Text - Sauerländer Heimatbund

Transcription

Text - Sauerländer Heimatbund
Mundarten im Sauerland
Op Platt
Texte aus den Kreisen
Hochsauerland und Olpe
zum Lesen und zum Hören
Heft und CD 23
Interview mit Maria Klaholz
aus Bestwig-Nuttlar
am 8. Oktober 1999
© MUNDARTARCHIV SAUERLAND (COBBENRODE)
Meschede und Olpe 2014
DANKSAGUNG
Der Trägerverein MUNDARTARCHIV SAUERLAND e. V. dankt
allen öffentlichen und privaten Einrichtungen und Unternehmen für
die großartige Unterstützung mit Rat und Tat und für die Gewährung
von finanziellen Mitteln, die von 1998 bis 2001 das Projekt
„Mundarten im Sauerland“ unterstützt und seither die Arbeit des
Mundartarchivs Sauerland ermöglicht haben.
Gemeinde Eslohe
Hochsauerlandkreis
Kreis Olpe
Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung
Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des
Landes Nordrhein-Westfalen
RWE Gas
Sparkassen im Hochsauerlandkreis und im Kreis Olpe
Impressum
Herausgeber und Copyright ©: Trägerverein Mundartarchiv Sauerland e.V.
Nachdruck, fotomechanische, elektronische und tontechnische Wiedergabe von Text
& Ton sind urheberrechtlich geschützt und ohne Einzelgenehmigung des Herausgebers nicht gestattet. Herausgeber und Autoren gestatten den Nachdruck der Texte
und CDs für Unterrichtszwecke in Schulen und Einrichtungen der Weiterbildung.
Tonaufnahmen und Textübertragungen: Dr. Werner Beckmann
Mundartarchiv Sauerland, Stertschultenhof in Cobbenrode, Olper Str. 3,
59889 Eslohe, Telefon 02973-818554. E-mail: [email protected]
Satz und Layout: Thomas Feldmann / Beate Scholemann, Kreis-VHS Olpe
Redaktion: Klaus Droste, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Trägervereins
ISSN 1612-3328
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einführung
05
1. Plattdeutsch in der Jugend
09
2. Schulzeit
10
3. Erstkommunion
12
4. Nach der Schulentlassung
12
5. Plattdeutsche Aktivitäten
14
6. Leben in und nach dem Krieg
16
7. Nikolaus
17
8. Weihnachten und Neujahr
19
9. Dreikönigstag
20
10. Frühjahrsbrauch
21
11. Fastenzeit und Ostern
22
12. Die Zeit nach Ostern
24
13. Sprüche
26
14. Die 40 Wenkerschen Sätze
30
15. Wörterverzeichnis
32
16. Das Wichtigste aus der Sprachlehre
41
Inhaltsverzeichnis der CD mit Laufzeiten
48
3
Anmerkungen
1. Zur Durchführung der plattdeutschen Interviews
Die Tonträger-Aufnahme gliedert sich in die im Inhaltsverzeichnis
aufgeführten Abschnitte. Sie spiegeln den Lebenslauf, die mundartliche Biographie und die Familien-Sprach-Geschichte wider. Ferner
geben sie Einblick in den beruflichen Lebensweg und die Rolle der
Mundart darin. Schließlich wird der kulturelle Hintergrund beleuchtet
durch die Schilderung des Brauchtums im Jahreslauf.
2. Zum Einfluß des hochdeutschen Sprechalltags und der Medien
(Zeitung, Radio, Fernsehen) auf den gesprochenen plattdeutschen
Wortschatz während des Interviews
Da das Plattdeutsche heute nicht mehr die alltägliche Sprache ist,
macht sich der Einfluß des Hochdeutschen, das inzwischen die
Sprache des täglichen Lebens geworden ist, bemerkbar. Auch im
vorliegenden Interview wird manchmal statt eines rein plattdeutschen
Ausdruckes seine hochdeutsche Entsprechung verwandt, so heißt es
manchmal „häochduitsch“ statt plattdeutsch „häochduitsk“. In solchen
Fällen ist im Text in der Regel die plattdeutsch zu erwartende
Variante gesetzt worden, um den Lesern das Textverständnis nicht zu
erschweren. Die Schreibweise im vorliegenden Heft orientiert sich an
der Sprechweise der Interviewpartnerin Maria Klaholz.
3. Die Wenkerschen Sätze – benannt nach Prof. Georg Wenker (18521911) – ermöglichen, möglichst exakte Aussagen über Unterschiede
und räumliche Verteilung der deutschen Mundarten machen zu
können. Sie wurden von den Gesprächspartnern aus dem Hochdeutschen in die eigene Mundart übertragen und sowohl schriftlich
wie lautlich (CD) festgehalten.
Die erste vollständige Ausgabe von Georg Wenkers „Sprachatlas des
Deutschen Reichs“ (1888-1923) ist als Digitaler Wenkeratlas (DiWA)
zugänglich.
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Einführung
In der vorliegenden Schriftenreihe MUNDARTEN IM SAUERLAND
werden mundartliche Tonaufnahmen und deren Verschriftlichungen
aus den Kreisen Hochsauerland und Olpe veröffentlicht. Die Tonaufzeichnungen entstanden bei Plattdeutschen Vortragsabenden und bei
Einzelinterviews mit Sprechern aus allen Städten und Gemeinden der
beiden Kreise.
Die Schriften und CDs sind bestimmt für den Einsatz in Schulen und
sonstigen Bildungseinrichtungen; weitere Verwendungen (z. B. bei
Lesungen, bei lokalen Festen, für historische und linguistische Forschungen, u. ä.) sind gestattet, wenn diese gemeinnützig sind bzw.
ohne die Absicht, Gewinne zu erzielen.
Das MUNDARTARCHIV SAUERLAND ist hervorgegangen aus
dem vom Sauerländer Heimatbund getragenen Projekt MUNDARTEN IM SAUERLAND, das von 1998 bis 2001 im Rahmen der
Regionalen Kulturpolitik in der Region Sauerland gefördert wurde
vom Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des
Landes NRW, vertreten durch den Regierungspräsidenten in Arnsberg
und seine Mitarbeiter. Die ehrenamtliche Geschäftsführung lag in den
Händen von Klaus Droste, Leiter der Volkshochschule des Kreises
Olpe. Die wissenschaftliche Betreuung gewährleistete die Kommission für Mundart- und Namenforschung des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe, vertreten durch Prof. Dr. Hans Taubken. Die Tonund Textaufzeichnungen führte Dr. Werner Beckmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projektes und nunmehr Leiter des
Mundartarchivs durch.
Das Projekt konnte nur verwirklicht werden mit der großzügigen
Anschubfinanzierung und der anschließenden jährlichen Unterstützung durch die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzialversicherungen und des Kultusministeriums NRW. Die beiden Kreise
Hochsauerland und Olpe haben sowohl das Projekt von Anfang an als
auch das Mundartarchiv seit seiner Gründung 2001 durch regelmäßige
Zuwendungen mitgetragen. Schließlich leisteten die neun Sparkassen
in den beiden Kreisen einen erheblichen Beitrag zur finanziellen Konsolidierung während der Projektphase.
5
Im Trägerverein MUNDARTARCHIV SAUERLAND E.V. tragen
sieben Körperschaften und Vereine als „Gründerpaten“ die Verantwortung für die kontinuierliche Arbeit des Archivs: die Kreise
Hochsauerland und Olpe, die Gemeinde Eslohe, der Sauerländer
Heimatbund e.V., die Christine Koch Gesellschaft e.V., der Heimatund Förderverein Cobbenrode e.V. und der Museumsverein Eslohe
e.V. Weitere persönliche Mitgliedschaften und private Spenden zeigen
das Interesse in der Bevölkerung für die Pflege der plattdeutschen
Sprache. Unterstützung gewähren ferner der Westfälische Heimatbund, die Stiftung Westfalen Initiative sowie als bedeutende
Sponsoren der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und seit 2003 die
RWE Gas AG.
Bedeutung und Situation der sauerländischen Mundarten
Das ehemalige Kurkölnische Sauerland stellt innerhalb der niederdeutschen Mundartlandschaften eine besonders archaische Region dar.
Laut- und formengeschichtlich sowie lexikalisch bildet sie ein
kompliziertes Bild mit hoher Varianz und ist deshalb vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt her gesehen absolut exklusiv. Nirgendwo
im niederdeutschen Raum können Sprachwissenschaftler so tiefe
Einblicke in die Entwicklungsgeschichte dieser seit mehr als 1000
Jahren überlieferten Sprache gewinnen.
Ursache ist die relative Unzugänglichkeit der Region in früheren
Zeiten, die älteste Sprachzustände bis in die heutigen Mundarten
bewahrt hat, während in anderen verkehrsgünstigeren Regionen
zahlreiche Ausgleichsprozesse stattgefunden haben.
Während das Plattdeutsch noch vor 100 Jahren als funktionierendes
Kommunikationssystem vorhanden war, ist der Mundartgebrauch –
gerade auch wegen der kleinregionalen Differenziertheit – zuerst in
den Städten und nach dem 2. Weltkrieg auch auf dem Lande rapide
zurückgegangen, stärker als in Regionen mit größeren sprachlichen
Gemeinsamkeiten. Wenn man mit jemandem aus einem schon wenig
entfernt liegenden Ort sprechen will, bedient man sich lieber des
Hochdeutschen, um Missverständnisse zu vermeiden. Der Rückgang
gilt heute gleichermaßen auch innerhalb der Dörfer, Nachbarschaften
und Familien, ein Tribut an die moderne mediale Gesellschaft.
6
Autochthone Sprecher sauerländischer Mundarten sind heute – von
Ausnahmen abgesehen – 60 Jahre alt und älter. Die tatsächlich gesprochenen Mundarten aufzuzeichnen und ihren sprachlichen Reichtum für die Nachwelt zu sichern, war und ist die wichtigste Aufgabe.
Das Projekt MUNDARTEN IM SAUERLAND hat diese Sicherung
auf zwei Ebenen erfüllt: Einerseits wurde schriftlich überlieferte
Sprache (Dialektliteratur) erfasst und allgemein zugänglich archiviert,
andererseits wurde der Schwerpunkt auf eine direkte Erfassung der
heute noch gesprochenen Ortsdialekte durch Aufzeichnung von
Interviews gelegt. Es geht dabei nicht um Folklore oder um
Idealisierung vergangener Zustände, sondern um Inventarisierung
dessen, was an Informationen noch erreichbar ist.
Das MUNDARTEN-Projekt und das daraus hervorgegangene
MUNDARTARCHIV SAUERLAND haben innerhalb des westfälischen Raumes und eigentlich für den ganzen norddeutschen Raum
Modellcharakter, denn nirgendwo stehen bisher für eine so umfassende Region Daten zur Aussprache, zum Wortschatz, zur Syntax,
zum Brauchtum, zu Redensarten, zum Liedgut usw. mit einer derartigen Belegdichte zur Verfügung.
Parallel zum plattdeutschen Sprachatlas, der mit den flächendeckend
aufgenommenen Tonbandinterviews entstanden ist, erschließt sich mit
den Verschriftlichungen nach und nach eine, vom kirchlichen,
gemeindlichen und familiären Jahreskreis geprägte, Sitten- und Kulturgeschichte des Sauerlandes. Mundartforschung, Volkskunde und
Literaturwissenschaft werden in vielfacher Hinsicht von den Projektergebnissen und der Arbeit des Mundartarchivs befruchtet.
Die Aufgaben des MUNDARTARCHIVS Sauerland
Das Archiv erfüllt langfristig die folgenden Forschungs- und Dienstleistungsaufgaben:
•
•
die wissenschaftliche Archivierung der Tondokumente mit den
heute gesprochenen Mundarten;
die Verschriftlichung der Tonaufnahmen in die niederdeutsche
Sprache;
7
•
•
•
•
•
die Erfassung und Sammlung der schriftlich überlieferten
Mundartliteratur der Region, der Sekundärliteratur und weiterer
Dokumente über die Mundart;
die wissenschaftliche Beratung von linguistischen, literarischen
und kulturkundlichen Forschungsvorhaben;
die Vorbereitung der „Text + Ton“-Veröffentlichungen von
Arbeits-/Unterrichtsmaterialien für Schulen, Erwachsenenbildungseinrichtungen, plattdeutsche Arbeitskreise, Hochschulen und
andere interessierte Institutionen und Personen in Form von Textheften und Tonträgern (CD) für jeden Mundartbereich in den 19
Städten und Gemeinden der beiden Kreise;
die Vorbereitung einer Sammlung ausgewählter literarischer
Texte (Anthologie), wiederum begleitet von Tonträgern;
die Beratung und Unterstützung bei der Durchführung von
Plattdeutschen Vortragsabenden und beim Plattdeutschen Unterricht in Schulen (Vermittlung von plattdeutschen Sprechern).
Allen bisherigen und gegenwärtigen Förderern von MUNDARTEN
IM SAUERLAND und MUNDARTARCHIV SAUERLAND sei an
dieser Stelle sehr herzlich gedankt. Intensiver Dank und hohe
Anerkennung gebührt insbesondere allen Autoren und Sprechern der
Mundarten in über 200 Interviews, bei Plattdeutschen Vortragsabenden und zahlreichen Konferenzen der plattdeutschen Arbeitskreise im
ehemals kurkölnischen Sauerland.
Die Schriftenreihe MUNDARTEN IM SAUERLAND will die plattdeutsche Muttersprache in Text + Ton an und in die jungen Generationen weitergeben und damit die Mundarten im Sauerland lebendig
erhalten.
Dr. Werner Beckmann, Projektarbeit und Leitung des Mundartarchivs Sauerland
Klaus Droste, Projektgründung und Geschäftsführung im Trägerverein des Archivs
Georg Scheuerlein, Vorsitzender des Trägervereins Mundartarchiv Sauerland e. V.
Prof. Dr. Hans Taubken, wissenschaftl. Projektbegleitung durch die Kommission für
Mundart- und Namenforschung Westfalen (LWL)
Elmar Reuter, Vorsitzender des Sauerländer Heimatbundes (SHB)
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1. Plattdeutsch in der Jugend
Frage Jo, nu hebb eck hier bi mi sitten Frau Maria Klaholz ut Nuttlar.
Un nu well eck mol frogen, Frau Klaholz, wann un wo sin git
denn gebuorn?
M. K. Niegenten seßten niegenteihnhundertveierntwintig (9. 6. 1924)
in Nuttlar.
Frage Un inke Ellern, kommt de ouk van Nuttlar, odder kommt de
van woanders denne?
M. K. Nei, de Mutter, dei is van Cobbenroo bei Eslohe.
Frage Un de Papa, wo es de van denne?
M. K. De is gebürtiger Nuttlorer.
Frage Un as git dann grout geworn sind, wat för ne Sproke he git
dann geküert as Kind?
M. K. Ja, überwiegend heffe hochduitsch kuiert, awwer de Eltern
immer Platt. Vey selwer het kein Platt kuiert, sau.
Frage Owwer git könnt doch vandage sou famoste Platt küern. Wo he
git dat dann van – wo he git dat dann van gelährt?
M. K. Dat heffe hoort. Wann dei sick ungerhellen dann heffe dat alle
metkriegen, nich, un dat kümmet automatisch, dat me dann auk
sau – dat me dann Bescheid weit dovan, ne.
Frage Dat hett dann: As Kind, in de Jugend, he git üöwerhaupt käin
Platt geküert?
M. K. Nei, nit. Nie. De Eltern blauß, un vey nit. Vey het dat immer
tauhoort.
Frage Wann het de Ellern denn Platt geküert? Het se ümmer Platt
geküert, odder het se bloß tau bestemmte Anlässe Platt
geküert?
M. K. Nei, dei het immer met us Platt kuiert. Dat gaffte’t gar nit
anders, ne. Het immer Platt kuiert, ne.
Frage Alsou, met ink het de Ellern ouk Platt geküert?
M. K. Immer. Immer. Gar nit anders. Nur Platt.
Frage Owwer wu kam dat denn, dat git – dat git op plattdüütsch nich
geantwort het? Git hät doch dat Houhdüütsche lährn gemocht.
Wohiär könn git dat denn?
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M. K. Ja, dat weit me auk nit. Dat is sau laupen, dat is met allem sau.
Dei sau alt sind wie vey, dei het dat alle sau macht. Se het dat
hoort, se het awwer nie selber sau ne Unterhaltunge kuiert. Dat
het se nit macht.
Frage Git het doch dann van inke Ellern däm Papa sien Platt, dat
Esseler Platt gehoort, un van de Moor hier dat Platt van
Nuttlar. Was dat vüell anners gewiäst odder was de Mundart
ungefähr desölwige?
M. K. Nei, dat was ungefähr datselwe, nit. Heww ick nit viel
Ungerscheid seihn. Also – van do hingen un van hey. Viel
Ungerscheide nit. Heww ick nit – nit feststallt.
2. Schulzeit
Frage Jo, denn es inke Jugend jo äigenlick sou tiëmmlick houhdütsch
verloupen. Owwer eck well doch mol sou’n biëttken no de
Jugend frogen. As git dat eeste Mol in de Schaule komen, dän
eesten Schouldag, könn git do sou’n biëttken mol drüöwer
vertellen?
M. K. Jo, do was schonn wat, dat was nau de alle Schaule, nit. Un –
do kamen se dann alle tesamen, un ein Miäken was sau – dat
hiät schrigget, diän ganzen Muarn, dat mochten se wier no
heime brengen, nit. Un vey andern alle, vey het us awwer
inordnet do, dat was nit sau schliem dann. Un – dat was dann
ne Weyle, do sin ve dann awwer noh’n poor Wiäken dowiäsen,
un dann geng et all in de nigge Schaule. Dei worte nau bugget,
ne. Sin ve alle ümmetrocken. Et was ganz schoine do, awwer
de alle Schaule was bequemer för us, weil ve doch gleyk
gieger wuhnten, ne. Vey mochten en bittken widderlaupen do
uaben, awwer süß was dat schonn biäter. Et was en nigget
Gebäude, ne. Un et geng auk sau.
Frage Wu vüelle Klassen hadden git denn in de ollen Schoule?
M. K. Jo, in der allen Schaule, do wören höchstens drei Klassenzimmer. Un dei worten alle beyneinpacket. De Kleinen ungen,
un dei Oberklasse uaben. Un dann dei Middelklassen, dei
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Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
kamen dann nau mol in einen Raum, mehr was do gar nit, ne.
Dei konn se gar nit opdeilen. In diär niggen Schaule, do worn
jo viele Räume. Do harr bald jede Klasse ne Raum, ne. Do
ungen was dat nit.
Wuvüelle Lährers he git in de ollen Schoule gehat?
Jo, ick kann mick nur erinnern so – drei Lehrers, süß niks. Drei
– mehr worn do nit.
Un in de niggen Schoule was dat ouk sou?
Nei, do was mehrere. Diän Klassen noh worn mindestens
veier, feyf Lehrers worn do. Weil auk dei Klassen doch mehr
verdeilt worn do. Erste, twerre, un de Oberklassen harrn twei
Räume un wier ne andern Lehrer. Un – dei Mittelklassen harrn
auk wier ne Lehrer, un ungen noch en Lehrer. Jo, do worn
mindestens feyf – feyf Lehrer wörn mindestens do.
Un de Unnericht domols, was dat ouk blouß vörmiddags van
acht bis twiälwe ungefähr, odder leip dat anners af?
Nei, dat was normal, van muorns achte sau bit twiälwe oder
eine, un dann was Schluß. Nammiddags was üäwerhaupt niks.
Was dat hier in Nuttlar ouk sou brüklick, dat me hier ne
Schoulmisse metmaken moch?
Jau, muarns sau, wei in diär Misse was – do mochten ve gleyk
noh diär Schaule roppergohn, ne. Un – et was keine Pflicht,
awwer et worte van selwer macht, do brüeke ve nit lange do
verpflichtet weern tau. Un – dann no diär Misse mochten ve
dann alle – wei do in diär Misse was, dei mochte dann foort
met in de Schaule. Ick bin dann immer noch no heime gohn,
nit. Awwer et mochte jo seyn, dat ick mick do wiägstuallen
hewwe, süß mochte me met do ropper, ne.
Was dat domols noch sou, dat me vüell met däm Knüppel
kräig, odder was dat all en biëttken anners?
Knüppel – nei, heww ick nit seihn in diär Schaule – Klasse. Et
möchte bey diän Jungens seyn wiäsen, dei kriegen se diär de
Finger, nit, awwer de Miäkens üäwerhaupt nit. Do was kein
Knüppel in diär Klasse.
Sin git hier in Nuttlar in de Schoule gegohn?
Jo. Volle acht Johre. Volle acht Johre, ja.
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3. Erstkommunion
Frage Jo, owwer inne Schoultied kam jo noch de eeste Kummijoune,
odder was dat no de Schoule?
M. K. Nei, dat was im dritten Schuljahr, villeicht so. In diär dritten
Klasse – Schuljohr, do was dei Kummijaun saufoort, ne. Dat
was nit später, dat was sau in diär Teyt.
Frage Könn git en biëttken dovan vertellen, wu de Vörbereidunge
was un wu nohiär de Kummijoune söwwes was?
M. K. Dat was schliem domols. Dei Pastauer, dei was schlieme. Sau
opschreywen schlieme et do was – was et awwer diän Dag viär
diär Kummijaun, ne. Dann drofften ve nit kuiern, drofften niks
iäten. Vey mochten ganz fiär us alleine sitten. Do lachet se
dündag drüwer, wann se dat höört, ne, dat sall wall sin, dat ey
unweys wören, nit. Awwer et was nit anders. Dei passere sau
op! Vey drofften niks seggen diän Dag viär diär Kummijaun,
nit, kein Woort kuiern, met keinem Mensken, nit. Het sick alle
meist uaben insperret op’m Zimmer odder wat weir ick, sau.
Awwer – et was schonn schliem.
Frage Un diän Dag, wo de Kummijoune dann söwwes was, droff me
dann vörhiär niks iäten? Wu was dat üöwerhaupt?
M. K. Vey mochten alle nüchtern bleywen, nit. Do gaffte’t en Dag
viärhiär extro en gekuaken Ei, en hart gekuaken Ei, domet me
biäter nüchtern bleywen konn, ne. Dat me heute auk über
lachet, ne. Awwer et was sau, ne. Wat sollen ve maken do, ne.
Vey het dat alle sau metmacht.
4. Nach der Schulentlassung
Frage Jo, un nohiär, as de Schoule ut was, sin git dann wo in de
Lehre gohn, odder sin git te Huus gebliëwen?
M. K. Nei, do bin ick te Hius bliewen, nit. Ick harre eis mol ne andere
Schaule, awwer dann bin ick hingernoh doch terheim bliewen,
un ick hewwe niks lohrt heute, ne.
Frage He git de Ellern dann geholpen, odder wat he git dann gemakt?
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M. K. Jo, vey harrn Landwirtschaft, ne, un dat heffe dann tesammen
macht, nit.
Frage Vertell git doch mol sou’n biëttken van inke Landwirtschaft,
wat git do gemakt het!
M. K. Wat het ve do macht? Alles, wat do was, nit. Dat geng vam
Graben, geng vam – op em Felle, iutniämmen, mochten saugar
Mist oplaan, Mist ströggen, nit. Dat was alle do. Et worn jo nit
immer Männer do. Dei mochten jo arben auk, un verdeinen
mochten se auk, kein hauptberuflich. Vey harrn jo alle ne
Neben – Landwirtschaft harrn ve. Un do mochten de Frauen
viel daun, nit. Süß geng dat jo gar nit.
Frage He git ouk Keihe gehatt?
M. K. Jo, sau twei, drei. Un dei ganze Teyt, dei fell jo ouk drin in de
Hitlerjugend. Do sin ve jo auk dann wiäsen, domols, nit. Dann
mochten ve eis hier – Jungmädchen worn ve d’rin, dann im
BDM. Un dat was en Glücke, dat me nohiär ne Landwirtschaft
harre, dann kam me dovan af. Denn briukern vey diän Dienst
nit maken. Un dei andern, dei mochen alle wiäg. Dei mochten
beim Arbeitsdienst, Reichsarbeitsdienst, un nohiär auk Wehrdienst nau maken, nit. Sau sin ve dann viärhiär kummen, dann
was’t guëtt. Dei andern fluagen in diär Weltgeschichte rümme,
ne, un het auk viel metmacht un worn auk inner Gefohr
domols, nit. Jo, dat was sau. Un dann – dann worte jo auk
Pflicht nohiär, do soll jeder in de Hitlerjugend drin. Nur, de
Ellern, dei worn do gar nit fiär, ne. Un denn is dat awwer sau
weyt wiäsen, do was nohiär d’r Staatsjugendtag. Do was jeden
Sosdag keine Schaule, ne. Un dei wenigen, dei nau do woren,
dei harrn sau ne Art Strafunterricht. Do mochten ve jeden
Sosdag in de Schaule, un dann mochten ve – dann worte nur
politischer Unterricht gafft, nich. Un dei Lehrinne, dei zittere
all, dei saggte: „Kinger, gott doch – gott doch in de Jugend – in
de Hitlerjugend drin!“ Et passiert nau wat! Dei was all strofversetzt worn. Dei harre Angst viär diän Machthabern do. Un
dann, met diär Teyt, do geng et auk nit anders. Dat worte arg
met diär Arbet, met diän Hausaufgaben, auk met diäm
Unterricht – dat was ne Strofe domols. Un do heffe dann saggt,
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de Ellern auk: „Jo, wann’t sau is, dann go iäbend drin!“ Bo ve
drin worn, do worte alles ophuawen. Do gaffte’t kennen
Staatsjugendtag mehr. Do gaffte’t gar niks mehr. Do worn se
alle do – do geng et wier normal wiäg, ne. Sau hiät dat laupen
domols, ne.
Frage Sou’n Obend bi de BDM, wu leip de denn domols af?
M. K. Jo, beym BDM bin ick nohiär nit mehr wiäsen, dat worn jo dei
dann, dei iut diär Schaule worn, ne. Das waren dei Jungmädchen. Jo, do harrn ve immer sau Owende, ne, un sosdags
mochten ve maschiern, dat heng allen biäm Halse riut, ne,
awwer konn siëck keiner iutschleyken, dat geng nit. Et
mochten alle metdaun. Do was niks te maken domols. Jo.
5. Plattdeutsche Aktivitäten
Frage Jo, un git sind jo te Huus gebliëwen, git het de Ellern geholpen
inne Landwirtschaft, owwer eck niämm jo aan, git sind nich
alläine gebliëwen, git het ink wuoll auk en Kärl mol utgesocht.
M. K. Nei, vey sind sau blieben. Vey het nit heyrotet, niks, vey sind
sau bliewen, bit düendag nau.
Frage Ah jo. Dat höört me jo nich sou vaken. Owwer – nu komm ek
noch tau wat annerm. Git het jo Intresse ouk aan Plattdüütsch,
süß döhn git jo dat nich küern. Wu – wu es dat denn testanne
gekommen?
M. K. Ja, dat kam hernoh schonn hey van – van diämm, na –
Frauenverein, vam Mütterverein un sau, nit. Dann sollte wat
macht weern, un dann kamen se automatisch un „Kasse us wat
maken, nit? “ Do kam me draan, un – weil me dat – biäter wor,
dat me dat in Platt macht, weil dat biäter wiärket un auk
intressanter ankam, ne. Dann kam me automatisch do dran, an
düese Saken. Un dann konn et schonn widdergohn met Schreywen, nit. Ick hewwe kleine Theaterstückskes schriewen un wat
nit alles, ne, dat alles spielt worte un dat – dat geng sau diär,
sau lange dei Verein so – wat unternahm. Do mochte me jo
14
Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
auk wat maken. Dei kamen immer wier un wollen nau wat
henn, ne.
De Stücke för den Veräin, he git de söwwes geschriëwen odder
het dat annere gemakt?
Ne, de heww ick selwer schriewen. Sau Rollen, sau wat heww
ick opschriewen, wat spielt worte, ne. Jo, dat heww ick selwer
macht, hiät kenn anderer macht. Genausau, wie’k dat düendag
auk make, ne. Sau heffe dat domols auk macht.
Vi het jo vandage wat do, wo git mol sou’n Gedicht verfaßt
het.
Jo, dat schonn. Heww ick en Bauk do un diän einen un – is auk
nau vam Gesangverein en Sängergriuß heffe nau schriewen,
ne. Et was immer wat. Un wann sau wat was, auk fiär Bierzeitungen heww ick viel schrieben, ne. Wann’t iäben geng, un
wann’t mol wat richtig seyn soll, un wat me auk iutdrücken
woll, dann geng et am besten in Platt, ne. Dat wirkere ganz
anders wie Hochduitsch, do konn me mehr seggen in Platt. Me
konn sick ganz anders iutdrücken, ne.
Dat intresseert mi nu mol: Wusou kann me sick in Plattdüütsch
in düese Hinsicht biäter utdrücken?
Weil dat biäter wirket. Dat segget se alle, wie se dat hoort het,
dei segget: „Nei, platt lutt dat viel biäter“, sagen die alle. Op
Hochduitsch wirket dat gar nit sau. Un dat is auk sau, ne. Un
me kann diärwer kuiern, ne. Op Hochdeutsch könn me
manches nit seggen, wat me Platt segget, ne. Dat wörte – wörte
dann gar nit sau anhöörn, un wört auk nit sau begeistert alles
dovan, ne.
Wat mein git villichte, Frau Klaholz, wann eck op Plattdütsch
aanfange te schännen, äinen te bestrofen, göng dat op Platt ouk
biäter odder wör do Houhdütsch biäter för?
Dat kümmet drop aan, wat me segget. Dat kümmet drop aan –
et gitt Saken, dei me op Hauchduitsk villeicht biäter kann,
awwer et giëtt auk Saken, bo me’t met platt biäter kann. Dat
kümmet drop aan, wat me grade seggen well, un – wat füär ne
Sache is, bo me drüäwer schänget, ne. Do kümmert op aan, jo.
Dat kann me auk sau gar nit seggen. Awwer et is schonn guëtt.
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Dat lätt sick schonn guëtt iutdrücken, un – et wirket auk. Dat
höört me immer wier. Dat höört me immer wier. Bo domols
Feste worn, wann ick wat schrieben hewwe, awwer – das
hoorte me immer wier – Platt is doch immer wier schoine,
saggten se dann, is doch schoiner wie Hauch, nit. Se worn alle
dofiär, nit, mochte me immer wier höörn.
Frage Jo, Plattdütsch es schöiner as Houhdütsch. Es dat allgemein
sou? Alsou, dat me allgemein seggen kann: Wann me
Plattdütsch küern kann, wör dat biäter, odder es dat blouß tau
bestemmte Liäbenslagen sou?
M. K. Ne, dat geiht auk fiär bestemmte Luie. Et sind Luie, dei
üäwerhaupt koin Platt hören wellt. Dann segget se: Dat kam’
me nit verstohn, un wat soll dat do, ne. Un dei andern, dei
segget wier – ne, et geiht nit vüär Platt, ne. Dat is, biu‘t de Luie
inschätzet, ne. Wat se fiär ne Meinunge dovan het. Dat is
verschieden, überall. Überall verschieden.
6. Leben im und nach dem Krieg
Frage Vi gott noch mol en biëttken de Tied terügge. Git het jo
domols – git het jo all vertallt, dat git jo in’n BDM mochen, un
nohiär domols sou’n biëttken drüm rümme gekommen sind.
Git hadden jo ouk de läge Tied met em Krieg metbeliäwet.
Könn git dodrüöwer wat vertellen?
M. K. Jo. Jo, an un fiär sick konnen ve’t jo iuthallen im Kreyge, nit.
Awwer – dat worte nur schlimm taum Enge des Kreyges. Bo
dann auk de Kreyg sau ziemlich hey in de Ecke kam, mit
Angriffen un wat nit alles. Do krigg me auk mol met, wat laus
was, nit. Süß, doviär heffe dat nit sau arg spiärt. Wuall, dat –
dat de Angehörigen im Felle worn oder wat, sau wat, awwer an
un fiär sick is dat eis in diän letzten Kriegsjohren, in diän
letzten Monaten, kann me wuall seggen, nit. Do was et hey auk
schonn mol schlimm, nit. Do harr’me auk keine Rugge mehr.
Et wor geföhrlick, op me Felle un bo me wor – Et wor schonn
schlimm. Me konn sick manchmol nit mehr seihn loten, oder
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Frage
M. K.
Frage
M. K.
me mochte jeden Dag op, ne, sick verstecken oder so, dat was
ne Gefohr. Awwer vey konnen auk nit klagen. Et is an andern
Ecken nau schliemer wiäsen. Dat matt me schonn seggen.
Wu hiëtt sick dat denn bemerkbar gemaket? Sind hier Bomben
gefallen, odder kamen früemde Suldoten, odder woför sin git
domols sou bange gewiäst?
Ne, dat was – Fliegerangriffe worn dat, dei kamen auk hey wo
jo hey auk düese Hauptstrecke wor, Eisenbahn, nit, un – dat
worte jo – automatisch worten dat – wurte dat dann auk
angriepen. Dei kleinen Düärper, dei harrn do nit so viel te
befürchten. Dei sind eis später draankummen, bo dei Krieg
wirklich van einem Ort in diän andern kem, oder beschuaten
worte oder sou, nit. Bey us was dat dann awwer schonn van
diär Verkehrslage hiär. Dei worn ümmer hey. Dei Bahn worte
aangriepen, et worn ümmer Punkte, bo düet hen woll un bo se
kaputtmachen wollen. Dat was – dat was dat domols.
Wu was dat denn met diäm Iäten? He git ouk hüngern gemocht
odder worn git ümmer satt?
Nei, wei selwer wat harre, dei harre schonn wat. Dei Luie,
dei’n biëttken an diär Ere harren un Veih, un Koren op’m Feld.
Dei het dat nit sau spuart. Am schlimmsten was‘t fiär de Luie
in diär Stadt. Hey op em Lanne – wei en biëttken aan diär Ere
harre – dat saggten ve frögger sau – dei briuket nit sau Naut te
leyen. Dat was nit. Dat matt me schonn seggen. Hungern heffe
nit briuket. Et was nit immer dat meiste do oder wat
Besonderes, awwer saat te iäten was immer do, was immer do,
wann me Veih harre.
7. Nikolaus
Frage Jo, un vi gott villichte noch en biëttken födder trügge, odder
ouk van vör noh ächter. Eck well mol frogen sou’n biëttken,
wat hier in Nuttlar un Ümgiëgend, wat se hier aan olle Brüke
gehatt het. Un do fang eck mol met däm Nikolaus aan. Wat
segge git? Sünte Kloos odder Sünte Klogges odder wu? Wann
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M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
Frage
M. K.
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kam de dann hier? Kam de am fieften Dezember odder am
seßten? Vertell git doch mol sou’n biëttken vam Nikolaus, wu
git dat domols beliäwet het!
Jo, dei kam immer’n Dag viärhiär, viär Nikolaus was dat, ne.
Un dat was sau – bo ve nau in der Schaule wörn, was dat ne
schoine Sake. Dann sin ve uawen diär’t Duarp laupen un het
immer kucket, bo Nikoläuse woren, ne. Un dei wollen ve dann
iärgern, un sin ve dann et ganze Duarp hingerhiärlaupen, nit.
Un do harrn ve immer Spass aan diäm Schwatten. Dei kam
dann schonn mol un rannte. Awwer – et was en Gaudi, op
deutsch gesaggt. Dat was dann schoine. Dann kuckern ve
üäwerall, in wiëlkem Hiuse dat wor, un dann - . Et worn jo auk
mehrere, et wor jo sau – dat geng sau nohberschopsweyse.
Dann worte dann einer bestallt, dei mochte dat maken. Dei
worn do – et worn einige, bo wat was. Un dann heffi üäwerall
kucket, bo ne Nikolaus rümmeleip.
He git van däm Nikolaus denn ouk wat gekriëgen, odder leipen
de blouß op de Stroten rüm?
Van diänen nit. Vey hann’t kriëgen dann wat op’n Teller,
mochten ve opsetten nachtes, ne. Un do was andern Muarn sau
wat droppe, ne. Un bo me nau kleiner wor, jo, do wort’e auk
bestallt, schonn mol in’t Hius, ne. Et worn dann meist
Bekannte, dei dat machten. Awwer, bo me dann grötter wor,
dann gaff’t wat oppen Teller, un dann was Schluß. Dann heffe
se op diär Strote mehr iärgert, ne.
Dat Iärgern was dann wuall de Hauptgaudi, ne?
Dat was et ja! Et was schoine. Awwer me mochte laupen
konnen! Dei Rupprecht, dei hoggte schonn mol drop, wann hei
ennen krieg, ne. Un dann – jo, dei harrn oft einen dobey, dei se
beschützen mochte, dei konn sick nit wagen diär’t Duarp, ne.
Ick hewwe manche seihn, do is manchen Mann metgohn, dei
auk Kinger harrn, un’n Kloos hewwen wolln, dei mochte diän
– dei beschützen, süß konn sick dei nit riätten.
Op däm Teller, wat was denn do drop?
Jo, do was sou – einfach Spekelatien worn dat, un do worn
sau’n paar Appeln, un ne Apfelsine. Dat – Nikolaus gaffte’t
nau nit sau viel, ne. Dat was eis fiär Weihnachten, dann.
Nikolaus gaffte’t gar nit sau viel. Awwer et gaffte wat, ne. Dat
was auk sauwat, frögger, ne. Do worn Plätzchen schonn mehr
wie süß wat anders. Un – düendag wörn se do nit met tefriän,
met diäm biëttken, wat’t do gaffte, nit, awwer, – vey worn’t,
un et was auk schoine.
8. Weihnachten und Neujahr
Frage Jo, dann kam sau langsam Wiehnachten, odder segget se hier
„Christdag?“
M. K. Ja, dat segget se. Och ja, Weihnachten! Das war verschieden.
Ich sagg – segge immer, sau schoine, biu’t domols wor, kann’t
düendagg nit mehr seyn – weil – dei Freude, dei kam von
kleinen Saken auk, nit. Do kann dei ganze Disch vull seyn, et
is nit dat – die Atmosphäre is nit do, wie se frögger wor. Un –
vamme Teller alleine schonn – dat was all – wat me op em
Teller harre do met Schokolade, met Nüssen un sau, gaffte’t jo
et ganze Johr nit, ne. Das war’s – dat was sau was. Un – auk
sau. De Geschenke, de konnen nau sau klein un bescheiden
seyn. Man fröggere sick immer. Man fröggere siëck
wahnsinnig, dat mott ick seggen. Dat was wirklich wat
Schoines. Et giët nit wier, sau wat. Wenn dat – vandage
weert’e me dat nit erliäwen, üäwerhaupt nit. Ja, dat was met
diäm biëttken siëck te fröggen un – un dat harre wirklich nau
ne Sinn, dat Fest.
Frage Wat för ne Saken worn dat denn?
M. K. Jo, dat wor wat taum Antrecken, odder, bo ve noch klender
worn, worn’t auk Spielsaken, en paar. Awwer et woren keine
Hiupen un Bansen un keine duiern Saken, awwer – et was
genaug, wann do wat op em Diske war, do was me glücklich,
nit. Un dat giëtt’t düendag nit mehr. Dat giëtt’t nit mehr!
Frage Noh Wiehnachten kam jo dann dat nigge Johr, Silvester un
Niejohrsdag. Hiëtt me do ouk wat Besunners gemakt hier?
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M. K. Jo, dat hiät me. Silvester – ick segge jo düendagg immer: Dat
was nau schoine, dat was nau wat – wat Gemütliches, nich. Do
worte sungen, do gengen dei Jungens rüm. Un dann huallern se
sick Wüärste un wat se alle halen, un dann hett se dat giäten.
Un se gengen in de Wirtskop. Un dat was ruhiger. Düendag is
jo nur nau Knallerie un sauwat. Alsau – dat – dat geiht immer
noh. Dat was früher besinnlicher, dat Niejohr, odder dat
Silvester. Wirklich – ’t was besinnlicher.
Frage Wat de Jungens do gesungen het – könn git seggen, wat dat
gewiäst es?
M. K. Dat was – Herrn und Damen in diesem Haus – hette dat. Das
wurde auf Hochdeutsch gesungen, ne. Herren un Damen in
düesem Hius – kann me auk seggen. ‚Vey wünsket euch –
euch wünsket wir, ein glückseliget Nigget Johr. Un dann
sangen se: Ratten un Mäuse, Ratten und Mäuse in düesem
Hius, ugg wünske vey, vey wünschet ugg, ein glückseliges
Nigges Johr. So wurde so immer eint noh’m andern macht, ne.
9. Dreikönigstag
Frage Owwer noh Silvester kam jo dann Hillige Drei Küenninge.
Hiëtt me denn hier ouk Dreiküennings-Singen gemakt?
M. K. Jo, dat het se auk macht. Dat mochten dann in der Schaule dei
älleren Jahrgänge, dei mochten dat maken, nit. Auk Miäkens
het sungen, nit. Dei gengen dann liuter van Hius te Hius un het
dann sungen. Dei Gewänder, dei kriegen se meist vam
Pastauern, van diär Kiärke, un – et was immer ne schoinen
Dag, mott me seggen. Het se dün Dag auk afschafft, was ne
richtigen Feierdag frögger. Awwer – dündag is kein Feierdag
mehr. Hiät sick alles ändert. Awwer – sungen weert auk nau
dündag, sau is et nit. Awwer vandage, dei schoinen platten
Leier, dei singet keiner mehr, dei konnt se nit. Dei singet alle
op hochdeutsch, ne. Singet alle hochdeutsch, dei Leier. Un
frögger worte nur Platt sungen, dat Deikönigsleid, ne.
Frage Könn git denn – könn git ink an äin sou’n Leid erinnern?
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M. K. Ja, ick weiert nur nit mehr so auswendig, – Vey hilligen Drei
met usem Steern, vey gafften us op de Stöcker un sochten diän
Heern. Et schniggere, et schlackere, dei Tiähne, dei klappern,
un – dat was awwer sau verschieden. Dei einen sangen dat
wier un dei andern sangen dat wier, ne. Awwer – et was
schonn sau wat.
Frage Un op Drei Küennige, wann dei jungen Lü dann gesungen het,
het se dat för sick behollen, odder het se dat dann ouk – dann
ouk afgegiëwen?
M. K. Nei, dat worte immer an de Kiärke gafft. Do hiät keiner wat
behallen. Awwer et was verschiën. Et gaffte auk Orte, bo se’t
behallen konnen. Awwer – ick weit wuall van Breilen, heww
ick mol hoort. Do het se’t immer behallen, dei do gesungen
harrn. Awwer bey us gaffte’t dat nit. Dat härr dei Pastauer
schonn gar nit metmacht, dei saggte: Wann, dann soll’t auk
taum gurren Twecke seyn, nit. Dat wollen se nit. Alsau, bey us
is dat immer afgafft worn, an de Kiärke.
10. Frühjahrsbrauch
Frage Dann kam jo dat Fröihjohr. Giëtt’t hier ouk sou wat, dat me dat
Fröihjohr dann ingesungen hiëtt op Petri Stuhlfeier, „Rut, rut,
Sunnenvuëgel“?
M. K. Nei, hey het se’t nit macht. Ick hewwe dat wuall van user
Mutter hoort. Dei gengen ase Kinger liuter dann noh diän
Biuernhuisern do van einem Hius noh’m andern, kloppern aan
de Pöste, ne, un het dat sungen. Et is ne schoinen Briuk, awwer
hey is’e nie wiäsen! Alsau, in Nuttlar is’e nit wiäsen. Schade
drümme, ne! Et is doch schoin wiäsen. Man hiät do – auk dat
Leid was immer sungen, ne. Awwer - dei Allen het dat do
immer nau macht op diän kleinen Diärpskes. Bey us, do, bey
Eslohe un diär Ecke do. Awwer in Nuttlar, do kenn ick et nit.
Et is wennigstens nit vertallt worn, ne.
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11. Fastenzeit und Ostern
Frage Un dann kam jo sau langsam de Faste. Aschedag, un dat
Ousterfest, un vörhiär Palmsunndag. Könn git do sou en
biëttken äs mol van vertellen?
M. K. Ja, sau in diär Faste, dat hiät sick alles ändert. Frögger, do
fastere – do mochten ve jo alle jeden Dag en Kruizwiäg biän,
ne. Wei dat iäwen all konn, dei mochte dat. Un dat hiät sick
auk en biëttken ändert. Dat is nit mehr sau wie frögger. Awwer
dat was ne schoine Teyt. Un fiär’t Austerfuier, dei Jungens, dei
fengen all frauh aan, wiäkenlang alles – dat Holt beyenein.
Alsau, dat se Büske afhoggten. Un üwerall, bo wat was, dei
gengen met Äxen läos. Is dündag alle nit mehr. Do weert en
leßten Dag foihert met em Trecker un weert do en paar natet –
Töppe haalt un dann is Schluß! Un dat was wirklich ne Opgabe
frögger, un – was awwer guëtt, dei Jungen harrn mol Intresse
draan, un – auk Idealismus kam domet op, wat heute doch nit
mehr sau is. Et was guëtt frögger, wirklich! Et was guëtt.
Frage Un dann het se jo för dat Ousterfüer gesammelt. Wann het se
dat Ousterfüer afgebrannt?
M. K. Austerfuier – dat het se dann – en ersten Austerdag, obends,
nit. Un frögger was dat auk sau, jetz kitt se mol iäwen einte
beyenein. Frögger was an jeder Ecke eint. Dat was in jedem
Feld – Flur – was wier en ander Austerfuier, an diäm Biärge,
an diäm Biärge, an diär Ecke, do harrn ve mindestens drei,
veier Austerfuiers, verschiedene, nit. Un dann, dann mochten
se dann oppassen, dat einer diäm andern dat nit angestuaken
hiät viärhiär, nit. Un dann, wann Austern wor, dann harrn se
sau’n Lockfuier, ne. Und – dann steken dei eis ne Haupen aan.
Un dann wollen se, dat dei andern auk ansteken, un dann dei
andern et leßte nohiär. Sau worten manche anschmiärt, ne. Dei
saggten: Och, dat briënnt do all, do staken dei iär Fuier aan.
Dei leiten iär graute Fuier nau stohn. Am Enge worn se no –
selwer nau harrn se eint, un de annern harrn awwer keint mehr,
ne. Jau, dat heww ick auk erliäwet.
Frage Dann het sick de Lü giëgensietig utgestoacken?
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M. K. Jo! Jo, dat het se. Ja, ja, dat was do. Ne, ne, dat was sau. Dei
harrn do immer sau’n Viärfuier, harr’n se iärk macht, ne. Dat
brannte dann, un dann worten dei alle anschmiärt un sollen iäre
Fuiers anstiäken, nit. Ja, awwer – et was schoine. Doch, mott
ick seggen.
Frage Un vörhiär was jo noch Karfriedag. Was do ouk noch wat
Besunners? Dat Kläppen – wat –
M. K. Dat Kläppen, dat wor schonn noch. Do gengen se alle diär’t
Duarp met diän Dingern. Dündagg gott se nit mehr sau, awwer
frögger, dat was wirklich – dat leit sick kein Junge niämmen.
Dei gengen diär’t ganze Duarp. Awwer dündag sind se jo sau
bequem, do gott se mol eine Strote, dann sind se wier do, ne!
Et was immer mehr Intresse do, ne!
Frage Git het gesaggt, de Jungen. Het dat blouß de Jungens gedohn,
dat Kläppen?
M. K. Frögger hey im Duarpe nur de Jungens, de Miäkens nit. De
Jungens harrn alle sau ne Kläpperken, ne.
Frage Un tau wat för ne Tied het se dat gemakt?
M. K. Ja, dat was jeweils – hauptsächlich, wann dann de Haupt –
gottesdienst was, dann gengen se diär’t Duarp. Awwer eine
Strote noh diär andern, ne! Dündag, do höört me gar niks mehr
dovan. Dei kläppert et mol sau’n bittken diär ne Strote, awwer
– do worte jede Strote afklabästert, ne, jede Strote! Awwer – et
is anders worn!
Frage Was dat auk sau, dat karfriedags de Klocken schwiëgen, un dat
de Lü gesaggt het, de Klocken wörn in Roum?
M. K. Jo, selbstverständlich, do worte nit lutt. Do wußte me jo
üäwerhaupt nit mehr, wat laus was. Jo, dat – dat geng eis bit
Karsamsdag. Awwer de Karsamsdag was anders wie dündag,
ne. Karsamsdag muarn, do was all wier ne Messe. Do was all
wier sau ne half – half Austern schonn, nit. Un auk met – met
Wiehwater un met allem, wat dann haalt worte, ne. Un dündag
fänget dat jo eis in diär Osternacht an, owendes, ne. Da war
dann – dat heww ick jo saggt, dat was dann half Austern
frögger; mott me seggen. Dat mott me seggen – dat was – was
schoin!
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12. Die Zeit nach Ostern
Frage No Oustern kam jo dann Pingsten. Es dann hier ouk wat
Besunners gemakt worn?
M. K. Nei, Pingsten heffe niks Besonders macht, awwer do was en
Stundengebiät, do mochten se biän. Do konnen se nit sau viel
Gedöönze maken, ne. Jo, do – dat was irgendwie ne Strofe.
Dat was immer Stunden – dann, dann mochten se in de Kiärke,
dann rin – do gafft’t nich viel spazeiern gohn oder sau wat, ne,
do worte nur biät. Awwer dat is ja getz auk all reduziert wier
op ne Stunde, twei, sau gar niks mehr, dündag, ne.
Frage Ah, dat is dat, wat me vandage „ewige Anbetung“ nömmt?
M. K. Nei, dat is wier wat anders. Dat – dat is dann im Hiärwest, ne.
De ewige Anbetung, dat is sau ganz im ganzen Bistum
afmacht, do loiset ein Ort diän andern af, mit diär Anbetung,
nich. Düese Wiäke is in diäm Ort, oder diän Dag in diäm Ort,
dann in diäm. Dat soll alle ewig – dat soll gar nit ophöörn, ne.
Awwer dat Stundengebiät – dat heww ick mol hoort – dat soll
saugar mol ne Strofe seyn. Hier in wat Orten wor, was’t ne
Strofe. Dat auk Fastnacht – et giëtt Orte, do het se dat van
Pingsten op in de Faste – odder – odder Fastnacht verlegt,
domet dei Luie nit sau feyern sollen, dei sollen mehr biän, ne.
Dei worn sau iutgeloten, do het se saggt: Ne, dat geiht nit. Do
het se sau dat ganze Stundengebiät van Pingsten op – op
Fastnacht macht, domet dei Luie biän sollen, ne. Dat sall an
wat Orten sau schrecklich wiäsen seyn, do sind se sau
iutgeloten wiäsen, dat de Kiärke saggte: Jetz mak’ ve’t
Stundengebiät, domet dat ophöört, ne.
Frage Wu lange hiëtt dat Stundengebiät geduert? Äinen ganzen Dag
odder noch länger?
M. K. Nei, dat fang sau muarens an, üm achte, jo, do was dei
Eröffnunge. Un dat geng meistens bis owens sässe, siewene.
Säß, siewene was – was de leßte Stunde, ne. Was en ganzen
Dag, ne, un – do was schonn wat, do. Wei do in woll, un se
gengen auk alle drin – Alsau, et gafft diän Dag nur Biän, et
gafft’ niks anders, ne.
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Frage Fronleichnam was et awwer doch wuall en biëttken fierlicker,
odder nich?
M. K. Jo, wirklich, Fronleichnam, dat kümmet nit wier –, dat was
wunderbar, ne. Wam’me dat niëmmt – düset ganze
Schmücken, alles – met diän vielen Buagen, dei worn – worn
alle van Dännen wickelt un in jeder Strote nit einen -, drei,
veier! Also es war wirklich, dat kümmet nit wier, sau wie dat
wor, sau ne Feyerlichkeit, un dei Luie dobey worn, un sick
opfert het un Mühe machten! Dat giëtt nit mehr! Dat giëtt nicht
mehr! Dogiëgen is dat dündag üäwerhaupt niks mehr, et is gar
kein Fest mehr, wann me dat niemet, wat frögger war. Dat was
auk sau ne ganz eigenartige Atmosphäre was dat frögger.
Schonn’n Dag viärhiär, wann dat Kloppen lausgeng, wann dei
Büske kloppt worten, dei Fahnenstangen un alles, dat – dat was
eigenartig! Dat – dat kennt me gar nit mehr. Dat kennt me nit
mehr – hiät alles ophoort!
Frage Un dann heffe noch sou’n Fest im Suëmmer – Marie Hiëmmelfahrt, odder Krutwigge – Kriutwigge, as I dat segget. Vertell
git doch do mol en biëttken van!
M. K. Jo, dat was – do mochte me suargen, do leip me van einem
noh’m andern, eis mol de ganzen Kruiter, dat me dei krieg. Un
et mochten Ähren drin, Kornähren. Un – dat was dann sau ne
Lauperigge, dat me dat alle beyeneinkreig, ne. Et konn nit, dat
einer saggte: Ick make dat nit, odder sau. Dat geng nit. Dat war
awwer auk en schoinen Dag. Un wat de eine nit harr, dat harr
de andere. Dann geng me noh’m Nohber un halere sick do en
Kriut, wo’t wat gaffte, oder me geng in’t Feld un sochte do
wat, net – und – et was ne schoinen Dag, muß ich sagen.
Frögger was’t jo auk nau ne Feyerdag. Jetz, dei letzten Johre
wor’t jo immer op en Sunndag verlaggt, ne. Frögger wor’t en
reinen Feyerdag, ne. Dei Bayern het dat jo dündag nau, awwer
– hey is alles afschaffet!
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13. Sprüche
Frage Jo, git het do noch wat van plattdütsche Sprüecke un Utdrücke.
Un dat well vi ouk mol höörn.
Maria Klaholz:
Je mehr me de Katte striepet, je höchter hällt se diän Stiärt.
Use Hiärguatt stuiert de Boime, dat se nit in’n Hiemel wasset.
Bei nit stuakern kann, kann auk nit kuaken.
Wann de Mius saat is, schmecker’t Miäl bitter.
Wann de Kinger klein sind, triät se op’m – iämme op en
Schaut, un wann se grötter sind, op et Hiärte.
Ne Frugge kann mehr iut diär Schüärte iut’m Hiuse driän, ase
ne Mann met’m Wagen infoihern kann.
Et is biäter harre blosen, arre et Miul verbrannt.
Wei viär diär Helle wuhnt, mott sick diän Duiwel tau’m
Frönge hallen.
Bei ne Hucke schlucken well, draff se nit lange anmuilen.
Wei en Wippstiärtken schmitt, diäm geiht et Veih imme Stalle kaputt.
Fisken un Jagen mäket hungerige Magen un nakenigge Blagen.
Sau de Herr, sau’t Gescherr.
Guëtt geströgget is half gefauert.
Kuck viär dick, terügge is mißlick.
All te guëtt is andermanns Hundsfuëtt.
Bei et eiste verniemet, diäm schlärr’t viär’t Hiemet.
Ne sittenden Ees hiät viel te bedenken.
Bei’t Glück hiät, diäm kalwet de Osse.
De Wind wägget wuall räoe Backen, awwer keine dicken Eese.
De Weierde un de Müllers kummet nit in’n Hiemel: Dei einen
giët diän Luien teviel, un dei andern te wennig.
Hei kennt keinen andern Vugel ase ne Katte.
Wei in diär Jugend de Plaug nit hallen well, dei mott se imme
Aller trecken.
Biärg un Dal begiegent iärk nit, awwer de Mensken.
Vamme Friggen:
Bruimens sind keine Männer.
Ne schoinen Mann, ne netten Mann, sett ne opp’n Disk un iet dovan!
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Wann se einmol op’m selwen Küssen laggt het, is et verbey.
Diän Knuaken, diän me hewwen sall, schliepet iämme de Ruie
nit wiäg.
Siewen alle Weywer maket kein jung Miäken gescheit.
De Weywer-Ees trecket mehr äre siewen Ossen.
Et weert einem nit an diär Weige sungen, wat me im Liäwen
alles metmaken mott.
Friggen un Heimaken geschütt viel ümmetsüß.
Dat giet en graut Hiemetopbüärn.
Mannes Mund tiärt bit op diän Grund.
Bei de Wispelten purrt, mott auk leyen, dat se ne stiäket.
Se wöll’t alle wieten, un wann se’t wietet, sind se beschieten.
Mannsluie druwet wuall alles iäten, awwer nit alles wieten.
Man mott dat Noidigste et eiste daun, saggte de Biuer,
do was he in’t Hius gohn un harr de Frugge duarsken.
Biu me de Goise wiehnt, sau gott se.
Wann de Heerens wellt, bringer’t de Schnei.
Wann’t gerecht geiht, geiht de Welt unger.
Wann iut me Schittpott ne Brootpott weert, dann stinket’e.
Ne allen Isel verluiset wuall de Hore, awwer nit seyne Nuppen.
Diän purrt de Wiäldage.
Hei hiät niks in diär Mogge.
Wat do hingerhiär kümmet, schlätt de Hecken kaputt.
Me kann wuall einmol ne Kauh versiupen,
awwer nit jeden Dag en Kalf.
Et giet mehr Behelpers ase Wualliäwers.
Dat is sau iäwen met droigen Feiten dovan afkummen.
Op ne gruawen Kloß höört ne gruawen Keyl.
Hei is hinger Mutters Mausepotte nau nit wiäg wiäsen.
Hei kann keinen Ruef am Eese missen.
Bei werret, well bedreigen.
Ein Johr kann me‘t bey’m Duiwel in diär Hölle iuthallen.
Et Owendes danzen un springen un muarns et Röcksken nit fingen.
Strickeleyse friätet de Luise.
De Finger lang hanteln is biäter as en Handlang arbeien – ne Armlang.
Et is mey op et Buterenge fallen.
27
Hei höört de Floihe hausten.
Wann de Ruie nit schieten härre, härre ’n Hasen fangen.
Do fanget siewen Katten keine Mius mehr inne.
Dei kümmet vamme Höltken op et Stöcksken.
Hei weit diän Dag nit taume Owend te kreygen.
Dat is nau van siewen Schuiern ne Latte.
Kroimeken, springet üäwer’n Tiun.
Küärsken springet üäwer’n Tiun, Kroimeken blitt derviär hangen.
Anebrannt het Feite, Kind, de schmecket seite!
Wiäm dei Kauh höört, dei päcket se beym Stiärt.
Bei sick frauh hänget, mott lange bange maken.
Et Hius verluiset niks.
Dei suiht iut, ase wann’e well gerne un kann nit.
Bei sick nit saat ietet, dei lecket sick auk nit saat.
Dei knakerigen Raa hallet amme längesten.
An de Huase kümmet auk ne Sock.
Hei mott sick ne Katte viär’t Knei bingen.
Wann me wannet, hiät me duarsken.
Diäm is et Fuier all in diär Diär entgiegenkummen.
Et giet Spielluie un Musikanten.
Wiäm de Heier wiägdrieben is, dei kümmet nit wier dobey.
Bo sick de Menske einmol för schüppet, do wahrt’e sick viär.
Hei trecket de Iselhandsken an.
Hei hiät en Seipenbleck op diäm Mauge.
Wei kein Braut schneyen un keinen Besmen instielen kann,
draff nit friggen.
Hei hiät sick de Schuaken am’me afstriepet.
Schnell daun un guëtt daun kümmet selten üäwerein.
En guëtt Schweyn frietet alles.
Viär de Feyerdage gott de Duiwel op Stelten.
Hei hiät wat luien höört un weit nit, bo de Glocken hanget.
Se schmitt met diän Wüarsten no ner Seye Speck.
En Pund Eys un en Schiepel Bükse.
Bo de Katte schlachtet weert, mott se’n Stiärt hallen.
Kleine Blagen het Inket un Fiär imme Eese,
dei schreywet iärk alles op.
28
Biäter imme weyen Felle ase imme engen Biuke.
Meyn Keerl is en Engel, awwer dei Duiwel suipet!
Dat is ungerm eisten Buske nit fangen,
hei lütt met diär Schweyneglocke.
Wann Fuier un Strauh beyneine kümmet, dann briener’t.
Et is en Dingen iut diär Lüchte.
Et hänget keine hundert Johr ne Geldsack un auk keine hundert Johr
ne Biäddelsack viär’m Hiuse.
Wann Karm-Ees niks hiät, Prohl-Ees hiät seyner Liäwen niks.
Vamme Arben gott de besten Piäre kaputt.
En Tuak is biäter ase’n Luak.
Ne sittenden Ees hiät viel te bedenken.
Dat kümmet ärre beym Ossen de Milk.
Hei wässet ase reype Giärste.
Do kümmet et Grummet viär’t Hei.
Hei hiät keinen Kopp un keinen Ees.
Wann de bis met diär Ere beriäken,
dann biste auk van diän Mensken vergiäten.
29
14. Die vierzig Wenkerschen Sätze
Frage Jo, nu sin vi de Feste ouk dörgegohn. Un nu hewwe noch do
op’m Disch liggen de vättig Wenkerschen Sätze. Könn git me
dä mol op Platt vörliäsen?
Maria Klaholz
1. Imme Winter fleiget dei droigen Blaar in diär Luft rümme.
2. Et höört gleyk op te schniggen, dann weert dat Wiär wier
biäter.
3. Dau Kualen in diän Uawen, dat dei Milk balle aan te
kuaken fänget.
4. Dei gurre alle Mann is met diäm Piäre diär’t Eys bruaken
un in dat kalle Water fallen.
5. Hei is viär veier oder säß Wiäken stuarwen.
6. Dat Fuier was te arg, dei Kauken sind jo ungen ganz
schwuart brannt.
7. Hei ietet dei Egger liuter ohne Salt un Piäper.
8. De Feite daut mey wahne weih, ick gloiwe, ick hewwe se
diärlaupen.
9. Ick sin bey diär Frugge wiäsen un hewwe iär saggt, un se
saggte, se wöll’t auk iärer Dochter seggen.
10. Ick well’t auk nit mehr weyer daun.
11. Ick schlohe dick gleyk met diäm Kuakeliepel ümme de
Ohren, diu Ape!
12. Bo geihste henne, soffe met dey gohn?
13. Et sind schlechte Teyen.
14. Meyn leiwe Kind, bliff hey ungen stohn, dei boisen Goise
bitt dick daut.
15. Diu hiäs dündag am meisten lohrt un bis artig wiäsen, diu
drawwes frögger no heime gohn ase dei andern.
16. Diu bis nau nit graut genaug, ümme ne Flaske Weyn
iuttedrinken, diu muß eis nau wassen un grötter weern.
17. Goh, sey sau guëtt, un segg – deyner Süster, et söll dei
Kleier fiär ugge Mömme ferrig näggen un met diär Biärste
reinemaken.
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18. Härres diu ne kannt, dann wör’t anders kummen, un et deh
biäter ümme ne stohn.
19. Wei hiät mey meynen Kuarf met Fleisch stuallen?
20. Hei deh sau, ase härren se ne taume Diärsken bestallt, se
härret awwer selwes dohn.
21. Wiäm hiät hei dei nigge Geschichte vertallt?
22. Me mott harre schriggen, süß versteiht’e us nit.
23. Vey sind meihe un hett Duarst.
24. Bo vey gistern Owend terügge kamen, do laggten dei
Andern all imme Berre un woren faste amme Schlopen.
25. Dei Schnei is düse Nacht bey us leggen bliewen, awwer
düen Muarn is’e schmolten.
26. Hinger usem Hiuse stott drei schoine Appelboimkes met
rauen Äppelkes.
27. Konnt ey nit nau en Augenblick op us wachten? Dann
goffe met ugg.
28. Ey druwet nit sülke Blageriggen dreywen.
29. Use Biärge sind nit hauge, ugge sind viel höchter.
30. Biuviel Pfund Wuarst un biuviel Bräot wollt ey hewwen?
31. Ick verstoh ugg nit, ey mott en bittken härrer spriäken.
32. Hewwe ey kein Stücksken witte Seipe fiär mick op
meynem Diske fungen?
33. Seyn Brauer well sick twei schoine nigge Huiser in uggem
Goren buggen.
34. Dat Woort kam iämme van Hiärten.
35. Dat was recht van ugg.
36. Wat sittet do fiär Vügelkes op diäm Muierken?
37. Dei Biuern harren feyf Ossen un niegen Kögge un twiälf
Schöpkes viär dat Duarp bracht, dei wollen se verkäopen.
38. Dei Luie sin dündag alle biuten op em Felle un mägget.
39. Goh ments, dei briune Ruie dött dey niks.
40. Ick sin met diän Luien üäwer de Wiese in’t Koorn foihert.
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15. Wörterverzeichnis
Anmerkung: Während des Interviews sind zwei Mundarten zu hören,
die Mundart des Fragestellers von Bochum-Langendreer und der
Dialekt der Gesprächspartnerin aus Bestwig-Nuttlar. Die Wörter der
Mundart von Bochum-Langendreer stehen in eckigen Klammern.
A
aan – an / aangriepen – angreifen / ächter – hinter / af – ab /
afgafft – abgegeben / [afgegiëwen – abgegeben] / afhoggen –
abhauen, fällen / afstriepet – abgestreift / all – schon / alle – (der,
die, das ) Alte / Aller – Alter / ällere – (der, die, das) ältere / amme
– am, an dem / angestuaken – angestochen; angesteckt / anmuilen
– (mit offenem Mund) anstarren / [anner – (der, die, das) andere]
anschmiärt – angeschmiert; geneckt / ansteken – (als wir, sie)
ansteckten / anstiäken – anstecken / antrecken – anziehen / Ape –
Affe / Appelboimkes – Apfelbäumchen / arbeien, arben – arbeiten
Arbet – Arbeit / arr – als, wie / [as – als, wie] / [äs mol – einmal]
[Aschedag – Aschermittwoch] / ase – als, wie / auk – auch /
Austerfuier – Osterfeuer / Austern – Ostern / Äxe – Axt
B
balle – bald / Bansen – Stapel / Bauk – Buch / bedreigen –
betrügen / begiegen – begegnen / behallen – behalten / Behelper –
armer Mensch, der sich „behelfen“ muß / [behollen – behalten]
bei – wer / [beliäwen – erleben] / beriäken – „zugerecht“ von:
rechen, hier: mit Erde bedeckt / Berre – Bett / beschieten –
übervorteilt / beschuaten – beschossen / Besmen – Besen / bestallt
– bestellt / bestemmt – bestimmt / [besunners – besonders] / bey –
bei / beyenein – beieinander, zusammen / beyeneinkreig – (als ich,
er, sie, es) zusammenbekam / [bi – bei] / Biäddelsack – Bettelsack
biän – beten / Biärg – Berg / Biärste – Bürste / biäter – besser
[biëttken – bißchen] / [binäin – beieinander, zusammen] / bingen –
binden / bis – (du) bist / bit – bis / bitt – (er, sie, es) beißt / biu –
wie / Biuer – Bauer / Biuernhuiser – Bauernhäuser / Biuk – Bauch
biuten – draußen / biuviel – wieviel / Blaar – Blätter / Blage –
Kind / Blageriggen – Kindereien / blauß – bloß, nur / bleywen –
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bleiben / bliewen – geblieben / bliff! – bleib! / blitt – (er, sie, es)
bleibt / blosen – blasen / [blouß – bloß, nur] / bo – wo / Boime –
Bäume / Brauer – Bruder / Braut – Brot / brengen – bringen
Breylen – Brilon (Ortsname) / briener’t – brennt es / briënnt – (er,
sie, es) brennt / Briuk – Brauch / briuken – brauchen / briun –
braun / Brootpott – Brattopf / bruaken – gebrochen / brüeke ve –
bräuchten wir / Bruimen – Bräutigam / [Brüke – Bräuche]
[brüklick – gebräuchlich] / Buagen – Bogen / buggen – bauen
Bükse – Hose / Busk – Busch / Büske – Büsche / Buterenge – hier:
es ist mir auf die Butterseite gefallen
C
Cobbenroo – Cobbenrode (Ortsname)
D
[dä – der, die] / Dag – Tag / Dal – Tal / Dänne – Tanne / datselwe
– dasselbe / daun – tun / daut – tot / dei – der, die / denne – her,
weg / dergieger – dagegen / derviär – davor / [desölwige – derselbe] / dey – dir / deyn – dein / diäm – dem / diän – den / diännen
– denen / diär – durch / Diär – Tür / diärlaupen – durchgelaufen
Diärpskes – kleine Dörfer / diärsken – dreschen / diär’t – durch
das / diärwer – derber / [Disch], Disk – Tisch / diu – du / do – da
dobey – dabei / Dochter – Tochter / [dodrüäwer – darüber] /
dofiär – dafür / dohn – getan / [döhn – (wir, sie) täten, (ihr) tätet]
domet – damit / domols – damals / [dörgegohn – durchgegangen]
dött – (er, sie, es) tut / dovan – davon / doviär – davor / dowiäsen
– dagewesen / draan – dran, daran / draff – (ich, er, sie, es) darf
drawwes – (du) darfst / Dreiküennings-Singen – Dreikönigssingen
dreywen – treiben / driän – tragen / [droff – (ich, er, sie, es)
durfte] / droffte – durfte / droige – trocken / drop – drauf, darauf
[drüäwer – darüber] / [drüm] drümme – drum, darum / drüwer –
darüber / druwet – (wir, sie) dürfen, (ihr) dürft / Duarp – Dorf
Düärper – Dörfer / duarsken – gedroschen / Duarst – Durst / düen,
dün – diesen / düendag – heute / düse [düese] – dieser, diese] /
düet, düset – dieses / duier – teuer / Duiwel – Teufel
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E
[eck – ich] / [eeste – erster, erste] / Ees – Hintern / Egger – Eier
eint, einte – eins / eis – erst / eiste – erster, erste / Ellern – Eltern
em – ihm / em – dem / en – ihn / en – den / Enge – Ende / engen –
enden / ennen – einen / erliäwen – erleben / Esseler – Bewohner
von Eslohe / et – es / ey – ihr / Eys – Eis
F
Faste – Fastenzeit / faste – fest / fastere – (ich, er, sie, es) fastete
fauhert – gefahren / Feite – Füße / fell – (ich, er, sie, es) fiel / Felle
– (auf dem) Felde / feng – (ich, er, sie, es) fing / ferrig – fertig
feststallt – festgestellt / Feyerdag – Feiertag / feyern – feiern / feyf
– fünf / fiär – für / Fiär – Feder / fiär’t – für das / [fiefte – fünfte]
[fierlick – feierlich] / fingen – finden / fisken – fischen / Flaske –
Flasche / fleigen – fliegen / Floihe – Flöhe / fluagen – geflogen
födder – weiter / foihern – fahren, führen / foort – sofort / [för –
für] / friäten – fressen / frietet – (er, sie, es) frißt / friggen – freien,
Freundschaft schließen / fröggen – freuen / frögger – früher
fröggere – (ich, er, sie, es) freute / Frönge – Freunde / [früemd –
fremd] / Frugge – Frau / Fuier – Feuer / fungen – gefunden
G
gafft – gegeben / gaffte – (ich, er, sie, es) gab / [gedohn – getan]
Gedöönze – Getue / [geduert – gedauert] / gefauert – gefüttert
[gehat – gehabt] / geihste – gehst du / geiht – (er, sie, es) geht
[gekriëgen – gekriegt, bekommen] / [gelährt – gelernt; gelehrt]
gelt – (er, sie, es) gilt / [gemocht – gemocht; gemußt] / genaug –
genug / geng – (ich, er, sie, es) ging / geschütt – geschieht / getz –
jetzt / [gewiäst – gewesen] / [geworn – geworden] / giäten –
gegessen / [giëden – jeden] / giëtt, giër’et – gibt es / giet – (er, sie,
es) gibt / [giëtt – (er, sie, es) gibt] / gistern – gestern / [git – ihr,
Sie] / gleyk – gleich, sofort / gloiwen – glauben / [goffe – gehen
wir] / gohn – gehen / Goise – Gänse / [gong – ging] / gonn –
gegangen / Goren – Garten / gott – (wir, sie) gehen, (ihr) geht,
Geht! / graut – groß / grötter – größer / [grout – groß] / gruawe –
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(der, die, das) grobe / Grummet – zweite Heumahd / guëtt – gut /
gurre – gute
H
haalt – geholt / [hadden – hatten] / halen – holen / hallen – halten
halwe – halbe / hangen – hängen / harr’n se – hatten sie / harre –
hatte / härre – hätte / hauge – hoch / Haupen – Haufen / hausten –
husten / [he – er] / Heer – Herr / heffe – haben wir / hei – er /
Heier – Hüter, Hirt / Heimaken – Heumachen / heime – nach
Hause / Helle – Hölle / [hen – hin] / henn – haben / henne – hin /
hen woll – (wo er, sie, es) hin wollte / Herens – Herren / hernoh –
nachher / het – (wir, sie) haben, (ihr) habt / hett – (er, sie, es)
heißt / hewwen – haben / hey – hier / hiär – her / Hiärte – Herz
Hiärwest – Herbst / hiäs – (du) hast / hiät – (er, sie, es) hat /
Hiemel – Himmel / Hiemet – Hemd / Hiemetopbüärn – Hemdhochheben / [hiëtt – (er, sie, es) hat] / [hillig – heilig] / hingen –
hinten / hinger – hinter / hingerhiär – hinterher / hingerhiär-laupen
– hinterherlaufen / hingernoh – nachher / Hiupen – Haufen / Hius
– Haus / höchter – höher / hoggte – (er, sie, es) haute, schlug /
Holt – Holz / Höltken – kleiner Wald / Hoore – Haare / hoort –
gehört / hoorte – (ich, er, sie, es) hörte / huallen – holen / Huase –
Strumpf / Hucke – Kröte / Huiser – Häuser / Hundsfuëtt –
Hundsfott (Schimpfwort) / [hüngern – hungern] / [Hus – Haus]
I
iämme – ihm / iän – ihn / iär – ihr / iärgern – ärgern / iärk – sich
(Pl.) / iäten – essen / iäwen – eben / [Ies – Eis] / ietet – (er, sie, es)
ißt / imme – in dem, im / infoihern – einfahren / ingesungen –
eingesungen / ink – euch, Ihnen, Sie / inke – euer, Ihr / Inket –
Tinte / Isel – Esel / Iselhandsken – Eselshandschuhe / iut – aus
iutdrücken – ausdrücken / iutgeloten – ausgelassen / iuthallen –
aushalten / iutniämmen – ausnehmen / iutschleyken – sich
herausstehlen, ~schleichen / iuttedrinken – auszutrinken
J
jau – ja / Johr – Jahr
35
K
Kalf – Kalb / kalle – (der) kalte / kalwen – kalben / Karm-Ees –
einer, der ständig klagt / Katte – Katze / Kauh – Kuh / Kauken –
Kuchen / [Keihe – Kühe] / kem – (ich, er, sie, es) käme / Keyl –
Kittel / Kiärke – Kirche / Kinger – Kinder / kitt – (er, sie, es)
kriegt, bekommt / kläppen – klappern / Kläpperken – Glockenersatz an den Kartagen / kläppern – klappern / Kleier – Kleider,
Kleidung / klender – kleiner / Klogges – Nikolaus / [Kloos –
Nikolaus] / knakerig – knarrend / Knei – Knie / Knuaken –
Knochen / Kögge – Kühe / [komen – (wir, sie) kamen, (ihr) kamt]
konn – konnte / könn – könnte / konnen – konnten / konnt –
gekonnt / Koren – Korn / [kräig – (ich, er, sie, es) kriegte] / kreig –
(ich, er, sie, es) kriegte, bekam / Kreyg – Krieg / kreygen –
kriegen, bekommen / kriegen – (wir, sie) kriegten, (ihr) kriegtet,
bekamt / Kriut – Kraut / Kriutwigge – Krautweihe zu Mariä
Himmelfahrt / Kroimeken – kleine Krume / Kruiter – Kräuter
Kruizwiäg – Kreuzweg / Kuakeliepel – Kochlöffel / kuaken –
kochen / Kuarf – Korb / Küärsken – Krümel, kleine Kruste
Küennig – König / [küern – reden, sprechen] / kuiern – reden,
sprechen / kümmer’t – kommt es / Kummijaun [Kummijoune] –
Kommunion / Küssen – Kissen
L
[läge – schlimm] / laggt – gelegt; gelegen / laggte – (ich, er, sie,
es) legte; lag / [lährn – lehren, lernen] / lätt – (er, sie, es) läßt
laupen – laufen / Lauperigge – Lauferei / laus – los, nicht
gebunden / lausgeng – (als es) losging / leggen – legen; liegen
Leid – Lied / Leier – Lieder / leip – (ich, er, sie, es) lief / leit –
(ich, er, sie, es ließ / leiwe – liebe / leßte – letzte / leyen - leiden
Liäwen – Leben / [liggen – liegen] / liuter – immer / Lockfuier –
Lockfeuer / lohrt – gelernt, gelehrt / loisen – lösen / loten – lassen
[Lü – Leute] / Lüchte – Lampe, Leuchte / Luie – Leute / luien –
läuten / lutt – (er, sie, es) lautet / lutt – geläutet
36
M
mäggen – mähen / maken – machen / Mannsluie – Männer /
Mauge – Ärmel / Mausepott – Topf mit Mus / me – ihm / me – man
meihe – müde / ments – nur, bloß / Mese – (im) Hintern / met –
mit / [metbeliäwen – miterleben] / metdaun – mitmachen / metgohn – mitgehen / metkriegen – mitbekommen / metmacht –
mitgemacht / mey – mir / meyn – mein / [mi – mir] / Miäken –
Mädchen / Miäl – Mehl / mick – mich / Miëlk – Milch / Misse –
kathol. Messe / missen – vermissen, auf etwas verzichten / Miul –
Mund, Maul / Mius – Maus / [moch – mochte, mußte] / mochte –
mochte, mußte / möchte – möchte, müßte / Mogge – Ärmel /
Mömme – Mutter / [Moor – Mutter] / mott – (ich, er, sie, es) muß
Muarn – Morgen / muarns – morgens / Muierken – Mäuerchen
[Müler – Münder, Mäuler] / [Mus – Maus]
N
nachtes – nachts / näggen – nähen / nakenig – nackt / nammiddags
– nachmittags / nat – naß / nau – noch / Naut – Not / ne – ihn / ne
– den / nei – nein / niämmen – nehmen / niegen – neun / niegenteihnhundertveierntwintig – neunzehnhundertvierundzwanzig
niegente – neunte / Niejohr – Neujahr / niemet – (er, sie, es)
nimmt / [niëmmt – (er, sie, es) nimmt] / nigge – neu / no – nach
nohiär – nachher / noh – nah / Nohber – Nachbar / nohberschopsweyse – nachbarschaftsweise / nohiär – nachher / noidigste
– (der) nötigste / [nömmt – er, sie, es nennt] / nu – nun, jetzt
Nuppen – Flausen, dummes Zeug
O
[olle – (der) alte] / op – auf / opdeilen – aufteilen / Opgabe –
Aufgabe / ophöörn – aufhören / ophoort – aufgehört / ophuawen –
aufgehoben / oplaan – aufladen / oppassen – aufpassen / oppe –
auf; erschöpft / opschreywen – aufschreiben / opschriewen –
aufgeschrieben / opsetten – aufsetzen / Osse – Ochse / [ouk –
auch] / [Ousterfüer – Osterfeuer] / [Oustern – Ostern] / Owend –
Abend / owendes – abends / [owwer – aber]
37
P
Piäper – Pfeffer / Piäre – Pferde / Plaug – Pflug / poor – paar
Pöste – Pfosten (Pl.) / Prohl-Ees – Prahlhans, Angeber / purren –
necken, ärgern
R
Raa – Räder / raue – rote / riätten – retten / reinemaken – sauber
machen / reype – reif / riut – raus / ropper – hinauf / roppergohn –
hinaufgehen / Roum – Rom (Ortsname) / Ruef – Wundschorf
Rugge – Ruhe / Ruie – Hund / [rüm – herum, umher] / rümme –
herum, umher / rümmeleip – (als er) herumlief, umherlief / [rut –
raus]
S
saat – satt / Sake – Sache / sall – ich, er, sie, es soll / Salt – Salz /
säß – sechs / sässe – sechs (betont) / satt – ich, er, sie, es saß
saufoort – sofort / sau‘n – so ein, solch / sauwat – so etwas
schängen – schimpfen / [schännen – schimpfen] / Schaule – Schule
Schaut – Schoß / Schiepel – Scheffel (Getreidemaß) / schieten –
geschissen / schlärr’t – schlägt es / schlätt – (er, sie, es) schlägt
schliepen – schleppen / schlohn – schlagen / schlopen – schlafen
schmecker’t – schmeckt es / schmitt – (er, sie, es) wirft, schmeißt
Schnei – Schnee / schneyen – schneiden / schniggen – schneien
schoin – schön / Schöpkes – kleine Schafe / [Schoule – Schule]
[Schoulmisse – Schulmesse] / [Schoultied – Schulzeit] / schreywen
– schreiben / schriewen – geschrieben / schriggen – schreien
Schuaken – Oberschenkel; Bein / Schüärte – Schürze / Schuiern –
Scheune / sick schüppet – sich anstößt / schwatt – schwarz
Schweyn – Schwein / [schwiëgen – (wir, sie) schwiegen, (ihr)
schwiegt] / schwuart – schwarz / se – sie / segget – sagen / seihn –
sehen / Seipe – Seife / Seipenbleck – Seifenfleck / seite – süß
selwer, selwes – selbst / seßte – (der) sechste / setten – setzen /
Seye – Seite (Speck) / seyn – sein / [sien – sein] / siewen – sieben /
sin – (ich) bin / sitten – sitzen / sochte – (ich, er, sie, es) suchte
soffe – sollen wir / soll – (ich, er, sie, es) sollte / Sosdag – Samstag
[soun – so ein, solch] / [söwwes – selbst] / spiärn – spüren
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Spielluie – Spielleute / Spielsaken – Spielsachen / spriäken –
sprechen / Sproke – Sprache / spuart – gespürt / staken – (wir, sie)
steckten, (ihr) stecktet / Steern – Stern / steken – (wir, sie) stachen,
steckten, (ihr) stecktet / Stelten – Stelzen / stiäken – stechen,
stecken / Stiärt – Schwanz / stohn – stehen / stott – (wir, sie)
stehen, (ihr) steht / Strauh – Stroh / striepen – streicheln / Strofe –
Strafe / ströggen – streuen / Strote – Straße / stuakern – stochern
stuallen – gestohlen / stuarwen – gestorben / stuiern – steuern,
lenken / Stundengebiät – Stundengebet / Suëmmer – Sommer /
suiht – (er, sie,es) sieht / suipet – (er, sie, es) säuft / Suldote –
Soldat / sülke – solche / Sunnenvuëgel – Schmetterling / Sünte –
Heilig (vor dem Namen) / süß – sonst / Süster – Schwester
T
tau – zu / taume, taum – zu dem, zum / te – zu / tefriän – zufrieden
terheim – zu Hause / terügge – zurück / tesammen – zusammen
testanne – zustande / teviel – zuviel / Teyen – Zeiten / Teyt – Zeit
Tiähne – Zähne / tiären - zehren / [Tied – Zeit] / [tiëmmlick –
ziemlich] / Tiun – Zaun / Töppe – Äste, Spitzen / trecken – ziehen
triän – treten / trügge – zurück / Tuak – flüchtig geflickte Stelle
twei – zwei / twerre – (der) zweite / twiälf, twiälwe – zwölf
U
uaben – oben / Uawen – Ofen / üäwer – über / ugg – euch, Ihnen,
Sie / ugge – euer, Ihr / [üm – um] / [Ümgiëgend – Umgebung
ümme – um / [ümmer – immer] / ümmetrocken – umgezogen
ümmetsüß – umsonst / ungen – unten / unger – unter / sick
ungerhellen – sich unterhielten / Ungerscheid – Unterschied
unweys – un’weise‘, verrückt / us – uns / use – unser, unsere / [ut
– aus] / [utgesocht – ausgesucht] / [utgestoacken – ausgestochen]
V
vaken – oft / vam, vamme – von dem, vom / van – von / [vandage –
heute] / vättig – vierzig / ve – wir / veier – vier / Veih – Vieh
verbey – vorbei / verdeilt – verteilt / verdeinen – verdienen
vergiäten – vergessen / verkaupen – verkaufen / verlaggt – verlegt
39
[verloupen – verlaufen] / verluiset – (er, sie, es) verliert /
verniemet – (er, sie, es) hört, vernimmt / [verschiën – verschieden]
versiupen – versaufen / versteihte – versteht er / verstohn –
verstehen / vertallt – erzählt / vertellen – erzählen / vey – wir / [vi
– wir] / viär – vor / Viärfuier – „Vorfeuer” / viärhiär – vorher
villichte – vielleicht / [vörhiär – vorher] / [vörliäsen – vorlesen]
[vörmiddags – vormittags] / [vüell – viel] / Vugel – Vogel
Vügelkes – Vögelchen (Pl.) / vull – voll
W
wachten – warten / wäggen – wehen / wahne – sehr / wall – wohl
wann, wam’me – wenn, wenn man / wannen – die Spreu vom Korn
trennen / was – (ich, er, sie, es) war / wassen – wachsen / wässet –
(er, sie, es) wächst / Water – Wasser / weern – werden / wei – wer
Weierde – Wirte / weiert – er, sie, es wird / Weige – Wiege / weih
– weh / weir‘ick – weiß ich / weit – (ich, er, sie, es) weiß / well –
(ich, er, sie, es) will / wellt – (wir, sie) wollen, (ihr) wollt / werren
– wetten / weyen – (den) weiten / weyer – wieder / Weyle – Weile
Weyn – Wein / Weywer – Weiber / Weywer-Ees – Frauenhintern
wiäg – weg / wiägdrieben – weggetrieben / wiägstuallen – weggestohlen / Wiäke – Woche / wiäkenlang – wochenlang / Wiäldage
– Übermut, „Wohl“-tage / Wiär – Wetter / wiäsen – gewesen
[widdergohn – weitergehen] / [widderlaupen – weiterlaufen]
wiehnt – gewöhnt / Wiehwater – Weihwasser / wiëlk – welch /
[wier - wieder] / wieten – wissen / Wippstiärtken – Bachstelze
Wirtskop – Wirtschaft / Wispelte – Wespe / witt – weiß / wohiär –
woher / woll – (ich, er, sie, es) wollte / wollt – gewollt / [wor –
(ich, er, sie, es) wurde] / [wör – ich, er, sie, es würde] / worn –
geworden / worte – (ich, er, sie, es) wurde / wörte – ich, er, sie, es
würde / [wu – wie] / wuall – wohl / Wualliäwers – Wohl’lebender’, Begüterter / Wuarst – Wurst / Wüärste – Würste / wuat
– etwas / wuhnen – wohnen / [wusou – wieso] / wußt – gewußt
[wuvüelle – wieviele]
40
16. Das Wichtigste aus der Sprachlehre
Die Grammatik der hochdeutschen Schriftsprache und die der
plattdeutschen Dialekte haben vieles gemeinsam; es gibt aber einige
gravierende Unterschiede.
1. Kasus
Der 2. Fall (Genitiv) existiert nicht mehr. „Die Mütze meines
Bruders“ lautet in der Nuttlarer Mundart: „Dei Müske van meynem
Brauer“ oder: „Meynem Brauer seyne Müske.“
2. Personalpronomen
Singular
Plural
m. f.
n.
Nom. iëck, ick
diu
hei sei
et
Dat.
mey
dey
iäm iär
iäm
Akk.
miëck
diëck iän sei
et
Iëck ist die betonte, ick die unbetonte Form.
vey
uës
uës
ey
ugg
ugg
sei
iär
sei
3. Reflexivpronomen
In vielen sauerländischen Dialekten stellt dieses Pronomen eine
Besonderheit dar. Während das entsprechende schriftsprachliche sich
indeklinabel ist, werden in der Mundart zwei Kasus, Dativ und
Akkusativ, unterschieden, ebenso auch Singular und Plural.
Dativ, 3.Fall
Akkusativ, 4.Fall
Singular
sey
siëck
Plural
iärk
iärk
Sg. Dativ
Hei wasket sey dei Hänge.
Sg. Akkusativ Hei dregget siëck ümme.
Er wäscht sich die Hände.
Er dreht sich um.
Pl. Dativ
Dei Luie wasket iärk dei Hänge.
Die Leute waschen sich die Hände.
Pl. Akkusativ Dei Luie dregget iärk ümme. Die Leute drehen sich um.
41
4. Verbum
Eine Besonderheit beim Verbum ist die Konjugation des Plurals (die
Beugung der Mehrzahl). Im Hochdeutschen hat der Plural mehrere
Endungen. Wir sprechen in der Gegenwart, wir sprachen in der
Vergangenheit, ebenso sie sprechen und sie sprachen. Bei „ihr“ lautet
der Ausgang auf –t: ihr sprecht in der Gegenwart und ihr spracht in
der Vergangenheit. – Im Nuttlarer Platt geht der Plural in der
Gegenwart (Präsens) auf –t aus: vey spriäket, ey spriäket, sei spriäket,
in Vergangenheit (Präteritum) auf –n: vey spraken, ey spraken, sei
spraken.
Im Präsens wechselt bei vielen Verben der Stammvokal, wie das
folgende Beispiel zeigt: Die Formen diu ruikes‚ ‚du riechst’ und hei
(sei, et) ruiket, er, (sie, es)’ riecht’ haben ui im Stamm, in den übrigen
Formen des Präsens steht als Stammvokal iu. In der Schriftsprache
kommt Entsprechendes nicht so häufig vor wie im Plattdeutschen, so
etwa beim Verb nehmen: du nimmst, er nimmt – ich nehme, wir
nehmen, ihr nehmt, sie nehmen.
Es folgt eine Übersicht über die Konjugation der Verben seyn ‚sein’,
hewwen ‚haben’, geiten ‚gießen’ und kuaken ‚kochen’.
Das Verbum seyn ‚sein’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
sin
bis
is
is
is
sind
sind
sind
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
42
Präteritum
Indikativ
iëck, ick,
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
seyn
wiäst
was
wörs
was
was
was
wören
wören
wören
Konjunktiv
iëck, ick wör
diu
wörs
hei
wör
sei
wör
et
wör
vey
wören
ey
wören
sei
wören
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
sey
seyd
Das Verbum hewwen ‚haben’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
hewwe
hiäs
hiät
hiät
hiät
het
het
het
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
hewwen
hat
harre
harres
harre
harre
harre
harren
harren
harren
Konjunktiv
iëck, ick härre
diu
härres
hei
härre
sei
härre
et
härre
vey
härren
ey
härren
sei
härren
Imperativ Sg. hewwe
Imperativ Pl. het
Das Verbum geiten ‚gießen’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
geite
gütts
gütt
gütt
gütt
geitet
geitet
geitet
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
geiten
guaten
guat
guates
guat
guat
guat
guaten
guaten
guaten
Konjunktiv
iëck, ick güäte
diu
güätes
hei
güäte
sei
güäte
et
güäte
vey
güäten
ey
güäten
sei
güäten
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
guit
geitet
43
Das Verbum kuaken ‚kochen’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
kuake
kuakes
kuaket
kuaket
kuakent
kuakent
kuakent
kuakent
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick kuakere
diu
kuakeres
hei
kuakere
sei
kuakere
et
kuakere
vey
kuakeren
ey
kuakeren
sei
kuakeren
kuaken
kuaket
Konjunktiv
iëck, ick kuakere
diu
kuakeres
hei
kuakere
sei
kuakere
et
kuakere
vey
kuakeren
ey
kuakeren
sei
kuakeren
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
kuak
kuaket
Weitere unregelmäßige Verben
Zur Futurbildung im Plattdeutschen: Die Verben weern ‚werden’ und
söllen ‚sollen’
Im Hochdeutschen wird das Verb werden auch zur Bildung des Futurs
gebraucht. Im Plattdeutschen war dies ursprünglich nicht der Fall. Das
Futur wird durch das einfache Präsens wiedergegen: Moren kümmet
hei un ginne Wiäke auk nau. „Morgen wird er kommen und nächste
Woche auch noch.“ Oder es wird als Hilfsverb söllen ‚sollen’
verwendet: Dei Paul, dei sall doch eis moren kummen. „Der Paul wird
doch erst morgen kommen.“ Dazu eine Parallele aus dem Englischen:
Im älteren Englischen geschah die Futurbildung mit shall ‚sollen’,
heute mit will ‚wollen’.
Heute ist es auch möglich zu sagen: Dei Paul weert doch eis moren
kummen. Dies ist aber Einfluß der hochdeutschen Schriftsprache.
Echtes Platt sind diese Konstruktionen: Dei Paul, dei kümmet doch eis
moren. / Dei Paul, dei sall doch eis moren kummen.
44
Hier zunächst die Formen des Verbs weern ‚werden’.
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
weer
weers
weert
weert
weert
weert
weert
weert
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick worte
diu
wortes
hei
worte
sei
worte
et
worte
vey
worten
ey
worten
sei
worten
weern
woren
Konjunktiv
iëck, ick wörte
diu
wörtes
hei
wörte
sei
wörte
et
wörte
vey
wörten
ey
wörten
sei
wörten
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
weer
weert
Es folgen die Formen des Verbs söllen ‚sollen’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
sall
saß
sall
sall
sall
sollt
sollt
sollt
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick soll
diu
solls
hei
soll
sei
soll
et
soll
vey
sollen
ey
sollen
sei
sollen
söllen
sollt
Konjunktiv
iëck, ick söll
diu
sölls
hei
söll
sei
söll
et
söll
vey
söllen
ey
söllen
sei
söllen
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
diu saß
ey sollt
Die Verben meiten ‚müssen’ und mügen ‚mögen’
Das Verb meiten ‚müssen’ stellt insofern etwas Besonderes dar, als es
seine eigenen Formen für das Präteritum (für die Vergangenheit)
verloren hat. Dafür sind die Vergangenheitsformen des Verbs müegen
45
‚mögen’ eingetreten, die nun für beide Verben das Präteritum bilden.
Ob nun ‚mögen’ oder ‚müssen’ gemeint ist, geht aus dem Kontext
hervor, in dem die jeweiligen Formen stehen.
Die Formen von meiten ‚müssen’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
mott
moss
mott
mott
mott
mott
mott
mott
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
meiten
mocht
mochte
mochtes
mochte
mochte
mochte
mochten
mochten
mochten
Konjunktiv
iëck, ick möchte
diu
möchtes
hei
möchte
sei
möchte
et
möchte
vey
möchten
ey
möchten
sei
möchten
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
-
Die Formen von müegen ‚mögen’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
magg
magges
magg
magg
magg
muget
muget
muget
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
46
Präteritum
Indikativ
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
müegen
mocht
mochte
mochtes
mochte
mochte
mochte
mochten
mochten
mochten
Konjunktiv
iëck, ick möchte
diu
möchtes
hei
möchte
sei
möchte
et
möchte
vey
möchten
ey
möchten
sei
möchten
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
-
Das Verbum daun ‚tun’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
dau
döss
dött
dött
dött
daut
daut
daut
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
daun
dohn
deh
dehs
deh
deh
deh
dehn
dehn
dehn
Konjunktiv
iëck, ick deh
diu
dehs
hei
deh
sei
deh
et
deh
vey
dehn
ey
dehn
sei
dehn
Imperativ Sg. dau
Imperativ Pl. daut
Das Verbum wieten ‚wissen’
Präsens
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
weit
weiß
weit
weit
weit
wietet
wietet
wietet
Infinitiv:
Partizip Präteriti:
Präteritum
Indikativ
iëck, ick
diu
hei
sei
et
vey
ey
sei
wieten
wußt
wußte
wußtes
wußte
wußte
wußte
wußten
wußten
wußten
Konjunktiv
iëck,ick wüßte
diu
wüßtes
hei
wüßte
sei
wüßte
et
wüßte
vey
wüßten
ey
wüßten
sei
wüßten
Imperativ Sg.
Imperativ Pl.
wiete
wietet
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CD-Titelverzeichnis
Seite Zeit
1. Plattdeutsch in der Jugend
09
2:30
2. Schulzeit
10
3:30
3. Erstkommunion
12
1:30
4. Nach der Schulentlassung
12
3:25
5. Plattdeutsche Aktivitäten
14
4:13
6. Leben in und nach dem Krieg
16
2:42
7. Nikolaus
17
2:44
8. Weihnachten und Neujahr
19
2:45
9. Dreikönigstag
20
2:07
10. Frühjahrsbrauch
21
0:44
11. Fastenzeit und Ostern
22
4:11
12. Die Zeit nach Ostern
24
3:56
13. Sprüche
26
7:20
14. Die 40 Wenkerschen Sätze
30
4:18
48