Leitsätze für eine offene und innere kirchliche Kinder
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Leitsätze für eine offene und innere kirchliche Kinder
Leitsätze für eine offene und innere kirchliche Kinder- und Jugendarbeit in der katholischen Pfarrei Stäfa Vorbemerkung In unserer Jugendarbeit lassen wir uns bei unseren Ueberlegungen und unserem Handeln von der Magna Charta (vom Verein Deutschschweizer JugendseelsorgerInnen am 13.6.01 verabschiedet – siehe Anhang) leiten. Die folgenden Seiten sind jedoch eine Zusammenfassung unserer eigenen, über Jahre hinweg 1 entwickelten Jugendarbeit, die wir zu leben und umzusetzen versuchen und auch immer wieder hinterfragen und verändern. Grundgedanken In unserer Arbeit unterscheiden wir zwischen der offenen und der inneren kirchlichen Jugendarbeit. Beide Bereiche haben ihre spezifischen Aufgaben und zum Teil unterschiedliche Ziele. Sie stehen jedoch in Wechselbeziehung zueinander. Offene kirchliche Jugendarbeit • • • • • Die offene kirchliche Jugendarbeit bietet Kindern und Jugendlichen Orte und AnsprechpartnerInnen, an die sie sich mit ihren Freuden und Sorgen hinwenden können und jederzeit ein offenes Ohr finden. Die offene kirchliche Jugendarbeit soll und darf Jugendliche aus allen religiösen Kulturen ansprechen. Die offene kirchliche Jugendarbeit ist nicht nur problemorientiert, sondern gibt allen interessierten Jugendlichen Angebote und Anregungen für ihre Lebens- und Freizeitgestaltung, und hilft ihnen bei der Sinnfindung für ihr Leben. In der offenen kirchlichen Jugendarbeit wird die Mitarbeit von Jugendlichen gesucht und geschätzt! Je nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten werden sie in die verschiedenen Arbeiten einbezogen. Die offene kirchliche Jugendarbeit versucht, die Jugendlichen ins Pfarreileben einzubinden und sie zum Mitmachen bei den verschiedenen grossen 2 • • Pfarreifesten (Kirchweihfest, Fasnacht, Silvester…) zu bewegen. In der offenen kirchlichen Jugendarbeit wird immer wieder die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen der Gemeinde (Jugendzentrum, MoJuga, OST, ref. Kirche..) gesucht, und teilweise mit ihnen auch spezifische Angebote für die Jugendlichen auf die Beine gestellt. In der offenen kirchlichen Jugendarbeit haben die Eltern ein grosses Gewicht! Wir versuchen sie, in die Arbeit miteinzubeziehen. Innere kirchliche Jugendarbeit • Die innere kirchliche Jugendarbeit hat zum Ziel, Jugendliche für den katholischen Glauben zu sensibilisieren, ihnen den Glauben näher zu bringen und ihn zu vertiefen. • Es wird versucht, den Jugendlichen ökumenische Offenheit, eine Haltung der Toleranz und der Wertschätzung den anderen christlichen Konfessionen und Religionen gegenüber näherzubringen. • Die innere kirchliche Jugendarbeit bietet Orte und Möglichkeiten an, wo der Glaube der Jugendlichen wachsen, hinterfragt, entfaltet, miteinander geteilt und gefeiert werden kann. • Zusammen mit den Jugendlichen und den jungen Erwachsenen werden die Grundvollzüge unserer Kirche gelebt und gestaltet. Dies schliesst die Einbindung Jugendlicher und junger Erwachsener in das Leben und Feiern der Kirche und der Pfarrei mit ein. Die Jugendlichen sollen sich als Teil der Kirche verstehen lernen und angenommen sein. 3 • Ergänzend dazu wird nach spezifischen Angeboten gesucht und vorhandene aufgegriffen (z.B. Jugendgottesdienste, Besinnungstage, Jugendreisen und Weekends an besonderen Orten, regionale Jugendveranstaltungen wie Ranfttreffen und Bistumsjugendtreffen ...). • Die innere kirchliche Jugendarbeit soll für die Vielfalt von Spiritualität und Traditionen offen sein, aber zu einer lebendigen und lebbaren Christusbeziehung im Gesamt der Kirche und der Welt heranführen. • Die innere kirchliche Jugendarbeit ist eng mit der Vorbereitung auf das Sakrament der Firmung verknüpft, ergänzt diese zum Teil und soll künftig nach Möglichkeit daran anknüpfen. Mindestens ein Mal im Jahr soll eine Reise/ein Weekend, die/das offen für alle interessierte Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, veranstaltet werden. Dies kann in eigener Regie oder in Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Organisationen (Jugendseelsorge Zürich und Chur, klösterlichen Gemeinschaften, ...) erfolgen. Jeweils ein Jugendarbeiter oder –seelsorger begleitet die Reise. Dabei ist Wert auf die Möglichkeit der Mitgestaltung durch die Jugendlichen und auf die dementsprechende Ausrichtung des Weekends zu legen. Die Ausrichtung dieser Weekends wird bestimmt durch die Auswahl des Ortes (besonderer, heiliger Ort wie z.B. Assisi, Rom, Santiago, Einsiedeln etc ...) oder durch die inhaltliche Gestaltung der Reise 4 (z.B. miteinander leben – miteinander glauben; LebensWeg – GlaubensWeg; KirchenBilder etc ...). Die Heiligung des Tages (Morgen-, Abend-, Tischgebet) und des Sonntages (Feier eines Gottesdienstes) sollen Bestandteile darin sein. Die Gestaltung derselben soll den Jugendlichen angepasst und von ihnen soweit als möglich mitgetragen sein. Standbeine der offenen kirchlichen Jugendarbeit Der Jugendraum Broadway • Die Haltung der Erwachsenen im Jugendraum den Jugendlichen gegenüber ist geprägt von Wertschätzung, Toleranz und Offenheit. • Die Jugendlichen werden mit ihren Stärken und Schwächen akzeptiert und angenommen. • Beim Besuch des Jugendraumes besteht von Seiten der JugendarbeiterInnen keine Erwartungshaltung den Jugendlichen gegenüber, ausser dass die von ihnen aufgestellten Regeln im Jugendraum respektiert werden. (kein Alkohol, Kein Rauchen, keine Gewalt, Sorge tragen zur Einrichtung, jeder ist für seinen Abfall selbst verantwortlich) • Der Jugendraum steht allen Jugendlichen ab der Mittelstufe offen. Die Oeffnungszeiten sind je nach Alter geregelt und der Jugendraum zu diesen Zeiten betreut. • Der Jugendraum soll ein Ort sein, wo sich die Jugendlichen während ihrer Freizeit aufhalten, Musik hören, KollegInnen treffen und wenn sie dies wünschen, auch spielen können. 5 • • • • • • Wir machen ihnen von Zeit zu Zeit konkrete Angebote (Töggeliturnier, Breakedanceturnier, Tanzkurse und Ausflüge, immer in Berücksichtigung des Kirchenjahres), an denen sie sich beteiligen können. Bei familiären und schulischen Schwierigkeiten stehen wir ihnen als Ansprechperson zur Verfügung. Die Gestaltung und Einrichtung des Jugendraumes wird immer wieder zusammen mit den BenützerInnen hinterfragt und oft auch wieder verändert. Jugendliche, die lernen möchten, mit Verantwortung umzugehen, können sich im Broadway-Team engagieren. Jeden letzten Freitag des Monats wird speziell für die 5./6. Klässler eine Party organisiert Geplant sind ausserdem regelmässige GirlieParties, das heisst, speziell auf Mädchen zugeschnittene Abende. Der Jugendraum kann, wenn er nicht anderweitig benutzt wird, ohne Entgeld von den Jugendlichen für Parties, Geburtstagsfeiern… gemietet werden. Entsprechende, auf das jeweilige Alter der BenutzerIn zugeschnittene Mietverträge liegen vor. Projektorientierte Jugendarbeit • • In verschiedenen Projekten wird immer wieder versucht, die gerade aktuellen Bedürfnisse der Jugendlichen aufzunehmen und umzusetzen. Dem Bedürfnis der Jugendlichen nach „feiern“ soll entgegengekommen werden. Die Jugendlichen 6 • • • • sollen dabei ihr emotionales Bedürfnis nach Gemeinschaft, Zusammensein mit Gleichaltrigen abdecken können. Es sollen sinnliche, sinnhafte und besinnliche Erlebnisse ermöglicht werden. Die Konsumhaltung der Jugendlichen ist eine Realität, an der wir nicht vorbeikommen und die wir auch nicht verteufeln wollen. Wir möchten ihnen aber mit entsprechenden Angeboten andere Möglichkeiten aufzeigen. Bei der Umsetzung der Projekte werden soweit wie möglich die Jugendlichen miteinbezogen. Projekte eignen sich besonders gut zur Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, die sich in der Jugendarbeit der Gemeinde engagieren. Die Projekte können wiederkehrend (saisonal), einmalig, von kurzer Dauer, (einen Tag, ein paar Stunden) oder längerdauernd (Lager) oder über mehrere Daten hinweg (kursähnlich) sein! Arbeit mit jugendlichen Freiwilligen • • Schon möglichst früh werden Kinder und Jugendliche in allen Bereichen der offenen kirchlichen Jugendarbeit der Pfarrei miteinbezogen. (Mithilfe im Jugendraum, Teilnahme und Mithilfe in Lagern, Einsätze beim Servieren an Seniorenanlässen, Hilfe beim Kinderhüten, an Pfarreianlässen…) Im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Fähigkeiten und Interessen wird ihnen dabei Verantwortung übergeben. 7 • Ihre Arbeit wird dabei von der gesamten Pfarrei wahrgenommen und wertgeschätzt. • Je nach Grösse ihrer Leistung werden die Jugendlichen dabei „entlöhnt“ (Teilnahme an Weiterbildung, gemeinsame Ausflüge, Essen….). • Die Jugendlichen, die sich immer wieder in der gesamten Pfarrei einsetzen, haben Anrecht auf einen Sozialzeitausweis, in welchem ihre erbrachten Leistungen aufgelistet und gewürdigt werden. Lagerarbeit • • • • Das Bedürfnis nach Lagern ist bei den Jugendlichen aber auch bei den Eltern nach wie vor da. Eine neue Form von Lagern, wie sie sowohl bei den Eltern, als auch bei den Kindern Zukunft haben könnten, sind Tageslager. Diese eignen sich auch besonders für kleinere Kinder. Themen für diese Lager müssten aufgegriffen werden (Natur, Wald, Schweiz erleben…), die den Eltern wichtig sind, aber von ihnen selbst nicht angeboten werden (können). Die Zeiten und Orte der Lager werden so angesetzt, dass sie den Bedürfnissen der Eltern entgegen kommen und für sie entlastend sind. Standbeine der inneren kirchlichen Jugendarbeit 8 Die Pfarrei Im Rahmen der Pfarrei bieten sich vielfältige Möglichkeiten des Mittuns, Mitgestaltens und des SichEinbringens von Jugendlichen und jungen Erwachsenen an. Als Beispiele seien aufgeführt: Pfarrei-Erneuerung, LektorInnendienst, MinistrantenInnendienst, Pfarreirat ... Diese gilt es aufzugreifen und für die Jugendlichen zugänglich zu machen. Der Jugendraum Der Jugendraum als Ort, an dem sich die Jugendlichen wohl fühlen, schafft eine gute Voraussetzung, in einer Kleingruppe miteinander den Glauben zu teilen, vom Glauben mitzuteilen. Auch für die innere kirchliche Jugendarbeit steht der Jugendraum zur Verfügung. Beide Teile der kirchlichen Jugendarbeit sollen darin sichtbar werden (Kreuz, Ankündigungen auf Pin-Wand ...) Anlässe und Jugendgottesdienste in der Pfarrei Im Kirchenjahr bieten sich verschiedene Möglichkeiten zur Besinnung und zum Innehalten an: Jugendkreuzweg, Ölbergnacht..., Spiri-Tage, Jugendgottesdienste gefeiert im Rahmen der Gemeindegottesdienste oder als „eigener“ Gottesdienst mit eigener Zeit und eigenem Ort. Die Frage der Jugendgottesdienste ist Anliegen des Pfarreirates und von einigen Jugendlichen selbst – dies gilt es, in nächster Zeit aufzugreifen. Regionale Anlässe Angebote wie Ranft-Treffen, Bistumsjugendtreffen, Jugendreisen (Taizè-Treffen, Weltjugendtag ...) sollen 9 geprüft und soweit wie möglich wahrgenommen werden. Dort, wo es sinnvoll erscheint, können auch pfarreiübergreifende Anlässe (in Zusammenarbeit mit den Jugendseelsorgern und Jugendlichen) gestaltet und veranstaltet werden. Die Verantwortlichen der inneren kirchlichen Jugendarbeit können sich mit Kritik und Engagement einbringen. Jugendfahrten/Jugendweekends Mindestens ein Mal im Jahr soll eine Reise/ein Weekend, die/das offen für alle interessierte Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist, veranstaltet werden. Dies kann in eigener Regie oder in Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen Organisationen (Jugendseelsorge Zürich und Chur, klösterlichen Gemeinschaften, ...) erfolgen. Jeweils ein JugendarbeiterIn oder –Seelsorger begleitet die Reise. Dabei ist Wert auf die Möglichkeit der Mitgestaltung durch die Jugendlichen und auf die dementsprechende Ausrichtung des Weekends zu legen. Die Ausrichtung dieser Weekends wird bestimmt durch die Auswahl des Ortes (besonderer, heiliger Ort wie z.B. Assisi, Rom, Santiago, Einsiedeln etc ...) oder durch die inhaltliche Gestaltung der Reise (z.B. miteinander leben – miteinander glauben; LebensWeg – GlaubensWeg; KirchenBilder etc ...). Die Heiligung des Tages (Morgen-, Abend-, Tischgebet) und des Sonntages (Feier eines Gottesdienstes) sollen Bestandteile darin sein. Die Gestaltung derselben soll den Jugendlichen angepasst und von ihnen soweit als möglich mitgetragen werden. Kinder – und Familienarbeit 10 Grundgedanken • • • • • • Bis zu einem gewissen Alter bilden Kind und Eltern eine Einheit. Kinder können für Projekte und Angebote der Kirche nur über ihre Eltern gewonnen werden. Eltern mit ihren Kindern sollen deshalb Erlebnisse innerhalb der Kirche ermöglicht werden, die zu einer länger dauernden Bindung an die Kirche führen. Bei kirchlichen Anlässen soll von den Zeiten her darauf geachtet werden, dass diese familienfreundlich sind und je nach Bedarf eine „Kinderhueti“ angeboten wird. Projekte mit kleineren Kindern müssen auf die Bedürfnisse der Eltern nach Freiräumen eingehen und zeitlich und inhaltlich so angesetzt werden, dass dabei eine echte Entlastung für sie entsteht. Kleinere Kinder lassen sich v.a. übers Singen, Basteln und Erlebnissen in der freien Natur gewinnen. Die Erfahrung zeigt, dass dies auch genau die Elemente sind, über die sich Eltern ansprechen lassen. Projekte mit kleineren Kindern müssen auf die Bedürfnisse der Eltern nach Freiräumen eingehen und zeitlich und inhaltlich so angesetzt werden, dass dabei eine echte Entlastung für sie entsteht. 11 Standbeine der Kinder – und Familienarbeit Angebote der katholischen Kirche • • • • „Fäschtli mit Jesus“ ( Feier parallel zu einem normalen Gottesdienst am Sonntag für Kindergärtner bis ca 3. Klasse, ca. 6x im Jahr). Betreuung und Ausbildung der MinistrantInnen, gemeinsame Anlässe mit ihnen (zugänglich für alle nach der ersten Kommunion). Gruppo giovanile der Missione, regelmässiges Zusammentreffen von italienisch sprechenden Eltern, zwecks Pflege der Gemeinschaft und des Austausches. Teilnahme und Mitwirken als Gruppe bei verschiedenen Pfarreianlässen. Regelmässig wiederkehrende Familiengottesdienste, die in Zusammenarbeit mit interessierten Eltern gestaltet werden. 12 Einmalige Angebote, die sich jedes Jahr wiederholen • Angebote, die Rituale und Bräuche des Kirchenjahres aufnehmen. (z.B. Adventskranzbinden, Palmbuschbinden.) • Aufnahme von alten Ritualen (Herbergssuche) • Pfarreifasnacht • Eiertütschete an Ostern • Rorate-Messen während des Advents (3x ) • Silvesteressen • Pfarreiausflug Ökumenische Angebote • • • Fiire mit de Chliine. Ein beliebtes Angebot für Kinder ab 3 Jahren bis ins Kindergartenalter. Vierteljährlich wird in der Kirche zusammen mit den Kindern und ihren Eltern ein kleiner, auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnittener Gottesdienst gefeiert. Waldtageslager. Ein Angebot für 2.KindergärtnerInnen bis 3. KlässlerInnen in der ersten Sommerferienwoche. Die Kinder verbringen den Tag im Wald und übernachten zuhause. Die letzte Nacht wird gemeinsam im Wald verbracht. Ein Thema aus de Bibel begleitet die Kinder während der Woche und bestimmt zum Teil die Aktivitäten während des Tages. Weiterbildungsangebote mit für die Eltern interessanten Themen (z.B.Umgang mit dem Glauben in der Familie….). Ort und Zeitpunkt werden so angesetzt, dass möglichst beide 13 • Elternteile daran teilnehmen können. Eine Kinderhueti wird angeboten. Kerzenziehen. Während 2 Wochen wird für die ganze Stäfnergemeinde die Möglichkeit angeboten, Kerzen zu ziehen. Der Betrieb wird von Freiwilligen Jugendlichen aber auch Eltern getragen, die oft zusammen mit ihren Kindern kommen. Pfr. Kurt Vogt, Mai 2004 14 Magna Charta – Grundlage für eine gelingende kirchliche Jugendarbeit in der deutschsprachigen Schweiz 1. Ziel kirchlicher Jugendarbeit Kirchliche Jugendarbeit ist Dienst der Kirche an der Jugend. Sie hat das Ziel „Jungen Menschen den Zugang zu jener Lebensweise freizumachen und freizuhalten, wie sie Jesus von Nazareth gelebt hat.“ Es geht dabei „um die individuelle, soziale, gesellschaftliche und religiöse Entfaltung und Selbstverwirklichung des Jugendlichen: der freie, kontaktfähige, engagierte, kritische, selbst- und verantwortungsbewusste Mensch.“ (Zitate Synode 72 – St. Gallen). Leitend ist immer das Interesse an der Subjektwerdung aller Menschen vor Gott. 2. Grundsätze 2.1. Lebenswelt Kirchliche Jugendarbeit baut auf der Lebenswelt der Jugendlichen auf und ist ein wichtiger Experimentier- und Freiraum. Jugendliche bringen unterschiedliche Voraussetzungen, Bedürfnisse und Interessen mit. Entsprechend vielfältig sind die Formen kirchlicher Jugendarbeit. 2.2. Wertschätzung und Anerkennung Jugendliche sind eigenständige Persönlichkeiten und werden als solche wahrgenommen und respektiert. Dies geschieht durch partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die Mitbeteiligung und Mitsprache der Jugendlichen geschieht wo immer möglich. Junge Menschen sind eine innovative Kraft, Teil der Kirche und verdienen als solche Wertschätzung und Anerkennung. 15 2.3. Beziehung und Vertrauen Kirchliche Jugendarbeit ist zeitintensive Beziehungsarbeit. Jugendliche haben ein Anrecht auf Begleitung in jeder Lebenssituation. Beziehungen sind so zu gestalten, dass junge Menschen in ihrer Entwicklung unterstützt werden. 2.4. Orientierung an der Lebenspraxis Jesu Auf dem Weg junger Menschen nach Freiheit und Selbstverwirklichung macht kirchliche Jugendarbeit erfahrbar, aus welcher Freiheit Jesus lebte. Seine Botschaft ermutigt zum aufrechten Gang und fordert dazu heraus, Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung wahrzunehmen. 2.5. Sinn-, Glaubens- und Identitätsfindung Lebensdeutung beginnt in der Erfahrung des Angenommenseins. Darauf aufbauend bietet kirchliche Jugendarbeit Raum für die Auseinandersetzung mit den Lebens- und Glaubensfragen Jugendlicher. 2.6. Leben deuten und feiern Die Welt der Jugendlichen ist voller Heiligtümer. Kirchliche Jugendarbeit hat diese zu achten. Erlebnisse und Erfahrungen sind als Spuren des Glaubens im Alltag aufzunehmen und gemeinsam mit jungen Menschen zu deuten. Dies führt zu sinnvollem Feiern von Leben und Glauben. 16 3. Rahmenbedingungen 3.1. Erwartung an Kirchgemeinden Die Verantwortung für die kirchliche Jugendarbeit kann nicht an die Jugendverantwortlichen allein delegiert werden. Sie wird materiell und ideell von der Kirchgemeinde und von der Pfarrei getragen. Der kirchlichen Jugendarbeit stehen Räume zur Verfügung, die von den Jugendlichen nach ihren Bedürfnissen genutzt werden können. Die Verwaltung der zur Verfügung stehenden Finanzmittel wird den Jugendverantwortlichen übertragen. Kirchlicher Jugendarbeit liegt ein Konzept zugrunde. Ziele und Arbeitsformen werden jährlich evaluiert und bei Bedarf verändert. In die Konzeptentwicklung und –evaluation werden Jugendliche, Jugendverantwortliche und Entscheidungsgremien einbezogen. Die Kirchgemeinde und Pfarrei sucht dabei auch die Vernetzung mit anderen Konfessionen und der politischen Gemeinde. 3.2. Erwartungen an Jugendverantwortliche Jugendliche finden in der kirchlichen Jugendarbeit Erwachsene als PartnerInnen, die ihnen Räume der Partizipation zur Verfügung stellen, aber auch anwaltschaftlich gegenüber Pfarrei und Kirchgemeinde für sie eintreten. Jugendarbeitende befinden sich somit in einem anspruchsvollen Spannungsfeld von Anforderungen und Erwartungen. Dies erfordert, dass auch sie sich immer wieder persönlich mit der eigenen Sinn-, Glaubens- und Identitätsfindung auseinandersetzen. Mit der kirchlichen Jugendarbeit werden haupt-, neben- und ehrenamtlich tätige Personen mit einem entsprechenden Pflichtenheft beauftragt. Sie sind für die Umsetzung der im Konzept erarbeitenden Ziele zuständig. Eine umfassende 17 Verantwortung für die kirchliche Jugendarbeit setzt eine umfassende Ausbildung und kontinuierliche Weiterbegleitung voraus. Teilaufgaben können auch von Nebenamtlichen oder Freiwilligen geleistet werden, die für diese spezifische Aufgabe genügend kompetent und vorbereitet sind. Grundvoraussetzung für jede Anstellung in der kirchlichen Jugendarbeit sind fachliche, soziale und spirituelle Kompetenzen. Aus- und Weiterbildung, kollegiale Beratung und Supervision sind unabdingbar. Die Arbeitgeber stellen den Jugendverantwortlichen dafür finanzielle und zeitliche Ressourcen zur Verfügung. 18