Bericht 4 (PDF

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4. ADiA-Bericht
1. Das Land und die Stadt: Nicaragua und Granada
Verkaufspraktiken in Nicaragua
Dieser Beitrag soll nicht die wirtschaftliche Situation in Nicaragua beschreiben, auch wenn
sich sicher gewisse Schlüsse aus ihm ziehen lassen, sondern ist dazu gedacht, am Beispiel
Granadas den städtischen Einzelhandel in Nicaragua zu skizzieren.
Es gibt Supermärkte, die sich von den europäischen in Erscheinung und Struktur nicht
bedeutend unterscheiden.
Weiterhin gibt es den Markt, der nun nicht mit einem deutschen Wochenmarkt zu vergleichen
ist, sondern eher mit einem südeuropäischen Markt, oder einem orientalischen Basar. Erstens
ist dieser Markt ständig geöffnet, auch sonntags. Zweitens verfügt dieser Markt über eine
Markthalle, in der aber nur wenige Stände, eigentlich fast schon kleine Geschäfte,
untergebracht sind, in denen vor allem Kleidung verkauft wird. Alle anderen Stände,
vorwiegend Holzbuden mit Wellblechdach, gruppieren sich um dieses Gebäude. Zwischen
den Ständen führen enge Gassen durch. Drittens werden auf dem Markt nicht nur
Lebensmittel verkauft, sondern auch Waschutensilien, Kochgeschirr, elektronische Geräte,
DVDs und CDS, kurz alles, was man zum täglichen Leben braucht.
Außerdem gibt es Straßenverkäufer, die vor allem Früchte verkaufen, aber auch Brot oder
Süßigkeiten.
Eine weitere Möglichkeit sich mit den wichtigsten Dingen zu versorgen sind die „pulperías“
oder „ventas“, in denen man angefangen bei Obst und Getränken über Chips und Süßigkeiten
bis hin zu Waschmittel und Klopapier die meisten Dinge kaufen kann.
Für die Ortskundigen besteht außerdem noch die Möglichkeit direkt in Privathäusern zu
kaufen, wo ebenfalls bestimmte Dinge verkauft werden. Allerdings muss man dazu
logischerweise wissen, was wo verkauft wird. Kaufen kann man vielerlei, so zum Beispiel
fertig zubereitetes Essen, refrescos, Plastikbeutel, wie bei meiner Gastfamilie und in vielen
Fällen Beutel mit Eis, auch diese gibt es bei meiner Gastfamilie.
Ein Begräbnis
Dass die Verstorbenen in einer Pferdekutsche zum Friedhof gebracht werden habe ich schon
geschrieben. Ich greife dieses Thema noch einmal auf, weil sich die Zeremonien nach dem
Tod einer Person in Nicaragua doch deutlich von denen in Deutschland üblichen
unterscheiden. Diesen Monat starb ein Mann in der Nachbarschaft. Der Verstorbene wurde
aufgebahrt und gegen Abend sammelten sich Freunde und Verwandte am Haus um die
Familie des Verstorbenen zu unterstützen. In der Nachbarschaft wurden süße Backwaren und
Kaffee verteilt, nicht nur an die Trauergäste, sondern an alle Nachbarn. Zum Friedhof wird
der Verstorbene dann in der bereits beschriebenen Pferdekutsche gebracht, die von den
Trauergästen durch die Straßen geleitet wird. Der Friedhof von Granada besteht fast
ausschließlich aus Steingräbern, wobei einige Familien regelrechte Grüfte am Eingang
besitzen.
2. Meine Arbeit für den Verein
Das Trinkwasserprojekt APCOPSAND
Das bereits beschriebene Monitoringprojekt wird in mehreren Etappen durchgeführt. Ich
begleite jede einzelne Etappe unter anderem, um sie fotographisch festzuhalten.
Der erste Schritt war die Revision der Wasserzähler. Diese dauerte insgesamt vier Tage
Nachdem diese abgeschlossen war, wurden die Standorte der Zwischenzähler festgelegt und
die entsprechenden Gruben für Zähler und Schutz (caja) ausgehoben. Dies war Mitte August
abgeschlossen. Anschließend folgte der Einbau der Zwischenzähler, eine Arbeit, die am 20.
August begonnen wurde und noch nicht abgeschlossen ist, da an einem Tag nur 1 – 2 Zähler
eingesetzt werden können, da ein Einbau der Zähler an einem Stück, eine Abschaltung des
Wassers für 2 – 3 Tage bedeutet hätte.
Abschluss des Bibliothekprojekts
Für die städtische Bibliothek „Manolo Cuadra“ in Granada wurden, wie beschlossen zwei
Computer, ein Drucker, Kopfhörer, DVDs, eine neue Lasereinheit für den Fotokopierer, die
bei einem der häufigen Stromausfälle beschädigt worden war, sowie insgesamt 132 Bücher
gekauft. Meine Aufgabe dabei war es die Auswahl der Bücher zu begleiten, zunächst
gemeinsam mit dem Chef der Bibliothek und einem Vertreter für Bücher, zuletzt dann nur
noch mit dem Chef der Bibliothek. Die ausgewählten Bücher wurden anschließend von
Charly und mir gekauft und im Büro mit einem „donación“-Stempel versehen. Die gekaufte
Ausrüstung und die Bücher sollen am Freitag, dem 4. September bei einem Akt in der
Bibliothek übergeben werden und ein Vertrag über die Nutzung der gespendeten Dinge soll
gemeinsam mit dem Bürgermeister unterschrieben werden.
Weiterhin ist geplant, die Mitarbeiter der Bibliothek (zurzeit sind dies der Chef und eine
Angestellte) in der Benutzung des Bibliothekprogramms „winisis“ zu schulen (Schulungen
werden an der Nationalbibliothek in Managua durchgeführt) damit die Archivierung
insgesamt digitalisiert und damit vereinfacht wird.
Beim Bücherstempeln im Büro
3. Mein Leben in Nicaragua
„Tope de toro“, Carneval und noch ein „Hípico“
Im August finden die Patronatsfeste zu Ehren der „Virgen de la Asunción“ in Granada statt.
Am 9. August stand als erstes ein Stierlauf an. Wer dabei die Bilder von einer wilden
Stierherde erwartet, die durch enge Gassen stürmt, der wird enttäuscht. Im Ganzen liefen in
Granada vier Stiere durch die breite Hauptstraße und auch nicht gemeinsam sondern immer
einzeln. Mehrere Verletzte und ein totes Pferd gab es dennoch. Die Stiere sind zunächst an
mehrere Pferde angebunden und werden von der Menschenmenge umkreist und gereizt. Beim
Anblick des Stiers stiebt die Menge zum großen Teil auseinander und läuft weg. Gefährlich
wird es vor allem dann wenn, die Stiere von ihren Stricken befreit werden und frei laufen
können. Ich habe mir die Veranstaltung von einem sicheren Platz auf einer recht hohen Mauer
angesehen, aber kein wirkliches Gefallen daran gefunden. Die Stiere werden mit Tüchern und
Stöcken geschlagen und können sich der vielen Angreifer nicht erwehren. Hinzu kommt der
Lärm der Menge, der die Tiere weiter verwirrt. Der einzige Trost ist, dass das Ziel dieses
Stierlaufes nicht ist, die Tiere zu töten.
Am Freitag, 14. August fand der Carnaval statt, der stark dem südamerikanischen Karneval
ähnelt. Der Umzug besteht zum großen Teil aus Gruppen, die in bunten Anzügen zur Musik
ihrer Kapellen (Trommeln, Glockenspiel und einige wenige Trompeten) tanzen. Außerdem
laufen einige als Hexen, Dämonen oder Teufel verkleidete Personen mit. Die Zuschauer sind
nicht verkleidet. Der Carneval beginnt abends und wird von einem Feuerwerk begleitet.
Den Abschluss der Feste bildet ein weiteres, diesmal sehr viel größeres „Hipico“ am Sonntag
nach dem Carnaval, also dieses Jahr am 16. August. Die Pferde, Kutschen und Umzugswagen
stellen sich am Stadion auf, um dann über die Einfallsstraße aus Managua/ Masaya auf die
Straße Real Xalteva einzubiegen, an den Kirchen vorbei, über den Parque Central bis auf die
Calzada zu reiten. Die Reiter, vor allem die Reiterinnen sind zum Teil in traditionelle
Gewänder gekleidet. Begleitet wird das „Hipico“ von einem kleinen Jahrmarkt mit
Fahrgelegenheiten, Preisbuden und Essensständen. Das „Hipico“ empfand ich persönlich als
ähnlich gefährlich wie den Stierlauf (auch wenn mir über Verletzte nichts bekannt ist), denn
die Zuschauer säumen die Straßen sehr dicht und nicht nur auf dem Bürgersteig, sondern auch
auf der Straße selbst, sodass die Pferde, die ohnehin durch die Musik und die vielen
Menschen nervös sind, kaum Platz haben sich zu bewegen.
Hochzeit:
Am 20.8 heiratete Betsabe, eine der Töchter meiner Gastfamilie ihren Freund Juan. Die
Trauung wurde standesamtlich durchgeführt und zwar im Haus meiner Gastfamilie.
Standesamtliche Hochzeit in Nicaragua (wie auch in Deutschland die einzige offiziell
anerkannte Form der Vermählung) bedeutet die Überprüfung der Personalien und das
Unterschreiben eines Vertrags durch die Ehepartner und ihre Trauzeugen. Die eigentliche
Zeremonie war nach einer Viertelstunde vorbei. Danach begann das Fest mit Essen, Musik
und Tanz, das bis spät in die Nacht andauerte.