Giftgas im Ersten Weltkrieg

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Giftgas im Ersten Weltkrieg
Neue Waffensysteme im Ersten Weltkrieg
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges suchte man nach neuen Waffen, um die starre
Kriegsfront aufzubrechen. Man suchte nach Möglichkeiten, größere Gebiete durch
Flächenwaffen zu beeinflussen, um schnellstmöglich Fortschritte zu machen. Für die
deutsche Kriegsmaschinerie ergab sich allerdings das Problem, dass Sprengstoff,
welcher hierfür gut geeignet wäre, nicht schnell genug importiert oder hergestellt
werden konnte. Deshalb suchte man nach anderen Optionen.
Giftgas im Ersten Weltkrieg
Der Einsatz von Giftgas ist heutzutage verboten, denn er gilt als Verbrechen an der
Menschheit. Chemische Vernichtungswaffen sind heimtückisch, meistens relativ
billig herzustellen, aber schwer zu kontrollieren und vernichten fast alles und jeden in
ihrem Einsatzgebiet. Der Wissenschaftshistoriker Ernst Fischer beschreibt treffend:
„Mit Giftgas können Sie alles machen, nur nicht zielen.“
Grünkreuz
Die Franzosen setzten schon 1914 ein sehr
schwaches Tränengas ein, welches aber wenig
Wirkung zeigte. Der deutsche Chemiker Fritz
Haber (1868 - 1934) nahm dies jedoch als
Begründung für den Kriegseinsatz seiner
neuesten Entdeckung: Chlorgas.
Abb. 1: Französischer Gasangriff auf deutsche
Stellungen in Flandern (1. Jänner 1917)
1. Jänner 1917
Dieses Nebenprodukt der Industrie war billig und zugleich hochtoxisch. Eingeatmet
griff es die Lunge und Atemwege an, zersetzte Gewebe, reizte Schleimhäute, führte
zu Atemnot und schließlich zu einem qualvollen Tod. Die Gaspatronen, welche ins
Feindgebiet abgefeuert wurden, waren mit einem grünen Kreuz markiert, deshalb
etablierte sich für Chlorgas auch der Name „Grünkreuz“.
Die Deutschen setzten diese Waffe erstmals am 22. April 1915 bei Ypern an der
belgisch-französischen Grenze ein. Um die 1,5 Tonnen Chlorgas wurden frei
gesetzt, welches der Ostwind in die Richtung der feindlichen Stellungen trieb. Da
das Gas schwerer ist als Luft, sank es in die Schützengräben und füllte alle
Vertiefungen im Erdreich, welche als Schutz für die Soldaten dienten, aus. Allein
dieser Angriff forderte insgesamt 5.000 Tote und 10.000 Verletzte.
1 Gasmasken
Das erste Aufkommen von Gasmasken war nur
ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das Material
der Masken war meistens minderwertig und sie
hielten nur geringe Mengen Gas vom Träger
fern. Außerdem wurde nicht jeder aus
Kostengründen mit einer Maske ausgerüstet.
Ein weiteres Gas kam deshalb Juli 1917 zum
Einsatz, gegen das Gasmasken keinen Schutz
boten: Blaukreuz.
Abb. 2: Russische Soldaten mit Gasmasken in der Champagne (ca. 1916/17) Blaukreuz
Da Blaukreuz in der Lage war, durch den Filter der Maske zu dringen und in Nase
und Rachen stark reizend wirkte, rissen sich viele Soldaten die Schutzmasken vom
Kopf, schnappten nach Luft und husteten unter Schmerzen. Es wird daher auch als
Maskenbrecher bezeichnet. Jedoch setzte man Blaukreuz oft gleichzeitig mit
Chlorgas ein, weshalb dieser Mischung die nun schutzlosen Soldaten zum Opfer
fielen.
Gelbkreuz
Von diesem Zeitpunkt an, gab es, was den Einsatz von chemischen
Massenvernichtungswaffen anbelangte, wenig Zurückhaltung mehr. Die Franzosen
setzten Phosgen ein, das wie Chlorgas die Lunge zersetzt, aber auch Senfgas
wurde für kriegerische Zwecke entdeckt. Mit einem gelben Kreuz gekennzeichnet,
deshalb auch „Gelbkreuz“ genannt, sollte es durch seine nicht gleich tödliche
Wirkung feindliche Soldaten kampfunfähig machen.
Senfgas, welches sofort mit der Haut reagiert und daher ein Kontaktgas ist, führt zur
Bildung schmerzhafter Blasen und großflächiger Verbrennungen, welche nur
schlecht abheilen, da das Hautgewebe nachhaltig zerstört wird. Eingeatmet greift es
die Bronchien an, in die Augen gelangt führt es zum Erblinden. Oftmals mussten
Gliedmaßen amputiert werden, doch auch dies rettete viele Soldaten nicht vor einem
qualvollen Tod.
In der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges wurden meistens mehrere Giftgase
gemeinsam in feindliches Gebiet abgefeuert. Diese Vermischung galt als tödlicher
„Cocktail“ und man sprach auf Grund der verschiedenfarbigen Kreuze vom
„Buntschießen“.
2 Verluste
Chemische Waffen forderten auf allen Seiten des Krieges insgesamt etwa 100.000
Todesopfer und zehnmal so viele Verwundete. Viele Soldaten blieben bis an ihr
Lebensende vom Gas gezeichnet, waren blind, vernarbt und körperlich wie seelisch
verstümmelt.
Obwohl bereits vor dem Ersten Weltkrieg der Einsatz von vergifteten Waffen im
Krieg nicht erlaubt war, setzte man Gas ein, da dies nicht ausdrücklich verboten
wurde. 1925 wurde im Genfer Protokoll festgehalten, dass die Anwendung von
Giftgasen und bakteriologischen Mitteln untersagt ist.
Abb. 3: Von Tränengas geblendete
Angehörige der britischen 55. Division
während der Schlacht von Estaires
am 10. April 1918
Nach 1918
Trotzdem wurden in der Geschichte nach 1918 des Öfteren Giftgase verwendet. Im
Dritten Reich wurde Zyklon B zur Vergasung von KZ-Insassen verwendet, im
Vietnamkrieg setzte die USA das Entlaubungsgas „Agent Orange“ ein, welches
jedoch auch Auswirkungen auf die ansässige Bevölkerung hatte. Auch in jüngster
Geschichte wurde Giftgas in Syrien gegen das Volk eingesetzt.
Quellen:
Weis, R. (o.J.). Tödliches Gas. In Geschichte Spezial. Nürnberg: Sailer Verlag
Klavora, V. (1991). Blaukreuz. Klagenfurt: Hermagoras / Mohorjeva
Sarah Judith Hofmann http://www.dw.de/der-erste-einsatz-von-giftgas-als-kriegswaffe/a-17053767 (28.11.2013)
Katha Inken http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1842/_die_feinde_vergiften_wie_die_ratten.html
(28.11.2013)
Was ist Was
http://www.wasistwas.de/aktuelles/artikel/link//4fadef5f44/article/giftgas-als-waffe.html (28.11.2013)
Bildnachweise:
Abb. 1: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Flanders_WWI_gas_attack.jpg
Abb. 2: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1976-00732,_Champagne,_russische_Soldaten_mit_Gasmaske.jpg
Abb. 3: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:British_55th_Division_gas_casualties_10_April_1918.jpg
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