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27 | Herbst 08
klan punkte
Bernd Richard Deutsch
(Foto: Renate Publig)
sound:files
Doblinger Verlagsnachrichten
Jubiläumsausgabe zum Haydn -Jahr 2009
Haydn Year Anniversary Edition 2009
JOSEPH HAYDN
SÄMTLICHE / COMPLETE
Streichquartette
String Quartets
Urtext Edition
(Reginald Barrett-Ayres & H. C. Robbins Landon)
Jub
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zum läumsa
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E
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€9
rice
9
,00
13 Studienpartituren
im Schuber,
Format 17x24cm,
broschiert
13 Study Scores
in a box,
size 17x24cm,
paperback
Die Stimmen sind separat, einzeln oder als Bandausgaben (13 Bände) erhältlich.
The parts are available separately, individually or in 13 volumes.
Stp. 750
ISMN M-012-19837-6
ISBN 978-3-900695-97-2
Weitere Informationen / More information:
www.doblinger-musikverlag.at
27 | Herbst 08
klan punkte
sound:files
eeditorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
ser!
ie Schatten länger, zumal
mal bei
In dieser Jahreszeit werden die
ein
rtyrium oder
ode Die Dinge
ge sind,
einem so großen Ereignis: Martyrium
Bernd Richard Deutschs bisher umfangreic
umfangreichstes Werk,, steht
im Mittelpunkt eines ausführlichen klang:fo
klang:focus. Walter Weidringer bietet einen kleinen Leitfaden durch
durc dieses „Neurotische Oratorium“, das am 7. Februar 200
2009 in prominenter
Besetzung in Stuttgart aus der Taufe gehob
gehoben wird. Apropos
en Nachhall verursachten soprominente Besetzung: Schönsten
wohl die Aufführungen von Ernstt von Dohná
Dohnányis Konzertstück
für Violoncello und Orchester mit Robert N
Nagy, den Wiener
azel, als auch eine Premiere von
Philharmonikern und Lorin Maazel,
Gerald Resch, dessen neues Werk Land das Internationale
Brucknerfest Linz eröffnet hatt (klang:echo)
(klang:echo). Unsere in Ausgabe
ene „Geldscheinsonate“
„Geldsch
24 (Frühjahr 2007) begonnene
findet ihre
ten Satz: Ren
Fortsetzung in einem zweiten
Renate Publig stimmt ein
rsiegende Förderungen
För
kleines Lamento über versiegende
für etliche jembles an, die
di sich um zeitgenössische
ner Orchester und Ensembles
selbstve
Musik bemühen. Dies tut selbstverständlich
auch das Pierrot
exem
Lunaire Ensemble Wien in exemplarischer
Weise – und exporhrigen Jub
tierte zum zehnjährigen
Jubiläum seiner internationalen Konerke von Friedrich
F
zerttätigkeit Werke
Cerha, Christian Ofenbauer,
aseder, Gerald
G
Hannes Raffaseder,
Resch, Helmut Schmidinger und
Wolfram Wagner nach Südamerika. Anlass genug für Renate
G
Publig, mit Gustavo
Balanesco ein ausführliches Gespräch in
unserer Reihe klang:interpreten zu führen. „Kann auch ich komponieren?“, fragt sich hingegen Prälat Joachim Angerer – und
berichtet beeindruckt von einem Kompositionsworkshop der
GLOBArt Academy unter der Leitung von Shih (klang:bildung).
Damit wären wir bereits beim Thema Pädagogik angelangt:
Claudia Böckle hat mit Walter Wretschitsch über das erfolgreiche Heft Flute update gesprochen, das junge FlötistInnen
mit ebenso junger Musik zusammenbringt. Änderungen sind
manchmal notwendig – bei Doblinger geschehen sie freilich
im Zeichen der Kontinuität. Nach über vierzig Jahren in der
Firma und mehr als einem Vierteljahrhundert an deren Spitze,
hat sich Helmuth Pany zurückgezogen und die Geschäftsführung in die Hände seines Sohnes Peter Pany übergeben, der ja
bereits als Verlagsdirektor tätig war – und von der MusicChina
2008 in Shanghai Erfreuliches zu berichten weiß (klang:echo).
Und übersehen Sie auch nicht unsere Geschenktipps, äh, pardon: klang:novitäten und klang:träger…
Gemütliche Advent-Lesestunden wünscht Ihnen
Ihr klang:punkte-Team
Bernd Richard Deutsch
(Foto: Renate Publig)
Doblinger Verlagsnachrichten
DEAR READER!
This is the season of lenghtening shadows, especially with
such a huge event: Martyrium, Bernd Richard Deutsch’s
so far most ambitious work, is the centerpiece of our sound:
files – we give a guide to this ‘neurotic oratorio’ which will
have its world premiere by distinguished performers in Stuttgart on February 7, 2009. Ernst von Dohnányi’s Concert
Piece for cello and orchestra was performed by Robert
Nagy, the Vienna Philharmonic and Lorin Maazel; Gerald
Resch’s new composition Land was performed at the International Bruckner Festival of Linz: we give resonance to
these two beautiful performances. We continue our ‘notes
on (bank) notes’, begun in issue 24, with a lament: on the
drying up of financial support for orchestras and ensembles who propagate contemporary music. One such ensemble is the exemplary ‘Pierrot Lunaire Ensemble Wien’
– it exported, for its tenth anniversary, works by Cerha,
Ofenbauer, Raffaseder, Resch, Schmidinger and Wagner
to South America: we interview Gustavo Balanesco.
Joachim Angerer tells us of a composition workshop conducted by Shih. Thus, we reach the field of pedagogy and
our interview with Walter Wretschitsch about his successful Flute update which brings young flutists into contact
with just as young music. Sometimes, change is necessary
– at Doblinger’s, it happens under the sign of continuity.
After more than 40 years in the firm, and more than 25
years at its helm, Helmuth Pany has retired and given
the management into the hands of his son, Peter Pany.
He brings us good news from the Shanghai fair ‘MusicChina’.
And don’t overlook our gift ideas, – begging pardon:
‘klang:novitäten’ (sound:novelties) and ‘klang:träger’
(sound:carriers)….
We wish you cozy hours of Advent reading!
Your sound:files team
Impressum
klang:punkte 27 (99 527), unverkäufliche Promotion-Zeitschrift des Musikverlags Doblinger: Musikverlag Doblinger, Dorotheergasse 10, A-1010 Wien. Redaktion: Mag. Walter Weidringer. Für den
Inhalt verantwortlich: Peter Pany. Beiträge von DDr. Joachim Angerer, Mag. Claudia Böckle, Katharina
Knessl, Renate Publig M.A., Peter Pany, Mag. Walter Weidringer. Englische Übersetzungen: Mag.
Nicolas Radulescu. Layout: Barbara Ployer (Konzept), Andrea Wimmer, Mira Valenta (Ausführung).
Erscheinungsweise: Zweimal jährlich, jeweils Frühjahr und Herbst. Für weitere Informationen: INFODoblinger, Postfach 882, A-1011 Wien, Telefon: +43 1 515 03-0, Telefax: + 43 1 515 03-51, info@
doblinger.at, www.doblinger-musikverlag.at
klang:focus
Nachtseiten, Krisen, Abgründe
Beschwört „schreckliche Geister der tunckelen
Hoelen“: Bernd Richard Deutsch
„Jeder Mensch ist ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man
hinabsieht“: Die hellsichtige Erkenntnis des geschundenen Woyzeck in Büchners gleichnamigem Dramenfragment formuliert
zugleich ein künstlerisches Bedürfnis (nicht erst) der Moderne,
die Widrigkeiten, Nachtseiten und Krisen des menschlichen Daseins zu benennen und zu bannen. Den musikalischen Blick in einen solchen riesenhaften psychischen Schlund wagt nun Bernd
Richard Deutsch in seinem bisher umfangreichsten Werk. Im
Auftrag des SWR Stuttgart und zum größten Teil bereits 2001
entstanden, aber in vierjähriger Arbeit mehrfach umgestaltet,
bis die endgültige Fassung feststand, gibt Martyrium oder Die
Dinge sind ausführlich-detaillierten Einblick in die Geistesverfassung eines manisch-depressiven Menschen. Dafür ist konsequenterweise ein Riesenapparat nötig: drei Gesangssoli (Sopran, Tenor und Bariton), zwei Sprecherparts, großer Chor, Orchester (u.
a. mit vierfach besetzten Bläsern und reichhaltigem Schlagzeug)
Seite 4
und Orgel nebst Videozuspielungen, die in der Regie von Ulrich
Kaufmann und unter Mitarbeit des Komponisten eigens produziert wurden und das „Neurotische Oratorium“, so der Untertitel,
auch zum multimedialen Kunstwerk machen. Den Text dazu hat
der Komponist selbst aus ganz verschiedenen Quellen so zusammengestellt, dass die einzelnen Stellen zum Teil dialogisierend
abwechseln. So treffen einander Dante Alighieri (1265–1321) mit
seiner Divina Commedia, übersetzt von Wilhelm G. Hertz, der
deutsche Barockdichter Andreas Gryphius (1616–1664), der niederländische Maler Vincent van Gogh (1853–1890), der durch
eigene Hand gestorben ist, der an Syphilis zugrunde gegangene
Komponist Hugo Wolf (1860–1903), dessen geistige Verwirrung
einen Selbstmordversuch im Traunsee zur Folge gehabt hatte,
der linke italienische Schriftsteller Cesare Pavese (1908–1950),
der sich mit einer Überdosis Schlafmitteln das Leben nahm, der
provokativ-avantgardistische österreichische Schriftsteller Kon-
Fotos: Renate Publig
Martyrium oder Die Dinge sind von Bernd Richard Deutsch erlebt am 8. Februar 2009 im Theaterhaus Stuttgart
seine Uraufführung. Ein kleiner Leitfaden durch dieses gewaltige „Neurotische Oratorium“.
Von Walter Weidringer
rad Bayer (1932–1964), der ebenfalls den Freitod gewählt hat,
zwei weitere österreichische Literaten, die durch tragische Umstände ums Leben gekommen sind, nämlich der alkoholkranke
Dramatiker Werner Schwab (1958–1994) und die Lyrikerin und
Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926–1973), sowie als einziger lebender Autor der 1947 geborene deutsche Philosoph und
Essayist Peter Sloterdijk.
Bei der Erstellung des collagierten Librettos sei ihm bald klargeworden, verrät der Komponist in seinem Konzept für die Videozuspielungen, „dass es sich um drei Arten von Text handelt: zu
singender ‚lyrischer’ Text […], zu sprechende Texte […] und solche, die einer visuellen Umsetzung bedürfen, also ein szenisches
Element aufweisen, was den Einsatz von Videozuspielungen nahelegt. Bei den Videos handelt es sich somit um einen integralen
Bestandteil des Werks und der Vermittlung eines großen Teils
der darin vorkommenden Textpassagen.“ – In den filmischen
Teilen begegnet man einem Künstler (Schriftsteller, wie der
Komponist präzisiert) in psychischer Krise zwischen Depression
und Kreativität, Alkohol und Tabletten, der bereits mehrmals in
stationärer psychiatrischer Behandlung war, an einer problematischen Beziehung zu einer Frau leidet und zum Teil von einer
mephistophelischen Figur verfolgt, ja von deren Einflüsterungen
getrieben scheint.
Der Titel des Oratoriums ist eine inhaltliche Gegenüberstellung zweier Pole, drückt alternative Weltsichten aus: „Das Wort
‚Liebe zur Kunst’ ist nicht richtig; man müsste Glauben sagen,
Glauben bis zum Martyrium“ heißt es in einem Brief van Goghs,
DE NIRO SPRICHT DEUTSCH
Eine prominente Besetzung wird Deutschs Martyrium
in Stuttgart realisieren: Unter der kundigen Leitung von
Rupert Huber singen und spielen das SWR Vokalensemble und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart; die Solisten
führt Otto Katzameier an, der Star-Bariton der Neuen
Musik. An seiner Seite Isabelle Müller-Cant (Sopran) sowie
als Sprecher Markus Thill und Christian Brückner – wobei
letzterer über eine der bekanntesten und markantesten
Stimmen des deutschen Sprachraums verfügt, ist er doch
als Synchronsprecher besonders von Robert de Niro, aber
auch von Robert Redford, Alain Delon oder Harvey Keitel
in unzähligen Filmen präsent.
während Konrad Bayer lakonisch feststellt: „DIE DINGE SIND
IN ORDNUNG / DIE DINGE SIND IN DER ORDNUNG / DIE
DINGE SIND“. – Ob man also überzeugt ist, ein Martyrium zu
durchleiden, oder ob man einfach akzeptiert, wie „die Dinge
sind“, bleibt dem einzelnen überlassen. Die dreizehn Teile des
eineinhalbstündigen Werks gehen ineinander über und sind nur
an wenigen Stellen durch Generalpausen getrennt. Drei große
Orchesterzwischenspiele an zweiter, vierter und achter Stelle zeigen in den Worten des Komponisten eine klare „Tendenz nach
unten“, beschreiben ein großes Absacken der Kräfte: Vom Schaffensrausch im ¾-Takt der Energie über den als Filmmusik zu realisierenden Abschnitt Ein Hundeleben bis zu Der Rhythmus der
Einsamkeit verläuft ein großer, erschlaffender Bogen. Lärmende
Geschäftigkeit kann eben auch dazu dienen, Probleme zuzudecken – und mündet nur allzu oft in Depression.
Inschrift (1.) – Leise eröffnet der Chor das Werk mit jenem
Spruch, der in Dantes Commedia über dem Tor der Hölle geschrieben steht: „Durch mich gelangt man zu der Stadt der
Schmerzen…“ – in Stein gehauene, bald schmerzlich sich aufbäumende Expressivität, die in die schon erwähnte Energie (2.)
übergeht. Die hyperaktive, vielfältige Geschäftigkeit flaut ab
und öffnet das Tor zu Die Hölle (3.): Ein rezitativisches Posaunensolo und das Intervall der pendelnden kleinen Terz ruft Assoziationen an Gustav Mahler hervor (namentlich Dritte Symphonie). „Ach! und Weh!“, klagt der Solosopran zunächst allein,
dann im Duett mit dem Bariton, während der Chor Gryphius’
Gedicht Die Hölle skandiert: „Mord! Zetter! Jammer / Angst /
Creutz! Marter! Würme! Plagen …“ Allmählich weitet sich der
Ambitus im Chor, bis sich schließlich in dramatischen Aufwallungen auch Schreie und Pfiffe ins Geschehen mengen. Da hat
jedoch bereits der Sprecher 1 alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen: „Durch Lüfte hört ich ohne Sternenlicht…“, so setzt er (notiert mit angedeuteten Tonhöhen) Dantes Dritten Höllengesang
fort, vom Chor lautmalerisch begleitet. „Hieronymus Bosch als
Musik“ fasst Deutsch den Inhalt des Teils in Anspielung auf den
niederländischen Maler (1450–1516) zusammen, Das Geschehen führt direkt ins bizarr anmutende Hundeleben (4.), das in
den geteilten Bratschen mit einem schleppenden Grundrhythmus aus punktierter Viertel und folgender Achtel anhebt. „Zu
diesem als ‚Filmmusik’ bezeichneten Orchesterzwischenspiel
satirisch-dramatisch-grotesken Charakters“, so verlangt der
Seite 5
klang:focus
Komponist, „wird ein Stummfilm gedreht, dessen Verlauf aus
der Musik heraus entwickelt sein soll. Dabei ist es der Phantasie
des Regisseurs überlassen, inwieweit er versucht auf die formale
Struktur bzw. den genauen Ablauf der Komposition einzugehen
oder diese Faktoren zu konterkarieren. Da die Musik vorwiegend
kompliziert und übersteigert wirkt, empfiehlt es sich eine betont
einfache Bildsprache zu suchen. Die handelnden Personen sind
dieselben wie in den übrigen Videozuspielungen. Der Titel Ein
Hundeleben verweist einerseits auf den Stummfilm A dog’s life
von Charlie Chaplin aus dem Jahr 1918, andererseits parodistisch auf Ein Heldenleben von Richard Strauss.“ – In An sich selbst
(5.) nach Gryphius spricht nun erstmals, nach der allgemeinen
Hölle ringsum, ein Ich: „Mir grauet vor mir selbst, / mir zittern
alle Glider“ singen Sopran und Bariton in einer gespenstisch anmutenden, zum Teil von Cembaloklängen begleiteten Beschreibung körperlichen Verfalls – eine Reaktion, wie der Komponist
verrät, auf die Überalterungs-Diskussion der westlichen Welt zu
Beginn des dritten Jahrtausends. Darauf folgen Wider-Sprüche
(6.): Der Tenor-Solist feuert dümmliche Sentenzen ab, scheinbar
hilfreiche und gute, aber letztlich nur gut gemeinte, platte Lebensweisheiten, die aus der Misere helfen sollen, die Kluft zwischen depressiver Weltsicht und Pseudo- und Zweck-Optimismus
aber nur vertiefen: „Leiden ohne sich zu beklagen, das ist das
einzige, was es in diesem Leben zu lernen gilt“, wird grundiert
von den Agitations-Rhythmen etwa des Banjos, die den Gehalt
der Zeilen schonungslos desavouieren. In raschem, direktem
Wechsel und Überlagerungen zwischen beiden Sprechern und
Chor ergibt sich in Deutschs Worten ein „hysterischer Wasserfall möglicher Gedanken“, ein „Einblick in die Gedanken- und
Erlebniswelt“ des Künstlers „zwischen Euphorie und Depression,
zwischen Schaffenskraft und Leere“, leidenswilligem „Künstler-
Ethos […] und suizidaler Verzweiflung“. Das findet auch seine filmische Entsprechung: „Eine Aneinanderreihung gegensätzlicher
Emotionen und Begebenheiten. Die einzelnen Sequenzen sind
kurz, die Schnitte häufig. Als Inspirationsquelle dient der ebenfalls kompliziert verschachtelte und kontrastreiche Text“. Sloterdijks Ansicht, dass wir „Missgeburten im Kopf“ hätten, geht
einher mit einer ironischen Mischung aus H-Dur-Weihnachtslied
(„das passiert oft“) und den rhythmischen Verschleierungen des
Tristan-Liebesduetts. – An zentraler siebenter Stelle folgt darauf
Bayers idiot: Sprecher 1 trägt die von hemmungslos übersteigerter Brutalität geprägte Szene vor, während die illustrative Musik
die geschilderten Entsetzlichkeiten minimal mildert: Deutsch
beschreibt dies als Action-Film, der sich ins Absurde wende. Antwort gibt der Rhythmus der Einsamkeit (8.). Ein Motiv aus Viertelnote gefolgt von zwei Achteln, Schuberts „Wanderer“-Rhythmus, durchpulst in verschiedenen simultanen Tempi die Musik,
eine im Schlagzeug dramatisch tönende Säge, die ein Holzscheit
zerscheidet (inspiriert von einer Szene aus Ingmar Bergmans
Film Das siebente Siegel), rückt etwaigen Assoziationen an eine
CRISES, ABYSMS, AND THE DARK SIDE
Martyrium oder Die Dinge sind by Bernd Richard
Deutsch will have its world premiere on February 7,
2009 at the Stuttgart Theaterhaus.
“Every human being is an abyss; one gets dizzy when one looks
down”: this clairvoyant perception of the maltreated Woyzeck
in Büchner’s drama fragment also formulates an artistic need
of (not only) modernism to name and to capture the adversities,
dark sides and crises of human existence. Bernd Richard Deutsch
dares a musical gaze into such an enormous mental gorge in
his so far most substantial work. Largely composed already in
2001, but having been several times revised in four years’ worth
of work until the final version was completed, Martyrium oder
Die Dinge sind provides elaborate and detailed insight into the
frame of mind of a manic-depressive human being. Logically, this
necessitates huge forces: three solo singers (soprano, tenor and
baritone), two speaking parts, large choir, orchestra (including
quadruple winds and large percussion section) and organ, as well
as video feeds which have been especially produced (directed by
Ulrich Kaufmann under collaboration by the composer); thus making the “neurotic oratorio”, as it is called in its subtitle, also a
multi-media work of art. Its text was compiled by the composer
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from very different sources, so that the individual excerpts sometimes form a dialogue. Thus, Dante Alighieri’s (1265–1321) Divina Commedia, translated by Wilhelm G. Hertz, meets the German baroque poet Andreas Gryphius (1616–1664), the Dutch
painter Vincent van Gogh (1853–1890), who died by his own
hand, the composer Hugo Wolf (1860–1903), who was ruined by
syphilis and whose mental instability had resulted in an attempt
to drown himself in the Traunsee, the leftist Italian writer Cesare
Pavese (1908–1950), who had ended his life with an overdose of
sleeping pills, the provocative avant-garde Austrian writer Konrad Bayer (1932–1964), who also committed suicide, two further
Austrian writers who had died in tragic circumstances – the alcoholic dramatist Werner Schwab (1958–1994) and the writer
and poet Ingeborg Bachmann (1926–1973), as well as the only
Schatten spendende Linde gleichsam physisch zu Leibe. Das starre Ende leitet in Die schöne Gesellschaft. Schrei in der Nacht
(9.) über, worin der narzisstische Künstler (zu Bayers der sechste sinn) sich in die von ihm verachtete Gesellschaft begibt und
(ein letztes Mal?) deren leere, äußerliche Rituale beobachtet und
ihre Dialoge als Scheingespräche von Untoten erlebt. Ein letztes
Mal visualisiert hier eine Videozuspielung das Geschehen. Die
Kadenz des Leidens (10.) greift sodann das Konzept der WiderSprüche auf: „Leiden ist eine Dummheit, Leiden ist immer unsere Schuld“, lässt sich der Chor vom Tenor überzeugen. Eine von
den Hörnern aufgespannte Klangfläche ist es, welche die Vision
(11.) eröffnet, die auf die bedrohte Natur im Rhythmus der Einsamkeit verweist: Werner Schwabs Ruf nach einer Landschaft
ohne Menschen bedeutet den Wunsch, Tod und Leiden endlich
entfliehen zu können. Die Musik folgt dem Text mit sensiblen
Klangmalereien. Hohes Holz und Klavier stimmen sodann die
rätselhaft wechselnden Akkorde von Enigma (12.) an: „Nichts
mehr wird kommen“, klagt der Solosopran ausdrucksvoll trauernd mit Ingeborg Bachmann. Den Schluss markiert ein ähnlich
lapidarer Chor, wie die Inschrift zu Beginn: Man könne nichts
ändern, kurz: „Die Dinge sind“. Das vom Orchester dahinter gesetzte Rufzeichen aber klingt „falsch“: ein durch zusätzliche Töne
verunreinigtes c-Moll. Das Geschehen erlischt, endet aber doch
mit einem Fragezeichen, wenn der Chor zuletzt ironisch flüstert:
„Nun wollen wir mal das Bewusstsein erweitern“.
Martyrium oder Die Dinge sind beschreibe insgesamt einen Weg vom Äußeren ins Innere, erklärt der Komponist. Der
Mensch ist ein Abgrund, gewiss. Aber „je weiter man einer Sache auf den Grund geht, desto näher kommt man dem Nichts“,
erwidert Bernd Richard Deutsch.
Das muss kein Fehler sein.
living author: the German philosopher and essayist Peter Sloterdijk (b. 1947). The composer tells us in his concept for the
video feeds that, in preparing his libretto collage, he had become aware “that we deal with three kinds of text: ‘lyrical’ text
meant to be sung […], texts to be spoken […], and texts that
need visual support, that contain a scenic element: this suggested the use of videos. Thus, the videos are an integral part of
the work in conveying a large part of the used texts.” – In these
filmed parts one makes the acquaintance of an artist (a writer,
as the composer states) in a mental crisis between depression
and creativity, alcohol and drugs, who had already been in
psychiatric hospital care and who suffers under a problematic
relationship with a woman and who sometimes seems to be
pursued by a Mephistophelian figure and to be driven by its
whisperings.
The oratorio’s title is a juxtaposition of two poles, expresses
alternative world outlooks: in one of van Gogh’s letters, one
can read, “The word ‘to love art’ is not correct; one should
say faith, faith up to martyrdom”. On the other hand, Konrad
Bayer laconically states “THINGS ARE IN ORDER / THINGS
ARE IN THE ORDER / THINGS ARE”. – That is: it is up to the
individual to decide whether one goes through martyrdom or
accepts how “things are”.
Foto: Chris Lee
klang:echo
Philharmonisches
all’ungarese
Großer Erfolg für Ernst von Dohnányis Konzertstück
für Violoncello und Orchester op. 12 mit den Wiener
Philharmonikern unter Lorin Maazel in Wien und
Budapest
„Dass Neupräsentationen einen Anflug von Frische haben, der
sich auf den Zuhörer überträgt, dafür war die Aufführung von
Ernö Dohnányis Konzertstück für Violoncello und Orchester
der überzeugende Beweis. Dieses Konzerstück ist seit dem
Jahr 1939 im Konzerthaus nicht mehr gespielt worden und zusammen mit dem gesamten Schaffen von Dohnányi in Vergessenheit geraten. Wie man hörte, ist das sehr schade. Schlug
er doch in seinem 87 Jahre währenden Leben die Brücke von
seinem Mentor Johannes Brahms bis zu seinem Zeitgenossen
Béla Bartók und Zoltán Kodály. In besagtem Konzertstück aus
dem Jahr 1905 dominierte allerdings noch der Einfluss von
Johannes Brahms. Wollte man respektlos sein, zeichnete sich
dieses Werk durch einprägsamere melodische Einfälle aus als
so manches von Brahms. Fast möchte man sagen, es war die
labyrinthische Fülle an melodischer Thematik, die den Hörer
aufs Angenehmste verwirrte. Und dies umso mehr, als Robert
Nagy den Solopart zwar ohne Schmalz, aber trotzdem mit fühlbarem Empfinden spielte. Mit der Wiederaufführung dieses
Werkes gelang den Philharmonikern eine glaubwürdige dramaturgische Erweiterung ihres Repertoires.“ (Peter Vujica, Der
Standard, 28. Mai 2008)
„Knappe 70 Jahre wartete das Konzerthaus-Publikum auf eine
neuerliche Aufführung von Ernst von Dohnányis Konzertstück
für Violoncello und Orchester. Mit den Wiener Philharmonikern unter Lorin Maazel hat das spätromantische Werk nun
passende Interpreten gefunden. Hier wurde nicht nur mit den
gängigen Stilmitteln der Entstehungszeit (1950) gespielt. Die
Philharmoniker ließen Dohnányi in herrlich transparentem
Licht erscheinen; bewegend der lyrische Ausdruck des ungarischstämmigen philharmonischen Solo-Cellisten Robert Nagy,
beeindruckend präzis sein Dialog mit den Cello-Kollegen.“
(dawa, Wiener Zeitung, 28. Mai 2008)
„Quasi als stilistisch logische Fortsetzung nach Brahms das
sich ins Ohr einschmeichelnde Konzertstück für Violoncello
und Orchester von Ernö Dohnányi. Bravourös der ungarische
Solist Robert Nagy.“ (Luise Hahn, Kurier, 28. Mai 2008)
Seite 7
klang:echo
Hymnisches Land
„Lichtblick zum rettenden Leuchtturm war ... das traditionelle
Auftragswerk, das diesmal der junge Linzer Komponist Gerald
Resch realisierte. Mutig, aber voller Respekt ging er daran, Symbole zu hinterfragen, indem er das Material für seinen ‚Variationszyklus’ aus der österreichischen Bundeshymne destillierte.
So blitzten in Land da und dort Floskeln der Mozart’schen Melodie durch, verdichteten sich, fanden in neuer Strukturierung zu
neuem Leben und ließen ebenso schemenhaft kritische Stimmen
laut werden. Diese traten sich als solistische oder in der Gruppe
geführte Instrumente hervor und versuchten, dem Überlieferten
neue Facetten abzugewinnen, die in einer übersteigerten Stretta durchaus auch bedrohliche Dimensionen annehmen können.
Mutig war das Unterfangen auch deshalb, weil manche demonstrativ nicht applaudierten, als dürfe man dies mit Staatssymbolen nicht machen. Da mag etwas dran sein, aber wenn es
derart meisterhaft und respektvoll geschieht, dann ist es Kunst
und braucht nicht um Erlaubnis zu fragen. Das Brucknerorchester unter Ingo Ingensand war engagierter Helfer bei der freien Meinungsäußerung.“ (Bernhard Lichtenberger und Michael
Wruss, Oberösterreichische Nachrichten, 15. September 2008)
„Respekt und Entschleunigung“
„Das zum Anlass fällige Auftragswerk lieferte der Linzer Komponist Gerald Resch (33): Land, ein kurzes, ansprechendes
Orchesterstück über eine Tonfolge aus der Bundeshymne. Die
ausgewählten Töne sind interessant verflochten, in phantasievolle Klangfarben gekleidet und lassen das Original in Umrissen
Seite 8
Foto: Renate Publig
Erfolg für Gerald Reschs Land bei der Eröffnung des
Internationalen Brucknerfestes 2008
deutlich vernehmbar durchschimmern.“ (B. Sulzer/C. Tröster,
Kronen Zeitung, 15. September 2008)
„Bei den wenigen Musikentrees für das Fest war die Uraufführung der Brucknerhaus-Auftragskomposition Land des 33-jährigen Komponisten Gerald Resch erfreulich. Sein neues Stück bezieht die Grundmelodie von der Österreichischen Bundeshymne
und verarbeitet diese erfindungsreich im Klangbereich, ohne die
Maßstrenge formaler Zusammenhänge zu vernachlässigen.“
(Georgina Szeless, Neues Volksblatt, 15. September 208)
„Land für großes Orchester basiert auf einer Notenfolge aus
der Österreichischen Bundeshymne, die mit großem Können,
Klangsinn und Einfühlungsvermögen in 20 Teilen (!) facettenreich
verändert wird. Diese Miniaturen ergeben mit changierenden
‚Farben’ bei Soloinstrumenten und Orchester-Gruppen ein oft
filigran luftiges Gebilde. Mit großem Einsatz hat das Orchester
diese Geistesblitze bis hin zur voll tönenden Coda eingefangen
und plausibel vermittelt.“ (Franz Zamazal, Kulturbericht OÖ, Oktober 2008)
Details zur Entstehung des Werks und vieles mehr hat Gerald
Resch Sabine Reiter im mica-Interview verraten: www.mica.at/
musiknachrichten/detail_18067.html. Unterdessen werden seine Werke auch auf CD immer stärker präsent. Das bei Wien
Modern 2005 durch Patricia Kopatchinskaja und das RSO Wien
unter Johannes Kalitzke mit großem Erfolg uraufgeführte Violinkonzert Schlieren ist bereits als Mitschnitt bei col legno erschienen (siehe auch Seite 19), und nun steht eine weitere CD
unmittelbar vor der Veröffentlichung: Noch rechtzeitig vor Weihnachten bringt der ORF in seiner Edition Zeitton ein Komponistenporträt Gerald Reschs heraus, zu dem der Künstler Christoph Kiefhaber bereits jenes Werk geschaffen hat, welches das
Cover zieren wird (Abbildung links). Es ist inspiriert von Reschs
Knoten für Fagott und Kammerorchester.
klang:echo
Doblinger
begeistert China
DOBLINGER DELIGHTS CHINA
Doblinger’s Shanghai trip: MusicChina 2008
Doblingers Shanghai-Reise
zur MusicChina 2008
Fotos: privat
Doblinger hat sich bei Asiens größter Musikmesse, der
MusicChina (9.–12. Oktober 2008) am österreichischen Gemeinschaftsstand der AWO (Außenwirtschaft Österreich) präsentiert und konnte auch heuer – auf Einladung des Österreichischen
Generalkonsulats – Verlagskomponisten und Musiker für mehrere Messe- und Workshopveranstaltungen nach Shanghai
mitnehmen. Für die Bühne sorgte wieder die Wirtschaftskammer Österreich/AWO, das Klavier wurde von Wendl&Lung zur
Verfügung gestellt. So kam es neben Messerepräsentanz und
Kontaktpflege durch Doblinger Neo-Geschäftsführer Peter Pany
auch zu einer vielbeachteten Konzertserie durch das Gitarrenduo Sabine Ramusch & Michael Langer und den Pianisten
(und Mitarbeiter der Doblinger-Verlagsleitung) Michael Publig.
Außerdem hielt Publig am Shanghai Conservatory of Music
einen Workshop über die Klavierreihe Jazz On! und die Einbindung von Jazzmusik in das klassische Klavierstudium. Langer
hielt einen Workshop an der Shanghaier Tongji University, unterstützt durch Sabine Ramusch und unter aktiver Einbindung
mehrerer Studenten. Sein unverkennbarer Stil, die Verknüpfung
von Popularmusik und klassischer Gitarre und seine international verbreitete Unterrichtsmethode PLAY GUITAR (die erste
westliche Gitarrenschule in China!), kamen bestens an. Beide
Künstler erlebten volle Säle mit hunderten chinesischen Studentinnen und Studenten – und eine Begeisterung, wie sie bei uns
primär Popstars zuteil wird! In Partnerschaft mit den beiden
größten chinesischen Musikverlagshäusern, dem Shanghai
Music Publishing House und dem People’s Music Publishing
House (Beijing), sind mittlerweile eine beachtliche Anzahl von
Doblinger-Verlagswerken in chinesischen Lizenzausgaben erschienen. Eine China-Tournee mit öffentlichen Konzerten und
Workshops ist für 2009 bereits angedacht.
P. P.
Peter Pany, Michael Langer, Sabine Ramusch, Michael Publig
The publishing house of Doblinger has been present at Asia’s
largest music fair, MusicChina (October 9 – 12, 2008), at
the Austrian collective stand of AWO (Austrian Chamber of
Commerce); and could bring – invited by the Austrian consul
general – several composers and musicians connected with
Doblinger to Shanghai.
Thanks to the partnerships developed during several years
with the two largest Chinese music publishing houses, Shanghai Music Publishing House and People’s Music Publishing
House (Beijing), a considerable number of works published
by Doblinger are available now in Chinese licensed editions;
among others, several works by the renowned Austrian pedagogues Michael Langer (guitar) and Michael Publig (piano).
Since both of these are also exceptional musicians, they have
been invited to present their Chinese music editions also in
concerts ath the fair and in seminars.
The stage at the AWO collective stand was once again kindly
supplied by the Austrian Chamber of Commerce/AWO, the
piano by the Viennese piano manufacturer Wendl&Lung,
who entertains a production partnership with a Chinese piano manufacturer. Thus, Doblinger was not only represented
by its new general manager, Peter Pany, who also worked on
human relations, but also by a very popular concert series by
the guitar duet Sabine Ramusch & Michael Langer and the pianist (and member of Doblinger’s publishing board) Michael
Publig. Furthermore, Publig held a workshop/master class at
the Shanghai Conservatory of Music about the piano series
Jazz On! and its introduction of jazz music into classical piano studies. Langer held a guitar workshop at the Shanghai
Tongji University, supported by Sabine Ramusch and with the
active collaboration of several guitar students. His unmistakable style of masterly combining popular music with classical guitar, and his internationally used method PLAY GUITAR
(the first Western guitar method in China!), met with wide acclaim. Both musicians experienced full halls with hundreds of
Chinese students – and an enthusiasm here usually reserved
for pop stars! A China tour with public concerts and workshops in 2009 is in planning stages.
During their trip to Shanghai, Pany and Publig also met
China’s star conductor, Chen Xiyang, music director and chief
conductor of the renowned Shanghai Symphony Orchestra.
Maestro Chen and the fortuitously present virtuoso percussionist, Li Biao, took time to get to know the Austrian publishing house. Mr. Li Biao, who had also studied in Germany, is
also very interested in contemporary music. Classical conductor Chen Xiyang, who also conducts New Year’s Concerts and
who also has repeatedly conducted in Vienna’s Musikverein,
was especially taken with Doblinger’s Johann Strauss Complete Edition.
P. P.
FRIEDRICH CERHA
JÜRGEN ESSL
Quintett für Klarinette und Streichquartett (Bestellnr. 06 817)
„Vom ersten Takt an nimmt ein beinahe romantisch anmutendes
‚Vorwärts’ seinen Lauf. ‚Stürmisch’ lautet die Satzüberschrift
und eine echte Sturmmusik hat Cerha komponiert. Die Klarinette lässt sich mit dem Quartett treiben, vereinzelt sich wie ein irre
taumelndes Blatt und verströmt sich im choralartigen Zentrum
des Satzes, um alsbald noch wilder und leidenschaftlicher in das
Geschehen einzugreifen. Gespenstische Ruhe im langsamen,
sehr langsamen Mittelsatz – und dabei gespannt, ausdrucksvoll
und voller Ernst. Man muss wohl die achtzig überschreiten, um
solche langsamen Sätze schreiben zu können. Ein von burlesken
Pizzicati und rhythmischen Verschiebungen geprägtes Intermezzo leitet über zu einem effektvollen und virtuosen Finale, das mit
immer neuen Seitenblicken zu begeistern weiß und ein Publikum
zielsicher zu Stürmen der Begeisterung herausfordern wird.“ (Ensemble, 5/2008)
Demoltokata op. 21
CHRISTIAN DIENDORFER
Seiten für Saiten. Sechs leichte bis mittelschwere Stücke für Violoncello und Klavier (Bestellnr. 03 833)
„Seiten für Saiten ist ein echter Wurf für experimentierfreudige
Mittelstufenschüler, wobei sich diese Einordnung sowohl auf den
Cello- als auch auf den Klavierpart bezieht […] Da sage noch
einer, Neue Musik sei eine freudlose Angelegenheit!“ (Gerhard
Anders, Üben&Musizieren Aug./Sept. 2008)
RICHARD DÜNSER
Foto: Mischa Erben
Beim Internationalen Brahmsfest
2008 in Mürzzuschlag fungierte
„Nachtkomponist“ Richard Dünser
als Composer in Residence und gab
dazu im mica-Interview Einblicke in
sein Schaffen: www.mica.at/musiknachrichten/detail_18084.html
Linz, Martin-Luther-Kirche,
30. Juli 2008. Markus Eichenlaub – Orgel
Foto: privat
klang:splitter
„…eine durch Kontraste
und Rhythmen ausgezeichnete Collage auf die d-Moll-Tokkata Bachs und damit: Vergnügen
pur.“ (Franz Zamazal, OÖ Nachrichten, 1. August 2008)
HERBERT LAUERMANN
Vater unser. Meditation für gemischten Chor und Orgel (Bestellnr. 45 466)
„Ein ausdrucksstarker Beitrag zu heutiger, stimmiger geistlicher
Musik gerade in unserer zeitlich/geografischen Situation. Besten Dank dafür!“ (Singende Kirche 3/08)
FEDERICO GARCÍA LORCA
Canciones Españolas, arr. Rafael Catalá (Bestellnr. 08 951)
“The mainly Andalusian tunes are presented clearly, without over
decoration, while the guitar parts, which could easily be transferred onto the piano, are just as uncluttered. […] The range of
the music is best suited to mezzo-soprano or baritone voices,
and the main technical challenges lie in getting the mouth round
the quickfire salvos of often elided Spanish syllables (English
translations are provided at the back of the book), and the mordents. The melodies themselves are
simple in contour and rhythm, and the
songs generally follow a strophic form.
Consequently, this collection is a highly
approachable and valuable addition
to the relatively limited Spanish song
repertoire.” (Music Teacher Magazine,
September 08)
zählen daher ausgewählte Werke der
Zweiten Wiener Schule und der klassischen Moderne sowie zwei Auftragswww.haydnchambermusiccompetitionvienna.at
kompositionen junger Komponist/innen,
Von 15. bis 23. April 2009 veranstaltet die Universität für Mu- die in einem universitätsinternen Vorwettbewerb ermittelt wersik und darstellende Kunst Wien in Kooperation mit den Haydn- den. Dadurch spannt sich ein inhaltlicher Bogen von der Wiener
Festspielen Eisenstadt den Internationalen Joseph Haydn Kam- Klassik über die Wiener Schulen zur zeitgenössischen Musik. Den
mermusik Wettbewerb für Klaviertrios und Streichquartette zum Wettbewerb eröffnet eine Soiree am 15. April im Joseph Haydnvierten Mal. Dabei werden Ensembles aus aller Welt Joseph Saal der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo
Haydn, dem großen österreichischen Komponisten und „Vater“ auch in den folgenden Tagen die öffentlich zugänglichen Ausder Kammermusik, ein lebendiges Denkmal setzen und anläss- wahlrunden stattfinden. Beim Finalkonzert im Mozart-Saal des
lich seines 200. Todestages wesentlich zur weltweiten Wert- Wiener Konzerthauses am 23. April werden die Preise verliehen.
schätzung und Verbreitung beitragen. Darüber hinaus gibt der Tags darauf rundet ein Galakonzert der Preisträgerensembles
Wettbewerb auch der Musik der klassischen Moderne und der im Haydn-Saal des Schlosses Esterházy in Eisenstadt mit VergaGegenwart ein Forum. Zu den Pflichtstücken der Auswahlrunden be eines Publikumspreises die Veranstaltung ab.
4. Internationaler Joseph Haydn
Kammermusik Wettbewerb im
Joseph Haydn Gedenkjahr 2009
Seite 10
CHRISTIAN OFENBAUER
Kurz bevor er im September 2008 am 13. Komponistenforum
Mittersill teilnahm, stand Christian Ofenbauer im mica-Interview
Sabine Reiter Rede und Antwort und erzählte von japanischem
Bogenschießen, Adornos Dilemma, seiner eigenen Musik und
warum er Stilbrüche braucht: www.mica.at/musiknachrichten/
detail_18061.html
THOMAS DANIEL SCHLEE
Jiggs op. 48
Wien, Konzerthaus, 15. Mai 2008. Wiener Kammerorchester,
Dirigent: Joji Hattori
„Mit Thomas Daniel Schlees ‚Jiggs‘ op. 48 ging es [nach Joseph
Haydn] an das andere Ende der österreichischen Musikgeschichte: Unter größtem Körpereinsatz verwirklichte das Kammerorchester, angespornt vom strengen Blick des anwesenden
Komponisten, dessen polyphone Auffassung vom Tanzen.“ (Daniel Wagner, Wiener Zeitung, 17. Mai 2008)
TRISTAN SCHULZE
18 Präludien und Septupelfuge für Blechbläserseptett und
Orchester
Wien, Musikverein – Großer Saal, 23. Oktober 2008. Mnozil
Brass, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Dirigent: Kristjan Järvi
– vergnüglich neu gemischt! Von barocker Verspieltheit über impressionistische Idylle bis zum fulminanten gemeinsamen Crescendo. …“ (ki, Kronenzeitung, 7. November 2008)
GERHARD SCHEDL
Der Totentanz von anno neun
Wien, Musikverein – Brahmssaal, 10. November 2008 (Wien
Modern). Ensemble Kontrapunkte, Dirigent: Peter Keuschnig
„Krasser Außenseiter in diesem Feld: Gerhard Schedls Totentanz
von anno 9 (1980) nach dem Gemälde von Egger-Lienz. Wie
da der Kontrabass das Motiv des Herzschlags über alle Episoden der anderen Instrumente hinweg bis zum finalen Erlöschen
unbeirrt festhält, wirkte zutiefst berührend.“ (Gerhard Kramer,
Wiener Zeitung, 12. November 2008)
GERNOT WOLFGANG
Common Ground – Groove oriented Chamber Music (CD Albany Records. Judith Farmer – Fagott u. a.)
„The four-minute Dual Identity for bassoon solo […] which highlights both its energetic and its lyrical capabilities, is quite delightful. […] Metamorphoses – a really compelling composition
[…] Each is clever, engaging, and subtle in its appeal; it is all
good fun without being simplistic in the least. (Walter Simmons,
fanfaremag.com, 7. August 2008)
„Mnozil Brass jagt durchs Alpengelände“
ERICH ZEISL
„… eine neue Alpensymphonie! (…) Komponist Tristan Schulze
machte die Pole Stadt und Land zum Thema, jagt die Bläsertruppe durch alpines Gelände – und
durch den Musikverein. Virtuos, improvisierend, jazzig und mit hohem
Komikfaktor. Ein Run durch die Musikgeschichte mit praller Fülle an stilistischen und thematischen Zitaten
Piano Concerto (CD cpo. Gottlieb Wallisch – Klavier, RSO Wien,
Dirigent: Johannes Wildner)
„CPO has issued the premiere recordings of Zeisl’s Piano Concerto and the
ballet suite, Pierrot in der Flasche, with
Vienna Radio Symphony Orchestra and
pianist Gottlieb Wallisch, under conductor Johannes Wildner. The 1951 Piano
Führungswechsel bei Doblinger
Doblinger’s Change in Leadership
Our managing director, Helmuth Pany,
in the firm since 1966 and its managing director since 1980, celebrated his
65th birthday on September 19, 2008.
He retired from his active position on
October 1 of this year and turned over
the management, as of October 1, into
the hands of his son, Peter Pany, who
has been an ambitious and successful
member of the firm since 1987 and who already has been joint
managing director since 2003. After Bernhard Herzmansky
the elder (1852–1921) and the younger (1888–1954), Christian Wolff (1913–1991) and Helmuth Pany, Peter Pany represents
the fifth generation of the founding family to be at the helm
of Doblinger’s (he is a great-great-grandson of the publishing
house’s founder). Of course, Helmuth Pany remains faithful to
the house in an advisory function.
Foto: Renate Publig
Dir. Helmuth Pany, seit 1966 in der
Firma tätig und ab 1980 Geschäftsführer des Unternehmens, konnte
am 19. September 2008 seinen 65.
Geburtstag begehen und ist mit dem
1. Oktober 2008 in den Ruhestand
getreten. Er hat sich damit von seiner
aktiven Funktion zurückgezogen und
seinem Sohn Peter Pany, der seit 1987
ambitioniert und erfolgreich in der Firma tätig und bereits seit
2003 Co-Geschäftsleiter ist, per 1. Oktober 2008 nun die Geschäftsführung übertragen. Damit steht nach Bernhard Herzmansky sen. (1852–1921) und jun. (1888–1954), Christian Wolff
(1913–1991) und Helmuth Pany bereits ein Ururenkel des Verlagsgründers und damit die fünfte Familiengeneration an der
Doblinger-Spitze. Helmuth Pany bleibt dem Hause freilich als
Senior-Geschäftsführer in beratender Funktion erhalten.
Seite 11
klang:splitter
Concerto was not performed until 2005. This gives some
measure of magnitude of the scandal of his neglect, because this is simply one the best of its kind from the mid-20th
century. I defy anyone not to be swept up by this music. Each
of the three movements has a wonderfully distinctive and attractively developed theme. This is Romantic music with an
edge and a great deal of character. Along with beauty, there is an expressive eeriness to sections of the Andante, and
some bracing harshness to the opening chords of the third
and last movement. The Concerto is immediately engaging
and highly memorable. May its success bring us more of his
music – how about Zeisl’s Cello Concerto?” (Robert R. Reilly,
Crisis Magazine, 29. Juli 2008)
„Es ist in seinen letzten Lebensjahren in Los Angeles entstanden
und zeigt Erich Zeisl als eleganten Klangfarbenzauberer, der
einem farbigen Orchestersatz ein nicht minder farbiges Klavier
entgegenzusetzen vermag. Diese Musik enthält alles, was gute
Musik auszeichnet: fein gesponnene und beinahe schwebende
Harmonien, die oft einen modalen Einschlag tragen. Rhythmen,
die ihre Herkunft aus Osteuropa nicht verleugnen. Warme und
fein ausgehörte Orchesterfarben (Hollywood lässt grüßen) und
ein gerüttelt Maß an Virtuosentum. Orientalisch anmutende
Kantilenen, aschkenasische Musik und ein großer Zug von Melancholie und Verzweiflung.“ (Manuel Rösler, Piano News, 3/2008)
Streichquartett Nr. 2 d-Moll
Klosterkirche Pulgarn, 26. Juni 2008. aron quartett
„Dem Vergessen entrissen“
„Ebenso ‚spätromantisch‘ das 2. Streichquartett von Eric(h) Zeisl,
der 1938 Österreich in Richtung Los Angeles verließ und nur
schwer an die großen Erfolge als 30-Jähriger in Wien anknüpfen
konnte. Dennoch ist das 1953 entstandene Quartett meisterlich
in seiner Erfindung und handwerklich perfekt inszeniert. Vom
pathetischen Anfang hin bis zum weltumfassenden Andante,
zum quirligen Scherzo und dem sehr bewegten Rondofinale hat
alles seine klassische Ordnung und spricht trotzdem eine eigene
Sprache.“ (Michael Wruss, OÖ Nachrichten, 28. Juni 2008)
klang:kommentar
Die Geldscheinsonate:
Über die Förderungssituation von OrchesterVeranstaltern, die sich um die Pflege zeitgenössischer
Musik bemühen
Von Renate Publig
In der vorletzten Ausgabe der klang:punkte wurden die Themen „Auftragswerk“, „Leihgebühren“ und „Tantiemen“ beleuchtet, um einen Einblick in die Situation eines Musikverlages zu
geben: Mit welchen Einnahmen ein Verlag rechnen kann, zur
wenigstens teilweisen Abdeckung der Kosten zeitgenössischer
Orchesterwerke. Im zweiten Teil der „Geldscheinsonate“ wird
die Aufmerksamkeit nun auf unsere Partner, auf Veranstalter
und Orchester gelenkt.
Orchesterkonzerte sind mit einem großen finanziellen Aufwand
verbunden: Bezahlung der Künstler (Orchestermusiker, Dirigenten, eventuell Solisten, die alle auch für die Proben entlohnt
werden), Saalmiete, Leihgebühren etc. Selten sind die Kosten mit
den Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten gedeckt,
um sich diese Konzerte dennoch leisten zu können, kann beim
Staat (konkret beim Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur) um eine Förderung angesucht werden. Welche Institutionen
in welcher Höhe unterstützt wurden, kann die Öffentlichkeit im
sogenannten „Kunstbericht“ nachlesen. Vergleicht man nun die
Kunstberichte seit 1999, kann man einen beunruhigenden Rückgang der Jahresförderung feststellen: Der Regierungswechsel
2000 brachte eine Kürzung der Jahresförderung um insgesamt
54%, wenn man die Jahre 1999 und 2001 als Vergleich heranzieht. Im Kunstbericht 2006 (für das Jahr 2007 liegt der Bericht noch nicht vor) fällt auf, dass sich mit einer Ausnahme (das
Klangforum Wien) vor allem die Lage jener Orchester-Veranstalter, die sich für zeitgenössische Musik einsetzen, nicht gerade
verbessert hat. Im Gegenteil: Prestigeobjekte werden gefördert,
“NOTES ON NOTES AND BANK NOTES” – PART II
Bewegende Einblicke gewährt Erich Zeisls Biographin Karin
Wagner in ihrem neuen, im Czernin-Verlag erschienenen Buch
...es grüßt Dich Erichisrael. Zeisls
Briefwechsel mit der von den Nazis
vertriebenen Kunst- und Kulturwelt seiner alten Heimat wird
darin in einer umfangreichen,
vielfach erstveröffentlichten Auswahl zugänglich gemacht: Der
Gedankenaustausch mit Hilde
Spiel bildet bei dieser Sammlung
das Rückgrat, ergänzt um Korrespondenz mit Richard Stöhr, Ernst
Toch, Hans Kafka u. a.; Kurzbiographien bilden die willkommene
Ergänzung.
Seite 12
In the penultimate issue of our “sound:files” we have looked
at the topics of commissioned work, rental fees and royalties
from the publisher’s point of view. In the second part of our
“notes on (bank) notes” we wish to bring the situation of orchestras and organizers to your attention.
Orchestral concerts are very expensive, and only rarely their
total cost can be covered by ticket sales. One can apply to
the state for support; the exact amount of these subventions
is published in the so-called “Kunstbericht”. If one compares
the years 2000 and 2006 (the Kunstbericht for 2007 is not yet
available), one can see that the situation of those orchestras
and concert organizers who advocate contemporary music
has not exactly improved. While seven major orchestras and
organizers get 85 % of the subventions, 29 orchestras have
to share the meager rest of 15%.
die kleineren Orchester müssen sich das im Laufe der Jahre
immer kleiner werdende Stück vom „Kuchen“ teilen. Während
sieben Großveranstalter und –orchester 85% des Förderungsbudgets erhalten, müssen sich 29 Orchester mit den restlichen
mageren 15% begnügen.
Musikland Österreich erfreut sich einer sehr langen Tradition an
Komponisten, umso wichtiger ist es, nicht in der Vergangenheit
stecken zu bleiben, sondern die Tradition fortzuführen und aktuelle Kompositionen dem interessierten Publikum zugänglich
zu machen. Die Realisierung eines Konzertprogramms mit zeitgenössischen Werken verursacht jedoch höhere Kosten, zum einen, weil für geschützte Werke Tantiemen zu bezahlen sind. Zum
anderen erfordert die Aufführung dieser Werke oft eine höhere
Anzahl von Proben. Aus diesem Grund treffen sinkende Förderungen besonders hart jene Orchester, die regelmäßig zeitgenössische Musik in Konzertprogramme einbauen. Dennoch zeigt
sich auch im so genannten „Musikland“ die beklagenswerte Tendenz, Förderungen zu senken oder gar zu streichen. Die Kulturinitiativen sind ohnehin zahlreichen Unsicherheiten ausgesetzt,
sodass sich ein Großteil stets am Rande der Existenz befindet.
Auf die Angabe konkreter Zahlen wird verzichtet, da diese das
Bild verzerren. Um absolute Zahlen vergleichen zu können,
müsste die Situation des jeweiligen Orchesters genauer aufzeigt
werden, beispielsweise mit Angabe der Anzahl der Konzerte,
Anzahl der Musiker, Proberäumlichkeiten, Aufführungsräume,
Eintrittspreise etc. Eine Einsicht in den Kunstbericht 2006 kann
unter http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15397/kunstbericht_2006.pdf genommen werden.
Einige Orchester nun als Beispiel: Der Wiener Concert-Verein gab 2006 insgesamt 38 Konzerte,
davon 20 im Ausland. In achtzehn Konzerten
wurden zwölf verschiedene Werke österreichischer zeitgenössischer Komponisten aufge-
Austria, the country of music, has a very long tradition of composers. Therefore, it is extremely important to make the interested public acquainted with current compositions. Because
of royalties and often a higher number of rehearsals, producing
a concert program with contemporary works often costs more.
Because of this, one can see, even in the so-called “country of
music”, the deplorable tendency to reduce or even cancel subventions.
Some examples: the Wiener Concert Verein gave 38 concerts in
2006, 20 of these abroad. In 18 concerts, 12 different works of
contemporary Austrian composers were performed; including 8
world premieres. The ensemble reconsil, too, sees its main task
in spreading Austrian contemporary music and can boast one
of the highest rates of world premieres as well as an extremely broad stylistic range. The Wiener Kammerorchester tries to
integrate contemporary works in its regular concert programs;
these works are already a fixture in the Konzerthaus cycle “in-
führt, darunter acht Uraufführungen (zwei Kammeropern). In der
Reihe „Composer in Residence“ stellt der Wiener Concert-Verein
einen ausgewählten österreichischen Komponisten pro Saison in
den Mittelpunkt (in den letzten Jahren z.B. Iván Eröd, Paul Walter
Fürst oder Gerald Resch) und vergibt Kompositionsaufträge.
Auch das ensemble reconsil hat sich die Verbreitung österreichischer zeitgenössischer Musik zur Aufgabe gemacht und kann
im Verhältnis eine der höchsten Uraufführungsraten sowie ein
sehr breitgefächertes stilistisches Spektrum vorweisen.
Das Wiener Kammerorchester bemüht sich um Positionierung
zeitgenössischer Werke im regulären Konzertabonnement,
im Konzerthaus-Zyklus „Internationale Preisträger“ sind diese
Werke bereits Fixbestandteil der Programme.
Weitere Orchester und Ensembles, deren finanzielle Situation
alles andere als rosig aussieht: Dem JANUS-Ensemble wurde
die Förderung komplett gestrichen; Das Ensemble On Line, das
einst einen eigenen Zyklus im Musikverein hatte, kann nur Einzelprojekte realisieren. Auch das Ensemble Kontrapunkte, das
ensemble xx. jahrhundert, spirit of europe oder das ensemble
die reihe schwimmen nicht gerade in Geld.
Diese Orchesterliste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit
erhebt, zeigt, dass für viele kleinere Orchester erschreckend wenig Geld zur Verfügung steht, und die Tendenz ist sogar noch
sinkend. Das Ergebnis: Einige Orchester, die in früheren Zeiten
noch Zeitgenössisches auf dem Programm hatten, haben diese
Programme eingeschränkt oder komplett eingestellt. Derzeit tut
sich einiges in der österreichischen Innenpolitik: Neuwahlen mit
ungewöhnlichem Wahlergebnis, das Bilden einer hoffentlich lange regierungsfähigen Koalition.
Welche Auswirkungen dies auf das österreichische Kulturgeschehen hat, wird sich zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass auf Seite
der Geldgeber ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit der Pflege und Fortführung Österreichs
Musiktradition gebildet wird und die Bemühungen
der Orchester gebührend mit klingender Münze unterstützt werden.
Foto: photoeverywhere.co.uk
2. Satz „Lamento“
ternational prize winners”. The list of examples continues: the
JANUS ensemble completely lost all subventions; ensemble online, which used to have its own Musikverein cycle, can now only
realize individual projects. Ensemble Kontrapunkte, ensemble
xx. Century, spirit of europe, die reihe: none of these are rich.
It is impossible to make a comprehensive list of all orchestras
who promote new music. It is a fact that alarmingly little money
is made available to smaller orchestras. The result: several orchestras who used to perform contemporary music were forced
to reduce or even completely cancel these programs.
There is much afoot in Austrian politics at this moment: new
elections with a surprising result, and the formation of an – as is
to be hoped: long term – new coalition government. It remains
to be seen, how all this reflects on Austrian culture. One can
only hope that these orchestras’ efforts in caring for and in continuing the Austrian music tradition will meet with proper – and
monetary – support.
Seite 13
klang:interpreten
„Am Puls der Zeit bleiben!“
Gustavo Balanesco und sein Pierrot Lunaire Ensemble Wien ® im Gespräch
Von Renate Publig
Seite 14
breitere Palette, ist die Chance größer, dass für jeden Geschmack
etwas dabei ist. Und der Erfolg des Konzepts zeigt sich darin, dass
nach den Konzerten die Leute oft zu uns kommen und berichten,
wie ihnen die verschiedenen Stücke gefallen haben. Man ermöglicht ihnen einen anderen Zugang zur zeitgenössischen Musik und
die Beschäftigung mit unterschiedlichen Werken! Es ist uns auch
sehr wichtig, die Werke nicht nur in Randfestivals zu positionieren,
sondern in ganz ‚normalen‘ Veranstaltungen.“
Balanesco ist es ein besonderes Anliegen, österreichische zeitgenössische Musik nicht nur in Österreich, sondern weltweit zu
spielen. „Wenn uns ein Werk anspricht, spielen wir es öfter. Es ist
sehr schade, ein Werk nur einmal aufzuführen, durch mehrmalige
Auseinandersetzung kann man ein Stück viel besser erfassen.“
Die umfangreichen Konzertreisen ins Ausland kann das Pierrot
Lunaire Ensemble Wien dank finanzieller Unterstützung durch
Außenministerium, Kulturforum, AKM, Austro Mechana etc. tätigen. „Natürlich sind wir auch dem Verlag Doblinger dankbar, mit
dem die Zusammenarbeit von Anfang an gut funktioniert hat!“
Mit ausländischem Publikum hat das Ensemble sehr gute Erfahrungen gemacht. „Als österreichisches Ensemble hat man noch
Fotos: Pierrot Lunaire Ensemble Wien ®
Seit nunmehr zehn Jahren unternimmt das Pierrot Lunaire
Ensemble Wien Konzertreisen ins Ausland. Das Jubiläum wird
mit einer Südamerikatournee gefeiert, auf den Programmen findet sich wie immer eine unglaubliche Vielfalt vor allem an zeitgenössischen Komponisten – ein willkommener Anlass, mit Gustavo
Balanesco, dem Begründer des Ensembles zu sprechen.
Gustavo Balanesco ist die Multikulturalität quasi in die Wiege
gelegt worden: Sowohl Großeltern als auch seine Mutter stammen aus Österreich, geboren wurde Balanesco jedoch in Argentinien, wo er im Alter von acht Jahren seinen ersten Klavierunterricht erhielt. In der Familie gibt es keine professionellen Musiker,
doch wurde oft über Musik gesprochen, über Gustav Mahler, die
Staatsoper, über Bruno Walter. „Die Jahrhundertwende finde ich
überhaupt die spannendste Zeit!“ Aufgrund eines Stipendiums
studierte er zehn Jahre bei Emil Gilels am Tschaikovsky-Konservatorium in Moskau. Danach zog es Balanesco nach Österreich. Ob
es Zufall ist, dass sich derzeit eine größere Anzahl von Künstlern
aus dem südamerikanischen Raum einen Namen macht? „Viele
Europäer sind nach Südamerika emigriert, dadurch gab es dort
eine sehr spezifische kulturelle Entwicklung. Doch nun kehren
viele wieder zurück nach Europa!“
Da sich Balanesco musikalisch nicht einschränken lassen will, war
die logische Konsequenz die Gründung des eigenen Ensembles.
„Ich möchte immer Neues machen!“ Die Idee für den Namen
„Pierrot Lunaire Ensemble Wien“ stammt von Ehefrau und Mitbegründerin Silvia Gelos. Mittlerweile hat das Ensemble diesen
durch das Opus 21 von Arnold Schönberg inspirierten Namen
schützen lassen.
Einen Schwerpunkt in den Konzertprogrammen bildet Neue Musik: „Wir leben durchschnittlich 80 Jahre. Die Zeit davor ist unendlich, ebenso die Zeit danach. Spannend ist für mich aber, was
jetzt passiert. In Österreich gibt es natürlich eine große Tradition
mit Haydn, Mozart, Schubert usw., aber für uns ist die Auseinandersetzung mit dem, was jetzt geschrieben wurde, von großer Bedeutung!“
Das Ensemble verfügt mit mehr als 300 Werken von rund 150
Komponisten über ein breites Repertoire. Vor allem die große
Palette ästhetischer Positionen will auffallen, allein aus dem Verlag Doblinger standen bisher unter anderem die Komponisten
Bischof, Eder, Eröd, Kratochwil, Lauermann, Radanovics, Schedl,
Schiske und Urbanner am Programm, bei der Jubiläums-Tournee
werden Werke von Cerha, Ofenbauer, Raffaseder, Resch, Schmidinger und Wagner aufgeführt. „Es hat sich im Lauf der Musikgeschichte einiges geändert. In früheren Musikepochen gab es
ästhetische Linien, stattdessen findet man heute eine große Bandbreite an Kompositionsstilen, und das möchten wir nutzen. Niemand kann sagen, was von unserer aktuellen Musik einmal übrigbleiben wird, was „gute“ Musik ist. Bietet man dem Publikum eine
immer ein gutes Entree!“ Es gebe oft eine größere Offenheit
gegenüber Neuer Musik, allerdings werden die Konzerte durch
Workshops ergänzt, und durch das Einbeziehen anderer Interpreten im Rahmen von Meisterklassen gelingt es, das Interesse an
den Programmen zu wecken. Wichtig ist Balanesco das Gesamtkonzept, auch die aktuelle Tournee ist mit Workshops und Meisterklassen verbunden. „Für die Workshops schicken wir im Vorfeld
die Noten an die Professoren, die die Werke mit den Studenten
vorbereiten, und im Workshop erarbeiten wir die Stücke. Dabei
handelt es sich oft um Werke lebender Komponisten, um am Puls
der Zeit zu bleiben.“ Die Förderung noch nicht etablierter junger
KomponistInnen ist für Balanesco unverzichtbar, so initiierte er bereits zum 2. Mal einen Kompositionswettbewerb.
Durch die Konzertreisen unter anderem in die USA, nach Europa,
Alaska und Südamerika konnte man viele kulturelle Erfahrungen
machen: „Paris oder Berlin ist zum Beispiel ganz anders als Wien,
in diesen Städten ist das Interesse an Neuem viel größer. Wien ist
eine wunderbare Stadt, aber möglicherweise ist hier das musikalische Angebot zu groß. In Wien spielen wir manchmal vor fünf
Leuten, manchmal vor hundert.“ Anders als in anderen Städten
und Ländern, wo sich das Ensemble über volle Konzertsäle freuen darf. „In Österreich und Deutschland wird Neue Musik noch
immer zu einem hohen Anteil für Randgruppen gespielt. Es gibt
eine einzige wöchentliche Veranstaltungsreihe für Neue und Zeitgenössische Musik in Deutschland, die Reihe ‚Unerhörte Musik‘
in Berlin. Diese findet jeden Dienstag in einem Kabarett statt und
ist ausverkauft! Vielleicht kann man so etwas auch in Wien aufziehen, aber das ist schwierig.“
Über organisatorische Probleme, die sich durch Auslandstourneen
ergeben, könnte Balanesco, der zusammen mit Silvia Gelos das
Ensemble selbst managt, mittlerweile ein Buch schreiben: Über
Verträge, denen man hinterherlaufen muss. Oder wenn man in
London drei Tage im Schneesturm sitzt, nicht ausreisen kann, und
dadurch ein Konzert in Mexiko ausfällt, das nachgeholt werden
muss. Oder wenn für eine Reise nach Brasilien alles organisiert
ist, Flüge und Hotel gebucht, Verträge ausgehandelt, Plakate von
der Universität gedruckt – und dann die Flüge gestrichen werden.
Oder wenn man wegen Stromausfalls in der ganzen Stadt mitten
im Konzert plötzlich im Dunkeln sitzt. Zum Glück hat bisher alles
geklappt. „Früher hat mir das viel mehr Sorgen bereitet, aber heute bin ich viel ruhiger, wenn etwas anders als ursprünglich ausgemacht ist.“
Zeit zum Organisieren der Programme und der Tourneen findet
Balanesco von Montag bis Sonntag „Wir haben kein Büro, sondern eine große Wohnung. Das hat Vor- und Nachteile: der Nach-
teil ist, dass man Privates und Beruf schwer trennen kann, man
liest auch am Sonntag noch E-Mails. Der Vorteil: Man kann auch
einmal eine ganze Woche abschalten. Da meine Frau die gleichen
Interessen und Energien hat, passt das wunderbar und funktioniert seit 20 Jahren, sonst wäre das alles nicht möglich.“
Zur Entspannung liest Balanesco gerne und beschäftigt sich mit
Philosophie und Archäologie. Und gelegentlich gibt es sogar Urlaub, wenn das Ensemble auf Tournee ist. „Da hängen wir ein
paar Tage an, und da gibt es dann keine Musik, keinen Computer,
gar nichts!“
Sein Wunsch für die persönliche Zukunft? „Dass alles so bleibt,
wie es ist!“
AN INTERVIEW WITH GUSTAVO BALANESCO
Pierrot Lunaire Ensemble Wien Goes Abroad Celebrating its 10-year Anniversary
Gustavo Balanesco was, so to speak, born into several cultures: his grandparents and his mother came from Austria,
but he was born in Argentina, where he received his first
piano lessons at the age of 8. After receiving a scholarship,
he spent 10 years studying with Emil Gilels at the Moscow
Tchaikovsky conservatory.
Since Balanesco refuses to be musically constrained in any
way, the ‘logical consequence was to form his own ensemble.
His wife, co-founder Silvia Gelos, had the idea for the name
“Pierrot Lunaire Ensemble Wien”. A major emphasis of the ensemble is contemporary music: “I find exciting what happens
now. Of course, music has a great tradition in Austria, but for
me it is much more interesting to deal with compositions of
our own time!” Balanesco prefers a multitude of stylistic concepts. “Of course we talk with the organizers also about what
fits into their individual concepts. The works shouldn’t just fit
into fringe festivals, but into regular programs.”
Balanesco stresses the importance of an overall concept: not
to confine oneself to giving concerts, but also to host workshops and master classes; it is essential to advocate young,
not yet established composers. Thus, Balanesco initiates a
composition competition already for the second time.
The Pierrot Lunaire Ensemble Wien goes on tour abroad already for 10 years, supported financially by the Austrian Foreign
Ministry, Culture Forum, AKM, Austro Mechana, etc. This gives
Balanesco the opportunity to realize his special concern: to
perform Austrian contemporary not only in Austria, but worldwide.
His wish for his personal future? “That all remains as it is!”
Seite 15
klang:bildung
Kann auch ich komponieren?
Unter dem Motto „Entschleunigung – Die Entdeckung der Langsamkeit“ veranstaltete die Kulturinitative GLOBArt
von 21. bis 24. August im Kloster Pernegg die 11. GLOBArt ACADEMY. Mit im Programm: Ein Kompositionsworkshop
unter der Leitung von Shih, von dem Prälat Joachim Angerer in der Folge aus eigener Anschauung berichtet.
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen –
Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
Er wiederholte Wort für Wort, jedes mit unterschiedlicher Betonung und Ausdruck, um in die Textaussage eindringen zu
können. Hier schon wurde die Gruppe in die fein ziselierte Betonungen, Zerlegungen und Ausdrucksweisen einbezogen. Es ging
zunächst um die richtige Textauslegung, eine Exegese, wie sie
sonst nicht einmal in Sakralräumen spürbar wird. In der Folge
ergaben die nächsten Zeilen bereits Harmonie, indem Satz für
Satz oft wiederholt wurde:
Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
Und stiller ward es zwischen mir und dir;
Bis unsre Augen in einander sanken
Und wir berauscht der Seele Atem tranken.
Fotos: GLOBArt / Dan Carabas
„Workshop VI Komposition, Leitung: Shih“ stand an die Tafel
zum Eintrag der Teilnahme geheftet. Drei Namen waren eingetragen, zwölf Damen und Herren warteten mit Spannung im
„Engelssaal“, dem Repräsentationsraum der ehemaligen Prälatur des Klosters Pernegg auf das Erscheinen des Vortragenden,
eines Chinesen, wie der Name verrät. In weiß gekleidet, dunkles
Haar, gut aussehend, elegante Bewegungen, gelang es dem
Vortragenden schnell, die im Anblick großer, mit Notenlinien
versehener Tafeln Wartenden auf sich zu konzentrieren. Nach
wenigen Sätzen, mit denen der geistige Vorgang schöpferischen
Tuns erklärt und das Ineinanderwirken von Text und Melodie verdeutlicht worden war, teilte der als Komponist weit über Österreich hinaus bekannte Professor Blätter mit einem Gedicht von
Theodor Storm aus: Dämmerstunde.
Er selbst las in feinem Deutsch, mit Gesten, die schon Musik auszuströmen schienen, die ersten Liedzeilen vor:
Schließlich waren einzelne aus der Gruppe eingeladen, das gesamte Poem auf ihre Weise zu rezitieren, um es dann im Chor
zu sprechen, keineswegs unisono, sondern auf eine Weise, in der
sich, wie von selbst, Rhythmus, Höhen und Tiefen ergaben. Ein
Notenschlüssel wurde gesetzt, die Frage erging an die Gruppe:
welcher Ton gehört an den Anfang, höher, tiefer, wie soll die Melodie weitergehen? Der Dialog zwischen Lehrer und „Schülern“,
alt, jung, vorgebildet, Amateure, Musizierende, gestaltete sich
geistreich und lebendig.
In diesem Wechselspiel entstand nach fast zwei Stunden eine
Komposition, eine Neuvertonung eines aussagekräftigen Textes,
ausgewählt von einem Künstler, für den Theodor Storm kein
„Landsmann“ war, der für ihn aber Inhalte in eine Sprache hüllte,
die zu erobern, zu entdecken und in Melodie und Rhythmus zu
bringen Freude bereitete. Ein großer Gewinn für alle Teilnehmer,
weil man lernte, was componere heißt: zusammen bringen, zusammen zwingen, zusammen stellen, untersuchen, entdecken
und Neues schaffen.
Seite 16
klang:pädagogik
Neue Musik für junge Flötisten
FLUTE UPDATE, herausgegeben von Walter Wretschitsch
Wie vielfältig und farbenreich Neue Musik sein kann, beweisen die ausnahmslos von FlötistInnen für den Unterricht
komponierten kurzen Stücke dieses Heftes, die bis zu einem bestimmten Schwierigkeitsgrad beinahe alle Aspekte des
Flötenspiels berücksichtigen. Mit jazzigen Rhythmen und erweiterten Spieltechniken werden neue Klangwelten für die
jungen FlötistInnen eröffnet, die für die instrumentale und musikalische Weiterentwicklung höchst bedeutsam sind und
darüber hinaus großen Spaß bereiten. Claudia Böckle hat mit Walter Wretschitsch gesprochen, der das Heft zusammen mit
der Universität für Musik und darstellende Kunst herausgegeben hat.
Wie kam die Komponistenauswahl zustande?
Die beteiligten Komponisten sind alle hervorragende Instrumentalisten, sehr kreative Menschen, „Neuer“ Musik gegenüber sehr
aufgeschlossen, zum Teil auch im Jazz- und Popbereich zu Hause
und sie waren sofort und gerne bereit, an diesem Projekt mitzuarbeiten. Einige von ihnen sind auch Absolventen bzw. Lehrende
der Musikuniversität. Daraus hat sich auch die Möglichkeit einer
guten und kollegialen Zusammenarbeit ergeben.
Gibt es einen gemeinsamen „roten Faden“, also: Bedingungen, die die Stücke erfüllen mussten?
Das oberste Ziel war, Musik zu schreiben, die Kinder oder Jugendliche gerne spielen, die sie motiviert und nicht überfordert.
Bezüglich der Länge der Stücke, dem Schwierigkeitsgrad, dem
Tonumfang und dem Verwenden der erweiterten Spieltechniken
habe ich meine Wünsche und Vorgaben gemacht, die auch weitgehend berücksichtigt wurden. Kreatives Schreiben unter bestimmten Vorgaben ist vielleicht schwierig, aber ich denke, dass
die Kollegen trotz meiner Auflagen hervorragende Flötenmusik
komponiert haben.
Mit welchen technischen Besonderheiten werden die Schüler
vertraut gemacht?
Jedes Stück hat seine Besonderheiten. Entweder sind es Multiphonics oder perkussive Elemente, verbunden mit ungewohnten
Artikulationstechniken oder es sind besondere rhythmische Herausforderungen, die zu meistern sind. Aber auch die Arbeit an
der Intonation und an den Klangfarben wird in einigen Kompositionen einen besonders hohen Stellenwert haben.
Geht die universitäre Musiklehrerausbildung auf Neue Musik im Anfängerunterricht ein?
Sowohl im künstlerischen Einzelunterricht, als auch in den Lehrveranstaltungen Lehrpraxis und Didaktik werden die Studierenden mit Neuer Musik und ihrer Bedeutung im Anfängerunterricht konfrontiert, so dass sie später an den Musikschulen ihre
Erfahrungen weitergeben können. Das Erlernen neuer Spieltechniken am Instrument hat auch sehr viele positive Effekte, die
große Auswirkungen auf das Musizieren im klassischen Sinn haben, wie zum Beispiel auf die Ansatzflexibilität, die dynamische
Spannweite sowie die Artikulationsvielfalt und den Farbenreichtum, um nur einige zu nennen. Bei den Diplomprüfungen ist es
selbstverständlich, ein modernes Flötenstück mit erweiterten
Spieltechniken zu spielen.
Ist die Vermittlung von Neuer Musik im Anfängerunterricht
ein Trend oder warum sollte diese Epoche im Unterricht nicht
fehlen?
Musik, die heute geschrieben wird, ist Neue Musik. Manchmal
wird sie notiert, wie dies seit Jahrhunderten üblich ist. Oft entstehen aber Kompositionen, die mit der herkömmlichen Notation
und den uns gewohnten Klängen nicht auskommen. Jeder Musiker wird im Laufe seiner beruflichen Laufbahn mit dieser neuen
Tonsprache konfrontiert werden. Je früher wir damit anfangen,
diese neue Tonsprache zu lernen, desto selbstverständlicher und
natürlicher werden wir damit umgehen.
Inwiefern hat die Musikuniversität Wien bei dem Projekt mitgewirkt?
Am Projekt waren Absolventen, Studierende und Lehrende der
Musikuniversität beteiligt. Die Universität hat uns das Tonstudio
und den Tontechniker für die Aufnahme der CD zur Verfügung gestellt aber auch sonstige Ressourcen, die für die Abwicklung dieses
Projektes notwendig waren.
inkl. Bonus-CD
Walter Wretschitsch
unterrichtet seit 1981 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien die Fächer Flöte, Didaktik und Lehrpraxis. Er
ist Mitbegründer des Ensembles Vienna Flautists, mit dem er in
vielen europäischen Ländern, in Südamerika und Asien konzertierte, Mitglied der Studienkommission für Instrumental- und Gesangspädagogik und leitet seit 2002 das Institut Franz Schubert
(Blas- und Schlaginstrumente in der Musikpädagogik).
FLUTE
UPDATE
Neue Musik für junge Flötisten
New Music for Young Flutists
Für Flöte solo (und mit Begleitung)
For solo flute (and with accompaniment)
Herausgegeben von / Edited by
Walter Wretschitsch & Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
35 029
klang:novitäten
Notenneuerscheinungen zeitgenössischer Musik
Rainer BISCHOF: Sello de Luisa für Flöte solo
Bestellnr.: 35 031
manovsky-Orlando war die humorvolle Inspirationsquelle für dieses
Quintett in bester böhmischer Blasmusiktradition.
Rainer BISCHOF: Lieder nach Texten von France Prešeren für Altstimme und Klavier op. 60
Bestellnr.: 08 691
France Prešeren war der größte Dichter der Slowenen; mit seiner
souveränen Beherrschung der verschiedenen klassischen dichterischen Formen hat er die slowenische Dichtung in den europäischen Parnass geführt. Die Auswahl der vertonten Gedichte spiegelt die persönliche Erkenntnis seines tragischen Lebens dar. Mit
seinem untrüglichen Instinkt und seiner Sensibilität trifft der Komponist Rainer Bischof den Inhalt und die Stimmung dieser Gedichte
genau.
Kurt ESTERMANN: Missa Brevis für vierstimmig gemischten
Chor, Chororgel und große Orgel
Bestellnr.: 45 467
Rainer BISCHOF: Der Erlöser für Oberchor
Bestellnr.: 64 493
Gerald RESCH: Nebel für Klaviertrio
Bestellnr.: 37 217
Helmut SCHMIDINGER: Akrostichon (Violinkonzert)
Bestellnr.: Stp. 728 (Studienpartitur)
SHIH: Ein Takt für Klarinette und Streichquartett
Bestellnr.: 06 820
SHIH: Ein Takt für Klavier und vier Streicher
Bestellnr.: 07 269
Bernd Richard DEUTSCH: Toccata octophonica für Orgel
Bestellnr.: 02 459
Iván ERÖD: Die Wassertrompeter für Blechbläserquintett
Bestellnr.: 36 675
Eine im alten Böhmen angesiedelte Erzählung von Fritz von Herz-
SHIH: Epitaph II für Klarinette, Bassetthorn, 2 Fagotte und 2 Hörner
Bestellnr.: 36 601
Jenö TAKÁCS: Suite arabe für 2 Klaviere op. 15
Bestellnr.: 01 961
klang:träger
Neue CDs
Rafael CATALÁ
Encrucijada
Toros de ceniza (Alegrías)
Rafael Catalá – Gitarre
CD Gramola 98842
Echoes of Flamenco
Rafael Catalá
Roger Blávia
Katalin Halmai
Albert Kreuzer
István Tóth
Sanz
De Falla
Montoya
Catalá
Iván ERÖD
Trio Nr. 1 für Violine, Violoncello und Klavier op. 21
(+ Schostakowitsch)
Eggner Trio
CD Gramola 98837
„Mich fasziniert Eröds prophetisch anmutende Tonsprache.
Inmitten der gänzlich anders gearteten Klänge der sogenannten avantgardistischen Kompositionen der 1970er-Jahre muss
dieses Werk gleichsam ‚rückblickend’ geklungen haben. Betrachte ich jedoch die aktuellen Klangmittel und Trends der Gegenwartskomposition, so erklingt für mich die Musik Eröds weit
‚vorausblickend’, bis in unser Heute – oder noch weiter?“ (Christoph Eggner)
Seite 18
Anton HEILLER
Christkönigsmotette Dem König aller Zeiten für gemischten
Chor
(+ di Lasso, Duruflé, Mendelssohn Bartholdy u. a.)
Regensburger Domspatzen, Leitung: Roland Büchner
CD Regensburger Domspatzen (www.domspatzen.de)
Federico García LORCA
Canciones españolas y un poema – für Gitarre bearbeitet von
Rafael Catalá
Carlos Àlvarez – Bariton, Rafael Catalá – Gitarre
CD Gramola 98844
„Die Balance ... funktioniert perfekt, die künstlerische Harmonie
lässt sich nicht überhören und in
ihrem Ansatz, den enormen Gefühlsreichtum dieser Lieder bis
zur Neige auszukosten, gelingen
dem üppig strömenden Bariton
des Sängers aus Malaga und
des ebenso kreativen wie sensiblen Gitarristen packende Interpretationen.“ (Kleine Zeitung)
Carlos Álvarez
Rafael Catalá
Federico García Lorca
Canciones españolas
y un poema
klang:daten
GEBURTSTAGE 2009
GEBURTSTAGE 2010 (BIS JUNI)
22. 01.: Petr EBEN 80 (gest. 2007)
15. 01.: Hannes RAFFASEDER 40
23. 01.: Alexander MÜLLENBACH 60
28. 01.: Hans Volker BLOCK 70 (gest. 1979)
26. 01.: Ernst KÖLZ 80
01. 02.: Erik FREITAG 70
27. 02.: Heimo ERBSE 85 (gest. 2005)
09. 02.: Ernst von DOHNÁNYI 50
18. 03.: Kurt SCHMIDEK 90 (gest. 1986)
12. 02.: Herbert TACHEZI 80
21. 03.: Karl Heinz FÜSSL 85 (gest. 1992)
13. 02.: Werner PIRCHNER 70 (gest. 2001)
21. 04.: Karl SCHEIT 100 (gest. 1993)
15. 02.: Joseph KRONSTEINER 100 (gest. 1988)
01. 05.: Richard DÜNSER 50
18. 03.: Reinhard AMON 50
03. 05.: Martin LICHTFUSS 50
30. 03.: Gerhard DALLINGER 70
11. 05.: Helmut SCHMIDINGER 40
04. 04.: Fritz LEITERMEYER 85
05. 06.: Alfred UHL 100 (gest. 1992)
09. 04.: Franz PILLINGER 50
23. 06.: Hans Ulrich STAEPS 100 (gest. 1988)
23. 04.: Rafael CATALÁ 50
26. 04.: Ernst TITTEL 100 (gest. 1969)
11. 07.: Erich ROMANOVSKY 80
28. 07.: Hans-Dieter VERMEER 75
08. 08.: Walther NUSSGRUBER 90
03. 09.: José CARLI 80
29. 04.: Otto M. ZYKAN 75
11. 05.: Karl Maria KUBIZEK 85 (gest. 1995)
16. 05.: Horst EBENHÖH 80
21. 05.: Franz SCHÖGGL 80 (gest. 1982)
17. 09.: Gerhard TRACK 75
04. 06.: Alfred PRINZ 80
10. 10.: Michael LANGER 50
06. 11.: Robert NESSLER 90 (gest. 1996)
14. 11.: Paul ENGEL 60
18. 06.: Herbert PAULMICHL 75
25. 06.: Kurt SCHWERTSIK 75
29. 06.: Christoph CECH 50
Eine Broschüre „Geburtstage/Gedenktage 2007 – 2011“ kann
kostenlos über unsere Informationsabteilung bezogen werden.
URAUFFÜHRUNGEN JÄNNER – MAI 2009
Gerald RESCH
Schlieren für Violine und Orchester
(+ Kühr, Zykan)
Patricia Kopatchinskaja – Violine, Radio-Symphonieorchester
Wien, Dirigent: Johannes Kalitzke
CD col legno 20279
Karl SCHISKE
Symphonie Nr. 5 „auf B“ op. 50 /
Choralpartita für Orgel op. 46 /
Divertimento für zehn Instrumente op. 49 / Dialog für Violoncello und Klavier op. 51
RSO Wien, Dirigent: András
Ligeti / Andreas Juffinger –
Orgel / die reihe, Dirigent:
Erich Urbanner / Wolfgang
Panhofer – Violoncello, Huw
James – Klavier
ORF CD 3026
Iván ERÖD: Ode nach dem Gedicht „Óda“ von Attila Jószef für
zwölf Instrumente op. 84
Ensemble „die reihe“, Dirigent: Alexander Drcar
04. Februar 2009 Linz, Brucknerhaus
Bernd Richard DEUTSCH: Martyrium oder Die Dinge sind.
Neurotisches Oratorium für Sprecher, Soli, Chor, Orchester und
Videozuspielung (Nr. 12)
Isabelle Müller-Kant – Sopran, N. N. – Tenor, Otto Katzameier –
Bariton, Christian Brückner, Markus Thill – Sprecher, SWR
Vokalensemble, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Dirigent:
Rupert Huber
07. Februar 2009 Stuttgart, Theaterhaus
Josef Friedrich DOPPELBAUER: Duo-Sonate für Klarinette und
Fagott
Werner Mayrhuber – Klarinette, Hannes Wregg – Fagott
Helmut EDER: Trio für zwei Flöten und Bratsche op. 126
Wolfgang Schulz – Flöte, Matthias Schulz – Flöte, Ulla Schulz – Viola
12. März 2009 Linz, ORF-Landesstudio Oberösterreich
Erich URBANNER: Begegnungen für großes Orchester
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Dirigent: N. N.
Mai 2009 München (Musica Viva)
Seite 19
WIR SORGEN
DAFÜR, DASS MUSIK
ETWAS WERT IST.
Uns vertrauen mehr
als 15.000 Komponisten
und Textautoren die Verwaltung
ihrer Musikrechte an.
4 Zu unseren Mitgliedern im
Bereich zeitgenössische Musik
zählen unter vielen anderen:
Paul Angerer
Rainer Bischof
Martin Bjelik
Friedrich Cerha
Bernd Richard Deutsch
Christian Diendorfer
Richard Dünser
Horst Ebenhöh
Ivan Eröd
Heinz Karl Gruber
Herbert Lauermann
Wolfgang Muthspiel
Ludwig Nussbichler
Christian Ofenbauer
Hannes Raffaseder
Gerald Resch
Kurt Schwertsik
Erich Urbanner
Wolfram Wagner
Herbert Willi
…
WIR TUN ETWAS FÜR DIE MUSIK.
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Baumannstraße 10, 1030 Wien
T +43 (0) 50717–0 F-DW 19199 E [email protected]