Meine Reise nach Gambia von Dr. HW Bille
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Meine Reise nach Gambia von Dr. HW Bille
Meine Reise nach Gambia von Dr. H. W. Bille In der Zeit vom 17. Januar bis zum 27. Februar 2009 weilte ich zu einem Einsatz in Gambia – es war meine erste Reise in dieses Land, hier einige Eindrücke und Erlebnisse dieser Tour: Samstag, 17.01.2009 – Abflug mit Span-Air nach Banjul, der Hauptstadt des kleinen westafrikanischen Landes. Sonntag, 18.01.2009 – Herzlicher Empfang in Gambia, wegen eines defekten Autos wurden wir bis zum Quartier abgeschleppt, dort kennen lernen der Vermieter und bekannt machen mit den Wohnverhältnissen, ein wenig Einrichten, Gasherd aufbauen, die ersten Einkäufe tätigen – Wasser und Tappalappa (frisches baguetteähnliches Brot). Da für mich noch keine Arbeitserlaubnis als Arzt vorlag – diese kam erst später mit Frau Dr. Gesper – beschäftigte ich mich vorerst im Compaund: Registrierung und Sortieren der vorhandenen Verbands- und Arzneimittel. Von den vorhandenen Medikamenten war ein Teil überlagert und musste aussortiert werden, das dauerte fast 3 Tage - nebenbei wurde die Umgebung und der Weg zum Ozean und der Strand erkundet. Dienstag, 20.01.2009 – Fahrt nach Serekunda mit Peter und Ebrima, einem einheimischen Helfer, daneben ein paar Einkäufe erledigt. Heute die 1. Patientin behandelt, sie hat eine schwere BlepharoKonjunktivitis – einer Lid-Bindehautentzündung – unter lokaler Behandlung mit einem Antibiotikum heilt die Entzündung innerhalb weniger Tage ab. Mittwoch, 21.01.2009 – Fahrt zur Nordbank. 4 Stunden Wartezeit an der Fähre, Übernachtung im Camp von Mr. Joof. Das Camp besteht aus einfachen Hütten, es gibt nur Brunnenwasser, bedarfsweise Elektrizität vom Dieselaggregat, Toilette am besten im Busch. Die Übernachtung im Camp machte sich erforderlich, um die Zeit für die aufwendige Hin- u. Rückfahrt mit der Fähre über den 4 km breiten Gambiafluss zu sparen. Donnerstag, 22.01.2009 – Besuch der Schule in Ndofan, First-Aid-Depot kontrolliert – alles OK. Ein Patenkind für den Heimatverein Völpke in Njongon rekrutiert, eine zweite Patenschaft für einen größeren Schüler von uns persönlich übernommen – Essa Demba (rechts) aus der St. Michaelis-School in Njongon. Sein Sponsoring läuft im jetzigen Schuljahr aus und er hätte – obwohl bester Schüler der Klasse – von der Schule abgehen müssen. Das konnte durch unser Engagement verhindert werden. Einzelne erkrankte Kinder untersucht, ein wenig Einblick in das gambianische dörfliche Leben gewonnen. Zweite Übernachtung im Camp von Mr. Joof. Die Familie von Ebrima besucht - eine Katastrophe, die Kuh ist einige Tage nach unserem Besuch verendet. Links die Familie von Ebrima Im Hintergrund die Kuh, die einige Tage später verendet ist. Freitag, 23.01.2009 – Rückfahrt nach Kerr Sering. Samstag, 24.01.2009 – Hausbesuch bei einer herzkranken Patientin in Faraba, sie war zuvor an Seite 1 Malaria erkrankt, der schnellen Transport ins Krankenhaus Banjul war wahrscheinlich lebensrettend. Diesen Transport hat ganz uneigennützig Werner Rehm ermöglicht. Es wurden weiter Medikamente verordnet, der Zustand ist stabil. Bemerkenswert die dürftigen Wohnverhältnisse. Sonntag, 24.01.2009 – Eine Fahrt mit dem Motorboot durch die Mangroven des Gambiaflusses. Montag, 26.01.2009 – Ruhetag, Erholung am Pool des Bijilo-Beach-Hotels. Abends das Patenkind von Frau Schröder getroffen und eine Geldspende übergeben. Kontaktaufnahme zu Hatap Begay, er ist der Koordinator des Leipziger Vereins "Socialis for The Gambia e.V.“ und Angestellter im „Senegambia Hotel“. Dienstag, 27.01.2009 – Kontakt zu Birgit Lempa, Frau Lempa ist eine Deutsche, die ein Gesundheitszentrum (Health-Center) gegründet hat, es organisatorisch leitet (sie selbst ist keine Ärztin, war früher physiotherapeutisch tätig) und Sponsoren ausfindig macht. Im Health-Center – ohne ärztl. Leitung, aber mit geschulten Pflegern u. Pflegerinnen besetzt – werden alle Alltagswehwechen behandelt. Es werden Mütterberatungen abgehalten, diese finden einen großen Zuspruch! Mittwoch, 28.01.2009 – Besuch im Health-Center bei Frau Lempa Donnerstag, 29.01.2009 – Ausflug nach Banjul, der Hauptstadt von Gambia. Die Stadt bietet wenig Interessantes, aber wenn man schon da ist, sollte man sie auch eines Besuches würdigen. Freitag, 30.01. – Sonntag, 01.02.2009 – Ruhetage, Strandaufenthalt bei Lamins Restaurant. Lamin ist ein einheimischer Kleinunternehmer (Gastwirt, Taxifahrer u. Führer für Gäste). Er will natürlich bezahlt werden. Montag, 02.02.2009 – 1. Arbeitstag in der Schule des Leipziger Vereins: etwa 50 Kinder untersucht und behandelt, meist chronische schlecht heilende Gelegenheitsverletzungen, Bauch-, Kopfund Zahnschmerzen, weiterhin Augenentzündungen, ein Epileptiker, Durchfallerkrankungen, Husten und Sehstörungen. (Rechts: Behandlung in der Schule des Leipziger Vereins) Dienstag, 03.02.2009 – Besuch im Health-Center Bijilo, dort zwei deutsche Praktikantinnen (Kinderkrankenschwestern) getroffen. Malaria und P.N.-Kranke (Nierenbeckeninfektion) vorübergehend stationär behandelt. Besuch mit Frau Dr. Gesper im Kindergartens in Bijilo, dabei 350 Teller und Löffel spendiert. Mittwoch, 04.02.2009 – Fahrt auf die Nordbank, hier in Njongon Amadu Bah, das Patenkind von Familie Koch besucht, den Hilfebedarf ermittelt (Familie Koch wollte evtl. bei der Hausreparatur helfen – Dach und Kochecke (links) befinden sich in einem katastrophalen Zustand) und einen Sack Reis übergeben. In der Schule in Njongon Awa Bah untersucht und wegen der Gefahr der Erblindung eine Augenarztuntersuchung veranlasst – sie war im Dezember 2008 schon beim Augenarzt, es ist jedoch keine Besserung eingetreten. Seite 2 Besuch unseres neuen Patenkindes Essa in seinem Dorf und Übergabe von Geschenken. 1 Patient Verdacht auf eine Geschlechtskrankheit untersucht, zum Glück hat sich dieser Verdacht nicht bestätigt. Donnerstag, 05.02.2009 – Alle Helfer fuhren nach Faraba zu der herzkranken Frau (sh. auch 24.01.), deren Zustand hat sich weiter stabilisiert. Freitag, 06.02.2009 – Fahrt zur Leipziger Schule, dort 36 Patienten behandelt, es handelte sich um Schulkinder und Einwohner aus der Umgebung. Frau Dr. Gesper hat mit ihren zwei jungen deutschen Helfern noch mal etwa die gleiche Anzahl behandelt. Samstag, 07.02.2009 – Es wurde ein Ruhetag eingelegt. Sonntag, 08.02.2009 – Fahrt mit Frau Dr. Gesper zu ihrem Patenkind nach Nofele, dort wurden Geschenke übergeben, weiterhin wurde ein Dr. Bille vor der Schule des Leipziger Veeins Arbeitseinsatz geleistet (Linoleum verlegt, ein Bett aufgebaut, die Wände durch die beiden Helfer von Frau Dr. Gesper gemalert). Montag, 09.02.2009 – In der Schule des Leipziger Vereins 43 Patienten behandelt. Dienstag, 10.02.2009 – Fahrt auf die Nordbank nach Ndofan, hier mit Frau Dr. Gesper jeweils etwa 80 Patienten behandelt – Diagnosen: Knochenvereiterung, Bauch- und Kopfschmerzen, Bindehautentzündung und vieles andere, nebenbei Schuhe verteilt, wir haben wieder im Camp von Mr. Joof übernachtet. Mittwoch, 11.02.2009 – Behandlung von 66 Patienten auf der Nordbank, Diagnosen: Malariaverdacht, Bluthochdruck, Diabetes, Hauterkrankungen, Mittelohrentzündungen und vieles mehr. Donnerstag, 12.02.2009 – In der Schule des Leipziger Vereins wieder fast 50 Patienten behandelt. Freitag, 13.02.2009 – erneutes Sortieren von Medikamenten und Material. Samstag, 14.02. und Sonntag, 15.02.2009 – Das Wochenende erholten sich alle Helfer am Paradise Beach. Montag, 16.02.2009 – Fahrt auf die Nordbank und Behandlung von 115 Patienten, Übernachtung im Camp von Mr. Joof. Dienstag, 17.02.2009 – Weitere Behandlungen von 71 Schülern und Dorfbewohnern auf der Nordbank in Njongon in der Schule. Mittwoch, 18.02.2009 – Der Independent Day ist der Staatfeiertag in Gambia – am 18.02.1965 erlangte Gambia die Unabhängigkeit von Großbritannien – wir haben ebenfalls pausiert. Donnerstag, 19.02.2009 – In der Leipziger Schule wurden 60 Patienten behandelt. Samstag, 21.02. – Sonntag, 22.02.2009 – wohlverdientes Wochenende! Montag, 23.02.2009 – Behandlung von 72 Patienten in der Leipziger Schule. Seite 3 Dienstag, 24.02.2009 – Nochmals ein Hausbesuch bei der herzkranken Frau in Faraba, dort auch gleich 3 Kinder mit Durchfall, körperlicher Schwäche und Blutarmut behandelt. Freitag, 27.02.2009 – Rückflug nach Deutschland. Resümee: Von mir wurden in diesen Wochen insgesamt 646 Patienten behandelt, dazu kamen noch die Behandlungen von Frau Dr. Gesper. Unsere Hilfe wurde von allen Kranken und deren Angehörigen, den wenigen Offiziellen (Lehrern, Betreuern) dankbar angenommen. In vielen Fällen war es dringend nötig, dass ärztlich interveniert wurde. Auch die Übergabe von Spenden (Kleidung, Nahrungsmittel, Fahrräder, Spielzeug usw.) war wichtiger Aspekt des Einsatzes. Für mich bleibt nur zu hoffen, dass eines Tages diese internationale Hilfe nicht mehr nötig ist (auch andere Länder und andere Organisationen helfen in Gambia). Dr. Hans-Werner Bille Seite 4