Gesamtes Skript - Lehrstuhl für Controlling
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Gesamtes Skript - Lehrstuhl für Controlling
Technische Universität München Controlling Wintersemester 2012/2013 Prof. Dr. Gunther Friedl Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre – Controlling Technische Universität München Literaturempfehlungen Grundlegende Literatur Ewert, R. und Wagenhofer, A.: Interne Unternehmensrechnung, 7. Auflage, Berlin u.a. 2008. Friedl, B.: Controlling, Stuttgart 2003. Friedl, G. und Hofmann, C. und Pedell, B.: Kostenrechnung – Eine entscheidungsorientierte Einführung, München 2010 Friedl, G. und Hilz, C. und Pedell, B.: Controlling mit SAP, 5. Auflage, Wiesbaden 2008. Horváth, P.: Controlling, 10. Auflage, München 2006. Küpper, H.-U.: Controlling: Konzeption, Aufgaben und Instrumente, 5. Auflage, Stuttgart 2008. Schweitzer, M. und Küpper, H.-U.: Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 9. Auflage, München 2008. Weber, J. und Schäffer, U.: Einführung in das Controlling, 12. Aufl., Stuttgart 2008. Controlling – WS 2012/13 2 © Gunther Friedl Veranstaltungsgliederung Teil 1: Einführung 1. Grundlegende Kennzeichnung des Controlling Teil 2: Isolierte Koordinationsinstrumente des Controlling 2. Koordination des Informationssystems im Führungssystem 3. Koordination der Planung im Führungssystem 4. Koordination der Kontrolle im Führungssystem 5. Koordination der Personalführung im Führungssystem 6. Koordination der Organisation im Führungssystem Teil 3: Übergreifende Koordinationsinstrumente des Controlling 7. Systeme der Budgetvorgabe 8. Kennzahlen- und Zielsysteme 9. Verrechnungs- und Lenkungspreissysteme Controlling – WS 2012/13 3 © Gunther Friedl Teil 1: Einführung Controlling – WS 2012/13 4 © Gunther Friedl Controlling – WS 2012/13 5 © Gunther Friedl Controlling – WS 2012/13 © Gunther Friedl 6 Quelle: Süddeutsche Zeitung 28./29.08.2010 Kapitel 1: Grundlegende Kennzeichnung des Controlling 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Kapitel 1 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer ControllingKonzeption 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling 1.4 Begründung der koordinationsorientierten ControllingKonzeption 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Controlling – WS 2012/13 7 © Gunther Friedl 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Ausgangspunkte des Controlling Begriff „to control“ etwas steuern Entwicklung des Controlling Erste Ansätze in den USA bereits im 19. Jahrhundert Gründung des Controller‘s Institute of America (1931) In Deutschland Verbreitung des Controlling ab Ende der 50er Jahre, zunehmend Ende der 60er Heute: Weiterhin zunehmende Einrichtung von Controllingstellen (auch in kleinen und mittleren Unternehmen) Grundfunktion des Controllers Anfang der Vierziger Jahre: Rechnungswesen, Revision Heute: Kein einheitliches Verständnis bezüglich der Funktion des Controlling und der Aufgaben im Controlling Controlling – WS 2012/13 8 © Gunther Friedl 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Ausschnitte aus Stellenanzeigen im Bereich Controlling (Quelle: www.fazjob.net) Controlling – WS 2012/13 9 © Gunther Friedl 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Entwicklung der Anzahl deutschsprachiger Controlling-Lehrstühle (Quelle: Binder / Schäffer, 2005) Controlling – WS 2012/13 10 © Gunther Friedl Kapitel 1: Grundlegende Kennzeichnung des Controlling 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Kapitel 1 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer ControllingKonzeption 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling 1.4 Begründung der koordinationsorientierten ControllingKonzeption 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Controlling – WS 2012/13 11 © Gunther Friedl 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer Controlling-Konzeption Bedeutung einer Konzeption des Controlling In welcher Ausprägung wird sich das Controlling als betriebswirtschaftlicher Bereich verfestigen? Moderne Bezeichnung für bekannte Aufgaben: Controlling = Kostenrechnung, Unternehmensrechnung, Betriebswirtschaft? Oberbegriff für mehrere Teilgebiete: Planung, Kontrolle und Informationssysteme? Bildung eines neuen Problembereichs? Problem: „Controlling“ in Praxis und Wissenschaft weit verbreitet, aber keine Übereinstimmung über Kern und Abgrenzung der Funktion Controlling – WS 2012/13 12 © Gunther Friedl 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer Controlling-Konzeption Gegenstand des Controlling aus Sicht der Wissenschaft (Quelle: Ahn, 1999) Controlling – WS 2012/13 13 © Gunther Friedl 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer Controlling-Konzeption Wandel von Controlleraufgaben mit der Zeit (Quelle: Weber/Schäffer, 1998, Analyse von Stellenanzeigen) Betrachtungszeitraum 19491959 19601964 19651969 19701974 19751979 19801984 19851989 19901994 Berichtswesen - 14,3 6,5 4,7 8,4 8,5 11,4 13,2 Kurz-/jahresbezogene/operative Planung - - 6,5 6,2 9,6 12,0 9,2 11,6 Strategische Planung - - - 1,6 4,0 7,1 3,6 3,6 25,0 4,8 4,8 2,3 3,2 3,7 4,8 4,7 Investitions-/Wirtschaftlichkeitsrechnungen - 4,8 3,2 2,3 4,0 2,9 4,4 6,5 Budgetierung und Budgetkontrolle - 4,8 12,9 9,3 11,9 8,8 10,1 7,9 Soll-Ist-Vergleiche/Abweichungsanalysen/ Kostenüberwachung - 9,5 8,1 7,0 11,1 6,8 12,4 10,7 Finanzplanung, Beobachtung der Liquidität, Finanzierungsfragen - 4,8 8,1 9,3 6,8 6,3 4,2 3,4 Mitgestaltung der Unternehmenspolitik und –ziele - - - - 2,0 1,5 1,7 0,8 Steuerung/Führungsaufgaben - - 1,6 0,8 2,8 2,2 1,6 3,1 EDV-Organisation - 4,8 8,1 3,8 7,2 8,0 5,5 3,3 Projektkoordination/Sonderuntersuchungen - - - 4,7 3,2 3,4 3,4 5,1 Bilanzierung/Konzernbilanzierung - 14,3 3,2 6,9 2,4 2,7 2,7 4,2 Buchhaltung - 9,5 4,8 7,8 3,2 3,4 2,1 2,5 Kostenrechnung/Kalkulation 50,0 18,9 14,5 11,6 5,5 9,5 7,7 6,4 Steuerwesen 25,0 9,5 4,8 5,4 3,6 2,0 1,2 0,8 - - 12,9 16,3 11,1 11,2 14,0 12,1 Aufgabengebiet Betriebswirtschaftliche Beratung und Betreuung Sonstiges Angaben in Prozent der Gesamtaufgaben eines Betrachtungszeitraums Controlling – WS 2012/13 14 © Gunther Friedl 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer Controlling-Konzeption Unterschiedliche Auffassungen von den Aufgaben eines Controllers im internationalen Vergleich (Quelle: Weber/Schäffer, 2006, S. 12; Studie von Stoffel, 1995) Controlling – WS 2012/13 15 © Gunther Friedl 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer Controlling-Konzeption Bedeutung der Aufgaben von Controllern in österreichischen Firmen (Quelle: Weber/Schäffer, 2006, S. 11; Studie von Niedermayr, 1994) Controlling – WS 2012/13 16 © Gunther Friedl 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer Controlling-Konzeption Konzeption des Controlling als Grundlage für eigenständigen betriebswirtschaftlichen Bereich Kriterien für einen eigenständigen betriebswirtschaftlichen Bereich „Controlling“ Eigenständige Problemstellung Theoretische Fundierung Bewährung in der Praxis Gegenstand einer Controlling-Konzeption Konzeption soll die Funktion des Controlling klären Trennung der Funktion des Controlling von der organisatorischen Ausgestaltung Aufgaben des Controlling können auch außerhalb einer „Controlling“-Abteilung wahrgenommen werden, also von anderen Mitarbeitern als Controllern Controlling – WS 2012/13 17 © Gunther Friedl Kapitel 1: Grundlegende Kennzeichnung des Controlling 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Kapitel 1 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer ControllingKonzeption 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling 1.4 Begründung der koordinationsorientierten ControllingKonzeption 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Controlling – WS 2012/13 18 © Gunther Friedl 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling Gewinnzielorientierte Controlling-Konzeption Merkmale Sicherung der Gewinnerreichung Führungsbereiche: Planung, Kontrolle, Informationssysteme Zeitliche Ebene: operativ und taktisch Beurteilung Fehlende Trennung von Funktion und Organisation Erfolgszielbezug nicht zwangsläufig auf operativer, taktischer Ebene Kein „Controlling“ für Unternehmen mit abweichenden Oberzielen, bspw. öffentliche Unternehmen und Verwaltungen Controlling – WS 2012/13 19 © Gunther Friedl 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling Rationalitätssicherung der Führung (1/2) (Quellen: Küpper, 2008; Weber/Schäffer, 2006) Konzept entwickelt von Jürgen Weber und Utz Schäffer Sicherstellung einer angemessenen Rationalität der Unternehmensführung als Kernaufgabe des Controlling Konzeption soll sich mit dem Praxisverständnis von Controlling decken Sicherstellung der Rationalität in allen Phasen des Führungsprozesses: Willensbildung (Reflexion und Intuition), Willensdurchsetzung, Ausführung und Kontrolle „Rationalität als herrschende Meinung von Fachleuten hinsichtlich einer bestimmten Zweck-Mittel-Situation“ (Weber/Schäffer, 2006, S. 43) Controlling – WS 2012/13 20 © Gunther Friedl 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling Rationalitätssicherung der Führung (2/2) (Quellen: Küpper, 2008; Weber/Schäffer, 2006) Rationalitätssicherung zur Unterstützung des Managements in Form von Entlastung: Zulieferfunktion (Datenversorgung, Berichtswesen, Abweichungsanalysen etc.) Ergänzung: Prüfung der Managerhandlungen aufgrund des spezifischen Fachund Methodenwissens der Controller Begrenzung: Opportunistisches Handeln und Kompetenzüberschreitungen der Manager beschränken Beurteilung der Konzeption Rationalität ist Grundlage aller betriebswirtschaftlichen Teildisziplinen Konzeption erscheint zu wenig spezifisch durch Rationalitätssicherung keine eigenständige Funktion des Controlling begründet Controlling – WS 2012/13 21 © Gunther Friedl 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling Koordinationsorientierte Controlling-Konzeptionen (1/3): Integration des Informationssystems Merkmale Koordination der Informationserzeugung und -bereitstellung mit Informationsbedarf Zeitliche Ebene: operativ, taktisch, strategisch Beurteilung Berücksichtigung von Fragen nach dem Informationsbedarf und Verfahren der Bedarfsermittlung Fehlende Überprüfung, ob Informationen Verwendung finden Weiterentwicklung des traditionellen Rechnungswesens Controlling – WS 2012/13 22 © Gunther Friedl 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling Koordinationsorientierte Controlling-Konzeptionen (2/3): Koordination von Planung, Kontrolle und Informationsversorgung Merkmale Koordination zwischen drei Führungssystemen Zeitliche Ebene: operativ, taktisch, strategisch Enge Beziehung zur gewinnzielorientierten Konzeption, jedoch andere Zielsetzung, beinhaltet informationsorientierte Konzeption Beurteilung Überprüfung der Informationsverwendung Fehlende Abstimmung mit Organisation und Personalführung Eigenständige, aber keine vollständige Problemstellung Controlling – WS 2012/13 23 © Gunther Friedl 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling Koordinationsorientierte Controlling-Konzeptionen (3/3): Koordination des (gesamten) Führungssystems Notwendigkeit zur Ausrichtung auf alle Führungsteilsysteme: neben Planung, Kontrolle und Informationsversorgung auch Personal und Organisation Geeignete Organisationsstrukturen zur Koordination erforderlich Art der Verhaltensbeeinflussung wichtig für koordiniertes Handeln: Koordination mit der Personalführung (bspw. Anreizsysteme) „Koordination des Führungsgesamtsystems zur Sicherstellung einer zielgerichteten Lenkung“ Controlling als „Komponente der Führung sozialer Systeme“ Controlling – WS 2012/13 24 © Gunther Friedl Kapitel 1: Grundlegende Kennzeichnung des Controlling 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Kapitel 1 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer ControllingKonzeption 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling 1.4 Begründung der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Controlling – WS 2012/13 25 © Gunther Friedl 1.4 Begründung der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption Kennzeichnung von Führung und Führungssystem in der Unternehmung Probleme der Begriffsbestimmung der Führung: Führung = Management? Begriff der Führung nach Wunderer/Grunwald: „zielorientierte soziale Einflussnahme zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben“ Begriff des Systems: Menge von Elementen, die in Beziehung zueinander stehen Begriffe des Führungssystems funktional: Gesamtheit der Prozesse (Tätigkeiten) und Instrumente zur zielorientierten sozialen Einflussnahme (Führung) personell: Gesamtheit der Personen eines sozialen Systems, die Führungsaufgaben wahrnehmen Begriff des Führungssystems nach Wild: Gesamtheit des Instrumentariums, der Regeln, Institutionen und Prozesse, mit denen Führungsaufgaben in einem sozialen System erfüllt werden Controlling – WS 2012/13 26 © Gunther Friedl 1.4 Begründung der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption Vorschläge zur Gliederung des Führungssystems der Unternehmung (Quelle: Küpper, 2008) Bleicher/Meyer Politiksystem o Zielset zungssystem Managementsystem - St rukturkom ponent e o F ührungsricht linien o O rganisationssystem - Ziel- und Feldkomponente o Anreizsystem o Personalbeurt eilungsund -entscheidungssystem o Planungssystem o W illenssicherungssystem o Inform ationssystem Controlling – WS 2012/13 W underer/G runwald Strukturelle Führung z. B. o Unternehmenspolit ik o Unternehmensziele o Unternehmensgrundsät ze - Führungs-/Kooperationsgrundsätze - Richtlinien - Organisationsnorm/ -formen - Personalmanagement (z. B. Lohn- und G ehaltsfestset zung; Versetzung, Beförderung) Menschenführung - Motivieren - Delegieren - Planen - Entwickeln - Koordinieren - Bewerten - Entscheiden - Inf ormieren W ild W ichtige gemeinsame Komponent en o Z ielsystem bzw. Z ielbildungssyst em Zielsystem o Allgem eine F ührungsprinzipien F ührungsgrundsät ze o O rganisationssystem O rganisation o M otivationskonzept und Anreizsystem o Personalent wicklungssyst em (M anagem ent Developm ent) Personalführungssystem o Planungssystem Planungssyst em o Kont rollsyst em o Inform ationssystem Kontrollsystem Inform at ionssystem 27 © Gunther Friedl 1.4 Begründung der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption Gliederung des Führungssystems der Unternehmung (Quelle: Küpper, 2008) Führungssystem der Unternehmung Planungssystem Kontrollsystem Controlling Personalführungssystem Informationssystem Organisation Leistungssystem Die Zerlegung der Führung in einzelne Teilsysteme bewirkt, dass Beziehungen zwischen eng zusammenhängenden Tatbeständen aufgespalten werden Interdependenzen zwischen den einzelnen Teilsystemen, z. B.: Planung und Kontrolle benötigen relevante Informationen vom Rechnungswesen Plan- und Kontrollgrößen können die Basis für Anreizsysteme (Personal) bilden Notwendigkeit der Koordination im Führungssystem Controlling – WS 2012/13 28 © Gunther Friedl 1.4 Begründung der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption Abgeleitete Zwecksetzung des Controlling Anpassungs- und Innovationsfunktion Koordination der Unternehmensführung mit ihrer Umwelt: z. B. Einrichtung geeigneter Früherkennungssysteme, die den operativen Leistungsbereichen helfen, Veränderungen am Markt rechtzeitig zu erkennen, Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen und Märkte durch Innovationen zu beeinflussen Zielausrichtungsfunktion Orientierung am Zielsystem der Unternehmung: z. B. Erfolgs-/Gewinnziele, Bedarfsdeckungsziele (öffentliche Unternehmungen) Servicefunktion Unterstützende Charaktereigenschaft (Entlastung der Führungspersonen) z. B. Bereitstellung geeigneter Methoden zur Entscheidungsunterstützung (geeignetes Kostenrechnungssystem etc.) Controlling – WS 2012/13 29 © Gunther Friedl Kapitel 1: Grundlegende Kennzeichnung des Controlling 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Kapitel 1 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer ControllingKonzeption 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling 1.4 Begründung der koordinationsorientierten ControllingKonzeption 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Controlling – WS 2012/13 30 © Gunther Friedl 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination Bereiche und Instrumente der Koordination Bereiche der Koordination Koordination innerhalb einzelner Führungsteilsysteme Isolierte Koordinationsinstrumente Koordination zwischen verschiedenen Führungsteilsystemen Übergreifende Koordinationsinstrumente Einfluss auf die Koordination des Leistungssystems Bereichsbezogenes Controlling Controlling – WS 2012/13 31 © Gunther Friedl 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination Überblick über die Koordinationsinstrumente (Quelle: Küpper, 2008) Kapitel 7 Kapitel 8 Kapitel 9 Kapitel 6 Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 2 Kapitel 5 Controlling – WS 2012/13 32 © Gunther Friedl Kapitel 1: Grundlegende Kennzeichnung des Controlling 1.1 Ausgangspunkte des Controlling Kapitel 1 1.2 Bedingungen für die Herleitung einer ControllingKonzeption 1.3 Alternative Konzeptionen des Controlling 1.4 Begründung der koordinationsorientierten ControllingKonzeption 1.5 Bereiche und Instrumente der Koordination 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Controlling – WS 2012/13 33 © Gunther Friedl 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Führungs- und Leistungssystem eines bereichsbezogenen Controlling (Quelle: Küpper, 2008) Koordinationsrichtungen im bereichsbezogenen Controlling Fü hru ng ssystem Kontrollsystem Planungssystem Controlling Personalführungssystem Koordination der Führungsteilsysteme im Bereich Informationssystem Koordination mit Controlling der Unternehmung Organisation Güter Phasen FuE Beschaffung Fertigung Koordination mit Controlling anderer Bereiche Absatz Material Personal Anlagen Informationen Nominalgüter Le i stu ng ssyste m Controlling – WS 2012/13 34 © Gunther Friedl 1.6 Ansatzpunkte zur Abgrenzung des bereichsbezogenen Controlling Ausprägungen des bereichsbezogenen Controlling Funktionen (Phasen) horizontal z. B. Absatz (Vertriebs-Controlling) z. B. Beschaffung (Beschaffungs-Controlling) (Einsatz-)Güter vertikal z. B. Material (Logistik-Controlling) z. B. Personal (Personal-Controlling) Wirtschaftszweige Bank Hochschule Krankenhaus Projektcontrolling Qualitätscontrolling Controlling – WS 2012/13 35 © Gunther Friedl Teil 2: Isolierte Koordinationsinstrumente des Controlling Controlling – WS 2012/13 36 © Gunther Friedl Kapitel 2: Koordination des Informationssystems im Führungssystem Kapitel 2 2.1 Beziehungen zwischen Controlling und Informationssystem 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems 2.3 Erfassung des Informationsbedarfs der Führung 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Controlling – WS 2012/13 37 © Gunther Friedl 2.1 Beziehungen zwischen Controlling und Informationssystem Kennzeichnung des Informationssystems Informationsbegriff: Information = zweckorientiertes Wissen (Wittmann) Überblick über wichtige Teilsysteme der Unternehmensrechnung (Quelle: Küpper, 2008) Entscheidungszielbezug Finanzziele Zeitbezug Vergangenheitsorientiert o Liquiditätsrechnung o Finanzierungsrechnung Erfolgsziele Potentialziele o Ist-Kosten- u. o AnlagenErlösrechnung rechnung o Lohn- u. Gehaltsrechnung o Ist-Bilanzrechnung Produkt- Sozial- u. ziele Umweltziele o Sozialbilanzen o Humanvermögensrechnung Zukunftsorientiert - kurzfristig o Liquiditäts- o Plan-Kostenu. Erlösplanungsrechnung u. -kontrollrechnung o Planbilanz Controlling – WS 2012/13 - mittel- bis langfristig o Finanzplanungs- u. -kontrollrechnung - langfristig o Chancen-Risiken-Faktoren o Früherkennungssysteme 38 o Investitionsrechnung © Gunther Friedl 2.1 Beziehungen zwischen Controlling und Informationssystem Abgrenzung zum Controlling Rechnungswesen ≠ Controlling Informationssystem ist ein Teilsystem der Unternehmung Controlling: Koordination im Informationssystem (intern) Koordination des Informationssystems mit anderen Führungsteilsystemen Abstimmung des Informationssystems auf den Informationsbedarf: Führungsteilsysteme beeinflussen das Informationssystem Berichtswesen (Informationssystem beeinflusst die Führungsteilsysteme durch Informationsweitergabe) Controlling – WS 2012/13 39 © Gunther Friedl Kapitel 2: Koordination des Informationssystems im Führungssystem Kapitel 2 2.1 Beziehungen zwischen Controlling und Informationssystem 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems 2.3 Erfassung des Informationsbedarfs der Führung 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Controlling – WS 2012/13 40 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Integrationsmöglichkeiten und -grenzen in der Unternehmensrechnung Ausrichtung auf ein einheitliches Grundkonzept: gemeinsamer Datenbestand (Datenintegration mittels geeigneter IT-Systeme) gleichartige Berechnungsverfahren gleich ausgerichtete Berechnungsteilsysteme, z. B. Ausrichtung aller Teilsysteme auf das Ziel der (Kapital-)Wertmaximierung Erhöhung der Wirtschaftlichkeit Unterschiedlichkeit der Anforderung an die benötigten Informationen: Jeder Rechnungszweck bedingt ein eigenes Rechnungssystem Controlling – WS 2012/13 41 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Inhaltliche Integration des Informationssystems über das PreinreichLücke-Theorem (1/5) Vergleich von Investitionsund Kosten- und Erlösrechnung (Quelle: Küpper, 2008): Controlling – WS 2012/13 42 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Inhaltliche Integration des Informationssystems über das PreinreichLücke-Theorem (2/5) Konzeptionelle Idee des Preinreich-Lücke-Theorems: Verknüpfung des Kapitalwerts von Zahlungsströmen mit dem Kapitalwert aus Periodengewinnen (zur Darstellung des Lücke-Theorems siehe Küpper, 2008, S. 168-169) Für die Gültigkeit des Lücke-Theorems müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: 1. Über die gesamte Laufzeit betrachtet muss die Summe aller Periodengewinne der Summe aller Einzahlungsüberschüsse entsprechen (Kongruenzprinzip) T T t 0 t 0 Gt Üt (2-1) 2. Der Periodengewinn muss um kalkulatorische Zinsen auf den Kapitalbestand der Vorperiode verringert werden. Dieser wird definiert als Differenz zwischen den bis zur Vorperiode addierten Periodengewinnen und den bis zur Vorperiode addierten Einzahlungsüberschüssen (Bilanzidentitätsprinzip): t 1 t 1 s0 s0 Vt 1 Gs Üs Controlling – WS 2012/13 mit V1 0 und VT 0 43 (2-2) © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Inhaltliche Integration des Informationssystems über das PreinreichLücke-Theorem (3/5) Ergebnis des Lücke-Theorems: Der Kapitalwert bzw. Endwert der Zahlungsüberschüsse entspricht dem Kapitalwert bzw. Endwert der um kalkulatorische Zinsen verringerten Periodengewinne (= Residualgewinne) Kapitalwert: KW0 Üt 1 i Gt i Vt 1 1 i Gt* 1 i T t t 0 T t t 0 T t (2-3) t 0 Endwert: KWT Üt 1 i T t 0 T t Gt i Vt 1 1 i T T t t 0 Gt* 1 i T T t (2-4) t 0 Herleitung des Ergebnisses: Wegen (2-2) gilt Vt Vt 1 Gt Üt (2-5) und somit für den Periodengewinn Gt Üt Vt Vt 1 (2-6) Controlling – WS 2012/13 44 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Inhaltliche Integration des Informationssystems über das PreinreichLücke-Theorem (4/5) Barwert der um die kalkulatorischen Zinsen verminderten Periodengewinne: G T t 0 t i Vt 1 1 i Üt Vt Vt 1 i Vt 1 1 i T t t (2-7) t 0 Üt 1 i Vt 1 Vt 1 i T t (2-8) t 0 Üt 1 i 1 i Vt 1 1 i Vt 1 i T T t t 0 t t 0 T t (2-9) t 0 Wegen V1 0 und VT 0 gilt: T 1 Üt 1 i 1 i Vt 1 1 i Vt 1 i T t t 0 t t 1 t T 1 t 0 t (2-10) t 0 Üt 1 i Vt 1 1 i T T t 1 t 1 Vt 1 i T t (2-11) t 0 Üt 1 i Vt 1 i Vt 1 i Üt 1 i KW0 T t 0 T t t 0 Controlling – WS 2012/13 t T t t 0 T t (2-12) t 0 45 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Inhaltliche Integration des Informationssystems über das PreinreichLücke-Theorem (5/5) Notation: Üt Gt Gt* Gt i Vt 1 Vt KWt i = Zahlungsüberschüsse in Zeitpunkt t = Periodengewinn der Periode t = Residualgewinn der Periode t = Kapitalbestand in Zeitpunkt t = Kapitalwert in Zeitpunkt t = Zinssatz Bedeutende Aussage des Lücke-Theorems: Periodenerfolgsgrößen können durch die Berücksichtigung kalkulatorischer Zinsen auf den Kapitalbestand auf das Ziel einer (Kapital-)Wertmaximierung eines Unternehmens ausgerichtet werden. Eine Steuerung auf Basis dieser Größen ist daher grundsätzlich möglich. Controlling – WS 2012/13 46 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Beispiel 1: Kapitalwertbestimmung auf Basis kalkulatorischer Gewinne (Lücke-Theorem) (1/5) Basisinformationen: Ein ausgewählter Leistungsbereich im Unternehmen soll die Zielsetzung der Kapitalwertmaximierung verfolgen und periodisch kontrolliert werden. Die Periode entspreche dem jeweiligen Geschäftsjahr des Unternehmens (=Kalenderjahr). Für den Leistungsbereich seien die nachfolgend angeführten Zahlungsströme und die bewerteten Vorräte gegeben. Zudem wurde zu Beginn des Jahres 2007 eine Maschine gekauft (Zugang im abnutzbaren Anlagevermögen). Der Zinssatz i betrage annahmegemäß 8%. Zeitpunkt Einzahlung [€] Auszahlung [€] Vorratsbestand [€] Anlagenbestand [€] 01.01.2007 -- 100,- 40,- 60,- 31.12.2007 140,- 100,- 50,- 31.12.2008 180,- 120,- 50,- 31.12.2009 160,- 140,- 0 Controlling – WS 2012/13 47 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Beispiel 1: Kapitalwertbestimmung auf Basis kalkulatorischer Gewinne (Lücke-Theorem) (2/5) a) Ermitteln Sie den Kapitalwert auf Basis der Zahlungsströme. b) Zeigen Sie am Beispiel der linearen und der digitalen Abschreibung, dass die Wahl der Abschreibungsmethode ohne Auswirkungen auf den Kapitalwert der Periodenerfolge bleibt. Lineare Abschreibung: Vermögen Zeitpunkt Saldo Vorräte Anlage Vermögensänderung Σ Vorräte Abschr. Σ Gewinn Kalk. Zinsen Residualgewinn 01.01.2007 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 Controlling – WS 2012/13 48 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Beispiel 1: Kapitalwertbestimmung auf Basis kalkulatorischer Gewinne (Lücke-Theorem) (3/5) Digitale Abschreibung: Vermögen Zeitpunkt Saldo Vorräte Anlage Vermögensänderung Σ Vorräte Abschr. Σ kalk. Zinsen Gewinn Residualgewinn 01.01.2007 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 Berechnung der digitalen Abschreibung in t: at T t 1 d mit d Z. B. Abschreibung in t=3=T: Controlling – WS 2012/13 aT T T 1 d d 49 60 10 34 2 AW RW T T 1 2 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Beispiel 1: Kapitalwertbestimmung auf Basis kalkulatorischer Gewinne (Lücke-Theorem) (4/5) c) Ermitteln Sie den Kapitalwert der Periodenerfolge und den Kapitalwert auf Basis der Zahlungsströme, wenn in den Jahren 2007 bis 2009 jeweils eine kalkulatorische Abschreibung auf die Anlagen in Höhe von pauschal € 30,- vorgenommen wird Vermögen Zeitpunkt Saldo Vorräte Anlage Vermögensänderung Σ Vorräte Abschr. Σ Gewinn Kalk. Zinsen Residualgewinn 01.01.2007 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 Controlling – WS 2012/13 50 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Beispiel 1: Kapitalwertbestimmung auf Basis kalkulatorischer Gewinne (Lücke-Theorem) (5/5) d) Wie beurteilen Sie die Aussagefähigkeit der ausgewiesenen Periodenerfolge? Wie sind die Auswirkungen der Abschreibungsmethoden vor dem Hintergrund des Lücke-Theorems zu beurteilen? Controlling – WS 2012/13 51 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Technische Integration des Informationssystems über SAP (1/6) Software Systemsoftware Anwendungssoftware Betriebssysteme Standardsoftware Individualsoftware Übersetzungsprogramme Dienstprogramme andere Einordnung von SAP in die SoftwareLandschaft: (aus Friedl/Hilz/Pedell, S. 7, in Anlehnung an Mertens et al., 2000) Funktionsübergreifende Standardsoftware Textverarbeitung Branchensoftware Computer Aided Design Verkehrsplanungssysteme Buchhaltung Reisevertriebssysteme Grafik Tabellenkalkulation Datenbank Produktionsplanung und -steuerung Klinikadministration andere andere andere Reklamationsbearbeitung Gepäcksortiersteuerung andere Integrierte betriebswirtschaftliche Standardanwendungssoftware (z.B. SAP R/3) Daten-, System- und Anwendungsintegration Controlling – WS 2012/13 Funktionsbezogene Standardsoftware 52 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Technische Integration des Informationssystems über SAP (2/6) Integration von Daten und Funktionen über die Wertschöpfungskette (Quelle: Friedl/Hilz/Pedell, 2008) Unternehmen 1 Beschaffung Unternehmen 2 Produktion SAP R/3 Controlling – WS 2012/13 Absatz Beschaffung mySAP.com 53 Produktion Absatz SAP R/3 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Technische Integration des Informationssystems über SAP (3/6) Ausschnitt aus der Modulstruktur von SAP (Quelle: Friedl/Hilz/Pedell, 2008) SAP R/3 Betriebswirtschaftliche Anwendungsbereiche Module Komponenten Personalwirtschaft Rechnungswesen Logistik FI TR EC CO IM PS IS-RE KAR KSR Innenaufträge PKR PKC EMR PCR Produktkostenplanung Kostenträgerrechnung Gegenstand des Buches Controlling – WS 2012/13 54 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Technische Integration des Informationssystems über SAP (4/6) Neuere Entwicklungen von SAP: Ebenen des SAP-Gesamtsystems (Quelle: Friedl/Hilz/Pedell, 2008) Auswertung von Informationen für strategische Entscheidungen Sammlung von Informationen Abbildung effektiver operativer Transaktionen Controlling – WS 2012/13 Analytische Anwendungen Data Warehouse Enterprise Resource Planning 55 SAP SEM SAP BW SAP R/3 © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Technische Integration des Informationssystems über SAP (5/6) presentation layer me tad ata repo si to ry administration and metadata management presentation cl ients data warehouse system Integriertes Controlling mit SAP: Business Warehouse (BW) OLAP server data management layer Data Warehouse loading transf ormation extraction ETL process .. . internal / oper ational data sources Controlling – WS 2012/13 data access layer 56 extraction / transformation /loading layer operational systems layer external data s ources © Gunther Friedl 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems Technische Integration des Informationssystems über SAP (6/6) Integriertes Controlling mit SAP: Strategic Enterprise Management (SEM) Strategic Enterprise Management (SEM) Enterprise Portal within SAP Netweaver Strategy Management • Balanced Scorecard • Risk Management • Value Based Management • Strategy Templates Performance Management • Management Cockpit • Value Driver Tree • Measure Builder • Measure Catalogs • Benchmark Exchange & Analysis Business Planning • Strategic Planning • EVA Adjustments • Financial Statement Planning • Investment Planning • Sales Planning • Cost Center Planning • Personal Cost Planning • Profitability Planning Business Consilidation • Legal & Mmt. Consilidation • GAAP Adjustments • Currency Translation • Inter-Unit Eliminations • Consolidation of Investments Stakeholder Relationship Management • Stakeholder Management • Contact Management • Business Information Collection Business Intelligence within Netweaver Controlling – WS 2012/13 57 © Gunther Friedl Kapitel 2: Koordination des Informationssystems im Führungssystem Kapitel 2 2.1 Beziehungen zwischen Controlling und Informationssystem 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems 2.3 Erfassung des Informationsbedarfs der Führung 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Controlling – WS 2012/13 58 © Gunther Friedl 2.3 Erfassung des Informationsbedarfs der Führung Methoden der Informationsbedarfsanalyse (Quelle: Küpper, 2008) Zur Ausrichtung des Informationssystems auf die anderen Führungsteilsysteme ist der konkrete Informationsbedarf der Informationsempfänger zu bestimmen Es gibt verschiedene Verfahren der Informationsbedarfsanalyse: Informations- Betriebliche Dokumente quellen induktive Analysemethoden Dokumentenanaly se Betriebliche Datenerf assung DatenOrganitechnische sationsAnaly se analy se Informations- Auf gaben und Ziele der Unternehmung quellen deduktive Analysemethoden Controlling – WS 2012/13 Deduktiv logische Analy se Planungsmodelle der Unternehmung Inf ormationsv erwender Bef ragung o Interv iew o Fragebogen o Bericht Theoretische Planungsmodelle Modellanaly se 59 © Gunther Friedl Kapitel 2: Koordination des Informationssystems im Führungssystem Kapitel 2 2.1 Beziehungen zwischen Controlling und Informationssystem 2.2 Ansätze zur Integration des Informationssystems 2.3 Erfassung des Informationsbedarfs der Führung 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Controlling – WS 2012/13 60 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Kennzeichnung und Zwecke des Berichtswesens Kennzeichnung des Berichtswesens: Personen, Einrichtungen, Regelungen, Daten und Prozesse, mit denen Berichte erstellt und weitergegeben werden Berichtswesen als wichtiges Bindeglied des Informationssystems zu den anderen Führungsteilsystemen. Es dient zur Datenübermittlung an die Informationsempfänger Zwecke des Berichtswesens Dokumentation: • aufgrund gesetzlicher Vorschriften (z. B. im Rechnungswesen für den Wirtschaftsprüfer und gegenüber dem Finanzamt) • u. a. auch für Planung und Kontrolle (z. B. Daten für Prognosen, Vergleichsgrößen für Kontrollen) Auslösen von Arbeitsvorgängen/Entscheidungen Vorbereiten/Kontrollieren von Arbeitsvorgängen/Entscheidungen Controlling – WS 2012/13 61 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Arten von Berichten Standardbericht Gleichartiger Aufbau (Inhalt ist festgelegt) Regelmäßig zur Verfügung gestellt (täglich, wöchentlich etc.) Kostengünstig, leicht verständlich Nachteil: kein individueller Informationsbedarf abgedeckt Abweichungsberichte Nur, wenn bestimmte Abweichung vom Plan auftritt (beugt Informationsüberflutung vor) Information bei bestimmter Über-/Unterschreitung (Toleranzschwellen) Bedarfsberichte Auf Anfrage hin erstellt Auf die speziellen Informationsbedürfnisse des Empfängers ausgerichtet, z. B. Preiskalkulation für Sonderanfertigung Controlling – WS 2012/13 62 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Arten von Berichtssystemen Generatoraktive Berichtssysteme Auslösung vom Ersteller Hauptsächlich geeignet für Standard und Abweichungsberichte Benutzeraktive Berichtssysteme Auslösung vom Benutzer Hauptsächlich geeignet für Bedarfsberichte Sorgfältige Informationsbedarfsermittlung im Vorfeld notwendig, um System handhabbar zu halten (evtl. nur standardisierte Fragen?) Dialogsysteme Im Dialog (einfachster Fall: Anfrage beim Controller persönlich) Z. B. Prognose- oder Simulationsmodelle unter Rückgriff auf Datenbanken und Modellbanken Sehr flexibel Controlling – WS 2012/13 63 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Zusammenhang zwischen Merkmalen des Informationsbedarfs und Merkmalen von Berichten (Quelle: Küpper, 2008, in Anlehnung an Koch, 1994) Bestim m ungsgrößen des In form ation sbedarfs Zi ele der Untern ehm ung Gestaltung der Führungstei lsystem e Verhal tenseig enschafte n der Em pfänger Externe Bedi ngungen Verwendbarkeit von Inform atione n M erkm ale des Inform ati onsbedarfs Berichtszwecke Was? Controlling – WS 2012/13 Wie? Wann? 64 Wer? © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Merkmale zur Kennzeichnung und Gestaltung von Berichten (Quelle: Küpper, 2008, in Anlehnung an Koch, 1994) Inf ormationsgegenstand Aussagen - der Berichtsinf ormationen - der Vergleichsinf ormationen Genauigkeit Anzahl Verdichtungsgrad Übersichtlichkeit Darstellungsf orm Art der Erstellung Übermittlungsmedium inhaltlich f ormal Berichtszweck zeitlich personal Sender Empf änger Berichtszeitraum Berichtstermin Controlling – WS 2012/13 65 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Auszug aus einem Monatsbericht eines Logistik-Unternehmens (Quelle: Weber/Schäffer, 2006, S. 221) Controlling – WS 2012/13 66 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Auszug aus einem Monatsbericht eines Elektronik-Unternehmens (Quelle: Weber/Schäffer, 2006, S. 221) Controlling – WS 2012/13 67 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Auszug aus einem Monatsbericht eines Chemie-Unternehmens (Quelle: Weber/Schäffer, 2006, S. 215) Controlling – WS 2012/13 68 © Gunther Friedl 2.4 Informationsübermittlung durch das Berichtswesen Auszug aus einem Monatsbericht der Telekom (fiktive Zahlenwerte) (Quelle: Weber/Schäffer, 2006, S. 216) Controlling – WS 2012/13 69 © Gunther Friedl Kapitel 3: Koordination der Planung im Führungssystem Kapitel 3 3.1 Beziehungen zwischen Planung und Controlling 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und -bereichen Controlling – WS 2012/13 70 © Gunther Friedl 3.1 Beziehungen zwischen Planung und Controlling Kennzeichnung der Planung Beziehungen zwischen Planung und Controlling Planung = Gedankliche Vorwegnahme künftigen Handelns Merkmale von Planungsprozessen Unsicherheit: Planung beruht auf Prognosen (Zukunftsbezug) Komplexität: komplexes Entscheidungsfeld aufgrund einer Vielzahl denkbarer Alternativen und Umweltsituationen. Mit der Konstruktion von Entscheidungsmodellen, die sich auf die wichtigsten Tatbestände konzentrieren, versucht man die Problemkomplexität zu reduzieren Kollektiver Prozess Abgrenzung zum Controlling Gegenstand des Controlling ist die Koordination der Planung, insbesondere die Koordination der Planziele, der Planungsträger, der Planungsprozesse und der Planungsgegenstände und -ebenen Controlling – WS 2012/13 71 © Gunther Friedl Kapitel 3 Kapitel 3: Koordination der Planung im Führungssystem 3.1 Beziehungen zwischen Planung und Controlling 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und -bereichen Controlling – WS 2012/13 72 © Gunther Friedl 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme Elemente eines Planungssystems (Quelle: Küpper, 2008, S. 108) Inputv ariablen o Planungsträger o Planziele o organisatorische Regelungen o Planungsinformationen Proz eßv ariablen o Zielbildung o Problemfeststellung o Alternativensuche o Prognose o Alternativenbewertung o Entscheidungsakt Outputv ariablen o Pläne Die Prozessvariablen bilden auch die Phasen eines Planungsprozesses Controlling – WS 2012/13 73 © Gunther Friedl 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme Eigenschaften von Planungssystemen (Quelle: Küpper, 2008, S. 109) Controlling – WS 2012/13 74 © Gunther Friedl 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme Preis- und Absatzplanung Bestandteile und ihre Beziehungen innerhalb eines Planungssystems Bestandsplanung Die Absatzplanung bestimmt den Bedarf an Produkten, dieser wiederum die Produktionsplanung etc. Es bestehen auch Interdependenzen (= wechselseitige Abhängigkeiten) zwischen den einzelnen Teilplanungen Bsp.: Der Finanzierungsbedarf hängt (u. a.) vom Investitionsbedarf ab. Dieser wird durch das Verhältnis zwischen benötigter und vorhandener Kapazität mitbestimmt. Diese hängt (u. a.) von der Produktionsplanung ab. Die optimale Produktion wird wiederum durch Kapazitäts- und Finanzierungsbeschränkungen mitbestimmt. Controlling – WS 2012/13 75 Bedarfsplanung Produktionsplanung (Kapazitätsplanung) Arbeitsplanung Investitionsplanung Beschaffungsplanung Erlös- bzw. Ertragsplanung Aufwands- bzw. Kostenplanung Bil. bzw. kalk. Erfolgsplanung Forderungsplanung Verbindlichkeitsplanung Einnahmenplanung Ausgabenplanung Personalplanung Finanzplanung Finanzierungsplanung © Gunther Friedl 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme Ebenen eines Planungssystems (1/2) (Quelle: Küpper, 2008, S. 110) Strategische Planung Taktische Planung Operative Planung Planungshorizont langfristig von 5 bis über 10 Jahre mittelfristig bis ca. 5 Jahre kurzfristig bis 1 Jahr und kürzer Zielgrößen qualitative Zielgrößen eher quantitative Zielgrößen quantitative Zielgrößen - Erfolgspotentiale - Produktziele - Bestimmungsgrößen des Gewinns - mehrperiodige Erfolgsziele . Kapitalwert . Endwert . interner Zinsfuß - Erhaltung der Zahlungsfähigkeit - Produktionsziele . opt. Kapazitätsauslastung . Kostenminimierung . Durchlaufzeitenminimierung - einperiodige und stückbezogene Erfolgsziele . Periodengewinn . Periodendeckungsbeitrag . Stückgewinn . Stückdeckungsbeitrag - Sicherung der Tages, Monats-, Jahresliquidität - quantitatives und qualitatives Produktionsprogramm - Investitions- und Finanzierungsprogramme - Personalausstattung - Ablaufplanung - Losgrößenplanung - Bestellmengenplanung - Kapazitätsabstimmung - Personaleinsatzplanung © Gunther Friedl - funktionsbezogen - durchführungsbezogen Variablen und Alternativen - Produkt- und Marktstrategien - Geschäftsfelder - Standorte Controlling – WS 2012/13 Charakte- - gesamtunternehmens- 76 Zielgrößen 3.2 qualitative Zielgrößen eher quantitative Zielgrößen quantitative Zielgrößen - Erfolgspotentiale - Produktziele - Produktionsziele . opt. Kapazitätsauslastung . Kostenminimierung . Durchlaufzeitenminimierung - einperiodige und stückbezogene Erfolgsziele . Periodengewinn . Periodendeckungsbeitrag . Stückgewinn . Stückdeckungsbeitrag - Sicherung derPlanung Tages, Operative Monats-, Jahresliquidität Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme - Bestimmungsgrößen - mehrperiodige Erfolgsziele Ebenen einesdesPlanungssystems (2/2) . Kapitalwert Gewinns (Quelle: Küpper, 2008, S. 110) PlanungsVariablen horizont und Alternativen Zielgrößen Charakteristische Merkmale Variablen und Alternativen Strategische Planung - Erhaltung derPlanung ZahlungsTaktische fähigkeit -langfristig Produkt- und Marktstrategien von 5 bis über 10 Jahre - Geschäftsfelder qualitative Zielgrößen - Standorte - Erfolgspotentiale -mittelfristig quantitatives und qualitatives Produktionsbis ca. 5 Jahre programm eher quantitative - InvestitionsundZielgrößen Finanzierungsprogramme - Produktziele - Personalausstattung - gesamtunternehmensbezogen hohes Abstraktions-- Bestimmungsgrößen niveau des Gewinns - großer Planungsumfang, geringe Detailliertheit und Vollständigkeit - qualitative Ausrichtung - funktionsbezogen - langfristige Rahmen- planung Produkt- und Marktstrategien - Geschäftsfelder - Standorte Controlling – WS 2012/13 Charakte- . Endwert . interner Zinsfuß - gesamtunternehmens- -kurzfristig Ablaufplanung 1 Jahr und kürzer -bis Losgrößenplanung -- mittleres Abstraktionsmehrperiodige Erfolgsziele .niveau Kapitalwert EndwertPlanungs- .mittlerer .umfang, interner zunehmende Zinsfuß Detailliertheit und Vollständigkeit - stärker quantitative - Ausrichtung Erhaltung der Zahlungsfähigkeit - inhaltliche Konkretisierung strategischen - der quantitatives und Planung qualitatives Produktionsprogramm - Investitions- und Finanzierungsprogramme - Personalausstattung -quantitative Bestellmengenplanung Zielgrößen - Kapazitätsabstimmung - Produktionsziele - .Personaleinsatzplanung opt. Kapazitätsauslastung . Kostenminimierung - .durchführungsbezogen Durchlaufzeitenminimierung -- niedriges Abstraktionseinperiodige und stückniveau bezogene Erfolgsziele Periodengewinn - .geringer Planungs.umfang, Periodendeckungshohe beitrag Detailliertheit und .Vollständigkeit Stückgewinn . Stückdeckungsbeitrag - quantitative Ausrichtung - Sicherung der Tages, Monats-, Jahresliquidität - Umsetzung der taktischen in konkrete - Planung Ablaufplanung Durchführungspläne - Losgrößenplanung - Bestellmengenplanung - Kapazitätsabstimmung - Personaleinsatzplanung - funktionsbezogen - durchführungsbezogen 77 © Gunther Friedl Kapitel 3 Kapitel 3: Koordination der Planung im Führungssystem 3.1 Beziehungen zwischen Planung und Controlling 3.2 Kennzeichnung betrieblicher Planungssysteme 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und -bereichen Controlling – WS 2012/13 78 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der strategischen Planung: Qualitative Koordinationsinstrumente (1/4) BCG-Matrix (Boston Consulting Group): Marktanteils-Marktwachstums-Portfolio Star-Produkte Cash-Produkte niedrig Marktwachstum hoch Instrument zur Analyse und Steuerung des Produktportfolios Koordination der strategischen NachwuchsGeschäftseinheiten (SGE): Produkte effiziente Mittelverwendung? Gestaltung eines Zielportfolios durch Festlegung von Strategien für die einzelnen SGE (Ausgewogenheit Koordination) ProblemProdukte Gegenüberstellung des Zielportfolios mit dem Ist-Portfolio Dient als Grundlage für die Programmplanung, Ressourcenplanung niedrig und Finanzplanung hoch relativer Marktanteil Controlling – WS 2012/13 79 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der strategischen Planung: Qualitative Koordinationsinstrumente (2/4) Produktlebenszyklus 4 typische Phasen der Produktlebenskurve Idealtypischer Produktlebenszyklus mit vier Phasen Einführungsphase Wachstumsphase Reifephase Sättigungs-/ Rückgangsphase Abschätzung des Marktwachstums für ein Produkt über den Produktlebenszyklus Verwendung in BCG-Matrix positiv U m s atz Zeit negativ C a s h Flo w Controlling – WS 2012/13 80 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der strategischen Planung: Qualitative Koordinationsinstrumente (3/4) Konzept der Erfahrungskurve zur Beurteilung der Marktanteile in der BCG-Matrix (siehe dazu Küpper, 2008, S. 131): Lern- und Betriebsgrößeneffekte und technischer Fortschritt Große Marktanteile führen zu einer gegenüber der Konkurrenz relativ hohen kumulierten Produktionsmenge Kostenvorteile k(x) log k(x) 10 10 8 8 6 6 4 4 2 2 0 x 1 10 20 Controlling – WS 2012/13 30 40 0 50 log x 1 81 2 4 6 810 20 40 60 80100 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der strategischen Planung: Qualitative Koordinationsinstrumente (4/4) Konzept der Erfahrungskurve DM/Stück €/Stück PHASEN DER PREISENTWICKLUNG neue Wettbewerber Preis Kosten Entwicklung PreisEinbruch "Preis-Schirm" Stabilität Kumuliertes Produktionsv olumen Controlling – WS 2012/13 82 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der strategischen Planung: Quantitative Koordinationsinstrumente Quantitative Modelle zur simultanen strategischen Planung mehrerer Gegenstände und Bereiche: Lineare und Nichtlineare Optimierungsmodelle Gesamtunternehmensmodelle in Form von Simulationsmodellen Zentrale Aufgabe: Reduktion auf die maßgeblichen strategischen Variablen Für die Eignung solcher Modelle wichtig: Modell muss trotz Reduktion auf wenige Variablen noch ausreichend genaue Ergebnisse liefern Wirkungen der verwendeten globalen Variablen auf Zahlungs- und Erfolgsgrößen müssen abschätzbar sein Controlling – WS 2012/13 83 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der taktischen Planung (1/6) Integrierte Modelle zur Abstimmung einzelner Unternehmensbereiche, z. B. zwischen Investition und Finanzierung, Investition und Produktion, Investition und Personal etc. Es liegen häufig Sachinterdependenzen vor: Ziel- bzw. Erfolgsinterdependenzen: Wirkung der einen Variable hängt von der Entscheidung über eine zweite Variable ab, z. B. wechselseitige Abhängigkeit von Preis- und Mengenpolitik bezüglich der Gewinnwirkung: G = E – K = p·x – (Kf + kv·x) Mittel- bzw. Ressourceninterdependenzen: Rückgriff auf die selben Mittel (z. B. eine Fabrik für mehrere Produkte, zwei Produkte benötigen denselben Rohstoff etc.) Risikointerdependenzen: Risiko in einem Bereich kann nicht unabhängig von Risiko in einem zweiten Bereich gesehen werden (bedingte Wahrscheinlichkeiten) Controlling – WS 2012/13 84 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der taktischen Planung (2/6) Erfassung von Sachinterdependenzen in einem integrierten Optimierungs- und Simulationsmodell Beispiel: Modell zur Abstimmung von Investitions- und Produktionsprogrammplanung: Isolierte Zielfunktion für Produktionsprogrammentscheidung (Unterstellung, dass Investitionsentscheidung bereits getroffen ist Kapazität B ist fix): Maximierung des Barwertes der Ein- und Auszahlungen Z ( P ) pi ki xit q t i ,t Max. Produktionsmenge einer Periode ist durch Anzahl der Maschinen begrenzt ai xit B xit 0 t i,t Controlling – WS 2012/13 85 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der taktischen Planung (3/6) Isolierte Zielfunktion für Investitionsentscheidung (Unterstellung, dass bei gegebener Investitionshöhe ein bestimmtes Produktionsprogramm feststeht, das zu eindeutigen Zahlungen führt): Maximierung des Barwertes der Ein- und Auszahlungen Z ( I ) Et I q t A I t Investitionsmöglichkeiten (neue Maschinen) durch Budgetbedingung beschränkt A I K I0 I ganzzahlig Controlling – WS 2012/13 86 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der taktischen Planung (4/6) Zusammenführung der isolierten Entscheidungsmodelle zu einem integrierten Modell zur Abstimmung von Investitions- und Produktionsprogrammplanung: Zielfunktion: Maximierung des Barwertes der Ein- und Auszahlungen Z pi ki xit q t A I i ,t Max. Produktionsmenge einer Periode ist durch Anzahl der Maschinen begrenzt. Im integrierten Modell wird die fixe Kapazität B durch die veränderliche Kapazität b·I ersetzt. ai xit b I xit , I 0 t i,t Investitionsmöglichkeiten (neue Maschinen) durch Budgetbedingung beschränkt A I K Controlling – WS 2012/13 87 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der taktischen Planung (5/6) Modellnotation: Z Z P Z I ai xit b I A K pi ki q B E t I Zielfunktion bei simultaner Planung Zielfunktion der Programmplanung Zielfunktion der Investitionsplanung Stückzeit von Produkt i Produktionsmenge von Produkt i in Periode t Periodenkapazität je Anlage Anlagenanzahl I ganzzahlig Anschaffungsausgaben Kapitalbudget Erlöse je Produkt i variable Produktionsauszahlungen je Produkt i Abzinsungsfaktor fest vorgegebene Kapazität in der Programmplanung erwarteter Strom von Ein - und Auszahlungen in Periode t Controlling – WS 2012/13 88 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der taktischen Planung (6/6) Nutzen solcher Modelle: Analyse von Interdependenzen: • Struktur des Problems wird offengelegt • Problem wird von verschiedenen Perspektiven durchleuchtet Koordination innerhalb der Planung (kurz-, langfristig) Ergebnis eines integrierten Modells dient als theoretischer Referenzpunkt zur Beurteilung isolierter Planungslösungen Controlling – WS 2012/13 89 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination der operativen Planung (Integrierte) Optimierungs- und Simulationsmodelle Produktionsmodelle Mehrstufige Losgrößen- und Reihenfolgenplanung Mehrperiodige Programmplanungsmodelle Controlling – WS 2012/13 90 © Gunther Friedl 3.3 Koordination von Planungsgegenständen und - bereichen Instrumente zur Koordination zwischen verschiedenen Planungsebenen Hierarchische Planung Dekomposition in Teilplanungsprobleme: Zerlegung des Gesamtproblems Hierarchisierung der Modellstruktur nach Reichweite der Entscheidung Aggregation der Daten Abstimmung zwischen den Planungsebenen • Einseitig (Top-down, Bottom-up) • Gegenseitig (Gegenstromverfahren) Konzeption eines (hypothetischen) Totalmodells Controlling – WS 2012/13 91 © Gunther Friedl Kapitel 4: Koordination der Kontrolle im Führungssystem Kapitel 4 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle 4.2 Kennzeichnung betrieblicher Kontrollsysteme 4.3 Beziehungen zwischen Kontrolle und Planung 4.4 Controlling – WS 2012/13 Ermittlung und Analyse von Abweichungen 92 © Gunther Friedl 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle Kennzeichnung der Kontrolle (1/4) Gegenstand der Kontrolle Kontrolle = Vergleich einer zu prüfenden Größe mit einer Normgröße „Soll-Ist-Vergleich“ wäre eine zu enge Definition, Es muss nicht unbedingt ein Soll-Wert vorliegen und an Stelle von Ist-Werten können auch Prognosen oder logische Herleitungen überprüft werden. Controlling – WS 2012/13 93 © Gunther Friedl 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle Kennzeichnung der Kontrolle (2/4) Kontrollzwecke Dokumentation: • Ermittlung und Speicherung der Vergleichswerte und ihrer Abweichungen Erkenntnisgewinnung: z. B. • Prüfung der für eine Prognose verwendeten Hypothesen • Prüfung der angenommenen Ursache-Wirkungsbeziehungen (führte eine Handlung tatsächlich zum gewünschten Ergebnis?) Informationsgewinnung für Entscheidungen • Überprüfung geplanter Entscheidungen oder Auslösen neuer Entscheidungen Verhaltensbeeinflussung Controlling – WS 2012/13 94 © Gunther Friedl 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle Kennzeichnung der Kontrolle (3/4) Kontrollobjekte: Was wird kontrolliert? Nach Beeinflussbarkeit: • Daten/Zusammenhänge • Maßnahmen • Wirkungen von Maßnahmen Art der Objekte: • Güter (z. B. Sachgüter, Nominalgüter, Informationen) • Prozesse (z. B. technische Verfahren, menschliche Verhaltensweisen) Kontrollträger: Wer kontrolliert? Ausführender ( Eigenkontrolle) • Vorteile: schnell möglich, motivationsfördernd Fremdkontrolle • Durch Vorgesetzte oder andere (Prüfungsabteilung, Wirtschaftsprüfer) • Vorteile: objektiver, keine Manipulation (kognitive Dissonanz), enge Beziehung zwischen Planung und Kontrolle Controlling – WS 2012/13 95 © Gunther Friedl 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle Kennzeichnung der Kontrolle (4/4) Kontrollformen (Quelle: Küpper, 2008, S. 216) Merkmale Art der Kontrollobjekte Ausprägungen Verhalten Verfahren Komponenten des Planungsprozesses Prämissenkontrolle Informationsarten Ist-Ist Informationsermittlung und -verarbeitung Controlling – WS 2012/13 Teilergebnis Planfortschrittskontrolle SollSoll Soll-Ist Persönlich 96 SollWird Endergebnis Realisationskontrolle WirdIst WirdWird Maschinell © Gunther Friedl Kapitel 4: Koordination der Kontrolle im Führungssystem Kapitel 4 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle 4.2 Kennzeichnung betrieblicher Kontrollsysteme 4.3 Beziehungen zwischen Kontrolle und Planung 4.4 Controlling – WS 2012/13 Ermittlung und Analyse von Abweichungen 97 © Gunther Friedl 4.2 Kennzeichnung betrieblicher Kontrollsysteme Elemente von Kontrollsystemen (Quelle: Küpper, 2008, S. 219) Inputvariablen Prozeßvariablen Outputvariablen o Kontrollträger o Kontrollzwecke o organisatorische Regelungen o Aufdeckung eines Kontrollproblems o Informationen über Abweichungen o Festlegung des Vergleichs o Kontrollobjekte o Kontrollinformationen, insb. Normgrößen o Durchführung des Vergleichs o Beurteilung der Abweichungen o Informationen über die Abweichungsursachen o Anpassungsmaßnahmen o Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen Controlling – WS 2012/13 98 © Gunther Friedl 4.2 Kennzeichnung betrieblicher Kontrollsysteme Eigenschaften von Kontrollsystemen (Quelle: Küpper, 2008, S. 221) F ormale Eig en sch aften In h al tli ch e Eig en sch aften O rg an isatorisch e Eig en sch aften Metho d isch e Eig en sch aften Standardisierung Art der Kontrollobjekte Organisationsgrad Einfachheit Dokumentation Kontrollumfang Aufbauorganisatorisch Art der Kontrollinstrumente Form der Kontrolle - Verteilung der Kontrollaufgaben Art der Abweichungsanalyse Art und Umfang der EDV-Unterstützung - Verteilung der Kontrollkompetenzen Ablauforganisatorisch - Regelmäßigkeit der Kontrolle - Häufigkeit der Kontrolle Controlling – WS 2012/13 99 © Gunther Friedl Kapitel 4: Koordination der Kontrolle im Führungssystem Kapitel 4 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle 4.2 Kennzeichnung betrieblicher Kontrollsysteme 4.3 Beziehungen zwischen Kontrolle und Planung 4.4 Ermittlung und Analyse von Abweichungen Controlling – WS 2012/13 100 © Gunther Friedl 4.3 Beziehung zwischen Kontrolle und Planung Beziehung zwischen Kontrolle und Planung Notwendigkeit der Verknüpfung von Kontrolle und Planung Ableitung von Normgrößen aus dem Planungssystem Planung Voraussetzung bei Verwendung von Sollgrößen als Vorgabewerte Orientierung an Planergebnissen (Wird-Wird- oder Wird-Ist-Vergleich) Prognosewerte für Prämissen- oder Fortschrittskontrollen aus der Planung Kontrolle als Planungsbestätigung Gestaltung der Verknüpfung über kybernetische Regelkreise: Anpassung von Prozessen, wenn realisierte Größen nicht mit den Sollgrößen übereinstimmen Grenzen der Verknüpfung von Kontrolle und Planung Planung ergibt auch ohne Kontrolle Sinn Kontrolle hat andere Instrumente als die Planung Controlling – WS 2012/13 101 © Gunther Friedl Kapitel 4: Koordination der Kontrolle im Führungssystem Kapitel 4 4.1 Kennzeichnung der Kontrolle 4.2 Kennzeichnung betrieblicher Kontrollsysteme 4.3 Beziehungen zwischen Kontrolle und Planung 4.4 Ermittlung und Analyse von Abweichungen Controlling – WS 2012/13 102 © Gunther Friedl 4.4 Ermittlung und Analyse von Abweichungen Kennzeichnung der Abweichungsanalyse Gegenstand der Abweichungsanalyse Ermittlung der Differenz zwischen zu prüfendem Wert und Normwert Ermittlung der Ursachen für die Differenz Anpassungsmaßnahmen können ergriffen werden Ursachen von Abweichungen Planungs-, Erfassungs- und Ausführungsursachen Anwendungsbereiche der Abweichungsanalyse Kostenabweichungen Erlösabweichungen Ergebnisabweichungen Controlling – WS 2012/13 103 © Gunther Friedl 4.4 Ermittlung und Analyse von Abweichungen Ursachen von Kostenabweichungen (Quelle: Küpper, 2008, S. 228) Normgröße Prüfgröße Prozess Planungsursache Erfassungsursache Ausführungsursache Zufälliger Erfassungsfehler Zufälliger Ausführungsfehler Kontrollierbarer Erfassungsfehler Kontrollierbarer Ausführungsfehler Prognosemodell Randbedingungen Prognoseprozess Mengenabweichungen Beschäftigungsabweichungen Controlling – WS 2012/13 Spezielle Abweichungen 104 Preisabweichungen Verbrauchsabweichungen © Gunther Friedl 4.4 Ermittlung und Analyse von Abweichungen Abweichungen höheren Grades Zuordnung der Verantwortlichkeiten bei Abweichungsinterdependenzen problematisch Bsp.: Gleichzeitige Änderung der Einkaufspreise q von Rohstoffen und der Produktionsmengen r q Notation: qi = Ist-Preis qp = Planpreis ri = Ist-Menge rp = Planmenge q i Abweichung 2. Grades q · r Preisabweichung 1. Grades qp q · r p Mengenabweichung 1. Grades Plankosten q p · r r 0 Controlling – WS 2012/13 r 105 p r i © Gunther Friedl Kapitel 5: Koordination der Personalführung im Führungssystem Kapitel 5 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Controlling – WS 2012/13 106 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Gegenstand der Personalführung Personalführung ist unmittelbar (direkt) auf Mitarbeitersteuerung ausgerichtet Andere Führungsteilsysteme (FTS) nur indirekt verhaltenswirksam (durch Pläne, Kontrollen etc.) Elemente der Personalführung Beeinflusste Mitarbeiter, steuernde Führungskräfte, Instrumente und Prozesse zur Verhaltensbeeinflussung Mitwirkung der zu steuernden Personen erforderlich Bspw. hängen Prämien oder die Wirksamkeit von Fortbildungsmaßnahmen vom Verhalten des Mitarbeiters ab Maßnahmen der Planung, Kontrolle, Informationsversorgung und Organisation werden oft nur über die Maßnahmen der Personalführung wirksam oder zumindest von ihr beeinflusst Personalführung in anderen Controlling-Konzeptionen teilweise zu wenig beachtet Controlling – WS 2012/13 107 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Instrumente der Personalführung: Führungsprinzipien und autoritär EntscheidungsFührungsstil spielraum des Vorgesetzten Führungsprinzipien: allgemeine Handlungsmaximen der Mitarbeiterführung patriarchalisch Vorgesetzter entscheidet; er ist aber bestrebt, die Untergebenen von seinen Entscheidungen zu überzeugen, bevor er sie anordnet beratend Führungsstil: „zeitlich überdauerndes und in Bezug auf bestimmte Situationen konsistentes Führungsverhalten von Vorgesetzten gegenüber Mitarbeitern“ Vorgesetzter entscheidet; er gestattet jedoch Fragen zu seinen Entscheidungen, um durch deren Beantwortung deren Akzeptierung zu erreichen kooperativ Vorgesetzter informiert seine Untergebenen über seine beabsichtigten Entscheidungen; die Untergebenen haben die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern, bevor der Vorgesetzte die endgültige Entscheidung trifft (Wunderer/Grunwald, 1980, S. 221) partizipativ Die Gruppe entwickelt Vorschläge; aus der Zahl der gemeinsam gefundenen und akzeptierten möglichen Problemlösungen entscheidet sich der Vorgesetzte für die von ihm favorisierte Abbildung: Spektrum möglicher Führungsstile demokratisch (Quelle: Staehle/Sydow, 1987) Entscheidungsspielraum der Gruppe Controlling – WS 2012/13 Vorgesetzter entscheidet und ordnet an 108 Die Gruppe entscheidet, nachdem der Vorgesetzte zuvor das Problem aufgezeigt und die Grenzen des Entscheidungsspielraumes festgelegt hat Der Vorgesetzte fungiert als Koordinator nach innen und nach außen © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Instrumente der Personalführung: Instrumente der Personalentwicklung Aus- und Fortbildung (innerhalb und außerhalb des Unternehmens) am Arbeitsplatz: Unterweisung, Einsatz als Assistent oder Stellvertreter, Qualitätszirkel etc. außerhalb des Arbeitsplatzes: Vortrag, Fallstudienarbeit etc. Arbeitsstrukturierung Job Rotation, Job Enlargement, Job Enrichment, Bildung autonomer Arbeitsgruppen Laufbahnplanung Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen und entsprechende Anforderungen an Mitarbeiter Controlling – WS 2012/13 109 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Instrumente der Personalführung: Motivations- und Anreizsysteme Wesentliche Komponente: Entgeltsystem Arbeits(platz)bewertung: • Stelleninhalte und –anforderungen relative Lohnhöhe Gestaltung des Vergütungssystems • Grundvergütung, Prämien etc. Entlohnung der individuellen Leistung Gewährung von Sozialleistungen Mitsprache- und Mitgestaltungsrechte Arbeitsbedingungen Aufstiegsmöglichkeiten Betriebsklima Controlling – WS 2012/13 110 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Exkurs: Überblick über die Principal-Agent-Theorie (1/2) Principal-Agent-Theorie (informationsökonomische Ansätze) erfasst Beziehungen zwischen Auftraggeber (Principal) und Auftragnehmern (Agent) Auftraggeber = Principal Auftragnehmer = Agent Verhaltensinterdependenzen Eigentümer, Aktionär Abteilungsleiter Produktionsunternehmen Vorstand, Manager Mitarbeiter Lieferant Gestaltung des Verhaltens des Agenten durch vertragliche Regelungen Prämissen der Principal-Agent-Theorie Individuelle Nutzenmaximierung (divergierende Interessen und Risikoeinstellungen) Informationsdichotomie Arbeitsleidhypothese Controlling – WS 2012/13 111 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Exkurs: Überblick über die Principal-Agent-Theorie (2/2) Problemstellungen der Principal-Agent-Theorie (Quelle: Küpper, 2008, S.83) Typ der Informationsasymmetrie hidden characteristics hidden information hidden action Vergleichskriterium Entstehungszeitpunkt vor Vertragsabschluss nach Vertragsabschluss, vor Entscheidung nach Vertragsabschluss, nach Entscheidung Entstehungsursache ex-ante verborgene Eigenschaften des Agenten nicht beobachtbarer Informationsstand des Agenten nicht beobachtbare Aktivitäten des Agenten Problem Eingehen der Vertragsbeziehung Ergebnisbeurteilung Verhaltens-/Leistungsbeurteilung Resultierende Gefahr adverse selection moral hazard moral hazard, shirking Lösungsansätze signalling, screening, self selection Anreizsysteme, Kontrollsysteme, self selection Anreizsysteme, Kontrollsysteme Formen der Principal-Agent-Theorie: positiv ( Erklärung der Realität) und normativ ( Gestaltungsempfehlung) Controlling – WS 2012/13 112 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (1/9) LEN-Modell als (rechenbare) Modellvariante: moral hazard hidden action Gewinn des Unternehmens wird durch nicht beobachtbaren Arbeitseinsatz des Agenten positiv beeinflusst Wie hoch ist das optimale Anreizniveau in einem Vergütungsvertrag? Entscheidungsvariablen und Parameter x: Ergebnis, Output : absoluter Risikoaversionskoeffizient des Principal G(x): Nutzenfunktion des Principal a: Aktion des Agenten (Arbeitseinsatz, Entscheidung) : unsicherer Umweltzustand s(x): Entlohnung an den Agenten in Abhängigkeit von x s0: fixer Entlohnungsbestandteil s1: variabler Entlohnungsanteil r: absoluter Risikoaversionskoeffizient des Agenten H(s,a): Nutzenfunktion des Agenten V(a): Disnutzen des Agenten (Arbeitsleid) H0: Reservationsnutzen des Agenten (Mindestnutzen) Controlling – WS 2012/13 113 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (2/9) Annahmen des LEN-Modells Lineares Entlohnungsschema (L) s x s0 s1 x x xa, mit Exponentielle Nutzenfunktionen (E) • Principal: G x e x s x • Agent: Hs, a e r sV a Normalverteilung der Umweltzustände θ (N) und additive Produktionsfunktion x x(a, ) a , wobei θ normalverteilt ist gemäß N0, 2 Rechentechnische Vereinfachungen Risikoneutraler Principal (linear statt exponentiell): G x x s x Konkrete Funktion für Disnutzen des Agenten: Controlling – WS 2012/13 114 V a a2 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (3/9) Exkurs: Rechenregeln Struktur des LEN-Modells Zielfunktion des Principal: E a x b a E x b max EG E x s x E x s0 s1 x s x Var a x b a 2 Var x Ea s0 s1 a a 1 s1 s0 Nebenbedingungen • 1. Partizipationsbedingung des Agenten: 2 EHs, a E e r s x a H0 • 2. Nutzenmaximierung des Agenten unter Berücksichtigung des Arbeitsleids: Der Agent maximiert seinen Erwartungsnutzen durch Wahl des Arbeitseinsatzes a argmax a' E e r s x a Controlling – WS 2012/13 2 115 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (4/9) Vereinfachung der Berechnung durch Verwendung des Sicherheitsäquivalents (SÄ) anstelle des Erwartungswertes der Nutzenfuktion: 2 Statt EHs, a E e r s x a berechne SÄs x a2 SÄ für exponentielle Nutzenfunktion und normalverteilte Zufallsvariablen: Vars x a2 r SÄs x a Es x a 2 2 2 Einsetzen ergibt: Vars0 s1 x a2 r SÄs x a Es0 s1 x a 2 Vars0 s1 a a2 r 2 Es0 s1 a a 2 s12 2 r 2 s0 s1 a a 2 2 Controlling – WS 2012/13 2 116 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (5/9) Aus der Vereinfachung durch Verwendung des Sicherheitsäquivalents (SÄ) ergibt sich für die Nebenbedingungen: 1. Partizipationsbedingung des Agenten: r s x a H0 Der Ausdruck EHs, a E e s12 2 r 2 2 SÄs x a s0 s1 a a H0 2 2 wird ersetzt durch 2. Nutzenmaximierungsbedingung des Agenten: Der Ausdruck a argmax a' e r s x a2 wird ersetzt durch s12 2 r 2 a arg max a' s0 s1 a' a' 2 erwartete ArbeitsEntlohnung leid Controlling – WS 2012/13 Risikoprämie 117 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (6/9) Lösung des LEN-Modells Nutzenmaximierung des Agenten unter Wahl des Arbeitseinsatzes: ! s12 2 r s12 2 r 2 2 s0 s1 a a a 0 max s0 s1 a a a 2 2 s1 2 a 0 Dies liefert den optimalen Arbeitseinsatz: a* s1 2 Einsetzen in Partizipationsbedingung (Agent wird auf Mindestnutzen gedrückt, also Sicherheitsäquivalent = Reservationsnutzen): s1 s12 s12 2 r s12 s12 2 r s12 s0 s1 s0 s0 1 2 r 2 H0 2 4 2 4 2 4 Auflösen nach der Fixvergütung liefert die erste Teillösung: s12 s0 H0 1 2 r 2 4 Controlling – WS 2012/13 118 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (7/9) Einsetzen in die Zielfunktion des Principal: s1 s12 max EG a * 1 s1 s0 1 s1 H0 1 2 r 2 s x 2 4 s1 s12 s12 s12 s1 s12 s12 2 H0 2 r r 2 H0 2 2 4 4 2 4 2 Maximieren (Ableiten und Nullsetzen) der Zielfunktion: EG 1 1 s1 s1 r 2 0 s1 2 2 Auflösen nach dem Anreizparameter liefert: s1* 1 2 1 2 1 2 r 2 1 2 r 2 Controlling – WS 2012/13 119 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (8/9) Hieraus ergibt sich für den optimalen Arbeitseinsatz und die Fixvergütung: a* s1 1 1 1 2 2 1 2r 2 2 1 2r 2 2 s12 1 1 s H0 1 2r 2 H0 1 2r 2 2 4 4 1 2r * 0 H0 1 2r 2 4 1 2r 2 Einsetzen in s x Controlling – WS 2012/13 2 liefert den optimalen Anreizvertrag 120 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Festlegung des optimalen Vergütungsvertrages über einen agencytheoretischen Ansatz: LEN-Modell (9/9) Grundaussagen des LEN-Modells: Je größer die Risikoaversion des Agenten, desto geringer der optimale Arbeitseinsatz Je größer die Varianz der Umwelt, desto geringer der optimale Arbeitseinsatz (Einfluss des Arbeitseinsatzes gering relativ zu Umwelteinflüssen) Die Höhe der Fixvergütung s0 hat keinen Einfluss auf den Parameter s1 für die variable Entlohnung (liegt an der Annahme der exponentiellen Risikonutzenfunktion) Risikoverteilung: Trotz Risikoaversion des Agenten und Risikoneutralität des Principal wird dem Agenten Risiko aufgebürdet Notwendigkeit, Anreize zu setzen (da Arbeitseinsatz nicht beobachtbar), erfordert ineffiziente Risikoaufteilung. Wäre der Arbeitseinsatz beobachtbar („first best“), würde der Agent mit fixem Gehalt vergütet werden Controlling – WS 2012/13 121 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Beispiel 2: Variable Vergütung und LEN-Modell (1/3) Ausgangslage: Ein Unternehmen schließt einen Vertrag mit einem Handelsvertreter. Um den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen, vereinbart es einen Vergütungsvertrag mit einer fixen Grundvergütung und einer Beteiligung am Ergebnis x: s( x ) s0 s1 x Die risikoneutrale Firma möchte ihren Gewinn G aus diesem Geschäft unter Berücksichtigung der Vertragskosten s maximieren. Der Handelsvertreter bestimmt mit seinem nicht beobachtbaren Arbeitseinsatz a die Höhe des Ergebnisses. Dieses hängt zusätzlich von der Realisation einer normalverteilten Zufallsvariable θ mit dem Erwartungswert μ = 0 und der Standardabweichung σ = 1 ab: xa, a Der Nutzen des risikoaversen Handelsvertreters ist durch sein Sicherheitsäquivalent SÄ bestimmt: SÄ Es x a2 Vars x a2 2 Der Handelsvertreter wird den Vertrag nur dann akzeptieren, wenn er daraus ein Sicherheitsäquivalent von mindestens 1 erhält. Controlling – WS 2012/13 122 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Beispiel 2: Variable Vergütung und LEN-Modell (2/3) Stellen Sie die Zielfunktion der Firma und die zu beachtenden Nebenbedingungen auf und ermitteln Sie die Parameter des optimalen Vergütungsvertrags. Lösung Zielfunktion der Firma Partizipationsbedingung: Nutzenmaximierung des Agenten: Controlling – WS 2012/13 123 © Gunther Friedl 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung Beispiel 2: Variable Vergütung und LEN-Modell (3/3) Controlling – WS 2012/13 124 © Gunther Friedl Kapitel 5: Koordination der Personalführung im Führungssystem Kapitel 5 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Controlling – WS 2012/13 125 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Weitzman-Schema (1/4) Ausgangssituation: Asymmetrische Informationsverteilung Mitarbeiter haben mehr/bessere Informationen über bestimmte Sachverhalte als die vorgesetzte Instanz (hidden information) Konkreter Fall: Bereichsleiter kennt das (voraussichtliche) Ergebnis seines Bereichs, die Zentrale nicht Zentrale ist für ihr Handeln auf die korrekte Informationsweitergabe der Bereichsmanager angewiesen Bereichsmanager hat möglicherweise Interesse daran, das Ergebnis nicht korrekt zu berichten Fragestellung: Wie setzt die Zentrale dem Bereichsleiter Anreize für eine korrekte Informationsweitergabe? (Arbeitseinsatz wird nicht berücksichtigt) Anreizsystem nach Weitzman (Weitzman-Schema) Weitzman (1976) behandelt Anreizschemata in der ehemaligen Sowjetunion Praktische Anwendung des (modifizierten) Weitzman-Schemas: IBM-Brasilien für die Entlohnung des Verkaufsaußendienstes in 70er Jahren Controlling – WS 2012/13 126 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Weitzman-Schema (2/4) Entlohnungsfunktion für Bereichsleiter nach Weitzman: S aˆ xˆ 1 x xˆ , falls x xˆ mit 0 1 ˆ 2 s x, xˆ S aˆ xˆ 2 x xˆ , falls x xˆ x = tatsächliches, beobachtbares Ergebnis des Bereichs am Periodenende x̂ = Bericht des Managers zu Periodenbeginn S = berichtsunabhängige Entlohnung Bei wahrheitsgemäßer Berichterstattung ( xˆ x ) erhält Bereichsleiter daher s x, xˆ S ˆ xˆ S ˆ x Controlling – WS 2012/13 127 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Weitzman-Schema (3/4) Suboptimalität bei Abweichungen zwischen tatsächlichem und berichtetem Ergebnis Bereichsleiter „untertreibt“ Ergebnis: x xˆ x xˆ 0 s x, xˆ xˆ ˆ 1 0, falls xˆ x marginale Veränder ung der Prämie, wenn der Wert des Berichts erhöht wird ein höherer Bericht würde seine Entlohnung steigern Bereichsleiter „übertreibt“ Ergebnis: x xˆ x xˆ 0 s x, xˆ xˆ ˆ 2 0, falls xˆ x marginale Veränder ung der Prämie, wenn der Wert des Berichts erhöht wird ein niedrigerer Bericht würde seine Entlohnung steigern Controlling – WS 2012/13 128 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Weitzman-Schema (4/4) Entlohnungsfunktion in Abhängigkeit des berichteten Ergebnisses (Steigung hängt ab von den konkreten Ausprägungen der Belohnungsparameter 1 und 2) Höchstmögliche Entlohnung s x, xˆ bei wahrheitsgemäßer Berichterstattung Kritik am Modell: S ˆ x Vernachlässigung von Arbeitsleid (siehe LEN-Modell) Bei risikobehafteten Ergebnissen funktioniert Weitzman-Schema nicht S 1 x Vernachlässigung von Ressourcenallokation im x̂ Modell xˆ x Kein „optimales“ Vergütungssystem Controlling – WS 2012/13 129 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Beispiel 3: Weitzman-Schema (1/2) Ausgangssituation: Als Controller ihres Unternehmens sind sie zuständig für die Beschaffung von Informationen über die in der nächsten Planperiode erzielbaren Überschüsse x der Geschäftsbereiche. Die Zentrale besitzt keine Informationen über die Situation der Bereiche. Sie ist auf die Berichte x̂ der Bereichsmanager angewiesen. Den Bereichsmanagern ist der erzielbare Überschuss mit Sicherheit bekannt. Damit Sie auch die korrekten Informationen erhalten, entwickeln Sie folgendes Entlohnungsschema S aˆ xˆ 1 x xˆ , falls x xˆ s x, xˆ S aˆ xˆ 2 x xˆ , falls x xˆ mit den Entlohnungsparametern 1 0,2 , ˆ 0,4 und 2 0,5 Nehmen Sie an, dass die zwei Ergebnisse möglich sind und auch nur diese berichtet werden können: x 50, 100 und xˆ 50, 100 Controlling – WS 2012/13 130 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Beispiel 3: Weitzman-Schema (2/2) Aufgabe: Zeigen Sie, dass dieses Vergütungssystem den Bereichsleitern Anreize gibt, die erzielbaren Überschüsse ihrer Geschäftsbereiche wahrheitsgemäß an die Zentrale zu übermitteln. Lösung: Controlling – WS 2012/13 131 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Groves-Schema (1/3) Annahmen Asymmetrische Informationsverteilung zwischen Zentrale und Bereichsleitern (hidden information) Zentrale hat nur begrenzte finanzielle Mittel für Investitionen in die Geschäftsbereiche zur Verfügung Zuteilung der Investitionsbeträge erfolgt in Tranchen auf Basis der berichteten Umweltzustände (z. B. Ertragsaussichten) der einzelnen Bereiche Bereichserträge sind nach Realisierung (ex post) beobachtbar Problem: Bereichsleiter haben Anreize, die Erfolgsaussichten ihres Bereichs zu gut darzustellen, um an Finanzmittel für ihren Bereich zu kommen (Bereichsegoismen) Ziel des Entlohnungsschemas nach Groves: effiziente Allokation der Finanzmittel auf Bereiche (Entlohnung erfolgt nach Realisierung der beobachtbaren Erträge) Controlling – WS 2012/13 132 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Groves-Schema (2/3) Entlohnungsfunktion für Bereichsleiter nach Groves J sn S xn In xˆ j Ij j 1, j n S = berichtsunabhängige Entlohnung xn In = tatsächlicher Gewinn des Bereichs n beim Investitionsvolumen In x̂ j Ij = berichteter Gewinn des Bereichs j beim Investitionsvolumen Ij Die Vergütung eines Bereichsleiters basiert auf dem tatsächlich erzielten Gewinn seines Bereichs sowie auch den Gewinnen, die die anderen Bereiche laut ihrer Berichte mit den ihnen zugeteilten Mitteln erreicht hätten Controlling – WS 2012/13 133 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Anreizsysteme zur Verhinderung von Informationsmanipulationen: Groves-Schema (3/3) Interpretation: Entlohnungssystem wirkt Bereichsegoismen entgegen Entlohnung im Gleichgewicht nach Prinzip des „Profit Sharing“ Kritikpunkte: Verletzung des Controllability-Prinzips (vgl. 3.4.3.2; andere Bereiche außerhalb des Einflussbereichs des jeweiligen Managers Trittbrettfahrerverhalten?) Allerdings: Verhalten/Arbeitseinsatz der Manager wird ja in diesem Modell gar nicht berücksichtigt Optimale Allokation bei Zulassung von Seitenzahlungen nicht in jedem Fall gewährleistet Controlling – WS 2012/13 134 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Beispiel 4: Groves-Schema (1/3) Ausgangssituation: Ein Unternehmen mit zwei Geschäftsbereichen 1 und 2 verfügt über Finanzmittel für Investitionen in Höhe von 300,- €. Über die Verteilung dieser Mittel auf die beiden Bereiche entscheidet die Zentrale. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die möglichen Gewinne auf das eingesetzte Kapital in den Bereichen 1 und 2, wenn jeweils ein guter (G1 bzw. G2) oder schlechter (S1 bzw. S2) bereichsspezifischer Zustand eintritt. Ob in einem Bereich ein guter oder schlechter Zustand vorliegt, weiß nur der jeweiligen Bereichsleiter. G1 S1 G2 S2 1. Tranche 200 80 160 130 2. Tranche 180 40 130 90 3. Tranche 140 30 90 50 Die Zentrale entscheidet aufgrund der berichteten Zustände über die Zuteilung der Finanzmittel. Die Zuteilung erfolgt in Tranchen zu je 100,- €. Die Zielsetzung der Zentrale besteht in der Maximierung der Rückflüsse auf das eingesetzte Kapital. Controlling – WS 2012/13 135 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Beispiel 4: Groves-Schema (2/3) a) Wie würde die Zentrale die 300,- € in sämtlichen Zustandskombinationen auf die Bereiche verteilen, falls sie die eingetretenen Zustände selbst beobachten könnte? Wie hoch ist jeweils der gesamte Unternehmensgewinn? Verteilung der Finanzmitteltranchen: G2 S2 G1 S1 Jeweiliger Unternehmensgewinn: G2 S2 G1 S1 Controlling – WS 2012/13 136 © Gunther Friedl 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem Beispiel 4: Groves-Schema (3/3) b) Jetzt kann die Zentrale die eingetretenen Zustände im Gegensatz zu dem jeweiligen Bereichsmanager nicht mehr beobachten. Zeigen Sie für die Zustandskombination (G1; G2), dass für die Bereichsmanager ein Anreiz zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung über den eingetretenen Zustand besteht, wenn sie entsprechend dem Groves-Schema mit Entlohnungsparameter α = 20% entlohnt werden. Entlohnung Manager 1 Entlohnung Entlohnung Manager 2 G1‘/G2 S1‘/G2 G1‘/S2 S1‘/S2 Gleichgewicht in dominanten Strategien G2‘ S2‘ G1‘ S1‘ Controlling – WS 2012/13 137 © Gunther Friedl Kapitel 5: Koordination der Personalführung im Führungssystem Kapitel 5 5.1 Beziehungen zwischen Controlling und Personalführung 5.2 Koordination der Personalführung mit dem Informationssystem 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Controlling – WS 2012/13 138 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Bestimmungsgrößen für die Gestaltung von Anreizsystemen (1/2) Funktion des Anreizsystems Primäre Funktion: Verhaltensbeeinflussung und –steuerung Risikoteilungsfunktion: Aufgrund von Unsicherheiten über zukünftige Entwicklungen und die Wirkungen von Handlungen wird über eine Anreizsetzung automatisch das Risiko zwischen dem steuernden Prinzipal und dem zu steuernden Agenten aufgeteilt. Struktur der Be- und Entlohnungsfunktion Verknüpfung der Bemessungsgrundlage mit einer Vergütung/Belohnung • Bemessungsgrundlagen = Performancemaß, bspw. Aktienkurs, Gewinn, Umsatz, Kundenzufriedenheit etc. Extrinsische Anreize: • Geldzahlungen (Grundgehälter, Prämien etc.), • Unternehmensbeteiligungen (z. B. Aktien), • Beförderungen etc. Controlling – WS 2012/13 139 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Bestimmungsgrößen für die Gestaltung von Anreizsystemen (2/2) Übergeordnete Unternehmensziele Ableitung der Bemessungsgrundlage aus den Unternehmenszielen, z. B. Schaffung von Shareholder Value Beziehung zwischen Unternehmensleitung und Management/Mitarbeitern Informationsasymmetrien • Nicht beobachtbare Handlungen/Arbeitseinsatz, • Unterschiedliche Wissens-/Informationsstände Unterschiedliche Nutzenfunktionen • Abweichende Zielvorstellungen • Unterschiedliche Zeit-/Risikopräferenzen, • Arbeitsleid des Mitarbeiters etc. Controlling – WS 2012/13 140 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Anforderungen an die Bemessungsgrundlagen von Anreizsystemen Zielbezug (Anreizkompatibilität) Agent (Mitarbeiter) soll auf das Unternehmensziel/Ziel des Prinzipals ausgerichtet werden Entscheidungsabhängigkeit (Controllability) Ausprägung/Höhe der Bemessungsgrundlagen muss mit der Entscheidung bzw. dem Handeln des Agenten verknüpft sein Manipulationsfreiheit (Intersubjektive Überprüfbarkeit) Extrembeispiel für Manipulation: Bilanzfälschung zum Ausweis eines höheren Gewinns (wird weitestgehend durch ext. Kontrollen verhindert: Wirtschaftsprüfer) Weiteres Beispiel: „Earnings Management“: z. B. Wahl anderer Abschreibungsvarianten, um Gewinn zu beeinflussen Weitere Anforderungen: Aktualität der Ermittlung, Transparenz und Kommunikationsfähigkeit, Akzeptanz Controlling – WS 2012/13 141 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Marktwertorientierte Bemessungsgrundlagen Residualer Marktwertzuwachs: Pt f i = Prämie der Periode t = Proportionalitätsfaktor = Zinssatz Pt f Mt Mt 1 Dt 1 1 i 0 f 1 Mt = Marktwert der Periode t Dt = Dividendenausschüttung der Periode t Analyse Vorteile • unmittelbarer Bezug zum Shareholder-Value Unternehmensziel • Istwerte manipulationsfrei, da Bewertung durch den Markt Grenzen • Einflüsse der Gesamtmarktentwicklung und andere nicht vom Management beeinflussbare Faktoren Entscheidungsabhängigkeit begrenzt, insbesondere unterhalb der Top-Managementebene (hohes Risiko für die Manager) Praxis: Aktien und Aktienoptionen sind weit verbreitete Vergütungsbestandteile, insbesondere auf Top-Managementebene Controlling – WS 2012/13 142 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Bemessungsgrundlagen basierend auf dem buchhalterischen Gewinn (1/3) Kritikpunkte: Manipulationsmöglichkeiten bei der Gewinnermittlung Anreize zur Überinvestition bei Verwendung des buchhalterischen Gewinns als Bemessungsgrundlage • Kapitalwert der Einzahlungsüberschüsse: K üt 1 i A0 T t t 1 • Barwert der Gewinne: G* üt at 1 i üt 1 i at 1 i T T t t 1 t 1 üt = Einzahlungsüberschüsse in Periode t at = Periodenabschreibungen in Periode t • Überinvestitionsproblematik, da Controlling – WS 2012/13 t T t t 1 A0 = Anschaffungsauszahlung i = Zinssatz at 1 i at A0 T t 1 143 t T t 1 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Bemessungsgrundlagen basierend auf dem buchhalterischen Gewinn (2/3) Anreize zur Unterinvestition bei Verwendung des ROI (1/2): Auslassung vorteilhafter Neuinvestitionen • Definition Return on Investment: ROI = Gewinn / Investiertes Kapital • Projekte sind vorteilhaft, wenn sie eine Verzinsung erbringen, die über den Kapitalkosten liegt (positiver Kapitalwert) • Projekte mit positivem Kapitalwert (Durchführung vorteilhaft), deren ROI unter dem bisherigen ROI des Unternehmens liegt, senken den ROI des Gesamtunternehmens • Manager, der auf Basis des ROI bezahlt wird, hat damit Anreize, diese vorteilhaften Projekte nicht durchzuführen Controlling – WS 2012/13 144 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Bemessungsgrundlagen basierend auf dem buchhalterischen Gewinn (3/3) Anreize zur Unterinvestition bei Verwendung des ROI (2/2): zu geringe Investitionssumme Gewinnkurve Gewinn vor kalkulatoris c hen Zins en, kalkulatoris c he Zins en maximaler Res idualgewinn Zins gerade a b c I Controlling – WS 2012/13 145 1 I 2 inves tiertes Kapital I © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Residualgewinnorientierte Bemessungsgrundlagen (1/2) RGt üt at i Ct 1 Residualgewinn in Periode t: ( Ct-1 = Anfangskapital der Periode t ) Vorteil: Barwert der Residualgewinne stimmt (bei Geltung der Prämissen des LückeTheorems) mit dem Kapitalwert der Zahlungsströme überein Barwert des Prämienstroms von auf dem Residualgewinn basierenden Boni Bt f RG 1 i T t t 1 = f ü 1 i T t 1 t f ü a i C 1 1 i T t t 1 üt f Kt Beurteilung Berücksichtigt Verzinsung des eingesetzten Kapitals Zielbezug Aber: Zielbezug nur gegeben, wenn Zeit- und Risikopräferenzen des Managers mit denen des Unternehmens (bzw. der Unternehmenseigner) überein stimmen (in Realität kaum gegeben) Controlling – WS 2012/13 146 © Gunther Friedl 5.3 Koordination der Personalführung mit Planung und Kontrolle Residualgewinnorientierte Bemessungsgrundlagen (2/2) Wertorientierte Spitzenkennzahlen in Unternehmen des DAX 100 (KPMG, 2003) Performancemaß 1999/2000 2002/2003 EVA (u. ähnliche Konzepte) 39 % 54 % DCF 4% 9% CVA (u. ähnliche Konzepte) 3% 7% CFROI (u. ähnliche Konzepte) 3% 5% ROE 9% 6% RORAC, RAROC 4% 1% ROI, RONA, ROIC, ROCE 22 % 6% ROS u. andere Profitabilitätskennzahlen 2% 3% Meist verwendetes Residualgewinnkonzept: EVA (Economic Value Added) z. B. Siemens, MAN, ThyssenKrupp Version basierend auf Cash Flow statt Gewinn: CVA (Cash Value Added) z. B. Bayer, Lufthansa Controlling – WS 2012/13 147 © Gunther Friedl Kapitel 6: Koordination der Organisation im Führungssystem Kapitel 6 6.1 Beziehungen zwischen Controlling und Organisation 6.2 Beziehungen zwischen Organisation und Informationssystem 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle 6.4 Koordination der Organisation mit der Personalführung Controlling – WS 2012/13 148 © Gunther Friedl 6.1 Beziehungen zwischen Controlling und Organisation Gegenstand der Organisation Organisationsbegriffe (vgl. Küpper, 2008, S. 306-308) Instrumentell: • Organisation als bewusst gestaltetes Instrument zur zielgerichteten Steuerung (Unternehmung hat Organisation) Institutionell: • Unternehmung ist eine Organisation Problemfelder Aufbauorganisation • Bildung von Teilaufgaben und Synthese zu Aufgabenkomplexen Einrichtung organisatorischer Einheiten als Stellen, Abteilungen, Gremien • Gestaltung von Weisungs- und Entscheidungsrechten Ablauforganisation • Gestaltung der raum-zeitlichen Beziehungen zwischen Aufgabenträgern, Reihenfolgeprobleme von Aufträgen, Leistungsabstimmung Controlling – WS 2012/13 149 © Gunther Friedl 6.1 Beziehungen zwischen Controlling und Organisation Abgrenzung der Koordinationsaufgaben der Organisation und des Controlling (Quelle: Küpper, 2008, S. 310) Organisation: Koordination im Leistungssystem Controlling: Koordination im Führungssystem Organisation Aufgabenverteilung Gestal tung von Weisungsrechten Gestaltung von Entscheidungsrechten Gestal tung raum-zeitlicher Beziehungen von materiellen und Informationsprozessen Controlling – WS 2012/13 Controlling Koordinationinnerhalb der Organisation Koordination zwischen den Führungsteilsystemen Organisationsprobleme der Führungsteilsysteme Koordination innerhalb der Führungsteilsysteme insbesondere - Informationssystem - Personalführung - Kontrollsystem - Planungssystem Organisatorische Maßnahmen zur Koordination von Führungsaufgaben (auch im Leistungssystem) 150 © Gunther Friedl Kapitel 6: Koordination der Organisation im Führungssystem Kapitel 6 6.1 Beziehungen zwischen Controlling und Organisation 6.2 Beziehungen zwischen Organisation und Informationssystem 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle 6.4 Koordination der Organisation mit der Personalführung Controlling – WS 2012/13 151 © Gunther Friedl 6.2 Beziehungen zwischen Organisation und Informationssystem Beziehungen zwischen Organisation und Informationssystem Aufbauorganisation Aufgabenverteilung Informationsbedarf Gestaltung der Entscheidungsfelder Segmentierung der Rechnungssysteme Ablauforganisation zeitliche und räumliche Gestaltung der Info.bereitstellung Möglichkeiten/Ausprägung des Informationssystems beeinflusst auch Organisation: Bspw. Entwicklungen in Informationstechnologie: bessere Kopplung von Arbeitsgängen, stärkere Möglichkeiten der Delegation durch Entscheidungsunterstützungssysteme Informationsinstrumente zur Erfassung der Beziehung zwischen mehreren Organisationseinheiten Segmentierung in der Bilanz- und Finanzrechnung Segmentierung in der Kosten- und Erlösrechnung Konsolidierung in der Bilanz-, Finanz-, sowie Kosten- und Erlösrechnung Controlling – WS 2012/13 152 © Gunther Friedl Kapitel 6: Koordination der Organisation im Führungssystem Kapitel 6 6.1 Beziehungen zwischen Controlling und Organisation 6.2 Beziehungen zwischen Organisation und Informationssystem 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle 6.4 Koordination der Organisation mit der Personalführung Controlling – WS 2012/13 153 © Gunther Friedl 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle Organisatorische Koordinationsinstrumente Instrumente für die Koordination von Planungs- und Kontrollprozessen Standardisierung Plan- und Kontrollrahmen Planungskalender Prinzipien für die zeitliche Koordination der Planung und Kontrolle Koordination von Plänen unterschiedlicher Fristigkeit • Reihung, Staffelung, Schachtelung Koordination aufeinanderfolgender Planungs- und Kontrollzyklen • Serielle und rollierende Planung Koordination von Plänen verschiedener Hierarchieebenen • top-down, bottom-up, Gegenstromprinzip Controlling – WS 2012/13 154 © Gunther Friedl 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle Koordination von Plänen unterschiedlicher Fristigkeit: Abstimmung durch Reihung, Staffelung und Schachtelung (Quelle: Gaitanides, 1989, Sp. 2261) Planungs periode t=0 1 2 K M L Abs timmung durch Reihung K M L Abs timmung durch Staffelung L M K Abs timmung durch Schachtelung K = Kurzfristplanung M = Mittelfristplanung L = Langfristplanung Controlling – WS 2012/13 155 © Gunther Friedl 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle Koordination aufeinanderfolgender Planungs- und Kontrollzyklen: serielle und rollierende Planung (Quelle: Küpper, 2008, S. 346) Planungsperiode t= 0 1 1. Teilplan 2 3 2. Teilplan 4 5 3. Teilplan serielle Planung 1. Teilplan 2. Teilplan 3. Teilplan 4. Teilplan 5. Teilplan rollierende Planung Controlling – WS 2012/13 156 © Gunther Friedl 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle Koordination von Plänen verschiedener Hierarchieebenen Reihenfolge der Planung: zeitliche Folge von Aktivitäten im Planungsprozess Top-down Planung (retrograde Planung) • Ausgangspunkt: strategische Planung • Umsetzung der Ziele der strategischen Planung (z. B. Eröffnung eines neuen Marktes) in taktischer Planung (Entscheidungen über Investitionen, Vertriebssysteme) • Entscheidungen der taktischen Ebene als Daten für konkrete Maßnahmen auf operativer Ebene Bottom-up Planung (progressive Planung) • Umgekehrte Vorgehensweise als bei top-down: höhere Realitätsnähe aber evtl. zu wenig weiterführende Perspektiven berücksichtigt Gegenstromprinzip • Ausgangspunkt ist langfristige Planung, jedoch rücklaufender Abstimmungsprozess Controlling – WS 2012/13 157 © Gunther Friedl Kapitel 6: Koordination der Organisation im Führungssystem Kapitel 6 6.1 Beziehungen zwischen Controlling und Organisation 6.2 Beziehungen zwischen Organisation und Informationssystem 6.3 Beziehungen der Organisation zu Planung und Kontrolle 6.4 Koordination der Organisation mit der Personalführung Controlling – WS 2012/13 158 © Gunther Friedl 6.4 Koordination der Organisation mit der Personalführung Beziehung zwischen Organisationsstruktur und Personalführung Funktionale Organisation Enge Verknüpfung durch Ausrichtung auf die selben Produkte Kaum Möglichkeiten zur Abgrenzung der Bereiche Zielinterdependenzen: Wirkung der Aktivitäten eines Bereichs auf den Erfolg abhängig von den Entscheidungen anderer Bereiche keine individuellen Erfolgsgrößen (Erfolgszurechnung schwierig) Verwendung von Inputgrößen im Anreizsystem (Güterverbrauch, Kosten etc.) Tendenz zur Zentralisierung Funktionsspezialisierung erschwert Personalaustausch (Personalentwicklung) Divisional Segmentierung der Erfolgsrechnung Einteilung der Responsibility Center nach Erfolgskomponente Controlling – WS 2012/13 159 © Gunther Friedl 6.4 Koordination der Organisation mit der Personalführung Überblick über verschiedene Arten von Responsibility Centers (Vgl. Küpper, 2008, S. 351-354; Eldenburg/Wolcott, 2005, S. 595) Cost Center Revenue Center Profit Center Investment Center Verantwortung Kostenverantwortung Erlösverantwortung Kurzfristige Gewinnverantwortung (Kosten u. Erlöse) Langfristige Gewinnverantwortung (Kosten, Erlöse u. Investitionen) Beispiele Produktionsstelle, Rechnungsprüfungsstelle, F&E, Marketing Konzerndivisionen mit Produktverantwortung Konzerndivisionen u. Geschäftsbereiche mit Investitionsverantwortung Jahresüberschuss, Gewinn u. Gewinnbudgets, Betriebsergebnis, EBIT Return on Investment (ROI), Economic Value Added (EVA), Cash Value Added (CVA) Typische Performancemaße Effizienzmaße (Anzahl neuer Produkte), Kostenbudgets u. Abweichungen, Herstellkosten in Vergleich zu IndustrieBenchmark Controlling – WS 2012/13 Vertriebsabteilung, Reisebüro Umsatzwachstum, Umsatzbudgets u. Abweichungen, Kundenzufriedenheit 160 © Gunther Friedl Teil 3: Übergreifende Koordinationsinstrumente des Controlling Controlling – WS 2012/13 161 © Gunther Friedl Überblick über wichtige Merkmale betriebswirtschaftlicher Steuerungsund Lenkungssysteme (Quelle: Küpper, 2008, S. 356) Zentralisierte Führungssysteme Budgetierungssysteme Zielsysteme Zielvorgabesysteme Bereichserfolgssysteme Verrechnungs- und Lenkungspreissysteme Organisation - Entscheidungsrechte zentralisiert Budgetfestlegung zentral, operative Maßnahmen delegiert Durchführung dezentral, Partizipation durch Zielvereinbarung starke Delegation, z.T. Partizipation bei zentralen Entscheidungen starke Delegation, Partizipation bei zentralen Entscheidungen - Weisungsrechte Einliniensystem Ein- und Mehrliniensysteme insb. Einliniensysteme z.T. Mehrliniensystem Mehrliniensystem - Verteilung der Planungsaufgaben zentralisiert zentral: strategisch und taktisch dezentral: operativ dezentralisiert zentral: strategisch dezentral: operativ zentral: strategisch Verrechnungspreise dezentral: (operative) Mengenentscheidungen - Planungsfolge Top-down z.T. Top-down, z.T. Bottom-up, z.T. Gegenstromverfahren Top-down, z.T. Gegenstromverfahren Gegenstromverfahren Gegenstromverfahren Ergebniskontrollen Ergebniskontrollen Ergebniskontrollen, Eigenkontrollen Ergebnis- und Verhaltenskontrollen Ergebnis- und Verhaltenskontrollen - Führungsstil eher autoritär weniger autoritär eher kooperativ kooperativ kooperativ - Belohnungssystem ggf. Koppelung an Planvorgaben ggf. Koppelung an Budgets Koppelung an Zielerreichung Koppelung an Bereichserfolg Koppelung an Bereichserfolg ? Informationssystem einheitliche Unternehmensrechnung ausgebaute Kosten- und Leistungsrechnung sowie Finanzrechnung Kennzahlensystem Bereichserfolgsrechnungen Bereichserfolgsrechnungen, segmentierte Unternehmensrechnung Planung Kontrolle - Kontrollformen Personalführung Controlling – WS 2012/13 162 © Gunther Friedl Zentralistische Führungssysteme Merkmale zentralistischer Führungssysteme Zentralisation der Weisungs- und Entscheidungsrechte Zentralisation der Planung, Orientierung am Funktionsprinzip Hohe Kontrollintensität, Fokus auf Ergebniskontrolle Explizite Verhaltensnormen, autoritäre Führung Geringe Segmentierung der Unternehmensrechnung Koordination im zentralistischen Führungssystem Einsatz simultaner und sukzessiver Planungsmodelle Kaum Nutzung des Wissens und der Motivierbarkeit der Mitarbeiter Konzentration von Entscheidungsaufgaben und -kompetenzen • Koordination des Führungssystems • Controllingfunktion bei Instanzeninhaber • Eigene Controllingabteilungen in Form von Stabstellen Trennung von Funktion und Organisation erforderlich Controlling – WS 2012/13 163 © Gunther Friedl Kapitel 7: Systeme der Budgetvorgabe 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Kapitel 7 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.5 Better Budgeting & Beyond Budgeting Controlling – WS 2012/13 164 © Gunther Friedl 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Merkmale von Budgets (1/2) Begriff des Budgets: Budgets sind Plangrößen wie • Wertgrößen, z.B. Kosten und Erlöse, Einnahmen und Ausgaben, Deckungsbeiträge, Gewinne, und • Mengengrößen, z.B. Umfang an abzuhaltenden Lehrveranstaltungen, die einer Entscheidungseinheit (organisatorische Einheit, Verantwortungsbereich) für einen festgelegten Zeitraum (bestimmte Periode: Monat, Quartal, Jahr) mit einem bestimmten Verbindlichkeitsgrad vorgegeben werden (SollErgebnisse). Controlling – WS 2012/13 165 © Gunther Friedl 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Merkmale von Budgets (2/2) Abgrenzung von Budgetvorgabe und Maßnahmenplanung Budgetvorgabe Maßnahmenplanung Zielvorgaben, die einen Handlungsrahmen abstecken ( oft Schnittstelle zwischen mittelfristiger und kurzfristiger Orientierung) Planung konkreter Aktivitäten zur Umsetzung der Budgetvorgaben Wird vom (budgetierten) Verantwortungsbereich selbst vorgenommen Erreichbarkeit von Budgets Beeinflussbarkeit: Hängt die festgelegte Größe allein von Handlungen des budgetierten Bereichs ab? Zielausmaß: Wie schwer ist Ziel zu erreichen? Flexibilität: flexibles vs. starres Budget Anpassung der Vorgabewerte an unerwartete Änderungen wichtiger Bedingungen (z.B. Konjunkturentwicklung)? Controlling – WS 2012/13 166 © Gunther Friedl 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Funktionen von Budgets Funktionen von Budgets Bewilligung und Allokation: Verteilung der begrenzten finanziellen Mittel an Bereiche (bspw. durch Ausgaben- oder Kostenbudgets) Koordination Motivation: • Vorgabewerte dienen oft als Grundlage für Leistungsbeurteilung • Delegation von Entscheidungs- und Handlungsspielräumen an budgetierte Bereiche fördert Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft Kommunikation: • Kommunikation von Strategien, Plänen und Zielen in Unternehmung • Kommunikation der Bereiche untereinander wird gefördert Controlling – WS 2012/13 167 © Gunther Friedl Kapitel 7: Systeme der Budgetvorgabe 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Kapitel 7 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.5 Better Budgeting & Beyond Budgeting Controlling – WS 2012/13 168 © Gunther Friedl 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe Einführendes Beispiel Als Controller(-in) eines forschenden Pharmaunternehmens sind Sie für die Budgetierung zuständig. Sie sollen die Budgets für folgende Bereiche festlegen: Vertriebsabteilung, Produktionsabteilung, Beschaffungsabteilung, Buchhaltung, Marketingabteilung, Forschung und Entwicklung. Ziemlich schnell merken Sie, dass Sie sich um einige grundlegende Fragestellungen Gedanken machen müssen, wie zum Beispiel: Welche Wertgrößen können Sie sinnvoll für die Budgetvorgabe bei den einzelnen Bereichen verwenden? Wie können Sie die Budgetvorgaben für die einzelnen Bereiche ermitteln? Controlling – WS 2012/13 169 © Gunther Friedl 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe Herangehensweise zur Bestimmung von Budgets: Prozesstypisierung in Bezug auf die Ermittlung der Budgetvorgaben Prozeßmerkmale Merkmalsausprägungen Art des Prozeßoutputs materiell immateriell Meßbarkeit des Prozeßoutputs in Wertgrößen meßbar kaum bis nicht meßbar Vielfältigkeit des Prozeßoutputs homogen heterogen Wiederholungsgrad hoch niedrig Mehrdeutigkeit eindeutig mehrdeutig Herstellung von Massenprodukten Buchhaltung einfache Verwaltungsprozesse Forschungsprozesse Controlling – WS 2012/13 170 © Gunther Friedl 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe Herangehensweise zur Bestimmung von Budgets: Überblick über die Techniken der Budgetvorgabe Ist die Beziehung zwischen Input und Output für den zu budgetierenden Bereich bekannt? ja nein Verfahrensorientierte Techniken Problemorientierte Techniken Beispiele für Anwendungsbereiche: • industriellen Fertigung • einfache, standardisierbare Dienstleistungs- und Verwaltungsprozesse Beispiele für Anwendungsbereiche: • schwer standardisierbare Prozesse, z.B. Forschung und Entwicklung Kenntnis der Input-Output-Beziehung (z.B. Produktions- und Kostenfunktionen) ermöglicht Nutzung von Entscheidungs- und Prognosemodellen zur Ableitung der Budgets Controlling – WS 2012/13 Vorgabe von Regeln bzw. Verfahrensschritten zur Ableitung der Budgets 171 © Gunther Friedl 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe Überblick über die 5 Hauptbudgetierungsansätze Gesamtbudget (Masterbudget) Problemorientiert Im Rahmen der jährlichen Ergebnisplanung Zentrale Rolle in der Unternehmenspraxis Verfahrensorientiert Orientierung an historischen Werten Berücksichtigung übergreifender Einflussgrößen möglich Activity Based Budgeting Fortschreibungsbudgetierung Kostensenkung ohne Reduzierung des Nutzens Effizientere Erbringung der notwendigen Funktionen GemeinkostenWertanalyse (GWA) Ähnlicher Ansatz wie Gesamtbudget Ausgangspunkt: geplante Nachfragemengen Erfassung kostenstellenübergreifender Aktivitäten Zero Based Gegensätzlich zum Budgeting (ZBB) Fortschreibungsgedanken Bestmögliche Allokation der Ressourcen Die Budgetierungsansätze werden im Folgenden detaillierter vorgestellt Controlling – WS 2012/13 172 © Gunther Friedl Kapitel 7: Systeme der Budgetvorgabe 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Kapitel 7 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.5 Better Budgeting & Beyond Budgeting Controlling – WS 2012/13 173 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Ansätze der problemorientierten Budgetvorgabe: Budgetermittlung mit Ansätzen der Kostenplanung (1/2) Budgetermittlung oftmals am Produktionsprogramm orientiert: Orientierung am Output Bestimmung des sogenannten Masterbudgets: Ableitung der einzelnen Teilbudgets (z. B. Materialkostenbudget, Investitionsbudget, Erfolgsbudget etc.) eines Unternehmens aus dem Absatzprogramm Fundierung des Vorgehens bspw. durch Kosten- und Produktionsfunktionen Beschäftigung als zentrale Kosteneinflussgröße: Beschäftigung Bezugsgrößen Kosten Kostenstelle Beispiele für Bezugsgrößen Einkauf Anzahl bearbeiteter Angebote Anzahl geprüfter Rechnungen Material-/Fertigwarenlager Anzahl Zugänge/Abgänge Beanspruchter Lagerraum Finanzbuchhaltung Anzahl Buchungen Kalkulation Anzahl Vor-/Nachkalkulationen Controlling – WS 2012/13 174 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Ansätze der problemorientierten Budgetvorgabe: Budgetermittlung mit Ansätzen der Kostenplanung (2/2) Vorgehensweise bei Bestimmung des Masterbudgets: Materialkostenbudget Materialbedarfsbudget Absatzbudget Produktionsbudget Fertigungslohnbudget Fertigungsgemeinkostenbudget Kosten der Absatzmengen Vertriebs- und Verwaltungskostenbudget Forschungs- und Entwicklungsbudget Investitionsbudget Erfolgsbudget Finanzplan Planbilanz Controlling – WS 2012/13 175 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Beispiel 5: Bestimmung des Masterbudgets (1/4) (Quelle: Ewert/Wagenhofer, 2008) Unternehmung mit zwei Produktarten P1 und P2, drei Rohstoffen R1, R2 und R3 und zwei Tätigkeiten T1 und T2 Absatzbudget: Produkt P1 P2 20.000 30.000 100 120 P1 P2 Absatzmenge 20.000 30.000 Anfangsbestand 1.000 5.000 Gewünschter Endbestand 3.000 2.000 Absatzmenge Stückerlös Gesamterlös Produktionsbudget: Produkt Produktionsmenge Controlling – WS 2012/13 176 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Beispiel 5: Bestimmung des Masterbudgets (2/4) (Quelle: Ewert/Wagenhofer, 2008) Fertigungsmaterialkosten- und -bedarfsbudget: Rohstoff R1 R2 R3 Verbrauchskoeffizient für P1 5 1 2 Verbrauchskoeffizient für P2 2 3 3 Beschaffungspreis [€/Einheit] 1 2,5 2 Anfangsbestand 10.000 15.000 6.000 Gewünschter Endbestand 10.000 10.000 10.000 Absatzmengenbedarf Kosten der Absatzmengen Produktionsmengenbedarf Kosten der Produktionsmengen Produktionsmengenbedarf Gesamtbedarf (Menge) Gesamtbedarf (Wert) Controlling – WS 2012/13 177 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Beispiel 5: Bestimmung des Masterbudgets (3/4) (Quelle: Ewert/Wagenhofer, 2008) Fertigungslohnkostenbudget Arbeitsart T1 T2 Verbrauchskoeffizient für P1 1 1 Verbrauchskoeffizient für P2 0,75 1,5 15 17 Beschaffungspreis [€/Verbrauchseinheit] Kosten der Absatzmengen Kosten der Produktionsmengen Fertigungsgemeinkostenbudget Fertigungsgemeinkostenart FGK Abschreibungen (Maschinen, Fabrikgebäude) Wartung und Instandhaltung Controlling – WS 2012/13 1.100.000 150.000 178 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Beispiel 5: Bestimmung des Masterbudgets (4/4) (Quelle: Ewert/Wagenhofer, 2008) Herstellkosten (Teilkostenrechnung): Materialeinzelkosten der Absatzmengen (var.) Fertigungslöhne der Absatzmengen (var.) Abschreibungen (Maschinen, Fabrik) (fix) Wartung und Instandhaltung (fix) Summe der Herstellkosten Erfolgsbudget (zu Teilkosten): Erlöse der Absatzmengen – Herstellkosten – Kosten für Verwaltung/Vertrieb, F&E 600.000 = Budgetierter Gewinn Controlling – WS 2012/13 179 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Ansätze der problemorientierten Budgetvorgabe: Ausbau des Kostenstellenplans zu einem Budget (1/2) (Quellen: Küpper, 2008; Steiner, 1981) Beispiel für ein Budget einer Kostenstelle: Istwert 1993 Budget Kassenschalter Hauptstelle 1994 Ganzes Jahr Jan. 1. Quartal 2. 3. 4. Feb. März Gesamt Quartal Quartal Quartal Bezugsgröße: Schalterstunden Gehalt 981 25424 24.941 1000 88 80 88 25.424 2.237 2.034 2.237 256 6.509 250 6.356 244 6.203 250 6.356 Kalk. Personalnebenkosten Büromaterial 23390 22.946 250 245 23.390 2.058 1.871 2.058 250 22 20 22 5.988 64 5.848 63 5.707 61 5.848 63 31 30 29 30 Instandhaltung Büromaschinen . . Summe: Controlling – WS 2012/13 120 . . 118 . . 48.250 120 11 10 11 . . . . . . . . 49.184 4.328 3.935 4.328 180 . . . . . . . . 12.591 12.296 12.001 12.296 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Ansätze der problemorientierten Budgetvorgabe: Ausbau des Kostenstellenplans zu einem Budget (2/2) (Quellen: Küpper, 2008; Steiner, 1981) Beispiel für einen Abweichungsbericht einer Kostenstelle: Jahr bis zum Ausfertigungstag Budget Kassenschalter Hauptstelle, 15.2.94 Budget Istwert Abweichung 125 105 -16% 3.178 3.302 2.924 2.444 31 26 15 16 Bezugsgröße: Schalterstunden 4% Gehalt -16% Kalkulatorische Personalenebenkosten -18% Büromaterial Dieser Monat bis zum Ausfertigungstag Forecast Jahr Budget Istwert Abwei- Budget Hochchung rechnung 41,67 41,50 0% 1000 839 1.059 1.164 10% 25.424 26.418 975 1.008 3% 23.390 19.549 10 11 9% Instandhaltung Büromaschinen 5 8% 250 206 0 -100% 120 131 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.148 Controlling – WS 2012/13 5.788 -6% Summe: 2.049 181 2.184 7% 49.184 46.304 © Gunther Friedl 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe Ansätze der problemorientierten Budgetvorgabe: Budgetermittlung mit Ansätzen der Erlösplanung Vertriebsstellen können im Gegensatz zu Fertigungsstellen die Erlöse teilweise unmittelbar beeinflussen Vorgabe von Erlösbudgets Ermittlung der Erlösbudgets bspw. über Anwendung empirischer Erkenntnisse: Berücksichtigung relevanter Einflussgrößen, z. B. (je nach Unternehmen und Produktprogramm) Marktvolumen, Marketingaktivitäten etc. Ermittlung von Erlösbudgets über einen kostenorientierten Ansatz: Deckungsbudgets bzw. Soll-Deckungsbeiträge Bestimmung der auf den Verantwortungsbereich direkt zurechenbaren Kosten Aufschlag einer Gewinnmarge zur Ermittlung des Erlösbudgets für Gesamtjahr bzw. Vorgabe eines Soll-Deckungsbeitrags des Bereichs zur Deckung der nicht zurechenbaren Kosten Problematisch: Bestimmung der Soll-Deckungsbeiträge der einzelnen Bereiche willkürlich Controlling – WS 2012/13 182 © Gunther Friedl Kapitel 7: Systeme der Budgetvorgabe 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Kapitel 7 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.5 Better Budgeting & Beyond Budgeting Controlling – WS 2012/13 183 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Überblick über die verfahrensorientierten Systeme der Budgetvorgabe (Quelle: Küpper, 2008) Verfahrensorientierte Techniken der Budgetvorgabe Ableitungsrichtung Outputorientiert Inputorientiert Anwendungsrhythmus Periodisch anwendbar • Fortschreibungsbudgetierung Aperiodisch anwendbar Periodisch anwendbar • Administrative Wertanalyse • Programmbudgetierung • GemeinkostenWertanalyse Aperiodisch anwendbar • Projektplanung • Zero-BaseBudgeting • GemeinkostenAufwand-NutzenAnalyse • GemeinkostenSystemsEngineering Controlling – WS 2012/13 184 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Fortschreibungsbudgetierung Kennzeichnung Orientierung an historischen Werten Berücksichtigung übergreifender Einflussgrößen möglich, z. B. Inflation, Konjunktur Beurteilung Einfaches Vorgehen (schnell und wenig arbeitsintensiv) Widerstände gegen Änderungen des Status quo werden vermieden Keine echte Planung: • Budgets nicht aus den zu erbringenden Leistungen abgeleitet • Struktur des Gütereinsatzes nicht näher analysiert keine Aufdeckung von Rationalisierungspotenzialen Keine neuen Akzente, geringe Motivationswirkung Fehlanreize zu ineffizientem Verhalten am Periodenende möglich Koordination zwischen Bereichen fraglich (alte Abstimmungsprobleme bleiben) Geringe Kontrollwirkung, da Vorgaben nicht an Standardwerten orientiert Controlling – WS 2012/13 185 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Verfahren der Gemeinkosten-Wertanalyse (GWA) Merkmale der Gemeinkosten-Wertanalyse (McKinsey) Fokus liegt auf Kostensenkung ohne Reduzierung des Nutzens effizientere Erbringung notwendiger Funktionen (hauptsächlich input-orientiert) Genaue Durchleuchtung der Leistungen und ihrer Kosten Durchführung der Analyse von Mitarbeitern in den dezentralen Untersuchungseinheiten anstatt von außenstehenden Fachabteilungen (z. B. Controlling) Nutzung des spezifischen Wissens der Untersuchungseinheiten Projektorganisation und Verankerung in der Führungsspitze (Lenkungsausschuss) signalisiert Bedeutung des Projekts Funktionsträger der Gemeinkosten-Wertanalyse Lenkungsausschuss (Mitglieder der Unternehmensleitung, letzte Entscheidungsinstanz) Leiter der Untersuchungseinheiten (Hauptakteure) Unterstützung durch Teams aus geschulten Führungskräften und Beratern Controlling – WS 2012/13 186 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Vorgehensweise der Gemeinkosten-Wertanalyse in 3 Phasen Vorbereitung Analyse • Bestimmung der Projektorganisation 1. Schritt: Aufnahme des Istzustandes und Erstellung eines Leistungskatalogs • Schulung der Beteiligten 2. Schritt: Kosten-Nutzen-Vergleich Entwicklung von Einsparideen • Durchführung der Projektplanung Realisierung • Umsetzung der vom Lenkungsausschuss genehmigten Vorschläge 3. Schritt: Prüfung der Realisierbarkeit (Wirtschaftlichkeit, Risiken) ABC-Analyse 4. Schritt: Erarbeitung des Aktionsprogramms (vorzugsweise A-Ideen) Controlling – WS 2012/13 187 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Beurteilung der Gemeinkosten-Wertanalyse (GWA) Aktivitäten der Bereiche werden auf Angemessenheit der Kosten und effizientere Lösungen hin untersucht, Einbezug aller Leistungen erwünscht keine Fortschreibung möglicher Ineffizienzen Gemeinkosten-Wertanalyse ist daher sehr aufwendig Läuft außerhalb bzw. zusätzlich zur normalen Tätigkeit mittels einer eigenen Projektorganisation in festgelegten Verfahrensschritten Durchführung nur aperiodisch möglich als Ergänzung zur regelmäßigen Budgetierung Nutzung der Kenntnisse der einzelnen Mitarbeiter, die die Vorschläge letztendlich auch umsetzen müssen Berichte über Kosteneinsparungen von mindestens 10 %, oft auch mehr als 20% (kaum Untersuchungen zur Nachhaltigkeit dieser Einsparungen) Controlling – WS 2012/13 188 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Verfahren des Zero-Base-Budgeting (ZBB) Beginn „von Null an“: Alle bisherigen Programme und Leistungen werden in Frage gestellt (Orientierung am Output) Fortschreibungsdenken soll entgegengewirkt werden Einbindung der Leiter der organisatorischen Einheiten zur Nutzung ihres Wissens ähnlich wie bei Gemeinkosten-Wertanalyse Vorgehen beim Zero-Base-Budgeting allerdings weniger stark strukturiert als bei Gemeinkosten-Wertanalyse Prominentes Beispiel für Durchführung eines Zero-Base Budgeting: Auf Anweisung von Präsident Carter sollten in 1977 alle Bundesbehörden der USA ihr Budget für 1979 über ZBB erstellen Dokumentation des Vorgehens am Beispiel des öffentlichen Gesundheitswesens: Herzlinger, 1979, Sloan Management Review. Controlling – WS 2012/13 189 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Stufenprozess des Zero-Base-Budgeting (1/4) (Quelle: Meyer-Piening, 1990) 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Überwachung und Abweichungsermittlung Maßnahmenplanung/Budgetvorgabe Budgetschnitt Abteilungsübergreifende Rangordnung Abteilungsweise Rangordnung der Entscheidungspakete Festlegung der Entscheidungspakete Bestimmung der Leistungsniveaus Festlegung der Entscheidungseinheiten und ihrer Teilziele Festlegung der Unternehmensziele, der verfügbaren Mittel und der ZBB-Bereiche Controlling – WS 2012/13 190 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Stufenprozess des Zero-Base-Budgeting (2/4) (Quelle: Küpper, 2008) Stufe 2: Festlegung von Entscheidungseinheiten Organisationseinheiten, für die Budgets zu definieren sind Abteilung, Stellen, Mitarbeiter, Funktionen, Projekte Stufe 3: Festlegung von Leistungsniveaus Arbeitsergebnisse nach Qualität und Mengenausprägung Niedriges, mittleres, hohes Niveau • niedrig: Minimum an Leistungen, um Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs zu gewährleisten • mittel: bisheriges Leistungsprogramm • hoch: Erweiterungen des Leistungsprogramms (wünschenswerte Leistungen) Stufe 4: Entscheidungspakete Systematische Zusammenstellung der Informationen aus dem Prozess der Bestimmung der Leistungsniveaus sowie der Analyse von Kosten und Nutzen ihrer einzelnen Aktivitäten Controlling – WS 2012/13 191 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Stufenprozess des Zero-Base-Budgeting (3/4) (Quelle: Küpper, 2008) Stufe 5: Rangordnung der Entscheidungspakete der einzelnen Abteilungen GE 60.000 50.000 A2 Übergang auf Just-in-time-System 40.000 30.000 20.000 A1 Einführung einer Betriebsdatenerfassung 10.000 Controlling – WS 2012/13 B2 Einsatz integrierter Gesamtplanungsmodelle B1 Entwicklung einer Prozeßkostenrechnung C2 Katalogversand C1 Zeitungswerbung A0 Dynamische Losgrößenplanung B0 Monatsberichte C0 Bearbeitung von Anfragen Fertigung Rechnungswesen Vertrieb 192 Entscheidungspakete © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Stufenprozess des Zero-BaseBudgeting (4/4) (Quelle: Küpper, 2008) GE 160.000 C2 Katalogversand 150.000 Stufen 6 und 7: Abteilungsübergreifende Rangordnung der Entscheidungspakete und Budgetschnitt: 140.000 130.000 Budgetschnitt 120.000 110.000 Stufe 8: Budgetvorgabe und Maßnahmenplanung Umsetzung und Mitarbeiterinformation Bestimmung und Vorgabe von Periodenbudgets 100.000 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 Stufe 9: Überwachung und Abweichungsermittlung B2 Einsatz integrierter Gesamtplanungsmodelle C1 Zeitungswerbung A2 Übergang auf Just-in-time-System A1 Einführung einer Betriebsdatenerfassung B1 Entwicklung einer Prozeßkostenrechnung C0 Bearbeitung von Anfragen 40.000 30.000 B0 Monatsberichte 20.000 10.000 A0 Dynamische Losgrößenplanung Entscheidungspakete Controlling – WS 2012/13 193 © Gunther Friedl 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe Zurück zum Beispiel des Zero-Base-Budgeting in den öffentlichen Haushalten 1977 in den USA Durchführung des Zero-Base-Budgeting wurde überwiegend als Misserfolg gewertet Auswahl möglicher Gründe für den Misserfolg (Quelle: Herzlinger, 1979) Fehlerhafte Auswahl der Untersuchungseinheiten (Aggregation zu heterogener Bereiche) Vergleich zu unterschiedlicher Leistungsprogramme innerhalb eines aggregierten Bereichs nicht möglich keine detaillierte Analyse hoch aggregierter Einheiten möglich Vorgabe unterschiedlicher, teilweise gegensätzlicher Kriterienkataloge zum Ranking der Leistungsprogramme Zu geringe Einbindung der Instanzen Wissen und Motivationspotential ungenutzt Zeitplan zu knapp, keine zusätzlichen Arbeitskräfte: Zero-Base-Budgeting kann nicht nebenher und nicht für alle Bereiche auf einmal durchgeführt werden Mangelnde und uneinheitliche Schulungen Controlling – WS 2012/13 194 © Gunther Friedl Kapitel 7: Systeme der Budgetvorgabe 7.1 Merkmale und Funktionen von Budgets Kapitel 7 7.2 Bestimmungsgrößen und Techniken der Budgetvorgabe 7.3 Problemorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.4 Verfahrensorientierte Systeme der Budgetvorgabe 7.5 Better Budgeting & Beyond Budgeting Controlling – WS 2012/13 195 © Gunther Friedl 7.5 Better Budgeting & Beyond Budgeting Better und Beyond Budgeting: Ansätze zur Lösung von Kritikpunkten an der Budgetierung Geäußerte Kritik an Budgetierungspraxis in Unternehmen: Budgetierung sei zu teuer, zu inflexibel im Hinblick auf Änderungen und zu wenig mit strategischen Unternehmenszielen verknüpft 1) Better Budgeting 2) Beyond Budgeting Graduelle Verbesserung der bestehenden Budgetierung vollständige Abschaffung der Budgetierung Vereinfachungen der Budgetierung Konzentration auf erfolgskritische Prozesse Reduzierung des Partizipationsgrades der dezentralen Einheiten Markt- und Wettbewerbsdaten stärker im Prozess der Budgetierung berücksichtigen Controlling – WS 2012/13 196 Ziel der flexiblen Steuerung von Unternehmen auf Basis dezentraler Verantwortung Vorgabe relativer Leistungsziele Leistungsziele flexibel einhalten und ggfs. an aktuelle Entwicklungen anpassen Bislang noch wenig Untersuchungen über den Erfolg von Beyond Budgeting © Gunther Friedl Kapitel 8: Kennzahlen- und Zielsysteme Kapitel 8 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Controlling – WS 2012/13 197 © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Definition und Zweck von Kennzahlen (Quellen: Weber/Schäffer, 2006; Küpper, 2008) Kennzahlen geben einen schnellen und prägnanten Überblick über die wichtigsten betriebswirtschaftlichen Sachverhalte Basis Definition Kennzahlen bauen auf Kennzahlen sind • den kaufmännischen Basissystemen • quantitative Daten, • der Leistungsrechnung • prozessnahen Systemen (wie etwa Betriebsdatenerfassungssystemen). • fallweise erfassten Daten (eher als Ausnahme ) auf. Controlling – WS 2012/13 • die als bewusste Verdichtung der komplexen Realität • über zahlenmäßig erfassbare betriebswirtschaftliche Sachverhalte informieren sollen. 198 Zweck Kennzahlen als Informationsinstrument: • Für Entscheidungen relevante Daten Kennzahlen als Steuerungsinstrument: • Verwendung der Kennzahlen als Ziele bzw. Zielvorgaben und als Basis für Kontrolle der Zielerreichung © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Kategorisierung von Kennzahlen (Quelle: Weber/Schäffer, 2006) absolut vs. relativ z. B. Gewinn, Umsatz, Deckungsbeitrag, Anzahl Kundenbeschwerden lokal vs. global z. B. Eigenkapitalrendite, Return on Investment (ROI), Vertriebskostenanteil, Inventory Turnover Kennzahl speziell für abgegrenzten betrieblichen Bereich (Fertigung, Vertrieb etc.) Kennzahl für jeden betrieblichen Bereich auf Konzernebene aggregierbar Differenzierung von Kennzahlenarten monetär vs. nicht-monetär z. B. Gewinn, Umsatz, Deckungsbeitrag, Return on Investment (ROI) vorlaufend vs. nachlaufend z. B. Anzahl Kundenbeschwerden, Auslastungsgrad Maschinen, Qualitätsindex für Produkte Controlling – WS 2012/13 Misst vergangene Performance, z. B. Gewinn, Umsatz, Return on Investment (ROI) 199 Gibt Hinweise auf zukünftige Ergebnisentwicklung, z. B. Kundenzufriedenheit als Indikator für zukünftige Umsätze © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Abdeckung der wichtigsten Bereiche eines Unternehmens durch Kennzahlen In der Praxis werden Top-Manager standardmäßig mit einer großen Zahl an Kennzahlen konfrontiert (Quelle: Weber/Sandt, 2001) Dominanz der Finanzkennzahlen Controlling – WS 2012/13 200 © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Beispiele für Kennzahlen (1/3) Finanzkennzahlen Return on Investment (ROI) [%] Erfolg/Investiertes Kapital Deckungsbeitrag [€] Umsatzerlöse – Einzelkosten – variable Kosten Kapitalumschlag Umsatz/Investiertes Kapital Markt- und Kundenkennzahlen Marktanteil Umsatz/Umsatzvolumen Gesamtmarkt Kostenüberwälzungsgrad [€] Preiserhöhung/Kostensteigerung Kundenakquisitionsrate [%] Anzahl neuer Kunden/Anzahl alter Kunden Controlling – WS 2012/13 201 © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Beispiele für Kennzahlen (2/3) Prozesskennzahlen Fehlerquote [%] Ausschuss der Periode/Produktionsmenge der Periode Kapazitätsauslastung [%] tatsächliche Maschinenlaufzeit/mögliche Maschinenlaufzeit Manufacturing Cycle Effectiveness Be- oder Verarbeitungszeit/Durchlaufzeit, (mit Durchlaufzeit = Be- oder Verarbeitungszeit + Prüfzeit + Transportzeit + Warte- oder Lagerungszeit) Mitarbeiterkennzahlen Krankenstand [%] Zahl krankheitsbedingter Ausfalltage/Jahresmenge Fluktuationsquote [%] Ausgeschiedene Mitarbeiter je Periode/durchschnittliche Mitarbeiterzahl Mitarbeiterproduktivität [€]: Erfolg/durchschnittliche Mitarbeiterzahl Controlling – WS 2012/13 202 © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Beispiele für Kennzahlen (3/3) Innovationskennzahlen Innovationsrate [%] Umsatz mit neu eingeführten Produkten/Gesamtumsatz Forschungsintensität [%] Forschungs- und Entwicklungsaufwand/Umsatz Vorschlagsquote Anzahl der Verbesserungsvorschläge/Mitarbeiterzahl Controlling – WS 2012/13 203 © Gunther Friedl 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen Kennzahlen erleichtern die Führung, können aber auch mit negativen Wirkungen verbunden sein (Quelle: Weber/Schäffer, 2006) Vorteile der Nutzung von Kennzahlen Führungserleichterung durch Komplexitätsreduktion (zumeist) unmittelbare Verständlichkeit beim Informationsempfänger Positive Wirkung auf die Entscheidungsqualität und die Güte der Durchsetzung der Entscheidung erreichbar Gefahren bei der Nutzung von Kennzahlen („Nachteile“) Gefahr der Überbetonung von Finanzkennzahlen gegenüber qualitativen Größen Gefahr des opportunistischen Ausnutzens der Komplexitätsreduktion (Konzentration auf Kennzahlen zu Lasten nicht in Kennzahlen erfasster Aspekte) Controlling – WS 2012/13 204 © Gunther Friedl Kapitel 8: Kennzahlen- und Zielsysteme Kapitel 8 8.1 Charakterisierung von Kennzahlen 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Controlling – WS 2012/13 205 © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Kennzahlensysteme: Beziehungen zwischen Kennzahlen (Quelle: Küpper, 2008) Einzelne Kennzahlen zur Beurteilung (komplexer) wirtschaftlicher Sachverhalte oft nicht aussagekräftig genug Verwendung mehrerer Kennzahlen Kennzahlensystem: mehrere miteinander in Beziehung stehende Kennzahlen Beziehungen zwischen Kennzahlen logisch definitorisch empirisch Zusammenhang beruht auf begrifflicher Abgrenzung Zusammenhang beruht auf der Anwendung mathematischer Regeln Bsp.: Gewinn = Erlöse – Kosten Bsp.: Gesamtkapitalrentabilität = Umsatzrentabilität · Kapitalumschlag (G/K = G/U · U/K) Controlling – WS 2012/13 (Stärke des) Zusammenhang(s) durch Realität (also empirische Untersuchungen) begründet mathematisch Bsp.: Absatzmenge = Funktion vom Preis; Kosten = Funktion der Beschäftigung 206 hierarchisch Zusammenhang besteht in einer Rangordnung • sachlich begründet (z.B. aufgrund der zeitlichen Reichweite von Entscheidungen) • subjektiv wertend (Haupt- und Nebenkennzahlen) © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Das DuPont System of Financial Control Das DuPont-System (ROI-System) spaltet den Return on Investment (ROI) in einzelne Kennzahlen, die mathematisch B ruttoP roduktionsA bsatz./. = oder definitorisch miteinander U msatz programm w ege N etto./. verknüpft sind U msatz (Quelle: Küpper, 2008) Gewinn Gewinn in % des U msatzes ./. ./. : U msatz Gewinn in % des invest. K apitals D eckungsbeitrag Fixe K osten E rlösS chmälerungen = V ariable U msatzkosten = Fertigungsmaterial + Fertigungslöhne Fertigungsgemeinkosten + V erw altungsgemeinkosten + V ertriebsgemeinkosten + S onstige variable Fertig.gemeinkosten X Zahlungsmittel U msatz K apitalumschlag + : investiertes K apital Controlling – WS 2012/13 U mlaufvermögen Forderungen + + A nlagevermögen B estände 207 © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Werttreiberbäume zur Ausrichtung des Unternehmens auf das Ziel der Wertmaximierung (Quelle: Weber/Schäffer, 2006) Werttreiber: beeinflussbarer Faktor mit hoher Relevanz für Unternehmenserfolg Werttreiberbaum: „durchgängig verknüpftes System von finanziellen und operativen Werttreibern, die alle auf die Steigerung des Unternehmenswertes ausgerichtet sind“ Ziel der Steuerung über Werttreiber: „Operationalisierung des Ziels der Unternehmenswertmaximierung“ Beispiel für Wertreiberbaum auf Basis des EVA (Quelle: Weber/Bramsemann/ Heineke/Hirsch, 2002) Controlling – WS 2012/13 208 © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Managementsystem der Balanced Scorecard (BSC): Konzept (Quellen: Horváth & Partner, 2000; siehe auch Kaplan/Norton,1996; Weber/Schäffer, 2006) Die Balanced Scorecard ist ein Konzept zur Implementierung der Unternehmensstrategie in den einzelnen Unternehmensbereichen. In der Balanced Scorecard werden die traditionellen finanziellen Kennzahlen durch nicht-finanzielle Kennzahlen ergänzt, um eine Vernachlässigung anderer wichtiger Perspektiven zu vermeiden. Controlling – WS 2012/13 209 © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Managementsystem der Balanced Scorecard (BSC): Perspektiven (Quelle: in Anlehnung an Kaplan/Norton,1997) Finanzielle Perspektive Wie sollen wir gegenüber Teilhabern auftreten, um finanziell Erfolg zu haben? Ziele Kennzahlen Vorgaben Maßnahmen Kundenperspektive Interne Geschäftsprozesse Wie sollen wir gegenüber unseren Kunden auftreten, um unsere Vision zu verwirklichen? In welchen Geschäftsprozessen müssen wir die besten sein, um unsere Teilhaber und Kunden zu befriedigen? Ziele Kennzahlen Vorgaben Vision und Strategie Maßnahmen Ziele Kennzahlen Vorgaben Maßnahmen Lern- und Entwicklungsperspektive Wie können wir unsere Veränderungs- und Wachstumspotenziale fördern, um unsere Vision zu verwirklichen? Ziele Controlling – WS 2012/13 Kennzahlen 210 Vorgaben Maßnahmen © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Managementsystem der Balanced Scorecard (BSC): Beispiel für Ursache-Wirkungszusammenhänge (Quelle: Kaplan/Norton, 1997) Verknüpfung der einzelnen strategischen Ziele durch Ursache-Wirkungszusammenhänge Kennzahlen sollen nicht willkürlich gewählt sein, sondern in Beziehung zueinander stehen Controlling – WS 2012/13 211 © Gunther Friedl 8.2 Entwicklung von Kennzahlen- und Zielsystemen Managementsystem der Balanced Scorecard (BSC): Beispiel für Ziele und Ausprägungen eines Zuliefererunternehmens Perspektive Finanzielle Perspektive Kundenperspektive Strategisches Ziel Kennzahl Vorgabe Überdurchschnittliches Wachstum Umsatzwachstum > 10 % Profitabilität erhöhen Return on Capital Employed (ROCE) 15 % Positionierung als Vorzugslieferant Anteil Umsatz mit Stammkunden > 50 % Lieferzuverlässigkeit erhöhen Quote unpünktlicher Lieferungen < 0,5 % Produkte standardisieren Gleichteilekosten in Relation zu gesamten Materialkosten 35 – 40 % Produktionsqualität erhöhen Ausschussquote <1% Hohe Mitarbeiterzufriedenheit Zufriedenheitsindex Index > 80 % Potenziale fördern Durchschnittliche Anzahl Schulungstage im Jahr pro Mitarbeiter 5 Prozessperspektive Lern- und Entwicklungsperspektive Controlling – WS 2012/13 212 © Gunther Friedl Kapitel 9: Verrechnungs- und Lenkungspreissysteme Kapitel 9 9.1 Anwendung und Zwecke von Verrechnungspreisen 9.2 Bestimmungsgrößen und Rahmenbedingungen der Festlegung von Verrechnungspreisen 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Controlling – WS 2012/13 213 © Gunther Friedl 9.1 Anwendung und Zwecke von Verrechnungspreisen Kennzeichnung von Verrechnungspreisen Verrechnungspreise: „Wertansätze für innerbetrieblich erstellte Leistungen, die von anderen, rechnerisch abgegrenzten Unternehmensbereichen bezogen werden.“ (Ewert/Wagenhofer, 2008) Voraussetzung für Bedarf an Verrechnungspreisen: Vorliegen einer dezentralen Organisationsstruktur Zentrale VP Leistung Leistung VP Delegation von Entscheidungsrechten Bereich 1 Controlling – WS 2012/13 Leistung VP Leistung VP 214 Bereich 2 © Gunther Friedl 9.1 Anwendung und Zwecke von Verrechnungspreisen Funktionen von Verrechnungspreisen: Hauptfunktionen (Interne) Erfolgsermittlung zur Beurteilung des Gewinnbeitrags der Bereiche Leistungsverflechtungen zwischen den Bereichen • Sequentielle Verflechtung: Bereich 1 Bereich 2 • Ressourcenverbund: Bereich 1 Bereich 2 Zentralbereich (z. B. F&E) Verrechnungspreis entspricht dem (internen) Erlös des leistenden Bereichs und den (internen) Bezugskosten des beziehenden Bereichs pro Leistungseinheit Bereichserfolg als Grundlage für Entscheidungen des Bereichsmanagements und der Zentrale (z. B. Mittelzuweisungen) Bereichserfolg als Grundlage für Leistungsbeurteilung der Bereichsmanager Koordination und Lenkung des Managements dezentraler Bereiche Impliziert die Motivations- und Anreizfunktion Controlling – WS 2012/13 215 © Gunther Friedl 9.1 Anwendung und Zwecke von Verrechnungspreisen Funktionen von Verrechnungspreisen: Weitere Funktionen Kalkulation zur Ermittlung von Entscheidungsgrundlagen (z. B. Preiskalkulation) Kalkulation zur bilanziellen Bewertung Handels- und steuerrechtliche Bewertung von fertigen und halbfertigen Erzeugnissen (Externe) Erfolgsermittlung rechtlich selbständiger Tochtergesellschaften: Aufteilung des Gewinns zwischen Mutter- und Tochterunternehmen, um eventuelle Minderheitseigentümer der Tochterunternehmen nicht zu benachteiligen Aufteilung des Gewinns zwischen den Unternehmen eines internationalen Konzerns: Optimierung der Steuerlast (an Richtlinien bspw. der OECD gebunden) Kalkulation zu Preisrechtfertigung (bspw. gegenüber Regulierungsbehörden in regulierten Märkten wie Telekommunikation- oder Energiemärkte) Vereinfachung der Kostenrechnung durch Verwendung normalisierter Größen als Planwerte Controlling – WS 2012/13 216 © Gunther Friedl Kapitel 9: Verrechnungs- und Lenkungspreissysteme Kapitel 9 9.1 Anwendung und Zwecke von Verrechnungspreisen 9.2 Bestimmungsgrößen und Rahmenbedingungen der Festlegung von Verrechnungspreisen 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Controlling – WS 2012/13 217 © Gunther Friedl 9.2 Bestimmungsgrößen und Rahmenbedingungen der Festlegung von Verrechnungspreisen Bestimmungsgrößen zur Festlegung von Verrechnungspreisen Marktbedingungen interner oder externer Markt homogene oder inhomogene Güter Berücksichtigung von Beschaffungs-/Absatznebenkosten Produktionsbedingungen Kapazitätsauslastung Engpässe, Beschaffungsauslastung Planungsbedingungen Vorgaben der Zentrale, z.B. Nutzung nur des internen Marktes Abnahmeverpflichtung Unsicherheit, Planungshorizont Personelle Bedingungen Eigenschaften der Leiter der dezentralen Einheiten, wie bspw. Risikoeinstellung, Qualifikation, Verhaltensgrundsätze (Einstellung zu wahrheitsgemäßer Berichterstattung etc.) Controlling – WS 2012/13 218 © Gunther Friedl 9.2 Bestimmungsgrößen und Rahmenbedingungen der Festlegung von Verrechnungspreisen Rahmenbedingungen zur Festlegung von Verrechnungspreisen Verfahren zur Festlegung der Verrechnungspreise Vorgabe durch Zentrale Freies Aushandeln der Bereiche (fallweise oder generell) Aushandeln unter Mitwirkung der Zentrale Gültigkeitsdauer der Verrechnungspreise Festlegung in Abhängigkeit vom Planungshorizont (Un)abhängigkeit von Verrechnungspreisen und Leistungsvolumen Umfang des Verrechnungspreissystems Controlling – WS 2012/13 219 © Gunther Friedl Kapitel 9: Verrechnungs- und Lenkungspreissysteme Kapitel 9 9.1 Anwendung und Zwecke von Verrechnungspreisen 9.2 Bestimmungsgrößen und Rahmenbedingungen der Festlegung von Verrechnungspreisen 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Controlling – WS 2012/13 220 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Überblick über die methodischen Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Drei „Typen“ von Verrechnungspreisen: marktorientierte, kostenorientierte und verhandlungsbasierte Verrechnungspreise Empirische Studien zur Verwendung von Verrechnungspreisen in der Praxis (Übersicht entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008, S. 581) marktorientiert kostenorientiert knappheitsorientiert aus Verhandlungen 24 Unternehmen BRD, 1973 46 % 46 % - 8% 49 Unternehmen BRD, 1990 40 % 57 % - 3% 80 Unternehmen CH, 1989 24 % 41 % 35 % - 239 Unternehmen USA, 1979 31 % 47 % 22 % - 152 Unternehmen CDN, 1987 30 % 57 % 7% 6% 67 Unternehmen GB, 1973 48 % 31 % 21 % - Stichprobe Controlling – WS 2012/13 221 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Marktorientierte Verrechnungspreise (vgl. Ewert/Wagenhofer, 2008) Anwendbarkeit des Marktpreises als Verrechnungspreis Existenz eines Marktes für Zwischenprodukt/innerbetriebliche Leistung: • Zwischenprodukte/Leistungen oft nicht vollkommen vergleichbar (leicht andere Produkteigenschaften etc.) Marktpreis muss eindeutig bestimmbar sein: • nicht durch Transaktionen der Unternehmensbereiche beeinflusst (Volumen der internen Transfers unbedeutend relativ zum Gesamtmarkt) • konstant pro Stück (bspw. keine Mengenrabatte) • nicht durch kurzfristige Maßnahmen der Konkurrenz beeinflusst („Kampfpreise“ etc.) Controlling – WS 2012/13 222 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 6: Marktorientierte Verrechnungspreise (1/6) (Beispiel entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008) Unternehmen mit zwei Bereichen: Bereich B1 produziert ein Zwischenprodukt, das von Bereich B2 weiterverarbeitet und am Markt angeboten wird. Der Marktpreis für das Zwischenprodukt beträgt p1 = 120 Euro , der Marktpreis für das Endprodukt beträgt p2 = 200 Euro. In Bereich B1 entstehen variable Kosten k1 = 90 Euro, in Bereich B2 entstehen variable Kosten k2. Bereich B1 k1 = 90 Zwischenprodukt Bereich B2 k2 ∈ {20, 40} Endprodukt Markt für Endprodukt p2 = 200 Markt für Zwischenprodukt p1 = 120 Aufgabe 1: Führt die Verwendung des Marktpreises p1 = 120 Euro als Verrechnungspreis für das Zwischenprodukt zur optimalen Entscheidung beider Bereiche bzgl. der Annahme eines einmaligen Zusatzauftrages zu einem Preis von p = 150 Euro? Beantworten Sie die Frage für die Fälle k2 = 20 Euro und k2 = 40 Euro. Controlling – WS 2012/13 223 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 6: Marktorientierte Verrechnungspreise (2/6) (Beispiel entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008) Kalkül Gesamtunternehmen Annahme Zusatzauftrag, k2 = 20 Euro Annahme Zusatzauftrag, k2 = 40 Euro Nichtannahme Zusatzauftrag, Verkauf Zwischenprodukt Verkaufspreis Variable Kosten B1 Variable Kosten B2 Deckungsbeitrag Controlling – WS 2012/13 224 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 6: Marktorientierte Verrechnungspreise (3/6) (Beispiel entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008) Kalkül Bereich B1 Annahme Zusatzauftrag Verrechnungspreis Variable Kosten B1 Deckungsbeitrag Kalkül Bereich B2 Annahme Zusatzauftrag, k2 = 20 Euro Annahme Zusatzauftrag, k2 = 40 Euro Verkaufspreis Variable Kosten B2 Verrechnungspreis Deckungsbeitrag Controlling – WS 2012/13 225 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 6: Marktorientierte Verrechnungspreise (4/6) (Beispiel entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008) Aufgabe 2: Führt der Verrechnungspreis auf Basis des Marktpreises auch im Fall von Synergien der internen Leistungserstellung (Grund für Unternehmensintegration) zur richtigen Entscheidung? Nehmen Sie an, für Bereich B1 entstehen bei Verkauf des Zwischenprodukts am Markt zusätzliche Vertriebskosten pro Einheit in Höhe von 16 Euro. Für Bereich B2 entstehen zusätzliche Kosten pro Einheit in Höhe von 10 Euro, wenn das Zwischenprodukt von extern bezogen wird, da zusätzliche Qualitätstests und Transportkosten anfallen. Untersuchen Sie nur den Fall k2 = 40 Euro. Zwischenprodukt Bereich B1 k1 = 90 Zusatzkosten ext. Vertrieb = 16 Bereich B2 k2 = 40 Endprodukt Markt für Endprodukt p2 = 200 Zusatzkosten ext. Bezug = 10 Markt für Zwischenprodukt p1 = 120 Controlling – WS 2012/13 226 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 6: Marktorientierte Verrechnungspreise (5/6) (Beispiel entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008) Kalkül Gesamtunternehmen Annahme Zusatzauftrag, k2 = 40 Euro Nichtannahme Zusatzauftrag, Verkauf Zwischenprodukt am Markt durch Bereich B1 Verkaufspreis Variable Kosten B1 Variable Kosten B2 Deckungsbeitrag Controlling – WS 2012/13 227 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 6: Marktorientierte Verrechnungspreise (6/6) (Beispiel entnommen aus Ewert/Wagenhofer, 2008) Kalkül Bereich B1 Annahme Zusatzauftrag, Lieferung intern Nichtannahme Zusatzauftrag, Verkauf extern Annahme Zusatzauftrag, Bezug intern Annahme Zusatzauftrag, Bezug extern Verrechnungspreis Variable Kosten B1 Deckungsbeitrag Kalkül Bereich B2 Verkaufspreis Variable Kosten B2 Verrechnungspreis Deckungsbeitrag Controlling – WS 2012/13 228 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beurteilung marktorientierter Verrechnungspreise Wenn Marktpreis existiert und Anwendungsvoraussetzungen zutreffen, dann erfüllt der Marktpreis sowohl die Koordinations- als auch die Erfolgsermittlungsfunktion vollkommen (kein Zielkonflikt) Aber: Anwendungsvoraussetzungen (vollkommener Markt für interne Leistungen, keine Synergien etc.) in der Realität kaum gegeben Hinweis: In der Praxis werden oft modifizierte Marktpreise als Verrechnungspreise verwendet, um Synergieeffekte zu berücksichtigen, z. B.: Verrechnungspreis = Marktpreis – Absatzkosten + innerbetriebliche Transportkosten In Beispiel 6 ergäbe diese Modifikation einen Verrechnungspreis von 120 – 16 + 10 = 114. Dieser Verrechnungspreis führt im Beispiel allerdings auch zur falschen Entscheidung. Controlling – WS 2012/13 229 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Kostenorientierte Verrechnungspreise: Ist- vs. Standardkosten Verrechnungspreis auf Basis von Istkosten: Kosten des leistenden Bereichs werden exakt gedeckt Beziehender Bereich trägt Risiko von Kostenschwankungen Zentraler Nachteil: Leistender Bereich hat keine Effizienzanreize Verrechnungspreis auf Basis von Standardkosten: Leistender Bereich trägt Risiko von Kostenabweichungen Effizienzanreize Probleme von Verrechnungspreisen auf Basis von Standardkosten Beziehender Bereich berücksichtigt mögliche Kostenänderungen nicht bei operativen Bezugsentscheidungen Bestimmung der Standardkosten: Leistender Bereich könnte seine besseren Informationen bei Festlegung der Standardkosten ausnutzen Controlling – WS 2012/13 230 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (1/7) Eine Unternehmung bestehe aus den Abteilungen I und II. Abteilung I stellt aus Rohstoffen ein Zwischenprodukt her, das von Abteilung II zu einem Endprodukt weiterverarbeitet und auch vertrieben wird. Für die Abteilung II sei folgende lineare und differenzierbare Preisabsatzfunktion gegeben: p x 2 x 100 Die Grenzkostenfunktionen der Abteilungen lauten wie folgt: für 0 x 10 10 KI' x 2 0 ,1 x für 10 x 25 KII ' 5 Beide Abteilungen arbeiten als Profit Center. Sie entscheiden selbst welche Menge des Zwischenprodukts sie anbieten (Abteilung I) bzw. nachfragen (Abteilung II) wollen. Dabei versuchen sie, den Abteilungsgewinn zu maximieren. Aufgabe: Welcher Verrechnungspreis müsste zentral vorgegeben werden, damit beide Abteilungen die Menge anbieten bzw. nachfragen, die den Gesamtgewinn der Unternehmung maximiert? Controlling – WS 2012/13 231 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (2/7) Schritt 1: Bestimmung der unternehmensgewinnmaximalen Menge Bei Gewinnmaximierung gilt im Optimum: Grenzerlös = Grenzkosten max G x E x K x x G' x E' x K' x 0 E' x K' x Bestimmung der Grenzerlösfunktion des Unternehmens Bestimmung der Grenzkosten des Unternehmens: Controlling – WS 2012/13 232 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (3/7) Bestimmung der optimalen Produktionsmenge xopt: EU ' KU ' Fallunterscheidung • 0 ≤ x ≤ 10: • 10 ≤ x ≤ 25: Controlling – WS 2012/13 233 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (4/7) Schritt 2: Bestimmung des Verrechnungspreises VP, bei dem beide Abteilungen die optimale Menge xopt anbieten bzw. nachfragen Verrechnungspreis als Marktmechanismus („Markträumung“ im Unternehmen). Auch für Kalkül gewinnmaximierender Abteilungen gilt Grenzerlös = Grenzkosten. Achtung: Der Verrechnungspreis bedeutet zusätzliche Grenzkosten für Abteilung II bzw. einen Grenzerlös für Abteilung I Abteilung II: Abteilung I: Controlling – WS 2012/13 234 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (5/7) 100 95 K U' x EU' x K II' x K I' x 66,98 GII' x EU' x K II' x VP p x 28,02 EU' x EII' x 15 10 x 10 Controlling – WS 2012/13 16,74 23,75 25 235 50 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (6/7) Was, wenn Verrechnungspreis zu niedrig, bspw. mit VP = 20, angesetzt wird? Abteilung I liefert nur die Menge x = 14,14 und 100 Abteilung II fragt die Menge x = 18,75 nach 95 → Gesamtgewinn ist um die hellgraue Fläche geringer als bei optimalem Verrechnungspreis EU' x K II' x K I' x p x 28,02 EU' x EII' x 20 10 x 10 Controlling – WS 2012/13 14,14 18,75 23,75 25 236 50 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beispiel 7: Verrechnungspreise auf Grenzkostenbasis zur Erfüllung der Koordinationsfunktion (Hirshleifer) (7/7) Was, wenn Verrechnungspreis zu hoch, bspw. mit VP = 40, angesetzt wird? Abteilung II fragt nur die Menge x = 13,75 nach → Gesamt100 gewinn ist um die hellgraue Fläche geringer 95 Abteilung I fertigt die Menge x = 20 → Gesamtgewinn sinkt zusätzlich um EU' x die dunkelgraue Fläche K II' x K I' x 40 p x 28,02 EU' x EII' x 10 x 10 Controlling – WS 2012/13 13,75 20 23,75 25 237 50 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Beurteilung des Verrechnungspreises auf Grenzkostenbasis Ergebnis: Der Verrechnungspreis auf Basis der Grenzkosten des leistenden Bereichs erfüllt die Koordinationsfunktion Aber: Koordinationsproblem nur scheinbar gelöst: Um optimalen Verrechnungspreis zu bestimmen, muss vorher zentral die optimale Menge bestimmt werden (Verzicht auf Steuerung durch VP zu Gunsten Mengenvorgaben) Kapazitätsengpässe: Opportunitätskosten des Engpasses (Deckungsbeitrag der verdrängten Mengen) müssen auch berücksichtigt werden: Knappheitspreise Fehlanreize bei langfristigen Entscheidungen möglich (leistender Bereich wird bspw. Investitionen ablehnen, die zu höheren Bereichsfixkosten und niedrigeren variablen Kosten führen) Beurteilung der Erfolgsermittlungsfunktion: Dem leistenden Bereich werden gerade seine Grenzkosten erstattet. Fixkosten werden nicht berücksichtigt. Bei linearer Kostenfunktion (konstante Grenzkosten) werden Verluste genau in Höhe der Fixkosten zugewiesen. → Erfolgsermittlungsfunktion wird nicht erfüllt (Zielkonflikt zwischen Koordinations- und Erfolgsermittlungsfunktion) Controlling – WS 2012/13 238 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Verrechnungspreise auf Vollkostenbasis Koordinationsfunktion (insbesondere bzgl. kurzfristiger Entscheidungen) wird durch Verrechnungspreise auf Basis von Vollkosten nicht erfüllt! Erfolgsermittlungsfunktion: Leistendem Bereich werden die (durchschnittlichen) Gesamtkosten vergütet → keine Verluste im Bereich • Aber: auch keine Gewinne Versuch der Abhilfe durch „Cost plus“-Ansätze: Gewinnaufschlag auf Vollkosten • Aber: Gewinnaufteilung weiterhin willkürlich, wie bei allen kostenorientierten Ansätzen zur Verrechnungspreisbildung Weiteres Problem: Zurechnung der Gemeinkosten zur Bestimmung der Vollkosten einer Leistungseinheit ist willkürlich Ansatz zweistufiger Verrechnungspreise versucht Koordinationsfunktion zu erhalten Laufende Leistungen zu Grenzkosten bewertet zuzüglich eines einmaligen Betrages je Periode zur Verrechnung der Fixkosten (Kapazitätsvorhaltung) Aber: Probleme der Leistungsbewertung bei Abweichungen von geplanter Kapazitätsinanspruchnahme Controlling – WS 2012/13 239 © Gunther Friedl 9.3 Methodische Ansätze zur Bestimmung von Verrechnungspreisen Aus Verhandlungen ermittelte Verrechnungspreise (vgl. Ewert/Wagenhofer, 2008) Basis für verhandelte Verrechnungspreise bilden Marktpreise oder Kostenansätze Vorteile verhandlungsbasierter Verrechnungspreise Motivationswirkung aufgrund der großen Autonomie der Bereiche Bereiche haben bessere Information über Kosten- und Erlössituation als Zentrale eventuell bessere Entscheidung als bei zentraler Vorgabe Nachteile verhandlungsbasierter Verrechnungspreise Entscheidung der Bereiche nicht unbedingt optimal für Gesamtunternehmen Hohes Konfliktpotenzial kann Unternehmensklima und Kooperationsbereitschaft unterminieren (evtl. Zentrale als Vermittler, Einigung auf „faire“ Lösung) Nichtökonomische Einflussfaktoren auf das Verhandlungsergebnis Situative und individuelle Gegebenheit Verhandlungsmacht Verhandlungsgeschick Kosten- und Zeitdruck Controlling – WS 2012/13 240 © Gunther Friedl Vergleichende Analyse übergreifender Koordinationsinstrumente (Quelle: Küpper, 2008, S. 450) Zentralistische BudgetierungsFührungssysteme systeme Zielsysteme Zielvorgabesysteme Bereichserfolgssysteme Verrechnungsund Lenkungspreissysteme Delegationsgrad Wechselseitigkeit der Planungsfolge Ergänzung der Ergebniskontrollen durch Verhaltenskontrollen Kooperationsgrad des Führungsstils Segmentierung der Unternehmensrechnung Controlling – WS 2012/13 241 © Gunther Friedl