WS 2015-16

Transcription

WS 2015-16
Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der Åbo Akademi
University in Finnland im WS 2015/16
Als Master-Student im Fach BWL bin ich durch eine Informationsveranstaltung des
Internationalen Büros auf die Möglichkeit ein Auslandssemester zu absolvieren, aufmerksam
geworden. Für mich stand fest, dass ein Nordeuropäisches Land für mein Auslandssemester
in Frage kommen würde. Zum einen da ich meine Sprachkenntnisse in Englisch und in
Schwedisch vertiefen und ausbauen wollte und zum anderen finde ich die landschaftlichen
Gegebenheiten sehr interessant. Nach der üblichen Bewerbungsphase stand fest, dass mein
Zielland Finnland werden würde, worüber ich sehr glücklich war. Nachdem ich die Zusage in
der Tasche hatte, wusste ich, es wird ernst. In den kommenden Wochen und Monaten bis
zum Start im August musste ich noch einige Sachen erledigen. Finanzierung über AuslandsBAföG und ERASMUS+ Förderung mussten beantragt und geklärt werden, Sprachkenntnisse,
Modulwünsche und Lernvereinbarungen an die Gastuniversität gesendet, Wohnheimplatz
und die Reise nach Finnland musste geplant werden. Doch durch eine gute Kommunikation
mit und zwischen den Universitäten, war die bürokratische Hürde schnell genommen.
Am 24. August war es dann endlich soweit. Mein Flug ging von Berlin aus nach Helsinki und
von dort fuhr ich nochmals 2 Stunden mit dem Bus nach Turku oder Åbo, wie diese Stadt
auch auf Schwedisch genannt wird. Jeder Student bekam einen Tutor zugewiesen. Mein
Tutor kümmerte sich schon vor meiner Ankunft darum, dass das Starting-Package in meiner
Unterkunft war. Das Starting-Package beinhaltet unter anderem Bettwäsche, Töpfe,
Geschirr, Besteck und Vorhänge. Als der Bus am Nachmittag in Turku ankam, wartete mein
Tutor schon und begleitete mich zu meiner Unterkunft. Ich hatte ein Zimmer im StudentVillage angemietet. Auf einer Etage wohnten 12 Studenten, die sich eine Küche teilten. In
meiner Etage wohnten Studenten die aus vielen verschiedenen Ländern, wie Spanien,
Frankreich, Italien, Russland, Weißrussland und Canada kamen. So konnte ich viel über die
unterschiedlichen Gegebenheiten und Sitten anderer Länder lernen. Durch das intensive
Zusammenleben konnte ich einige Freunde gewinnen, mit denen ich viele Unternehmungen
machen konnte.
Schon am zweiten Tag begann die Orientierungswoche, die allen Austauschstudenten helfen
sollte, organisatorische Angelegenheiten abzuklären und die Stadt sowie die Universität
besser kennenzulernen. Es wurden diverse Informationsveranstaltungen angeboten. Dabei
ging es um verschiedene Sachen, wie zum Beispiel Prüfungsmodalitäten, Unfall- und
Krankenversorgung,
Meldepflichten,
Sportangebote,
Reiseangebote
und
die
Stundenplanzusammenstellung. Am Ende der Orientierungswoche organisierte die Åbo
Akademi eine Bustour durch die Stadt, um einen besseren Überblick über die Stadt Turku zu
bekommen.
In der nächsten Woche war der offizielle Vorlesungsbeginn. Die Vorlesungen wurden zum
Teil in unterschiedlichen Universitätsgebäuden und in verschiedenen Teilen der Stadt
gehalten. So musste ich anfänglich viel von einer Ecke der Stadt in die andere laufen bzw. mit
öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Dies hat mich dazu bewogen, ein gebrauchtes Fahrrad
zu kaufen, was mir den Alltag sehr erleichtert hat. Da alles sehr schnell mit dem Fahrrad zu
erreichen ist, kann ich diese Investition jedem sehr empfehlen. Das Fahrrad kann man auch
nach Beendigung des Austauschsemesters ohne große Probleme weiterverkaufen. Eine
Besonderheit im finnischen Studiensystem ist es, dass die Semester in zwei Perioden
unterteilt werden. Das heißt, die erste Periode erstreckt sich von August bis ca. Mitte
Oktober und die zweite Periode von Mitte Oktober bis Ende Dezember (Weihnachten). Die
Module werden auch in die jeweiligen Perioden unterteilt. So hat man beispielsweise in der
ersten Periode drei Module, schreibt dann eventuelle Prüfungen und beginnt in der zweiten
Periode neue Module. Meiner Meinung nach ist dies ein sehr gutes System, da man sich pro
Periode auf zwei bis drei Module (je nachdem wie viele ECTS man lt. Learning Agreement
vereinbart hat) konzentrieren kann und nicht alle Prüfungen geballt innerhalb von ein bis
zwei Wochen absolvieren muss. Des Weiteren, wird in Finnland darauf Wert gelegt, dass
man kontinuierlich studiert. Das bedeutet, man bekommt Hausaufgaben oder muss gewisse
Vorträge ausarbeiten und im Unterricht vorstellen oder in einer Gruppe unterschiedliche
Aufgaben erfüllen. Zumeist werden diese Aufgaben mit Teilnoten bewertet. Je nach Modul,
werden am Ende noch Prüfungen abverlangt die dann mit den Teilnoten verrechnet werden.
Neben dem Studieren bleibt natürlich auch Zeit zum Reisen. Zu Beginn meines
Auslandssemesters habe ich erst einmal Turku und die nähere Umgebung bereist. Turku ist
eine Hafenstadt, mit etwa 180.000 Einwohnern im Süd-Westen von Finnland. Es hat einige
Museen, Theater, Kinos, Restaurants und auch Bars und Nachtclubs zu bieten. Weiterhin
kann man den ansässigen Fußball- oder Eishockeyclub besuchen. Sehenswert sind auch die
Inseln Ruissalo und Naantali, welche mit den Linienbussen leicht zu erreichen sind und man
ohne Probleme auf eigene Faust organisieren kann. Ebenso sind die Städte Tampere und
Helsinki mit dem Bus in ca. zwei Stunden leicht zu erreichen und bieten genügend
Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten für einen Tages- oder Wochenendtrip. Da Turku wie
schon erwähnt eine Hafenstadt ist, kann man auch weiter entfernte Reiseziele mit der Fähre
gut erreichen. Sehr zu empfehlen sind die Åland Inseln, welche direkt im Baltischen Meer
zwischen Finnland und Schweden liegen. Stockholm, die Hauptstadt Schwedens, ist mit der
Fähre gut zu erreichen. Mein favorisierter Trip war die Estländische Hauptstadt Tallinn im
Baltikum. Tallinn ist eine wunderschöne Stadt, die mit ihrer mittelalterlichen Altstadt sehr
viel zu bieten hat.
Viele Reisen oder andere Events werden über ESN (Erasmus Student Network) für
Austauschstudenten vergünstigt angeboten. Zudem sind diese Trips gut organisiert und es
werden viele verschiedene Aktivitäten innerhalb des Ausfluges angeboten. So habe ich zum
Beispiel über ESN die Möglichkeit wahrgenommen St. Petersburg zu bereisen. Der Trip
erstreckte sich über 6 Tage, wobei jeweils ein Tag für Hin- und Rückfahrt eingeplant war.
Ohne Visum darf man sich lediglich 72 Stunden in Russland aufhalten. Dadurch war es ein
sehr intensiver jedoch lohnenswerter Aufenthalt in St. Petersburg, bei dem wir unter
anderem Kathedralen, Museen und viele andere Sehenswürdigkeiten gesehen haben. Aber
auch das Nachtleben und etwas Zeit die Stadt auf eigene Faust zu erkunden waren geboten.
Meine letzte große Reise ging nach Lappland. Auch diese Reise wurde von ESN organisiert
und es wurden einige zusätzliche Aktivitäten wie Hundeschlittenfahren, ein Besuch in der
Rentier-Farm und ein Tagestrip nach Norwegen angeboten, welche ich auch wahrgenommen
habe. Schon auf dem Weg zu unserem Ort Saariselkä, in dem sich unsere Unterkunft befand,
passierten wir den Ort Rovaniemi, welcher unmittelbar am Polarkreis liegt. Hier besuchten
wir das Arktische Museum und das Weihnachtsdorf. Danach ging es weiter in den Norden bis
wir nach weiteren drei Stunden Busfahrt unsere Unterkunft mit eigenem Kamin und Sauna
erreichten. Am nächsten Morgen begann der Tagestrip nach Norwegen. Dort gab es die
Möglichkeit eine traditionelle Sauna zu genießen und anschließend eine Abkühlung im Meer
bei 4°C zu nehmen. Die nächsten Tage wurden die weiteren Aktivitäten wie
Hundeschlittenfahren und der Besuch der Rentier-Farm mit anschließendem Barbecue
angeboten.
Abschließend kann ich sagen, dass sich das Auslandssemester in jeglicher Hinsicht gelohnt
hat. Ich konnte viel über andere Kulturen und Länder erfahren, habe mein Englisch
verbessert und habe an Erfahrung gewonnen, die ich sonst nie gemacht hätte.