Die Wackelkandidaten unter den Lebensversicherungen
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Die Wackelkandidaten unter den Lebensversicherungen
D O N N E R S TAG , 2 3 . A P R I L 2 015 * FINANZEN XETRA-DAX 12400 11400 *Xetra-Schluss 22.4.2015 Punkte DOW JONES 11.867,37* –0,60% 18400 1.4.2014 8400 17.984,82* +0,20% April 02.05.14 Juni 02.06.14 01.07.14 Aug. 01.08.14 01.09.14 Okt. 01.10.14 03.11.14 Dez. 01.12.14 02.01.15 Feb. 2.2.15 02.03.15 15800 April 02.04.15 07.04.15 08.04.15 09.04.15 10.04.15 13.04.15 14.04.15 15.04.15 16.04.15 17.04.15 20.04.15 21.04.15 22.04.15 23.04.15 24.04.15 27.04.15 28.04.15 29.04.15 30.04.15 KOMPAKT UMLAUFRENDITE 22.4.2015 1,0743 +0,0043 1,33 1,2 1,19 0,9 1.4.2014 0,6 1,34 1,3790 Juni Aug. Okt. Dez. Feb. April 1,05 April Juni Aug. Okt. Dez. Feb. 0,0 April April Juni Deutsche Bank sucht „undichte Stellen“ Der Deutschen Bank steht nach Informationen aus Finanzkreisen neuer Ärger mit der BaFin ins Haus. Weil nun schon seit längerem immer wieder vertrauliche Informationen insbesondere zur Strategiediskussion nach außen sickern, wird die heimische Finanzaufsicht wohl eine Untersuchung starten, wie mehrere Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Deutsche Bank will sich deshalb vorbeugend selbst auf die Suche nach undichten Stellen im Konzern machen, um mit der Behörde zu kooperieren. Ein Banksprecher sagte, es sei noch keine interne Prüfung gestartet worden. „Gleichwohl müssen wir uns aber darauf sehr intensiv vorbereiten“, erklärte er. „Denn es ist damit zu rechnen, dass externe Untersuchungen der BaFin über Unregelmäßigkeiten bei der Veröffentlichung kapitalmarktrelevanter Informationen im Rahmen des Strategieprozesses zu erwarten sind.“ Deutschlands größtes Geldhaus arbeitet seit Monaten an einer neuen Strategie, mit der die chronische Renditeschwäche überwunden werden soll. Aug. Okt. Dez. Feb. April D ANNE KUNZ UND HOLGER ZSCHÄPITZ SPARKASSEN Milliarden-Streit um Haftungsverbund beigelegt Der Haftungsverbund von Sparkassen und Landesbanken in Deutschland bleibt bestehen. Die öffentlichrechtlichen Institute haben den seit über einem Jahr tobenden Streit über den Umbau ihres milliardenschweren Einlagensicherungssystems beigelegt. Die Mitgliederversammlung habe einstimmig die Neuregelung des gemeinsamen Sicherungssystems beschlossen, teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit. Die westfälischen Sparkassen, die mit einem Austritt dem gemeinsamen Haftungsverbund gedroht hatten, konnten mit einigen Zugeständnissen zum Verbleib bewegt werden. Sparkassen und Landesbanken müssen wegen neuer EU-Richtlinien bis 2024 rund drei Milliarden Euro in ihren Haftungstopf nachschießen, davon gut zwei Milliarden in bar. Vereinbart wurde nun unter anderem, dass die Landesbausparkassen weniger Geld in den gemeinsamen Haftungstopf einbezahlen müssen als bisher geplant. Sie gehören in den meisten Regionen den Sparkassen und leiden besonders stark unter den niedrigen Zinsen. SCHWEIZ Auch Behörden müssen jetzt Negativzinsen zahlen Vordergrund stehen“, sagt der Analyst. Nahezu alle Ratingagenturen schlagen Alarm. Moody’s hat Deutschlands Lebensversicherungsbranche als die riskanteste der Welt eingestuft. In kaum einem anderen Land würden die Kundenzusagen so hoch und der Anlagemix so ungünstig sein. Auch S&P wies daraufhin, dass die Profitabilität der Lebensversicherer stärker und nachhaltiger leide als bisher in den Jahresabschlüssen erkennbar sei. Ein große Gefahr geht von Anbietern aus, die viele Altverträge in ihren Beständen haben. Als die Zinswelt noch in Ordnung war, haben sie ihren Kunden Renditen von vier Prozent versprochen. Um 62,80* 116 *17.40 Uhr +0,72 diese Zusagen einzuhalten, müssen sie sich von den wenigen hochverzinslichen Papieren, die sie noch in den Büchern haben, trennen. Das geht an die Substanz. Besonders betroffen sind Hannoversche Leben, Swiss Life, HDI, Credit Life, Axa, HUK Coburg, Inter und die Familienfürsorge. Sie alle haben ein Drittel oder mehr Policen mit einem Zinsversprechen von vier Prozent in ihrem Bestand. Zählt man noch die Policen mit 3,5 Prozent dazu ist der Anteil sogar 50 Prozent oder mehr. Insgesamt haben 35 Anbieter mehr als die Hälfte Verträge im Bestand, die mit 3,25 Prozent oder höher verzinst werden. Ein hoher Anteil an Altverträgen muss 44 S E I T E 13 Linde: 185,30 (-0,88%) Merck: 105,30 (-1,13%) Munich Re: 194,95 (-1,94%) RWE: 23,875 (-1,75%) SAP: 69,14 (+0,29%) Siemens: 99,70 (-0,85%) ThyssenKrupp: 24,38 (-1,12%) VW Vz.: 226,65 (-0,59%) 22.04. 21.04. 17.45 Uhr Schluss Bunds 10 Jahre 0,165 0,103 ....................................................................................................................... Bund-Future 159,17 160,00 ....................................................................................................................... 1-Monats-Euribor -0,034 -0,032 Zinsen in Prozent ....................................................................................................................... 3-Monats-Euribor -0,001 0,001 ....................................................................................................................... Treasuries 10 Jahre 1,961 1,914 62 Die Geldpolitik der EZB hat die Rendite für sichere Anlagen praktisch abgeschafft. Das bedroht viele Versicherer bis hin zur möglichen Pleite ie unendliche Geschichte der Euro-Rettung schlägt ein neues Kapitel auf. Erst mussten die Staaten der Euro-Zone ihre Banken retten, dann die Europäische Zentralbank (EZB) die Staaten und jetzt muss Deutschland seine Lebensversicherer vor den Folgen der rigorosen EZB-Rettungspolitik retten. Und dafür soll nicht weniger als eine Grundgesetzänderung her. So will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und Fernstraßen aufbauen, um für die Branche eine attraktive Anlagemöglichkeit zu schaffen. Für viele Anbieter tickt aber die Uhr und die Rettung könnte zu spät kommen. Die EZB hat mit ihrer Zinspolitik die Branche in eine Existenzkrise gestürzt. Spätestens seit sie in großem Stil Anleihen aufkaufen, sind die Währungshüter eine konkrete Bedrohung für die deutschen Lebensversicherer. Sie haben mit ihrer neuen Stufe der Rettungspolitik die Zinswelt auf den Kopf gestellt. Die Situation ist so absurd, dass ein Großteil der Anleihen negativ verzinst wird. Das ist bei drei Viertel der deutschen Staatsanleihen, aber auch bei einem großen Teil der Pfandbriefe der Fall. Die Lebensversicherer stehen damit vor einem nahezu unlösbaren Dilemma: Sie haben bisher 90 Prozent der Kundengelder in diese Papiere gesteckt. Bei Minuszinsen ist das nur noch begrenzt möglich. Die Lebensversicherer müssen Geld für ihre Kunden erwirtschaften, um ihre Versprechen zu erfüllen und können es sich nicht leisten, draufzuzahlen. Aber nichts anderes bedeuten Minuszinsen. Damit gerät das Geschäftsmodell der Assekuranz ins Wanken. Für die Versicherten wird es immer wichtiger, einen finanzstarken Anbieter zu haben, der auch in zehn oder 20 Jahren noch seine Versprechen einhalten kann. Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata begrüßt zwar den Vorstoß der Politik, mit Infrastruktur-Investments der Branche neue Optionen zu bieten. Langfristig wird das seiner Meinung nach auch helfen, die notwendigen Erträge wieder nach oben zu bekommen. Allerdings sei ein solcher Prozess äußerst träge. „In den kommenden Jahren dürfte die Situation herausfordernd bleiben. Für die Kunden sollte die Anbieterstabilität im 22.4.2015 80 105,62 Die Wackelkandidaten unter den Lebensversicherungen FINANZAUFSICHT Dollar 98 1.4.2014 0,3 1,12 April 0,070 +0,02 1,5 Eon: 14,225 (-1,28%) Fresenius Medical Care: 79,30 (-1,21%) Fresenius: 54,86 (-1,38%) HeidelbergCement: 72,73 (-0,82%) Henkel Vz.: 109,60 (-1,22%) Infineon: 11,685 (+0,04%) K+S: 31,47 (+0,01%) Lanxess: 49,635 (-0,18%) ÖLPREIS Sorte Brent je Barrel 22.4.2015 Prozent 1,26 1.4.2014 16450 01.04.14 EURO EZB-Referenzkurs 1,40 1.4.2014 17100 9400 Adidas: 74,42 (-1,60%) Allianz Holding: 162,15 (-0,70%) BASF: 91,32 (-1,31%) Bayer: 136,45 (-0,98%) Beiersdorf: 80,24 (-1,80%) BMW: 110,00 (-1,79%) Dollar 17750 16.532,60 9603,71 10400 *17.40 Uhr 22.4.2015 Punkte Commerzbank: 12,685 (+2,30%) Continental: 223,70 (-0,80%) Daimler: 87,49 (+0,24%) Deutsche Bank: 31,44 (+1,37%) Deutsche Börse: 76,48 (-0,16) Deutsche Post: 30,085 (-1,13%) Deutsche Lufthansa: 12,37 (-0,36%) Deutsche Telekom: 16,935 (+0,86%) Xetra-Kurse (Schluss) D I E W E LT ....................................................................................................................... April Juni Aug. Okt. Dez. Feb. April nicht unbedingt das Todesurteil sein, allerdings verschärft die Finanzaufsicht zusätzlich die Situation, indem sie die Versicherer seit dem Jahr 2011 zwingt, für hochverzinsliche Verträge zusätzliche Polster zu bilden, um auch zukünftig alle Garantieversprechen erfüllen zu können. Schon jetzt bunkern die Unternehmen mehr als 20 Milliarden Euro. Dieses Jahr dürften weitere zehn Milliarden Euro hinzukommen. Viele Anbieter mussten sich in den vergangenen Jahren von ihren Tafelsilber trennen, um die Zinszusatzreserve zu bedienen. Doch ewig wird das nicht mehr funktionieren. Schon bald könnten erste Anbieter Probleme bekommen. Für Kunden sollte dies ein Alarmzeichen sein, weil das daraufhin deutet, dass die langfristige Stabilität in Gefahr ist. Auch ein Blick in die Bilanz kann für Versicherungskunden aufschlussreich sein. Auf zwei Größen kommt es hier besonders an. Die eine, die Solvabilität, ist so etwas wie die Wetterfestigkeit eines Lebensversicherers. Sie sagt aus, wie hoch der Anteil an möglichen Verlusten ist, der mit Eigenmitteln unterlegt ist. Droht dieser Wert unter 100 Prozent zu fallen, schlägt die Finanzaufsicht BaFin Alarm. Branchenweit liegt die Solvabilitätsquote durchschnittlich bei knapp 165 Prozent. Zu den Anbietern mit unterdurchschnittlicher und stark rückläufiger Quote gehören die Cosmos, Generali und Barmenia. Allerdings stammen die Zahlen aus 2013, aktuellere Daten existieren noch nicht, da die Branche erst in diesem Tagen ihre Geschäftsberichte für 2014 vorlegt. Jedoch könnten sich wegen des rapiden Zinsrutsches böse Überraschungen bei einigen Anbietern verstecken. Die andere Größe ist die so genannte freie RfB-Quote. Das sind Rückstellungen, die zunächst nicht für Beitragsrückerstattungen benötigt werden und dadurch zu der Eigenmittelausstattung des Anbieters zählen. In den vergangenen Jahren wurden diese Reserven bei der Neuen Bayerischen Beamten und LVM immer stärker aufgezehrt. Auch bei den Versicherungen HanseMerkur, Generali, Ergo und Zürich fallen diese Reserven gering aus. Einen noch besseren Überblick bieten Ratings, da sie weitere Einflussgrößen auf das Unternehmen berücksichtigen und damit dessen Gesamtsituation umfassender abbilden. Die besten Noten vergibt die Ratingagentur Fitch an die Allianz und R+V. Schon eine Kategorie tiefer sind Ergo, Axa, Provinzial Nordwest und Westfälische Provinzial. Dahinter kommen LV 1871, Stuttgarter, Nürnberger und Volkswohl Bund. Zu den Schlusslichtern zählt die Generali mit ihren beiden Töchtern Cosmos und Aachen Münchener. Sie werden auch von der Ratingagentur Morgen & Morgen unterdurchschnittlich bewertet. Es dürfte allerdings noch deutlich schlechtere geben. Viele kleinere Anbieter lassen sich gar nicht raten. Treasuries 30 Jahre 2,640 2,587 ....................................................................................................................... Brite wegen „Flash Crash“ festgenommen Börsenhändler hat eine Billion Dollar vernichtet D ie britische Polizei hat einen Börsenhändler festgenommen, der im Mai 2010 einen beispiellosen Absturz des US-Leitindex Dow Jones mitverursacht haben soll. Der Mann aus dem Londoner Stadtteil Hounslow soll dazu ein automatisiertes Handelsprogramm auf betrügerische Art zur Marktmanipulation genutzt haben. Er soll an die US-Behörden ausgeliefert werden, wie das Justizministerium in Washington mitteilte. Der als „Flash Crash“ in die Finanzgeschichte eingegangene Vorfall hatte den US-Leitindex Dow Jones am 6. Mai 2010 innerhalb von nur fünf Minuten um 600 Punkte abstürzen lassen. Einen Großteil der Verluste konnte der Index aber rasch wieder gutmachen. Damals erlebten Investoren, wie die Kurse von US-Aktien binnen Minuten knapp eine Billion Dollar an Wert verloren. Bei dieser Gelegenheit soll der Händler nach Angaben der US-Regierung knapp 900.000 Dollar mit dem Handel von Terminkontrakten auf den S&P-500 Index verdient haben. Der nach Angaben des Justizministeriums 36 Jahre alte Mann soll noch mehr auf dem Kerbholz haben: Er wird beschuldigt, mit seiner Firma in großem Stil Scheinaufträge für Indexprodukte platziert zu haben. Damit habe er, so die Ermittler, die Kurse gedrückt, um Kontrakte auf Termingeschäfte, die er vorher verkauft hatte, günstiger zurückkaufen zu können. Der Händler soll auf diese Weise über fünf Jahre hinweg 40 Millionen Dollar ergaunert haben. Das sei ihm alleine und von einer unauffälligen Doppelhaushälfte mit kleinem Vorgarten am westlichen Rande Londons aus gelungen, berichteten britische Medien. Dabei soll er illegale Handelsstrategien angewandt, die im Jargon als „Layering“ und „Spoofing“ bezeichnet werden. Diese habe der Angeklagte auch am Tag des „Flash Crash“ eingesetzt. Bei diesen Handelsstrategien stellt der Händler Verkauforders ins System, die knapp über dem besten Verkaufsgebot liegen. Dies erfolgt nicht in der Absicht, tatsächlich zu diesem Preis zu verkaufen, sondern gegenüber anderen Marktteilnehmern den Eindruck zu erwecken, es bestehe ein erheblich höherer Verkaufsdruck, als tatsächlich vorhanden ist. Kommt es dann zu Verkäufen und einem Preisverfall, macht sich der Händler diese Preisbewegung zunutze – zum Nachteil der anderen Marktteilnehmer. So soll der Händler auch am Tag des „Flash Crash“ agiert haben. Ex-Conergy-Chefs weisen Vorwurf der Bilanzfälschung zurück In der Schweiz müssen in Zukunft auch staatsnahe Einrichtungen Negativzinsen auf Einlagen bei der Zentralbank zahlen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) gab bekannt, dass der Kreis der von der Gebühr ausgenommenen Stellen eingeengt werde. Auch staatsnahe Betriebe wie die Altersvorsorge der Verwaltungsangestellten oder die Pensionskasse der SNB selbst müssten Negativzinsen entrichten. Ausgenommen blieben dagegen die Girokonten der Bundesverwaltung und der staatlichen Alters- und Invalidenversicherung. Die SNB werde die Entwicklung der Giroguthaben auf diesen Konten aber beobachten. Im Januar hatte die SNB vor allem bei Banken Negativzinsen von 0,75 Prozent eingeführt. Er soll vor allem ausländische Investoren abschrecken, um den Franken zu schwächen. Frühere Spitzenmanager des Solarkonzerns stehen derzeit vor Gericht. Staatsanwalt sieht unsaubere Aktiengeschäfte I DPA/DANIEL REINHARDT Qualitätstest für Druckereien m Prozess um Bilanzfälschung und unerlaubten Aktienhandel haben frühere Ex-Manager des Solarkonzerns Conergy die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft vehement zurückgewiesen. „Wir haben eine ganze Reihe Argumente, die beweisen, dass wir richtig bilanziert haben“, sagte der frühere Vorstandschef Hans-Martin Rüter am Mittwoch am Rande der Verhandlung im Hamburger Landgericht. „Die Vorwürfe sind nicht gerechtfertigt, deshalb blicken wir ganz positiv auf das Ergebnis.“ Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Ex-Vorständen und dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden vor, von Dezember 2006 bis April 2007 im Wissen um eine gefälschte Bilanz selbst gehaltene Unternehmensaktien für insgesamt rund 42 Millionen Euro brutto verkauft zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte im Jahr 2011 Anklage gegen die ehemaligen Konzern-Vorstände erhoben. Zudem wirft die Staatsanwaltschaft den Ex-Vorständen vor, den bereits im März 2007 vom Aufsichtsrat beschlossenen Rückzug des Finanzvorstandes für Aktionäre und Anleger verspätet veröffentlicht zu haben. Die fragliche Bilanz wurden nach Aussagen der Angeklagten im März 2007 von renommierten In der Bilanz für 2006 sollen die Konzernmanager unter anderem Umsätze mit Tochtergesellschaften falsch ausgewiesen haben. Sie sollen in einer börsenrelevanten Anzeige (Ad-HocMeldung) nach Angaben der Staatsanwaltschaft fälschlich behauptet haben, der Überschuss für das Geschäftsjahr 2006 liege über dem des Vorjahres. Den Ermittlern zufolge soll der damals ausgewiesene Jahresüberschuss von rund 32 Millionen Euro jedoch allein auf unzulässige Bilanzierungen zurückzuführen sein. Tatsächlich hätte das Unternehmen Verluste gemacht, erläuterte der Ankläger. Wirtschaftsprüfern, Gutachtern und Beratern untersucht. „Wir haben uns auf die Wirtschaftsprüfer verlassen“, sagte der frühere Vorstandschef in der Verhandlung. Damals habe es keine Hinweise für ihn gegeben, dass die Bilanz nicht richtig sei. „Ich habe immer nach besten Wissen gehandelt“, sagte der 49-jährige Unternehmensgründer. Er war bis Ende 2007 Conergy-Chef. Im Frühjahr 2007 hatten die Angeklagten ihre Aktien im großem Umfang verkauft und nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Bruttoverkaufserlö- „Wir haben eine ganze Reihe Argumente, die beweisen, dass wir richtig bilanziert haben“ Hans-Martin Rüter, früherer Conergy-Vorstandschef se zwischen 108.000 Euro und 16,42 Millionen Euro erzielt. Auch der frühere Aufsichtsratschef Dieter Ammer, der den Abschlussbericht bestätigt haben soll, erklärte vor Gericht, nichts von Bilanzfälschungen gewusst oder diese toleriert zu haben. „Ich bin davon ausgegangen, dass wir uns immer an die Grundsätze einer ordentlichen Buchführung gehalten haben“, sagte Ammer. Im Zuge der Ermittlungen stand der einstige Börsenstar Conergy im Jahr 2007 kurz vor der Pleite. Nach einem Vorstandswechsel erholte sich das Unternehmen zwar wieder, geriet 2013 wegen Preisverfalls für Solarmodule und sinkenden Absatzzahlen aber in die Insolvenz. In dem Insolvenzverfahren hatte der US-Investor Kawa Capital vor zwei Jahren wesentliche Teile von Conergy übernommen. Mit einem Verlust von mehr als 99 Prozent im Verlauf von fünf Jahren hatte der Solaranlagenbauer 2011 die Liste der größten Kapitalvernichter angeführt. F I N A N Z E N R E D A K T I O N : T E L E F O N : 0 3 0 – 2 5 9 1 7 1 8 3 0 | FA X : 0 3 0 – 2 5 9 1 7 1 8 7 0 | E - M A I L : F I N A N Z E N @ W E LT N 2 4 . D E | I N T E R N E T : W E LT. D E / W I R T S C H A F T +