Geschichte {121}
❱ Menschen {147}
❱ Ausblick {181}
Grussworte
❱ GruSSworte {2}
2 | Grußworte
GruSSwort DES Ersten Bürgermeisters
Liebe Mitglieder und Freunde
des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«,
150 Jahre RC Allemannia sind der Beweis
dafür, dass der Rudersport in unserer Stadt
seinen festen Platz hat. Als einer der größten
und traditionsreichsten Ruderclubs in Hamburg ist er nicht nur Treffpunkt für Freunde
des Breitensports. Der Verein ist ebenso für
seine Nachwuchsförderung und zahlreiche
Erfolge im Leistungssport bekannt.
Olaf Scholz
Grußworte |
Hamburg als Stadt am Wasser bietet dafür
ideale Bedingungen. Auf der Alster, den
Kanälen und Fleeten sieht man von früh
bis spät viele Wassersportbegeisterte, die
die Faszination für das Rudern teilen. Als
Mitglied des RC Allemannia und aktiver
Ruderer kann ich diese Leidenschaft gut
verstehen.
Der Blick vom Wasser aus ändert die
Pers­pektive auf unsere Stadt. So lässt sich
am deutlichsten nachvollziehen, dass
Hamburg am Wasser gebaut ist; dass die
Wasser­wege einst für den Wirtschaftskreislauf erschlos­sen wurden und bis heute so
genutzt werden.
Und jedes Mal ist der Blick anders, je nach
Jahreszeit, Sonnenstand und Wetterlage.
Beim Rudern kann man die Stadt immer
wieder neu entdecken.
Im Namen des Senats der Freien und
Hansestadt Hamburg gratuliere ich dem
RC Allemannia herzlich zum 150-jährigen
Jubiläum und wünsche allen Mitgliedern
weiterhin sportlichen Erfolg!
Olaf Scholz
Erster Bürgermeister
3
4 | Grußworte
GruSSwort des Vorsitzenden
des deutschen ruderverbandes
Zum 150-jährigen Jubiläum möchte ich dem
Ruder-Club »Allemannia von 1866« aus
Hamburg im Namen aller Verbandsvereine
und auch des Präsidiums des Deutschen Ruderverbandes meine herzlichste Gratulation
aussprechen und beste Grüße übermitteln.
Siegfried Kaidel
Durch die Abspaltung von dem Ruder-Club
»Emilie« gründeten elf Herren am
7. Februar 1866 die »Allemannia von 1866«.
Die Inspiration für diesen Namen des neuen
Clubs bekamen die Gründer ungewöhnlicher Weise durch einen im Hamburger
Hafen liegenden Dampfer, dessen aufstrebende Reederei das Vorbild für die Ruderer
symbolisieren sollte: Ein neuer Ruderclub
erwacht und findet schnell zu beeindruckender Größe. Bemerkenswerte Anekdote
in diesem Zusammenhang ist der Besuch
des späteren Kaisers Wilhelm II. elf Jahre
nach Gründung und der damit verbundenen Ruderfahrt auf der Alster.
Auch bei Wettkämpfen war der Ruder-Club
»Allemannia von 1866« stets erfolgreich
vertreten, so dass Julius Franck im Jahre
1900 bereits den 100. Sieg für den Club
einfahren konnte.
Grußworte |
Ein wichtiger Abschnitt begann in der Vereinsgeschichte mit dem Bezug des eigenen
Bootshauses am Ferdinandstor. Der Grundstein für das selbstständige Arbeiten und
Rudern wurde somit endgültig im Jahr 1905
gelegt. Der Wunsch, darauf aufzubauen und
als Club weiter zu wachsen, war groß. Doch
durch die Zerstörung des Bootshauses im
Jahre 1943 musste ein herber Rückschlag
hingenommen werden. Elf Jahre später
konnte in einem neuen Bootshaus und mit
neu angeschafftem Material der Ruderbetrieb allmählich wieder in die gewohnten
Bahnen zurückfinden.
Herauszuheben in der Leistungssportbilanz
ist besonders die erfolgreiche Teilnahme an
den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta
durch Roland Opfer, der einen bemerkenswerten sechsten Platz im Doppelzweier
errudern konnte. Doch nicht nur ehrgeizige
Ruderer finden den Weg über die Allemannia zu großen Erfolgen, auch der seit 2013
als Bundestrainer des Deutschen Ruderverbands tätige Marcus Schwarzrock war als
sportlicher Leiter bei dem Hamburger Club
tätig.
Anlässlich der 150-jährigen Vergangenheit
soll der Blick in die Zukunft nicht fehlen,
und mit der Ausrichtung des Vereins ist
eine gute Weichenstellung für eine nachhaltige Vereinsarbeit und sportliche Erfolge
erzielt. Anlässlich dieses Jubiläums verdient
der Ruder-Club »Allemannia von 1866«
mitsamt seinen haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeitern und seinen Mitgliedern eine
ganz besondere Anerkennung und Würdigung sowie einen besonderen Dank für den
geleisteten Beitrag für unsere Rudergemeinschaft.
Für die Zukunft wünsche ich Ihnen im
Namen aller Mitglieder des Deutschen Ruderverbandes die Fortsetzung Ihrer erfolgreichen Arbeit.
Hannover, im Februar 2016
Siegfried Kaidel
Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes
5
6 | Grußworte
GruSSwort des Präsidenten
des Hamburger sportbundes
Im Namen des Hamburger Sportbundes
gratuliere ich allen Mitgliedern des RuderClubs »Allemannia von 1866« herzlich zum
150-jährigen Vereinsjubiläum.
Dr. Jürgen Mantell
Auf dieses Jubiläum können der Vorstand
und die Mitglieder stolz sein, da sie es geschafft haben, den Verein zu dem zu machen, was er heute ist: Einer der traditionsreichen Hamburger Rudervereine. In dieser
Tradition drückt sich eine hundertfünfzigjährige, tiefe Verbundenheit der Mitglieder
mit ihrem Ruderverein aus. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat den Verein auch
über schwierige Zeiten gebracht, so zum
Beispiel die Zerstörung des Bootshauses in
den Bombennächten des Juli 1943.
Grußworte |
Doch durch viel Einsatz und ehrenamtlichen Arbeiten der Mitglieder konnte ein
neues Domizil errichtet werden, das heute
sicherlich zu den schönsten Vereinsheimen
Hamburgs zählt.
Die Gründung Ihres Vereins geht einher mit
einer klaren wettkampfsportlichen Orientierung, die bis heute in vielen Meistertiteln
oder dem Team der Ruder Bundesliga
resultieren. Mit mittlerweile über 700 Mitgliedern hat Ihr Verein eine große breitensportliche Basis, die den RC Allemannia zu
einem der größten Rudervereine Hamburgs
macht. Ihr Verein steht mit seinem Jubiläum
exemplarisch für die Leistungsfähigkeit des
gemeinnützigen Sports in Hamburg.
Der Hamburger Sportbund ist dem Vorstand des Ruder-Clubs »Allemannia von
1866« und allen ehrenamtlichen Tätigen
dankbar, dass sie sich für den Verein und
den Sport in Hamburg engagieren. Ich wünsche Ihrem Verein, dass sich die Mitglieder
auch zukünftig mit der gleichen Motivation den Herausforderungen und Aufgaben
stellen, wie sie es in den vergangenen 150
Jahren bereits getan haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Mantell
HSB-Präsident
7
8 | Grußworte
Grusswort des Vorsitzenden
des Allgemeinen Alsterclubs/
Norddeutschen Ruderer-bundes
Jürgen Warner
Mit dem Ruder-Club »Allemannia von
1866« feiert in diesem Jahr einer der ältesten und zugleich lebendigsten Hamburger
Rudervereine sein 150-jähriges Jubiläum.
Gegründet in einer Zeit, in der das deutsche Kaiserreich noch nicht bestand, hat
der Jubilar im Laufe seiner Geschichte in
besonderer Weise die Veränderungen und
Katastrophen seiner Zeit erleben müssen.
Zwei Weltkriege und die damit verbundenen menschlichen und materiellen Verluste mussten überwunden, das Bootshaus
mehrfach neu gebaut werden. Dass am Ende
immer wieder die Allemannia in neuem
Glanze und mit alter Kraft entstand, ist
einem außerordentlichen Clubgeist mit ausgeprägter Kameradschaft zuzuschreiben.
Grußworte |
Für die Hamburger Ruderszene hat die
Allemannia als einer der traditionsreichen
großen Alstervereine eine besondere Bedeutung: Immer schon dem Rennrudersport
leidenschaftlich verbunden, brachte sie in
den vergangenen Jahrzehnten viele höchst
erfolgreiche Leistungssportler und Trainer
hervor, die ganz wesentlich zur heutigen
führenden Rolle Hamburgs im deutschen
Rudersport beitrugen. Basis dafür war und
ist eine dauerhaft starke und engagierte
Jugendarbeit.
Aber auch auf anderen Feldern wie Breitensport und Wanderrudern zeigt die Allemannia Flagge: Es gibt wohl kaum ein europäisches Gewässer, das nicht bereits durch
Allemannen berudert worden wäre!
Dem Allgemeiner Alster-Club/Norddeutscher Ruderer-Bund und seiner Arbeit stand
die Allemannia von Anbeginn sehr nahe.
Eine große Anzahl persönlicher Mitgliedschaften von Allemannen belegt dies eindrucksvoll. Immer wieder stellten sich auch
Allemannen dem AAC als Vorsitzende zur
Verfügung; erinnert sei hier an die großen
Namen A.O. Schumacher, Georg Frank,
Klaus Harder und Egon Drube. Für dieses
Engagement danke ich im Namen des AAC/
NRB noch einmal sehr herzlich!
Ich gratuliere dem Ruder-Club »Allemannia von 1866«, seinem Vorstand und allen
Mitgliedern im Namen aller Hamburger
Ruderinnen und Ruderer sehr herzlich zu
diesem Jubiläum und wünsche ihnen und
uns viele weitere schöne Ruderjahre.
Jürgen Warner - Vorsitzender
Allgemeiner Alster-Club /
Norddeutscher Ruderer-Bund
9
10 | Grußworte
GruSSwort DES VORSITZENDEN
des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«
Liebe Allemannen,
liebe Freunde der Allemannia,
hätten sich unsere Gründerväter vor 150
Jahren vorstellen können, dass aus ihrer
Idee und ihrem Geist einer der größten und
erfolgreichsten Ruderclubs Deutschlands
entsteht?
Hätten sie sich vorstellen können, dass
die durch sie gegründete Allemannia zwei
Weltkriege übersteht und heute an einem
anderen Ort als zur Gründung mit einem
eigenen modernen Bootshaus, direkt am
südlichen Alsterufer residiert?
Dirk Heinike
Hätten sie sich vorstellen können, dass der
Rudersport in der Gründungsstadt der Allemannia heute die erfolgreichste Sportart für
die Stadt ist?
Hätten sie sich vorstellen können, dass ihre
Allemannia nach wie vor eine große Anzahl
von Leistungssportlern hat, die mit Smart
Phones und Tablets ihre Trainingszeiten
und Trainingspläne kommunizieren und
jede andere Kommunikation über diese
Geräte ausführen?
Grußworte |
Hätten sie sich vorstellen können, dass ab
1968 Kinder in ihrer Sportart auch bei uns
rudern und viel wichtiger, hätten sie sich
vorstellen können, dass Frauen rudern,
wenn auch in ihrer Allemannia (noch) nur
vereinzelt und nicht als Mitglieder.
Ich kann Ihnen die Fragen nicht beantworten und wir können keinen der 11 Herren
mehr fragen, aber ich denke sie haben sich
gewünscht, dass es so eintrifft.
War es Weitblick, Enthusiasmus oder
einfach nur Zufall, dass diese Herren die
Grundlage für eine jetzt 150 Jahre währende
Tradition legten. Ich glaube von allem etwas.
Alles weitere für die so gute Entwicklung
der Allemannia haben viele Mitglieder, begeisterte Vorstände, großzügige Sponsoren
und immer wieder sehr erfolgreiche Sportler getan.
Heute hat unser Ruderclub Einfluss, Größe,
Tradition und große sportliche Leistungen
erreicht. Dieses war möglich durch eine
herausragende Tugend: Unser Sport macht
gemeinsam stark und verbindet. Dabei unterstützen die Älteren die Jüngeren.
Ich wünsche der Allemannia, dass diese
Tugend auch in den nächsten Jahrzehnten
andauert und unseren Ruderclub das bleiben lässt, was er heute ist:
Ein unaufgeregter, einmaliger Club mit
tollen, interessanten und facettenreichen
Mitgliedern, die sich immer wieder erneuern und dessen Grundlage es ist und bleibt,
dass Sport grenzenlos ist und verbindet.
Mit diesem »Spirit«, auf der Grundlage des
in der Vergangenheit Geleisteten und des
Wirkens zukünftiger Ausbilder, Trainer,
Vorstände und Mitglieder werden wir alle
eventuellen Widrigkeiten der Zukunft –
auch die allgemein abnehmende Sportbereitschaft – meistern, da bin ich ganz sicher.
Ich wünsche »meiner Allemannia« dafür
alles erdenklich Gute und einen positiv
strahlenden Blick in die Zukunft.
Dirk Heinike
Vorsitzender des Ruder-Clubs
»Allemannia von 1866«
11
Einleitung
❱ Rudern in der schönsten Stadt der Welt {14}
14 | Einleitung
Rudern in der schönsten Stadt der Welt
Prolog:
Über die Herausforderung,
dieses Thema anzugehen
Wie soll man die nahezu gigantische Fülle
von wunderbaren Möglichkeiten darstellen,
den Rudersport in der schönsten Stadt der
Welt und insbesondere in unserer Allemannia auszuüben? Soll man Alster, Bille
und Elbe – dazu die vielen Alsterkanäle –
vollständig aufzählen, landschaftlich oder
fahrtechnisch erklären? Das kann schnell
langatmig und langweilig werden. Ich habe
mich daher entschieden, Ruder-Erlebnisse
auf unseren Hamburger Gewässern in
Reportageform darzustellen, in der Hoffnung, sie für den geneigten Leser erlebbar
zu machen. Dazu wähle ich sieben beliebige
Tage zu unterschiedlichen Jahreszeiten und
diversen Tageszeiten aus. Ich nehme mir dabei die Freiheit, einige Details zu verändern,
damit sie allgemeiner werden. Diese Episoden erlebte ich selbst so oder ähnlich in den
bald fünf Jahrzehnten meines AllemannenDaseins.
Impressionen einer Ruderwoche
Montag, 2. Januar, 10 Uhr: Wir müssen
keiner geregelten Erwerbstätigkeit mehr
nachgehen, wir sind alle zwischen sechzig
und fünfundachtzig Jahre alt. Welch ein
herrlicher Montag! Wir rudern nach Winterhude, haben heute keinen Gegenverkehr
im Alsterlauf und genießen die Stille im
fahlen Morgenlicht. Eine Schleppbarkasse
sehen wir im Dunst auf der Außenalster, die
stört uns aber nicht. Am Leinpfad leuchten
vereinzelt noch Tannenbäume und Lichtergirlanden von den Balkonen. Erst bei der
Hudtwalckerstraße kommt etwas Leben auf.
Wer nicht arbeiten muss, der schläft heute
noch mal aus. Wir haben Besseres zu tun!
Vielleicht sind es die letzten eisfreien Rudertage in diesem Winter. Die Luft ist doch
recht eisig. Wir sind zwar nicht mehr richtig
schnell, aber das Boot läuft, das Wasser
glitzert schon ein wenig, und ein leckeres
Frühstück – mit Blick auf die Alster – wartet im Club auf uns. Welch ein erfüllendes
Rentnerleben! Das Rudern hält uns fit. Herz,
was willst du mehr?
Einleitung |
15
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16 | Einleitung
RCA-Bundesliga
Dienstag, 14. März, 6 Uhr 15: Leichter
Wind aus Südost, es ist noch dunkel. Im
warmen Büro wäre es jetzt angenehmer. Wir
warten noch auf den Steuermann, armer
Kerl, er wird frieren müssen. Wir machen
schon mal das Boot klar: Steuer einhängen,
Positionslampe einschalten, Riemen einlegen. Alle acht Ruderer hüpfen am Steg auf
und ab, um sich warm zu halten. Endlich
gibt unser Steuermann, dick eingemummelt,
das Kommando: »Ein Bein ins Boot, setzt
ab!« Nach großer Überwindung, so früh im
Ruderclub zu sein, die ersten Schläge. Am
Firmament bald ein schwacher rötlicher
Streifen. Unser dampfender Atem lässt den
Achter nach der fünften Steigerung wie eine
mit Kohle befeuerte Lokomotive aussehen.
Wir sind längst hellwach. Die Stadt aber
schläft noch. Undenkbar, jetzt im warmen
Bett zu liegen! Die Kiste läuft, der Übergriff
beträgt bei Schlagzahl 32 noch gut einen
Meter! Jeder zeigt maximalen Einsatz, denn
wir sind der Boston-Achter und wollen
auch in diesem Jahr dort einen guten Platz
Einleitung |
machen, in der Stadt, die unserem Ruderrevier nicht unähnlich ist. Der Steuermann
ist zufrieden. Zum Dank lässt er vor dem
Anlegen wenden, damit wir den Sonnenaufgang auf der Außenalster in vollen Zügen
genießen können. Welch ein Start in den
Arbeitsalltag!
Mittwoch, 19. Juni, 19 Uhr: Wir sind
klatschnass vom Schweiß, die Luftfeuchtigkeit beträgt über 90 Prozent, die Schwüle
drückt, kein Lüftchen rührt sich. Wann
wird es endlich kühler? Wir waren heute im
Stadtparksee. Am liebsten wären wir gleich
dort ins Wasser gesprungen. Aber wir hatten
keine Badesachen dabei. Ersatzweise haben
wir in der »Reling« ein kühles Bier gezischt.
Jetzt schwitzen wir umso mehr! Dem Steuermann werden Steigerungen verweigert. Er
meint - unter Hinweis auf den Himmel - wir
würden gleich um Steigerungen betteln. Tatsächlich, er ist schwärzer als jede tropische
Nacht. Ein noch entferntes Grollen kündet
von dem, was uns gleich erwartet. Und dann
bricht die Hölle los: Sturmböen peitschen
das Wasser zu Brechern hoch, Hagelkörner
entwickeln sich zu Kleinkalibergeschossen,
Blitze durchzucken die Atmosphäre. Sicht
höchstens 25 Meter! Wir legen uns unter die
Fußgängerbrücke des Fähranlegers Rabenstraße und wollen das Schlimmste abwettern. Das Boot, ein Doppelvierer, schlägt
leider allmählich voll. Wir müssen hier
schleunigst weg! Mit aller Kraft prügeln wir
das Wasser, bis wir das rettende Bootshaus
erreichen, springen sofort aus dem vollgeschlagenen Boot, ziehen es aus dem Wasser
und stellen uns unter. Ist das ein Wetterschauspiel über der schönsten Stadt! Hier
das pechschwarze, blitzdurchzuckte Inferno
über uns bis zum Hafen, nördlich über Winterhude und Eppendorf jedoch strahlend
blauer Himmel.
Donnerstag, 21. Juli, 15 Uhr: Wir sind heute
fast alle (gern) im Skiff gekentert. Das war
so erfrischend! Nun sind wir Jungs dabei,
eine ausgewachsene Wasserschlacht anzuzetteln. Zwölf Jungs, die es mal so richtig
krachen lassen! Wasserkübel werden auf die
Terrasse geschleppt – auf Opfer müssen wir
nicht lange warten. Wir raufen und werfen
uns gegenseitig in die Alster. Einer fährt
mit seinem Fahrrad auf dem Steg, will uns
zeigen, wie dicht er an der Kante fahren
kann, bis er dann doch im Bach liegt, und
wir ihm helfen müssen, das Fahrrad wieder
zu bergen. Bei so viel Übermut entscheidet
17
18 | Sport
Sport |
19
20 | Einleitung
der Trainer, dass wir noch einmal in die
Boote müssen, um ein Sicherheitstraining
zu absolvieren. Na gut, ärgern wir eben die
Stehpaddler…
Freitag, 5. August, 20 Uhr: Zu später Stunde
sind wir mit zwei Rennvierern bis zur
Ohlsdorfer Schleuse gerudert. Eigentlich
sollte es ganz gemütlich werden, so schön
nach Feierabend noch mal ins Boot und
das Wochenende einläuten. Eigentlich…
Wie heißt es so treffend? Ein Boot ist ein
Boot, zwei Boote aber ergeben eine Regatta!
Ab Skagerrakbrücke ging es los, gnadenlos
bis zur Kennedybrücke. Die Beine taten
weh, die Augen brannten, die Hände sind
jetzt voller Blasen, der Hals trocken, der
Kopf sagt immer öfter »NEIN«, angetrieben von des Steuermanns Parolen doch
noch »JAAA«! Jetzt aber ist es einfach nur
g-e-n-i-a-l! Denn jetzt sitzen wir in der
Pole-Position, nämlich auf unserer Terrasse, chillen und lassen den gut gekühlten
Gerstensaft die Kehle hinunterrinnen. Über
uns die fauchenden Heißluftballons, die von
der Moorweide gestartet sind. Etwas später
wird auf der schon dunklen Seite der Alster
das Feuerwerk des Sommerdoms gezündet.
– Mann, geht’ uns hier gut!
Einleitung |
21
22 | Einleitung
Sonnabend, 7. September, 7 Uhr 30: Zehn
Ruderer sind wir und wollen mit unserer
Barke eine Wanderfahrt auf der Elbe bis zur
Hetlinger Schanze machen, dort zelten und
Sonntag zurückrudern. Wie viele Fässer
des edlen Tropfens brauchen wir denn
so? Egal, Hauptsache genug! Dazu diverse
XXXL-Steaks, den Griller natürlich etc. pp.
Die Barke nimmt alles auf, auch die beiden
Steuerleute. Und schon geht’s ab durch die
Rathaus- und die Schaartorschleuse auf die
Elbe. Diese überqueren wir, nehmen den
Reiherstieg, um so den Ellerholzhafen zu
erreichen, beobachten, wie bei Buss/Hansa
eine Lokomotive auf einen Heavylift-Carrier
der Reederei SAL verladen wird. Dann weiter durch den Roßhafen mit gleichlautendem Kanal zum Waltershofer Hafen, wo die
riesigen Containerschiffe bei der HHLA und
bei Eurogate ihre Boxen laden und löschen.
Wir wirken so mickerig dagegen! Auf der
Norderelbe zieht uns der Ebbstrom zügig
am »Alten Schweden« und an Teufelsbrück
vorbei. In Blankenese lassen wir uns am
Süllberg vorbeitreiben, öffnen unsere Getränkefässer und sind voller Vorfreude auf
das Grillen auf dem Hans-Kalb-Sand, genau
dem Willkommhöft gegenüber. Warum dippen die drüben die Flagge nicht und spielen
auch nicht das Hamburg-Lied? Wahrscheinlich wirken wir wie Strandpiraten – und
so fühlen wir uns auch. Nach dem Grillfest
dösen wir am warmen Elbstrand. Wir haben
noch genug Zeit, die Tide läuft noch mindestens zwei Stunden elbabwärts.
Einleitung |
Sonntag, 20. Oktober, 9 Uhr: Unser Chefcoach hat uns Trainingsleute ins Leistungszentrum Allermöhe einbestellt. Eigentlich
wäre ich gestern gern länger auf der Party
geblieben. Ging aber nicht. Wir müssen
heute zeigen, was in uns steckt. Ansonsten
wäre das letzte Trainingshalbjahr nahezu
umsonst gewesen. Verdammt kalt für die
Jahreszeit! Die Dove-Elbe sieht aus wie flüssiges Blei, die fetten Wiesen dampfen ihre
Feuchtigkeit ab, Nebel wabert übers Wasser,
und die Krähen produzieren mit ihrem
kehligen Geschrei eine Art TotensonntagsStimmung. Zu allem Überfluss nervt uns
noch ein ganz feiner Nieselregen. Man hat
nicht unbedingt das Gefühl, noch in Hamburg zu sein, eher schon in Transsilvanien
oder so. Ist es hier einfach nur ätzend oder
schon wieder romantisch? Egal, wir konzentrieren uns auf die Wasserarbeit; heute
im Zweier ohne Stm. Einfahren in Richtung
Bergedorf: 6,5 km hin und dann dieselbe Strecke zurück, anschließend zweimal
tausend Meter auf der Regattastrecke für
die Stoppuhr. Mein Kumpel und ich fahren schon so einige Jahre zusammen, wir
müssen uns in diesem kippeligen Boot
kaum noch abstimmen, nur Schnauze halten und konzentrierte Wasserarbeit leisten,
Blätter satt einsetzen, arrogant sitzen (wie
der Trainer es uns immer wieder vorbetet),
satter Durchzug, ausheben und g-l-e-i-t-e-n.
So macht Rudern Spaß! Vorfreude wandelt
sich in Dauerfreude. So läuft das Boot! Von
wegen Grabesstimmung in Transsilvanien.
Dracula kann uns mal! Hier tobt das Leben!
Tolles Wetter, tolle Bedingungen, tolles
Hamburg – »Supergeil«! ... (wie der gleichlautende Sommerhit 2014).
Fazit
Rudern ist eben das Allerschönste für
uns, was man sich überhaupt vorstellen
kann – in dieser herrlichen Stadt an jedem
Wochentag, egal in welchem Monat, egal
zu welcher Tages- oder gar Nachtzeit, egal
unter welchen Witterungsbedingungen.
Und am besten natürlich im Ruder-Club
»Allemannia von 1866« – der Pole-Position
an der Alster.
Andreas Förster
23
24 | Einleitung
Einleitung |
25
Sport
❱ Unsere Perspektiven und Herausforderungen
im Leistungssport {28}
❱ GroSSe Regatten | GroSSe Siege {34}
❱ Trainer der letzten 25 Jahre {46}
❱ Breitensport {54}
❱ Wanderrudern {60}
❱ Betriebssport {66}
❱ Die »Jung-allemannia« {68}
❱ Mastersrudern {76}
❱ Rudern zur besten Tageszeit {86}
28 | Sport
Unsere Perspektiven und
Herausforderungen im Leistungssport
Die Förderung des Leistungssportes steht
in der Satzung unseres Ruder-Clubs Allemannia als eine der wesentlichen Aufgaben.
Diese Förderung wurde unabhängig von
durchaus berechtigten kritischen Diskussionen zu keiner Zeit reduziert und hat sich bei
der Entwicklung unserer Clubgemeinschaft
maßgeblich bewährt. Dies wird auch daran
deutlich, dass unsere Gemeinschaft immer
wieder durch ehrenamtliches und finanzielles Engagement einzelner Mitglieder
gestärkt worden ist, die vielfach ihre Bindung über den Leistungssport zu unserem
Ruder-Club gefunden haben.
Unabhängig davon sind durch den Leistungssport auch Freundschaften entstanden,
die vielfach lebenslang, manchmal auch
über große Distanzen, halten. Das zeigt,
wie wertvoll unser Sport, insbesondere die
Rennruderei, für unsere Gemeinschaft ist.
Trotzdem muss man heute feststellen,
dass der Leistungssport allein nicht mehr
ausreicht, um die Herausforderungen der
Zukunft angemessen zu meistern. So hat
sich insbesondere im letzten Jahrzehnt die
Professionalisierung des Breitensports und
des Wanderruderns entwickelt. Dies hat
dazu beigetragen, neue Mitglieder zu gewinnen und so die demografische Entwicklung
unserer Club-Gemeinschaft deutlich zu
verbessern.
Vor meinem Ausblick auf den Ruder-Leistungssport in der Zukunft möchte ich hier
kurz auf die jüngste Vergangenheit zurückblicken.
Nachdem in den 70er Jahren und Anfang
der 80er Jahre noch einmal eine ganze
Reihe von leistungssportlichen Erfolgen im
Erwachsenenbereich in der Allemannia,
insbesondere im Leichtgewichtsbereich,
erzielt werden konnten, wurden, wie auch in
nahezu allen Hamburger Ruderclubs, in den
80er Jahren und zu Beginn der 90er Jahre
nur noch Erfolge im Nachwuchsbereich
erzielt.
Diese Entwicklung resultierte im Wesentlichen daraus, dass der Bundesleistungsstützpunkt Dortmund schon in den 80er Jahren
mit hauptamtlichen Trainern und professionellen Strukturen talentierte Sportler am
Leistungsstützpunkt konzentrierte. Alle
Anstrengungen und Bemühungen, dieser
Konzentration entgegen zu wirken, konnten
Sport |
29
30 | Sport
RCA-WM-Teilnehmer 2014
nur in einigen wenigen Bootsgattungen den
Berlinern und Hamburgern gelingen.
Erst mit Einführung professioneller Strukturen, d.h. mit Einstellung des hauptamtlichen
Landestrainers Bernd Nennhaus im Jahre
1992 und Peter Saborowski in unserem
Ruder-Club Allemannia sowie später Markus Schwarzrock, konnten über eine konsequente Entwicklung der Nachwuchssportler
in den Erwachsenenbereich hinein neben
nationalen Erfolgen auch wieder internationale Erfolge errungen werden.
So gelang es Markus Schwarzrock erstmalig
in der jüngeren Zeit des RCA, mit Roland
Opfer einen Sportler für die Olympischen
Spiele von Atlanta 1996 und darüber hin­
aus eine ganze Reihe von Allemannen für
verschiedene Weltmeisterschaften zwischen
1996 bis 2004 zu qualifizieren und dort
Medaillen zu errudern. Diese hervorragende Arbeit von ihm und auch von anderen
Hamburger Trainern führte dazu, dass der
Rudersport eine von vier Kernsportarten am
Olympiastützpunkt Hamburg/SchleswigHolstein mit dem Bundesleistungszentrum
Hamburg-Allermöhe wurde.
Dieser Status ermöglichte den Hamburger
Athleten und Trainern eine deutliche Verbesserung der leistungssportlichen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus wurde
im Jahr 2005 unser langjähriger Vereinstrainer Markus Schwarzrock zum leitenden
Bundestrainer am Bundesleistungszentrum
Hamburg/Ratzeburg. Der Nachfolger von
Markus Schwarzrock, Tim Schönberg,
begann sehr schnell mit dem Aufbau einer
eigenen Nachwuchstrainingsgruppe, die
insbesondere im Leichtgewichtsbereich der
Junioren und später im Seniorenbereich auf
nationaler und teilweise auch auf internationaler Ebene unsere Allemannia und
den Deutschen Ruderverband dominant
vertreten hat. So konnte im Jahr 2012 der
Ruder-Club Allemannia als erfolgreichste
U23-Trainingsgruppe die Fellgen-Medaille
bei den Jahrgangsmeisterschaften in Essen
gewinnen. Auch Tim Schönberg wurde
2013 zum Bundestrainer des Deutschen
Ruderverbandes ernannt, während Markus
Schwarzrock Cheftrainer des Deutschen
Ruderverbandes wurde.
Sport |
Insgesamt lässt sich aufgrund der positiven
Entwicklung der letzten Jahrzehnte feststellen: Nur mit professionellen Strukturen, wie
sie über den Olympiastützpunkt Hamburg/
Schleswig-Holstein abgebildet werden, mit
sportmedizinischer Betreuung, Unterstützung bei der Karriereplanung und durch
Unterstützung von Bundes- und Landestrainern sowie der Zusammenarbeit von
Vereinen der Region und darüber hinaus,
können nationale wie auch internationale
Erfolge erzielt werden.
Aufgrund dieser Arbeit und ihren internationalen Erfolgen auch bei den Olympischen
Spielen in Athen 2004, Peking 2008 und
London 2012 ist es den Hamburger Ruderern gelungen, gemeinsam mit SchleswigHolstein – neben Berlin und Dortmund
– einer von drei Leitstützpunkten des
Deutschen Ruderverbandes bis zum Jahr
2020 zu werden.
Was bedeuten diese Entwicklungen für den zukünftigen Leistungssport in der Allemannia?
Zunächst können unseren talentierten
Athleten durch die richtigen Rahmenbedingungen, das Leistungszentrum in Allermöhe
sowie die Nähe zu anderen leistungssport­
orientierten Ruderclubs und dem OlympiaStützpunkt sportliche Erfolge ermöglicht
werden.
Gleichzeitig beobachten wir aber sowohl auf
Landes- als auch auf Bundesebene eine Stagnation der finanziellen Förderung, anders
als in vielen anderen Ländern. Zudem zeigt
sich, dass nur noch wenige talentierte und
erfolgreiche Nachwuchstrainer den Beruf als
hauptamtliche Trainer anstreben, im Gegensatz zur Nachwendezeit, als Berufstrainer
aus den neuen Bundesländern zu einer Professionalisierung des Rudersports verhalfen.
Insbesondere die finanzielle Ausgestaltung
der Trainerposition, aber auch berufliche
Perspektiven führen in der Regel zu einer
anderen Berufsorientierung.
Lasse Werder & Christopher Wetekamp
31
32 | Sport
Schließlich steigt der Wettbewerb der
Sportarten untereinander auch am Standort Hamburg derart, dass mit kurzzeitig
ausbleibenden Erfolgen auch eine deutliche
Verschlechterung des Status Quo und damit
der finanziellen Ausgestaltung einhergehen
kann.
Um die über 20 Jahre durch eine Vielzahl
von Erfolgen erreichte Gesamtsituation
beneiden uns bundesweit Vereine und
Landesverbände. Die Herausforderung für
unsere Allemannia sind im Wesentlichen
die nachfolgenden Themen:
1. Bindung von erstklassigen Trainern und
Kinderbetreuern an unserem Club
2. Bildung von großen Nachwuchstrainingsgruppen mit sportlichen Erfolgen,
Spaß am Sport und Bindung an die
Allemannia
3. Förderung von hochtalentierten Allemannen im Bundesleistungszentrum
Hamburg/Ratzeburg
4. Heranführung ehemaliger Leistungssportler als Ausbilder und Trainer
oder an die Vorstandsarbeit in unserer
Allemannia.
Mein Fazit für unsere Allemannia lautet:
Die Rahmenbedingungen sind ausgesprochen gut, nur unsere Bemühungen um den
Leistungssport und unsere Athleten dürfen
zu keiner Zeit nachlassen, da andere Landesverbände, Vereine und Sportarten versuchen aufzuschließen, um damit Fördermittel
und andere finanzielle Mittel zu erlangen.
Auch in anderen Sportarten und Vereinen
kann man beobachten, wie sich konsequente, über Jahrzehnte lange erfolgreiche Arbeit
auszahlt.
Jan Eutert
Sport |
2015
im Achter NDM
Gold und Bronze
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34 | Sport
GroSSe regatten – GroSSe Siege
Olympische Spiele
1996
Atlanta · USA · Olympiastrecke
SM 2x
6. Platz Roland Opfer
2012
London · GBR · Olympiastrecke
SM 4- LG
Teiln. Lars Wichert
Weltmeisterschaften
2002
Sevilla · ESP · Guadalquivir
SM 8+ LG
Silber 2003
Mailand · ITA · Idroscalo
SM 8+ LG
Gold
Christian Dahlke, Joachim Drews,
Martin Raeder
Christian Dahlke, Joachim Drews,
Martin Raeder
2009
Poznan · POL · Maltasee
SM 4x LG
Silber
Lars Wichert
2010
Hamilton · NZL · Lake Karapiro
SM 8+ LG
Gold
Lars Wichert
2010
Hamilton · NZL · Lake Karapiro
SM 4x LG
Gold
Lars Wichert
2011
Bled · SLO · Bleder See
SM 2- LG
Bronze
Lars Wichert
2012
Plovdiv · BUL · Regattastrecke
SM 8+ LG
Gold
Lars Wichert
2013
Chungju · KOR · Regattastrecke
SM 4- LG
Teiln.
Lars Wichert
2014
Amsterdam · NED · Bosbaan
SM 8+ LG
Gold
Can Marc Temel, Torben Neumann
2014
Amsterdam · NED · Bosbaan
SM 4- LG
8. Platz Lars Wichert
2014
Amsterdam · NED · Bosbaan
SM 2- LG
Teiln.
Christopher Wetekamp, Lasse Werder
2015
Aiguebelette · FRA · Lac de Aiguebelette SM 8+ LG
Gold
Torben Neumann, Can Marc Temel
2015
Aiguebelette · FRA · Lac de Aiguebelette SM 4- LG
Teiln.
Lars Wichert
seeland:
ter in Neu
Weltmeis
Lichts
tig, Linu
Lars Har
t und
er
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W
ars
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Koch
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Jona
Sport |
35
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Ö
berg, Felix
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Karim Dja
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Leichtgew
M in
W
23
der U
vierer bei
l.
ke
Hazelwin
U-23 Weltmeisterschaften
*
1997
Mailand · ITA · Idroscalo
SMB 4x
1997
Mailand · ITA · Idroscalo
SMB 4x LG Gold
Florian Puls
1998
Ioannina · GRE · Pamvotida-See
SMB 4x LG Silber
René Nennhaus, Kai Olbrich, Sönke Osmann
Silber
René Nennhaus, Kai Olbrich
2000
Kopenhagen · DEN · Bagsvaerd-See
SMB 4x LG Silber
Joachim Drews
2001
Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 4x LG Gold
Joachim Drews
2003
Belgrad · SRB · Save
SM 4+
Gold
Konstantin Drews
2004
Poznan · POL · Maltasee
SM 8+
Gold
Konstantin Drews
2005
Amsterdam · NED · Bosbaan
SMB 4x LG Bronze
Felix Reimann
2006
Mechelen · BEL · Hazewinkel
SMB 4x LG Gold
Felix Reimann
2008
Brandenburg · GER · Beetzsee
SMB 4x LG Bronze
Arne Falkenhorst
2009
Racice · CZE · Ruderkanal
SMB 4x LG Silber
Arne Falkenhorst
2010
Brest · BLR · Regattastrecke
SMB 2x
Silber
Sebastian Peter
2011
Amsterdam · NED · Bosbaan
SMB 2x
Silber
Sebastian Peter
2012
Trakai · LTU · Galvesee
SMB 2- LG Bronze
2013
Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 4- LG 5. Platz Can Mark Temel, Torben Neumann
2013
Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 2- LG 6. Platz Jonas Briese, Lasse Werder
Can Mark Temel
2014
Varese · ITA · Lago di Varese
SMB 4- LG 4. Platz Lasse Werder, Christopher Wetekamp
2015
Plovdiv · BUL · Ragattastrecke
Ersatz
Teiln.
Christopher Wetekamp
*) offizielle Bezeichnung
seit 2005, vorher »Match
des Seniors«, »NationCup« oder »World Rowing
Under 23 Regatta«
36 | Sport
Rowing World Cup Luzern
SILBER bei der Universiade 2015 im leichten Männer-Vierer ohne
Steuermann. Tobias
Franzmann, Stefan Wallat, Torben Neumann und
Schlagmann Can Temel.
1996
Luzern · SUI · Rotsee
SM 2x
Bronze
Roland Opfer
2002
Luzern · SUI · Rotsee
SM 8+ LG
Silber
Christian Dahlke, Joachim Drews
2003
Luzern · SUI · Rotsee
SM 8+ LG
Gold
Christian Dahlke, Joachim Drews,
Martin Raeder
2004
Luzern · SUI · Rotsee
SM 8+ LG
Gold
Christian Dahlke
2004
Luzern · SUI · Rotsee
SM 2- LG
Bronze
Joachim Drews
Rowing World Cup München
2001
München · Olympiastrecke
SM 4x LG
Gold
Joachim Drews
2002
München · Olympiastrecke
SM 8+ LG
Silber Christian Dahlke, Joachim Drews,
Martin Raeder
Universiade
2015
Chungju · KOR · Regattastrecke
SM 4- LG
Silber
Can Marc Temel, Torben Neumann
Studenten-Europameisterschaft
2013
Poznan · POL · Maltasee
SM 4x LG
Gold
Jonas Briese, Yannik Olsson
2013
Poznan · POL · Maltasee
SM 8+ LG
Gold
Jonas Briese, Yannik Olsson
EUC-Gewinner: Yannik Olson, Konstantin
Steinhübel, Jonas Briese und Ingo Voigt
Sport |
37
Junioren-Weltmeisterschaften
2014
2015
Hamburg · Allermöhe
JM 4+
5. Platz Max Reichel
Rio de Janeiro · BRA JM 8+
Bronze
Max Reichel
Lagoa Rodrigo de Freitas
Henley Royal Regatta
1999
2015
Henley / GBR · Themse
SM 4x
Gold
Henley / GBR · Themse
SM 4x
Teiln.
René Nennhaus, Sönke Osmann
Jonas Briese, Lasse Werder,
Florian Reinecke, Jan Hinrich Krumwiede
hlag
Max Reichel auf Sc
im 4+ JWM 2014
38 | Sport
Deutsche Großboot-Meister
2005 im Männer-Vierer:
Henner Pohl, Konstantin
Drews, Kai Olbrich,
Felix Niemeyer
Deutsche Meisterschaften
1996
Essen · Baldeneysee
SM 2x
Gold
Roland Opfer
1996
Essen · Baldeneysee
SM 1x
Silber
Enno Ulrichs
1996
Essen · Baldeneysee
SM 4x LG
Silber
Christian Dahlke
1997
Duisburg · Wedau
SM 1x LG
Gold
Christian Dahlke
1997
Duisburg · Wedau
SM 4x
Bronze
Kai Olbrich
1997
Duisburg · Wedau
SM 4x LG
Bronze
Florian Puls
1998
Duisburg · Wedau
SM 4x LG
Gold
Christian Dahlke
1998
Duisburg · Wedau
SM 8- LG
Gold
Ole Bauer
1998
Duisburg · Wedau
SM 4x
Silber
Kai Olbrich, René Nennhaus, Sönke Osmann
1999
Köln · Fühlinger See
SM 8- LG
Gold
Ole Bauer
1999
Köln · Fühlinger See
SM 2- LG
Silber
Kai Olbrich, Christian Dahlke
1999
Köln · Fühlinger See
SM 2- LG
Bronze
Ole Bauer
1999
Köln · Fühlinger See
SM 4x
Bronze
René Nennhaus, Sönke Osmann
2000
Berlin · Grünau
SM 1x
Bronze
Sönke Osmann
2000
Berlin · Grünau
SM 4+
Bronze
Felix Niemeyer
2000
Berlin · Grünau
SM 4x LG
Bronze
Joachim Drews
2001
Köln · Fühlinger See
SM 4x LG
Gold
Joachim Drews
2002
Berlin · Grünau
SM 8- LG
Gold
Martin Raeder, Christian Dahlke
Ratzeburg · Küchensee
SM 8- LG
Gold
2003
2003
Martin Raeder, Christian Dahlke,
Joachim Drews
Ratzeburg · Küchensee
SM 4x LG
Silber
Martin Raeder
2003
Ratzeburg · Küchensee
SM 4x LG
Bronze
Christian Dahlke, Joachim Drews
2004
Berlin · Grünau
SM 2- LG
Gold
Joachim Drews
2004
Berlin · Grünau
SM 8- LG
Gold
Christian Dahlke
2004
Berlin · Grünau
SM 4-
Bronze
Jan Müggenburg, Konstantin Drews
Salzgitter
SM 4-
Gold 2005
Henner Pohl, Konstantin Drews,
Kai Olbrich, Felix Niemeyer
Sport |
Can Temel und Torben Neumann bei den Kleinbootmeisterschaften in Köln 2014
2005
2006
Köln · Fühlinger See
SM 2- LG
Silber
Berlin · Grünau
SM 4-
Gold 2006
Berlin · Grünau
SM 8+
Bronze
2007
Joachim Drew
Henner Pohl, Konstantin Drews,
Kai Olbrich, Felix Niemeyer
Henner Pohl, Konstantin Drews,
Kai Olbrich, Felix Niemeyer, George Byrne,
Joachim Drews, Ole Behling, Alexander
Chmelnizkij, St. Nelson Reichert
Münster · Aasee
SM 8+
Gold
Felix Reimann, Georg Byrne, Christian
Dahlke, Ole Behling, Joachim Drews,
Konstantin Drews, Henner Pohl, Felix
Niemeyer, St. Nelson Reichert
2008
Eschwege · Werratalsee
SM 2x LG
Silber
Arne Falkenhorst, Lars Wichert
2013
Duisburg · Wedau
SM 2- LG
Gold
Lars Wichert
2013
Duisburg · Wedau
SM 2- LG
Silber
Can Marc Temel, Torben Neumann
Münster · Aasee
SM 4- LG
Gold
2013
Christopher Wetekamp, Jannik Olsson,
Lasse Werder, Jonas Briese
2014
Köln · Fühlinger See
SM 2- LG
Gold
Lars Wichert
2014
Köln · Fühlinger See
SM 2- LG
Bronze
Can Marc Temel, Torben Neumann
Eschwege · Werratalsee
SM 4- LG
Gold
2014
Torben Neumann, Jonas Ningelgen,
Lars Wichert, Lasse Werder
2014
Eschwege · Werratalsee
Florian Reinecke, Jan Hinrich Krumwiede,
Marcel Bogumil, Jan Altrup, J. Domnick
2014
Eschwege · Werratalsee
Jonas Briese, Paul Weidenmüller, Jan Altrup,
2015
SM 4+
SM 8+
Silber
Bronze
Fokke Beckmann, Lars Wichert,
Florian Reinecke, Torben Neumann, Can Mark Temel, J. Domnick
Brandenburg · Beetzsee
Lars Wichert
SM 2- LG
Gold
39
Essen 2010:
Sebastian Peter siegt
zusammen mit Eric Johanesen
im U23-Doppelzweier
40 | Sport
U-23 Meisterschaften
1997
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4x
1997
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4x LG Gold
Florian Puls
1997
Brandenburg · Beetzsee
SMB 1x
Silber
Christian Reinhardt
1997
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4x
Silber
Christian Reinhardt
1998
Berlin · Grünau
SMB 4x
Gold
Kai Olbrich, René Nennhaus,
Sönke Osmann
1998
Berlin · Grünau
SMB 2x
Silber
René Nennhaus, Sönke Osmann
1999
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4+
Silber
Felix Niemeyer
1999
Brandenburg · Beetzsee
SMB 1x LG Bronze
Joachim Drews
1999
Brandenburg · Beetzsee
SMB 8+
Felix Niemeyer
2000
München · Olympiastrecke
SMB 4x LG Gold
Joachim Drews
2000
München · Olympiastrecke
SMB 4+
Gold
Felix Niemeyer
2000
München · Olympiastrecke
SMB 8+
Gold
Felix Niemeyer
2004
Essen · Baldeneysee
SMB 4-
Silber
Jan Müggenburg, Konstantin Drews
2004
Essen · Baldeneysee
SMB 8+
Bronze
Jan Müggenburg, Konstantin Drews
2005
Duisburg · Wedau
SMB 4x LG Gold
Felix Reimann
2006
Essen · Baldeneysee
SMB 4x LG Gold
Felix Reimann
2007
Brandenburg · Beetzsee
SMB 2x LG Silber
Arne Falkenhorst
2007
Brandenburg · Beetzsee
SMB 8+ LG Silber
Arne Falkenhorst
2008
Köln · Fühlinger See
SMB 2x LG Gold
Lars Wichert
2008
Köln · Fühlinger See
SMB 4x LG Gold
Arne Falkenhorst
2008
Köln · Fühlinger See
SMB 4x LG Silber
Lars Wichert
2008
Köln · Fühlinger See
SMB 8+
Bronze
Ole Behling, Hendrik Döpper
2009
Duisburg · Wedau
SMB 2x
Silber
Sebastian Peter
2009
Duisburg · Wedau
SMB 4x
Silber
Sebastian Peter
2009
Duisburg · Wedau
SMB 4x LG Bronze
Arne Falkenhorst
2010
Essen · Baldeneysee
SMB 2x
Sebastian Peter
Gold
Bronze
Gold
Rene Nennhaus, Kai Olbrich
Sport |
41
42 | Sport
Siegerehru
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Leichtgew
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ohne Steu
ermann
(Brandenbu
rg 2014)
2010
Essen · Baldeneysee
SMB 2x LG Bronze
Jonas Briese, Can Marc Temel
2011
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4x
Sebastian Peter
2011
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4x LG Bronze
Nils Störmer
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 2- LG Gold
Can Marc Temel
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 4- LG Gold
Yannik Olsson
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 4x LG Gold
Torben Neumann
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 8+ LG Gold
Yannik Olsson, Can Marc Temel
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 1x LG Silber
Nils Störmer
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 1x LG Bronze
Torben Neumann
2012
Essen · Baldeneysee
SMB 4- LG Silber
Jonas Briese
2013
Köln · Fühlinger See
SMB 4- LG Gold
Torben Neumann, Can Marc Temel
2013
Köln · Fühlinger See
SMB 2- LG Gold
Torben Neumann, Can Marc Temel
2013
Köln · Fühlinger See
SMB 8+ LG Gold
Yannik Olsson, Lasse Werder, Jonas Briese,
Torben Neumann, Can Marc Temel
2013
Köln · Fühlinger See
SMB 2- LG Silber
Lasse Werder, Jonas Briese
2013
Köln · Fühlinger See
SMB 8+ LG Silber
Christopher Wetekamp
2013
Köln · Fühlinger See
SMB 2- LG Bronze
Yannik Olsson
2014
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4- LG Gold
Christopher Wetekamp, Lasse Werder
2014
Brandenburg · Beetzsee
SMB 8+ LG Gold
Christopher Wetekamp, Lasse Werder
2014
Brandenburg · Beetzsee
SMB 4- LG Bronze
Jascha Ningelgen
2014
Brandenburg · Beetzsee
SMB 8+ LG Bronze
Jascha Ningelgen
2015
Köln · Fühlinger See
SMB 8+ LG Silber
Jascha Ningelgen
2015
Köln · Fühlinger See
SMB 4x LG Bronze
Christian Reimann
2015
Köln · Fühlinger See
SMB 8+ LG Bronze
Jonas Ningelgen
Silber
Sport |
Ruderergometer-Meisterschaften
Weltmeisterschaften
2013
Boston · USA · 2000 m
MM H
1. Platz Bernhard Strocka
32. C.R.A.S.H.-B. - Sprints
Europameisterschaften
2013
Kettwig · 2000 m
LM
3. Platz Lars Wichert
2014
Kettwig · 2000 m
MM H
WR
Bernhard Strocka
2014
Kopenhagen · DEN · 2000 m
MM H
1. Platz Bernhard Strocka
2015
Amsterdam · NED
MM H
1. Platz Bernhard Strocka
Deutsche Meisterschaften
2010
Lübeck · 1000 m
MM G
2. Platz Bernhard Strocka
2011
Kettwig · 1000 m
MM G
1. Platz Bernhard Strocka
2012
Lübeck · 1000 m
MM G
2. Platz Bernhard Strocka
2013
Kettwig · 1000 m
MM H
WR
2014
Lübeck · 1000 m
MM H
1. Platz Bernhard Strocka
Bernhard Strocka
2015
Kettwig · 2000 m
LM
3. Platz Lars Wichert
Berlin · 1000 m
MM H
1. Platz Bernhard Strocka
43
44 | Einleitung
Einleitung |
45
46 | Sport
Die Trainer der letzten 25 Jahre
Viele große nationale und internationale Erfolge haben die zahlreichen Leistungssportler in den vergangenen Jahren unter der
Flagge des Ruder-Clubs »Allemannia von
1866« errungen. Dies ist nicht zuletzt auf
die Leistungssport-Trainer unseres Clubs
zurückzuführen.
ningslager auf die bevorstehende Saison
vorbereiteten, ein Skilanglauftrainingslager
in Norwegen durchgeführt, an dem auch
ambitionierte Breitensportler aus dem Club
teilnahmen.
Die Gruppe der Leistungssportler war
zu der Zeit im Vergleich zu den heutigen
Verhältnissen relativ klein. Damals fand der
Übergang aus der Juniorengruppe von Jens
Graefe in den Männerbereich und damit die
Im Jahr 1991 wurde Peter Saborowsky
(besser bekannt als Sabo) Trainer im Club.
Sabos Trainingsmethoden kamen nicht nur
aus dem Lehrbuch, sondern waren auch geprägt von seiner generellen Begeisterung am
Sport sowie seinen eigenen Erfahrungen als
erfolgreicher Rennruderer. Hierbei gelang
es ihm auch häufig, nicht nur die Trainingsleute für seine sportlichen Aktivitäten zu
begeistern. So wurde zum Beispiel, als sich
andere Trainingsgruppen im Rudertrai-
Peter Saborowsky
In den Jahren 1990 bis 1993 trainierte Jens
Graefe eine kleine Juniorengruppe in der
Allemannia, die nach Aussage vieler Mitglieder den Grundstein für eine bis heute
erfolgreiche Trainingsgruppe des Clubs
bildete. Diverse Titel und Medaillen auf
deutschen Juniorenmeisterschaften waren
die Wurzel der sportlichen Erfolge im Männerbereich.
Sport |
Zusammenführung mit der existierenden
Männertrainingsgruppe statt. Dies war der
Beginn einer für viele Beteiligte unvergess­
lichen Zeit, in der Freundschaften fürs
Leben entstanden sind.
und beide gewannen in ihren Bootsklassen
die Goldmedaille. Christian Dahlke und
Ole Brauer nahmen im selben Jahr an der
Männer-Weltmeisterschaft in Tampere,
Finnland, teil.
Christian Dahlke ruderte damals im leichten Männer-A-Bereich. Hier errang er unter
anderem 1992 die Bronzemedaille im Lgw
8+ bei der WM in Montreal. Der seinerzeit im Vorlauf aufgestellte Weltrekord hat
bis heute noch Gültigkeit. Ole Brauer und
Roland Opfer gingen bei den leichten und
Enno Ulrichs bei den schweren Männer-B
an den Start. 1994 wurde Christian Dahlke
in Hamburg Deutscher Meister im Lgw.
2- und konnte bei der Weltmeisterschaft in
Indianapolis, USA, in derselben Bootsklasse
den 4. Platz errudern. Im gleichen Jahr gewann Kai Olbrich die Silbermedaille auf der
Juniorenweltmeisterschaft in München.
Nach der erfolgreichen Saison 1995 übergab Sabo die Trainingsgruppe an Marcus
Schwarzrock, der vom RC Süderelbe in die
Allemannia wechselte. Ob und in welcher
Höhe eine Ablösesumme gezahlt wurde, ist
bis zum heutigen Tage ungeklärt. Der da­
malige Leistungssportvorsitzende Michael
Olbrich verweigert hierzu weiterhin die
Aussage.
Wie in den Jahren zuvor gelang es Sabo
1995, seine Trainingsleute in verschiedenen Renngemeinschaften zum Erfolg zu
führen. So fuhren unter anderem Roland
Opfer im Doppelzweier und Enno Ulrichs
im Doppelvierer zum Nations-Cup (U23
Weltmeisterschaft) in Groningen (NL)
Marcus war in der Allemannia kein Unbekannter, da er schon als Trainer im RC
Süderelbe viele große Erfolge feiern konnte.
Hierzu gehörten unter anderem der Sieg
bei der Deutschen Jugendmeisterschaft
und die Silbermedaille bei der JuniorenWeltmeister­schaft im Doppelzweier von Kai
Olbrich 1994.
Mit Marcus erhielten auch mehr die Lehrbuch geprägten Trainingsmethoden Einzug
in die Trainingsgruppe der Allemannia.
Seine Vorstellungen von Teamgeist führten
47
48 | Sport
le
Bronzemedail
Gewinner der
schen
ut
de
rd
No
n
im 8+ bei de
ten 1994
Meisterschaf
er mit Roland Opfer und seinem Partner
Sebastian Meyer (RC Breisach) sowie
diverse Medaillen bei Weltmeisterschaften
und U23-Weltmeisterschaften. Erwähnenswert sind auch die Silbermedaillen von Kai
Olbrich, Rene Nennhaus (1997 & 1998) und
Durch sehr versierte Trainingspläne und
die enge Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Hamburg Schleswig-Holstein
und der Ruderakademie in Ratzeburg stieg
die Zahl der Erfolge unter Marcus stetig an.
Als die größten Erfolge sind unter anderem
zu nennen der 6. Platz bei den Olympischen
Spielen 1996 in Atlanta im Doppelzwei-
Sönke Ossmann (1998) im 4x bei der U23
WM sowie Florian Puls im Lgw 4x 1997.
Außerdem gewann Felix Niemeyer 1998
Silber im 2+ auf der Junioren-WM.
Marcus Schwarzrock noch als Allemanne
bereits einige Wochen nach seinem Amtsantritt zur Bronzemedaille auf den Norddeutschen Meisterschaften im 8+. Ein Ergebnis,
das ohne die überragenden Leistungen des
Steuermanns Ronald »Stöpsel« Bohmgahren
nicht denkbar gewesen wäre.
Sport |
In diesen Jahren war der stets erfolgreiche
von der Universität Hamburg zur CollegeRegatta in Taiwan entsandte Achter maßgeblich von Sportlern aus der Allemannia
geprägt.
Nicht zuletzt ist der einzigartige Erfolg bei
den Norddeutschen Meisterschaften im Jahr
2000 zu nennen, bei dem die Allemannia
alle Männer-Bootsklassen gewinnen konnte.
Ein Ereignis, dass es in der Geschichte der
NDM bis heute noch nie gab und aller
Wahrscheinlichkeit nach nie wieder geben
wird.
Während dieser erfolgreichen und aufregenden Jahre wuchs die Zahl der Trainingsleute der Allemannia immer weiter
an, so dass zum Teil bis zu 20 Junioren und
Männer Leistungssport betrieben. In dieser
Zeit gewann das Leichtgewichtsrudern,
insbesondere im Riemenbereich, in der
Trainingsgruppe immer mehr an Bedeutung. Höhepunkte waren auf internationaler
Ebene die 2003 und 2004 gewonnen Silberbzw. Goldmedaillen im Lgw 8+ mit Christian Dahlke, Martin Raeder und Joachim
Drews an Bord. Marcus war der an den
DRV entsandte Trainer dieses Flaggschiffs.
Außerdem ging auf nationaler Ebene in den
Jahren 2004 und 2005 der deutsche Meistertitel im 4- an die Allemannia.
Im Jahr 2005 entschied sich Marcus, dem
Ruf nach Ratzeburg als Bundestrainer Rudern/Skullen der B-Senioren zu folgen und
seinen Dienst beim RCA zu quittieren. Marcus hat seine Karriere als Trainer beim DRV
fortgesetzt und ist mittlerweile Cheftrainer
des Deutschen Ruderverbandes. Dieser
Schritt wäre ohne die gesammelten Erfahrungen und die außergewöhnlichen Charaktere in der Trainingsgruppe der Allemannia
undenkbar gewesen.
49
Tim S
chönb
erg
50 | Sport
Sport |
In den Fußstapfen von Marcus folgte Tim
Schönberg als Cheftrainer der Allemannia.
Tim war schon unter Marcus erfolgreicher
Leistungssportler und Juniorentrainer im
RCA. Durch diese guten Voraussetzungen,
gepaart mit eigenen Ideen und Methoden,
gelang es Tim, die Arbeit als Trainer im
Club erfolgreich fortzusetzen. So gewannen die von ihm seit dem Juniorenalter
betreuten Trainingsleute Goldmedaillen auf
Weltmeisterschaften (Torben Neumann und
Can Temel im Lgw 8+ in Amsterdam 2014).
2013 folgte auch Tim dem Ruf des DRV. Er
ist seitdem am Bundesstützpunkt Hamburg/
Ratzeburg für die schweren U23 RiemenMänner zuständig.
Der derzeitige Trainer Sven Carstens übernahm 2013 seine Aufgabe. Sven sieht sich
besonderen Herausforderungen ausgesetzt, da die erfolgreichen Senioren bei den
jeweiligen Bundesstützpunkten trainieren.
Dementsprechend liegt der Fokus auf
Nachwuchsarbeit im U19 Bereich. Auch
Sven konnte hier an die erfolgreiche Arbeit
anknüpfen. So wurde 2014 Max Reichel
deutscher Jugendmeister im 4+ und 5. auf
der JWM in Hamburg.
Sicherlich könnten hier noch viel mehr Erfolge und Anekdoten aus den vergangenen
Jahren berichtet werden, an die wir uns alle
immer gerne erinnern. Die vorangegangenen Ausführungen geben nur einen kleinen
Rückblick auf einige der großen Erfolge der
Leistungssportler der Allemannia und die
Trainer, die diese Erfolge maßgeblich mitgestaltet haben.
Ole Brauer, Kai Olbrich,
Dr. Enno Ulrichs
51
52 | Sport
Christian Dahlke
Sport |
53
54 | Sport
Breitensport
»Breitensport« ist ein gängiger Begriff
im allgemeinen Sportleben, doch welche
Vorstellungen verbinden sich damit? Am
weitesten hat der DSB 1975 die Begrifflichkeit gefasst: »Jegliche sportliche Tätigkeit,
die nicht wettkampfmäßig betrieben wird«.
Kritisch ist hierzu anzumerken, dass man
sich heutzutage natürlich auch als Breitensportler an Wettkämpfen beteiligen kann,
was am häufigsten im Mannschaftssport
der Fall ist (z.B. Rudern), aber ebenso gut
selbstverständlich auch als Einzelkämpfer
(z.B. Tennis, Golf und natürlich Rudern). Im
Gegensatz zum Leistungssport und insbesondere zum Hochleistungssport dient der
Breitensport hauptsächlich der individuellen
körperlichen Ertüchtigung (Fitness) wie
auch ganz generell dem »Spaß am Sport«.
Wie in den meisten Sportvereinen hat auch
in der Allemannia der Breitensport eine
große Bedeutung erlangt, auch wenn er als
Begriff in der Satzung expressis verbis nicht
auftaucht, sondern – anders als die »Pflege des Rennsports« als hervorgehobenes
Ziel – mit »körperliche Ertüchtigung seiner
Mitglieder durch die Ausübung des Rudersports« als weiterer Zweck umschrieben
wird. Gleichwohl bildet er das Rückgrat der
rudersportlichen Aktivitäten in unserem
Club. Üblicherweise finden sich Mitglieder
am Steg ohne vorherige Verabredung zu
einer Mannschaft für eine Ausfahrt zusammen, und unsere Ruderwarte, die die
Stegaufsicht führen, sorgen dafür, dass jeder
einen Platz im Boot findet.
Ein Problem, gerade auch im Breitensport,
besteht darin, dass besonders mitgliederstarke Vereine oftmals unter einer hohen
Fluktuation, vor allem bei ihren neuen
Mitgliedern, leiden, weil es diesen anfangs
schwerfällt, Zugang zur großen Clubgemeinschaft zu finden und sich zu integrieren, so auch in der Allemannia. Wirksame
Abhilfe konnte bei uns durch die Bildung
von Gruppen (Kreisen, Zirkeln) geschaffen
werden, die sich regelmäßig (meist zweimal
wöchentlich, morgens oder abends) zum
Rudern treffen. Diese Gruppen, zu denen
neue Mitglieder Zugang finden, haben sich
als sehr stabil erwiesen und sind aus dem
Clubleben nicht mehr wegzudenken. Um
zu verhindern, dass sich »Clubs im Club«
bilden und ein Eigenleben führen, wo­
runter der Zusammenhalt des Clubs leiden
könnte, sieht das Konzept die Benennung
sogenannter Gruppenkapitäne vor, die sich
r:
ionierter Breitensportle
Ein glücklicher, ambit
en
ahr
Bohmg
Ronald »Stöpsel«
von Auslandsregatten (USA, Kanada) zum
Ziel gesetzt hatten, heute jedoch eher das
»gepflegte Rudern« ohne besondere Regatta­
ambitionen bevorzugen. Gegenwärtig gibt
es rund 20 solcher Gruppen.
mehrmals im Jahr unter dem Vorsitz des
Breitensportvorstands treffen und aktuelle
Fragen und Probleme des Clubs erörtern.
Auf diese Weise wird eine ständige Kommunikation zwischen Vorstand und Mitgliedern gewährleistet. Dieses Konzept hat sich
inzwischen bestens bewährt.
Die älteste und zugleich größte Gruppe
sind die Sonnabend-Morgenruderer (die
übrigens nach einem strengen Reglement
geführt wird und mittlerweile auf rund 30
Kameraden angewachsen ist). Andere sind
z.B. die Rentner-Ruderer und der ebenfalls
seit langem bestehende »Bullentisch«. Ebenfalls zu nennen ist der Bostonachter, eine
Gruppe ambitionierter ehemaliger Trainings­leute, die sich vornehmlich den Besuch
Dass Breitensport Wettkampf und damit
Leistungssport keinesfalls ausschließt, zeigen die vielen Mastersregatten, die in großer
Zahl – vielfach als Langstreckenregatten –
im gesamten Bundesgebiet ausgeschrieben
werden. Auch Allemannen – sowohl ehemalige Trainingsleute als auch Kameraden, die
in jungen Jahren nie Hochleistungssport betrieben haben, aber Spaß am Wettkampf finden – machen von diesen Möglichkeiten in
Hamburg und im Hamburger Umfeld regen
Gebrauch. Sie bilden ad hoc-Mannschaften,
trainieren für eine bestimmte Regatta und
gehen danach wieder auseinander.
Daneben gibt es eine Reihe von Kameraden,
die sich im hochambitionierten Regattasport
engagieren. Die Rede ist von der vor einigen
Jahren gegründeten Ruderbundesliga (RBL)
im Rahmen der Zweiten Wettkampfebene,
die man, wenn man so will, als Zwischenlösung zwischen Hochleistungssport und
leistungsorientiertem Breitensport ansiedeln
Sport |
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56 | Sport
Sport |
könnte, und die jungen ehrgeizigen Kameraden die Möglichkeit eröffnet, sich unter
Trainingsbedingungen am Rennsport zu beteiligen, ohne den Maximalanforderungen
des Spitzensports genügen zu müssen.
Ausgefahren werden acht auf Vereinsmannschaften beschränkte Sprintregatten im Jahr
an verschiedenen Regattaplätzen auf einer
ca. 350 m langen Rennstrecke. Inzwischen
gibt es zwei Ligen und die Allemannia ist –
als einziger Club – in beiden vertreten, in
der 1. Liga sogar höchst erfolgreich! Nicht
unerwähnt bleiben soll, dass unser Ruderkamerad Bernd Strocka mit 72 Jahren
– derzeit als einziger Allemanne – in einer
Hamburger Renngemeinschaft als WorldMasters-Champion und darüber hinaus auf
Ergometermeisterschaften als Welt- und Europameister in seiner Altersklasse zu hohen
Ehren gekommen ist.
Eine andere Gruppe mit ähnlich hohen Ambitionen ist die unserem Club angeschlossene HSBA, deren Mitglieder (Damen und
Herren) jedes Frühjahr unter professioneller
Betreuung von Christian Dahlke gegen die
Bremer Jakobsuniversität sehr erfolgreich
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58 | Sport
ihre 2000-Meter-Rennen auf der Außen­
alster austragen.
Eine für den Breitensport typische Kategorie
ist das Wanderrudern, das in Deutschland
auf eine lange Tradition zurückblicken
kann. Fern jeglicher ehrgeiziger Ambitionen, es sei denn, man strebt einen der vielen
Wanderfahrtenpreise an, allen voran den
Äquatorpreis mit geforderten 42.000 km,
gehört es mit seinen eher beschaulichen
Fahrten durch unsere herrlichen Fluss- und
Seenlandschaften in Nah und Fern zu den
beliebtesten Breitensportarten, weil es wie
kaum eine andere das Gemeinschaftserlebnis der Kameraden untereinander fördert
und ganz einfach dazu angetan ist, im geruhsamen Dahingleiten der Boote Leib und
Seele in Einklang zu bringen.
Allemannen schätzen das und sind jedes Jahr vom Frühjahr bis zum Herbst in
vielen Regionen Deutschlands wie auch im
europäischen Ausland unterwegs – kaum
ein Land, das sie nicht auf dem Wasser
bereist haben, bis hin zum heute russischen
Teil des fernen Ostpreußens und auf der
litauischen Memel. Die Beliebtheit des
Wanderruderns hat noch zugenommen,
nachdem, ermöglicht durch großherzige
Spender, in der Allemannia seit den achtziger Jahren das Barkenrudern eingeführt
wurde, das inzwischen in vielen weiteren
Ruderclubs Nachahmung findet. Es erfüllt
die Allemannen mit Stolz und Dankbarkeit,
dass sie nunmehr, wiederum dank einer
großmütigen Spende, über sogar zwei dieser
wunder­schönen, geräumigen Boote verfügen können.
Alles in allem: In der Allemannia ist der
Breitensport höchst lebendig. Mit seinen
unterschiedlichen Facetten kommt er den
vielfältigen Bedürfnissen unserer Mitglieder entgegen, nicht zuletzt auch dank eines
großen Bestands an modernen Booten aller
Bootsgattungen. Dieser wird ergänzt durch
eine Vielzahl von Sportgeräten wie Ruder­
ergometer und Spinningräder sowie einen
gut ausgerüsteten Fitnessraum, was das Rudern in der Allemannia so attraktiv macht
wie nie zuvor.
Harald Sobisch
Sport |
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60 | Sport
Wanderrudern
auf
anderfahrt
Philips W
See
er
aldstätt
dem Vierw
Wann in unserem Club die ersten Wanderfahrten durchgeführt wurden, ist nicht mehr
festzustellen, stand doch in der Clubsatzung
und steht eigentlich auch heute immer noch:
»Der Zweck des Clubs … ist insbesondere
die Pflege des Rennruderns.« Das hat aber
die Entwicklung des Wanderruderns und
die Freude daran nicht aufgehalten, auch
wenn es am Anfang vielleicht nur Ausfahrten im Stadtgebiet waren.
Sport |
Vor dem Ersten Weltkrieg wurden aber
schon deutsche Gewässer berudert mit
weiter entfernten Zielen, wie z.B. Berlin.
Auch soll es mal eine Wanderfahrt von der
Wartburg (Werra) bis nach Helgoland gegeben haben, dabei natürlich der letzte Teil
per Dampfer.
Nach dem Krieg begann dann eine sehr
aktive Zeit: Waren es anfangs Wochenendfahrten nach Hoopte an der Oberelbe, teils
mit großen Teilnehmerzahlen und Zeltübernachtungen, kam bald der Wunsch, Hamburg zu verlassen und frei nach Wilhelm
Busch »hier sind wir ja sowieso und schön
ist es auch anderswo« Neuland zu erobern.
Und das ist es auch, was uns Wanderruderer antreibt: Unsere Heimat und andere
Länder vom Wasser aus kennenzulernen,
mit gemeinschaftlichen Erlebnissen Kameradschaften aufzubauen und dabei neue
Freunde zu gewinnen.
Besonders machte sich dabei die PhilipsGruppe verdient. In über 60 Fahrten von
1958 bis heute wurden ganz Deutschland
und umliegende Länder besucht, teils auch,
indem man sich für andere Clubmitglieder
öffnete. Die Organisation lag dabei viele
Jahre in den Händen unserer Kameraden
Harald Klinger und Peter Koch.
Ausgezeichnet hat sich aber auch über
mehrere Jahre unser Wanderruderwart
Jürgen Kiene, der weit über hundert Wanderfahrten organisierte. Auf einer dieser
Fahrten von Lauenburg nach Hamburg, die
inzwischen auch Ruderern anderer Vereine
offenstand, hatte er einmal 120 Teilnehmer,
unter anderem auch unseren damaligen
DRV-Boss Manfred Ganzer. Dieser nahm
diese Resonanz zum Anlass, von da ab jährlich ein Wanderrudertreffen für alle deutschen Ruderer zu veranstalten.
Nach einigen ruhigeren Jahren bekam das
Wanderrudern ab 1980 einen erneuten Auftrieb mit der Stiftung unserer ersten Barke
»MESSINA« durch unseren Kameraden Rolf
Biebow. Neue Gruppen bildeten sich, wie
z.B. die »Eppendorfer« (mit dem Stifter), die
»DONRU«, die »Tresenrunde«, die »DDR«
(Die DienstagsRunde) und später der
»Bullentisch«, die regelmäßige Fahrten mit
diesem einmaligen Boot machten. Hatten
wir noch einige Mängel an der ersten »MESSINA« festgestellt, so ersetzte der Stifter sie
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62 | Sport
nach kurzer Zeit schon durch die »MESSINA II«. Diese verloren wir dann durch
einen Unfall in Schweden. Aber auch hier
fand sich mit Erich Jungnickel ein neuer
Stifter, der die Differenz zum Restwert plus
Versicherungszahlung aufstockte. Und so
wurde 1988 die »MESSINA III« angeschafft,
die uns noch heute, nach einer größeren
Grundrenovierung, viel Freude macht.
Aber auch in normalen Wanderbooten werden Fahrten durchgeführt. Und da es dazu
immer guter Organisatoren bedarf, seien
hier einige Namen, stellvertretend für alle
Fahrtleiter, besonders aufgeführt: Dr.Gernot
Schmalfeldt, Eckard Helms, Jürgen Jeschke,
Jens Martens, Ingo Matthies u.v.a.m. Dank
allen!
Anfangs waren die Bootstransporte noch
recht abenteuerlich. Es gab für das Wanderrudern keinen speziellen Hänger und
so wurden zunächst die Boote per Waggon oder teilweise sogar mit Schiffen der
Schlesischen-Dampfer-Compagnie unseres
Clubkameraden Hans Kreuschner verladen.
Erst später gab es einen eigenen Wanderruderhänger und für die Barken je einen Spezialtrailer. Aber auch dann gingen die Boote
noch teilweise per Waggon auf Reisen. Die
erste Barke wurde anfangs in einem Segelflughangar bei Marktheidenfeldt (in der
Mitte Deutschlands) abgestellt, um größere
Transportwege zu vermeiden. Das wurde
schnell wieder aufgegeben, nachdem man
feststellte, dass auch weite Fahrten mit dem
Trailer kein Problem darstellten.
Heute hat sich unser Aktionsgebiet enorm
erweitert. Halb Europa wurde inzwischen
von uns erobert. Unsere Ziele waren ganz
Skandinavien, Österreich (Donau), die
Schweiz (Vierwaldstätter See, Biel), Irland
(Shannon), Schottland (Caledonian Channel), England (Themse), Frankreich (Doubs
und Soane, Meuse, Lot und Garonne, Bretagne, Charente und Loire), Portugal (Duoro hier kam unsere Barke per Fischtrawler zurück), Holland (Rhein, Maas und Friesland),
Italien (Comer See). Seit der Öffnung des
Ostens Polen (Masuren), Tschechien (Elbe
und Moldau) und, dank der hervorragenden
Ortskenntnisse unseres Kameraden Ulrich
Busch, die baltischen Gewässer (Memel,
Königsberg u. a.).
Die Wiedervereinigung Deutschlands
eröffnete uns fantastische neue Ruderre-
Sport |
viere, wobei West-Berlin schon immer ein
attraktives Ziel war, speziell dank der guten
Übernachtungsmöglichkeiten in den dortigen Clubs.
Mit der Stiftung unserer zweiten Barke
»ALLEMANNIA« durch unseren Kameraden Wolf-Günter Schmitt 2007 dürfen
wir uns heute als der Club mit dem besten Bootsmaterial für Wanderfahrten in
Deutschland rühmen.
Und das heißt: Nutzt diese Gelegenheit!
Jürgen Kiene, Peter Koch,
Ingo Matthies
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64 | Sport
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66 | Sport
Betriebssport
Im Jahre 1950 – also kurz nach dem 2.
Weltkrieg – wurde der Betriebssportverband
Hamburg gegründet. Das Motto war – wie
wir auch vom heutigen Sportsenator hören:
»Betriebssport sorgt für Bewegung und Ausgleich im Job – und stärkt gleichzeitig den
Teamgeist im Unternehmen.« Die Firmen
unterstützten aus diesen Gründen – also
auch zu ihrem Nutzen – die sportlichen Aktivitäten ihrer Mitarbeiter. Eine »Win-winwin-Situation« nennt man das heute, denn
auch die Ruderclubs hatten etwas davon.
Schon vor dem Krieg hatte es Betriebssportruderer in der Allemannia gegeben.
Unser alter Freund Wilhelm Jacob sen. war
Lehrling bei der Commerzbank und hat –
noch im Bootshaus am Ferdinandstor – als
Morgenruderer gewirkt. Er war einer der
letzten unter uns, die das alte Bootshaus
noch kennen gelernt hatten und über den
frühen Betriebssport in unserer Allemannia
etwas wussten.
Bald nach der Gründung des Verbandes im
Jahre 1950 gab es Ruderriegen der Betriebssportgruppen in der Allemannia; die der
Deutschen Bank war wohl die erste. Bald
kamen DEA, Philips und Hapag-Lloyd dazu.
Zunächst waren diese Betriebssportler keine
Mitglieder in der Allemannia, aber Mitte
der 1960er Jahre wurden sie dann – mit
Datum ihres Eintritts in die jeweilige Betriebssportgruppe – als Mitglieder des Clubs
aufgenommen.
Im Jahre 1954 nahmen die Betriebssportler
zum ersten Mal an einer Internen Regatta
der Allemannia in einem speziell für sie
ausgeschriebenen Rennen teil. Von ganz
wenigen Ausnahmen abgesehen, die als
Leistungssportler im Club trainierten, übten
sie ihren Sport als Breitensport aus.
Die erste vom Betriebssportverband veranstaltete Regatta fand 1956 statt; ausgerichtet von der Norddeutschen Bank (heute
Deutsche Bank). Die Strecke am östlichen
Alsterufer endete am Bootshaus des RCA.
Teilnehmer waren die Norddeutsche Bank,
DEA, Philips und die Hamburger Kreditbank (später zunächst Dresdner Bank und
jetzt Commerzbank). Drei der teilnehmenden Ruderriegen waren der Allemannia angeschlossen, eine der Favorite Hammonia.
Sieger im 1. Vierer war eine Mannschaft der
Philips - Ruderriege. Bis in die Gegenwart
finden diese Firmensportregatten jährlich
Sport |
a auf
portregatt
Betriebss
alster
der Außen
auf der Alster statt mit breiter Beteiligung
von Firmensportlern aus Deutschland und
– gelegentlich – mit internationaler Beteiligung.
Diese ersten Regattaerfahrungen bewirkten,
dass viele Firmensportler Spaß am Kräftemessen mit anderen Ruderern bekamen,
was dann – nach der Übernahme in die
normale Mitgliedschaft – dazu führte, dass
die Firmensportler mit anderen Allemannen
zusammen für Regatten im Mastersbereich
trainierten und an DRV-Regatten teilnahmen.
Zu erwähnen ist auch, dass die Betriebssportler mit der Veranstaltung von Bällen
und Festen viel zum gesellschaftlichen
Leben im RCA beitrugen, und als besonders wichtiger Beitrag ist die regelmäßige
Ausrichtung von Wanderfahrten zu nennen,
die sich großer Beliebtheit im Kreis aller
Allemannen erfreuen.
Heute ist die Zusammenarbeit mit den
Betriebssportgemeinschaften auf eine neue
vertragliche Basis gestellt. Jörg Lehnigk
betreut die Ruderer von Hapag-Lloyd,
Mercedes-Benz, Peek & Cloppenburg und
der Haspa. Es gibt drei feste Rudertermine
in der Woche. Geplant ist die Beteiligung an
drei Regatten jährlich. Diese Ruderer sind
keine Mitglieder des RCA, es sei denn, sie
erklären für sich die Mitgliedschaft in der
Allemannia.
Ulrich Busch
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68 | Sport
Die »Jung-Allemannia«
Spielend leicht rudern lernen, das ist das
Ziel in der »Jung-Allemannia«, unserer
Jugendabteilung. Hier rudern die Kinder (11
bis 14 Jahre) und Junioren (15 bis 18 Jahre).
Die Jung-Allemannen werden in drei
unterschiedlichen Trainingsgruppen von
erfahrenen Trainern mit Leistungssport­
erfahrungen betreut. Neulinge bekommen
die Grundlagen der Rudertechnik vermittelt, Fortgeschrittene werden auf die Regatten vorbereitet. Der Spaß an der Bewegung
und in der Gruppe steht neben dem sportlichen Erfolg auf den Wettkämpfen ganz oben
auf der Liste. In der »Jung-Allemannia«
bekommen die Jugendlichen wichtige
Eigenschaften, wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Zielstrebigkeit und Selbstständigkeit,
für ihre Zukunft mit auf den Weg.
Im Nachwuchsbereich startet die Jugendabteilung des Ruder-Clubs »Allemannia von
1866« gut aufgestellt in die nächsten 150
Jahre Clubgeschichte.
Kinderrudern
Die Kindergruppe umfasst derzeit 25 Kinder, die an drei Tagen in der Woche trainieren können. Die drei Trainer (Jonas Donner,
Olaf Nagel und Arne Basner) ermöglichen
hierbei eine individuelle Betreuung der 10
bis 20 Kinder, die an einem Trainingstermin vor Ort sind. Die Kinder trainieren das
ganze Jahr über, im Winter ergänzen ein
Hallentraining, das Ruder-Ergometer, das
Schwim­men und das Laufen das Rudertrai-
Sport |
ning auf der Alster und den Kanälen. Ein
Jugendlager bereitet neben dem Wintertraining die Jungs auf die Saison vor. Doch der
Spaß steht bei ihnen an erster Stelle! Daher
bietet die Kindergruppe neben den regulären Trainingseinheiten weitere tolle Freizeitaktivitäten an. Im Sommer sieht man die
Kinder beim Baden und Grillen, im Winter
be­suchen sie den Weihnachtsmarkt. Zusätzlich bringen DVD- oder Konsolenabende
und erlebnisreiche Ausflüge Freude in die
Gruppe.
Die ganzjährige Wettkampfteilnahme führt
beim Kinderrudern in der Allemannia zu
einem starken Teamgeist. Von April bis Juli
stehen am Wochenende häufig Regatten auf
dem Programm, auf denen Anfänger sowie
Fortgeschrittene sich überwiegend regional
mit anderen Ruderern derselben Altersklasse messen.
Für Neueinsteiger lässt sich jederzeit ein
Probetraining vereinbaren.
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70 | Sport
jamin Zeisberg
Teve Knüppel und Ben
men den Kindergewannen 2014 zusam
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Bundeswett
Juniorenjahr bereits
2015 in ihrem ersten
meister bei den
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Deutsche
B-Junioren
Junioren-Leistungssport
Im nächst höheren Altersbereich, bei den
Junioren, geht es dann zwar immer noch
mit sehr viel Spaß, aber auch schon deutlich
ambitionierter zur Sache.
Die Junioren-Leistungssportgruppe besteht aus ca. 15 Jugendlichen, die sich dem
Wettkampfsport verschrieben haben. In der
Regel wachsen die Jungen aus der Kindergruppe in die nächsthöhere Altersklasse
hinein, es sind aber jederzeit auch Neuzugänge herzlich willkommen. Trainiert wird
die Gruppe vom Club-Cheftrainer Sven
Carstens und Co-Trainer Johannes Grün.
Altersmäßig unterteilen sich die Junioren
in zwei Bereiche. Die 15- bis 16-Jährigen
sind die so genannten B-Junioren. In diesem
Altersbereich wird ca. fünfmal pro Woche trainiert, das Ziel sind die Deutschen
Jugendmeisterschaften im Sommer. Zur
Vorbereitung auf diese Meisterschaften
besuchen sie während der Frühjahrssaison
von März bis Juni verschiedene regionale
und auch überregionale Regatten, in deren
Verlauf sich die Aktiven Wettkampferfahrung und auch die Qualifikation für die
Sport |
71
72 | Sport
Startanlage
der Regattastrecke
in Allermöhe
Deutschen Jugendmeisterschaften holen.
Ergänzend finden den Winter hindurch
Wettkämpfe auf dem Ergo, aber auch z.B. im
Laufen oder Schwimmen statt, denn allgemeinathletisches Training steht zu dieser
Jahreszeit im Vordergrund. Das Rudern
wird auf der Alster und zum Teil auch im
Leistungszentrum in Hamburg-Allermöhe
trainiert.
Die A-Junioren umfassen die 17- bis 18-jährigen Jungs. Hier geht es natürlich zumeist
um nationale Ehren, es gibt aber auch die
Chance, sich über entsprechende Leistungen
für internationale Titelkämpfe zu qualifizieren. Die Allemannia bietet für alle Zielstellungen das entsprechende, von qualifizierten
Trainern geleitete Training an. Es können
hier alle sportlichen Träume bis hin zur
WM-Teilnahme Wirklichkeit werden.
Trainiert wird in diesem Altersbereich in
der Regel täglich, am Wochenende auch
zweimal am Tag, um die entsprechenden
Grundlagen für die angestrebten Erfolge
zu legen. Highlights im Jahresverlauf sind
neben den Wettkämpfen auch die Trainingslager, die der Club seinen Aktiven zur
optimalen Vorbereitung anbietet. Im Winter
geht es bei solchen Gelegenheiten auch mal
zum Ski-Langlauf, während im Haupttrainingslager im März in möglichst sonnigen
Gefilden dann eindeutig die ruderspezifische Vorbereitung auf die neue Saison im
Vordergrund steht.
Sport |
Junioren-Breitensport
Die Junioren-Breitensportgruppe ist die
Freizeitgruppe der 15- bis 18-Jährigen. Etwa
10 Ruderer werden von Jonas Christiansen
betreut. An zwei Trainingsterminen trifft
man sich im Ruder-Club. Neben der sportlichen Betätigung steht das Treffen unter
Freunden und das gesellige Miteinander im
Vordergrund. Anfänger und Fortgeschrittene nehmen auch wie die anderen beiden
Jugendgruppen an Regatten teil, jedoch
nicht mit einem verstärkten Wettkampfge-
danken. Das Ganzjahrestraining umfasst
neben dem Ausdauertraining auch regelmäßige Einheiten im clubeigenen Kraftraum.
Außerdem veranstaltet die Gruppe gesellige
gemeinsame Aktivitäten. Beispiele hierfür
sind Kinobesuche und das traditionelle Fußballspielen am Silvestermorgen.
Arne Basner
Vorsitzender der »Jung-Allemannia«
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74 | Sport
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Mastersrudern
Was sich vor 25 Jahren noch AltherrenRudern bzw. Altersklasserudern – um das
weibliche Geschlecht miteinzubeziehen –
oder international geschlechtsneutral Veteranen-Rudern nannte, ist heute das Mastersrudern und Teil des Ressorts Wettkampf
im Deutschen Ruderverband. Die FISA hat
eine eigene Kommission eingerichtet, deren
Ziel es u.a. ist, das Mastersrudern in all seinen Formen national und international zu
verbreiten und zu fördern. Geblieben ist das
Mindestalter von 27 Jahren im laufenden
Kalenderjahr (Kategorie A), die Einteilung
nach Altersklassen, inzwischen bis K (Mindestdurchschnittsalter 85 Jahre und älter),
jedoch keine Einteilung in Gewichtsklassen.
1000 m-Wettkämpfe und LangstreckenRennen gibt es in allen Bootsklassen. Eine
weitere Variante sind Mixedwettbewerbe,
bei denen die Mannschaften je zur Hälfte
aus Frauen und Männern bestehen müssen.
Die ständig steigenden Teilnehmerzahlen
in Mastersrennen, insbesondere auf speziellen Mastersregatten, zeugen von einer
großen internationalen Beliebtheit des
Wettkampfruderns bis ins hohe Alter. Im
Winter hat jeder Master die Möglichkeit,
an Wett­kämpfen auf dem Ruderergometer
teilzunehmen. Es gibt Deutsche Ruderer-
gometer-Meisterschaften über 1000 m (seit
1996) und Europameisterschaften über 2000
m (seit 2003) sowie die jährlichen Weltmeisterschaften in Boston (seit 1981). Hier
werden für alle Alters- und Gewichtsklassen
(schwer und leicht) nationale und internationale Rekorde geführt.
Auch in der Allemannia gab es immer gestandene Herren, die ihre Leistungsfähigkeit
im Boot bei fortgeschrittenem Alter unter
Beweis stellen wollten:
Die Chronik bezeugt, dass 107 Allemannen vom Anbeginn des Altherrenruderns
anno 1911 bis 1991 um ruderische Ehren
kämpften und 271 Siege erringen konnten.
In Hamburg gab es bereits 1932 eine Altherren-Regatta mit Rennen in verschiedenen
Altersklassen. 1911 war es für die Allemannia ein Sieg in Kiel und weitere 15 Siege
kamen zwischen den Weltkriegen hinzu.
Allein in den 50er Jahren waren es 46 Siege
auf deutschen Regattaplätzen.
Und die Allemannia zeigte sich nicht nur in
der internationalen Masterszene, sondern
gewann mit dem ambitionierten Achter
(Mindestdurchschnittsalter 52 Jahre) in der
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Besetzung Kurt Rossmann, Kurt Barkmann,
Günther Lüth, Olaf Olbrich, Dr. Herbert
Schultz, Otto Fritz, Werner Hansen und
Harald Klinger das »Criterium d`Europe
Aviron Veteran« 1970 in Paris.
Der Allemannen-Achter von 1970
Aber auch das ist Mastersrudern: Der 38jährige Achter mit Jürgen Burmester, Egon
Drube, Jürgen Düse, Werner Hansen, Harm
Heinicke, Erich Jungnickel, Wolf Lange,
Karl-Wilhem Mannig und Kurt Münz bevorzugte im selben Jahr die Mosel-Regatta
in Bernkastel, nicht zuletzt des Weines
wegen. 1971 verjüngte sich die AltherrenFraktion des RCA mit den Olbrich-Zwillingen Horst und Michael, Heinz Lübken
(Barzi) und Joachim Wolgast (Mindestalter
27 Jahre). Nicht nur als Vierer, sondern auch
in Achter-Renngemeinschaften war diese
77
Mannschaft außerordentlich erfolgreich.
Laut Regatta-Statistik des DRV begann die
große Zeit des Altherren-Rennruderns in
der Bundesrepublik allerdings erst Mitte der
70er Jahre.
Von der »Alten Garde« der Allemannia
waren Olaf Olbrich und Harald Klinger bald
die einzigen, die dem Wettkampfrudern
treu geblieben waren. Gleichgesinnte fanden
sie im Lübecker Ruderklub, mit denen sie in
Renngemeinschaft für die Allemannia weitere Siege erringen konnten. Während den
»Alten« Mitstreiter fehlten, gab es bei den
jüngeren Masters zu dieser Zeit ein erfreuliches Anwachsen der Gruppe, die zudem den
Ehrgeiz hatte, sich auch auf internationalen
Veteranen-Regatten zu messen. Besonders
beliebt waren Starts auf der jährlich im
Oktober statt findenden »DE HOOP«-Veteranen-Regatta in Amsterdam.
Heino Ramm, Horst
Olbrich, Heinz Lübken,
Bernhard Strocka im 4(MA 27) auf der Regatta
1978 in Amsterdam
78 | Sport
Sieg der Allemannen Heinz Lübken, Horst
Olbrich, Michael Olbrich, Bernhard
Strocka in Rgm. mit dem Harburger RC
( MDA 38) auf dem 8. FISA-VeteranenTreffen in Heidelberg 1981
Zwischenzeitlich (1974) hatte die FISA
ausschließlich für Masters Veteranentreffen
etabliert, die heute als WORLD MASTERS
Regatten bezeichnet werden. Sie finden
alljährlich in einem anderen Land statt,
davon alle fünf Jahre in Übersee. Europäer
haben in diesen Jahren die Möglichkeit, auf
den Euro-Masters auf der Olympia-Strecke
in München zu starten. Obgleich man auf
diesen Regatten weder Weltmeister noch
Europameister werden kann, sondern bestenfalls Abteilungssieger, sind dies bis heute
die attraktivsten Mastersregatten. Auch
hier wollten die Master der Allemannia ein
Wörtchen mitreden. Gestartet wurde in
Nottingham (1979), Kerteminde (1980) und
Heidelberg (1981).
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TERS Regatta in Kerteminde gest
Der auf der FISA WORLD MAS
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Allemannen-Achter (MDA 43)
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Olbrich, Bernhard Strocka, Diete
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Ebeling, Henning Gleim, Stm. Wer
n.
Regatta in Amsterdam ausklinge
Für die älteren Master in Norddeutschland
bleibt aus den 80er Jahren ihr damaliger
Veteranenboss Hans-Otto Kuhlmann aus
Lübeck unvergesslich. Ihm war nicht nur die
wettkampfmäßige Ruderei wichtig, sondern
vielmehr die sportliche Begegnung, insbesondere mit den Veteranen der damaligen
Ostblockstaaten. So war er einer der Initiatoren, der, wie er es nannte, »FreundschaftsSportbegegnung der AH« 1982 in Budapest.
Mit ebenso viel Herzblut warb er für eine
Teilnahme an dem 10. FISA-Veteranentreffen in Prag im darauf folgenden Jahr.
Dies sollte erstmals die Gelegenheit bieten,
Veteranen-Ruderern der DDR zu begegnen.
Auf beiden Veranstaltungen waren auch
Allemannen vertreten.
In den Altersklassen von MA 27 bis MDA
60 brachten es Allemannen in diesem Jahrzehnt auf 52 nationale und 22 internationale
Siege.
Womit die »Alten« sich in den 70er Jahren
arrangieren mussten, war bald auch bei den
Sport |
»jüngeren« Master der Fall: Aus den unterschiedlichsten privaten Gründen und rückläufiger Begeisterung traten viele vom Wettkampfrudern zurück. Dadurch war auch
diese Gruppe zunehmend auf die Bildung
von Renngemeinschaften angewiesen. Partner fand man in Vereinen wie der Favorite
Hammonia, dem Harburger Ruderclub und
weiterhin dem Lübecker RK. Die Situation
der Master stellte sich in diesen Vereinen
ähnlich dar. Es bildeten sich schlagkräftige
Mannschaften, die auch auf den wichtigen
Mastersregatten wie den FISA World Masters konkurrenzfähig waren. Beispielsweise
kamen so Ronald Bohmgahren und Bernhard Strocka 1985 auf den World Masters
in Toronto in Renngemeinschaft mit der
Favorite Hammonia, dem Rendsburger
RK und Ratzeburger RC (MDA 38) sowie
Harald Klinger und Jürgen Koebke auf den
Euro-Masters 1997 in München in Renngemeinschaft mit der Heilbronner RG Schwaben, dem Ratzeburger RC, der Mainzer RG
und dem Lübecker RK (MDA 70) jeweils im
Achter zu Erfolgen.
Auch in den 90ern war das abnehmende
Interesse an 1000 m-Regatten im RCA nicht
zu übersehen. Es fehlte der Nachwuchs und
die Mehrheit der Aktiven hatte ein Alter
zwischen 50 bis 70 Jahren erreicht. Es sei erwähnt, dass bis heute die erfolgreichste »reine« Allemannia-Mastercrew, der sogenannte »Olbrich-Vierer« mit Olaf Olbrich, Hans
Jürgen Buschbeck, Harald Klinger, Jürgen
Koebke und Steuermann Hardy Suchel ist
und gleichzeitig die älteste und am längsten
bestehende Mannschaft.
Die Seele des »Olbrich-Vierers« aber war ihr
Coach Pilo Schümann, ein unermüdlicher
Motivator, dem nicht nur »sein« Vierer am
Herzen lag, sondern jeder Allemanne, von
dem er meinte, ihn für’s Mastersrudern
gewinnen zu können. Dennoch konnte auch
er die Entwicklung bei den Masters im RCA
nicht rückgängig machen.
79
beim
Der »Olbrich-Vierer«
alster
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80 | Sport
Der 70jährige Bernhard Strocka wird von seinem 27jährigen Clubkameraden Lars
Wichert 2013 auf den 10. Euro Open, der ersten offiziellen Europameisterschaft
der FISA, in Essen-Kettwig, gecoacht und zu einem neuen Weltrekord
in der Altersklasse 70-74 getrieben
Wem inzwischen die Lust an 1000 mRennen vergangen war, aber noch nicht
vom ruderischen Wettkampf lassen konnte,
wechselte zum Langstreckenrudern. Hier
fanden sich genügend Gleichgesinnte, um
mit reinen RCA-Mannschaften auf Regatten
zu starten.
Wolgast, Jürgen Plagemann, Heinz Lübken
(Barzi) sowie Steuermann Werner Damm
gab sich den Namen »Bostonachter«, der
mit geänderter Besetzung, aber reduzierter
Aktivität bis heute besteht. Weitere herausragende Regatten für diese Crew waren in
London, Philadelphia und Chattanooga.
Der MDA 60-Achter auf
der Langstreckenregatta
»Quer durch Berlin« 1999
mit Harald Gleim, Uwe
Zeidler, Stm. Werner Damm,
Jürgen Plambeck, Hubert
Terfort, Eggert Knoop,
Bernhard Strocka, Heinz
Lübken und Harald Sobisch
Langstreckenregatten, auf denen es auch
Startmöglichkeiten für Master gab, erlebten
bald einen regelrechten Boom in der Allemannia und es wurden Herausforderungen
auf internationaler Ebene gesucht, die obendrein in möglichst großer Ferne stattfinden
sollten. So startete 1999 ein RCA-Achter in
Henley und in gleicher Besetzung im darauf
folgenden Jahr in Boston. Diese Crew mit
Henning und Harald Gleim, Günter Düse,
Harald Sobisch, Jürgen Plambeck, Dick
Der Bostonachter beim »Head of the Charles« im
Oktober 2000 in Boston
Internationale 1000 m-Masterregatten
wurden nach der Jahrtausendwende lange
Zeit nur noch von den Allemannen Harald
Klinger und Bernhard Strocka besucht. Harald Klinger konnte in den folgenden zehn
Jahren noch diverse Siege mit nationalen
und internationalen Renngemeinschaften
feiern und beendete seine Master-Karriere
2007 in Zagreb, wo er als 82jähriger und
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erster Allemanne in einer Extra-Zeremonie
als »Octo« (80jährige und ältere Teilnehmer) geehrt wurde.
Ab der Wintersaison 2009/2010 hatte
Bernhard Strocka für sich auch den Wettkampf auf dem Ruderergometer entdeckt.
Bis 2015 konnte er viermal die Deutsche
Ruderergometer-Meisterschaft und dreimal
die Europameisterschaft gewinnen. 2013
gelang es ihm, neue Weltrekordzeiten in
seiner Altersklasse über 2000 m und 1000 m
aufzustellen und vier Wochen später diese
Erfolge mit der Weltmeisterschaft in Boston
zu krönen.
Die Durststrecke, was das Flaggezeigen der
Allemannia auf den nationalen und internationalen Mastersregatten betrifft, hatte
ihr vorläufiges Ende ab etwa 2010. Es hatte
sich eine Crew aus 50jährigen gebildet, die
Erfolge auf Langstreckenregatten suchte.
Die auf Mastersregatten, ob national oder
international, übliche 1000 m-Strecke wurde
von der etwa zehnköpfigen »BaumeisterGruppe« bevorzugt, die sich sowohl für
Achterstarts in der Alterskategorie B (MDA
36) als auch C (MDA 43) formieren konnte.
Ihren bisher größten Erfolg feierte diese
Truppe auf der 5. Euro Masters Regatta 2014
in München auf der Olympia-Regattastrecke
von 1972.
Sport |
83
Der siegreiche Allemannenachter (MDA 43) mit
Clemens Schröder, Jörg
Niggemeyer, Frank Leja,
Thomas Engelke, Rolf
Walzel, Christoph Zeiz,
Ingo Hammwöhner, Gavin
Genge und Steuerfrau
Lisa Paukstadt auf der
5. Euro Masters Regatta
2014 in München
Es bleibt zu hoffen, dass die zunehmende
Begeisterung für das Mastersrudern in der
Allemannia anhält und Verstärkungen eines
Tages auch aus den Reihen unserer Bundesliga-Achter dazu stoßen.
Die vermeintlich unschlagbaren riesigen
Renngemeinschaften sollten niemanden
abschrecken, denn erst auf den großen nationalen und internationalen Mastersregatten
erlebt man »prickelnde« Regatta-Atmosphäre mit Ampelstart, Albano-System und
dem Bord-an-Bord-Kampf in voll besetzten
Feldern.
Jedes Rennen hat aber auch ein schönes
Danach, nämlich dann, wenn man sich als
Mastersruderer ein Motto wie »Rudern ist
mehr als Siegen« des Olympiasiegers im
Achter von 1960 Prof. Hans Lenk oder des
Ruderlehrers Karl Adam wie »Nicht gewinnen ist kein Scheitern!« zu eigen macht. Das
Glücksgefühl erfährt man durch die erbrachte Eigenleistung als Teil seiner Mannschaft. Obendrein gibt es nach dem Rennen
auch keine Gegner mehr, sondern nur
Gleichgesinnte und nicht selten entwickeln
sich beim gemeinsamen Bier neue Renngemeinschaften oder was noch besser ist,
langanhaltende Freundschaften. Wer lange
dabei ist, genießt zudem das gemeinsame
Älterwerden.
Dr. Bernd Strocka
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Rudern zur besten Tageszeit
Morgenrudern in der Allemannia damals und heute
Die guten Ruderbedingungen auf der
zumeist morgendlich glatten Außenalster
waren für Regatta-Ruderer schon immer
attraktiv. Die Schlafräume im 1905 bezogenen Bootshaus am Ferdinandstor wurden
damals von Leistungsruderern genutzt, um
schon in den frühen Morgenstunden trainieren zu können.
Dass einige Jahre später das Morgenrudern
auch für die Breitensportler interessant wurde, zeigt ein Aufruf von Lucas Kranich im
»Alsterspiegel« aus dem Jahre 1936 mit dem
Titel »Morgenrudern auf der herbstlichen
Alster«:
»Die Zahl der Morgenruderer im Herbst ist
bei unserer ›Allemannia‹ seit vielen Jahren
eine ganz annehmbare, auch in diesem Jahr,
aber im Verhältnis zu den allemannischen
aktiven Ruderern junger und alter Jahresklassen doch noch eine viel zu geringe.
Daher richten wir ständigen Morgenruderer an die jetzt ruderisch abseits stehenden
Kameraden den freundschaftlichen Ruf,
die Genüsse des Morgenruderns mit uns
zu teilen. Ab etwa ½ 7 Uhr bis gegen ½ 8
Uhr findet sich immer eine Möglichkeit, bei
einer Mannschaft im Achter, Vierer oder
Zweier mitzurudern. Im Übrigen stehen
auch unsere Klinkereiner zur Verfügung«.
Morgenrudern am Sonnabend –
wie es begann
Nach dem Verlust unseres Bootshauses im
Kriegsbombardement am 29.07.1943 fanden
Sport und Clubleben behelfsmäßig zunächst
beim Polizeibootshaus am Isekai, später
bei der Bootswerft Wüstenberg (mit kalter
Dusche!) in Winterhude am Alsterlauf statt.
Genau in diese Zeit fällt auch die Gründung
der traditionsreichen und bis heute sehr
aktiven Sonnabendmorgen-Rudergruppe.
Dabei ist Günther Schmidt »ein Mann der
ersten Stunde«, der Dank seiner sportlichen
Aktivität auch heute noch gesund und fit an
jedem Sonnabendmorgen im Boot zu finden
ist. Von ihm stammt der folgende Rückblick:
»Die Deutschen sind fleißig – das galt insbesondere in den frühen 50er Jahren. Man war
mit dem Wiederaufbau nach dem Kriege
beschäftigt und arbeitete selbstverständlich
auch am Sonnabend (48 Stundenwoche).
Rudern am Sonnabendmorgen war undenkbar!«
Sport |
Für fünf junge Mitglieder des Ruder-Clubs
»Allemannia von 1866« war das nicht so.
Sie beschlossen, sich jeden Sonnabend früh
morgens bei der Bootswerft Wüstenberg zu
versammeln und zu rudern. … Die entscheidende Voraussetzung dafür war, dass
ihre Arbeitgeber das sportliche Vorhaben
abnickten, und das taten sie.
Sei es aus Anerkennung oder heimlichem
Neid, die Fünfergruppe wurde bald als »Prokuristenvierer« bezeichnet.
Die fünf jungen Recken waren: Gerd Beiser (»Biene«), Klaus Harder (»Laatsch«),
H.J. Lehner (»Der König«), K.W. Mannig (»Männe«), Juniorchef, und Günther
Schmidt (»Gummihacke«), ebenfalls Juniorchef.
Nach und nach, durch gelegentliche Vertretungen und besonders durch den Umzug
der Allemannia zur Gurlittinsel gefördert,
wurden es immer mehr Teilnehmer, denen
die hier geltenden Grundprinzipien gefielen:
Klare Regeln, Disziplin, Kameradschaft,
sportliches Rudern, Mannschaftseinteilung
ohne Diskussion, gemeinsames Frühstück,
Offenheit gegenüber Neulingen.
Pünktlichkeit war und ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für die Morgenruderei.
Deren Einhaltung stand von Anfang an unter einem guten Stern: »Gummihackes« Vater förderte nicht nur die sportliche Aktivität des Sohnes, sondern überließ ihm hierzu
auch noch seine Limousine. So fuhr dieser
von St. Pauli zu »Männe« nach Eimsbüttel,
dann zu »Biene« in die Bismarckstraße und
zu »Laatsch« nach Eppendorf, um pünktlich
bei Wüstenberg anzukommen. »Der König«
hatte einen eigenen Wagen (!).
So begann in unserem Club die Ruderei am
Sonnabend in Hamburg, denn eine gleiche
Sonnabendmorgen-Verabredung gab es
damals nirgendwo.
Mit zunehmender Beteiligung entstand der
Name »Ehrenmänner«, der für viele Jahre
ein Synonym für sportliches Rudern und
gute Stimmung am Sonnabend war. In den
frühen sechziger Jahren wurde dann auch
eine Anwesenheitsstatistik eingeführt, die
noch mehr Ansporn zu stetigem Erscheinen
bedeutete.
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88 | Sport
Das Besondere an dieser Gruppe ist nach
wie vor: Teilnehmer aller Altersgruppen
(25-85 Jahre) treffen sich verlässlich jeden
Sonnabend zum Morgenrudern, wobei
ihre Anzahl schwankt: Üblicherweise und
trotz natürlicher Abgänge zwischen 25 und
30, sind es aktuell sogar 40! Dabei ist noch
immer eines der Gründungsmitglieder,
Günther Schmidt, unter den häufigsten
Teilnehmern zu finden, und alle folgen dem
von Joachim Ringelnatz geprägten Motto:
»Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine
und er fördert durch Vereine
auch noch die Geselligkeit.«
Die hier erwähnte Geselligkeit erhöht ganz
sicher den Genuss am Morgenrudern: Um
Punkt 7 Uhr werden nach Bootseinteilung
durch Walter Lange zumeist Achter und
Sechser gerudert. Wer unpünktlich ist, »beschenkt« die Kameraden mit einer Flasche
Sekt, und Beleidigtsein wird auf gleiche
Weise sanktioniert.
Schon wegen der sehr unterschiedlichen
Berufsgruppen finden sich dann beim
gemütlichen Frühstück – mit Alsterblick!
– vielfältige an- und teils auch erregende
Gesprächsthemen, wobei viel gelacht wird
und Humor ein steter Begleiter ist. Geburtstage und Jubiläen werden selbstverständlich
entsprechend gewürdigt.
Die Sonnabendmorgen-Gruppe ist zwar die
traditionsreichste, aber schon seit langem
nicht mehr die einzige MorgenrudererGesellschaft in unserem Club.
Sport |
Die Dienstag-Donnerstag-Morgenruderergruppe
Die »Rentnergang« am Montagmorgen
Seit 1980 treffen sich dienstags und donnerstags kurz vor 6 Uhr in der Frühe bis
zu 40 Allemannen, die vor der Arbeit noch
etwas für ihre Fitness tun möchten, wobei
nicht wenige von ihnen auch sonnabends
dabei sind.
Diejenigen, die als jung gebliebene Rentner
nicht mehr berufstätig sind und einen späteren Morgenrudertermin bevorzugen, treffen
sich seit Mai 1999 am Montagvormittag um
10 Uhr zum gemeinsamen Rudern. Die Mitglieder J. Burmester, H. Heinike, W. Lange,
B. Rosenbaum und C.-A. Soetbehr gründeten diese Gruppe. Heute gehören ihr mehr
als 20 Ruderer an. Ihr 10-jähriges Bestehen
beging die Gruppe mit einem Törn zum
historischen Lotsenschoner »Elbe 5« im Hafen, eine angemessen-maritime Würdigung
dieses Jubiläums.
Nach einem guten Frühstück im Club ist
dann für einen ereignisreichen Tag genügend Kraft getankt. Die aktivsten Ruderer
dieser Gruppe (J. Beyer, P. Heise, W.-G.
Schmitt) sind mittlerweile mehr als 2ooo
mal dabei gewesen.
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90 | Sport
Sport |
Wer erlebt noch die Sonnenaufgänge, die den
Tag zum Sommer hin immer früher aufstehen
lassen? Wer beobachtet noch bewusst, wie es
im späteren Verlauf des Jahres morgens immer länger dunkel bleibt, die Tage also immer
kürzer werden?
Die hier beschriebene Morgenidylle in
unserer sonst so lebhaften Großstadt zeigt
sehr gut die beschauliche Seite des Morgenruderns, die ich als Mitglied der Sonnabendmorgen-Ruderergruppe wahrhaft zu
schätzen weiß. Aber auch sportlicher Ehrgeiz mit maßvollem Wettbewerb zwischen
den Mannschaften kommt nicht zu kurz.
Als ganz besonders positiv aber empfinde
ich den generationsübergreifenden Zusammenhalt, wie er wohl in kaum einer anderen
Sportvereinigung unserer Größenordnung
anzutreffen ist.
Wer spürt noch, wie es vom Frühjahr zum
Sommer hin draußen schon frühmorgens beständig wärmer wird und es sich vom Herbst
an dann wieder abkühlt, bis schließlich Eis
sich auf den Gewässern bildet?«
Natürlich bedarf der frühe Termin einiger
Überwindung und Disziplin, bietet aber vor
allem für Berufstätige eine gute Gelegenheit,
den Sport verlässlich in den Tagesablauf zu
integrieren.
Der Morgen im Jahreskreislauf
(U. Schuldt 2001):
»Wer erlebt den Verlauf der Jahreszeiten so
sichtbar und hautnah wie ein Morgenruderer?
So wird das Morgenrudern auch in Zukunft
für Breitensportler jeden Alters attraktiv
sein und einen bedeutenden Baustein im
vielfältigen Angebot unserer Allemannia
darstellen.
Dr. Boll Reimann
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Sport |
Bootshaus & Boote
❱ Bootshäuser einst und jetzt {94}
❱ Verlängerung des Erbbaurechts bis 2054 {98}
❱ Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert {100}
❱ DER Bootspark {106}
❱ ein kurzer AbriSS der bootsbaukunst {112}
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94 | Bootshaus und Boote
Bootshäuser einst und jetzt
von der Hütte zum Palast
Mit der Hütte war nach Wikipedia in der
ursprünglichen Bedeutung ein mit einfachen Mitteln erstellter Bau gemeint, als
Zufluchts- oder Aufbewahrungsort vor der
Witterung. Später konkretisiert sich das
Wort auf Gebäude im eigentlichen Sinne
gleichbedeutend mit Schuppen.
fanden in wechselnden Gaststätten statt, zu
dieser Zeit im Clublokal »Casematte«, Alsterarkaden 12-13. Für den Durst nach dem
Rudern gab es eine »unsichtbare« Bar in
einem Gemeinschaftsraum, in dem Kameraden aller am Ferdinandstor beheimateten
Clubs zusammenkamen.
Solche Schuppen dienten unseren Gründern
von 1866 bis 1904 als Lager für ihre achtruderige Gig »Concurrent«, die zehnruderige
Gig »Allemannia« und andere. Sie wurden
von befreundeten Firmen angemietet, z.B.
1866 an der Fontenay, 1868 am Hofweg,
1878 an der Gertrudenstraße und schließlich 1884 in dem 1880 vom NRV gebauten
Bootshaus am Ferdinandstor (für 700 Mark
p.a.). Mitgliedertreffen und Versammlungen
1905 folgte der Bau des ersten eigenen
Bootshauses der Allemannia, gemeinsam
mit dem Hamburger Ruderverein und dem
NRV auf dem Gelände am Ferdinandstor.
Vom NRV gemietete
Bootshallen am Ferdinandstor
1884 – 1904 ->
Bootshaus am
Ferdinandstor ––>>
Aufnahme von
Weihnachten 1931
Dieses Bootshaus war für damalige Verhältnisse schon luxuriös, aber schon 1911
tagte eine neue Bootshausbaukommission
mit Georg Frank, die den nächsten Schritt,
einen Palast, plante (Palast nach Wikipedia:
Bootshaus und Boote |
ein, meist in einer Stadt erbauter, schlossähnlicher und repräsentativer Prachtbau).
Nur so konnte man dieses gigantische
Bauvorhaben mit sechs Bootshallen und
Gesellschaftsräumen für 1.200 Personen
nennen. Aber der Ausbruch des 1. Weltkrieges verhinderte den Bau.
Die Baukosten waren inzwischen auf 25
Mio. Mark gestiegen. Dieses Bootshaus wurde 1926 durch einen Steg von 550 qm aus
dem neuen Baustoff Eisenbeton sowie 1932
durch einen Bootshallenanbau erweitert.
Nach dem Krieg wurde die Planung von Georg Frank wieder aufgegriffen. Die kühnen
Pläne aus der Vorkriegszeit wurden aber
revidiert. Trotzdem wurden die Baukosten
immer noch mit 3,32 Mio. Mark veranschlagt. Anfang 1922 war Baubeginn und
nach durch Streiks, Materialmangel und
Inflation verzögertem Bauablauf konnte am
23. März 1923 Einweihung gefeiert werden.
Im Juli 1943 versank das Bootshaus durch
Bombenangriffe in Schutt und Asche,
nur der Bootssteg blieb erhalten. Anfangs
bestand noch Hoffnung auf einen Wiederaufbau, doch musste der Rest nach dem
Krieg dem Bau der Neuen Lombardsbrücke
(heutige Kennedybrücke) weichen.
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Unser Bootshaus mit dem 1932 angebauten Schuppen »Hamburg«
96 | Bootshaus und Boote
Nach einer zeitgenössischen
Zeichnung die Überbleibsel
am Ferdinandstor nach der
Bombennacht, im Hintergrund
die Lombardsbrücke und das
Esso-Haus
1947 wurde ein neuer Anfang bei der Bootswerft Wüstenberg am Lattenkamp gemacht
und 1949 dort ein Holzbootschuppen
erstellt.
Wiederbeginn beim Bootsbauer Wüstenberg rechts der von uns erbaute Bootsschuppen
Damit aber war man nicht zufrieden, die
Allemannia wollte wieder an die Alster zurück. Wieder war es Georg Frank, der diese
Pläne ab 1951 eisern verfolgte, mit dem
Ergebnis der Zuweisung unseres jetzigen
Grundstücks auf der Gurlittinsel im November 1952. Dann ging es zügig voran, der
erste Pfahl wurde am 8. Mai 1953 gerammt,
Richtfest war am 17. Oktober und am 28.
März 1954 wurde der Ruderbetrieb aufgenommen.
Nach einigen An- und Umbauten in den
Jahren 1959, 1974, 1986 und 1991 zur 125.
Jahr-Feier wurden Anfang dieses Jahrhunderts wieder Pläne geschmiedet. Die fünfzig
Jahre alte Technik streikte öfters, die Raumaufteilung entsprach nicht mehr einem
wirtschaftlichen Betrieb. Daher wurde unser
Clubhaus 2009/10 saniert und erweitert,
womit wir dann wieder bei einem repräsentativen Prachtbau (Palast) waren.
Zu den Hintergründen und dem Ablauf des
Umbaus siehe »Ein Clubhaus für das 21.
Jahrhundert« ab Seite 100.
Peter Bohnsack
Bootshaus und Boote |
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98 | Bootshaus und Boote
Verlängerung des Erbaurechts bis 2054
Im Jahr 1954 schloss der Vorstand der
Allemannia mit der Stadt Hamburg einen
Erbbaurechtsvertrag und legte damit die
Basis für den Neubau unseres heutigen
Clubhauses auf der Gurlittinsel, das am
28. März 1954 eingeweiht werden konnte.
Der Vertrag hatte eine Laufzeit bis zum 30.
Juni 2004. Bereits 1994 nahm der damalige
Vorsitzende Jürgen Plambeck die Gespräche
mit der Liegenschaft zur Verlängerung des
Erbbaurechts auf. Diese Verhandlungen
wurden später durch seinen Nachfolger
Manfred Riechers fortgeführt und zu einem
erfolgreichen Abschluss gebracht.
Das erste Angebot der Stadt war die Verlängerung des Erbbaurechtsvertrags für weitere
50 Jahre bis 2054 gegen eine Einmalzahlung
von 485.000 DM. Alternativ bot die Stadt
uns den Abschluss eines sogenannten Sportrahmenvertrages an, der folgende Eckpunkte beinhaltete:
»» Übergabe unseres Clubhauses
(Neuwert rd. 3 Mio. DM)
»» Laufzeit für weitere max. 25-30 Jahre
»» Im Falle einer vorzeitigen Kündigung
hätte der Club nur den Zeitwert ersetzt
bekommen.
»» Zahlung einer Pacht von 5.000 DM p.a,
entsprechend 250.000 DM in 50 Jahren
Damit wäre es zwar günstiger geworden als
bei einer Verlängerung des Erbbaurechts.
Doch die Nachteile überwogen und so
wurde diese Alternative verworfen und man
konzentrierte sich auf die Verlängerung
des Erbbaurechtsvertrages. In langwierigen
und mühsamen Verhandlungen mit der
Liegenschaft versuchte der Vorstand, den zu
zahlenden Einmalbetrag auf ein erträgliches
Bootshaus und Boote |
Maß zu senken. Flankierend führte Manfred
Riechers eine Vielzahl von Gesprächen und
Korrespondenz, u.a. mit den Bürgermeistern Henning Voscherau und Ortwin Runde, Innensenator Hartmut Wroklage, dem
Oppositionsführer Ole von Beust sowie den
Präsidenten des Hamburger Sportbundes
Werner Hackmann und Jürgen Dankert.
Es gelang schließlich, den zu zahlenden Einmalbetrag auf 161.756 DM bzw. € 82.704,53
zu senken. Da der Vorstand bereits Rückstellungen gebildet hatte, waren noch
€ 20.000 durch die Mitglieder zu decken.
Auf Vorschlag des Vorstands beschloss die
Hauptversammlung am 26.02.2002 diesen
Betrag durch freiwillige Spenden zu decken,
was auch gelang.
Mit diesem tollen Verhandlungsergebnis
gelang es Manfred Riechers, der Allemannia
für weitere 50 Jahre den besten Standort an
der Außenalster zu sichern. Er bekam dafür
von der Hauptversammlung »Standing
ovations«.
Manfred Riechers, Dr. Stefan Janssen
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100 | Bootshaus und Boote
Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert
Der Umbau 2009/10
Nachdem 2004 klar war, dass wir unser
Boothaus bis 2054 sicher nutzen könnten
und 2006 mit der Wahl eines neuen Vorstandes, insbesondere durch den Vorsitzenden Dirk Heinike und den Leiter Finanzen
Jan Eutert, ein neues Team die Führung
übernahm, konnte das Projekt »Fit für die
Zukunft« aufgenommen werden. Das betraf
nicht nur die Neuausrichtung des Leistungsund Breitensports sowie der Finanzen,
sondern auch und besonders den Umbau
des Bootshauses.
Es gab im Vorfeld spannungsgeladene Auseinandersetzungen verschiedener Ansichten
zur Ökonomie-Verpachtung, Raumnutzung
und -gestaltung, die sogar zu einem temporären Rücktritt des gesamten Vorstandes
bei der ordentlichen Hauptversammlung
im Februar 2008 und einer außerordentlichen Versammlung im Juni 2008 führten.
Schließlich einigten sich die Mitglieder des
Ökonomie- und Bauausschusses auf einer
Sitzung im August 2008 in den Geschäftsräumen der Firma Plambeck in Norderstedt
auf Ziele der Baumaßnahmen:
»» Senkung der Energiekosten durch umfangreiche technische Sanierung,
»» völlige Sanierung der nicht mehr genehmigungsfähigen Küche sowie der
Sozialräume im 1. Stock,
»» räumliche Vernetzung von Club- und
Barraum sowie Saal, um unterschiedlichen Bedürfnissen der Gruppen gerecht
zu werden.
Bootshaus und Boote |
Insgesamt sollte unser Clubhaus auch
attraktiver für neue Mitglieder sowie für die
Vermietungen durch den Pächter werden.
Es waren nämlich zusätzlich die besonderen
Vorstellungen des Hamburger Oberbaudirektors Prof. Jörn Walter im baulichen
Sonderbereich der Außenalster mit den
finanziellen Möglichkeiten und den Bedürfnissen der Allemannia in Einklang zu
bringen. Daher zeigte sich schon in dieser
Phase, dass die ersten Kostenschätzungen
und Finanzierungsmodelle nicht haltbar
waren. Es wurden Dimensionen, die am Anfang für alle Beteiligten unvorstellbar waren.
Ging man anfangs von einem Volumen von
820.000 € aus, so war man inzwischen bei
Kosten von 1.400.000 €.
Rave + Oschkinat Architekten
Diese Ziele stellten alle Vorstands- und Bauausschussmitglieder vor eine große Herausforderung, die 2008 durch den Tod unseres
Ehrenmitglieds Jürgen Plambeck noch
größer wurde. Er hatte sich für die umfangreiche Sanierung sehr stark gemacht.
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102 | Bootshaus und Boote
Mit der großen Überzeugung, etwas Wegweisendes und Nachhaltiges für unsere Allemannia erfolgreich umsetzen zu können,
wurden die Arbeiten in den verschiedensten
Bereichen fortgesetzt. So konnten der Vorstand sowie die Mitglieder des Bauausschusses und Ehrenmitglieder Peter Bohnsack
und Manfred Riechers die Mitgliedschaft im
Rahmen einer Präsentation mit den Architekten V. Rave – P. Oschkinat derart begeistern und überzeugen, dass dieses Projekt auf
der Jahreshauptversammlung 2009 nahezu
einstimmig beschlossen wurde.
Die detaillierte Durchführung der Baumaßnahmen wurde insbesondere zwischen dem
Architekten, unserem Baufachmann Peter
Bohnsack und Dirk Heinike abgestimmt
und konsequent umgesetzt. Die finanzielle
Absicherung, wie
»» Erstellung eines Gesamt-Finanzierungskonzeptes,
»» Einwerbung von Spenden und Zuschüssen,
»» Durchführung einer Mitgliederumlage,
aufgeteilt in drei Tranchen
»» sowie die Preisverhandlungen mit den
Gewerken
wurde maßgeblich mit Manfred Riechers in
Zusammenarbeit mit Jan Eutert durchgeführt.
Für den Umbau wurden im Herbst 2009 als
erstes die Boote vollständig – hauptsächlich
nach Allermöhe – ausgelagert und gleichzeitig die Schränke aus den Umkleideräumen
entfernt. Dankenswerterweise durften die
aktiven Allemannen über den Winter Boote
Bootshaus und Boote |
und Umkleideräume in den Nachbarclubs
an der Alster nutzen.
Nachdem das Obergeschoss unseres Clubhauses vollständig entkernt worden war, trat
zu Tage, dass die Bausubstanz zusätzlichen
Instandhaltungs- und Sanierungsbedarf
zeigte, so dass bereits bei Aufnahme der
Tätigkeiten eine weitere Kostensteigerung
absehbar war. Das alte Treppenhaus wurde
vollständig entfernt und durch ein neues
ersetzt. Darüber hinaus wurde das Bootshaus über dem ursprünglichen Gymnastikraum erweitert und hier der heutige Tresen
und der Clubraum eingerichtet. Die damit
gewonnenen Flächen im hinteren Clubhausbereich wurden für einen völlig neu gestalteten, genehmigungsfähigen und modernen
Küchen- und Sanitärbereich genutzt.
Die baulichen Maßnahmen wurden durch
umfangreiche energetische Maßnahmen wie
Wärmetauscher, Vollwärmeschutz, isoliertes
Kupferdach, Schalen-Decken-Ausschäumung, Isolierverglasung sowie neue Heizund Warmwasseraufbereitungstechnik
ergänzt.
Leider zeigte sich der Winter 2009/2010
besonders kalt und lang, so dass eine fristgemäße Durchführung der Baumaßnahmen immer unwahrscheinlicher erschien.
Nur durch umfangreiche, leider sehr teure
Heizungsmaßnahmen konnten alle Termine
eingehalten werden. Am 30. Mai 2010 eröffneten einige hundert Mitglieder mit ihren
Familien voller Stolz und Freude mit einer
großartigen Bootstaufe das neue Boothaus.
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104 | Bootshaus und Boote
Die Ernüchterung kam dann, als sich
erwies, dass die Kosten der Gesamtbau­
maßnahme die Planung mit ca. 200.000 €
überschritten, die jedoch durch einen
erhöhten Vorsteuerabzugsbetrag, Zuschüsse
vom HSB und Spenden kompensiert werden
konnten.
Auch wenn am Ende eine unglaubliche Bausumme in Höhe von 1.600.000 € entstanden
ist, so können wir heute als Mitgliedschaft
insgesamt feststellen, dass es richtig und
gut gewesen ist, dieses großartige Projekt
gemeinsam zu verwirklichen.
Mit der Fertigstellung des neuen Clubhauses
im Jahr 2010 ist uns damit ein ganz wesentlicher Baustein in der Gesamtgestaltung der
Allemannia gelungen.
Jan Eutert
Bootshaus und Boote |
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106 | Bootshaus und Boote
Der Bootspark
Hamburg, An der Alster 47a, auf der
Westspitze der Gurlittinsel, ragt das nahezu
schneeweiße Gebäude des RC »Allemannia
von 1866« empor. Dieses strahlt insbesondere nach seiner Grundsanierung im Jahre
2010 eine besondere Eleganz aus und ist
sicher immer wieder eine Topadresse im
deutschen Rudersport. Der gläserne Eingang empfängt seine Gäste in einer hellen
Halle, der Weg des Nichtruderers führt
zumeist direkt nach oben in die Gastronomie mit seiner traumhaften Terrasse an der
Alster.
Den Aktiven jedoch zieht es geradezu durch
die Tür mit dem Bullauge hinein in die
Bootshalle des RC Allemannia. Wenn die
rund 700 Mitglieder in ihren unterschiedlichen Alters- und Gemeinschaftsstrukturen
auch die Seele des Clubs sind, hier unten
findet sich das Herz des RC Allemannia. Auf
knapp 400 qm ruhen in diversen Wand- und
Bodenlagern, mobilen Rollgestellen sowie
absenkbaren Deckenhaltern Boote aller Kategorien. Auf bis zu vier Ebenen findet sich
hier alles, was den erfolgreichen Rudersport
ausmacht. Die Materialien variieren, bei
den hochmodernen Rennbooten überwiegt
eindeutig Kunststoff, bei den klassischen
Breitensportbooten findet sich meist edles
Holz, wobei auch hier zunehmend Kunststoff Einzug hält. Daraus folgt meist eine
Gewichtseinsparung, die sowohl dem Lauf
des Bootes im Wasser als auch dem allgemeinen Handling an Land zu Gute kommt.
Die Mitglieder des RC Allemannia dürfen
sicher voller Stolz behaupten, einen der in
dieser Breite modernsten und bestgepflegten
Bootsparks in der deutschen Ruderlandschaft zu besitzen. Dieses wird untermauert
durch die, teilweise auf höchster Ebene
erzielten, zahlreichen Erfolge unserer Leistungsruderer, der großen Freude am Breitensport auf der Alster oder insbesondere
auch auf Wanderfahrten sowie dem allgemeinen Mitgliederzuwachs.
Hat der RCA in seiner nunmehr 150-jährigen Geschichte vieles an Tradition und
Überlieferung aus alten Tagen bewahrt, so
ist davon in der Bootshalle nicht viel zu
sehen. Wer hier Boote aus den Anfängen
des Rudersports sucht und zum Beispiel ein
klassisches Klinkerboot entdecken möchte,
der wird enttäuscht. Kaum ein Boot ist hier
älter als 10 Jahre, ein steter Erneuerungsprozess sowie die Nutzung neuer Materialien
Bootshaus und Boote |
und Bootsbaueigenschaften sorgen immer
wieder für den Austausch diverser Boote.
Dieses gilt ebenfalls für die Komponenten
Ausleger und Skulls / Riemen. Der Holzriemen, der vor wenigen Jahren noch Standard
war, hat heute eher historischen Wert und
wurde im RCA nahezu komplett durch Carbon Big-Blades ersetzt. Auch die Ausleger
unterliegen einem ewigen Entwicklungsprozess. Stahlrohr ist seit Ewigkeiten verpönt,
Alustrebenwerk wird wiederum durch
futuristisch anmutende Flügelausleger ersetzt. Dieses ist insbesondere bei dem hohen
Anschaffungswert für Boote und Zubehör
absolut keine Selbstverständlichkeit und
bedarf großer finanzieller Anstrengungen
und Aufwendungen, die ohne die teilweise
selbstlose Mithilfe von Gönnern, Sponsoren
und Erblassern nicht möglich wäre. Ihnen
allen gilt hier unser besonderer Dank und
Respekt.
Der Bootspark des RC Allemannia umfasst
derzeit folgende Bootsgruppen :
15 Renneiner
8
Rennzweier Kombi
3Rennzweier
5
Rennvierer –
1 Renndoppelvierer +
2
Rennachter +
4Übungseiner
6Kindereiner
3Trimmi
5
Open Water Einer (Maas)
2Übungszweier
2
Open Water Zweier
1
C-Zweier + (Kombi)
1
C-Doppeldreier - / Doppelzweier +
2
C-Doppelvierer +
1
C-Vierer +
1
E-Doppelvierer +
1
E- Vierer + ( Kombi)
2
C-Doppelsechser +
1
C-Doppelachter +
1
C-Doppelachter + ( Kombi)
2
C-Achter +
2Wanderbarken
3Motorboote
ausgelagert
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108 | Bootshaus und Boote
Bootshaus und Boote |
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110 | Bootshaus und Boote
Daraus ergibt sich eine Gesamtruderplatzanzahl von: 205
Der Gesamtwert des derzeit bestehenden
Bootsparks liegt bei ca.: € 600.000
Exemplarisch seien hier folgende Anschaffungswerte genannt:
»» C-Doppelachter:
ca. € 36.000
»» Rennachter:
ca. € 50.000
»» Wanderbarke Holz, inkl. Trailer/Zubehör:
ca. € 60.000
Wer in unserem Bootslager steht und in den
Booten nicht allein das Material zur Ausübung seines Sports sieht, sondern tiefer in
die Faszination des Ruderns eintaucht, der
spürt vielleicht diesen besonderen Geist, der
von den ihn umgebenden Booten ausgeht.
Trotz der bereits erwähnten Moderne der
Boote sind diese doch häufig Bestandteil
einer langen Kette von Titeln, Tränen und
Triumphen im Rudersport. Einige Boote
sind stete Weiterentwicklungen für bestimmte Mannschaften bzw. Einzelruderer,
die teilweise von Kindheit an auf Regatten
die Farben der Allemannia erfolgreich
vertreten haben. Auch wenn die Boote nicht
mehr dieselben sind, so zeugen sie teilweise
doch von den Geschichten der Ruderer, von
Schweiß, Training und Erfolg, oder auch
einfach von Geselligkeit und gemeinschaftlichen Erlebnissen und Freundschaften.
Somit trifft hier wieder die bereits erwähnte
Seele des Clubs auf das Herz der Allemannia
und hält dieses am Schlagen.
Ebenfalls finden sich hier Erinnerungen an
eine Vielzahl der Verstorbenen, die in enger
Verbundenheit mit »ihrem« Club entsprechende Hinterlassenschaften einbrachten
und heute noch in Form von Bootsnamen in
Bootshaus und Boote |
fester Erinnerung sind. In der Bootshalle erinnern Pokale, Bilder und Zeitungsberichte
an die Geschehnisse, die alle ein Gemeinsames haben: »Man saß zusammen im Boot.«
Hierin besteht auch die Brücke zwischen
Historie und Tradition auf der einen Seite
und der Moderne des neuzeitlichen RCA
auf der anderen, die diesen besonderen Club
für mich ausmacht.
Um all diese Werte und Grundlagen für
diesen wunderschönen Sport aufrecht zu
erhalten, bedarf es natürlich auch qualifizierter und pflegender Hände. Sie finden
sich in den Bootsmeistern, die mit bis zu
drei Mann in Teilzeitengagements in ihren
heiligen Hallen wirbeln und über mangelnde Auslastung nicht klagen können. Alles,
was rund um den Ruderbetrieb an Schäden
und Verschleiß anfällt, wird hier liebevoll
mit Zauberhand wieder gerichtet. Lackierarbeiten an Boot und Blatt, das Richten von
Auslegern und Rollsitzen, das Reparieren
schwerer Kollisionsschäden und nicht
zuletzt schlicht die technische Betreuung
von Leistungsruderern und Amateuren:
all das ist ihr Aufgabengebiet und wird mit
viel Hingabe verrichtet. Eigentlich ist es
verblüffend, dass dieser qualifizierte Beruf,
der sicher große Chancen in seiner Arbeitsplatzgestaltung aufweist, vom Aussterben
bedroht ist und es schwerfällt, entsprechenden Nachwuchs zu finden.
Seien wir uns also alle dessen bewusst,
welchen Schatz wir dort in unseren Hallen
hüten und bewahren ihn uns durch Umsicht
und Verantwortungsbewusstsein, damit
wir uns jeden Tag wieder an der Ausübung
unseres herrlichen Sports erfreuen dürfen.
Frank Wolgast
111
112 | Bootshaus und Boote
Ein kurzer Abriss der Bootsbaukunst
200 Jahre Rennrudern
Als das Rudern im späten 18. Jahrhundert
zunächst in England schick und gesellschaftsfähig wurde, dauerte es in diesem
wett- und wettbewerbsbegeisterten Land
nicht lange, bis die ersten Bootsrennen
ausgetragen wurden. Schnell wurden die
Ruderboote technisch verbessert, um sich
bei diesen Rennen Vorteile zu verschaffen.
Damit war der Wettbewerb frühzeitig ein
Treiber der technischen Entwicklung von
Rennbooten. Ausschließlich um Rennboote
soll es in dieser Betrachtung gehen. Das erste Sportruderboot erblickte 1824 in England
das Licht der Welt.
Die frühen Regatten wurden noch mit
konventionellen Transport-Booten gefahren, welche weit über einen Meter breit,
in Klinkerbauweise, schwer (Gigvierer ca.
150 kg, Gigachter ca. 440 kg) und entsprechend langsam waren. Diese Boote waren
für die damals noch übliche Austragung
von Rennen auf offener See und in breiten
Flussläufen mit Wellen geeignet. Sie hatten
höhere Bordwände, Riemen, bis zu fünf
Meter lang und in die Seitenwände eingeschlagene Pflöcke dienten als Dollen. Als
die Rennen zunehmend in geschützteren
Gewässern ausgetragen wurden, entstanden
sehr schnell spezielle Renn-Ruderboote.
Diese waren aber immer noch ca. einen
Meter breit, so dass man, mit den Ruderern
versetzt auf einem festen Brett sitzend, die
Dollen jeweils auf der gegenüberliegenden
Seitenwand des Bootes, dem Dollbord,
anordnete.
Die Renn-»Böte« wurden damals »Werrys«
und, mit etwas höherer Bordwand, »Gigs«
genannt.
Technisch war es ein weiter Weg, von diesen
grobschlächtigen Booten in 200 Jahren zu
den filigranen Leichtbaukonstruktionen
heutiger Rennboote zu gelangen. Die wesentlichen Felder dieser Entwicklung sollen
im Folgenden kurz betrachtet werden.
Bootshaus und Boote |
1. Gewichtssparende, strömungsgünstige Konstruktionen
Dass eine Bootsform mit hohem Verhältnis von Länge zu Breite günstig ist, wurde
schon 1834 dokumentiert und ist bis heute
eine Schiffbauer-Binsenweisheit (»Länge
läuft«). Ferner erkannte man schnell, dass
die Boote möglichst leicht sein müssen,
um die widerstandsbeeinflussende Eintauchung des Bootes zu reduzieren. Schon im
Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es, das
Gewicht eines Vierers von 150 kg auf 65 kg
zu reduzieren durch die Verminderung der
Anzahl der Spanten, deren Ausführung teils
in Leichtmetall sowie die Ausführung der
Bootshaut in dünnem Holzfurnier. Sogar
mit wasserfest getränktem Papier für die
Außenhaut wurde früh experimentiert. In
den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen
dann die ersten Kunststoffboote auf. Unter anderem arbeitete hier die Bootswerft
Empacher pionierhaft mit der BASF zusammen. Aber erst in den 80er Jahren gelang es,
mit dem Kunststoff-Bootsbau erstens das
Gewicht der Holzboote zu unterschreiten
und zweitens schwarze Zahlen zu erzielen.
Bis dahin war das aus dünnem Zedernsperrholz gefertigte Boot das Maß aller Dinge.
113
114 | Bootshaus und Boote
2. Anordnung des Kiels im Boot
3. Anordnung von Auslegern
Ab 1840 wurde der Bootskiel der Rennboote
auf die Boots-Innenseite gelegt. Das brachte
eine erhebliche Reduzierung des Widerstandes aufgrund der geringeren Verwirbelung
des anströmenden Wassers. Die fehlende
stabilisierende Wirkung eines Außenkiels in
Querrichtung nahm man bei Rennbooten
mit ihren geübten Besatzungen in Kauf.
Da die Boote zur Minimierung des Widerstandes immer schmaler wurden, konnten
die Dollen nicht mehr auf der Boots-Seitenwand fixiert werden (»Inrigger«): Der
Ausleger wurde bereits ca. 1830 in England
eingeführt (»Outrigger«).
Bootshaus und Boote |
4. Rollsitz bzw.
bewegliche Ausleger
Die wirksamste Steigerung der Rudereffizienz, d.h. der möglichst kompletten Einbringung der gesamten Muskelkräfte des
Ruderers ins Wasser, stellt die Einführung
des Rollsitzes dar. Über 30 Jahre sollten im
Wettbewerbsrudern vergehen, bis 1857 in
Amerika der erste »Sliding Seat«, damals
noch auf Kufen, vorgestellt wurde . Damit
konnten die Beinmuskeln in die Ruderbewegung einbezogen werden, aus dem
Rudern wurde nun eine Ganzkörperbewegung. Gut funktionieren tat die Idee des
Sliding Seat jedoch erst mit der Einführung
des auf Rollen gleitenden Sitzes, wie er noch
115
heute üblich ist. Ein neuer Ruderstil, die
sogenannte »Fairbain«-Technik, nutzte die
durch den Rollsitz mögliche Körperbewegung nun besser aus. In den 1930er Jahren
wurde damit experimentiert, die Beinkraft
mittels der Anordnung von Stemmbrett
und Auslegern auf einem Rollschlitten bei
wiederum festem Sitz ins Wasser zu übertragen. Mit dieser Anordnung der Bootswerft Empacher siegte Peter-Michael Kolbe
1986 bei der Weltmeisterschaft. Dennoch
erfüllte diese Technik nicht die in sie gesetzten Erwartungen. Wie man im Bild unten
sehen kann, brachte diese eine komplizierte
Anordnung der Schlitten-Rollbahnen mit
sich. Schließlich wurde diese Technik von
der FISA verboten.
Ausleger und Stemmbrett
in Rollschlitten-Anordnung mit festem Rollsitz
für Peter-Michael Kolbe
(Weltmeister 1986)
Foto: Empacher
116 | Bootshaus und Boote
5. Computerunterstützte GesamtOptimierung von Bootsstruktur
und Kräftefluss
Der technische Fortschritt in der Ruderbootstechnik im 20. Jahrhundert ist, wie
im Flugzeug-, Rennwagen- und Yachtbau,
gekennzeichnet vom Siegeszug des extrem
leichten, festen und gleichzeitig steifen,
kohlefaserverstärkten Kunststoffs (CFK).
Dieser Werkstoff ermöglichte das Weglassen ganzer Elemente wie der Spanten im
Bereich des Ruderplatzes. Zur Befestigung
der Ausleger sind die Spanten dort bis zum
Waschbord hochgeführt. Moderne Ausleger
werden inzwischen in einem Stück hergestellt und auf dem Boot strömungsgünstig
über seine gesamte Breite geführt. Damit
steigern diese Strukturelemente die Festigkeit des oberen Bootskörpers, der Ruderer
verfügt über mehr Platz im Boot und die
Ausleger kommen weniger schnell in Kontakt mit Wellen und Spritzern. Die Reduzierung des Windwiderstandes der Ausleger
bringt weitere Zehntelsekunden. Inzwischen
werden Ausleger ebenfalls komplett aus
Kohlefasermaterial hergestellt durch „Backen“ in einer Autoklave, einem speziellen
Ofen ohne Luftzufuhr.
Bootshaus und Boote |
Einzig die Befestigungen sind bis heute aus
vergleichsweise schweren Edelstahlschrauben. Die Anordnung als »Druckausleger«,
also hinter dem Ruderplatz und ohne aufzufangendes Kippmoment der Dolle, hat sich
dabei als gewichts- und ablaufmäßig optimal herausgestellt. Die Boots-Außenhaut
besteht heute aus zwei dünnen Schichten
Kohlefasergelege, zwischen die eine ca. zwei
Millimeter dünne Honeycomb-Wabenmatte
einlaminiert wird. All das wird nach wie vor
von Hand in eine Negativform hineingebracht und später als fertige Schale herausgelöst. Stellen höherer Belastung werden mit
modernen »Finite-Elemente«-Methoden
wie im Großschiffbau ermittelt. Dort wird
z.B. an den Auslegerfixpunkten das Material
entsprechend verstärkt. Aufgrund dieser
optimierten Struktur sind moderne Rennboote allerdings empfindlich gegen Stöße
und Schläge.
Bootes
Blick in das Innere einemodernen
tur mit
Spant- und Außenhaut-Struk
r dick…
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Milli
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weni
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Fotos: Empacher
117
118 | Bootshaus und Boote
Weiteren Gewichtsreduzierungen hat die
FISA mit ihren Reglements allerdings einen
Riegel vorgeschoben. So gibt es für jede
Rennbootsklasse Minimalgewichte, die
nicht um ein Gramm unterschritten werden dürfen. Bei Einern sind dies heute 14
Kilogramm, bei Achtern 96 Kilogramm. Die
nackte Bootsschale eines Renn-Einers wiegt
dabei nur sieben bis acht Kilogramm!
Schnitt durch ein
modernes CFK-Rennboot
Foto: Empacher
Weitere Gewichtseinsparungen wären
technisch machbar. Sinn dieser FISA-Regel
ist jedoch die Begrenzung der Bootsherstellkosten, um auch weniger vermögenden
Sportverbänden auf der Welt die weitere
Teilnahme an den Ruderwettbewerben zu
ermöglichen.
Bootshaus und Boote |
Dennoch bleibt eine Vielzahl von DetailOptimierungen. Schließlich konzentriert
sich die weitere Entwicklung des Systems
»Mensch – Boot« auf die möglichst perfekte Anpassung des Ruderplatzes an den
Ruderer. Die Ruderblätter haben heute
bekanntlich eine größere, asymmetrische
Fläche – »Big Blades«. Das Maß des Innenhebels ist praktisch konstant bei ca. 85
Zentimetern für Skulls und Riemen. Der
Außenhebel wird jedoch sorgfältig an die
Biometrie (Körpermaße, Kraft) der jeweiligen Ruderer angepasst. Auch Bootsformen
werden im Detail bis heute noch verfeinert.
Namhafte Bootswerften erstellen drei bis
vier modifizierte Bootsformen pro Jahr und
testen diese mit Hilfe der immer leistungsfähigeren Computer-Berechnungen. Bis heute
wird allerdings – ganz wie im Großschiffbau
– ein großes Geheimnis aus den genauen
Formen (Linienriss) der Unterwasserschiffe
gemacht.
Was haben die Techniker in den kommenden Jahrzehnten denn noch im Köcher
– natürlich immer vorausgesetzt, dass die
FISA mitspielt?
Hier sei einmal ein Blick über den Zaun
erlaubt, zu den nichtrudergetriebenen »Human Power Boats« oder den Waterbikes, die
ebenfalls Techniken entwickeln und Regatten austragen. Dort sind bereits seit längerem Boote mit dynamischen Auftriebshilfen
vertreten. Das bedeutet, Tragflächen werden
unter das Boot gebaut, die dieses ab einer
gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser
heben. Die heute erzielten Regatta – Geschwindigkeiten von über 20 km/h (2000 m
in weniger als 6 Minuten) reichen für solche
dynamischen Auftriebsmittel im Wasser aus.
Interessante Probleme gäbe es da zu lösen,
z.B. die Frage, wie der Ruderer in effizienter Position sein Blatt ins Wasser bekommt
bei »geliftetem« Bootskörper. Jedenfalls
könnte dies einen erheblichen Zuwachs
an Geschwindigkeit bringen aufgrund des
reduzierten Wasserwiderstandes. Aber auch
ohne solche Entwicklungssprünge werden
die Bootswerften und ihre Designer – im
engen Kontakt mit den Biometrie-Wissenschaftlern, den Sportlern und ihren Trainern – dem Gesamtsystem Mensch–Boot
mit kleinen, fein abgestimmten Schritten
weiterhin und kontinuierlich zu neuen Geschwindigkeitsrekorden verhelfen.
Dr. Hans-Dieter Ehrenberg
Auslegervarianten:
Aluminiumrohr,
Druckstreben und
Flügel-Auslager
119
Geschichte
❱ Die Gründerjahre {122}
❱ Die Allemannia in der
nationalsozialistischen Zeit {130}
❱ Chronik 1991 - 2016 {142}
❱ Mitgliederentwicklung {145}
122 | Geschichte
Die Gründerjahre
Wir schreiben das Jahr 1865. Die Einwohnerzahl Hamburgs betrug etwa ein Zehntel
der heutigen und erst zwei Jahre zuvor war
die Zollgrenze nach Altona gefallen. In
Hamburg gab es zahlreiche kleine Ruderclubs mit teilweise nur einem Boot, z.B. den
RC »Emilie« von 1862 mit einer zehnruderigen Gig aus Eichenholz namens »Monitor« (benannt nach einem Panzerschiff im
amerikanischen Bürgerkrieg). Mit diesem
schweren Boot war gegen die Konkurrenz
naturgemäß nur schwer anzukommen. Im
August 1865 fanden auf der Alster Regatten statt, die damals noch »Concurrenz«
hießen. Bereits zwei Rennen waren verlorengegangen. Das wollte eine Gruppe
junger Männer unter Führung von Johannes
Reis, dem späteren 1. Vorsitzenden des RC
Allemannia, nicht auf sich sitzen lassen. In
der folgenden Generalversammlung des RC
»Emilie« am 13. Oktober 1865 stellten sie
den Antrag auf Anschaffung eines zweiten,
leichteren, für Regattazwecke besser geeigneten Bootes, eine achtruderige Gig, die den
Namen »Merrimac« tragen sollte. Schnell
fanden sich Mitglieder, die das neue Boot,
wie damals üblich, in einer Renninteressengemeinschaft separat vom Club finanzieren
und beschaffen wollten.
Damit schien alles klar, bis plötzlich in einer
zu Protokoll gegebenen, aber nicht überlieferten Zuschrift vom 1. Februar 1866 eine
Mehrheit der Mitglieder des RC »Emilie« die Trennung von den jungen Leuten
forderte. Nunmehr eskalierte die Situation.
In »Gieses Alsterkeller« am Jungfernstieg
gründeten die »jungen zornigen Männer« –
elf an der Zahl – einen eigenen Ruderclub.
Dieses denkwürdige Ereignis fand am 7.
Februar 1866 statt, dem Datum, an dem wir
noch heute alljährlich mit einem Jubiläumsessen die Gründung unseres Ruderclubs
feiern.
Nach ihrem Gründungsbeschluss standen
die jungen Leute vor der Frage, welchen
Namen der neue Club tragen sollte. In der
damaligen Aufbruchsstimmung des aufkeimenden Industriezeitalters spielte der
stürmisch wachsende interkontinentale
Seeverkehr besonders in der Hafenstadt
Hamburg eine große Rolle. Die Reederei
»Hamburg-Amerikanische PacketfahrtActien-Gesellschaft« (HAPAG) hatte gerade
von der Werft »C. & A. Day« ihr viertes
Dampf-/Segelschiff für den zunehmenden Verkehr auf der Nord­­atlantik-Route
übernommen und dieses auf den Namen
Geschichte |
123
124 | Geschichte
»Allemannia« (mit zwei.l) getauft. Mit einer
Länge von 98 Metern vermochte dieser
Neubau neben der Fracht bereits 760 Passagiere aufzunehmen, die meisten davon als
Auswanderer im damals üblichen Zwischendeck. In den Tagen der Gründung lag das
Schiff der »Packetfahrt«, wie die HAPAG
damals respektvoll genannt wurde, gerade
im Hamburger Hafen. Die erste »Allemannia« war bis 1880 im Dienst, danach folgten
noch vier Schiffe gleichen Namens. Das
vorläufig letzte Schiff, nun korrekt »Aleman-
nia« geschrieben, wurde im August 1965 im
Beisein von Mitgliedern unseres Clubs von
der Werft übernommen.
Warum taufte die HAPAG überhaupt ein
Schiff auf diesen Namen? Zum einen pflegte
die HAPAG damals gern Schiffe nach Volksstämmen oder Landstrichen zu benennen.
Namen wie »Holsatia«, »Westphalia«,
»Rugia« oder »Cimbria« belegen das. Das
»Reallexikon der Germanischen Altertumskunde« (2. Auflage 1973/2007) sagt hierzu
Geschichte |
aus, dass die Bezeichnung »Alemannen« im
­3. Jahrhundert für einen besonders aktiven
und aus verschiedenen Einzelstämmen
neu entstandenen, für alle offenen Stamm
stand. Damit wohnte diesem Namen schon
in der Aufbruchs- und Gründerzeit des 19.
Jahrhunderts etwas prinzipiell Positives und
Progressives inne. Andererseits nahm das
den Allemannen oder Alamannen zuzurechnende Stammesgebiet im 5. Jahrhundert
einen großen Teil des heutigen Südwestdeutschland und der Schweiz ein, und damit
war der Name »Allemannia« oder »Alemannia« früh ein Synonym für »Deutschland«,
so wie es heute noch im Französischen
(»Allemagne«) und in zahlreichen anderen
Sprachen als Wortstamm verwendet wird.
Die Gründer des Ruder-Clubs Allemannia
folgten damit wohl einem ähnlichen Ansinnen wie die Gründer des bereits bestehenden Alster-Ruderclubs »Germania« von
1853, der 1934 mit dem »Der Hamburger
Ruder Club« (DHRC), gegründet 1836, zum
heutigen »Der Hamburger und Germania
Ruder Club« fusionierte.
Eine Gründungsurkunde liegt leider nicht
vor, stattdessen eine erste »revidierte« Sat-
zung aus dem Jahr 1878, die lediglich zwölf
Paragraphen umfasste, denen folgendes
Leitwort vorangestellt war: »Der RuderClub ›Allemannia‹ hat die Veranstaltung
von Ruder-Vergnügungen und Betheiligung
an Ruder-Regatten zum Zweck und besteht
aus Senior- und Juniormitgliedern.« Die
Pflege des Rennruderns, wie es in der heutigen Satzung steht, war also von Anfang an
eines der Hauptziele unseres Clubs. Im Original urkundlich verbrieft sind für unseren
Club jedoch die Rechte einer juristischen
Person durch Senatsverfügung vom 4. April
1894. Danach genießt er die Rechtsstellung
eines rechtsfähigen Vereins und unterliegt
insoweit nicht dem Vereinsgesetz. Die
Urkunde befindet sich im Hamburgischen
Staatsarchiv.
Wie ging es nach der Gründung der Allemannia weiter? Das bei der Bootswerft
Schütt in Auftrag gegebene Boot, das nun
nicht mehr »Merrimac« heißen sollte, sondern den für Hamburg passenderen Namen
»Concurrent« erhielt, war termingerecht
zum 1. April 1866 abgeliefert worden. Da
dieses Boot mit rund zweihundert Kilogramm für damalige Verhältnisse recht
leicht war und sich für Elbtouren weniger
125
126 | Geschichte
eignete, wurde gleich noch ein weiteres,
schwereres Boot, eine zehnruderige Gig,
zunächst angemietet und später käuflich erworben. Es hatte den Namen »Allemannia«
erhalten und war ebenfalls auf Regatten, sogar recht erfolgreich, eingesetzt worden. Die
erste Regatta, an der dieses Boot teilnahm,
fand am 26. August 1866 statt. Während das
erste Rennen mit sechsruderigen Gigs gegen
zwei Gegner auf der neuen, nunmehr 3700
m langen Strecke mit Start und Ziel am Uhlenhorster Fährhaus infolge einer Kollision
an der Wendemarke verloren ging, konnte
man im zweiten Rennen mit achtruderigen
Gigs gegen ebenfalls zwei Konkurrenten –
so der ausführliche Bericht – »haushoch«
gewinnen. Es war der erste Sieg in der Geschichte der Allemannia.
Noch bis 1864 waren die Regatten im Dreieckskurs mit zwei Wenden an der Fontenay
und vor der Gurlittinsel bei einer Gesamtlänge von 3725 m durchgeführt worden, was
sich aber schon damals, vor allem wegen der
Kollisionsgefahr an den Wenden, als zunehmend problematisch erwiesen hatte.
Dieser Umstand, aber auch die sich ausbreitende Unzufriedenheit mit dem 1844 ge-
gründeten Allgemeinen Alster-Club (AAC)
als Regattaverein für den Ruder – u n d
Segelsport, vor allem wegen dessen mangelnder Unterstützung bei der Einführung
moderner Ausleger-Bootstypen, sorgten für
einen stetigen Rückgang der Meldeergebnisse. Das führte Ende der sechziger Jahre
zu einer ernsthaften Krise im Hamburger
Rudersport.
So kam es schließlich auf Betreiben der drei
seinerzeit bedeutendsten Clubs, darunter
der Allemannia, zur Gründung eines neuen
Regattaverbandes, des Norddeutschen
Regatta-Vereins (NRV) mit der Folge, dass
von nun an zwei Regattaverbände nebeneinander existierten, die jeweils separate
Regatten durchführten – bis 1884, als man
sich auf gemeinsame Regatten einigte. Erst
ab 1931 widmete sich der NRV ausschließlich dem Segelsport.
Auch an der Allemannia war die Krise nicht
spurlos vorüber gegangen. Die sportlichen Erfolge blieben zunächst bescheiden,
die Mitgliederzahlen stagnierten. Es gab
deshalb mehrfach Bestrebungen, sich mit
anderen Clubs zusammenzuschließen, allen
voran eine Fusion mit dem 1854 gegrün-
Geschichte |
deten RC »La Favorite-Cäcilie«, der aber
der künftige Vorsitzende der Allemannia,
A.O. Schumacher (ab 1885 Vicepräsident,
ab 1886 Präsident für neun Jahre) vehement
entgegengetreten war. Bis 1869 waren nur
vier Siege in verschiedenen Bootstypen
erungen worden. Aber man hatte sich mit
vier Booten (Concurrent, Allemannia,
Basilisk – ein sog. Sechser-Race-Wherry –
und Johanna, eine gestiftete sechsruderige
Gig) ein gutes Rüstzeug zugelegt. Danach
stieg die Mitgliederzahl auf 33 an. Bis 1885
wurden weitere sechs Siege eingefahren,
darunter der erste Sieg in einem AuslegerRennvierer mit glatter Außenhaut. Zu
besonderen Ehren war das Boot Allemannia
gekommen, als Prinz Wilhelm (der spätere
Kaiser Wilhelm II.), der mit seinen Eltern
Kronprinz Friedrich Wilhelm (später der 99
Tage-Kaiser Friedrich III.) und dessen Gemahlin zu einem Besuch in Hamburg weilte,
Rudergast in der zehnruderigen Gig war.
Schumacher, der auch Vorsitzender des
AAC war und von 1900 bis 1902 Präsident
des DRV, war es gelungen, die »Allemannia«
mit Umsicht und Tatkraft wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern, den Club finanziell zu konsolidieren und, wie berichtet
wird, die Mitgliederzahl zu vervierfachen.
Kein Wunder, dass bei so viel Aufwind die
sportlichen Erfolge nicht ausblieben: 70 zum
Teil erstklassige Siege waren in seiner Ära
errungen worden. Damit war die Allemannia aus ihren Gründerjahren endgültig herausgewachsen und konnte mit Zuversicht in
die Zukunft blicken.
Dr. Hans-Dieter Ehrenberg,
Harald Sobisch
127
128 | Geschichte
Geschichte |
129
130 | Geschichte
Die Allemannia in DER
nationalsozialistischeN Zeit (1933 – 1945)
Mit der Machtübernahme Hitlers am 30.
Januar 1933 begann für Deutschland eine
»neue Zeit« – auch für den Sport und damit
auch für die Allemannia. Anhand der in
unserem Archiv vollständig erhaltenen
Alsterspiegelsammlung aus jener Epoche
wie auch der bis Kriegsbeginn vorliegenden
Vorstandsprotokolle können wir uns noch
heute ein gutes Bild davon machen, wie
unser Club diese Zeit erlebt hat.
Schon damals gehörte die Allemannia zu
den größten deutschen Ruderclubs, von
denen – wie von allen Sportclubs und gesellschaftlichen Gruppierungen – erwartet wurde, dass sie sich in »treuer Gefolgschaft dem
Führer und seiner Bewegung« anschließen
würden.
Der Vorstand der Allemannia allerdings
ging z.B. die verordnete Einführung des
Führerprinzips eher hanseatisch ruhig an,
auch wenn ihm keine Wahl blieb, den neuen
politischen Vorgaben zu folgen, wollte er
nicht die Existenz des Clubs gefährden.
Nachdem noch im September 1933 der
Vorstand »mangels genauer Richtlinien« mit
Georg Franck als 1. und Hans Kreuschner
als 2. Vorsitzenden traditionell gewählt und
besetzt worden war, wurde nach einer vorläufigen Satzungsänderung im November
1933 das Wahlverfahren auf das Führerprinzip umgestellt. Danach wurde der nun so
betitelte Clubführer satzungsgemäß weiterhin gewählt, obwohl alle anderen Vorstandsmitglieder (künftig Beiräte genannt) von
diesem »bestimmt« wurden. Dazu erklärte
Georg Franck im Januarheft des Alsterspiegel 1934: »Für mich bedeutet die Metamorphose vom Vorsitzenden zum Clubführer
nur ein neues Gewand im Sinne und Geist
der Zeit. Ein Führer darf kein Diktator, kein
Autokrat sein. Durchsetzen muss er sich
mit dem, was dem Wohl des Clubs dient.
Beschlüsse sollen hervorgehen aus gemeinsamer Beratung mit den Kameraden, welche
ihm durch gleiche Liebe, Verantwortungsgefühl und Erfahrung innerlich verbunden
sind. Erhaltet mir diese Gefolgschaft auch
als Eurem Führer zum gemeinsamen Werke
für das Wohl der Allemannia und damit für
Volk und Vaterland!« (Hervorhebung vom
Verfasser)
Im Nachhinein kommt uns unter den
damaligen Zeitumständen die Auffassung
»Ein Führer darf kein Diktator sein« recht
mutig vor. Auch die Deutung des Club-
e des
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Bundes-V
führers lediglich als »neues Gewand« des
Vorsitzenden wie auch die Forderung nach
gemeinsamer Beschlussfassung lassen vermuten, dass Georg Franck kein überzeugter Nazi war. Darauf deutet auch hin, dass
er im September 1935 – nach einjähriger
Vorankündigung – sein Amt als Clubführer
aus »persönlichen Gründen« niedergelegt
hatte. Er wurde anschließend spontan zum
Ehrenvorsitzenden gewählt, der er bis über
das Kriegsende hinaus blieb.
Nicht nur der einzelne Verein wurde
gleichgeschaltet, sondern auch die gesamte
Sportstruktur: Im Sommer 1934 wurde der
»Deutsche Reichsbund für Leibeserziehung«
gegründet, in dem der Rudersport nur ein
»Fachamt« unter vielen war. Die bisherigen
Verbände, also auch der Deutsche Ruderverband, galten ab 1.Oktober 1936 als
aufgelöst. Am 21.12.1938 wurde durch den
Führererlass Adolf Hitlers (Führererlasse
wirkten wie Gesetze!) der »Reichsbund
der Leibeserziehungen« direkt der NSDAP
unterstellt mit der Aufgabe, Leibeserziehung
als »völkische Erziehung« durchzusetzen.
Was das konkret bedeutete, formulierte der
sog. Dietwart der Allemannia anlässlich des
Kriegsausbruchs ganz unverblümt. Einen
Geschichte |
131
132 | Geschichte
Dietwart gab es seit 1934 in jedem Verein,
seine Aufgabe war »die Überwachung der
weltanschaulichen Schulung«. Dieser hier
forderte »kernige und zuverlässige Jungmannen mit freudiger Einsatzbereitschaft
für höhere Aufgaben der Allgemeinheit
auszubilden«. Man brauchte ja politisch
zuverlässige Soldaten und Fachkräfte für die
Beherrschung der zu erobernden Gebiete im
Osten, wobei »Fachkräfte« als ein Euphemismus zu betrachten ist für Personen, die
für die Ausbeutung der Gebiete und Vernichtung der dortigen Bevölkerung zuständig waren.
Angesichts der tiefgreifenden politischen
Umwälzungen in Deutschland konnte es
nicht ausbleiben, dass auch Allemannen,
wie große Teile der Bevölkerung insgesamt,
von der anfänglichen Woge der Begeisterung über die »neue Zeit« erfasst wurden.
In einer Entschließung der Hauptversammlung am 5. Mai 1933 bekennen sich die
Mitglieder zu den Zielen der »nationalen
Erhebung« und stellen sich »getreu der
Gesinnung und Tradition unseres Clubs in
Dankbarkeit und Begeisterung hinter unsere
Regierung, hinter Reichspräsident von Hindenburg an der Spitze unserer Ehrenmitglie-
der (seit 1920) und hinter Adolf Hitler«. So
war es nur folgerichtig, dass bereits im Oktober 1933 gemäß Vorstandsbeschluss in der
Allemannia der »Deutsche Gruß« verbindlich eingeführt wurde. Nicht ohne Stolz wird
im Alsterspiegel berichtet, dass sich am 1.
Mai, dem »Fest der nationalen Arbeit«, 130
Allemannen (mehr als alle anderen Ruderclubs zusammen aufbrachten) – die Clubfahne hinter der Hakenkreuzflagge – am
Aufmarsch beteiligten. Und mehr als 250
Mitglieder (von insgesamt 1200 Hamburger
Ruderern) stellten das Hauptkontingent für
die »Gefallenen Ehrung« am 9. November
1933.
Natürlich erschöpfte sich die nationale
Begeisterung der Mitglieder nicht in Aufmärschen, sondern fand ihren Ausdruck
z.B. auch in regelmäßig wiederkehrenden
Beiträgen im Alsterspiegel, die vornehmlich
der Verherrlichung des Nationalsozialismus
und seines Hauptprotagonisten Adolf Hitler
dienten, wovon auch die jungen Ruderer
während ihrer Trainingsverpflichtung nicht
verschont blieben!
Schwerwiegender als diese Begebenheiten
war eine weitere Satzungsänderung, eben-
Geschichte |
falls im November 1933, weil diese auf einen
aggressiven Eingriff in die Mitgliederschaft
hinauslief. Es ging darum, dass das Ehrengericht ein Mitglied zum sofortigen Austritt
auffordern und im Falle seiner Weigerung
mit sofortiger Wirkung ausschließen konnte. Schon ab dem Frühjahr 1933 waren einige andere Ruderclubs aus eigenem Antrieb
dazu übergegangen, nichtarische Mitglieder
aus ihren Reihen auszuschließen bzw. ihnen
die Aufnahme zu verweigern. War dieses
eigenmächtige Vorgehen gegen nichtarische
Mitglieder vom Reichssportführer noch als
vorläufige vereinsinterne Regelung »legitimiert«, wurde der Ausschluss jüdischer Mitglieder durch die vom ihm im März 1935
genehmigte Einheitssatzung für alle Sportvereine nun verbindlich vorgeschrieben.
Diese neue Satzung mit 131 Paragraphen
(vgl.: die heutige umfasst ganze 21!) wurde
mit leichten Abänderungen den Mitgliedern
der Allemannia auf der Hauptversammlung am 3. Mai 1935 zur Kenntnis gebracht
und im Alsterspiegel komplett abgedruckt.
Danach konnte jeder »Unbescholtene«, der
17 Jahre alt und arischer Abstammung war,
Mitglied werden, nachdem ein Prüfungsausschuss zugestimmt hatte.
Ob in der Allemannia ein solches Vorgehen praktiziert wurde bzw. ob es überhaupt
jüdische Mitglieder gab und gegebenenfalls wie viele, erschließt sich aus den noch
vorhandenen Archivunterlagen nicht
(Vorstandsprotokolle liegen erst ab April
1935 vor). Auch Streichungen im Mitgliederverzeichnis als Folge eines sofortigen
Clubausschlusses sind nicht nachweisbar.
Es gibt keine einzige zwischen 1933 und
1936. Eine einzige dokumentarisch nachgewiesene Ausnahme bildet der Fall des im
Sommer 1936 eingestellten Trainers Gelfort,
der mit einer Jüdin verheiratet war und
dies zunächst verschwiegen hatte. Nach der
Aufdeckung musste er entlassen werden,
allerdings unter fristgerechter Fortzahlung
seiner Bezüge bis September 1936.
Ein Einzelfall einer gezielt antijüdischen
Agitation blieb auch der Vortrag des Dietwarts auf einem schwach besetzten Dietabend über »Das Problem der Zeit«, als
er über das Judentum mit all den sattsam
bekannten Verunglimpfungen polemisiert
hatte. Über diese beiden Fälle hinaus gibt es
keine Hinweise für antijüdische Aktivitäten
des Vorstands und der Mitglieder.
133
134 | Geschichte
Ein weiteres Beispiel für die Bevormundung der Sportvereine bot die neue Beflaggungsordnung von 1938. Aus den bis
ins Kleinste geregelten Vorschriften ging
hervor, dass Vereinsflaggen nur noch auf
dem Dach oder im Topp eines mit Rah und
Gaffel ausgerüsteten Mastes gezeigt werden
durften, während die Masten am Bootshaus
ausschließlich der National- und der Reichsbundflagge vorbehalten waren. In Booten
war das Führen von Clubflaggen nur noch
als Wimpel oder Stander im Bug erlaubt,
während am Heck nur die Wassersportflagge als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum
Reichsbund (Handelsflagge mit eingewobenem Anker) geführt werden durfte, nicht
die Reichsbundflagge selbst.
Der Sportbetrieb lief nach der Machtergreifung zwar in gewohnter Weise weiter,
allerdings ruderten und trainierten jetzt
auch HJ- und SA-Verbände im Club.
Letztere waren während ihrer Trainingszeit
vom SA-Dienst befreit. Zugleich diente das
Bootshaus für diese als so genanntes »ScharLokal«. Der Vorstand setzte seine Forderung
durch, dass die Kosten vom AAC getragen
wurden. Für Angehörige der Marine-HJ
bestand der dienstliche Befehl, in einer
Sportdienstgruppe zu rudern. Der Club
nahm 40 von ihnen auf.
Mit knapp 600 Mitgliedern und einem
Bestand von 65 Booten gehörte der Club damals schon zu den größten in Deutschland.
Gerudert wurde praktisch zu allen Tageszeiten, auch das Morgenrudern erfreute sich in
der »Kameradschaft Morgenruderer« großer
Beliebtheit. Besonders gepflegt wurde
das Wanderrudern, sowohl in die nähere
Umgebung, z. B. zu unserem Bootshaus in
Geesthacht, als auch in fernere Gegenden
im gesamten Reichsgebiet einschließlich
Ostpreußen. Den Mittelpunkt der Aktivitäten bildeten jedoch stets das Rudertraining
und die regelmäßige Teilnahme an auswärtigen Großregatten, besonders in Bremen,
Lübeck, Kiel, Schwerin, Hannover, Breslau,
Berlin-Grünau, Duisburg, Essen, Mannheim
sowie in Hamburg selbst. Außer der »Großen Hamburger« im Juli als Höhepunkt der
Regattasaison wurden aber auch die Frühjahrs- und Herbstregatten, das Dauerrudern
»Quer durch Hamburg« und natürlich die
»Interne« bei jeweils großer Beteiligung
besucht, soweit die Kriegsereignisse dies
erlaubten. Mit großem Aufwand wurde
das 70. Clubjubiläum am 1. Februar 1936
Geschichte |
gefeiert, dessen Festveranstaltung in der
Hamburgischen Staatsoper stattfand, auf der
Georg Franck die Festrede hielt und Hans
Kreuschner anschließend im Kreise der auf
der Bühne angetretenen Trainingsleute die
feierliche Trainingsverpflichtung vornahm.
Nach diesem Festakt begaben sich die über
Tausend Gäste in bereit gestellten Bussen
zum Festball ins Uhlenhorster Fährhaus, der
bis in die Morgenstunden angedauert haben
soll.
Zu erheblichen Irritationen führte im
Dezember 1938 die Mitteilung, dass die
Lombardsbrücke für den Gleisausbau der
Deutschen Reichsbahn verbreitert und deshalb alle fünf Bootshäuser am Ferdinandstor
abgebrochen und anderer Stelle neu errichtet werden sollten. Gegen derartige städtebauliche Maßnahmen war die Allemannia
durch ein mit der Stadt früher abgeschlossenes sog. Loyalabkommen abgesichert, das
eine volle Entschädigung und Wiedererrichtung ihres Bootshauses vorsah. In Betracht
kamen Standorte wie Schwanenwykbucht,
das Harvestehuder Ufer gegenüber dem Uhlenhorster Fährhaus und am Alsterufer in
der Nähe des DHuGRC. Darauf ließ sich der
Vorstand der Allemannia jedoch nicht ein,
sondern beharrte in hartnäckigen Verhandlungen mit der Stadt auf einem Standort am
Ferdinandstor im Vorfeld der verbreiterten
Lombardsbrücke. Wegen des nahenden
Krieges kam es zu keiner Entscheidung.
Nach dem Kriegsbeginn am 1. September
1939 bedeutete es für alle einen spürbaren
Einschnitt, dass die Schar der Aktiven wegen der zunehmenden Einberufungen zur
Wehrmacht nach und nach zu schrumpfen
begann. Waren Anfang 1940 bereits 140
Allemannen eingezogen, schnellte schon ein
Jahr später die Zahl auf 240 hoch.
Eine denkwürdige Initiative des Vorstands
gleich nach Kriegsbeginn bedeutete die
Gründung des Kameradschaftswerks durch
den Clubführer Hans Kreuschner, mit dem
die Verbindung zu den Kameraden im Felde
hergestellt werden sollte.
Durch Geld- und Sachspenden in Form
kleiner Päckchen, sog. »Liebesgaben«, sowie
die Zusendung von Zeitungen, Zeitschriften
und natürlich des Alsterspiegels sollte die
Verbundenheit der Allemannen mit den
»Feldgrauen« lebendig gehalten werden. Es
zeigt die Verbundenheit der Mitglieder, dass
135
136 | Geschichte
Geschichte |
diese Aktion bis zum Kriegsende niemals
erlahmte. Gleichzeitig wurde im Alsterspiegel eine Rubrik »Von unseren Soldaten«
eingerichtet, in der deren in Feldpostbriefen
übermittelten Grüße und Berichte regelmäßig veröffentlicht wurden. Darüber hinaus
fanden natürlich stets auch Gefallenenmeldungen und Nachrufe ihren Platz im
Alsterspiegel, der ab Mitte 1941 aufgrund
der Mängel der Kriegswirtschaft nur noch
hektographiert und in größeren Zeitabständen erschien.
Am 2. Februar 1941 feierte die Allemannia
in festlichem Rahmen ihr 75. Stiftungsfest.
Dem Empfang im geschmückten Bootshaus,
zu dem auch ein Mitglied des Senats und
der Gaufachwart erschienen waren, folgte
im Hotel Atlantic – nach der Festrede des
Ehrenvorsitzenden – ein Festbankett. Die
zu diesem Anlass erschienene, aus mehreren Beiträgen bestehende Festschrift ist
erhalten. Auch das 77. Stiftungsfest konnte
mit immerhin einhundert Teilnehmern in
schlichterem Rahmen begangen werden
einschließlich eines der Zeit angemessenen
»einfachen Essens«, wiederum im Hotel Atlantic.1944 fand keine Feier statt, vermutlich
auch nicht 1945.
Als das Bootshaus beim dritten Nachtangriff auf Hamburg am 29./30. Juli 1943 in
Trümmer gelegt wurde, und leider mit ihm
auch das Archiv, von dem nur die Teile
erhalten blieben, die sich in Händen von
Mitgliedern befanden, hatte die volle Härte
des Krieges auch die Allemannia erreicht.
Allerdings war rechtzeitig ein Teil der Boote
nach Geesthacht, Schwerin und Breslau
ausgelagert und ein nicht unerheblicher Teil
des Bootszubehörs bei der Firma Lahmann
»bombensicher« eingebunkert worden.
So blieben noch 29 Boote von insgesamt
65 übrig. Doch was nützen Boote, wenn
das Bootshaus zerstört ist? Aber auch hier
war die Schadensbilanz günstiger als bei
den benachbarten Clubs, die alles verloren
hatten. Der Bootssteg war nur verschüttet,
das Ruderbecken unversehrt geblieben und
der Duschraum nur abgedeckt worden.
Sofort ergriff der Vorstand die Initiative und
richtete an alle Allemannen einen Appell,
für den vorerst provisorischen Wiederaufbau des Hauses zu spenden und – soweit in
Hamburg ansässig – sich für die Aufräum­
arbeiten zur Verfügung zu stellen. Vom
Senat war die Zusicherung erwirkt worden,
dass das Gelände nicht für andere Zwecke
beschlagnahmt würde und mit dem Wie-
137
138 | Geschichte
deraufbau in Selbsthilfe begonnen werden
dürfe. Es bedeutete daher einen herben
Rückschlag, als plötzlich die NSKK-Motorbrigade der SS das gesamte ausgebombte
Gelände für eigene Zwecke auf Dauer zu
beschlagnahmen beabsichtigte. Nach intensiven Verhandlungen mit allen beteiligten
Stellen, in denen sich besonders Georg
Franck und Dr. Werner Heerwagen in seiner
Eigenschaft als Senatssyndikus hervorgetan
hatten, und unter Einschaltung des Gauleiters gelang es, die drohende Beschlagnahme
endgültig abzuwenden. Ende 1944 musste
der Clubführer allerdings vermelden, dass
infolge der dramatischen Kriegslage »der
Bau nun ganz still liegt« und es nur noch
eine Arbeit gebe, die »Arbeit für den Sieg!«
Georg Franck gab der vielleicht zweckoptimistischen Hoffnung Ausdruck, dass »bei
entsprechend günstiger Kriegslage« die
Arbeiten »mit aller Wahrscheinlichkeit im
Frühjahr wieder aufgenommen werden«.
Unter den gegebenen Umständen war
Rudern in Hamburg nur noch unter sehr
eingeschränkten Umständen möglich.
Gleichwohl nahm die Allemannia noch an
der »Großen Hamburger Regatta« im Juli
1943 und 1944 teil, 1943 kurz vor aus Ausbombung sogar mit einem Sieg im »Ersten
Achter«, dem vormaligen »Senatsachter«.
Nach der Ausbombung gewährte der
DHuGRC der Allemannia vorübergehend
Asyl, später wurden die immer spärlicher
besuchten Clubabende in den Ratsweinkeller verlegt. Die ganze Trostlosigkeit dieser
letzten Wochen und Monate erschließt
sich noch einmal im letzten in der NS-Zeit
erschienen Alsterspiegel vom Dezember
1944, als der Clubführer »unseren SoldatenKameraden recht viel Soldatenglück in der
Endphase des Krieges« wünscht und in der
»Gewissheit« schließt: »Es muss und wird
uns gelingen, den Feind auf die Knie zu
zwingen!«
Die Bilanz dieses Wahnsinns für die Allemannia: Bis zum Stichtag 31.12.1947 waren
68 gefallene und in Gefangenschaft verstorbene Kameraden zu beklagen, außerdem
ein zerstörtes Bootshaus mit sämtlichem
Inventar. Im Bestand waren damals 611 Mitglieder, 29 in Gefangenschaft, 31 Vermisste
und 45 (vermutlich zivile Mitglieder) ohne
Nachricht. Das Urteil des Clubmitglieds
W. Stamm in seinen »Gedanken zum Jahres-
Geschichte |
wechsel« im ersten Nachkriegs-Alsterspiegel
fiel lakonisch aus: »Das Jahr 1945 brachte
uns das Ende des härtesten aller Kriege, den
wir verloren und hart bezahlen müssen«.
Die erste Nachkriegs-Mitgliederversammlung fand am 9. November 1945 statt, auf
der Hans Kreuschner einen umfassenden
Bericht über die beiden zurückliegenden
Jahre erstattete und anschließend Heinrich
Biebow zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde.
Georg Frank blieb Ehrenvorsitzender. Das
Kameradschaftswerk wurde bis auf weiteres
für die noch in Gefangenschaft weilenden
Kameraden weitergeführt.
Am 9. Februar 1946 feierte die Allemannia
ihr 80. Bestehen im Restaurant Wendel in
Wellingsbüttel mit 250 Mitgliedern und
einem Essen gegen die Abgabe von Lebensmittelmarken. An aufrüttelnden Worten
mangelte es nicht. So verkündete W. Stamm
noch im Jargon der soeben überwundenen
Zeit: »Echt und treu, eisern, fanatisch und
zielbewusst arbeiten wir am Wiederaufbau
unseres Clubs ». Ziviler klang es in der Festrede unseres Ehrenvorsitzenden:
»Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott! Vivat,
cresceat, floreat Allemannia!« Der Boots­
park bestand aus zehn Booten, darunter
einem Rennachter und dem Renngigachter
»John Engelbrecht«, drei Leihbooten der
Schulbehörde und einer Trainingsbarkasse, d.h. einem ehemaligen Schnellboot. Im
Frühjahr 1947 konnte die Allemannia einen
umgebauten Bootsschuppen der Firma
Wüstenberg mit Kantine sowie externer
Duschkabine mit Umkleideraum als vorübergehendes Asyl in Besitz nehmen. Erst
mit dem Bezug des neuen Bootshauses auf
der Gurlitt-Insel 1954 – also fast zehn Jahre
nach dem Krieg – endeten für die Allemannia die Folgen der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft.
Harald Sobisch
139
140 | Geschichte
Geschichte |
141
142 | Geschichte
Chronik 1991 – 2016
1991
7. Februar: 125. Gründungsjubiläum
der Allemannia; aus diesem Anlass
richtet der Club am 2. Februar einen
Ball im Hotel Atlantic aus; am 5. Mai
findet dann der Tag des Rudersports
in der Allemannia statt.
1992
16. August: Christian Dahlke gewinnt bei den Weltmeisterschaften
in Montreal die Goldmedaille im
Leichtgewichtsachter (Weltbestzeit
5:30.240).
1996
August: Roland Opfer startet im
Doppelzweier bei den Olympischen
Spielen in Atlanta und belegt im
Finale einen beachtlichen 6.Platz.
26. November: Manfred Riechers
wird Präsident (bis 2006). Er folgt
Jürgen Plambeck nach, der das Amt
nach acht Jahren niedergelegt hatte.
1999
September: Allemannia wird Norddeutscher Meister im 8er in der Be­
setzung Ole Brauer, Kai Olbrich, Felix
Niemeyer, Roland Opfer, René Nennhaus, Florian Puls, Sönke Osmann,
Dennis Engelke und Steuermann
Ronald (»Stöpsel«) Bohmgahren.
2000
September: Auf der Norddeutschen
Meisterschaft gewinnen Ruderer
der Allemannia alle Männerrennen:
Einer, Doppelzweier, Doppelvierer,
Zweier o.St., Vierer m.St. und Achter. Es ist das erste Mal, dass Ruderer
eines Clubs alle Rennen gewinnen
und es dürfte Jahre dauern, bis diese
Leistung von uns oder einem anderen Club wieder erbracht wird.
Oktober: Der später so genannte
»Boston-Achter« nimmt erstmals an
der Langstreckenregatta in Boston
teil (Rennboot). Es handelt sich dabei um eine Gruppe ambitionierter
Altherren-Ruderer aus der Dienstagsrunde um Jürgen Plambeck,
Henning Gleim und Uwe Solheid.
2002
13. Juni: Verlängerung des Erbpachtvertrages mit der Stadt bis
2054. Damit ist die Zukunft des
Bootshauses auf der Gurlittinsel für
weitere 50 Jahre gesichert.
Geschichte |
2003
1. September: Weltmeister Lgw. 8er
in Mailand mit Christian Dahlke,
Martin Raeder, Joachim Drews,
Bastian Seibt (DHuGRC), Trainer
Marcus Schwarzrock.
2006
Februar: Dirk Heinike wird Präsident.
18. Februar: Ball im Hotel Atlantic
aus Anlass des 140. Gründungsjubiläums der Allemannia.
2004
Februar: Wahl der Hamburger
Sportler des Jahres 2003 - Christian
Dahlke wird zum Sportler des Jahres
gewählt.
2007
2005
Februar: Auf der Hauptversammlung findet die letzte große Diskussion darüber statt, ob Frauen in den
Club aufgenommen werden sollen.
Nach intensiver Diskussion stimmt
eine knappe Mehrheit dagegen.
Dezember: Der langjähriger Cheftrainer der Allemannia, Marcus
Schwarzrock verlässt den Club und
wird Bundestrainer in Ratzeburg.
Seit Januar 2013 ist er Bundestrainer
beim Deutschen Ruderverband.
27. Mai: Allemannia-Achter wird in
Münster Deutscher Meister in der
Besetzung Felix Reimann, George Byrne, Christian Dahlke, Ole
Behling, Joachim Drews, Konstantin
Drews, Henner Pohl, Felix Niemeyer
(Schlag), Nelson Reichert (Stm.),
Trainer Tim Schönberg.
2008
Februar: Wahl der Hamburger
Sportler des Jahres 2007 – der
Meister-Achter der Allemannia wird
Sieger in der Mannschaft.
2009/2010
Bootshausrenovierung –
Umgestaltung und Erweiterung der
Gastronomie sowie Neubau eines
kleinen Clubraums.
143
144 | Geschichte
r
s-Weltmeiste
Wiederholung
er
ht
Ac
sht
ic
im Leichtgew
2010
2012
30. Mai: Wiedereröffnung des renovierten Bootshauses auf der Gurlittinsel.
7. Oktober: Lars Wichert wird Doppelweltmeister (Lgw.-Doppelvierer
und Lgw.-Achter) in Neuseeland.
18. August: Lars Wichert Weltmeister Lgw. Achter in Plowdiw (Bulgarien).
Juni: Als erfolgreichste U-23-Trainingsgruppe in Deutschland wird
die Allemannia mit der FellgenMedaille ausgezeichnet.
2013
17. Februar: Dr. Bernd Strocka wird
Weltmeister auf dem Concept2 (AK
70-74).
2014
29. August: Bei der Weltmeisterschaft in Amsterdam werden Can
Temel und Torben Neumann Weltmeister im Lgw. Achter.
2015
4. September: Can Temel und
Torben Neumann werden erneut
Weltmeister im Lgw. Achter in
Aiguebelette, Frankreich.
2016
7. Februar: 150. Gründungsjubiläum
des Ruder-Clubs »Allemannia von
1866«.
Geschichte |
Mitgliederentwicklung
Jahr
Mitglieder
Jahr
Mitglieder
2000
617
2008
567
2001
571
2009
564
2002
581
2010
572
2003
577
2011
627
2004
573
2012
671
2005
567
2013
679
2006
563
2014
683
2007
557
2015
701
145
Menschen
❱ Generationen in der allemannia {148}
❱ Gruppen im Club {152}
❱ Auswärtige Mitglieder {158}
❱ Studenten im Club – HSBA Rowing {162}
❱ Vorsitzende der letzten 25 Jahre {166}
❱ EhrenmitgliedER {172}
❱ Stiftung »125 Jahre Allemannia« {174}
❱ Mäzene {178}
148 | Menschen
Generationen in der Allemannia
Jede Gemeinschaft, die auf freiwilligem
Zusammenschluss beruht, lebt von ihrer
Generationenfolge. Das gilt für viele Institutionen, auch im Sport und damit auch in
der Allemannia. Dass unser Ruderclub seit
nunmehr 150 Jahren als einziger der großen
alten Hamburger Ruderclubs nicht durch
Zusammenschluss mit anderen Vereinen
unter ihrem Gründungsnamen aus kleinen
Anfängen zu ihrer heutigen Größe gewachsen ist, verdankt sie nicht nur ihren großartigen sportlichen Erfolgen, sondern auch
der Einsicht, dass durch alle Generationen
hindurch die Pflege des Nachwuchses in
unserem Club seit jeher einen hohen Stellenwert eingenommen hat und die Jungen
sich dem Namen unseres Clubs verpflichtet
gefühlt haben.
Zu allen Zeiten gingen aus der Allemannia
Ruderer hervor, die als Einzelkämpfer oder
als kampfstarke Mannschaften großartige
Siege erfochten und sich mit nationalen und
internationalen Meistertiteln schmücken
konnten. Unvergessen sind – um nur einige
Höhepunkte zu nennen – die Beteiligungen
von Allemannen an den Ausscheidungskämpfen für die Olympischen Spiele in
Helsinki (1952) bzw. die Teilnahmen an
den Olympischen Ruderregatten in Atlanta (1966) und in London (2012) oder die
Weltmeisterschaften in Sevilla (2002) und
Mailand (2003), wo mit Allemannen im
Leichtgewichtsachter die Silber- und danach
die Goldmedaille errudert werden konnten.
Doch die Allemannia könnte nicht auf stolze 150 Jahre zurückblicken, wenn nicht zu
allen Zeiten – in guten wie in schwierigen
– fähige Männer mit Weitblick, Mut und
Tatkraft am Steuer unseres Clubs gestanden
hätten. Schon seine Gründung unter ihrem
ersten Vorsitzenden Johs. Reis kam ja unter
den Umständen, wie sie erfolgt war, einem
Husarenstück gleich. Verdiente Namen wie
O.A. Schumacher, Dr. Oskar Sieveking und
Georg Franck traten hervor, als es galt, die
Grundlagen für den Aufstieg unseres Clubs
zu schaffen und ihn durch den 1. Weltkrieg
und die folgenden schwierigen Jahre zu
führen. Letzterem, vor allem aber Hans
Kreuschner ist es zu verdanken, dass die
Allemannia politisch weitgehend unbehelligt und trotz des Totalverlustes ihres
Bootshauses 1943 ungebrochen durch den
2. Weltkrieg kam. Während sich Männer
wie Heinrich Biebow und Hugo Weger
in den Jahren des Wiederaufbaus – unser
Menschen |
neues Bootshaus auf der Gurlittinsel konnten wir 1954 beziehen – besonders verdient
gemacht haben, stehen für die anschließenden Jahre der Konsolidierung, Modernisierung und Zukunftssicherung vor allem
Dr. Werner Heerwagen, Egon Drube, Jürgen
Plambeck, Manfred Riechers und unser seit
2006 amtierender »Präsident« Dirk Heinike.
So haben alle Generationen ihre Beiträge
zum Fortbestehen unserer Allemannia geleistet. Woher rührt dieser Gemeinschaftsgeist, der die Allemannen durch alle Generationen hindurch beseelt? Ein wesentlicher
Grund liegt sicherlich in der Einsicht, dass
Generationenpflege eine engagierte Nachwuchspflege voraussetzt. Das wurde in der
Allemannia von Anfang an erkannt. Bereits
aus der ersten »revidierten« Satzung von
1878 (damals noch »Statut«) ist ersichtlich,
dass es daneben eine besondere Satzung
(»Special-Institut«) für Junioren (bis zum
19. Lebensjahr) gab, in der Rechte und
Pflichten der Jugendlichen festgelegt waren.
Es gab sie nicht in allen Jahren danach, erst
ab 1927, als erstmalig der Begriff »Jung-Allemannia« auftaucht, finden sich regelmäßig
Satzungen für die Jugendabteilungen. Auch
hatte man die Bedeutung einer Mitwirkung
im Vorstand und damit die frühzeitige Heranführung an Führungsaufgaben im Club
sehr bald erkannt. Für 1910 sind »2 Junioren« genannt; danach ab 1924 regelmäßig
als »Obmänner«, »Jugendwarte« und heute
als Vorsitzende der Jung-Allemannia.
So wichtig alle diese Leistungen und Aufgaben für den Fortbestand unseres Clubs sind,
prägend für eine lange, im Idealfall lebenslange Zugehörigkeit ist natürlich der Sport
selbst, das eigene Wettkampferleben als
Jugendlicher, sei es als Junior oder späterer
Senior. Längst wurde erkannt, dass eine professionelle Ausbildung, aber auch geeignetes
und ausreichend verfügbares Bootsmaterial
– unser Bootshaus ist buchstäblich randvoll
gefüllt! – sowie die häufige Teilnahme an
Regatten die besten Voraussetzungen sind,
junge Leute für den Rudersport zu begeistern. Dass viele Mitglieder ihrem Sport
treu bleiben und später als Erwachsene, oft
bis ins hohe Alter, als Breitensportler aktiv
bleiben, beweist, dass sich die Anfangsinvestitionen in die Jugendarbeit lohnen.
Gleichwohl, einen Automatismus, eine Garantie: »Einmal Mitglied – immer Mitglied«
gibt es nicht mehr. Wir hatten Jahre hoher
149
150 | Menschen
Fluktuation und Stagnation unseres Mitgliederbestands, als Eintritte und Austritte sich
gerade deckten. Berufliche Gründe, heute
mehr denn je, aber auch vermehrt andere
attraktive Sportarten, die plötzlich reizvoller
erschienen, waren und sind auch heute Anlass, der Allemannia den Rücken zu kehren.
Um dem entgegen zu wirken, war die Möglichkeit geschaffen worden, ausgetretenen
Mitgliedern eine spätere Rückkehr unter
Anrechnung ihrer früheren Mitgliedszeit
zu erleichtern. Viele haben davon Gebrauch
gemacht, was zeigt, dass einmal geknüpfte
Bindungen an den Club nachhaltig sein
können.
Dennoch bleibt die Frage, was wir tun
können, um generationenübergreifend den
Zusammenhalt unserer Mitgliedschaft zu
fördern. Einige Beispiele:
»» Kein Mitglied soll sich selbst überlassen
bleiben. Die Zeiten, in denen neue Mitglieder orientierungslos ohne Anschluss
blieben, sind vorbei. Unser Club ist so
groß geworden, dass nicht mehr jeder
jeden kennt. Aus diesem Missstand
haben wir Lehren gezogen und kleinere
Gruppen und Kreise (»Freundeskreise«)
gebildet, denen sich jeder »Alteingesessene« und jeder Neuankömmling
nach eigener Wahl anschließen kann.
Sie werden von einem Gruppenkapitän
geführt, der zugleich die Kommunikation mit dem Vorstand sicherstellt. Diese
Einrichtung hat sich inzwischen gut
bewährt, die Fluktuation ist rückläufig.
»» Ein weiterer wichtiger Schritt ist die geregelte professionelle Betreuung unserer
Trainierenden durch engagierte kompetente Trainer, nicht nur wie bisher
im Leistungsport, sondern auch in der
zweiten Wettkampfebene wie etwa die
Trainingsgemeinschaft der 2. Bundesliga
(RBL) oder in kleineren Trainingsgruppen im Breitensport. Ein weiteres sehr
erfolgreiches Beispiel bilden die Grup-
Menschen |
pe der Hamburg School of Business
Administration (HSBA) wie auch einige
Firmengruppen, die unter Anleitung
unseres Ruderlehrers Christian Dahlke rudern und trainieren. Bewährt hat
sich, dass jedes Neumitglied sich einer
gründlichen Ausbildung unterziehen
muss. Der Erfolg: Es vergeht kein Tag in
der Woche, an dem in der Allemannia
nicht gerudert wird – und das morgens
ab 6 Uhr!
»» Wo gerudert wird, wird auch gefeiert!
Ruderische Erfolge wollen anerkannt
werden! Ohne Anerkennung keine
Motivation! Seit einigen Jahren erfreuen
sich unsere Siegesfeiern am Ende der
Saison großer Beliebtheit, auf denen die
Ereignisse der Saison noch einmal in
Wort und Bild für die Mitglieder Revue
passieren und die Älteren Gelegenheit
haben, den Jüngeren für ihre Leistung
Respekt und Anerkennung zu zollen.
Kein Wunder, dass der Festsaal unseres
Bootshauses jedes Mal bis an den Rand
gefüllt ist.
»» Wichtig ist aber auch, zwischen den
Generationen Brücken zu schlagen!
So wurde die Möglichkeit geschaffen,
dass nach einem ausgeklügelten System
während der Saison einmal im Monat
Trainingsleute und Breitensportruderer
gemeinsam nach einem ausgeklügelten
Besetzungssystem im Boot rudern. Auf
diese Weise werden das gegenseitige
Kennenlernen und das Verständnis
füreinander noch besser gefördert.
Ähnliche »Kooperative« mit jeweils
hälftiger Besetzung wurden vor einigen
Jahren auch auf unserer »Internen« im
sog. »Generationenvierer« ausprobiert.
Es gibt keinen Grund, nicht auch diese
Möglichkeit wiederzubeleben.
Alles in allem: Die Allemannia ist ein
lebendiger Club! Wir sind auf gutem Wege,
Trennendes zwischen den Generationen zu
überwinden und das Miteinander neu zu
beleben.
Unsere steigenden Mitgliederzahlen sprechen eindrucksvoll für diesen Erfolg. Gibt es
einen besseren Beweis, dass Rudersport lebendige Clubgemeinschaften fördert, wenn
man es nur richtig anpackt?
Harald Sobisch
151
152 | Menschen
Gruppen im Club
Ziele der Gruppenkapitäne
Wer sind die Gruppenkapitäne in der
Allemannia? Was machen sie? Und warum
überhaupt Kapitäne, ein Ruderboot ist doch
kein Schiff oder Flugzeug. Nun, was hat es
mit den Gruppenkapitänen und ihren rund
vierteljährlichen Treffen auf sich?
In einem Club mit der Größe der Allemannia ist es ganz natürlich, dass nicht jeder mit
jedem rudert. Da müsste man/Mann ja circa
zweimal am Tag und jedes Mal mit einem
anderen rudern. Somit ist ein sehr großer
Teil der Mitglieder in einer Rudergruppe organisiert. Das sind die Menschen, mit denen
man am häufigsten Sport und Gesellschaft
Menschen |
im Club verbringt. Die Art der Gruppe ist
dabei natürlich nicht vorgeschrieben. Es gibt
einige Gruppen, die sich sehr regelmäßig
und in fester Runde treffen, und es gibt solche Gruppen, die sich mehr locker und lose
über Chats mithilfe des Smartphones verabreden. Gemeinsam ist aber allen Gruppen,
dass sie sich einen Kapitän wählen. Nun ja,
er steuert kein Fahrzeug und ist auch nicht
der große Vorturner der Gruppe, aber als
Hamburger muss man sich mit ein bisschen
Selbstironie auch einen solchen Titel geben
dürfen. Der Gruppenkapitän ist meist eine
der am häufigsten anwesenden Personen
und vertritt die Gruppe und ihre Interessen.
Nun denkt man sich häufig Grüppchenbildung, »Club im Club« … und so weiter und
sofort. Aber das ist nicht der Fall! Und um
dies zu verhindern, kommen die Gruppenkapitäne im Schnitt alle zwei bis drei Monate zu einer lockeren Runde zusammen.
Aus dem Vorstand kommt der Vorsitzende
Allgemeiner Sport dazu und es werden die
aktuell anliegenden Themen besprochen.
So geht es von den ganz kleinen Dingen, die
aber meist zum größten Verdruss führen,
wie dem kaputten Steglicht oder der nicht
aufgestellten Vogelleine, über Termin­
planung bis hin zu den großen ganzheit­
lichen Fragen: Wie schaffen wir es, dass ein
Club unserer Größe auch weiterhin familiär
und gemütlich bleibt?
Sicher ist das auch mal anstrengend, aber
unter dem Strich führt diese Runde dazu,
dass die Mitglieder immer im Bilde über
die aktuellen Geschehnisse des Clubs sind
und andererseits der Vorstand auch schnell
einen Eindruck bekommt, wo denn in der
Mitgliedschaft gerade der Schuh drückt.
Ins Leben gerufen wurde die Runde in
ihrer heutigen Form von George Byrne auf
Anregung unseres ehemaligen Vorsitzenden
Manfred Riechers. Lieber Manfred, vielen
Dank für diese großartige Idee!
Arne Falkenhorst
153
154 | Menschen
GruppenKapitäne
Zeiten
Gruppe
Kapitän
Mo 10:00
Rentnerrudern
Gerhard Koch
Mo18:00
Do 18:00
RCA Heroes
Thomas Schüttfort
Mo 18:30
Montagsrunde
Daniel Drege, Sebastian Troch
DiDo-Runde
Marc Oliver Rosenquist
Do 06:40
Boston-Achter
Harald Sobisch
Di 15:00
Senioren
Jan Behrens
Di06:00
Do 06:00
Di06:40
Di16:30
Fr16:00
Sa
10:00
Di 17:30
Kindergruppe
Jonas Donner, Arne Basner
Dienstagsrunde
Günther Hansch
Di 18:00
Clubsport/Anfänger
Jonas Briese
Di 18:00
Dienstagabend
Hans-Jürgen Dursteler, Stefan Janssen
Mi 17:00
Gernots
Gernot Schmahlfeld
Mi 18:00
Mittwochabend-Runde
Karsten Burmester
Mi 18:00
Junioren Breitensport
Jonas Christiansen
Mi 18:00
Startschuss
Peter Stoll
Do 10:00
Rentnerrudern Busch
Günther Hansch
Do 18:30
Bullentisch
Jan Behrens
Fr
18:00
Clubsport/Anfänger
Jörg Lehnigk
Sa
07:00
So 10:00
Sonnabendmorgen-Runde
Walther Lange
Sonntagsrunde
Jens Martens, Ingo Matthies, Gernot Schmahlfeldt
Menschen |
Gruppe
Kapitän
Gruppe
Kapitän
RBL Ruder Bundesliga
Jan Altrup
Allgemein Senioren
Manfred Riechers
RCA-Masters
Gavin Genge
Betriebssport
Milan Wulf
Freitagsrunde
Ole Brauer
Vorstand
Gavin Genge
Pik As
Henry Bloch
Koordination
Christian Dahlke
HSBA
Niklas Werder,
Cheftrainer
Sven Carstens
Johannes Grün
Wanderruderwart
Frank Wolgast
155
Der »Bullentisch«, Wanderfahrt Comer See, August 2013
156 | Menschen
14
RBL Ergocup 20
Menschen |
157
158 | Menschen
Auswärtige Mitglieder
Mit ungebrochener Vitalität und Frische
besteht unsere Allemannia nun seit 150
Jahren. Über diese lange Zeit haben sich
Generationen von Ruderkameraden immer wieder für ihr Überleben, Gedeihen
und Wachsen in bewundernswerter Weise
eingesetzt. Ihre Erfolge wären jedoch kaum
möglich gewesen ohne den ungewöhnlichen
Zusammenhalt und das starke Zugehörigkeitsgefühl, welches die Allemannia trägt.
Wie stark dieses Empfinden ist, wird durch
die große Zahl der Getreuen belegt, die
bereits über 25 Jahre, teilweise sogar über 70
Jahre, ihrer Allemannia angehören. Es sind
dies ein Drittel aller Clubmitglieder.
Hamburg angehören zu dürfen, mag gelegentlich den Ausschlag geben.
Der höchste Beweis von Anhänglichkeit
wird jedoch von unseren 120 Kameraden
erbracht, die fern von Hamburg als »Auswärtige Mitglieder« leben. Das sind ein erstaunliches Fünftel aller Clubmitglieder, die,
obwohl abgeschnitten von der Hamburger
Clubgemeinschaft, ihre Zugehörigkeit zur
Allemannia bewahren. Die meisten drücken
damit sicherlich ihre Dankbarkeit für eine
schöne und erlebnisreiche Zeit im Club aus
und den Wunsch, auf diese Weise ihren
Dank abzutragen. Auch der Stolz, einem der
ältesten und traditionsreichsten Clubs in
Für die vielen anderen Kameraden, die
lediglich sportlichen Ausgleich, Anschluss
und Geselligkeit suchen, erweist sich die oft
monierte und beklagte Cliquenwirtschaft
der Allemannia als segensreich. Diese vielfältigen Gemeinschaften bieten nicht nur für
jeden Geschmack etwas, sondern vermitteln
ebenfalls durch Ausfahrten auf unserem
einmaligen Alsterrevier, auf Wanderfahrten und ganz einfach durch Kameraderie
erinnerungswürdige Rudererlebnisse und
wertvolle lange Freundschaften. Viele Getreue und so manche Auswärtige sind aus
Am häufigsten sind es wohl die prägenden
Erfahrungen aus der Trainingszeit, die
zu lebenslangen Zugehörigkeiten führen.
Mit ihren besonderen Herausforderungen
bringen Rudertraining und Wettkampf eben
auch unvergessliche Erinnerungen mit sich
und formen engste Freundschaften, die weit
über die aktive Zeit hinaus nachschwingen.
Wie schön ist es dann, bei einem Wiedersehen über alte Zeiten reden zu können, in
Erinnerungen zu schwelgen und so manchen Erfolg zu glorifizieren.
Menschen |
ihren Reihen hervorgegangen.
Auswärtige schwelgen nicht nur in Erinnerungen. Viele pflegen die Verbindung
zu einstigen Kameraden über Jahrzehnte
hinweg und finden immer wieder Gelegenheit zusammen zu kommen. Die schönsten
Momente ergeben sich dabei oft auf gemeinsamen Wanderfahrten oder auch auf
Regatten in der Heimat eines Auswärtigen.
Weilt man in Hamburg, ist ein Besuch auf
der Gurlittinsel Ehrensache. Dort findet
man immer einen Platz in einem Boot und
Kameraden, mit denen man hinterher vor
dem Panorama der Alster bei so manchem
Bierchen oft noch Stunden in angeregtem
Gespräch verbringen kann.
Obwohl Gedrucktes immer stärker durch
digitale Medien verdrängt wird und wir
bereits durch Website, Online Newsletter,
Facebook und anderes auch im fernsten
Winkel der Welt Zugang zu Clubinformationen haben, sind Alsterspiegel und
Mitgliederverzeichnis noch immer die
maßgeblichen Informationsquellen. Ihre
Ankunft sind für Auswärtige erwartungsvolle Momente. Für uns enthalten sie nicht nur
wesentliche Informationen zum aktuellen
Clubgeschehen oder Adressen, sondern rufen immer wieder den Club, die Kameraden
und unsere Erlebnisse wach. Insbesondere
sind es die Würdigungen von persönlichen
Gedenk- und Ehrentagen, die oft alte Freunde vor uns erstehen lassen und liebgewordene Erinnerungen zurückbringen.
Die Herausforderungen, immer wieder frisches Blut für das Rudern und die Allemannia zu gewinnen, scheinen ständig größer zu
werden. In den vergangenen 25 Jahren hat
sich das Vergnügungsangebot weiter vervielfacht. Marathon, Triathlon und Radsport
sind populärer Breitensport mit Massenanziehungskraft geworden und bieten sich als
Alternativen an. Dass die Allemannia diesen
Herausforderungen bisher gewachsen war,
mag eine weitere Betrachtung der Daten
unserer Auswärtigen belegen. Vom 20-jährigen Jungmitglied bis zum über 80-jährigen
Clubveteranen sind nämlich alle Generationen vertreten. Ein Zeichen, dass das große
Erlebnis »Rudern in der Allemannia« sich
Jahr um Jahr wiederholt hat und Clubtreue
nicht nur eine Sentimentalität der Alten ist.
Mit der digitalen Revolution erleben wir
zurzeit eine gesellschaftliche Umwälzung
159
160 | Menschen
unvorhersehbaren Ausmaßes. Wird die
Allemannia auch auch die nächsten 25 Jahre
überstehen? Trotz aller technischen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, Rudern hat bereits seit über 200 Jahren
weltweit immer wieder junge Menschen fasziniert und angezogen, unter ihnen oft die
trefflichsten ihrer Generation. Auch unsere
Allemannia hat davon profitiert und wir
haben allen Grund anzunehmen, dass diese
Anziehungskraft anhält. Mit ihrer in 150
Jahren bewiesenen Anpassungsfähigkeit, ein
wenig Glück, unserem Zusammenhalt und
Zugehörigkeitsgefühl sollte es der Allemannia gelingen, auch das nächste große
Clubjubiläum in guter Form zu feiern.
Peter Okens, Kanada
Auswärtige Mitglieder - Zitate
»Die Idee, uns Auslands-›Allemannen‹ ins
Licht des Alsterspiegels zu bringen, finde ich
wirklich gut, denn damit wird unter Beweis gestellt, welch tiefe Spuren das frühere
sportliche Zusammenleben im Club doch
hinterlassen hat. Das Beitragsgeld spielt dabei keine Rolle. Vielmehr ist es die Verbundenheit zu unserem Club, die Erinnerung
an eine wunderbare Jugend und – nicht zu
vergessen – die Liebe zu unserer Heimatstadt Hamburg! …« – Heinrich (»Heiner«)
J. Meyer, Gran Canaria, Jg. 1939, Mitglied
seit 1953, AS 6/2001.
»… Insgesamt habe ich in der Allemannia
zehn aktive Jahre intensiv erlebt, die mich
stark geprägt haben. Zum Dank bin ich dem
Ruderclub als auswärtiges Mitglied treu
geblieben, und zwar inzwischen über 60
Jahre …« – Claus Riebell, Frankfurt a. M.,
Jg. 1935, Mitglied seit 1950, AS 1/2015.
Menschen |
»… warum ich der Allemannia trotz so
vieler Jahre Abwesenheit treu geblieben
bin? Die Antwort ist einfach: Auf meinem
Schreibtisch (den ich nicht mehr allzu oft
benutze) steht der Allemannia-Stander für
250malige Anwesenheit beim Sonnabendmorgen-Rudern. Und wenn ich im Radio
oder TV ›Hamburg‹ höre bzw. sehe, sieht
mein geistiges Auge automatisch die Alster
und damit das Clubhaus und das Frühstück
nach dem Rudern am Sonnabendmorgen!
…« – Manfred Hennefründ, Asunción,
Peru, Jg. 1931, Mitglied seit 1972, AS
4/2001.
»… meine Treue zu unserer großartigen
Rudersport-Gemeinschaft, … , ist in der
Dankbarkeit für die schönen, wenn auch
nur ganz wenigen Jahre begründet, die ich
bei Euch verbringen konnte!« – Hansjörg
Clauss, Bogotá, Kolumbien, Jg. 1937, gest.
2002, Mitglied 1957-2002.
»Wenn man wie ich die letzten (fast) fünfundzwanzig Jahre im Ausland verbracht hat,
dann ist die Mitgliedschaft in der Allemannia so ’was wie ein Rückfahrschein nach
Hause. …« – Jörn Keck, Brüssel, Jg. 1938,
Mitglied seit 1975.
»…Ein etwaiger Austritt aus dem Club ist
noch nie ein Thema gewesen und wird es
mit Sicherheit auch niemals werden! Im
Gegenteil: Ein Besuch im Club ist immer
einer der Höhepunkte meines alljährlichen
›Heimaturlaubs‹, …« – Andreas Sobisch,
Shaker Heights, Ohio, USA, Jg. 1959, Mitglied seit 1973.
»…warum ich immer noch der Allemannia
treu geblieben bin, so ist es haupsächlich die
Hoffnung, doch eines guten Tages wieder
ins geliebte Hamburg zurückzukehren. – Es
ist jedes Mal wieder eine Freude, in den
jeweils aktuellen ›Alsterspiegel‹ zu gucken
und ein bisschen Alsterluft zu schnuppern!«
– Michael Zwerg, Dallas, Texas, USA, Jg.
1970, Mitglied seit 1985.
161
162 | Menschen
Studenten im Club – HSBA Rowing
Die Kooperation zwischen dem Ruder-Club
»Allemannia von 1866« und der Hamburg
School of Business Administration (HSBA)
besteht nun schon seit vier Jahren. Das
HSBA Rowing Team möchte sich an dieser
Stelle gleichwohl noch einmal vorstellen.
Im Club sind wir gut an den weiß-blauen
Einteilern mit den orangefarbenen Streifen
zu erkennen.
Alle Mitglieder des Teams sind Studenten
der HSBA und studieren im Dualen System.
Das heißt, dass sie fest in einem der Partnerunternehmen der HSBA angestellt sind und
im ca. dreimonatigen Wechsel entweder im
Unternehmen arbeiten oder in der Universität büffeln. Abschluss des dreijährigen
Studiums ist der Bachelor. Darauf aufbauend kann an der HSBA auch der Masterabschluss erreicht werden.
Neben diesem Programm aus Arbeit und
Studieren darf natürlich der Sport nicht
zu kurz kommen. Wir freuen uns daher,
nun schon seit 2011 die hervorragenden
Trainingsmöglichkeiten in der Allemannia
nutzen zu dürfen.
Menschen |
163
164 | Menschen
Beim Hansa-BoatRace 2015 gewinnen im
Frauen-Doppelvierer
Katharina Herzog, Iryna
Sukennyk, Judith Musau und Lisa von Holten
mit 3 Längen Vorsprung.
Betreut werden wir über das Jahr hinweg von Christian Dahlke, Sven Carstens
und Johannes Grün. Der an Arbeits- und
Vorlesungszeiten angepasste Trainingsplan
umfasst an fünf Tagen in der Woche neben
Technikeinheiten auf dem Wasser auch
Kraft- und Ausdauereinheiten.
Den Höhepunkt der Saison bildet das Hanse
Boat Race auf der Alster. Bei diesem Rennen tritt die HSBA gegen das Ruderteam
der Jacobs University aus Bremen an. Das
Vorbild dieser Veranstaltung ist das »Boat
Race«, das berühmte Rennen zwischen den
Universitäten Oxford und Cambridge.
Seit 2008 treten die zwei Teams nun schon
jährlich gegeneinander an. Gab es zunächst
nur ein Rennen zwischen den HerrenAchtern der Hochschulen, so kamen über
die Jahre mehr und mehr Bootsklassen
hinzu: der gesteuerte Vierer der Herren, der
Doppelvierer und Doppelzweier der Damen. Beim 2015er Hanse Boat Race wurde
als neueste Disziplin erstmals der Einer der
Damen ausgefahren.
Nach mittlerweile acht Achter-Rennen steht
es nun 5:3 für die HSBA!
Menschen |
15
er 20
-Kad
A
HSB
Neben dem Hanse Boat Race versuchen
wir auch außerdem so viele Erfahrungen
wie möglich zu sammeln: Neben kleineren
Regatten wie dem Fari Cup, der Matjesregatta und diversen Uni-Turnieren stehen für
uns im Juli auch die Deutschen Hochschulmeisterschaften an. Hier können wir uns im
direkten Vergleich mit anderen deutschen
Hochschulen beweisen und bekommen
gleichzeitig einen Eindruck vom Niveau des
Hochschulsports.
Nach der Zeit im Team der HSBA muss die
Ruderkarriere noch nicht ihr Ende finden.
Im RBL-Kader des Clubs findet sich der eine
oder andere ehemalige HSBAler wieder.
Und auch sonst ist ein reger Austausch
zwischen den Allemannen und den Studenten entstanden: Sei es beim gemeinsamen
Schwitzen auf dem Ergometer oder der
gegenseitigen Unterstützung beim Auffüllen
der Boote, wenn mal ein Mann fehlt.
Wir freuen uns, dass wir uns über die letzten Jahre hinweg auch abseits des Sportlichen in das Clubleben integrieren konnten,
ob beim Kirschblütenfest, beim gemeinsamen Grillen oder jeden Donnerstag beim
Frühstück: Die HSBA ist häufig vertreten.
Moritz Kurz
165
166 | Menschen
Vorsitzende der letzten 25 Jahre
Norderstedt) stammte. Ein Tischnachbar in
der Gewerbeschule brachte ihn auf den Geschmack und so stand er eines Tages zusammen mit seinem Freund Jost Behrmann in
der Bootshalle. Jürgen begeisterte sich sofort
für den Rudersport und verpflichtete sich
1957 auch zum Training. Mit acht Siegen
schaffte er es in einem Jahr vom Jungmann
zum Senior. Das Studium zum Bauingenieur
und das gesellschaftliche Leben verhinderten weitere ruderische Erfolge.
Jürgen Plambeck
Vorsitzender von 1988 bis 1996
Nach erfolgreichem Studium lernte Jürgen
die Baupraxis mit Stationen in Hamburg,
Köln, Mannheim und Zürich kennen, bevor
er 1965 als dritte Generation in die familiäre
Bauunternehmung eintrat. Im gleichen Jahr
heiratete er in Berlin seine Wintersportfreundin Katja und die Kinder Annette und
Jan-Hinrich erweiterten später die Familie.
Viele Vorsitzende haben die Geschicke der
Allemannia gelenkt, aber Jürgen hat sicherlich nicht damit gerechnet, einmal für dieses
Amt gewählt zu werden, als er 1955 mit 18
Jahren in den Club eintrat. Eigentlich war
für ihn eher ein Amt als Bauinnungsobermeister bestimmt, da er aus einer honorigen Bauunternehmung in Garstedt (heute
Nach Einarbeitung in der Firma und den
ersten Ehejahren konnte Jürgen ab Ende der
60er Jahre die Ruderei vermehrt reaktivieren. In der »Dienstagsrunde« fand er seinen
Platz und engagierte sich tatkräftig im Bauausschuss von 1974-1983 sowie im Geselligkeitsausschuss von 1977-1980. In diese Zeit
fallen auch die ersten Wanderfahrten mit
Jürgen Plambeck
Menschen |
der Barke auf dem Main und dem Vierwaldstätter See, sowie die Gründung einer RCALaufrunde in Norderstedt, die auch heute
nach über 40 Jahren noch besteht.
Jürgen hatte den Club also bereits mitgeprägt und daher war es eine logische Entscheidung, ihm das Amt des Vorsitzenden
anzutragen. 1988 wurde er als Nachfolger
von Erich Jungnickel und als erster NichtHamburger gewählt. Arbeit kam reichlich
auf ihn zu, denn das 125-jährige Jubiläum
stand 1991 vor der Tür und musste mit
seinen vielfältigen Veranstaltungen organisiert werden. Daneben wurde der Clubraum
mit Schallschutzdecke und Parkettboden
versehen, die Toiletten wurden neu gestaltet. Außerdem gründete er gemeinsam mit
neun weiteren Mitgliedern und zwei Damen
verstorbener Allemannen die Stiftung »125
Jahre Allemannia«. Das Jubiläum wurde zu
einem ersten Höhepunkt seiner Amtszeit.
Durch das Stegemann-Erbe konnte dann
ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung
gehen, der Bau eines Gymnastik- und die
Erweiterung des Hantelraums. Die bau- und
wasserrechtlichen Genehmigungen einzuholen erforderten unvorstellbare Energie
und Zeit, zumal Jürgen zu Hause seit dem
Skiunfall seiner Frau Katja 1993 eine weitere
große Aufgabe zu bewältigen hatte. Nach
dem Ende seiner Amtszeit 1996 übernahm
Jürgen dann den Vorsitz der Stiftung.
Das Motto zur Einladung seines 50. Clubjubläums war: »Dem Club zu helfen, den
Rudersport zu fördern und die Zukunft der
Allemannia zu stärken.« Das hat Jürgen
wahrlich getan!
Die Planung für den Umbau unseres heutigen Clubhauses hat Jürgen als Mitglied des
Bauausschusses von Anfang an ideenreich
begleitet. Leider hat er die Vollendung seiner Vorstellungen nicht mehr erlebt, er starb
am 30. November 2008 viel zu früh mit 71
Jahren.
Peter Bohnsack
167
168 | Menschen
Manfred Riechers
Vorsitzender von 1996 bis 2006
Für die Allemannia war es ein bedeutender
Schritt, als Manfred dem Vorschlag der
Wahlkommission zustimmte und für das
Amt des Vorsitzenden des Ruder-Clubs
kandidierte. Er hatte in seiner bescheidenen
Art Bedenken und meinte, dass er als ehemaliger Leichtgewichtsruderer figürlich und
nach Siegen nicht unbedingt das Format
mitbrachte, das dieses Amt erfordere. Dabei
war er der ideale Kandidat, denn er kannte
die Vorstandsarbeit als Leiter der Abteilung
Verwaltung von 1976-1982 und als Kassenprüfer von 1992-1996 sehr genau und als
Freund des scheidenden Jürgen Plambeck
war ein kontinuierlicher Übergang gewährleistet.
Manfred, geboren 1936, war am 4. Mai 1954
in die Allemannia eingetreten. Er trainierte
unter Otto Wille 1957 und 1958, ein Sieg
in Bremen und 1976 im Altherrenachter
in Leer waren die sportliche Ausbeute. Er
gehörte dann zu den Gründungsmitgliedern der Dienstagsrunde, seit 1986 auch
regelmäßig zur Laufrunde und seit 1982 zur
Dienstags-Barkenrunde. Seine Beteiligung
nach über 35 Jahren liegt bei 99,7 %. Nebenbei hat Manfred die Prüfung zum Goldenen
Sportabzeichen über 40mal abgelegt. Er
spielt zudem fast alle Club-Skatturniere mit
und belegt dabei meist die vorderen Plätzen, so dass seine liebe Frau Ilselore, mit
der er seit über 50 Jahren verheiratet ist, mit
den Preisen auch die Familien ihrer beiden
Töchter mit fünf Enkeln versorgen kann.
Der Besuch aller sonstigen Clubveranstaltungen bereitet ihm viel Freude.
1996 wurde Manfred in das Amt gewählt
und es wurde eine große Zeit für die Allemannia, so schreibt Jürgen Plambeck
anlässlich Manfreds 50jährigem Clubjubiläum 2004. Mit Herz, Engagement und weitschauendem Sachverstand hat er mit seinem
Team die Allemannia zu den Großen geführt. Sportlich war der Club auf nationaler
und internationaler Ebene noch nie zuvor
so nachhaltig erfolgreich und Manfred war
meist persönlich zur Gratulation am Siegersteg, ob im In- oder Ausland.
Ein weiterer bedeutender Erfolg in seiner
Amtszeit war die Verlängerung des Erbbaurechtes bis 2054. Generationen von
Allemannen dürfen sich freuen, an einem
Menschen |
169
Ehrung von Ulrich Busch (li)
für seine Vorstandstätigkeit
durch Manfred Riechers (re)
der schönsten Plätze an der Außenalster
das Besitzrecht zu haben und das zu einem
moderaten Preis. Beharrlichkeit, Sachverstand und unerschütterlicher Wille, dieses
Ziel zu erreichen, haben den Erfolg möglich
gemacht ohne den Club zu verschulden. Die
Spendenaktion, die nach Vertragsabschluss
folgte, war beispiellos. So konnte Manfred nach 10jähriger Amtszeit (der bislang
längsten aller Vorsitzenden) den Vorsitz in
jüngere Hände abgeben.
Aber rast- und ruhelos, wie er nun mal
ist, ergab sich schnell eine neue Aufgabe.
Der junge Vorstand hatte die Planung zum
Umbau des Bootshauses beauftragt. Für
dessen Steuerung wurde ein Bauausschuss
gewählt und Manfred war, wie nicht anders
zu erwarten, eines seiner aktivsten Mitglieder. Er war der kaufmännische Kopf des
Ausschusses. Durch seine berufliche Laufbahn als Versicherungskaufmann und später
als Geschäftsführer eines bedeutenden
Makler-Unternehmens war er dafür prädestiniert. Manfred kümmerte sich wieder
um Spenden bei den Mitgliedern und den
beteiligten Baufirmen sowie die Zuschüsse
für energetische Maßnahmen. Auch die
Baubesprechungen besuchte er regelmäßig,
bei teilweise minus 10 Grad war das keine
Freude. Am Erfolg dieser Umbau-Maßnahme hatte Manfred einen großen Anteil und
er wurde 2010 bei der Einweihung dafür
gebührend gewürdigt.
Nach wie vor ist Manfred als Mitglied des
Ehrengerichtes, der Gruppenkapitäne sowie
der Ausschüsse für die Organisation »150
Jahre Allemannia« und der Festzeitschrift
für den Club tätig. Sollten noch andere Aufgaben anfallen, Manfred macht das schon…
Peter Bohnsack
170 | Menschen
Dirk Heinike
Vorsitzender seit 2006
Dirk Heinike trat 1969 in die Jung-Allemannia ein. Zum Rudern hat ihn sein Vater
Harm Heinike gebracht, der selbst seit
vielen Jahren Mitglied in der Allemannia ist.
Nach Banklehre und Studium der Betriebswirtschaftslehre ist er in das damals von seinem Vater geführte Familienunternehmen
Arthur Heinike eingetreten. Mit unternehmerischem Gespür richtete er das Unternehmen als Spezialist in der automatisierten
Werkzeugausgabe neu aus und sorgte für
erhebliches Wachstum. Dirk ist zum zweiten
Mal verheiratet und Vater zweier Töchter,
denen er viel Aufmerksamkeit widmet.
Dirk hat sich neben der Ausbildung und
der darauffolgenden selbständigen beruflichen Tätigkeit bereits frühzeitig in der
Jungallemannia und später in verschiedenen
Positionen im Vorstand der Allemannia
engagiert. Auf der Jahreshauptversammlung
im Februar 2006 wurde Dirk dann als Nachfolger von Manfred Riechers zum Vorsitzenden der Allemannia gewählt. Gemeinsam
mit dem auf verschiedenen Positionen neu
besetzten Vorstandsteam leitete er einen
Generationswechsel im Vorstand ein.
Der neue Vorstand entwickelte eine Strategie, um den Club zukunftsfähig auszurichten. Dabei ging es u.a um eine Neuausrichtung des Leistungs- und des Breitensports
und der Finanzen, aber insbesondere auch
um den Umbau und die Sanierung unseres
Bootshauses. Durch die Verlängerung des
Erbpachtvertrages mit der Stadt war 2004
die hervorragende Lage an der Außenalster
gesichert worden. Allerdings war das aus
den fünfziger Jahren stammende Clubhaus
stark in die Jahre gekommen und war in vielerlei Hinsicht sanierungsbedürftig, obgleich
das Haus über die Jahre laufend instandgehalten worden war. Neben der Planung und
der Baugenehmigung galt es insbesondere
die Finanzierung des Umbaus sicherzustellen.
Natürlich waren auch die Mitglieder von
den Planungen zu überzeugen. Bei so gravierenden Veränderungen und insbesondere
den zu erwartenden erheblichen finanziellen
Belastungen des Clubs gab es durchaus unterschiedliche Auffassungen in der Mitgliedschaft. Für sehr kontroverse Diskussionen
sorgte unter anderem der Plan des Vor-
Menschen |
stands, den Pachtvertrag für die Ökonomie
des Clubs neu auszuschreiben. Der Vertrag
mit dem Ehepaar Sagner war nach 17 Jahren
ausgelaufen. Der Wechsel in der Ökonomie
würde erhebliche Änderungen mit sich
bringen. Der Vorstand und insbesondere
Dirk sahen diesen aber aufgrund der damit
zu erzielenden, deutlich höhere Pachteinnahmen als alternativlos an, die sowohl für
die Finanzierung des Bootshausumbaus als
auch generell für die Zukunftssicherung der
Allemannia unverzichtbar waren.
Die Diskussionen auf der ordentlichen
Hauptversammlung im Februar 2008 waren
aber so kontrovers, dass keine mehrheitliche
Zustimmung zu den Plänen des Vorstandes
erzielt werden konnte. Erst eine außerordentliche Mitgliederversammlung – zumindest in den letzten 50 Jahren einmalig – im
Juni 2008 brachte die letztlich von einer
breiten Mehrheit getragene Zustimmung für
einen Umbau. Auch die Teilnahme an der
Versammlung war »außerordentlich«. Das
Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt.
In den ausgiebigen Diskussionen um den
Umbau zeigte Dirk sein großes Verhandlungsgeschick, aber auch seinen Willen, den
Umbau als wichtigen Meilenstein bei der
Neuausrichtung des Clubs umzusetzen.
In der Folge konnte die Zahl unserer
Mitglieder deutlich erhöht werden. Unser
Bootspark ist auch dank großzügiger Sponsoren sehr modern. Und auch im Leistungssport bewegt sich in der Allemannia einiges.
Ruderer und Trainer erringen sowohl auf
nationalen als auch auf internationalen Regatten Erfolge, Trainingsleute unseres Clubs
werden durch den Deutschen Ruderverband
in die verschiedenen Nationalmannschaften
berufen und sind auf den jeweiligen Wettkämpfen sehr erfolgreich.
Trotz seiner großen beruflichen Belastung
hat Dirk Heinike in den letzten Jahren das
Amt des Vorsitzenden mit viel Weitsicht
und stets großem Engagement ausgefüllt.
Hoffen wir, dass er dem Club noch lange in
führender Position erhalten bleiben wird.
Klaus Harder, Dr. Stefan Janssen
171
172 | Menschen
Ehrenmitglieder
Ehrenmitglieder der Allemannia sind
Mitglieder, die sich in besonderer Weise um
die Allemannia verdient gemacht haben. Sie
werden gemäß § 6 unserer Satzung von der
Mitgliedschaft oder vom Vorstand berufen.
Unsere Ehrenmitglieder sind frei von Pflichten und müssen keine Mitgliedsbeiträge
bezahlen. In der Allemannia beteiligen sich
jedoch die meisten der Ehrenmitglieder
weiter an den verschiedensten Aufgaben im
Club und zahlen ihre Beiträge als Spende.
Die Gründe, sich weiter ehrenamtlich zu
betätigen, liegen in der besonderen Verbindung dieser Mitglieder zur Allemannia.
Die derzeitigen Ehrenmitglieder sind:
Gerd Beiser, Werner Schümann,
Klaus Harder, Werner Töben,
Wolf-Günter Schmitt, Manfred Riechers,
Peter Bohnsack, Ulrich Busch
und Gerd Babrikowski.
Sie waren über lange Jahre tätig im Vorstand
der Allemannia, im Deutschen Ruderverband, im Allgemeinen Alster Club sowie in
weiteren besonderen Funktionen. Unsere
Ehrenmitglieder haben alle das Clubleben
entscheidend geprägt. Sie bleiben Vorbild
und können in der Regel auf eine jahrzehntelange Mitgliedschaft zurückblicken.
In der Allemannia hat es als Ausnahmen
drei Ehrenvorsitzende gegeben:
Georg Frank, Dr. Werner Heerwagen
und Julius (Pilo) Schümann.
Sie waren herausragende Persönlichkeiten,
denen noch heute unser Dank gilt.
Manfred Riechers
Menschen |
173
174 | Menschen
Stiftung »125 Jahre Allemannia«
Wer sich mit der wirtschaftlichen Situation des Ruderclubs auskennt, dem ist
bekannt, dass die Leistungen, die der Club
seinen Mitgliedern bietet, aus dem Beitragsvolumen allein nicht zu finanzieren
sind. Erfreulicherweise stehen dem Club
neben Spenden engagierter Mitglieder
auch Mieteinnahmen, Einnahmen aus der
Ökonomie und nicht zuletzt Zuwendungen
der Stiftung Allemannia zur Verfügung.
Diese zusätzlichen Einnahmen ermöglichen
es der Allemannia, ihren Mitgliedern einen
Leistungsstandard zu bieten, der unter den
Ruderclubs in Deutschland sicherlich außergewöhnlich ist.
Die Stiftung Allemannia wurde 1991, im
Jahr des 125-jährigen Jubiläums, von einer
Reihe engagierter Mitglieder und, was
besonders hervorzuheben ist, dem Club
besonders verbundener Ehefrauen verstorbener Allemannen gegründet. Ziel war
und ist es, ein Vermögen in der besonderen Rechtsform einer Stiftung aufzubauen,
um dadurch die wirtschaftliche Situation
des Clubs langfristig zu sichern und ihm
laufend Mittel zur Finanzierung besonderer
Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Während die Beitragseinnahmen und Spenden
den laufenden Clubhaushalt finanzieren,
hat es sich die Stiftung also zur Aufgabe
gemacht, besondere Projekte des Clubs zu
unterstützen. Dieses ist in den letzten Jahren
in erfreulichem Umfang gelungen, wie folgende Zahlen verdeutlichen:
Stiftungsgründungskapital
DM 125.00,00
Gesamtkapital derzeit
€ 63.911,49
€ 269.935,93
Zur Förderung des
Ruderclubs verwendet
€ 199.932,32
Es ist in den vergangenen Jahren also
nicht nur gelungen, das Stiftungskapital
zu vervierfachen. Die Stiftung konnte dem
Club darüber hinaus auch einen Betrag zur
Verfügung stellen, der nahezu das Dreifache des ursprünglichen Kapitals ausmacht.
Das ist nur gelungen, weil viele Allemannen
von der Wichtigkeit der Stiftung überzeugt
werden konnten.
Menschen |
175
176 | Menschen
Menschen |
Aus den Erträgen der Stiftung wurden in
den letzten Jahren finanziert:
»» Überholung der Gigboote mit einem
Aufwand von € 25.000
»» Jährliches Trainingslager der Rennruderer mit einem Aufwand von € 15.000
»» Beschaffung des Gigvierers »Stiftung
Allemannia« mit einem Aufwand von
€ 15.000
»» Anhänger für die Barke mit einem Aufwand von € 12.000
»» Beschaffung eines Motorkatamarans mit
einem Aufwand von € 8.000
Um diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu
können – im Jubiläumsjahr möchte die Stiftung u.a. die Beschaffung eines neuen RennZweiers ermöglichen – ist sie auch weiterhin
auf Spenden und Zustiftungen angewiesen.
Dieses gilt umso mehr, als die auf dem Kapitalmarkt erzielbaren Zinserträge seit einiger
Zeit gegen null tendieren und das Geld, das
der Stiftung anvertraut ist, natürlich nicht in
Spekulationsgeschäfte investiert wird.
Die Stiftung wird ehrenamtlich geführt, so
dass keine Verwaltungsaufwendungen die
Erträge schmälern. Zudem ist sie als gemeinnützig anerkannt. Das bedeutet, dass
für sämtliche Zustiftungen und Spenden
steuerlich abzugsfähige Spendenbescheinigungen erstellt werden können. Die Stiftung
tut dies auch für jeden Beitrag. Dieser Hinweis mag für diejenigen von Interesse sein,
die demnächst einen runden Geburtstag,
ein Firmenjubiläum oder etwas Ähnliches
feiern. Da von einem bestimmten Alter
an Fragen nach passenden Geburtstagsgeschenken Achselzucken provozieren, aber
viele Gäste dennoch gern sinnvoll schenken
möchten, bietet es sich an, um eine Spende
oder eine Zustiftung zugunsten der Stiftung
Allemannia zu bitten.
In der Vergangenheit haben viele Mitglieder
mit einem derartigen Spendenaufruf die
Stiftung unterstützt, was zu einem kräftigen
Anstieg des Stiftungskapitals und damit
auch der Ausschüttungen an den Club geführt hat. Damit dies auch weiterhin für die
Zukunft gelte, bittet der Vorstand der Stiftung darum, diese auch weiter mit Spenden
zu unterstützen.
Dr. Henning Gleim
177
178 | Menschen
Mäzene
Für ein ansprechendes Clubhaus, einen
attraktiven Bootspark, für handwerkliche Sorge um das Bootsmaterial, für den
Leistungssport mit Besuchen von Regatten,
aber auch für Betreuer der Jugendarbeit und
damit für die Nachwuchsförderung stand
immer das Beitragsaufkommen der Mitglieder zur Verfügung.
Wenn es aber um besondere Anlässe ging,
war es für uns Allemannen ein Glück, dass
der Club immer Gönner und Mäzene hatte,
die mit ihren Zuwendungen sicherstellten,
dass über das normale Beitragsaufkommen
hinaus Mittel für besondere Aufgaben zur
Verfügung standen.
Blick in den Ergoraum
Es werden hier keine Namen genannt, aber
die Zeugnisse großherziger finanzieller
Unterstützung wirken in unseren Annalen nach und begegnen uns auch heute
noch ständig. Vermächtnisse, Spenden für
besondere Vorhaben, Mittel aus der Stiftung
Allemannia sind unserer Gemeinschaft in
reichem Maße zugeflossen. Und es waren
in erstaunlicher Zahl auswärtige Mitglieder,
die ihrer Bindung an unseren Club damit einen bleibenden Ausdruck verliehen haben.
Ulrich Busch
Menschen |
179
AusBLICK
❱ Gedanken zum 200. Jubiläum {182}
182 | Ausblick
Gedanken zum 200. Jubiläum
im Jahre 2066
Im Jahre 2016 feiert der RCA seinen 150.
Geburtstag, doch wie wird es in der und
um die Allemannia im Jubiläumsjahr 2066
aussehen?
Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat
gesagt: »Wer Visionen hat, sollte zum Arzt
gehen!« Nachdem ich trotz der zu erwartenden Fortschritte in der Entwicklung von
lebensverlängernden Medikamenten beim
Festball anlässlich des 200jährigen RCA-Jubiläums im unter Denkmalschutz stehenden
Festsaal des »Atlantic« weder das Tanzbein
schwingen noch Champagner trinken
werde, kann ich unbeschwert fabulieren und
werde auch nicht zum Arzt gehen.
Hamburg wird 2066 über 2 Mio. Einwohner haben, der Speckgürtel um die Stadt ist
ebenfalls gewachsen, und der RCA zählt
ca. 800 Mitglieder. Die Statuten des Clubs
wurden geändert: Auch Frauen können nun
Mitglieder sein. Ohne die politischen und
wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa
und im EURO-Raum näher in meine Prognosen einzubeziehen, sei angenommen, dass
es keine Währungsreform und keine große
Geldentwertung, d. h. Inflation oder einen
Währungstausch wie nach dem 2. Welt-
krieg (Reichsmark gegen Deutsche Mark)
gegeben hat. Doch eine moderate jährliche
Geldentwertung hat auch vor dem Jahresbeitrag des RCA nicht halt gemacht, und
dieser beträgt für normale Mitglieder EUR
1.500,00. »History is inflationary« schrieben
schon vor über 50 Jahren die amerikanischen Historiker W. und A. Durant.
Die Verlängerung des ursprünglichen
Erbbaurechtsvertrages bis zum Jahre 2054
wurde Anfang des 21. Jahrhunderts von
dem damaligen Vorsitzenden Manfred
Riechers mit dem Hamburger Senat ausgehandelt. Dem Vorstand gelang es 2054 nicht
nur, diesen Vertrag bis 2104 zu verlängern,
sondern er erhielt schon zu einem früheren
Zeitpunkt die Genehmigung der Stadt, das
Bootshaus zu vergrößern, um Platz für den
sich ständig erweiternden Bootsbestand und
Raum für die Umkleideräume der Frauen zu
schaffen. Eine positive Rolle bei dieser Genehmigung spielte der umfangreiche Schul-,
Hochschul- und Betriebssport innerhalb des
RCA. Finanziert wurde die architektonisch
gelungene Erweiterung neben Darlehen
durch Umlagen, Spenden und Erbschaften.
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Die Stiftung »Allemannia 125« feiert 2066
ihr 75jähriges Jubiläum und ist durch
Spenden und Erbschaften auf ca. EUR 1,2
Mio. angewachsen, obwohl immer wieder
Zuschüsse an den Club für neue Boote und
auch für die Vergrößerung des Bootshauses
geflossen sind.
Im Bootsbau hat es in den vergangenen 50
Jahren mit der Verwendung von für den
Schiffs- und Flugzeugbau entwickelten
Werkstoffen beachtliche Veränderungen gegeben, die die Boote leichter und schneller
machten. Holzboote gibt es nicht mehr, nur
die Barke »RC Allemannia von 1866« wird
von einigen Mitgliedern als Oldtimer gehegt
und gepflegt. Zu besonderen Anlässen wird
sie zu Wasser gelassen. Ansonsten gibt es für
Wanderfahrten drei Barken aus den neuen
Materialien.
Neben dem Breitensport spielt der Leistungssport im RCA weiterhin eine wichtige
Rolle. Im Ruderprogramm der olympischen
Spiele hat es eine großartige Veränderung
gegeben. Sowohl bei den Frauen als auch
bei den Männern wurde im Leichtgewichtsbereich der Doppelzweier durch einen
Doppel­achter ersetzt.
Da die Allemannia schon immer stark im
Leichtgewichtsbereich war, konnten mehrere Allemannen u. a. im »Deutschland-­
Doppelachter« olympische Medaillen
gewinnen, sogar die Goldmedaille. Gleiche
Erfolge wurden auf Europa- und Weltmeisterschaften erzielt.
Bei der Ruderkleidung hat sich in 50 Jahren
viel verändert, doch trotz der neuen Textilfasern sind die Farben weiterhin rot-weiß.
Nur der traditionelle Clubpullover hat alle
Veränderungen überstanden und wird im
Winter und auf Wanderfahrten getragen,
vielleicht nicht mehr aus kratzender Schur-
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ernfrühstück inzwischen aus gentechnisch
veränderten Produkten zubereitet wird,
schmeckt es den Ruderern genauso gut wie
vor 50 Jahren, ohne gesundheitliche Gefahren.
Ich hoffe, dass recht viele Allemannen das
150. und auch das 200. Jubiläumsfest des RC
Allemannia feiern werden.
wolle, sondern aus Fleece oder ähnlichem
»man made material«.
Das gesellige Beisammensein nach dem
Training oder der etwas gemütlicheren
Alstertour der Breitensportler wird wie in
früheren Zeiten gepflegt. Ob für die Versorgung mit Speisen und Getränken die Firma
Brunckhorst weiterhin sorgt oder deren
Nachfolger, sei dahingestellt. Neben Speisen
und Getränken, die 2016 noch nicht auf der
Karte standen, gibt es aber auch 50 Jahre
später noch Bauernfrühstück und ein nach
dem Reinheitsgebot von 1516 gebrautes und
frisch gezapftes Bier. Auch wenn das Bau-
Die sich ständig steigernde Lebenszeiterwartung gibt hierzu berechtigte Hoffnungen. Diese Clubkameraden können dann die
Festzeitschrift von 2016 heraussuchen und
prüfen, wie hoch meine Trefferquote war.
Und wenn sie höher als 51 Prozent ist, gibt
es bis dahin vielleicht die Kommunikationswege, um mir dies von der Alster in die
ewigen Jagdgründe zu übermitteln.
Fred Nechels (Jahrgang 1935)
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IMPRESSUM
Redaktion:
Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Dr. Stefan
Janssen, Ralf Kockel, Manfred Riechers,
Harald Sobisch, Monika Strocka
Layout
rowDESIGN Ralf Kockel
Druck:
copy-druck, Hamburg
© 2016
AUTOREN:
Arne Basner, Ole Brauer, Peter Bohnsack,
Ulrich Busch, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg,
Jan Eutert, Arne Falkenhorst, Andreas
Förster, Dr. Henning Gleim, Klaus Harder,
Dirk Heinike, Dr. Stefan Janssen, Siegfried
Kaidel, Jürgen Kiene, Peter Koch, Moritz
Kurz, Dr. Jürgen Mantell, Ingo Matthies,
Fred Nechels, Peter Okens, Kai Olbrich,
Dr. Boll Reimann, Manfred Riechers, Olaf
Scholz, Harald Sobisch, Dr. Bernd Strocka,
Dr. Enno Ulrichs, Jürgen Warner und Frank
Wolgast
Fotos:
Andreas Kayales (Kayales Photography),
Arne Basner, Sven Bentien, Wilfried Brozait,
Ulrich Busch, Sven Carstens, Joachim Dietz,
Bootswerft Empacher GmbH, Andreas
Förster, Günther Hansch, Hapag-Lloyd AG,
Ralf Kockel, Wolfgang Marahrens, Oliver
Quickert (rudern.de), Rave Oschkinat
Architekten, Norbert Schmidt, Detlev Seyb
(meinruderbild.de), Dr. Bernhard (Bernd)
Strocka, Thomas Strub, Enno Ulrichs
Die Mitglieder sind die Seele des Clubs –
das Herz schlägt in der Bootshalle