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BY LEONTEQ QUARTERLY 3 15 DAS MAGAZIN FÜR ANLAGEN, TRENDS UND TECHNOLOGIEN ZUKUNFT BUSINESS TRAVEL SMARTWATCHES SIND NICHT ANDERS ALS «MINUS-SMARTPHONES» 48 STUNDEN IN LONDON GROSSES INTERVIEW NICK HAYEK MASSGESCHNEIDERT DER UHRENREBELL WHISKY-EIN JAPANER AN DER SPITZE THEMEN-SCHWERPUNKT FAMILIENUNTERNEHMEN 2 EDITORIAL Liebe Kunden Auch wenn die Minute weiterhin aus 60 Sekunden besteht und sich der Tag in 24 Stunden einteilt – die Welt scheint sich immer schneller zu drehen. Rasend schnelle Datenautobahnen übermitteln Informationen beinahe in Echtzeit von Kontinent zu Kontinent. Zudem lässt der globale Austausch von Waren und Dienstleistungen die 7.3 Milliarden Erdbewohner immer weiter zusammenrücken. Dass dabei Kultur und Tugenden der vergangenen Generationen in Vergessenheit geraten, wundert nicht. Allerdings gilt dies nicht für die Familie, die in mancher Hinsicht sogar an Bedeutung gewinnt. Auch Investoren haben inzwischen erkannt, dass Familie nicht nur im Privaten für Schutz und Geborgenheit steht, sondern auch am Kapitalmarkt. Der Erfolg von Unternehmen in Familienhand gründet sich auf stabile Gewinne, solide Finanzierung mit höherem Eigenkapitalanteil, hohes Engagement der Familie mit eigenen Werten und eine langfristige Geschäftspolitik, um nur einige zu nennen. Ein zunehmender Familiensinn fürs Depot lässt auch die Rendite wachsen. Ein Blick in die Kurshistorie zeigt, dass familiengeführte Unternehmen etwas krisenresistenter sind als klassische Valoren und in Zeiten des Aufschwungs besser aus den Startlöchern kommen. Grund genug, den Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe des Leonteq Quarterly auf das Thema «Familienunternehmen» zu legen. Familiengeführte Unternehmen stehen für Innovationsfreude. Familiengeführte Unternehmen stehen aber nicht nur für Beständigkeit und Tradition, sondern auch für Innovationsfreude. So setzt die Firma Swatch (ein Porträt lesen Sie ab Seite 8) bei Smartwatches massgebliche Trends. Ab Seite 30 können Sie sich dann ein Bild machen, welche Datenarmbanduhren bereits erhältlich sind und wie es um deren Zukunft bestellt ist. Übrigens, bei Swatch schliesst sich der Kreis: Das Unternehmen revolutionierte bereits 1998 mit der Einführung einer Internetzeit die klassische Chronologie. Weg vom eingangs erwähnten babylonischen System teilte der weltgrösste Uhrenkonzern den Tag in 1000 so genannte Beats ein. Das Gefühl, dass die Erde ihre Drehzahl immer weiter erhöht, bleibt aber auch trotz moderner Zeitrechnung weiter bestehen. Ihnen wünsche ich anregende Einblicke beim Lesen der neuen Ausgabe. Jan Schoch CEO | Leonteq AG INHALT 3 Inhalt INTERVIEW Der «Uhrenrebell» Nick Hayek im Interview. STANDORT Die besten Tipps für ein Wochenende in London. AUF EINEN BLICK Familiengeführte Unternehmen. Seite 4 NEWS Unser Plattform- Partner-Netzwerk wächst. Seite 6 PORTRÄT Der Uhrenrebell: Nick Hayek. Seite 8 SPORT Unterwegs auf leisen Sohlen: Schneeschuhwandern. Seite 14 8 38 SPEZIAL: FAMILIENUNTERNEHMEN EIN HORT DER KONTINUITÄT Erfahrung als Erfolgsfaktor. Seite 18 18 GENERATIONENÜBERGREIFEND Schweizer Vorzeigeunternehmen. Seite 24 WE ARE FAMILY Geheimnis des Erfolgs. Seite 28 34 ZUKUNFT Smartwatch gegen traditionelle Uhren. Seite 30 MASSGESCHNEIDERT Whisky – Qualitätskriterien eines Experten. MASSGESCHNEIDERT Whisky – Entscheidende Qualitätskriterien. Seite 34 STANDORT London – Der wichtigste Finanzplatz Europas. Seite 38 FAMILIENUNTERNEHMEN Zwischen Tradition und Innovation. GIMMICKS Feuer und Flamme. Seite 42 Impressum Herausgeberin Leonteq Securities AG Brandschenkestrasse 90, Postfach 1686 8027 Zürich, Schweiz Erscheinung: 3x im Jahr Druckauflage: 3‘000 DE / 2‘000 EN Konzeption + Realisation Leonteq & Axel Springer Schweiz AG Corporate Media, www.axelspringer.ch Chefredaktion Manuel Dürr [email protected] Übersetzung Amelia Sassano Head MarCom Sandra Frank Dudler [email protected] Autoren Stefan Barmettler Alexandra Dinter Wilma Fasola Wolfgang Hagl Christian Ingerl Dieter Messmer Matthias Nicklowitz Michael Vogt Christoph Wöhrle Bildnachweise Titel: 13 Photo AG / Gianmarco Castelberg; Inhalt: 13 Photo AG / Sophie Stieger; Illustration: Felice Bruno (p.40). Alle übrigen Bilder iStock. Bestellung Abonnement Leonteq Securities AG [email protected] Tel. +41 58 800 1091 Fax +41 58 800 1010 Druck Staffel Medien AG, Zürich www.staffelmedien.ch Eine Wiedergabe – auch auszugsweise – von Artikeln und Bildern ist nur mit Genehmigung von Leonteq Securities AG gestattet. Jegliche Haftung für unverlangte Zusendungen wird abgelehnt. Rechtlicher Hinweis Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und ist kein Research; sie ist weder als Empfehlung zum Kauf bzw. Verkauf von Finanzprodukten noch als Angebot oder Einladung zur Offertenstellung zu verstehen. Die darin enthaltenen Angaben werden ohne jegliche Garantie oder Zusicherung bezüglich Korrektheit, Vollständigkeit oder Verlässlichkeit gemacht. Investoren wird ausdrücklich empfohlen, sich vor einer Investition in Finanzprodukte durch einen Fachmann umfassend und persönlich beraten zu lassen. Diese Publikation kann eine solche Beratung in keinem Fall ersetzen. © Leonteq Securities AG 2015. Alle Rechte vorbehalten. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit wurde diese Publikation auf FSC-zertifiziertem Papier klimaneutral gedruckt und trägt so zu einer weltweiten nachhaltigen Waldbewirtschaftung bei. Es wurde ausschliesslich Ökostrom zur Herstellung dieser Publikation eingesetzt und die Auslieferung erfolgte mit einem Hybridauto. 4 AUF EINEN BLICK Familien unternehmen Wie in vielen anderen Ländern der Welt bilden Familienunternehmen auch in der Schweiz das Rückgrat der Wirtschaft. Diese Firmen, die ganz oder vorwiegend von den Gründerfamilien beziehungsweise den Nachkommen geleitet werden, haben meistens eine langfristige Perspektive. Sie halten die Arbeitskräfte auch bei zyklischen Konjunkturrückgängen und stabilisieren dadurch die Wirtschaft. Darüber hinaus engagieren sie sich in ihren Regionen, sie treiben Innovationen voran und sie sind nahe bei ihren Kunden. GENERISCHER STAMMBAUM EINES FAMILIENUNTERNEHMENS 1. Generation: Die Gründer Kennzeichen: Pragmatische hemdsärmlige Gründer, mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Startkapital ist oft winzig klein, das Beziehungsnetz zur (Lokal-)Politik und zur Wirtschaft gross. 2. Generation: Die Aufbauer Kennzeichen: Bei dieser Generation hat oft ein Mitglied der Familie den ersten «passenden» Hochschulabschluss (Wirtschaft, Jura). Die Nachfolge ist früh absehbar, wird durch die Gründer gefördert. Startkapital ist die Firma, der Nachfolger wächst in das Beziehungsnetz hinein. 29 Prozent der Familienmitglieder arbeiten als obere Führungskräfte im Unternehmen. Diese Stärken zeigen sich in den langfristig besseren Aktienkursen der börsengelisteten mittleren und grösseren Familiengesellschaften: Wer rechtzeitig bei Swatch, Schindler, Roche oder Richemont dabei war, konnte sein Kapital vervielfachen. Allerdings gibt es auch immer wieder Probleme mit der Nachfolge, bei der Qualifikation der Familienmitglieder, durch historisch entstandene Klumpenrisiken im operativen Geschäft und mit der Beschaffung von Kapital, wie die Beispiele von Sika, Schmolz + Bickenbach, DSKH und von der längst verschwundenen alten Bank Leu zeigen. 3. Generation: Die Verwalter Immerhin - die Risikofaktoren sind bekannt. Wo sie zutreffen, können Investoren reagieren – und wo sie nicht zutreffen, können sie die langfristigen Gewinne weiter laufen lassen. 4. Generation: Die Verwerter WAS FAMILIENUNTERNEHMEN BESONDERS KENNZEICHNET Kennzeichen: Bei dieser Generation teilt sich das Interesse am Geschäft: Einige Nachfolger verkaufen ihre Anteile in der Familie weiter, andere behalten sie. Hier erfolgt oft die entscheidende Weichenstellung in Richtung weitere Unabhängigkeit – oder aber der Verkauf. Kennzeichen: Stiftungen und Fonds bilden die Basis des weitergegebenen Reichtums der vielen Familienmitglieder, die sich haben auszahlen lassen. Ein, zwei Familienmitglieder aus unterschiedlichen Stämmen der Familie sitzen im Verwaltungsrat oder sind in Führungspositionen im operativen Geschäft. Anstelle des Familienrats tritt die Generalversammlung. Mehr Kultur und stärkere Werte Ausgeprägtes Verantwortungs bewusstsein Langfristiger Ansatz bei Entscheidungen Nicht nur an Gewinn und Wachstum orientiert Schweiz 86 % International 73 % Schweiz 85 % International 76 % Schweiz 85 % International 55 % Schweiz 84 % International 71% QUARTERLY 2 | 15 5 77 % aller Familienbetriebe unter Kontrolle der Familien HILFREICHE STRUKTUR Damit die Organisationsform Familie langfristig gut funktioniert, braucht sie eine klar definierte Struktur, so wie in diesem Modell dargestellt. Familie Familienausschuss / Familienrat 10 % aller Familienbetriebe unter Kontrolle der Familien · Visionen und strategische Ziele · Investment Profile und Risikoprofil · Anlageausschuss Vermögensverwalter Family Office Management Immobilien · Leitung Family Office / Sekretariat · Management des Investments · Investment Controlling Beteiligungen Externe Steuerund Rechtsberater 12 % der Familienbetriebe werden an die 3. Generation weitergegeben Stiftungen Versicherungen Quelle: www.pwc.ch/nachrichten/de/15928/schweizer-familienunternehmen-2014 MESSBARER ERFOLG Grössere, börsenkotierte Familienunternehmen schlagen auf längere Sicht den Gesamtmarkt. 180 Family Equity Fund 160 140 3% der Familienbetriebe werden an die 4. Generation weitergegeben 120 100 80 MSCI World Price Quelle: Credit Suisse HOLT Index 2006 Stabilisierender Effekt auf die Wirtschaft Loyal gegenüber Angestellten, selbst in schlechten Zeiten Schweiz 80 % International 73 % Schweiz 79 % International 72 % 2008 Schnellere Entscheidungsfindung Schweiz 78 % International 69 % 2010 2012 2014 Wichtige Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen Schweiz 77 % International 78 % 6 NEWS GLOBAL Unser Plattform-Partner-Netzwerk wächst Die Zeichen im ersten Halbjahr 2015 standen weiterhin auf Expansion und technologischem Fortschritt. Wir haben den Avaloq Standalone-Adapter «Leonteq Direct» erfolgreich implementiert. Diese Schnittstelle zwischen der Avaloq Banking Suite und der LeonteqPlattform ermöglicht eine weitgehende Automatisierung von Prozessen bei strukturierten Anlageprodukten. Weitere Ausbauoptionen werden wir gemeinsam mit unseren Partner und Kunden prüfen und voranbringen. Auch unsere Pläne, eine integrierte Multi-Issuer-Plattform für die Erstellung und den Vertrieb von Anlageprodukten zu entwickeln, haben Gestalt angenommen. Wir werden gemeinsam mit Avaloq, DBS und Numerix eine innovative Plattform lancieren, die einen Buy-Side-Ansatz verfolgt und vielfältige datenbasierte Analysen QUARTERLY 3 | 15 zur Strukturierung und Preisberechnung von Produkten in Echtzeit bieten wird. In der ersten Phase wird unser Fokus dabei auf der Region Asien-Pazifik liegen. DBS wird hierbei als Pilotbank fungieren. Durch die Integration verschiedener Leonteq Module, die den etablierten Leonteq Service Level sicherstellen, und die Verbindung mit der Avaloq Banking Suite kann eine vollautomatische Verarbeitung aller Transaktionen bis zum Ende der Wertschöpfungskette gewährleisten werden. Ein in der von Numerix zur Verfügung gestellten web-basierten Softwarelösung erstelltes Produkt kann so beispielsweise direkt im Kundenportfolio verbucht werden. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres haben wir weiter an der Erweiterung und Diversifizierung unseres Angebots hinsichtlich Emittenten und Produkten gearbeitet.Neben der bereits erwähnten Kooperation mit der DBS bauen wir auch unsere Zusammenarbeit mit der Raiffeisen Schweiz weiter aus: Raiffeisen kann so künftig auch selbst als Emittentin von strukturierten Anlageprodukten auftreten. Bisher fungierte sie als Garantor, die Notenstein Privatbank als Emittent und Leonteq als Dienstleistungserbringer. Die erste Emission von Raiffeisen-Anlageprodukten über die automatisierte Leonteq-Plattform ist im ersten Halbjahr 2016 geplant. Die Raiffeisenbanken vereinigen eine Bilanzsumme von CHF 189 Mrd. und bilden damit die Nummer 3 im Schweizer Bankenmarkt. Des weiteren beabsichtigen wir mit J.P. Morgan, der Deutschen Bank, Bank of Montreal und Swiss Life in der Entwicklung und im Vertrieb von strukturierten Anlageprodukten zusammen zu arbeiten. 7 Unsere neuen Partner und die geplante Zusammenarbeit im Kurzprofil J.P. Morgan Chase J.P. Morgan Chase & Co. ist ein international führender Anbieter von Finanzdienstleistungen im Investmentbanking, Treasury und Wertschriften-Services, Asset Management, Commercial Banking und Retailbanking. Die Bank ist an der New York Stock Exchange kotiert und betreut Unternehmen, die öffentliche Hand, institutionelle und Privatkunden. Leonteq plant, J.P. Morgan’s Risikomanagement-Expertise zu nutzen, um die Skalierbarkeit der Leonteq-Plattform weiter zu erhöhen. J.P. Morgan wiederum möchte aus Leonteq’s automatisierter Wertschöpfungskette Vorteile ziehen. Bank of Montreal Bank of Montreal (BMO) ist ein führender nordamerikanischer Finanzdienstleister und im Retailbanking, Wealth Management und Investment Banking aktiv. Privatkunden, institutionelle Kunden, Unternehmen und die öffentliche Hand zählen zu ihren Kunden in Nordamerika und auf der ganzen Welt. BMO wurde 1817 gegründet und ist an den Börsen von Toronto und New York kotiert. Im Rahmen der Kooperation wird Leonteq von BMO’s Expertise in Lösungen für institutionelle Kunden profitieren. BMO wiederum erhält so Zugang zu Leonteq’s weitreichendem Kundenstamm in Europa und Asien. Deutsche Bank Die Deutsche Bank ist eine der weltweit führenden Universalbanken und an der Deutschen Börse in Frankfurt und der New York Stock Exchange kotiert. Sie bietet vielfältige Finanzdienstleistungen an – vom Zahlungsverkehr und dem Kreditgeschäft über die Anlageberatung und Vermögensverwaltung bis hin zu allen Formen des Kapitalmarktgeschäfts. Zu ihren Kunden gehören Privatkunden, Unternehmen, die Öffentliche Hand und institutionelle Anleger. Leonteq kann so das Serviceangebot auf ihrer automatisierten Plattform weiter ausbauen und von der Investmentbanking-Kompetenz der Deutschen Bank profitieren. Die Deutsche Bank wird ihrerseits Zugang zu Kundensegmenten erhalten, in denen Leonteq über eine etablierte Präsenz verfügt, und gleichzeitig auf Leonteq’s breiten Erfahrungsschatz bei massgeschneiderten, flow-orientierten Produkten zurückgreifen können. Swiss Life Die in Zürich ansässige, 1857 gegründete und an der SIX Swiss Exchange kotierte Swiss Life-Gruppe ist ein führender europäischer Anbieter von umfassenden Vorsorge-, Finanz- und Risikolösungen, Asset Management, Lebens- und Krankenversicherungen für Private und Unternehmen. Leonteq und Swiss Life prüfen derzeit Möglichkeiten einer Kooperation in der Entwicklung von Anlage- und Vorsorgeprodukten. 8 DAS PORTRÄT «WIR MACHEN ALLES SELBER» NICK HAYEK. Der CEO des weltweit grössten Uhrenkonzerns über die Werte eines Familienunternehmens, seinen Führungsstil und den Trend zur Smartwatch. S «Dem permanent spürbaren Druck, kurzfristig agieren zu sollen, muss man standhalten» ie rauchen eine Import-Zigarre aus Kuba? Nick Hayek: Nein, Kubaner sind mir zu stark. Also aus der Dominikanischen Republik? Richtig, Macanudo heisst die Marke. Sie hat einen weicheren Geschmack. Die starken Kubaner offeriere ich nur schwierigen Geschäftspartnern, das kürzt die Verhandlungen ab, weil sie dann schneller frische Luft nötig haben. (Lacht) Sie sind seit zwölf Jahren Chef der Swatch Group und haben in dieser Zeit den Umsatz von 4 auf über 9 Milliarden Franken gesteigert. Ihre wichtigste Entscheidung? Keine Entscheidung wird diktatorisch nur von mir allein gefällt. Der Erfolg der Swatch Group basiert auf einer Teamwork-Kultur. Erfolg ist nicht nur mein Verdienst, sondern auch des Verwaltungsrates und seiner Präsidentin sowie der Konzernleitungsmitglieder. Klingt ja schon fast nach Vollversammlung. Nein, nach optimaler Koordination. Auch wenn viele Leute bei Entscheidungen involviert sind, geht es sehr rasch. Wir wollen langfristig tragbare Entscheidungen treffen, das ist unsere Maxime. Konkret? Sich nie und nimmer von der Börse und der Finanzgemeinde beeinflussen lassen. Wir hatten die Technologieblase, wir hatten 9/11, die Finanzkrise 2008, die Schuldenkrise. Doch unsere Kultur hat nie zugelassen, dass wir kurzfristig reagiert haben. Wir sagten uns immer: Nichts überstürzen, wir entwickeln das Geschäft mit Weitblick. Dem permanent spürbaren Druck, kurzfristig agieren zu sollen, muss man standhalten. Druck von der Börse? Nicht nur, auch von den Medien, von den Finanzfonds, von sogenannten Experten, aber auch von Aktionären. Da gibt es immer wieder das grosse Missverständnis, das unberechenbare Auf und Ab des Börsenkurses habe mit der Realität des Geschäftsganges etwas zu tun. Ich werde manchmal auf der Strasse ganz mitleidig angesprochen, wenn die Aktie der Swatch Group an einem Tag mal drei oder vier Prozent verloren hat. Die Leute setzen dies dann oft irrtümlich mit operativen Verlusten gleich. 9 Nächstes Jahr werden wir mit einer revolutionären Batterie auf den Markt kommen – nicht nur für Uhren, sondern auch für Automobile 10 DAS PORTRÄT Wie reagieren Sie auf kritische Anlegerbriefe? Oft rufe ich die Leute persönlich an. Einige legen aber sofort wieder auf, weil sie glauben, da gebe sich einer als Hayek aus und erlaube sich einen Scherz. Was unterscheidet Ihr Unternehmen von anderen grossen Wettbewerbern? Wir sind keine Marketingorganisation, die Bestandteile zusammenkauft und zusammensetzt, wir haben unsere eigenen Fabriken und produzieren fast alles selber. Nehmen Sie eine Swatch Uhr: Die Batterie, den Chip, das Werk, das Zifferblatt, die Zeiger, das Gehäuse – alles machen wir selber! Diese Vertikalisierung ergibt eine gewaltige Wertschöpfung für den Konzern. Wer sein Produkt selbst herstellt, der rechnet anders und muss bei Wechselkursschwankungen nicht zwangsläufig kurzfristig Preisanpassungen vornehmen. Jede Preisanpassung weltweit braucht die Zustimmung des CEO Haben Sie den Nerv, das auszuhalten? Auch das gehört zur Kultur unseres Konzerns, diese Konsequenz hat mir mein Vater vorgemacht. Ich erinnere mich an den Einbruch der Lira in den 1980er-Jahren. Zu jener Zeit stammte ein Grossteil des Umsatzes der Gruppe von der Swatch. Trotzdem hat er die Preise in Italien nicht erhöht, obwohl der Druck auch im Verwaltungsrat enorm war. Damals schrumpfte die Marge auf unter 10 Prozent. Mein Vater widersetzte sich aber Preiserhöhungen, weil er die wichtigen Marktanteile in Italien halten wollte – und das war auch sehr erfolgreich. Und Ihre Markenchefs? Machen die mit? Ja, und sie hätten auch kaum eine andere Wahl. Jede Preisanpassung weltweit braucht die Zustimmung des CEO. Denn, wenn die Preise bei einem Markenprodukt einmal erhöht werden, können sie nicht mir nichts dir nichts wieder gesenkt werden. Sie haben das Grieder-Haus in der Zürcher Bahnhofstrasse gekauft. Wozu? Ein derart markantes Haus kommt in einer solchen Lage nie mehr auf den Markt. Da packten wir zu. Eine einmalige Gelegenheit. 11 Die Batterie, den Chip, das Werk, das Zifferblatt, die Zeiger, das Gehäuse – alles machen wir selber 12 DAS PORTRÄT Zu einem stolzen Preis. Wir haben um die 400 Millionen Franken bezahlt. Bei den heutigen Mietverhältnissen haben wir eine Rendite von etwas über 2 Prozent. Das ist zwar nicht rekordverdächtig, aber auch nicht schlecht. Andere zahlen auf 400 Millionen Franken Negativzinsen. Was wollen Sie mit dem Haus? Das ist eine langfristige Investition für uns. Sie könnten die Filialen von Swatch, Omega, Breguet und Blancpain in Zürich zusammenziehen und Miete sparen. Wir haben perfekte Locations für unsere Uhrenmarken und langfristige Mietverträge. Nein, wir wollen im Grieder-Haus sicher nicht Uhrenläden FAKTEN AUS DEM LEBEN VON NICK HAYEK 2 Langspielfilme hat Hayek produziert: «Das Land von Wilhelm Tell» und «Family Express» mit Peter Fonda (als bester Schweizer Comedy-Beitrag ausgezeichnet am Charlie Chaplin Comedy Film Festival in Vevey). 1111 Millionen Die Leute hatten nicht mehr nur eine Uhr, sondern zwei oder drei Uhren integrieren und daraus ein Uhren-Wunderland oder einen Uhren-Palast machen. Aber es gibt innovative Alternativen, um den Paradeplatz und die Bahnhofstrasse zu beleben. Vorbild Shanghai, wo Sie das Peace Hotel kauften und den Komplex zum Swatch Art Peace Hotel machten? Dort haben wir ein zukunftsweisendes Konzept entwickelt, mit Künstlerateliers, Restaurants, Bars. Heute ist das Haus ein Vorzeigeort in Shanghai, auch für die Regierung. So haben wir mitgeholfen, den weltbekannten Bund in Shanghai aufzuwerten. Nicht dasselbe Konzept, aber die gleiche kreative Ausstrahlung wünsche ich mir für das Grieder-Haus in Zürich. Sie sind Grossaktionär bei Swatch. Weshalb? Wir haben tatsächlich einen Grossteil unseres Vermögens in der Swatch Group. Wir haben dieses Engagement nie als Finanzanlage betrachtet. Wir haben immer geschmunzelt, wenn Banker für uns Swatch-Uhren sollen bis 2033 verkauft werden. 5 Wahrzeichen besitzt das Unternehmen: Das Omega-Museum in Biel, das öffentliche Ausstellungszentrum La Cité du Temps in Genf, das Nicolas G. Hayek Center in Tokio, das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte und das Swatch Art Peace Hotel in Shanghai. 600 VIP-Gäste waren dabei, als die Swatch Group 2002 mit königlichem Pomp den 200. Geburtstag ihrer Edelmarke Breguet feierte – im Schloss Versailles. ein Family Office installieren wollten und von Diversifikation redeten. Wir haben nie diversifiziert, sondern konsequent in Swatch-Group-Aktien investiert, auch aus Verantwortung gegenüber der Firma, auch um ihre langfristige Unabhängigkeit zu sichern. Familienbetriebe als Konzept der Schweiz? Absolut – unzählige Familienbetriebe bilden das Rückgrat der Wirtschaft. Die Arbeitnehmer, aber auch die Gewerkschaften, haben gute und anständige Beziehungen zu den Patrons dieser Firmen. Das sind keine Neureichen, die mit der Luxusyacht im Hafen von Monte Carlo ankern. Ist die Apple Watch eine Bedrohung für die Schweizer Uhrenindustrie? Ach was, das ist eine Opportunität für uns. Als das Mobiltelefon mit Zeitanzeige auf den Markt gekommen ist, haben uns viele vorausgesagt, nun käme die Uhrenbranche unter Druck. Ich sagte, das ist eine Chance: Die Leute sind mobiler, sind mehr in den Innenstädten, mehr in den Läden. Wir verkaufen seither sogar auch mehr mechanische Uhren, obwohl diese viel unpräziser sind als die Uhren auf dem Handy-Display. Wissen Sie, wofür Swatch steht? Für «Swiss Watch». Nein, für «Second Watch». Wir haben damals die Traggewohnheit geändert. Man begann, die Uhr zu wechseln, wenn man in die Ferien gefahren ist, Sport getrieben hat, ins Konzert oder ins Theater gegangen ist. Mit dem Erfolg der Swatch sind viele Modemarken wie Calvin Klein oder Armani ins Uhrengeschäft eingestiegen. In der Folge ist der Uhrenmarkt enorm gewachsen. Die Leute hatten nicht mehr nur eine Uhr, sondern zwei oder drei Uhren. Jetzt kommt die intelligente Uhr obendrauf? Wir hatten schon vor zehn Jahren ein Produkt mit smarten Zusatzfunktionen. Dem standen der Stromverbrauch und die Software-Abhängigkeit entgegen. Diese Probleme sind bis heute nicht gelöst. Das Geschäftsmodell der neuen Uhren ist wie beim Mobiltelefon: Nach einem Jahr kann man das Gerät wegwerfen, weil die technologische Weiterentwicklung bei Speicher, Display und Funktionalität enorm ist. 13 Unzählige Familienbetriebe bilden das Rückgrat der Wirtschaft Funktionalität am Handgelenk ist ein Trend. Funktionalität am Handgelenk war immer ein Kriterium für Uhren. Gleichzeitig müssen Uhren aber auch schön und praktisch sein. Hier kommt das Problem der Gangautonomie der Batterie ins Spiel. Ein Konsument, der viel unterwegs ist, will nicht noch ein Ladegerät für die Uhr mitschleppen. Wer eine Batterie auf den Markt bringt, mit der man eine smarte Uhr ein halbes Jahr lang nicht aufladen muss, der hat einen Wettbewerbsvorteil. Mit unserer Forschungsfirma Belenos und unserer Batterieherstellerin Renata arbeiten wir intensiv an diesem Problem. Nächstes Jahr werden wir eine revolutionäre Batterie auf den Markt bringen – nicht nur für Uhren, sondern auch für Automobile. Wir kennen das Thema. Immerhin produziert Renata 800’000 Batterien pro Tag. Wie reagiert Swatch auf die Apple Watch? Mit der Swatch Touch Zero One und der NFC-Swatch. Damit kann man kontaktlos bezahlen, wie mit einer Kreditkarte. Ein neues Display braucht es nicht, davon hat es schon genug: im Auto, im Büro, auf dem Smartphone, auf dem Tablet. Eine NFCSwatch kann alle diese Geräte intelligent steuern, wie eine Art Passepartout. Wie sieht ein normaler Tagesablauf von Nick Hayek aus? Ich habe keinen standardisierten Tagesablauf. Ausser, wenn ich morgens mit meinem Mini Cooper zur Arbeit fahre, dann telefoniere ich regelmässig mit unseren Länderchefs in Asien. Wir reden über das Konsumklima, über Touristenströme, neue Trends, über die Stimmung im Land. Bei der Rückfahrt rede ich mit den Chefs in Nord- und Südamerika. Sonst ist nichts standardisiert. Neben Swatch und Omega haben Sie weitere 16 Marken auf dem Radar. Wie geht das? Es ist nicht schwierig, diese Firma zu führen (lacht). Im Ernst – mein Vater hat die- sen Konzern strategisch so gut aufgestellt, dass ich es nicht als schwierig empfinde. Ausserdem habe ich grossartige Unterstützung von meiner Schwester und vom Verwaltungsrat sowie vom Management. Und schliesslich – was ist ein Unternehmen ohne seine Mitarbeitenden? Wir sind ein gutes Team. 35’000 Mitarbeiter, hunderte neue Produkte pro Jahr, 150 Fabriken, 700 Filialen, 18 Marken, globale Präsenz – ein Kinderspiel? Ein Kinderspiel? Nein! Wir haben ein paar einfache Grundsätze: Innovation und Vertikalisierung sind wichtig, der Verkauf steht im Vordergrund. Die «Finanzer» muss man eher zurückhalten, die Börse bitte auf der Seite lassen, die Marken relativ autonom arbeiten lassen. Die Strategie, die mein Vater entwickelt hat, funktioniert seit Jahren tadellos. 14 SPORT SCHNEESCHUH-WANDERN UNTERWEGS AUF LEISEN SOHLEN Schneeschuh-Wandern liegt im Trend. Der Sport bietet ein grossartiges Naturerlebnis und ist perfekt zum Entschleunigen. QUARTERLY 3| 15 15 E rste beim Frühstück zu sein – im Kronenhof in Pontresina hat das nichts damit zu tun, dass wir Angst vor einem leer gegessenen Buffet haben. Diese Sorge ist in dem vielfach ausgezeichneten Engadiner Grand Hotel fehl am Platz. Vielmehr geht es darum, am Morgen möglichst schnell auf die Schneeschuh-Wanderpiste zu kommen. Denn, was ist verlockender als eine unberührte Schneedecke? Dazu ist der Himmel blau, die Luft klar, und es warten acht Kilometer wunderschöne Winterlandschaft auf uns. Im wahrsten Sinn auf leisen Sohlen geht es im Schritttempo von Pontresina nach Morteratsch; und wenn die Kraft reicht, auch wieder zurück. Zeit, um die Natur auf sich wirken und Ruhe in die eigene Gedankenwelt eintreten zu lassen. Zeit, um das Engadin zu geniessen – vollkommen ohne Stress und Leistungsdruck. Und wir sind an diesem Morgen nicht die einzigen, die statt Skier die Schneeschuhe anschnallen. Seit einigen Jahren erleben die einst von Generationen vor uns zur winterlichen Jagd genutzten Fortbewegungsmittel eine Renaissance. So hatten die Bergsteigerbrüder Fritz und Carl Egger aus Basel 1884 Schneeschuhe aus Kanada eingeführt und hier unter das Volk gebracht, doch mit den ersten Skirennen Anfang des 19. Jahrhunderts fiel dieser Sport in einen längeren Winterschlaf. Nun sind es gerade junge Paare, Individualisten, aktive und gut trainierte Sportler, die im Winterurlaub vermehrt zu Schneeschuhen greifen. In der Schweiz nehmen die sogenannten multioptionalen Winterferien zu: Anstelle der reinen Skiferien von früher werden heute im wahrsten Sinn des Wortes Schneeferien verbracht, bei denen neben dem Skifahren auch viele andere Schneesportarten (oder Aktivitäten im Schnee) ausgeübt werden. Dies zeigt übrigens auch das Beispiel der beiden ehemaligen Skirennläufer Rosi Mittermaier und Christian Neureuther. Für Neureuther lässt sich kaum besser «die Materie Schnee geniessen» als mit Schneeschuhen und Mittermaier «zehrt von einem solchen Erlebnis unheimlich lang und ist im Anschluss stets fitter bei der Arbeit». STEP BY STEP Was unsere Ahnen im Winter zum Überleben entwickelten, erfährt zurzeit einen wahren Boom. Immer mehr Wintersportler entdecken Schneeschuhwandern und begeistern sich für Winterzauber und Naturerlebnis auf «alten» Fortbewegungsmitteln. 16 SPORT Raus aus dem Alltag – ab in den Schnee: Natur pur und hinterlassen Sie Ihre Spuren im Schnee Langsamer ist die Devise des Winters Die Entschleunigung unseres Alltages ist demnach beim Wintersport angekommen. Es geht wieder mehr um Genuss, ums Innehalten und Durchatmen. Wettbewerb, schnelle Reaktionszeiten und ständige Bereitschaft haben uns müde gemacht. Der Mensch wünscht sich Ruhe und findet diese in der Natur. Respektvoll möchte man sie wieder mehr erleben und nicht, wie viele Jahre lang praktiziert, verleben. Und das gerne auch unter Gleichgesinnten und in Gemeinschaft. Kaum eine Winter-Destination in der Schweiz ist daher heute noch ohne entsprechendes Angebot in Bezug auf Schneeschuh-Wanderungen. Vom individuellen Solo-Trip bis hin zur geführten mehrtägigen Gruppenwanderung ist alles dabei. Konstant werden die Trails ausgebaut und die Anzahl an ausgebildeten Führern nimmt zu. In Bezug auf die Wahl der idealen Region bietet die Schweiz wie im Sommer grenzenlosen Wanderspass. Zwar fördert der hiesige Schneeschuh-Verband die Entwicklung des Sports vorwiegend in der Romandie, doch generiert die neue Trendsportart auch in allen anderen Gebieten eine steigende Nachfrage. Daniela Bär von Schweiz Tourismus kann das nur bestätigen: «Das Toggenburger Land sowie die Westschweiz mit ihrer idealen Höhenlage zwischen 800 und 1000 Metern über Meer, sind nur einige der Eldorados für Schneeschuhläufer, die unser Land bereithält. So hat sich auch das ganz in der Nähe von Genf liegende Cergue mit einem einzigartigen Panorama zu einem Zentrum des Schneeschuh-Wanderns entwickelt. Und Jaun, im Freiburgerland, bietet viele Kilometer stille Wege, für alle, die wirklich abseits vom Ski-Rummel die weisse Winterlandschaft geniessen möchten.» Besonders gut ausgebaut sind die Wege im Jura. Neben leichten, manchmal nur eine Stunde dauernden Touren werden Mehr-Tages-Trips mit entsprechender Organisation und fachkundiger Begleitung offeriert. Nirgendwo höher als 1700 Meter, weite Täler und lange Winter gibt es im französischsprachigen Kanton und mittlerweile ein perfekt ausgebautes Wegenetz und die dazu passenden touristischen Angebote. Natur im Fokus Das Schneeschuh-Wandern bedarf keiner grossen Vorkenntnisse und die Investitionen sind überschaubar. Einfach draufloszugehen, davon raten die Experten jedoch ab. Zum Einstieg ist es ratsam, zumindest an einem Schnupperkurs teilzunehmen. Nicht zuletzt, da neben den verschiedenen Schritttechniken auch die Natur als solche ausführlich erklärt wird. Als Schneeschuh-Wanderer betritt man den Lebensraum von Wildtieren und nicht selten lawinengefährdete Gebiete. Es ist wichtig, auf die Details zu achten, um nicht der Natur zu schaden oder durch die Natur Schaden zu nehmen. QUARTERLY 3| 15 LINKS www.myswitzerland.com www.schneeschuhtouren.ch www.hoehenfieber.ch www.schneeschuhwandern.ch www.globaltrail.ch www.respektiere-deine-grenzen.ch So sollte man Touren, wenn diese abseits der Wege liegen oder durch tierreiche Gegenden gehen, immer zwischen 10 und 16 Uhr machen. Oder noch besser, Gebiete mit vielen Wildtieren nur innerhalb dieser sechs Stunden durchqueren. Denn dann sind die Tiere wach, und man greift so wenig wie möglich in die Fauna ein. Der Rothirsch beispielsweise weist während der kalten Monate ein ganz besonderes Schlafverhalten auf. Er liegt in der Nacht bis zu acht Stunden einfach regungslos im Wald, dabei sinkt seine Körpertemperatur bis auf 15 Grad ab. Würde man ihn dabei aufschrecken, würde sein steifer Körper schlimme, wenn nicht sogar tödliche Verletzungen davontragen. Und auch andere Tiere, wie Fuchs, Gams und Steinböcke sollten bei den wenigen, sich ihnen bietenden Gelegenheiten zur Nahrungsaufnahme nicht gestört werden. Die eigenen Grenzen kennen Bei der Auswahl der Tour sollten neben dem Respekt für die Natur auch die eigenen Kräfte eine wichtige Rolle spielen. Denn Schneeschuh-Wandern ist vergleichbar mit Joggen im Sand. Der nachgebende Untergrund erfordert für jeden Schritt mehr Kraft und Aufmerksamkeit. So ist der Aufstieg in der Regel genauso lang wie der Abstieg – wenn nicht sogar der Rückweg länger dauert. Somit lieber eine kürzere Tour wählen, als während der letzten Kilometer mit dem eigenen Körper zu kämpfen und am Abend zu denken: Nie wieder! Das ist auch der Grund, warum wir es uns bei unserer Tour bis Morteratsch offen lassen, ob wir zurück dann doch den Bus nehmen. Da Schneeschuhe einfach unter solide Berg- oder Wanderschuhe geschnallt werden und im Durchschnitt etwa zwei Kilo wiegen, bleibt man auch bei der Wahl von Verkehrmitteln flexibel. 17 Für diesen leichteren Trail ohne viele Querungen und Steigungen sind wir mit unserem grossflächigen Modell mit Kunststoff bespanntem Aluminiumrahmen optimal ausgerüstet. Diese sogenannten Classics eignen sich für flachere Gelände ohne grosse Herausforderungen. Für unsere Tour am kommenden Tag warten jedoch schon die kleineren, alpinen Schuhe im Skiraum des Kronenhofs auf uns. In Fachkreisen werden sie Modern genannt, sind ideal für schwierigeres Gelände und verfügen zusätzlich über Harschkrallen aus Stahl. Da wir uns zum ersten Mal in ein solches Gelände wagen, haben wir sie zunächst ausgeliehen. Solide Schneeschuhe sind zwar mittlerweile für 300 bis 400 Franken erhältlich, dennoch sollte man wie bei der Auswahl von Skiern erst einmal seine eigenen Anforderungen kennen, um am Ende das passende Sportgerät zu wählen. Bei der Bindung ist dabei übrigens vor allem die Fersenfreiheit entscheidend. Hier helfen die Experten im Fachgeschäft. Für ambitionierte Schneeschuh-Läufer gibt es natürlich auch High-End-Produkte wie den Atlas Aspect, doch empfiehlt sich diese Investition erst, wenn die Sportart schon fast professionell betrieben wird. SCHNEESCHUHE MIT SPASSFAKTOR Unberührte Natur mit bequemen und trittsicheren Schneeschuhen geniessen Durchatmen soll nicht nur beim Hinauffahren in der Gondel möglich sein, sondern vielmehr im Fokus der Tour stehen. Sich Zeit nehmen für sich selbst, für ein besonderes Naturerlebnis und Winterspass, damit lässt sich SchneeschuhWandern wohl am besten beschreiben. Und dafür lohnt sich auch frühes Aufstehen. Wobei das gute Frühstück auch nicht auf der Strecke bleiben sollte. SCHNEESCHUHE FÜR JEDES TERRAIN 1 1 Atlas Aspect Schuh für alle Backcountry-Enthusiasten. Geeignet für Anspruchsvolle und alpines Gelände. www.atlassnowshoe.com 2 TSL 217 / 227 Escape Spezialist im hohen Pulverschnee. Anwenderfreundlich, bequem und präzise. www.tsloutdoor.com 2 3 3 TSL 305 / 325 Tour Für leichtes bis mittelschweres Gelände. Eine leicht einstellbare Bindung mit ausgezeichneter Fusstütze. www.tsloutdoor.com 18 FAMILIENUNTERNEHMEN ZWISCHEN TRADITION UND INNOVATION FAMILIENUNTERNEHMEN QUARTERLY 3 | 15 19 «Durch die Verantwortung und den persönlichen Mitteleinsatz sind Familienunternehmer viel flexibler und zielorientierter als von aussen kommende Manager» 20 FAMILIENUNTERNEHMEN Ein Hort der Kontinuität Familienunternehmen zeichnen sich durch ihre langfristige und wertorientierte Unternehmenspolitik aus. Allerdings sehen sie sich auch mit spezifischen Herausforderungen konfrontiert, etwa in Finanzierungsfragen oder bei der Nachfolgeregelung. F amilienunternehmen sind ein wichtiger Bestandteil der Weltwirtschaft. Sie bilden in den meisten Ländern das Rückgrat des Wirtschaftssystems. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young sind mehr als 60 Prozent aller Unternehmen in Europa in Familienhand. In der Schweiz liegt der Anteil sogar bei 90 Prozent. Sie tragen entscheidend zum hohen Niveau der heimischen Wirtschaft bei, indem sie Arbeitsplätze schaffen, sich in den unterschiedlichsten Märkten behaupten, mit Weitsicht agieren und über hohe Innovationskraft verfügen. Doch was ist ein Familienunternehmen In Familienunternehmen eigentlich? Eine allgemeingültige sind Werte und Kulturen Definition gibt es nicht; im weitestärker gewichtet ren Sinne wird ein Unternehmen aber dann als Familienunternehmen bezeichnet, wenn es massgeblich vom Unternehmer respektive Gründer und seiner Familie oder einem in der Anzahl beschränkten Eigentümerkreis mit verwandtschaftlichen Beziehungen beeinflusst wird. Dieser Einfluss kann grundsätzlich auf zwei Arten erfolgen: durch Führung und/oder durch Kontrolle. Führung und Kontrolle Familiengeführt bedeutet, dass Familienmitglieder eine leitende Position im Unternehmen einnehmen, etwa als Mitglied der Geschäftsführung oder des QUARTERLY 3 | 15 Verwaltungsrates. Auch beides ist möglich, wie der Fall Swatch zeigt. Bei dem Uhrenkonzern führt Nick Hayek die operativen Geschäfte als CEO, die Schwester Nayla Hayek ist Präsidentin des Verwaltungsrates. Familienkontrolliert hingegen ist ein Unternehmen dann, wenn es sich zu einem massgeblichen Teil in Familienbesitz befindet. Bei Aktiengesellschaften definiert sich dies über Aktienbesitz oder Stimmrechte. So sind rund ein Drittel der an der SIX kotierten Firmen Familienunternehmen, legt man die Definition der gemeinsamen Studie der Universität St. Gallen und Ernst & Young zugrunde: «Wenn das Unternehmen durch einen Aktionär, welcher auch eine Familie sein kann, kontrolliert wird und dieser direkt oder indirekt 20 Prozent der Stimmrechte hält». Wie die Praxis zeigt, werden familienkontrollierte Unternehmen sehr häufig auch von Familienmitgliedern geführt. Langfristige Perspektive Grundsätzlich müssen sich Familienunternehmen, egal ob börsenkotiert oder nicht, ähnlichen Herausforderungen stellen, wie jedes andere gewinnorientierte Unternehmen auch. Dennoch besitzen Familienunternehmen auch ganz spezifische Eigenheiten, die sie von «anonym» geführten und kontrollierten Aktiengesellschaften unterscheiden. Ein Hauptmerkmal ist ihre langfristig ausgerichtete 21 Familienunternehmen: Was sind die wichtigsten Faktoren für einen dauerhaften Unternehmenserfolg? Quelle: Ernst & Young; Studie: «Auf Kontinuität ausgerichtet», 2013 Langfristige Managementperspektive Hohe Markenbekanntheit und Kundentreue Wachstumsstarke Volkswirtschaften Fokus auf das Kerngeschäft (statt Diversifizierung) Übereinstimmung der Eigentümer- und der Managementinteressen Einzigartige, innovative oder Nischenprodukte Fokus auf hohe Produktqualität Überdurchschnittliches Talentmanagement Flexible, zielorientierte Unternehmensführung Fokus auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung Kostenführerschaft Leichter Zugang zu Finanzierungen 0%10% 20% 30% 40% 50% 60% Unternehmenspolitik. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Familie nicht nur persönlich stark mit dem Unternehmen verbunden ist, sondern auch eine hohe finanzielle Abhängigkeit besteht, da in der Regel grosse Teile des Familienvermögens im Unternehmen investiert sind. Die Unternehmensstrategie muss diesem Umstand Rechnung tragen und darf die Investition und damit das Familienvermögen nicht gefährden. Zudem hat das langfristige Engagement des Kapitals der Familie im Unternehmen einen wesentlichen Einfluss auf das Investitionsrisiko. Der lange Zeithorizont von einer bis zu mehreren Generationen verlangt beispielsweise nicht nach Renditenmaximierung jeder Investition innerhalb weniger Jahre. Vielmehr nimmt das Durchschnittsrisiko mit zunehmender Zeit überproportional ab. Wie wichtig eine langfristige Perspektive in Familienunternehmen ist, belegen auch die Ergebnisse einer Ernst & Young-Studie, in der 280 Mitglieder von Familienunternehmen aus aller Welt nach Erfolgsfaktoren über alle Konjunkturphasen hinweg befragt wurden. Als eine «Langfristige Managementperspektive» wurde hier mit Abstand am häufigsten genannt (siehe Grafik «Was sind die wichtigsten Faktoren für einen dauerhaften Unternehmenserfolg?»). In einer anderen Studie von PricewaterhouseCoopers gaben 86 Prozent der befragten Familienunternehmen an, dass ihre Kultur und ihre Werte stärker gewichtet sind als in nicht familiengeführten Unternehmen. Erfahrung als Erfolgsfaktor «Einer der Gründe, warum Familienunternehmen Konjunkturabschwünge vergleichsweise gut überstehen können, ist, dass sie meistens schon mehrere wirtschaftlich schwierige Phasen und Umbrüche bedingt durch Veränderung von innen, technologischen Fortschritt oder geopolitische Verschiebungen erlebt haben», sagt Philip Aminoff, ehemaliger Präsident der European Family Businesses Group 22 FAMILIENUNTERNEHMEN Familienunternehmen: Bevorzugte Finanzierungsmöglichkeiten nach Rang Rang 1 Rang 2 Rang 3 Rang 4 (EFB) und Chairman der Electrosonic Group, einem finnischen Familienunternehmen. Daher, so Aminoff, sind gerade Familienunternehmen daran interessiert, robuste Die Nachfolge muss Strukturen, gesunde Bilanzen und geregelt sein, um die langfristige Beziehungen aufzubauen. langfristige Perspektive Zu einem ähnlichen Schluss kommt sicherzustellen auch die Ernst & Young-Studie. Die erfolgreichsten Familienunternehmen haben sich demnach stets an neue Gegebenheiten angepasst und sich im Lauf der Zeit neu erfunden. Konflikte in Finanzierungsfragen Kontinuität und Stabilität sind also typische positive Merkmale von Familienunternehmen, die auch an der Börse honoriert werden (siehe Beitrag «We are family»). Diesen stehen aber spezifische Herausforderungen gegenüber, etwa in Finanzierungsfragen. Unternehmen auf Expansionskurs benötigen Mittel für das angestrebte Wachstum. Als bevorzugte Finanzierungsquellen werden die Reinvestition von Gewinnrücklagen, Bankkredite und das private Familienvermögen (siehe Grafik «Bevorzugte Finanzierungsmöglichkeiten nach Rang») herangezogen. Das bringt einerseits eine gewisse Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt und den Erwartungen der Börsianer. QUARTERLY 3 | 15 Rang 5 Extern Anleihen Privatplatzierungen Konsortialkredite Familie Bank Gewinnrücklagen Quelle: Ernst & Young. Studie: «Auf Kontinuität ausgerichtet», 2013. Rang 6 Rang 7 Andererseits sind die genannten Finanzierungsarten nicht immer die effizientesten und günstigsten Methoden, um sich Geld zu beschaffen. Zudem können sie schnell an Grenzen stossen. Daraus resultiert die Gefahr, dass Familienbetriebe ihr Wachstumspotenzial nicht konsequent nutzen und im Wettbewerb zurückfallen. Externe Finanzierungsformen wie die Ausgabe von Aktien oder Anleihen könnten sich in diesem Fall als vorteilhaft erweisen, werden jedoch häufig als wenig wünschenswert angesehen (siehe Grafik «Bevorzugte Finanzierungsmöglichkeiten nach Rang»). Familienunternehmen stehen also vor der Aufgabe bei der Mittelbeschaffung, die richtige Balance zu finden. Ärger bei der Nachfolge vermeiden Eine weitere Herausforderung ist die Sicherung der Unternehmensnachfolge. Denn um die langfristige Perspektive sicherzustellen, muss die Nachfolge geregelt sein. Begleitet ist das meistens von dem Wunsch, dass das Unternehmen auch von künftigen Generationen der Familie geleitet wird. In der Ernst & Young-Umfrage gaben zwei Drittel der befragten Unternehmen an, dass sie die Kontrolle des Unternehmens in Familienhand halten wollen. Allerdings ist der Generationswechsel ein höchst 23 Familienunternehmen: Bestehende Verfahren, um Konflikte in Nachfolgefragen zu vermeiden Quelle: PwC. Studie: «Schweizer Famlienunternehmen 2014», 2014. 17% Nichts 13% 22% 21% Familienverfassung 27% 28% Mechanismen zur Konfliktlösung 32% 33% Familienrat 27% Dritte Vermittler 34% 33% 34% Einstiegs- und Ausstiegsklauseln 39% Messung und Bewertung der Performance 44% 43% Vorkehrungen für Erwerbsunfähigkeit und Tod 55% 54% 55% Gesellschaftervereinbarung 0%10% 20% 30% 40% 50% 60% Schweiz komplexer und häufig auch brisanter Prozess, der für alle Beteiligten – Familie, Unternehmen und Eigentümer – einen Balanceakt darstellt. Neben steuerlichen, rechtlichen und finanziellen Aspekten ist hier auch eine starke emotionale Komponente zu berücksichtigen. Nicht immer sind die persönlichen Ziele und Wertvorstellungen der übergebenden Generation mit denen der nächsten Generation identisch. In diesem Fall sind Konflikte vorprogrammiert, die das Unternehmen in der Phase der Übergabe lähmen können. Um solche Situationen zu vermeiden, haben laut PricewaterhouseCoopers 87 Prozent der Schweizer Familienunternehmen bereits eine Vorgehensweise für den Konfliktfall definiert, etwa in Form einer Aktionärsvereinbarung oder ein Abkommen im Unfähigkeits- oder Todesfall. Sie sitzen damit im internationalen Vergleich in Nachfolge- International fragen relativ fest im Sattel (siehe Grafik «Bestehende Verfahren, um Konflikte in Nachfolgefragen zu vermeiden»). 24 FAMILIENUNTERNEHMEN GENERATIONENÜBERGREIFEND, WELTWEIT ERFOLGREICH Familien sind in der Wirtschaft gerne gesehen. Dieser Unternehmenstypus ist in der Regel regional fest verwurzelt, verfügt über eine langfristig orientierte Wachstumsstrategie und eine gute Kapitalausstattung. Die Schweiz hat dabei einige Vorzeigeunternehmen zu bieten, die weltweit eine führende Stellung einnehmen. D ie Sheens, die Bushs oder Königin Elisabeth – berühmte Familien gibt es in der Glamourwelt, Politik oder auch Monarchie unzählige. Während die einen über Jahrzehnte hinweg die Filmwelt entscheidend beeinflussen, ziehen andere im Hintergrund die Fäden in der Politik oder thronen über Jahrzehnte an der Spitze eines Königreichs. Es sind Familien, die – wenn auch zum Teil unter nicht makellosem Ruf – Geschichte schreiben. QUARTERLY 3 | 15 die nach Definition der Universität von St. Gallen und Ernst & Young in diese Kategorie fallen. An vorderster Front steht Roche. Der Pharmariese schafft es sogar unter die 20 grössten börsenkotierten Familiengesellschaften weltweit (siehe Tabellen S.25/26). In der Wirtschaft ist das ähnlich. Auch wenn hier die «Stars» andere Namen tragen und sie sich nicht im täglichen Rampenlicht der Medienwelt sonnen, Unternehmenseigentümer prägen über Generationen hinweg erfolgreich Firmen und Marken. Rund 90 Prozent der Unternehmen in der Schweiz sind im Besitz von Familien. Aber auch international ist die Auswahl an familiengeführten Unternehmen riesig. Die Universität von St. Gallen hat zusammen mit dem Beratungsunternehmen Ernst & Young ein Ranking der 500 grössten Familienunternehmen erstellt. In dieser Auswahl sind auch 18 Schweizer Unternehmen vertreten, das Gros davon sogar börsenkotiert. Während zehn dieser Konzerne an der SIX Swiss Exchange gelistet sind, halten acht Gesellschaften ihre Bücher für die breite Öffentlichkeit geschlossen. Roche: Eine mehr als 100-jährige Erfolgsstory Der weltgrösste Hersteller von Krebsmedikamenten wurde 1896 von Fritz Hoffmann-La Roche gegründet. War das Unternehmen über Jahrzehnte hinweg mit Engagements im Diagnostic-, Vitamin- oder auch Kosmetikbereich relativ breit aufgestellt, lag Ende des 20. Jahrhunderts der Fokus auf Internationalisierung und innovativen Therapien. Anfang des neuen Jahrtausends begann Roche damit, sich umzustrukturieren und auf die zwei Divisionen Pharma und Diagnostics zu konzentrieren. Mit diesen beiden Bereichen bedient der Konzern das gesamte medizinische Spektrum von Prävention und Früherkennung von Krankheiten bis hin zur Diagnose und Behandlung. Beide Bereiche sollen in Kombination zum Konzept der personalisierten Medizin beitragen. Einen wichtigen Beitrag dazu liefert die Biotechnologie. Um auf der Suche nach der «Medizin von morgen» schneller voran zu kommen, hat Roche 2009 den Biotech-Pionier Genentech übernommen. Die Mehrheit der kotierten Unternehmen findet sich im Mittelstandsindex SMIM wieder. Doch auch im Leitindex SMI sind mit Roche, Richemont und Swatch drei familiengeführte Konzerne enthalten, Aktuell ist Roche in der Krebsmedizin weltweit führend und besonders eifrig in der Entwicklung immuntherapeutischer Mittel. Bis Ende 2015 hat sich die Gesellschaft vorgenommen, elf dieser inno- 25 Die 20 weltweit grössten Familienunternehmen Quelle: Universität St. Gallen. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Rang Unternehmen Land Börsennotiert Familienbesitz 1 Wal-Mart Stores USA ja Walton 50.9% 2 Volkswagen Deutschland ja Porsche 32.2% 3 Berkshire Hathaway USA ja Buffet 34.5% 4 EXOR Italien ja Agnelli 51.4% 5 Ford Motor USA ja Ford 40% 6 Cargill USA nein Cargill/MacMillian 90% 7 Koch Industries USA nein Koch 84% 8 BMW Deutschland ja Quandt 46.7% 9 Schwarz Group Deutschland nein Schwarz 100% 10 Groupe Auchan Frankreich nein Mulliez 87.8% 11 Arcelor Mittal Luxemburg ja Mittal 39.4% 12 Louis Dreyfus Niederlande nein Louis Dreyfus >50% 13 Reliance Industries Indien ja Ambani 45.3% 14 Peugeot Frankreich ja Peugeot 37.9% 15 Comcast USA ja Roberts 33.6% 16 Groupe Casino Frankreich ja Naouri 48.9% 17 America Movil Mexiko ja Carlos Slim 97.0% 18 Itau Unibanco Brasilien ja Moreira Salles 50.0% 19 Long & Foster USA ja Long und Foster >50% 20 Roche Holding Schweiz ja Hoffmann 45% 26 FAMILIENUNTERNEHMEN Die grössten Familienunternehmen der Schweiz Quelle: Universität St. Gallen. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Rang CH /weltweit Unternehmen Börsennotiert Familienbesitz 1/20 Roche Holding ja Hoffmann 45% 2/ 73 Kühne + Nagel ja Kühne 53.3% 3/76 Tetra Laval nein Rausing 100% 4/98 Richemont ja Rupert 50% 5/120 Liebherr nein Liebherr 100% 6/136 DKSH ja Keller 45.5% 7/158 Swatch Group ja Hayek 40.8% 8/167 Schindler Holding ja Schindler 67.3% 9/187 Emil Frey nein Frey >50% 10/228 Bauhaus nein Baus 100% 11/254 Sika ja Burkhard-Schenker 53% 12/266 Barry Callebaut ja Jacobs 58.6% 13/279 Hilti nein Hilti 100% 14/296 AMAG nein Häfner 100% 15/303 Schmolz + Bickenbach ja Schmolz und Bickenbach 100% 17/336 Omya nein Erben Max Schachenmann 100% 18/436 Bucher Industries ja Hauser 35.2% 19/477 Buhler nein Buhler 100% vativen Projekte in die dritte und letzte Phase der klinischen Entwicklung zu bringen. Im Fokus dabei steht der Wirkstoff «MPDL3280A» gegen Lungenkrebs und Blasenkrebs. Für diesen möchte Roche bereits 2016 Zulassungsanträge in den USA und Europa stellen. «Wir sind stolz auf unsere Errungenschaften der Vergangenheit und Gegenwart, was uns allerdings wirklich begeistert, ist die Zukunft», bringt Vorstandschef Severin Schwan die Philosophie des Familienunternehmens auf den Punkt. Dass der Weg von Erfolg gekrönt ist, zeigt nicht nur die bereits jahrzehntelange Geschichte des Konzerns, sondern auch ein Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre. Erwirtschaftete Roche 2001 «erst» 29.2 Milliarden Franken, waren es 2014 bereits 47.4 Milliarden – ein Plus von 62 Prozent. Beim Gewinn fiel der Zuwachs innerhalb dieses Zeitraums mit einer Verdreifachung noch deutlich imposanter aus. (siehe Grafik S. 27) QUARTERLY 3 | 15 Swatch: Eine Frage des Timings Nicht minder erfolgreich zeigt sich die Bilanz der jüngsten Vergangenheit der ebenfalls im SMI kotierten Swatch Group, die sich nach dem Ranking der Universität von St. Gallen und Ernst & Young auf Platz 158 der 500 grössten Familienunternehmen befindet. Innerhalb von zehn Jahren hat der Uhrenkonzern den Umsatz mehr als verdoppelt und den Betriebsgewinn um 140 Prozent gesteigert. Nicolas Hayek gründete 1983 das Unternehmen Swatch und brachte zugleich die erste Uhr mit gleichnamiger Marke auf den Markt. Der Erfolg des Labels zog die gesamte Uhrenindustrie in der Schweiz, die sich zu dieser Zeit in einer schweren Krise befand, mit nach oben. Heute ist Swatch die Nummer eins in der Welt. Das Unternehmen fertigt nahezu alle Bauteile seiner Uhren selbst. Neben der Uhrensparte als Kerngeschäft, entwickelt Swatch noch Hightech-Komponenten für Computer, Telekommunikation oder medizinische Geräte. 27 Auch wenn Swatch weiterhin Rekordumsätze liefert, ging der Gewinn zuletzt zurück. Tribut zollen muss der Uhrenhersteller, dessen Sortiment von günstigen Plastikuhren bis hin zu edlen Zeitmessern der Marken Blancpain, Omega und Glashütte reicht, dem starken Franken. Im Januar hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) überraschend den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken aufgegeben, was zu einer schockartigen Aufwertung geführt hat. Dies traf Unternehmen wie Swatch, die in der Schweiz produzieren, besonders hart. Zudem sieht sich das Traditionsunternehmen plötzlich einer neuen Konkurrenzsituation ausgesetzt. Tech-Konzerne wie Apple und Samsung drängen mit Smartwatches in den Markt. Swatch, die mit einer Eigenkapitalquote von knapp 84 Prozent nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen ist, hat mit der Einführung der «Touch Zero One» im Sommer 2015 bereits reagiert. Die Datenuhr kann Kalorien und Schritte zählen. Die nächste Version möchte Swatch zu den Olympischen Spielen in Rio lancieren. Doch hat der amtierende Swatch-Chef Nick Hayek auch 2015 noch eine Innovation im Köcher. Er möchte eine Uhr als Alternative zur Kreditkarte mit «Near Field Communication» auf den Markt bringen. Barry Callebaut: Ein stiller Star Geht es um die süsseste Versuchung der Welt, kennt beinahe jeder die Marken Milka, Lindt oder Sarotti. Den wenigsten ist jedoch der Name Barry Callebaut ein Begriff. Dabei handelt es sich um den weltweit grössten Hersteller von Schokolade- und Kakaoprodukte für industrielle Kunden. Das Unternehmen bringt es mit seinen rund 9’400 Beschäftigten in 35 Ländern auf ein jährliches Produktionsvolumen von rund 1.7 Millionen Tonnen. In jedem fünften Schokolade- oder Kakaoprodukt steckt Barry Callebaut drin. Entstanden ist das Unternehmen 1996 durch die Fusion des belgischen Schokoladenherstellers Callebaut und des französischen Kakaoverarbeiters Cacao Barry. Von Zürich aus verfolgt das Unternehmen eine weitreichende Expansionsstrategie. Barry Callebaut-Betriebe lassen sich mittlerweile auch in den Emerging Markets finden. Von den derzeit 52 Fabriken stehen bereits neun in Asien und sieben in Lateinamerika. Auch wenn man in China bis dato die Schokoladen-Begeisterung der Europäer nicht teilt, drückt Barry Callebaut im Reich der Mitte aufs Tempo. Langfristig möchte das Unternehmen in China zweistellige Wachstumsraten erreichen. Auf oberster Führungsebene zeichnet sich zudem ein Wechsel ab. Möglicherweise wird ein Mitglied des Umsatz- und Gewinnentwicklung von Roche Quelle: Roche. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 60 50 40 30 20 10 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Verkäufe in CHF Mrd. 2012 2013 2014 Ebitda in CHF Mrd. Familienaktionärs Jacobs den Konzern einmal anführen. Der Verwaltungsrat Nicolas Jacobs wird am Markt bereits seit Längerem als geeigneter Kandidat gehandelt. BMW: Traumautos und Traumrenditen Der Münchner Autokonzern ist eines der international erfolgreichsten Familienunternehmen und hat sich weltweit fest als führender Hersteller im Premiumsegment etabliert. Seine Erfolgsgeschichte begann allerdings erst in den 1960er Jahren. Gegründet 1916 musste sich die Gesellschaft mitten im Ersten Weltkrieg als Flugzeugmotorenhersteller im Kampf beweisen. Die Geometrie des Eigentümer prägen BMW-Emblems weist heute noch auf diese erfolgreich Firmen Ursprünge hin: Ein rotierender Flugzeugund Marken propeller in weissen Wolken und blauem Himmel. Nach Jahrzehnten geprägt von zahlreichen Auf und Abs gelang BMW dann 1961 mit einem kompakten, sportlichen Tourenwagen der Durchbruch. Unternehmer Herbert Quandt, erst Manager, danach BMW-Grossaktionär, setzte sein ganzes Vermögen auf den Neustart. Auch wenn nicht alles glatt lief – man erinnere sich nur an das RoverDebakel in den 1990er Jahren –, ging der weiss-blaue Konzern seinen Weg. Zuletzt folgte einem Rekordjahr das nächste. Die Quandt-Familie ist dabei weiterhin fest an Bord und wird 2016 zusammen mit 116’000 Mitarbeitern das 100-jährige Bestehen feiern. 28 FAMILIENUNTERNEHMEN WE ARE FAMILY Die heimlichen Börsengewinner. Inhabergeführte Unternehmen sind die leisen Renditestars im Depot, die mit überdurchschnittlichen Kursentwicklungen und langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategien überzeugen. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch im internationalen Vergleich. F nen war (siehe Grafik unten). Roche, als eines der amilienunternehmen gelten am KaSchwergewichte, konnte sich zwar nicht so stark pitalmarkt als rendite- und innovavom Leitindex absetzen, überzeugte aber dennoch tionsstark, krisenfest und langfristig insbesondere mit seiner Dividendenpolitik. Für das orientiert. Auch ein Blick auf die Geschäftsjahr 2014 hat der Konzern das 28. Jahr in Aktienkursentwicklung zeigt, dass ununterbrochener Folge seine Ausschüttung erhöht sich familiengeführte und familienkontrollierte und auch schon für 2015 steigende Dividenden Aktiengesellschaften auf Dauer am Markt behaupangekündigt. ten und häufig wesentlich besser abschneiden als klassische BörsenunterSMI vs. Roche vs. Swatch vs. Richemont (10 Jahre) nehmen. Quelle: Thomson Reuters. Stand: 14.09.2015. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Die Wertentwicklung des von der Privatbank Hauck 400 & Aufhäuser berechneten HAFixE-Index, der die 30 350 grössten und liquidesten 300 europäischen Familienunternehmen enthält, 250 macht es deutlich: Seit 200 Auflegung im Jahr 2007, kurz vor Beginn der Fi150 nanzkrise, hat der Index 100 knapp drei Viertel an Wert zugelegt, während 50 der EURO STOXX 50 0 im gleichen Zeitraum 09.2005 09.2007 09.2009 09.2011 09.2013 09.2015 knapp 30 Prozent Minus Roche Richemont Swatch SMI Indexiert auf 100 gemacht hat. Ebenso im Vergleich historischer Daten von Juli 1992 bis Juni 2007 schneidet der HAFixE-Index mit einer Das Geheimnis des Erfolgs durchschnittlichen Jahresrendite von 19.5 Prozent Unternehmerischer Weitblick und Werte, die sich weitaus besser ab als der EURO STOXX 50 mit 12.3 auf Durchhaltevermögen statt kurzfristiges KursProzent. Auch im SMI enthaltene familiengeführte feuerwerk besinnen, machen Familienunternehmen Unternehmen wie Richemont, Roche und Swatch zu den Gewinnern am Kapitalmarkt. Familiengekonnten in den vergangenen zehn Jahren den Geführte Aktiengesellschaften haben zudem den Ruf, samtindex klar hinter sich lassen. Die Aktienkurse sich mehr auf ihre Kernkompetenzen zu konzentriebei den Luxusgüterherstellern haben sich in dieser ren und gezielt Stärken ausbauen, statt der klassiZeit mehr als verdoppelt, während für den Gesamtschen AG-Devise «Wachstum um jeden Preis» zu markt ein Plus von rund einem Viertel zu verzeichfolgen und dabei beispielsweise riesige Akquisi- QUARTERLY 3 | 15 29 tionen zu stemmen, die sich nicht selten als Milliardengrab entpuppen. Dass davor allerdings auch familiengeführte Unternehmen nicht gefeit sind, zeigt das Beispiel BMW, die 1994 mit dem Kauf der britischen Rover eine jahrelange Rückwärtsfahrt einleitete. 1999 sass der Autokonzern auf einem Verlust von 2.5 Milliarden Euro. Danach zogen die Münchner die Notbremse und veräusserten Rover wieder. Seither geht es mit dem Konzern wieder steil nach oben. Gerade die Bereitschaft, Fehlentscheidungen schnell zu korrigieren, gilt als wichtiger Faktor für langfristig ausgerichteten Erfolg. Familien-Indizes: Besser als der Markt International beachtete Börsenindizes, die den Erfolg von familiengeführten Unternehmen messen, gibt es einige. In der Praxis durchgesetzt hat sich beispielsweise der DAXplus Family 30 Index. Dieser enthält die 30 grössten Familienunternehmen, die im deutschen Prime Standard gelistet sind. Als Auswahlkriterien zieht die Deutsche Börse eine Mindestbeteiligung von 25% der Familie am Unternehmen oder von mindestens 5 Prozent der Stimmrechte in Familienbesitz sowie eine Mitgliedschaft der Familie im Vorstand oder Aufsichtsrat heran. Die Performance des DAXplus Family 30 Index kann sich lang- und kurzfristig sehen lassen. In den vergangenen fünf Jahren hat er rund 20% besser performt als der Gesamtmarkt. Auch im bisher eher turbulenten Börsenjahr 2015 legte der DAXplus Family 30 Index bis Mitte September um 14 Prozent zu, der DAX dagegen lediglich drei Prozent. DAXplus Family 30 Index vs. DAX (5 Jahre) Quelle: Thomson Reuters. Stand: 14.09.2015. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 250 200 150 100 50 0 14.09.2010 14.09.2011 14.09.2012 DAXplus Family 30 Index Auch die Credit Suisse berechnet seit 2007 den Credit Suisse Family Index, der auf 40 Aktien von Familienunternehmen in Europa und den USA basiert. Im Vergleich zum MSCI World hat sich das Barometer in den vergangenen zehn Jahren nahezu mit doppeltem Tempo nach oben bewegt. Das CS Global Family 900 Universum, ein breiter Basket mit 920 Familienunternehmen aus aller Welt, weist seit 2006 eine 47% Outperformance gegenüber der Benchmark MSCI ACWI Index auf. Dies entspricht einer jährlichen Überschussrendite von 4.5 Prozent in einem Zeitraum von neun Jahren. 14.09.2013 DAX Index 14.09.2014 14.09.2015 Indexiert auf 100 Credit Suisse Family Index vs. MSCI World Quelle: Thomson Reuters. Stand: 14.09.2015. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 14.09.2006 14.09.2008 14.09.2010 Credit Suisse Family Index 14.09.2012 MSCI World 14.09.2014 Indexiert auf 100 30 ZUKUNFT KAMPF DER SYSTEME Smartwatch gegen traditionelle Uhren. Eine Technologiewelle überflutet den Schweizer Uhrenmarkt und erschüttert ihn in seinen Grundfesten. Gefahr oder Chance? ie traditionsreiche Schweizer Uhrenindustrie mit ihrer Quasi-Monopolstellung im Luxussegment ist bedächtig. Neue Modelle werden auf dem SIHH in Genf im Januar und auf der «BaselWorld» im März vorgestellt. Wenn der Händler Glück hat, werden seine bestellten Uhren jeweils noch vor Weihnachten ausgeliefert. Neuerdings wird diese Weltordnung aber durch neue Marktentwicklungen und Anbieter aufgemischt. Etablierte Elektronik- und IT-Anbieter wie Samsung, LG, Apple oder HP bringen Smartwatches in relativ kurzen Zeitabständen auf den Markt. Die Schnelllebigkeit und kürzere Produktionszyklen der Consumer Electronics Sparte, deren Maschinenparks auf Massenproduktion und Modellwechsel ausgerichtet sind, halten in der Uhrenindustrie Einzug. So lässt sich rasch auf Konsumententrends reagieren und die nötigen Volumen in kürzester Zeit produzieren. Laut einer Schätzung von BI Intelligence sollen in fünf Jahren schon jährlich 100 Millionen Smart- D QUARTERLY 3 | 15 watches abgesetzt werden. Das sind gigantische Zahlen. Es liegt auf der Hand, dass Smartwatches, welche in der Regel zu Preisen unter 500 Franken angeboten werden, keine wirkliche Gefahr für die traditionsreichen Schweizer Luxusuhrenhersteller darstellen. Eigentlich hat sich die hiesige Uhrenindustrie schon lange von der klassischen Zeitanzeige verabschiedet und verkauft vielmehr mechanische Wunderwerke, eng verknüpft mit Image und viel Prestige. Die Marke ist ein viel wichtigeres Verkaufsargument geworden als das Produkt selbst. Im vergangenen Jahr betrug der Exportanteil mechanischer Uhren 80 Prozent. Die Smartwatches stehen dagegen in direkter Konkurrenz mit elektronischen Quarzuhren, die mit 4.5 Milliarden Franken immerhin 20 Prozent der Schweizer Uhrenexporte abdecken. Es wäre eine Ironie der Geschichte, wenn diejenige Technologie, die die Schweizer Uhrenmanufaktur in den 1970er-Jahren fast in den Ruin geführt hätte, nun – nicht einmal ein halbes Jahrhundert später – selber in die Knie gezwungen würde. 31 GADGETS FÜR FUN GADGETS FÜR BUSINESS GADGETS FÜR SPORT 32 ZUKUNFT Quarzuhren haben zwar noch den Vorteil eines äusserst geringen Energieverbrauchs, fallen aber im direkten Vergleich gegenüber Smartwatches, die mit Konnektivität und weiteren Zusatzfunktionen punkten, zurück. Tissot brachte 1999 eine Uhr mit taktilem Saphirglas, über das sich Funktionen wie ein Höhenmesser, ein Barometer oder ein Chronograph mit dem Finger bedienen lassen, auf den Markt. Diese auf einem Quarzwerk basierende Multifunktionsuhr für 995 Franken lässt sich wohl als Smartwatch der allerersten Generation beschreiben. Dieses Know-how sollte Tissot im heutigen Smartwatch-Markt nutzen und weiter ausbauen. Neben dem sich ständig verändernden technologischen Umfeld stellt das neue Wertesystem der Zielgruppe der heute 15- bis 25-jährigen wohl die grösste Herausforderung für Hersteller von Schweizer Luxusuhren dar. Es gilt, potenzielle Käufer von morgen heute schon für traditionsreiche Produkte zu begeistern und längerfristig an Marken zu binden. Für einen Teenager ist es heute cool, die neueste Version des iPhone zu besitzen und ständig mit seinen Freunden auf sozialen Plattformen in Kontakt zu stehen. Eltern von Kindern in diesem Alter können ein Lied davon singen. Für diese sogenannten Connected Customers ist die traditionelle Uhr kein Prestige-Accessoire mehr und die Zeitanzeige lediglich eine Unterfunktion des Smartphones. Noch vor einer Generation konnte man einem Jugendlichen mit einer Armbanduhr als Geschenk und bleibendes Andenken zur Lehrabschluss- oder zur bestandenen Maturitätsprüfung eine Freude bereiten. Dies hat sich dramatisch geändert. Gerade deswegen dürfen die Luxusuhrenmarken den Kontakt zu dieser Zielgruppe nicht verlieren. Was ist, wenn der Vater seine Patek – wie es die Werbung suggeriert – dem Sohn übergeben möchte und dieser kein Interesse daran zeigt? Schweizer Uhren und Swiss made stehen für höchste Qualität. Die wichtigsten Merkmale sind höchste Präzision, edle Metallgehäuse, Wasserdichtigkeit, Kratzfestigkeit und Langlebigkeit. Eine mechanische Uhr hält bei richtiger Wartung im Die Smartwatch als praktische Ergänzung zum Smartphone QUARTERLY 3 | 15 Fünfjahresrhythmus ein Leben lang. Wer hingegen auf den Smartwatch-Zug aufspringt, muss dabei mit grosser Vorsicht ans Werk gehen. Der rasante technische Fortschritt bei den Smartphones führt dazu, dass selbst bei Marken wie iPhone und Galaxy ein Produktupdate spätestens alle zwei Jahre fällig wird. Die Hersteller können diese Schwäche erstaunlicherweise gut kaschieren mit der laufenden Einführung von neuen Betriebssystemen und Features. Eigentlich nehmen aber Produktlebensdauer und damit die Produktqualität stetig ab. Darin liegt eine Chance für Swiss-made-Smartwatches, denn die Verbindung der traditionellen Uhrenqualitätsmerkmale mit topmodernen elektronischen Features dürfte dem Konsumenten einen Premiumpreis wert sein. Die Smartwatches der ersten und zweiten Generation sind wahre Stromfresser. Die meisten Modelle müssen bei normalem Gebrauch jeden Tag an eine Ladestation, um die Lithium-Ionen-Akkus aufzuladen. Batterien mit einer signifikant längeren Lebensdauer, wie beispielsweise der Graphen-Ultrakondensator, befinden sich noch im Entwicklungsstadium. Eine intensive Zusammenarbeit mit Batterieherstellern wird für Smartwatch-Anbieter ein entscheidender Erfolgsfaktor bleiben. Bis langlebige Batterien marktreif sind, wird der Fokus auf kabellosem Aufladen liegen. Solarbetriebene Modelle, wie das Modell T-Touch Solar von Tissot, mit einem Zifferblatt mit Solarzellen sind eher die Ausnahme. Smartwatches mit sogenannten Fitness-Tracking-Funktionen sind bereits zum Standard geworden. Bewegungssensoren erlauben es dem Träger, zum Beispiel seinen Puls, seine Schrittzahl, zurückgelegte Distanzen, Kalorienverbrauch und Schlafdauer pro Tag zu messen. Smartwatches werden in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle im Gesundheits- und Spitalwesen spielen. Die meisten Smartwatches geben bei der Wasserdichtigkeit den IP-Code an, der auch im Consumer Electronics-Bereich angewendet wird. Bei der Samsung Gear S, beim Motorola Moto 360 und beim LG beträgt er IP67. IP steht für Ingress Protection, die Zahl 6 für «Geschützt gegen Staub» und die 7 für «Schutz bei zeitweiligem Untertauchen»; IP69K bedeutet wiederum «auch resistent gegen heisses Hochdruckstrahlwasser». Mit der heutigen Smart- 33 watch kann man nicht mal eben in den Pool springen. Konsumenten schätzen die vollständige Wasserdichtigkeit Schweizer Uhren. Diese Vormachtstellung im Markt sollte nicht ungenutzt bleiben. Garantie zu aktivieren. Die so erhobenen Daten geben wertvolle Informationen für Cross- und Up-Selling. Auch andere Sektoren wie Fashion- und Lifestyle-Industrie werden das Branding-Potenzial von Smartwatches mehr und mehr nutzen. Eines der grössten Vermarktungspotenziale für die Smartwatch bietet die elektronische Zahlung. Möglich macht dies die Nahfunkkommunikation, über sogenannte Near Field Communication (NFC) Chips, die bereits in gewissen Kreditkarten integriert sind. Smartwatches der neuesten Generation sind dazu technologisch in der Lage. Da man seine Smartwatch am Handgelenk trägt, suggeriert sie höhere Sicherheit. Die Swisscom bietet Kunden derzeit NFCBezahlung in eingeschränktem Mass an. Es ist zu erwarten, dass sich auf diesem Gebiet noch einiges tun wird. Vor diesem Hintergrund ist Apples neues Bezahlsystem Apple Pay zu verstehen und die Akquisition der Firma LoopPay durch Samsung. Die NFCFähigkeit – verbunden mit der Speicherung von biometrischen Daten – macht die Smartwatch zum perfekten elektronischen Türöffner und bietet ungeahnte Möglichkeiten wie etwa den Zugang zu Arbeitsplätzen mit Zeiterfassungskontrolle für Mitarbeiter, Eintritt zu Veranstaltungen oder Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Im dichten Tokioer Nahverkehr ist seit einigen Jahren das OsaifuKeitai-System im Einsatz, das Zugang zu den Transportmitteln über das Smartphone bietet. Gemäss einer Citigroup-Studie wird sich das Marktvolumen für Smartwatches in den nächsten Jahren vervielfachen und im Jahre 2018 bereits rund 10 Milliarden Franken betragen. Die Schweizer Uhrenexporte dürften dann bei gleichbleibendem Wachstum rund 30 Milliarden Franken erreichen. Im vergangenen Jahr lagen sie bei 22 Milliarden Franken, einem neuen Allzeitrekord. Diese Zahl relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass Apple 2014 einen Gewinn von umgerechnet 36 Milliarden Franken erzielt hat. Kritisch betrachtet, sind die ersten beiden Generationen der Smartwatches nicht anders als «MinusSmartphones». Erst zukünftige Smartwatch-Generationen werden in der Lage sein, unser Leben nachhaltig zu beeinflussen und klassische Portemonnaies inklusive Bargeld, Kreditkarten, Loyalty Cards, Fotos und unseren Schlüsselbund digital zu ersetzen. Swatch hatte bereits 1995 ein Snowpass-AccessModell lanciert, das über einen Mikrochip Zugang zu Skiliften in über 700 Stationen gewährte. Die Swatch Group war damals ihrer Zeit voraus. Nun ist die Zeit gekommen, dieses Konzept neu zu lancieren und konsequent auszubauen. Die vor Kurzem lancierte Smartwatch Touch Zero One ist noch nicht mit einem NFC-Chip ausgestattet. Nick Hayek hat aber ein Modell Zero Two angekündigt, welches über eine Access- und Bezahlfunktion verfügen wird. Direkter und kontinuierlicher Kundenkontakt ist eine logische Weiterentwicklung der Vertikalisierung in der Uhrenbranche. Eine Smartwatch ermöglicht, Angaben zum Zeitpunkt, Ort und zum gekauften Modell gleich beim oder kurz nach dem Kauf zu erfassen, etwa bei einer Online-Registrierung, um die Bis es soweit ist, müssen drei grosse Qualitätshürden überwunden werden: die Wasserdichtigkeit, die Batterieleistung und die Stossfestigkeit. Der Autor Michael «Mike» Vogt, Nidau, ist Gründer und Initiant der Uhrenmarke Vogard. Seine Technologie hat er 2014 an IWC verkauft. Vogt ist Kenner der Schweizer Uhrenindustrie mit Stationen bei TAG Heuer, Ebel sowie Gucci Times und Experte auf dem Gebiet smarter Uhrentechnologien. 34 MASSGESCHNEIDERT Nur bestes Holz Whisky-Liebhaber lernen nie aus: Immer wieder kommen neue Abfüllungen auf den Markt. Ein Experte verrät die entscheidenden Qualitätskriterien. QUARTERLY 3 | 15 35 36 MASSGESCHNEIDERT Der Autor Dieter Messmer ist Gründer und Geschäftsführer der Glen Fahrn Group, Zürich, Mörschwil, St. Gallen, St. Margrethen, Hohentengen und Rheinfelden. Glen Fahrn ist Spezialist für Premium-Spirituosen in der Schweiz und in Süddeutschland. AUKTIONS-REKORD Welches starkes Wertsteigerungspotenzial besondere Whiskys haben können, zeigte vor wenigen Wochen eine Auktion bei Bonhams in Hongkong. Dort bekam ein südostasiatischer Käufer den Zuschlag für eine Flasche Karuizawa aus dem Jahr 1960 für umgerechnet 118‘500 US-Dollar. Karuizawa gilt unter Kennern sozusagen als heiliger Gral der japanischen Whiskys. Unter den Hammer kam eine von 41 Flaschen, dessen Inhalt zuvor in speziellen Fässern 52 Jahre lang hatte reifen dürfen. D em Whiskyfreund wird sein Hobby nicht leicht gemacht. Fast täglich kommt eine neue Abfüllung auf den Markt. Die neuen Märkte in Asien, Südamerika und Afrika entwickeln sich zudem so schnell, dass sogar Profis Mühe haben, Schritt zu halten. Dies sollte allerdings niemanden davon abhalten, immer wieder Neues zu entdecken, denn der Weg zum Whiskyexperten ist nicht nur lang, sondern auch erlebnisreich und verbunden mit dem einen oder anderen Tasting. Die Qualität eines Whiskys ist vom individuellen Empfinden abhängig. Rauchig oder torfig, holzig, fruchtig, salzig, süsslich – so vielfältig wie die Geschmackskomponenten der Destillate sind die Geschmäcker der Menschen. Trotzdem gibt es einige Anhaltspunkte in der Bewertung eines Whiskys. Diese sind das Alter des Destillats, die Fähigkeiten des Kellermeisters und die Qualität der Fässer. Der australische Schauspieler Errol Flynn bemerkte: «Ich mag meine Whiskys alt und meine Frauen jung.» Mit diesem Satz kam er sicher besser an bei seiner Männerrunde als beim weiblichen Geschlecht. Tatsächlich spielt aber das Alter eines Whiskys eine erhebliche Rolle. Einen jungen Whisky erkennt man an den intensiven Aromen, die sich im vorderen Teil des Munds explosionsartig entfalten, beim Schlucken dann aber ziemlich schnell verblassen. Ganz anders verhält sich ein alter Whisky (20 Jahre und mehr): Die ersten Aromen entwickeln sich im vorderen Mundbereich eher zaghaft, verweilen dafür lange und kehren sogar nach dem Schlucken in den Rachenbereich zurück. QUARTERLY 3 | 15 Die Grundzutaten eines Whiskys sind Wasser, Hefe, Gerste (Malt) oder andere Getreidearten (Blend). Aus einem Kilo Getreide werden rund 4 Deziliter Rohbrand, der sogenannte Newmake, gewonnen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist jede Spirituose sehr günstig. Der entscheidende Unterschied liegt in der Alterung. Damit das Destillat unter dem Namen Whisky verkauft werden darf, muss es während mindestens drei Jahren in Eichenfässern gelagert werden. Aber – wer will schon einen dreijährigen Whisky? Für viele Liebhaber ist erst ein «volljähriger» Whisky ein Genuss. Dies bedeutet 18 Jahre und länger konsequentes Fassmanagement, regelmässige Proben und das Risiko, dass schlussendlich doch nicht das Gewünschte dabei herauskommen wird. Es wäre jedoch falsch, den Wert und vor allem den Geschmack eines Whiskys allein an seinem Alter festzumachen. Wie bei jedem Getränk gibt es auch beim Whisky eine Reifekurve und somit einen bestimmten Moment, zu dem das Destillat sein volles Potenzial ausgeschöpft hat und in Flaschen abgefüllt werden muss. Die Bestimmung des optimalen Zeitpunkts, der «Ernte», ist Aufgabe des Kellermeisters und seines Teams. Basierend auf ihrer langen Erfahrung kennen sie die Entwicklungskurve ihrer Whiskys am besten und können am ehesten einschätzen, wann der Zeitpunkt gekommen ist. Dies ist keine exakte Wissenschaft; der Geschmack eines Whiskys kann nie genau vorherbestimmt werden. Auch wenn der Vorzug meistens den alten Destillaten gilt, gibt es deshalb auch junge Whiskys, die hervorragend schmecken. 37 Der dritte entscheidende Faktor ist das Fass. Qualität und die Güte der späteren Whiskys hängen direkt davon ab, ob nur gutes oder das beste Holz zum Einsatz kommt. Über die Jahre, die das Destillat im Holzfass verbringt, nimmt es die Farbe und den Geschmack des Holzes an. Für die Lagerung des amerikanischen Bourbons dürfen beispielsweise nur neue Eichenfässer verwendet werden. Das noch frische Holz gibt während der Reifung Tannine ab, die sich im Geschmack des Bourbons niederschlagen. Die Lebensdauer eines Fasses beträgt etwa 40 Jahre. Nach der Abfüllung des Bourbons in Flaschen werden die Fässer nach Schottland verkauft, wo sie neu gefüllt werden. Viele Destillerien arbeiten zusätzlich mit anderen Fässern, um ihren Whiskys weitere Geschmacksnuancen zu verleihen. Sehr beliebt sind Ex-Sherry-, Wein-, Port- oder Rumfässer. Für den Säntis Malt beispielsweise verwendet die Brauerei Locher in Appenzell sogar alte Bierfässer. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Dies ist ein Grund mehr, verschiedene Whiskys zu probieren. Wobei hier der Beratung durch den Fachmann eine entscheidende Rolle zukommt. Bei der heutigen grossen Vielfalt an Destillaten ist es schwierig, den Überblick zu behalten und genau den Whisky zu finden, der einem zusagt. Ein guter Verkaufsberater erkennt mit wenigen Fragen, welche Destillate passen und kann den Kunden auf seiner Entdeckungsreise unterstützend begleiten. TIPPS FÜR DEN RICHTIGEN GENUSS Guter, gereifter Whisky wird in der Regel mit Wasser getrunken, damit sich das Aroma am besten entwickelt. In Flaschen abgefüllter Whisky kommt meist auf einen Alkoholanteil von 40 bis 50%. Kommt er pur mit den Geschmacksrezeptoren in Berührung, werden diese durch den Alkohol betäubt. Deshalb: stilles, mineralarmes Wasser ohne Eigengeschmack hinzugeben. Das Wasser verdünnt den Alkohol, um dem eigentlichen Geschmack des Whiskys mehr Raum zu geben. Das gilt für alle Sorten. Statt in einem typischen Tumbler sollte guter Whisky in einem Stielglas genossen werden. In dessen breitem Körper kann sich das Aroma ideal entfalten und entweicht durch die sich verjüngende Öffnung nicht so schnell. Auch die Farbe des Whiskys kommt wegen des fehlenden Schliffs in einem Stielglas besser zur Geltung. Ein echter Kenner würde Whisky niemals mit Cola oder Ginger-Ale mixen – das ist nur mit sogenannter Supermarkt-Ware vertretbar. EIN JAPANER AN DER SPITZE Jedes Jahr kürt der britische Whisky-Papst Jim Murray die besten Whiskys der Welt. Hier seine Auswahl «2015 World Whisky of the Year» 2015 WORLD WHISKY OF THE YEAR Yamazaki Single Malt Sherry 2013 Der edle Tropfen wird in der Yamazaki-Brennerei in der Nähe von Kyoto gebrannt. Yamazaki ist die älteste noch betriebene japanische Whisky-Brennerei und wurde in den 1920er-Jahren von Masataka Taketsuru mitbegründet. Ironie der Geschichte: Der Gründervater hatte seine Ausbildung im schottischen Glasgow gemacht – und dabei offensichtlich gut aufgepasst. SECOND FINEST WHISKY IN THE WORLD William Larue Weller 2013 Ein Kentucky-Straight-Bourbon-Whisky aus der Destillerie «Buffalo Trace», benannt nach William Larue Weller, der als Erster statt dem üblichen würzigen Roggen für die Maische Weizen verwendete und damit ein glattes, geschmeidiges Aroma erzeugte. «Trace» bezeichnet einen durch Büffelherden geschlagenen Weg. Diesen Spuren folgten die frühen Siedler an die Ufer des Kentucky Rivers. Das Gebiet bot hervorragende Getreideanbaubedingungen. Deswegen entstanden hier schon früh zahlreiche Destillerien. THIRD FINEST WHISKY IN THE WORLD Sazerac Rye 18yo 2013 Ein Kentucky-Straight-Rye-Whisky, ebenfalls von Buffalo Trace, mit einem süsslichen Roggengeschmack und einer Note von Gartenkräutern. Die grosse, klare Glasflasche und die minimale Kennzeichnung lassen die tief orangene Farbe des Whiskys besonders schön leuchten. SINGLE CASK OF THE YEAR Four Roses Single Barrel Limited Edition #3-4P Kentucky-Bourbon in Einzelfassabfüllung aus der Destillerie Four Roses in Lawrenceburg, komponiert von Master-Distiller Jim Rutledge. Vollmundig, weich und mit einem feinen langen Abgang. Enthält Noten von reifen Pflaumen, Kirschen und anderen Früchten. SCOTCH WHISKY OF THE YEAR The Last Drop 1965 The Last Drop Distillers in London sind spezialisiert auf Spirituosen in limitierter Auflage. Von diesem seltenen 48 Jahre alten Blended Scotch Whisky, der in einem der ältesten traditionellen Lagerhäuser in den schottischen Highlands heranreifte, gibt es nur 592 Flaschen. Der ungefilterte Whisky wird aus dem Fass direkt übernommen und von Hand abgefüllt, und der Kork wird anschliessend mit heissem Wachs versiegelt. SINGLE MALT OF THE YEAR (MULTIPLE CASKS) Highland Park Loki Die Destillerie befindet sich auf den Orkney-Inseln vor der nördlichsten Spitze Schottlands. Der konzentrierte und kraftvolle Single Malt hat ein Aroma von Rauch, frischem Ingwer und Zwetschgen sowie Komplexität und Tiefe. SINGLE MALT OF THE YEAR (SINGLE CASK) The Last Drop Glen Garioch 47yo Dieser Whisky stammt aus einer der ältesten Destillerien Schottlands, die sich in der historischen Marktstadt Oldmeldrum befindet. Es handelt sich um einen herzhaften Highland Malt mit einer honigsüssen Malzigkeit und einer cremigen Textur. 38 STANDORT 48 HOURS IN LONDON Die Hauptstadt des Vereinigten Königreiches ist wohl der wichtigste Finanzplatz Europas, perspektivisch sogar der wichtigste der Welt. D Alex Robinson Die Leonteq Securities (Europe) GmbH, London Branch, wurde 2011 gegründet. Sie sitzt in einem Gebäude nahe der berühmten Oxford Street im Herzen der britischen Hauptstadt. Zwölf Mitarbeiter sind damit beschäftigt, Anlagelösungen für Kunden zu erarbeiten. Im Büro gelten flache Hierarchien. Alex Robinson war von Anfang an dabei, den Standort mit aufzubauen. ort leben über achteinhalb Millionen Menschen. Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen. In ihren vielen grossen und kleinen Strassen gibt es Restaurants jedweder Weltküche. Der Herzschlag ist international. Man hört neben Englisch viel Pakistanisch, Indisch, Arabisch oder andere asiatische Sprachen. Die Skyline im Finanzviertel, dem «financial district», hat in den vergangenen 20 Jahren über 15 neue Wolkenkratzer bekommen. Überall wird gebaut. Nicht nur Geschäftsgebäude, sondern auch Touristenattraktionen wie neue Museen und Galerien oder das mit 135 Metern Höhe zu den grössten Riesenrädern der Welt zählende «The London Eye“ bzw. „Millennium Wheel». Die Immobilienpreise sind horrend, die Arbeitslosigkeit ist konstant niedrig bei rund fünf Prozent. Die Fluktuation unter den Einwohnern ist hoch. Die Stadt erfindet sich ständig neu. Ihre Energie, Geschwindigkeit und Innovationskraft ziehen Menschen aus aller Welt gleichermassen an. «Das Leben in einer Weltstadt hat auch seinen Preis», kommentiert Alex Robinson, der das Leonteq Büro in London mit aufgebaut hat. Der 41-jährige Manager, er ist Brite aus der Provinz, geniesst sein Leben nicht nur beruflich – er ist zu einem überzeugten Londoner geworden. Vor allem kulturell ist die Stadt für ihre Bewohner – und die Touristen – ein «place to be». Jedwede Interessen werden hier abgedeckt. QUARTERLY 3 | 15 Neben einem der ältesten Museen der Welt, dem «British Museum», gibt es Kunstgalerien in allen Grössen, Theater mit Weltruhm, historische Architektur und grosse Parks wie den Hyde Park, wo man Entschleunigung findet. «Das Schöne an London ist der freie Geist der Menschen. Es ist ein Traum, hier zu leben», sagt Robinson. Er selbst wohnt nahe dem Hyde Park, liebt die Pubs in Chelsea oder schaut sich Hollywood-Schauspieler wie Nicole Kidman oder Bradley Cooper an, wenn sie auf London’s Bühnen auftreten, zum Beispiel bei der Royal Academy. Gerade wenn sie beruflich einen schnellen Pulsschlag haben, ist es für die Bewohner faszinierend, all diese vielen Freizeitmöglichkeiten zu haben. Ausschöpfen können und wollen sie diese vielleicht gar nicht immer. Aber es beruhigt, dass man es tun könnte. London, neben Paris die Megacity Europas, ist zu allen Jahreszeiten einladend. Es müssen auch nicht immer die grossen Unternehmungen sein, um sich für die Stadt zu begeistern. Auch die kleinen Reiseerlebnisse sind prägend. Sei es, an Sonnentagen durch die Bond Street zu flanieren, um in den stilprägenden Boutiquen Mode aus aller Welt zu shoppen. Oder sei es, bei Regenwetter die obligatorische Teatime im «The Claridge’s» zu geniessen. Und weil diese Stadt nie stillsteht, wird sie für ihre Bewohner nicht langweilig und ist für ihre Besucher immer eine Rückkehr wert. 39 LONDON AUF EINEN BLICK AmtsspracheEnglisch Staatsform Parlamentarische Monarchie Regierungssystem Parlamentarische Demokratie Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II. Fläche 1’572 km² Einwohnerzahl 8.63 Millionen (2015) Bevölkerungsdichte 4´878 Einwohner pro km² Währung Pfund Sterling Telefonvorwahl +44 40 STANDORT Tipps für London BARS DISCO KONZERTE AUSSTELLUNGEN OUTDOOR Den Afternoon Tea nimmt man stilecht im The Claridge’s ein. Hier ist das Ambiente «very British», ohne dass die Etikette übertrieben ist oder nerven würde. Zum Tee wird eine grosse Auswahl an delikaten Sandwiches und feinster Patisserie gereicht. Das Stadtviertel Chelsea, international vor allem bekannt für seinen Fussballverein, hat viele typisch englische Pubs zu bieten. Leonteq-Mitarbeiter Alex Robinson trinkt sein Bier am liebsten bei rustikalem Ambiente im Nag’s Head. Das Jazz Café in Camden hat Weltruhm für Jazz-Liebhaber, hier treten genauso unbekannte Musiker auf wie gelegentlich auch echte Stars. Berühmt sind die Clubs Embargo (Salsa, Latin und House) und das Ministry of Sound (elektronische Musik). Der Stadtteil Little Italy ist berühmt für seine Tanzschuppen und Lounge-Bars. Hier findet sich etwas für jeden Musikgeschmack – und sei er auch noch so ausgefallen. Echte Londoner gehen vor allem hier oder auch in Soho zum Tanzen aus. Londons West End ist ein Mekka für Theater-und Musicalfans und bedient mit Kassenschlagern bis zu experimentellen Produktionen jeden Geschmack. Das Donmar Warehouse in Covent Garden steht für besondere Inszenierungen. Klassikliebhaber kommen im Royal Opera House und in der Royal Albert Hall auf ihre Kosten. Die Jazzszene pilgert ins Ronnie Scott’s in Soho. Ein Konzertbesuch in der O2 Arena lässt sich mit einer nächtlichen Bootsfahrt auf der Themse verbinden. In der National Gallery hängt Kunst aus aller Welt, es gibt eine tägliche Führung, die sehr informativ ist, aber mit 60 Minuten nicht zu lange dauert. Ein Geheimtipp ist das Hunterian Museum. Dort kann man Medizingeschichte vom Altertum bis in die Gegenwart besichtigen. Berühmt ist London auch für seine vielen kostenlosen Kunstgalerien, die es in fast allen zentralen Stadtteilen gibt. Empfehlenswert für einen Spaziergang ist ein Trip entlang des Regent’s Canal von Little Venice zum London Zoo. Unterwegs sollte man bei Clifton Nurseries Halt machen und im Café einen Imbiss nehmen. Im Richmond Park kann man sich bestens erholen oder sogar auf die Jagd gehen. Um London herum gibt es malerische Städtchen wie Swindon oder die Grafschaft Surrey mit alter englischer Architektur. Auch das Windsor Castle ist immer einen Besuch wert. QUARTERLY 3 | 15 41 ESSEN ERHOLUNG & SCHLAFEN TIPPS TRANSPORT SHOPPING Zum feinen Dinner empfiehlt Alex Robinson von Leonteq das Restaurant von Heston Blumenthal im Hotel Mandarin Oriental. Hier gibt es wechselnde Menüs aus aller Welt. Es gilt als eine der besten Adressen in London und ganz Europa. Einen Burger zu Mittag isst Robinson am liebsten im Patty & Bun, urig-rustikal und ganz in der Nähe des Büros. Als Spot für original japanisches Sushi ist das Zuma zu empfehlen in der St. Raphael’s Street. Das Spa im Hotel Mandarin Oriental ist eine Erholungsoase schlechthin: Die Ausstattung und ein vielfältiges Angebot bilden eine luxuriöse Einheit. Für asiatische Massagen wird das Ushva ni Spa in Chelsea empfohlen. Der Harbour Club Chelsea bietet ein Schwimmbecken und Tennisplätze. Empfehlenswert ist das Hotel The London Edition in der Berners Street: Das Fünf-SterneHaus überzeugt mit exklusivem Service, edlem Design und Gourmet-Restaurant und ist bekannt für eine hohe Promi-Dichte. April bis Juni gilt bei Experten wegen des milden Frühlings als besonders schöne Reisezeit. Das übliche Trinkgeld in London liegt bei 10 Prozent des Rechnungsbetrages. Als Kleidungsstil wird vor allem Casual empfohlen. Bei Männern gehören Hemd und Sakko, dazu passende Schuhe zum guten Ton. Ein spezieller London-Tipp ist der Besuch eines Pferderennens zum Beispiel beim Grand National. Das Trinkwasser in London ist zwar geniessbar, schmeckt aber nicht besonders gut. London hat mit der Under ground die älteste U-Bahn der Welt. Ihr Netz ist enorm verzweigt und hat die grösste Netzlänge Europas und 270 Stationen. Umgangssprachlich wird die Londoner U-Bahn «Tube» (Röhre) genannt. An Werktagen nutzen sie 3.7 Millionen Menschen. Zu den Flughäfen Heathrow und Gatwick gibt es eigene Linien, die teurer sind als die restlichen Verbindungen. Wegen seiner berüchtigten Staus empfiehlt es sich tagsüber nicht, mit dem Auto unterwegs zu sein. Mode und Luxusartikel kauft man in der Sloane Street oder der Bond Street. Hier gibt es britische und alle grossen internationalen Labels. Das weltberühmte Kaufhaus Harrods bietet alles Erdenkliche an Waren, was man auch immer sucht: Von französischen Trüffeln in der Gourmet-Abteilung bis hin zu Spezialmatratzen gegen Rückenbeschwerden. Preisgünstige Läden und allerlei Nippes gibt es in der Oxford Street oder auf dem Portobello Road Market. 42 GIMMICKS FEUER UND FLAMME AB DIE POST Licht an! Zündende Ideen, die begeistern. COCOON VELLUM Rund und aufgehängt: Der zeitgenössische Ethanolkamin Vellum aus dem Hause Cocoon Fires hängt wie ein Kunstwerk an der Wand. Eine wundervolle Kombination aus glänzendem Edel- oder Karbonstahl mit gebürstetem Edelstahl. Ab ca. CHF 2’130 CHF | cocoonfires.com oder loungefire.ch UNSICHTBAR AUFGESTAPELT CLEVERER BEWACHT Wooden Tree: Radius Design hat es sich zur Aufgabe gemacht, nebst schönen Feuerstellen edle Holzaufbewahrungen zu kreieren. Beim augenscheinlich schwebenden Kaminholzregal Wooden Tree verschmelzen Regal und Holz zu einer Einheit. Ca. CHF 485 | radius-design.com Die Idee vom Lebensretter neben dem Bett: Sense+ wurde als App und Docking-Station für das iPhone designt und soll dem Nutzer als portabler Gas- und Rauchmelder sowie als Ladestation dienen. Nach der geplanten Markteinführung sind auch Versionen für Android und Windows vorgesehen. 4design.co EINFACH EINGEFÄRBT In jedem Päckchen Mystical Fire befindet sich ein Mix aus chemischen Salzen, der einer Flamme bunte Farben verleiht. Der verblüffende Effekt verzaubert den Kaminofen, die Feuerschale oder das Lagerfeuer zwischen 30 Minuten und zwei Stunden lang. Ab ca. CHF 4 | mystical-fire.de EDEL KOMBINIERT Mit der Flammschale concave von mono setzt man auf Kontraste: Die Kühle des Metalls verbindet sich mit der Hitze des Feuers. Das Ergebnis ist ein weiches Licht, gespendet von einer scheinbar schwebenden Flamme. Praktisches Detail: Der Glasfaserdocht – anders als ein Kerzendocht – verbraucht sich nicht. Ab ca. CHF 50 | mono.de INTERN 43 UPGRADE TO LEONTEQ Leonteq Securities (ehemalige EFG Financial Products) wurde Ende 2007 gegründet mit dem anfänglichen Geschäftszweck der Emission und dem Vertrieb von Strukturierten Produkten. Mittlerweile wird die Plattform auch externen Partnern im Rahmen der Partnership-Strategie angeboten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, durch Transparenz und ein differenzierendes Serviceangebot den Markt für Strukturierte Produkte entscheidend mitzuprägen. Als unabhängiger Outsourcing Partner für Anlageproduktedienstleistungen sind wir einzigartig in der Branche und für die weitere Entwicklung des Marktes gut gerüstet. Leonteq Securities verfügt über eines der erfahrensten Expertenteams, das sich über alle Bereiche des Unternehmens hinweg auf den Kundenservice fokussiert, unterstützt durch eine hochmoderne, integrierte IT-Infrastruktur. Mit unserer modernen und integrierten Plattform, die auf Flexibilität, Innovation, Kundenservice und Transparenz ausgerichtet ist, nehmen wir in der Schweiz eine führende Position ein. International sind wir tätig mit Schwerpunkt Europa und Asien. HABEN WIR IHR INTERESSE GEWECKT? Dann freuen wir uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen. [email protected] TERMINKALENDER 02.11.2015 IT DAYS 2015 09.00 – 12.15 Uhr Workshop 16.00 – 18.00 Uhr Get together Priora Center, 8302 Zürich-Kloten 30.11.2015 Anmeldefrist Swiss FinTech Awards. Die Teilnahme ist kostenlos. Technik ist die Anstrengung, Anstrengungen zu ersparen. Baltasar Gracián y Morales Baltasar Gracián y Morales (1601 - 1658) war ein spanischer Jesuit, Moralphilosoph und Schriftsteller. Gracián ist einer der bedeutendsten philosophischen Schriftsteller der klassischen spanischen Literatur.