„Mama, der Mann läuft ja gar nicht…“ Fußball
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„Mama, der Mann läuft ja gar nicht…“ Fußball
40 SPORT 22. April 2007 Osterurlaub: Kindesmund tut Wahrheit kund „Mama, der Mann läuft ja gar nicht…“ Knut hat ein Problem: Er muss mit der Familie in den Urlaub, doch auf laufspezifische Notwendigkeiten wird bei der Wahl des Reiseziels null Rücksicht genommen. Das ist aber noch lange kein Grund, beim Prestigerennen Pauschalurlaub mitzumachen. Lauftraining und Familienurlaub schließen sich praktisch aus. Erst recht, wenn Lisa bucht. In Ferienfragen herrscht bei uns verhängnisvolle Arbeitsteilung: Sie sucht aus, meist das Teuerste, und gibt meine Kontonummer an. Über Ostern hat es uns an die türkische Riviera verschlagen. „Ideal für die Kinder“, flötete Lisa. Und eine Katastrophe für Läufer, dachte ich. Schlaglöcher, hungrige Hunde, nach wenigen Schritten ist man im Libanon oder sonst einem Bombenhagel. Und entführt werde bestimmt wieder ich. Wir treffen unsere künftigen Mit-Geiseln am Flughafen. Pauschalurlaub ist permanente Zurschaustellung des eigenen Status mit umgehender Kontrolle und Bewertung durch alle anderen und anschließendem Erstellen eines soziodemografischen Rankings. Sonnenbrille, Klamotte, Handtasche, Technik-Spielzeug der Kinder, die chirurgisch getunte Gattin aus dem osteuropäischen Kulturkreis - eine Leistungsschau der Prestigeobjekte. Ist der rotgesichtige Fettsack, der seine Sippe mit albernen argentinischen Polo-Hemden ausstaffiert hat, ein wichtiger Mann? Oder ein Blender? Lisa hatte sich nur für diesen Moment neue Sandalen zugelegt; von dem Geld hätte ich früher vier Wochen Rucksackurlaub gemacht. Zum Glück will sie keine Klebefingernägel wie die anderen Frauen hier. Ich hatte einen Anschlag geplant auf die tumbe Symbolik der Auch-nicht-vielbesser-Verdienenden. „Du willst doch nicht so verreisen?“, hatte Lisa zuhause gekreischt. „Doch“, entgegnete ich mit dem Selbstbewusstsein des Urlaubsbezahlers und schnürte meine sehr alten, sehr speckigen Laufschuhe, an denen Dreckreste etwa vom Winter 2003 klebten. Ich hatte sie nur aus nostalgischen Gründen noch hinten im Schrank aufbewahrt. Dazu eine erdbeerfarbene Laufjacke und eine dreiviertellange Freizeithose, garantiert frei von Labeln. Auch wenn Lisa sich in der Abflughalle weit entfernt von mir niedersetzte, war meine Strategie ein voller Erfolg. Alle hier waren zu dick, zu dünn, zu doof. Ich aber war Läufer, Asket, Athlet - Krone der Schöpfung. Neidvolles Taxieren der Männer, interessierte Blicke der Frauen. Ich meinte, hier und da ein einladendes Zwinkern zu entdecken. Achilles, der stille Star von Gate 72. Im Flugzeug verweigerte ich demonstrativ die zugeworfene Nahrung. Wenn Papp-Sandwiches und eingeschweißter Käsekuchen übergehen in Pancakes und Kroketten am Hotelbuffet, dann ist man gefesselt in einer endlosen Kette frittierter Kohlehydrate. Nicht mit mir. Ich wollte zwei Wochen lang eine Eiweißkur machen. Bis auf eine Schubkarrenladung Fritten zu jeder Mahlzeit hielt ich die ersten beiden Tage auch ganz gut durch. Wenn nur Lisa wieder mit mir reden würde. Eines Abends war „elegante Kleidung“ gefragt. Ich besaß zum Glück genügend anarchische Läuferaccessoires, das Mode-Diktat zu bombardieren. Lisa zuliebe legte ich den Trinkgürtel mit Startnummernband aber doch nicht an. „Alle gucken zu uns“, wisperte Karl. „Na endlich mal“, entgegnete ich. Lisa wollte später essen gehen. Am dritten Morgen fühlte ich mich fit für ein kleines Läufchen. Die Strandpromenade war von angenehmer Kürze, wie gemacht für eine Serie knackiger Sprints. Lange Tempoeinheiten machen mich völlig fertig. Zum Einlaufen nutzte ich die Strecke, die vom Essenssaal gut einzusehen war. Ich wollte auf den bewundernden Blicken meiner unsportlichen Miturlauber dahin gleiten. Der Strandfeger starrte mich verständnislos an. Ich wählte eine Trainingsstrecke zwischen Hotel und Parkplatz, mit jeweiliger etwa 40 Meter langer Show-Passage für die Frühstückenden. Zehnmal geschätzte 300 Meter erschienen mir ausreichend. Zur Not konnte man unkompliziert auf acht oder sechs Mal reduzieren. Ich hatte keine Uhr dabei, weil die Batterie der Polar mal wieder schlapp gemacht hatte, vier Stunden vor Abflug. Also ahnte ich mein Tempo. Läufer können ihren Körper ja lesen und hören. Ich fühlte mich sehr schnell an. Nach der siebten Einheit reichte es. Deutlich mehr als sechs und fast zehn - ein tolles Pensum. Zum Verschnaufen ging ich ein paar Schritte, als mir plötzlich ein Vierjähriger gegenüberstand. „Mama“, brüllte er, „da ist der Mann, der immer auf und ab läuft. Aber er läuft gar nicht.“ Die Blicke der nachfolgenden Eltern waren purer Hohn. Ich weiß, was sie dachten: Dieser Typ, der läuft immer nur, wenn ihn andere sehen. Was wissen diese Ignoranten schon von hocheffizientem Tempotraining? Sie würden überall im Hotel die Geschichte vom Läufer erzählen, der gar nicht läuft. Mein sozialer Abstieg war perfekt. Von 100 auf Null in drei Sekunden. Heute Nachmittag würde ich im Schwimmbad alles wieder gut machen müssen. maro Doch schon im Juli? Klitschkos Revanche-Kampf soll datiert sein Offenbar steht Box-Profi Wladimir Klitschko bereits Anfang Juli schon wieder im Ring. Gegen den Gegner hatte der jüngere der beiden KlitschkoBrüder im Oktober 2004 eine schmerzvolle Niederlage kassiert. Box-Profi Wladimir Klitschko soll bereits Anfang Juli in den Ring zurückkehren. Der IBF-Weltmeister im Schwergewicht tritt nach Informationen von „Sport Bild online“ am 7. Juli in Köln zu seinem Revanche-Kampf gegen Lamon Brewster (33) an. Poker um EM-Übertragungsrechte eröffnet Fußball-EM 2008: Bleiben die öffentlich-rechtlichen Bildschirme etwa schwarz? Der Poker ist eröffnet: 31 Spiele der EM 2008 in Österreich und der Schweiz können im Fernsehen gezeigt werden. Nur ist noch nicht klar, wer den Zuschlag erhält. Die Rechte sind teurer als bei der WM, möglicherweise bleibt bei den Öffentlich-Rechtlichen der Bildschirm schwarz. Für 48 Spiele bei der WM 2006 überwiesen die durch Gebühren finanzierten Sender ARD und ZDF rund 180 Millionen Euro. Für die EM-Übertragungsrechte in Deutschland sollen vom Rechteinhaber Sportfive 150 Millionen Euro aufgerufen worden sein. Demnach würde theoretisch ein EM-Spiel 4,8 Millionen Euro kosten, während ein WM-Spiel rechnerisch für 3,75 Millionen Euro zu haben war. Sportfive hatte für die EM-Rechte rund 600 Millionen Euro an die Europäische Fußball-Union (Uefa) gezahlt. Zahlen, die mögliche Interessenten bislang abschrecken. So könnte es durchaus sein, dass für Zuschauer von ARD und ZDF bei den Begegnungen der Bildschirm schwarz bleibt. „Wir sind bereits an unsere Grenzen gegangen. Das heißt in diesem Fall, dass wir für ein EM-Spiel mehr zahlen würden als für ein WMSpiel im eigenen Land. ARD und ZDF verhandeln gemeinsam, sind aber finanziell an Grenzen gebunden“, sagte die künftige Intendantin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) im Interview mit der „Neuen Ruhr Zeitung“. Bislang hat die Uefa die TV-Rechte seit der EM 1960 immer pauschal an die European Broadcasting Union (Ebu) vergeben. Für die EM 2008 in der Schweiz und Österreich aber soll Sportfive die Rechte in allen 52 Märkten einzeln verkaufen. Piel schließt nicht aus, dass ARD und ZDF ganz auf die Übertragung von EMSpielen verzichten muss: „Das kann pas- Gegner seien jeweils eine von mehreren Möglichkeiten. Der US-Amerikaner hatte Klitschko am 4. Oktober 2004 durch technischen K.o. in Runde fünf besiegt. Klitschkos Manager Bernd Bönte und der übertragende TVSender RTL wollten den WM-Kampf am Freitag nicht bestätigen. Termin, Ort und Der 31 Jahre alte Klitschko hatte erst im März seinen WM-Titel gegen Ray Austin (USA) verteidigt. Da der Ukrainer im Unterschied zur Vergangenheit drei Kämpfe pro Jahr absolvieren will, könnte er nur vier Monate später bereits wieder im Ring stehen. USMedien zufolge soll der TV-Sender HBO den 7. Juli bereits für den Kampf Klitschko gegen Brewster reserviert haben. sieren, wenn wir uns nicht einig werden. Aber das wäre wirklich nicht schön für uns und besonders nicht für das Publikum.“ Die Uefa hat Sportfive vorgeschrieben, dass das Eröffnungsspiel, die Gruppenspiele einer betroffenen Nationalmannschaft, die vier Viertelfinal-Spiele, die beiden Halbfinals und das Endspiel in einem Free-TV-Sender übertragen werden müssen. Der Pay-TV-Sender Arena, der die Rechte an der Fußball-Bundesliga besitzt, ist auf jeden Fall an EM-Spielen interessiert. „Die EM wird für uns interessant, wenn wir möglichst viele Spiele exklusiv zeigen können“, sagte Geschäftsführer Dejan Jocic. Der Konkurrent Premiere winkt dagegen ab: „Gerade weil praktisch alle wichtigen Begegnungen im Free-TV laufen, ist der Zusatznutzen für Premiere und unsere Abonnenten überschaubar. Deshalb haben wir uns gegen eine ernsthafte Fortsetzung der Verhandlungen entschieden. Wir werden unsere Schwerpunkte in punkto Sportrechte anders setzen“, sagte Carsten Schmidt, Pre- miere-Vorstand für Sports & New Business. Bei den privaten Fernsehsendern steht die EM hoch im Kurs, allerdings ist auch dort alles eine Frage des Geldes. Die Kosten seien für einzelne werbefinanzierte Sender „bei weitem nicht zu bezahlen“, so ein Rechte-Manager. „Wir sind an allen Rechten interessiert, die attraktiv, aber vor allem auch bezahlbar sind“, sagte Sat.1-Kommunikationssprecherin Kristina Faßler. „Wir haben unser Interesse bereits signalisiert und wollen eine aktive Rolle bei der EM mitspielen“, so RTLSprecher Matthias Bolhöfer. Das Zusammenspiel von mehreren TVSendern bei der EM-Übertragung ist kein Einzelfall. In Frankreich schlossen sich zwei konkurrierende Fernsehsender zusammen, um die EM-Partien übertragen zu dürfen. Nachdem kein Sender bereit war, die von Vermarkter Sportfive geforderten 100 Millionen Euro allein zu zahlen, haben sich jetzt die Privatsender TF1 und M6 zusammengetan, um sich auf 50:50-Basis die Rechte an den 31 Spielen zu sichern.