(topfit, 04-2013)

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(topfit, 04-2013)
Diagnose & Therapie
MVZ im Helios — fachärztliche
Kompetenz unter einem Dach
»Eine Sprunggelenksverletzung ist keine
Bagatelle!«
Nicht nur beim Sport ist das
Sprunggelenk besonderen Gefahren ausgesetzt, auch im Alltag kann
man unvermutet aus dem Tritt geraten und mit dem Fuß umknicken.
Eine Verletzung des Sprunggelenks
sollte man grundsätzlich ernst
nehmen: »Wird sie nicht angemessen diagnostiziert und behandelt,
drohen irreparable Folgeschäden«,
warnt der Münchner Orthopäde Dr.
Werner Zirngibl vom MVZ im Helios.
Von Dr. Nicole Schaenzler
E
in Stolpern an der Bordsteinkante, der unbedachte Sprung von einer Treppenstufe,
ein Fehltritt auf unebenem Boden – und schon
ist es passiert: Der Fuß knickt um, Schmerzen
beim Auftreten und eine Schwellung im Knöchelbereich sind die Folge. So wenig spektakulär
der Anlass für eine Umknickverletzung oft ist,
sie als Bagatellverletzung abzutun und erst einmal abzuwarten, kann gefährlich werden. Denn:
»Was genau im betroffenen Sprunggelenk durch
das Umknicken passiert ist, kann nur durch eine
sorgfältige orthopädische Untersuchung geklärt
werden«, weiß Dr. Werner Zirngibl vom MVZ
im Helios.
Meist trifft es die Außenbänder des Sprunggelenks, die durch das Abknicken des Fußes nach
innen abrupt überdehnt wurden. Typisch für ein
solches Supinationstrauma ist eine oft bläulich
verfärbte Schwellung um die Spitze des Außenknöchels. Die Folgen reichen von einer einfachen Zerrung mit mikroskopisch kleinen Rissen
der Außenbänder bis hin zu einem vollständigen
Riss der drei Außenbänder oder einem Abriss
der Außenknöchelspitze. Ähnliche Ausmaße
kann das Umknicken über den Außenknöchel
haben, bei dem die Innenbänder in Mitleidenschaft gezogen werden. Diese auch als Pronationstrauma bezeichnete Verletzung tritt allerdings sehr viel seltener auf.
Kleine Ursache – große Wirkung
Eine Dehnung der Bänder geht praktisch immer
mit einer Destabilisierung des betroffenen Gelenks einher. So auch bei einer Umknickverletzung: Das Sprunggelenk wird gelockert und verliert an Halt. »Kann der Fuß während der Untersuchung deutlich nach vorn verschoben oder
verstärkt zur Seite hin ›aufgeklappt‹ werden,
handelt es sich fast immer um einen Bänderriss;
eine Fehlstellung oder ein Knirschen weisen auf
einen Knöchelbruch hin. Gewissheit bringen
hier eine Röntgen-, bei unklarem Befund auch
eine kernspintomographische Untersuchung«,
so Dr. Zirngibl.
Unverzichtbar ist der Einsatz der Kernspintomographie, wenn es darum geht, Begleit- bzw.
Folgeerscheinungen der Umknickverletzung
aufzuspüren. Eine häufige Komplikation ist
der sogenannte Bone bruise – eine Prellung des
Knochens mit Beteiligung des Knochenmarks,
in dem sich Flüssigkeit angesammelt hat. Dieses Knochenmarksödem kann nur mithilfe der
Kernspintomographie aufgespürt werden – im
Röntgenbild ist es nicht sichtbar.
Spätfolge Arthrose
Was nur wenige wissen: Praktisch jede nicht
vollständig auskurierte Verletzung am Sprunggelenk kann eine vorzeitige Gelenkabnutzung
nach sich ziehen. »Erste Hinweise auf eine
Sprunggelenksarthrose können Schmerzen im
Gelenk sein, die bei Beginn einer Bewegung
oder bei Belastung auftreten«, so Dr. Zirngibl.
Mit der Zeit nehmen die Schmerzen zu, wohingegen die Beweglichkeit abnimmt – es droht
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die Einsteifung des Gelenks. Manche Patienten
können schließlich die Ferse nicht mehr auf den
Boden setzen; es hat sich eine Spitzfußstellung
entwickelt.
Soweit sollte man es nicht kommen lassen –
zumal im Anfangsstadium der weitere Krankheitsverlauf durch eine angemessene Therapie
oft noch positiv beeinflusst werden kann. »Zunächst versuchen wir die Beschwerden durch
orthopädische Einlagen, spezielle Abrollhilfen,
orthopädisches Schuhwerk und physiotherapeutische Maßnahmen zu beheben. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente können helfen, wenn eine Entzündung
im Sprunggelenk besteht«, erklärt Dr. Zirngibl.
Weitere Therapieoptionen sind die OrthokinTherapie oder Injektionen mit Hyaluronsäure. Greifen diese Maßnahmen zu kurz, oder
sind die Beeinträchtigungen durch Knochenvorsprünge bzw. die Einsteifung des Gelenks
zu belastend, kann eine Operation notwendig
sein. »In vielen Fällen ist heute ein gelenkerhaltender Eingriff möglich, etwa in Form einer
Gelenkspülung oder der Abtragung von Knochenvorsprüngen im Rahmen einer Arthroskopie«, sagt Dr. Zirngibl. Eine Sprunggelenksprothese ist erst bei einer Versteifung des Gelenks
angezeigt.
Schonung steht im Vordergrund
Und wie wird eine Umknickverletzung behandelt? »Sofern kein Knochenbruch vorliegt, genügt es in der Regel, das betroffene Sprunggelenk für etwa sechs Wochen zu stabilisieren, z. B.
mithilfe einer Orthese«, rät Dr. Zirngibl. In manchen Fällen empfiehlt sich in der Anfangszeit
zusätzlich der Einsatz von Unterarmgehstützen.
Ebenso tragen z. B. die niederfrequente Magnetfeldtherapie, Elektro- oder Ultraschalltherapie,
aber auch eine kontrollierte Frühmobilisation
durch den Physiotherapeuten zur rascheren Genesung bei. Wichtig ist, dass die Bandverletzung
vollständig ausheilt – nur so können eine Umknickneigung bzw. eine Instabilität des Sprunggelenks vermieden werden. »Wurde zusätzlich
ein Bone bruise diagnostiziert, ist die Behandlung erst abgeschlossen, wenn der Fuß wieder
vollkommen schmerzfrei bewegt werden kann
und keine Schwellung mehr aufweist«, so Dr.
Zirngibl.
Zur Person
Dr. med. Werner Zirngibl ist als Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin im
Münchner MVZ im Helios niedergelassen. Als ehemaliger Profi -Tennisspieler war er 14-mal
Deutscher Tennismeister, er spielte beim Daviscup und anderen international renommierten
Turnieren. Heute gehören zu Dr. Zirngibls Leistungsspektrum u. a. die konventionelle und
operative Therapie von Knie- und Sprunggelenksverletzungen. Außerdem nimmt er minimalinvasive Wirbelsäuleneingriffe vor und arbeitet mit innovativen schmerztherapeutischen
Verfahren. Dr. Zirngibl ist langjähriger Turnierarzt beim Tennis-ATP-Turnier BMW Open München.
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de
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