32 - Arznei

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32 - Arznei
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PREISVERGLEICH BOTULINUMTOXIN
DM/Fl. Therap. ATS/Fl. Therap.
Typ B NEUROBLOC 10000 E Elan/Kwizda 792,30 792,30
Typ A BOTOX 100 E.
Merz/Ph.Allerg. 738,92 1108,38
DYSPORT 500 E.
Krebs/Croma 837,50 837,50
6227,50
6227,50
6573,50
6227,50
9341,25
6573,50
■ Botulinumtoxin Typ B (NEUROBLOC) ist im Unterschied zu Botulinumtoxin Typ A (BOTOX, DYSPORT)
nur für die Behandlung des Torticollis spasmodicus (zervikale Dystonie, Schiefhals) zugelassen.
■ Es bietet eine Alternative für Patienten, die eine sekundäre Resistenz gegen Botulinumtoxin Typ A entwickelt haben.
■ Klinische Gleichwertigkeit oder Vorteile gegenüber
BOTOX oder DYSPORT sind nicht belegt. Die Neuerung könnte nach experimentellen Daten schwächer und
kürzer wirken.
■ Die Therapie mit NEUROBLOC ist etwas günstiger
als mit DYSPORT und deutlich billiger als mit BOTOX.
(R = randomisierte Studie)
1
2
R 3
R 4
R 5
6
EMEA: Europ. Publ. Ass. Rep. (EPAR) NEUROBLOC, 16. März 2001
MÜNCHAU, A., BHATIA, K.P.: BMJ 2000; 320: 161-5
BRASHEAR, A. et al.: Neurology 1999; 53: 1439-46
BRIN, M.F. et al.: Neurology 1999; 53: 1431-8
SLOOP, R.R. et al.: Neurology 1997; 49: 189-94
HEBEL, S. K. et al. (Hrsg.): „Drug Facts and Comparisons”, St. Louis
(USA), März 2001, Seite 1122a-d
7 COBB, D.B. et al.: Vet. Hum. Toxicol. 2000; 42: 163 (zit. n. Abstract)
8 Ipsen Pharma: DYSPORT Fachinformation, Stand Mai 1999
CAPECITABIN (XELODA) GEGEN DARMKREBS
Seit März gibt es mit Capecitabin (XELODA) erstmals
ein orales Zytostatikum zur palliativen Behandlung des Kolorektalkarzinoms. Chemotherapie scheint das Leben der Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs geringfügig zu verlängern. Wie sie die Lebensqualität beeinflusst, bleibt offen.1
Ein allgemein anerkanntes Standardschema fehlt. Meist werden Kombinationsregime mit 5-Fluorouracil (5-FU; 5-FU
LEDERLE u.a.) verwendet, häufig 5-FU plus Folinsäure
(LEUCOVORIN u.a.).
EIGENSCHAFTEN: Das Prodrug Capecitabin wird in drei Schritten
in wirksames 5-FU überführt. Das Enzym für die entscheidende Aktivierungsreaktion kommt offenbar vermehrt im Tumorgewebe vor. Dort soll
sich 5-FU selektiv anreichern und so – bei weniger Störeffekten – gezielter wirken.
WIRKSAMKEIT: Die beiden zulassungsrelevanten offenen Phase-III-Studien sind nur als Kongressberichte veröffentlicht.2,3 Insgesamt 603 Patienten mit fortgeschrittenem
oder metastasiertem Kolorektalkarzinom nehmen über jeweils
zwei von drei Wochen täglich 2.510 mg Capecitabin/m2 Körperoberfläche (KOF) ein.4 Die 604 Patienten der Kontrollgruppe erhalten alle 28 Tage an 5 aufeinander folgenden Tagen 5-FU plus niedrig dosierte Folinsäure als Bolus/Kurzinfusion (Mayo-Regime). Capecitabin scheint sich hinsichtlich
der Überlebenszeit (400 Tage), der Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung (140 bis 148 Tage) und der Lebensqualität von der Kontrolltherapie nicht zu unterscheiden. Unklar
bleibt, ob sich das weiche Kriterium der höheren Tumor-Ansprechrate unter Capecitabin (22% vs. 13%) als klinischer
Nutzen für die Patienten niederschlägt. Nach den Erfahrungen einer Phase-II-Studie verbietet sich die Kombination von
Capecitabin mit Folinsäure auf Grund deutlich gesteigerter
Toxizität ohne Wirkvorteil.5
VERTRÄGLICHKEIT: Art und Schwere der Störwirkungen ähneln denen von 5-FU/Folinsäure bei Dauerinfusion. So
entwickelt sich bei jedem Zweiten unter Capecitabin das
Hand-Fuß-Syndrom, eine Hautschädigung, die neben
Schwellung, Rötung und Dysästhesien bei jedem Sechsten
auch mit stark schmerzhafter Schuppung, Ulzeration und Blasenbildung an Handflächen und Fußsohlen einhergeht. Sehr
häufig kommt es zu Durchfällen (48%, schwerwiegend bei
13%), Übelkeit (38%), Stomatitis (24%), Erbrechen (23%),
a r z n e i - t e l e g r a m m 2001; Jg. 32, Nr. 4
Appetitlosigkeit (10%) und Abgeschlagenheit (21%). Die klinische Bedeutung isolierter Bilirubinerhöhungen bei 23% der
Patienten ist ungeklärt.6
Im Vergleich zum Mayo-Regime sind schwere Hand-FußSyndrome unter Capecitabin deutlich häufiger (0,5% vs.
17%),
schwerwiegende
Mundschleimhautentzündungen
(15% vs. 2%) und Neutropenien (7% vs. 0,7%) aber seltener. Ein höheres kardiotoxisches Potenzial von Capecitabin
lässt sich nicht ausschließen. Je 1% der Studienteilnehmer beider Gruppen sterben möglicherweise an den Folgen der Behandlung.4
Warenzeichen in
Österreich
und Schweiz
(Beispiele)
5-Fluorouracil:
FLUOROURACIL
ROCHE
(A, CH)
CAPECITABIN IM KOSTENVERGLEICH (DM)
DM/OP 4 Wo.
ATS/OP
Capecitabin XELODA
Fluorouracil 5-FU-LEDERLE
FLUOROURACIL
FLUOROURACIL
FLUOROURACIL
Folinsäure LEUCOVORIN
CALCIUMFOLINAT
LEUCOVORIN
CALCIUMFOLINAT
1210,51 1506,41
82,02
55,77
139,00
47,26
9107,00 11333,16
Roche 120 Tbl
500 mg
Lederle
5 Amp 1000 mg
Gry-Ph. 10 Amp 1000 mg
ICN
5 Amp 250 mg
Ebewe
5 Amp 1000 mg
Lederle 10 Amp
30 mg
Hexal
5 Amp
30 mg
Wyeth
1 Amp
30 mg
Ebewe
5 Amp
30 mg
4 Wo.
353,00
602,50
960,16
409,70
177,00
603,50
885,00
603,50
608,56 304,28
271,50 271,50
KOSTEN: Die Neuerung verteuert die palliative Behandlung des fortgeschrittenen Kolorektalkarzinoms auf das Vierbis Fünffache, in Österreich sogar auf das Sechs- bis Elffache.
Bei täglich 4 g Capecitabin über zwei von drei Wochen sind
vierwöchentlich 1.500 DM aufzuwenden im Vergleich zu
360 DM (5-FU LEDERLE + LEUCOVORIN) bzw. 320
DM (FLUOROURACIL GRY + CALCIUMFOLINAT
HEXAL), wenn nach dem Mayo-Regime innerhalb von vier
Wochen fünf Tage lang mit 680 mg/Tag 5-FU plus 30 mg/
Tag Folinsäure behandelt wird.
FAZIT: Variante ohne besonderen Stellenwert: Für das
perorale Zytostatikum Capecitabin (XELODA) sind keine
klinisch relevanten Wirk- oder Verträglichkeitsvorteile
gegenüber parenteralem 5-FU/Folinsäure (5-FU LEDERLE u.a./LEUCOVORIN u.a.) bei fortgeschrittenem
Kolorektalkarzinom belegt. Die von der Firma betonte selektive Anreicherung im Tumor spiegelt sich somit nicht
als Nutzen für die Patienten wider. Die orale Anwendbarkeit scheint sogar mit 5-FU-atypischen Störwirkungen
verbunden zu sein (z.B. Hyperbilirubinämie).
(M = Metaanalyse, R = randomisierte Studie)
M 1 BEST, L. et al.: Palliative chemotherapy for advanced or metastatic
colorectal cancer (Cochrane Review). In: Cochrane Library, Issue 1, 2001.
Oxford: Update Software
R 2 TWELVES, C. et al.: Proc. Am. Soc. Clin. Onc. 1999; 19: 1010
R 3 COX, J.V. et al.: Proc. Am. Soc. Clin. Onc. 1999; 19: 1016
4 European Public Assessment Report zu XELODA: CPMP/2822/00
R 5 VAN CUTSEM, E. et al.: J. Clin.Oncol. 2000; 18: 1337-45
6 Roche: XELODA Fachinformation, Stand Febr. 2001
CALCITRIOL (SILKIS)-SALBE BEI PSORIASIS
„Bessere Verträglichkeit im Vergleich zu Calcipotriol”
(PSORCUTAN, DAIVONEX) verspricht Galderma für die
seit Ende 2000 in Deutschland erhältliche Calcitriol-Salbe
SILKIS*.1 Calcitriol soll die Proliferation von Keratinozyten
unterdrücken und ihre Differenzierung stimulieren.2
Im achtwöchigen direkten klinischen Vergleich der beiden Vitamin-D3-Abkömmlinge an 24 Patienten bessern wöchentlich 90 g Calcitriol (knapp die Hälfte der maximal zulässigen Dosis) psoriatische Läsionen deutlich weniger gut als
90 g Calcipotriol (maximal zulässige Dosis).3 In einer sechswöchigen offenen Studie mit 114 Patienten wirkt die Neueinführung gleich gut wie Dithranol (MICANOL, täglich 30
Minuten in aufsteigender Konzentration von 0,25% bis
2%).4 Auf Grund fehlender Verblindung und rein subjektiver
Einschätzung ist dieses Ergebnis allerdings nicht aussagekräftig. In einer unkontrollierten Langzeituntersuchung mit Calcitriol scheiden 43% der Patienten wegen mangelnder Wirksamkeit vorzeitig aus. Jeder Vierte, der die Therapie nach Abheilen der psoriatischen Plaques beendet, erleidet innerhalb
von drei Monaten einen Rückfall.5
*
In Österreich seit Mai 1999 zugelassen, jedoch noch nicht im Handel.
Fortsetzung auf Seite 45
Calcipotriol:
PSORCUTAN
(A)
DAIVONEX
(CH)
Calcitriol,
extern:
SILKIS
(CH)
Capecitabin:
XELODA
(A, CH)
Dithranol:
MICANOL
(A)
Folinsäure:
LEUCOVORIN
(A, CH)