150 Jahre Ruder-Club Allemannia
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150 Jahre Ruder-Club Allemannia
1866 · 2016 ❱ GruSSworte {2} ❱ Einleitung {13} ❱ Sport {27} ❱ Bootshaus und Boote {93} ❱ Geschichte {121} ❱ Menschen {147} ❱ Ausblick {181} Grussworte ❱ GruSSworte {2} 2 | Grußworte GruSSwort DES Ersten Bürgermeisters Liebe Mitglieder und Freunde des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«, 150 Jahre RC Allemannia sind der Beweis dafür, dass der Rudersport in unserer Stadt seinen festen Platz hat. Als einer der größten und traditionsreichsten Ruderclubs in Hamburg ist er nicht nur Treffpunkt für Freunde des Breitensports. Der Verein ist ebenso für seine Nachwuchsförderung und zahlreiche Erfolge im Leistungssport bekannt. Olaf Scholz Grußworte | Hamburg als Stadt am Wasser bietet dafür ideale Bedingungen. Auf der Alster, den Kanälen und Fleeten sieht man von früh bis spät viele Wassersportbegeisterte, die die Faszination für das Rudern teilen. Als Mitglied des RC Allemannia und aktiver Ruderer kann ich diese Leidenschaft gut verstehen. Der Blick vom Wasser aus ändert die Perspektive auf unsere Stadt. So lässt sich am deutlichsten nachvollziehen, dass Hamburg am Wasser gebaut ist; dass die Wasserwege einst für den Wirtschaftskreislauf erschlossen wurden und bis heute so genutzt werden. Und jedes Mal ist der Blick anders, je nach Jahreszeit, Sonnenstand und Wetterlage. Beim Rudern kann man die Stadt immer wieder neu entdecken. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich dem RC Allemannia herzlich zum 150-jährigen Jubiläum und wünsche allen Mitgliedern weiterhin sportlichen Erfolg! Olaf Scholz Erster Bürgermeister 3 4 | Grußworte GruSSwort des Vorsitzenden des deutschen ruderverbandes Zum 150-jährigen Jubiläum möchte ich dem Ruder-Club »Allemannia von 1866« aus Hamburg im Namen aller Verbandsvereine und auch des Präsidiums des Deutschen Ruderverbandes meine herzlichste Gratulation aussprechen und beste Grüße übermitteln. Siegfried Kaidel Durch die Abspaltung von dem Ruder-Club »Emilie« gründeten elf Herren am 7. Februar 1866 die »Allemannia von 1866«. Die Inspiration für diesen Namen des neuen Clubs bekamen die Gründer ungewöhnlicher Weise durch einen im Hamburger Hafen liegenden Dampfer, dessen aufstrebende Reederei das Vorbild für die Ruderer symbolisieren sollte: Ein neuer Ruderclub erwacht und findet schnell zu beeindruckender Größe. Bemerkenswerte Anekdote in diesem Zusammenhang ist der Besuch des späteren Kaisers Wilhelm II. elf Jahre nach Gründung und der damit verbundenen Ruderfahrt auf der Alster. Auch bei Wettkämpfen war der Ruder-Club »Allemannia von 1866« stets erfolgreich vertreten, so dass Julius Franck im Jahre 1900 bereits den 100. Sieg für den Club einfahren konnte. Grußworte | Ein wichtiger Abschnitt begann in der Vereinsgeschichte mit dem Bezug des eigenen Bootshauses am Ferdinandstor. Der Grundstein für das selbstständige Arbeiten und Rudern wurde somit endgültig im Jahr 1905 gelegt. Der Wunsch, darauf aufzubauen und als Club weiter zu wachsen, war groß. Doch durch die Zerstörung des Bootshauses im Jahre 1943 musste ein herber Rückschlag hingenommen werden. Elf Jahre später konnte in einem neuen Bootshaus und mit neu angeschafftem Material der Ruderbetrieb allmählich wieder in die gewohnten Bahnen zurückfinden. Herauszuheben in der Leistungssportbilanz ist besonders die erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta durch Roland Opfer, der einen bemerkenswerten sechsten Platz im Doppelzweier errudern konnte. Doch nicht nur ehrgeizige Ruderer finden den Weg über die Allemannia zu großen Erfolgen, auch der seit 2013 als Bundestrainer des Deutschen Ruderverbands tätige Marcus Schwarzrock war als sportlicher Leiter bei dem Hamburger Club tätig. Anlässlich der 150-jährigen Vergangenheit soll der Blick in die Zukunft nicht fehlen, und mit der Ausrichtung des Vereins ist eine gute Weichenstellung für eine nachhaltige Vereinsarbeit und sportliche Erfolge erzielt. Anlässlich dieses Jubiläums verdient der Ruder-Club »Allemannia von 1866« mitsamt seinen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern und seinen Mitgliedern eine ganz besondere Anerkennung und Würdigung sowie einen besonderen Dank für den geleisteten Beitrag für unsere Rudergemeinschaft. Für die Zukunft wünsche ich Ihnen im Namen aller Mitglieder des Deutschen Ruderverbandes die Fortsetzung Ihrer erfolgreichen Arbeit. Hannover, im Februar 2016 Siegfried Kaidel Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes 5 6 | Grußworte GruSSwort des Präsidenten des Hamburger sportbundes Im Namen des Hamburger Sportbundes gratuliere ich allen Mitgliedern des RuderClubs »Allemannia von 1866« herzlich zum 150-jährigen Vereinsjubiläum. Dr. Jürgen Mantell Auf dieses Jubiläum können der Vorstand und die Mitglieder stolz sein, da sie es geschafft haben, den Verein zu dem zu machen, was er heute ist: Einer der traditionsreichen Hamburger Rudervereine. In dieser Tradition drückt sich eine hundertfünfzigjährige, tiefe Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem Ruderverein aus. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat den Verein auch über schwierige Zeiten gebracht, so zum Beispiel die Zerstörung des Bootshauses in den Bombennächten des Juli 1943. Grußworte | Doch durch viel Einsatz und ehrenamtlichen Arbeiten der Mitglieder konnte ein neues Domizil errichtet werden, das heute sicherlich zu den schönsten Vereinsheimen Hamburgs zählt. Die Gründung Ihres Vereins geht einher mit einer klaren wettkampfsportlichen Orientierung, die bis heute in vielen Meistertiteln oder dem Team der Ruder Bundesliga resultieren. Mit mittlerweile über 700 Mitgliedern hat Ihr Verein eine große breitensportliche Basis, die den RC Allemannia zu einem der größten Rudervereine Hamburgs macht. Ihr Verein steht mit seinem Jubiläum exemplarisch für die Leistungsfähigkeit des gemeinnützigen Sports in Hamburg. Der Hamburger Sportbund ist dem Vorstand des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« und allen ehrenamtlichen Tätigen dankbar, dass sie sich für den Verein und den Sport in Hamburg engagieren. Ich wünsche Ihrem Verein, dass sich die Mitglieder auch zukünftig mit der gleichen Motivation den Herausforderungen und Aufgaben stellen, wie sie es in den vergangenen 150 Jahren bereits getan haben. Mit freundlichen Grüßen Dr. Jürgen Mantell HSB-Präsident 7 8 | Grußworte Grusswort des Vorsitzenden des Allgemeinen Alsterclubs/ Norddeutschen Ruderer-bundes Jürgen Warner Mit dem Ruder-Club »Allemannia von 1866« feiert in diesem Jahr einer der ältesten und zugleich lebendigsten Hamburger Rudervereine sein 150-jähriges Jubiläum. Gegründet in einer Zeit, in der das deutsche Kaiserreich noch nicht bestand, hat der Jubilar im Laufe seiner Geschichte in besonderer Weise die Veränderungen und Katastrophen seiner Zeit erleben müssen. Zwei Weltkriege und die damit verbundenen menschlichen und materiellen Verluste mussten überwunden, das Bootshaus mehrfach neu gebaut werden. Dass am Ende immer wieder die Allemannia in neuem Glanze und mit alter Kraft entstand, ist einem außerordentlichen Clubgeist mit ausgeprägter Kameradschaft zuzuschreiben. Grußworte | Für die Hamburger Ruderszene hat die Allemannia als einer der traditionsreichen großen Alstervereine eine besondere Bedeutung: Immer schon dem Rennrudersport leidenschaftlich verbunden, brachte sie in den vergangenen Jahrzehnten viele höchst erfolgreiche Leistungssportler und Trainer hervor, die ganz wesentlich zur heutigen führenden Rolle Hamburgs im deutschen Rudersport beitrugen. Basis dafür war und ist eine dauerhaft starke und engagierte Jugendarbeit. Aber auch auf anderen Feldern wie Breitensport und Wanderrudern zeigt die Allemannia Flagge: Es gibt wohl kaum ein europäisches Gewässer, das nicht bereits durch Allemannen berudert worden wäre! Dem Allgemeiner Alster-Club/Norddeutscher Ruderer-Bund und seiner Arbeit stand die Allemannia von Anbeginn sehr nahe. Eine große Anzahl persönlicher Mitgliedschaften von Allemannen belegt dies eindrucksvoll. Immer wieder stellten sich auch Allemannen dem AAC als Vorsitzende zur Verfügung; erinnert sei hier an die großen Namen A.O. Schumacher, Georg Frank, Klaus Harder und Egon Drube. Für dieses Engagement danke ich im Namen des AAC/ NRB noch einmal sehr herzlich! Ich gratuliere dem Ruder-Club »Allemannia von 1866«, seinem Vorstand und allen Mitgliedern im Namen aller Hamburger Ruderinnen und Ruderer sehr herzlich zu diesem Jubiläum und wünsche ihnen und uns viele weitere schöne Ruderjahre. Jürgen Warner - Vorsitzender Allgemeiner Alster-Club / Norddeutscher Ruderer-Bund 9 10 | Grußworte GruSSwort DES VORSITZENDEN des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« Liebe Allemannen, liebe Freunde der Allemannia, hätten sich unsere Gründerväter vor 150 Jahren vorstellen können, dass aus ihrer Idee und ihrem Geist einer der größten und erfolgreichsten Ruderclubs Deutschlands entsteht? Hätten sie sich vorstellen können, dass die durch sie gegründete Allemannia zwei Weltkriege übersteht und heute an einem anderen Ort als zur Gründung mit einem eigenen modernen Bootshaus, direkt am südlichen Alsterufer residiert? Dirk Heinike Hätten sie sich vorstellen können, dass der Rudersport in der Gründungsstadt der Allemannia heute die erfolgreichste Sportart für die Stadt ist? Hätten sie sich vorstellen können, dass ihre Allemannia nach wie vor eine große Anzahl von Leistungssportlern hat, die mit Smart Phones und Tablets ihre Trainingszeiten und Trainingspläne kommunizieren und jede andere Kommunikation über diese Geräte ausführen? Grußworte | Hätten sie sich vorstellen können, dass ab 1968 Kinder in ihrer Sportart auch bei uns rudern und viel wichtiger, hätten sie sich vorstellen können, dass Frauen rudern, wenn auch in ihrer Allemannia (noch) nur vereinzelt und nicht als Mitglieder. Ich kann Ihnen die Fragen nicht beantworten und wir können keinen der 11 Herren mehr fragen, aber ich denke sie haben sich gewünscht, dass es so eintrifft. War es Weitblick, Enthusiasmus oder einfach nur Zufall, dass diese Herren die Grundlage für eine jetzt 150 Jahre währende Tradition legten. Ich glaube von allem etwas. Alles weitere für die so gute Entwicklung der Allemannia haben viele Mitglieder, begeisterte Vorstände, großzügige Sponsoren und immer wieder sehr erfolgreiche Sportler getan. Heute hat unser Ruderclub Einfluss, Größe, Tradition und große sportliche Leistungen erreicht. Dieses war möglich durch eine herausragende Tugend: Unser Sport macht gemeinsam stark und verbindet. Dabei unterstützen die Älteren die Jüngeren. Ich wünsche der Allemannia, dass diese Tugend auch in den nächsten Jahrzehnten andauert und unseren Ruderclub das bleiben lässt, was er heute ist: Ein unaufgeregter, einmaliger Club mit tollen, interessanten und facettenreichen Mitgliedern, die sich immer wieder erneuern und dessen Grundlage es ist und bleibt, dass Sport grenzenlos ist und verbindet. Mit diesem »Spirit«, auf der Grundlage des in der Vergangenheit Geleisteten und des Wirkens zukünftiger Ausbilder, Trainer, Vorstände und Mitglieder werden wir alle eventuellen Widrigkeiten der Zukunft – auch die allgemein abnehmende Sportbereitschaft – meistern, da bin ich ganz sicher. Ich wünsche »meiner Allemannia« dafür alles erdenklich Gute und einen positiv strahlenden Blick in die Zukunft. Dirk Heinike Vorsitzender des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« 11 Einleitung ❱ Rudern in der schönsten Stadt der Welt {14} 14 | Einleitung Rudern in der schönsten Stadt der Welt Prolog: Über die Herausforderung, dieses Thema anzugehen Wie soll man die nahezu gigantische Fülle von wunderbaren Möglichkeiten darstellen, den Rudersport in der schönsten Stadt der Welt und insbesondere in unserer Allemannia auszuüben? Soll man Alster, Bille und Elbe – dazu die vielen Alsterkanäle – vollständig aufzählen, landschaftlich oder fahrtechnisch erklären? Das kann schnell langatmig und langweilig werden. Ich habe mich daher entschieden, Ruder-Erlebnisse auf unseren Hamburger Gewässern in Reportageform darzustellen, in der Hoffnung, sie für den geneigten Leser erlebbar zu machen. Dazu wähle ich sieben beliebige Tage zu unterschiedlichen Jahreszeiten und diversen Tageszeiten aus. Ich nehme mir dabei die Freiheit, einige Details zu verändern, damit sie allgemeiner werden. Diese Episoden erlebte ich selbst so oder ähnlich in den bald fünf Jahrzehnten meines AllemannenDaseins. Impressionen einer Ruderwoche Montag, 2. Januar, 10 Uhr: Wir müssen keiner geregelten Erwerbstätigkeit mehr nachgehen, wir sind alle zwischen sechzig und fünfundachtzig Jahre alt. Welch ein herrlicher Montag! Wir rudern nach Winterhude, haben heute keinen Gegenverkehr im Alsterlauf und genießen die Stille im fahlen Morgenlicht. Eine Schleppbarkasse sehen wir im Dunst auf der Außenalster, die stört uns aber nicht. Am Leinpfad leuchten vereinzelt noch Tannenbäume und Lichtergirlanden von den Balkonen. Erst bei der Hudtwalckerstraße kommt etwas Leben auf. Wer nicht arbeiten muss, der schläft heute noch mal aus. Wir haben Besseres zu tun! Vielleicht sind es die letzten eisfreien Rudertage in diesem Winter. Die Luft ist doch recht eisig. Wir sind zwar nicht mehr richtig schnell, aber das Boot läuft, das Wasser glitzert schon ein wenig, und ein leckeres Frühstück – mit Blick auf die Alster – wartet im Club auf uns. Welch ein erfüllendes Rentnerleben! Das Rudern hält uns fit. Herz, was willst du mehr? Einleitung | 15 r« Der »Boston-Achte ch, bis So rald mit Ha Dr. Henning Glein, e, Fritz Hermann Fromm in, Wolfgang »Jule« Ste m chi Joa id, lhe So Uwe gen »Dich« Wolgast, Jür k Bec n ste Kar , ann Plagem und Günter Düse 16 | Einleitung RCA-Bundesliga Dienstag, 14. März, 6 Uhr 15: Leichter Wind aus Südost, es ist noch dunkel. Im warmen Büro wäre es jetzt angenehmer. Wir warten noch auf den Steuermann, armer Kerl, er wird frieren müssen. Wir machen schon mal das Boot klar: Steuer einhängen, Positionslampe einschalten, Riemen einlegen. Alle acht Ruderer hüpfen am Steg auf und ab, um sich warm zu halten. Endlich gibt unser Steuermann, dick eingemummelt, das Kommando: »Ein Bein ins Boot, setzt ab!« Nach großer Überwindung, so früh im Ruderclub zu sein, die ersten Schläge. Am Firmament bald ein schwacher rötlicher Streifen. Unser dampfender Atem lässt den Achter nach der fünften Steigerung wie eine mit Kohle befeuerte Lokomotive aussehen. Wir sind längst hellwach. Die Stadt aber schläft noch. Undenkbar, jetzt im warmen Bett zu liegen! Die Kiste läuft, der Übergriff beträgt bei Schlagzahl 32 noch gut einen Meter! Jeder zeigt maximalen Einsatz, denn wir sind der Boston-Achter und wollen auch in diesem Jahr dort einen guten Platz Einleitung | machen, in der Stadt, die unserem Ruderrevier nicht unähnlich ist. Der Steuermann ist zufrieden. Zum Dank lässt er vor dem Anlegen wenden, damit wir den Sonnenaufgang auf der Außenalster in vollen Zügen genießen können. Welch ein Start in den Arbeitsalltag! Mittwoch, 19. Juni, 19 Uhr: Wir sind klatschnass vom Schweiß, die Luftfeuchtigkeit beträgt über 90 Prozent, die Schwüle drückt, kein Lüftchen rührt sich. Wann wird es endlich kühler? Wir waren heute im Stadtparksee. Am liebsten wären wir gleich dort ins Wasser gesprungen. Aber wir hatten keine Badesachen dabei. Ersatzweise haben wir in der »Reling« ein kühles Bier gezischt. Jetzt schwitzen wir umso mehr! Dem Steuermann werden Steigerungen verweigert. Er meint - unter Hinweis auf den Himmel - wir würden gleich um Steigerungen betteln. Tatsächlich, er ist schwärzer als jede tropische Nacht. Ein noch entferntes Grollen kündet von dem, was uns gleich erwartet. Und dann bricht die Hölle los: Sturmböen peitschen das Wasser zu Brechern hoch, Hagelkörner entwickeln sich zu Kleinkalibergeschossen, Blitze durchzucken die Atmosphäre. Sicht höchstens 25 Meter! Wir legen uns unter die Fußgängerbrücke des Fähranlegers Rabenstraße und wollen das Schlimmste abwettern. Das Boot, ein Doppelvierer, schlägt leider allmählich voll. Wir müssen hier schleunigst weg! Mit aller Kraft prügeln wir das Wasser, bis wir das rettende Bootshaus erreichen, springen sofort aus dem vollgeschlagenen Boot, ziehen es aus dem Wasser und stellen uns unter. Ist das ein Wetterschauspiel über der schönsten Stadt! Hier das pechschwarze, blitzdurchzuckte Inferno über uns bis zum Hafen, nördlich über Winterhude und Eppendorf jedoch strahlend blauer Himmel. Donnerstag, 21. Juli, 15 Uhr: Wir sind heute fast alle (gern) im Skiff gekentert. Das war so erfrischend! Nun sind wir Jungs dabei, eine ausgewachsene Wasserschlacht anzuzetteln. Zwölf Jungs, die es mal so richtig krachen lassen! Wasserkübel werden auf die Terrasse geschleppt – auf Opfer müssen wir nicht lange warten. Wir raufen und werfen uns gegenseitig in die Alster. Einer fährt mit seinem Fahrrad auf dem Steg, will uns zeigen, wie dicht er an der Kante fahren kann, bis er dann doch im Bach liegt, und wir ihm helfen müssen, das Fahrrad wieder zu bergen. Bei so viel Übermut entscheidet 17 18 | Sport Sport | 19 20 | Einleitung der Trainer, dass wir noch einmal in die Boote müssen, um ein Sicherheitstraining zu absolvieren. Na gut, ärgern wir eben die Stehpaddler… Freitag, 5. August, 20 Uhr: Zu später Stunde sind wir mit zwei Rennvierern bis zur Ohlsdorfer Schleuse gerudert. Eigentlich sollte es ganz gemütlich werden, so schön nach Feierabend noch mal ins Boot und das Wochenende einläuten. Eigentlich… Wie heißt es so treffend? Ein Boot ist ein Boot, zwei Boote aber ergeben eine Regatta! Ab Skagerrakbrücke ging es los, gnadenlos bis zur Kennedybrücke. Die Beine taten weh, die Augen brannten, die Hände sind jetzt voller Blasen, der Hals trocken, der Kopf sagt immer öfter »NEIN«, angetrieben von des Steuermanns Parolen doch noch »JAAA«! Jetzt aber ist es einfach nur g-e-n-i-a-l! Denn jetzt sitzen wir in der Pole-Position, nämlich auf unserer Terrasse, chillen und lassen den gut gekühlten Gerstensaft die Kehle hinunterrinnen. Über uns die fauchenden Heißluftballons, die von der Moorweide gestartet sind. Etwas später wird auf der schon dunklen Seite der Alster das Feuerwerk des Sommerdoms gezündet. – Mann, geht’ uns hier gut! Einleitung | 21 22 | Einleitung Sonnabend, 7. September, 7 Uhr 30: Zehn Ruderer sind wir und wollen mit unserer Barke eine Wanderfahrt auf der Elbe bis zur Hetlinger Schanze machen, dort zelten und Sonntag zurückrudern. Wie viele Fässer des edlen Tropfens brauchen wir denn so? Egal, Hauptsache genug! Dazu diverse XXXL-Steaks, den Griller natürlich etc. pp. Die Barke nimmt alles auf, auch die beiden Steuerleute. Und schon geht’s ab durch die Rathaus- und die Schaartorschleuse auf die Elbe. Diese überqueren wir, nehmen den Reiherstieg, um so den Ellerholzhafen zu erreichen, beobachten, wie bei Buss/Hansa eine Lokomotive auf einen Heavylift-Carrier der Reederei SAL verladen wird. Dann weiter durch den Roßhafen mit gleichlautendem Kanal zum Waltershofer Hafen, wo die riesigen Containerschiffe bei der HHLA und bei Eurogate ihre Boxen laden und löschen. Wir wirken so mickerig dagegen! Auf der Norderelbe zieht uns der Ebbstrom zügig am »Alten Schweden« und an Teufelsbrück vorbei. In Blankenese lassen wir uns am Süllberg vorbeitreiben, öffnen unsere Getränkefässer und sind voller Vorfreude auf das Grillen auf dem Hans-Kalb-Sand, genau dem Willkommhöft gegenüber. Warum dippen die drüben die Flagge nicht und spielen auch nicht das Hamburg-Lied? Wahrscheinlich wirken wir wie Strandpiraten – und so fühlen wir uns auch. Nach dem Grillfest dösen wir am warmen Elbstrand. Wir haben noch genug Zeit, die Tide läuft noch mindestens zwei Stunden elbabwärts. Einleitung | Sonntag, 20. Oktober, 9 Uhr: Unser Chefcoach hat uns Trainingsleute ins Leistungszentrum Allermöhe einbestellt. Eigentlich wäre ich gestern gern länger auf der Party geblieben. Ging aber nicht. Wir müssen heute zeigen, was in uns steckt. Ansonsten wäre das letzte Trainingshalbjahr nahezu umsonst gewesen. Verdammt kalt für die Jahreszeit! Die Dove-Elbe sieht aus wie flüssiges Blei, die fetten Wiesen dampfen ihre Feuchtigkeit ab, Nebel wabert übers Wasser, und die Krähen produzieren mit ihrem kehligen Geschrei eine Art TotensonntagsStimmung. Zu allem Überfluss nervt uns noch ein ganz feiner Nieselregen. Man hat nicht unbedingt das Gefühl, noch in Hamburg zu sein, eher schon in Transsilvanien oder so. Ist es hier einfach nur ätzend oder schon wieder romantisch? Egal, wir konzentrieren uns auf die Wasserarbeit; heute im Zweier ohne Stm. Einfahren in Richtung Bergedorf: 6,5 km hin und dann dieselbe Strecke zurück, anschließend zweimal tausend Meter auf der Regattastrecke für die Stoppuhr. Mein Kumpel und ich fahren schon so einige Jahre zusammen, wir müssen uns in diesem kippeligen Boot kaum noch abstimmen, nur Schnauze halten und konzentrierte Wasserarbeit leisten, Blätter satt einsetzen, arrogant sitzen (wie der Trainer es uns immer wieder vorbetet), satter Durchzug, ausheben und g-l-e-i-t-e-n. So macht Rudern Spaß! Vorfreude wandelt sich in Dauerfreude. So läuft das Boot! Von wegen Grabesstimmung in Transsilvanien. Dracula kann uns mal! Hier tobt das Leben! Tolles Wetter, tolle Bedingungen, tolles Hamburg – »Supergeil«! ... (wie der gleichlautende Sommerhit 2014). Fazit Rudern ist eben das Allerschönste für uns, was man sich überhaupt vorstellen kann – in dieser herrlichen Stadt an jedem Wochentag, egal in welchem Monat, egal zu welcher Tages- oder gar Nachtzeit, egal unter welchen Witterungsbedingungen. Und am besten natürlich im Ruder-Club »Allemannia von 1866« – der Pole-Position an der Alster. Andreas Förster 23 24 | Einleitung Einleitung | 25 Sport ❱ Unsere Perspektiven und Herausforderungen im Leistungssport {28} ❱ GroSSe Regatten | GroSSe Siege {34} ❱ Trainer der letzten 25 Jahre {46} ❱ Breitensport {54} ❱ Wanderrudern {60} ❱ Betriebssport {66} ❱ Die »Jung-allemannia« {68} ❱ Mastersrudern {76} ❱ Rudern zur besten Tageszeit {86} 28 | Sport Unsere Perspektiven und Herausforderungen im Leistungssport Die Förderung des Leistungssportes steht in der Satzung unseres Ruder-Clubs Allemannia als eine der wesentlichen Aufgaben. Diese Förderung wurde unabhängig von durchaus berechtigten kritischen Diskussionen zu keiner Zeit reduziert und hat sich bei der Entwicklung unserer Clubgemeinschaft maßgeblich bewährt. Dies wird auch daran deutlich, dass unsere Gemeinschaft immer wieder durch ehrenamtliches und finanzielles Engagement einzelner Mitglieder gestärkt worden ist, die vielfach ihre Bindung über den Leistungssport zu unserem Ruder-Club gefunden haben. Unabhängig davon sind durch den Leistungssport auch Freundschaften entstanden, die vielfach lebenslang, manchmal auch über große Distanzen, halten. Das zeigt, wie wertvoll unser Sport, insbesondere die Rennruderei, für unsere Gemeinschaft ist. Trotzdem muss man heute feststellen, dass der Leistungssport allein nicht mehr ausreicht, um die Herausforderungen der Zukunft angemessen zu meistern. So hat sich insbesondere im letzten Jahrzehnt die Professionalisierung des Breitensports und des Wanderruderns entwickelt. Dies hat dazu beigetragen, neue Mitglieder zu gewinnen und so die demografische Entwicklung unserer Club-Gemeinschaft deutlich zu verbessern. Vor meinem Ausblick auf den Ruder-Leistungssport in der Zukunft möchte ich hier kurz auf die jüngste Vergangenheit zurückblicken. Nachdem in den 70er Jahren und Anfang der 80er Jahre noch einmal eine ganze Reihe von leistungssportlichen Erfolgen im Erwachsenenbereich in der Allemannia, insbesondere im Leichtgewichtsbereich, erzielt werden konnten, wurden, wie auch in nahezu allen Hamburger Ruderclubs, in den 80er Jahren und zu Beginn der 90er Jahre nur noch Erfolge im Nachwuchsbereich erzielt. Diese Entwicklung resultierte im Wesentlichen daraus, dass der Bundesleistungsstützpunkt Dortmund schon in den 80er Jahren mit hauptamtlichen Trainern und professionellen Strukturen talentierte Sportler am Leistungsstützpunkt konzentrierte. Alle Anstrengungen und Bemühungen, dieser Konzentration entgegen zu wirken, konnten Sport | 29 30 | Sport RCA-WM-Teilnehmer 2014 nur in einigen wenigen Bootsgattungen den Berlinern und Hamburgern gelingen. Erst mit Einführung professioneller Strukturen, d.h. mit Einstellung des hauptamtlichen Landestrainers Bernd Nennhaus im Jahre 1992 und Peter Saborowski in unserem Ruder-Club Allemannia sowie später Markus Schwarzrock, konnten über eine konsequente Entwicklung der Nachwuchssportler in den Erwachsenenbereich hinein neben nationalen Erfolgen auch wieder internationale Erfolge errungen werden. So gelang es Markus Schwarzrock erstmalig in der jüngeren Zeit des RCA, mit Roland Opfer einen Sportler für die Olympischen Spiele von Atlanta 1996 und darüber hin aus eine ganze Reihe von Allemannen für verschiedene Weltmeisterschaften zwischen 1996 bis 2004 zu qualifizieren und dort Medaillen zu errudern. Diese hervorragende Arbeit von ihm und auch von anderen Hamburger Trainern führte dazu, dass der Rudersport eine von vier Kernsportarten am Olympiastützpunkt Hamburg/SchleswigHolstein mit dem Bundesleistungszentrum Hamburg-Allermöhe wurde. Dieser Status ermöglichte den Hamburger Athleten und Trainern eine deutliche Verbesserung der leistungssportlichen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus wurde im Jahr 2005 unser langjähriger Vereinstrainer Markus Schwarzrock zum leitenden Bundestrainer am Bundesleistungszentrum Hamburg/Ratzeburg. Der Nachfolger von Markus Schwarzrock, Tim Schönberg, begann sehr schnell mit dem Aufbau einer eigenen Nachwuchstrainingsgruppe, die insbesondere im Leichtgewichtsbereich der Junioren und später im Seniorenbereich auf nationaler und teilweise auch auf internationaler Ebene unsere Allemannia und den Deutschen Ruderverband dominant vertreten hat. So konnte im Jahr 2012 der Ruder-Club Allemannia als erfolgreichste U23-Trainingsgruppe die Fellgen-Medaille bei den Jahrgangsmeisterschaften in Essen gewinnen. Auch Tim Schönberg wurde 2013 zum Bundestrainer des Deutschen Ruderverbandes ernannt, während Markus Schwarzrock Cheftrainer des Deutschen Ruderverbandes wurde. Sport | Insgesamt lässt sich aufgrund der positiven Entwicklung der letzten Jahrzehnte feststellen: Nur mit professionellen Strukturen, wie sie über den Olympiastützpunkt Hamburg/ Schleswig-Holstein abgebildet werden, mit sportmedizinischer Betreuung, Unterstützung bei der Karriereplanung und durch Unterstützung von Bundes- und Landestrainern sowie der Zusammenarbeit von Vereinen der Region und darüber hinaus, können nationale wie auch internationale Erfolge erzielt werden. Aufgrund dieser Arbeit und ihren internationalen Erfolgen auch bei den Olympischen Spielen in Athen 2004, Peking 2008 und London 2012 ist es den Hamburger Ruderern gelungen, gemeinsam mit SchleswigHolstein – neben Berlin und Dortmund – einer von drei Leitstützpunkten des Deutschen Ruderverbandes bis zum Jahr 2020 zu werden. Was bedeuten diese Entwicklungen für den zukünftigen Leistungssport in der Allemannia? Zunächst können unseren talentierten Athleten durch die richtigen Rahmenbedingungen, das Leistungszentrum in Allermöhe sowie die Nähe zu anderen leistungssport orientierten Ruderclubs und dem OlympiaStützpunkt sportliche Erfolge ermöglicht werden. Gleichzeitig beobachten wir aber sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene eine Stagnation der finanziellen Förderung, anders als in vielen anderen Ländern. Zudem zeigt sich, dass nur noch wenige talentierte und erfolgreiche Nachwuchstrainer den Beruf als hauptamtliche Trainer anstreben, im Gegensatz zur Nachwendezeit, als Berufstrainer aus den neuen Bundesländern zu einer Professionalisierung des Rudersports verhalfen. Insbesondere die finanzielle Ausgestaltung der Trainerposition, aber auch berufliche Perspektiven führen in der Regel zu einer anderen Berufsorientierung. Lasse Werder & Christopher Wetekamp 31 32 | Sport Schließlich steigt der Wettbewerb der Sportarten untereinander auch am Standort Hamburg derart, dass mit kurzzeitig ausbleibenden Erfolgen auch eine deutliche Verschlechterung des Status Quo und damit der finanziellen Ausgestaltung einhergehen kann. Um die über 20 Jahre durch eine Vielzahl von Erfolgen erreichte Gesamtsituation beneiden uns bundesweit Vereine und Landesverbände. Die Herausforderung für unsere Allemannia sind im Wesentlichen die nachfolgenden Themen: 1. Bindung von erstklassigen Trainern und Kinderbetreuern an unserem Club 2. Bildung von großen Nachwuchstrainingsgruppen mit sportlichen Erfolgen, Spaß am Sport und Bindung an die Allemannia 3. Förderung von hochtalentierten Allemannen im Bundesleistungszentrum Hamburg/Ratzeburg 4. Heranführung ehemaliger Leistungssportler als Ausbilder und Trainer oder an die Vorstandsarbeit in unserer Allemannia. Mein Fazit für unsere Allemannia lautet: Die Rahmenbedingungen sind ausgesprochen gut, nur unsere Bemühungen um den Leistungssport und unsere Athleten dürfen zu keiner Zeit nachlassen, da andere Landesverbände, Vereine und Sportarten versuchen aufzuschließen, um damit Fördermittel und andere finanzielle Mittel zu erlangen. Auch in anderen Sportarten und Vereinen kann man beobachten, wie sich konsequente, über Jahrzehnte lange erfolgreiche Arbeit auszahlt. Jan Eutert Sport | 2015 im Achter NDM Gold und Bronze 33 34 | Sport GroSSe regatten – GroSSe Siege Olympische Spiele 1996 Atlanta · USA · Olympiastrecke SM 2x 6. Platz Roland Opfer 2012 London · GBR · Olympiastrecke SM 4- LG Teiln. Lars Wichert Weltmeisterschaften 2002 Sevilla · ESP · Guadalquivir SM 8+ LG Silber 2003 Mailand · ITA · Idroscalo SM 8+ LG Gold Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder 2009 Poznan · POL · Maltasee SM 4x LG Silber Lars Wichert 2010 Hamilton · NZL · Lake Karapiro SM 8+ LG Gold Lars Wichert 2010 Hamilton · NZL · Lake Karapiro SM 4x LG Gold Lars Wichert 2011 Bled · SLO · Bleder See SM 2- LG Bronze Lars Wichert 2012 Plovdiv · BUL · Regattastrecke SM 8+ LG Gold Lars Wichert 2013 Chungju · KOR · Regattastrecke SM 4- LG Teiln. Lars Wichert 2014 Amsterdam · NED · Bosbaan SM 8+ LG Gold Can Marc Temel, Torben Neumann 2014 Amsterdam · NED · Bosbaan SM 4- LG 8. Platz Lars Wichert 2014 Amsterdam · NED · Bosbaan SM 2- LG Teiln. Christopher Wetekamp, Lasse Werder 2015 Aiguebelette · FRA · Lac de Aiguebelette SM 8+ LG Gold Torben Neumann, Can Marc Temel 2015 Aiguebelette · FRA · Lac de Aiguebelette SM 4- LG Teiln. Lars Wichert seeland: ter in Neu Weltmeis Lichts tig, Linu Lars Har t und er h ic W ars schlag, L Koch an th Jona Sport | 35 innt mann gew Felix Rei etz ü s Sch mit Jona ann und rm ve Ö berg, Felix OLD im mshidi G Karim Dja ppelichts-Do Leichtgew M in W 23 der U vierer bei l. ke Hazelwin U-23 Weltmeisterschaften * 1997 Mailand · ITA · Idroscalo SMB 4x 1997 Mailand · ITA · Idroscalo SMB 4x LG Gold Florian Puls 1998 Ioannina · GRE · Pamvotida-See SMB 4x LG Silber René Nennhaus, Kai Olbrich, Sönke Osmann Silber René Nennhaus, Kai Olbrich 2000 Kopenhagen · DEN · Bagsvaerd-See SMB 4x LG Silber Joachim Drews 2001 Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 4x LG Gold Joachim Drews 2003 Belgrad · SRB · Save SM 4+ Gold Konstantin Drews 2004 Poznan · POL · Maltasee SM 8+ Gold Konstantin Drews 2005 Amsterdam · NED · Bosbaan SMB 4x LG Bronze Felix Reimann 2006 Mechelen · BEL · Hazewinkel SMB 4x LG Gold Felix Reimann 2008 Brandenburg · GER · Beetzsee SMB 4x LG Bronze Arne Falkenhorst 2009 Racice · CZE · Ruderkanal SMB 4x LG Silber Arne Falkenhorst 2010 Brest · BLR · Regattastrecke SMB 2x Silber Sebastian Peter 2011 Amsterdam · NED · Bosbaan SMB 2x Silber Sebastian Peter 2012 Trakai · LTU · Galvesee SMB 2- LG Bronze 2013 Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 4- LG 5. Platz Can Mark Temel, Torben Neumann 2013 Linz-Ottensheim · AUT · Donauarm SMB 2- LG 6. Platz Jonas Briese, Lasse Werder Can Mark Temel 2014 Varese · ITA · Lago di Varese SMB 4- LG 4. Platz Lasse Werder, Christopher Wetekamp 2015 Plovdiv · BUL · Ragattastrecke Ersatz Teiln. Christopher Wetekamp *) offizielle Bezeichnung seit 2005, vorher »Match des Seniors«, »NationCup« oder »World Rowing Under 23 Regatta« 36 | Sport Rowing World Cup Luzern SILBER bei der Universiade 2015 im leichten Männer-Vierer ohne Steuermann. Tobias Franzmann, Stefan Wallat, Torben Neumann und Schlagmann Can Temel. 1996 Luzern · SUI · Rotsee SM 2x Bronze Roland Opfer 2002 Luzern · SUI · Rotsee SM 8+ LG Silber Christian Dahlke, Joachim Drews 2003 Luzern · SUI · Rotsee SM 8+ LG Gold Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder 2004 Luzern · SUI · Rotsee SM 8+ LG Gold Christian Dahlke 2004 Luzern · SUI · Rotsee SM 2- LG Bronze Joachim Drews Rowing World Cup München 2001 München · Olympiastrecke SM 4x LG Gold Joachim Drews 2002 München · Olympiastrecke SM 8+ LG Silber Christian Dahlke, Joachim Drews, Martin Raeder Universiade 2015 Chungju · KOR · Regattastrecke SM 4- LG Silber Can Marc Temel, Torben Neumann Studenten-Europameisterschaft 2013 Poznan · POL · Maltasee SM 4x LG Gold Jonas Briese, Yannik Olsson 2013 Poznan · POL · Maltasee SM 8+ LG Gold Jonas Briese, Yannik Olsson EUC-Gewinner: Yannik Olson, Konstantin Steinhübel, Jonas Briese und Ingo Voigt Sport | 37 Junioren-Weltmeisterschaften 2014 2015 Hamburg · Allermöhe JM 4+ 5. Platz Max Reichel Rio de Janeiro · BRA JM 8+ Bronze Max Reichel Lagoa Rodrigo de Freitas Henley Royal Regatta 1999 2015 Henley / GBR · Themse SM 4x Gold Henley / GBR · Themse SM 4x Teiln. René Nennhaus, Sönke Osmann Jonas Briese, Lasse Werder, Florian Reinecke, Jan Hinrich Krumwiede hlag Max Reichel auf Sc im 4+ JWM 2014 38 | Sport Deutsche Großboot-Meister 2005 im Männer-Vierer: Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer Deutsche Meisterschaften 1996 Essen · Baldeneysee SM 2x Gold Roland Opfer 1996 Essen · Baldeneysee SM 1x Silber Enno Ulrichs 1996 Essen · Baldeneysee SM 4x LG Silber Christian Dahlke 1997 Duisburg · Wedau SM 1x LG Gold Christian Dahlke 1997 Duisburg · Wedau SM 4x Bronze Kai Olbrich 1997 Duisburg · Wedau SM 4x LG Bronze Florian Puls 1998 Duisburg · Wedau SM 4x LG Gold Christian Dahlke 1998 Duisburg · Wedau SM 8- LG Gold Ole Bauer 1998 Duisburg · Wedau SM 4x Silber Kai Olbrich, René Nennhaus, Sönke Osmann 1999 Köln · Fühlinger See SM 8- LG Gold Ole Bauer 1999 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Silber Kai Olbrich, Christian Dahlke 1999 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Bronze Ole Bauer 1999 Köln · Fühlinger See SM 4x Bronze René Nennhaus, Sönke Osmann 2000 Berlin · Grünau SM 1x Bronze Sönke Osmann 2000 Berlin · Grünau SM 4+ Bronze Felix Niemeyer 2000 Berlin · Grünau SM 4x LG Bronze Joachim Drews 2001 Köln · Fühlinger See SM 4x LG Gold Joachim Drews 2002 Berlin · Grünau SM 8- LG Gold Martin Raeder, Christian Dahlke Ratzeburg · Küchensee SM 8- LG Gold 2003 2003 Martin Raeder, Christian Dahlke, Joachim Drews Ratzeburg · Küchensee SM 4x LG Silber Martin Raeder 2003 Ratzeburg · Küchensee SM 4x LG Bronze Christian Dahlke, Joachim Drews 2004 Berlin · Grünau SM 2- LG Gold Joachim Drews 2004 Berlin · Grünau SM 8- LG Gold Christian Dahlke 2004 Berlin · Grünau SM 4- Bronze Jan Müggenburg, Konstantin Drews Salzgitter SM 4- Gold 2005 Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer Sport | Can Temel und Torben Neumann bei den Kleinbootmeisterschaften in Köln 2014 2005 2006 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Silber Berlin · Grünau SM 4- Gold 2006 Berlin · Grünau SM 8+ Bronze 2007 Joachim Drew Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer Henner Pohl, Konstantin Drews, Kai Olbrich, Felix Niemeyer, George Byrne, Joachim Drews, Ole Behling, Alexander Chmelnizkij, St. Nelson Reichert Münster · Aasee SM 8+ Gold Felix Reimann, Georg Byrne, Christian Dahlke, Ole Behling, Joachim Drews, Konstantin Drews, Henner Pohl, Felix Niemeyer, St. Nelson Reichert 2008 Eschwege · Werratalsee SM 2x LG Silber Arne Falkenhorst, Lars Wichert 2013 Duisburg · Wedau SM 2- LG Gold Lars Wichert 2013 Duisburg · Wedau SM 2- LG Silber Can Marc Temel, Torben Neumann Münster · Aasee SM 4- LG Gold 2013 Christopher Wetekamp, Jannik Olsson, Lasse Werder, Jonas Briese 2014 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Gold Lars Wichert 2014 Köln · Fühlinger See SM 2- LG Bronze Can Marc Temel, Torben Neumann Eschwege · Werratalsee SM 4- LG Gold 2014 Torben Neumann, Jonas Ningelgen, Lars Wichert, Lasse Werder 2014 Eschwege · Werratalsee Florian Reinecke, Jan Hinrich Krumwiede, Marcel Bogumil, Jan Altrup, J. Domnick 2014 Eschwege · Werratalsee Jonas Briese, Paul Weidenmüller, Jan Altrup, 2015 SM 4+ SM 8+ Silber Bronze Fokke Beckmann, Lars Wichert, Florian Reinecke, Torben Neumann, Can Mark Temel, J. Domnick Brandenburg · Beetzsee Lars Wichert SM 2- LG Gold 39 Essen 2010: Sebastian Peter siegt zusammen mit Eric Johanesen im U23-Doppelzweier 40 | Sport U-23 Meisterschaften 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x LG Gold Florian Puls 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 1x Silber Christian Reinhardt 1997 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x Silber Christian Reinhardt 1998 Berlin · Grünau SMB 4x Gold Kai Olbrich, René Nennhaus, Sönke Osmann 1998 Berlin · Grünau SMB 2x Silber René Nennhaus, Sönke Osmann 1999 Brandenburg · Beetzsee SMB 4+ Silber Felix Niemeyer 1999 Brandenburg · Beetzsee SMB 1x LG Bronze Joachim Drews 1999 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ Felix Niemeyer 2000 München · Olympiastrecke SMB 4x LG Gold Joachim Drews 2000 München · Olympiastrecke SMB 4+ Gold Felix Niemeyer 2000 München · Olympiastrecke SMB 8+ Gold Felix Niemeyer 2004 Essen · Baldeneysee SMB 4- Silber Jan Müggenburg, Konstantin Drews 2004 Essen · Baldeneysee SMB 8+ Bronze Jan Müggenburg, Konstantin Drews 2005 Duisburg · Wedau SMB 4x LG Gold Felix Reimann 2006 Essen · Baldeneysee SMB 4x LG Gold Felix Reimann 2007 Brandenburg · Beetzsee SMB 2x LG Silber Arne Falkenhorst 2007 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ LG Silber Arne Falkenhorst 2008 Köln · Fühlinger See SMB 2x LG Gold Lars Wichert 2008 Köln · Fühlinger See SMB 4x LG Gold Arne Falkenhorst 2008 Köln · Fühlinger See SMB 4x LG Silber Lars Wichert 2008 Köln · Fühlinger See SMB 8+ Bronze Ole Behling, Hendrik Döpper 2009 Duisburg · Wedau SMB 2x Silber Sebastian Peter 2009 Duisburg · Wedau SMB 4x Silber Sebastian Peter 2009 Duisburg · Wedau SMB 4x LG Bronze Arne Falkenhorst 2010 Essen · Baldeneysee SMB 2x Sebastian Peter Gold Bronze Gold Rene Nennhaus, Kai Olbrich Sport | 41 42 | Sport Siegerehru ng im Leichtgew ichts-Viere r ohne Steu ermann (Brandenbu rg 2014) 2010 Essen · Baldeneysee SMB 2x LG Bronze Jonas Briese, Can Marc Temel 2011 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x Sebastian Peter 2011 Brandenburg · Beetzsee SMB 4x LG Bronze Nils Störmer 2012 Essen · Baldeneysee SMB 2- LG Gold Can Marc Temel 2012 Essen · Baldeneysee SMB 4- LG Gold Yannik Olsson 2012 Essen · Baldeneysee SMB 4x LG Gold Torben Neumann 2012 Essen · Baldeneysee SMB 8+ LG Gold Yannik Olsson, Can Marc Temel 2012 Essen · Baldeneysee SMB 1x LG Silber Nils Störmer 2012 Essen · Baldeneysee SMB 1x LG Bronze Torben Neumann 2012 Essen · Baldeneysee SMB 4- LG Silber Jonas Briese 2013 Köln · Fühlinger See SMB 4- LG Gold Torben Neumann, Can Marc Temel 2013 Köln · Fühlinger See SMB 2- LG Gold Torben Neumann, Can Marc Temel 2013 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Gold Yannik Olsson, Lasse Werder, Jonas Briese, Torben Neumann, Can Marc Temel 2013 Köln · Fühlinger See SMB 2- LG Silber Lasse Werder, Jonas Briese 2013 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Silber Christopher Wetekamp 2013 Köln · Fühlinger See SMB 2- LG Bronze Yannik Olsson 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 4- LG Gold Christopher Wetekamp, Lasse Werder 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ LG Gold Christopher Wetekamp, Lasse Werder 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 4- LG Bronze Jascha Ningelgen 2014 Brandenburg · Beetzsee SMB 8+ LG Bronze Jascha Ningelgen 2015 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Silber Jascha Ningelgen 2015 Köln · Fühlinger See SMB 4x LG Bronze Christian Reimann 2015 Köln · Fühlinger See SMB 8+ LG Bronze Jonas Ningelgen Silber Sport | Ruderergometer-Meisterschaften Weltmeisterschaften 2013 Boston · USA · 2000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka 32. C.R.A.S.H.-B. - Sprints Europameisterschaften 2013 Kettwig · 2000 m LM 3. Platz Lars Wichert 2014 Kettwig · 2000 m MM H WR Bernhard Strocka 2014 Kopenhagen · DEN · 2000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka 2015 Amsterdam · NED MM H 1. Platz Bernhard Strocka Deutsche Meisterschaften 2010 Lübeck · 1000 m MM G 2. Platz Bernhard Strocka 2011 Kettwig · 1000 m MM G 1. Platz Bernhard Strocka 2012 Lübeck · 1000 m MM G 2. Platz Bernhard Strocka 2013 Kettwig · 1000 m MM H WR 2014 Lübeck · 1000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka Bernhard Strocka 2015 Kettwig · 2000 m LM 3. Platz Lars Wichert Berlin · 1000 m MM H 1. Platz Bernhard Strocka 43 44 | Einleitung Einleitung | 45 46 | Sport Die Trainer der letzten 25 Jahre Viele große nationale und internationale Erfolge haben die zahlreichen Leistungssportler in den vergangenen Jahren unter der Flagge des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« errungen. Dies ist nicht zuletzt auf die Leistungssport-Trainer unseres Clubs zurückzuführen. ningslager auf die bevorstehende Saison vorbereiteten, ein Skilanglauftrainingslager in Norwegen durchgeführt, an dem auch ambitionierte Breitensportler aus dem Club teilnahmen. Die Gruppe der Leistungssportler war zu der Zeit im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen relativ klein. Damals fand der Übergang aus der Juniorengruppe von Jens Graefe in den Männerbereich und damit die Im Jahr 1991 wurde Peter Saborowsky (besser bekannt als Sabo) Trainer im Club. Sabos Trainingsmethoden kamen nicht nur aus dem Lehrbuch, sondern waren auch geprägt von seiner generellen Begeisterung am Sport sowie seinen eigenen Erfahrungen als erfolgreicher Rennruderer. Hierbei gelang es ihm auch häufig, nicht nur die Trainingsleute für seine sportlichen Aktivitäten zu begeistern. So wurde zum Beispiel, als sich andere Trainingsgruppen im Rudertrai- Peter Saborowsky In den Jahren 1990 bis 1993 trainierte Jens Graefe eine kleine Juniorengruppe in der Allemannia, die nach Aussage vieler Mitglieder den Grundstein für eine bis heute erfolgreiche Trainingsgruppe des Clubs bildete. Diverse Titel und Medaillen auf deutschen Juniorenmeisterschaften waren die Wurzel der sportlichen Erfolge im Männerbereich. Sport | Zusammenführung mit der existierenden Männertrainingsgruppe statt. Dies war der Beginn einer für viele Beteiligte unvergess lichen Zeit, in der Freundschaften fürs Leben entstanden sind. und beide gewannen in ihren Bootsklassen die Goldmedaille. Christian Dahlke und Ole Brauer nahmen im selben Jahr an der Männer-Weltmeisterschaft in Tampere, Finnland, teil. Christian Dahlke ruderte damals im leichten Männer-A-Bereich. Hier errang er unter anderem 1992 die Bronzemedaille im Lgw 8+ bei der WM in Montreal. Der seinerzeit im Vorlauf aufgestellte Weltrekord hat bis heute noch Gültigkeit. Ole Brauer und Roland Opfer gingen bei den leichten und Enno Ulrichs bei den schweren Männer-B an den Start. 1994 wurde Christian Dahlke in Hamburg Deutscher Meister im Lgw. 2- und konnte bei der Weltmeisterschaft in Indianapolis, USA, in derselben Bootsklasse den 4. Platz errudern. Im gleichen Jahr gewann Kai Olbrich die Silbermedaille auf der Juniorenweltmeisterschaft in München. Nach der erfolgreichen Saison 1995 übergab Sabo die Trainingsgruppe an Marcus Schwarzrock, der vom RC Süderelbe in die Allemannia wechselte. Ob und in welcher Höhe eine Ablösesumme gezahlt wurde, ist bis zum heutigen Tage ungeklärt. Der da malige Leistungssportvorsitzende Michael Olbrich verweigert hierzu weiterhin die Aussage. Wie in den Jahren zuvor gelang es Sabo 1995, seine Trainingsleute in verschiedenen Renngemeinschaften zum Erfolg zu führen. So fuhren unter anderem Roland Opfer im Doppelzweier und Enno Ulrichs im Doppelvierer zum Nations-Cup (U23 Weltmeisterschaft) in Groningen (NL) Marcus war in der Allemannia kein Unbekannter, da er schon als Trainer im RC Süderelbe viele große Erfolge feiern konnte. Hierzu gehörten unter anderem der Sieg bei der Deutschen Jugendmeisterschaft und die Silbermedaille bei der JuniorenWeltmeisterschaft im Doppelzweier von Kai Olbrich 1994. Mit Marcus erhielten auch mehr die Lehrbuch geprägten Trainingsmethoden Einzug in die Trainingsgruppe der Allemannia. Seine Vorstellungen von Teamgeist führten 47 48 | Sport le Bronzemedail Gewinner der schen ut de rd No n im 8+ bei de ten 1994 Meisterschaf er mit Roland Opfer und seinem Partner Sebastian Meyer (RC Breisach) sowie diverse Medaillen bei Weltmeisterschaften und U23-Weltmeisterschaften. Erwähnenswert sind auch die Silbermedaillen von Kai Olbrich, Rene Nennhaus (1997 & 1998) und Durch sehr versierte Trainingspläne und die enge Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Hamburg Schleswig-Holstein und der Ruderakademie in Ratzeburg stieg die Zahl der Erfolge unter Marcus stetig an. Als die größten Erfolge sind unter anderem zu nennen der 6. Platz bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta im Doppelzwei- Sönke Ossmann (1998) im 4x bei der U23 WM sowie Florian Puls im Lgw 4x 1997. Außerdem gewann Felix Niemeyer 1998 Silber im 2+ auf der Junioren-WM. Marcus Schwarzrock noch als Allemanne bereits einige Wochen nach seinem Amtsantritt zur Bronzemedaille auf den Norddeutschen Meisterschaften im 8+. Ein Ergebnis, das ohne die überragenden Leistungen des Steuermanns Ronald »Stöpsel« Bohmgahren nicht denkbar gewesen wäre. Sport | In diesen Jahren war der stets erfolgreiche von der Universität Hamburg zur CollegeRegatta in Taiwan entsandte Achter maßgeblich von Sportlern aus der Allemannia geprägt. Nicht zuletzt ist der einzigartige Erfolg bei den Norddeutschen Meisterschaften im Jahr 2000 zu nennen, bei dem die Allemannia alle Männer-Bootsklassen gewinnen konnte. Ein Ereignis, dass es in der Geschichte der NDM bis heute noch nie gab und aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder geben wird. Während dieser erfolgreichen und aufregenden Jahre wuchs die Zahl der Trainingsleute der Allemannia immer weiter an, so dass zum Teil bis zu 20 Junioren und Männer Leistungssport betrieben. In dieser Zeit gewann das Leichtgewichtsrudern, insbesondere im Riemenbereich, in der Trainingsgruppe immer mehr an Bedeutung. Höhepunkte waren auf internationaler Ebene die 2003 und 2004 gewonnen Silberbzw. Goldmedaillen im Lgw 8+ mit Christian Dahlke, Martin Raeder und Joachim Drews an Bord. Marcus war der an den DRV entsandte Trainer dieses Flaggschiffs. Außerdem ging auf nationaler Ebene in den Jahren 2004 und 2005 der deutsche Meistertitel im 4- an die Allemannia. Im Jahr 2005 entschied sich Marcus, dem Ruf nach Ratzeburg als Bundestrainer Rudern/Skullen der B-Senioren zu folgen und seinen Dienst beim RCA zu quittieren. Marcus hat seine Karriere als Trainer beim DRV fortgesetzt und ist mittlerweile Cheftrainer des Deutschen Ruderverbandes. Dieser Schritt wäre ohne die gesammelten Erfahrungen und die außergewöhnlichen Charaktere in der Trainingsgruppe der Allemannia undenkbar gewesen. 49 Tim S chönb erg 50 | Sport Sport | In den Fußstapfen von Marcus folgte Tim Schönberg als Cheftrainer der Allemannia. Tim war schon unter Marcus erfolgreicher Leistungssportler und Juniorentrainer im RCA. Durch diese guten Voraussetzungen, gepaart mit eigenen Ideen und Methoden, gelang es Tim, die Arbeit als Trainer im Club erfolgreich fortzusetzen. So gewannen die von ihm seit dem Juniorenalter betreuten Trainingsleute Goldmedaillen auf Weltmeisterschaften (Torben Neumann und Can Temel im Lgw 8+ in Amsterdam 2014). 2013 folgte auch Tim dem Ruf des DRV. Er ist seitdem am Bundesstützpunkt Hamburg/ Ratzeburg für die schweren U23 RiemenMänner zuständig. Der derzeitige Trainer Sven Carstens übernahm 2013 seine Aufgabe. Sven sieht sich besonderen Herausforderungen ausgesetzt, da die erfolgreichen Senioren bei den jeweiligen Bundesstützpunkten trainieren. Dementsprechend liegt der Fokus auf Nachwuchsarbeit im U19 Bereich. Auch Sven konnte hier an die erfolgreiche Arbeit anknüpfen. So wurde 2014 Max Reichel deutscher Jugendmeister im 4+ und 5. auf der JWM in Hamburg. Sicherlich könnten hier noch viel mehr Erfolge und Anekdoten aus den vergangenen Jahren berichtet werden, an die wir uns alle immer gerne erinnern. Die vorangegangenen Ausführungen geben nur einen kleinen Rückblick auf einige der großen Erfolge der Leistungssportler der Allemannia und die Trainer, die diese Erfolge maßgeblich mitgestaltet haben. Ole Brauer, Kai Olbrich, Dr. Enno Ulrichs 51 52 | Sport Christian Dahlke Sport | 53 54 | Sport Breitensport »Breitensport« ist ein gängiger Begriff im allgemeinen Sportleben, doch welche Vorstellungen verbinden sich damit? Am weitesten hat der DSB 1975 die Begrifflichkeit gefasst: »Jegliche sportliche Tätigkeit, die nicht wettkampfmäßig betrieben wird«. Kritisch ist hierzu anzumerken, dass man sich heutzutage natürlich auch als Breitensportler an Wettkämpfen beteiligen kann, was am häufigsten im Mannschaftssport der Fall ist (z.B. Rudern), aber ebenso gut selbstverständlich auch als Einzelkämpfer (z.B. Tennis, Golf und natürlich Rudern). Im Gegensatz zum Leistungssport und insbesondere zum Hochleistungssport dient der Breitensport hauptsächlich der individuellen körperlichen Ertüchtigung (Fitness) wie auch ganz generell dem »Spaß am Sport«. Wie in den meisten Sportvereinen hat auch in der Allemannia der Breitensport eine große Bedeutung erlangt, auch wenn er als Begriff in der Satzung expressis verbis nicht auftaucht, sondern – anders als die »Pflege des Rennsports« als hervorgehobenes Ziel – mit »körperliche Ertüchtigung seiner Mitglieder durch die Ausübung des Rudersports« als weiterer Zweck umschrieben wird. Gleichwohl bildet er das Rückgrat der rudersportlichen Aktivitäten in unserem Club. Üblicherweise finden sich Mitglieder am Steg ohne vorherige Verabredung zu einer Mannschaft für eine Ausfahrt zusammen, und unsere Ruderwarte, die die Stegaufsicht führen, sorgen dafür, dass jeder einen Platz im Boot findet. Ein Problem, gerade auch im Breitensport, besteht darin, dass besonders mitgliederstarke Vereine oftmals unter einer hohen Fluktuation, vor allem bei ihren neuen Mitgliedern, leiden, weil es diesen anfangs schwerfällt, Zugang zur großen Clubgemeinschaft zu finden und sich zu integrieren, so auch in der Allemannia. Wirksame Abhilfe konnte bei uns durch die Bildung von Gruppen (Kreisen, Zirkeln) geschaffen werden, die sich regelmäßig (meist zweimal wöchentlich, morgens oder abends) zum Rudern treffen. Diese Gruppen, zu denen neue Mitglieder Zugang finden, haben sich als sehr stabil erwiesen und sind aus dem Clubleben nicht mehr wegzudenken. Um zu verhindern, dass sich »Clubs im Club« bilden und ein Eigenleben führen, wo runter der Zusammenhalt des Clubs leiden könnte, sieht das Konzept die Benennung sogenannter Gruppenkapitäne vor, die sich r: ionierter Breitensportle Ein glücklicher, ambit en ahr Bohmg Ronald »Stöpsel« von Auslandsregatten (USA, Kanada) zum Ziel gesetzt hatten, heute jedoch eher das »gepflegte Rudern« ohne besondere Regatta ambitionen bevorzugen. Gegenwärtig gibt es rund 20 solcher Gruppen. mehrmals im Jahr unter dem Vorsitz des Breitensportvorstands treffen und aktuelle Fragen und Probleme des Clubs erörtern. Auf diese Weise wird eine ständige Kommunikation zwischen Vorstand und Mitgliedern gewährleistet. Dieses Konzept hat sich inzwischen bestens bewährt. Die älteste und zugleich größte Gruppe sind die Sonnabend-Morgenruderer (die übrigens nach einem strengen Reglement geführt wird und mittlerweile auf rund 30 Kameraden angewachsen ist). Andere sind z.B. die Rentner-Ruderer und der ebenfalls seit langem bestehende »Bullentisch«. Ebenfalls zu nennen ist der Bostonachter, eine Gruppe ambitionierter ehemaliger Trainingsleute, die sich vornehmlich den Besuch Dass Breitensport Wettkampf und damit Leistungssport keinesfalls ausschließt, zeigen die vielen Mastersregatten, die in großer Zahl – vielfach als Langstreckenregatten – im gesamten Bundesgebiet ausgeschrieben werden. Auch Allemannen – sowohl ehemalige Trainingsleute als auch Kameraden, die in jungen Jahren nie Hochleistungssport betrieben haben, aber Spaß am Wettkampf finden – machen von diesen Möglichkeiten in Hamburg und im Hamburger Umfeld regen Gebrauch. Sie bilden ad hoc-Mannschaften, trainieren für eine bestimmte Regatta und gehen danach wieder auseinander. Daneben gibt es eine Reihe von Kameraden, die sich im hochambitionierten Regattasport engagieren. Die Rede ist von der vor einigen Jahren gegründeten Ruderbundesliga (RBL) im Rahmen der Zweiten Wettkampfebene, die man, wenn man so will, als Zwischenlösung zwischen Hochleistungssport und leistungsorientiertem Breitensport ansiedeln Sport | 55 56 | Sport Sport | könnte, und die jungen ehrgeizigen Kameraden die Möglichkeit eröffnet, sich unter Trainingsbedingungen am Rennsport zu beteiligen, ohne den Maximalanforderungen des Spitzensports genügen zu müssen. Ausgefahren werden acht auf Vereinsmannschaften beschränkte Sprintregatten im Jahr an verschiedenen Regattaplätzen auf einer ca. 350 m langen Rennstrecke. Inzwischen gibt es zwei Ligen und die Allemannia ist – als einziger Club – in beiden vertreten, in der 1. Liga sogar höchst erfolgreich! Nicht unerwähnt bleiben soll, dass unser Ruderkamerad Bernd Strocka mit 72 Jahren – derzeit als einziger Allemanne – in einer Hamburger Renngemeinschaft als WorldMasters-Champion und darüber hinaus auf Ergometermeisterschaften als Welt- und Europameister in seiner Altersklasse zu hohen Ehren gekommen ist. Eine andere Gruppe mit ähnlich hohen Ambitionen ist die unserem Club angeschlossene HSBA, deren Mitglieder (Damen und Herren) jedes Frühjahr unter professioneller Betreuung von Christian Dahlke gegen die Bremer Jakobsuniversität sehr erfolgreich 57 58 | Sport ihre 2000-Meter-Rennen auf der Außen alster austragen. Eine für den Breitensport typische Kategorie ist das Wanderrudern, das in Deutschland auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Fern jeglicher ehrgeiziger Ambitionen, es sei denn, man strebt einen der vielen Wanderfahrtenpreise an, allen voran den Äquatorpreis mit geforderten 42.000 km, gehört es mit seinen eher beschaulichen Fahrten durch unsere herrlichen Fluss- und Seenlandschaften in Nah und Fern zu den beliebtesten Breitensportarten, weil es wie kaum eine andere das Gemeinschaftserlebnis der Kameraden untereinander fördert und ganz einfach dazu angetan ist, im geruhsamen Dahingleiten der Boote Leib und Seele in Einklang zu bringen. Allemannen schätzen das und sind jedes Jahr vom Frühjahr bis zum Herbst in vielen Regionen Deutschlands wie auch im europäischen Ausland unterwegs – kaum ein Land, das sie nicht auf dem Wasser bereist haben, bis hin zum heute russischen Teil des fernen Ostpreußens und auf der litauischen Memel. Die Beliebtheit des Wanderruderns hat noch zugenommen, nachdem, ermöglicht durch großherzige Spender, in der Allemannia seit den achtziger Jahren das Barkenrudern eingeführt wurde, das inzwischen in vielen weiteren Ruderclubs Nachahmung findet. Es erfüllt die Allemannen mit Stolz und Dankbarkeit, dass sie nunmehr, wiederum dank einer großmütigen Spende, über sogar zwei dieser wunderschönen, geräumigen Boote verfügen können. Alles in allem: In der Allemannia ist der Breitensport höchst lebendig. Mit seinen unterschiedlichen Facetten kommt er den vielfältigen Bedürfnissen unserer Mitglieder entgegen, nicht zuletzt auch dank eines großen Bestands an modernen Booten aller Bootsgattungen. Dieser wird ergänzt durch eine Vielzahl von Sportgeräten wie Ruder ergometer und Spinningräder sowie einen gut ausgerüsteten Fitnessraum, was das Rudern in der Allemannia so attraktiv macht wie nie zuvor. Harald Sobisch Sport | 59 60 | Sport Wanderrudern auf anderfahrt Philips W See er aldstätt dem Vierw Wann in unserem Club die ersten Wanderfahrten durchgeführt wurden, ist nicht mehr festzustellen, stand doch in der Clubsatzung und steht eigentlich auch heute immer noch: »Der Zweck des Clubs … ist insbesondere die Pflege des Rennruderns.« Das hat aber die Entwicklung des Wanderruderns und die Freude daran nicht aufgehalten, auch wenn es am Anfang vielleicht nur Ausfahrten im Stadtgebiet waren. Sport | Vor dem Ersten Weltkrieg wurden aber schon deutsche Gewässer berudert mit weiter entfernten Zielen, wie z.B. Berlin. Auch soll es mal eine Wanderfahrt von der Wartburg (Werra) bis nach Helgoland gegeben haben, dabei natürlich der letzte Teil per Dampfer. Nach dem Krieg begann dann eine sehr aktive Zeit: Waren es anfangs Wochenendfahrten nach Hoopte an der Oberelbe, teils mit großen Teilnehmerzahlen und Zeltübernachtungen, kam bald der Wunsch, Hamburg zu verlassen und frei nach Wilhelm Busch »hier sind wir ja sowieso und schön ist es auch anderswo« Neuland zu erobern. Und das ist es auch, was uns Wanderruderer antreibt: Unsere Heimat und andere Länder vom Wasser aus kennenzulernen, mit gemeinschaftlichen Erlebnissen Kameradschaften aufzubauen und dabei neue Freunde zu gewinnen. Besonders machte sich dabei die PhilipsGruppe verdient. In über 60 Fahrten von 1958 bis heute wurden ganz Deutschland und umliegende Länder besucht, teils auch, indem man sich für andere Clubmitglieder öffnete. Die Organisation lag dabei viele Jahre in den Händen unserer Kameraden Harald Klinger und Peter Koch. Ausgezeichnet hat sich aber auch über mehrere Jahre unser Wanderruderwart Jürgen Kiene, der weit über hundert Wanderfahrten organisierte. Auf einer dieser Fahrten von Lauenburg nach Hamburg, die inzwischen auch Ruderern anderer Vereine offenstand, hatte er einmal 120 Teilnehmer, unter anderem auch unseren damaligen DRV-Boss Manfred Ganzer. Dieser nahm diese Resonanz zum Anlass, von da ab jährlich ein Wanderrudertreffen für alle deutschen Ruderer zu veranstalten. Nach einigen ruhigeren Jahren bekam das Wanderrudern ab 1980 einen erneuten Auftrieb mit der Stiftung unserer ersten Barke »MESSINA« durch unseren Kameraden Rolf Biebow. Neue Gruppen bildeten sich, wie z.B. die »Eppendorfer« (mit dem Stifter), die »DONRU«, die »Tresenrunde«, die »DDR« (Die DienstagsRunde) und später der »Bullentisch«, die regelmäßige Fahrten mit diesem einmaligen Boot machten. Hatten wir noch einige Mängel an der ersten »MESSINA« festgestellt, so ersetzte der Stifter sie 61 62 | Sport nach kurzer Zeit schon durch die »MESSINA II«. Diese verloren wir dann durch einen Unfall in Schweden. Aber auch hier fand sich mit Erich Jungnickel ein neuer Stifter, der die Differenz zum Restwert plus Versicherungszahlung aufstockte. Und so wurde 1988 die »MESSINA III« angeschafft, die uns noch heute, nach einer größeren Grundrenovierung, viel Freude macht. Aber auch in normalen Wanderbooten werden Fahrten durchgeführt. Und da es dazu immer guter Organisatoren bedarf, seien hier einige Namen, stellvertretend für alle Fahrtleiter, besonders aufgeführt: Dr.Gernot Schmalfeldt, Eckard Helms, Jürgen Jeschke, Jens Martens, Ingo Matthies u.v.a.m. Dank allen! Anfangs waren die Bootstransporte noch recht abenteuerlich. Es gab für das Wanderrudern keinen speziellen Hänger und so wurden zunächst die Boote per Waggon oder teilweise sogar mit Schiffen der Schlesischen-Dampfer-Compagnie unseres Clubkameraden Hans Kreuschner verladen. Erst später gab es einen eigenen Wanderruderhänger und für die Barken je einen Spezialtrailer. Aber auch dann gingen die Boote noch teilweise per Waggon auf Reisen. Die erste Barke wurde anfangs in einem Segelflughangar bei Marktheidenfeldt (in der Mitte Deutschlands) abgestellt, um größere Transportwege zu vermeiden. Das wurde schnell wieder aufgegeben, nachdem man feststellte, dass auch weite Fahrten mit dem Trailer kein Problem darstellten. Heute hat sich unser Aktionsgebiet enorm erweitert. Halb Europa wurde inzwischen von uns erobert. Unsere Ziele waren ganz Skandinavien, Österreich (Donau), die Schweiz (Vierwaldstätter See, Biel), Irland (Shannon), Schottland (Caledonian Channel), England (Themse), Frankreich (Doubs und Soane, Meuse, Lot und Garonne, Bretagne, Charente und Loire), Portugal (Duoro hier kam unsere Barke per Fischtrawler zurück), Holland (Rhein, Maas und Friesland), Italien (Comer See). Seit der Öffnung des Ostens Polen (Masuren), Tschechien (Elbe und Moldau) und, dank der hervorragenden Ortskenntnisse unseres Kameraden Ulrich Busch, die baltischen Gewässer (Memel, Königsberg u. a.). Die Wiedervereinigung Deutschlands eröffnete uns fantastische neue Ruderre- Sport | viere, wobei West-Berlin schon immer ein attraktives Ziel war, speziell dank der guten Übernachtungsmöglichkeiten in den dortigen Clubs. Mit der Stiftung unserer zweiten Barke »ALLEMANNIA« durch unseren Kameraden Wolf-Günter Schmitt 2007 dürfen wir uns heute als der Club mit dem besten Bootsmaterial für Wanderfahrten in Deutschland rühmen. Und das heißt: Nutzt diese Gelegenheit! Jürgen Kiene, Peter Koch, Ingo Matthies 63 64 | Sport Sport | 65 66 | Sport Betriebssport Im Jahre 1950 – also kurz nach dem 2. Weltkrieg – wurde der Betriebssportverband Hamburg gegründet. Das Motto war – wie wir auch vom heutigen Sportsenator hören: »Betriebssport sorgt für Bewegung und Ausgleich im Job – und stärkt gleichzeitig den Teamgeist im Unternehmen.« Die Firmen unterstützten aus diesen Gründen – also auch zu ihrem Nutzen – die sportlichen Aktivitäten ihrer Mitarbeiter. Eine »Win-winwin-Situation« nennt man das heute, denn auch die Ruderclubs hatten etwas davon. Schon vor dem Krieg hatte es Betriebssportruderer in der Allemannia gegeben. Unser alter Freund Wilhelm Jacob sen. war Lehrling bei der Commerzbank und hat – noch im Bootshaus am Ferdinandstor – als Morgenruderer gewirkt. Er war einer der letzten unter uns, die das alte Bootshaus noch kennen gelernt hatten und über den frühen Betriebssport in unserer Allemannia etwas wussten. Bald nach der Gründung des Verbandes im Jahre 1950 gab es Ruderriegen der Betriebssportgruppen in der Allemannia; die der Deutschen Bank war wohl die erste. Bald kamen DEA, Philips und Hapag-Lloyd dazu. Zunächst waren diese Betriebssportler keine Mitglieder in der Allemannia, aber Mitte der 1960er Jahre wurden sie dann – mit Datum ihres Eintritts in die jeweilige Betriebssportgruppe – als Mitglieder des Clubs aufgenommen. Im Jahre 1954 nahmen die Betriebssportler zum ersten Mal an einer Internen Regatta der Allemannia in einem speziell für sie ausgeschriebenen Rennen teil. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, die als Leistungssportler im Club trainierten, übten sie ihren Sport als Breitensport aus. Die erste vom Betriebssportverband veranstaltete Regatta fand 1956 statt; ausgerichtet von der Norddeutschen Bank (heute Deutsche Bank). Die Strecke am östlichen Alsterufer endete am Bootshaus des RCA. Teilnehmer waren die Norddeutsche Bank, DEA, Philips und die Hamburger Kreditbank (später zunächst Dresdner Bank und jetzt Commerzbank). Drei der teilnehmenden Ruderriegen waren der Allemannia angeschlossen, eine der Favorite Hammonia. Sieger im 1. Vierer war eine Mannschaft der Philips - Ruderriege. Bis in die Gegenwart finden diese Firmensportregatten jährlich Sport | a auf portregatt Betriebss alster der Außen auf der Alster statt mit breiter Beteiligung von Firmensportlern aus Deutschland und – gelegentlich – mit internationaler Beteiligung. Diese ersten Regattaerfahrungen bewirkten, dass viele Firmensportler Spaß am Kräftemessen mit anderen Ruderern bekamen, was dann – nach der Übernahme in die normale Mitgliedschaft – dazu führte, dass die Firmensportler mit anderen Allemannen zusammen für Regatten im Mastersbereich trainierten und an DRV-Regatten teilnahmen. Zu erwähnen ist auch, dass die Betriebssportler mit der Veranstaltung von Bällen und Festen viel zum gesellschaftlichen Leben im RCA beitrugen, und als besonders wichtiger Beitrag ist die regelmäßige Ausrichtung von Wanderfahrten zu nennen, die sich großer Beliebtheit im Kreis aller Allemannen erfreuen. Heute ist die Zusammenarbeit mit den Betriebssportgemeinschaften auf eine neue vertragliche Basis gestellt. Jörg Lehnigk betreut die Ruderer von Hapag-Lloyd, Mercedes-Benz, Peek & Cloppenburg und der Haspa. Es gibt drei feste Rudertermine in der Woche. Geplant ist die Beteiligung an drei Regatten jährlich. Diese Ruderer sind keine Mitglieder des RCA, es sei denn, sie erklären für sich die Mitgliedschaft in der Allemannia. Ulrich Busch 67 68 | Sport Die »Jung-Allemannia« Spielend leicht rudern lernen, das ist das Ziel in der »Jung-Allemannia«, unserer Jugendabteilung. Hier rudern die Kinder (11 bis 14 Jahre) und Junioren (15 bis 18 Jahre). Die Jung-Allemannen werden in drei unterschiedlichen Trainingsgruppen von erfahrenen Trainern mit Leistungssport erfahrungen betreut. Neulinge bekommen die Grundlagen der Rudertechnik vermittelt, Fortgeschrittene werden auf die Regatten vorbereitet. Der Spaß an der Bewegung und in der Gruppe steht neben dem sportlichen Erfolg auf den Wettkämpfen ganz oben auf der Liste. In der »Jung-Allemannia« bekommen die Jugendlichen wichtige Eigenschaften, wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Zielstrebigkeit und Selbstständigkeit, für ihre Zukunft mit auf den Weg. Im Nachwuchsbereich startet die Jugendabteilung des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« gut aufgestellt in die nächsten 150 Jahre Clubgeschichte. Kinderrudern Die Kindergruppe umfasst derzeit 25 Kinder, die an drei Tagen in der Woche trainieren können. Die drei Trainer (Jonas Donner, Olaf Nagel und Arne Basner) ermöglichen hierbei eine individuelle Betreuung der 10 bis 20 Kinder, die an einem Trainingstermin vor Ort sind. Die Kinder trainieren das ganze Jahr über, im Winter ergänzen ein Hallentraining, das Ruder-Ergometer, das Schwimmen und das Laufen das Rudertrai- Sport | ning auf der Alster und den Kanälen. Ein Jugendlager bereitet neben dem Wintertraining die Jungs auf die Saison vor. Doch der Spaß steht bei ihnen an erster Stelle! Daher bietet die Kindergruppe neben den regulären Trainingseinheiten weitere tolle Freizeitaktivitäten an. Im Sommer sieht man die Kinder beim Baden und Grillen, im Winter besuchen sie den Weihnachtsmarkt. Zusätzlich bringen DVD- oder Konsolenabende und erlebnisreiche Ausflüge Freude in die Gruppe. Die ganzjährige Wettkampfteilnahme führt beim Kinderrudern in der Allemannia zu einem starken Teamgeist. Von April bis Juli stehen am Wochenende häufig Regatten auf dem Programm, auf denen Anfänger sowie Fortgeschrittene sich überwiegend regional mit anderen Ruderern derselben Altersklasse messen. Für Neueinsteiger lässt sich jederzeit ein Probetraining vereinbaren. 69 70 | Sport jamin Zeisberg Teve Knüppel und Ben men den Kindergewannen 2014 zusam ld) und wurden (Bi erb bew Bundeswett Juniorenjahr bereits 2015 in ihrem ersten meister bei den ngs rga Jah Deutsche B-Junioren Junioren-Leistungssport Im nächst höheren Altersbereich, bei den Junioren, geht es dann zwar immer noch mit sehr viel Spaß, aber auch schon deutlich ambitionierter zur Sache. Die Junioren-Leistungssportgruppe besteht aus ca. 15 Jugendlichen, die sich dem Wettkampfsport verschrieben haben. In der Regel wachsen die Jungen aus der Kindergruppe in die nächsthöhere Altersklasse hinein, es sind aber jederzeit auch Neuzugänge herzlich willkommen. Trainiert wird die Gruppe vom Club-Cheftrainer Sven Carstens und Co-Trainer Johannes Grün. Altersmäßig unterteilen sich die Junioren in zwei Bereiche. Die 15- bis 16-Jährigen sind die so genannten B-Junioren. In diesem Altersbereich wird ca. fünfmal pro Woche trainiert, das Ziel sind die Deutschen Jugendmeisterschaften im Sommer. Zur Vorbereitung auf diese Meisterschaften besuchen sie während der Frühjahrssaison von März bis Juni verschiedene regionale und auch überregionale Regatten, in deren Verlauf sich die Aktiven Wettkampferfahrung und auch die Qualifikation für die Sport | 71 72 | Sport Startanlage der Regattastrecke in Allermöhe Deutschen Jugendmeisterschaften holen. Ergänzend finden den Winter hindurch Wettkämpfe auf dem Ergo, aber auch z.B. im Laufen oder Schwimmen statt, denn allgemeinathletisches Training steht zu dieser Jahreszeit im Vordergrund. Das Rudern wird auf der Alster und zum Teil auch im Leistungszentrum in Hamburg-Allermöhe trainiert. Die A-Junioren umfassen die 17- bis 18-jährigen Jungs. Hier geht es natürlich zumeist um nationale Ehren, es gibt aber auch die Chance, sich über entsprechende Leistungen für internationale Titelkämpfe zu qualifizieren. Die Allemannia bietet für alle Zielstellungen das entsprechende, von qualifizierten Trainern geleitete Training an. Es können hier alle sportlichen Träume bis hin zur WM-Teilnahme Wirklichkeit werden. Trainiert wird in diesem Altersbereich in der Regel täglich, am Wochenende auch zweimal am Tag, um die entsprechenden Grundlagen für die angestrebten Erfolge zu legen. Highlights im Jahresverlauf sind neben den Wettkämpfen auch die Trainingslager, die der Club seinen Aktiven zur optimalen Vorbereitung anbietet. Im Winter geht es bei solchen Gelegenheiten auch mal zum Ski-Langlauf, während im Haupttrainingslager im März in möglichst sonnigen Gefilden dann eindeutig die ruderspezifische Vorbereitung auf die neue Saison im Vordergrund steht. Sport | Junioren-Breitensport Die Junioren-Breitensportgruppe ist die Freizeitgruppe der 15- bis 18-Jährigen. Etwa 10 Ruderer werden von Jonas Christiansen betreut. An zwei Trainingsterminen trifft man sich im Ruder-Club. Neben der sportlichen Betätigung steht das Treffen unter Freunden und das gesellige Miteinander im Vordergrund. Anfänger und Fortgeschrittene nehmen auch wie die anderen beiden Jugendgruppen an Regatten teil, jedoch nicht mit einem verstärkten Wettkampfge- danken. Das Ganzjahrestraining umfasst neben dem Ausdauertraining auch regelmäßige Einheiten im clubeigenen Kraftraum. Außerdem veranstaltet die Gruppe gesellige gemeinsame Aktivitäten. Beispiele hierfür sind Kinobesuche und das traditionelle Fußballspielen am Silvestermorgen. Arne Basner Vorsitzender der »Jung-Allemannia« 73 74 | Sport Sport | 75 76 | Sport Mastersrudern Was sich vor 25 Jahren noch AltherrenRudern bzw. Altersklasserudern – um das weibliche Geschlecht miteinzubeziehen – oder international geschlechtsneutral Veteranen-Rudern nannte, ist heute das Mastersrudern und Teil des Ressorts Wettkampf im Deutschen Ruderverband. Die FISA hat eine eigene Kommission eingerichtet, deren Ziel es u.a. ist, das Mastersrudern in all seinen Formen national und international zu verbreiten und zu fördern. Geblieben ist das Mindestalter von 27 Jahren im laufenden Kalenderjahr (Kategorie A), die Einteilung nach Altersklassen, inzwischen bis K (Mindestdurchschnittsalter 85 Jahre und älter), jedoch keine Einteilung in Gewichtsklassen. 1000 m-Wettkämpfe und LangstreckenRennen gibt es in allen Bootsklassen. Eine weitere Variante sind Mixedwettbewerbe, bei denen die Mannschaften je zur Hälfte aus Frauen und Männern bestehen müssen. Die ständig steigenden Teilnehmerzahlen in Mastersrennen, insbesondere auf speziellen Mastersregatten, zeugen von einer großen internationalen Beliebtheit des Wettkampfruderns bis ins hohe Alter. Im Winter hat jeder Master die Möglichkeit, an Wettkämpfen auf dem Ruderergometer teilzunehmen. Es gibt Deutsche Ruderer- gometer-Meisterschaften über 1000 m (seit 1996) und Europameisterschaften über 2000 m (seit 2003) sowie die jährlichen Weltmeisterschaften in Boston (seit 1981). Hier werden für alle Alters- und Gewichtsklassen (schwer und leicht) nationale und internationale Rekorde geführt. Auch in der Allemannia gab es immer gestandene Herren, die ihre Leistungsfähigkeit im Boot bei fortgeschrittenem Alter unter Beweis stellen wollten: Die Chronik bezeugt, dass 107 Allemannen vom Anbeginn des Altherrenruderns anno 1911 bis 1991 um ruderische Ehren kämpften und 271 Siege erringen konnten. In Hamburg gab es bereits 1932 eine Altherren-Regatta mit Rennen in verschiedenen Altersklassen. 1911 war es für die Allemannia ein Sieg in Kiel und weitere 15 Siege kamen zwischen den Weltkriegen hinzu. Allein in den 50er Jahren waren es 46 Siege auf deutschen Regattaplätzen. Und die Allemannia zeigte sich nicht nur in der internationalen Masterszene, sondern gewann mit dem ambitionierten Achter (Mindestdurchschnittsalter 52 Jahre) in der Sport | Besetzung Kurt Rossmann, Kurt Barkmann, Günther Lüth, Olaf Olbrich, Dr. Herbert Schultz, Otto Fritz, Werner Hansen und Harald Klinger das »Criterium d`Europe Aviron Veteran« 1970 in Paris. Der Allemannen-Achter von 1970 Aber auch das ist Mastersrudern: Der 38jährige Achter mit Jürgen Burmester, Egon Drube, Jürgen Düse, Werner Hansen, Harm Heinicke, Erich Jungnickel, Wolf Lange, Karl-Wilhem Mannig und Kurt Münz bevorzugte im selben Jahr die Mosel-Regatta in Bernkastel, nicht zuletzt des Weines wegen. 1971 verjüngte sich die AltherrenFraktion des RCA mit den Olbrich-Zwillingen Horst und Michael, Heinz Lübken (Barzi) und Joachim Wolgast (Mindestalter 27 Jahre). Nicht nur als Vierer, sondern auch in Achter-Renngemeinschaften war diese 77 Mannschaft außerordentlich erfolgreich. Laut Regatta-Statistik des DRV begann die große Zeit des Altherren-Rennruderns in der Bundesrepublik allerdings erst Mitte der 70er Jahre. Von der »Alten Garde« der Allemannia waren Olaf Olbrich und Harald Klinger bald die einzigen, die dem Wettkampfrudern treu geblieben waren. Gleichgesinnte fanden sie im Lübecker Ruderklub, mit denen sie in Renngemeinschaft für die Allemannia weitere Siege erringen konnten. Während den »Alten« Mitstreiter fehlten, gab es bei den jüngeren Masters zu dieser Zeit ein erfreuliches Anwachsen der Gruppe, die zudem den Ehrgeiz hatte, sich auch auf internationalen Veteranen-Regatten zu messen. Besonders beliebt waren Starts auf der jährlich im Oktober statt findenden »DE HOOP«-Veteranen-Regatta in Amsterdam. Heino Ramm, Horst Olbrich, Heinz Lübken, Bernhard Strocka im 4(MA 27) auf der Regatta 1978 in Amsterdam 78 | Sport Sieg der Allemannen Heinz Lübken, Horst Olbrich, Michael Olbrich, Bernhard Strocka in Rgm. mit dem Harburger RC ( MDA 38) auf dem 8. FISA-VeteranenTreffen in Heidelberg 1981 Zwischenzeitlich (1974) hatte die FISA ausschließlich für Masters Veteranentreffen etabliert, die heute als WORLD MASTERS Regatten bezeichnet werden. Sie finden alljährlich in einem anderen Land statt, davon alle fünf Jahre in Übersee. Europäer haben in diesen Jahren die Möglichkeit, auf den Euro-Masters auf der Olympia-Strecke in München zu starten. Obgleich man auf diesen Regatten weder Weltmeister noch Europameister werden kann, sondern bestenfalls Abteilungssieger, sind dies bis heute die attraktivsten Mastersregatten. Auch hier wollten die Master der Allemannia ein Wörtchen mitreden. Gestartet wurde in Nottingham (1979), Kerteminde (1980) und Heidelberg (1981). artete TERS Regatta in Kerteminde gest Der auf der FISA WORLD MAS Michael ich, Olbr t Hors en, Lübk z mit Hein Allemannen-Achter (MDA 43) ten r Rakete, Joachim Wolgast, Kars Olbrich, Bernhard Strocka, Diete der mit on Sais die t läss m Dam ner Ebeling, Henning Gleim, Stm. Wer n. Regatta in Amsterdam ausklinge Für die älteren Master in Norddeutschland bleibt aus den 80er Jahren ihr damaliger Veteranenboss Hans-Otto Kuhlmann aus Lübeck unvergesslich. Ihm war nicht nur die wettkampfmäßige Ruderei wichtig, sondern vielmehr die sportliche Begegnung, insbesondere mit den Veteranen der damaligen Ostblockstaaten. So war er einer der Initiatoren, der, wie er es nannte, »FreundschaftsSportbegegnung der AH« 1982 in Budapest. Mit ebenso viel Herzblut warb er für eine Teilnahme an dem 10. FISA-Veteranentreffen in Prag im darauf folgenden Jahr. Dies sollte erstmals die Gelegenheit bieten, Veteranen-Ruderern der DDR zu begegnen. Auf beiden Veranstaltungen waren auch Allemannen vertreten. In den Altersklassen von MA 27 bis MDA 60 brachten es Allemannen in diesem Jahrzehnt auf 52 nationale und 22 internationale Siege. Womit die »Alten« sich in den 70er Jahren arrangieren mussten, war bald auch bei den Sport | »jüngeren« Master der Fall: Aus den unterschiedlichsten privaten Gründen und rückläufiger Begeisterung traten viele vom Wettkampfrudern zurück. Dadurch war auch diese Gruppe zunehmend auf die Bildung von Renngemeinschaften angewiesen. Partner fand man in Vereinen wie der Favorite Hammonia, dem Harburger Ruderclub und weiterhin dem Lübecker RK. Die Situation der Master stellte sich in diesen Vereinen ähnlich dar. Es bildeten sich schlagkräftige Mannschaften, die auch auf den wichtigen Mastersregatten wie den FISA World Masters konkurrenzfähig waren. Beispielsweise kamen so Ronald Bohmgahren und Bernhard Strocka 1985 auf den World Masters in Toronto in Renngemeinschaft mit der Favorite Hammonia, dem Rendsburger RK und Ratzeburger RC (MDA 38) sowie Harald Klinger und Jürgen Koebke auf den Euro-Masters 1997 in München in Renngemeinschaft mit der Heilbronner RG Schwaben, dem Ratzeburger RC, der Mainzer RG und dem Lübecker RK (MDA 70) jeweils im Achter zu Erfolgen. Auch in den 90ern war das abnehmende Interesse an 1000 m-Regatten im RCA nicht zu übersehen. Es fehlte der Nachwuchs und die Mehrheit der Aktiven hatte ein Alter zwischen 50 bis 70 Jahren erreicht. Es sei erwähnt, dass bis heute die erfolgreichste »reine« Allemannia-Mastercrew, der sogenannte »Olbrich-Vierer« mit Olaf Olbrich, Hans Jürgen Buschbeck, Harald Klinger, Jürgen Koebke und Steuermann Hardy Suchel ist und gleichzeitig die älteste und am längsten bestehende Mannschaft. Die Seele des »Olbrich-Vierers« aber war ihr Coach Pilo Schümann, ein unermüdlicher Motivator, dem nicht nur »sein« Vierer am Herzen lag, sondern jeder Allemanne, von dem er meinte, ihn für’s Mastersrudern gewinnen zu können. Dennoch konnte auch er die Entwicklung bei den Masters im RCA nicht rückgängig machen. 79 beim Der »Olbrich-Vierer« alster ßen Au der auf g inin Tra 80 | Sport Der 70jährige Bernhard Strocka wird von seinem 27jährigen Clubkameraden Lars Wichert 2013 auf den 10. Euro Open, der ersten offiziellen Europameisterschaft der FISA, in Essen-Kettwig, gecoacht und zu einem neuen Weltrekord in der Altersklasse 70-74 getrieben Wem inzwischen die Lust an 1000 mRennen vergangen war, aber noch nicht vom ruderischen Wettkampf lassen konnte, wechselte zum Langstreckenrudern. Hier fanden sich genügend Gleichgesinnte, um mit reinen RCA-Mannschaften auf Regatten zu starten. Wolgast, Jürgen Plagemann, Heinz Lübken (Barzi) sowie Steuermann Werner Damm gab sich den Namen »Bostonachter«, der mit geänderter Besetzung, aber reduzierter Aktivität bis heute besteht. Weitere herausragende Regatten für diese Crew waren in London, Philadelphia und Chattanooga. Der MDA 60-Achter auf der Langstreckenregatta »Quer durch Berlin« 1999 mit Harald Gleim, Uwe Zeidler, Stm. Werner Damm, Jürgen Plambeck, Hubert Terfort, Eggert Knoop, Bernhard Strocka, Heinz Lübken und Harald Sobisch Langstreckenregatten, auf denen es auch Startmöglichkeiten für Master gab, erlebten bald einen regelrechten Boom in der Allemannia und es wurden Herausforderungen auf internationaler Ebene gesucht, die obendrein in möglichst großer Ferne stattfinden sollten. So startete 1999 ein RCA-Achter in Henley und in gleicher Besetzung im darauf folgenden Jahr in Boston. Diese Crew mit Henning und Harald Gleim, Günter Düse, Harald Sobisch, Jürgen Plambeck, Dick Der Bostonachter beim »Head of the Charles« im Oktober 2000 in Boston Internationale 1000 m-Masterregatten wurden nach der Jahrtausendwende lange Zeit nur noch von den Allemannen Harald Klinger und Bernhard Strocka besucht. Harald Klinger konnte in den folgenden zehn Jahren noch diverse Siege mit nationalen und internationalen Renngemeinschaften feiern und beendete seine Master-Karriere 2007 in Zagreb, wo er als 82jähriger und Sport | 81 82 | Sport f der (MDA 50) au Gig-Achter im t ters, af Pe ch ge ns el Man i Stephan, H Die siegreiche pel, edorf mit Ka üp rg Kn Be rs in La 14 r, 20 te llye Andreas Förs Dove Elbe Ra en n, an hr ga im Re hm ll Bo z, Bo Stm. Ronald Joachim Diet Zinnert und e w U s, ch Stefan Fu erster Allemanne in einer Extra-Zeremonie als »Octo« (80jährige und ältere Teilnehmer) geehrt wurde. Ab der Wintersaison 2009/2010 hatte Bernhard Strocka für sich auch den Wettkampf auf dem Ruderergometer entdeckt. Bis 2015 konnte er viermal die Deutsche Ruderergometer-Meisterschaft und dreimal die Europameisterschaft gewinnen. 2013 gelang es ihm, neue Weltrekordzeiten in seiner Altersklasse über 2000 m und 1000 m aufzustellen und vier Wochen später diese Erfolge mit der Weltmeisterschaft in Boston zu krönen. Die Durststrecke, was das Flaggezeigen der Allemannia auf den nationalen und internationalen Mastersregatten betrifft, hatte ihr vorläufiges Ende ab etwa 2010. Es hatte sich eine Crew aus 50jährigen gebildet, die Erfolge auf Langstreckenregatten suchte. Die auf Mastersregatten, ob national oder international, übliche 1000 m-Strecke wurde von der etwa zehnköpfigen »BaumeisterGruppe« bevorzugt, die sich sowohl für Achterstarts in der Alterskategorie B (MDA 36) als auch C (MDA 43) formieren konnte. Ihren bisher größten Erfolg feierte diese Truppe auf der 5. Euro Masters Regatta 2014 in München auf der Olympia-Regattastrecke von 1972. Sport | 83 Der siegreiche Allemannenachter (MDA 43) mit Clemens Schröder, Jörg Niggemeyer, Frank Leja, Thomas Engelke, Rolf Walzel, Christoph Zeiz, Ingo Hammwöhner, Gavin Genge und Steuerfrau Lisa Paukstadt auf der 5. Euro Masters Regatta 2014 in München Es bleibt zu hoffen, dass die zunehmende Begeisterung für das Mastersrudern in der Allemannia anhält und Verstärkungen eines Tages auch aus den Reihen unserer Bundesliga-Achter dazu stoßen. Die vermeintlich unschlagbaren riesigen Renngemeinschaften sollten niemanden abschrecken, denn erst auf den großen nationalen und internationalen Mastersregatten erlebt man »prickelnde« Regatta-Atmosphäre mit Ampelstart, Albano-System und dem Bord-an-Bord-Kampf in voll besetzten Feldern. Jedes Rennen hat aber auch ein schönes Danach, nämlich dann, wenn man sich als Mastersruderer ein Motto wie »Rudern ist mehr als Siegen« des Olympiasiegers im Achter von 1960 Prof. Hans Lenk oder des Ruderlehrers Karl Adam wie »Nicht gewinnen ist kein Scheitern!« zu eigen macht. Das Glücksgefühl erfährt man durch die erbrachte Eigenleistung als Teil seiner Mannschaft. Obendrein gibt es nach dem Rennen auch keine Gegner mehr, sondern nur Gleichgesinnte und nicht selten entwickeln sich beim gemeinsamen Bier neue Renngemeinschaften oder was noch besser ist, langanhaltende Freundschaften. Wer lange dabei ist, genießt zudem das gemeinsame Älterwerden. Dr. Bernd Strocka 84 | Sport Sport | 85 86 | Sport Rudern zur besten Tageszeit Morgenrudern in der Allemannia damals und heute Die guten Ruderbedingungen auf der zumeist morgendlich glatten Außenalster waren für Regatta-Ruderer schon immer attraktiv. Die Schlafräume im 1905 bezogenen Bootshaus am Ferdinandstor wurden damals von Leistungsruderern genutzt, um schon in den frühen Morgenstunden trainieren zu können. Dass einige Jahre später das Morgenrudern auch für die Breitensportler interessant wurde, zeigt ein Aufruf von Lucas Kranich im »Alsterspiegel« aus dem Jahre 1936 mit dem Titel »Morgenrudern auf der herbstlichen Alster«: »Die Zahl der Morgenruderer im Herbst ist bei unserer ›Allemannia‹ seit vielen Jahren eine ganz annehmbare, auch in diesem Jahr, aber im Verhältnis zu den allemannischen aktiven Ruderern junger und alter Jahresklassen doch noch eine viel zu geringe. Daher richten wir ständigen Morgenruderer an die jetzt ruderisch abseits stehenden Kameraden den freundschaftlichen Ruf, die Genüsse des Morgenruderns mit uns zu teilen. Ab etwa ½ 7 Uhr bis gegen ½ 8 Uhr findet sich immer eine Möglichkeit, bei einer Mannschaft im Achter, Vierer oder Zweier mitzurudern. Im Übrigen stehen auch unsere Klinkereiner zur Verfügung«. Morgenrudern am Sonnabend – wie es begann Nach dem Verlust unseres Bootshauses im Kriegsbombardement am 29.07.1943 fanden Sport und Clubleben behelfsmäßig zunächst beim Polizeibootshaus am Isekai, später bei der Bootswerft Wüstenberg (mit kalter Dusche!) in Winterhude am Alsterlauf statt. Genau in diese Zeit fällt auch die Gründung der traditionsreichen und bis heute sehr aktiven Sonnabendmorgen-Rudergruppe. Dabei ist Günther Schmidt »ein Mann der ersten Stunde«, der Dank seiner sportlichen Aktivität auch heute noch gesund und fit an jedem Sonnabendmorgen im Boot zu finden ist. Von ihm stammt der folgende Rückblick: »Die Deutschen sind fleißig – das galt insbesondere in den frühen 50er Jahren. Man war mit dem Wiederaufbau nach dem Kriege beschäftigt und arbeitete selbstverständlich auch am Sonnabend (48 Stundenwoche). Rudern am Sonnabendmorgen war undenkbar!« Sport | Für fünf junge Mitglieder des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866« war das nicht so. Sie beschlossen, sich jeden Sonnabend früh morgens bei der Bootswerft Wüstenberg zu versammeln und zu rudern. … Die entscheidende Voraussetzung dafür war, dass ihre Arbeitgeber das sportliche Vorhaben abnickten, und das taten sie. Sei es aus Anerkennung oder heimlichem Neid, die Fünfergruppe wurde bald als »Prokuristenvierer« bezeichnet. Die fünf jungen Recken waren: Gerd Beiser (»Biene«), Klaus Harder (»Laatsch«), H.J. Lehner (»Der König«), K.W. Mannig (»Männe«), Juniorchef, und Günther Schmidt (»Gummihacke«), ebenfalls Juniorchef. Nach und nach, durch gelegentliche Vertretungen und besonders durch den Umzug der Allemannia zur Gurlittinsel gefördert, wurden es immer mehr Teilnehmer, denen die hier geltenden Grundprinzipien gefielen: Klare Regeln, Disziplin, Kameradschaft, sportliches Rudern, Mannschaftseinteilung ohne Diskussion, gemeinsames Frühstück, Offenheit gegenüber Neulingen. Pünktlichkeit war und ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für die Morgenruderei. Deren Einhaltung stand von Anfang an unter einem guten Stern: »Gummihackes« Vater förderte nicht nur die sportliche Aktivität des Sohnes, sondern überließ ihm hierzu auch noch seine Limousine. So fuhr dieser von St. Pauli zu »Männe« nach Eimsbüttel, dann zu »Biene« in die Bismarckstraße und zu »Laatsch« nach Eppendorf, um pünktlich bei Wüstenberg anzukommen. »Der König« hatte einen eigenen Wagen (!). So begann in unserem Club die Ruderei am Sonnabend in Hamburg, denn eine gleiche Sonnabendmorgen-Verabredung gab es damals nirgendwo. Mit zunehmender Beteiligung entstand der Name »Ehrenmänner«, der für viele Jahre ein Synonym für sportliches Rudern und gute Stimmung am Sonnabend war. In den frühen sechziger Jahren wurde dann auch eine Anwesenheitsstatistik eingeführt, die noch mehr Ansporn zu stetigem Erscheinen bedeutete. 87 88 | Sport Das Besondere an dieser Gruppe ist nach wie vor: Teilnehmer aller Altersgruppen (25-85 Jahre) treffen sich verlässlich jeden Sonnabend zum Morgenrudern, wobei ihre Anzahl schwankt: Üblicherweise und trotz natürlicher Abgänge zwischen 25 und 30, sind es aktuell sogar 40! Dabei ist noch immer eines der Gründungsmitglieder, Günther Schmidt, unter den häufigsten Teilnehmern zu finden, und alle folgen dem von Joachim Ringelnatz geprägten Motto: »Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine und er fördert durch Vereine auch noch die Geselligkeit.« Die hier erwähnte Geselligkeit erhöht ganz sicher den Genuss am Morgenrudern: Um Punkt 7 Uhr werden nach Bootseinteilung durch Walter Lange zumeist Achter und Sechser gerudert. Wer unpünktlich ist, »beschenkt« die Kameraden mit einer Flasche Sekt, und Beleidigtsein wird auf gleiche Weise sanktioniert. Schon wegen der sehr unterschiedlichen Berufsgruppen finden sich dann beim gemütlichen Frühstück – mit Alsterblick! – vielfältige an- und teils auch erregende Gesprächsthemen, wobei viel gelacht wird und Humor ein steter Begleiter ist. Geburtstage und Jubiläen werden selbstverständlich entsprechend gewürdigt. Die Sonnabendmorgen-Gruppe ist zwar die traditionsreichste, aber schon seit langem nicht mehr die einzige MorgenrudererGesellschaft in unserem Club. Sport | Die Dienstag-Donnerstag-Morgenruderergruppe Die »Rentnergang« am Montagmorgen Seit 1980 treffen sich dienstags und donnerstags kurz vor 6 Uhr in der Frühe bis zu 40 Allemannen, die vor der Arbeit noch etwas für ihre Fitness tun möchten, wobei nicht wenige von ihnen auch sonnabends dabei sind. Diejenigen, die als jung gebliebene Rentner nicht mehr berufstätig sind und einen späteren Morgenrudertermin bevorzugen, treffen sich seit Mai 1999 am Montagvormittag um 10 Uhr zum gemeinsamen Rudern. Die Mitglieder J. Burmester, H. Heinike, W. Lange, B. Rosenbaum und C.-A. Soetbehr gründeten diese Gruppe. Heute gehören ihr mehr als 20 Ruderer an. Ihr 10-jähriges Bestehen beging die Gruppe mit einem Törn zum historischen Lotsenschoner »Elbe 5« im Hafen, eine angemessen-maritime Würdigung dieses Jubiläums. Nach einem guten Frühstück im Club ist dann für einen ereignisreichen Tag genügend Kraft getankt. Die aktivsten Ruderer dieser Gruppe (J. Beyer, P. Heise, W.-G. Schmitt) sind mittlerweile mehr als 2ooo mal dabei gewesen. 89 90 | Sport Sport | Wer erlebt noch die Sonnenaufgänge, die den Tag zum Sommer hin immer früher aufstehen lassen? Wer beobachtet noch bewusst, wie es im späteren Verlauf des Jahres morgens immer länger dunkel bleibt, die Tage also immer kürzer werden? Die hier beschriebene Morgenidylle in unserer sonst so lebhaften Großstadt zeigt sehr gut die beschauliche Seite des Morgenruderns, die ich als Mitglied der Sonnabendmorgen-Ruderergruppe wahrhaft zu schätzen weiß. Aber auch sportlicher Ehrgeiz mit maßvollem Wettbewerb zwischen den Mannschaften kommt nicht zu kurz. Als ganz besonders positiv aber empfinde ich den generationsübergreifenden Zusammenhalt, wie er wohl in kaum einer anderen Sportvereinigung unserer Größenordnung anzutreffen ist. Wer spürt noch, wie es vom Frühjahr zum Sommer hin draußen schon frühmorgens beständig wärmer wird und es sich vom Herbst an dann wieder abkühlt, bis schließlich Eis sich auf den Gewässern bildet?« Natürlich bedarf der frühe Termin einiger Überwindung und Disziplin, bietet aber vor allem für Berufstätige eine gute Gelegenheit, den Sport verlässlich in den Tagesablauf zu integrieren. Der Morgen im Jahreskreislauf (U. Schuldt 2001): »Wer erlebt den Verlauf der Jahreszeiten so sichtbar und hautnah wie ein Morgenruderer? So wird das Morgenrudern auch in Zukunft für Breitensportler jeden Alters attraktiv sein und einen bedeutenden Baustein im vielfältigen Angebot unserer Allemannia darstellen. Dr. Boll Reimann 91 Sport | Bootshaus & Boote ❱ Bootshäuser einst und jetzt {94} ❱ Verlängerung des Erbbaurechts bis 2054 {98} ❱ Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert {100} ❱ DER Bootspark {106} ❱ ein kurzer AbriSS der bootsbaukunst {112} 93 94 | Bootshaus und Boote Bootshäuser einst und jetzt von der Hütte zum Palast Mit der Hütte war nach Wikipedia in der ursprünglichen Bedeutung ein mit einfachen Mitteln erstellter Bau gemeint, als Zufluchts- oder Aufbewahrungsort vor der Witterung. Später konkretisiert sich das Wort auf Gebäude im eigentlichen Sinne gleichbedeutend mit Schuppen. fanden in wechselnden Gaststätten statt, zu dieser Zeit im Clublokal »Casematte«, Alsterarkaden 12-13. Für den Durst nach dem Rudern gab es eine »unsichtbare« Bar in einem Gemeinschaftsraum, in dem Kameraden aller am Ferdinandstor beheimateten Clubs zusammenkamen. Solche Schuppen dienten unseren Gründern von 1866 bis 1904 als Lager für ihre achtruderige Gig »Concurrent«, die zehnruderige Gig »Allemannia« und andere. Sie wurden von befreundeten Firmen angemietet, z.B. 1866 an der Fontenay, 1868 am Hofweg, 1878 an der Gertrudenstraße und schließlich 1884 in dem 1880 vom NRV gebauten Bootshaus am Ferdinandstor (für 700 Mark p.a.). Mitgliedertreffen und Versammlungen 1905 folgte der Bau des ersten eigenen Bootshauses der Allemannia, gemeinsam mit dem Hamburger Ruderverein und dem NRV auf dem Gelände am Ferdinandstor. Vom NRV gemietete Bootshallen am Ferdinandstor 1884 – 1904 -> Bootshaus am Ferdinandstor ––>> Aufnahme von Weihnachten 1931 Dieses Bootshaus war für damalige Verhältnisse schon luxuriös, aber schon 1911 tagte eine neue Bootshausbaukommission mit Georg Frank, die den nächsten Schritt, einen Palast, plante (Palast nach Wikipedia: Bootshaus und Boote | ein, meist in einer Stadt erbauter, schlossähnlicher und repräsentativer Prachtbau). Nur so konnte man dieses gigantische Bauvorhaben mit sechs Bootshallen und Gesellschaftsräumen für 1.200 Personen nennen. Aber der Ausbruch des 1. Weltkrieges verhinderte den Bau. Die Baukosten waren inzwischen auf 25 Mio. Mark gestiegen. Dieses Bootshaus wurde 1926 durch einen Steg von 550 qm aus dem neuen Baustoff Eisenbeton sowie 1932 durch einen Bootshallenanbau erweitert. Nach dem Krieg wurde die Planung von Georg Frank wieder aufgegriffen. Die kühnen Pläne aus der Vorkriegszeit wurden aber revidiert. Trotzdem wurden die Baukosten immer noch mit 3,32 Mio. Mark veranschlagt. Anfang 1922 war Baubeginn und nach durch Streiks, Materialmangel und Inflation verzögertem Bauablauf konnte am 23. März 1923 Einweihung gefeiert werden. Im Juli 1943 versank das Bootshaus durch Bombenangriffe in Schutt und Asche, nur der Bootssteg blieb erhalten. Anfangs bestand noch Hoffnung auf einen Wiederaufbau, doch musste der Rest nach dem Krieg dem Bau der Neuen Lombardsbrücke (heutige Kennedybrücke) weichen. 95 Unser Bootshaus mit dem 1932 angebauten Schuppen »Hamburg« 96 | Bootshaus und Boote Nach einer zeitgenössischen Zeichnung die Überbleibsel am Ferdinandstor nach der Bombennacht, im Hintergrund die Lombardsbrücke und das Esso-Haus 1947 wurde ein neuer Anfang bei der Bootswerft Wüstenberg am Lattenkamp gemacht und 1949 dort ein Holzbootschuppen erstellt. Wiederbeginn beim Bootsbauer Wüstenberg rechts der von uns erbaute Bootsschuppen Damit aber war man nicht zufrieden, die Allemannia wollte wieder an die Alster zurück. Wieder war es Georg Frank, der diese Pläne ab 1951 eisern verfolgte, mit dem Ergebnis der Zuweisung unseres jetzigen Grundstücks auf der Gurlittinsel im November 1952. Dann ging es zügig voran, der erste Pfahl wurde am 8. Mai 1953 gerammt, Richtfest war am 17. Oktober und am 28. März 1954 wurde der Ruderbetrieb aufgenommen. Nach einigen An- und Umbauten in den Jahren 1959, 1974, 1986 und 1991 zur 125. Jahr-Feier wurden Anfang dieses Jahrhunderts wieder Pläne geschmiedet. Die fünfzig Jahre alte Technik streikte öfters, die Raumaufteilung entsprach nicht mehr einem wirtschaftlichen Betrieb. Daher wurde unser Clubhaus 2009/10 saniert und erweitert, womit wir dann wieder bei einem repräsentativen Prachtbau (Palast) waren. Zu den Hintergründen und dem Ablauf des Umbaus siehe »Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert« ab Seite 100. Peter Bohnsack Bootshaus und Boote | 97 98 | Bootshaus und Boote Verlängerung des Erbaurechts bis 2054 Im Jahr 1954 schloss der Vorstand der Allemannia mit der Stadt Hamburg einen Erbbaurechtsvertrag und legte damit die Basis für den Neubau unseres heutigen Clubhauses auf der Gurlittinsel, das am 28. März 1954 eingeweiht werden konnte. Der Vertrag hatte eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2004. Bereits 1994 nahm der damalige Vorsitzende Jürgen Plambeck die Gespräche mit der Liegenschaft zur Verlängerung des Erbbaurechts auf. Diese Verhandlungen wurden später durch seinen Nachfolger Manfred Riechers fortgeführt und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Das erste Angebot der Stadt war die Verlängerung des Erbbaurechtsvertrags für weitere 50 Jahre bis 2054 gegen eine Einmalzahlung von 485.000 DM. Alternativ bot die Stadt uns den Abschluss eines sogenannten Sportrahmenvertrages an, der folgende Eckpunkte beinhaltete: »» Übergabe unseres Clubhauses (Neuwert rd. 3 Mio. DM) »» Laufzeit für weitere max. 25-30 Jahre »» Im Falle einer vorzeitigen Kündigung hätte der Club nur den Zeitwert ersetzt bekommen. »» Zahlung einer Pacht von 5.000 DM p.a, entsprechend 250.000 DM in 50 Jahren Damit wäre es zwar günstiger geworden als bei einer Verlängerung des Erbbaurechts. Doch die Nachteile überwogen und so wurde diese Alternative verworfen und man konzentrierte sich auf die Verlängerung des Erbbaurechtsvertrages. In langwierigen und mühsamen Verhandlungen mit der Liegenschaft versuchte der Vorstand, den zu zahlenden Einmalbetrag auf ein erträgliches Bootshaus und Boote | Maß zu senken. Flankierend führte Manfred Riechers eine Vielzahl von Gesprächen und Korrespondenz, u.a. mit den Bürgermeistern Henning Voscherau und Ortwin Runde, Innensenator Hartmut Wroklage, dem Oppositionsführer Ole von Beust sowie den Präsidenten des Hamburger Sportbundes Werner Hackmann und Jürgen Dankert. Es gelang schließlich, den zu zahlenden Einmalbetrag auf 161.756 DM bzw. € 82.704,53 zu senken. Da der Vorstand bereits Rückstellungen gebildet hatte, waren noch € 20.000 durch die Mitglieder zu decken. Auf Vorschlag des Vorstands beschloss die Hauptversammlung am 26.02.2002 diesen Betrag durch freiwillige Spenden zu decken, was auch gelang. Mit diesem tollen Verhandlungsergebnis gelang es Manfred Riechers, der Allemannia für weitere 50 Jahre den besten Standort an der Außenalster zu sichern. Er bekam dafür von der Hauptversammlung »Standing ovations«. Manfred Riechers, Dr. Stefan Janssen 99 100 | Bootshaus und Boote Ein Clubhaus für das 21. Jahrhundert Der Umbau 2009/10 Nachdem 2004 klar war, dass wir unser Boothaus bis 2054 sicher nutzen könnten und 2006 mit der Wahl eines neuen Vorstandes, insbesondere durch den Vorsitzenden Dirk Heinike und den Leiter Finanzen Jan Eutert, ein neues Team die Führung übernahm, konnte das Projekt »Fit für die Zukunft« aufgenommen werden. Das betraf nicht nur die Neuausrichtung des Leistungsund Breitensports sowie der Finanzen, sondern auch und besonders den Umbau des Bootshauses. Es gab im Vorfeld spannungsgeladene Auseinandersetzungen verschiedener Ansichten zur Ökonomie-Verpachtung, Raumnutzung und -gestaltung, die sogar zu einem temporären Rücktritt des gesamten Vorstandes bei der ordentlichen Hauptversammlung im Februar 2008 und einer außerordentlichen Versammlung im Juni 2008 führten. Schließlich einigten sich die Mitglieder des Ökonomie- und Bauausschusses auf einer Sitzung im August 2008 in den Geschäftsräumen der Firma Plambeck in Norderstedt auf Ziele der Baumaßnahmen: »» Senkung der Energiekosten durch umfangreiche technische Sanierung, »» völlige Sanierung der nicht mehr genehmigungsfähigen Küche sowie der Sozialräume im 1. Stock, »» räumliche Vernetzung von Club- und Barraum sowie Saal, um unterschiedlichen Bedürfnissen der Gruppen gerecht zu werden. Bootshaus und Boote | Insgesamt sollte unser Clubhaus auch attraktiver für neue Mitglieder sowie für die Vermietungen durch den Pächter werden. Es waren nämlich zusätzlich die besonderen Vorstellungen des Hamburger Oberbaudirektors Prof. Jörn Walter im baulichen Sonderbereich der Außenalster mit den finanziellen Möglichkeiten und den Bedürfnissen der Allemannia in Einklang zu bringen. Daher zeigte sich schon in dieser Phase, dass die ersten Kostenschätzungen und Finanzierungsmodelle nicht haltbar waren. Es wurden Dimensionen, die am Anfang für alle Beteiligten unvorstellbar waren. Ging man anfangs von einem Volumen von 820.000 € aus, so war man inzwischen bei Kosten von 1.400.000 €. Rave + Oschkinat Architekten Diese Ziele stellten alle Vorstands- und Bauausschussmitglieder vor eine große Herausforderung, die 2008 durch den Tod unseres Ehrenmitglieds Jürgen Plambeck noch größer wurde. Er hatte sich für die umfangreiche Sanierung sehr stark gemacht. 101 102 | Bootshaus und Boote Mit der großen Überzeugung, etwas Wegweisendes und Nachhaltiges für unsere Allemannia erfolgreich umsetzen zu können, wurden die Arbeiten in den verschiedensten Bereichen fortgesetzt. So konnten der Vorstand sowie die Mitglieder des Bauausschusses und Ehrenmitglieder Peter Bohnsack und Manfred Riechers die Mitgliedschaft im Rahmen einer Präsentation mit den Architekten V. Rave – P. Oschkinat derart begeistern und überzeugen, dass dieses Projekt auf der Jahreshauptversammlung 2009 nahezu einstimmig beschlossen wurde. Die detaillierte Durchführung der Baumaßnahmen wurde insbesondere zwischen dem Architekten, unserem Baufachmann Peter Bohnsack und Dirk Heinike abgestimmt und konsequent umgesetzt. Die finanzielle Absicherung, wie »» Erstellung eines Gesamt-Finanzierungskonzeptes, »» Einwerbung von Spenden und Zuschüssen, »» Durchführung einer Mitgliederumlage, aufgeteilt in drei Tranchen »» sowie die Preisverhandlungen mit den Gewerken wurde maßgeblich mit Manfred Riechers in Zusammenarbeit mit Jan Eutert durchgeführt. Für den Umbau wurden im Herbst 2009 als erstes die Boote vollständig – hauptsächlich nach Allermöhe – ausgelagert und gleichzeitig die Schränke aus den Umkleideräumen entfernt. Dankenswerterweise durften die aktiven Allemannen über den Winter Boote Bootshaus und Boote | und Umkleideräume in den Nachbarclubs an der Alster nutzen. Nachdem das Obergeschoss unseres Clubhauses vollständig entkernt worden war, trat zu Tage, dass die Bausubstanz zusätzlichen Instandhaltungs- und Sanierungsbedarf zeigte, so dass bereits bei Aufnahme der Tätigkeiten eine weitere Kostensteigerung absehbar war. Das alte Treppenhaus wurde vollständig entfernt und durch ein neues ersetzt. Darüber hinaus wurde das Bootshaus über dem ursprünglichen Gymnastikraum erweitert und hier der heutige Tresen und der Clubraum eingerichtet. Die damit gewonnenen Flächen im hinteren Clubhausbereich wurden für einen völlig neu gestalteten, genehmigungsfähigen und modernen Küchen- und Sanitärbereich genutzt. Die baulichen Maßnahmen wurden durch umfangreiche energetische Maßnahmen wie Wärmetauscher, Vollwärmeschutz, isoliertes Kupferdach, Schalen-Decken-Ausschäumung, Isolierverglasung sowie neue Heizund Warmwasseraufbereitungstechnik ergänzt. Leider zeigte sich der Winter 2009/2010 besonders kalt und lang, so dass eine fristgemäße Durchführung der Baumaßnahmen immer unwahrscheinlicher erschien. Nur durch umfangreiche, leider sehr teure Heizungsmaßnahmen konnten alle Termine eingehalten werden. Am 30. Mai 2010 eröffneten einige hundert Mitglieder mit ihren Familien voller Stolz und Freude mit einer großartigen Bootstaufe das neue Boothaus. 103 104 | Bootshaus und Boote Die Ernüchterung kam dann, als sich erwies, dass die Kosten der Gesamtbau maßnahme die Planung mit ca. 200.000 € überschritten, die jedoch durch einen erhöhten Vorsteuerabzugsbetrag, Zuschüsse vom HSB und Spenden kompensiert werden konnten. Auch wenn am Ende eine unglaubliche Bausumme in Höhe von 1.600.000 € entstanden ist, so können wir heute als Mitgliedschaft insgesamt feststellen, dass es richtig und gut gewesen ist, dieses großartige Projekt gemeinsam zu verwirklichen. Mit der Fertigstellung des neuen Clubhauses im Jahr 2010 ist uns damit ein ganz wesentlicher Baustein in der Gesamtgestaltung der Allemannia gelungen. Jan Eutert Bootshaus und Boote | 105 106 | Bootshaus und Boote Der Bootspark Hamburg, An der Alster 47a, auf der Westspitze der Gurlittinsel, ragt das nahezu schneeweiße Gebäude des RC »Allemannia von 1866« empor. Dieses strahlt insbesondere nach seiner Grundsanierung im Jahre 2010 eine besondere Eleganz aus und ist sicher immer wieder eine Topadresse im deutschen Rudersport. Der gläserne Eingang empfängt seine Gäste in einer hellen Halle, der Weg des Nichtruderers führt zumeist direkt nach oben in die Gastronomie mit seiner traumhaften Terrasse an der Alster. Den Aktiven jedoch zieht es geradezu durch die Tür mit dem Bullauge hinein in die Bootshalle des RC Allemannia. Wenn die rund 700 Mitglieder in ihren unterschiedlichen Alters- und Gemeinschaftsstrukturen auch die Seele des Clubs sind, hier unten findet sich das Herz des RC Allemannia. Auf knapp 400 qm ruhen in diversen Wand- und Bodenlagern, mobilen Rollgestellen sowie absenkbaren Deckenhaltern Boote aller Kategorien. Auf bis zu vier Ebenen findet sich hier alles, was den erfolgreichen Rudersport ausmacht. Die Materialien variieren, bei den hochmodernen Rennbooten überwiegt eindeutig Kunststoff, bei den klassischen Breitensportbooten findet sich meist edles Holz, wobei auch hier zunehmend Kunststoff Einzug hält. Daraus folgt meist eine Gewichtseinsparung, die sowohl dem Lauf des Bootes im Wasser als auch dem allgemeinen Handling an Land zu Gute kommt. Die Mitglieder des RC Allemannia dürfen sicher voller Stolz behaupten, einen der in dieser Breite modernsten und bestgepflegten Bootsparks in der deutschen Ruderlandschaft zu besitzen. Dieses wird untermauert durch die, teilweise auf höchster Ebene erzielten, zahlreichen Erfolge unserer Leistungsruderer, der großen Freude am Breitensport auf der Alster oder insbesondere auch auf Wanderfahrten sowie dem allgemeinen Mitgliederzuwachs. Hat der RCA in seiner nunmehr 150-jährigen Geschichte vieles an Tradition und Überlieferung aus alten Tagen bewahrt, so ist davon in der Bootshalle nicht viel zu sehen. Wer hier Boote aus den Anfängen des Rudersports sucht und zum Beispiel ein klassisches Klinkerboot entdecken möchte, der wird enttäuscht. Kaum ein Boot ist hier älter als 10 Jahre, ein steter Erneuerungsprozess sowie die Nutzung neuer Materialien Bootshaus und Boote | und Bootsbaueigenschaften sorgen immer wieder für den Austausch diverser Boote. Dieses gilt ebenfalls für die Komponenten Ausleger und Skulls / Riemen. Der Holzriemen, der vor wenigen Jahren noch Standard war, hat heute eher historischen Wert und wurde im RCA nahezu komplett durch Carbon Big-Blades ersetzt. Auch die Ausleger unterliegen einem ewigen Entwicklungsprozess. Stahlrohr ist seit Ewigkeiten verpönt, Alustrebenwerk wird wiederum durch futuristisch anmutende Flügelausleger ersetzt. Dieses ist insbesondere bei dem hohen Anschaffungswert für Boote und Zubehör absolut keine Selbstverständlichkeit und bedarf großer finanzieller Anstrengungen und Aufwendungen, die ohne die teilweise selbstlose Mithilfe von Gönnern, Sponsoren und Erblassern nicht möglich wäre. Ihnen allen gilt hier unser besonderer Dank und Respekt. Der Bootspark des RC Allemannia umfasst derzeit folgende Bootsgruppen : 15 Renneiner 8 Rennzweier Kombi 3Rennzweier 5 Rennvierer – 1 Renndoppelvierer + 2 Rennachter + 4Übungseiner 6Kindereiner 3Trimmi 5 Open Water Einer (Maas) 2Übungszweier 2 Open Water Zweier 1 C-Zweier + (Kombi) 1 C-Doppeldreier - / Doppelzweier + 2 C-Doppelvierer + 1 C-Vierer + 1 E-Doppelvierer + 1 E- Vierer + ( Kombi) 2 C-Doppelsechser + 1 C-Doppelachter + 1 C-Doppelachter + ( Kombi) 2 C-Achter + 2Wanderbarken 3Motorboote ausgelagert 107 108 | Bootshaus und Boote Bootshaus und Boote | 109 110 | Bootshaus und Boote Daraus ergibt sich eine Gesamtruderplatzanzahl von: 205 Der Gesamtwert des derzeit bestehenden Bootsparks liegt bei ca.: € 600.000 Exemplarisch seien hier folgende Anschaffungswerte genannt: »» C-Doppelachter: ca. € 36.000 »» Rennachter: ca. € 50.000 »» Wanderbarke Holz, inkl. Trailer/Zubehör: ca. € 60.000 Wer in unserem Bootslager steht und in den Booten nicht allein das Material zur Ausübung seines Sports sieht, sondern tiefer in die Faszination des Ruderns eintaucht, der spürt vielleicht diesen besonderen Geist, der von den ihn umgebenden Booten ausgeht. Trotz der bereits erwähnten Moderne der Boote sind diese doch häufig Bestandteil einer langen Kette von Titeln, Tränen und Triumphen im Rudersport. Einige Boote sind stete Weiterentwicklungen für bestimmte Mannschaften bzw. Einzelruderer, die teilweise von Kindheit an auf Regatten die Farben der Allemannia erfolgreich vertreten haben. Auch wenn die Boote nicht mehr dieselben sind, so zeugen sie teilweise doch von den Geschichten der Ruderer, von Schweiß, Training und Erfolg, oder auch einfach von Geselligkeit und gemeinschaftlichen Erlebnissen und Freundschaften. Somit trifft hier wieder die bereits erwähnte Seele des Clubs auf das Herz der Allemannia und hält dieses am Schlagen. Ebenfalls finden sich hier Erinnerungen an eine Vielzahl der Verstorbenen, die in enger Verbundenheit mit »ihrem« Club entsprechende Hinterlassenschaften einbrachten und heute noch in Form von Bootsnamen in Bootshaus und Boote | fester Erinnerung sind. In der Bootshalle erinnern Pokale, Bilder und Zeitungsberichte an die Geschehnisse, die alle ein Gemeinsames haben: »Man saß zusammen im Boot.« Hierin besteht auch die Brücke zwischen Historie und Tradition auf der einen Seite und der Moderne des neuzeitlichen RCA auf der anderen, die diesen besonderen Club für mich ausmacht. Um all diese Werte und Grundlagen für diesen wunderschönen Sport aufrecht zu erhalten, bedarf es natürlich auch qualifizierter und pflegender Hände. Sie finden sich in den Bootsmeistern, die mit bis zu drei Mann in Teilzeitengagements in ihren heiligen Hallen wirbeln und über mangelnde Auslastung nicht klagen können. Alles, was rund um den Ruderbetrieb an Schäden und Verschleiß anfällt, wird hier liebevoll mit Zauberhand wieder gerichtet. Lackierarbeiten an Boot und Blatt, das Richten von Auslegern und Rollsitzen, das Reparieren schwerer Kollisionsschäden und nicht zuletzt schlicht die technische Betreuung von Leistungsruderern und Amateuren: all das ist ihr Aufgabengebiet und wird mit viel Hingabe verrichtet. Eigentlich ist es verblüffend, dass dieser qualifizierte Beruf, der sicher große Chancen in seiner Arbeitsplatzgestaltung aufweist, vom Aussterben bedroht ist und es schwerfällt, entsprechenden Nachwuchs zu finden. Seien wir uns also alle dessen bewusst, welchen Schatz wir dort in unseren Hallen hüten und bewahren ihn uns durch Umsicht und Verantwortungsbewusstsein, damit wir uns jeden Tag wieder an der Ausübung unseres herrlichen Sports erfreuen dürfen. Frank Wolgast 111 112 | Bootshaus und Boote Ein kurzer Abriss der Bootsbaukunst 200 Jahre Rennrudern Als das Rudern im späten 18. Jahrhundert zunächst in England schick und gesellschaftsfähig wurde, dauerte es in diesem wett- und wettbewerbsbegeisterten Land nicht lange, bis die ersten Bootsrennen ausgetragen wurden. Schnell wurden die Ruderboote technisch verbessert, um sich bei diesen Rennen Vorteile zu verschaffen. Damit war der Wettbewerb frühzeitig ein Treiber der technischen Entwicklung von Rennbooten. Ausschließlich um Rennboote soll es in dieser Betrachtung gehen. Das erste Sportruderboot erblickte 1824 in England das Licht der Welt. Die frühen Regatten wurden noch mit konventionellen Transport-Booten gefahren, welche weit über einen Meter breit, in Klinkerbauweise, schwer (Gigvierer ca. 150 kg, Gigachter ca. 440 kg) und entsprechend langsam waren. Diese Boote waren für die damals noch übliche Austragung von Rennen auf offener See und in breiten Flussläufen mit Wellen geeignet. Sie hatten höhere Bordwände, Riemen, bis zu fünf Meter lang und in die Seitenwände eingeschlagene Pflöcke dienten als Dollen. Als die Rennen zunehmend in geschützteren Gewässern ausgetragen wurden, entstanden sehr schnell spezielle Renn-Ruderboote. Diese waren aber immer noch ca. einen Meter breit, so dass man, mit den Ruderern versetzt auf einem festen Brett sitzend, die Dollen jeweils auf der gegenüberliegenden Seitenwand des Bootes, dem Dollbord, anordnete. Die Renn-»Böte« wurden damals »Werrys« und, mit etwas höherer Bordwand, »Gigs« genannt. Technisch war es ein weiter Weg, von diesen grobschlächtigen Booten in 200 Jahren zu den filigranen Leichtbaukonstruktionen heutiger Rennboote zu gelangen. Die wesentlichen Felder dieser Entwicklung sollen im Folgenden kurz betrachtet werden. Bootshaus und Boote | 1. Gewichtssparende, strömungsgünstige Konstruktionen Dass eine Bootsform mit hohem Verhältnis von Länge zu Breite günstig ist, wurde schon 1834 dokumentiert und ist bis heute eine Schiffbauer-Binsenweisheit (»Länge läuft«). Ferner erkannte man schnell, dass die Boote möglichst leicht sein müssen, um die widerstandsbeeinflussende Eintauchung des Bootes zu reduzieren. Schon im Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es, das Gewicht eines Vierers von 150 kg auf 65 kg zu reduzieren durch die Verminderung der Anzahl der Spanten, deren Ausführung teils in Leichtmetall sowie die Ausführung der Bootshaut in dünnem Holzfurnier. Sogar mit wasserfest getränktem Papier für die Außenhaut wurde früh experimentiert. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts kamen dann die ersten Kunststoffboote auf. Unter anderem arbeitete hier die Bootswerft Empacher pionierhaft mit der BASF zusammen. Aber erst in den 80er Jahren gelang es, mit dem Kunststoff-Bootsbau erstens das Gewicht der Holzboote zu unterschreiten und zweitens schwarze Zahlen zu erzielen. Bis dahin war das aus dünnem Zedernsperrholz gefertigte Boot das Maß aller Dinge. 113 114 | Bootshaus und Boote 2. Anordnung des Kiels im Boot 3. Anordnung von Auslegern Ab 1840 wurde der Bootskiel der Rennboote auf die Boots-Innenseite gelegt. Das brachte eine erhebliche Reduzierung des Widerstandes aufgrund der geringeren Verwirbelung des anströmenden Wassers. Die fehlende stabilisierende Wirkung eines Außenkiels in Querrichtung nahm man bei Rennbooten mit ihren geübten Besatzungen in Kauf. Da die Boote zur Minimierung des Widerstandes immer schmaler wurden, konnten die Dollen nicht mehr auf der Boots-Seitenwand fixiert werden (»Inrigger«): Der Ausleger wurde bereits ca. 1830 in England eingeführt (»Outrigger«). Bootshaus und Boote | 4. Rollsitz bzw. bewegliche Ausleger Die wirksamste Steigerung der Rudereffizienz, d.h. der möglichst kompletten Einbringung der gesamten Muskelkräfte des Ruderers ins Wasser, stellt die Einführung des Rollsitzes dar. Über 30 Jahre sollten im Wettbewerbsrudern vergehen, bis 1857 in Amerika der erste »Sliding Seat«, damals noch auf Kufen, vorgestellt wurde . Damit konnten die Beinmuskeln in die Ruderbewegung einbezogen werden, aus dem Rudern wurde nun eine Ganzkörperbewegung. Gut funktionieren tat die Idee des Sliding Seat jedoch erst mit der Einführung des auf Rollen gleitenden Sitzes, wie er noch 115 heute üblich ist. Ein neuer Ruderstil, die sogenannte »Fairbain«-Technik, nutzte die durch den Rollsitz mögliche Körperbewegung nun besser aus. In den 1930er Jahren wurde damit experimentiert, die Beinkraft mittels der Anordnung von Stemmbrett und Auslegern auf einem Rollschlitten bei wiederum festem Sitz ins Wasser zu übertragen. Mit dieser Anordnung der Bootswerft Empacher siegte Peter-Michael Kolbe 1986 bei der Weltmeisterschaft. Dennoch erfüllte diese Technik nicht die in sie gesetzten Erwartungen. Wie man im Bild unten sehen kann, brachte diese eine komplizierte Anordnung der Schlitten-Rollbahnen mit sich. Schließlich wurde diese Technik von der FISA verboten. Ausleger und Stemmbrett in Rollschlitten-Anordnung mit festem Rollsitz für Peter-Michael Kolbe (Weltmeister 1986) Foto: Empacher 116 | Bootshaus und Boote 5. Computerunterstützte GesamtOptimierung von Bootsstruktur und Kräftefluss Der technische Fortschritt in der Ruderbootstechnik im 20. Jahrhundert ist, wie im Flugzeug-, Rennwagen- und Yachtbau, gekennzeichnet vom Siegeszug des extrem leichten, festen und gleichzeitig steifen, kohlefaserverstärkten Kunststoffs (CFK). Dieser Werkstoff ermöglichte das Weglassen ganzer Elemente wie der Spanten im Bereich des Ruderplatzes. Zur Befestigung der Ausleger sind die Spanten dort bis zum Waschbord hochgeführt. Moderne Ausleger werden inzwischen in einem Stück hergestellt und auf dem Boot strömungsgünstig über seine gesamte Breite geführt. Damit steigern diese Strukturelemente die Festigkeit des oberen Bootskörpers, der Ruderer verfügt über mehr Platz im Boot und die Ausleger kommen weniger schnell in Kontakt mit Wellen und Spritzern. Die Reduzierung des Windwiderstandes der Ausleger bringt weitere Zehntelsekunden. Inzwischen werden Ausleger ebenfalls komplett aus Kohlefasermaterial hergestellt durch „Backen“ in einer Autoklave, einem speziellen Ofen ohne Luftzufuhr. Bootshaus und Boote | Einzig die Befestigungen sind bis heute aus vergleichsweise schweren Edelstahlschrauben. Die Anordnung als »Druckausleger«, also hinter dem Ruderplatz und ohne aufzufangendes Kippmoment der Dolle, hat sich dabei als gewichts- und ablaufmäßig optimal herausgestellt. Die Boots-Außenhaut besteht heute aus zwei dünnen Schichten Kohlefasergelege, zwischen die eine ca. zwei Millimeter dünne Honeycomb-Wabenmatte einlaminiert wird. All das wird nach wie vor von Hand in eine Negativform hineingebracht und später als fertige Schale herausgelöst. Stellen höherer Belastung werden mit modernen »Finite-Elemente«-Methoden wie im Großschiffbau ermittelt. Dort wird z.B. an den Auslegerfixpunkten das Material entsprechend verstärkt. Aufgrund dieser optimierten Struktur sind moderne Rennboote allerdings empfindlich gegen Stöße und Schläge. Bootes Blick in das Innere einemodernen tur mit Spant- und Außenhaut-Struk r dick… mete Milli ge weni rn, enke Wab Fotos: Empacher 117 118 | Bootshaus und Boote Weiteren Gewichtsreduzierungen hat die FISA mit ihren Reglements allerdings einen Riegel vorgeschoben. So gibt es für jede Rennbootsklasse Minimalgewichte, die nicht um ein Gramm unterschritten werden dürfen. Bei Einern sind dies heute 14 Kilogramm, bei Achtern 96 Kilogramm. Die nackte Bootsschale eines Renn-Einers wiegt dabei nur sieben bis acht Kilogramm! Schnitt durch ein modernes CFK-Rennboot Foto: Empacher Weitere Gewichtseinsparungen wären technisch machbar. Sinn dieser FISA-Regel ist jedoch die Begrenzung der Bootsherstellkosten, um auch weniger vermögenden Sportverbänden auf der Welt die weitere Teilnahme an den Ruderwettbewerben zu ermöglichen. Bootshaus und Boote | Dennoch bleibt eine Vielzahl von DetailOptimierungen. Schließlich konzentriert sich die weitere Entwicklung des Systems »Mensch – Boot« auf die möglichst perfekte Anpassung des Ruderplatzes an den Ruderer. Die Ruderblätter haben heute bekanntlich eine größere, asymmetrische Fläche – »Big Blades«. Das Maß des Innenhebels ist praktisch konstant bei ca. 85 Zentimetern für Skulls und Riemen. Der Außenhebel wird jedoch sorgfältig an die Biometrie (Körpermaße, Kraft) der jeweiligen Ruderer angepasst. Auch Bootsformen werden im Detail bis heute noch verfeinert. Namhafte Bootswerften erstellen drei bis vier modifizierte Bootsformen pro Jahr und testen diese mit Hilfe der immer leistungsfähigeren Computer-Berechnungen. Bis heute wird allerdings – ganz wie im Großschiffbau – ein großes Geheimnis aus den genauen Formen (Linienriss) der Unterwasserschiffe gemacht. Was haben die Techniker in den kommenden Jahrzehnten denn noch im Köcher – natürlich immer vorausgesetzt, dass die FISA mitspielt? Hier sei einmal ein Blick über den Zaun erlaubt, zu den nichtrudergetriebenen »Human Power Boats« oder den Waterbikes, die ebenfalls Techniken entwickeln und Regatten austragen. Dort sind bereits seit längerem Boote mit dynamischen Auftriebshilfen vertreten. Das bedeutet, Tragflächen werden unter das Boot gebaut, die dieses ab einer gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser heben. Die heute erzielten Regatta – Geschwindigkeiten von über 20 km/h (2000 m in weniger als 6 Minuten) reichen für solche dynamischen Auftriebsmittel im Wasser aus. Interessante Probleme gäbe es da zu lösen, z.B. die Frage, wie der Ruderer in effizienter Position sein Blatt ins Wasser bekommt bei »geliftetem« Bootskörper. Jedenfalls könnte dies einen erheblichen Zuwachs an Geschwindigkeit bringen aufgrund des reduzierten Wasserwiderstandes. Aber auch ohne solche Entwicklungssprünge werden die Bootswerften und ihre Designer – im engen Kontakt mit den Biometrie-Wissenschaftlern, den Sportlern und ihren Trainern – dem Gesamtsystem Mensch–Boot mit kleinen, fein abgestimmten Schritten weiterhin und kontinuierlich zu neuen Geschwindigkeitsrekorden verhelfen. Dr. Hans-Dieter Ehrenberg Auslegervarianten: Aluminiumrohr, Druckstreben und Flügel-Auslager 119 Geschichte ❱ Die Gründerjahre {122} ❱ Die Allemannia in der nationalsozialistischen Zeit {130} ❱ Chronik 1991 - 2016 {142} ❱ Mitgliederentwicklung {145} 122 | Geschichte Die Gründerjahre Wir schreiben das Jahr 1865. Die Einwohnerzahl Hamburgs betrug etwa ein Zehntel der heutigen und erst zwei Jahre zuvor war die Zollgrenze nach Altona gefallen. In Hamburg gab es zahlreiche kleine Ruderclubs mit teilweise nur einem Boot, z.B. den RC »Emilie« von 1862 mit einer zehnruderigen Gig aus Eichenholz namens »Monitor« (benannt nach einem Panzerschiff im amerikanischen Bürgerkrieg). Mit diesem schweren Boot war gegen die Konkurrenz naturgemäß nur schwer anzukommen. Im August 1865 fanden auf der Alster Regatten statt, die damals noch »Concurrenz« hießen. Bereits zwei Rennen waren verlorengegangen. Das wollte eine Gruppe junger Männer unter Führung von Johannes Reis, dem späteren 1. Vorsitzenden des RC Allemannia, nicht auf sich sitzen lassen. In der folgenden Generalversammlung des RC »Emilie« am 13. Oktober 1865 stellten sie den Antrag auf Anschaffung eines zweiten, leichteren, für Regattazwecke besser geeigneten Bootes, eine achtruderige Gig, die den Namen »Merrimac« tragen sollte. Schnell fanden sich Mitglieder, die das neue Boot, wie damals üblich, in einer Renninteressengemeinschaft separat vom Club finanzieren und beschaffen wollten. Damit schien alles klar, bis plötzlich in einer zu Protokoll gegebenen, aber nicht überlieferten Zuschrift vom 1. Februar 1866 eine Mehrheit der Mitglieder des RC »Emilie« die Trennung von den jungen Leuten forderte. Nunmehr eskalierte die Situation. In »Gieses Alsterkeller« am Jungfernstieg gründeten die »jungen zornigen Männer« – elf an der Zahl – einen eigenen Ruderclub. Dieses denkwürdige Ereignis fand am 7. Februar 1866 statt, dem Datum, an dem wir noch heute alljährlich mit einem Jubiläumsessen die Gründung unseres Ruderclubs feiern. Nach ihrem Gründungsbeschluss standen die jungen Leute vor der Frage, welchen Namen der neue Club tragen sollte. In der damaligen Aufbruchsstimmung des aufkeimenden Industriezeitalters spielte der stürmisch wachsende interkontinentale Seeverkehr besonders in der Hafenstadt Hamburg eine große Rolle. Die Reederei »Hamburg-Amerikanische PacketfahrtActien-Gesellschaft« (HAPAG) hatte gerade von der Werft »C. & A. Day« ihr viertes Dampf-/Segelschiff für den zunehmenden Verkehr auf der Nordatlantik-Route übernommen und dieses auf den Namen Geschichte | 123 124 | Geschichte »Allemannia« (mit zwei.l) getauft. Mit einer Länge von 98 Metern vermochte dieser Neubau neben der Fracht bereits 760 Passagiere aufzunehmen, die meisten davon als Auswanderer im damals üblichen Zwischendeck. In den Tagen der Gründung lag das Schiff der »Packetfahrt«, wie die HAPAG damals respektvoll genannt wurde, gerade im Hamburger Hafen. Die erste »Allemannia« war bis 1880 im Dienst, danach folgten noch vier Schiffe gleichen Namens. Das vorläufig letzte Schiff, nun korrekt »Aleman- nia« geschrieben, wurde im August 1965 im Beisein von Mitgliedern unseres Clubs von der Werft übernommen. Warum taufte die HAPAG überhaupt ein Schiff auf diesen Namen? Zum einen pflegte die HAPAG damals gern Schiffe nach Volksstämmen oder Landstrichen zu benennen. Namen wie »Holsatia«, »Westphalia«, »Rugia« oder »Cimbria« belegen das. Das »Reallexikon der Germanischen Altertumskunde« (2. Auflage 1973/2007) sagt hierzu Geschichte | aus, dass die Bezeichnung »Alemannen« im 3. Jahrhundert für einen besonders aktiven und aus verschiedenen Einzelstämmen neu entstandenen, für alle offenen Stamm stand. Damit wohnte diesem Namen schon in der Aufbruchs- und Gründerzeit des 19. Jahrhunderts etwas prinzipiell Positives und Progressives inne. Andererseits nahm das den Allemannen oder Alamannen zuzurechnende Stammesgebiet im 5. Jahrhundert einen großen Teil des heutigen Südwestdeutschland und der Schweiz ein, und damit war der Name »Allemannia« oder »Alemannia« früh ein Synonym für »Deutschland«, so wie es heute noch im Französischen (»Allemagne«) und in zahlreichen anderen Sprachen als Wortstamm verwendet wird. Die Gründer des Ruder-Clubs Allemannia folgten damit wohl einem ähnlichen Ansinnen wie die Gründer des bereits bestehenden Alster-Ruderclubs »Germania« von 1853, der 1934 mit dem »Der Hamburger Ruder Club« (DHRC), gegründet 1836, zum heutigen »Der Hamburger und Germania Ruder Club« fusionierte. Eine Gründungsurkunde liegt leider nicht vor, stattdessen eine erste »revidierte« Sat- zung aus dem Jahr 1878, die lediglich zwölf Paragraphen umfasste, denen folgendes Leitwort vorangestellt war: »Der RuderClub ›Allemannia‹ hat die Veranstaltung von Ruder-Vergnügungen und Betheiligung an Ruder-Regatten zum Zweck und besteht aus Senior- und Juniormitgliedern.« Die Pflege des Rennruderns, wie es in der heutigen Satzung steht, war also von Anfang an eines der Hauptziele unseres Clubs. Im Original urkundlich verbrieft sind für unseren Club jedoch die Rechte einer juristischen Person durch Senatsverfügung vom 4. April 1894. Danach genießt er die Rechtsstellung eines rechtsfähigen Vereins und unterliegt insoweit nicht dem Vereinsgesetz. Die Urkunde befindet sich im Hamburgischen Staatsarchiv. Wie ging es nach der Gründung der Allemannia weiter? Das bei der Bootswerft Schütt in Auftrag gegebene Boot, das nun nicht mehr »Merrimac« heißen sollte, sondern den für Hamburg passenderen Namen »Concurrent« erhielt, war termingerecht zum 1. April 1866 abgeliefert worden. Da dieses Boot mit rund zweihundert Kilogramm für damalige Verhältnisse recht leicht war und sich für Elbtouren weniger 125 126 | Geschichte eignete, wurde gleich noch ein weiteres, schwereres Boot, eine zehnruderige Gig, zunächst angemietet und später käuflich erworben. Es hatte den Namen »Allemannia« erhalten und war ebenfalls auf Regatten, sogar recht erfolgreich, eingesetzt worden. Die erste Regatta, an der dieses Boot teilnahm, fand am 26. August 1866 statt. Während das erste Rennen mit sechsruderigen Gigs gegen zwei Gegner auf der neuen, nunmehr 3700 m langen Strecke mit Start und Ziel am Uhlenhorster Fährhaus infolge einer Kollision an der Wendemarke verloren ging, konnte man im zweiten Rennen mit achtruderigen Gigs gegen ebenfalls zwei Konkurrenten – so der ausführliche Bericht – »haushoch« gewinnen. Es war der erste Sieg in der Geschichte der Allemannia. Noch bis 1864 waren die Regatten im Dreieckskurs mit zwei Wenden an der Fontenay und vor der Gurlittinsel bei einer Gesamtlänge von 3725 m durchgeführt worden, was sich aber schon damals, vor allem wegen der Kollisionsgefahr an den Wenden, als zunehmend problematisch erwiesen hatte. Dieser Umstand, aber auch die sich ausbreitende Unzufriedenheit mit dem 1844 ge- gründeten Allgemeinen Alster-Club (AAC) als Regattaverein für den Ruder – u n d Segelsport, vor allem wegen dessen mangelnder Unterstützung bei der Einführung moderner Ausleger-Bootstypen, sorgten für einen stetigen Rückgang der Meldeergebnisse. Das führte Ende der sechziger Jahre zu einer ernsthaften Krise im Hamburger Rudersport. So kam es schließlich auf Betreiben der drei seinerzeit bedeutendsten Clubs, darunter der Allemannia, zur Gründung eines neuen Regattaverbandes, des Norddeutschen Regatta-Vereins (NRV) mit der Folge, dass von nun an zwei Regattaverbände nebeneinander existierten, die jeweils separate Regatten durchführten – bis 1884, als man sich auf gemeinsame Regatten einigte. Erst ab 1931 widmete sich der NRV ausschließlich dem Segelsport. Auch an der Allemannia war die Krise nicht spurlos vorüber gegangen. Die sportlichen Erfolge blieben zunächst bescheiden, die Mitgliederzahlen stagnierten. Es gab deshalb mehrfach Bestrebungen, sich mit anderen Clubs zusammenzuschließen, allen voran eine Fusion mit dem 1854 gegrün- Geschichte | deten RC »La Favorite-Cäcilie«, der aber der künftige Vorsitzende der Allemannia, A.O. Schumacher (ab 1885 Vicepräsident, ab 1886 Präsident für neun Jahre) vehement entgegengetreten war. Bis 1869 waren nur vier Siege in verschiedenen Bootstypen erungen worden. Aber man hatte sich mit vier Booten (Concurrent, Allemannia, Basilisk – ein sog. Sechser-Race-Wherry – und Johanna, eine gestiftete sechsruderige Gig) ein gutes Rüstzeug zugelegt. Danach stieg die Mitgliederzahl auf 33 an. Bis 1885 wurden weitere sechs Siege eingefahren, darunter der erste Sieg in einem AuslegerRennvierer mit glatter Außenhaut. Zu besonderen Ehren war das Boot Allemannia gekommen, als Prinz Wilhelm (der spätere Kaiser Wilhelm II.), der mit seinen Eltern Kronprinz Friedrich Wilhelm (später der 99 Tage-Kaiser Friedrich III.) und dessen Gemahlin zu einem Besuch in Hamburg weilte, Rudergast in der zehnruderigen Gig war. Schumacher, der auch Vorsitzender des AAC war und von 1900 bis 1902 Präsident des DRV, war es gelungen, die »Allemannia« mit Umsicht und Tatkraft wieder in ruhigeres Fahrwasser zu steuern, den Club finanziell zu konsolidieren und, wie berichtet wird, die Mitgliederzahl zu vervierfachen. Kein Wunder, dass bei so viel Aufwind die sportlichen Erfolge nicht ausblieben: 70 zum Teil erstklassige Siege waren in seiner Ära errungen worden. Damit war die Allemannia aus ihren Gründerjahren endgültig herausgewachsen und konnte mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Harald Sobisch 127 128 | Geschichte Geschichte | 129 130 | Geschichte Die Allemannia in DER nationalsozialistischeN Zeit (1933 – 1945) Mit der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 begann für Deutschland eine »neue Zeit« – auch für den Sport und damit auch für die Allemannia. Anhand der in unserem Archiv vollständig erhaltenen Alsterspiegelsammlung aus jener Epoche wie auch der bis Kriegsbeginn vorliegenden Vorstandsprotokolle können wir uns noch heute ein gutes Bild davon machen, wie unser Club diese Zeit erlebt hat. Schon damals gehörte die Allemannia zu den größten deutschen Ruderclubs, von denen – wie von allen Sportclubs und gesellschaftlichen Gruppierungen – erwartet wurde, dass sie sich in »treuer Gefolgschaft dem Führer und seiner Bewegung« anschließen würden. Der Vorstand der Allemannia allerdings ging z.B. die verordnete Einführung des Führerprinzips eher hanseatisch ruhig an, auch wenn ihm keine Wahl blieb, den neuen politischen Vorgaben zu folgen, wollte er nicht die Existenz des Clubs gefährden. Nachdem noch im September 1933 der Vorstand »mangels genauer Richtlinien« mit Georg Franck als 1. und Hans Kreuschner als 2. Vorsitzenden traditionell gewählt und besetzt worden war, wurde nach einer vorläufigen Satzungsänderung im November 1933 das Wahlverfahren auf das Führerprinzip umgestellt. Danach wurde der nun so betitelte Clubführer satzungsgemäß weiterhin gewählt, obwohl alle anderen Vorstandsmitglieder (künftig Beiräte genannt) von diesem »bestimmt« wurden. Dazu erklärte Georg Franck im Januarheft des Alsterspiegel 1934: »Für mich bedeutet die Metamorphose vom Vorsitzenden zum Clubführer nur ein neues Gewand im Sinne und Geist der Zeit. Ein Führer darf kein Diktator, kein Autokrat sein. Durchsetzen muss er sich mit dem, was dem Wohl des Clubs dient. Beschlüsse sollen hervorgehen aus gemeinsamer Beratung mit den Kameraden, welche ihm durch gleiche Liebe, Verantwortungsgefühl und Erfahrung innerlich verbunden sind. Erhaltet mir diese Gefolgschaft auch als Eurem Führer zum gemeinsamen Werke für das Wohl der Allemannia und damit für Volk und Vaterland!« (Hervorhebung vom Verfasser) Im Nachhinein kommt uns unter den damaligen Zeitumständen die Auffassung »Ein Führer darf kein Diktator sein« recht mutig vor. Auch die Deutung des Club- e des r Übergab nk bei de s, 1955 ze u Georg Fra re tk erdiens Bundes-V führers lediglich als »neues Gewand« des Vorsitzenden wie auch die Forderung nach gemeinsamer Beschlussfassung lassen vermuten, dass Georg Franck kein überzeugter Nazi war. Darauf deutet auch hin, dass er im September 1935 – nach einjähriger Vorankündigung – sein Amt als Clubführer aus »persönlichen Gründen« niedergelegt hatte. Er wurde anschließend spontan zum Ehrenvorsitzenden gewählt, der er bis über das Kriegsende hinaus blieb. Nicht nur der einzelne Verein wurde gleichgeschaltet, sondern auch die gesamte Sportstruktur: Im Sommer 1934 wurde der »Deutsche Reichsbund für Leibeserziehung« gegründet, in dem der Rudersport nur ein »Fachamt« unter vielen war. Die bisherigen Verbände, also auch der Deutsche Ruderverband, galten ab 1.Oktober 1936 als aufgelöst. Am 21.12.1938 wurde durch den Führererlass Adolf Hitlers (Führererlasse wirkten wie Gesetze!) der »Reichsbund der Leibeserziehungen« direkt der NSDAP unterstellt mit der Aufgabe, Leibeserziehung als »völkische Erziehung« durchzusetzen. Was das konkret bedeutete, formulierte der sog. Dietwart der Allemannia anlässlich des Kriegsausbruchs ganz unverblümt. Einen Geschichte | 131 132 | Geschichte Dietwart gab es seit 1934 in jedem Verein, seine Aufgabe war »die Überwachung der weltanschaulichen Schulung«. Dieser hier forderte »kernige und zuverlässige Jungmannen mit freudiger Einsatzbereitschaft für höhere Aufgaben der Allgemeinheit auszubilden«. Man brauchte ja politisch zuverlässige Soldaten und Fachkräfte für die Beherrschung der zu erobernden Gebiete im Osten, wobei »Fachkräfte« als ein Euphemismus zu betrachten ist für Personen, die für die Ausbeutung der Gebiete und Vernichtung der dortigen Bevölkerung zuständig waren. Angesichts der tiefgreifenden politischen Umwälzungen in Deutschland konnte es nicht ausbleiben, dass auch Allemannen, wie große Teile der Bevölkerung insgesamt, von der anfänglichen Woge der Begeisterung über die »neue Zeit« erfasst wurden. In einer Entschließung der Hauptversammlung am 5. Mai 1933 bekennen sich die Mitglieder zu den Zielen der »nationalen Erhebung« und stellen sich »getreu der Gesinnung und Tradition unseres Clubs in Dankbarkeit und Begeisterung hinter unsere Regierung, hinter Reichspräsident von Hindenburg an der Spitze unserer Ehrenmitglie- der (seit 1920) und hinter Adolf Hitler«. So war es nur folgerichtig, dass bereits im Oktober 1933 gemäß Vorstandsbeschluss in der Allemannia der »Deutsche Gruß« verbindlich eingeführt wurde. Nicht ohne Stolz wird im Alsterspiegel berichtet, dass sich am 1. Mai, dem »Fest der nationalen Arbeit«, 130 Allemannen (mehr als alle anderen Ruderclubs zusammen aufbrachten) – die Clubfahne hinter der Hakenkreuzflagge – am Aufmarsch beteiligten. Und mehr als 250 Mitglieder (von insgesamt 1200 Hamburger Ruderern) stellten das Hauptkontingent für die »Gefallenen Ehrung« am 9. November 1933. Natürlich erschöpfte sich die nationale Begeisterung der Mitglieder nicht in Aufmärschen, sondern fand ihren Ausdruck z.B. auch in regelmäßig wiederkehrenden Beiträgen im Alsterspiegel, die vornehmlich der Verherrlichung des Nationalsozialismus und seines Hauptprotagonisten Adolf Hitler dienten, wovon auch die jungen Ruderer während ihrer Trainingsverpflichtung nicht verschont blieben! Schwerwiegender als diese Begebenheiten war eine weitere Satzungsänderung, eben- Geschichte | falls im November 1933, weil diese auf einen aggressiven Eingriff in die Mitgliederschaft hinauslief. Es ging darum, dass das Ehrengericht ein Mitglied zum sofortigen Austritt auffordern und im Falle seiner Weigerung mit sofortiger Wirkung ausschließen konnte. Schon ab dem Frühjahr 1933 waren einige andere Ruderclubs aus eigenem Antrieb dazu übergegangen, nichtarische Mitglieder aus ihren Reihen auszuschließen bzw. ihnen die Aufnahme zu verweigern. War dieses eigenmächtige Vorgehen gegen nichtarische Mitglieder vom Reichssportführer noch als vorläufige vereinsinterne Regelung »legitimiert«, wurde der Ausschluss jüdischer Mitglieder durch die vom ihm im März 1935 genehmigte Einheitssatzung für alle Sportvereine nun verbindlich vorgeschrieben. Diese neue Satzung mit 131 Paragraphen (vgl.: die heutige umfasst ganze 21!) wurde mit leichten Abänderungen den Mitgliedern der Allemannia auf der Hauptversammlung am 3. Mai 1935 zur Kenntnis gebracht und im Alsterspiegel komplett abgedruckt. Danach konnte jeder »Unbescholtene«, der 17 Jahre alt und arischer Abstammung war, Mitglied werden, nachdem ein Prüfungsausschuss zugestimmt hatte. Ob in der Allemannia ein solches Vorgehen praktiziert wurde bzw. ob es überhaupt jüdische Mitglieder gab und gegebenenfalls wie viele, erschließt sich aus den noch vorhandenen Archivunterlagen nicht (Vorstandsprotokolle liegen erst ab April 1935 vor). Auch Streichungen im Mitgliederverzeichnis als Folge eines sofortigen Clubausschlusses sind nicht nachweisbar. Es gibt keine einzige zwischen 1933 und 1936. Eine einzige dokumentarisch nachgewiesene Ausnahme bildet der Fall des im Sommer 1936 eingestellten Trainers Gelfort, der mit einer Jüdin verheiratet war und dies zunächst verschwiegen hatte. Nach der Aufdeckung musste er entlassen werden, allerdings unter fristgerechter Fortzahlung seiner Bezüge bis September 1936. Ein Einzelfall einer gezielt antijüdischen Agitation blieb auch der Vortrag des Dietwarts auf einem schwach besetzten Dietabend über »Das Problem der Zeit«, als er über das Judentum mit all den sattsam bekannten Verunglimpfungen polemisiert hatte. Über diese beiden Fälle hinaus gibt es keine Hinweise für antijüdische Aktivitäten des Vorstands und der Mitglieder. 133 134 | Geschichte Ein weiteres Beispiel für die Bevormundung der Sportvereine bot die neue Beflaggungsordnung von 1938. Aus den bis ins Kleinste geregelten Vorschriften ging hervor, dass Vereinsflaggen nur noch auf dem Dach oder im Topp eines mit Rah und Gaffel ausgerüsteten Mastes gezeigt werden durften, während die Masten am Bootshaus ausschließlich der National- und der Reichsbundflagge vorbehalten waren. In Booten war das Führen von Clubflaggen nur noch als Wimpel oder Stander im Bug erlaubt, während am Heck nur die Wassersportflagge als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum Reichsbund (Handelsflagge mit eingewobenem Anker) geführt werden durfte, nicht die Reichsbundflagge selbst. Der Sportbetrieb lief nach der Machtergreifung zwar in gewohnter Weise weiter, allerdings ruderten und trainierten jetzt auch HJ- und SA-Verbände im Club. Letztere waren während ihrer Trainingszeit vom SA-Dienst befreit. Zugleich diente das Bootshaus für diese als so genanntes »ScharLokal«. Der Vorstand setzte seine Forderung durch, dass die Kosten vom AAC getragen wurden. Für Angehörige der Marine-HJ bestand der dienstliche Befehl, in einer Sportdienstgruppe zu rudern. Der Club nahm 40 von ihnen auf. Mit knapp 600 Mitgliedern und einem Bestand von 65 Booten gehörte der Club damals schon zu den größten in Deutschland. Gerudert wurde praktisch zu allen Tageszeiten, auch das Morgenrudern erfreute sich in der »Kameradschaft Morgenruderer« großer Beliebtheit. Besonders gepflegt wurde das Wanderrudern, sowohl in die nähere Umgebung, z. B. zu unserem Bootshaus in Geesthacht, als auch in fernere Gegenden im gesamten Reichsgebiet einschließlich Ostpreußen. Den Mittelpunkt der Aktivitäten bildeten jedoch stets das Rudertraining und die regelmäßige Teilnahme an auswärtigen Großregatten, besonders in Bremen, Lübeck, Kiel, Schwerin, Hannover, Breslau, Berlin-Grünau, Duisburg, Essen, Mannheim sowie in Hamburg selbst. Außer der »Großen Hamburger« im Juli als Höhepunkt der Regattasaison wurden aber auch die Frühjahrs- und Herbstregatten, das Dauerrudern »Quer durch Hamburg« und natürlich die »Interne« bei jeweils großer Beteiligung besucht, soweit die Kriegsereignisse dies erlaubten. Mit großem Aufwand wurde das 70. Clubjubiläum am 1. Februar 1936 Geschichte | gefeiert, dessen Festveranstaltung in der Hamburgischen Staatsoper stattfand, auf der Georg Franck die Festrede hielt und Hans Kreuschner anschließend im Kreise der auf der Bühne angetretenen Trainingsleute die feierliche Trainingsverpflichtung vornahm. Nach diesem Festakt begaben sich die über Tausend Gäste in bereit gestellten Bussen zum Festball ins Uhlenhorster Fährhaus, der bis in die Morgenstunden angedauert haben soll. Zu erheblichen Irritationen führte im Dezember 1938 die Mitteilung, dass die Lombardsbrücke für den Gleisausbau der Deutschen Reichsbahn verbreitert und deshalb alle fünf Bootshäuser am Ferdinandstor abgebrochen und anderer Stelle neu errichtet werden sollten. Gegen derartige städtebauliche Maßnahmen war die Allemannia durch ein mit der Stadt früher abgeschlossenes sog. Loyalabkommen abgesichert, das eine volle Entschädigung und Wiedererrichtung ihres Bootshauses vorsah. In Betracht kamen Standorte wie Schwanenwykbucht, das Harvestehuder Ufer gegenüber dem Uhlenhorster Fährhaus und am Alsterufer in der Nähe des DHuGRC. Darauf ließ sich der Vorstand der Allemannia jedoch nicht ein, sondern beharrte in hartnäckigen Verhandlungen mit der Stadt auf einem Standort am Ferdinandstor im Vorfeld der verbreiterten Lombardsbrücke. Wegen des nahenden Krieges kam es zu keiner Entscheidung. Nach dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 bedeutete es für alle einen spürbaren Einschnitt, dass die Schar der Aktiven wegen der zunehmenden Einberufungen zur Wehrmacht nach und nach zu schrumpfen begann. Waren Anfang 1940 bereits 140 Allemannen eingezogen, schnellte schon ein Jahr später die Zahl auf 240 hoch. Eine denkwürdige Initiative des Vorstands gleich nach Kriegsbeginn bedeutete die Gründung des Kameradschaftswerks durch den Clubführer Hans Kreuschner, mit dem die Verbindung zu den Kameraden im Felde hergestellt werden sollte. Durch Geld- und Sachspenden in Form kleiner Päckchen, sog. »Liebesgaben«, sowie die Zusendung von Zeitungen, Zeitschriften und natürlich des Alsterspiegels sollte die Verbundenheit der Allemannen mit den »Feldgrauen« lebendig gehalten werden. Es zeigt die Verbundenheit der Mitglieder, dass 135 136 | Geschichte Geschichte | diese Aktion bis zum Kriegsende niemals erlahmte. Gleichzeitig wurde im Alsterspiegel eine Rubrik »Von unseren Soldaten« eingerichtet, in der deren in Feldpostbriefen übermittelten Grüße und Berichte regelmäßig veröffentlicht wurden. Darüber hinaus fanden natürlich stets auch Gefallenenmeldungen und Nachrufe ihren Platz im Alsterspiegel, der ab Mitte 1941 aufgrund der Mängel der Kriegswirtschaft nur noch hektographiert und in größeren Zeitabständen erschien. Am 2. Februar 1941 feierte die Allemannia in festlichem Rahmen ihr 75. Stiftungsfest. Dem Empfang im geschmückten Bootshaus, zu dem auch ein Mitglied des Senats und der Gaufachwart erschienen waren, folgte im Hotel Atlantic – nach der Festrede des Ehrenvorsitzenden – ein Festbankett. Die zu diesem Anlass erschienene, aus mehreren Beiträgen bestehende Festschrift ist erhalten. Auch das 77. Stiftungsfest konnte mit immerhin einhundert Teilnehmern in schlichterem Rahmen begangen werden einschließlich eines der Zeit angemessenen »einfachen Essens«, wiederum im Hotel Atlantic.1944 fand keine Feier statt, vermutlich auch nicht 1945. Als das Bootshaus beim dritten Nachtangriff auf Hamburg am 29./30. Juli 1943 in Trümmer gelegt wurde, und leider mit ihm auch das Archiv, von dem nur die Teile erhalten blieben, die sich in Händen von Mitgliedern befanden, hatte die volle Härte des Krieges auch die Allemannia erreicht. Allerdings war rechtzeitig ein Teil der Boote nach Geesthacht, Schwerin und Breslau ausgelagert und ein nicht unerheblicher Teil des Bootszubehörs bei der Firma Lahmann »bombensicher« eingebunkert worden. So blieben noch 29 Boote von insgesamt 65 übrig. Doch was nützen Boote, wenn das Bootshaus zerstört ist? Aber auch hier war die Schadensbilanz günstiger als bei den benachbarten Clubs, die alles verloren hatten. Der Bootssteg war nur verschüttet, das Ruderbecken unversehrt geblieben und der Duschraum nur abgedeckt worden. Sofort ergriff der Vorstand die Initiative und richtete an alle Allemannen einen Appell, für den vorerst provisorischen Wiederaufbau des Hauses zu spenden und – soweit in Hamburg ansässig – sich für die Aufräum arbeiten zur Verfügung zu stellen. Vom Senat war die Zusicherung erwirkt worden, dass das Gelände nicht für andere Zwecke beschlagnahmt würde und mit dem Wie- 137 138 | Geschichte deraufbau in Selbsthilfe begonnen werden dürfe. Es bedeutete daher einen herben Rückschlag, als plötzlich die NSKK-Motorbrigade der SS das gesamte ausgebombte Gelände für eigene Zwecke auf Dauer zu beschlagnahmen beabsichtigte. Nach intensiven Verhandlungen mit allen beteiligten Stellen, in denen sich besonders Georg Franck und Dr. Werner Heerwagen in seiner Eigenschaft als Senatssyndikus hervorgetan hatten, und unter Einschaltung des Gauleiters gelang es, die drohende Beschlagnahme endgültig abzuwenden. Ende 1944 musste der Clubführer allerdings vermelden, dass infolge der dramatischen Kriegslage »der Bau nun ganz still liegt« und es nur noch eine Arbeit gebe, die »Arbeit für den Sieg!« Georg Franck gab der vielleicht zweckoptimistischen Hoffnung Ausdruck, dass »bei entsprechend günstiger Kriegslage« die Arbeiten »mit aller Wahrscheinlichkeit im Frühjahr wieder aufgenommen werden«. Unter den gegebenen Umständen war Rudern in Hamburg nur noch unter sehr eingeschränkten Umständen möglich. Gleichwohl nahm die Allemannia noch an der »Großen Hamburger Regatta« im Juli 1943 und 1944 teil, 1943 kurz vor aus Ausbombung sogar mit einem Sieg im »Ersten Achter«, dem vormaligen »Senatsachter«. Nach der Ausbombung gewährte der DHuGRC der Allemannia vorübergehend Asyl, später wurden die immer spärlicher besuchten Clubabende in den Ratsweinkeller verlegt. Die ganze Trostlosigkeit dieser letzten Wochen und Monate erschließt sich noch einmal im letzten in der NS-Zeit erschienen Alsterspiegel vom Dezember 1944, als der Clubführer »unseren SoldatenKameraden recht viel Soldatenglück in der Endphase des Krieges« wünscht und in der »Gewissheit« schließt: »Es muss und wird uns gelingen, den Feind auf die Knie zu zwingen!« Die Bilanz dieses Wahnsinns für die Allemannia: Bis zum Stichtag 31.12.1947 waren 68 gefallene und in Gefangenschaft verstorbene Kameraden zu beklagen, außerdem ein zerstörtes Bootshaus mit sämtlichem Inventar. Im Bestand waren damals 611 Mitglieder, 29 in Gefangenschaft, 31 Vermisste und 45 (vermutlich zivile Mitglieder) ohne Nachricht. Das Urteil des Clubmitglieds W. Stamm in seinen »Gedanken zum Jahres- Geschichte | wechsel« im ersten Nachkriegs-Alsterspiegel fiel lakonisch aus: »Das Jahr 1945 brachte uns das Ende des härtesten aller Kriege, den wir verloren und hart bezahlen müssen«. Die erste Nachkriegs-Mitgliederversammlung fand am 9. November 1945 statt, auf der Hans Kreuschner einen umfassenden Bericht über die beiden zurückliegenden Jahre erstattete und anschließend Heinrich Biebow zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Georg Frank blieb Ehrenvorsitzender. Das Kameradschaftswerk wurde bis auf weiteres für die noch in Gefangenschaft weilenden Kameraden weitergeführt. Am 9. Februar 1946 feierte die Allemannia ihr 80. Bestehen im Restaurant Wendel in Wellingsbüttel mit 250 Mitgliedern und einem Essen gegen die Abgabe von Lebensmittelmarken. An aufrüttelnden Worten mangelte es nicht. So verkündete W. Stamm noch im Jargon der soeben überwundenen Zeit: »Echt und treu, eisern, fanatisch und zielbewusst arbeiten wir am Wiederaufbau unseres Clubs ». Ziviler klang es in der Festrede unseres Ehrenvorsitzenden: »Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott! Vivat, cresceat, floreat Allemannia!« Der Boots park bestand aus zehn Booten, darunter einem Rennachter und dem Renngigachter »John Engelbrecht«, drei Leihbooten der Schulbehörde und einer Trainingsbarkasse, d.h. einem ehemaligen Schnellboot. Im Frühjahr 1947 konnte die Allemannia einen umgebauten Bootsschuppen der Firma Wüstenberg mit Kantine sowie externer Duschkabine mit Umkleideraum als vorübergehendes Asyl in Besitz nehmen. Erst mit dem Bezug des neuen Bootshauses auf der Gurlitt-Insel 1954 – also fast zehn Jahre nach dem Krieg – endeten für die Allemannia die Folgen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Harald Sobisch 139 140 | Geschichte Geschichte | 141 142 | Geschichte Chronik 1991 – 2016 1991 7. Februar: 125. Gründungsjubiläum der Allemannia; aus diesem Anlass richtet der Club am 2. Februar einen Ball im Hotel Atlantic aus; am 5. Mai findet dann der Tag des Rudersports in der Allemannia statt. 1992 16. August: Christian Dahlke gewinnt bei den Weltmeisterschaften in Montreal die Goldmedaille im Leichtgewichtsachter (Weltbestzeit 5:30.240). 1996 August: Roland Opfer startet im Doppelzweier bei den Olympischen Spielen in Atlanta und belegt im Finale einen beachtlichen 6.Platz. 26. November: Manfred Riechers wird Präsident (bis 2006). Er folgt Jürgen Plambeck nach, der das Amt nach acht Jahren niedergelegt hatte. 1999 September: Allemannia wird Norddeutscher Meister im 8er in der Be setzung Ole Brauer, Kai Olbrich, Felix Niemeyer, Roland Opfer, René Nennhaus, Florian Puls, Sönke Osmann, Dennis Engelke und Steuermann Ronald (»Stöpsel«) Bohmgahren. 2000 September: Auf der Norddeutschen Meisterschaft gewinnen Ruderer der Allemannia alle Männerrennen: Einer, Doppelzweier, Doppelvierer, Zweier o.St., Vierer m.St. und Achter. Es ist das erste Mal, dass Ruderer eines Clubs alle Rennen gewinnen und es dürfte Jahre dauern, bis diese Leistung von uns oder einem anderen Club wieder erbracht wird. Oktober: Der später so genannte »Boston-Achter« nimmt erstmals an der Langstreckenregatta in Boston teil (Rennboot). Es handelt sich dabei um eine Gruppe ambitionierter Altherren-Ruderer aus der Dienstagsrunde um Jürgen Plambeck, Henning Gleim und Uwe Solheid. 2002 13. Juni: Verlängerung des Erbpachtvertrages mit der Stadt bis 2054. Damit ist die Zukunft des Bootshauses auf der Gurlittinsel für weitere 50 Jahre gesichert. Geschichte | 2003 1. September: Weltmeister Lgw. 8er in Mailand mit Christian Dahlke, Martin Raeder, Joachim Drews, Bastian Seibt (DHuGRC), Trainer Marcus Schwarzrock. 2006 Februar: Dirk Heinike wird Präsident. 18. Februar: Ball im Hotel Atlantic aus Anlass des 140. Gründungsjubiläums der Allemannia. 2004 Februar: Wahl der Hamburger Sportler des Jahres 2003 - Christian Dahlke wird zum Sportler des Jahres gewählt. 2007 2005 Februar: Auf der Hauptversammlung findet die letzte große Diskussion darüber statt, ob Frauen in den Club aufgenommen werden sollen. Nach intensiver Diskussion stimmt eine knappe Mehrheit dagegen. Dezember: Der langjähriger Cheftrainer der Allemannia, Marcus Schwarzrock verlässt den Club und wird Bundestrainer in Ratzeburg. Seit Januar 2013 ist er Bundestrainer beim Deutschen Ruderverband. 27. Mai: Allemannia-Achter wird in Münster Deutscher Meister in der Besetzung Felix Reimann, George Byrne, Christian Dahlke, Ole Behling, Joachim Drews, Konstantin Drews, Henner Pohl, Felix Niemeyer (Schlag), Nelson Reichert (Stm.), Trainer Tim Schönberg. 2008 Februar: Wahl der Hamburger Sportler des Jahres 2007 – der Meister-Achter der Allemannia wird Sieger in der Mannschaft. 2009/2010 Bootshausrenovierung – Umgestaltung und Erweiterung der Gastronomie sowie Neubau eines kleinen Clubraums. 143 144 | Geschichte r s-Weltmeiste Wiederholung er ht Ac sht ic im Leichtgew 2010 2012 30. Mai: Wiedereröffnung des renovierten Bootshauses auf der Gurlittinsel. 7. Oktober: Lars Wichert wird Doppelweltmeister (Lgw.-Doppelvierer und Lgw.-Achter) in Neuseeland. 18. August: Lars Wichert Weltmeister Lgw. Achter in Plowdiw (Bulgarien). Juni: Als erfolgreichste U-23-Trainingsgruppe in Deutschland wird die Allemannia mit der FellgenMedaille ausgezeichnet. 2013 17. Februar: Dr. Bernd Strocka wird Weltmeister auf dem Concept2 (AK 70-74). 2014 29. August: Bei der Weltmeisterschaft in Amsterdam werden Can Temel und Torben Neumann Weltmeister im Lgw. Achter. 2015 4. September: Can Temel und Torben Neumann werden erneut Weltmeister im Lgw. Achter in Aiguebelette, Frankreich. 2016 7. Februar: 150. Gründungsjubiläum des Ruder-Clubs »Allemannia von 1866«. Geschichte | Mitgliederentwicklung Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder 2000 617 2008 567 2001 571 2009 564 2002 581 2010 572 2003 577 2011 627 2004 573 2012 671 2005 567 2013 679 2006 563 2014 683 2007 557 2015 701 145 Menschen ❱ Generationen in der allemannia {148} ❱ Gruppen im Club {152} ❱ Auswärtige Mitglieder {158} ❱ Studenten im Club – HSBA Rowing {162} ❱ Vorsitzende der letzten 25 Jahre {166} ❱ EhrenmitgliedER {172} ❱ Stiftung »125 Jahre Allemannia« {174} ❱ Mäzene {178} 148 | Menschen Generationen in der Allemannia Jede Gemeinschaft, die auf freiwilligem Zusammenschluss beruht, lebt von ihrer Generationenfolge. Das gilt für viele Institutionen, auch im Sport und damit auch in der Allemannia. Dass unser Ruderclub seit nunmehr 150 Jahren als einziger der großen alten Hamburger Ruderclubs nicht durch Zusammenschluss mit anderen Vereinen unter ihrem Gründungsnamen aus kleinen Anfängen zu ihrer heutigen Größe gewachsen ist, verdankt sie nicht nur ihren großartigen sportlichen Erfolgen, sondern auch der Einsicht, dass durch alle Generationen hindurch die Pflege des Nachwuchses in unserem Club seit jeher einen hohen Stellenwert eingenommen hat und die Jungen sich dem Namen unseres Clubs verpflichtet gefühlt haben. Zu allen Zeiten gingen aus der Allemannia Ruderer hervor, die als Einzelkämpfer oder als kampfstarke Mannschaften großartige Siege erfochten und sich mit nationalen und internationalen Meistertiteln schmücken konnten. Unvergessen sind – um nur einige Höhepunkte zu nennen – die Beteiligungen von Allemannen an den Ausscheidungskämpfen für die Olympischen Spiele in Helsinki (1952) bzw. die Teilnahmen an den Olympischen Ruderregatten in Atlanta (1966) und in London (2012) oder die Weltmeisterschaften in Sevilla (2002) und Mailand (2003), wo mit Allemannen im Leichtgewichtsachter die Silber- und danach die Goldmedaille errudert werden konnten. Doch die Allemannia könnte nicht auf stolze 150 Jahre zurückblicken, wenn nicht zu allen Zeiten – in guten wie in schwierigen – fähige Männer mit Weitblick, Mut und Tatkraft am Steuer unseres Clubs gestanden hätten. Schon seine Gründung unter ihrem ersten Vorsitzenden Johs. Reis kam ja unter den Umständen, wie sie erfolgt war, einem Husarenstück gleich. Verdiente Namen wie O.A. Schumacher, Dr. Oskar Sieveking und Georg Franck traten hervor, als es galt, die Grundlagen für den Aufstieg unseres Clubs zu schaffen und ihn durch den 1. Weltkrieg und die folgenden schwierigen Jahre zu führen. Letzterem, vor allem aber Hans Kreuschner ist es zu verdanken, dass die Allemannia politisch weitgehend unbehelligt und trotz des Totalverlustes ihres Bootshauses 1943 ungebrochen durch den 2. Weltkrieg kam. Während sich Männer wie Heinrich Biebow und Hugo Weger in den Jahren des Wiederaufbaus – unser Menschen | neues Bootshaus auf der Gurlittinsel konnten wir 1954 beziehen – besonders verdient gemacht haben, stehen für die anschließenden Jahre der Konsolidierung, Modernisierung und Zukunftssicherung vor allem Dr. Werner Heerwagen, Egon Drube, Jürgen Plambeck, Manfred Riechers und unser seit 2006 amtierender »Präsident« Dirk Heinike. So haben alle Generationen ihre Beiträge zum Fortbestehen unserer Allemannia geleistet. Woher rührt dieser Gemeinschaftsgeist, der die Allemannen durch alle Generationen hindurch beseelt? Ein wesentlicher Grund liegt sicherlich in der Einsicht, dass Generationenpflege eine engagierte Nachwuchspflege voraussetzt. Das wurde in der Allemannia von Anfang an erkannt. Bereits aus der ersten »revidierten« Satzung von 1878 (damals noch »Statut«) ist ersichtlich, dass es daneben eine besondere Satzung (»Special-Institut«) für Junioren (bis zum 19. Lebensjahr) gab, in der Rechte und Pflichten der Jugendlichen festgelegt waren. Es gab sie nicht in allen Jahren danach, erst ab 1927, als erstmalig der Begriff »Jung-Allemannia« auftaucht, finden sich regelmäßig Satzungen für die Jugendabteilungen. Auch hatte man die Bedeutung einer Mitwirkung im Vorstand und damit die frühzeitige Heranführung an Führungsaufgaben im Club sehr bald erkannt. Für 1910 sind »2 Junioren« genannt; danach ab 1924 regelmäßig als »Obmänner«, »Jugendwarte« und heute als Vorsitzende der Jung-Allemannia. So wichtig alle diese Leistungen und Aufgaben für den Fortbestand unseres Clubs sind, prägend für eine lange, im Idealfall lebenslange Zugehörigkeit ist natürlich der Sport selbst, das eigene Wettkampferleben als Jugendlicher, sei es als Junior oder späterer Senior. Längst wurde erkannt, dass eine professionelle Ausbildung, aber auch geeignetes und ausreichend verfügbares Bootsmaterial – unser Bootshaus ist buchstäblich randvoll gefüllt! – sowie die häufige Teilnahme an Regatten die besten Voraussetzungen sind, junge Leute für den Rudersport zu begeistern. Dass viele Mitglieder ihrem Sport treu bleiben und später als Erwachsene, oft bis ins hohe Alter, als Breitensportler aktiv bleiben, beweist, dass sich die Anfangsinvestitionen in die Jugendarbeit lohnen. Gleichwohl, einen Automatismus, eine Garantie: »Einmal Mitglied – immer Mitglied« gibt es nicht mehr. Wir hatten Jahre hoher 149 150 | Menschen Fluktuation und Stagnation unseres Mitgliederbestands, als Eintritte und Austritte sich gerade deckten. Berufliche Gründe, heute mehr denn je, aber auch vermehrt andere attraktive Sportarten, die plötzlich reizvoller erschienen, waren und sind auch heute Anlass, der Allemannia den Rücken zu kehren. Um dem entgegen zu wirken, war die Möglichkeit geschaffen worden, ausgetretenen Mitgliedern eine spätere Rückkehr unter Anrechnung ihrer früheren Mitgliedszeit zu erleichtern. Viele haben davon Gebrauch gemacht, was zeigt, dass einmal geknüpfte Bindungen an den Club nachhaltig sein können. Dennoch bleibt die Frage, was wir tun können, um generationenübergreifend den Zusammenhalt unserer Mitgliedschaft zu fördern. Einige Beispiele: »» Kein Mitglied soll sich selbst überlassen bleiben. Die Zeiten, in denen neue Mitglieder orientierungslos ohne Anschluss blieben, sind vorbei. Unser Club ist so groß geworden, dass nicht mehr jeder jeden kennt. Aus diesem Missstand haben wir Lehren gezogen und kleinere Gruppen und Kreise (»Freundeskreise«) gebildet, denen sich jeder »Alteingesessene« und jeder Neuankömmling nach eigener Wahl anschließen kann. Sie werden von einem Gruppenkapitän geführt, der zugleich die Kommunikation mit dem Vorstand sicherstellt. Diese Einrichtung hat sich inzwischen gut bewährt, die Fluktuation ist rückläufig. »» Ein weiterer wichtiger Schritt ist die geregelte professionelle Betreuung unserer Trainierenden durch engagierte kompetente Trainer, nicht nur wie bisher im Leistungsport, sondern auch in der zweiten Wettkampfebene wie etwa die Trainingsgemeinschaft der 2. Bundesliga (RBL) oder in kleineren Trainingsgruppen im Breitensport. Ein weiteres sehr erfolgreiches Beispiel bilden die Grup- Menschen | pe der Hamburg School of Business Administration (HSBA) wie auch einige Firmengruppen, die unter Anleitung unseres Ruderlehrers Christian Dahlke rudern und trainieren. Bewährt hat sich, dass jedes Neumitglied sich einer gründlichen Ausbildung unterziehen muss. Der Erfolg: Es vergeht kein Tag in der Woche, an dem in der Allemannia nicht gerudert wird – und das morgens ab 6 Uhr! »» Wo gerudert wird, wird auch gefeiert! Ruderische Erfolge wollen anerkannt werden! Ohne Anerkennung keine Motivation! Seit einigen Jahren erfreuen sich unsere Siegesfeiern am Ende der Saison großer Beliebtheit, auf denen die Ereignisse der Saison noch einmal in Wort und Bild für die Mitglieder Revue passieren und die Älteren Gelegenheit haben, den Jüngeren für ihre Leistung Respekt und Anerkennung zu zollen. Kein Wunder, dass der Festsaal unseres Bootshauses jedes Mal bis an den Rand gefüllt ist. »» Wichtig ist aber auch, zwischen den Generationen Brücken zu schlagen! So wurde die Möglichkeit geschaffen, dass nach einem ausgeklügelten System während der Saison einmal im Monat Trainingsleute und Breitensportruderer gemeinsam nach einem ausgeklügelten Besetzungssystem im Boot rudern. Auf diese Weise werden das gegenseitige Kennenlernen und das Verständnis füreinander noch besser gefördert. Ähnliche »Kooperative« mit jeweils hälftiger Besetzung wurden vor einigen Jahren auch auf unserer »Internen« im sog. »Generationenvierer« ausprobiert. Es gibt keinen Grund, nicht auch diese Möglichkeit wiederzubeleben. Alles in allem: Die Allemannia ist ein lebendiger Club! Wir sind auf gutem Wege, Trennendes zwischen den Generationen zu überwinden und das Miteinander neu zu beleben. Unsere steigenden Mitgliederzahlen sprechen eindrucksvoll für diesen Erfolg. Gibt es einen besseren Beweis, dass Rudersport lebendige Clubgemeinschaften fördert, wenn man es nur richtig anpackt? Harald Sobisch 151 152 | Menschen Gruppen im Club Ziele der Gruppenkapitäne Wer sind die Gruppenkapitäne in der Allemannia? Was machen sie? Und warum überhaupt Kapitäne, ein Ruderboot ist doch kein Schiff oder Flugzeug. Nun, was hat es mit den Gruppenkapitänen und ihren rund vierteljährlichen Treffen auf sich? In einem Club mit der Größe der Allemannia ist es ganz natürlich, dass nicht jeder mit jedem rudert. Da müsste man/Mann ja circa zweimal am Tag und jedes Mal mit einem anderen rudern. Somit ist ein sehr großer Teil der Mitglieder in einer Rudergruppe organisiert. Das sind die Menschen, mit denen man am häufigsten Sport und Gesellschaft Menschen | im Club verbringt. Die Art der Gruppe ist dabei natürlich nicht vorgeschrieben. Es gibt einige Gruppen, die sich sehr regelmäßig und in fester Runde treffen, und es gibt solche Gruppen, die sich mehr locker und lose über Chats mithilfe des Smartphones verabreden. Gemeinsam ist aber allen Gruppen, dass sie sich einen Kapitän wählen. Nun ja, er steuert kein Fahrzeug und ist auch nicht der große Vorturner der Gruppe, aber als Hamburger muss man sich mit ein bisschen Selbstironie auch einen solchen Titel geben dürfen. Der Gruppenkapitän ist meist eine der am häufigsten anwesenden Personen und vertritt die Gruppe und ihre Interessen. Nun denkt man sich häufig Grüppchenbildung, »Club im Club« … und so weiter und sofort. Aber das ist nicht der Fall! Und um dies zu verhindern, kommen die Gruppenkapitäne im Schnitt alle zwei bis drei Monate zu einer lockeren Runde zusammen. Aus dem Vorstand kommt der Vorsitzende Allgemeiner Sport dazu und es werden die aktuell anliegenden Themen besprochen. So geht es von den ganz kleinen Dingen, die aber meist zum größten Verdruss führen, wie dem kaputten Steglicht oder der nicht aufgestellten Vogelleine, über Termin planung bis hin zu den großen ganzheit lichen Fragen: Wie schaffen wir es, dass ein Club unserer Größe auch weiterhin familiär und gemütlich bleibt? Sicher ist das auch mal anstrengend, aber unter dem Strich führt diese Runde dazu, dass die Mitglieder immer im Bilde über die aktuellen Geschehnisse des Clubs sind und andererseits der Vorstand auch schnell einen Eindruck bekommt, wo denn in der Mitgliedschaft gerade der Schuh drückt. Ins Leben gerufen wurde die Runde in ihrer heutigen Form von George Byrne auf Anregung unseres ehemaligen Vorsitzenden Manfred Riechers. Lieber Manfred, vielen Dank für diese großartige Idee! Arne Falkenhorst 153 154 | Menschen GruppenKapitäne Zeiten Gruppe Kapitän Mo 10:00 Rentnerrudern Gerhard Koch Mo18:00 Do 18:00 RCA Heroes Thomas Schüttfort Mo 18:30 Montagsrunde Daniel Drege, Sebastian Troch DiDo-Runde Marc Oliver Rosenquist Do 06:40 Boston-Achter Harald Sobisch Di 15:00 Senioren Jan Behrens Di06:00 Do 06:00 Di06:40 Di16:30 Fr16:00 Sa 10:00 Di 17:30 Kindergruppe Jonas Donner, Arne Basner Dienstagsrunde Günther Hansch Di 18:00 Clubsport/Anfänger Jonas Briese Di 18:00 Dienstagabend Hans-Jürgen Dursteler, Stefan Janssen Mi 17:00 Gernots Gernot Schmahlfeld Mi 18:00 Mittwochabend-Runde Karsten Burmester Mi 18:00 Junioren Breitensport Jonas Christiansen Mi 18:00 Startschuss Peter Stoll Do 10:00 Rentnerrudern Busch Günther Hansch Do 18:30 Bullentisch Jan Behrens Fr 18:00 Clubsport/Anfänger Jörg Lehnigk Sa 07:00 So 10:00 Sonnabendmorgen-Runde Walther Lange Sonntagsrunde Jens Martens, Ingo Matthies, Gernot Schmahlfeldt Menschen | Gruppe Kapitän Gruppe Kapitän RBL Ruder Bundesliga Jan Altrup Allgemein Senioren Manfred Riechers RCA-Masters Gavin Genge Betriebssport Milan Wulf Freitagsrunde Ole Brauer Vorstand Gavin Genge Pik As Henry Bloch Koordination Christian Dahlke HSBA Niklas Werder, Cheftrainer Sven Carstens Johannes Grün Wanderruderwart Frank Wolgast 155 Der »Bullentisch«, Wanderfahrt Comer See, August 2013 156 | Menschen 14 RBL Ergocup 20 Menschen | 157 158 | Menschen Auswärtige Mitglieder Mit ungebrochener Vitalität und Frische besteht unsere Allemannia nun seit 150 Jahren. Über diese lange Zeit haben sich Generationen von Ruderkameraden immer wieder für ihr Überleben, Gedeihen und Wachsen in bewundernswerter Weise eingesetzt. Ihre Erfolge wären jedoch kaum möglich gewesen ohne den ungewöhnlichen Zusammenhalt und das starke Zugehörigkeitsgefühl, welches die Allemannia trägt. Wie stark dieses Empfinden ist, wird durch die große Zahl der Getreuen belegt, die bereits über 25 Jahre, teilweise sogar über 70 Jahre, ihrer Allemannia angehören. Es sind dies ein Drittel aller Clubmitglieder. Hamburg angehören zu dürfen, mag gelegentlich den Ausschlag geben. Der höchste Beweis von Anhänglichkeit wird jedoch von unseren 120 Kameraden erbracht, die fern von Hamburg als »Auswärtige Mitglieder« leben. Das sind ein erstaunliches Fünftel aller Clubmitglieder, die, obwohl abgeschnitten von der Hamburger Clubgemeinschaft, ihre Zugehörigkeit zur Allemannia bewahren. Die meisten drücken damit sicherlich ihre Dankbarkeit für eine schöne und erlebnisreiche Zeit im Club aus und den Wunsch, auf diese Weise ihren Dank abzutragen. Auch der Stolz, einem der ältesten und traditionsreichsten Clubs in Für die vielen anderen Kameraden, die lediglich sportlichen Ausgleich, Anschluss und Geselligkeit suchen, erweist sich die oft monierte und beklagte Cliquenwirtschaft der Allemannia als segensreich. Diese vielfältigen Gemeinschaften bieten nicht nur für jeden Geschmack etwas, sondern vermitteln ebenfalls durch Ausfahrten auf unserem einmaligen Alsterrevier, auf Wanderfahrten und ganz einfach durch Kameraderie erinnerungswürdige Rudererlebnisse und wertvolle lange Freundschaften. Viele Getreue und so manche Auswärtige sind aus Am häufigsten sind es wohl die prägenden Erfahrungen aus der Trainingszeit, die zu lebenslangen Zugehörigkeiten führen. Mit ihren besonderen Herausforderungen bringen Rudertraining und Wettkampf eben auch unvergessliche Erinnerungen mit sich und formen engste Freundschaften, die weit über die aktive Zeit hinaus nachschwingen. Wie schön ist es dann, bei einem Wiedersehen über alte Zeiten reden zu können, in Erinnerungen zu schwelgen und so manchen Erfolg zu glorifizieren. Menschen | ihren Reihen hervorgegangen. Auswärtige schwelgen nicht nur in Erinnerungen. Viele pflegen die Verbindung zu einstigen Kameraden über Jahrzehnte hinweg und finden immer wieder Gelegenheit zusammen zu kommen. Die schönsten Momente ergeben sich dabei oft auf gemeinsamen Wanderfahrten oder auch auf Regatten in der Heimat eines Auswärtigen. Weilt man in Hamburg, ist ein Besuch auf der Gurlittinsel Ehrensache. Dort findet man immer einen Platz in einem Boot und Kameraden, mit denen man hinterher vor dem Panorama der Alster bei so manchem Bierchen oft noch Stunden in angeregtem Gespräch verbringen kann. Obwohl Gedrucktes immer stärker durch digitale Medien verdrängt wird und wir bereits durch Website, Online Newsletter, Facebook und anderes auch im fernsten Winkel der Welt Zugang zu Clubinformationen haben, sind Alsterspiegel und Mitgliederverzeichnis noch immer die maßgeblichen Informationsquellen. Ihre Ankunft sind für Auswärtige erwartungsvolle Momente. Für uns enthalten sie nicht nur wesentliche Informationen zum aktuellen Clubgeschehen oder Adressen, sondern rufen immer wieder den Club, die Kameraden und unsere Erlebnisse wach. Insbesondere sind es die Würdigungen von persönlichen Gedenk- und Ehrentagen, die oft alte Freunde vor uns erstehen lassen und liebgewordene Erinnerungen zurückbringen. Die Herausforderungen, immer wieder frisches Blut für das Rudern und die Allemannia zu gewinnen, scheinen ständig größer zu werden. In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Vergnügungsangebot weiter vervielfacht. Marathon, Triathlon und Radsport sind populärer Breitensport mit Massenanziehungskraft geworden und bieten sich als Alternativen an. Dass die Allemannia diesen Herausforderungen bisher gewachsen war, mag eine weitere Betrachtung der Daten unserer Auswärtigen belegen. Vom 20-jährigen Jungmitglied bis zum über 80-jährigen Clubveteranen sind nämlich alle Generationen vertreten. Ein Zeichen, dass das große Erlebnis »Rudern in der Allemannia« sich Jahr um Jahr wiederholt hat und Clubtreue nicht nur eine Sentimentalität der Alten ist. Mit der digitalen Revolution erleben wir zurzeit eine gesellschaftliche Umwälzung 159 160 | Menschen unvorhersehbaren Ausmaßes. Wird die Allemannia auch auch die nächsten 25 Jahre überstehen? Trotz aller technischen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, Rudern hat bereits seit über 200 Jahren weltweit immer wieder junge Menschen fasziniert und angezogen, unter ihnen oft die trefflichsten ihrer Generation. Auch unsere Allemannia hat davon profitiert und wir haben allen Grund anzunehmen, dass diese Anziehungskraft anhält. Mit ihrer in 150 Jahren bewiesenen Anpassungsfähigkeit, ein wenig Glück, unserem Zusammenhalt und Zugehörigkeitsgefühl sollte es der Allemannia gelingen, auch das nächste große Clubjubiläum in guter Form zu feiern. Peter Okens, Kanada Auswärtige Mitglieder - Zitate »Die Idee, uns Auslands-›Allemannen‹ ins Licht des Alsterspiegels zu bringen, finde ich wirklich gut, denn damit wird unter Beweis gestellt, welch tiefe Spuren das frühere sportliche Zusammenleben im Club doch hinterlassen hat. Das Beitragsgeld spielt dabei keine Rolle. Vielmehr ist es die Verbundenheit zu unserem Club, die Erinnerung an eine wunderbare Jugend und – nicht zu vergessen – die Liebe zu unserer Heimatstadt Hamburg! …« – Heinrich (»Heiner«) J. Meyer, Gran Canaria, Jg. 1939, Mitglied seit 1953, AS 6/2001. »… Insgesamt habe ich in der Allemannia zehn aktive Jahre intensiv erlebt, die mich stark geprägt haben. Zum Dank bin ich dem Ruderclub als auswärtiges Mitglied treu geblieben, und zwar inzwischen über 60 Jahre …« – Claus Riebell, Frankfurt a. M., Jg. 1935, Mitglied seit 1950, AS 1/2015. Menschen | »… warum ich der Allemannia trotz so vieler Jahre Abwesenheit treu geblieben bin? Die Antwort ist einfach: Auf meinem Schreibtisch (den ich nicht mehr allzu oft benutze) steht der Allemannia-Stander für 250malige Anwesenheit beim Sonnabendmorgen-Rudern. Und wenn ich im Radio oder TV ›Hamburg‹ höre bzw. sehe, sieht mein geistiges Auge automatisch die Alster und damit das Clubhaus und das Frühstück nach dem Rudern am Sonnabendmorgen! …« – Manfred Hennefründ, Asunción, Peru, Jg. 1931, Mitglied seit 1972, AS 4/2001. »… meine Treue zu unserer großartigen Rudersport-Gemeinschaft, … , ist in der Dankbarkeit für die schönen, wenn auch nur ganz wenigen Jahre begründet, die ich bei Euch verbringen konnte!« – Hansjörg Clauss, Bogotá, Kolumbien, Jg. 1937, gest. 2002, Mitglied 1957-2002. »Wenn man wie ich die letzten (fast) fünfundzwanzig Jahre im Ausland verbracht hat, dann ist die Mitgliedschaft in der Allemannia so ’was wie ein Rückfahrschein nach Hause. …« – Jörn Keck, Brüssel, Jg. 1938, Mitglied seit 1975. »…Ein etwaiger Austritt aus dem Club ist noch nie ein Thema gewesen und wird es mit Sicherheit auch niemals werden! Im Gegenteil: Ein Besuch im Club ist immer einer der Höhepunkte meines alljährlichen ›Heimaturlaubs‹, …« – Andreas Sobisch, Shaker Heights, Ohio, USA, Jg. 1959, Mitglied seit 1973. »…warum ich immer noch der Allemannia treu geblieben bin, so ist es haupsächlich die Hoffnung, doch eines guten Tages wieder ins geliebte Hamburg zurückzukehren. – Es ist jedes Mal wieder eine Freude, in den jeweils aktuellen ›Alsterspiegel‹ zu gucken und ein bisschen Alsterluft zu schnuppern!« – Michael Zwerg, Dallas, Texas, USA, Jg. 1970, Mitglied seit 1985. 161 162 | Menschen Studenten im Club – HSBA Rowing Die Kooperation zwischen dem Ruder-Club »Allemannia von 1866« und der Hamburg School of Business Administration (HSBA) besteht nun schon seit vier Jahren. Das HSBA Rowing Team möchte sich an dieser Stelle gleichwohl noch einmal vorstellen. Im Club sind wir gut an den weiß-blauen Einteilern mit den orangefarbenen Streifen zu erkennen. Alle Mitglieder des Teams sind Studenten der HSBA und studieren im Dualen System. Das heißt, dass sie fest in einem der Partnerunternehmen der HSBA angestellt sind und im ca. dreimonatigen Wechsel entweder im Unternehmen arbeiten oder in der Universität büffeln. Abschluss des dreijährigen Studiums ist der Bachelor. Darauf aufbauend kann an der HSBA auch der Masterabschluss erreicht werden. Neben diesem Programm aus Arbeit und Studieren darf natürlich der Sport nicht zu kurz kommen. Wir freuen uns daher, nun schon seit 2011 die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten in der Allemannia nutzen zu dürfen. Menschen | 163 164 | Menschen Beim Hansa-BoatRace 2015 gewinnen im Frauen-Doppelvierer Katharina Herzog, Iryna Sukennyk, Judith Musau und Lisa von Holten mit 3 Längen Vorsprung. Betreut werden wir über das Jahr hinweg von Christian Dahlke, Sven Carstens und Johannes Grün. Der an Arbeits- und Vorlesungszeiten angepasste Trainingsplan umfasst an fünf Tagen in der Woche neben Technikeinheiten auf dem Wasser auch Kraft- und Ausdauereinheiten. Den Höhepunkt der Saison bildet das Hanse Boat Race auf der Alster. Bei diesem Rennen tritt die HSBA gegen das Ruderteam der Jacobs University aus Bremen an. Das Vorbild dieser Veranstaltung ist das »Boat Race«, das berühmte Rennen zwischen den Universitäten Oxford und Cambridge. Seit 2008 treten die zwei Teams nun schon jährlich gegeneinander an. Gab es zunächst nur ein Rennen zwischen den HerrenAchtern der Hochschulen, so kamen über die Jahre mehr und mehr Bootsklassen hinzu: der gesteuerte Vierer der Herren, der Doppelvierer und Doppelzweier der Damen. Beim 2015er Hanse Boat Race wurde als neueste Disziplin erstmals der Einer der Damen ausgefahren. Nach mittlerweile acht Achter-Rennen steht es nun 5:3 für die HSBA! Menschen | 15 er 20 -Kad A HSB Neben dem Hanse Boat Race versuchen wir auch außerdem so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln: Neben kleineren Regatten wie dem Fari Cup, der Matjesregatta und diversen Uni-Turnieren stehen für uns im Juli auch die Deutschen Hochschulmeisterschaften an. Hier können wir uns im direkten Vergleich mit anderen deutschen Hochschulen beweisen und bekommen gleichzeitig einen Eindruck vom Niveau des Hochschulsports. Nach der Zeit im Team der HSBA muss die Ruderkarriere noch nicht ihr Ende finden. Im RBL-Kader des Clubs findet sich der eine oder andere ehemalige HSBAler wieder. Und auch sonst ist ein reger Austausch zwischen den Allemannen und den Studenten entstanden: Sei es beim gemeinsamen Schwitzen auf dem Ergometer oder der gegenseitigen Unterstützung beim Auffüllen der Boote, wenn mal ein Mann fehlt. Wir freuen uns, dass wir uns über die letzten Jahre hinweg auch abseits des Sportlichen in das Clubleben integrieren konnten, ob beim Kirschblütenfest, beim gemeinsamen Grillen oder jeden Donnerstag beim Frühstück: Die HSBA ist häufig vertreten. Moritz Kurz 165 166 | Menschen Vorsitzende der letzten 25 Jahre Norderstedt) stammte. Ein Tischnachbar in der Gewerbeschule brachte ihn auf den Geschmack und so stand er eines Tages zusammen mit seinem Freund Jost Behrmann in der Bootshalle. Jürgen begeisterte sich sofort für den Rudersport und verpflichtete sich 1957 auch zum Training. Mit acht Siegen schaffte er es in einem Jahr vom Jungmann zum Senior. Das Studium zum Bauingenieur und das gesellschaftliche Leben verhinderten weitere ruderische Erfolge. Jürgen Plambeck Vorsitzender von 1988 bis 1996 Nach erfolgreichem Studium lernte Jürgen die Baupraxis mit Stationen in Hamburg, Köln, Mannheim und Zürich kennen, bevor er 1965 als dritte Generation in die familiäre Bauunternehmung eintrat. Im gleichen Jahr heiratete er in Berlin seine Wintersportfreundin Katja und die Kinder Annette und Jan-Hinrich erweiterten später die Familie. Viele Vorsitzende haben die Geschicke der Allemannia gelenkt, aber Jürgen hat sicherlich nicht damit gerechnet, einmal für dieses Amt gewählt zu werden, als er 1955 mit 18 Jahren in den Club eintrat. Eigentlich war für ihn eher ein Amt als Bauinnungsobermeister bestimmt, da er aus einer honorigen Bauunternehmung in Garstedt (heute Nach Einarbeitung in der Firma und den ersten Ehejahren konnte Jürgen ab Ende der 60er Jahre die Ruderei vermehrt reaktivieren. In der »Dienstagsrunde« fand er seinen Platz und engagierte sich tatkräftig im Bauausschuss von 1974-1983 sowie im Geselligkeitsausschuss von 1977-1980. In diese Zeit fallen auch die ersten Wanderfahrten mit Jürgen Plambeck Menschen | der Barke auf dem Main und dem Vierwaldstätter See, sowie die Gründung einer RCALaufrunde in Norderstedt, die auch heute nach über 40 Jahren noch besteht. Jürgen hatte den Club also bereits mitgeprägt und daher war es eine logische Entscheidung, ihm das Amt des Vorsitzenden anzutragen. 1988 wurde er als Nachfolger von Erich Jungnickel und als erster NichtHamburger gewählt. Arbeit kam reichlich auf ihn zu, denn das 125-jährige Jubiläum stand 1991 vor der Tür und musste mit seinen vielfältigen Veranstaltungen organisiert werden. Daneben wurde der Clubraum mit Schallschutzdecke und Parkettboden versehen, die Toiletten wurden neu gestaltet. Außerdem gründete er gemeinsam mit neun weiteren Mitgliedern und zwei Damen verstorbener Allemannen die Stiftung »125 Jahre Allemannia«. Das Jubiläum wurde zu einem ersten Höhepunkt seiner Amtszeit. Durch das Stegemann-Erbe konnte dann ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen, der Bau eines Gymnastik- und die Erweiterung des Hantelraums. Die bau- und wasserrechtlichen Genehmigungen einzuholen erforderten unvorstellbare Energie und Zeit, zumal Jürgen zu Hause seit dem Skiunfall seiner Frau Katja 1993 eine weitere große Aufgabe zu bewältigen hatte. Nach dem Ende seiner Amtszeit 1996 übernahm Jürgen dann den Vorsitz der Stiftung. Das Motto zur Einladung seines 50. Clubjubläums war: »Dem Club zu helfen, den Rudersport zu fördern und die Zukunft der Allemannia zu stärken.« Das hat Jürgen wahrlich getan! Die Planung für den Umbau unseres heutigen Clubhauses hat Jürgen als Mitglied des Bauausschusses von Anfang an ideenreich begleitet. Leider hat er die Vollendung seiner Vorstellungen nicht mehr erlebt, er starb am 30. November 2008 viel zu früh mit 71 Jahren. Peter Bohnsack 167 168 | Menschen Manfred Riechers Vorsitzender von 1996 bis 2006 Für die Allemannia war es ein bedeutender Schritt, als Manfred dem Vorschlag der Wahlkommission zustimmte und für das Amt des Vorsitzenden des Ruder-Clubs kandidierte. Er hatte in seiner bescheidenen Art Bedenken und meinte, dass er als ehemaliger Leichtgewichtsruderer figürlich und nach Siegen nicht unbedingt das Format mitbrachte, das dieses Amt erfordere. Dabei war er der ideale Kandidat, denn er kannte die Vorstandsarbeit als Leiter der Abteilung Verwaltung von 1976-1982 und als Kassenprüfer von 1992-1996 sehr genau und als Freund des scheidenden Jürgen Plambeck war ein kontinuierlicher Übergang gewährleistet. Manfred, geboren 1936, war am 4. Mai 1954 in die Allemannia eingetreten. Er trainierte unter Otto Wille 1957 und 1958, ein Sieg in Bremen und 1976 im Altherrenachter in Leer waren die sportliche Ausbeute. Er gehörte dann zu den Gründungsmitgliedern der Dienstagsrunde, seit 1986 auch regelmäßig zur Laufrunde und seit 1982 zur Dienstags-Barkenrunde. Seine Beteiligung nach über 35 Jahren liegt bei 99,7 %. Nebenbei hat Manfred die Prüfung zum Goldenen Sportabzeichen über 40mal abgelegt. Er spielt zudem fast alle Club-Skatturniere mit und belegt dabei meist die vorderen Plätzen, so dass seine liebe Frau Ilselore, mit der er seit über 50 Jahren verheiratet ist, mit den Preisen auch die Familien ihrer beiden Töchter mit fünf Enkeln versorgen kann. Der Besuch aller sonstigen Clubveranstaltungen bereitet ihm viel Freude. 1996 wurde Manfred in das Amt gewählt und es wurde eine große Zeit für die Allemannia, so schreibt Jürgen Plambeck anlässlich Manfreds 50jährigem Clubjubiläum 2004. Mit Herz, Engagement und weitschauendem Sachverstand hat er mit seinem Team die Allemannia zu den Großen geführt. Sportlich war der Club auf nationaler und internationaler Ebene noch nie zuvor so nachhaltig erfolgreich und Manfred war meist persönlich zur Gratulation am Siegersteg, ob im In- oder Ausland. Ein weiterer bedeutender Erfolg in seiner Amtszeit war die Verlängerung des Erbbaurechtes bis 2054. Generationen von Allemannen dürfen sich freuen, an einem Menschen | 169 Ehrung von Ulrich Busch (li) für seine Vorstandstätigkeit durch Manfred Riechers (re) der schönsten Plätze an der Außenalster das Besitzrecht zu haben und das zu einem moderaten Preis. Beharrlichkeit, Sachverstand und unerschütterlicher Wille, dieses Ziel zu erreichen, haben den Erfolg möglich gemacht ohne den Club zu verschulden. Die Spendenaktion, die nach Vertragsabschluss folgte, war beispiellos. So konnte Manfred nach 10jähriger Amtszeit (der bislang längsten aller Vorsitzenden) den Vorsitz in jüngere Hände abgeben. Aber rast- und ruhelos, wie er nun mal ist, ergab sich schnell eine neue Aufgabe. Der junge Vorstand hatte die Planung zum Umbau des Bootshauses beauftragt. Für dessen Steuerung wurde ein Bauausschuss gewählt und Manfred war, wie nicht anders zu erwarten, eines seiner aktivsten Mitglieder. Er war der kaufmännische Kopf des Ausschusses. Durch seine berufliche Laufbahn als Versicherungskaufmann und später als Geschäftsführer eines bedeutenden Makler-Unternehmens war er dafür prädestiniert. Manfred kümmerte sich wieder um Spenden bei den Mitgliedern und den beteiligten Baufirmen sowie die Zuschüsse für energetische Maßnahmen. Auch die Baubesprechungen besuchte er regelmäßig, bei teilweise minus 10 Grad war das keine Freude. Am Erfolg dieser Umbau-Maßnahme hatte Manfred einen großen Anteil und er wurde 2010 bei der Einweihung dafür gebührend gewürdigt. Nach wie vor ist Manfred als Mitglied des Ehrengerichtes, der Gruppenkapitäne sowie der Ausschüsse für die Organisation »150 Jahre Allemannia« und der Festzeitschrift für den Club tätig. Sollten noch andere Aufgaben anfallen, Manfred macht das schon… Peter Bohnsack 170 | Menschen Dirk Heinike Vorsitzender seit 2006 Dirk Heinike trat 1969 in die Jung-Allemannia ein. Zum Rudern hat ihn sein Vater Harm Heinike gebracht, der selbst seit vielen Jahren Mitglied in der Allemannia ist. Nach Banklehre und Studium der Betriebswirtschaftslehre ist er in das damals von seinem Vater geführte Familienunternehmen Arthur Heinike eingetreten. Mit unternehmerischem Gespür richtete er das Unternehmen als Spezialist in der automatisierten Werkzeugausgabe neu aus und sorgte für erhebliches Wachstum. Dirk ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater zweier Töchter, denen er viel Aufmerksamkeit widmet. Dirk hat sich neben der Ausbildung und der darauffolgenden selbständigen beruflichen Tätigkeit bereits frühzeitig in der Jungallemannia und später in verschiedenen Positionen im Vorstand der Allemannia engagiert. Auf der Jahreshauptversammlung im Februar 2006 wurde Dirk dann als Nachfolger von Manfred Riechers zum Vorsitzenden der Allemannia gewählt. Gemeinsam mit dem auf verschiedenen Positionen neu besetzten Vorstandsteam leitete er einen Generationswechsel im Vorstand ein. Der neue Vorstand entwickelte eine Strategie, um den Club zukunftsfähig auszurichten. Dabei ging es u.a um eine Neuausrichtung des Leistungs- und des Breitensports und der Finanzen, aber insbesondere auch um den Umbau und die Sanierung unseres Bootshauses. Durch die Verlängerung des Erbpachtvertrages mit der Stadt war 2004 die hervorragende Lage an der Außenalster gesichert worden. Allerdings war das aus den fünfziger Jahren stammende Clubhaus stark in die Jahre gekommen und war in vielerlei Hinsicht sanierungsbedürftig, obgleich das Haus über die Jahre laufend instandgehalten worden war. Neben der Planung und der Baugenehmigung galt es insbesondere die Finanzierung des Umbaus sicherzustellen. Natürlich waren auch die Mitglieder von den Planungen zu überzeugen. Bei so gravierenden Veränderungen und insbesondere den zu erwartenden erheblichen finanziellen Belastungen des Clubs gab es durchaus unterschiedliche Auffassungen in der Mitgliedschaft. Für sehr kontroverse Diskussionen sorgte unter anderem der Plan des Vor- Menschen | stands, den Pachtvertrag für die Ökonomie des Clubs neu auszuschreiben. Der Vertrag mit dem Ehepaar Sagner war nach 17 Jahren ausgelaufen. Der Wechsel in der Ökonomie würde erhebliche Änderungen mit sich bringen. Der Vorstand und insbesondere Dirk sahen diesen aber aufgrund der damit zu erzielenden, deutlich höhere Pachteinnahmen als alternativlos an, die sowohl für die Finanzierung des Bootshausumbaus als auch generell für die Zukunftssicherung der Allemannia unverzichtbar waren. Die Diskussionen auf der ordentlichen Hauptversammlung im Februar 2008 waren aber so kontrovers, dass keine mehrheitliche Zustimmung zu den Plänen des Vorstandes erzielt werden konnte. Erst eine außerordentliche Mitgliederversammlung – zumindest in den letzten 50 Jahren einmalig – im Juni 2008 brachte die letztlich von einer breiten Mehrheit getragene Zustimmung für einen Umbau. Auch die Teilnahme an der Versammlung war »außerordentlich«. Das Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt. In den ausgiebigen Diskussionen um den Umbau zeigte Dirk sein großes Verhandlungsgeschick, aber auch seinen Willen, den Umbau als wichtigen Meilenstein bei der Neuausrichtung des Clubs umzusetzen. In der Folge konnte die Zahl unserer Mitglieder deutlich erhöht werden. Unser Bootspark ist auch dank großzügiger Sponsoren sehr modern. Und auch im Leistungssport bewegt sich in der Allemannia einiges. Ruderer und Trainer erringen sowohl auf nationalen als auch auf internationalen Regatten Erfolge, Trainingsleute unseres Clubs werden durch den Deutschen Ruderverband in die verschiedenen Nationalmannschaften berufen und sind auf den jeweiligen Wettkämpfen sehr erfolgreich. Trotz seiner großen beruflichen Belastung hat Dirk Heinike in den letzten Jahren das Amt des Vorsitzenden mit viel Weitsicht und stets großem Engagement ausgefüllt. Hoffen wir, dass er dem Club noch lange in führender Position erhalten bleiben wird. Klaus Harder, Dr. Stefan Janssen 171 172 | Menschen Ehrenmitglieder Ehrenmitglieder der Allemannia sind Mitglieder, die sich in besonderer Weise um die Allemannia verdient gemacht haben. Sie werden gemäß § 6 unserer Satzung von der Mitgliedschaft oder vom Vorstand berufen. Unsere Ehrenmitglieder sind frei von Pflichten und müssen keine Mitgliedsbeiträge bezahlen. In der Allemannia beteiligen sich jedoch die meisten der Ehrenmitglieder weiter an den verschiedensten Aufgaben im Club und zahlen ihre Beiträge als Spende. Die Gründe, sich weiter ehrenamtlich zu betätigen, liegen in der besonderen Verbindung dieser Mitglieder zur Allemannia. Die derzeitigen Ehrenmitglieder sind: Gerd Beiser, Werner Schümann, Klaus Harder, Werner Töben, Wolf-Günter Schmitt, Manfred Riechers, Peter Bohnsack, Ulrich Busch und Gerd Babrikowski. Sie waren über lange Jahre tätig im Vorstand der Allemannia, im Deutschen Ruderverband, im Allgemeinen Alster Club sowie in weiteren besonderen Funktionen. Unsere Ehrenmitglieder haben alle das Clubleben entscheidend geprägt. Sie bleiben Vorbild und können in der Regel auf eine jahrzehntelange Mitgliedschaft zurückblicken. In der Allemannia hat es als Ausnahmen drei Ehrenvorsitzende gegeben: Georg Frank, Dr. Werner Heerwagen und Julius (Pilo) Schümann. Sie waren herausragende Persönlichkeiten, denen noch heute unser Dank gilt. Manfred Riechers Menschen | 173 174 | Menschen Stiftung »125 Jahre Allemannia« Wer sich mit der wirtschaftlichen Situation des Ruderclubs auskennt, dem ist bekannt, dass die Leistungen, die der Club seinen Mitgliedern bietet, aus dem Beitragsvolumen allein nicht zu finanzieren sind. Erfreulicherweise stehen dem Club neben Spenden engagierter Mitglieder auch Mieteinnahmen, Einnahmen aus der Ökonomie und nicht zuletzt Zuwendungen der Stiftung Allemannia zur Verfügung. Diese zusätzlichen Einnahmen ermöglichen es der Allemannia, ihren Mitgliedern einen Leistungsstandard zu bieten, der unter den Ruderclubs in Deutschland sicherlich außergewöhnlich ist. Die Stiftung Allemannia wurde 1991, im Jahr des 125-jährigen Jubiläums, von einer Reihe engagierter Mitglieder und, was besonders hervorzuheben ist, dem Club besonders verbundener Ehefrauen verstorbener Allemannen gegründet. Ziel war und ist es, ein Vermögen in der besonderen Rechtsform einer Stiftung aufzubauen, um dadurch die wirtschaftliche Situation des Clubs langfristig zu sichern und ihm laufend Mittel zur Finanzierung besonderer Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Während die Beitragseinnahmen und Spenden den laufenden Clubhaushalt finanzieren, hat es sich die Stiftung also zur Aufgabe gemacht, besondere Projekte des Clubs zu unterstützen. Dieses ist in den letzten Jahren in erfreulichem Umfang gelungen, wie folgende Zahlen verdeutlichen: Stiftungsgründungskapital DM 125.00,00 Gesamtkapital derzeit € 63.911,49 € 269.935,93 Zur Förderung des Ruderclubs verwendet € 199.932,32 Es ist in den vergangenen Jahren also nicht nur gelungen, das Stiftungskapital zu vervierfachen. Die Stiftung konnte dem Club darüber hinaus auch einen Betrag zur Verfügung stellen, der nahezu das Dreifache des ursprünglichen Kapitals ausmacht. Das ist nur gelungen, weil viele Allemannen von der Wichtigkeit der Stiftung überzeugt werden konnten. Menschen | 175 176 | Menschen Menschen | Aus den Erträgen der Stiftung wurden in den letzten Jahren finanziert: »» Überholung der Gigboote mit einem Aufwand von € 25.000 »» Jährliches Trainingslager der Rennruderer mit einem Aufwand von € 15.000 »» Beschaffung des Gigvierers »Stiftung Allemannia« mit einem Aufwand von € 15.000 »» Anhänger für die Barke mit einem Aufwand von € 12.000 »» Beschaffung eines Motorkatamarans mit einem Aufwand von € 8.000 Um diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können – im Jubiläumsjahr möchte die Stiftung u.a. die Beschaffung eines neuen RennZweiers ermöglichen – ist sie auch weiterhin auf Spenden und Zustiftungen angewiesen. Dieses gilt umso mehr, als die auf dem Kapitalmarkt erzielbaren Zinserträge seit einiger Zeit gegen null tendieren und das Geld, das der Stiftung anvertraut ist, natürlich nicht in Spekulationsgeschäfte investiert wird. Die Stiftung wird ehrenamtlich geführt, so dass keine Verwaltungsaufwendungen die Erträge schmälern. Zudem ist sie als gemeinnützig anerkannt. Das bedeutet, dass für sämtliche Zustiftungen und Spenden steuerlich abzugsfähige Spendenbescheinigungen erstellt werden können. Die Stiftung tut dies auch für jeden Beitrag. Dieser Hinweis mag für diejenigen von Interesse sein, die demnächst einen runden Geburtstag, ein Firmenjubiläum oder etwas Ähnliches feiern. Da von einem bestimmten Alter an Fragen nach passenden Geburtstagsgeschenken Achselzucken provozieren, aber viele Gäste dennoch gern sinnvoll schenken möchten, bietet es sich an, um eine Spende oder eine Zustiftung zugunsten der Stiftung Allemannia zu bitten. In der Vergangenheit haben viele Mitglieder mit einem derartigen Spendenaufruf die Stiftung unterstützt, was zu einem kräftigen Anstieg des Stiftungskapitals und damit auch der Ausschüttungen an den Club geführt hat. Damit dies auch weiterhin für die Zukunft gelte, bittet der Vorstand der Stiftung darum, diese auch weiter mit Spenden zu unterstützen. Dr. Henning Gleim 177 178 | Menschen Mäzene Für ein ansprechendes Clubhaus, einen attraktiven Bootspark, für handwerkliche Sorge um das Bootsmaterial, für den Leistungssport mit Besuchen von Regatten, aber auch für Betreuer der Jugendarbeit und damit für die Nachwuchsförderung stand immer das Beitragsaufkommen der Mitglieder zur Verfügung. Wenn es aber um besondere Anlässe ging, war es für uns Allemannen ein Glück, dass der Club immer Gönner und Mäzene hatte, die mit ihren Zuwendungen sicherstellten, dass über das normale Beitragsaufkommen hinaus Mittel für besondere Aufgaben zur Verfügung standen. Blick in den Ergoraum Es werden hier keine Namen genannt, aber die Zeugnisse großherziger finanzieller Unterstützung wirken in unseren Annalen nach und begegnen uns auch heute noch ständig. Vermächtnisse, Spenden für besondere Vorhaben, Mittel aus der Stiftung Allemannia sind unserer Gemeinschaft in reichem Maße zugeflossen. Und es waren in erstaunlicher Zahl auswärtige Mitglieder, die ihrer Bindung an unseren Club damit einen bleibenden Ausdruck verliehen haben. Ulrich Busch Menschen | 179 AusBLICK ❱ Gedanken zum 200. Jubiläum {182} 182 | Ausblick Gedanken zum 200. Jubiläum im Jahre 2066 Im Jahre 2016 feiert der RCA seinen 150. Geburtstag, doch wie wird es in der und um die Allemannia im Jubiläumsjahr 2066 aussehen? Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat gesagt: »Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!« Nachdem ich trotz der zu erwartenden Fortschritte in der Entwicklung von lebensverlängernden Medikamenten beim Festball anlässlich des 200jährigen RCA-Jubiläums im unter Denkmalschutz stehenden Festsaal des »Atlantic« weder das Tanzbein schwingen noch Champagner trinken werde, kann ich unbeschwert fabulieren und werde auch nicht zum Arzt gehen. Hamburg wird 2066 über 2 Mio. Einwohner haben, der Speckgürtel um die Stadt ist ebenfalls gewachsen, und der RCA zählt ca. 800 Mitglieder. Die Statuten des Clubs wurden geändert: Auch Frauen können nun Mitglieder sein. Ohne die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa und im EURO-Raum näher in meine Prognosen einzubeziehen, sei angenommen, dass es keine Währungsreform und keine große Geldentwertung, d. h. Inflation oder einen Währungstausch wie nach dem 2. Welt- krieg (Reichsmark gegen Deutsche Mark) gegeben hat. Doch eine moderate jährliche Geldentwertung hat auch vor dem Jahresbeitrag des RCA nicht halt gemacht, und dieser beträgt für normale Mitglieder EUR 1.500,00. »History is inflationary« schrieben schon vor über 50 Jahren die amerikanischen Historiker W. und A. Durant. Die Verlängerung des ursprünglichen Erbbaurechtsvertrages bis zum Jahre 2054 wurde Anfang des 21. Jahrhunderts von dem damaligen Vorsitzenden Manfred Riechers mit dem Hamburger Senat ausgehandelt. Dem Vorstand gelang es 2054 nicht nur, diesen Vertrag bis 2104 zu verlängern, sondern er erhielt schon zu einem früheren Zeitpunkt die Genehmigung der Stadt, das Bootshaus zu vergrößern, um Platz für den sich ständig erweiternden Bootsbestand und Raum für die Umkleideräume der Frauen zu schaffen. Eine positive Rolle bei dieser Genehmigung spielte der umfangreiche Schul-, Hochschul- und Betriebssport innerhalb des RCA. Finanziert wurde die architektonisch gelungene Erweiterung neben Darlehen durch Umlagen, Spenden und Erbschaften. Ausblick | 183 184 | Ausblick Die Stiftung »Allemannia 125« feiert 2066 ihr 75jähriges Jubiläum und ist durch Spenden und Erbschaften auf ca. EUR 1,2 Mio. angewachsen, obwohl immer wieder Zuschüsse an den Club für neue Boote und auch für die Vergrößerung des Bootshauses geflossen sind. Im Bootsbau hat es in den vergangenen 50 Jahren mit der Verwendung von für den Schiffs- und Flugzeugbau entwickelten Werkstoffen beachtliche Veränderungen gegeben, die die Boote leichter und schneller machten. Holzboote gibt es nicht mehr, nur die Barke »RC Allemannia von 1866« wird von einigen Mitgliedern als Oldtimer gehegt und gepflegt. Zu besonderen Anlässen wird sie zu Wasser gelassen. Ansonsten gibt es für Wanderfahrten drei Barken aus den neuen Materialien. Neben dem Breitensport spielt der Leistungssport im RCA weiterhin eine wichtige Rolle. Im Ruderprogramm der olympischen Spiele hat es eine großartige Veränderung gegeben. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern wurde im Leichtgewichtsbereich der Doppelzweier durch einen Doppelachter ersetzt. Da die Allemannia schon immer stark im Leichtgewichtsbereich war, konnten mehrere Allemannen u. a. im »Deutschland- Doppelachter« olympische Medaillen gewinnen, sogar die Goldmedaille. Gleiche Erfolge wurden auf Europa- und Weltmeisterschaften erzielt. Bei der Ruderkleidung hat sich in 50 Jahren viel verändert, doch trotz der neuen Textilfasern sind die Farben weiterhin rot-weiß. Nur der traditionelle Clubpullover hat alle Veränderungen überstanden und wird im Winter und auf Wanderfahrten getragen, vielleicht nicht mehr aus kratzender Schur- Ausblick | ernfrühstück inzwischen aus gentechnisch veränderten Produkten zubereitet wird, schmeckt es den Ruderern genauso gut wie vor 50 Jahren, ohne gesundheitliche Gefahren. Ich hoffe, dass recht viele Allemannen das 150. und auch das 200. Jubiläumsfest des RC Allemannia feiern werden. wolle, sondern aus Fleece oder ähnlichem »man made material«. Das gesellige Beisammensein nach dem Training oder der etwas gemütlicheren Alstertour der Breitensportler wird wie in früheren Zeiten gepflegt. Ob für die Versorgung mit Speisen und Getränken die Firma Brunckhorst weiterhin sorgt oder deren Nachfolger, sei dahingestellt. Neben Speisen und Getränken, die 2016 noch nicht auf der Karte standen, gibt es aber auch 50 Jahre später noch Bauernfrühstück und ein nach dem Reinheitsgebot von 1516 gebrautes und frisch gezapftes Bier. Auch wenn das Bau- Die sich ständig steigernde Lebenszeiterwartung gibt hierzu berechtigte Hoffnungen. Diese Clubkameraden können dann die Festzeitschrift von 2016 heraussuchen und prüfen, wie hoch meine Trefferquote war. Und wenn sie höher als 51 Prozent ist, gibt es bis dahin vielleicht die Kommunikationswege, um mir dies von der Alster in die ewigen Jagdgründe zu übermitteln. Fred Nechels (Jahrgang 1935) 185 186 | Ausblick Ausblick | 187 188 | Ausblick IMPRESSUM Redaktion: Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Dr. Stefan Janssen, Ralf Kockel, Manfred Riechers, Harald Sobisch, Monika Strocka Layout rowDESIGN Ralf Kockel Druck: copy-druck, Hamburg © 2016 AUTOREN: Arne Basner, Ole Brauer, Peter Bohnsack, Ulrich Busch, Dr. Hans-Dieter Ehrenberg, Jan Eutert, Arne Falkenhorst, Andreas Förster, Dr. Henning Gleim, Klaus Harder, Dirk Heinike, Dr. Stefan Janssen, Siegfried Kaidel, Jürgen Kiene, Peter Koch, Moritz Kurz, Dr. Jürgen Mantell, Ingo Matthies, Fred Nechels, Peter Okens, Kai Olbrich, Dr. Boll Reimann, Manfred Riechers, Olaf Scholz, Harald Sobisch, Dr. Bernd Strocka, Dr. Enno Ulrichs, Jürgen Warner und Frank Wolgast Fotos: Andreas Kayales (Kayales Photography), Arne Basner, Sven Bentien, Wilfried Brozait, Ulrich Busch, Sven Carstens, Joachim Dietz, Bootswerft Empacher GmbH, Andreas Förster, Günther Hansch, Hapag-Lloyd AG, Ralf Kockel, Wolfgang Marahrens, Oliver Quickert (rudern.de), Rave Oschkinat Architekten, Norbert Schmidt, Detlev Seyb (meinruderbild.de), Dr. Bernhard (Bernd) Strocka, Thomas Strub, Enno Ulrichs Die Mitglieder sind die Seele des Clubs – das Herz schlägt in der Bootshalle