Holsteiner Kälberstall

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Holsteiner Kälberstall
14.11.2014
Holsteiner Kälberstall
Im Jahr 2008 wurden die ersten Holsteiner Kälberställe in Schleswig Holstein gebaut. Die in
der Folgezeit errichteten Ställe dieser Bauweise unterscheiden sich in Details voneinander,
das Grundprinzip blieb jedoch immer das gleiche. Über wichtige Einzelheiten und mögliche
Varianten des Holsteiner Kälberstalles soll im Folgenden informiert werden.
Drei Bedingungen muss der Kälberstall erfüllen
In der ersten und ursprünglichen Bauvariante sollen die Kälber vom 1. Tag bis zu einem
halben Jahr mit ihren, in Abhängigkeit vom Alter, unterschiedlichen Bedürfnissen an die
bauliche Umgebung untergebracht werden können. Das heißt, es müssen in allen Bereichen
beste Bedingungen für eine gute Stallluftqualität ohne Zugluft und schleusendem Wind
vorhanden sein. Zum zweiten muss der Bewirtschaftungsaufwand minimal sein,
insbesondere für das Entmisten, da die Arbeitsbelastung in den meisten Milchviehbetrieben
ohnehin bereits sehr hoch ist. Und zum Dritten müssen die Stallbaukosten durch eine
einfache Bauweise möglichst niedrig gehalten werden können.
Das Grundprinzip
Das Profil des Holsteiner Kälberstalles besteht aus einer 8 m tiefen Kälberbucht, einem 4 m
breiten Futtertisch und einem 4 m breiten überdachten Bereich, unter dem Einzeliglus
aufgestellt werden können (Abb. 1, 2 und 3).
Abb. 1: Skizze eines klassischen Holsteiner Kälberstalles
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Abb. 2 u. 3: Klassische Holsteiner Kälberställe mit einer Iglureihe und 8m tiefen Buchten mit zwei
Entmistungsachsen auf der anderen Seite des Futtertisches.
In den 8 m tiefen Kälberbuchten verläuft mittig, parallel zum Futtertisch, eine Aufkantung von
20 x 20 cm, die die Buchten in zwei Entmistungsachsen teilt (Abb. 4). Die Aufkantung dient
beim Entmisten als Abrisskante und schützt somit gleichzeitig die Schwenktore. Wichtig ist,
dass die Tore in Richtung Rückwand und in Richtung Futtertisch eine identische Länge
haben. Für das Entmisten können die Kälber wechselseitig am Futtertisch oder wandseitig
abgesperrt werden. Das Entmisten und Einstreuen des gesamten Stalles kann von einer
Person erledigt werden und dauert in der Regel nicht länger als zwei Stunden.
Abbildung 4: Entmistungsachse mit einer mittigen
Aufkantung von 20 x 20 cm
Abbildung 5: Geräteraum auf der Igluseite
Erster Abschnitt: Einzeliglus
Auf der offenen Seite des Futtertisches ist eine Einzeliglureihe vorgesehen. Wie viele
Einzeliglus dort Platz finden, hängt davon ab, ob auf dieser Seite noch ein Geräteraum (Abb.
5) eingerichtet wird und in welchem Abstand die Iglus gestellt werden. Empfohlen wird ein
Mindestabstand von 30 cm, damit es nicht zum gegenseitigen Belecken und damit nicht zu
einer eventuellen Übertragung von Infektionserregern kommen kann. Da Iglus mittlerer
Größe eine Breite von 1,40 m besitzen, würden pro Gruppenboxbreite von 4 m
durchschnittlich 2,4 Iglus Platz finden. Damit könnten die Kälber theoretisch vier Wochen in
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den Iglus bleiben, bevor sie in die Gruppenbucht umgestallt werden müssten. Wer seine
Kälber gerne länger im Einzeliglu halten möchte, hat die Möglichkeit, von vorherein das Dach
an dieser Stelle zu verlängern und eine Doppelreihe Iglus aufzustellen (Abb. 6). Bei einer
Länge der Iglus inklusive Auslauf von 3,40 m würden dann ebenfalls eine Standflächenbreite
von 8 m benötigt. Fresseraufzuchtbetriebe können auf die Einzeliglus verzichten und hier
ebenfalls 8 m tiefe Gruppenboxen einrichten.
Abb. 6: Holsteiner Kälberstall mit zwei Iglureihen
Abb. 7: Feststehendes Blindgitter auf der Aufkantung. Hintere Buchtenabtrennungen, Rückwand
und Abdeckplatten sind aus Hohlkammerprofilplatten gefertigt.
Zweiter und dritter Abschnitt: Gruppenboxen mit und ohne Kälbernest
In den 8 m tiefen und 4 m breiten Gruppenboxen finden 10 Kälber Platz. Die pro Tier zur
Verfügung stehende Fläche beträgt damit mindestens 3,2 m². Dieser Platz ist notwendig, da
ansonsten die Qualität der Stallluft leiden und das Risiko für Atemwegserkrankungen
deutlich zunehmen würde. Es ist möglich, den angegebenen Binderabstand des Stalles von
4 m zu vergrößern. In diesem Fall müssten auf der mittigen Aufkantung in den Buchten
Blindgitter, entsprechend der Länge, die die Schwenktorbreite übersteigt, fest eingebaut
werden (Abb. 7 Bildmitte links). Die hinteren Schwenkgitter bestehen grundsätzlich aus
einem Rohrrahmen mit eingesetzten Kunststoff- oder Hohlkammerprofilplatten (Abb. 7). Die
geschlossenen Seitenwände verhindern, dass Wind durch den Stall schleusen kann. An den
Giebelseiten werden vor den Toren rückwandig und futtertischseitig geschlossenen
Buchtenabtrennungen eingesetzt.
Für Kälber bis zu einem Alter von 10 Wochen ist es notwendig, ein Kälbernest im hinteren
Buchtenabteil einzurichten. Dazu werden in 1,5 m Höhe 2 m breite Abdeckplatten eingebaut,
die an der Rückwand und mit den seitlich geschlossenen Schwenkgittern dicht abschließen
müssen (Abb. 8a). Die Abdeckplatte sollte nur zum Entmisten hochgezogen werden. Auch
im Sommer ist es wichtig, sie abgesenkt zu lassen, da auch während dieser Jahreszeit die
Nächte nicht selten kühl sind und die Kälber den Unterschlupf nutzen. Kälber, die keine Milch
mehr bekommen und vollwertige Wiederkäuer sind, produzieren über den Pansen genügend
Eigenwärme und benötigen die Kälbernester nicht mehr. Daher ist es auch nicht notwendig,
den gesamten Stall damit auszustatten.
Worauf ist beim Bau zu achten?
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Ein gut gebautes Kälbernest zeichnet sich dadurch aus, dass es, bis auf eine Seite, komplett
geschlossen ist. Hierbei kommt es beim Bau leicht zu Fehlern, die nicht erkannt werden,
aber für die Kälbergesundheit problematisch sind. Zum Beispiel können Schlitze von
wenigen Zentimetern, durch die kalte Luft strömt, den schützenden Effekt eines Kälbernestet
bereits zunichtemachen
.
Die wichtigsten Bauelemente eines solchen Kälbernestes sind die geschlossenen
Seitenwände und eine Abdeckung (Klimadeckel). Die Abdeckung sollte in 1,50 m Höhe über
dem Buchtenboden waagerecht eingebaut werden und eine Tiefe von etwa 2 m besitzen.
Wichtig ist: Die Deckel werden nur zum Entmisten hochgezogen. Das heißt, sie bleiben auch
in den Sommermonaten auf den Kälbernestern, da es auch während dieser Jahreszeit
immer wieder zu starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen kommen kann, die bei
Kälbern für die nicht selten auftretende sogenannte „Sommergrippe“ verantwortlich sind. Das
Hochziehen der Abdeckungen erfolgt über Seile, die auf ein Rohr mit Elektroantrieb
aufgewickelt werden (Abb. 8b).
Die seitlich geschlossenen Schwenktore, auf denen die Abdeckungen aufliegen, haben eine
Höhe von 1,20 m und werden mit einer lichten Weite von 25 cm über dem Buchtenboden
eingebaut. 25 cm + 1,20 m + 5 cm Plattenstärke für die Abdeckplatte ergibt das Maß von
1,50 m Oberkannte Klimadeckel. Bei einem Neubau (Holsteiner Kälberstall) würde der
Querriegel in der Rückwand der Buchten auf Oberkante 1,50 m gesetzt werden. Damit bilden
der Querriegel und die Abdeckung des Kälbernestes eine Ebene. Darunter, auf einer Höhe
von 1,45 m, enden im Bereich der Rückwand der Kälbernester die Hohlkammerprofilplatten,
die als hintere Wandverkleidung eingebaut werden. Dadurch, dass der Klimadeckel am
Querriegel anliegt und mit der Oberkante der Hohlkammerprofilplatten abschließt, ergibt sich
ein doppelter Winkel, durch den die Winddichtigkeit erhöht wird (Abb. 8c). Ebenfalls sollte
der Deckel dicht auf den seitlichen geschlossenen Buchtenwänden aufliegen, damit auch
hier keine schleusende Luft eindringen kann. Der Freiraum von maximal 25 cm zwischen
den seitlichen im Bereich der Kälbernester geschlossenen Schwenktoren und dem Boden
sorgt dafür, dass bei reichlicher Einstreu auch hier keine unerwünschte Luftbewegung in den
Kälbernestern entsteht. Um einen winddichten Verschluss zwischen den Schwenktoren und
der Rückwand zu gewährleisten, können Winkeleisen an die Wand geschraubt werden, die
gleichzeitig als Anschlag für die Tore dienen (Abb. 8d).
Die Hohlkammerprofilplatten der hinteren Wandverkleidung sind thermoneutral und
entziehen den Kälbern, wenn sie mit dem Rücken daran liegen, kaum Wärme. Wichtig ist es,
auf den richtigen Einbau dieser Platten zu achten. Hier gibt es verschiedene
Einbaulösungen. Wird zum Beispiel bei ebenem Gelände nur mit einem Streifenfundament
von 30 cm Höhe gearbeitet, kann innenseitig in einer Höhe von 15 cm über dem Stallboden
ein Versatz in das Fundament in Stärke der Hohlkammerprofile, in der Regel von 5 cm,
eingebaut werden, damit die Platten nach dem Einbau mit dem Streifenfundament
wandbündig abschließen. Bei einem Einbau ab Oberkante des Streifenfundaments mit einer
Höhe von 30 cm, würden die Kälber im unteren Bereich an dem Betonsockel liegen. Das soll
vermieden werden.
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Wird aufgrund des vorhandenen Bodenprofils ein höherer Betonsockel geschüttet, können
stallseitig Holkammerprofilplatten gegen diesen Sockel geschraubt werden, die bis zum
Boden reichen und unten sowie oben mit einem Kunststoff-U-Profil abschließen. In einem
solchen Fall kann mit einer Materialstärke der Profile von 2,5 cm gearbeitet werden (siehe
auch Abb. 15).
Ist ein Gefälle in der Bucht vorgesehen, sollte ist in jedem Fall von der Wand in Richtung
Buchtenmitte eingebaut werden, damit im wandseitige Liegebereich der geringste Abstand
zwischen Buchtenboden und den seitlich geschlossenen Schwenktoren ist.
Abb. 8a: Die Abdeckplatten der Kälber-nester liegen im
heruntergeklappten Zu-stand auf den Buchtentrennwänden auf. Sie werden nur zum Entmisten
hochgezogen.
Abb. 8b: Das Hochziehen der Abdeckungen erfolgt über
Seile, die auf ein Rohr mit Elektroantrieb aufgewickelt
werden
Abb. 8c: . Dadurch, dass der Klimadeckel am Querriegel
anliegt und mit der Oberkante der Hohlkammerprofilplatten abschließt, ergibt sich ein doppelter Winkel, durch
den die Winddichtigkeit erhöht wird.
Abb. 8d: Um einen winddichten Verschluss zwischen den
Schwenktoren und der Rückwand zu gewährleisten,
können Winkeleisen an die Wand geschraubt werden, die
gleichzeitig als Anschlag für die Tore dienen.
Möglichkeiten der Kälbertränke
Im Holsteiner Kälberstall besteht die Möglichkeit, alle bekannten Tränkverfahren zu nutzen.
In den meisten Fällen werden Nuckeleimer in Verbindung mit einem Milchtaxi verwendet.
Wer seine Kälber damit tränken möchte, kann Fressgitter mit schwenkbaren
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Nuckeleimerhalterungen einbauen (Abb. 9). Die Nuckeleimer können in diesem Fall nach
dem Tränken buchtenweise über ein Gegengewicht hochgeschwenkt werden.
Abb. 9, 10 und 11: Möglichkeiten der Milchtränke im Holsteiner Kälberstall
Die einfachste Bauweise sind Nackenriegel in Verbindung mit „Milkbars“ (Abb. 10). Eine
solche Vorratstränke, in diesem Fall mit 10 Nuckeln, kann entweder direkt über den
Nackenriegel gehängt oder, wie auf dem Foto zu sehen ist, über eine zusätzliche
Befestigung in die Bucht geschwenkt werden.
Sollen im Stall Tränkeautomaten installiert werden, muss vor Baubeginn feststehen, welche
Buchten eventuell mit einem solchen System ausgestattet werden sollen, damit die
benötigten Wasser- und Stromanschlüsse vor den Betonarbeiten unterhalb des Futtertisches
verlegt werden können. Beim Entmisten würden Standbegrenzungen von Tränkeautomaten
jedoch stören. Für diesen Fall müssen schwenkbare Gitter eingebaut werden, die im
Bedarfsfall problemlos auf den Futtertisch geklappt werden können (Abb. 11).
Bauliche Besonderheiten
Für die Belüftung des Stalles wird empfohlen, an der geschlossenen Traufseite oberhalb des
Wandaufbaus eine Spaceboard-Verschalung (Abb. 12) oder eine Jalosie (Abb. 13)
einzubauen. Die Spaceboard-Verschalung hat den Vorteil, dass kein Öffnen oder
Verschließen der Luftzufuhrwege mehr notwendig ist. Mit einer Jalosie kann hingegen der
Stall an dieser Seite bei extremen Wetterlagen auch einmal komplett verschlossen werden.
Die Höhe der Jalosie bzw. des Spaceboards entspricht dabei dem Maß der Abdeckplatten
für die Kälbernester, die vor dem Entmisten komplett hochzuklappen sein müssen (siehe
auch Abb. 12). Bei einem festen Wandaufbau von 1,5 m wird darüber eine lichte Höhe von
noch einmal mindestens 2 m benötigt. Dieses Maß sollten die Abdeckplatten besitzen, damit
die Kälber darunter ausreichend Platz zum Liegen haben.
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Abb. 12: Traufseitige Spaceboardverschalung
Abb. 13: Jalousie oberhalb der Abdeckplatten
Eine Entlüftung findet in diesem Stall sowohl als Querlüftung als auch über den Giebel des
Schettdaches statt. Im Winter kann es passieren, dass über die große Öffnung des
Schettdaches Schnee in den Stall getrieben wird. Es ist möglich, diese Öffnung mit einem
Lochblech zu verkleiden. Lochblech lässt Licht und Luft passieren und verhindert, dass
Regen und Schnee in den Stall eindringen kann. Es ist allerdings darauf zu achten, dass das
Lochblech so eingebaut wird, dass es auf das kleine Schettdach stößt und nicht in den Stall
hineinragt, da bei Wind Regen durch die Löcher hindurchdrückt werden kann. Auf diese
Weise kann das auf der Innenseite des Bleches herab laufende Wasser über das Dach
abgeleitet werden.
Die traufseitige Rückwand unter dem Spaceboard bzw. der Jalosie kann zwischen den
Stützen einschalig aus Holkammerprofilplatten (5 cm stark) hergestellt werden. Das reduziert
nicht nur die Baukosten. Ein weiter Vorteil ist, dass die Platten als thermoneutrales Element
wirken und damit den Kälbern, die sich sehr gerne an Wände legen, anders als bei Beton
oder Stein, kaum Wärme entzieht (Abb. 14). Besteht die 1,5 m hohe Rückwand aus Beton
oder ist sie gemauert, wird dringend empfohlen, thermoneutrale Platten davor zu dübeln
(Abb. 15).
Abb. 14: Die Hohlkammerprofilplatten der Rück-wand
sind thermoneutral.
Abb. 15: Bei Betonwänden wird empfohlen,
Hohlkammerprofilplatten als thermoneutrales
Element davor zu dübeln.
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Im südlichen Teil von Deutschland ist es üblich, auch auf der Igluseite des Holsteiner
Kälberstalles aufrollbare Netze einzubauen. Vorsicht ist dabei geboten, da auch hier gilt, je
dichter ein Stall verschlossen wird, desto leichter entsteht bereits bei kleinen Öffnungen
Zugluft.
Damit beim Reinigen des Stalles das Waschwasser des Hochdruckreinigers ablaufen kann,
ist es zwingend notwendig, in jeder Buchtenhälfte ein Abfluss zu installieren. Dazu reicht es
aus, wenn entlang der Längsachse des Stalles in der Buchtenmitte des futtertischseitigen
und ebenso des rückwandseitigen Buchtenabschnittes unterhalb des Betons ein 150iger KGRohr verlegt wird, das in jeder Bucht einen Abzweiger nach oben besitzt. Kurz unterhalb der
Lauffläche wird ein Blinddeckel aufgesetzt, der im Bedarfsfall entfernt werden kann.
Reinigung und Desinfektion im klassischen Holsteiner Kälberstall
Die klassische Version des Hosteiner Kälberstalles, bei dem sich auf der einen Seite des
Futtertisches acht Meter tiefe Gruppenboxen und auf der anderen eine Reihe Einzeliglus
unter einem Schettdach befinden, hat sich bewährt. In dieser Version lässt sich der Stall
jedoch nicht in beliebiger Größe bauen. Möglich wäre ein zweiter Stall in gleicher Form oder
eine Spiegelung der Gruppenboxen. In einem solchen Fall müssten die Einzeliglus einen
eigenen Standort bekommen. Sollen die Gruppenboxen des Stalles in der klassischen
Version einmal komplett gereinigt und desinfiziert werden, müssen für diese Zeit alle Tiere
an einen anderen Standort gebracht werden. Zum Beispiel könnten sie für einen halben Tag
hinter dem Stall in einem mobilen Auslauf untergebracht werden. Für größere Bestände sind
andere Lösungen möglich, die eine Aufstallung der Kälber in von einander getrennten
Abteilen vorsehen.
Stall mit zwei Abteilen und Einzeliglus im Rein-Raus-Verfahren
Die einfachste Lösung ist es, den klassischen Stall mittig zwischen den Gruppenboxen mit
einer festen Wand zu versehen. Der Stall muss in diesem Fall von beiden Seiten befahrbar
sein, und zum Entmisten muss rückwärts wieder heraus gefahren werden. Bei einer solchen
Bauweise wäre zum Beispiel in einer abkalbeschwachen Zeit die Möglichkeit gegeben, eine
Hälfte des Stalles nicht mehr zu belegen und sie anschließend gründlich zu reinigen und zu
desinfizieren. Soll ein vorhandener Stall in diesem Sinne umgebaut werden, müssten die
Hälfte der Schwenktore ebenfalls geändert werden, da sie zu anderen Seite aufschlagen.
Um die Einzeliglufläche zu vergrößern, besteht bei einem Neubauvorhaben auch die
Möglichkeit, einen Stall mit Satteldach mit einer Tiefe von jeweils acht Metern beiderseits des
Futtertisches zu bauen. Auf der Igluseite können in diesem Fall zwei Reihen Iglus längs des
Futtertisches aufgestellt werden (Abb. 16, siehe Anhang) oder es wird mit einer
Kammaufstallung gearbeitet (Abb. 17, siehe Anhang). Bei größeren Beständen können, wie
auf den beiden Skizzen zu sehen ist, auf beiden Seiten des Futtertisches weitere
Gruppenbuchten eingerichtet werden.
Bei einer Längsaufstallung stehen sich zwei Iglureihen gegenüber, das heißt, die innere
Reihe steht mit dem Rücken zum Futtertisch, die äußere mit dem Rücken zur Traufseite. Bei
dieser Aufstallung ist die Iglugröße jedoch begrenzt. Es können nur Iglus mit einer
Gesamtlänge inklusive Auslauf von bis zu etwa drei Metern genutzt werden, um zwei Meter
als Futtergang zwischen den Iglus übrig zu behalten. Ein maschinelles Entmisten über den
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Gang zwischen den Iglureihen ist problematisch. Theoretisch könnte dafür ein Bobcat
genutzt werden. Es besteht dabei aber immer die Gefahr, so zeigt es die Praxis, dass beim
Herausfahren Mist von der Schaufel eventuell in die Tränkeeimer der Kälber fällt. Sinnvoller
ist es, von der Traufseite zu entmisten. Das erfordert allerdings eine zusätzliche befestigte
Rangierfläche in Stalllänge. Ebenfalls muss bedacht werden, dass vor dem Entmisten von
Iglus, die innen stehen, die Iglus an der Traufseite entfernt werden müssen. Da es sinnvoll
ist, Iglus in Gruppen zusammenzufassen, um die Stellflächen gemeinsam zu reinigen und zu
desinfizieren, kann dies sogar ein Vorteil sein. Es muss dabei nur bedacht werden, dass
ausreichend Iglus und Igluplätze vorgehalten werden müssen. In einem solchen Fall besteht
die Möglichkeit, im Abstand von zum Beispiel drei Iglus eine Abgrenzung einzubauen, um die
Standflächen der Iglus besser reinigen zu können ohne dass die anderen Igluplätze mit dem
Waschwasser überschwemmt werden. Das kann beispielsweise eine 50 cm hohe Wand aus
5 cm starken Hohlkammerprofilplatten sein, die über die Länge der Iglus inklusive Auslauf
reicht und an beiden Enden Abläufe für das Waschwasser besitzt.
Bei einer Kammaufstallung entstehen separate Abteile mit jeweils zwei sich
gegenüberstehenden Iglureinen mit vier Igluplätzen pro Reihe. Auch diese Reihen können
einzeln bewirtschaftet, das heißt gereinigt und desinfiziert werden. Zwingend notwendig ist
es auch hier, vor dem Stall traufseitig eine befestigte Rangierfläche zu schaffen. Die Abteile
können durch Wände aus Hohlkammerprofilplatten voneinander getrennt werden. Die
Igluflächen haben ein Gefälle in Richtung Traufe. Das Waschwasser kann dort
beispielsweise über Rinnen abgeleitet werden.
Bei einem Stall mit einer Kammaufstallung der Einzeliglus müssen bei der Planung
ungedingt die unterschiedlichen Ständer- und damit Binderabstände an den beiden
Traufseiten berücksichtigt bzw. der Stall muss zumindest in diesem Bereich freitragend
gebaut werden.
Stall mit zwei oder vier Abteilen ohne Einzeliglus
Bei einem Stall mit zwei oder vier Abteilen ohne Einzeliglus, der nach dem Holsteiner Prinzip
gebaut wird, ändert sich ebenfalls die Stallform. Anstelle der Pultdachhalle mit kleinerem
Schettdach für die Einzeliglureihe wird auch hier ein Satteldachgebäude benötigt. Das Dach
kann ebenfalls mit einem Schettdach oder mit einem Lichtfirst gebaut werden. Auf beiden
Seiten des Futtertisches befinden sich in diesem Fall acht Meter tiefen Boxen. Wird der Stall
zum Durchfahren gebaut, entstehen beiderseits des Futtertisches zwei Abteile, die getrennt
voneinander bewirtschaftet werden können (Abb. 18, siehe Anhang und Abb. 19). Wird der
Stall nochmals mittig durch eine feste Wand geteilt und ist von beiden Seiten befahrbar,
lassen sich vier Abteile einrichten. In diesem Fall muss beim Entmisten wieder rückwärts
herausgefahren werden (Abb. 20, siehe Anhang). Der Stall sollte an beiden Traufseiten eine
Jalousie erhalten, um auch im Sommer ausreichende Luftaustauschraten zu erreichen. Für
die Einzeliglus würde in jedem Fall ein separater Unterstand benötigt (siehe Kapitel
Einzelaufstallung).
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Abb. 19: Blick in einen gespiegelten Holsteiner Kälberstall mit jeweils einer Gruppe beiderseits des Futtertisches.
Die Einzeliglus haben einen eigenen Unterstand bekommen.
Holsteiner Kälberstall mit Güllekanal
Steht wenig Stroh für die Einstreu zur Verfügung, besteht die Möglichkeit, eine
Zweiflächenbucht mit Stroh und Güllekanal zu bauen. Ein solcher Bau wird allerdings immer
eine Kompromisslösung sein. Das Problem, dass sich in der Kälberhaltung die Spalten sehr
schnell zusetzten, insbesondere bei Güllekanälen mit angrenzenden eingestreuten Flächen,
ist bekannt. Aufgrund des vergleichsweise geringen Mistanfalls ist es zudem schwierig, die
Gülle fließfähig zu halten.
Ein Grund, der dazu führt, dass es zum schnellen Zusetzen der Spalten im Kälberbereich
kommt,
ist die geringe Schlitzbreite des Spaltenbodens. Die TierschutzNutztierhaltungsverordnung schreibt eine Spaltenbreite für Kälber bis zu einem halben Jahr
von maximal 2,5 cm vor. Im Text dieser Verordnung steht weiterhin: „bei elastisch
ummantelten Balken oder bei Balken mit elastischen Auflagen“ ist eine Spaltenbreite von 3,0
cm bei einer Toleranz von 0,3 cm erlaubt. Für die Praxis heißt es, wird der Spaltenboden mit
einer Gummimatte versehen, darf die Spaltenbreite 3 cm betragen.
Im Lehr- und Versuchszentrum in Futterkamp wurden hierzu Untersuchungen durchgeführt.
Es wurden in derselben Bucht Betonspalten mit einer Schlitzbreite von 2,5 und 3,0 cm
verglichen, wobei der Spaltenboden mit 3 cm Schlitzbreite eine Gummiauflage besaß. Die
Spalten mit Gummiauflage verklebten dabei deutlich weniger als die reinen Betonspalten
(Abb. 21, 22, 23). Zwei Gründe sind für diese Unterschiede verantwortlich. Der erste und
wichtigste ist, dass das Gummi im Gegensatz zum Beton keine Feuchtigkeit aufnimmt und
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es dadurch zu einem weniger starken Klebeeffekt kommt. Der zweite Grund ist, dass durch
die federnde Wirkung der Gummiauflage das Ankleben von Kot- und Strohresten deutlich
verringert wird. Die Kälber tragen zwar Strohreste mit auf die Auflage, nehmen aber auch
einen Teil wieder mit ins Strohbett. Aus diesen Gründen ist das notwendige Säubern der
gummierten Spalten deutlich reduziert und einfacher.
Abb. 21, 22, 23: Bild links: Spaltenboden mit und ohne Gummiauflage vor der Inbetriebnahme in derselben Bucht.
Bild Mitte: Spaltenboden mit und ohne Gummiauflage in derselben Bucht ein Jahr nach der Inbetriebnahme. Bild
rechts: Spaltenboden mit Gummiauflage im normalen Betrieb.
Die Nachteile sind die höheren Kosten, die sich durch die Gummiauflage ergeben. Wer
jedoch im Kälberbereich in Verbindung mit Stroheinstreu einen Güllekanal einbauen möchte,
sollte auf jeden Fall von vornherein 3 cm Spaltenbreite wählen und eine Gummiauflage
einplanen.
Baulösung mit Güllekanal
Um einen Güllekanal am Futtertisch funktionsfähig zu halten sollten nicht nur die Spalten mit
einer Gummiauflage versehen werden, es muss auch dafür gesorgt werden, dass größere
Tiere mit im Stall stehen, um die Gülle fließfähig zu halten. Das heißt, es sollten dort Tiere
bis zu einem halben Jahr untergebracht sein. Der Kanal muss auf jeden Fall als
Kreislaufsystem eingerichtet werden. Das lässt sich am besten realisieren, wenn der Stall als
Satteldachgebäude errichtet wird und beiderseits des Futtertisches mit einem Güllekanal
ausgestattet ist. Die Verbindungen unter den Futtertischenden müssen als Kanäle
ausgeführt und können mit entsprechenden überfahrbaren Platten abgedeckt werden (Abb.
24, siehe Anhang).
Die übrige Stallkonstruktion entspricht weitestgehend dem Holsteiner Kälberstall. Es ist
darum zu empfehlen, den Stall mit einem Binderabstand und damit einer Buchtenbreite von
5 m zu errichten. Die Gesamttiefe der Buchten beträgt 8 m. Davon sind 3 m Spaltenkanal am
Futtertisch und im hinteren Bereich 5 m tiefe Strohboxen. Die Kälber können zum Entmisten
der Strohboxen durch Aufschwenken der Tore zum Güllekanal hin am Futtertisch abgesperrt
werden. Wichtig ist, dass sich der Güllekanal, oder genauer die Oberkante des
Spaltenbodens, etwa 25 cm über dem Buchtenboden befindet. Damit wird gleichzeitig eine
notwendige Abrisskante für den Mist beim Entmisten geschaffen. Ein zusätzliches
Trenngitter von der eingestreuten Bucht zum Güllekanal kann aber muss nicht aufgebaut
werden. Wenn ja, sollte es auf beiden Seiten der Bucht einen Kälberschlupf haben.
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Die Buchtentrennwände werden, so wie auch im klassischen Holsteiner Kälberstall, als
Rohrrahmen mit eingeschraubten Hohlkammerprofilplatten ausgeführt, um schleusenden
Wind im Liegebereich zu vermeiden. Ebenso wird für die Kälber in den ersten zehn Wochen
eine schwenkbare Abdeckplatte eingebaut, so dass ein Kälbernest entsteht.
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Anhang: Abb. 16: Skizze eines gespiegelten Holsteiner Kälberstalles mit Einzeliglus in
Reihenaufstallung. Der Stall ist hier nicht in voller Länge dargestellt.
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Anhang: Abb. 17: Skizze eines gespiegelten Holsteiner Kälberstalles mit Einzeliglus in
Kammaufstallung. Der Stall ist hier nicht in voller Länge dargestellt.
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Anhang: Abb. 18: Skizze eines gespiegelten Holsteiner Kälberstalles mit zwei Abteilen, das
heißt jeweils einer Gruppe beiderseits des Futtertisches.
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Anhang: Abb. 20: Skizze eines gespiegelten Holsteiner Kälberstalles mit vier Abteilen, das
heißt jeweils zwei Gruppen beiderseits des Futtertisches.
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Anhang: Abb. 24: Skizze eines Holsteiner Kälberstalles mit Strohboxen und Güllekanal am
Futtertisch.
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