Der Illustrator hinter der Globi-Figur
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Der Illustrator hinter der Globi-Figur
10 winterthurplus Dienstag, 11. Dezember 2012 Stadtanzeiger Der Illustrator hinter der Globi-Figur Globi lebt! In Wuppenau/TG erhält der bunte, typisch schweizerische Papagei-Mensch Form und Gestalt vom Illustrator Heiri Schmid. Der 76-Jährige entspannt sich beim Zeichnen der Globi-Figur am liebsten mit griechischer Radiomusik im Ohr. Wuppenau/TG: Wer kennt sie nicht? Die Geschichte vom treuen Postboten, der jedes noch so abgelegene Haus im Dorf abklappert und den knurrenden Wachhund überlisten muss. Genau jene Situation durfte der damals frisch ernannte Globi-Zeichner Heiri Schmid im Jahr 1996 illustrieren. «Globi bei der Post» war das erste der insgesamt zwölf Bücher vom unverwechselbaren Papagei-Menschen mit gelbem Schnabel, karierten Hosen und einem Beret auf dem Kopf, die der 76-Jährige zeichnete. Dabei geholfen hat ihm, zu beobachten, wie sein eigener Hund mit dem Briefträger verkehrte, der sich jeden Morgen auf den weiten Weg zu seinem abgeschiedenen Haus in einem kleinen Weiler von Wuppenau machte, um ihm die Post zu bringen. Heiri Schmid löste 1996 Peter Heinzer ab, den damaligen Illustrator der berühmten Globi-Klassiker, der ihm den Zeichenauftrag für den Band mit Globi als Postbote vermachte. In den Jahren darauf wurde das Globi-Zeichnen zu Heiri Schmids Vollzeitjob, der ihn bis zur Veröffentlichung seines momentan letzten Globi-Klassikers ständig auf Trab hielt. Zu den von ihm illustrierten Werken zählen unter anderem «Globi bei der Post», «Globi wird Filmstar», «Globis Reise ins Herz der Schweiz» zum 80-Jahr-Jubiläum und ri Schmid als Zeichner würde es sonst sehr kompliziert, das Gesprochene als Bild darzustellen. Mit der Zeichenarbeit kann Heiri Schmid aber erst beginnen, wenn er den rohen Verlauf der Geschichte sorgfältig in kleine Geschichten verpackt hat, wie sie für die Globi-Bücher typisch sind. Bei einer Seite dauere es nicht selten einen halben Tag, bis sich der Wuppenauer klar sei, wie er die Zeichnungen in Angriff nehmen wolle. Mit Filzstift fertigt Heiri Schmid auf Papier dann die ersten Skizzen an, die er später einscannt, um sie auf dem Bildschirm mit IllustratorProgrammen zu perfektionieren. Auf zwei Ebenen, einer Schwarz-Weiss- und einer Farbebene, gibt er den Zeichnungen den letzten Schliff. Fürs Ausmalen brauche Heiri Schmid dabei jeweils die meiste Zeit und Geduld. Erst ganz zum Schluss dichtet der Texter die Geschichte in der typischen Reimform zu den Bildern. Heiri Schmid perfektioniert am Tablet-Bildschirm mit viel Fingerspitzengefühl seine Globi-Skizzen. Bild: jan. «Globi kocht vegi», auf welches der passionierte Zeichner besonders stolz ist. Jahre in Südafrika und Frankreich Die Geschichten vom bunten Schweizer Papagei las Heiri Schmid schon als achtjähriger Knabe gern. «Globi im Zirkus» war sein Lieblingsband als Kind. In den Jahren darauf rückte Globi für den Wuppenauer jedoch in immer weitere Ferne. Als Teenager faszinierten ihn die damals brandneu erschienenen Comics der Mickey Mouse weitaus mehr als die GlobiGeschichten. Als junger Erwachsener sei der Comic-Held für ihn endgültig «gestorben». Nach seiner Lehre als Grafiker zog es Heiri Schmid nach Johannesburg in Südafrika, wo er seine Berufung vier Jahre lang ausübte. Danach arbeitete er in Paris als Art Director in mehreren Werbeagenturen, wo er sechs Jahre lang verschiedenste visuelle Auftritte koordinierte. Zurück in der Schweiz reizte Heiri Schmid seine neu entdeckte Leidenschaft, die Fotografie, jedoch viel mehr als sein ursprünglicher Job als Grafiker. Da es ihm aber nie richtig gelang, in diesem Business Fuss zu fassen, nahm er erneut Aufträge für diverse Illustrationen in Magazinen wie «Spick», in der Zeitschrift der ehemaligen Balair-Fluggesellschaft und im »Magazin» des «Tages-Anzeigers» an und begann, sich einen Namen als Zeichner zu machen. So kehrte auch seine Begeisterung für das Illustrieren wieder zurück und Heiri Schmid experimentierte mit allen möglichen zeichnerischen Stilrichtungen: von Ölmalereien über die Airbrush-Technik mit einer kleinen Spritzpistole bis hin zu einfachen Bleistiftzeichnungen. Während über 20 Jahren gab sich Heiri Schmid dem Zeichnen hin, bevor er – eher zufällig – wieder mit dem Helden seiner Kindheit in Verbindung trat. Dem Globi-Verlag entging Heiri Schmids Begabung nämlich nicht, weshalb die Verleger den Wuppenauer 1996 für die Fortsetzung der Globi Klassik-Reihe angefragt und sofort erfolgreich engagiert haben. Geduld und Fingerspitzengefühl Ein neues Globi-Buch beginnt beim Globi-Verlag, welcher das Grundthema für den neuen Band bestimmt. Dieses wandert weiter in die Hände des Texters, der jene Idee in groben Zügen ausarbeitet, um Heiri Schmid schliesslich einen ungefähren Ablauf der Geschichte zu überreichen. Für den Texter liege die Schwierigkeit hierbei darin, die Globi-Figur nicht wie in einem Comic mit lauter Sprechblasen sprechen zu lassen, sondern ihn in Handlungen zu verwickeln. Für Hei- Ziel: Ein Globi-Buch pro Jahr Für die Ausarbeitung eines neuen Globi-Buches, von der Grundidee bis zur gedruckten Fassung, setze der Verlag laut Heiri Schmid einen Zeitrahmen von einem Jahr fest. «So ein Globi-Buch ist viel Arbeit», erklärt der 76-Jährige. Als Zeichner habe er sich da immer ganz schön ranhalten müssen, um alle Bilder in der vorgegebenen Zeit zu realisieren. Am besten gelinge ihm die Zeichnerei, für die es viel Fingerspitzengefühl und Ausdauer benötige, mit der richtigen Musik im Hintergrund. Sein griechischer Lieblingsradiosender hat in der Symbolleiste auf dem Desktop seines Computers schon einen Ehrenplatz. «Ich brauche einfach Musik zum Zeichnen. Am liebsten griechische Kanäle. Die senden nicht nur Mainstream und erinnern mich an mein Häuschen in Griechenland, wo ich mehrere Monate im Jahr verbringe.» Jana Neipp Ein Manifest für den industriellen Mittelstand Der Winterthurer Matthias Baumberger, Direktor des Verbandes der Schweizerischen Lack- und Farbenindustrie, analysiert in seinem «Manifest für den industriellen Mittelstand», Entwicklungen aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Winterthur: Mit seinem Manifest für den industriellen Mittelstand fordert Matthias Baumberger, Direktor des Verbandes der Schweizerischen Lack- und Farbenindustrie (VSLF) die Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung auf, die aktuelle Lage des industriellen Mittelstands, des Rückgrats unserer Volkswirtschaften, bewusster wahrzunehmen und die in der Publikation kritisierten Punkte der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für eine weitere prosperierende Entwick lung zu verbessern. Die diskutierten Probleme seien vielfältig, aktueller, aber auch längerfristiger Natur, hält Matthias Baumberger an dessen Vorstellung fest. Sie zu negieren, sei leichtsinnig, wenn nicht gefährlich. Unternehmer oder Befehlsempfänger? Das Manifest besteht aus drei Teilen und ist auf die D-A-CH-Region (BadenWürttemberg, Bayern, Österreich und Schweiz) fokussiert. Die bislang erfolgreiche Entwicklung und grosse Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes für diese Region wird im ersten Teil im Rahmen einer detaillierten Studie anhand von Kriterien wie Wertschöpfung, Produktionswerte, Erwerbstätigkeit, InputOutput-Beziehungen, Technologiegrad, Forschungsintensität und so weiter dokumentiert. Im zweiten Teil der Studie erläutern sechs junge Geschäftsleiter (je zwei aus jedem Land) ungeschminkt, wie sie ihre jeweiligen Rahmenbedingungen beurteilen und wo sie Handlungsbedarf sehen, um die täglichen Herausforderungen des Wettbewerbs nicht zusätzlich zu erschweren. Die Flut von Reglementierun gen und Vorschriften sowie der daraus resultierende Umsetzungsaufwand werden dabei an erster Stelle genannt. Es folgen finanzielle Belastungen durch Steuern, Sozialabgaben und Gebühren (mit Unterschieden je nach Land) sowie die sorgenbereitende Bildungspolitik, die in allen Regionen für den nachhaltigen Mangel an Fachkräften verantwortlich gemacht wird. Weitere Kritikpunkte ergänzen die Liste. Politik und öffentliche Verwaltungen sind sich dieser Probleme durchaus bewusst. Das zeigen drei Beiträge aus der Feder von Spitzenvertretern aus Politik und Behörden der drei Länder im abschliessenden Teil. Doch auch wenn darin zahlreiche umgesetzte bis erst angedachte Massnahmen präsentiert werden, welche die im Manifest diskutierten sowie weitere Probleme beseitigen sollen, sind sich alle einig: Das Notwendige ist nie getan! Das Ringen um die besten Lösungen wird also anhalten. «Manifest für den industriellen Mittelstand» von Matthias Baumberger. pd. verband der schweizerischen lack- und farbenindustrie Der VSLF wurde im Jahre 1907 gegründet und ist der nationale Wirtschaftsfachverband der Lack-, Farbenund Druckfarbenindustrie. Die von ihm vertretenen rund 65 herstellenden und/oder importierenden Mitglieder erzielen im Inland und mit Exporten ins Ausland einen Umsatz von etwa 2 Milliarden Franken und beschäftigen etwa 3000 Mitarbeitende. Dem VSLF gehören überdies rund 25 sogenannte assoziierte Mitglieder an, das heisst Lieferanten von Rohmaterialien, Geräten und Dienstleistungen. Die Geschäftsstelle in Winterthur besteht aus dem Verbandsdirektor Matthias Baumberger und vier Mitarbeitenden. Die schlanke Struktur erfordert eine tatkräftige Mitarbeit der Unternehmen bei der Verbandsarbeit im Sinne einer Milizorganisation. Diese fördert die Identifikation der Mitglieder mit «ihrem» Verband und erweist sich als kosteneffizient. Diese Organisationsform wurde trotz markanter Tätigkeitserweiterung und einem gewichtigen Mitgliederzuwachs in den letzten Jahren beibehalten. Der VSLF bezweckt die Wahrung und Förderung der gemeinsamen Interessen der Lack-, Farben- und Druckfarbenindustrie, namentlich durch die Vertretung im Verkehr mit Behörden, Amtsstellen, nationalen und internationalen Wirtschaftsverbänden, Konsumenten- und Umweltorganisationen sowie Medien. Des Weiteren setzt er sich für die Förderung des Kontakts unter den Mitgliedern und die Förderung des Zusammenhalts zwischen den Landesteilen ein. red. Weitere Informationen: www.vslf.ch Matthias Baumberger hat seine Forderungen, deren Berechtigung mit dem Manifest überzeugend belegt werden, in sieben Punkten zusammengefasst: 1. Das duale Bildungssystem muss gestärkt und attraktiver gestaltet werden. 2. Technische Berufe und Studiengänge müssen gefördert werden. 3. Die grosse Bedeutung der Industrie für die Volkswirtschaft muss kommuniziert werden. 4. Die öffentlichen Finanzen müssen konsolidiert und die Administration verschlankt werden. 5. Der administrative und regulatorische Aufwand für Unternehmen muss sinken. 6. Die Belastung der Unternehmen durch Steuern und Gebühren darf nicht weitersteigen. 7. Der demografischen Herausforderung muss rasch begegnet werden. Mit dem Manifest möchte der Autor und Herausgeber zu einer offenen Diskussion über den bislang noch erfolgreichen industriellen Mittelstand einladen und in entscheidenden Fragen zu einem gezielten Engagement verantwortungsbe- wusster Politiker sowie zu einer Um- oder Neuorientierung in den kritischen Belangen der heutigen Wirtschafts- und Finanzpolitik anregen. Co-Autoren und Interviewpartner Das Fachbuch für den industriellem Mittelstand ist mit vielen interessanten Beiträgen bereichert. Die Einleitung schrieb Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann. Aus der deutscher Politikperspektive analysiert Mitglied des Bundestages (MdB) Albert Rupprecht die Situation der Bildungs- und Forschungspolitik für den innovativen Teil. Mag. Harald Kaszanits und Mag. Dr. Rainer Thomas Kabinettchef und Stellvertreter aus Österreich erleuchten die Standortpolitischen Aspekte der österreichischen Wirtschaftspolitik. Das Verhältnis der Schweizer Mittelstandes zur Finanz- und Sozialpolitik erörtert Botschafter Eric Scheidegger, Stellvertretender Direktor des SECO. Damit die konkrete Situation des industriellen Mittelstandes erkannt wird, wurden Gespräche mit verschiedensten Interviewpartner geführt. Aus der Schweiz kommen Philipp Bosshard, Geschäftsführer der Bosshard + Co. AG und Beni Stökli, CEO von Stöckli Swiss Sports AG zu Wort. red. Weitere Informationen Manifest für den industriellen Mittelstand Analysen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Matthias Baumberger (Hrsg.) ISBN 978-3-602-14905-6 (Druckausgabe) ISBN 978-3-602-45523-2 (E-Book|PDF) Das Buch ist über den Buchhandel zu beziehen, unter anderem bei der Buchhandlung Obergass, Obergasse, Buchhandlung Schwert, Obertor, Orell Füssli und Thalia, beide Marktgasse.