v-MSG-Schweißen - Bayern Innovativ
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v-MSG-Schweißen - Bayern Innovativ
Schweißtechnische LehrLehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH Schließen von Plattierungslücken an NiNi-Basis Basis--plattierten Blechen einer Rauchgasentschwefelungsanlage MSG--Schweißen - eine wirtschaftliche Alternative zu den MSG bisher eingesetzten WIGWIG-Verfahren W. Wiedemann, Babcock Noell Würzburg S. Pommer, SLV München Cluster-Forum Schweißtechnik im Kraftwerksbau 20.10.2009, SLV München, NL d. GSI mbH Inhalt 1. Einleitung 2. Rauchgasentschwefelungsanlage REA Kraftwerk Boxberg Block R - Technische Daten und Funktionsprinzip 3. Konstruktion und Werkstoffe - Konstruktion des Wärmetauscherkanals in der REA Boxberg - Funktion der walzplattierten Werkstoffe - Stoßarten und Schweißnahtdetails 4. Anforderungen an die Schweißverbindungen - Fe-Gehalte in der Decklage - Bewertungsgruppen nach DIN EN ISO 5817 - Zusatzkriterien 5. Stand der Technik - Vergleich der Schweißverfahren v-WIG-Heißdraht, v-WIG-Kaltdraht, v-MSG - Schweißnahtvorbereitung und Schweißfolge - Aufmischungsgrade, Anzahl der erforderlichen Lagen und Raupen - Ergebnisse voll- und teilmechanisierter Schweißversuche mit dem MSG-Prozess 6. Qualifizierung des MSG-Schweißens für den Einsatz in der REA Boxberg Block R 7. Einsatz auf der Baustelle 8. Zusammenfassung und Ausblick Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 2 Rauchgasentschwefelungsanlage REA Boxberg Block R Braunkohlekraftwerksblock Leistung 675 MW Wirkungsgrad > 43% Baubeginn: 10/2006 Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 3 Rauchgasentschwefelungsanlage REA Boxberg Block R Messstation Reingaskanal Bedingungen in der REA Absorber Rauchgasmenge: 2.600.000 Nm3/h Wärmeverschiebesystem RVS SO2-Eingangskonzentration: 8.400 mg/Nm3, tr. Gef. SO2-Abscheidegrad: 97,5% Wandtemperatur: ca. 130°C Rauchgaskondensatbildung durch Taupunktunterschreitung Staubfracht: 20 mg/Nm3, tr. Rohgaskanal pH-Wert: < 2 „beste“ Bedingungen für Loch- u. Spaltkorrosion Inbetriebnahme: Januar 2010 Suspensionspumpenstation Auftraggeber: Vattenfall Europe Generation AG & Co KG Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 4 Konstruktion und Werkstoffe Aus Kostengründen beträgt der Anteil gummierter Rauchgaswäscher (Absorber) in neu gebauten Rauchgasentschwefelungsanlagen mehr als 85%. Für die kritischen Bereiche des Rauchgasweges wie den Wärmetauscherkanal und den Gaseintrittskanal in den Wäscher entscheiden sich die Betreiber aber immer wieder für die Verwendung des hoch korrosionsbeständigen Werkstoffes NiCr23Mo16, (Werkstoffnr. 2.4605, Nicrofer 5923 h Mo, alloy 59) in Form von walzplattierten oder massiven Blechen. Der Wärmetauscherkanal der REA Boxberg, Block R ist eine typische Gitterwerkkonstruktion aus Stützrahmen mit eingewechselten Hauptträgern und kleineren Aussteifungen, die eine Blechhaut aus Ni-Basis-walzplattierten Blechen trägt und stabilisiert. Trägerwerkstoff: S235/S355, t = 5 mm → Statik Plattierungswerkstoff: NiCr23Mo16, t = 1,8/2,0/3,0 mm → Korrosionsbeständigkeit Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 5 Konstruktion und Werkstoffe Wärmeverschiebesystem RVS (l x b x h ca. 28 x 10 x 10 m) Absorber Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH Ni-Basis-walzplattierte Blechfelder im RVS (Plattierungsdicken 1,8 – 3,0 mm) 6 Konstruktion und Werkstoffe Detail „Profilstoß“, PA, PF/PG, PE ca. 800 m Detail „freier Blechstoß“, PA, PC, PF/PG, ca. 200 m Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH Detail „Eckstoß“, PB, PD ca. 120 m 7 Anforderungen an die Schweißverbindungen Schweißverbindungen auf der Trägerwerkstoffseite S235/S355: Bewertungsgruppe C nach DIN EN ISO 5817 Schweißverbindungen auf der Plattierungsseite NiCr23Mo16: Korrosionswiderstand der geschlossene Plattierungslücke gleich wie Walzplattierung Max. Fe-Gehalt in Decklage ≤ 3% Bewertungsgruppe B nach DIN EN ISO 5817 mit Zusatzkriterien - Nahtüberhöhung max. 2 mm - offene Poren nicht zulässig - Anlauffarben und Beläge nicht zulässig bzw. sind nach dem Schweißen zu entfernen - festhaftende Schweißspritzer nicht zulässig bzw. müssen entfernt werden Mit den bisher eingesetzten Verfahren WIG, v-WIG-HD und v-WIG-KD konnten diese Anforderungen erfüllt werden. Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 8 Anforderungen an die Schweißverbindungen Loch- und Spaltkorrosionsangriff an Schweißnaht und Grundwerkstoff eines Reingaskanals infolge zu hoher Aufmischungsgrade Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 9 Stand der Technik Vergleich der Schweißverfahren v-WIG-HD-Schweißen v-WIG-KD-Schweißen v-MSG-Schweißen walzplattiertes Blech S235 + 2.4605, 13 mm + 2 mm walzplattiertes Blech S235 + 2.4605, 10 mm + 2 mm walzplattiertes Blech S235 + 2.4605, 5 mm + 2mm Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 10 Stand der Technik Vergleich der Schweißverfahren v-WIG-HD-Schweißen v-WIG-KD-Schweißen v-MSG-Schweißen walzplattiertes Blech S235 + 2.4605, 13 mm + 2 mm walzplattiertes Blech S235 + 2.4605, 10 mm + 2 mm walzplattiertes Blech S235 + 2.4605, 5 mm + 2mm Nahtübersichten Querschliffe Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 11 Stand der Technik Vergleich der Schweißverfahren Vergleichskriterium v-WIG-HD v-WIG-KD v-MSG PF/PG PF PG Stromart DC- gepulst DC- gepulst CMT-Puls erf. Lagen/Raupen für Fe < 3% 3-4/7-8 4-5/8-9 1-2/1-2 Fe-Gehalt DL, ∅/max [%] 2,2 / 3,1 2,4 / 3,4 <1 Schweißgeschw. DL [cm/min] 20 - 25 8 - 11 30 - 70 ca. 5 ca. 5,2 ca. 4,5 Ar + 2% H2 Ar + 2% H2 Ar+30%He+0,03%O2 gering, 0,5 – 1 mm hoch, 4 – 5 mm mittel, 1 – 2 mm (gilt nur für das Schließen der Lücke von der Plattierungsseite mit ZW NiCr23Mo16) Querschliffe Schweißposition Streckenenergie/Raupe [kJ/cm] Schutzgas Schleifaufwand Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 12 konventioneller Kurzlichtbogen Strom bewirkt Tropfenablösung Werkstoffübergang ist mit hohem Stromfluss verbunden Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 13 Stromstärke [A] Spannung [V] CMT - Cold Metal Transfer (Fronius) Kurzlichtb. mit reversibler Drahtförderung Die Tropfenablösung und Lichtbogen-Wiederzündung wird durch die Rückzugbewegung der Drahtelektrode unterstützt. Werkstoffübergang und Lichtbogen-Wiederzündung erfolgt bei geringer Stromstärke „Mechanische Erfassung und Einstellung“ der Lichtbogenlänge Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 14 CMT-Puls-Schweißen MSGp CMT MSGp CMT MSGp Schweißen mit periodisch wechselnden Lichtbogenleistungen und Werkstoffübergangsarten erhöht den Leistungsbereich und das Einsatzgebiet Variabel einstellbare Anzahl von CMT- und Impulslichtbogenzyklen ermöglicht exakte Prozessanpassung an die Fügeaufgabe Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 15 Ergebnisse an verschiedenen Stoßarten und Schweißpositionen v-MSG am „Profilstoß“ PE v-MSG am Eckstoß PD FeGehalt < 1% Strichraupe Pendelraupe, Ampl. ± 6 mm, f = 1,1 Hz 1WL+2FL -PA T 23 12 1.4332 DL - PE 1 Pendelr. NiCr23Mo16 CMT-Puls, vS=12cm/min, Ieff=116 A, Ueff=19,5 V E=11,3 kJ/cm, Ar+30%He+2%H2+0,055%CO2 Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH CMT-Puls, vS=50cm/min, Ieff=139 A, Ueff=18,3 V E=3 kJ/cm, Ar+30%He+2%H2+0,055%CO2 16 Ergebnisse an verschiedenen Stoßarten und Schweißpositionen v-MSG am „Profilstoß“ PE CMT-Puls, vS = 12 cm/min, vD = 7,7 m/min, Ieff = 116 A, Ueff = 19,5 V, E = 11,3 kJ/cm, Ar + 30% He + 2% H2 + 0,055% CO2 Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 17 Ergebnisse an verschiedenen Stoßarten und Schweißpositionen t-MSG am „Profilstoß“ PG t-MSG am T-Stoß PD FeGehalt < 1,5% Strichraupen, Übergänge ggf. Beschleifen Schweißraupe leicht gependelt 1FL+DL - PG je 3 Raupen NiCr23Mo16 1WL - PF T 19 12 3 1.4430 CMT, Ieff=120–140A, Ueff=14,0–16,0V Ar + 30% He + 2% H2 + 0,055% CO2 Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH CMT, Ieff=130–140A, Ueff=15,5–17,0V Ar + 30% He + 2% H2 + 0,055% CO2 18 Qualifizierung des Schweißverfahrens Das vollmechanisierte MSG-Schweißen wurde am „freien Blechstoß“ in Schweißposition PG über Verfahrensprüfung inkl. Korrosionsprüfung gemäß ASTM G-28 Methode B durch Babcock Noell qualifiziert und von VGB/Vattenfall anerkannt. Für den „Profilstoß“ in Position PE und PG sowie den Eckstoß in Position PD sind die Schweißparameter, Arbeits- und Randbedingungen optimiert. In internen Untersuchungen wurde der Nachweis für den Einsatz in Boxberg erbracht. Für schwer zugängliche Stellen wie z.B. Eckbereiche und kurze Schweißnähte wurde das MSG-CMT-Handschweißen für sämtliche Stoß- und Nahtarten in verschiedenen Positionen ebenfalls über Verfahrensprüfungen qualifiziert und auf der Baustelle in Boxberg auch erfolgreich eingesetzt. Aufgrund des speziellen Handbrenners (Gewicht ca. 2,0 kg) wurden jedoch im Vorfeld für den Baustelleneinsatz sechs Schweißer entsprechend trainiert und durch Schweißerprüfungen qualifiziert. Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 19 Einsatz auf der Baustelle t-MSG Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH v-MSG am „Profilstoß“ PG 20 Zusammenfassung / Ausblick Die Erfahrungen und Ergebnisse auf der Baustelle in Boxberg zeigen, dass das MSGCMT-Schweißen sowohl voll- als auch teilmechanisiert (von Hand) an allen in der REA Boxberg vorkommenden Stoßarten und Schweißpositionen sehr gut geeignet ist. Im Vergleich zu den bisher eingesetzten Schweißverfahren v-WIG-Heißdraht und v-WIG-Kaldraht sind zum Erreichen der geforderten Fe-Gehalte von < 3% in der plattierungsseitigen Decklage signifikant weniger Lagen und Raupen erforderlich. Aufgrund der höheren Schweißgeschwindigkeiten können die Schweißungen zudem effizienter und mit geringerem Wärmeeintrag in die Konstruktion ausgeführt werden. Die Montageschweißungen in der REA Boxberg Block R mit einer Gesamtnahtlänge von ca. 1500 m wurden erfolgreich abgeschlossen. Die Auswertung der Schweißergebnisse in Bezug auf Qualität, Nacharbeit, Wirtschaftlichkeit, etc. sind derzeit noch in Arbeit. Die Kosten für die Montage von walzplattierten Blechen können mit Anwendung des effizienteren MSG-CMT Schweißverfahren gesenkt und somit die Attraktivität von Ganzmetall-Konstruktionen im Rauchgasweg von Rauchgasreinigungsanlagen wieder erhöht werden. Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Gerne prüfen und beurteilen wir den wirtschaftlichen Einsatz neuer MSG-Varianten auch für Ihre Anwendungsfälle – herstellerunabhängig und neutral. Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV München – Niederlassung der GSI mbH 22