Länderprofil Dominikanische Republik

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Länderprofil Dominikanische Republik
Dominikanische Republik
Länderprofil Inhalt:
1. Allgemeine Angaben ...............................................................................................................................................1
2. Kirchliche Situation..................................................................................................................................................5
1. Allgemeine Angaben
1.1. Geographische und demographische Daten
Maßeinheit
Fläche
48.000 qkm
EinwohnerInnen
9.953.000
Bevölkerungsdichte
200 Einw./qkm
Bevölkerungswachstum
1,7 % pro Jahr
Indigene Bevölkerung
k.A.
Afroamerikanische Bevölkerung
84 % aller Einw.
Großstädtische Bevölkerung
41 % aller Einw.
Bevölkerung unter 15 Jahren
33 % aller Einw.
Bevölkerung über 65 Jahren
6 % aller Einw.
Kindersterblichkeit
29,6 je 1.000 Geburten
Müttersterblichkeit
150 je 100.000 Geburten
Mit HIV infiziert
1,1 % aller Erwachsenen
Lebenserwartung
72,2 Jahre, bei der Geburt
Die Dominikanische Republik nimmt die östlichen zwei Drittel der Insel Hispaniola im Karibischen
Meer ein. Die 388 km lange Grenze mit der Republik Haiti läuft quer durch mehrere sich von Nordwest
nach Südost erstreckende Gebirgszüge mit bis zu 3.200 m Seehöhe. Küstenebenen finden sich an der
Südküste bei Azua und östlich von Santo Domingo. Der Anteil der großstädtischen Bevölkerung
beträgt 41 % der insgesamt 9.953.000 EinwohnerInnen. Die Dominikanische Republik ist mit ihren
rund 48.000 km² im lateinamerikanischen Vergleich das drittkleinste Land und fast doppelt so groß
wie Haiti, beherbergt jedoch nur fast gleich viele EinwohnerInnen wie ihr Inselnachbar.
Unter dem Einfluss des Passatwindes wird das randtropische Klima durch den Wechsel einer
winterlichen Trockenzeit mit einer sommerlichen Regenzeit bestimmt. Die Temperaturen in Santo
Domingo schwanken zwischen einem Juli-/August-Mittel von 27 °C und einem Februar-Mittel von
24 °C. Das Land gehört zu einer hurrikangefährdeten Zone.
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1.2. Daten zu Gesellschaft und Wirtschaft
Maßeinheit
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
4.723 US$
Human Development Index
0,777
In absoluter Armut lebend
5 % aller Einw.
Gini-Koeffizient
0,500
Zugang zu Trinkwasser haben
86 % aller Einw.
Analphabetenrate der Frauen
14,4 % aller Frauen
Analphabetenrate der Männer
14,7 % aller Männer
Das BIP der Dominikanischen Republik wird in den Bereichen Dienstleistungen (63 %), Industrie (22 %)
und Landwirtschaft (15 %) erwirtschaftet. Die wichtigsten Einnahmequellen sind der Tourismus (3 Mio.
BesucherInnen jährlich), die Transferzahlungen der im Ausland lebenden DominikanerInnen (so
genannte remesas; sie machen 6,8 % des BIP aus) und die Exportgewinne aus den Freihandelszonen.
Wichtigste Erzeugnisse aus den Zonas Francas sind neben Textilwaren Elektronikgeräte, Schmuck und
Tabakwaren. Außerdem ist das Land größter Exporteur von ökologischen Agrarprodukten (Zucker,
Kakao, Obst und Gemüse) in Zentralamerika und der Karibik. Die Ungleichverteilung der
Besitzverhältnisse ist relativ groß. Der Gini-Koeffizient beträgt 0,5 (im Vergleich Deutschland: 0,3) und
platziert die Republik zwischen Argentinien und El Salvador. De facto verfügen 5 % der Bevölkerung
über 43 % des nationalen Einkommens, wird das Land von 20 Familien beherrscht, die als
Großgrundbesitzer 36 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche besitzen, in den Leitungsgremien der
privaten Universitäten sitzen und die Hauptaktionäre der wichtigsten Medien stellen. Kein Wunder,
dass die Grundsteuer – ein Mittel zur Schaffung lokaler Infrastruktur durch die Kommunen – fehlt und
eine Agrarreform bisher verhindert wurde.
2001 hatte sich das Wachstum in Folge der weltwirtschaftlichen Bedingungen und des starken
Rückgangs des internationalen Tourismus nach dem Attentat in den USA am 11. September 2001 stark
verlangsamt. Ein großer Finanzskandal brachte 2003 dem Land die bisher schwerste Wirtschaftskrise
und eine Inflation von 42,5 %. Das Handelsbilanzdefizit, das seit 2005 existiert, hat sich infolge der
weltweiten Finanzkrise (2007-2009) noch weiter verstärkt. Die Wirtschaft des Landes hat sich
allerdings erstaunlich rasch wieder erholt. Die Dominikanische Republik ist Mitglied zahlreicher
internationaler Wirtschaftsorganisationen (WTO, GATT, CAFTA). Der durchschnittliche Mindestlohn für
Angestellte liegt derzeit bei US$ 200,- (rund € 150,-) monatlich, wobei der Warenkorb für eine
durchschnittliche Familie mit US$ 775,- berechnet wird.
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1.3. Sozioökonomische, politische und kulturelle Besonderheiten
Die Dominikanische Republik ist eine Präsidialrepublik nach US-amerikanischem Vorbild. Sie besteht
aus 31 Provinzen und dem Hauptstadtdistrikt Santo Domingo. Von einer Republik konnte jedoch lange
keine Rede sein: 30 Jahre lang (1930-1960) herrschte der Diktator Rafael Leónidas Trujillo. Nach
einigen Übergangsregierungen wurde erst 1966 unter dem Präsidenten Joaquín Balaguer eine
demokratische Verfassung ausgearbeitet, die Gewaltenteilung sowie bürgerliche Grund- und
Freiheitsrechte festlegte. Dennoch bediente sich Präsident Balaguer fragwürdiger Methoden, um die
Macht über 30 Jahre hinweg fast durchgehend in der Hand zu behalten (1966-1996). Erst auf
internationalen Druck gab es 1996 ordnungsgemäße Wahlen und Balaguer wurde abgewählt.
Die Präsidenten der vergangenen Jahre verfolgten einen Kurs außenpolitischer Öffnung, vor allem
gegenüber den USA. Die USA haben beträchtliche Einflussmöglichkeiten jeder Art in der
Dominikanischen Republik, die vor allem durch wirtschaftliche Verbindungen begründet sind. Viele
DominikanerInnen wandern in die USA aus; allein in New York leben eine Million DominikanerInnen.
Seit August 2008 stellt die Partido de la Liberación Dominicana (PLD) unter Präsident Dr. Leonel
Fernández Reyna die Regierung. Die sozialdemokratisch ausgerichtete Partei Partido Revolucionario
Dominicano (PRD) und die Partido Reformista Social Cristiano (PRSC) sind die beiden
Oppositionsparteien im Parlament. Die klare Wiederwahl des Präsidenten im Mai 2008 wurde
allgemein als Votum für politische und wirtschaftliche Stabilität aufgefasst, denn bereits in seinen
ersten beiden Amtsperioden (1996-2000 und seit 2004) hatte die Wirtschaft Wachstumsraten um 8 %
erreicht.
Die Beziehungen zum Inselnachbarn Haiti stellen das Hauptproblem der dominikanischen
Außenpolitik dar. Nach offiziellen Schätzungen leben derzeit ca. 800.000 HaitianerInnen in der
Dominikanischen Republik, ein Großteil ohne Aufenthaltsgenehmigung. Durch die verheerenden
Zerstörungen des Erdbebens in Haiti am 12. Januar 2010 wurde die Solidarität des Inselnachbarn
geweckt. Die Zahl der emigrierenden HaitianerInnen nahm zu. Sie sind für die dominikanische
Wirtschaft als billige Arbeitskräfte im Bauwesen und in der Landwirtschaft (Zuckerrohr) unverzichtbar.
Durch den verbreiteten Rassismus in der dominikanischen Gesellschaft werden sie jedoch
diskriminiert und gelten als unerwünscht, und das, obwohl der Anteil der afroamerikanischen
Bevölkerung in der Dominikanischen Republik bei 84 % und damit im lateinamerikanischen Vergleich
gleich hinter Haiti liegt (Haiti: 95 %, Brasilien an dritter Stelle mit 45 %). Es gilt, und zwar nicht nur im
Inselstaat: „Je weißer die Hautfarbe und je heller die Haare, desto mehr ist die Person wert.“
Im Grenzgebiet zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik finden in größerem Umfang
Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel statt. Da die Dominikanische Republik Transitland für
Drogen aus Südamerika (insbesondere Kolumbien) in die USA ist, hat die Drogenbekämpfung
vorrangige Bedeutung für die Innenpolitik des Landes. Die Anstrengungen der Regierung zur
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Eindämmung der Drogenkriminalität werden allerdings durch Korruption hoher Amtsträger erschwert.
Laut Transparency International nahm die Dominikanische Republik 2009 gleich nach Mexiko den 99.
Platz von insgesamt 182 Ländern bei der Untersuchung des Korruptionsindex ein (zum Vergleich
Deutschland: Platz 15). Die Menschenrechtsbilanz ist im Regionalvergleich zwar eher positiv, in vielen
Bereichen aber verbesserungswürdig. Bei Polizei und Justiz gibt es noch erhebliche Defizite, die
überwiegende Zahl aller Häftlinge (nach Schätzungen 70 %) befindet sich ohne Urteil in Haft, die
Haftbedingungen sind wegen Überbelegung prekär, Kinderarbeit und Menschenhandel sind weit
verbreitet.
Im Bereich Erziehung und Ausbildung bestehen weiterhin große Defizite. Trotz der 1951 eingeführten
sechsjährigen Schulpflicht bringt nicht einmal die Hälfte aller Kinder die ersten drei Schuljahre hinter
sich. Gründe dafür liegen in den großen räumlichen Entfernungen und den hohen Kosten für
Schuluniformen und Unterrichtsmaterialien. Der durchschnittliche Schulbesuch liegt derzeit bei 6,9
Schuljahren (Deutschland: 12,2), die Analphabetenquote liegt bei ca. 14,5 %. Rund 44 % der
Bevölkerung leben in Armut, 5 % in absoluter Armut. Auf dem Human Development Index (HDI) von
2009 erreichte das Land unter 182 Staaten nur Rang 90 (zum Vergleich Deutschland: Rang 22). Beim
neueren IHDI (Inequality-adjusted HDI) werden Ungleichheitsgrade bei Bildung, Gesundheit,
Geschlechtergerechtigkeit auf Basis eines mehrdimensionalen Armutsbegriffes miteinberechnet.
Dadurch sinkt der Wert, der den Entwicklungsstand der Dominikanischen Republik bemisst, auf 0,663
(Deutschland: 0,885) und der Rang auf 88 (Deutschland: Rang 10). Die Kindersterblichkeit bei unter 5Jährigen liegt bei 29,6 je 1.000 Geburten, Zugang zu Trinkwasser haben 86 % aller EinwohnerInnen,
wodurch die Republik beim HDI zwischen Peru und Paraguay rangiert.
Die sehr hohe Rate an HIV-Infektionen im lateinamerikanischen Vergleich setzt die Dominikanische
Republik gleich nach seinem Nachbarn Haiti (2,2 %) an die zweite Stelle der Statistik.
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2. Kirchliche Situation
2.1. Statistische Daten/ Kirchliche Verhältnisse
2008
Getaufte Katholiken
zum Vergleich: 1998
8.358.000
7.331.000
86 %
91 %
Firmungen je 10.000 Katholiken
41
126
Jurisdiktionen
12
12
Pfarreien
612
434
Weltpriester
540
507
Ordenspriester
462
467
Ständige Diakone
494
460
Ordensfrauen
3.233
2.847
Ordensbrüder
251
185
48.000
25.000
4
4
Seminaristen
714
513
Kirchliche Schulen
499
302
1.481
1.105
Anteil an der Bevölkerung
Katecheten
Priesterseminare
Wohlfahrtseinrichtungen
Obwohl die relative Zahl der KatholikInnen der Dominikanischen Republik von 91 % auf 83 % sank,
stieg deren absolute Zahl um 1 Mio. auf 8,3 Mio. Gläubige. Diese Entwicklung spiegelt sich massiv in
den Zahlen der Berufungen zur pastoralen Mitarbeit in den 612 Pfarreien der 12 Diözesen wider – die
Zahl der LaienmitarbeiterInnen hat sich im Vergleichszeitraum auf 48.000 fast verdoppelt. Auch
steigend, aber im Vergleich wenig, ist die Zahl der Ordensleute und der Priesterseminaristen.
2.2. Landesspezifische kirchliche Herausforderungen
In der Gesellschaft hat die Kirchenführung lange Zeit eng mit der politischen und wirtschaftlichen Elite
zusammengearbeitet und den restaurativ-konservativen Flügel unterstützt. Großzügige Schenkungen
vonseiten der Regierungen sind keine Seltenheit. Allerdings graben auch auf der Karibikinsel die
evangelikalen und pentekostalen Kirchen der katholischen Kirche das Wasser ab und schwächen so
deren Einfluss, auch in den Machtkreisen des Landes.
Der landesweit verbreitete Ablehnung gegenüber der haitianischen Bevölkerung hat historische
Wurzeln und macht vor den Toren der Kirche nicht halt. Eine Haitianer-Pastoral gibt es allerdings. Sie
bemüht sich um die Förderung einer spezifischen Pastoral mit der bzw. für die große Mehrheit der
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afro-dominikanischen Bevölkerung bzw. für die relativ kleine Minderheit der MestizInnen und Weißen.
Leider ist bekannt, dass Kinder haitianischer Einwanderer nicht getauft werden.
Eine große Stärke der dominikanischen Kirche ist der Dritte Nationale Pastoralplan, der nach einer
fünfjährigen Vorbereitungsphase unter Partizipation von MitarbeiterInnen aus allen 12 Diözesen 2006
implementiert wurde. Die Umsetzung wird durch ein nationales Pastoralbüro organisiert, jährlich
evaluiert und wirkt sich nachweisbar in der pastoralen Arbeit der lokalen Pfarreien aus. Diese
nationale Orientierung der pastoralen Arbeit sucht ihresgleichen in Lateinamerika. Aus der letzten
Evaluierung kam hervor, dass gerade die zentrale Organisation des Pastoralplanes sowie die starke
Mitarbeit von Laien eine große Stärke sei. An Schwächen wurden u.a. die fehlende Begleitung nach
den Sakramentenspendungen genannt. Die religiöse Sehnsucht des Volkes, die Glaubwürdigkeit der
Kirche und die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien sind Vorteile, die den Bedrohungen durch
zerstörte Familien, Korruption und einen allgemeinen Werteverfall der dominikanischen Gesellschaft
gegenüberstehen.
Die Beliebtheit der dominikanischen Touristengegenden auch in deutschen Landen hat eine ihrer
Schattenseiten in der großen Anzahl einheimischer Frauen, die in der Prostitution arbeiten. Die
meisten werden durch materielle Armut und mangelnde Arbeitsmöglichkeiten zur Prostitution
gezwungen. Einige Frauenorden der Dominikanischen Republik nehmen sich dieser Frauen an, um
ihnen über Selbstbewusstseinsarbeit, Ausbildungen, Gesundheitskurse (u.a. HIV-Prävention) und
Unterstützung im Alltag (z.B. Kinderbetreuung) Alternativen zu eröffnen, um auf andere Art ihre
Familien ernähren zu können. Über gezielte Ansätze einer Touristen-Pastoral zu diesem
Themenkomplex ist nichts bekannt.
Autorin: Dr. Magdalena M. Holztrattner
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