Mehr Milch mit NDF-ADF

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Mehr Milch mit NDF-ADF
Mehr Milch mit NDF und ADF?
Ralf Keller, Agro Ing. FH, Vital Beratungsdienst Zentralschweiz
Wir haben in der Schweiz einen relativ einfachen Fütterungsplan, der sowohl zu Bildungswie auch Beratungszwecken Verwendung
findet. In verschiedenen Ländern wurden in
den letzten Jahren aufwändigere, genauere
Fütterungspläne entwickelt. Viele Mischfutterhersteller verwenden solche ausländischen
Pläne oder Teile davon. Wer ein eigenes Planungsinstrument verwendet, macht viel Werbung damit, weil es ja das beste ist.
Was ist NDF und ADF?
Viele dieser Fütterungspläne basieren nicht
auf unserer herkömmlichen Analyse, bei der
die Kohlenhydrate lediglich in Rohfaser und
NfE (Stickstoff- freie Extraktstoffe) unterteilt
werden, sondern auf der Analysemethode von
Herr van Soest. Bei dieser amerikanischen
Analysemethode werden die Zellwandbestandteile genauer aufgeteilt (siehe Grafik).
Abb.
1:
Schweizerische
amerikanische
Analyse
Grassilage im Vergleich
1000
900
800
700
600
Rohasche
Rohasche
Rohprotein
Rohprotein
Rohfett
Rohfett
NfE *
Organischer Rest *
* Diese Werte werden aus der Differenz errechnet.
500
400
Rohfaser
100
ADF
200
Zellulose *
NDF
HemiZellulose *
300
und
einer
Bei NDF und ADF handelt es sich
also lediglich um eine Einteilung der
Kohlenhydrate. Der Unterschied liegt
hauptsächlich in den Berechnungsmodellen.
Lignin
0
1
2
Was bieten neue Berechnungsmodelle?
Neuerungen gegenüber unserem Futterplan
werden vor allem bei der Verzehrsschätzung,
bei der Strukturbewertung und in der Abstimmung der Pansenvorgänge gesucht. Einige
Modelle versuchen, die Vorgänge im Pansen
zu simulieren und Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Futtermitten mit einzubeziehen, was bei extremen Rationen durchaus Sinn macht.
Zur Schätzung des Futterverzehrs wird im
neuen Fütterungsplan der Agridea zusätzlich
der Wert nach der neuen Formel der DLG
angegeben. Um den Strukturgehalt besser
beurteilen zu können, wurde auch der Kauindex eingeführt. Dazu multipliziert man den
Rohfasergehalt mit einem Faktor für den
Strukturwert der Rohfaser in diesem Futtermittel.
Wo liegen die Unsicherheiten bei der Fütterungsplanung?
Eine Berechnung ist immer nur so genau, wie der ungenauste Eingangswert.
Deshalb ist es in diesem Zusammenhang wichtig, dass wir uns der Ungenauigkeiten der Rohdaten bewusst
sind.
Gerade die Bewertung der Struktur nach
Schema ist sehr heikel. Nicht jede Grassilage
mit einem bestimmten Schnittzeitpunkt hat die
gleiche Struktur. Wie stark sie das Wiederkäuen anregt, hängt stark davon ab, wie lange
die Halme sind und wie trocken sie ist aber
auch der Verlauf der Gärung kann einen Einfluss auf die Strukturwirkung haben.
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Auch die Schätzung des Verzehrs ist eine
heikle Sache. Der Futterverzehr variiert sehr
stark zwischen den Kühen. Aber auch der
Anteil Gras-, Maissilage und Heu sind in aller
Regel nur Schätzwerte. Da die Heugabel mit
integrierter Waage noch nicht erfunden ist,
füttert man eben nach Gefühl.
Oft begegne ich Landwirten, die zwar eine
Futteranalyse machen lassen, aber beim Einschicken der Probe den Bestandestyp nicht
angeben. NEL und APD können im Labor
nicht analysiert werden. Sie werden mit einer
Schätzformel errechnet. Die Formel für unbekannte Bestände hat ein Bestimmtheitsmass
von 30%. Da ist die Einschätzung anhand
eines Ernterapports oder mit dem „Schlüssel
zur Einschätzung der Futterqualität“ der AGFF
schneller, billiger und mindestens so genau.
Die Formeln für einen definierten Bestandestyp hingegen haben mit 65 – 70% eine recht
gute Genauigkeit.
Die Raufutterqualität schwankt zwischen den
verschiedenen Parzellen und Schnitten meistens recht stark. Trotzdem analysiert niemand
jede Schicht im Silo separat, um dann je einen Futterplan zu rechnen.
Auch die Fütterungstechnik spielt eine wichtige Rolle, wird jedoch in den Fütterungsplänen
kaum berücksichtigt. Beginne ich die Fütterungszeit mit Heu, so beeinflusst das die Pansenvorgänge und damit auch die Verdauung
der folgenden Futterkomponenten positiv (den
Boden muss man sich auch vor dem Ausgang
anessen, nicht nachher).
- Am naheliegendsten ist die Beobachtung
der Körperkondition und der Milchleistung.
Sind die Kühe zu mager, zu fett oder nehmen in der Startphase stark ab, sind Korrekturen bei der Fütterung nötig.
- Starker Fettabbau in der Startphase und
latente (unbemerkte) Stoffwechselstörungen
führen zu einer schlechten Persistenz der
Milchleistung. Sie zeigt deshalb an, ob die
Fütterung Phasengerecht ist.
- Das Zählen der Schläge beim Wiederkäuen
gibt einen sehr guten Hinweis auf den Strukturgehalt der Ration. Sinkt diese Anzahl
Schläge pro Bissen gegen 40 oder gar darunter, zeigt dies eine mangelnde Struktur im
Futter an. Sind es jedoch über 60, so wird
die Raufutteraufnahme durch eine sehr
langsame Passagerate begrenzt. Auch ein
gehäuftes Auftreten von Klauenproblemen
kann auf eine latente Pansenübersäuerung
der Herde hinweisen.
- Ein tiefer Fettgehalt weist ebenfalls auf
mangelnde Struktur hin, ein sehr hoher
Fettgehalt in der Startphase zeigt einen
starken Abbau von Körperfett an.
- In der Winterfütterung gibt die Kotkonsistenz
hilfreiche Informationen über die Funktion
des Pansens. Sehr dünner Kot weist auf einen Überschuss an Eiweiss und schnell verfügbaren Kohlenhydraten hin. Sehr dicker
Kot zeigt eine zu Energiebetonte, rohfaserreiche Fütterung an.
- Ein weiteres Hilfsmittel, um die Verdauungsvorgänge im Pansen zu überwachen
sind die Milcheiweiss- und Harnstoffanalysen der Zuchtverbände. Für die Beurteilung
der Fütterung sollte man aber einzelne Ausreisser nicht beachten. Es geht um die ganze Herde oder um die Gruppen in verschiedenen Laktationsstadien.
Wozu rechnen wir dann überhaupt diese
Futterpläne?
Ein Futterplan ist immer nur eine grobe Planung. Er zwingt uns, dass wir uns mit den
vorhandenen Futtermitteln auseinandersetzen
und unsere Winterfütterung geschickt planen
und einteilen. Die Feinabstimmung bleibt immer die Sache des Bauern und macht letztlich
den Unterschied zwischen geschickten und
weniger begabten Milchviehhaltern aus.
Unser Beratungsdienst steht Ihnen bei Fragen
zur Fütterungsplanung oder Futterplanberechnung gerne zur Verfügung.
Worauf ist bei dieser Feinabstimmung zu
achten?
Die Tierbeobachtung liefert uns sehr wichtige
Hinweise auf die Fütterung.
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