Mündliche Abiturprüfungen im Fach Geographie

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Mündliche Abiturprüfungen im Fach Geographie
Mündliche
Abiturprüfungen
im Fach Geographie
Fortbildungsmaterial:
Beispielaufgaben mit
Erwartungshorizont
Landesinstitut für Lehrerfortbildung,
Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung von Sachsen-Anhalt (LISA)
Autorenteam: Dr. Eckhard Appenrodt, Bitterfeld; Sonja Bernhard, Querfurt; Dr. Margit Colditz, Halle
(Leitung); Gabriela Gaube, Halle; Sylvia Gemeiner, Osterwieck; Cornelia Linde, Magdeburg; Prof. Dr. Notburga Protze, Halle (fachliche und fachdidaktische Beratung);
Olaf Sedelky, Köthen
Redaktion:
Dr. Margit Colditz
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
1
LISA Halle
Zur Abiturprüfung im Fach Geographie in
Sachsen-Anhalt (aktualisiert am 13.07.2007)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Mai-Abitur 2005 kam im Bundesland Sachsen-Anhalt erstmals die neue Oberstufenverordnung von 20031 zum Tragen. Im Zuge der Änderungen (vor allem der Einteilung in
Kern-, Pflicht- und Wahlpflichtfächer) können nur noch in den Kernfächern Deutsch,
Mathematik, Englisch, Geschichte, einer wählbaren Naturwissenschaft und einer weiteren
wählbaren Fremdsprache schriftliche Abiturprüfungen abgelegt werden.
Damit ist im gesellschaftswissenschaftlichen Lernbereich Geschichte alleiniges Kernfach.
Die Geographie wird laut Stundentafel nur noch zweistündig auf Grundkursniveau (im Wahlpflichtbereicht mit Sozialkunde) angeboten und kann nicht mehr als schriftliches
Prüfungsfach gewählt werden.
Deshalb stellte im Juli 2005 nach fünf Jahren engagierter Arbeit die Kommission zur
Erarbeitung von zentralen Prüfungsaufgaben (einschl. Hinweisen zur Bewertung) ihre Tätigkeit ein. Die Resonanz aus der Praxis zeigte uns über die Jahre, dass wir mit unseren Aufgaben den Ansprüchen der Bundes- und Vorläufigen Landes-EPA2 sowie der Rahmenrichtlinien Geographie3 gerecht wurden und sich Lehrkräfte wie Schülerinnen und Schülern diesen
Forderungen stellten. In einer Übersicht auf der folgenden Seite sind alle Abituraufgaben, die
in Sachsen-Anhalt für die schriftliche Prüfung erarbeitet wurden, zusammengestellt.
Auch in der bundesweiten Kommission zur Überarbeitung der Einheitlichen Prüfungsanforderung in der Abiturprüfung Geographie4, in der 2003/2004 die verantwortliche Dezernentin
des LISA, Frau Dr. Colditz, als Vertreterin von Sachsen-Anhalt mitarbeiten konnte, fanden
diese Abituraufgaben äußerst positive Resonanz, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck
kommt, dass drei der vier Beispielaufgaben für das schriftliche Abitur aus dem Fundus
unseres Bundeslandes stammen …
Unsere Abitur-Grundsätze genügen in hohem Maße den bundesweiten Vorgaben der KMKEPA4, finden in ihnen Bestätigung bzw. sind in ihnen dokumentiert. Die neu gefassten EPA
sollten im Fach Geographie spätestens zur Abiturprüfung im Jahre 2008 umgesetzt werden.
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2
3
4
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Verordnung über die gymnasiale Oberstufe
(Oberstufenverordnung) vom 24. März 2003 (www.mk-intern.bildung-lsa.de/Bildung/vegymoberstufe.pdf
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Vorläufige Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Geographie, Magdeburg 1995
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Rahmenrichtlinien Geographie
Gymnasium Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2000 und 2003 (www.rahmenrichtlinen-bildung.lsa.de)
Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Geographie. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989 i. d. F. vom 10.02.2005 (zu beziehen über: www.kmk.org. oder
Luchterhand-Verlag, Best.-Nr. 52934-2 für 3,50 €)
1
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Themen im schriftlichen Abitur Geographie
Sachsen-Anhalt (2000 – 2005)
Thema
Kursart
Typ
GK + LK
GK + LK
raumbezogen
themenbezogen
2002 – 13k
Indonesien – ein Schwellenland
Aquatische Ökosysteme – Lebens- und Nutzungsräume (Ostsee)
GK
GK
raumbezogen
themenbezogen
2002 – 13
Stadt-Umland-Region Magdeburg – ein Raum verändert sein Gesicht
Wasser – eine Existenzfrage der Menschheit (Südostanatolienprojekt)
Die Region Bitterfeld-Wolfen – ein Industrieraum mit Zukunft?
Wasserbauliche Großprojekte – Auswirkungen auf den Raum (Jangtsekiang)
GK
GK
LK
LK
raumbezogen
themenbezogen
raumbezogen
themenbezogen
2003 – 13k
Gebiet Tjumen – Leben und Wirtschaften in einem sensiblen Raum
Landwirtschaft im Umbruch (Deutschland)
Frankreich – ein Zentrum und 21 Regionen?
Landwirtschaft im Umbruch (Deutschland)
GK
GK
LK
LK
raumbezogen
themenbezogen
raumbezogen
themenbezogen
2003 – 13
Tokyo – Zukunft auf engem Raum?
Tokyo – Wachstum ohne Grenzen?
Plattentektonische Prozesse – Gunst oder Ungunst? (Island)
Geodynamische Prozesse – Erde im Wandel? (Oberrheinische Tiefebene)
GK
LK
GK
LK
raumbezogen
raumbezogen
themenbezogen
themenbezogen
2000 (Beispielaufgaben)
Namibia- Tourismus als Entwicklungsfaktor?
Verstädterung – eine globale Herausforderung
2004 – 13k
Schweizer Alpen – Verkehr und Mobilität als Herausforderung im 21. Jahrh.
Gefährdung von Böden – ein „man-made-disaster“ (Sahel)
Bodendegradation – ein Kernproblem des globalen Wandels
2004 – 13
Las Vegas – Paradies oder Irrsinn?
Las Vegas - eine Stadt im Dienstleistungszeitalter
Räumliche Ordnungen in der Weltwirtschaft – Notwendigkeit von Entwicklungszusammenarbeit? (Nepal)
Räumliche Ordnungen in der Weltwirtschaft – Disparitäten und Entwicklungsstrategien (Nepal)
2005 – 13k
Das Toshka-Projekt – Raumerschließung in der Anökumene
Das Toshka-Projekt – Entwicklung durch Raumerschließ. in der Anökumene?
Nachhaltige Nutzung des Ökosystems Mittelgebirge
Ökosystem Mittelgebirge und nachhaltige Nutzung
2005 – 13 (Nachzügler)
Brasilianisch-Amazonien – Erschließung mit Folgen
Globalisierung der Wirtschaft – das Beispiel BMW
Global agierende Unternehmen – „Leuchttürme für die Entwicklung“?
GK + LK raumbezogen
themenbezogen
GK
themenbezogen
LK
GK
LK
GK
raumbezogen
raumbezogen
themenbezogen
LK
themenbezogen
GK
LK
GK
LK
raumbezogen
raumbezogen
themenbezogen
themenbezogen
GK + LK raumbezogen
themenbezogen
GK
themenbezogen
LK
abrufbar unter: www.bildung-lsa.de (> Service > Zentrale Leistungserhebung > Abiturprüfung)
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Wie geht es weiter mit dem Abitur Geographie?
Das Kultusministerium setzte zum Schuljahr 2007/2008 die Vorläufigen Landes-EPA von
1995 außer und die KMK-EPA in Kraft. Eine Überarbeitung oder Neufassung von LandesEPA ist nicht vorgesehen.
Diese richtungsweisende, für unser Fach sehr positive Entwicklung können wir in den
schriftlichen Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt in naher Zukunft aus eingangs genannten
Gründen nicht begleiten. Umso mehr kommt einer Diskussion zur Qualitätssicherung und
-steigerung in den mündlich Geographieprüfungen zunehmende Bedeutung zu.
Zum Kapitel „Mündliche Prüfungen“ enthalten die KMK-EPA aber nur wenige spezifische
Hinweise. Natürlich wurden in der Bundesland übergreifenden Kommission Verfahren und
Anforderungen diskutiert – aber aufgrund der großen Heterogenität konnten sich die Ländervertreter lediglich auf grundsätzliche Aussagen einigen. Auch enthalten die EPA nur eine
mündliche Beispielaufgabe, die noch dazu lediglich den ersten Prüfungsteil spiegelt.
Deshalb hatte sich die Abitur-Kommission des Landes Sachsen-Anhalt zum Ziel gesetzt, in
ihren letzten Arbeitsberatungen
-
stichpunktartig grundlegende, gesetzeskonforme Aussagen zur mündlichen Abiturprüfung zusammenzutragen (Prüfungsinhalte, Aufgabenstellungen und Erwartungshorizonte
für beide Prüfungsteile, Bewertung) und
-
diese durch Beispielaufgaben zu untersetzen.
Die Arbeitsergebnisse sollen mit diesem Fortbildungsmaterial landesweite Verbreitung
finden, in der Hoffnung damit eine Qualitätsdiskussion zum mündlichen Abitur anzuregen:
Grundsätze für mündliche Abiturprüfungen
Zu Prüfungsinhalten/Gegenstand der Prüfung:
− in der KMK-EPA geforderte Kompetenzen und fachliche Inhalte
− Einheit von Natur- und Anthropogeographie
− Kursthemen/Inhalte der Rahmenrichtlinien Geographie Gymnasium des Landes SachsenAnhalt (unter Berücksichtigung der bis Beendigung der Einführungsphase erworbenen
Kompetenzen); dabei Inhalte aus mindestens zwei Kurshalbjahresthemen
− Fallbeispiele/Räume dürfen nicht im selben Zusammenhang Gegenstand des Unterrichts
gewesen sein
Zur Prüfungsgestaltung:
− zwei gleichwertige Teile: Vortrag und themengebundenes Prüfungsgespräch mit annähernd gleichen Zeitanteilen und allen drei Anforderungsbereichen
− Aufgabenart: materialgebundene Problemerörterung mit Raumbezug; Berücksichtigung
der beiden Zugriffsweisen auf Geographie (Regionale und Allgemeine Geographie) durch
themen- bzw. regionalbezogene Aufgabenstellungen
Zu Arbeitsmitteln:
− der Atlas ist stets zugelassenes Hilfsmittel
− Wandkarten und weitere Medien sind zu nutzen
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Zum 1. Prüfungsteil: Vortrag
Aufgabenformulierung:
− eine mündliche Prüfungsaufgabe ist schriftlich zu verfassen
− das Thema der Prüfungsaufgabe sollte einer Problemerörterung entsprechen
− der Themenformulierung sollten einige Kerngedanken nachgestellt werden (im Sinne
eines Problemaufrisses)
− die Aufgabenstellung ist in Form von Arbeitsaufträgen (nicht Fragen) unter Verwendung
der Operatoren/Signalwörter zu formulieren
− die Aufgabenstellung ist i. d. R. mehrgliedrig (Anzahl der Teilaufgaben: ca. 2 – 3), dabei
bilden die Teilaufgaben eine thematische Einheit; es sind auch eingliedrige Aufgaben
zugelassen (sie dienen stärker der PISA-Forderung nach der Entwicklung einer Problemlösekompetenz, vgl. Beispielaufgabe „Australien – Zentrum oder Peripherie?“)
Material:
− Materialmenge, -art, -anspruch, -vielfalt müssen der Aufgabenstellung und der zur Verfügung stehenden Vorbereitungs- und Prüfungszeit entsprechen
− das Material muss eine exakte Quellenangabe enthalten und wird nummeriert, aber nicht
in den Formulierungen der Teilaufgaben verankert
Zum 2. Prüfungsteil: Themengebundenes Prüfungsgespräch
Inhalte:
− ausgehend vom ersten Prüfungsteil Überleitung zu einem oder mehreren anderen
Problemkreis/en (Erweiterungen, Vertiefungen, Transfer auf andere Räume bzw.
allgemeingeographische Fragestellungen)
Gesprächsführung:
− die prüfende Lehrkraft hat zwei bis drei schriftlich verfasste Impulse/Aufgabenstellungen
vorbereitet, die in einem größeren fachlichen Zusammenhang stehen und die Grundlage
für das Gespräch bilden (kein kurzschrittiger Frage-Antwort-Wechsel zu verschiedenen
Inhalten)
Bewertung der mündlichen Prüfung (beide Teile)
Der Erwartungshorizont wird von der unterrichtenden Lehrkraft vor dem Hintergrund des
erteilten Unterrichts erstellt. Es sind in allen drei Anforderungsbereichen Kenntnisse und
Fähigkeiten nachzuweisen; dabei ist das Gewichtungsverhältnis zu beachten (der
Schwerpunkt liegt auf AFB II).
Spezifische Anforderungen an die mündliche Prüfung sind:
− Vortrag/Prüfungsteil I: Gliederung/Strukturierung, Einhaltung des Zeitbudgets, Vortragsweise, Einbeziehung von Medien, Verwendung der Fachsprache, Komplexität der Darstellung, eigene Stellungnahme
− Gespräch/Prüfungsteil II: situationsbezogene Argumentations- und Urteilsfähigkeit, Eingehen auf Gesprächsimpulse, gegebenenfalls Einbringen eigener sach- und problemgerechter Beiträge
Diese Grundsätze können auch als Kontrollkriterien für erstellte Prüfungsaufgaben bzw.
durchgeführte mündliche Abiturprüfungen dienen. Nachfolgende Checkliste bietet dazu eine
übersichtliche Evaluationsform:
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Aufgabencheck
Thema: _____________________________________________________________
Bewertungsaspekte
ja
z. Teil
1. Prüfungsteil
geographisch bedeutsamer Inhalt
Geographie-RRL-Bezug
Auswahl eines abgegrenzten Themas
Einheit von Physischer und Wirtschafts- /Sozialgeographie
Raumbezug mit Maßstabwechsel
fachliche Exaktheit
Anlage als Problemerörterung
Lebensweltbezug
anregende Überschrift zum Thema
Überschrift passend zu den Aufgaben
Rückbezug auf die Überschrift (bes.
wenn mit „?“ versehen)
stimmiger einführender Text
2 bis 4 Teilaufgaben
Signalwörter für (höchstens 4) Arbeitsaufträge
eineindeutige Aufgabenformulierung
Teilaufgaben verfolgen einen „roten
Faden“ zur Problemerörterung
Überprüfen von Methodenkompetenz
eine Methode steht im Zentrum
Methode ist „Mittel zum Zweck“
Materialmenge bearbeitbar (i. d. R. 2)
unterschiedliche Materialarten
Materialinhalt klar auf Bearbeitung der
Teilaufgaben ausgerichtet
Material mit Titel und Quelle
2. Prüfungsteil
Inhaltsbezug zum 1. Teil
kein Wiederholen/Vertiefen des 1. Teils
neuer konkreter Problemaspekt
EWH/Bewertung
Erwartete Leistungen stimmen mit dem
Auftrag/Signalwort überein
Signalworte passen zum AFB
AFB ausgewogen (30% : 50% : 20%)
in beiden Teilen alle drei AFB
nachvollziehbare Gewichtung zwischen
den beiden Prüfungsteilen
keine zu starke Punktestückelung
(durch Einzelfakten-Auflistung)
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nein
Bemerkungen
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
2
LISA Halle
Beispielaufgaben (in der Fassung vom 15.11.2005)
Die zusammengefassten Grundsätze werden nachfolgend durch Beispielaufgaben veranschaulicht. Mit ihnen sollen Anregungen zur Erstellung von Aufgaben für die mündliche
Prüfung einschließlich der zu verfassenden Erwartungshorizonte gegeben werden.
Beispiel 1
a)
Prüfungsaufgabe
Prüfungsteil I
Thema
Vom Fluss zur Wasserstraße und was kommt danach?
Ein Fluss ist mehr als nur eine Wasserrinne. Seit jeher nutzt der Mensch Flüsse und ihre
Uferbereiche in vielfältiger Weise und verändert dadurch die Flusslandschaft.
(nach: Auftaktseite „Flüsse und Auen“ der Homepage des World Wide Fund For Nature, www.wwf.de)
Aufgabenstellung
1. Stellen Sie Nutzungsansprüche an einen Fluss und seiner Uferbereiche mit Hilfe einer
Mind Map dar.
2. Erläutern Sie Ausstattungsmerkmale des Ökosystems Elbe, die für seine Nutzung als
Wasserstraße von Bedeutung sind.
3. Erörtern Sie Zukunftsaussichten der Elbe.
Material
M 1:
-
Daten zur Elbe
Höhendifferenz Quelle – Mündung: 1.384 m
1904 – 1976 auf tschechischem Gebiet durchgeführte Regulierungen, 170 km
kanalisierte Strecke
mittlerer Abfluss bei Dresden 327 m³/s; bei Cuxhaven 870 m³/s
Fließzeiten: jeweils 4 Tage von der deutsch-tschechischen Grenze bis nach Magdeburg
und von Magdeburg bis Geesthacht
ab 2 m bis 5 m Wasserstand für den Gütertransport nutzbar
Wasserstände der Elbe 2000:
<1,60 m
194 Tage
1,60 m – 2,20 m
61 Tage
>2,00 m
110 Tage
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
M 2:
LISA Halle
Die Elbe im Spiegel der Presse
Die Elbe – ein bedeutender Strom für die Zukunft Europas
Wieder Lachse in der Elbe
Elbausbau – bessere Bedingungen für die Binnenschifffahrt oder gigantische Naturzerstörung
Internationales Konzept zum Elbe-Hochwasser
Einstellung der Elbeschifffahrt wegen Niedrigwasser
Wasserstraßenkreuz feierlich eingeweiht
Schiffe dem Fluss anpassen und nicht umgekehrt
Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“
Wirtschaftsentwicklung durch Ausbau der Infrastruktur – Landesregierung fordert
Ausbau von Elbe und Saale
Die Jahrhundertflut der Elbe 2002
Tschechien stoppt weiteren Ausbau der Elbe
Quelle: Schlagzeilen aus der Zeitung „Volksstimme“ (Zeitraum: Juni 2002 – Mai 2004)
M 3:
Beförderungsleistung (Güter) der Verkehrsträger in Mio. t/km (2002)
Legende:
Eisenbahnverkehr
Straßenverkehr
Binnenschifffahrt
Rohrleitungen
Quelle:
www.wsa-magdeburg.de, Zugriff: 13.06.2004
Prüfungsteil II
Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch
-
Wasserstraßenkreuz, Entwicklungsachsen – Raumplanung in Sachsen-Anhalt:
Instrumente und Leitbilder
Flüsse als Lebensadern – weltweite Betrachtung
Erschließung peripherer Räume, Beseitigung von Disparitäten, Euroregionen
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
b)
LISA Halle
Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Der Unterricht erfolgte gemäß den Rahmenrichtlinien/Gymnasium Sachsen-Anhalt.
Der 1. Teil der Prüfungsaufgabe bezieht sich auf die Kursthemen 1 und 4, insbesondere auf
aquatische Ökosysteme, deren Ausstattung und Nutzungsprobleme sowie auf die europäische Verkehrsinfrastruktur.
Der Prüfling hat am Fallbeispiel des Rheins Nutzungsansprüche und Nutzungskonkurrenzen
sowie ökologische Folgen anthropogener Eingriffe (Rheinbegradigung) an einem Fluss erarbeitet. Er ist befähigt, eine geoökologische Systemanalyse zu führen und Folgen anthropogener Einwirkungen auf ein Geoökosystem zu beschreiben und Eingriffe des Menschen
unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu diskutieren. Er ist in der Lage, eigene Zukunftsszenarien zu entwickeln und zu erörtern. Diese Prüfungsaufgabe dient insbesondere der
Überprüfung von Elementen dieser Methoden sowie der Sachkompetenz zu Flüssen als
aquatische Ökosysteme und Teil der Verkehrsinfrastruktur.
Der 2. Teil der Prüfungsaufgabe beinhaltet Schwerpunkte des Kursthemas 3. Der Prüfling
besitzt Sachkenntnisse zur Raumordnung und Raumplanung. Er kennt Leitbilder und
Instrumente der Raumordnung in Deutschland. Am Beispiel der Nordverlängerung der A14
hat der Prüfling eine Verkehrswegeplanung nachvollzogen und die Bedeutung von
Verkehrstrassen zur Verbindung und Erschließung von Räumen herausgearbeitet.
Im Kurs 4 hat der Prüfling Kenntnisse zur Raumstruktur und Raumentwicklungstendenzen
Europas erworben. Er ist in der Lage, regionale Disparitäten innerhalb Europas, insbesondere Deutschlands aufzuzeigen und hat Beispiele von Raumordnungsmaßnahmen zur
Erschließung von peripheren Räumen kennen gelernt.
In diesem Aufgabenteil werden somit Fähigkeiten zur Übertragung und Anwendung von
Sachkenntnissen auf andere Raumbeispiele überprüft.
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Prüfungsteil I
Teilaufgabe 1:
(Anforderungsbereich I)
Es wird erwartet, dass der Prüfling verschiedene Nutzungsmöglichkeiten aufgreift und
daraus resultierend Ansprüche ableitet. Entsprechend der Mind-Map-Methode sind diese in
Haupt- und Nebenaspekte gegliedert graphisch darzustellen (z. B. Hauptaspekt
„Wasserstraße“, Untergliederung in: Binnenschifffahrt/Gütertransport, Hobbyschifffahrt,
Tourismus/Ausflugsverkehr und Wasserwanderweg, Fährverkehr; Hauptaspekt „Auennutzung“, Untergliederung in Überflutungsbereich, Tourismus, Naturschutzgebiet, Reservat).
Die graphische Darstellung kann an der Tafel erarbeitet und kommentiert werden oder es
wird die in der Vorbereitungszeit angefertigte Mind Map (z. B. auf Folie) erläutert.
Teilaufgabe 2:
(Anforderungsbereich II)
Der Prüfling weist Methodenkompetenz zu Teilen der Geoökosystemanalyse nach. Unter
Zuhilfenahme entsprechender Atlaskarten und Materialien erarbeitet er den Einfluss v. a. der
Geofaktoren Relief, Bau und Klima auf den Verlauf und die Wasserführung der Elbe:
- Quelle und Oberlauf: Riesengebirge/Mittelgebirgsraum – Wasserüberschussgebiet
(Jahresniederschlag ca.1.000 – 1.500 mm); starkes Gefälle – Tiefen- und Seitenerosion/Durchbruchstal, schiffbar ab Kolín, Durchfließen des Böhmischen Beckens –
Mäander; Begradigung des Verlaufes durch 170 km Kanalisierung
- Mittel- und Unterlauf: Elbtalerweiterung, geringeres Gefälle – Mäanderbildung, Ablagerungen
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
-
Mündungsbereich: Trichtermündung für Hochseeschiffe geeignet, Gunstfaktor für Überseehafen und Hafenwirtschaft, starke Sedimentation erfordert allerdings ein
regelmäßiges Ausbaggern der Fahrrinne
Er zeigt potenzielle Nutzer für die Wasserstraße Elbe auf (z. B. Güterverkehrsanbindung
Tschechiens, der Ballungsräume Dresden/Riesa, Dessau, Magdeburg an den Überseehafen
Hamburg, über den Mittellandkanal an den Rhein und den Europort; Hobbyschifffahrt,
Flusskreuzfahrt/Tourismus).
Teilaufgabe 3:
(Anforderungsbereich III)
Der Prüfling wägt unter Einbeziehung der Eingangsfrage und seiner bisherigen Ausführungen begründend ab, welche Möglichkeiten (u. a. kostengünstiger, umweltfreundlicher Transportweg für Güter, zunehmende Freizeitschifffahrt und Flusskreuzfahrten) und welche
Risiken (u. a. Konkurrenz durch Straße und Schiene; Lobby, Transportbedarf) für die Elbe
als Wasserstraße zukünftig bestehen.
Gewichtung der Teilaufgaben
1 : 2 : 3 ^ 30 : 50 : 20
Prüfungsteil II
Der Prüfling beschreibt Konzepte, Leitbilder und Instrumente der Raumordnung in Deutschland und Sachsen-Anhalt. Er ordnet den Bau des Wasserstraßenkreuzes in die landes- und
europaweite Entwicklung ein, dabei geht er auch auf die Bedeutung von Verkehrstrassen
(Rückbezug auf Wasserstraßen) als Entwicklungsachsen ein.
Er diskutiert Möglichkeiten und Grenzen von Raumordnung als Mittel zur Überwindung von
Disparitäten und führt dazu selbst gewählte (weltweite) Raumbeispiele an.
mögliche Beispiele: - Hauptstadtverlagerung (Brasilien, Nigeria)
- Satellitenstädte (Paris – 5 villes nouvelles)
- Toshka-Projekt (Ägypten)
- Transmigrasi-Projekt (Indonesien)
Er vergleicht die Bedeutung von Flüssen in verschiedenen Regionen bzw. Kulturerdteilen
und problematisiert die Nutzung in Grenzregionen (z. B. Wasserentnahme, Stauanlagen).
Rückbezogen auf die Elbe erörtert der Prüfling Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der
Euroregion Elbe/Labe bei der Elbnutzung.
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beispiel 2
a)
Prüfungsaufgabe
Prüfungsteil I
Thema
Die Stadt – ein Lebensraum im Wandel der Zeit
„Wir müssen die Stadt als Lebensraum wiederentdecken, die gute Stadt. Und ich glaube fest
daran, dass uns das gelingen kann.“
(Richard Rogers, britischer Architekt, 2001)
Aufgabenstellung
1.
Beschreiben Sie Leitbilder der Stadtentwicklung in Deutschland nach 1945.
2.
Erläutern Sie die Notwendigkeit des Stadtumbaus Ost am Beispiel Magdeburgs.
3.
Überprüfen Sie, ob die Handlungsprämissen des Magdeburger Stadtumbaus dem
Prinzip der Nachhaltigkeit entsprechen.
Material
M 1:
Stadt Magdeburg: Bevölkerung und Siedlung
Bevölkerung Magdeburgs (Zuzüge, Wegzüge)
14000
Zuzüge gesamt
Bevölkerung
12000
10000
8000
Zuzüge aus umliegenden
Landkreisen
6000
Wegzüge gesamt
4000
Wegzüge in umliegende
Landkreisen
2000
0
1994
1997
2000
2003
Jahr
Quelle:
nach: Bevölkerungsstand, Bevölkerungsveränderungen in Magdeburg im Jahr 2003,
Landeshauptstadt Magdeburg – Amt für Statistik 2004
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
M 2:
LISA Halle
Strukturdaten zu Magdeburg
Einwohnerzahl
1990
2001
2010
Zahl der Erwerbstätigen
279.000
230.000
211.000
Altersdurchschnitt (in Jahren)
1990
2000
166.100
135.900
Arbeitslosenquote (in %)
38,2
43,7
Zahl der Haushalte
1994
2000
2010
1991
1999
1990
2001
6,0
18,9
Zahl der Wohnungen
125.500
121.500
117.200
1995
2000
2010
138.811
147.242
148.000
Wohnungsleerstand
2000
2010
29.000 – 30.000
40.000
Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtumbaukonzept 2002
M 3:
Handlungsprämissen des Stadtumbaus Magdeburg
1.
Die Reduzierung des Wohnungsleerstandes wird von innen nach außen vollzogen,
d. h. in den Randbereichen der Stadt wird mehr Wohnraum reduziert als im Stadtkern.
2.
Die Aufwertung der Wohnungsbestände und der städtebaulichen Struktur wird von
innen nach außen vollzogen, d. h. Modernisierungsobjekte im Stadtkern werden denen
am Stadtrand vorgezogen.
Quelle:
Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtumbaukonzept 2002
Prüfungsteil II
Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch
-
Magdeburger Börde: Boden/Klima/Relief, landwirtschaftliche Nutzung – Dust-BowlSyndrom
weiteres Syndrom des Globalen Wandels, das den Boden betrifft – Vergleich mit DustBowl-Syndrom
Deutschland – ein wirtschaftlicher Gunstraum in Europa?
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
b)
LISA Halle
Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Die Prüflinge kennen Merkmale ländlicher und städtischer Siedlungen. Stadtentstehungstheorien (nach Carter) und die Stadtentwicklung in Deutschland sind behandelt worden.
Verschiedene Leitbilder der Stadtentwicklung einschließlich ihrer Vor- und Nachteile sind
ihnen bekannt. Stadtsanierung als raumordnerische Maßnahme wurde am Beispiel
Halberstadt bearbeitet. Die Stadtentwicklung Magdeburgs und spezielle Probleme der
Landeshauptstadt (Stadt-Umland-Beziehungen) waren Gegenstand des Unterrichts.
Die Arbeit mit theoretischen Modellen (Stadtmodelle, Modell der Landschaft), die Auswertung von Statistiken und Diagrammen sowie die Problemdiskussion sind aus dem Unterricht
vertraute Methoden.
Als Agrarökosystem wurden die Great Plains im Unterricht analysiert (Geoökosystemanalyse). Verschiedene Syndrome des Globalen Wandels, darunter auch mehrere den Boden
betreffende (Dust-Bowl-, Sahel-, Grüne-Revolution-Syndrom) wurden im Unterricht erläutert.
Im Kurshalbjahr 4 wurde das Naturraumpotenzial Europas analysiert.
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Prüfungsteil I
Teilaufgabe 1:
(Anforderungsbereich I)
Der Prüfling beschreibt mindestens zwei Leitbilder der Stadtentwicklung, möglich wären z. B.
‚funktionale Stadt’ (konsequente Gliederung der Stadt in nach Funktionen gegliederte Viertel), autogerechte Stadt’ (Flächenexpansion – breite, mehrspurige Straßen – Parkflächen),
‚Stadt der kurzen Wege’ (Durchmischung der Funktionen Arbeit – Wohnen – Versorgen –
Freizeit, Förderung des Nahverkehrs, Radwegausbau, Polyzentralität).
Teilaufgabe 2:
(Anforderungsbereich II)
Der Prüfling erkennt Schrumpfung der Bevölkerungszahl (in 20 Jahren um ca. ¼), Änderung
der Sozialstruktur (Arbeitslosigkeit, Abwanderung ins Umland oder die alten Bundesländer)
und Überalterung als auslösende Faktoren für einen Stadtumbau. Er weist die Fähigkeit, Diagramme und statistische Materialien auszuwerten, nach. Er kann die gewonnenen Fakten
mit konkreten örtlichen Beispielen (Entstehung neuer Wohnsiedlungen in den Dörfern des
Speckgürtels – z. B. Irxleben, Niederndodeleben) belegen.
Teilaufgabe 3:
(Anforderungsbereich III)
Der Prüfling begründet, dass die Handlungsprämissen des Stadtumbaus (M 3) die Innenstadt stärken. So führen eine Bebauung von Lücken (Hundertwasserhaus) und die
Sanierung ganzer Innenstadtbereiche (Nordabschnitt des Breiten Weges) zur Erhöhung der
Attraktivität des Stadtzentrums. Ausgehend vom Dreieck der Nachhaltigkeit zeigt der Prüfling
auf, dass die Stärkung der Innenstädte ökonomisch (z. B. kürzere Wege, geringere Kosten),
ökologisch (z. B. weniger Bodenversiegelung) und sozial (Mehrfamilienhäuser/bessere Kontakte, soziale Durchmischung) ist.
Fazit: Der Prüfling erkennt, dass die Entwicklung von Städten einem zeitlichen und gesellschaftlichen Wandel unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten unterworfen ist.
Gewichtung der Teilaufgaben
1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20
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Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Prüfungsteil II
Der Prüfling beschreibt das für die Landwirtschaft bedeutsame Naturpotenzial der Magdeburger Börde. Er erläutert die Landwirtschaft in diesem Bereich und setzt sich mit Problemen, die hier auftreten und aus anderen Regionen der Erde bekannt sind, auseinander. Er
stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu einem weiteren den Boden betreffenden Syndrom dar (Verbreitung, Ursache, Wirkungsweise, Folgen).
Es wird die Erläuterung von Natur- und Humanfaktoren, die die Bezeichnung Gunstraum
begründen, erwartet. Der Prüfling nennt und zeigt Gunsträume für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten (z. B. Landwirtschaft im norddeutschen Tiefland, besonders den Börden;
Tourismus an den Küsten; Industrie in München, Rhein-Main-Gebiet) in Deutschland. Die
Nutzung verschiedener Karten wird erwartet.
13
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beispiel 3
a)
Prüfungsaufgabe
Prüfungsteil I
Thema
Globale Muster der Ungleichheit
Wenn wir zwischen geographischen Räumen unterscheiden und sehen wollen, wie sich die
Ungleichgewichte entwickeln und möglichst abbauen lassen, dann benötigen wir einen
zuverlässigen Maßstab, mit dem wir die feineren, aber wohl auch nur quantitativen Unterschiede messen können.
(nach: Peter Haggett, Geograph)
Aufgabenstellung
1. Beschreiben Sie die Vielfalt globaler Ordnungsmuster auf der Erde.
2. Kennzeichnen Sie den Entwicklungsstand Äthiopiens unter Beachtung entsprechender
Indikatoren.
3. Erörtern Sie die Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern unter
Einbeziehung der Karikatur.
Material
M 1:
Ausgewählte Strukturdaten von Äthiopien
Indikatoren
Datenangabe 2001
BSP/Ew.
Sektorialstruktur der Wirtschaft (gemessen am BSP)
Landwirtschaft
Industrie
Dienstleistung
Alphabetisierungsquote Erwachsener
Bevölkerungswachstum
HDI
Lebenserwartung
Import
Export
Auslandsverschuldung
100 US-$
Quelle: Fischer Weltalmanach 2004, Frankfurt/Main 2003
14
52 %
11 %
37 %
m: 48 %; w: 32 %
2,7 %
unter 0,5
42 Jahre
1,64 Mrd. US-$
0,43 Mrd. US-$
5,70 Mrd. US-$
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
M 2:
LISA Halle
Karikatur
Quelle: Haitzinger, Horst: Informationen zur politischen Bildung, Heft 221: Entwicklungsländer,
Bonn 1991
Prüfungsteil II
Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch
-
b)
Regelhaftigkeiten für Städte des lateinamerikanischen Kulturerdteils, die sich aus dem
Modell lateinamerikanischer Großstädte ableiten lassen (Beschreibung)
Modell der Raumstrukturen Europas (grafische Darstellung, Erläuterung)
Naturraumpotenzial von Sachsen-Anhalt für eine wirtschaftliche Nutzung (Bewertung)
Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Kursthema: Aktionsraum Erde – Disparitäten und Verflechtungen
- Die Prüflinge verfügen über Kenntnisse zu globalen Ordnungsmustern im Überblick unter
natur-, wirtschafts-, sozialgeographischen und kulturellen Gesichtspunkten.
- Die Prüflinge können Disparitäten in unterschiedlich entwickelten Ländern aufzeigen und
mithilfe von Indikatoren den Entwicklungsstand von Ländern begründend einordnen
(regionale Beispiele im Unterricht: Japan, Indonesien, Nigeria, Mali).
- Die Prüflinge kennen Dependenz- und Modernisierungstheorien und Entwicklungsstrategien (z. B. Abkopplungsstrategie, Wachstumspole) zum Abbau der Disparitäten
zwischen Ländern der Erde.
- Die Prüflinge haben erfahren, dass eine zukünftige Entwicklung auf der Erde nur unter
Zugrundelegen des Leitbilds einer nachhaltigen Entwicklung möglich ist.
- Die Methode der Auswertung einer Karikatur wurde im Unterricht der gymnasialen
Oberstufe gefestigt (Beispiele: Karikaturen zur globalen Süßwasserkrise und zur EUOsterweiterung).
Kursthema: Siedlungsentwicklung und Raumordnung
- Die Prüflinge kennen den Aufbau einer lateinamerikanischen Stadt und können
Regelhaftigkeiten dieses Stadttyps ableiten (Beispiel im Unterricht: Mexiko-Stadt).
- Die Prüflinge können in die Beschreibung von Stadtstrukturen und -prozessen geographische Begriffe der Verstädterung und Urbanisierung integrieren.
15
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
-
LISA Halle
Die Prüflinge kennen den Planungsraum Sachsen-Anhalt mit seinen Siedlungshierarchien und dem Landesentwicklungsplan.
Kursthema: Europa im Wandel
- Die Prüflinge können unter Nutzung der Methode der Raumanalyse eine Naturraumbeschreibung für geographische Räume unterschiedlichen Maßstabs durchführen
(regionale Beispiele im Unterricht: Mittelmeerraum, Landkreis Köthen).
- Die Prüflinge kennen das Modell der Landschaft mit den entsprechenden Subsphären.
- Die Prüflinge können die Gunst und Ungunst von Regionen für das Leben und Wirtschaften bewerten (regionale Beispiele im Unterricht: Landkreis Köthen, Wirtschaftsraum
Halle/Leipzig).
Die Prüfungsaufgabe (Prüfungsteil I) dient insbesondere der Überprüfung der Kenntnisse
über globale Ordnungsmuster, der Auseinandersetzung mit Entwicklungstheorien und Entwicklungsstrategien und dem Nachweis des Aufzeigens von Disparitäten und Verflechtungen
zwischen unterschiedlich entwickelten Räumen.
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Prüfungsteil I
Teilaufgabe 1: Vielfalt globaler Ordnungsmuster
(Anforderungsbereich I)
Der Prüfling muss unter natur-, wirtschafts-, sozialgeographischen und kulturellen Gesichtspunkten globale Ordnungsmuster unter Zuhilfenahme von Indikatoren beschreiben können.
Dabei muss er feststellen, dass man mithilfe globaler Ordnungsmuster vielfältige Disparitäten
in der Raumausstattung von Regionen erkennen kann.
Teilaufgabe 2: Entwicklungsstand Äthiopiens unter Beachtung entsprechender Indikatoren
(Anforderungsbereich II)
Der Prüfling muss unter Nutzung des Materials Äthiopien als ein Entwicklungsland kennzeichnen, das aufgrund der Datenangabe als LIC und MSAC eingeordnet wird.
Unter Berücksichtigung sozialgeographischer Indikatoren muss der Prüfling zudem Äthiopien
als Land mit geringer menschlicher Entwicklung (HDI) und im Modell des demographischen
Übergangs als Land mit sehr hoher Wachstumsrate kennzeichnen.
Ableitend vom Modell von Fourastie muss der Prüfling erkennen, dass Äthiopien ein Land
mit hohem Primärsektoranteil am BIP (Agrarland) ist und eine negative Handelsbilanz mit
hoher Auslandsverschuldung aufweist.
Teilaufgabe 3:
Beziehungen zwischen Entwicklungsländern und Industrieländern unter
Einbeziehung der Karikatur
(Anforderungsbereich III)
Der Prüfling muss die Beziehungen zwischen Entwicklungs- und Industrieländern als asymmetrische Beziehungen erkennen. Zudem legt der Prüfling die gegenseitige Abhängigkeit
aller Länder der Erde voneinander dar.
Aus der Karikatur muss der Prüfling die Botschaft herausfiltern, dass von EL und IL eine gemeinsame Verantwortung ausgehen muss, in der zukünftige Entwicklungen nur über die
Beachtung der Grundsätze der Nachhaltigkeit aller Beteiligten möglich sind.
Gewichtung der Teilaufgaben
1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20
16
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Prüfungsteil II
Der Prüfling weist nach, dass er Regelhaftigkeiten für Städte des lateinamerikanischen
Kulturerdteils aus dem Modell lateinamerikanischer Großstädte ableiten kann.
Dabei ist zu achten auf
CBD: im Inneren der Stadt mit Kolonialresidenzen der Spanier und Portugiesen, der
Piazza mit Kathedrale, Rathaus und Regierungssitz
Hauptverkehrsachsen: verlaufen ins Zentrum und werden flankiert von Slums, Industrie;
sie verbinden die City mit dem Umland
Favelas: Elendssiedlungen in lateinamerikanischen Großstädten, die heute nicht nur
noch am Rand, sondern schon im Inneren dieser Städte zu finden sind
an Reliefgegebenheiten angepasste Siedlungsstruktur
Der Prüfling weist nach, dass er modellhaft Raumstrukturen Europas sauber skizzieren und
strukturiert erläutern kann. Dabei ist zu achten auf:
Wirtschaftskernraum der „Blauen Banane“, induzierte Entwicklungsräume und Achsen,
periphere Räume, Gürtel der High-Tech-Regionen, Metropolen
Kernaussagen zum Modell (Zeit, Verfasser, Ziel, Kritik)
Der Prüfling weist nach, dass er das Naturraumpotenzial Sachsen-Anhalts als Gesamtheit
aller für die wirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehenden Mittel, also auch möglicher
Gefahren, bewerten kann.
Dabei ist zu achten auf:
Relief: große Teile unter 200m → ebenes Gelände für Industrieansiedlungen Mittelgebirgslandschaften im Westen (Harz) → Tourismuspotenzial
Klima: gemäßigte Klimabedingungen mit semihumiden Niederschlags-Verhältnissen (500
- 600 mm) und Temperaturen über der Frostgrenze (Durchschnitt Magdeburg: 9,2 °C) →
Möglichkeiten des landwirtschaftlichen Anbaus, geringes Klimagefahrenpotenzial
Boden: weite Teile Sachsen-Anhalts geprägt durch fruchtbare Schwarzerdeböden der
Magdeburger Börde und Goldenen Aue mit hohen Ackerwertzahlen → Anbaugebiete der
intensiven Landwirtschaft
Geologie: Lage inmitten der Eurasischen Platte mit relativer tektonischer Ruhe → kaum
Gefahrenpotenzial
Wasser: ausgedehntes Flusssystem (Elbe mit ihrem Einzugsgebiet von Saale und
Unstrut) → Infrastrukturvorteil
17
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beispiel 4
a)
Prüfungsaufgabe
Prüfungsteil I
Thema
Bevölkerungsentwicklung – ein raumprägender Prozess?
Während in weiten Teilen der Welt immer noch Überbevölkerung die Ressourcen aufzehrt,
damit wirtschaftlichen Wohlstand gar nicht erst entstehen lässt, schrumpft in den wohlhabenden Staaten Europas die Bevölkerung.
Die Ursachen und Folgen von Bevölkerungsentwicklung sind komplex und raumprägend.
(nach: Christine Hesse, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Wiesbaden, 2004)
Aufgabenstellung
1.
Beschreiben Sie räumlich differenziert das natürliche Bevölkerungswachstum auf der
Erde.
2.
Vergleichen Sie den Prozess des demographischen Übergangs in Deutschland mit
einem ausgewählten Entwicklungsland.
3.
Interpretieren Sie den Eingangstext unter besonderer Einbeziehung Ihres Heimatraumes.
Material
M 1:
Ausgewählte demographische Indikatoren (2002)
Land
Natürliche Wachstumsrate
Kinderzahl pro Frau
Niger
Jemen
Mali
3,6 %
3,5 %
3,3 %
8,00
7,02
7,00
Deutschland
Schweden
Frankreich
0,2%
0,3%
0,4%
1,36
1,49
1,71
Hinweis:
Quelle:
Für die natürliche Reproduktion der Bevölkerung ohne Berücksichtigung
der räumlichen Bevölkerungsbewegung ist bei einem „Null-Wachstum“
eine Lebendgeborenenzahl pro Frau von 2,1 notwendig.
Der Fischer Weltalmanach 2004. Frankfurt/Main 2003
18
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
M 2:
Quelle:
LISA Halle
Bevölkerungspyramide Sachsen-Anhalt
Statistisches Jahrbuch 2004 des Landes Sachsen-Anhalt. Halle/Saale 2004
Prüfungsteil II
Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch
-
b)
exponentielles Bevölkerungswachstum als wesentlicher Inputfaktor im Geoökosystem
(z. B. Sahel)
Siedlungsentwicklung in Entwicklungsländern (Push- und Pullfaktoren, Favela-Syndrom)
Zusammenhang zwischen wechselfeuchten Tropen und Passatzirkulation
Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Beide Prüfungsteile beziehen sich auf Inhalte der gymnasialen Oberstufe (Qualifikationsphase). Die dem Prüfungsteil I zugrunde liegende geographische Theorie ist das in der
Einführungsphase zunächst grundlegend vermittelte Modell der demographischen Transition,
das dann in den Kursthemen „Aktionsraum Erde“ und „Europa im Wandel“ an konkreten
geographischen Räumen angewendet wurde. Konsequenzen der natürlichen
Bevölkerungsentwicklung wurden sowohl im Kursthema „Siedlungsentwicklung und
Raumordnung“ als auch im Kursthema „Geoökosysteme“ unter dem Aspekt der
Inputwirkungen der Bevölkerung auf das Fließgleichgewicht von sensiblen Ökosystemen
aufgegriffen.
Die materialgebundene Prüfungsaufgabe orientiert auf den Nachweis einer entsprechenden
geographisch ausgerichteten Medien- und Methodenkompetenz. Darüber hinaus hat der
Prüfling nachzuweisen, dass er mit entsprechenden theoretischen Modellen arbeiten und
diese im Transfer in Problemlösungssituationen anwenden kann.
19
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Prüfungsteil I
Teilaufgabe 1:
(Anforderungsbereich I)
- Der Prüfling hat mithilfe ausgewählter Atlaskarten Räume mit unterschiedlichem natürlichen Bevölkerungswachstum detailliert darzustellen und an der Wandkarte (Weltkarte)
zu zeigen.
- Dabei hat er zu unterscheiden zwischen Entwicklungsländern (unter besonderer Berücksichtigung Afrikas), Schwellenländern und entwickelten Industriestaaten. Aufzuzeigen ist
die Differenzierung innerhalb der Staatengruppen (Ordnung: demographische Entwicklung).
Teilaufgabe 2:
(Anforderungsbereich II)
- Unter Anwendung/Analyse der bereit gestellten Materialien M 1 und M 2 sowie entsprechender thematischer Atlaskarten hat der Prüfling nach selbst festgelegten Kriterien die
natürliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland mit dem Prozess in den Entwicklungsländern zu vergleichen.
- Anzuwenden ist dabei das Modell des demographischen Übergangs mit seinen Phasen.
- Der Prüfling hat in diesem Zusammenhang die Ursachen und Wirkungen des
unterschiedlich verlaufenden Prozesses der demographischen Transition auf den
geographischen Raum und den in ihm verlaufenden sozialen und wirtschaftlichen
Entwicklungen aufzuzeigen und zu erörtern.
Teilaufgabe 3:
(Anforderungsbereich III)
- Am Beispiel des Heimatraumes (ggf. Sachsen-Anhalt) hat der Prüfling die Grundaussage
der These zu interpretieren und einen Nachweis (an konkreten Beispielen) für die
Richtigkeit der These aufzubauen.
- Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit (nachhaltige Entwicklung ist dabei zu erörtern) hat
der Prüfling Konsequenzen für die Naturraum-, Sozialraum- und Wirtschaftsraumentwicklung aufzuzeigen und diese in Raumplanungs- und Raumordnungsprozesse einzubinden. Mögliche Ansätze könnten dabei sein: Bevölkerungsrückgang und Gebietsreform, Auswirkungen auf das System der zentralen Orte, Veränderungen in der sozialen
und technischen Infrastruktur wie Bildung, Gesundheit, Betreuung, Verkehrsnetze u. a.
Gewichtung der Teilaufgaben
1 : 2 : 3 ≙ 30 : 50 : 20
Prüfungsteil II
Der Prüfungsteil II umfasst alle Anforderungsbereiche. Sowohl anthropogeographische als
auch physiogeographische Inhalte werden berücksichtigt. Die Aufgaben im Prüfungsgespräch ermöglichen, an konkreten Raumbeispielen die Raumorientierung (topographische
Sachkompetenz) zu prüfen.
Eine inhaltliche Beziehung und Überleitung zum Prüfungsteil I ist gegeben, das Prüfungsgespräch leitet dann aber auf komplexe Fragestellungen der Siedlungsraumentwicklung mit
entsprechenden Syndromen (Syndromkonzept) sowie unter dem Aspekt der Natursphäre auf
Geoökosysteme hin. Die einzelnen Aufgaben des Prüfungsgesprächs ermöglichen dem
Prüfling, eine zusammenhängende und komplexe Erörterung durchzuführen.
20
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beispiel 5
a)
Prüfungsaufgabe
Prüfungsteil I
Thema
Mallorca – Reiseklassiker mit klassischen Problemen
„Nur zwei Flugstunden bis zum Sommer! Und der hat es auf Mallorca wirklich in sich: das
sonnige Mallorca mit viel Strand und Meer genießen oder Mallorca ‚on the rocks’ in einer der
zahllosen Buchten. Eine sommerlange Strandfete an einer der längsten Theken der Welt, am
Ballermann 6. … Oder erleben Sie das einzigartige Ambiente der Insel bei Tänzen, Festen
und Bräuchen. Und verlieben Sie sich in die schöne Landschaft. Mallorca bietet jedem sein
eigenes kleines Paradies.“
(TUI-Ferienkatalog Mallorca, Sommer 2003)
Aufgabenstellung
1. Beschreiben Sie das Massentourismus-Syndrom und geben Sie hierfür Beispielräume
an.
2. Entwickeln Sie ein Konzept, mit dem Sie überprüfen können, ob Mallorca die Symptome
des Massentourismus-Syndroms aufweist.
3. Diskutieren Sie Maßnahmen für eine zukünftige touristische Entwicklung der Baleareninsel.
Material:
M 1:
Staatlich geförderter Qualitätstourismus
Die Balearenregierung setzt auf ein neues Tourismuskonzept: “Qualitätstourismus“ heißt das
Zauberwort. Angebote, die auf weniger, dafür aber gut betuchte Touristen zugeschnitten sind
schrecken den Pauschalurlauber und den Ballermann-Gast ab.
Von wachsender Bedeutung ist dabei der Golftourismus: Fünfmal mehr als ein „Normalurlauber“ gibt ein Golftourist durchschnittlich am Tag aus. Seine „Spielwiese“ benötigt pro
Bewässerungstag die Trinkwassermenge, die etwa dem Verbrauch eines Ortes mit 10.000
Einwohnern entspricht.
Trotz steigenden Bedarfs im Bereich des angesagten nautischen Tourismus werden inzwischen der Bau von neuen Liegeplätzen und Sporthäfen nicht mehr genehmigt.
Die Förderung des Agrotourismus betrifft das Inselinnere. Um Zersiedelung und weitere
Bodenverknappung zu vermeiden, sind die maximale Bettenanzahl und die Grundstücksgröße vorgeschrieben. Landhäuser werden im traditionellen Stil renoviert, Arbeitsplätze und
die traditionelle Nutzung im ländlichen Raum bleiben erhalten. Der Residentaltourismus
(Fincas wurden von Ausländern gekauft und als Zweitwohnsitze genutzt) wurde gefördert,
um einerseits die Saisonabhängigkeit zu schwächen und andererseits die Auftragslage in der
Baubranche zu verbessern. Da in manchen Gemeinden die Anzahl solcher Fincas bzw.
21
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Wohnungen die Zahl der Einheimischen übersteigt, wird diese Entwicklung inzwischen
kritisch betrachtet. Wander- und Radtourismus sollen weiter ausgebaut werden.
Gesetze zur Raumordnung weisen ökologisch wertvolle Gebiete aus, die baulichen Beschränkungen unterworfen werden. Bei ca. 35% der Inselfläche sind Mindestgrundstücksgrößen vorgeschrieben. Es erfolgt eine gemeindeübergreifende Planung mit dem Ziel des
gezielten Ausbaus der Infrastruktur (neben Verkehrswegen umfasst dies auch Ver- und
Entsorgungsanlagen zur Müllverbrennung). Teil eines „Wasserplanes“, der den Verbrauch
regeln soll, sind Entsalzungs- sowie Kläranlagen. Alle Wohngebäude sowie touristische
Anlagen, die nach 2006 gebaut werden, müssen einen Teil ihres Strom- und Warmwasserbedarfs aus Solarenergie decken. Zur Qualitätsverbesserung des bereits bestehenden
touristischen Angebots sollen Renovierung und Modernisierung der vor 1984 gebauten
Touristenunterkünfte dienen. Den Betreibern wird bei Ausbleiben der Maßnahme mit
Schließung gedroht. Nach dem Abriss von Anlagen der unteren Kategorie (bis 3-Sterne)
erfolgt eine Umwandlung in Grün- und Aussichtsflächen. Parallel erfolgt der Ausbau der
gehobenen Kategorien (4- und 5-Sterne). An Stelle der gescheiterten Ökosteuer wird die
„Tarjeta Verde“ (Grüne Karte) eingeführt. Sie wird in Höhe von zehn Euro erhoben. Dem
Nutzer verschafft sie Rabatte und der Regionalregierung Einnahmen für den Umweltschutz.
Mittels neuer Marketingstrategien werden das Erreichen neuer Zielgruppen und die Verbesserung des Images der Insel angestrebt.
Quelle:
nach: Wirtschaftsgeographie, Schroedel, Braunschweig 2004, S. 157
Prüfungsteil II
Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch
- Merkmale städtischer Siedlungen
- Besonderheiten eines urbanen Ökosystems unter besonderer Bezugnahme auf den
Wasserhaushalt und das Stadtklima
- Möglichkeiten der Beeinflussung städtischer Ökosysteme unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit/Handlungsempfehlungen für die Heimatstadt
b)
Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Kursthema 4: Europa im Wandel
- Die Prüflinge können mithilfe von Atlaskarten unter Nutzung der Methode der Raumanalyse eine Naturraumbeschreibung für geographische Räume unterschiedlichen Maßstabes durchführen sowie das Naturpotenzial eines Raumes beschreiben und
anschließend bewerten.
- Die Prüflinge kennen europäische Fremdenverkehrsgebiete im Überblick und haben den
Tourismus als Teil des tertiären Sektors mit seinen Problemen kennen gelernt
Kursthema 1: Geoökosysteme - Ausstattung und Nutzungsprobleme
- In Unterricht wurde das Ökosystem Gebirge am Beispiel der Alpen behandelt. Am
Beispiel des Tourismus in Kärnten haben die Prüflinge die Erschließung und Schädigung
des Naturraumes durch den Tourismus (Massentourismus-Syndrom) analysiert. In
Ursache-Wirkungsgefügen wurden Beziehungen dargestellt.
- Die Prüflinge haben erfahren, dass den auftretenden Problemen nur durch neue Konzepte, die dem Leitbild des sanften und damit nachhaltigen Tourismus folgen, zu begegnen
ist.
22
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Kursthema 3: Siedlungsentwicklung und Raumordnung
- Die Prüflinge kennen Tendenzen der Verstädterung und Urbanisierung und die damit
verbundenen Probleme in verschiedenen Räumen der Erde.
- Die Prüflinge können urbane Ökosysteme in ihrer Ausstattung beschreiben sowie Energiekreisläufe und Stoffflüsse deutlich machen.
- Die Prüflinge sind in der Lage, Schädigungen im städtischen Ökosystem zu kennzeichnen und über Lösungsansätze zu diskutieren.
Der 1. Teil der Prüfungsaufgabe dient insbesondere dazu, die Kenntnisse über den Wirtschafszweig Tourismus, seine Entwicklung und die mit dem Massentourismus verbundenen
Probleme am Beispiel Mallorcas deutlich zu machen und Maßnahmen einer zukünftigen
(nachhaltigen) Tourismusentwicklung abzuleiten. Der Prüfling weist seine Methodenkompetenz besonders dadurch nach, dass er eine Schrittfolge bzw. ein Konzept zum Nachweis des
Massentourismus-Syndroms entwickelt, an welchem das Raumbeispiel überprüft werden
könnte.
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Prüfungsteil I
Teilaufgabe 1:
(Anforderungsbereich I)
Der Prüfling beschreibt das Massentourismus-Syndrom als ein Krankheitsbild in der MenschUmwelt-Interaktion, definiert es als „Erschließung und Schädigung von Naturräumen für
Erholungszwecke“ und ordnet es der Syndromgruppe „Nutzung“ zu. Der Prüfling stellt fest,
dass sich der Massentourismus im Gegensatz zum Individualtourismus meist in organisierter
Form abspielt und als Ziel stark frequentierte Fremdenverkehrsgebiete hat. Als Ursachen
dieses Syndroms benennt er ein gesteigertes Bedürfnis nach Erholung, das z. B. durch
erhöhte Lärm- und Umweltbelastung in den Industrieländern, die Statussymbolkraft von
Fernreisen sowie das vermehrte Interesse an fremden Kulturen entstanden ist . Der Prüfling
stellt dar, dass eine Verstärkung des weltweit wachsenden Tourismus durch steigende
Einkommen in den Industrieländern und sinkende Transportkosten, begleitet von kürzeren
Arbeitszeiten und verändertem Freizeitverhalten zustande kommt.
Der Prüfling benennt die Symptome, aus denen sich dieses Syndrom zusammensetzt.
Neben naturwissenschaftlichen Feldern wie Biosphäre, Atmosphäre, Pedosphäre und Hydrosphäre werden auch Bereiche wie Bevölkerung, Wirtschaft, soziale Bedingungen sowie Gesellschaft und Technik berücksichtigt. Zwischen den einzelnen Komponenten kommt es zu
komplexen Wechselbeziehungen, die der Prüfling an konkreten Beispielen beschreiben
kann. Der Prüfling betrachtet dabei Küstengebiete und Bergregionen als Brennpunkte. Er beschreibt an selbst gewählten Raumbespielen negative Folgen touristischer Nutzung (z. B.
Verlust der biologischen Vielfalt, Versiegelung bzw. Zersiedelung von Naturräumen. Luftverschmutzung, erhöhter Energieverbrauch; erhöhter Bedarf an Süßwasser führt in gefährdeten
Räumen zur Grundwasserabsenkung und Bodenaustrocknung; Abwasser- und Abfallentsorgung).
Teilaufgabe 2:
(Anforderungsbereich II)
Nach einer Lageeinordnung Mallorcas mithilfe des Atlasses erkennt der Prüfling, dass die
Insel der Gruppe der Mittelmeerstaaten mit einem hohen touristischen Potenzial zuzuordnen
ist. Ableitend aus der allgemeinen Beschreibung des Massentourismus-Syndroms unter Teilaufgabe 1 entwickelt der Prüfling ein Konzept, mit dem er überprüfen kann, ob Mallorca die
Symptome des Syndroms aufweist. Der Prüfling stellt dar, was er überprüfen würde und welche Materialien (Karten, Statistiken u. a.) er für seine Beweisführung benötigen würde, und
begründet seine Wahl. Er stellt fest, dass die untersuchten Fakten dann in ihren Wechselwirkungen untersucht werden müssen, um Maßnahmen zur positiven Veränderung
abzuleiten.
23
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Mögliche Vorgehensweise und Aspekte:
Veränderungen/
Auswirkungen
Tourismus als
Wirtschaftsfaktor
Hydrosphäre/
Wasserhaushalt
Pedosphäre
Bevölkerung
Bios
Atmosphäre
Infrastruktur
Nachweis der touristischen Entwicklung
benötigte Materialien
Vergleich des BIP im spanischen Durchschnitt
Entwicklung von Beschäftigung in den einzelnen Sektoren (weg von der traditionellen
Landwirtschaft zur ökonomischen Abhängigkeit vom Tourismus), Einnahmen aus dem
Tourismus, Zunahme des Pro-Kopf-Einkommens
Entwicklung der Touristenzahlen, Auslastung
der Hotels u. a. Unterkünfte
Entwicklung der Einwohnerzahlen
Wasserbilanz im Sommer (Süßwasserverknappung), Veränderung der lokalen
Wasserbilanz (Veränderung der
Wasserqualität)
Veränderung des Grundwasserspiegels
entsprechende
Statistiken
Zunahme der Versiegelung, Verdichtung
(Veränderung des Abflusses)
erhöhtes Abfallaufkommen
Bodenaustrocknung und Erosion
Altersstruktur, Geburtenrate, Migration,
(Ausländer/Zweitwohnsitze)
Ausbreitung westlicher Konsum- und Lebensstile, Rückgang traditioneller gesellschaftlicher Strukturen
Gen- und Artenverluste, Zunahme anthropogener Artenverschleppung
Zunahme der regionalen Verschmutzung
Hotelbauten/Kategorien
Ver- und Entsorgungseinrichtungen
Straßenbau
Klimadiagramm,
Statistiken zum Wasserverbrauch,
Wassergütekarte
(Schadstoffeinträge,
Nährstoffe, Toxine)
Kartenbild der Insel
vor etwa 50 Jahren
und heute,
Statistiken
Statistiken
(z. B. Altersaufbau der
Bevölkerung), Wanderungsmotive,
Beschreibung des
Lebens der Einheimischen
Statistiken
Karten zur Luftbelastung, Statistiken zur
Entwicklung des
Schadstoffausstoßes
Kartenbilder aus
unterschiedlichen
Jahren
Teilaufgabe 3:
(Anforderungsbereich III)
Der Prüfling hat die Probleme einer Tourismusregion, die unter dem MassentourismusSyndrom leidet, nachvollzogen und erkennt sie als typischen „Tourismus-Lebenszyklus“.
Diese Abstraktion ermöglicht die Übertragung von Lösungsansätzen, zur Überwindung der
Probleme, die an den Massentourismus gekoppelt sind.
Unter Nutzung des Materials diskutiert der Prüfling einen möglichen tourismuspolitischen
Kurs, den die Baleareninsel seiner Meinung nach in Zukunft verfolgen könnte/sollte. Er prüft
die Nachhaltigkeit der neuen touristischen Konzepte. Dabei wägt er möglichst viele Aspekte
ab: Ökologie, Ökonomie, Soziales.
Gewichtung der Teilaufgaben
1 : 2 : 3 ^ 30 : 50 : 20
24
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Prüfungsteil II
Ausgehend vom modernen Stadtbegriff stellt der Prüfling typische Merkmale städtischer
Siedlungen dar.
Der Prüfling erläutert, dass sich im Zentrum von Großstädten ein städtisches Ökosystem
herausgebildet hat. Er argumentiert anhand ausgewählter Besonderheiten des Stadtklimas
(Dunstglocke, Wärmeinsel mit geringerer Luftfeuchtigkeit - höhere Temperaturen, geringere
Windgeschwindigkeiten - aber häufiger Düseneffekte, Nebelhäufigkeit, erhöhte Niederschläge da mehr Kondensationskerne in der Luft, Veränderung des Wasserhaushaltes durch
starke Oberflächenversiegelung - kaum Beitrag zur Grundwasserneubildung, erhöhter Oberflächenabfluss - stark beschleunigt über Kanalisation, Zunahme der Abflussspitzen, der Sedimentbelastung, Abnahme der Wasserqualität).
Als Ursachen dieser Veränderungen werden die erhöhte Schadstoffbelastung und die Versiegelung dargelegt.
Die Vorschläge für Veränderungsmaßnahmen leitet der Prüfling aus den unterschiedlichen
Problemkreisen ab und prüft sie auf ihre Realisierbarkeit mit dem Ziel der Schließung offener
Kreisläufe bzw. der Ermöglichung der Selbstregulation des Systems.
Der Prüfling gibt Handlungsempfehlungen für die Umsetzung geäußerter Vorschläge für
seine Heimatstadt.
25
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beispiel 6
a)
Prüfungsaufgabe
Prüfungsteil I
Thema
Australien – Zentrum oder Peripherie?
„Seine Naturausstattung und seine Lage fernab von den großen Märkten auf der Nordhalbkugel machten den Kontinent zu einem Rohstoff-Ergänzungsraum. Veränderte Transport- und Telekommunikationstechniken, verbunden mit kapitalintensiven Produktionsmethoden sowie wirtschaftsräumliche Gewichtsverlagerungen in den pazifischen Raum,
rückten den Kontinent näher an die Brennpunkte wirtschaftlichen Geschehens heran.
Ebenso wird das Land immer stärker in globale Kapitalverflechtungen und Finanzströme
eingebunden.“
(nach: Reinhold Grotz, Geograph, 1993)
Aufgabenstellung:
Erörtern Sie das Thema unter Beachtung unterschiedlicher Dimensionsstufen.
Material:
M 1:
Wirtschaftsdaten zu Australien 2002
Landwirtschaft
Industrie
Dienstleistung
BSP/Ew.: 19.530 US-$
Exporte 2002
83,02 Mrd. US-$
davon:
20,6%
18,6%
18,3%
11,7%
10,9%
Anteil an der
Erwerbstätigkeit
(2001)
4,7 %
21,5 %
73,7 %
Anteil am BIP
(1999)
3%
26 %
71 %
mineralische Brennstoffe
Rohstoffe
Nahrungs- u. Genussmittel
Maschinen- u. Transportausrüstungen
Halbfabrikate
26
Länder:
18,9%
9,0%
7,9%
7,6%
7,0%
6,3%
4,0%
Japan
USA
Rep. Korea
China
Neuseeland
Großbritannien
Singapur
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
Importe
95,75 Mrd. US-$
Länder:
davon:
45,5%
Maschinen- und Transport16.9%
mittel
14,1%
Fertigerzeugnisse
12,3%
12,1%
Halbfabrikate
10,4%
8,0%
Brennstoffe und Schmiermittel
6,0%
4,6%
Nahrungsmittel
4,3%
3,8%
3,6%
3,5%
LISA Halle
USA
Japan
VR China
Deutschland
Großbritannien
Neuseeland
Rep. Korea
Indonesien
Quelle: Der Fischer Weltalmanach 2005, Frankfurt/Main 2004
Prüfungsteil II
Inhaltliche Schwerpunkte für das Prüfungsgespräch
-
b)
Zentrum-Peripherie-Modell
Landschaftszonen und -verteilung, Nutzung und Umweltdegradation in der Zone der
Grasländer
Erwartungshorizont
Unterrichtliche Voraussetzungen
Der erste Teil der Aufgabe bezieht sich vorwiegend auf das 2. und in geringem Maße auf das
1. Kurshalbjahr.
Die Schüler kennen die räumlichen Dimensionsstufen. Räume unterschiedlichen Entwicklungsstandes (Nigeria, China, Japan) wurden behandelt. Mithilfe von Indikatoren (z. B. BIP,
HDI, Bevölkerungswachstum) können die Schülerinnen und Schüler den Entwicklungsstand
von Ländern kennzeichnen.
Strukturen und raumprägende Prozesse in diesen Ländern wurden unter verschiedenen
Aspekten betrachtet.
Im Unterricht der Kursstufe wurde die Auswertung vielfältiger Materialien weiter geübt und
angewendet. Die Prüfungsaufgabe dient u. a. der Überprüfung der Methode einer Raumanalyse, da sie in Teilen hier angewendet werden muss.
Neben der Sachkompetenz des Prüflings wird auch seine Medienkompetenz überprüft. Denn
diese muss er aufzeigen, indem er selbstständig eine Gliederung zur Bearbeitung dieser
Aufgabe erstellt, Schwerpunkte setzt, planvoll die Materialien nutzt sowie seine Kenntnisse
auf Australien anwendet.
Australien war kein Unterrichtsgegenstand.
Der zweite Teil der Aufgabe bezieht sich hauptsächlich auf das erste und teilweise auf das
vierte Kurshalbjahresthema. Als Agrarökosystem wurden die Great Plains untersucht und an
diesem Beispiel das Dust-Bowl-Syndrom charakterisiert.
27
Beispielaufgaben für mündliche Abiturprüfungen in Sachsen-Anhalt
LISA Halle
Beschreibung der erwarteten Prüfungsleistung
Prüfungsteil I
Beispiel für die Strukturierung der Problemerörterung
Formulieren des Problems:
Gehört Australien zu den wirtschaftlichen Zentren der Erde oder zu ihrer Peripherie? Gibt es
innerhalb Australiens Zentren und Peripherien?
Problembearbeitung:
(Anforderungsbereiche I und II, überwiegend II)
Der Prüfling benennt unterschiedliche Dimensionen, die hier anwendbar sind (regionale und
globale Dimension).
Er legt dar, dass auf regionaler Ebene die Zentren an der Küste zu finden sind, da diese
naturräumlich (und historisch) begünstigt sind. Sie bilden von der Bevölkerungsverteilung
und der Wirtschaft her gesehen den Kernraum Australiens. Die Peripherie dagegen liegt im
Inneren Australiens. Hier im „outback“ überwiegen landwirtschaftliche Nutzung und Bergbau.
Darüber hinaus zeigt der Prüfling auf, dass auf globaler Ebene Australien Peripherie für die
Industrieländer zu sein scheint, was zum einen historisch bedingt ist, zum anderen wird dies
an der Handelsstruktur deutlich.
Der Widerspruch von Handelsstruktur und Wirtschaftsdaten ist nachzuweisen. Unter Beachtung dieser Indikatoren, müsste Australien als Peripherie (Export von Rohstoffen und Nahrungsmitteln, Import von hochwertigen Gütern) und gleichzeitig auch als Zentrum (BIP, Anteil
der Wirtschaftssektoren am BIP) gekennzeichnet werden. Als Zentrum ist hier gemeint die
Industrieländer/Dienstleistungsgesellschaft, eine Peripherie ist mit Merkmalen eines
Entwicklungslandes behaftet.
Werten und Stellung nehmen
(Anforderungsbereich III)
Der Prüfling nimmt Bezug auf den Eingangstext und macht deutlich, dass es auch für ein
hoch entwickeltes Land nicht zwingend notwendig ist, hochwertige Produkte zu exportieren.
Erstens ist der eigene Absatzmarkt zu klein, zweitens ist Australien von Billiglohnländern
umgeben, drittens sind die USA und China boomende Wirtschaftsregionen und liegt das
rohstoffarme Japan in geographischer Nähe. Als Antwort auf die Eingangsfrage sollte der
Prüfling Australien als Semiperipherie kennzeichnen.
Fazit: Der Prüfling weist nach, dass er ein Thema selbstständig strukturieren und es unter
Beachtung unterschiedlicher Dimensionsstufen untersuchen kann.
Gewichtung der Anforderungsbereiche
I : II : III ≙ 25 : 55 : 20
Prüfungsteil II
Wenn der Prüfling das Zentrum-Peripherie-Modell nicht in seine Ausführungen einbezogen
hat, bietet es sich als Einstieg in das Prüfungsgespräch an.
Anschließend beschreibt er die Verbreitung der Grasländer (z. B. Steppen in der Ukraine und
Kasachstan, Great Plains, Pampa in Südamerika) auf der Erde. Er macht deutlich, dass
diese sich auf fast allen Kontinenten in kontinentaler Lage befinden und er erklärt das Entstehen mithilfe der atmosphärischen Zirkulation.
Er weist die intensive Nutzung der Grasländer vor allem in Europa und Nordamerika nach
(zusätzlich vorbereitete Materialien der Lehrkraft, z. B. Hektarerträge im Vergleich, Anteil an
der Welternte o. Ä.) und leitet Folgen für den Boden ab (Bodendegradation). Abschließend
erläutert er Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung. Das Problem der Bodendegradation in der Landwirtschaft ist auf Deutschland/Sachsen-Anhalt übertragbar.
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