Arbeitshilfe zur Peters-Karte

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Arbeitshilfe zur Peters-Karte
Arbeitshilfe zur Peters-Karte
mit freundlicher Genehmigung der Autorin entnommen aus:
ASET e.V. (Hrsg.): Die Welt in unserer Schule.
Globales Lernen im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule.
72 S., Berlin 2009. Preis: 10,00 €. Bezug: www.aset-ev.de.
Das von Gisela Führing und Annette Kübler erarbeitete Heft stellt 42 Unterrichtseinheiten für
den Grundschulbereich (Klassen 1 – 6) vor, die sich mit Themen des „Globalen Lernens“
befassen. Die Einheiten werden in kurzer, übersichtlicher Weise präsentiert (Thema,
angestrebter Kompetenzerwerb, Zielgruppe, Methode, Zeitbedarf, weitere Materialien), wobei
die beigefügte CD viele zusätzliche Materialienseiten (insgesamt 192) enthält.
So ist das Heft eine nützliche Sammlung guter Ideen, die überall im Grundschulbereich
eingesetzt werden können. Vor allem die Kürze der Einheiten macht die Vorschläge in
unterschiedlichstem Kontext verwendbar.
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3. Unser Weltbild
Kostenlose Weltkarte gibt es bei der Bundeszentrale für Politische Bildung sowie beim BMZ
(Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
Indonesienkarte: Atlas Nusantara & Panca Benua, 1991.
Sendung mit der Maus www.sachgeschichten.com, unter „G“ die Folge G8, Globus 1
Zum Weiterlesen:
http://www.bpb.de/themen/YZHHE7,5,0,Weltbilder_auf_Karten.html
Bemerkungen aus praktischemEinsatz/Alternativen:
Die Fähigkeiten zur Orientierung auf der Weltkarte sind weniger vom Alter der Kinder als vielmehr
von ihren bisherigen Erfahrungen abhängig – ob sie schon Weltkarten begegnet sind oder nicht.
Eine Alternative für Ältere ist der Quiz zu Größenverhält­nissen (in 3.4 ), der Anlass gibt, über die
Hintergründe von falschen ‚normalen’ Weltbildern und unreflektierte Dominanz zu sprechen.
Annette Kübler ([email protected]) kommt auch gern mit verschiedenen Karten zu
einer solchen Unterrichtseinheit in die Schule.
M 1 Lehrerinformation
Die achsentreue Mercatorprojektion aus dem Jahre 1569 hat unser aller Weltbild stark geprägt. Die Verzerrungen bei
dieser Projektion vergrößern die Nordhalbkugel und setzen sie in die Mitte der Karte, während die Länder nahe des
Äquators stark verkleinert werden.
Hie kann reflektiert werden, warum Mercator die Karte so gezeichnet hat. Er erstellte sie zu Beginn des
Kolonialismus: Europa liegt in der Mitte der Welt. Warum wird sie häufig bis heute verwendet? Und welches Weltbild
empfinden wir heute als angemessen? Mit der flächentreuen Weltkarte hat jedes Land einen gleichberechtigten
Platz. Hier aber sind die Winkel verzerrt.
Die Mercator-Karte (1569)
ist winkeltreu; sie ist daher die einzige Navigati­onskarte für den
größten Teil der Erde. Sie bildet die Länder am Äquator richtig ab,
verzerrt (ver­größert) aber die Flächen in der Nähe der Pole, die
nicht abgebildet werden können.
Die Peters-Karte (1972)
ist – relativ – flächentreu. Sie bildet die Industrie­länder in den
mittleren Breiten richtig ab; am stärksten verzerrt sind die
tropischen Entwick­lungsländer und die polnahen Gebiete. Wie
jede rechteckige Weltkarte bildet sie die Form der Erde falsch
ab.
Die Wagner-Karte (1949)
ist vermittelnd. Sie ist für den größten Teil der Erd­o berfläche
flächentreu, die polnahen Gebiete sind etwas vergrößert,
die Form der Erde wird an­nähernd richtig wiedergegeben.
Vermittelnde Weltkarten sind das Ergebnis einer optimalen
Ausgleichung der Fehler aller Weltkarten.
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3. Unser Weltbild
M 2 Aufdruck auf Briefumschlag aus Indonesien
vgl. M 3 bei 4.2
M 3 Eine BMZ-Variante: die Welt ist eine Scheibe
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3. Unser Weltbild
3.3 Unser Afrikabild
AutorIn:
Ziele/Kompetenzen:
Zeitbedarf:
Altersgruppe:
Zahl der Teilneh­menden:
Rahmenbedingungen:
Materialbedarf:
Methode:
Annette Kübler, Icra Amad Ibrahim, Gisela Führing
Differenzieren des Afrikabildes
Sich Klischees bewusst werden
Kreative eigene Auseinandersetzung mit ‚normalen’ Gegenständen in Afrika
Erkennen der reichen vorkolonialen Geschichte Afrikas
2 Doppelstunden
Ab 1. Klasse – zur Geschichte: ab 4. Klasse
Ca. 15 Kinder bei der kreativen Bearbeitung
Gewisser organisatorischer Aufwand für das Kleben und Trocknen
Auch gut im Freizeitbereich einsetzbar
Landkarte von Afrika oder Weltkarte
CD: M 1, M 2, M 3 kopiert für alle Kinder
Viel Materialien, wie Erbsen, Körner, Blätter, Tee sowie Klebe und Pappen
1. Die Kinder bekommen das Arbeitsblatt M1 und äußern sich zunächst dazu, um was es sich hier
handelt (viele kennen schon den Umriss des afrikanischen Kontinents). Vielen fällt auch noch
das ein oder andere dazu ein. Dann können sie die Bilder am Rand (mit Bleistift) ankreuzen, von
denen sie denken, dass die Dinge zu Afrika gehören.
Daraus ergibt sich eine Diskussion untereinander, ob es z.B. ein Telefon, ein Flugzeug oder
ein Fahrrad in Afrika gäbe. Manchmal ist man vielleicht nicht sicher: Gehören Chinesen zu
Afrika? Ja, wie ist das eigentlich – dürfen denn z.B. Afrikaner nicht nach Deutschland gehören?
Gehören Menschen, die seit Jahren oder seit Gene­rationen in einem anderen Land leben, nicht
auch dorthin?
2. Schließlich wird die Geschichte „Papa, Charlie hat gesagt …!“ (M 2) vorgelesen. Welchem Bild von
Afrika wird hier widersprochen? Wie ist das, wenn man ein Bild von etwas hat und es erweist sich als
falsch? Kennt Ihr das auch von anderen Situationen oder Menschen in den Medien und anderswo?
3. Nun könnt ihr euch die Fläche des Kontinents oder ein Bild vom Rand aussuchen und es verzieren
mit diesen Körnern und Blättern. Die Kinder kleben nach ihren Vorstellungen Muster aus den
Materialien auf’s Papier. Dann müssen die Bilder auf Pappe befestigt werden und ein bis zwei
Tage trocknen, bevor sie ausgestellt werden können.
Für ältere SchülerInnen kann auch das geschichtliche Afrikabild – s. M 3 - aufgearbeitet werden:
Was wird von alten Kulturen in Westafrika berichtet? Inwiefern widerspricht dies dem Bild, das
viele Menschen hier von Afrika haben? Was waren die Lebensgrundlagen für die alten Reiche?
Recherchiert mehr über diese alten Reiche!
Quellen/Links:
M 1 nach einer Vorlage aus Goßner Mission (Hg.): Zeit für Afrika. Aha 3/93. Berlin (S. 13), M 2 (s. 14)
M 3 aus Fricke/Führing/Kieser/Thamm (Hg.): Nia-Dia – ein afrikanisches Dorf im Wandel. Berlin
1982, S. 81 ff.
Kostenlose Weltkarten gibt es bei der Bundeszentrale für Politische Bildung und beim BMZ
(Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
Beispielhafte Kinderbücher sind in der antirassistischen Bildungsarbeit in Südafrika bei ELRU
entstanden (M 4).
Bemerkungen aus praktischemEinsatz/Alternativen:
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Ein üblicher Einstieg zu diesem Thema könnte das eigene Malen oder Assoziieren zum Stichwort
„Afrika“ sein. Da man aber dabei oft Klischees verstärkt und Stereotype verfestigt (Elefanten,
Palmen,„Hütten“ etc.), ist hier ein anderer Einstieg gewählt. Durch den kreativen Ansatz wird die
Diskussion um die Vielfalt des Kontinents noch vertieft.
Als Alternative zum selben Zweck kann man sich auch eine Bildersammlung anlegen
(oder bei ASET e.V. ausleihen), bei der es sich nicht nur um das übliche Bild von Armut und
Unterentwicklung handelt, sondern auch aktive kreative Menschen, Supermärkte, Großstädte,
schicke Autos oder Teeplantagen abgebildet werden.
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3. Unser Weltbild
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Außerdem bei ASET e.V. auszuleihen ist eine Sammlung von Briefmarken aus West- oder Ostafrika,
die verschiedene lokale Gegebenheiten und globale Ereignisse thematisieren. Hiermit können die
afrikanischen Länder bekannt gemacht und differenziert werden.
Die in der Klasse oder Schule vorhandenen Kinder­bücher sind auf Klischees hin zu untersuchen.
Es können sich Themen wie Vorurteile und Stereotype (z.B. zu ‚Indianern’) oder der Einfluss von
Medien als Fortsetzung anbieten (vgl. auch 3.1 oder 3.4 ).
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3. Unser Weltbild
M 1 Afrikakarte mit einem Rand aus Bildern
Was gehört zu Afrika?
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3. Unser Weltbild
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M 2 Ein Afrikaner aus der Großstadt
Ein Neuer in der Klasse
„Papa, Charly hat gesagt …“
Sohn: Du, Papa, wir haben `nen Neuen in der
Klasse. Kwadjo heißt er und er kommt aus
Westafrika.
Papa: So, so. Dann mach` dich mal ein bisschen
nützlich und zeig ihm, wie er sich hier benehmen
muss. Bestimmt kennt der doch keine Autos und
läuft glatt bei Rot über die Straße.
Sohn: Quatsch, der wohnte am Rande einer
Großstadt und da gibt es genau so viele Autos wie
hier.
Papa: Na, wenn das mal stimmt. Die meisten
Afrikaner wohnen doch auf dem Land. Und da gibt
es bestimmt keine Autos. Hab ich doch selber im
Fernsehen gesehen. Sie tragen alles auf dem Kopf
und wohnen in solchen Lehmhütten. Strom und
fließendes Wasser kennen die auch nicht.
Sohn: Das hab ich Kwadjo auch gesagt. Der hat
aber nur gelacht:„Das gibt es auch in Afrika“, hat
er gesagt,„aber nicht nur.“ Die Stadt, aus der er
kommt, ist fast so groß wie Berlin. Und weil ich das
nicht glauben wollte, hat er mir Fotos von seinem
Zuhause mitgebracht.
Papa: Und – was war drauf zu sehen? `Ne
Wellblechhütte mit `ner Kochstelle davor? Und
lauter Kinder daneben in zerlumpter Kleidung?
Sohn: Eben nicht. In der Stadt sind moderne
Bürohäuser, Geschäfts­straßen, Kinos, Supermärkte
und massenweise Autos. Und Kwadjo trägt nicht
Lumpen, sondern eine schicke dunkelblaue
Schuluniform
Papa: Na, na, dass der dir bloß nicht einen Bären
aufgebunden hat. Womöglich hatte sein Vater
noch ein dickes Auto vor der Tür stehen.
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Sohn: Nee, so reich sind Kwadjos Eltern nicht. Mit
dem Fahrrad ist sein Vater zur Arbeit gefahren.„Das
ist viel schneller wegen der vielen Staus“ hat er
gesagt. Das solltest du dir ruhig mal überlegen. Du
schimpfst doch jeden Abend über die verstopften
Straßen.
Papa: Nun lass mal deine altklugen Sprüche. Wenn
das so ist mit deinem Kwadjo, dann ist er eben eine
Ausnahme. Ich habe noch nie in den Nachrichten
Afrikaner gesehen, die so leben wie er.
Sohn: Nee, ich auch nicht. Aber Leute wie dich
haben sie ja auch noch nie gezeigt. Das ist es doch
gerade. In den Nachrichten zeigen sie doch nur
Bilder von Katastrophen: Hunger in Afrika, Randale
in Berlin. Aber randalieren denn alle Deutschen?
Bärbel Barteczko-Schwedler
Gossner Mission
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3. Unser Weltbild
M 3 Zur Geschichte Westafrikas
Bevor der Sklavenhandel über den Atlantik seit dem 16. Jh. Millionen Afrikanern das Leben
kostete und große Regionen verarmen ließ, gab es in Westafrika eine Reihe alter gut
organisierter und wohlhabender Königreiche. Sie gründeten sich auf dem Handel durch die
Sahara und lagen gerade da, wo es heute am Rande der Wüste häufig zu Hungersnöten kommt.
Hier ein paar Auszüge – aufgeschrieben nach alten Quellen über den Entwicklungsstand in
Westafrika bevor die europäischen Kolonialmächte kamen:
(1) Westafrika gegen Ende des ersten Jahrtausends:
„Innerhalb der Kulturen Schwarzafrikas zeugt die Technik von einer sehr vorgeschrittenen
Entwicklung. Neben der Bearbeitung von Kupfer, Gold, Bronze beherrschte man in fast ganz
Schwarzafrika die Eisenbearbeitung.
Es gab durch Wehranlagen geschützte Städte; Staaten bildeten sich, aber es gab kein
persönliches Recht auf Land, denn alles war gemeinschaftlich.“ (nach Suret-Canale)
(2) Das große Reich Gana
„Für die Karawanenrouten zwischen der Mittelmeerküste und der Sudanzone am südlichen Rand
der Sahara gab es eine ganze Reihe von Brunnen, die immer wieder tief ausgeschachtet wurden.
Am südlichen Ausgang der Routen bildeten sich vom Ende des 1. Jahrtausends bis zum 15.
Jahrhundert bedeutende politische Reiche, wie Gana, Mali, Songhai, Kanem.
5
Gana im Westen war die berühmteste dieser Staaten (1957 übernahm die ehemalige britische
Kolonie „Goldküste“ diesen historischen Namen nach der Unabhängigkeit, obwohl es ganz
woanders liegt). Es war der größte Umschlagplatz für den Handel mit Salz, das in Bergwerken aus
der Sahara gewonnen wurde. Das Salz wurde gegen Getreide und Gold eingetauscht.
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Im Mittelalter und bis zur Entdeckung Amerikas war Gana der Hauptgoldlieferant der
Mittelmeerwelt. Arabischen Berichten zufolge wurde das Salz auf dem Markt in Gana mit Gold
aufgewogen:„Der König von Gana ist der reichste König der Erde. Gold ist überall im Überfluss
vorhanden.“ Ein anderer arabischer Reisender schrieb, dass die Häuser der Hauptstadt Ganas
aus Stein gebaut seien. Ein Stadtviertel ist von islamischen Gelehrten und Kaufleuten bewohnt,
welche Gärten besitzen. Im Umkreis der Stadt bewässert ein Volk von Bauern das Land und
schöpft das Wasser aus gemauerten Brunnen. Der König lebt in einem Schloss mit Glasfenstern,
das mit Gemälden und Skulpturen ausgestattet ist … (nach Bertaux).
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3. Unser Weltbild
(3) Soundjata brachte Frieden
Es gibt viele Legenden über den Herrscher Soundjata des Mandingoreiches (1230 – 1255)
im heutigen Mali, der nach einer Phase von Kriegen Frieden und Gerechtigkeit in die Region
brachte. Ein Griot – Erzähler von Geschichten – besingt seine Heldentaten:
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„Vernehmt mein Wort, ihr, die ihr lernen wollt; aus meinem Munde werdet ihr die Geschichte des
Mandingo-Reiches erfahren, die Geschichte dessen, der mit seinen kühnen Taten vom Osten aus
sein Licht über alle Reiche des Westens ergoss.
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Mit Soundjata kehrte Frieden und Glück in Niani ein. Aus allen Dörfern kamen Menschen, um
sich in der Hauptstadt niederzulassen. Man musste die Stadtmauern einreißen, um Niani zu
vergrößern. Neue Viertel wurden erbaut für alle Völker des riesigen Heeres.
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Jedes Jahr versammelte Soundjata die Könige und Würdenträger seines Reiches. Auf diese
Weise wurde für allgemeine Gerechtigkeit gesorgt, denn die Könige befürchteten, in Niani
angeklagt zu werden. Seine strafende Hand verschonte keinen Übeltäter. Er folgte dem Wort
Gottes unmittelbar und schützte den Schwachen vor dem Mächtigen. Die Menschen kamen von
weither, um sein gerechtes Urteil zu erbitten. Unter seiner Sonne wurde der Brave entlohnt und
der Missetäter bestraft.
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Die Städte blühten dank des wiedergewonnenen Friedens. Weite Felder mit Hirse, Reis,
Baumwolle oder Indigopflanzen umgaben die Dörfer. Wer arbeitete hatte immer genug zum
Leben. Man konnte von einem Dorf zum anderen ziehen, ohne Angst vor Räubern haben zu
müssen.
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Brauchst du Salz, geh’ nach Niani! Brauchst du Gold, geh’ nach Niani! Brauchst du schöne Stoffe,
geh’ nach Niani! Willst du Fisch essen, geh’ nach Niani! Brauchst du Fleisch, auf nach Niani, das
Land der großen Jäger ist auch das Land des Ochsens und des Hammels! Willst du einen großen
König erleben. Geh’ nach Niani, da residiert der Sohn der Sogolon.
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Es gibt Könige, die sind allein durch die Stärke ihres Heeres mächtig. Andere werden zwar
gefürchtet, weil sie Macht haben, aber sie wissen sie zu gebrauchen und sie sind beliebt, weil sie
Gerechtigkeit achten. Soundjata gehört zu diesen. Er hatte der Welt den Frieden gegeben. Nach
ihm hat die Welt keinen größeren Eroberer gekannt.“ (nach Niane)
(4) Timbuktu
Den Höhepunkt der Entwicklung erreichte das Reich Mali im 14. Jahrhundert. In diese
Zeit fiel auch der Aufstieg Timbuktus. Es wurde im 13. Jahrhundert vom Volk der Tuareg
als Nomadenlager gegründet. Es bildete sich bald ein Markt. Die Stadt bestand zuerst aus
Strohhütten, an deren Stelle bald aus Tonziegeln errichtete Häuser traten. Handwerker und
Händler aus verschiedenen Völkern wanderten zu. Schneiderwerkstätten hatten z.T. bis zu 200
Lehrlinge, Koranschulen über 100 Schüler! Man schätzt die Einwohnerzahl im 15. Jahrhundert auf
25.000!
Den Reichtum eines Mannes bemaß man nach der Anzahl der Bücher im Schrank und der Pferde
im Stall. Timbuktu soll damals größer als Amsterdam gewesen sein.
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3. Unser Weltbild
M 4 ELRU-Kinderbücher
Mit diesen drei Materialien aus Südafrika (Bezug über die pädagogische Institution ELRU. www.elru.co.za) können
drei Themenbereiche parallel bearbeitet werden: Im Vordergrund steht das Thema des jeweiligen Heftes (Vorurteile,
Schulängste, Familien), zweitens werden indirekt die Vielfalt von Bildern über Südafrika erweitert und drittens eignet
es sich für den Anfangs-Englischunterricht. Die Bücher sind außerdem eine Fundgrube um eigene Geschichten
aufzuschreiben und eigene Produkte zu entwickeln.
At School, What if?
Ncebakazi wird bald eingeschult und teilt ihre Sorgen
mit ihrer Mutter: Was, wenn die Lehrerin immer schreit?
Was, wenn ich nicht rechtzeitig zur Toilette komme? Was,
wenn es zu viele Treppen gibt?“ Manche Fragen könnte
sich jedes Kind, das neu in die Schule kommt stellen,
andere beziehen sich spezifisch auf ihre besonderen
Bedürfnisse durch ihre Krankheit „Spina Bifida“.
ISBN: 978-1-875069-42-?
Sie hatten unrecht
Das Buch “They were Wrong!” räumt auf mit weit
verbreiteten Vorurteilen: Zahnärzte sind Männer,
Menschen die Yoga machen, sind komisch, Menschen
aus anderen Ländern sind Fremde. Das ist nicht die
Überzeugung der Hauptperson, Mikhail, 9 Jahre, das hört
er von anderen Kindern und Erwachsenen.
ISBN: 978-1-875069-43-9
Knock! Knock!
In diesem Bilderbuch gehört immer eine Haustür zu
einem Einblick in eine Familie. Ganz unterschiedliche
Familien, die jeweils etwas zusammen tun: lesen, essen,
kochen oder einfach sprechen.
ISBN: 978-1-875069-14-9 / 15-6
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3. Unser Weltbild
3.4 Unser Weltbild – mit Quiz
AutorIn:
Annette Kübler
Ziele/Kompetenzen:
Bedeutung der eigenen Perspektive für die eigene Wahrnehmung erkennen
Perspektivwechsel einüben
Bewußtmachung unhinterfragter Normalität (Eurozentrismus als herrschendes Denken)
Hinterfragung gesellschaftlicher Dominanzen
Zeitbedarf:
Mindestens 2 Doppelstunden
Altersgruppe:
Ab 5. Klasse
Zahl der Teilnehmenden:
Klassengröße
Materialbedarf:
M 1 Quiz kopiert für alle (M 2 als Auflösung später!)
Sammlung von unterschiedlichen Weltkarten zur Ansicht: Mercatorprojektion und flächentreue
Weltkarte, Eurozentristische und solche mit Amerika bzw. Australien in der Mitte, mit dem Süden
oben etc. (bei ASET e.V. auszuleihen) – vgl. 3.1 und die dort abgedruckten Materialien M1, M2, M3.
Methode:
1) Quizblätter verteilen und individuell oder in Zweiergruppen die Größenverhältnisse der Länder
bzw. Kontinente schätzen lassen. Falls die Frage kommt, ob die abgebildete Karte „richtig“ oder
„irreführend“ sei, diese nicht direkt beantworten:„Das ist eine gute Frage“ oder „Das klären
wir nachher“. Auffordern, die Fragen nach dem eigenen Wissen über Größenverhältnisse zu
beantworten.
2) Im Plenum die Schätzungen zusammentragen und dabei viel Raum für Irritationen/
Diskussionen geben. Warum denkst du, dass es so ist?
3) Den Quiz auflösen und in der Gruppe Erklärungsmöglichkeiten sammeln. Warum hatten viele
von uns ein so anderes Bild? Wo kommt dieses Bild her?
4) Herausarbeiten, wie stark die achsentreue Mercatorprojektion aus dem Jahre 1569 unser
Weltbild geprägt hat. Verdeutlichen, was die Verzerrungen sind: die Länder nahe des Äquators
werden stark verkleinert und die Nordhalbkugel vergrößert.
Reflektieren: Wann und warum hat Mercator die Karte so gezeichnet? Er erstellte sie zu Beginn
des Kolonialismus: Europa liegt in der Mitte der Welt. Warum wird sie bis heute verwendet?
Und welches Weltbild empfinden wir als angemessen? Mit der flächentreuen Weltkarte hat
jedes Land einen gleichberechtigten Platz.
5) Verschiedene Weltkarten aufhängen und vergleichen. Herausarbeiten, dass die Darstellung der
Welt eine Frage der eigenen Position ist. Muss eigentlich der Norden immer oben sein? Gibt
es eine richtige/ eine falsche Darstellung der Welt? Nein: Alle „platten“ Darstellungen der Welt
sind „falsch“.
6) Recherche: Auslegen einer Sammlung von Weltkarten aus dem Alltag: Wird die
Merkatorprojektion noch verwendet? Wo? Wer verwendet welche Darstellung der Welt?
Quellen/Links:
Flächentreue Weltkarte, Hg: EMW, Missionshilfe Verlag Hamburg, www.emw-d.de
Peters Projektion als download: http://www.emw-d.de/fix/files/peter-proj.jpg
Welt-Sichten, www.welthaus.at
Kostenlose Weltkarten gibt es bei der Bundeszentrale für Politische Bildung und beim BMZ
(Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
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Bemerkungen aus praktischem Einsatz/Alternativen:
3. Unser Weltbild
Sehr effektiv kann ein stummer Impuls sein: eine flächentreue Karte „falschrum“ aufhängen und
die Reaktionen der Gruppe abwarten. Für Jüngere ist 3.1.
Als Ergänzung/Vertiefung eignet sich eine Übung:„Wo ist der Mittelpunkt der Welt?“ Zu
verschiedenen historischen Abbildungen der jeweils bekannten Welt (vgl. 3.5) wird die passende
Beschreibung gesucht und zugeordnet. Verblüffend dabei ist, dass meistens die Frage:„Aus
welchem Land stammt wohl die Zeichnung?“ schnell zum Ziel führt. Oft ist auch der religiöse
Mittelpunkt markant, wie z.B. Mekka oder Jerusalem.
Annette Kübler ([email protected]) kommt auch gern zu einer solchen
Unterrichtseinheit mit einer Sammlung unterschiedlicher Karten in die Schule.
Die Übung eignet sich gut, um sich exemplarisch mit dem Thema “unreflektierte Dominanz”
auseinander zu setzten: Denn bei der Weltkarte wird sichtbar, was auch sonst im Leben abläuft:
Viele Menschen hatten nie einen Grund über Weltkarten nachzudenken und finden die normal,
mit der sie groß geworden sind. Wenn man aber weiß, welchen Verzerrungen das eigene Weltbild
unterliegt, ist es viel einfacher mit anderen Menschen über ihre Sichtweisen zu kommunizieren.
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3. Unser Weltbild
M1
Quiz zu Größenverhältnissen von Ländern und Kontinenten
Die gesamte Fläche der nördlichen und
südlichen Länder beträgt 149,29 Mio. km2
Norden
davon hat der Norden (schwarze Länder)
........... Mio km2
und der Süden (weiße Länder)
........... Mio km2
Süden
Was ist größer: Europa oder Südamerika?
Südamerika 17,8
9,7
17,8 Mio km2
Wie ist das Größenverhältnis von
Grönland zu China?
Europa
17,8
22,3 Mio km2
Grönland
4
2
1
1
1
China
1
1
1
2
4
9,7
Grönland
Europa
China
Quelle der Daten/Zeichnungen: EMW Missionshilfe Verlag/Herausgeber der Karte
Südamerika
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Was ist größer: Europa oder Afrika?
Schätze das Größenverhältnis!
Wie ist das Größenverhältnis von
Indien zu Skandinavien?
Zeichne den Äquator ein!
Skandinavien: .............
Indien: ...........................
Skandinavien
Indien
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Annette Kübler
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M2
3. Unser Weltbild
Auflösung des Quiz – Warum eine neue Weltkarte
Norden: 49,03 Mill. km2,
Süden 100,26 Mill. km2
Dem Anspruch auf Objektivität, die in einem Zeitalter der
Wissenschaft unverzichtbar ist, genügt die Mercatorkarte
nicht. Die nördliche Hemisphäre beansprucht zwei Drittel
der Karte, während die südliche auf das verbleibende Drittel
zusammengedrängt ist.
Europa 9,7 Mill. km2
Quelle der Daten/Zeichnungen: EMW Missionshilfe Verlag/Herausgeber der Karte
Südamerika 17,8 Mill. km2
Europa wirkt auf der Mercatorkarte größer als Südamerika,
das in Wirklichkeit fast doppelt so groß ist wie Europa.
Deutschland liegt in der Mitte der Karte, obwohl sich
tatsächlich im nördlichsten Viertel der Erde befindet.
Grönland 2,3 Mill. km2
Die traditionelle Weltkarte, die 1569 von Mercator
in Deutschland entwickelt wurde, verzerrt die
Größenverhältnisse zugunsten der europäischen
Kolonialmächte. Der Norden erscheint weitaus größer als der
Süden. Tatsächlich aber ist er nur halb so groß.
Russland 17,1 Mill. km2
Afrika 30,0 Mill. km2
Die Mercatorkarte verschiebt die Proportionen zugunsten
der nördlichen Hemesphäre und damit auch zum Vorteil
der weißen Rasse. Russland scheint fast doppelt so groß zu
sein wie Afrika, obwohl es in Wirklichkeit viel kleiner ist.
Skandinavien 1,1 Mill. km2
China 9,5 Mill. km2
Indien 3,3 Mill. km2
Durch die Mercatorkarte werden selbst die nördlichsten
Regionen überbetont. Die südlichen Gebiete wirken
dagegen vergleichsweise klein. Grönland scheint größer zu
sein als China. Tatsächlich aber ist China viermal so groß wie
Grönland.
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© Annette
Kübler
Die skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen,
Schweden und Finnland beanspruchen auf der
Mercatorkarte zusammen mehr Raum als Indien.
Auch hier sind die Proportionen zugunsten der weißen
Völker verzerrt. Tatsächlich ist Indien dreimal so groß wie
Skandinavien.
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