Reisebericht LernEinsatz Philippinen 2003
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Reisebericht LernEinsatz Philippinen 2003
Reisebericht LernEinsatz Philippinen 2003 14. Juli – 15. August 2003 1 Die TeilnehmerInnen: Maria Michaela Carmen Maria Hannes Helene Stefan Gabriel Hinterberger Laner Mittermaier Peintinger Salomon Lumplecker 1180 3261 I-39010 4150 1190 2340 1200 Wien Steinakirchen am Forst Gargazon Rohrbach Wien Mödling Wien Clara Handler 1140 Wien Barbara Krenn 1160 Wien 2 3 Das Programm: Phase 1: Orientierung Juli 15-Ankunft- 6:15 p.m. - Unterkunft im Fabella Retreat Center 16-Vorstellen des Programmes - Welcome/Cultural Night 17-Historische Tour 18-Orientierung zum Aufenthalt in den Cordilleren Phase 2: Cordilleras: Dorfaufenthalt bei den Kalingas 19-Fahrt nach Ag-agama, Tabuk, Kalinga 20-Immersion 21-Immersion 22-Immersion 23-Immersion 24-Rückfahrt nach Tabuk und Manila 24-Fahrt nach Tagaytay, ausruhen 25-Besichtigung Tagaytays: Taal Volcano 26-Processing mit Jimmy Khayog 27-Triple Communication 28-Triple Communication Phase 3: Besuch von Organisationen 29-Fahrt nach Manila, Kanlungan Center for Migrant Workers 30-Besuch des Don Bosco Youth Center 31-Fahrt nach Infanta, Besuch von Natures Garden und KUMARE Phase 4: Kirche der Armen August 1- immersion 2- immersion 3- immersion 4- Fiesta in Tulaog, Treffen mit den Agtas 5-immersion, processing 6-Sta. Monica beach resort - Tag am Meer 7-processing 8-Fahrt nach Manila Phase 5: Reflexion und Ausblick 9-Besuch im SPI Büro, Vortrag über Armutsbekämpfungsstrategien 10-General processing, Enneagramm 11-General processing, Enneagram 12-General processing, Enneagram 13-Free day - shopping - Solidarity Night 14-Abfahrt: 7:40 p.m. 4 5 Phase 1: Orientierung b) Pastoral Development Projects Office (PDPO): SPI Das Programm unseres fünfwöchigen Lerneinsatzes stellte das SPI zusammen. Dabei geht es um die Planung, Durchführung, Begleitung und Evaluierung von pastoralen Programmen und Projekten, um Randgruppen und Gemeinden zu stärken, nachhaltige Entwicklung zu fördern, in Zusammenarbeit mit der Kirche. Das SPI, Socio Pastoral Institute, ist die philippinische Partnerorganisation der DKA auf Luzon. Wir wurden zu Beginn unseres Aufenthaltes mit einer Willkommensparty begrüßt. Es stellten sich dabei alle MitarbeiterInnen des SPI-Büros vor, die wir in den fünf Wochen immer trafen und die bereits im Vorfeld viel geplant und organisiert hatten, um uns einen gelungenen Lerneinsatz zu ermöglichen. Vom jährlichen. Spendenaufkommen von • 12 Mio. durch die Sternsingeraktion gehen ca. 20% auf die Philippinen. Dieser Betrag teilt sich wiederum für Projekte auf die verschiedenen Regionen auf: 50 % für Mindanao, 30 % werden über das SPI (PDPO) und 20 % über das MRRSF in der Cordillera (Organisation von Jimmy Khayog) verteilt. Eine Theatergruppe spielte einen Querschnitt durch die philippinische Geschichte, die durch viel Fremdherrschaft bestimmt war. Neben der Projektarbeit beschäftigt sich das SPI mit aktuellen Studien zur Armutssituation, wobei in einer sehr umfassenden Untersuchung Befragungen zu Haushaltseinkommen, Haushaltsgrößen, Bildungsstand usw. durchgeführt werden. Auch wurde auf die wichtige Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen der DKA und des SPI hingewiesen. Das Socio Pastoral Institute in Manila gliedert sich in zwei Büros mit unterschiedlichen Aufgaben, die wir auch besuchten: a) Abschließend noch ein Satz von Bembet Madrid, der Leiterin des Büros, die seit 17 Jahren im Sozialbereich arbeitet und sich intensiv mit Fragen der Armut beschäftigt: Pastoral Formation & Facilitation Program Das SPI wurde 1980 als Trainingsinstitution für kirchliche MitarbeiterInnen gegründet, die dem repressivem Marcos-Regime eine soziale Veränderung entgegensetzen wollten. Es werden in diesem Sinne kirchliche LaienMitarbeiterInnen ausgebildet, es gibt Bibelschulungen, Frauenförderprogramme werden durchgeführt und man setzt sich mit aktuellen Fragen der Globalisierung auseinander. In einer eigenen Büroabteilung werden Publikationen hergestellt. All dies hat zum Ziel, die „Church of the Poor“ zu stärken, die für die Armen arbeitet. „Our work is our life!“ Maria Mittermaier 6 Nach der Akklimatisierung auf den Philippinen erhielten wir von Jimmy Khayog eine Einführung und viele Hintergrundinformationen für unsere erste Immersion. Jimmy Khayog arbeitet für MRRSF (Montanosa Relief and Rehabilitation Services Foundation). Diese Organisation arbeitet in den Bergen der Cordillera auf der Insel Luzon in folgenden Bereichen: · Arbeit mit indigenen Völkern (Landfrage, Kampf gegen Minengesellschaften) · Katastrophenhilfe und Aufbauprogramme nach diesen · Katastrophenprävention (Schulung der Betroffenen: in alternativer Landwirtschaft, Gesundheitsprogramme, u.v.m.) Die DKA unterstützt das MRRSF immer wieder mit finanziellen Mitteln. Jimmy erzählte uns über Land und Leute (indigene Bevölkerung auf den Philippinen), Geschichte der Philippinen und aktuelle Themen, mit denen die Bevölkerung in der Cordillera zu kämpfen hat (Staudämme, Bergbau, Inflation, Weltbankeinfluss, Privatisierung,..). Mit diesem Wissen ausgestattet ging es auf nach Ag-Agama, einem Bergbauerndorf in der Cordillera. Basis-Information: Ag-Agama Ag-Agama ist einer von drei Orten Western Umas in der Gemeinde Lubuagan in der Cordillera (Bergkette in Luzon) Region Kalinga. Waren kaufen die Menschen in kleinen Städten, wo sie auch ihre Produkte verkaufen, Arbeit suchen, medizinische und soziale Dienste aufsuchen und höhere Bildung bekommen. Das Klima ist kühler als in den restlichen Philippinen. Wärmere Monate sind in der Trockenzeit von März bis April und die Regenzeit ist von November bis Februar. Typhoon Monate sind Juni bis September. Die Häuser sind aus Bambus, Beton und Wellblechdächern gemacht. Die Haupteinnahmequelle für den Lebensunterhalt ist die Landwirtschaft (Reis, Gemüse, Früchte, Kaffee). Weitere Einnahmequellen sind Gepäcktransport zwischen den Dörfern, Saisonjobs in anderen Provinzen, Handel mit lokalen Produkten, Arbeit für den Staat, betreiben eines kleinen Sari-Sari-Shops (kleiner Laden), Verkauf der Überproduktion aus der eigenen Landwirtschaft, Tieraufzucht (auch um den eigenen Fleischbedarf zu decken; Schweine, Geflügel). Entscheidungen trifft der Ältesten Rat. Die Hauptreligion in Ag-Agama ist die Anglikanische. Die Grundschule (1. bis 6. Schulstufe) befindet sich im Dorf und wird von vier LehrerInnen unterrichtet. Die Hauptschule/Unterstufe und eine tertiäre Schulausbildung befindet sich in den Städten außerhalb der Provinz. Die Kinder lernen von ihren Eltern folgende spezielle Fertigkeiten: Tischlerei (Möbel herstellen), Rattanweberei und Besenherstellung. Kinder erlangen auch Fertigkeiten in der Landwirtschaft und Umsorgung der jüngeren Geschwister, Korbflechten und Haushaltsaufgaben. Michaela Hinterberger Die Bewohner gehören zum Volk der „Uma“, eine Untergruppe der „Kalinga“ (ethno-linguistische Gruppe in der Cordillera). Ihr Hauptdialekt heißt „Ijuma“ oder „Inuma“, aber um sich innerhalb der Kalinga-Gruppe zu verständigen, sprechen sie auch den „Ilocano“-Dialekt. Alle, die Schulbildung genossen haben, sprechen auch Englisch und Tagalog (philippinische Nationalsprache). Die Gemeinschaft befindet sich in steilen Berghängen (45 – 90 Grad). Ag-Agamas steiles Gebiet breitet sich über 100 ha aus. Ag-Agama hat 191 Haushalte (Stand 2000), welche in 9 Cluster geteilt sind. Die durchschnittliche Familiengröße ist 7,5 Personen (max 13 – min 2). Die größte Altersgruppe der Bevölkerung bilden die 15 – 49 Jährigen, die auch die Arbeitskraft der Gemeinschaft bilden. Die Lebenserwartung beträgt 70 Jahre. 7 Phase 2: Cordilleras: Dorfaufenthalt bei den Kalingas es praktisch keine Elektrizität, nur wenige, öffentliche Wasserstellen und - für uns sehr gewöhnungsbedürftige - Sanitäranlagen. Unsere Reise nach Ag-agama in den Cordillieras (19.-24.Juli 2003) Alles überragend waren aber die mit den DorfbewohnerInnen persönlich gemachten Erfahrungen. Ob bei den vielen Einladungen, unseren „Einschulungen“ beim „Pflügen“ der Reisfelder mit Karabaus (einer Rinderart), beim Reispflanzen, beim Reisstampfen, Bohnenausklauben oder vielen anderen Tätigkeiten, die uns gezeigt wurden, - immer waren wir willkommen, wurden z.T. bestaunt bzw. haben unsere GastgeberInnen oft sichtbar amüsiert. Nach unserer Aklimatisierungsphase in Manila und Vorbereitungsgesprächen sind wir in der Nacht zum 20. Juli zu unserer ersten „Immersion“ in das Bergland der Cordilleras aufgebrochen. Die etwa 9-stündige Busfahrt war anstrengend, auch weil der Luxus der Aircondition durch sinnloses Frieren relativiert wurde. Dann endlich die Ankunft in Tabuk am frühen Morgen, ein improvisiertes, ausgiebiges Frühstück und eine weitere ca. 3-stündige Fahrt im Jeepney, ermüdend, aber die landschaftlich immer schöner werdenden Bergregionen haben uns rasch eine beeindruckende „Tagtraum“-Kulisse geliefert. Schließlich waren wir am Ziel, im kleinen Bergdorf Agagama, in einer völlig anderen Welt: Ärmlich wirkende Holzhäuser, verstreut, wie auf die grünen Hänge hingekauert, Reisterassen, saftig grüne Berghügel mit Bananen- und Maisplantagen - und Menschen, die uns in ihrer Freundlichkeit, Freigebigkeit und würdevollen Lebenseinstellung zutiefst beeindruckt haben. Natürlich gab es sprachliche Verständigungsprobleme, wohl gemildert durch unsere Begleiter Jimmy, Richard und einige andere, es war aber jederzeit klar, dass uns die Menschen hier die bestmöglichen GastgeberInnen sein wollten. Wo immer wir auftauchten, wurden wir feundlich empfangen, es wurde uns Essen und ein sehr guter Kaffee angeboten und die BewohnerInnen haben sich mit uns zusammengesetzt. Es wurden improvisierte Schlafplätze geschaffen, wo wir oft zu sechst und mehr am Boden eines Raumes übernachtet haben - wobei die Häuser i.a. nur aus zwei Räumen bestehen. Im Ort gab Aufgefallen ist uns allen der würdige Umgang der Menschen miteinander, unabhängig von Alter und Geschlecht. Auch wenn offiziell die Männer zu bestimmen scheinen, sind die Stärke der Frauen, ihre Leistungen und Rollen „hinter den Kulissen“ unübersehbar. Dies ist jedoch bei der Philosophie der Kalinga zur „Mutter Erde“ als Geberin allen Lebens und deshalb auch zur Heiligkeit des Landes nicht weiter überraschend. Nachfühlbar ist da auch die Haltung der Menschen zu den entgegenstehenden Interessen von Unternehmen in Bergbau- und großen Stromprojekten, welche den Indigenen letztlich sehr schaden. 8 Im Dorf gibt es eine „Peoples Organisation“ und einen Ältestenrat, die über alle wichtigen Fragen, die das Dorf betreffen, entscheiden. An einem Abend hatten wir ca. 4 Stunden Gelegenheit mit den Mitgliedern dieser Dorforganisation verschiedenste Themen zu besprechen, was überaus interessant war. Auch hier war die Wertschätzung für uns deutlich spürbar, weil das Treffen in einer Zeit stattgefunden hat, wo die Dorfgemeinschaft insbesondere durch ein Ereignis stark in Mitleidenschaft gezogen war: einen Taifun, der mit bis zu 165 km/h und mehr der schlimmste in dieser Region seit sechs Jahren war, sein „Auge“ in der Umgebung dieses Bergdorfes hatte und mit Dutzenden Toten in den Cordillieras, Überschwemmungen und Muren sowie zahlreichen Beschädigungen von Häusern und Brücken und Verwüstungen von Feldern sogar weltweit Aufmerksamkeit erregte. Wir haben den Taifun als erschreckendes Naturereignis erlebt, mit 16-stündigem schweren Dauerregen (z.T. waagrecht!), sehr starken Böen und schweren um einen Tag verzögerten Abfahrt wurden wir von diesen materiell sehr armen Menschen bei der Verabschiedung dann auch noch reich mit Früchten, Töpfen usw. beschenkt, was für uns wirklich bewegend war! Extra erwähnenswert, weil ein ganz besonderes Erlebnis für uns, war noch die Begegnung mit den zahlreichen Kindern in Ag-agama - ein Bogen von ersten scheuen Blicken von Gruppen aus der Ferne, über beginnendes, von Neugier getriebenes, verlegenes Näherkommen, bis zum Immer-Vertrauter-Werden über Singen, Spiele, Spaß und viel gegenseitige Aufmerksamkeit. Die Essenseinladungen wurden oft von bis zu 15 neugierigen Kinderaugenpaaren begleitet, wobei nie der Eindruck entstand, sie würden selbst hungrig sein, obwohl sie sich nach Beendigung unseres Essens meist sehr schnell an den „Resten“ bedient haben - sobald sie durften. Wir waren für die Kinder eine Besonderheit, ob in der Schule, bei unseren Spaziergängen, Besuchen usw. und wir haben sie in unser Herz geschlossen. Ag-agama war sicher in vieler Hinsicht ein Höhepunkt unserer Reise! Hannes Peintinger Sachschäden auch in Ag-agama. Es ist deprimierend mitanzusehen, wie die sowieso armen Menschen dann auch immer wieder Schäden durch Naturkatastrophen erleiden, deren Folgen für sie ohne Hilfe von außen kaum behebbar sind. Dass in dem Dorf vor dem Taifun eine alte Frau gestorben war, machte gewisse organisatorische Probleme zu dieser Zeit noch größer. Trotzdem fühlten wir uns auch in dieser Zeit als die von den DorfbewohnerInnen hochgeschätzten Gäste, denen maximale Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Bei der aufgrund von Vermurungen durch den Taifun 9 wurden wir von den DorfbewohnerInnen mit einer Kultur-Night willkommen geheißen. Gegenseitig sangen wir uns typische Lieder aus unserer Heimat vor. Die Menschen faszinierten mich mit ihrer freundlichen, netten, zurückhaltenden Art. Eine 20- jährige mit ihren drei Kindern bemitleidete mich, da ich mit meinen 25 Jahren noch nicht Mami bin. Mit 15 Jahren bekam sie bereits ihr erstes Kind, was für philippinische Verhältnisse nicht selten ist. Nach einem interessanten und lustigen Abend schliefen wir gleich ein. Auszug aus dem Reisetagbuch Samstag-Sonntag: Abfahrt von Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Wir, eine bunt gemixte Gruppe, begaben uns auf die Suche nach einer „lernenden Auseinandersetzung“ mit Fremdem, die es ermöglicht, die eigene Kultur mit neuen Augen zu sehen. Nach einer langen, anstrengenden, fast schlaflosen Fahrt kamen wir todmüde in Ag-Agama, einem kleinen verträumten Bergdorf im Norden von Luzon an. Neugierig wurden wir von den DorfbewohnerInnen bestaunt. Sie konnten sich von weißer Haut, blonden Haar und unserer Größe nicht satt sehen. Gleich nach der herzlichen Begrüßung wurden wir von einer Familie zu Reis und Wassergras eingeladen. Dienstag: Heute wurden wir von einem plötzlich beginnenden Regenguss und starken Windböen geweckt. Wir staunten nicht schlecht, dass dies einer der stärksten Taifune der letzten 15 Jahre sei. Den ganzen Tag mussten wir in einem winzigen Holzhaus mit vielen DorfbewohnerInnen verweilen. Wir beschäftigten uns mit Bohnen auslösen, kochen, singen und mit den vielen Kindern zu spielen. Gestärkt schauten wir uns die Projekte an, die in Zusammenarbeit mit der DKA entstanden sind. Jimmy, ein Projektpartner der DKA, begleitete uns. Er hat es sich mit seinen MitarbeiterInnen zur Aufgabe gemacht, besonders abgelegene und benachteiligte Dörfer, die sonst wenig oder gar keine Hilfe erlangen, zu unterstützen. Es handelt sich hier um Dörfer, deren EinwohnerInnen zum Teil kein oder wenig Einkommen haben. Verschiedene Projekte, Brücken, Wasserleitungen, sanitäre Anlagen usw. wurden und werden durchgeführt. Wichtig ist es, wie Jimmy uns erklärte, dass immer die Zusammenarbeit mit den Menschen der Dörfer gesucht wird. So werden nicht fix und fertige Lösungen vorgesetzt. Die Arbeit, die Jimmy und seine MitarbeiterInnen leisten, war für mich sehr beeindruckend. Jetzt liege ich zwischen meinen fünf Reisebegleiterinnen und einigen philippinischen Kindern und schreibe mit Taschenlampe, weil es ja keinen Strom gibt und hoffe, dass wir morgen wie geplant unsere Reise fortfahren können. Mittwoch: Der Taifun hat im Dorf großen Schaden angerichtet und der Weg nach Bontok, sowie nach Manila ist vorübergehend nicht mehr befahrbar, da mehrere Brücken dem Taifun nicht standhielten. Die BewohnerInnen des Dorfes nahmen die Katastrophe mit Fassung und gingen sogleich zu den Aufräumarbeiten über. Einige Wellblechdächer mussten wieder befestigt werden, Bäume waren geknickt und fast die ganze Ernte war zerstört. Trotz der Naturkatastrophe waren die Menschen immer noch guten Mutes und sogar in ihrer größten Not beschenkten sie uns mit herzlichen Kleinigkeiten. Nach diesem interessanten Tag nahmen wir dankbar unser ca. 4 m² „großes“ Zimmer in Anspruch, um zu zwölft, wie Sardinen aneinandergereiht, auf dem Holzboden zu schlafen. Donnerstag: Schon in der Früh hatte ich ein ganz komisches Gefühl, da ich wusste, der Abschied von den sehr herzlichen DorfbewohnerInnen wird mir sehr schwer fallen. Als es dann soweit war und wir von vielen Kindern und FreundInnen aus dem Dorf bis zu unserem Jeepness begleitet wurden, und sie uns viele Geschenke überreichten, war ich den Tränen nahe. Ich werde die Zeit bei den lieben DorfbewohnerInnen nie vergessen… Mit einem Koffer voll schöner unvergesslicher Momente und mit einer Erfahrung reicher, begaben wir uns weiter auf die Reise. Montag: Um 4 Uhr früh wurde ich von den Hähnen und Schweinen im Dorf geweckt. Untertags arbeiteten wir Frauen auf dem Reisfeld, während die Männer mit Wasserbüffeln das Feld bearbeiteten. Den ganzen Tag über luden uns die Menschen in deren Holzhäuser ein, um uns mit selbstgepflückten und gerösteten Kaffee zu verwöhnen und uns kennen zu lernen. Am Abend wurden wir von einer ältern Frau zum Essen eingeladen; es gab einen leckeren Reiskuchen mit gekochten Ananas und Kokosnuss. An einem nahe gelegenen See beobachtete ich ein kleines Mädchen, das mit ihren Händen sehr geschickt Fische aus dem Wasser fischte. Gegen 18 Uhr machten wir uns unter sternklarem Himmel, mit Taschenlampen ausgerüstet, auf zu unserem Quartier. Dort Carmen Laner 10 Tagaytay 24.-28.Juli Nach der Immersion in den Cordilleras führte uns der Weg nach Tagatay, einem noblen Ferienort am Rande von Manila. Ein ziemlicher Kontrast von der absoluten Einfachheit in einen Ort, dem man ansieht, dass dort Geld fliesst. Wie auch immer, für uns ein guter Ort, da wir in absoluter Ruhe und Ungestörtheit unserer bisherige Reise reflektieren konnten. In einem Einkehrhaus begann für uns die zweite Reise auf den Philippinen, die Reise zu uns selbst. Von nun an in ständiger Begleitung von Schwester Yonni und Mario, die für uns sehr bald zu ganz wichtigen Elementen der Reise wurden, denn sie unterstützen uns nicht nur organisatorisch, sondern vor allem menschlich und auch sprituell. Die beiden waren es, die viele Prozesse in Gang setzten und an jeder einzelnen „inneren Reise“ von uns Teil nahmen und somit ein Teil davon wurden und sehr grosse Bedeutung für uns bekamen. Mit Hilfe der Methode TRIPLE COMMUNICATION, fingen wir an, unsere bisherigen Erfahrungen für uns und in der Gruppe aufzuarbeiten. Basierend auf drei Ebenen, der ORGANISATORISCHEN, der EMOTIONALEN und der MOTIVATIONS bzw. Spirituellen Ebene war es unser Ziel, unsere Eindrücke, Gefühle, alle Erlebnisse bis zum aktuellen Zeitpunkt nochmal zu durchleben, zu verstehen und ungeklärte Fragen zu beantworten. Anfänglich war es gar nicht so einfach, diese Ebenen zu trennen, da vor allem überall Gefühle im Spiel waren. Doch gerade diese strikte Trennung brachte uns im Endeffekt sehr weit. Unser erster Auftrag war in Einzelarbeit das Organisatorische Level mit Hilfe der Sinne zu bearbeiten. Was haben wir gesehen, gehört, gefühlt, geschmeckt und gerochen, von der Abreise bis zu diesem Punkt? In Gruppenarbeit stimmten wir das für uns herausgefundene ab und präsentierten es dann auch Mario und Yonni. Anschließend kamen wir zur Emotionalen Ebene, die uns zwei Tage begleitete und das Gruppengefühl entscheidend veränderte. Es war ein sehr intensiver Prozess, in dem jede/r nochmal nachspürte, wie es ihr/ihm ergangen war. Als wir zusammenkamen um unsere Gefühle der Reise auszutauschen, waren wir jedoch an einem ganz anderen Punkt angelangt. Wir verbrachten dann Stunden damit, unsere Lebensgeschichten zu teilen, die in diesem Prozess ans Tageslicht kamen, da sie durch gewisse Reiseerfahrungen geweckt wurden und uns beschäftigten. Die Gruppe und vor allem die einfühlsame und kompetente Art und Weise von Mario und Yonni waren sehr hilfreich im Prozess der Auf- und Verarbeitung jeder einzelnen Geschichte. Die dritte und letzte Ebene der TRIPLE COMMUNICATION, die der Motivation, hatte erst am Ende unserer Reise Platz. Helene Salomon 11 Phase 3: Besuch von Organisationen: Kanlungan Center for Migrants/Don Bosco/Nature´s Garden/KUMARE Kanlungan Center for Migrants Die Philippinen sind nach Mexico das Land mit der größten Zahl an ArbeitsmigrantInnen. Die Abwanderung bedeutet nicht nur ein Brain Drain der gutausgebildeten ArbeiterInnen, sondern auch enorme soziale Kosten für die zurückbleibenden Familien und Dorfgemeinschaften. All diesen Problemen und Herausforderungen nimmt sich das 1989 gegründete Kanlungan Center for Migrants an. Sie bieten rechtliche Unterstützung, Beratung und Weiterbildung für MigrantInnen und deren Familien, organisieren die lokalen Gemeinschaften, RückkehrerInnen, und unterstützen auch MigrantInnenorganisationen im Ausland. Im Jahr 2001 waren 7,41 Mio. Filipin@s im Ausland tätig (Gesamtbevölkerung: 74,26 Mio, d.h etwa 10%!). Pro Jahr verlassen etwa eine Million Filipin@s hoffnungsvoll ihre Heimat, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen und die so dringend benötigten US$ zu verdienen, um ihre Familien ernähren zu können. Die meisten von Ihnen wandern nach Saudi Arabien, HongKong, Japan, die Vereinigten arabischen Emirate, Taiwan, Singapur und Italien aus. Außerdem setzen sie sich aktiv für eine Änderung einer Politik, wie sie Präsidentin Macapagal-Arroyo betreibt ein, die lieber Arbeitskräfteexport forciert, anstatt Arbeitsplätze zu schaffen. Sie finden in der Bauwirtschaft und im Servicebereich, v.a. als Krankenschwestern und HaushaltshelferInnen eine Arbeit. Wir verbrachten einen Nachmittag im Kanlungan Zentrum, erhielten einen inhaltlichen Input in die Problematik und besuchten zum Abschluß eine Urban PoorCommunity, in der sie mit zurückgekehrten MigrantInnen arbeiten. Die starke Feminisierung der internationalen Migration wird auch in den philippinischen Zahlen deutlich: 72% der OFW (Overseas Filipino Workers) sind Frauen!!! Die Rückzahlungen dieser OFW betrugen im Jahr 2002: 6,5 Billionen US$ und sind somit wichtigster Devisenbringer. Clara Handler 12 Besuch im Don Bosco Jugendzentrum, Manila An einem Nachmittag sind wir im Don Bosco Jugenzentrum in Manila eingeladen, das von Salesianern geführt wird. Die Salesianer leiten gleichzeitig auch noch eine Pfarre (von etwa 100.000 Mitgliedern) und Ausbildungsstätten für Jugendliche, wo 1300 Jugendliche zwischen 17 und 25 eine Ausbildung als Tischler-, Automechaniker-, Schlosser-, Elektriker-, SekretärInnen etc. bekommen. Nach 10monatigem Unterricht in der Schule folgt ein 5monatiges Praktikum in einem Betrieb und erleichtert so den Einstieg ins Berufsleben. Das Jugendzentrum bietet verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Angefangen von Sport (Fußball, Karate) über Theater bis zu Spielen. Für Kinder und Jugendliche, die aus der Drogenszene kommen, gibt es psycho-soziale Angebote. Von unserer Ankunft an bis zu unserer Abfahrt werden wir von neugierigen und überhaupt nicht scheuen Kindern begleitet. Alle wollen immer wieder fotografiert werden oder noch besser, selber fotografieren. Das Verhältnis der Kinder und Jugendlichen zu dem noch selber wie ein Kind aussehenden Father Benedict, der das Zentrum leitet, ist freundschaftlich und sehr unkompliziert. Empowerment von Frauen Auf dem Weg von Manila nach Infanta, wo wir unsere zweite „immersion“ haben werden, besuchen wir zwei Projekte in Real, Nature’s Garden und KUMARE, die beide von Sion-Schwestern initiiert wurden und geleitet werden. Nature’s Garden Dieses Projekt entstand 1997, als die Sion-Schwestern das Bedürfnis besonders von Frauen nach einkommenschaffenden Aktivitäten ausmachten. So boten sie einen Kurs für Papiererzeugung und Seifenherstellung an und gründeten diese Frauenkooperative, die sich nun mit der Herstellung von diversen Karten aus selbst geschöpftem Papier befasst. Die Papierherstellung ist recht arbeitsintensiv. Die Stämme von Bananenbäumen sind zunächst in Schnitzel zu hacken. Diese werden gekocht und dann gewaschen bis eine weiße Masse übrig bleibt. Daraus wird mit Sieben weißes oder eingefärbtes Papier geschöpft. Nach der Trocknung kann mit der Dekoration begonnen werden. Die Motive der Karten sind vielfältig. Man findet Vögel, Fische und Weihnachtsmotive oder Karten mit getrockneten Blumen und Gräsern. Neben Karten gibt es Briefpapier, Tage- und Notizbücher, Lesezeichen oder Geschenkanhänger. Alle sind anders, da handgemacht. Auf Anfrage machen die Frauen auch Hochzeitskarten oder andere Karten nach individuellen Wünschen. Das große Problem ist noch die Vermarktung. Wir meinen, dass in den Weltläden noch nichts in dieser Art vertrieben wird und dass das eine Absatzschiene sein könnte. Vielleicht können wir zu Hause einen Kontakt herstellen. Vor Ort kaufen wir jedenfalls eifrig ein, um uns selber oder unseren Familien und Freunden zu Hause ein Freude zu bereiten. KUMARE KUMARE, die „Bewegung für Fortschritt in Real“, ist eine NRO, die durch Kleinkredite und ein Bildungsangebot speziell Frauen fördern und stärken will. In Anlehnung an das Grameen Kleinkreditsystem von Bangladesh wurde 1995 ein an philippinische Verhältnisse angepasstes System für arme und marginalisierte Frauen aus Real gestartet. Die Initiative ging von Sion-Schwestern aus, die schon im Jahr davor Hilfe nach einer Taifun-Katastrophe geleistet hatten. Neben den Krediten bietet KUMARE 13 den Frauen bewusstseinsbildende Kurse etwa in Bezug auf Gender und Umwelt sowie Fertigkeitstraining in verschiedenen Bereichen. Durch den ganzheitlichen Ansatz zielt das Projekt auf Persönlichkeitsbildung und spirituelle Bildung ihrer Mitglieder ab: „Entwicklung ist die Entwicklung von Menschen.“ und ihrer Familien zu verbessern. Für das Anfangsprojekt bekommen die Frauen einen Kredit von 3.000 Phil. Pesos (ca. 60 •), die sie mit geringer Verzinsung in wöchentlichen Raten innerhalb von 6 bis 12 Monaten zurückzahlen müssen. Ein Teil der Raten kommt in einen gemeinsamen Fonds der Gruppe für Notfälle. Mitglieder, die bereits ein halbes Jahr beim Projekt aktiv sind und ihren Kredit zurückgezahlt haben, können immer wieder einen neuen Kredit bis zu einer Höhe von 5.000 Pesos bekommen. Die Rückzahlquote ist sehr hoch, wenngleich es aber immer wieder auch Frauen gibt, deren Projekt aus dem einen oder anderen Grund nicht gelingt und die ihren Kredit nicht wie vorgesehen zurückzahlen können. Bevor die Frauen einen Kredit bekommen können, müssen sie sich in Gruppen zu fünft zusammenfinden und einen zehntägigen Vorbereitungskurs besuchen. Jeweils sechs bis acht 5er-Gruppen bilden sogenannte „Centers“. In diesen Gruppen können sich die Frauen austauschen und werden in verschiedenen Bereichen geschult. Jede Gruppe wählt ihre Präsidentin und jedes Center ihre Präsidentin und ihre Sekretärin. Die Centers üben auch eine gewisse Kontrollfunktion aus. Bei den wöchentlichen Treffen werden die Raten zurückgezahlt. Am Ende des Vorbereitungskurses stellt jede Frau ihr eigenes Projekt vor z. B. eine kleine Hendl-Zucht, einen kleinen Sari-Sari-Laden, Anbau von Reis, Gemüse und/ oder Ananas, Schuhreparatur, Verkauf von Fisch, kleine Fischerboote und Fischernetze etc. Die Kleinprojekte sollen dazu beitragen, die ökonomische Basis der Frauen Zum Bildungsprogramm von KUMARE gehören Einkehrtage, Kurse über Abfallvermeidung, GenderFragen, Verarbeitung von Obst und Gemüse, Bibellektüre, Hendlzucht u.v.a.m. Dieses Projekt wird u. a. von der Katholischen Frauenbewegung unterstützt. Insgesamt kam es bereits mehr als 1000 Frauen zugute. Derzeit gibt es etwa 820 aktive Frauen in 22 verschiedenen Dörfern. 14 Phase 4: Kirche der Armen Immersion in General Nakar Nach dem gemütlichen Mittagessen und Austausch mit den Frauen von KUMARE fahren wir weiter nach General Nakar, in der Diozöse Infanta, wo uns Fr. Israel, der Priester der Pfarre mit einer Jause erwartet. Dann bekommen wir ein paar Infos zu unseren Gastfamilien und werden zur jeweiligen Familie gebracht. Es ist wie ein Spiel: Who’s the next??? Diesmal ist jeder alleine bei einer Familie und wir sind dementsprechen aufgeregt und neugierig auf das, was uns erwartet. Wie werden wir uns verständigen können? Wie arm sind die Leute und wie wird es uns mit dieser Armut gehen? Wie sind wohl die sanitären Anlagen? Werden wir wieder auf dem Fußboden schlafen? Zu wievielt in einem Raum? Wie wird es sein, den geschützten Rahmen der Gruppe zu verlassen und auf sich selbst gestellt zu sein? Die Erfahrungen in den Familien sind dann sehr unterschiedlich, nicht zuletzt auch wegen der sozioökonomisch unterschiedlichen Situtation der Familien. Den meisten geht es emotional ganz gut und die Erfahrungen sind größtenteils positiv. Die Familien sind wieder unheimlich gastfreundlich. Besonders auffallend ist wieder der freundliche Umgang der Familienmitglieder untereinander. Wie schaffen es die Filipinos bloß, dass mehrere Generationen unter einem Dach wohnen und sich nicht die Köpfe einschlagen? Wirtschaftliche Notwendigkeit? Haben sie einfach mehr Toleranz als wir ÖsterreicherInnen? Gibt es auf den Philippinen die typischen Generationskonflikte nicht oder nehmen wir sie in der kurzen Zeit einfach nicht wahr? Schwierigkeiten haben alle mehr oder weniger stark mit der Art der Fürsorge ihrer Gasteltern und damit, doch recht fremdbestimmt und von der Familie abhängig zu sein. Die Freude, die anderen LerneinsatzteilnehmerInnen zwischendurch kurz wiederzusehen ist SEHR groß und es tut gut, nach der „immersion“ seine Erlebnisse mitzuteilen und wieder „unter sich“ zu sein. Church of the Poor - Kirche der Armen Globalisierung von unten ... „Wenn eine Mutter mehrere Kinder hat, und eines davon ist krank, wird sie nicht die meiste Aufmerksamkeit dem kranken Kind widmen, um ihm wieder ein gesundes Leben wie seine Geschwister zu ermöglichen?“ Dies ist eine jener wunderbaren Metaphern, mit denen Bischof Julio Labayen begründet, warum sich die Kirche in erster Linie für die Armen einsetzen soll und muss. Die Diözese Infanta, eine sehr arme und marginalisierte Provinz im Osten der Insel Luzon, kann als Vorreiter der „Kirche der Armen“ auf den Philippinen bezeichnet werden. Seit 1961 amtiert dort Bischof Julio Labayen, der auch unsere einladende Organisation, SPI, gegründet hat und ihr immer noch vorsitzt. Sein Konzept fußt auf dem YAPAK (footsteps/Schritte)-Ausbildungsprogramm, dass sich an verschiedenste Zielgruppen (Laien, Seminaristen etc.) wendet und auf der Katholischen Soziallehre beruht. In mehreren Seminaren erfolgt hier ein Bewusstseinsbildungsprozess, in dem die TeilnehmerInnen mehr über sich selbst (z.B. mittels Enneagram) und die Welt (z.B. Globalisierung) erfahren und in konkrete Handlungen (z.B. Gründung von Basisgemeinden / Basic Ecclesial Communities) umsetzen. Maria Gabriel 15 Globalisierung predigt, und die um einiges partizipativer abläuft, als dies die/der österreichische KirchengeherIn gewohnt ist. Über SPI wird dieser Ansatz an andere Ordensgemeinschaften und Diözesen herangetragen und derzeit ein Netzwerk der „Church of the Poor“ aufgebaut, an dem bereits etwa 15 der 70 Diözesen interessiert sind. Kurz: Viele engagierte Laien und genau jene Bischöfe und Priester, die sich die Katholische Aktion in Österreich wohl auch wünschen würde ... Die Basisgemeinden wenden sich an die Ärmsten der Armen, und neben gemeinsamer Spiritualität, nachbarschaftlicher Hilfe und konkreten (einkommensschaffenden) Maßnahmen, gehört auch die Motivation zu politischer Partizipation dazu. Mittlerweile gibt es in Infanta schon einige Bürgermeister, die aus diesen Basisgemeinden herauswuchsen ... Wesentlicher Bestandteil dabei ist auch die „Immersion“ (Eintauchen), d.h. dass Kennenlernen der Realität der Mitmenschen durch Mitleben für eine bestimmte Zeit in ihrem normalen Alltag. Also z.B. einE LehrerIn, die bei Bauern mitlebt, Bauern, die bei Fischern mitleben ... im Prinzip, was wir selbst in den Gastfamilien erleben durften, nur etwas länger und intensiver. Stefan Lumplecker Die Kirche der Armen versteht sich als überkonfessionell, und Bischof Labayen ist sehr im interreligiösen Dialog (ASIAN RAINBOW - interreligiöser Dialog in Asien) engagiert. Derzeit wird besonders der Austausch mit den Muslimen auf Mindanao forciert, und es gibt ein neues Programm, um auch dort muslimische Basisgemeinden aufzubauen. Bei der „Church of the Poor“ handelt es sich um einen „bottom-up approach“, also eine schrittweise soziale Transformation von unten. Die „Revolution“ geschieht hier nicht von heute auf morgen, sondern in einem langsamen aber kontinuierlichen Bewusstseinsbildungsprozess. Faszinierend ist dabei die holistische Perspektive auf die Gesamtheit des Menschen, d.h. insbesondere die Integration von Spiritualität und Kultur. Und wie drückt sich dieser Ansatz nun konkret aus? Ein Bischof, der in einem sehr einfachen Haus lebt und auch des nächtens geweckt werden kann, wenn es ein Problem gibt. Ein basisdemokratisches Verfahren zur Wahl eines Nachfolgers (seit diesem August ist Rollie Tria Tirona neuer Bischof, und möchte den Kurs von Julio Labayen fortsetzen). Eine Messe, in welcher der Pfarrer von multinationalen Konzernen und 16 KIRCHE DER ARMEN Ihre Träume sind durch leuchtende Farben verbunden, faszinierende Hoffnung spannt sich von Herz zu Herz; denn wenn der farbige Bogen die Erde berührt, wächst ein Schatz, und dieser Ort - nie begrenzt - soll überall sein. Sie begreifen den Traum aller Mütter und Väter ihren Kindern das Tor zum erfüllten Leben zu öffnen und dass er geträumt wird für sie, von göttlicher Schöpfergestalt und sie beginnen zu sehen, wie sehr sie als helfende Hände gebraucht. Diese Hände sorgen für schwache, benachteiligte Menschen, um sie heranzuführen an Brüder und Schwestern im Glück auf dass alle Menschen erblüh’n in gerechtem Frieden und voll Freude und Dankbarkeit finden zu Gott. Sie zeichnen lebensnah neue Bilder Mariens, der Frau, die mit ihnen gemeinsam am Weg, solidarisch ausbeutende Mächte bekämpfend, damit unser Fluss eins wird mit göttlichem Strom. Wenn sie sich and’ren Kulturen und Menschen nähern, lassen sie ihre Schuhe an der Schwelle zurück, denn sie woll’n Wertvolles seh’n, nicht zertreten, und achten was vorerst noch unbekannt, fremd. Langsam wächst sie, die farbige Kirche der Armen, unermüdliche Menschen bauen daran mit heiliger Kraft, Gottes reichhaltigen Traum für die Menschen erweckend: ein Same wird Baum und trägt göttliche Frucht! Hannes 17 TULAOG Am 4. August feiern die Agtas, eine indigene Gruppe, die im Bergland der Diozöse Infanta lebt, ein Fest zu Ehren ihres Gottes Makiyapat. Eine felsige Bucht, nahe der Ihnen heiligen Höhle „Tulaog“ dient Ihnen als Festplatz. An diesem mystischen Ort sollten auch wir an der Feier teilnehmen. feuchten Steine des Bodens in ihren ausgestreckten Händen. Deutlich spürbar ist die Energie und Heiligkeit, die durch jahrelange Anbetung in diesen Felsmauern wirken... Als wir nach einstündiger Fahrt mit unserem Banka (ein kleines Auslegerboot) die Felsenbucht erreichten, waren wir sehr gespannt, was uns wohl erwarten würde. Unter dem Schatten eines großen Baumes war ein Altar errichtet, Tücher hingen im Baum und viele, viele Menschen, die auch von den umliegenden Inseln angereist kamen, waren versammelt. Eigentlich war geplant, über Nacht zu bleiben. Da die Fiesta aber gleichzeitig auch als politisches Treffen der Indigenen fungierte, wurde beschlossen, doch noch am selben Tag zurückzukehren. Das machte eine wirkliche Begegnung leider nicht möglich, aber wir waren dankbar, zumindest am Fest teilgenommen zu haben Als dann eine christliche Messe, zwar inkulturiert und mit traditionellen Tänzen und Musik gestaltet, gefeiert wurde, der dann auch noch eine Massentaufe folgte, waren wir etwas enttäuscht. Hatten wir doch eine“traditionelle“ (was auch immer wir uns darunter vorgestellt haben?!)Feier erwartet. Nach einem gemeinsamen Essen, Reis und Fisch auf Blättern serviert, verabschieden wir uns also und kehren nach Nakar zu unseren Familien zurück. Nach entspannenden Tagen am Meer und der Reflexion der von uns erlebten Erfahrungen in diesem kleinen Dorf General Nakar an der pazifischen Küste, seinen wundervollen Menschen und seiner visionär gelebten Kirche der Armen, war es für uns Zeit nach Manila zurückzukehren... Der Geist Makiyapats ist in der Höhle selbst lebendiger zu spüren. Um in die Höhle zu gelangen, kriecht man durch ein kleines Loch, welches nur bei Ebbe sichtbar wird. Das Winden durch die Enge des Eingangs wirkt wie eine Reinigung vor Betreten des sakralen Raumes. Dann öffnet sich ein größerer Raum, von dem man in weitere gelangen kann. Kerzen brennen, Menschen beten, die Clara Handler 18 19 Phase 5: Reflexion und Ausblick Die letzten Tage in Manila Zurück in Manila kamen wir zur dritten und letzten Ebene der TRIPLE COMMUNICATION. Zur Frage, was treibt uns an, was steht dahinter? Im Rahmen einer Messe gelangten wir zu dieser sehr tiefen Ebene der Motivation und beschäftigten uns anschließend noch weiterhin in Gruppenarbeit damit und beharrten wie schon die ganze Reise auf den Einstieg ins ENNEAGRAM. Eine Methode, an und für sich aus sufistischer Tradition entwickelt, heutzutage oft verwendet, um sich selber und sein Umfeld besser verstehen zu lernen. Menschliche Charaktere in 9 Typen eingeteilt. Auf unterschiedlichsten Wegen haben wir dann versucht, bei einem dieser Typen „heimzukehren“, um all unseren Schwächen, Eigenarten und auch Stärken primär zu erkennen und anzunehmen und in Folge besser damit umgehen zu lernen. Kein einfacher Weg und sicher erst der Anfang, den dann jeder für sich weitergehen kann, auf jeden Fall gab es viele Aha-Erlebnisse, Erkenntnisse und auch viel Spass, da wir uns die letzten Tage eigentlich nur mehr als Nummern bezeichneten.... Helene Salomom 20 Aus unserem Abschlußprogramm: AUSTRIAN - ITALIAN BROADCAST (AIB) CHANNEL 9 NEWS, 13/08/03 This is AIB channel 9 with its news: The Philippines: Tomorrow ends the visit of an Austro-Italian Delegation to Luzon. Observers agree that this will terminate a period of five weeks of hard times and disorder in this part of the Philippines, including a taifun and a military coup attempt. However, the coup attempt was similarily unsuccessful as the rebellion of many dishwashers against their presidents during that weeks. Although some members of the delegation have planned to visit further islands of the Philippines, it is assumed that damages could be kept within limits. The whole stay was documented well with a TV camera and could be used for educational purposes, if needed. In the process it was found out that women‘s emanzipation worked well, because George Orwells big brother of 1984 in 2003 was a big sister with code name Barbara. Now to the news from the regions: Ag-agama: The situation is normalizing again. It is hoped that this years‘ harvest degradation due to the attempt of the foreigners to integrate in the rice plant process is limited. Local sources also confirmed that the two most affected Carabows survived. Similarily, a pig trying to swallow an Austrian tooth brush in desperation now feels more optimistic again. The food supply situation is expected to recover soon, as the Austro-Italian delegation, having eaten and drunk whatever was offered to them, has left the region now already three weeks ago. In the near future food supply may even improve as it was found out that the buses of Victoria Line from Manila to Tabuk could be used as mobile refrigerators, which opens in fact new opportunities. The effect was discovered by the foreign delegation. The pineapple tree, which anxiously was seeked for by an Austrian delegation member was not yet found until today. However, the related efforts are continuing. Tagaytay: The step seriously damaged when kicked by an Austrian foot was repaired. The local authorities, however, still consider a steel reinforcement of the base to prevent similar occurrences in the future. The statue of Mother Mary, the main witness of the nightly event, continues to keep silent, which saves the Austro-Italian participants in that event from further prosecution. The good news are that the volcano is still there and was not damaged by the foreign delegation, as the people did not come close enough. 21 General Nakar / Infanta: Metro Manila: The situation in this region has also improved again. Recent weeks observed abnormal peaks in Internet usage. In particular one Internet Cafe was localised, where crowds of foreigners appeared from time to time. There are now reports about the balance between incoming and outgoing messages. The civil security guards to protect the foreign delegation from all dangers were dissolved. With respect to the security issue, we want to show now to our spectators, how the guards worked. Text messages by the foreigners, in contrary, although quite numerous, were totally neglectable compared to the enormous amount of text messages sent between Filippinos per day. (Short scene showing how Hannes was observed when going home from an invitation at Carmen’s family). Further news: An incident reported, whereby a cat injured an Austrian delegation member through biting is still under investigation. Lawyers of both parties discuss, whether the cat did right or wrong. Therefore the cat also was not yet arrested. However, as the cat also provoked further delegation members by shitting into their bathroom, it is likely that the whole case goes to court. The local authorities consider for the future to extend massage services to cope with the enormous and urgent demand expressed by the visitors. The postal services may also have to be strengthened, if all exchanges of addresses should finally materialize in real letters. The incidence, where an Austrian delegation member was obviously left behind intentionally, when the AustroItalian delegation visited the Carmello Convent, is still under investigation. It is not yet clear, whether this was an attempt to hide this member from the congregation or to protect the member from being attempted to be silent in the future. The yearly Manila traffic driver award competition is going to be concluded soon. This years favourites are clearly those drivers not only being normally exposed to the incredible daily traffic in Manila, but also having always a lot of talking and singing Austrian and Italian passengers in their cars. The big moral discussion in General Nakar about the attempt of a young woman to take a public shower wearing bath clothes has calmed down. This is believed to be a consequence of the fact that the attempt was suffocated by attentive citizens already at the very beginning. It is hoped that the incident has no negative influence to the morality of the local population. Since a few days a strange occurrence is observed in Manila: People address each other not with names but with numbers. It is not yet clear, why only the numbers one to nine are used for this purpose. Further investigations will take place. 22 Before coming to sports, three cultural news: The weather: The song „Cem bom bim ...“ is still number one in the Ag-agama charts and seems to remain there also in forthcoming weeks. Therefore we bring a short replay of this song. .......... Further depressions are expected, when the AustrianItalian delegation will leave the Philippines. The booklet „Reflections on the Philippine Learning Experience“ is expected to be the most read book in SPI in the forthcoming weeks. Whether it is going to be the bestseller of the year is nevertheless still uncertain. There will also be a significant change in the weather in Europe ending a long period of bright sunshine. This is according to an old farmers rule: „Where this specific group of people appears arise depressions, but they can’t be everywhere at the same time“. The local Karaoke authorities in Metro Manila recommended to the population to renounce temporarily to sing „What a wonderful world“, „My Way“, „Yesterday“ and „We’ve got a friend“, as it could possibly depress singers, when they compare to recent performances of foreign singers. These were the news, thank you for being with us. I am Hannes Peintinger, AIB Channel 9. Finally to sports: The yearly volleyball competition in Santa Monica Beach Resort ended with outstanding performances. Reporters observed in particular two most talented players - one with a Dutch background and one Filippino, who are expected to play also an important role in the 2004 series. 23 Gedanken, Impressionen, offene Fragen.... „Auf den Philippinen gibt es eine faszinierende Natur: Reisfelder, Bananenstauden, Kokosnussbäume, Kaffeepflanzen, Ananaspflanzen, Mangobäume, ... (das wächst praktisch alles im Garten) „Was mich auf dieser Reise durchgehend beeindruckt hat, waren Kinder - ob im Bergdorf Ag-agama, in den Orten General Nakar und Infanta oder in Manila, auf einem von Don Bosco Priestern betreuten Areal oder auch im pulsierenden Verkehr auf den Straßen oder in einem von uns besuchten Slum - überall viele, viele Kinder! Diese hat mich sehr beeindruckt und vor allem auch der Geschmack der Früchte - kein Vergleich mit unseren importierten.“ Angesichts der sichtbaren Armut kommt oft der Gedanke, ob weniger Kinder dem Land nicht bessere Entwicklungschancen gäben, und der Anblick der vielen Kleinen etwa im Slum macht im ersten Moment fast traurig. Doch dann schaust du in die großen staunenden, leuchtenden und fast immer fröhlichen Augen, spürst die Lebensfreude der Kleinen, ihr Vertrauen und ihre Dankbarkeit für jede Zuwendung und begreifst den tiefen Wert, den jeder einzelne Mensch - auch in dieser Masse - hat. Irgendwann werden vielleicht auch auf den Philippinen weniger Kinder sein, wird sich die Einstellung, dass ihre Vielzahl die einzige Chance auf Zukunftssicherung darstellt, ändern. Vielleicht steigt dann sogar auch einmal der Wohlstand etwas an. Im Vergleich mit der Situation z.B. im reichen Österreich, wo die Kinderzahl stetig sinkt und die allgemeine Einstellung vieler Menschen oft wenig kinderfreundlich ist, machen die schönen Begegnungen und Erlebnisse mit den vielen, lebensfroh wirkenden Kindern auf den Philippinen und die dabei sichtbar werdenden Werte aber doch recht nachdenklich und relativieren manchmal Begriffe wie arm und reich!“ „Fremdsein“ „Was müsste man tun damit die Ungerechtigkeit weniger und die Armen vom Profit der Reichen etwas mit schneiden könnten?“ „intensives Einlassen“ „Bin ich wirklich reich? Was heißt reich für mich, eigentlich? Wie viel ist genug, um zufrieden und glücklich sein zu können?“ „Warum können so viele Arme sich nicht gegen so wenige Reiche wehren ?“ „2 Reisen“ „Gegensätze!!“ „unterschiedliche Lebensrealitäten“ „Denk- und Handlungsanregungen“ „Respekt und Würde“ „Inspiration“ „white is beautiful“ 24