New Work braucht New Education

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New Work braucht New Education
New Work braucht New Education
Warum Schule und Uni nicht mehr zeitgemäß sind
und was wir diesbezüglich von Harry Potter lernen können
„Wenn Schule, Ausbildung und Universität dir nicht das zur Verfügung stellen, was du brauchst,
wird es Zeit andere Wege zu beschreiten, um das zu lernen was wirklich notwendig ist.“ Vor
kurzem war eine junge Abiturientin bei mir im Coaching. Normalerweise kommen junge Menschen zu mir, um herauszufinden, welchen Berufsweg sie einschlagen wollen. Bei dieser Klientin war es anders. Sie wusste relativ klar, was sie später einmal der Welt zur Verfügung stellen
möchte. Ihr Problem war, dass es keine passenden Studiengänge dazu gibt – zumindest nicht
im gewöhnlichen Bildungs-Kontext. Und die Aussicht darauf, jede Menge Zeug lernen zu müssen, das sie nicht interessiert, nur um die wenigen interessanten Fächer belegen zu können,
erzeugte in meiner Klientin eine unglaubliche Frustration. Verständlicherweise! Natürlich könnte
man sagen: „OK. So ist das nun mal. Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Die eine oder andere
Kröte muss man schlucken, um an sein Ziel zu kommen.“
Und das Problem liegt aus meiner Sicht dennoch auf der anderen Seite, nämlich bei der Tatsache, dass unsere klassischen Bildungswege einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Die Welt verändert sich gerade in Lichtgeschwindigkeit – und unser Schul- und Ausbildungssystem hinkt
gnadenlos hinterher. Es verändert sich viel zu langsam. Und es versorgt die neue Generation
nicht mit den Skills, die zukünftig dringend gebraucht werden, um die auf uns zukommenden
Herausforderungen zu meistern.
Schule und Universität sind noch ausgerichtet auf einen aussterbenden kulturellen Kontext
Unser Schul- und Ausbildungssystem stammt aus einer Zeit, in der wir noch daran glaubten,
dass Wachstum und Wirtschaftlichkeit uns immerwährenden Wohlstand verschaffen und die
Ressourcen unseres Planeten noch sehr lange ausreichen. Das gemäß diesem Paradigma institutionalisierte Lernen in Schule und Universität bereitete über viele Jahrzehnte hinweg Menschen auf ein Leben in diesem kulturellen Kontext vor, der von Wettbewerb, Konkurrenz, Hierarchie und Kapitalismus geprägt war. Wissen und Kapital waren gleichbedeutend mit Macht.
Also war es überaus wichtig, möglichst viel Wissen anzuhäufen. Je höher die Schulbildung,
desto größer war die Chance auf eine gewinnbringende Karriere. Mit Beginn der Schulzeit teilten sich die Menschen in zwei Kategorien: Gewinner und Verlierer. Durch das Notensystem
wurden wir auf Wettbewerb und Leistung gedrillt. Wir konnten uns schon einmal daran gewöhnen, dass es wichtig ist, gut bzw. sehr gut zu sein, um Erfolg zu haben. Lernen wurde zum
Kampf und Leistung zur Maxime für Sicherheit und Wohlstand.
Durch die hohe Standardisierung fand eine sehr starke „Gleichbildung“ statt, ohne Rücksicht auf
individuelle Talente oder Interessen. Jeder lernte nahezu die gleichen Fächer und Inhalte. Junge Menschen wurden so systematisch auf den ebenfalls hoch-standardisierten Arbeitsmarkt
vorbereitet, so dass das kapitalistische Zusammenspiel von profitorientierten arbeitgebenden
Unternehmen und abhängigen sicherheits- oder karriereorientierten Arbeitnehmern mit einem
gleichbleibenden Strom von Mitarbeitern und Führungskräften gefüttert werden konnte, die maschinengleich funktionierten und jederzeit austauschbar waren. Die Industrie benötigte jede
Menge Arbeitskräfte, um gleichförmige Arbeiten innerhalb standardisierter Prozesse zu verrichteten. Kreativität, selbständiges Denken und Handeln sowie Eigenverantwortlichkeit waren keine Eigenschaften, die gewünscht oder notwendig waren – zumindest nicht in der Masse. Deshalb lernten junge Menschen in Schule und Universität auch, sich den Vorgaben und dem Urteil
von Autoritäten zu unterwerfen und sich anzupassen, um im Sinne des Systems „erfolgreich“
und anerkannt zu sein. So funktionierte Schule und Ausbildung bisher. Und trotz eines offensichtlichen Reformwillens hat sich seitdem daran nicht viel geändert. Von New Education sind
wir noch weit entfernt!
"And the people in the houses
All went to the university,
Where they were put in boxes
And they came out all the same,
And there's doctors and lawyers,
And business executives,
And they're all made out of ticky tacky
And they all look just the same.”
Little Boxes - Song von Malvina Reynolds aus dem Jahr 1961
(https://www.youtube.com/watch?v=4poWiKfg1MU)
Die Welt verändert sich in rasantem Tempo
Durch die schnellen Veränderungen im Außen werden aber schon jetzt andere Fähigkeiten
notwendig, um die Herausforderungen der Gegenwart und vor allem auch der Zukunft zu meistern. Diese Fähigkeiten werden in Schule und Uni aber nicht gelehrt, im Gegenteil, sie werden
teilweise sogar den Menschen aberzogen, so dass sie verkümmern.
Welche notwendigen Soft Skills sind das zum Beispiel?
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Umgang mit schnellen Veränderungen, Agilität
Umgang mit Komplexität
Echte Innovationsfähigkeit
Übernahme von Verantwortung, Selbstverantwortlichkeit
Eigenorganisation
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Kreativität, „Out of the box“-Denken
Kreative Kollaboration auf Augenhöhe
Authentische Kommunikation
Schnelles Lernen durch Feedback & Coaching und durch Fehler machen
Entwicklung der eigenen Autorität
Umgang mit Gefühlen, wie Angst, Wut, Traurigkeit und Freude
Kritisches Hinterfragen, Grenzen setzen, NEIN sagen
Ökologisches Grundverständnis
Vernetztes Denken und Handeln
Selbständiges Forschen & Experimentieren
usw.
Wirtschaft, Unternehmen und der Arbeitsmarkt sind gerade dabei sich zu verändern und sich
den neuen Gegebenheiten anzupassen. New Work ist in aller Munde und neue Organisationsformen, die auf Selbstorganisation und auf Augenhöhe statt auf hierarchische Führung und
Kontrolle ausgerichtet sind, beginnen Fuß zu fassen. Doch kann Selbstorganisation im großen
Stil wirklich funktionieren, wenn die o.g. Fähigkeiten bei den Menschen in solchen Organisationen nicht ausgebildet sind? Meiner Meinung nach wird das auf jeden Fall schwer!
Wir können es uns nicht leisten, darauf zu warten, bis das System
sich verändert
In Zeiten wie diesen braucht es mutige Menschen, die vorausgehen und experimentieren. Menschen, die sich aus dem Mainstream herausbewegen und neue Wege beschreiten und damit
auch für andere bahnen. Wir könnten jetzt natürlich hoffen und warten. Allerdings könnte es
schnell zu spät sein, denn höchst wahrscheinlich hängt das Überleben der Spezies Mensch
davon ab, dass wir möglichst schnell unsere Art des Lernens verändern und auch den inhaltlichen Fokus unseres Lernens weg von der reinen Vermittlung von vorhandenem Wissen hin zur
Vermittlung von wichtigen Soft Skills, wie Agilität und Innovationsfähigkeit verschieben. Wenn
Sie in Ihrem Unternehmen also eine Form von „New Work“ einführen wollen, müssen Sie sich
darüber bewusst sein, dass die Menschen in der Regel noch nicht dafür ausgebildet sind! Wenn
Sie also wollen, dass der Transformationsprozess in die Zukunftsfähigkeit funktioniert, wird
Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als diese Skills zur Verfügung zu stellen.
Was ich der jungen Abiturientin geraten habe? Wenn Schule, Ausbildung und Universität dir
nicht das zur Verfügung stellen, was du brauchst, wird es Zeit andere Wege zu beschreiten, um
das zu lernen was wirklich notwendig ist.
Kennen Sie die Geschichte von Harry Potter, dem Zauberschüler? Ungefähr im 5. Band der
Reihe, als klar wurde, dass Voldemort, der dunkle Lord, zurückgekehrt war, hat das Ministerium
dies lange Zeit als Irrglauben dargestellt und jeden diffamiert, der Gegenteiliges behauptete. Die
Ausbildung im Fach „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ wurde auf die reine Theorie beschränkt, da es laut Ministerium nicht notwendig war, sich praktisch verteidigen zu können. Und
was haben Harry und viele andere Schüler in der Zauberschule dann getan? Sie haben sich
entschieden: Wenn die Schule uns nicht die Fähigkeiten beibringt, die wir brauchen, um zu
überleben, dann müssen wir eben einen anderen Weg finden, um zu lernen, was gebraucht
wird. Sie gründeten „Dumbledore’s Armee“ und einfach machten einfach jeweils den Schüler,
der am meisten Praxis in der Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte, zu ihrem „Lehrer“.
Sie haben sich heimlich gegenseitig das beigebracht, was sie jeweils am besten konnten.
Wir haben im Moment genau dieselbe Situation. Das „Ministerium“ glaubt immer noch daran,
dass die gute alte Art des Lernens und die guten alten Inhalte funktionieren. Eine große, umwälzende Reform der Schul- und Universitätsausbildung ist nicht in Sicht, da das „Ministerium“
selbst keine Ahnung hat, wie es geht und auch nicht den Mut hat, zu experimentieren. Stattdessen wird diskutiert. Meine Frage an Sie ist folgende: Wollen Sie so lange warten und Ihre Zeit
vergeuden, bis „das Ministerium“ so weit ist oder sind Sie bereit, einen anderen Weg zu gehen?
Sind Sie bereit die Verantwortung für Ihre eigene Ausbildung bzw. die Ausbildung Ihrer Mitarbeiter zu übernehmen und sich das zu holen, was Sie bzw. die Menschen in Ihrem Unternehmen
für die Zukunft brauchen? Denn ob Sie es glauben oder nicht, Alternativen sind bereits vorhanden – sie sind nur nicht vom „Ministerium“ anerkannt. Sie müssen sich die Mühe machen und
aktiv danach suchen, z.B. hier:

Next Culture Organizations – Edgeworker Training:
http://www.nextculture-organizations.org/de/trainings.html

Next Culture Research & Training Center:
www.nextculture.org
Viel Spaß beim Lernen!
Herzlichst
Ihre Patrizia Servidio
EMPOWERING PEOPLE - FACILITATING CHANGE!
• www.nextculture-organizations.org •