Abschlussbericht von Till Eichler
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Abschlussbericht von Till Eichler
Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August Mein Bericht – der Dritte und Letzte Wir haben den 13. August und ich stehe kurz vor meiner Ausreise, sechs Tage sind es genau und meine Gefühle sind mehr als durchwachsen. Mit dem Wissen ums baldige Ende meiner Zeit hier in der Repùblica Dominicana habe ich die letzte Zeit mit Wehmut und Vorfreude empfunden. Aber dazu später mehr. Erstmal bekommt ihr zu lesen, was in den letzten dreieinhalb Monaten so gelaufen ist. Mein letzter Bericht endete ja mit der Tour zum Pico Duarte Mitte April und da möchte ich auch nahtlos anschließen. Der restliche April verlief ganz ruhig, was aber gut war, denn die erste Hälfe war ziemlich vollgepackt. Im Mai dann bin ich mit Linda und Lisa nach „La Isabela“ gereist. Dort, an der Nordküste wurde nämlich die erste Stadt in der Neuen Welt gegründet. Christoph Kolumbus ist hier gelandet und deshalb steht hier auch Kolumbus‘ einziges Haus in Amerika. Heutzutage findet man die Ruinen vergangener Zeiten und ein tolles Museum, deren Außenwände kunstvoll bemalt wurden. Die ganze Anlage ist total idyllisch und hat eine ganz besondere Atmosphäre. Nach einem ausführlichen Rundgang haben wir noch eine Holzwerkstatt besucht, die auf demselben Gelände ist und wo Holzfiguren aller Größen und aus diversen Holztypen hergestellt werden. Bevor wir gehen durften mussten wir jedoch noch eine Limonade beim Parkwächter trinken. Diese wird von seiner Frau gemacht und der Wächter erklärte uns, dass bis jetzt jeder Besucher des Geländes einen jugo de limón getrunken hat. Und natürlich wollten wir nicht diejenigen sein, die diese Tradition brechen. Nachdem wir dann, im durch die Mittagsshitze ausgestorbenen Örtchen, etwas warten mussten, sind wir zur nächst größeren Stadt Puerto Plata gefahren. Übersetzt heißt die Stadt übrigens Silberhafen. Klingt abenteuerlich-karibisch aber Puerto Plata machte auf mich einen traurigen Eindruck. Früher eimal war es die Touristenhochburg des Nordens und auch heutzutage gibt es einige Resorts und Hotels dort, aber die großen Zeiten sind vorbei und das merkt man…die Stadt ist voll von Führern, die verzwefelt und hartnäckig versuchen eine Tour, ein Hotel oder ein Restaurant zu vermitteln. Ansonsten hat die Stadt aber einen wunderschönen Park, rundumverkleidet von schicken Häusern im kolonialischen Stil. Eine besondere Attraktion, die die Stadt zu bieten hat, ist eine Drahtseilbahn hoch auf den Berg Torre de la Isabela. Eine Fahrt in der Gondel dauert circa zehn Minuten und zwischendurch war es schon etwas unheimlich, obwohl mir Höhe eigentlich nicht viel ausmacht. So eine kleine Gondel, im Wind schaukelnd und teilweise bis zu 200 Meter über dem Boden. Die Aussicht war traumhaft. Unter sich ein Tal aus saftigen Grün und vor sich ein fast Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August senkrechter bewachsener Berghang, in den man, so kommt es einem zumindest vor, langsam aber sicher hineinrast, weil er so steil ist. Oben angekommen sieht man, je nach Wolkenlage, Drahtseile im Nichts verschwinden oder die Hafenstadt unter einem liegen. In beiden Fällen ein beeindruckender Ausblick…aber nochmal brauche ich es nicht. Den gesamten Mai durch war ich schon ziemlich auferegt und habe die Tage bis zum Besuch von Agnes und Aeneas gezählt. Endlich sollte es soweit sein, und ich zwei Wochen ihnen verbingen. Aber noch waren sie nicht da sodass ich Mitte Mai mit anderen Freiwilligen über das Wochenende nach Jarabacoa gefahren bin. Jarabaoca, ein kleines Städtchen mitten im Gebirge, äußerst beliebt bei vielen Dominikanern aufgrund des angenehmeren Klimas. Es gibt dort einen ausgeprägten Ökotourismus und damit auch einige Angebote wie Raften, Paragliden, Canyoning oder Wanderungen. Wir haben uns vorgenommen raften zu gehen. Eigentlich hatte ich das schon für meinen ersten Trip nach Jarabacoa geplant, aber damals hatte es in Strömen geregnet. Diesmal gab es strahlenden Sonnenschein, sodass dem Flussritt nichts im Wege stand. Wir bildeten ein Sechserteam (vier Freiwillige und zwei Bekannte, die gerade für ihre Masterabschlussarbeit auf der Insel sind) und einen Führer, der uns die Befehle wie Paddel hoch, paddeln, Sicherheitsposition,vorwärts, rückwärts zurief. Das Highlight war ein Wasserfall, den man mit Boot herunterstürzt aber wir sind zu Glück nicht umgekippt. Es war ein riesen Spaß und die Führer, alles trainierte junge Typen sprangen von diversen Felsen in den Rio del Yaque und sorgten für Fotomotive. Die Tour dauerte circa zwei Stunden und danach gab es ein Buffett und es ging wieder in die Stadt zurück. Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August Grenzgang… Noch kurz vor der Ankunft von Agnes und Aeneas stand nochmal eine größere Tour an. Aufgrund eines Feiertages hatten wir Donnerstag und Freitag frei und so habe ich mich mit Benita und Carsten in Dajabón getroffen. Dajabón ist eine Grenzstadt und bekannt für den Grenzmarkt, welcher jeden Freitag und Montag stattfindet. Es ist eine einzigartige Möglichkeit für haitianische und dominikanische Händler ihre Waren zu verkaufen und zu bekommen. Der Markt ist riesig. Er befindet sich in einer riesigen Markthalle mit zwei Ebenen und drum herum sind nochmal zig Stände. Es ist voll von Menschen, heiß und feucht. Man kann auf dem Markt viel bekommen. Von tausend Typen von Schuhen, gebraucht, neu, gefälscht und original, über Gewürze, Töpfe, Handys, alle mögliche Arten von Kleidung, Unterwäsche bis hin zu Deo, Zahnpasta und Nahrungsmitteln. Das Problem beim Markt ist die erschlagende Masse an Dingen. Wühltische in Europa kommen einem ordentlich vor im Vergleich zu den Kleiderhaufen hier. Die gebrauchten Klamotten werden von den Händlern in riesigen Säcken nach Gewicht gekauft, wie eine riesige Überraschungspackung. Wenn man viel Zeit investiert, kann man einige Schätze in den Bergen von Wäsche finden. Ich habe mir ein Leinenhemd gekauft und bin ziemlich zufrieden. Außerdem eine Vorratspackung Nivea Duschgel Dajabón ist aber nicht nur wegen dem Markt besonders. An sich ist es ein kleines Städtchen, aber da es eine Grenzstadt ist, wird hier der Kontrast zwischen den beiden Welten Haiti und der Dominikanischen Republik deutlich. Während der dominikanische Grenzposten einer Festung gleicht, herausgeputzt, mit Flaggen auf dem Dach, findet man auf der anderen Seite der Brücke ein Eisentor, durch das sich Kinderarme strecken und um Essen oder Geld betteln. Die Brücke führt über den Rio Masacre, den Grenzfluss. In seine Fluten wurden damals 1937 vom brutalen Diktator Trujillo Tausende Menschen gedrängt oder schon tot hineingeworfen. Das perejil-Massaker richtete sich gegen Haitianer, die sich auf der dominikanischen Seite niederließen. Perejil heißt Petersilie und die Betonung dieses Wortes entschied darüber, ob man Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August getötet wurde oder nicht. Die Krux ist, dass Haitianer kreol sprechen, und das Wort daher anders aussprechen. Aber unter den Opfern waren nicht nur Haitianer. Auch viele Dominikaner, die an der Grenze lebten und dunkelhäutig waren, fielen dem Gräuel zum Opfer. Das Massaker bildete den traurigen Höhepunkt der antihaitianischen Hetze zur Zeit Trujillos. Heutzutage ist der Fluss nicht sehr tief und man kann ihn zu Fuß durchqueren. Als wir dort waren wuschen sich Haitianerinnen nackt im Fluss. Weiter oben am Fluss wuschen Haitianerinnen Wäsche und breiteten sie zum Trocknen auf einer Sandbank aus. Außerhalb der offiziellen Grenzposten ist ein mannshoher Machendrahtzaun das Maximum an Grenzschutz, auf der dominikanischen Seite wohl gemerkt. Auf der haitianischen Seite des Flusses gibt es keine Abgrenzungen oder Sperren…ist in meinem Augen auch überflüssig, denn die Gefahr einer illegalen Einwanderung nach Haiti stelle ich mir gerin vor. Das Klima in Dajabón ist äußerst unangenehm. Es ist einer der heißesten Orte, genauso wie Mao, aber dass allein ist nicht das Problem, sondern die hohe Luftfeutigkeit. Die Luft steht und man schwitzt in einer Tour. Mao ist zwar heiß, aber sehr trocken und es geht von Zeit zu Zeit eine Brise durch die Straßen. In Dajabón habe ich das nicht erlebt. Ich habe jetzt wirklich Respekt vor den beiden Freiwilligen, die dort ihr Jahr verbracht haben. Am Samstag morgen dann ging es, gemeinsam mit Benni und Carsten nach Mao. Am Abend stand eine große Geburtstagsfete eines wohlhabenden bananero an, welchen ich kennengelernt habe und der vier Jahre in Deutschland studiert hat. Jetzt im Nachhinein fällt mir der krasse Kontrast zwischen den nackt im Fluss badenden Haitianerinnen am Morgen und dem rauschenden Fest am Abend noch mehr auf. Damals habe ich das nicht so gemerkt. Geburtstag hatte Jose, ein Dominikaner, der wie bereits erwähnt vier Jahre in Bonn studierte und den wir in den letzten Wochen davor kennenlernten. Ich habe mit ihm öfters über die Krise in der Ukraine diskutiert, er ist einer der ganz wenigen Dominikanern, mit dem ich über Politik fernab der Karibik geredet habe. Auf der Einladung stand Beginn vier Uhr und ich hatte ehrlich schon ein mulmiges Gefühl als wir erst um fünf auf dem Weg zu dem Veranstaltungsort waren. Es war ein rundes riesiges Areal überdacht mit einem hohen Dach aus Palmwedeln. Es gab eine Bühne, eine Bar und einen Pool, wobei dieser natürlich nicht genutzt wurde, weil es versprach eine schicke Feier zu werden. Naja, auf jeden Fall kamen wir um fünf an und wir waren fast die ersten, nur die Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August eingeflogenen Freunde aus Deutschland waren schon da. Die Feier war noch im Aufbau, aber die Vorzeichen auf einen tollen Abend standen gut, kostenlose Drinks und Musik zum Tanzen inklusive. Es wäre letztlich auch eine ziemlich perfekte Feier geworden, wenn… wir nicht um ein Uhr nachts schon fahren mussten, mit dem Taxi, sterbend vor Hunger, denn obwohl seit acht Uhr das Buffett in den Warmhaltegefäßen bereitstand wurde es einfach nicht eröffnet. Und wir Schlaufüchse kamen um fünf mit etwas Hunger, in der Erwartung beim leckeren Buffett zwei bis drei Stunden später zuzulangen...falsch gedacht. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung und wir machten uns dann zuhause noch zwei, drei Brote. Das war der Samstagabend, DREI Tage vor dem erlösendem Datum, dem 10. Juni, dem Tag auf den ich schon so lange wartete und an dem ich endlich Agnes und Aeneas hier begrüssen sollte. Ich holte die beiden am frühen Dienstagabend am Flughafen in Puerto Plata ab und netterweise hat mich José (nicht der Bananenkönig, sondern mein Tutor) gefahren. Nach einer Stunde des Wartens (Verspätung) kamen sie endlich den Ausgang entlang und ich konnte sie Umarmen. Ich war total glücklich und euphorisch weil zwei gemeinsame Wochen vor uns lagen. Die ersten beiden Tage sollte Mao, mein Heimatort auf dem Plan stehen, bevor es dann nach Samaná, der Halbinsel, gehen sollte, auf der ich schon meinen Silvesterurlaub verbrachte. Was die zwei Tage in Mao betraf, wurde es jedoch erstmal ein halber Albtraum, denn Aeneas mit seinen fünf Jahren hatte einen Infekt aus der Heimat mitgebracht, und so verbrachten wir allen Ernstes die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der Klinik, weil der Junge stündlich gebrochen hat und schwach und dehydriert war. Ich kann den Zeitraum von Mittwochvormittag bis Donnerstagvormittag als die stressigsten und schlimmsten 24 Stunden meines Jahres hier bezeichnen. Im Nachhinein klingt das alles halb so wild aber es war ein schreckliches Gefühl, diese Verantwortlichkeit und den Kleinen so fertig und schwach zu sehen, und der Urlaub stand auf der Kippe. Am meisten taten mir die beiden Leid, die gekommen sind, um mich zu besuchen, und anstatt Mofongo essen zu gehen und mich in der Banda spielen zu sehen, lernen sie die Hygiene-, und Klinikstandards in der Dominikanischen Republik kennen. Und zwar nicht in einer touristischen Arztpraxis sondern Mitten im „alltäglichen“ Leben. Meine größten Bedenken waren, dass es etwas Hartnäckiges ist, und wir länger bleiben müssen, doch nach endlos vorkommenden Warten am Donnerstagmorgen gab der behandelnde Kinderarzt grünes Licht. „Wir können die Reise antreten“ und er hat uns seine Nummer mitgegeben, falls was ist. Eigentlich hatte ich geplant, dass wir mit dem öffentlichen Personentransport fahren, aber das wäre schlichtweg mit dem zwar sehr tapferen aber auch geschwächten Aeneas nicht möglich gewesen. Über Jose, meinen Tutor, kam ich an ein günstiges Taxi und wir konnten trotz dem Schrecken der letzten 30 Stunden wie geplant Donnerstagmorgen nach Las Galeras aufbrechen. Und auch wenn wir grünes Licht vom Arzt bekamen, ich brauchte noch zwei bis drei Tage um mich zu entspannen. Agnes und ich zuckten bei jedem „Mamaaa“ vom Kleinen zusammen, in der Erwartung ihn hilflos vor einer Lache Erbrochenem zu sehen. Hinzu kam, dass Las Galeras zwar ein wunderschönes, unberührtes und verschlafendes Dorf ist, mit den (meiner Meinung nach) schönsten Stränden des Landes, aber eben am Ar… der Welt. Zur nächsten größeren Klinik hätte es mindestens eine Stunde mit Taxi gedauert. Aber alles lief gut! Die Anspannung lies langsam nach und mit jedem Tag mehr ohne Brechen wurde ich Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August entspannter. Am Montag dann stand der Wechsel von Las Galeras nach Las Terrenas an, welches zwar etwas voller ist, und wo die Strände nicht ganz so unberührt in der Bucht liegen, dafür aber auch alles an nötiger medizinischer Infrastruktur für den Fall der Fälle vorhanden wäre. Es blieb alles gut und wir brauchten keinen weiteren Arztbesuch. Gerade pünktlich zum Anstoß des ersten Deutschlandspiel der WM kamen wir am Montag in unser Haus und hatten dann noch eine Woche voller Strand, Sonne, Spaß, Entspannung und leckeren Essen (u.a. selbst ausgeschlagenen Kraken by Agnes!!!). Vor allem die letzten Tage waren wir alle relaxt und jede Sorge war verflogen. Und auch wenn ich für Aenni immer und in jeder freien Sekunde Angry Birds spielen sollte, war ich einfach glücklich, dass sich der Urlaub trotz des Schreckens am Anfang zu einer der schönsten Zeiten hier entwickelt hat. An dem folgenden Dienstag lieferte ich dann die beiden am Flughafen ab und für mich ging es wieder nach Mao. Ich wäre gerne einfach miteingestiegen und auch nach Deutschland gekommen, aber für mich fehlten noch zwei Monate bis Mitte August. Wieder zurück …. Die darauffolgenden Tage war ich traurig und vermisste die Zeit am Strand und im Meer und auf der Arbeit war nicht viel zu tun, was es nicht leichter machte. Aber ich sorgte für Ablenkung: ab zur banda. Ich ging phasenweise bis zu vier Mal die Woche zur Probe und somit gingen die Tage schneller rum. Außerdem ging es nach dem Urlaub ich die K.o.-Runde der WM und so schauten wir, so oft es ging, die Spiele an. Zu den Viertelfinalen und Halbfinalen kamen meistens auch noch andere Freiwillige nach Mao, weil in unserem Büro genügend Platz war und eine stabile Internetverbindung vorhanden war, mit der wir die Spiele in ordentlicher Qualität gucken konnten. Anfang Juli dann, ein Wochenende vor dem Finale, war ich nochmal in San José de las Matas (SaJoMa) Das ist ein kleines Städtchen in den Bergen, etwas südlich von der Großstadt Santiago. Dort leben auch drei Freiwillige: Janek, Carsten und Marcus; und sie wollte ich auf jeden Fall besucht haben. Sajoma ist um einiges kleiner als Mao hat aber aufgrund der höheren Lage ein frischeres Klima. Unser Plan fürs Wochenende war nachmmittags Fußballgucken, was sich als unheimlich Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August umständlich herausstellte, den obwohl die Organisation der Freiwilligen in Sajoma die größte ist, war die Internetverbindung bescheiden, sodass wir die letzten Minuten des Spiels Niederlande gegen Costa Rica bei einem Bekannten der Freiwilligen geguckt haben. Am Abend haben wir beim örtlichen Volleyballturnier zugesehen. Es spielten vier Mannschaften aus verschieden Stadtbezirken gegeneinander, und es war eine super Stimmung auf dem Platz. Immer wenn ein Punkt gewonnen wurde, tönte es aus den Lautsprechern TOMAAA, was soviel wie „Nimm das!“ heißen soll. Gefolgt von einem Punto para la TREINTA. Am nächsten Morgen waren wir nochmal spontan an einem Fluss, und später ging es für mich zurück nach Mao denn am Sonntagabend stand noch ein Konzertbesuch an. Ich ging mit einer Freundin Daniselle und ihrer Familie zu El Prodigio. Wir kamen erst um zehn Uhr abends zum Konzertort, das machte aber nichts, denn die Band kam erst um zwölf! Sehr zu meinem Leidwesen, denn ich musste am Montag früh raus und so endete das Konzert erst um drei Uhr. Aber wie immer war es super, wir haben viel getanzt und Daniselles Cousin ist ziemlich witzig und somit war es ein schöner Abschluss des Wochenendes. Schon das darauffolgende Wochenende reiste ich mit einer Gruppe von Freiwilligen nach Santo Domingo, der Hauptstadt, um wenigstens etwas public viewing-Atmosphäre beim Finale zu haben, weil leider in der Dominikanischen Republik Fußball keinen großen Stellenwert hat. So fieberten wir gemeinsam mit vielen anderen Deutschen im Centro Dominico-Aleman und feierten die halbe Nacht „unseren“ Sieg. Und schon war es fast soweit: Das Abschlussseminar Ende Juli und damit der ultimative Endspurt stand vor der Tür. Bevor wir uns jedoch alle in Santo Domingo trafen um gemeinsam nach Sabana del Mar, aufzubrechen, wo das Seminar stattfinden sollte, haben mich nochmal Benita und Carsten besucht und wir machten eine Canyoningtour in den „27 Wasserfällen“ Eine Tour, bestehend aus Springen, Wandern, Schwimmen und Rutschen durch die Felsen und das Flussbett. Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August Vorbei, Vorbei… Und jetzt, nach einem guten Abschlussseminar mit viel Austausch in einer traumhaften Anlage und einer letzten, allerletzten Woche in Samaná bin ich in der letzten Woche meiner elf Monate in der Dominkanischen Republik. Und auch wenn ich jetzt nur über die Ausflüge berichtet habe, die letzten Wochen in Mao waren für mich mindestens genauso wichtig und besonders. Im Angesicht des Abschieds habe ich gemerkt, wie wichtig mir einige Menschen und Dinge wurden, und ich weiß, dass ich sie vermissen werde. Sei es die Banda, das Zusammensein mit Carmela, meiner Gastmutter, das Spielen mit den Kleinen, wenn sie bei uns zu Besuch sind, die Kollegen im Büro und die witzigen Gespräche und auch das Tanzen gehen mit Daniselle. Und dann sind es die unbewussten Dinge, die man nicht einfach benennen oder beschreiben kann. Es sind dieselben Dinge, die mich manchmal auch genervt haben, ohne zu merken, was eigentlich los ist. Es ist einfach das große Drumherum, in dem alle Erfahrungen passieren. Ich bin sehr gespannt, wie ich ein einigen Wochen und Monaten darüber denke. Eine ehemalige Freiwillige, die wir beim Seminar getroffen haben, hat mir erklärt: „Mein Eindruck über die Dom ist nicht abgeschlossen, wenn ich in den Flieger steige und auch nicht, wenn ich mittlerweile wieder mehrere Jahre in Deutschland bin. Mir war es wichtig, nochmals zurückzukehren, um zu spüren was den Unterschied ausmacht.“ - Eigentlich eine gute Aussicht, finde ich…einmal zurückzukehren, und nochmal klarer zu sehen, was den Unterschied ausmacht. Trotzdem bin ich sicher, so richtig werde ich es nie ergründen, es bleibt eine riesige chaotische Mischung aus situativen Emotionen, Eindrücken und einzelnen Erfahrungen. Die einen eindrucksvoller, die anderen unscheinbarer. Das alles zusammen bildet meine Idee der dominikanischen Republik. Und auch, wenn wir Freiwillige in einer ähnlichen Situation waren, es wird jede/r Einzelne/r ein anderes Bild beschreiben. Das Jahr über dachte ich oft, so ist das also hier, und automatisch schoss die Frage durch den Kopf Wie ist das in Deutschland? Und oft folgte auch sofort eine Bewertung, wie es besser ist. Und oft habe ich gefühlsmäßig die Realität in Deutschland beschönigt und war strenger vor Ort. Ich werde sehen, ob ich jetzt die Dinge in Europa anders wahrnehme und inwiefern die Dominikanische Republik trotz ihrer Probleme in einigen Punkten Deutschland und „den Deutschen“ Lehrer sein kann. Till Eichler – Bericht Nr. 3 April – Mitte August Alexej ist am letzten Sonntag, ein Tag nach unserer gemeinsamen Abschiedsfeier, nach Santo Domingo aufgebrochen und mir bleibt eine letzte Woche um Abschied zu nehmen, zu packen, mich nochmal dominikanisch bekochen zu lassen, nochmal tanzen zu gehen, das letzte Mal eine Probe der Banda zu besuchen…bevor ich in den Flieger steige und circa neun Stunden später wieder in Frankfurt auf dem Flughafen stehe. Und wie es weitergeht… Tja, und auch wenn jetzt mein Jahr hier zu Ende geht, das Abenteuer weltwärts in der Dom…ich habe nicht viel Zeit und es geht wieder weg von daheim, und zwar ins geliebte Nachbarland Holland, in dem ich die nächsten drei Jahre International Relations and Organization studieren werde. Ich sehe mich schon in vier Wochen im Bett liegen und am Grübeln darüber, was in den letzten Wochen alles passiert ist. Ausland-Abschied-Willkommen daheim ankommen-Abschied-Anzufangen zu studierenwieder Ausland (wenn auch nicht ganz so ausländisch ;) – und Willkommen in Groningen. Aber für euch, liebe Leser war es das mit meinen Berichten. Ich hoffe ich habe euch nicht sehr gelangweilt und ich hoffe auch, dass das nicht das letzte Mal war, mit jedem von euch kommuniziert zu haben. „Ich möchte Weltenbürger sein, überall zuhause und überall unterwegs.“ – Erasmus von Rotterdam Euer Till