Bike-Leasing: Mit dem Rad zum Job

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Bike-Leasing: Mit dem Rad zum Job
Wirtschaft
Arbeitgeber können als Leasingnehmer beim Fahrradhändler auftreten
Bike-Leasing: Mit dem Rad zum Job
A
xel Bischoff, Inhaber des Melsunger Fahrradladens Zweiradhaus Bischoff, ist von
den Vorteilen des Modells überzeugt. Er sagt:
„Es ist eine Win-win-Situation. Arbeitnehmer
wie Arbeitgeber profitieren.“ Jeder, so Bischoff, kann ein Fahrrad leasen – Voraussetzung ist, dass der Arbeitgeber mitmacht. Der
tritt als Leasingnehmer beim Fahrradhändler
auf. Zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
wird dann eine Überlassungsvereinbarung
über das geleaste Fahrrad abgeschlossen. Allerdings: Noch nicht jeder Fahrradladen bietet
diese Möglichkeit an.
Das Vorgehen ist ganz einfach: Der Mitarbeiter sucht sich ein Rad aus, das er fahren
möchte. Für die Nutzung wird jeden Monat
eine Summe abhängig vom Kaufpreis von seinem Bruttogehalt abgezogen. „Die Raten belaufen sich auf 40 bis 100 Euro monatlich“,
sagt Bischoff. Nach 36 Monaten endet der
Leasingvertrag. Dann kann der Mitarbeiter
entscheiden, ob er das Fahrrad gegen eine geringe Ablösesumme behalten oder ein neues
Rad leasen möchte.
Da die Rate vom Bruttogehalt abgezogen
wird, muss der Arbeitgeber weniger Lohnnebenkosten zahlen. Auch die Mehrwertsteuer
wird abgezogen. Durch die direkte Verrechnung mit dem Gehalt kann man bis zu 52 Prozent der Leasingrate einsparen. „Für die private Nutzung des Rads muss der Mitarbeiter monatlich ein Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern“, erläutert Tom
Kretschmer, Inhaber von Toms, dem auf EBikes spezialisierten Fachgeschäft in Kassel.
Einen Dienstwagen leasen – das gibt es seit Langem. Seit 2013 bietet
der Gesetzgeber diese Möglichkeit auch für Dienstfahrräder an. Firmen
können so anstatt eines Autofuhrparks Räder anschaffen und ihren Mitarbeitern zu gleichen Konditionen wie Dienstwagen zur Verfügung stellen.
Interessant ist das für gesundheits-, umwelt- und kostenbewusste Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Alle profitieren: Axel Bischoff,
Inhaber des Melsunger Fahrradladens Zweiradhaus Bischoff. (Fotos: Kothe)
formieren können. „Diese könnte im Intranet
implementiert werden“, sagt er. Dass sich
Marketing auszahlt, zeigt das Beispiel der Druckerei Schreckhase in Spangenberg. Dort hat
Bischoff das Leasing von E-Bikes vor Ort mit
Bis 30 Prozent weniger zahlen
einem Show-Truck beworben, an dem sich die
Kretschmer sieht in dem Leasingmodell ein Druckerei-Mitarbeiter informieren, E-Bikes
enormes Sparpotenzial gegenüber dem Neu- anschauen und testen konnten.
radkauf, das sich für Kunden gerade bei den in
„Mittlerweile sind 20 unserer 200 Mitarder Anschaffung teuren E-Bikes bebeiter mit dabei“, sagt Personalleiter
merkbar macht. Unterm Strich zahMarcus Becker, der mit der Resonanz
len radbegeisterte Angestellte dank
zufrieden ist und selbst ein E-Bike
des Leasingmodells bis zu 30 Progeleast hat. Es sei Anreiz, das Rad
zent weniger als bei einem Kauf.
für viele Wege zu nehmen, für die
Ein weiterer Vorteil: Das Rad ist
sonst das Auto herhalten musste.
komplett versichert, zum Beispiel
Die meisten Mitarbeiter seien zugegen Verschleiß, Vandalismus und
dem in Spangenberg und Umland zu
Diebstahl. „Das ist besonders bei EHause, sodass das E-Bike für die weTom Kretschmer
Bikes von Vorteil, da dort der Vernigen Kilometer zur Arbeit und zuschleiß höher ist als bei normalen Fahrrädern“, rück eine „echte Alternative“ sei und auch eine
erläutert der Melsunger Fahrradhändler Bi- „echte Kostenersparnis“ mit sich bringe.
schoff. Weitere Aspekte, die für das Modell
Für Björn Hansen, Vorstand der BKK Wirtsprechen: Firmen, die das Rad-Leasing anbie- schaft und Finanzen in Melsungen, ist die Geten, tun nachhaltig etwas für ihr Image und sundheit der Mitarbeiter ein wichtiges Argudie Umwelt, motivieren ihre Mitarbeiter und ment für das Fahrrad-Leasing: „Es gibt kaum
fördern deren Gesundheit und Fitness, redu- einen besseren Ansatz für eine Krankenkasse,
zieren Mobilitätskosten und Stellplätze.
um gesundheitsbewusstes Verhalten zu unterBischoff bewirbt das Fahrrad-Leasing aktiv. stützen.“ Außerdem könne man so Mitarbeiter
Er bietet Firmen Präsentationen vor Ort und binden: „Das Bike-Leasing ist eine von mehreeine Microsite an, auf der sich Mitarbeiter in- ren Komponenten, ein attraktiver Arbeitgeber
Vorteile für Arbeitgeber
• Einsparung von bis zu 500 Euro Lohnnebenkosten
• Motivation, Bindung und Mobilisierung von Mitarbeitern
• Steigerung der Produktivität dank gesunder Mitarbeiter
• Reduzierung von Mobilitätskosten und
Parkflächen
• Verbesserung der CO2-Bilanz
• Imageverbesserung dank nachhaltigem
Konzept
• Weitere Informationen online unter
www.businessbike.de
zu sein.“ Beckers Resümee: „Die Mitarbeiter
haben das Thema sehr positiv aufgenommen.
Ad hoc haben einige sich sofort entschlossen,
von dem Angebot Gebrauch zu machen.“
Über eine mangelnde Nachfrage können
sich weder Axel Bischoff in Melsungen noch
Tom Kretschmer in Kassel beklagen. Sie sind
sich einig, dass diese Leistung heute zum Portfolio eines Fachgeschäftes dazugehört. Doch
beide betrachten den Markt als noch ausbaufähig.
Helga Kristina Kothe �
Wirtschaft Nordhessen 2.2016
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