Der aufbruch darf jetzt prickelnd sein

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Der aufbruch darf jetzt prickelnd sein
44 Gast & wirt
Freitag, 6. November 2015
bereits klar, „dass die Entwicklung
beim Sekt ebenso möglich sein
sollte, wie sie auch beim Wein gelungen ist: Preissteigerung durch
Qualitätsstrategie.“
Gebremste
Beschleunigung
© Markus Wache
Alexander Jakabb
Zur Melkkuh und zum Prügelknaben der Nation muss die letzten
Jahre die heimische Tourismuswirtschaft herhalten. Da helfen
auch Jubelberichte über stete
Nächtigungssteigerungen wenig.
Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hat im Oktober eine Investitionswarnung
aufgrund höherer finanzieller
Belastungen und Mehraufwendungen für gesetzliche Auflagen
herausgegeben. Laut deren
Prognose müssen fast 90% der
Betriebe heuer mit schlechteren
Ergebnissen rechnen.
Dieses prognostizierte kollektive
Branchensterben erweckt beim
Präsidenten der BÖG – Beste
Österreichische Gastlichkeit,
Edelgastronom und Hotelier Toni
Mörwald, wenig Freude. Das
tiefe Zinsniveau sollte seiner
Meinung nach gerade jetzt zu
Investitionen der Tourismusbranche anregen. Der vielseitig
engagierte Unternehmer hat
genau diesen Weg eingeschlagen und mutig sein neues
Projekt „Hotel am Wagram“ im
Niederösterreichischen Feuersbrunn mit 19 Luxuszimmern und
-suiten initiiert. Im Mai 2016 soll
es vis-a-vis seines Stammhauses eröffnet werden. Größtenteils
werden lokale Unternehmen mit
den Arbeiten und Zulieferungen
betraut.
Eine respektable, für die ganze
Region wertschöpferische Initiative. Möge die Übung gelingen!
medianet.at
Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager, Winzer Michael Malat, Herbert Jagersberger und Benedikt Zacherl (Schlumberger).
Der Aufbruch darf
jetzt prickelnd sein
Beim Wein ist Österreich schon lange in der Weltspitze
­angekommen. Nun soll auch der heimische Sekt zu mehr
Aufmerksamkeit gelangen.
••• Von Alexander Jakabb
WIEN. Zur Kick-off-Verkostung
zum Tag des österreichischen
Sekts vor zwei Wochen kamen über
1.200 Interessierte ins Wiener MuseumsQuartier, um die Vielfalt der
prickelnden Weine kennenzulernen
und Neuigkeiten bei den anwesenden Sektherstellern zu erfahren.
Seinerzeit
Es gab schon bessere Zeiten in der
heimischen Sektproduktion. Am
Beispiel Österreichs größter Sektkellerei Schlumberger werden Umsatzeinbrüche von bis zu 15% am
heimischen Markt kolportiert. Die
wieder ins Leben gerufene Sektsteuer (1 € pro Liter) trägt Schuld
an dieser Entwicklung; der ganze
Sektmarkt ist davon betroffen.
Durch den geringeren Umsatz
sind auch die Erwartungen der Finanz nicht eingetroffen und anstatt
der prognostizierten 35 Mio. € budgetierten Steuereinnahmen waren
es angeblich nur sechs Mio. € letztes Jahr. Die Verhandlungen laufen,
um diese kontraproduktive Fiskal­
abgabe zum zweiten Mal wieder
abzuschaffen. Die Einhebung erfordert sowohl für betroffene Unternehmen als auch für die Behörde
einen bedeutenden Mehraufwand.
Ob sich das für den Staat wirklich
jemals rechnet, ist fraglich.
Die wahre Herkunft
Eine weitere Ursache ist die Nachvollziehbarkeit der Herkunft, wo
seitens Konsumenten die Bezeichnung „Sekt hergestellt in Österreich“ nicht nachvollziehbar ist, wo
die Trauben für den Sektgrundwein
herkommen. Meist Billigware aus
dem Ausland, die zu Aktions- und
Schleuderpreisen im Regal des Lebensmittelhandels noch immer zu
finden ist. Für den Österreich Wein
Marketing-Chef Willi Klinger ist es
Die Sektpyramide
Wichtigster Grundsatz ist die Garantie der österreichischen Herkunft der Trauben und Grundweine, die Herstellung muss ebenso in
Österreich erfolgen. Um das zu gewährleisten, wurde 2014/2015 eine
dreistufige Qualitätspyramide implementiert, die aktuell nochmals
verstärkt wurde.
Bei Stufe 1 („Österreichischer
Sekt Klassik“) ist eine Mindestlagerzeit des Sekts auf der Hefe von
neun Monaten vorgegeben; Herkunftsort muss ein generisches
Weinbaugebiet (Bundesland) sein.
Ab Stufe 2 sind ausschließlich
Sekte zugelassen, die nach der
„traditionellen Methode“, der Flaschengärung, hergestellt werden.
Trauben und Grundweine müssen
aus einem generischen Weinbaugebiet stammen und eine Hefelagerung von mindestens 18 Monaten
vorweisen. Am Etikett ist die Bezeichnung „Österreichischer Sekt
Reserve“ vorgegeben.
Für die höchste Stufe 3 der flaschenvergorenen Spitzensekte dürfen die Trauben nur in einer einzigen Weinbaugemeinde gelesen und
nach dieser Herkunft bezeichnet
werden (z.B. Poysdorf, Langenlois,
Gols, Gamlitz …). Sie sind als „Österreichischer Sekt Große Reserve“
auszuloben. Die Sekte dieser Kategorie kommen drei Jahre nach der
Ernte und nach mindestens 30 Monaten Hefelagerung auf den Markt.
Qualitätssteigerung
Die einzelnen Stufen umfassen
weitere qualitätssichernde Standards für den Sektgrundwein, wie
Weingartenarbeit, Ernte, Handlese, Schütthöhe, Ausbeutesatz und
schonende Pressung. Die Prüfungsund Kontrollmaßnahmen der Qualitätsstufen im Detail wurden ebenso anlässlich der Qualitäspyramide
festgelegt – für eine hoffentlich gesicherte prickelnde Zukunft.
Besser loca essen
Vor zwei Jahren ist Wirt Andreas Kurz ins Stubenbastei-Viertel
zurückgekehrt. Wo alles so erfolgreich begonnen hat ...
© Alexander Jakabb
WIEN. Nach Zwischenstationen
in Diensten anderer hat Andreas
Kurz das Lokal „Ein Wiener Salon“ 2013 übernommen und seine
neue Schaffensstätte Loca benannt,
sinngemäß stehend für „local und
low calories“.
Der gute Wirt ist sein eigener Koch: Andreas Kurz vor seinem schicken Lokal Loca;
Öffnungszeiten: täglich von 17–24 Uhr, Telefon: +43 (0)1 5121172.
Küche & Service
Chef Kurz kocht an zwei Tagen (Mo
& Di) selber und an drei weiteren
ist er im Service tätig. Sonst werkt
Felix Albiez, der Erfahrung bei prominenten Köchen sammeln konnte,
am Herd der Schauküche.
Kompetent beim Gast zeigt sich
seit kurzer Zeit Mario Raaber, aus
den seinerzeitigen Sternerestaurants Vincent und Riegi längst in
Wien bekannt.
24 Plätze sind zu vergeben und
die sind meist schnell reserviert.
Kein Wunder: Das sechsgängige
„Chef-Menü“ um 44 € ist wohlfeil
und soll ernährungsbewusste Gaumenfreude bereiten. Wie Thunfisch
auf Avocado, Tartar vom Waldviertler Bio Rind, Topinambursuppe mit
Kalbsbries, Zander mit zweierlei
Kürbis, Rindsbackerl & Kalbstafelspitz mit Maroni und Cranberries
und Schokolade mit Mango.
Die Weinkarte ist weit entfernt
von 08/15 und das noch zu moderaten Innenstadt-Preisen. Das beginnt schon bei der umfangreichen
Auswahl an heimischen und internationalen Weinen und einigen
Schaumweinen wie ein frischer
Cremant vom Elsässer Loberger,
die glasweise kredenzt werden.
Durch einen dominanten Spiegel in
den hohen Räumlichkeiten wirkt
das relativ kleine Lokal dann doch
viel größer, die Schlichtheit durch
das Interieur ist trotzdem gegeben.
Ein sympathisches Dinner-Lokal
für seriöse Business Talks oder ein
romantischer Treffpunkt zu zweit.
Wer keinen Tisch ergattert, dem
bleibt noch immer die Möglichkeit,
sämtliche Speisen gleich für zu
Hause zu bestellen und abzuholen.
Loca – better eat better
www.bettereatbetter.com
Speisen 7
Getränke 7
Service 8
Ambiente 8
Preisfaktor 8
Total38
Gesamt erreichbare Punktezahl: 50