NORWEGIAN GETAWAY°Karibik
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NORWEGIAN GETAWAY°Karibik
Norwegian Getaway° Karibik Miamis neue Muse Die Norwegian Getaway ist das neue Flaggschiff von Norwegian Cruise Line. Ein Resort-Schiff mit Top-Entertainment und vielen Angeboten für Freestyle Cruising auf höchstem Niveau. Sie bereist ab Miami jeweils sieben Tage die östliche Karibik. Auslauf mit Ausblick: Die Norwegian Getaway verlässt ihren Heimathafen in Florida auf dem Weg in die Karibik. 54 °azur.de 3/2014 3/2014 azur.de 55 ° Norwegian Getaway° Karibik Kaum zu glauben, aber es gibt auch Historie im Dutyfree-Paradies St. Thomas: Ein Stadtspaziergang führt in Charlotte Amalie über 99 Stufen hinauf zum Blackbeard‘s Castle. Probieren Sie den GuavabeerenLikör aus Sint Maarten. Die Guavabeere gedeiht nur auf dieser Insel. 56 °azur.de 3/2014 Magens Bay auf St. Thomas soll zu den zehn schönsten Stränden weltweit gehören. Ganz genau! In Charlotte Amalie liegen wunderschöne Kolonialhäuser im dänischen Stil entlang der „99 Stufen“-Treppe. Für die Besucher stehen sie zur Besichtigung offen. Charlotte Amalie – ein charmanter Ort mit Karibik-Flair. 3/2014 azur.de 57 ° Straßenmusikant im Hafen von Nassau. Da kann schon einiges an Kleingeld zusammenkommen – bei Tausenden von Kreuzfahrtgästen täglich. Norwegian Getaway° Karibik Pelikane im Paradies: Sie scheinen sich an die badenden Besucher gewöhnt zu haben und jagen seelenruhig weiter nach Fischfutter. Hier verlassen Sie den niederländischen Teil von Sint Maarten und kommen in den französischen. Rosa ist die vorherrschende Farbe auf den Bahamas. Auch das Governor’s House ist in Pastelltönen angestrichen. Die Sharkeez-Bar an der Waterfront von Nassau – der Weg in die nächste Kneipe ist für manchen Kreuzfahrer nicht weit. Die Top-Location für jeglichen Irrsinn von Wassersport: der Orient Beach im französischen Teil von St. Martin. 58 °azur.de 3/2014 3/2014 azur.de 59 ° Norwegian Getaway° Karibik 60 °azur.de 3/2014 gen Angler-Trophäe in Form eines künstlichen Marlins versetzt mit einem Daiquiri auf dem Tresen in das Key West eines Hemingway. Sieben Tage „Miami on Sea“ warten auf mich auf dieser Kreuzfahrt nach Sint Maarten, St. Thomas und Nassau. Drei Seetage bieten ausreichend Zeit, das Schiff zu erleben. Einen kulturellen Schwerpunkt erkenne (und höre) ich auf Anhieb. Weißgesichter-Amis, dunkelhäutige Hispano-Amerikaner und noch dunklere Exil-Kubaner kreieren ein Sprachen-Cocktail aus Englisch und Spanisch. Klar, die Zielgruppe sind hier jene Gäste, die aus der Region mal schnell auf die beliebten Karibik-Inseln wollen. Europäer bilden eindeutig die Minderheit, wir Deutsche zählen gerade mal zwei Dutzend. Was nicht heißt, dass unsereins vernachlässigt wird: Ich erhalte mein Tagesprogramm auf Deutsch, das iTV bietet einen deutschen Kanal, und Gästebetreuerin Gabriele lädt zum „DeutschTreff“ gleich am ersten Tag. Nach einem traumhaften Auslauf aus Miami bei sonnigen 25 Grad und lauem Wind auf dem Sonnendeck ist die Stimmung wie das Publikum – temperamentvoll, ausgelassen, heiter und fröhlich-lautstark. Die wenigsten Gäste hatten eine lange, ermüdende Anreise, stürzen sich voller Elan ins Abenteuer – an die Bars, in den Pool, ans Buffet oder an die Slot Machines. Nur wenige Stunden nach dem Ablegen macht das Casino Las Vegas dem Atlantic City Konkurrenz und gleicht einer Spielhölle. Die hier erlaubte Qualmerei wirkt auf Nichtraucher schon etwas erschreckend. Im Theater erwartet mich eine Welcome-Show, die in einem kurzweiligen Potpourri einen guten Überblick über das Unterhaltungsangebot der nächsten Tage präsentiert. Natürlich ist auch das Entertainment dem Motto des Schiffes angelehnt: Heiße Samba-Rhythmen, prickelnde Salsa-Beats, rassige Rumba-Klänge beherrschen die Latino-Show „Burn the Floor“. Die rasant getanzte Kostprobe macht Laune auf mehr. Am zweiten Seetag will ich mir dieses Event anschauen. Dafür muss ich, wie für alle Shows, einen Platz reservieren. Das geht auf drei Wegen: konventionell über den Gäste-ServiceSchalter, zeitgemäß und Zeit sparend in der Kabine am iTV oder über die interaktiven Kioske, die an mehreren Orten platziert sind. So lassen sich übrigens auch Ausflüge, Restauranttische und Spa-Termine reservieren. Die Stand-up-Comedy der Levity Entertainment Group, mit der Norwegian Cruise Line eine Kooperation eingegangen ist, ist erstklassig, obwohl es keine Schande ist zuzugeben, dass einem Nicht-Muttersprachler hier einiges an Wortwitz durchrutscht. Die Termine dieser Show kann ich mir auf meinem Wochen-Terminplan streichen. Dafür freue ich mich auf das Top-Event: das Broadway-Musical „Legally Blonde“, dessen Story angelehnt ist an die des gleichnamigen Films. Wie die Norwegian Breakaway hat die Norwegian Getaway ihr eigenes Musical, das vier Mal pro Kreuzfahrt aufgeführt wird. Nur Royal Caribbean International und Norwegian Cruise Line bieten übrigens eine komplette Musical-Show an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Original Jazz- und Latino-Klänge statt Blues auf der Norwegian Breakaway hallen allabendlich durch den MusikClub The Grammy Experience. Auch da werde ich mich sicher einen Abend unterhalten lassen. Zwei Seetage sind es bis Philipsburg, der Hauptstadt des niederländischen Sint Maarten, das sich mit seinen französischen Nachbarn St. Martin die Antillen-Insel teilt. Das kleinste Eiland weltweit übrigens, auf dem zwei Nationalitäten ganz friedlich nebeneinander leben. Die Amis lieben es als Steuer- und damit ShoppingParadies, weshalb es sogar Einkaufsberater an Bord gibt, die die besten Juweliere gemeinsam mit den Gästen ansteuern. Ob die Preziosen und all die anderen „Super Buys“ wie Parfüms, Hochprozentiges und Tabak tatsächlich günstiger sind, konnte mir allerdings niemand jemals beweisen. Was zählt, sind wohl der Fun und die Genugtuung, beladen mit vollen Tüten wieder an Bord zu stolzieren. Vom Kreuzfahrtterminal ist es nur ein Viertelstündchen Fußweg bis ins Zentrum. Und tatsächlich machen sich ganze Prozessionen auf, die zwei Hauptstraßen des kleinen Örtchens zu überfallen. Mit dabei der vierseitige „Shopping Guide“ mit einer Liste und Karte der vertrauenswürdigen Geschäfte. D iverse Ausflüge bieten klassisches Sightseeing durch die beiden „Länder“, die meisten sind jedoch auf Fun & Action thematisiert: Kayaking in der Lagune, Buggy fahren am Beach oder Power Rafting. Beliebt ist die Katamaran-Tour mit Baden-Schnorcheln-Rum-Punch – genau in dieser Reihenfolge. Oder die Fahrt zum schönsten Strand des Eilands, dem Orient Beach im französischen Teil. Amüsant, worauf die Broschüre in Klammern und klein gedruckt hinweist: European style/possible nudity. Prüdes Amerika, denke ich. Wir Europäer liegen offenbar hemmungslos nackig rum. Ich mache die Probe aufs Exempel. Tatsächlich gibt es am einen Ende des Strandes einen Abschnitt, der hüllenloses Badevergnügen anbietet. Was aber durchaus ohne Scheuklappen zu ertragen ist, wenn man dort vorbeispaziert! Die großgeschwungene Bucht ist indes wirklich sehr schön. Bars, Buden, Liegestühle für 5 Dollar und jede Menge Wassersport. Man kann sich einen ganzen Tag vergnügen. Hin kommt man mit Taxi-Vans ab 7 Euro pro Person, je nachdem wie viele Leute mitfahren. Man muss also nicht unbedingt einen organisierten Ausflug buchen. Auf der Norwegian Getaway lebt der Rhythmus Miamis auch im Tagesprogramm auf: Samba, Rumba, Merengue und Tango – den richtigen Takt, Schritt und Hüftschwung zeigen die Ensemble-Mitglieder ihren Gästen in Workshops. Aber wie es sich für ein Freestyle Cruising Resort Ship gehört, soll ja jeder seine Lieblingsaktivität finden. Ich habe da mal ein paar Vorschläge aus einem Tagesangebot zusammengestellt: Die Beauty-Maus aus Palm Beach könnte beispielsweise um acht mit Pilates starten, um zehn die Hüften beim Zumba schwingen, bevor sie sich gleich um elf Anregungen zum Stoffwechsel holt, sich von Dr. Tarun um kurz vor drei zum Thema Lifting beraten (oder gleich glätten und polstern) lässt und um vier das perfekte Estée Lauder-Make-up-Styling auflegt. Ihr tätowierter (ist hier übrigens im Schnitt jede(r) Zweite) Goldkettchen-Freund könnte sich derweil ab zehn Uhr morgens (!) durch eine Vodka 1911-Verkostung, einen Wine Lovers-Musical-Lunch und eine Bier-Probe am Nachmittag trinken. Gefolgt von – jede Wette – einer XXL-Siesta auf der Kabine. Familien finden durchaus originelle Anlässe, um trotz wertiger Kids-Club-Animation selbst Zeit mit ihrem Nachwuchs zu verbringen: beim Familien-Fondantschichtkuchenkurs, dem Nickelodeon-Bastelkurs und der Family-Circus-Night mit Jojos und Stelzenlaufen. Events, die zudem den brillanten Nebeneffekt hätten, dass dabei gleich Anregungen für die nächste fällige Kindergeburtstags-Party abfallen würden. Kurz: Die Entertainment-Auswahl ist schier unerschöpflich. So weit die Theorie. Die Praxis sieht so aus: Aktive und Abenteuerlustige bevölkern den tollen Sportbereich mit dem innovativen Kletterhochseilgarten, der „Plank“, dem Sportfeld, Minigolf und den wirklich spaßigen Rutschen. Der Renner bei den Mutigen ist die Freefall-Rutsche. Die Schlangen sind hier lang. Beim Minigolf indes kann jeder sofort den Schläger greifen und losputten. Die meisten Liegen sind an den Seetagen immer sehr gut belegt, aber stets ausreichend vorhanden. Einige Gäste finden es witzig, sich auf die bereitgestellten Stühle in den flachen Pool-Bereich zu setzen, ihre Füße im Wasser zu kühlen. Und manche von ihnen scheinen da regelrecht Sitzfleisch zu entwickeln. Vor allem, weil sie hier in der ersten Reihe sitzen, wenn die Pool-Spiele stattfinden: der „Wettkampf um die schönsten Männerbeine“, der „Kampf der Geschlechter“ oder „Bohnensackwurf“. Wem die Ballermann-Camping-Freibad-Stimmung zu trubelig ist, findet immer auch ein ruhiges Plätzchen auf einem der auf den oberen Decks verteilten Solarien. Die Spice H20-Zone am Heck, die sich spätabends in eine Party-Location verwandelt, ist solch eine Oase nur für Erwachsene. Oder man mietet sich gleich für die gesamte Kreuzfahrt im elegant-legeren, abgetrennten Vibe Beach Club ein, wo feine Lounge-Liegen unter knallroten Sonnenschirmen und private Cabanas einladen. A propos Exklusivität: Der absolut schönste Bereich ist „The Haven“. Die „Oberen Tausend“ 80 Suiten haben Zugang zu diesem Bereich, 42 davon befinden sich ▼ D er Neidfaktor ist am Anschlag, wenn ich mich während meiner Pre Cruise-Tage in Miami auf die ach so amerikanisch typische Standardfrage hin, warum ich denn in der Stadt weile, als Gast der Norwegian Getaway oute. Der haitianische Ober im „Edge“, einem derzeit sehr angesagten Steak-Lite-Restaurant downtown, schwärmt von der fulminanten Taufe, die er leider nur als Zaungast miterlebte. Die Führerin im PAMM, einem lichtdurchfluteten Museumsbau voll mit moderner Kunst à la Centre Pompidou, will „definitely“ über ihren „honeymoon“ an Bord. Mein Nachbar auf der Poolliege im Familien-Resort Ritz Carlton, einer luxuriösen Rund-um-Sorglos-Oase auf der vorgelagerten Insel Key Biscayne, hält mir auf meine inzwischen automatisch abgespulte Antwort prompt das viel beachtete US-Magazin „Condé Nast Traveler“ unter die Nase, wo eine fröhlichfarbige Mega-Anzeige mehr sagt als tausend Worte: „Norwegians meet their Muse in Miami“. Und so wundert es mich auch nicht, dass am Eingang zum weltweit größten Cruise Terminal ein großes Schild mit den Lettern „News@PortMiami – Norwegian Getaway“ thront. Miami steht auf die bunte Freestyle-Schönheit, ist die neue Norwegian Getaway doch eine Hommage an die leichte Lebensart der sonnigen Party-Metropole. MiamiFeeling also – ein dankbares Schiffsmotto, das perfekt durchdacht und umgesetzt wurde, innen wie außen: So wollte Norwegian Cruise Line-CEO Kevin Sheehan für den Signature-Rumpf seines neuen Flaggschiffes unbedingt einen lokalen Künstler und fand ihn in dem jungen kubanisch-amerikanischen David LEBO Le Batard. Der zauberte schwungvoll eine überdimensionierte Meerjungfrau, die eine kreisende gelb-orange Sonne vor sich her durch die blau-türkisen Wellen schiebt, an den Bug, tupfte dazu tropische Palmen und Pelikane ans Heck. Das Design nannte er „whimsical“. Sein Auftraggeber ist begeistert, hat es doch alles, was Miami symbolisiert: „Meer, Sonne und das Paradies.“ Ein gelungener Kontrast auch zur baugleichen Schwester Norwegian Breakaway, die das kosmopolitische, mondäne New York als Thema hat und von dem dortigen Artisten Peter Max eine ebenso charakteristische Rumpfbemalung verpasst bekam. Noch gelungener auf der Norwegian Getaway ist das Promenadendeck, die „Waterfront“. Diesmal auf Deck 8 und um das halbe Schiff am Heck herumführend. Die Außenwände sind ebenso fröhlich bemalt mit Zitaten aus der „Heimat“ – Ocean Drive, Key West, rosa Flamingos, Southernmost Point. Hier liegen die schönsten Bars und Restaurants mit Außen- und Innensitz-Möglichkeiten. Eine Chill-out-Flaniermeile par excellence. Die Sugarcane Bar ist am schönsten zum Sundowner bei einem tadellos gemixten Mojito, die Sunset Bar mit der riesi- 3/2014 azur.de 61 ° USA Miami Nassau Norwegian Getaway° Karibik BAHAMAS Karibisches Meer 0 200 km Nordamerika Südamerika direkt dort, 22 Penthouses und 16 Spa Suiten befinden sich außerhalb des Bereichs in einem edel gestylten Ship-in-Ship-Komplex mit eigenem Pool, exquisitem Restaurant und einer herrlichen Bar/Lounge. Wer zum noblen Kreis der zum Captain’s VIP-Cocktail geladenen Gäste gehört, darf dieses Luxus-Ambiente zumindest für ein Stündchen bei Champagner und Canapés genießen. W omit wir bei der so wichtigen Nahrungsaufnahme wären: Hier zeigt sich neben der großen Kabinenvielfalt das FreestyleKonzept am deutlichsten – 28 Dining-Optionen insgesamt, freie Zeitwahl, keine festen Tische, fast überall legere Kleidung erlaubt. Im über zwei Decks gehenden und im Retro-Stil der 40er und 50er Jahre gehaltenen Hauptrestaurant „The Tropicana Room“ finden Dinner-Shows statt, beim Drei-Gänge-Menü plus einem täglichen Extra-Gericht gibt es auch Musik und sogar Tanz mit einer (recht lauten) Live-Band. Wer ruhig und intim speisen möchte, wird die sechs SpezialitätenRestaurants bevorzugen, die eine Gedeckgebühr zwischen 15 und 49 Euro erfordern. Neu ist hier die Pauschale von 119 Euro für die Gesamtkreuzfahrt, mit der man jeden Abend eine andere Lokalität testen kann. Ein super Angebot, das viele Gäste nutzen. Ich probiere das „Cagney’s“ an der Waterfront ganz vorne am Heck. Ein klassisches US-Steakhouse mit Rind vom Feinsten, aber auch mit der Lobster-Lachs-King Prawn-Alternative – und natürlich einem grandiosen New York Cheese Cake. Seebrise und Meerblick gibt’s gratis obendrauf. Beachtlich gut sind Auswahl und Niveau der Speisen im Buffet-Restaurant „Garden Café“ – zartes, saftiges Fleisch „made to order“, frische Pasta live gekocht und mit Soße nach Gusto, immer guter Fisch sowie Meeresfrüchte, riesige Salat-Theke. Super sind alle Asia-Gerichte, denn die sind quasi „homemade“: Die Crew-Mensa hat für die größtenteils südostasiatische Mannschaft immer original indisches Essen. Die Präsentation der Speisen am Buffet erinnert leider an eine Kantine: zwei lange Gänge, lange Theken ohne auflockernde Kochinseln, Tische und Bänke farblos und kühl. Eher ungemütlich, aber immerhin mit Weitblick durch bodentiefe Fenster. Auch nicht jedermanns Geschmack ist die Flamingo Bar mit lateinamerikanischem Essen wie Empanadas und Bistecca con Chimichurri bis zu frittiertem Maniok. Alles sehr reichhaltig und für den europäischen Gaumen zu pappig-fett. Nur der exzellente kubanische Kaffee bringt mich hier immer wieder her. St. Thomas mit der Hauptstadt der U.S. Virgin Islands. Duty-free-Shopping-Marathon, Teil 2. Charlotte Amalie erfreut sich besonderes bei US-Schiffen größter Popularität: Die Amis dürfen hier für 1600 Dollar zollfrei einkaufen – doppelt so viel wie auf anderen KaribikInseln. Fünf Malls locken mit Uhren, Schmuck, Alkohol 62 °azur.de 3/2014 und Parfüms. Die erste, die Havensight Mall, liegt direkt neben dem Pier. Doch die Insel hat mehr zu bieten. Ich steige für einen Reederei-Ausflug in einen Open-AirSafari-Bus. Unser Fahrer Jeff fährt uns über die Hügel, vorbei an schmucken, gepflegten, farbigen Holzhäusern mit Veranden, Flamboyants und Mahaghoni-Bäumen. Mangos, Bananen, Cashew-Nüsse und Tamarinden wachsen hier in Hülle und Fülle, erklärt uns Jeff über Lautsprecher aus seinem Fahrerhäuschen. Vom Mountain Top schauen wir auf alle anderen „Virgins“, inklusive des nächstgelegenen St. John. Badestopp in Magens Bay, einem der „Top-Strände überhaupt“, behauptet Jeff. Die lange Bucht ist wahrlich ein Kalender-Traum – eingerahmt von bewaldeten Hügeln, der Sand weich wie Puderzucker, der Ozean smaragdgrün und kristallklar. Ruhig wie ein See. Und absolut still, weil kein Wassersport stört. Dabei bestens ausgestattet mit Restaurant, Toiletten, Duschen. Der Eintritt von fünf Dollar zahlt sich aus. Die Schönheit zieht auch Hochzeitspaare an: Gleich zwei Zeremonien bereitet man nur wenige Meter vom Wasser im Sand gerade vor. Stühle bekommen weiße Hussen mit Riesenschleifen, ein hauchdünner Schleier-Baldachin wird aufgebaut, mühsam einzelne Rosenranken an einem Portikus drapiert. „Welch ein Aufwand für eine Zehn-MinutenHochzeit“, staunt ein harmonisch im Gleichschritt vorbeischlenderndes Paar, das die „Goldene“ weit hinter sich hat. Die haben gut reden. Zwei Stunden chillen gehen zu schnell vorbei. Jeff verabschiedet sich schon bald am Blackbeard’s Castle von uns. Vorbei an lebensgroßen Piratenfiguren, historischen Kolonialhäusern in tropischen Terrassengärten und an einem mit Tausenden von Bernsteinen besetzten Wasserfall geht es hinunter. Ja, wohin wohl? Auf dem bestens ausgeschilderten Weg „99 Stufen“ – damit auch niemand es verfehlt – mitten ins Shopping-Paradies. A uf geht’s gen Bahamas, wo die Norwegian Getaway nach eineinhalb weiteren Tagen auf See in Nassau auf der Insel New Providence einläuft. Der letzte Seetag lässt noch einmal Zeit, weitere Attraktionen kennen zu lernen: die „SVEDKA/Inniskillin“-Eisbar beispielsweise, ebenso ausgestattet mit vom Süden Floridas inspirierten Elementen, einem „Welcome to Miami Beach“-Schild und einem lebensgroßen Alligator-Thron aus purem Eis. Wahrlich ein cooler Ort zum Chillen. Oder eher ein eisig kalter Gag, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ist sie doch ein fragliches Vergnügen bei der karibischen Hitze, wegen der man ja schließlich die heimatlichen Wintergefilde verlassen hat. Isolier-Cape und Handschuhe schützen nur bedingt bei minus acht Grad. Ein Cocktail muss her, stilecht serviert in Eis-Gläsern, zum Einheizen von innen. Der Wodka-Mix ist heute auch echt nötig, noch Fotos: Susanne Schaeffer, Infografik: www.AxelKock.de für AZUR KUBA immer zittern mir die Knie nach meinem Ausflug auf den „Mast“ der Norwegian Getaway, den Hochseilgarten. Getippelt bin ich bei gefühlten 10 Beaufort da oben über Schwebebalken, wankende Hängebrücken und Seemannsleitern bis hin zu „The Plank“. Jawohl, ich war da zweieinhalb Meter draußen, 60 Meter hoch überm Meer, habe zum Beweis am Seil gezogen, um die Kamera auszulösen für ein Foto von mir. Für die Nachwelt, falls ich auf dem Rückweg doch noch in die Fluten gestürzt wäre. In Nassau soll es regnen, verkündet Kapitän Tommy Stensrud bei seiner Durchsage. Und er sollte Recht behalten. Ich werde schon vom Prasseln der dicken Tropfen geweckt und sehe beim Hinausschauen – nichts. Gut, dass ich mich erst heute Vormittag entscheiden wollte, die Katamaran-Schnorchel-Tour zu buchen. So hätte ich nun umsonst bezahlt – die Sicht unter Wasser ist so ja gleich null. Aber eine BuchungsDeadline gibt es nicht. Theoretisch kann ich noch am selben Tag einen Ausflug mitmachen, vorausgesetzt, es ist noch Kapazität frei. Glücklicherweise klart es bei Ankunft auf. So bummle ich trocken durch Nassau. Mir nichts, dir nichts sind die gut fünf Stunden rum, und wir müssen wieder alle an Bord sein. Neben mir auf der Gangway ein knappes Dutzend süßer Blondinen, so jung, unschuldig, sehr angeheitert. Alle auch im gleichen Look, knappe Shorts, flache Ballerinas, graue Trägertops, bedruckt mit weißen Lettern: „Last Sail without a Veil.“ Eine Bachelorette-Kreuzfahrt! Ein letztes Mal ohne Schleier unterwegs: Eine junge Dame segelt also direkt von hier in den Hafen der Ehe. Wie kitschig schön! Die Norwegian Getaway ist eben ein Schiff für alle und jeden. Für Geschichten, die das Leben schreibt. So bunt, so vielfältig, so schrill, immer wieder anders. Wie Miami. Text: Susanne Schaeffer HAITI DOM. REP. St. Thomas Sint Maarten/ St. Martin Florida ist das Sprungbrett in die Karibik Vom weltgrößten Kreuzfahrthafen in Miami zu den schönsten Inseln starten. Miami 400.000 Einwohner. Gegründet 1896 mit nur 300 Einwohnern. Kurz zuvor war das Dorf durch Henry Flagler ans Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Glücksspiel und Ignorierung der Prohibition brachte in den 1920er Jahren riesige Zuwanderung aus dem Norden der USA, was einen Bauboom auslöste. Die Skyline von Miami mit Hochhäusern entstand, Miami erhielt dadurch seinen Spitznamen „Magic City“ aufgrund der wie „zauberhaft“ stattfindenden Entwicklung von einem Winter zum nächsten. Rasant wächst derzeit die Kunstszene mit Museums-Neubauten wie dem Pérez Art Museum, kurz PAMM, für zeitgenössische Kunst, nahe am Cruise Terminal und Hafen. Gleich nebenan entsteht derzeit bis 2015 das futuristische Miami Science Museum (MiaSci). Für einen Pre CruiseAufenthalt eignet sich das zentral gelegene Hotel JW Marriott in Downtown, nur 7 Minuten vom Cruise Terminal entfernt (www.jwmarriott.com, ab 197 Dollar). Nur 15 Minuten Fußweg zum Bayside Market Place mit Shops und Restaurants. Hier startet auch der Hop on-Hop off-Bus (ab 39 Dollar). Ebenso fußläufig: das Art-déco-Hotel Four Seasons Miami (www. fourseasons.com, ab 299 Dollar). Luxuriös und abgelegener ist das elegante Resort Ritz Carlton auf Key Biscayne (www.ritzcarlton. com, ab 299 Dollar): kein Trubel, viel Natur und echte Traumstrände – ideal zur Akklimatisierung bei Jetlag (www.miamiandbeaches. com). Sint maarten/ St. Martin 41.000 Einwohner. Hauptstadt Philipsburg mit Einkaufsmeile Front Street. Neben St. Thomas ist es bekanntester Duty-freeHafen der Karibik. Ausflüge zum Orient Beach im französischen Teil. Souvenirs: Schmuck, Uhren, Parfüms, Kosmetik, Alkohol, Zigaretten. Ausflug: historisches Philipsburg mit dem Rad (59 Dollar). (www.st-maarten.com) St. Thomas (U.S. Virgin Islands) 51.000 Einwohner. Hauptstadt der U.S. Virgin Islands ist Charlotte Amalie. Aussichtspunkt: Paradise Point (Seilbahn/20 Dollar). Souvenirs: Schmuck, Uhren, Parfüms, Kosmetik, Alkohol, Zigaretten. Ausflug: z. B. Discover St. Thomas and Magens Bay Beach (54 Dollar). (www.st-thomas.com) Nassau (Bahamas) 244.000 Einwohner. Hauptstadt der 700Inseln-Kette mit dem Charme des früheren britischen Empire. Attraktionen: Fort Charlotte, gebaut 1788. The Queen‘s Staircase, 65-StufenTreppe aus Korallen-Sandstein. Guter Fotopunkt: das Cloisters, Reste eines französischen Klosters aus dem 14. Jh., das von William Hearst hierher transportiert wurde. Ardastra Gardens-Zoo mit 300 Vogelarten, Meerestieren und Reptilien. Ausflüge: Touren ins Atlantis (ab 59 Dollar), auf die Insel Blue Lagoon (ab 49 Dollar) oder zum Schnorcheln (ab 39 Dollar). Souvenirs: Jamaica-Rum, Strohwaren. Kulinarik: Conch Fritters. . Beste Reisezeit Wintermonate zwischen November und März. Zeitverschiebung: - 6 Stunden, auf St. Martin nur - 5 Stunden. Währung Dollar, alle Kreditkarten. Lesetipp Karibik, Marco Polo, 9,95 Euro 3/2014 azur.de 63 ° Schiffstest Florida-Flair und Freestyle-Cruising Die Norwegian Getaway bietet einen komfortablen Urlaub für jeden Geschmack und mit großer Vielfalt. Schiff Tropisch und farbig wie Miami – die fröhliche Norwegian Getaway hat sich ihren Heimathafen zum Motto gemacht und setzt das Flair der Florida-Metropole auf See fort. Bestes Entertainment: ein komfortables Rundum-Familien-Resort-Schiff, das keine Wünsche offenlässt, das jedem seine Freiheiten auf einen individuellen Urlaub mit einem fröhlichen Ambiente und gelungenen Features wie der Waterfront zum Relaxen sowie den Top-Sportbereichen für aktive Abenteuerlustige lässt. Das Freestyle Cruising-Konzept mit Individualität ersetzt hier festen Rhythmus sowie Homogenität, was man von klassischen Kreuzfahrtschiffen gewohnt ist. Die Rumpfbemalung ist ein echter Hingucker und stammt von dem kubanisch-amerikanischen Künstler David LEBO Le Batard: eine überdimensionierte Meerjungfrau, die eine kreisende gelb-orange Sonne durch die blau-türkisen Wellen schiebt. Das Design nannte er „whimsical“. Das Restaurant „O‘Sheehan‘s Bar & Grill“ auf Deck 7 serviert abends wechselnde Gerichte wie Hochrippe und ist im Preis inkludiert. 64 °azur.de 3/2014 Auf dem Pooldeck mit angrenzendem Aqua Park werden Wasserrutschen, Hochseil-Klettergarten, Minigolf, Basketball angeboten. Spaß hat die Norwegian Getaway jede Menge rund um die Uhr zu bieten. Hier amüsieren sich die Kleinen mit den Nickelodeon-Stars. Fotos: Susanne Schaeffer Die Balkonkabine ist mit 21 Quadratmeter sehr geräumig und mit Extras wie einer Kaffeemaschine ausgestattet. reederei Norwegian Cruise Line (Miami/ USA) ist bekannt für ihr 2000 eingeführtes „Freestyle Cruising“-Konzept. Allen derzeit 13 Schiffen gemeinsam sind die große Kabinenvielfalt und die Dining-Optionen für individuellen Urlaub. Vier Flottenmitglieder sind 2014/2015 in Europa unterwegs, darunter die Norwegian Epic ab Barcelona. Drei Norwegian-Schiffe kreuzen vor Alaska, zwei größere „Breakaway Plus“Schiffe befinden sich derzeit im Bau, die Norwegian Escape soll im Herbst 2015 ausgeliefert werden, die Norwegian Bliss im Frühjahr 2017. Die Norwegian Getaway bietet ab ihrem Heimathafen Miami 7-Nächte-Kreuzfahrten in die östliche Karibik. Anlaufhäfen sind Philipsburg auf Sint Maarten, St. Thomas, das zu den Amerikanischen Jungferninseln gehört, und Nassau auf den Bahamas. Die Fahrten starten ganzjährig samstags. kabinen 2014 Kabinen, darunter 162 außen (15 bis 20 m2), 449 innen (12 bis 14 m2), 962 mit Balkon (21 m2), 59 SingleStudios (9 m2) sowie 36 SpaBalkonkabinen, 16 Spa-Suiten, 20 Spa-Mini-Suiten und 246 Mini-Suiten (19 bis 54 m2). Suiten-Komplex „The Haven“ mit 42 Suiten und Villen und 22 Penthäusern (29 bis 86 m2). Alle Kabinen verfügen über Bad/ Dusche/WC mit Dusch- und Showergel, Flatscreen-TV mit iTV. Minibar, individuell regulierbare Klimaanlage. gastronomie Auch in den Restaurants steht Miami Pate: Das Hauptrestaurant „The Tropicana Room“ ist vom Glanz und Glamour des Nachtlebens von Miami Beach der 1940er und 1950er Jahre inspiriert, in der Atmo eines Retro-Dinner-Clubs. Ebenfalls im Preis inklusive: „The Flamingo Bar & Grill“ mit lateinamerikanischen Speisen. Keine festen Tischzeiten, freie Platzwahl. Kostenpflichtige DiningOptionen (Aufpreis: 15 bis 39 Dollar/P.) im „678 Ocean Place“, z. B. „Moderno Churrascaria“ (brasilianisch), „Ocean Blue“ (Fisch), „Le Bistro“ (französisch), „Shanghai’s Noodle Bar“ (chinesisch). 22 Bars/Lounges, darunter z. B. die „Sugarcane Mojito Bar“, die „Raw Bar“ und die „Sunset Bar“, inspiriert vom Key West Ernest Hemingways. Weinspender im Garden Café sowie in der Studio Lounge (Single-Bereich). Diverse Getränkepakete zubuchbar ab 6,50 Dollar/Tag. Getränke: Flasche Wasser 4,50 Dollar, Bier 5,95 Dollar, Glas Wein ab 7 Dollar, Cocktail ab 6,95 Dollar. service Sehr freundlich und fröhlich, vorwiegend englischsprachige Filipinos in den Restaurants, Bars und im Kabinen-Service. Trinkgeld: 12 Dollar pro Tag werden automatisch dem Bordkonto belastet. Hispano-Amerikaner und Südamerikaner. Weniger Europäer oder auch Deutsche. Durchschnittsalter: 47 Jahre. sport & wellness Shopping Größter Hochseilgarten auf See, Minigolf, Bungee-Trampolin. Fitnesscenter (Kurse, z. B. Spinning, Kickboxen). Spa (2136 m²) mit 50 Behandlungen (z. B. Hot-Stone: 75 Min./195 Dollar). Gegen Gebühr (39 Dollar/Tag): Thermal-Suite mit Salzgrotte, Saunen. Zwei Erwachsenenzonen „Spice H20“ und „Vibe Beach Club“ (letzterer: 20 Dollar/Tag). Große Ladengalerie mit Schmuck, Parfüms, Kleidung, Reederei-Kollektion und Souvenirs. bordprogramm Preisniveau Theater, Illusionarium mit Magiern, Club The Grammy Experience mit der ersten Grammy-Show auf See. Headliners Comedy Club mit PianoPerformance „Howl at the Moon“. Levity Entertainment Group mit Weltklasse-LiveComedy (Achtung: Englisch!). Karaoke, Workshops, Game Shows, Nickelodeon, Bibliothek, Casino. Kinderclub „Splash Academy“ (3 bis 12 Jahre), Teens Club „Entourage“. WiFi (Kosten: 100 Min./55 Dollar). Ab 100 Euro pro Tag. AusflugsangeboT Neben klassischen SightseingTouren großes Angebot an Aktivitäten wie Kajak, Rafting, Biken, Segway, Golfen, ZipLine, Tauchen, Schnorcheln passend zum Karibik-Ziel, durchgeführt in englischer Sprache. Auch außergewöhnliche Themen wie Parasailing, Stand-up-Paddling, Schwimmen mit Delfinen. publikum Vielfältige Gästestruktur von Singles bis Mehrgenerationen, von Jung bis Alt. Vorwiegend US-Amerikaner, Dresscode „Entspannte Kreuzfahrtkleidung“ heißt es im Tagesprogramm, also: was gefällt. Allerdings in den SpezialitätenRestaurants abends lange Hosen. Kein Gala-Abend etc. ★★★★ Norwegian Getaway Schiff16,5 Kabinen8,3 Gastronomie 15,9 Service15,0 Sport & Wellness 9,5 Bordprogramm 9,0 Ausflugsangebot 7,2 GESAMT Punkte 81,4 Bordsprache: Englisch Bordwährung: Dollar Passagiere/Crew: 4028/1640 PCR: 2,46 SR: 36, Baujahr: 2014 Flagge: Bahamas BRT: 145.655 Länge/Breite: 324 m/40 m 3/2014 azur.de 65 ° Kajak fahren am Great Calusa Blueway, einem 200 Meilen langen Kanalsystem. Friedliche Abendstimmung auf Sanibel Island. Hierher kommen vor allem Paare und Familien. Karibik° Destination Florida Muscheln im Sand Die Künstlerin Leoma Lovegrove ist in Fort Myers eine Institution – sie live zu erleben, ist allein schon ein Ereignis. Ihre bunten Werke sind es allemal. Die Südwestküste Floridas lockt mit Traumstränden, unberührter Natur und entspanntem Flair. Perfekt zum Einstimmen auf eine Kreuzfahrt. Begehrte Fundstücke der Urlauber – Muscheln. Viele Insel-Gäste sind leidenschaftliche Sammler und schon frühmorgens am Strand unterwegs. 66 °azur.de 3/2014 3/2014 azur.de 67 ° Karibik° Destination Florida Leoma Lovegroves Freilicht-Atelier auf Pine Island kann man für festliche Anlässe mieten – mit oder ohne die Malerin, aber immer mit den Beatles. 68 °azur.de 3/2014 Öffnung nach unten auf den Meeresboden. Wer die Muscheln mit nach Hause nehmen möchte – was, anders als bei den artgeschützten Korallen, bis auf sehr seltene Exemplare über Landesgrenzen hinweg erlaubt ist –, sollte beachten: unter Leitungswasser gut abspülen, mit einem Handtuch trocknen und nicht in Holzschachteln transportieren oder im Eichenschrank zu Hause ausstellen. „Holz und besonders Eiche reagiert, zerstört mit der Zeit die Muschel.“ (www.shellmuseum.org) F Fotos: Susanne Schaeffer A n 361 Tagen im Jahr Sonnenschein und tagsüber selten unter 20 Grad sollten eigentlich allein schon reichen, um die Süd-Westküste Floridas aus ihrem Schattendasein zu führen: Hunderte Kilometer Küstenlinie zwischen Naples und Tampa mit feinsten Stränden. Und ungefähr auf halber Strecke liegt Fort Myers. „Wer pulsierendes Leben will, fährt nach Miami, wer sich in der Natur erholen will, kommt nach Fort Myers“, wirbt die lokale Tourismus-Beauftragte Nancy Hamilton (www.fortmyers-sanibel.com). Keine leere Werbefloskel. Schon die Ankunft ist stressfrei: Air Berlin fliegt im Winter vier Mal und ab Mai drei Mal wöchentlich von Düsseldorf mit Zubringern von vielen deutschen Flughäfen hierher (www.airberlin.com). Wohltuend überschaubar ist der Flughafen und international, heißt, er ist ein Einreise-Hafen. Die Immigration geht ruckizucki, die Rent a Car-Counter sind mit wenigen Schritten erreichbar – ohne Peoplemover, Rolltreppen und lange Warteschlangen –, bis man die Schlüssel in der Hand hat und kurz darauf schon im Mietwagen sitzt. Nur 40 Minuten staufreie Fahrt später wartet ein nahezu tropisches Inselparadies. Fort Myers Beach mit breitem, flach abfallendem Strand, Unterkünften für jedes Urlaubsbudget und mit Events wie den weltbekannten Meisterschaften der Sandskulpturen – das ideale Familien-Ziel. Von hier aus zu sehen: die Zwillingsinseln Sanibel und Captiva, mit einer fünf Kilometer langen Brücke (Maut-Gebühr: 6 Dollar) mit der Küste verbunden. Ein Naturparadies! Kilometerlange, naturbelassene Strände, mit den kitschigsten Sonnenuntergängen, zu denen sich Abend für Abend Hunderte in friedlicher Stimmung im Sand versammeln, das Spektakel andächtig bewundern. Keine Techno-Musik, kein Party-Gegröle, kein Martinshorn, kein Schickimicki wie etwa in Miami. Dafür gut situiertes, gehobenes Publikum. Eines der wenigen Resorts der Inseln ist das South Seas Island Resort auf der an Sanibel angrenzenden Insel Captiva. Etwas abseits gelegen, aber mit allem ausgestattet wie Restaurants, Shops, Sport- und Unterhaltungsangeboten für Jung und Alt, so dass man eigentlich gar nicht mehr weg will (Übernachtung ab 139 Dollar/Zimmer, www.southseas.com). Und auch nicht muss: Die Hauptattraktion der Inseln liegt in Sichtweite – Millionen von Muscheln. Ob für Monate oder nur ein paar Tage, man wird unweigerlich zum Strandläufer und Muschelsucher. Und hat bald auch so einen „Sanibel Stoop“, einen Buckel: Ausgerüstet mit großen Netztaschen, Eimern und einem Handrechen pilgert hier jeder an die Strände, läuft in Buckelhaltung und mit gesenktem Blick – Kilometer um Kilometer. Oder siebt an den ergiebigsten Stellen, wie am Bowman Beach, die Muschelberge durch. Immer in der Hoffnung, ein besonders großes, schönes, unversehrtes Exemplar zu entdecken. Dr. José Leal vom Bailey-Matthews Shell Museum auf Sanibel erklärt, wann besonders viele Muscheln frisch angeschwemmt werden: „Nach einem Sturm. Der Wind drückt das Wasser genau neun Grad nach links aus seiner Richtung weg. Was bei Nordwind bedeutet, dass die Strömung genau auf unsere Ufer zuläuft.“ Doch nicht nur diese ideale Inselform von Sanibel bedingt das unermessliche Muschelvorkommen, sondern auch ihre flach abfallenden Strände. Zu den beliebtesten Exemplaren gehört die Junonia, besonders häufig sind die Cockle. Aber auch riesige Horse Conches sind keine Seltenheit. Souvenir für Faule: Die Junonia kann man für etwa 50 Dollar in den Insel-Shops oder im Museum kaufen. Richtig wertvoll können einige Exemplare durchaus auch sein – bis zu mehreren tausend Dollar, so Dr. Leal. „Täglich kommen deshalb Dutzende Besucher zu uns ins Museum und lassen sich ihre Funde benennen.“ Nicht selten in der Hoffnung, einen Muschelschatz geborgen zu haben. Die Muscheln von Sanibel tragen fast mystische Geheimnisse. Man muss nur genau hinschauen. Die Alphabeth Cones sind eine solche Spezies, ihre wissenschaftliche Bezeichnung ist Conus spurius Gmelin. Auf ihrer Wand findet sich ein Buchstabe, der sich in Linien und Punkten darstellt. Das gesamte Alphabet ist vertreten. Entdeckt hat diese Muschelart Harlan Wittkopf erstmals vor 35 Jahren. Seitdem war er fleißig am Suchen. Seine Sammlung mit allen Buchstaben und Zahlen soll die erste seiner Art weltweit sein. Sehr außergewöhnlich seien offene Kreise und Kurven, wie in der 8, im O, D, P oder in der 09, zu finden. Cones mit B, Q und G sind am seltensten. Ob wertvoll oder nur ein Schmuckstück fürs Auge, das Schönste am „Shelling“ ist und bleibt: Jeder kann es! Fachkenntnisse sind nicht erforderlich. Es gehört nur ein gutes Auge und Glück dazu. Und wer nicht auf einen Sturm warten will oder kann, sollte bei Tiefebbe losmarschieren – die gibt es bei Voll- oder Neumond. „Der Mythos, dass die beste Zeit der frühe Morgen sei, ist falsch.“ Nur ein Gesetz sollte jeder beachten: Mollusken, also lebende Muscheln, Sanddollars, Seesterne und Sea urchins dürfen nicht entfernt werden – außer zurück ins Meer. Und das sollte unter besonderer Vorsicht geschehen, um eine Verletzung des Tiers beim Aufschlag ins Wasser zu vermeiden. Dr. Leal: „Laufen Sie bis ins hüfthohe Wasser, legen Sie dort den Mollusken mit der ort Myers: die 66.000-Einwohner-Stadt, die sich mit dem Beinamen „City of Palms“ und ihrem weltberühmten Wintergast Thomas A. Edison schmückt. Bevor der GlühbirnenErfinder 1885 hierherkam, war das Gebiet Sumpflandschaft mit drei weißen Familien und einem Armeeposten zur Abwehr der Indianer. Die Edison & Ford Winter Estates sind heute eines der City-Attraktionen. Mittwochs finden um 10.30 Uhr deutsche Führungen (ca. 25 Dollar) statt. Ein großer Erfolg, weshalb die Frequenz nun zu deutschen Ferienzeiten erhöht werden soll. Was Edison überhaupt in diese Wildnis verschlagen hat, erklärt der Führer Jens aus Husum: „Das Multitalent erfreute sich damals zwar schon einiger einträglicher Erfinderpatente – sein erstes von letztlich 1086 meldete er mit 17 an –, die ihn auch 1886 bereits zum Millionär gemacht hatten, jedoch nicht bester Gesundheit. Und irgendjemand hatte ihm erzählt, dass es hier schön warm sei.“ So kaufte er für 2750 Dollar 13 Hektar Land am Fluss Caloosahatchee, zeichnete mit Bleistift eine Skizze und ließ danach sein Haus bauen. Das Bauholz für die zwei Pfosten und Balkenhäuser ließ er in Maine vorschneiden und per Schiff hierhertransportieren, von hiesigen Arbeitern zusammenbauen. Ein Jahr später kam er dann mit seiner zweiten Frau Mina Miller. Die nächsten Jahrzehnte verbrachte die Familie mit den drei Kindern hier ihre Urlaube, empfing regelmäßig Geschäftspartner und Freunde. „Was dann so ablief, dass Edison fortwährend arbeitete und Mina die Gesellschafterin der Gäste spielte.“ Doch die leidenschaftliche Botanikerin fühlte sich wohl auf dem Landgut, kümmerte sich um die aus aller Welt eingeführten Pflanzen. Hinter Edisons Labor legte sie einen wunderschönen Mondschein-Garten an – mit Teich und in der Nacht duftenden Blumen, eingerahmt von Hecken –, wie ein Zimmer unter freiem Himmel. Das komfortable und sehr fortschrittliche Wohnhaus mit den ersten elektrischen Glühbirnen samt Lichtschalter, mit Telefon, Feuerlöschanlage ist nur eines von mehreren Häusern, die auf dem Gelände entstanden. Da sind Edisons Labor, ein Raum, das stets erweiterte Hausmeisterhaus, 1910 der Pool aus Beton mit Sprungturm. Nach dem Tod Edisons übertrug Mina Edison 1947 das Wohnhaus, die so genannte Seminole Lodge, für einen Dollar an die Stadt Fort Myers. Das Anwesen, liebevoll restauriert, einige Einrichtungsgegenstände blieben erhalten, ist seit 1990 zu besichtigen. (www. edisonfordwinterestates.org) Die Künstlerin Leoma Lovegrove macht nicht nur Kunst – sie lebt ihre Kunst. Von bunten Haarschleifen bis zu bemalten Pumps hat sie sich selbst zum Kunstobjekt hochstilisiert. Erfolgreiches Selbst-Marketing, sagen die einen. Glaubwürdig und authentisch, die anderen. Farbenfroh ist sie auf jeden Fall – der bunte Tupfer in der sonst doch eher gediegenen Region von Fort Myers. Und auch einen Besuch wert: ihre Galerie in Matlacha, der Halbinsel vor dem Stadtteil Coconut Crove. Meist ist die Künstlerin vor Ort, hat Zeit für ein Schwätzchen, einen Kaffee oder gar eine Führung durch ihr Kreativ-Reich. Auch wenn Kritiker in ihrem Fall von flacher Konsum-Kunst fürs gemeine Volk denn von wahrem Können und Einzigartigkeit sprechen, kann man ihr eines nicht absprechen: Sie ist eine „Hänsindampf in allen Gassen“. Geschäftstüchtig und fleißig am Werk – „ich brauche nur vier Stunden Schlaf“. Die US-Handelskette Bealls bringt aktuell eine lokale „Good day Sunshine“-Kollektion mit ihren mit impressionistischen Motiven bedruckten T-Shirts, Pyjamas und Gläsern. Ex-Präsident Jimmy Carter hat bei ihr ein Porträt bestellt, sie stellte im Weißen Haus aus, im Rockefeller Center in New York und malte ein Porträt von VirginGründer Richard Branson für dessen Hauptquartier. Große Freude macht der Selbstdarstellerin die Arbeit vor Publikum. Ihre Pinsel fliegen geradezu über die Leinwand. „Ich habe schon oft Zeit-Malen auf großen Bühnen gemacht. Sieben Minuten brauchte ich für ein Porträt von Jesus.“ Alles wird in Bonbonfarben angemalt: Treibgut, alte Möbel, Fahrräder, Tonnen, Briefkästen. Auch Gästen ihrer Galerie bemalt sie Bilder nach deren Wünschen. „Das beliebteste Souvenir ist meine bemalte Kokosnuss-Post.“ Mit Adresse versehen, geht sie hinaus in die Welt – für rund 25 Dollar Porto. (www.leomalovegrove.com) Text: Susanne Schaeffer Weltberühmt und dramatisch sind die Sonnenuntergänge auf den Inseln Sanibel und Captiva. 3/2014 azur.de 69 °